Beatrice Kobras
Strolchis Tagebuch
Teil 38
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2. Auflage 2023
Impressum
Texte: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras
Bilder: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras
Cover: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras
Verantwortlich für den Inhalt:
Beatrice Kobras, Dobrovského 146/17, 35301 Mariánské Lázné, Tschechische Republik, www.k-obras.de
Vertrieb: BookRix GmbH & Co. KG, München
Gestern hat mich Frauchen noch ins Schlafzimmer gesperrt. Haben gesagt, sie müssen dem Christkind noch einmal was helfen. Von da hab ich sie schrauben hören und hämmern und fluchen und lachen. Dann ist Frauchen noch rausgegangen und hat sich an unserer Mülltonne zu schaffen gemacht. Ich fragte mich, was das Christkind mit dem Müll zu tun hat. Und dann hab ich da vom Bett aus durch das Fenster eine Ecke meiner Villa ums Eck blitzen sehen. Dann wieder scheppern und Räumen … Was war ich sauer.
Als sie mich dann wieder rauslassen haben, dann hab ich ihnen meinen Protest gezeigt. Auf dem Schrank und auf dem Bord und auf dem Balken. Auf dem Schrank hab ich die Tür auf und zu und auf und zu und auf und zu und auf und zu gemacht. Vom Balken bin ich über unser Bild an der Wand gelatscht und rauf und runter und rauf und runter und rauf und runter und rauf und runter. Von unserem Bord aus hab ich versucht, Bilder und antike Thermometer von der Wand zu räumen. Mein Protest war ihnen gewiss.
Frauchen hat versucht, mich mit Staberl vom Nikolaus, die übrigens sehr gut schmecken, mit meiner Blumen-Spielangel und allem möglich andren Sachen wieder runter zu locken. Gut, ich war etwas bestechlich. Aber beim zwanzigsten Leckerchen hat sie es mir nicht mehr ausgepackt und gesagt: „Dann bist Du beschäftigt!“, und hat mich selber auspacken lassen. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, gleich, als es aufgegessen war, wieder weiterzumachen mit auf den Schrank, Tür auf, Tür zu, Balken rauf und runter, Bild vom Board.
Dann hat Frauchen versucht, mich auszutricksen und gerade, als sie mich vom Board runter nehmen wollt, was ich natürlich nicht wollt, hab ich ihr meine Krallen reingehauen, bin abgerutscht und hing mit meinen Krallen an zwei von Frauchens Fingern. Wir haben beide ganz schön geschrien und dabei das Hochzeitsfoto, einen Glücksfrosch, etwas antiken Weihnachtsschmuck vom Bord runter gefegt. Das war vielleicht ein Ding, bis ich mich mit meinen Krallen wieder aus ihrem Fleisch befreien konnt. Dann hat Frauli Sauerei gemacht und den ganzen Boden vollgeblutet. Dabei ist Herrli aufgewacht, der auf dem Sofa weggenickt ist. Es war nämlich schon halb drei in der Früh. Und Frauli entschuldigte sich für ihr Geschrei und sagte: „Sorry, aber 6 Kilo Kater mit Krallen im Fleisch hängen haben, das tut ganz schön weh.“. Dann hat sie sich verarztet und ihre Sauerei vom Boden weggewischt. Ich hab kurz betreten dreingeschaut und weitergemacht, weil ich will ja, dass die Zeit ganz schnell vergeht, damit das Christkind endlich kommt. Aber dann ist es Frauchen um halb vier Uhr in der Früh endgültig zu dumm geworden, hat mein geflochtenes Transportkörbchen geholt, mich reingesetzt und den Deckel zugemacht. Hatte zwar immer noch Bewegungsdrang, aber da drin ist es auch ganz schön gemütlich. Gut, wart ich eben da ein Weilchen weiter.
Dann ist Frauli vor Erschöpfung mitten auf dem Sofa eingepennt. Aber vorher hat sie zu Herrchen noch gesagt: „Das kann ein Heiligabend werden! Wir werden über unsrer Gans einschlafen …“.
Ja, es gibt bei uns heut Abend nämlich Gans zum Essen. Da freu ich mich schon drauf. Hoffentlich krieg ich ein eigenes Gedeck. Am Weihnachtstisch. Aber das werde ich ihnen schon noch erklären. Sind ja noch ein paar Stunden Zeit.
Was? Noch ein paar Stunden?
Frauchen ist nämlich als erste im ganzen Dorf aufgestanden. Überall hat man noch friedlich geschlafen. Nur Frauchen war schon auf. Und sie klagt, dass der Finger ganz schön weh tut. Soll sich mal nicht so anstellen. Meine Krallen sind auch noch ganz verschreckt.
Sie hat dann schon mal das Blaukraut hergerichtet. Das mag ich glaub ich nicht. Und alles zum Knödel machen hergerichtet. Knödel finde ich ganz toll. Schmecken gut und rollen gut. Die könnten sie sich ja heut Abend über den Tisch zurollen und ich kann sie dann fangen. Das wär bestimmt ganz toll.
Hab dann schon ein bisserl die Christbaumdeko aus der Schachtel ausgepackt. Wenn ich helf, geht´s bestimmt viel schneller, bis das Christkind endlich da ist.
Frauchen hat gesagt: „Das Christkind kommt nur zu braven Katern!“, und vorwurfsvoll auf ihren Finger gezeigt, der zugegebener maßen schon ein wenig demoliert ausschaut.
Na, ich hab dann weitergemacht, wie in den frühen Morgenstunden. Bin auf den Balkon gegangen, hab festgestellt, dass ja unser Baum noch da auf dem Balkon steht und hab versucht, ihn anzuspringen, damit er in die Wohnung kommt, weil der muss ja fertig sein, bis das Christkind endlich kommt.
Dann hab ich festgestellt, dass wir ja das Fußballtor an unserem Balkon haben. Das war letztes Weihnachten noch nicht da. Ob das Christkind da überhaupt reinkommt? Hab ausprobiert, ob ich darüber klettern kann. Das war ganz schön schwer. Dann hab ich geschaut, dass ich es abmontiert bekomm. Ist mir aber nicht gelungen. Gut. Erst Christbaum rein.
Aber ich muss erst überprüfen, ob noch all meine Spielsachen da sind, die in meiner Villa waren.
Frauchen ist mir dann hinterhergelaufen und hat alles wieder weggeräumt. Sie war dann schon wieder müde, obwohl im Dorf sonst noch niemand aufgestanden ist.
Dann hat sie mich angefleht: „Komm Strolchi, geh draußen spielen. Dann vergeht das Warten schneller.“. Und zu Herrli hat sie gesagt: „Ich glaub, der weiß genau, was heute für ein Tag ist.“. Und Herrli hat gesagt: „Der verschreckt das Christkind noch.“. Ja, ich weiß natürlich, was heute für ein Tag ist, ich bin ja nicht blöd. Und nein, ich verschreck das Christkind nicht. Ich will nur, dass alles schön ist, wenn es kommt. Aber so lahm, wie meine Menschen heut sind, sind wir niemals fertig bis dahin.
Hab ich dann auch gemacht und hab erst mal die Jungs gesucht. Aber die haben alle noch friedlich in den Betten ihrer Menschen gepennt. Da hab ich ihnen gerufen, dass sie aufstehen sollen, weil das Christkind heute kommt.
Aber mich haben nur ihre Menschen verschreckt angeschaut und sich nochmal
Publisher: BookRix GmbH & Co. KG
Publication Date: 11-05-2023
ISBN: 978-3-7554-5993-4
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