Das Leben ist kein Wunschkonzert
Jetzt hast du die Chance dazu, endlich zurück zu schlagen. All das was geschehen ist zu vergessen und ein neues, unerfahrenes und freies Leben zu führen. Schlag endlich zu! Oder hast du vergessen, was man dir angetan hat? Das Leben ist kein Wunschkonzert Amie. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht du, wer dann? Ergreif die Chance. Schlag endlich zu Amie, verdammt nochmal. Schlag zu!!
Kapitel 1
"Das können wir doch nicht tun!", schrie ich scherzend Loreen an. Ihre glasklar blauen Augen funkelten als sie zu mir aufsah. "Warum denn nicht Amie? Warum willst du nicht endlich aus dir rauswachsen?, fragte sie mich ungeduldig. "Das ist verrückt, das ist völlig absurd Loreen!", schrie ich sie besorgt an, als das Klingeln und Hupen näher kam. "Vergiss doch mal deinen ängstlichen Schatten und komm!", kaum gesagt, zog sie mich zu sich. "Bist du jetzt wahnsinnig verrückt?", schrie ich mit erheblich erhöhter Lautstärke sie an. Auch wenn ich meistens ihren Mut beneidete, ging dies jedoch zu weit. Ihre Tapferkeit hat auch Grenzen und diese muss jetzt gesetzt werden. Doch wie. In wenigen Sekunden, kann es schon vorbei sein.Vorbei mit allem, vorbei mit dem Leben. Was wohl aufgeschrieben wird, wenn sie Fakten über uns aufzählen? Loreen Heidler/ 17/ Schonmal vorbestraft/ Realschülerin/ in einer Beziehung/ Abschlussjahrabsolventin/. Amie Fortner/ 17/ keinerlei Vorstrafen/ ebenfalls Realschülerin/ ledig/ Abschlussjahrabsolventin/. Das wars. Keine weiteren Angaben, Erfolge oder Niederlagen. Wenn man bedenkt, dass wir eigentlich ein langweiliges Leben bis jetzt führten. Und jetzt stehen wir,Loreen aus Tapferkeit und ich starr aus Angst, auf den Gleisen eines rasenden Zuges, der auf uns zu rast. Wer würde uns vermissen, wenn das hier unser Leben beendet. Wer würde uns ein Taschentuch hinterher weinen? Ich muss zugeben, in letzter Zeit waren wir keine Wunschkinder, die jeder haben wollte. Wir wollten jedem etwas beweisen, doch für welchen Preis. Nichts ist und bleibt kostenlos, sogar der Tot, der uns in wenigen Minuten erscheinen wird, kostet uns das ach so kostbare Leben. " Kurz bevor der Zug dich ertappt, musst du zur Seite weichen", schrie sie mich noch lauter an, da das Hupen und Klingeln bedrohlich näher kam. "Das kann ich nicht bitte hör endlich auf bitte!" Ich versuchte mich aus ihrem Griff zu befreien, doch ohne Erfolg. "Der Countdown läuft! 10!", begann sie zu zählen. "9"."Loreen komm wieder zu dir!" "8" Nun sah ich ihn genau vor mir. Zug Nummer 241b, rötlich mit Grafiti übersehen, leuchtende Lichter die meine Augen zum blinzeln zwangen. "3!"Das reicht. So stelle ich mein Ende nicht vor! Mit letzter Kraft und letzter Wucht, befreite ich mich aus ihrem Griff und sprang zur Seite. Den Blick, den sie mir kurz vor ihrem Aufprall zuwarf, zerstörte mich innerlich, ohne dass ein Zug dafür nötig war. Es zeigte Fassungslosigkeit, Trauer und Wut zu gleich. Ich landete hart auf dem Steinboden und spürte wie der Boden unter mir rüttelte. Das Klingeln und das Hupen, wurde so laut, als wollten sie in mein Kopf dringen und sich einpflanzen wollen. Doch nach und nach entfernten sich sowohl die Lautstärke, als auch der Zug. Ich blickte auf und lauschte. Lauschte nach einem Geräusch, einer Stimme...nach Loreen. Die Stimme die mich bis zu meinem 17. Lebensjahr begleitete und nie wegzugehen vermag, erlosch. "Loreen?", flüsterte ich und blieb noch liegen, denn meine Augen mussten sich erneut an die Dunkelheit gewöhnen. "Loreen, so bitte antworte doch" Meine Unterlippe begang zu zittern und ich begann zu zweifeln. "Loreenn", begann ich zu weinen. "Loreen, Loreen, Loreeen antworte verdammt!", schrie ich und stand schlagartig auf. Meine Augen weiteten, als ich die rote Flüssigkeit auf den Gleisen sah. "Lo-Loreen", flüsterte ich mit gestocktem Atem. "LOREEEEENNN!", begann ich zu schreien und kniete mich neben ihrem reglosen und zerschmetterten Körper. Der Anblick und der Geruch, ihres Körpers brachte mich zum Erbrechen. Ich brach alles aus, als würde mein Erbrechen Loreens goldenes Haar, bezauberndes Lächeln und sie selbst zurück holen. "Nein, nein, nein", begann ich mit mir selbst zu reden. "Es ist meine Schuld, ich habe sie iritiert. Sie war nicht drauf vorbereitet. Es war alles geplant und ich? Feige" Ich legte mich wieder zurück auf den Steinboden und wartete. Wartete auf eine Rettung, auf Loreen, damit wir so weiter machen konnten wie bisher. Wartete darauf das sie aufsteht und mich angrinst, dass das alles ein Scherz war. Doch nichts. In dieser Nacht hörte ich keine Loreen, keinen Grashüpfer, sogar die Vögel, als wären sie in einem Scharr davon geflogen, waren nicht mehr zu hören. Meine Knieverletzung war im Moment das mindeste, an das ich denken konnte. Doch ich stockte den Atem, als ich zu meinem Handgelenk aufsah. Darauf war ihr letztes Andenken abgebildet, ihr Abdruck ihrer Hand. Die Hand die mich festhielt, die Hand die mich mit gewalt festhielt und mich nicht los ließ. Ich umklammerte mein Handgelenk, als könnte ich damit den Abdruck wegmachen, doch vergeblich."Es tut mir leid", begann ich mit zittriger Stimme uz flüstern. "Es tut mir so leid, Loreen. Das hast du nicht verdient!", ich erhöhte meine Stimme und schlug meine Arme und Beine auf den Boden ein und fing an zu schreien. "ES TUT MIR LEEID! ES WAR ALLES MEINE SCHULD. LOREEN KOMM ZURÜCK! BITTE KOMM ZURÜCK. DU KANNST MICH HIER NICHT ALLEINE LASSEN, STEH AUF, BITTEEE" Ich schloss die Augen und schlug so fest ich konnte mehrmals gegen den Betonboden ein. "Wach auf ,Wach auf, Wach auuuufff!!, begann ich schreiend zu weinen, meine Kehle brannte wie Feuer, meine Faust blutverschmiert und meine Träne wusch mir Blutflecken vom Gesicht, die beim Aufprall mit Loreen in mein Gesicht spritzten. Ich traute mich nicht mein Gesicht, ihre Blutflecken wegzuwischen. Bei jedem Versuch zitterten meine Finger und jedesmal ließ ich es sein. Ich dachte nicht daran aufzuhören. Aufzuhören auf die Hoffnung, an ihr Aufstehen und an ihre Rückkehr zu glauben. "Komm zurück, komm zurück, komm zurück! Du kannst jetzt nicht gehen, nicht nachdem was passiert ist. Das kannst du mir nicht antun", flüsterte ich. Doch Müdigkeit übetraf mich und ich ließ mich auf den Boden fallen. "Komm zurück, komm zurück", flüsterte ich immer und immer wieder. Ich sah zur Seite und sah eine Gestalt auf mich zu kommen, doch erkennen konnte ich nichts, da ich meine Augenlider nicht halten konnte. "Loreen?"
Ich spürte 2 Hände, die mir unter die Arme griffen, um mir hochzuhelfen. Schwer öffnete ich meine Augenlieder und erblickte ein Gesicht, dass angestrengt aussah, weil die Person dieses Gesichtes zu beschäftigt war mich zu tragen. Es war nicht Loreen. Wie sehr ich mir doch wünschte, dass sie es gewesen wäre. Doch meine Augenlieder fielen wieder zu. Ich schlug meine Augen schlagartig auf und versuchte mich aus seinen Armen zu befreien. "Hey, was soll das werden, wenn du fertig bist?", empörte er. " Lass mich runter!", schrie ich ihn an und zappelte mit beiden Beinen und Armen. Er ließ mich fast fallen, deshalb hielt ich mich so fest ich konnte an seinem Kragen fest. "Komm wieder zu dir, du musst hier weg", versuchte er mich zu beruhigen. "Fass mich nicht an!", zischte ich und schlug seine Hand weg, die wieder versuchten mich zu tragen. "Stell dich nicht so an", entgegnete er mir. "Hilfeeee! Belästigung!", schrie ich, doch nur ein Flüsterton kam raus, denn meine Kehle brannte noch immer. Er hielt mir den Mund zu und schob mich zur Seite, gegen die Wand. Durch die Wandlampe konnte ich sein Gesicht erkennen. Seine braunen Augen, seinen schmalen Mund, seine Narbe und seinen Bart, ein Dreitagebart womöglich. Er sah mich an und sschhhte mich an. "Ich will dir nichts tun, bitte beruhige dich doch", versuchte er mit einer ruhigen Stimme auf mich ein zureden. Ich zitterte immernoch und atmete schwer auf, denn durch seine Hand, fiel es mir nicht leicht durch die Nase ein und auszuatmen. Ich atmete so schnell ich konnte. "Bitte beruhige dich, du hast grade was schlimmes durchgemacht", sprach er weiter. Bei diesem Satz, hielt ich inne. Ja ich habe was schlimmes durchgemacht. Ich habe meinen Mut, mein Selbstbewusstsein und meine Beste Freundin in dieser Nacht verloren. "Ich werde meine Hand jetzt weg tun, aber bitte schrei nicht", gesagt, getan. Er ließ los. Ich schluckte auf und sah ihn an. " Mein Name ist Laytnor", stellte er sich vor. "Und du bist?", schaute er mich erwartungsvoll an. Ich versuchte was zu sagen, doch konnte nichts sagen. Ich brachte kein Wort raus. " Okey du willst Anonym bleiben, verstehe ich, ich meine ich hätte auch keinem meinen Namen anvertraut, der mich gegen meinen Willen versuchen würde zu tragen." Er lächelte, weil er wohl seinen Witz für gelungen hielt. Doch sein Lächeln erlosch, als er mich sah. "Hast du Hunger?", fragte er mich stattdessen, doch ich schüttelte leicht den Kopf. Da ist grade meine beste Freundin gestorben und alles was er wollte war zu essen? "Wie wäre es mit einem schönen heißen Tasse Kaffee?", schlug er vor. Ich sagte nichts, gab auch kein Nicken oder Schütteln von mir. "Ich sehe das als ja", sagte er und versuchte zu grinsen. Nicht weit von hier gibt es ein Lokal, der auch um diese Uhrzeit offen hat, wenn du mich begleiten willst?", und er reichte mir seine Hand entgegen. Ich verschränkte ängstlich die Arme und blieb noch stehen. "Okey", sagte er. "Hör mal ich kann dich hier nicht zurücklassen, und hätte ich dich ermorden oder geschweige denn Vergewaltigen wollen, hätte ich es schon längst getan, sieh dich doch um, es ist stockdunkel und noch dazu ist keiner hier, also bitte vertrau mir, ich werde dir bestimmt kein Leid zufügen" und er stoppte in der Hoffnung, ich würde eine Reaktion ausgeben. Doch ich überspielte seine Worte in meinen Gedanken wieder. Recht hatte er, auch gegen seine Argumente, war nichts einzuwenden. "Okey, habe verstanden", er senkte seinen Stimme und drehte sich um und lief langsam los. Amie was tust du da? Bist du noch bei Sinnen? Willst du noch hier bleiben, bei Loreen? Der TOTEN LOREEN! Der Gedanke an Loreen rüttelte mich wach. "Amie Fortner", sagte ich leise. Er stoppte und drehte sich ruckartig um. Er sah mich durchdringlich an und lächelte. Ich lächelte auch kurz. Und lief los. Er wartete noch, bis ich bei ihm war. "So Amy Fortner, mein Wagen ist gleich hier drüben" und er öffnete die Autotür. Ich zögerte noch kurz, doch meinem Bauchgefühl nach, vertraute ich Laytnor und stieg ein. Er knallte die Autotür fest zu, sodass ich zusammen zuckte. Dann öffnete sich auch die Fahrertür. Beim Einsteigen lächelte er kurz, wurde aber ernst als er nach seinen Schlüsseln suchte. "Jo wo ist sie denn" und er durchsuchte alle Taschen, doch nichts. Plötzlich ging eine Schublade auf und darin lag sie. Mit einem außergewöhnlichen Schlüsselanhänger. Ein Anstecker mit der Inschrift A.U.P und das letzte konnte ich nicht lesen, weil er sich die Schlüsseln griff.
Publication Date: 03-28-2015
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Für dich