Dreamstalker

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Dreamstalker

Seit nunmehr einer Woche wurde Kristina vom Schattenmann heimgesucht. So hatte sie insgeheim das Wesen getauft, das Nacht für Nacht in ihren Träumen herumgeisterte. Kaum hatte sie abends im Bett ihre Augen geschlossen und war ins Land der Träume hinübergewandert, tauchte er auch schon auf der Bildfläche auf. Während der ersten sieben Nächte war er als bloßer Schatten an der ihrem Bett gegenüberliegenden Wand erschienen. Ruhig, bewegungslos, innehaltend. Ohne sich zu rühren oder auch nur mit der Wimper zu zucken – falls er denn überhaupt Augen und Wimpern besaß. Kristina konnte aufgrund seiner Schattenhaftigkeit ja nur seinen Umriss erkennen: Etwa einen Meter fünfundachtzig groß, breite Schultern, kräftige Statur. Auf seinem Kopf trug er einen Hut, eine Melone, wie es vor gut hundert Jahren Mode gewesen war. Seine Gestalt wurde allem Anschein nach von einem langen Mantel umhüllt, in dessen Taschen er seine Hände vergraben hatte. Kristina musste aufgrund seiner Erscheinung unweigerlich an die alten Kriminalfilme in schwarz-weiß denken, die sie sich in ihrer Jugend so gerne angeschaut hatte. Doch welche Rolle spielte dieser Mann auf der Leinwand ihres Schlafzimmers: Den Detektiv oder den Ganoven? Seiner Aufmachung und seinem Verhalten nach zu urteilen, käme beides in Frage. Bislang hatte er sich Kristina nicht genähert – davon abgesehen, dass er sich jede Nacht in ihre Träume schlich und ihr von der Zimmerwand entgegenstarrte. Welche Absicht verbarg sich dahinter? Warum beobachtete er sie so eindringlich? Ging es ihm darum, ein wachsames Auge auf sie zu legen, um sie, vor was auch immer, zu beschützen? Oder wartete er nur auf einen günstigen Moment, um zuzuschlagen? Nämlich dann, wenn Kristinas Aufmerksamkeit abgelenkt war und sie nicht hinsah…



This Book is Part of a Series "Im Reich des Oktopus"
All Books in this Series:
Oktopus im Schwimmbad
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Dreamstalker
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Posts and Comments
Important Post
Maria

Träumerin!, da ist Dir was gelungen. Wer als alleinlebende Person bisher angstfrei zu Bett ging, der sieht das nach der Lesekost etwas anders... Bin ja Truecrime-fan, aber nur dann, wenn mein Mann da ist. Dass ich Übersinnliches ab jetzt nur noch in Begleitung lese, war mir bis heute neu.

PS: Verboten. Du solltest das Buch mit einem Vermerk versehen: Einzig für Lesende mit Nerven aus Stahl.

Maria

2 Comments
Träumerin

Vielen Dank für deinen Kommi. Ich selbst finde die Geschichte gar nicht so gruselig. Während ich nachts daran schrieb und plötzlich etwas hinter mir in der Hauswand laut knackte, bekam ich aber doch kurzzeitig einen Schreck, weil es sich im ersten Moment so anfühlte, als hätte... Show more

Maria

Habe analog dazu ein Gedicht verfasst:

"Mein Tango mit der Angst!" (Wettbewerb)

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