Cover

Der erste Tag *Mum und Dad drehen durch*



Okay, ich kam heute an eine neue Schule und Mum und Dad waren total emotional drauf. Beim Frühstück warfen sie sich und mir merkwürdige Blicke zu. Als ich sie fragte, was los sei, lächelten sie nur verklärt und meinten, das würde ich schon alleine herausfinden. Wir waren am Wochenende nach London gezogen, weil mein Dad eine neue Stelle hatte. Ich hatte zwar meine ganzen Freunde zurücklassen müssen, aber ich dachte mir nur: Hey- wir leben in der modernen Welt! Ich sage nur telefonieren, mailen, chatten, Skype… In London ist es einfach cool. Es war schon immer meine Lieblingsstadt gewesen. Da wir nicht gerade arm waren, konnten wir uns ein wunderschönes Haus im Herzen Londons kaufen. Ich fühlte mich schon jetzt zuhause. In diesem Moment sprang Mum wie verrückt auf. „Lilly! Oh mein Gott, du verpasst deinen Bus!“ Ich verdrehte die Augen. „Mum, ich bin kein Kind mehr! Ich bin 17!“ „Das weiß ich doch. Aber ich bin nur so aufgeregt!“, sagte sie. „Müsste nicht eigentlich ICH aufgeregt sein?“, fragte ich stirnrunzelnd. Mum wurde aus unerklärlichen Gründen rot. „Jetzt geh schon“, und mit diesen Worten schob sie mich in den Flur. Ich schnappte mir meine Tasche und meine Brotdose und lief aus dem Haus.

Am Bus *J&J*


An der Bushaltestelle angekommen, sah mich eine Gruppe Mädchen und fing an zu tuscheln. Ich stellte mich ein wenig Abseits, machte den iPod an und kümmerte mich nicht um die Mädchen. Plötzlich fiel mir siedend heiß etwas ein. Ich nahm meinen Rucksack in die Hand. Ich hatte nämlich kein Brot in meine Brotdose getan! Mum hatte das auch nicht gemacht, sie machte das nie. Trotzdem sah ich nach. Als ich die Dose öffnete, manifestierte sich ein komplettes Frühstück mit Brot und allem drum und dran! Ich erschrak heftig und ließ die Dose fallen. Die Mädchen sahen zu mir und kicherten. Ich warf ihnen einen finsteren Blick zu. Langsam beugte ich mich über meine Brotdose. Das Brot war immer noch da! Ich nahm es in die Hand, schnupperte daran und biss einmal kräftig hinein. Es schmeckte wie ein ganz normales… Brot mit Nutella! Ich legte es mit zusammengekniffenen Augen wieder in die Brotdose. Als ich mich wieder aufrichtete stand ein Mädchen aus der Gruppe von eben vor mir. Sie sagte etwas, doch ich konnte sie nicht verstehen, ich hatte den iPod so laut an. Ich nahm die Kopfhörer raus. „Sorry, was hast du gesagt?“, fragte ich freundlich. Wäre ja noch schöner, wenn ich mir am ersten Schultag schon Feinde machen würde. „Wer bist du?“, fragte das Mädchen. Sie war wunderschön, hatte lange, blonde Haare und riesige Blaue Augen. Ich für meinen Teil hatte braune, lange Haare und grüne Augen. „Ähm.. Ich bin Lilly. Und du?“, antwortete ich ihr. Sie hob eine Augenbraue. „Du siehst ja ganz gut aus.“, sagte sie. „Ich bin Jessica, du kannst mich J nennen. Willst du dich zu uns stellen?“ Hatten sie sich nicht eben noch über mich lustig gemacht? Andererseits… „Ja, gerne.“, entschloss ich und lächelte Jessica freundlich an. „Wenn du willst, kannst du mich Lil nennen.“ „Jaja.“, meinte J. Ich folgte ihr zu den anderen Mädchen. „Bist du die Neue?“ „Wie heißt du?“, kam es direkt von allen Seiten. Jetzt wusste ich wenigstens, wie es war, die neue zu sein. „Ich bin Lilly und ja, ich bin neu hier.“, sagte ich schüchtern. „Und was kannst du?“, fragte ein Mädchen mit pinken Strähnen. Sie hatte sich bei J untergehakt. Was kann ich? Ich runzelte die Stirn. „Ja, was ist deine Fähigkeit, was kannst du?“, fragte das Mädchen noch einmal, das sich als Charlotte vorstellte. „Ich weiß nicht…“, stotterte ich und hoffte, das sei die richtige Antwort. „Baby!“, kreischte in dem Moment Jessica und flog mit Lichtgeschwindigkeit einem Jungen entgegen. Er fing sie auf und küsste sie. Alle in dem Kreis fingen an, sich schnell Lipgloss oder ähnliches drauf zu schmieren. Ich konnte nur den Jungen anstarren, der wahrscheinlich Jessicas Freund war. „Das ist Jake!“, grinste sie. Auf einmal schien sie ganz nett. „Ihr kennt euch noch nicht. Jake, das ist Lilly, sie ist neu hier.“ „Hey.“, lächelte Jake und er sah mir in die Augen. So bemerkte ich nicht, dass er Jessicas Hand losließ, die er bis vor einer Sekunde festgehalten hatte. Sie grapschte wieder danach, aber Jake trat einen Schritt vor und schüttelte mir die Hand, etwas länger als nötig. Das bemerkte J und schnappte sich den Arm eines Typen, der mit Jake angekommen war. Er sah auch sehr gut aus. Jetzt drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und umarmte ihn innig. Wahrscheinlich um Jake eifersüchtig zu machen, aber er achtete nicht auf sie. „Kommst du heute nach der Schule mit mir in den Pizza Hut an der Victoria Station? Unsere Schule ist da auch in der Nähe.“, drang Jakes Stimme in mein Bewusstsein. Meinte er etwa mich?! „Meinst du mich?“, fragte ich atemlos. Da bemerkte ich, dass ich seine Hand noch festhielt. Ich wollte loslassen, aber er hielt sie fest. „Ja, dich meine ich, ganz genau.“ Er lächelte schief und sah mich an. „Ja…Ich…Gerne.“, stotterte ich aufgeregt. „Und willst du im Bus bei mir sitzen?“, fragte er mich danach. „Ähm… Ja.“ Da lächelte er und ließ meine Hand los. „Cool.“ „J!“, rief er über die Schulter. „Ja?“ In Sekundenschnelle war sie neben ihm aufgetaucht. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und wollte sich wieder an ihn drankletten, aber Jake schob sie weg. Jessica runzelte die Stirn. „Sorry, J, aber das mit uns kann nichts werden. Es ist aus.“ Jessica lachte spöttisch. „Ach, ja? Und wieso?“ „Wir sind einfach zu verschieden. Es tut mir leid.“ „Dein Problem.“, meinte J und stolzierte davon. Ich riss die Augen auf. Dann sah ich zu Jake. „Ähm, das ist mir jetzt total peinlich!“, sagte Jake. „Ist nicht schlimm, wenn ihr zu verschieden seid…“ „Nein, ich meine es ist mir peinlich, dass du mich mit ihr gesehen hast. Ich weiß nicht, warum ich jemals mit ihr zusammen sein konnte. Vielleicht war ich von ihrer Schönheit geblendet!“ Von ihrer Schönheit geblendet? Aber sonst… Ich wollte etwas erwidern, aber ich bemerkte aus dem Augenwinkel etwas. Ich sah über Jakes Schulter und keuchte auf. J umarmte gerade den Typ von eben und küsste ihn. Der lief rot an und wollte sie wegstoßen. Jake drehte sich um und lachte. „Oh, Gott. Das ist Leroy, der Freund von Charlotte. Warte ab, L. Das gibt Krieg.“ L?! Er hatte einen Spitznamen für mich? Oh mein Gott, aber Leroy schien jetzt den Wiederstand gegen J aufzugeben. Im Gegenteil, er schlang die Arme um sie und knutschte sie ab. „Siehst du L, jetzt kommt Charlotte. „DU SCHEISS-SCHLAMPE!“, brüllte Charlotte. Alle auf der Bushaltestelle drehten sich um, um das Drama mitzubekommen. „Und Leroy! Es ist aus! Werde doch glücklich mit Jessica !“ Sie schlug Leroy mit der flachen Hand ins Gesicht. Dann drehte sie sich wutschnaubend zu J um. „Ich dachte, wir wären Freundinnen…“, ihre Stimme klang auf einmal ganz bemitleidenswert. Jessica schnaubte und sagte nur: „Ja das WAREN wir. Aber irgendwie bist du mir zu hässlich.“ Dann drehte sie sich zu Jake und Mir und rief: „Hey, ihr Turteltäubchen!“ Ich schluckte. Wollte ich mich jetzt wirklich mit Jessica auseinander setzen? "Ähm.", machte ich. Jake drehte sich zu mir. "Lilly, mach dir nichts draus, was sie jetzt sagt. Ignorier sie einfach, der Bus kommt sowieso gleich!" Okay, dachte ich mir. Jessica stand mittlerweile vor uns. "SO!", rief sie. "Lilly. Du weißt glaube ich noch nicht, mit wem du es zu tun hast." Oh Gott, dachte ich. Nachher ist sie wirklich gestört. "Ich bin Jessica.", meinte sie dann überzeugt. "Ach, so weit waren wir auch schon", sagte Jake. Sie sah ihn genervt an und zog eine Augenbraue hoch. "Also. Ich bin das Hübscheste, Beliebteste und intelligenteste Mädchen der London High. Und denk nicht, nur weil ich Jake nicht mehr habe, könnte ich dir nicht jeden anderen weg nehmen, den du vielleicht einmal mögen wirst." "Ähm, okay. Ich werds mir merken", meinte ich schüchtern. Was zog J denn hier ab? Ich kam mir vor wie in einer schlechten Fernsehsendung!

Zum Glück rettete mich Jake. "Der Bus ist da."

Die Fahrt zur Schule *heart attack*

Ich will ehrlich sein. Ich hatte gedacht, eine einzige Busfahrt neben dem wahrscheinlich hübschesten Jungen von London zu sitzen wäre keine große Sache. Ja, vor allem weil du ja auch so viel Erfahrung mit hübschen Jungs hast, meckerte mein Unterbewusstsein. Egal, auf jeden Fall setzten wir uns auf Plätze ganz hinten und ich stopfte mir meine Kopfhörer in die Ohren, da ich einfach nur in Ruhe Musik hören wollte.

Ich schaute also aus dem Fenster und schaute mir die Stadt an. Die Schule war in Brixton, also fuhren wir an der Themse vorbei und die Aussicht war wunderschön.

Als wir grade über eine Brücke gefahren waren, fühlte ich eine Hand auf meinem Rücken und bekam fast einen Herzinfarkt.

Das konnte nur Jake sein und ich versuchte, ihn zu ignorieren. Bis zur Schule konnte es nicht mehr weit sein, denn wir waren grade am Ruskin Park vorbeigekommen und die Schule lag in der Rosendale Road.

Jakes Hand fuhr langsam über meinen Rücken und streichelte mich. Er verzwirbelte meine langen braunen Locken zwischen seinen Fingern und verursachte damit bei mir eine Gänsehaut.

Ruhig atmen, Lilly. Ein und Aus, ein und aus...

Er hörte einfach nicht auf damit! Und es schien auch niemand mitzubekommen.

Außer mir.

Langsam fuhr seine Hand an meiner Hüfte nach vorne und auf mein linkes Bein.

Warum sagte ich ihm nicht, er solle aufhören, fragen sich jetzt sicher viele.

 

Ich konnte nicht. Es war, als hätte man mir die Luft abgeschnürt. So etwas hatte ich noch nie erlebt, ich konnte mich auch nicht bewegen! Ich war wie erstarrt.

 

Nun fuhr seine Hand zwischen meine Beine und das löste meine Erstarrung.

Ich stand auf und setzte mich schnell auf einen anderen Platz. Draußen sah ich das Straßenschild: Rosendale Rd. Wir waren da.

First day of School

Die Schule war größer, als ich gedacht hatte.

Imprint

Text: Alle Rechte liegen bei der Autorin
Publication Date: 01-06-2013

All Rights Reserved

Next Page
Page 1 /