Lebendig geschrieben, mit viel Gefühl. Die Emotionen sind glaubhaft.
Großartig, wenn der Zufall einen genau dahin bugsiert, wo man nach Meinung des Schicksals sein sollte: dort, bei den Menschen, die einem gut tun. Haben wir in uns einen Detektor, der uns spüren lässt welcher Weg, welche Abzweigung zu nehmen ist, damit wir wenigstens annähernd in die wärmende Nähe des Glücks geraten?
Marie hat die Begegnung mit Gregor und die... Show more
Lebendig geschrieben, mit viel Gefühl. Die Emotionen sind glaubhaft.
Großartig, wenn der Zufall einen genau dahin bugsiert, wo man nach Meinung des Schicksals sein sollte: dort, bei den Menschen, die einem gut tun. Haben wir in uns einen Detektor, der uns spüren lässt welcher Weg, welche Abzweigung zu nehmen ist, damit wir wenigstens annähernd in die wärmende Nähe des Glücks geraten?
Marie hat die Begegnung mit Gregor und die anschließende Freundschaft gutgetan - und durch Zufall sucht sie sich ihr neues Zuhause - 21 Jahre später - dort aus, wo er in der Nähe sein Hobby zum Beruf gemacht hat: er hat sich ein Eisenbahnmuseum eingerichtet.
Wieso taucht dieses Thema so häufig auf in den Romanen: der Freund aus frühen Kindheits- oder Jugendtagen als Zuflucht und als die einzig wahre große Liebe, was der Protagonistin aber erst nach Jahrzehnten in den Sinn kommt.
Das Vertraute, die frühe Prägung als Hort der Sicherheit in einer als gefährlich empfundenen Welt?
Kleine Dinge, so wie eine alte Spielzeugeisenbahn, können sehr viel Nostalgie in sich bergen - und solche Dinge sind es, nach denen unser Detektor sucht und uns den Weg deutet dorthin wo Sicherheit und Vertrautes lockt.
Je komplizierter die Welt wird, je unüberschaubarer, um so mehr klammert man sich an das Alt-Vertraute, hofft es neu zu entdecken und wiederzubeleben - die vergangenen Tage des frühen Glücks.
Wie eine Brieftaube zurückfindet in ihren Schlag, so zieht uns erst das Fernweh fort, um Erfahrungen zu sammeln, und wenn wir erschöpft und ratlos sind von all den Welt-Erfahrungen, dann zieht uns unser Heimatsinn zurück zu dem, was verlässlich scheint und wo wir die größte Übereinstimmung finden mit unserem Selbst. Nicht mehr das Fremde lockt, sondern das Bedürfnis nach Harmonie, nach Seelenübereinstimmung.
Der Jugendfreund wird erst dann wiederentdeckt, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist: bei Marie ist dieses im Alter von 28 Jahren der Fall und nach einer Trennung, einer Flucht - weg von ihrem Mann, der sie enttäuscht hat.
Das Erproben von weit entfernten Lebensmustern scheint vorprogrammiert zu sein, scheint unsere Bestimmung zu sein: Dieses Wechselspiel zwischen Fernweh und Heimweh - dieser Rhythmus in dem Leben von jedermann.
Der Leser ist ganz gerührt, dass Marie in ihrer seelischen Destabilisiertheit das Stabile wiederfindet in Form eines alten Koffers mit den vertrauten Initialen und dem alten Eisenbahnmodell was an und für sich keinen Wert hat, aber ihr in diesem Moment des Wiederfindens in seiner Unverhofftheit wie ein Wink des Schicksal erscheint. Und das ist es wohl auch: wer weiß schon, von welchen tieferen Impulsen wir geleitet werden auf unseren Lebensbahnen.
Mancher wähnt sich als jemand, der die Bowling Bälle wirft auf die Bowling Bahnen, doch sind wir alle nicht vielmehr Bowling Bälle, die geworfen werden von einer höheren Instanz? Wer bestimmt, wohin wir rollen?
Und ob wir am Ende der Bahn gut abräumen oder voll daneben liegen - liegt das in unseren Händen?
LG
Phil Humor
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