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Urlaubssperre für die Weihnachtsengel

 

Man sollte meinen, nach Weihnachten herrscht Ruhe im Himmel, aber das Gegenteil war der Fall, die Engel, die dem Weihnachtsmann so fleißig geholfen hatten, packten fleißig ihre Rucksäcke, flatterten aufgeregt von Wolke zu Wolke, denn es sollte, wie jedes Jahr nach dem Fest, zur Erholung in die Südsee gehen. Im Badeanzug am Meer liegen, faulenzen und den Surfern zusehen, die über die Wellen tanzen, davon träumten wohl gerade alle Engel.

 

Das kleine Engelchen Bienchen räumte doch die letzten Sachen in der großen Werkstätte weg, es war besonders eifrig bei der Sache gewesen, hatte es doch das erste Mal dem Weihnachtsmann helfen dürfen.

Bienchen wollte gerade die große Landkarte einrollen, wo der Weihnachtsmann die Länder abgehakt hatte, die er in der Weihnachtsnacht besucht hat. Man glaubt es kaum, aber der Weihnachtsmann ist ein Bürokrat, alles musste seine Ordnung haben.

Da erstarrte Bienchen, das durfte doch nicht wahr sein!

So eilig, wie sie konnte, flog sie zum Weihnachtsmann in sein Büro. Dieser machte gerade seine letzte Abrechnung, aber in Gedanken war er bereits auch schon im Urlaub. Da zupfte etwas an seinem roten Mantel.

„Weihnachtsmann, es ist etwas Furchtbares passiert!“ Bienchens Stimme piepste vor Aufregung, noch dazu hatte sie großen Respekt vor dem Mann im roten Mantel.

„Was ist denn, kleines Engelchen?“ fragte der Weihnachtsmann etwas brummig, er wurde während seiner Büroarbeit nicht gerne gestört.

Er nahm einen Keks aus einer Dose und bot ihm dem kleinen Engel an, aber Bienchen war zu aufgeregt, um etwas essen zu können

„Wir haben auf Weihnachten vergessen!“ rief Bienchen aufgeregt und ihre Flügelchen flatterten wie kleine Propeller, verwirbelten sogar den weißen Bart des alten Mannes.

„Was? Nein, das haben wir nicht, die Kinder haben doch ihre Geschenke bekommen“, der Weihnachtsmann lächelte nachsichtig, das kleine Engelchen war wohl etwas überarbeitet.

„Ja, viele Kinder haben Geschenke bekommen“, beharrte Bienchen, „aber nicht alle!“

„Und warum glaubst du das?“ schön langsam wurde der Weihnachtsmann unfreundlich.

„Die Landkarte, darauf ist es genau zu sehen“, Bienchen zeigte in Richtung der Werkstatt.

Nun erhob sich der Weihnachtsmann.

„Das muss ich mir selbst ansehen“, meinte er und stampfte davon, während Bienchen aufgeregt neben ihm herflog.

 

In der Werkstatt flatterte Bienchen zur großen Landkarte und zeigte aufgeregt darauf. Und wirklich, bei einigen Ländern fehlte der Stern, mit dem der Weihnachtsmann die Länder immer markiert, wo er die Geschenke verteilt hat. Die Karte glänzte von den vielen Sternen golden, doch gab es einige Lücken in Südeuropa, in Südamerika und auch das große Russland sah ziemlich traurig ohne Stern aus.

Nachdenklich kratzte sich der Weihnachtsmann den Bart.

„Wie konnte mir das nur passieren?“ schüttelte er etwas fassungslos den Kopf.

Bienchen wollte es nicht sagen, aber der Weihnachtsmann war alt, da konnte man schon vergesslich werden.

„Das müssen wir sofort ändern“, rief der Weihnachtsmann und gleich darauf hallte seine Stimme befehlend durch den ganzen Himmel. Die Engel ließen erschrocken alles stehen und liegen und eilten herbei, fast hätte sich der Osterhase mit auf dem Weg gemacht, aber in letzter Sekunde wurde ihm klar, dass er noch etliche Wochen Zeit hatte und er wandte sich wieder den Bergen von Eiern zu, die er noch bemalen musste.

 

Als alle Engel versammelt waren, erklärte der Weihnachtsmann was passiert ist, verhängte eine sofortige Urlaubssperre und schickte die Engel wieder zur Arbeit, die zwar murrten, aber ohne Widerrede folgten. Danach wandte er sich an Bienchen.

„Du hast dir ein großes Lob verdient“, sagte er lächelnd, worauf Bienchen vor Freude ganz rot wurde, „dank deiner Aufmerksamkeit bekommen nun auch die restlichen Kinder ihre Geschenke und ich verspreche dir, dass keines ausgelassen wird.“

Er wollte sich schon abwenden, aber dann überlegte er es sich und wandte sich nochmals Bienchen zu.

„Willst du mich begleiten, wenn ich die Kinder beschenke?“

„Ich…ich…darf…darf…dich begleiten?“ stammelte Bienchen ungläubig, fast wäre sie zu Boden geplumpst, da ihre Flügelchen vor Schreck still standen.

„Ja, das darfst du, freu dich nicht zu früh, es ist ziemlich anstrengend“, brummte der Weihnachtsmann.

 

Er hatte recht, es war anstrengend und kalt! Bienchen fror erbärmlich, obwohl sie sich schon ganz im Mantel vom Weihnachtsmann versteckt hatte, aber dieses Russland war sowas von kalt, brrrr!

„So, wir sind fast fertig und jetzt habe ich noch eine Überraschung für dich“, sagte der Weihnachtsmann endlich.

„Jaaa?“ gähnte Bienchen, sie war schrecklich müde.

„Ja, wir fliegen jetzt in ein besonderes Land, eigentlich sind es Inseln und es ist immer warm dort, auch im Winter“, erklärte der Weihnachtsmann.

„Gibt es dort auch etwas zu essen?“ Bienchen war nämlich nicht nur müde, sondern hatte auch noch großen Hunger, ein Brötchen mit Salami wäre jetzt das Beste, was sich Bienchen vorstellen konnte.

Der Weihnachtsmann leckte sich über die Lippen.

„Ja, die haben viele gute Sachen dort zum Essen, aber ich verrate dir ein Geheimnis, dort gibt es die besten Bananen der Welt!“

Er lenkte den Schlitten in Richtung Süden und steuerte auf die Inseln vor der Westküste Afrikas zu.

 

Und so geschah es, dass die Kinder seit damals in einigen Ländern der Erde erst am 6. Jänner die Geschenke bekommen!

 

Ende

 

 

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Text: Margo wolf
Cover: Pixabay
Publication Date: 01-08-2019

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