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Cuisine der Magie

Der Abend war frisch wie die Speisen auf den Tellern. Der Wein roch genau so fruchtig und süß, wie mein Parfum. Und dein Blick war scharf wie die Chilischote, in die ich versehentlich biss, weil ich meine Augen von dir nicht lassen konnte. Du sahst mich die ganze Zeit an und ich schmolz dahin, wie die Kerzen, die zwischen uns am Tisch standen. Beschämt senkte ich meinen Blick. Die Verlegenheit trieb mir Röte ins Gesicht, passend zu den Rosenblüten, die zerstreut auf der Tischdecke lagen. Ich fühlte, wie mich dein frecher Blick abtastete, wie du mit den Augen die Knöpfe meiner Bluse abgezählt hast. Dein schwerer Arm glitt über den Tisch und ich erzitterte vor Kälte. Als wäre ich ein mundgeblasenes Glas in deiner Hand, spürte ich deine gepflegten Finger auf meiner Haut und bekam Gänsehaut. Magnetisch angezogen folgte mein Blick dem Kristallglas bis zu deinem Mund und plötzlich schmeckte ich deine Lippen. Ich schloss genüsslich meine Augen. Womöglich hatte ich doch mehr als nur einen Schluck des Weines gekostet. Das Schwindelgefühl hob mich in die Höhe. Verwirrt riss ich meine Augen auf – nein, es warst du. Dein Herz schlug mit meinem im Takt, so nah bist du bei mir gestanden. Ich hörte dich seufzen, als deine Finger meine Frisur lösten und dein Atem in meinem Haar verschwand.

Gebettet auf den Rosenblättern sah ich das Kerzenlicht in deinen Augen sich spiegeln, als du dich zu mir geneigt hast. Dein heißer Atem in meinem Gesicht versiegelte meine Augenlider, ich war dir blind ausgeliefert.

Ich war die Perle in der Auster und du hast meine harte Schale geknackt. Ich zitterte in deinen Händen wie die Götterspeise, die als Dessert zur Auswahl stand. Wie schockgefrostet - rasendschnell drang die Kälte durch meine Knochen und Mark, ausgelöst von einem einzigen Eiswürfel in meinem Bauchnabel. Du hieltst ihn zwischen deinen Zähnen. Ich fühlte die Tauwasserperlen über meine Haut kullern. Spannung lag in der Luft. Ich konnte das Knistern deutlich hören, dafür bekam ich das Klicken des Verschlusses an meinem Büstenhalter gar nicht mit. Ich stand plötzlich in Flammen, als läge ich auf einem heißen Stein und der kleine Eiswürfel löste sich in wenigen Sekunden in Luft auf.

Als sich unsere Lippen begegneten, konnte ich nur mehr die Erdbeere schmecken, die vorhin in dem Eis versteckt gewesen war.

Mein Brustkorb erhob sich. Scheinbar gab es einen unsichtbaren Faden zwischen meinen Nippel und den Blättern der Minze, mit denen du meine Brüste gestreichelt hast. Ich wurde sofort süchtig nach diesem Spiel und schämte mich für meinen Heißhunger auf Zärtlichkeit. Vergebens versuchte ich mich der Berührung zu entziehen. Ich verlor die Kontrolle über dieses Verlangen und gab schließlich nach.

Ein Tropfen auf meiner Unterlippe lenkte mich ab. Gierig öffnete ich meinen Mund, um mehr von diesem süßen Gift abzufangen. Du hast es weg geleckt, bevor sich die Geschmacksknospen meiner Zunge damit vollsaugen konnten. Akazienhonig. Der Duft war unverkennbar. Deine innigen Küsse lenkten mich von dem Gedanken ab, dass ich Honig eigentlich nicht mochte. In meinem Kopf war kein Platz für Grübeleien. Umso mehr Platz gab es auf meiner nackten Haut und ich zählte jeden Tropfen, der auf mich gefallen war und der von deinen warmen Lippen aufgenommen wurde.

Instinktiv griff ich nach deinen Fingern, die sich an meinem Rock zu schaffen machten. Aber wie sollte ich einem erfahrenen Koch widerstehen, der bislang noch jede Jakobsmuschel ihrer Hülle beraubte.

Je mehr sich mein Bauchnabel mit Honig füllte, umso mehr gab mein Körper von sich preis. Ich kam mir vor, wie ein Pfirsich, kurz vor dem Karamellisieren – hüllenlos, verführerisch süß und einer Sünde wert.

Der Duft der Akazien kroch meine Leiste hinunter. Dabei wurde ich von einer Hitzewelle überrollt, die mir für Augenblicke alle Sinne raubte. Die Situation erreichte ihren Siedepunkt und ich stürzte mich Kopfüber in diesen Augenblick. Wie ein Schalentier ins kochende Wasser. Nur kochte ich vor Leidenschaft.

Als der erste Akazienhonigtropfen über meinen Hügel lief und in die Tiefe fallen drohte, hast du ihn mit deinen Lippen aufgefangen. Ein Blitz fuhr durch mich durch. Ein Stromschlag, der die Meeresbewohner betäubte. Mit weit offenen Lippen rang ich nach Luft und blieb dabei genauso stumm wie ein Fisch.

 

Dein sahniger Abschiedskuss holte mich in die Realität zurück …

 

Ich saß am Tisch, zugeknöpft bis zum Hals und sah dich an. Du hast dir gerade mit dem Tuch die Creme abgewischt, die an deinen Lippen haften geblieben war. Ich bemerkte dein mildes Lächeln und versenkte sofort meinen Blick in der Kaffeetasse, die vor dir auf dem Tisch stand. Von dem Sahnehäubchen fehlte ein Teil.

Ich war verwirrt. Meine Augen streiften durch die große Eventhalle. Noch vor einer Sekunde war ich von Stille umgeben und jetzt rauschte es hier, wie in einem Bienenstock. An den anderen Tischen saßen Menschen, die ich nicht kannte. Wo kamen sie plötzlich her?

Es dauerte eine Weile, bis ich mir die Frage beantworten konnte – wo ich war und warum ich hier war. Dinner & Show - sechs Gänge für Körper und Seele.

Eine Hand berührte meine Schulter. Mein Mann beugte sich zu mir runter. Bevor er sich auf seinen Platz setzte, flüsterte er mir ins Ohr: „Ich habe gerade erfahren, dass an unserem Tisch einer der geladenen Mentalisten sitzt.“ Meine Erinnerung an das Thema dieses Abends kehrte zurück. Magie. Ich schmunzelte. „Angeblich soll er ein Meister der Hypnosekunst sein“, bemerkte er belächelnd. Meine Hand landete auf seinem Knie und glitt den Innenschenkel hoch. Ich blickte ihm dabei tief in die Augen. Als ich sein Staunen verspürte, lächelte ich ihn kokett an. „Davon bin ich überzeugt, Liebling.“

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Text: Zoe Zander
Cover: Zoe Zander/Jeanette Peters
Editing: Zoe Zander
Publication Date: 09-25-2018

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