Volker Sandrock | Dr. med., Dermatologe. Mittfünfziger. |
Ellen Sandrock | Seine Frau. Krankenschwester. Arbeitet halbtags in einer Klinik. Fährt gerne schnell mit viel PS. Besucht einmal pro Monat ihre Mutter, die in einem Pflegeheim in München-Bogenhausen betreut wird. |
Bert Brandner | Dr. med., Radiologe. Florierende Praxis. Mittfünfziger. Seit vielen Jahren mit den Sandrocks eng befreundet. |
Corinna Brandner | Seine Frau. Krankenschwester. Arbeitet mit Ellen Sandrock ebenfalls halbtags in derselben Klinik. Beste Freundinnen. |
Ruben D. Sinclair | Porschehändler aus den USA. Deutschamerikaner. Macht Urlaub in Deutschland, um seinen Wagen ‚einmal ausfahren‘ zu können. |
Sven Rondholz | Kommissar, Mordkommission |
„Alles hat seine Zeit.“ Seine Worte klingen ihm noch während der gesamten Rückfahrt nach Frankfurt in den Ohren. Wie eine Art Tinnitus, so dass er schon fürchtet, sie nicht so bald wieder loszuwerden. Leider sollte sich seine Sorge als berechtigt erweisen.
Er hatte seinen Freund Bert in dessen komfortablem Landhaus besucht, das er sich schon vor Jahren in einem idyllischen Winkel des Odenwaldes gebaut hatte. Es diente als Refugium an den Wochenenden, um den unausweichlich zunehmenden Praxisstress einigermaßen zu kompensieren.
Sie pflegten sich dort fast regelmäßig einmal im Monat zu treffen. Saßen dort auf der Terrasse mit Blick auf den nahen Wald und entspannten sich in lockeren Gesprächen. Da stets ohne Begleitung der Frauen, kann man sich ausmalen, was erfolgreiche, in die Jahre gekommene Männer so herausließen, zumal wenn ein guter Tropfen dabei die Zungen löst.
Diesmal hatte ihn Bert bereits Mitte des Monats dringend zu einem Treffen gebeten. Er habe ihm ‚etwas sehr Wichtiges‘ mitzuteilen. Überrascht und von einer gewissen Unruhe ergriffen, folgt er seiner Bitte. Das ‚sehr Wichtige‘ hatte tatsächlich einen überaus triftigen Grund. Bert zögert nicht lange, kommt rasch zur Sache: „Volker, ich werde mich von Corinna trennen.“
Das saß. Er kämpft mühsam gegen die einsetzende Verwirrung an.
Hatte er Berts Ehe doch immer als glücklich, geradezu als Fügung angesehen. Corinna und Ellen, seine Frau, teilten seit vielen Jahren Freud und Leid der beiden Familien. Ihre enge Freundschaft wurde dabei durch ihre Arbeit an derselben Klinik zusätzlich gestärkt. Alle Familienfeste und die großen Feiertage, sowie der oft gemeinsam verbrachte Urlaub waren geprägt von Harmonie und innerer Verbundenheit, solange er sich erinnern konnte. Alle die unvergesslichen gemeinsamen Erlebnisse waren den nie ausgehenden wunderbaren Ideen der beiden Frauen zu verdanken.
Und nun d a s!!!
„Ich habe d i e Frau meines Lebens gefunden. Das hätte ich nie erwartet, das kannst du mir glauben!“
Wie der gut gesetzte Punch eines Boxers wirken seine Worte, für Sekunden folgt Benommenheit. Volker schweigt.
Erschütterung und Ratlosigkeit seines Gesichts können Bert nicht entgangen sein. War dies wirklich Bert, den er glaubte wie sich selbst zu kennen? Noch immer etwas benommen, hört er ihn weiterreden, wobei ihm seine Stimme aus weiter Entfernung zu kommen scheint.
„Sie fing vor zwei Monaten in meiner Praxis an. Es hat gleich gefunkt zwischen uns beiden.“
„Lass mich raten", unterbricht Volker ihn abrupt. Sein zynischer Unterton ist nicht zu überhören. „Sie sieht blendend aus, himmelt dich an und ist mindestens 20 Jahre jünger. So wird’s doch wohl sein!?“
Bert stutzt, sucht kurz nach Worten und bringt es dann entschlossen auf den Punkt: „Alles hat seine Zeit!“
Volkers offensichtliche Fassungslosigkeit scheint ihn nicht sonderlich zu berühren.
„Willst du nicht versuchen, mir zu erklären, wie es soweit kommen konnte. Ich kann es einfach nicht fassen.“
„Ich weiß nicht, ob du es verstehen wirst. Es schleppte sich alles so dahin. Alles wie gehabt, alles Weitere schon genau voraussehbar. Der ermüdende Alltag eben. Wurde das Gefühl nicht los, jeden Tag etwas an Lebensfreude einzubüßen.“ Und nach einer längeren Pause: „Da musste doch noch etwas kommen ... und dann kam sie, Irina! Ich lebe wieder!!!“
Nach einem noch über Stunden anhaltenden Versuch, Bert zu bewegen, seinen Entschluss doch noch einmal zu überdenken, gibt Volker schließlich frustriert auf. Er entschuldigt sich dafür, nicht wie sonst üblich bis in die späten Abendstunden zu bleiben. Berts Offenbarung müsse erst einmal verdaut werden.
Zuhause angekommen, zieht er sich gleich in sein Arbeitszimmer zurück. Auf Ellens besorgte Frage, ob etwas geschehen sei, er käme doch sonst immer erst wesentlich später aus dem Odenwald zurück, reagiert er nur kurz: „Später, Ellen. Mach dir keine Sorgen. Ich brauche nur etwas Ruhe.“
Erst kurz vor Mitternacht verlässt Volker sein Arbeitszimmer. In der luxuriös ausgestatteten Wohnküche trifft er auf Ellen, die sich bei einem Glas Rotwein noch eine späte Doku über den Klimawandel ansieht.
„Verzeih, dass ich dir erst jetzt berichte. Aber ich musste nach dem Besuch bei Bert erst mal einen klaren Kopf bekommen.“
„Deine Sorgen sind auch meine Sorgen. Das war schon immer so, und das weißt du. Schlimm nur, wenn du
Publisher: BookRix GmbH & Co. KG
Text: Hartmut Koch
Images: Tanja Koch
Cover: Stefan Winneke, Tanja Koch
Editing: Stefan Winneke, Tanja Koch
Layout: Stefan Winneke
Publication Date: 10-16-2020
ISBN: 978-3-7487-6122-8
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