Wo die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen und jede Rationalität seine Bedeutung verliert, eröffnen sich Freiräume der Seele, die es ermöglichen, sich den Empfindungen als Indikator des Unbewussten auf höherer Ebene zu nähern und somit ihre Ursprüngen zu erkennen. Was bzw. wer bin ich und vor allem, warum bin ich, wie wir bin? Diese Fragen berühren die Sehnsüchte aber auch Urängste eines jeden Menschen, da... Show more
Wo die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen und jede Rationalität seine Bedeutung verliert, eröffnen sich Freiräume der Seele, die es ermöglichen, sich den Empfindungen als Indikator des Unbewussten auf höherer Ebene zu nähern und somit ihre Ursprüngen zu erkennen. Was bzw. wer bin ich und vor allem, warum bin ich, wie wir bin? Diese Fragen berühren die Sehnsüchte aber auch Urängste eines jeden Menschen, da der Drang nach Selbsterkenntnis einer der stärksten überhaupt ist. Mit dem vorliegenden Werk offeriert die Autorin eine erstaunliche bizarre Selbstreflexion, die einen Leser bis zum Schluss über sein moralisches Urteil im Unklaren lässt. Vielmehr ergibt sich die Frage über den Wert eines moralischen Urteils insgesamt. Ähnlich den Gesängen des Maldorot vom Comte de Lautrémont, wird auch hier nur fragmentarisch skizziert und die Realität weitgehend ausgeblendet, was die beabsichtige Wirkung wiederum nur erhöht. Die Protagonistin befindet sich in einem Taumel, ja in einem Traumzustand, indem das Unbewusste (Irrationale) einen verblüffend selbsterkennenden Abschluss findet, der wiederum nur erahnen lässt, woher die auslösenden Ängste rühren. Da wird zb. von der Mutter als einer harten, kalten Frau geredet, die dann wieder ganz warm und zärtlich wird und sich ihr wärmend nähert. Dieser Kontrast regt nicht nur zum tieferen Nachdenken, sondern gar zu Identifikation mit sich selbst an. Nach dem Lesen fragt man sich unwillkürlich, ob sich Titel und Thema sic h nicht beißen, wird aber voller Verwunderung eine verblüffenden Harmonie feststellen. Ein beachtliches Werk von großer Tiefe, worüber sich noch so manches sagen ließe.