Richtig, man sollte nachdenken, bevor man sich auf diesem oder jenem Niveau austobt. Emotional hochaufgeladene Themen, wie "der Mörder meines Kindes...." eignen sich nicht zum Anstoßen einer Diskussion, die diesen Namen verdient. Es gibt weitaus banalere Fakten, wie dieses: 'ein Täter unter Alkoholeinfluß bekommt mildernde Umstände...', die auch schwer verständlich erscheinen. Schuld klebt jedenfalls an der Person und ist von der Allgemeinheit, der Gesellschaft nicht zu vergeben. Trotzdem leben wir in einem Gemeinwesen und brauchen Institutionen, die Gesetze erlassen und Recht einfordern und durchsetzen. Schuld kann nur zwischen den beteiligten Personen vergeben und abgetragen werden. Dank und Stern für Moni und ihre Gedanken. Cecilia

Lieber Helga,

wenn Du Deine Moni denken lässt, denkt der Josef, Du wärst ein wunderbarer Beichtvater geworden, allein wenn ich an die Übergriffe denke, die im Beichtstuhl vor der Vergebung stattfinden! Mir läuft das Wasser ...
Die Natur hat Schuld - ich vergebe sie ihr mit strahlenden Augen -, dass Du aus teils sichtbaren Gründen einen anderen Schicksalsweg genommen hast.

Sag dem herden, bevor er die nächsten Sprüche über Feierabendphilosophen loslässt, muss er unbedingt diesen Kommentar lesen, damit er bestes Anschauungsmaterial über eine Feierabendintelligenz hat.
Übrigens, ich halte Feierabendintelligenz für weitaus besser als das Fehlen jeder Spur von Intelligenz. Mathematisch ausgedrückt: 0 = 0.

Gruß
Josef

Wieder ein heißes Eisen, worüber Moni nachdenkt. Man kehre am besten immer zuerst vor der eigenen Tür, da geht es schon mal los. Eine endlose Problematik, die auch endlos schwer fällt, da dazu meist der größte Mut gehört, nämlich sich selbst zu überwinden. Und gerade hieran scheitern die meisten, da es viel einfacher ist, alle Schuld bei anderen oder irgendwelchen Umständen zu suchen nur nicht bei sich selbst. Nur darf man nicht vergessen, dass es sich bei Schuldfragen immer um eine zweiseitige Sache handelt, wobei besonders in unserem Rechtsstaat die zweite eine besonders krasse Betonung findet, sehr zu Ungunsten der ersten. So hat wohl immer und irgendwie auch die Gesellschaft versagt, wenn jemand straffällig geworden ist, weil er ein desolates Elternhaus hatte, isoliert von anderen war, gemobbt wurde usw. usf. Es gibt dann tausend Rechtfertigungsgründe, welche die Schuld des Täters mildern, so dass sie am Ende in keinem Verhältnis mehr zu seiner tatsächlichen Schuld steht. Der Effekt ist, dass ein minderbemittelter Mensch (um solche handelt es sich meist) danach seine Schuld auch bemisst und sie am Ende ebenfalls nicht mehr für so hoch erachtet und kein Problem damit hat, nach seiner Haftverbüßung, inzwischen auf Kosten des Steuerzahlers ‚resozialisiert‘, weiter zu leben, als wäre nichts geschehen.
Oder wie soll man einer Mutter erklären, dass der Mörder ihres Kindes nur 10 Jahre bekommen kann, weil er zum Zeitpunkt der Tat noch nicht volljährig war? Das ist schwer zu vermitteln und hat mich Gerechtigkeit nichts mehr zu tun. Und ob man so jemandem vergeben kann, wage ich ebenfalls zu bezweifeln. Schuld ist immer eine Frage des Gewissens, weshalb gewissenlose Menschen auch keine Schuld empfinden, eine Vergebung wäre allenfalls dann gerechtfertigt, wenn eine Schuld hinreichend gesühnt wurde, nach zehn Jahren für einen begangenen Mord wohl kaum.

über ein sehr schwieriges Thema nach! Schuld und Vergebung, wann hat man Schuld? Muss man vergeben? Das sind wieder Bereiche, die jeder sehr subjektiv betrachten wird. Wo der Eine die Schuld sieht, meint der Andere vielleicht, dass es nur ein kleiner Streich war?!
Und Vergeben, das ist wieder eine ganz besondere Sache! Ich glaube, damit habe ich manchmal auch Schwierigkeiten. Ich kann nicht alles vergeben, manchmal bin ich dann doch sehr nachtragend. Ich finde es auch nicht immer richtig, zu vergeben, denn es gibt "Schulden", die einfach zu schwer sind, sowohl im Großen, als auch im Kleinen, Privaten.
Man kann manche Dinge nicht ungeschehen machen, und man sollte sich manches wirklich drei mal überlegen, bevor man handelt.
Im Großen und Ganzen handele ich wie Moni, versuche meine Schuld so klein wie möglich zu halten, nur so kann ich vor mir selber bestehen.
Liebe Grüße, Gabi.

"Zu sich schuldig fühlen, gehört auch, sich zu ändern, damit man nicht wieder in eine Lage kommt, sich schuldig fühlen zu müssen. Also wenn ich der Meinung bin, die falschen Leute gewählt zu haben, dann wähle ich andere oder keine mehr."Zitat adolfkurt

Das Vertrauen in die gewählten Parteien und deren Führungskräfte ist bei sehr vielen Menschen extrem erschüttert. Erwartungen, Versprechungen erfüllen sich nicht. Man hat sie gewählt und SIE richten Schaden an, großen Schaden. Man fühlt sich quasi mitschuldig.
Was aber tun?
Andere Parteien kommen überhaupt nicht in Frage und Nichtwählen nützt den erklärten Feinden bekanntlicherweise. Hier gibt es keinen wirklichen Ausweg. Man wählt wieder das geringere Übel. Das Schuldgefühl bleibt aber, es ist so nicht auszumerzen.
Man muss sich in einer bürgerlichen Demokratie also auch arrangieren. das Leben würde sonst tatsächlich unerträglich werden.

Ja, und dieses Lippenbekenntnis, die volle Verantwortung zu übernehmen, hat nichts mit Schuldgefühlen zu tun. Terrorgruppen bekennen sich auch. Es ist schlicht eine Farce. Das Geschehene bleibt, an Wiedergutmachung denkt niemand, die Politik findet keinen Grund bzw. keine Rechtsgrundlage einzugreifen. Alles bleibt unbefriedigend.
Krasser noch ist das Procedere unter einer Diktatur, nur ist hier das kollektive und einzelne Schuldbewusstsein der Massen noch viel weniger vorhanden. Man sieht sich in der Opferposition, muss zusehen sich und die Familie zu schützen. Glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche.

Die Frage, was man tun kann und muss bleibt offen.
Nicht jeder taugt zum Märtyrer, mal abgesehen davon, dass man in seinen Handlungen immer die Verantwortung für evtl. in Mitleidenschaft zu ziehende Menschen bedenken muss.

Es scheint mir alles richtig, was Du da schreibst, aber auch mich befriedigt es nicht.
Noch ein Gedanke dazu:
Zu sich schuldig fühlen, gehört auch, sich zu ändern, damit man nicht wieder in eine Lage kommt, sich schuldig fühlen zu müssen. Also wenn ich der Meinung bin, die falschen Leute gewählt zu haben, dann wähle ich andere oder keine mehr. Aber in nicht nur unserem Lande fühlt sich scheinbar niemand schuldig bzw. er findet überhaupt nirgends etwas Verwerfliches, wo er sich als Teil der Demokratie schuldig fühlen könnte.
Anderer Gedanke: Wenn ein Politiker oder Vorsitzender eines Aufsichtsrates abdanken muß, sagt er am Schluß, er übernimmt die volle Verantwortung. Dafür bekommt er dann die ihm zustehende Entschädigung, einen tollen Rentenanspruch - und auch dabei fühlt sich wieder überhaupt niemand schuldig.
Gruß von adolfkurt

so ein bisschen an ....wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein ..... bei all dem Unrecht auf der Welt ist es nicht leicht, zu vergeben.
Bestrafung oder die Beichte mögen zwar freisprechen, an dem Tatbestand der Schuld ändert das nichts.
Ein jeder muss also mit seiner Schuld leben, sich selbst vergeben, um wieder in den Spiegel zu schaun.
Einige, so scheint mir, haben keinen Spiegel zur Hand.