Treibet das Handwerk nur fort, wir können' euch freilich nicht legen,

Aber ruhig, das glaubt, treibt ihr es künftig nicht mehr.

se

hört man ja oft, dass besonders fiese Psychopathen ein kuscheliges Lammfell über der Schulter tragen.....

Wow, dieses Drabble ist ja scheinbar der Hammer schlechthin!
Nicht weil es so besonders gut, oder besonders schlecht ist, sondern weil es die Lesergemeinde radikal spaltet!

Die einen sagen etwas verunsichert und nur zögerlich ja, die anderen unmöglich und geht gar nicht.
Aber kalt lässt es irgendwie keinen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals erlebt zu haben, dass ein Drabble so in der Kritik stand und zugleich für solche Aufregung gesorgt hat!

Sorry, an alle diejenigen, die ein Drabble mit dem „Verwursten“ eines Textes gleichsetzen. Jede Literaturform hat ihre Berechtigung, auch ein Drabble. Als ob es einen Unterschied macht, wie diese Story in welcher bestimmten Form abgefasst ist. Hier geht es allein um den geistigen Inhalt und wie man ihn selbst bewertet. Die Art und Weise seiner Darstellung ist nebensächlich. Die Autorin hat nicht ohne Grund diese Form gewählt, ob das nun jemanden passt, oder nicht.

Es wird sogar die Forderung laut, das Buch zu entfernen! …
Es entfernen?
Ha, das erinnert mich fataler Weise, an die Bücherverbrennung der Nazis vom März 1933 in Berlin.

1. Rufer: Gegen Klassenkampf und Materialismus, für Volksgemeinschaft und idealistische Lebenshaltung!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Karl Marx und Kautsky.

2. Rufer: Gegen Dekadenz und moralischen Zerfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.

3. Rufer: Gegen Gesinnungslumperei und politischen Verrat, für Hingabe an Volk und Staat!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Friedrich Wilhelm Foerster.

4. Rufer: Gegen seelenzerfasernde Überschätzung des Trieblebens, für den Adel der menschlichen Seele!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Sigmund Freud.

5. Rufer: Gegen Verfälschung unserer Geschichte und Herabwürdigung ihrer großen Gestalten, für Ehrfurcht vor unserer Vergangenheit!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Emil Ludwig und Werner Hegemann.

6. Rufer: Gegen volksfremden Journalismus demokratisch-jüdischer Prägung, für verantwortungsbewusste Mitarbeit am Werk des nationalen Aufbaus!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Theodor Wolff und Georg Bernhard.

7. Rufer: Gegen literarischen Verrat am Soldaten des Weltkriegs, für Erziehung des Volkes im Geist der Wehrhaftigkeit!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Erich Maria Remarque.

8. Rufer: Gegen dünkelhafte Verhunzung der deutschen Sprache, für Pflege des kostbarsten Gutes unseres Volkes!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Alfred Kerr.

9. Rufer: Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist!
Verschlinge, Flamme, auch die Schriften von Tucholsky und Ossietzky!

Wir wollen also auch heute, 78 Jahre danach, immer noch am besten das verbieten, was wir nicht hören wollen, es entfernen, damit es uns nicht mehr belästigt, es beseitigen, weil wir es nicht verstehen?
Es kann also immer noch nicht sein, was nicht sein darf!

Aber hat sich bisher auch nur einer der Kritiker die Mühe gemacht, dieses Literaturstück auf seine Aussage und seine Bestandteile hin, zu analysieren?
Mitnichten!
Die Wogen der Emotionen schlagen deshalb hoch, weil es hier um Kinder geht, die tot am Boden liegen und weil dazu von einem Hausmeister namens Mayrhofer, gelächelt wird.
Das sind die Fakten.
Alles andere wird vom Leser hineininterpretiert! Scheinbar werden hier diffuse ethische Grundwerte angegriffen und diese müssen irgendwie verteidigt werden, sagen die einen.
Aber wo bitteschön, hat die Autorin ihre Sympathie mit dem Verhalten des ‚Lächlers‘ bekundet?
Hat sie das Verhalten des Protagonisten bejubelt, zum Nachahmen aufgefordert, oder sich gar über tote Menschen lustig gemacht?
Nein das hat sie nicht!
Sie hat lediglich die Fakten einer überaus fiktiven Geschichte in den Raum gestellt!
Und wie wir das bewerten liegt allein an uns! Jeder für sich selbst kann entscheiden, was und wie das gemeint ist, was er da liest!
Niemand wird gezwungen, es zu lesen, oder gar für gut zu heißen!
Ein strafrechtlicher Aspekt scheint nicht verletzt, ein moralischer ebenfalls nicht.
Also was?
Fakt ist, es ist eine Provokation und so es war auch gemeint.
Die Autorin wollte provozieren und es ist ihr gelungen, wie man sieht!

Louis

Auf der einen Seite finde ich das Drabble gruselig, wie die anderen wohl auch. Auf der anderen Seite habe ich es (habs nu 3mal gelesen) wahrscheinlich völlig anders interpretiert als die anderen.
WO steht, dass der Hausmeister Schuld daran ist? WO, dass er eine grausame Freund daran hat, dass Menschen (in dem Fall wohl eher die Kinder) sterben? Man könnte es so interpretieren, dass der liebe Onkel von nebenan nicht das ist, was er zu sein scheint, ja. Es könnte jemand von der Sorte sein, an denen man am liebsten Selbstjustiz verüben würde, wenn man ihm auf die Schliche käme. Soll das Drabble mir sagen, dass die jungen Menschen es nun, seit dem er im Block ist, gar nicht mehr schaffen, alt zu werden, um einsam in ihren Wohnungen zu sterben und nicht bemerkt zu werden? Beruft sich das auf einen aktuellen Fall irgendwo?
Bitte klärt mich auf und seid mir nicht böse wenn es einem bereits überall in den Nachrichten oder Zeitungen ins Gesicht springt, die haben bei mir Hausverbot. Wohl, weil es oft genug Dinge gibt, die uns entsetzen. Und trotzdem immer wieder passieren.
Ich versuche hier nicht was schön zu reden, aber ich habe es eben wohl ganz anders aufgefasst. Ich sehe in dem Drabble eine Geschichte, in der Menschen sich nicht umeinander kümmern. In denen es ihnen egal ist, was mit den anderen passiert, jeder für sich lebt. Vielleicht ist der Block, in dem sie leben, von vorherein von Grausamkeit geprägt, in dem es niemanden kümmert, ob der eine dem anderen an die Kehle geht oder nicht. Vielleicht sind die Kinder Opfer von (zugegeben weit hergeholt) dritten, anderen Kindern, die grausam sind? Vielleicht lächelt der Hausmeister, dass eines von ihnen es wieder auf die andere Seite geschafft hat, weil ihm dort nichts mehr geschieht? Bin ich wirklich so dämlich, oder so abgebrüht, dass es mich nicht aufwühlt? Dass ich darin eine andere Version der Geschichte mit den Schwefelhölzern und dem kleinen Mädchen sehe?
Ich füge hinzu, was eigentlich keinen was angeht; aber meine Auffassung vielleicht erklärt, dass ich mir als Kind nichts schöneres vorstellen konnte als endlich tot zu sein. Und das hatte ich nicht den Erwachsenen zu verdanken, sondern in erster Linie dem täglichen Gang zur Schule. Und mit mir waren die Menschen noch "nett", wenn ich andere Biografien lese.
Danke fürs lesen des langen Kommis, ist sicher nicht einfach weil er vielleicht auch taktlos ist, indem ich nicht begreife.
Taps

Dies lieben netten Menschen,man kann sie überall treffen,sie haben eine Fassade wie ein frisch gestrichenes Haus,und blenden mit ungeheurer Freundlichkeit.

LG Johannes

Ich mag dieses Drabble so wenig wie ich Klaus Kinski mag.
Auch ein "Schock" kann, zumindest hier, das Böse nicht vertreiben und Denkanstöße zwecks Prävention und so... werden durch den Gedanken "Ach, ´n Drabble, wie niedlich." , sicher nicht gegeben, liebe Cassy. DAS hättest du sicher auf eine andere Art besser machen können.

Hm, ja, sicher.... aber gerade deshalb sollte es dann auch wirklich richtig und ausführlich abgehandelt werden und nicht in ein 100 Worte Drabble gepackt werden, wo eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema gar nicht möglich ist.
Einfach erschreckend, ein solches Thema in einen kurzen Witz gepackt zu sehen...und das dann auch noch als Gesellschaftskritik gewertet zu sehen!!!
Gelacht hab ich übrigens nicht, sondern erschrocken die Augen aufgerissen ob solcher Effekthascherei.

derartige Figuren durchaus bekannt. Verstehe die Diskussion nicht, die Autorin hat zu recht ein heikles und wichtiges Thema bearbeitet.
m

Tja, warum schockiert das Ganze? Weil man auf die falsche Fährte gelockt wird von dem Titelbild und der Rubrik Drabbles? Oder weil man spontan doch auflacht am Schluss und sich dann unendlich schämt für diese Reaktion? Weil nicht sein kann, was nicht sein darf ... Vielleicht eine Vorwarnung: "Dieses Drabble könnte Ihre Gefühle verletzen"? (-;

LG Melpomene

kann man leicht und schnell.
Aber die scheußliche Wahrheit nennen, das ist es, was der Schreibende auch sollte. Spätestens seit meinem Landsmann Georg Büchner.
andi65