SILVESTER
Hiermit sei es allen kundgegeben,
dass der Mensch, gleich ob Frau oder Mann,
etwa siebzigmal in seinem Leben
nur Silvester feiern kann.
Davon kann man fünfzehn Feten streichen,
weil die ersten Jahre ohnehin
in der Regel unbeschwipst entweichen
ohne Sekt, Bier oder Gin.
Auch die letzten zehn gehen in die Hosen
und veröden meist vor zwölfe schon;
denn der stete Vormarsch der Sklerosen
mindert auch die Party-Kondition.
Zehn vergammelt man bei Tante Netty
als vergrämter Sultan oder Khan
ohne Harem, aber mit Konfetti
in der Hoffnung auf die erste Bahn.
Zehn verpennt man mit gequollner Rübe,
physisch ausgenockt und seelisch matt,
weil man im Büro und im Betriebe
allzu kräftig vorgefeiert hat.
Fünfe platzen mangels Babysitter.
Sechse opfert man dem Studium.
Achte kommen schließlich im Gewitter
unverhoffter Ehekrisen um.
Dreie gehen am Kassenstand zu Grunde,
und zwei weitere werden abgesagt,
weil ein Pustelchen am Munde
gnadenlos an unsrer Schönheit nagt.
Daraus folgt: Ich muss mich sputen!
Was mir bleibt, ist diese eine Nacht!
Und ich will sie genießen in den Fluten
ungedrosselter Silvesterpracht!
Heute wird geprasst und gesoffen,
bis der letzte Tropfen Sekt verebbt!
Falls mein Eheweib – ich wills nicht hoffen! -
mich nicht doch noch in die „Neunte“ schleppt....
Text: Foto: Galerie von OldScoolMan
Gedicht: nach Hans Krause
Publication Date: 12-22-2011
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