Kein Weg führt zurück für unseren Protagonisten. Nennen wir ihn Joe. Ein netter Name, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Aber das könnte genau so gut täuschen. Wer vermag das heute schon vorherzusagen, wohin er sich in Kürze begeben wird. In die Höhles des ... ? Zwischen die Zähne der ... ?
Hyäne! Upps und schon sind wir bei unserer, ich darf doch unserer sagen, lieber Leser? ... also bei unserer Protagonistin angekommen. Wie werden Joe und Hyäne miteinander in Verbindung treten? Sind sie überhaupt ein Paar? Wer könnte heute schon sagen, ob Hyäne auch auf Dauer bindungsfähig ist?
Fragen über Fragen ...
... aber keine Sorge, die Antworten folgen auf dem Fuße, sie werden anders ... aber nein, sie werden halt!
... Joe fing den Schlüssel auf, verließ das kleine Büro und hüpfte in "sein" Taxi. Endlich nach vier langsam dahin kriechenden Monaten war er wieder auf der Straße, in seinem Element. Er fuhr nur nachts, dann waren die Straßen frei und er kam überall in der Stadt voran wie ein Fisch im Wasser. Sein erster Ruf nach der Zwangspause, nein wir reden jetzt nicht von diesem blöden unerkannten Zeckenbiss, befahl in zum "Seymours Corner". Eine Frau kam aus der Tür, gerade als er anhielt. Sie hatte schon auf ihn gewartet, nur nicht draußen auf der Straße. Das Seymours steht mitten im Crimson, einem Viertel in dem ein Frau nachts nicht allein auf der Straße wartet, nicht einmal für fünf Minuten ...
... Sie rammte die Tür in den Rahmen, dass Joe das Blech beinahe weh tat. Wäre es heute schon sein Taxi gewesen. Wohin? Sie hüstelte und wollte "gerade aus" sagen, überlegte es sich doch und nannte eine Adresse am Stadtrand. Holmerstraße 35. Eine ruhige Gegend, wo sie zusammen mit Ella in einer WG lebte. Sie kannten sich schon ewig, Ella und die nächtliche Fremde. Joe war zufrieden, gleich zu Beginn eine längere Tour, das lohnte sich auch für ihn. Sein Fahrgast schwieg, sie hatte keine Lust auf Gespräche, jetzt nach der Arbeit. Sie öffnete ihre Tasche und nahm den Umschlag in die Hand. Das war das Seltsame, was ihr heute passiert war. Betty hatte ihn ihr gegeben, er war mittags schon abgegeben worden. Auf dem Umschlag stand nur ihr Vorname, sonst nichts. Joe schaltete das Radio ein und leise lieh Beyonce der Nacht ihren Sound ...
... sie hielt den Brief locker zwischen zwei Fingern, und dachte an den Abschied von Peter. Das war jetzt vier Wochen her. Sie hatte nichts mehr von ihm gehört. Nicht ein Anruf, keine mail, gar nichts. Er war aus ihrem Leben verschwunden. Und nun hier in ihrer Hand, das Papier, es war nicht seine Schrift. Sie öffnete den Umschlag mit dem Fingernagel und zog ein einzelnes Blatt heraus. "du schöne" stand darauf und eine Telefonnummer. Mobil natürlich. Wer hat heutzutage noch Festnetz, höchstens ein paar uralte Dinosaurier. Sie musste lächeln, und plötzlich brach sich ein Lachen Bahn. Laut und schrill, immer wieder unterbrochen von hasigen Atemzügen. Ihr ganzer Körper schüttelte sich. Wie eine Hyäne, dachte Joe. Hyäne, er hätte das nie ausgesprochen, aber vergessen sollte er dieses Lachen nicht so bald ...
... voila' da wären wir, nmzig ₤. Hyäne geizt nicht mit dem Trikgeld, überlässt Joe noch ein Lächeln, schließt die Autotür so sanft, als wäre es kein TX, sondern ein Piano und hat das Taxi in dieser Sekunde schon vergessen.
Alles sieht aus wie immer, menschenleer ist Vorstadt um diese Zeit. Sie durchquert den kleinen Vorgarten, schließt die Haustür auf und ist plötzlich totmüde. Ella schläft und Hyäne gibt sich alle Mühe so wenige Geräusche wie möglich zu machen. Noch schnell ins Bad und dann ab in ihr Zimmer. Der Brief fällt ihr ein, wo ist er? Sie schaut sich um, in der Diele, im Treppenhaus. Er ist nicht da. Das Taxi, sie muss den Brief im Taxi gelassen haben. Ach nein, wie schusselig, vielleicht hat der Fahrer ihn entdeckt. Morgen wird sie anrufen, in der Zentrale, ...
... gegen mittag, Hyäne holt gerade eine Pizza aus dem Ofen, trällert das Telefon, Rita Ora, die Zentrale meldet sich zurück. Ein Fahrer hat in der Tat einen Brief gefunden und nicht sofort den Papierkorb gefüttert. Joe Lorentz. Er soll mich doch morgen in der Früh wieder fahren. Gleiche Location, wäre das möglich? Die Antwort gefällt Hyäne, wenn irgend möglich, wird sie der selbe Fahrer abholen wie heute. Sie ist neugierig, wer sich hinter dem Brief verbirgt, das ist so seltsam außer der Reihe. Karten bekommt sie öfter zugesteckt, sie hat noch nie eine der Nummern gewählt. Wo käme sie hin, Job ist Job und da macht eine Hyäne keine Ausnahmen.
Noch gehört ihr der Tag, er hat gerade erst angefangen. Die Sonne zwinkert und Hyäne wird sich ein Stündchen auf dem Friedhof gönnen, sie geht gern dort spazieren. Es ist so friedlich, die hohen Bäume spenden Schatten und es gibt da niemanden unter der Erde, den sie kennt, niemanden den sie kannte ...
... der Tag ist über sein hellstes Zwinkern hinweg, Hyäne schlendert heimwärts. Ella ist auch zurück von der Uni. Sie hat Tee aufgesetzt und legt ein Buch zur Seite, als ihre Freundin sich zu ihr setzt.
Wie war dein Tag?
Du meinst die Klausur? Alles grün, easy to me, weißt du doch.
ok. und heute Abend, Party im Greens Flock?
ja ... ob ich mitgehe? Tom ruft gleich an, wenn er mich abholt, bin ich dabei.
amüsiert euch! Flüstert Hyäne, ich muss auch gleich los ...
... sie wirft sich in ihre Uniform, wie sie es nennt, nur für sich. Jeder andere sieht in dem Outfit Style und eine Eleganz, die unnachahmlich scheint ...
... Joe ist da, der Vorort sieht sowas von anders aus als letzte Nacht. Obwohl schon abend ist. Joe hat viel eher angefangen an seinem zweiten Tag. Diese Frau Hyäne steigt ein, hach! Sie hat etwas, er könnte noch nicht mal sagen was es ist, ein Geheimnis? Den Brief hat er auf die Rückbank gelegt. Hyäne schiebt ihn in die Tasche, verliert kein Wort darüber. Sie klappt ihr Smartphone auf, nimmt den Brief wieder aus der Tasche und tippt die Nummer. Eine junge Stimme meldet sich 'Ja?' Hyäne hat nur eine Frage 'wer bist du?' direkt und ohne Umschweife. 'Ich könnte dein Freund sein, wenn du magst'
'wie alt bist du?'
'13'
'oh, dann kannst du natürlich mein Freund sein, aber sag mal, worum gehts eigentlich? warum möchtest du mit mir sprechen?'
'ja, sagt die junge Stimme, ich MUSS mit dir sprechen, ich habe gestern etwas über dich gehört ... '
...
... über MICH?
wundert sich Hyäne, sie wundert sich nicht schlecht und schmunzelt in sich hinen
ja, über dich. du bist doch abends, später immer ... meistens ... im Seymours! die superschöne Frau mit dem blauen Kleid, das bist du doch! keine Ausrede?
hehehe, ich brauche keine Ausreden, schon gar nicht vor einen Kind. Welche Frabe meine Kleider haben, sehen wir später ... vielleicht, ok?
... ich bin kein Kind, ich bin 13! mein Bruder hat Bilder von dir da habe ich dich gesehen auf seinem mobile, SO!
... jaja, was denn nun sagt dein Bruder ?
... der sagte, dass sie hinter dir her sind, die wollen dich raus haben aus dem Seymours, die wollen dir eine verplättern oder so, die sind gefährlich, ich sage nur Mafia ...
... das hat dei Bruder dir erzählt? nicht wirklich?
... nein, er hat es zu Connor gesagt, ich habe es genau gehört ...
... aha! du lauschst also, wie heisst denn dein Bruder?
... Luke ...
... danke, ich werde die Augen offenhalten. Jetzt muss ich aber schlussmachen, du. Melde mich wieder.
Tschüss, sei bloß vorsichtig ...
Sie sind auch bald da. Hyäne steigt aus, Joe wird sie diesmal nicht abholen, sagt er. Aber morgen dann, ja?
Einverstanden, solong.
Drinnen scheint sich ein feiner Staub in der Luft auszubreiten. Das ist natürlich Unsinn, sagt sie sich, eine Täuschung, sie ist beunruhigt, obwohl so ein Junge sich nichts als einen Scherz mit ihr erlaubt. Sie kennt doch diese Bürschchen, dem ist langweilig, das ist alles.
Hyäne wirft sich in ihre Uniform, geht schon mal in ihre Höhle, um alles vorzubereiten. Wenn die Klienten eintrudeln, soll alles easy aussehen, bloß keine Anstrengung zu merken sein ...
... Hyäne öffnet ihren Kalender, wer wird heute kommen?
ach ja Becker. Er ist nur wenig älter als sie. Ein sympatischer unauffälliger Mann.
Alle zwei Wochen leistet er sich den Luxus einer Stunde mit ihr. Eine Stunde die
für beide ganz unterschiedlich vergeht. Bei Routine hält die junge immer Konzentration und Aufmerksamkeit aufrecht.
Der Mann lässt sich gehen, er lässt sich davontragen von Emotion, Neugier und Erfrischung.
Jedes Mal ein Abenteuer, deshalb kommt er in diese Bar. Wenn es vorüber ist, fühlt er sich gestärkt, obwohl er doch in Wirklichkeit Energie verloren hat, und nicht zu wenig ...
... ein leises Summen, fast unhörbar, das ist er. Hyäne streicht mit der flachen Hand die Tischkante und schon öffnet sich die Tür zu ihrem Zimmer, zu ihrem Salon könnte man fast sagen. Becker tritt ein, grüßt mit einem angedeuteten Lächeln und setzt sich. Hyäne legt ihre Hand auf seine Schulter und reicht ihm mit der anderen ein Getränk. Ein Cocktailglas mit rosablauem Schimmer. Es könnte Wasser darin sein, oder Gin oder etwas anderes, Süßes.
Stürzen wir uns ins Abenteuer - flüstert er, auf nach Boringii. Hyäne wundert sich nie über seltsame Wünsche, aber ausgerechnet Boringii, sie kennen es beide mehr als auswendig, und Langeweile ist das Letzte, was sie will ...
aber gut, der Klient hat die Wahl, solange es ihn nicht langweilt, ist es ok.
... beide ahnen nicht, dass Langeweile bald schon das letzte sein wird, was sie verschmähen würden ...
Text: Eva Baglung
Publication Date: 04-16-2014
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