Besonders clever war es von den USA ja nicht, den Rückzug aus den Verhandlungen anzukündigen, falls es nicht bald zu einer Einigung kommt. Eine Steilvorlage für Putin, die dieser jetzt auch nutzen wird.
Ich hoffe, dass wenigstens die militärische Aufklärung und die Waffenlieferungen weitergehen, und auch neue Sanktionen durch die USA selbst in Betracht kommen.
Die Ukraine fallenzulassen wäre absoluter Verrat und eine Schande... Show more
Ergänzung zum letzten Eintrag, damit ich nicht missverstanden werde: Die bei uns im Westen vorherrschende Sichtweise ist natürlich richtig und grundsätzlich zu unterstützen. Und wer sich dafür stark macht, beweist ein tolles Verständnis von Recht und Moral. Diese hochgesinnten Ideale sind lobenswert. Und sich im Falle eines Falles in Sicherheit zu bringen, wäre übrigens schlau. Zu bleiben wäre nicht so schlau ... Aber so weit muss es ja nicht kommen.
Ich habe aber das Gefühl, dass die Debatten unvollständig sind, und das sind sie auch. Ein Diktatfrieden wäre für die Ukraine nachteilig, unfair und unmoralisch und ist im Grunde abzulehnen. Stimmt. Ein Einfrieren des Krieges ist auch keine optimale Lösung. Stimmt.
Appeasement-Politik würde an den gescheiterten Versuch von 1938 erinnern und ist im Grunde abzulehnen. Stimmt auch.
Allerdings wollte man damals einen Krieg verhindern. Derzeit ist ein Krieg bereits im Gange. Ein hinreichender, rechtfertigender Unterschied?
Die überschaubaren Alternativen zu einem Diktatfrieden werden nicht ausdiskutiert, zumindest nicht öffentlich. Was sind die möglichen Konsequenzen, Verläufe und Endpunkte? Die Erfolgsaussichten? Warum genau ist das Weiterkämpfen besser? Ist ein aktiver Krieg besser als ein Friedensversuch? Die Wahrscheinlichkeit, dass er sowieso scheitert, ist hoch, das muss man leider so sehen ... Hinzu kommt, dass ein Diktatfrieden unmoralisch wäre.
Also wird weiter gekämpft. Mit welchem Ziel? Mit welcher berechtigten Hoffnung?
Und falls es ein Krieg gegen den Westen ist: Gegen die Lebensart? Gegen die Ziele? Die Lebensart steht auf keinen Fall zur Debatte. Was ist mit den Zielen? Es geht doch immer um Geopolitik.
Zu Russland muss man nichts mehr sagen. Russland, der Angreifer. Menschen werden getötet, Städte werden vernichtet. Unendliches Leid. Worte sind unzureichend. Die Bestie war schon immer da, auch wenn es mal eine Zeit des Friedens gab.
Geopolitik: Ausdehnung und Einfluss, auch räumlich. Was für die einen ein Vorteil, wird für die anderen zum Nachteil. Expansion, militärisch oder "sanft", durch Völkerrecht und moralische Maßstäbe gedeckt.
Doch Probleme sind durch geopolitische Veränderungen vorprogrammiert, so oder so. Sie sind und waren die Ursache allen Übels, das empfindliche Gleichgewicht mit absoluter Zuverlässigkeit zerstörend.
Was wäre das ideale geopolitische Gleichgewicht in Europa gewesen; die für die Bewahrung des Friedens vorteilhafteste Konstellation? Wie kommt man dort hin, falls überhaupt? Ein Thema, das Empfindlichkeiten berühren würde. Doch könnte eine Analyse, eine Spurensuche in der Vergangenheit helfen, einen Zustand des Friedens in Gegenwart und Zukunft wiederherzustellen?
Natürlich bleibt dies nur Theorie. Eine solche Herangehensweise ist nicht üblich. Man hinterfragt sich nicht und blickt nicht zurück, sondern nur auf den Gegner. Man redet nicht mit ihm, weil er dies instrumentalisieren und propagandamäßig als Erfolg darstellen könnte. Doch wie Chakotay schon sagte: "Solange wir uns ausspionieren und Vermutungen anstellen, werden wir wahrscheinlich Krieg führen".
Der Krieg ist bereits da, und Leute wie Chakotay gibt es in der Realität nicht. An die Lösungsstrategien fiktiver Welten glauben, wäre vermutlich töricht, oder? In der Wirklichkeit läuft immer alles auf Krieg hinaus. Und ist er bereits da, setzt jeder auf die Kraft der Waffen. Jeder. Denn Vertrauen vorschießen könnte naiv sein und wäre es vielleicht auch.