Es gab keinen Raum, keine Zeit und keine Materie, nur Gott den Ewiglebendigen. Ihn gab es schon immer.
Es gibt nur einen, einzigen Gott. Er wurde nicht gezeugt und nicht erschaffen. Nichts gibt es, nicht im Himmel noch auf der Erde, das Ihm gleich oder ähnlich wäre. Heilig ist Er. Es gibt keinen Gott neben Ihm, weder hat Er Söhne, Töchter noch Teilhaber neben Sich.
Der Ewiglebendige war ein verstecktes Geheimnis, ein verborgener Schatz, den niemand kannte, denn es gab niemanden außer Ihn. Um seiner Vollkommenheit Raum und Gestalt zugeben, hat Er sich diese wundervolle Schöpfung ausgedacht.
Für Gott, den Allmächtigen, ist erschaffen nicht schwer. Er sagt nur „Sei“ und alles, was Er will, geschieht. So erschuf Gott die Himmel und die Erde, sichtbare und unsichtbare Welten, belebte und unbelebte Materie, nach seinem Plan, so wie es Ihm gefällt. Den untersten Himmel schmückte Er mit dem Schmuck der Planeten mit Leuchten und als Schutz aus. Die große Leuchte, die Sonne für den Tag und die kleine Leuchte, den Mond, für die Nacht. Jede schwebt in ihrer Umlaufbahn.
Die Nacht kann den Tag nicht einholen und der Tag nicht die Nacht. Beide sind Zeichen. Das Eine für die Dunkelheit und das Andere für das Licht, und sie sind ein Mittel zur Berechnung der Zeit.
Auf der Erde schuf Er hohe Berge, damit sie nicht wankt. Meere, Seen, Flüsse, Landschaften, Pflanzen in unterschiedlichen Arten und viele Lebewesen, alles füllte Er mit Leben.
Gott bleibt nichts verborgen, weder überkommt Ihn Schlummer noch Schlaf. Er wacht über seine Schöpfung und hält sie in seiner allmächtigen Hand. Als Er seine Schöpfung vollendete, sagte Er zu den Engeln und unsichtbaren Wesen: „Nun lass uns Menschen erschaffen, nach unserem Ebenbild, sie sollen Vertreter und Verwalter von Mir auf der Erde sein.“
Schon bevor Gott den Himmel und die Erde erschuf, erschuf Er die Engel und die Dschinn. Die Engel wurden aus göttlichem Licht erschaffen. Ihre Nahrung und ihr Lohn sind die Liebe und das Licht Gottes, sie lob-preisen und dienen Ihm und sind in endloser Anbetung.
Engel sind treuergebene Diener Gottes, die ohne Widerspruch gehorchen. Sie sind berauscht und glücklich in Harmonie und Liebe. Für die Nähe zum Allmächtigen und für das Geschenk des Daseins, sind sie dankbar.
Die vier bekanntesten, größten Engel sind die Erzengel Gabriel, Michael, Rafael und der Engel des Todes Azrail. Jeder von ihnen hat seine ihm zugewiesene Aufgabe und führt beding-ungslos den Befehl des Allmächtigen aus.
Die Dschinn wurden aus dem heißen Feuer des Windes erschaffen. Unter ihnen gibt es solche, die rechtschaffen handeln und andere, die weit davon entfernt sind. Sie gehen unterschiedliche Wege.
Nun wollte Gott seinen Plan in die Tat umsetzen, und zum Zweck der Prüfung zwischen Gut und Böse, den Menschen erschaffen.
Gott sagte zu dem aufrichtigen Engel Gabriel: „Geh du zur Erde und nimm von ihr eine Handvoll Lehm.“
Der gehorsame Engel ging und streckte seine Hand zur Erde aus. Die Erde zog sich verängstigt zurück und sagte: „Verlasse mich, schnell gehe wieder! Aus Demut vor dem Schöpfer, verschone mich und mein Leben, bringe mich nicht in das Wirrwarr von Pflicht und Gefahr.“
Ehrfürchtig zählte die Erde die Eigenschaften des Engels auf: „Gott hat dich zum Lehrer aller Engel erwählt und dir das Wissen über die universelle Tafel gelehrt. Du wirst einst der Botschafter der Propheten sein. Du bist das Leben des Geistes, nicht wie der Engel Rafael, das Leben des Körpers. Der Klang seiner Posaune lässt die Körper wachsen, dein Atem die der Seelen. Der Engel Michael gibt dem Körper Nahrung, doch du dem erleuchtenden Herzen. Du bist sogar besser als der Engel Azrail, der Tyrannische und Zornige.“
Die Erde zählte seine großartigen Eigenschaften auf und weinte, denn sie hatte seinen Auftrag erkannt.
Der Engel Gabriel war eine Schatzgrube, ehrfürchtig, respektvoll, und dies versperrte ihm den Weg. Die Erde flehte: „Um des gnadenvollen Willens, lass ab von mir, geh.“
Die Scham überkam ihn und er kehrte zu Gott zurück und sagte: „O Herr, dein Diener wollte gewissenhaft den Auftrag erfüllen, doch Du weißt besser, was geschehen ist.“
Die Erde sprach den ehrenhaften Namen aus: „O Allwissender, sogar die sieben Himmel würden ihre Umlaufbahn aufgeben. Mich überkam Ehrfurcht und Scham vor Deinem heiligen Namen, ansonsten wäre es leicht eine Handvoll Lehm zu holen. Du hast den Engeln eine solche Kraft verliehen, dass wir die Himmelsphäre in einzelne Stücke reißen könnten.“
Darauf sagte Gott zum Engel Michael: „Nun gehst du hinunter, wie ein Löwe, und nimmst von der Erde ein Stück Lehm.“
Der Engel Michael erreichte die Erde, streckte seine Hand aus, um Lehm zu entreißen, doch die Erde begann zu zittern und zog sich zurück.
Die Erde flehte, weinte und sagte: „Beim gnadenvollen, gütigen Gott, du bist der Wächter über die Verteilung der Lebensmittel, du gehörst zu denen, die den majestätischen Thron tragen. Habe Erbarmen mit mir, sieh, wie ich blutige Tränen weine.“
Die Engel sind die Schatzgrube der Göttlichen Barmherzigkeit. Der Engel Michael sagte: „Wie soll ich Salz auf die Wunde streuen?“
Des Teufels Schatzgrube ist der Zorn. Er lässt unter den Kindern Adams großen Aufruhr entstehen.
Gottes Barmherzigkeit ist größer als sein Zorn. Seine Vertreter besitzen seine Eigenschaften, deshalb sind sie liebend und vergebend.
Der Engel kehrte zurück zum Herrn des Gerichts. Seinen Auftrag hatte er nicht erfüllt.
„O Allwissender “, sagte der Engel Michael, „du kennst das Verborgene und alle Geheimnisse. Ihr weinen und ihr Klagen haben mich zutiefst berührt. Ich konnte nicht so tun, als hätte ich nichts gehört.“
„Für Dich haben Tränen und demütiges Flehen einen hohen Stellenwert, wie hätte ich mit ihr streiten können?“
Darauf schickte Gott den Engel Rafael und befahl ihm: „Entreiße du der Erde ein Stück Lehm.“
Als der Engel Rafael der Erde sich näherte, begann die Erde wieder zu flehen. „O Rafael, du bist der Engel, der in die Posaune bläst. Dein Atem belebt die Toten. Durch deinen Posaunenstoß werden die verfaulten Knochen wieder zum Leben erweckt und der Ort des Jüngsten Gerichtes wird sich mit all den Getöteten füllen. Du bläst in die Posaune und rufst: „Höret und erwachet ihr Toten. Wie Blätter und Zweige werden die Köpfe aus der Erde kommen. Dein Atem der Wiederbelebung hat die Welt mit Barmherzigkeit erfüllt, sei auch du barmherzig!“
Die Erde schmeichelte dem Engel so sehr, dass auch er unverrichteter Dinge zurückkehrte.
Darauf schickte Gott den Engel Azrail, damit er eine Handvoll Lehm der Erde entreißt. Der Engel Azrail, der Vollstrecker des Göttlichen Ratschlusses, ging, um den Befehl auszuführen.
Wieder begann die Erde, wie schon zuvor, zu jammern und zu klagen. Um des Barmherzigen Willens flehte sie: „Verlasse mich wieder. Gehe fort um der Barmherzigkeit, des Barmherzigen Willens. Sei auch du barmherzig wie der Barmherzige, der niemals eine Klage abweist.“
„Wegen deiner Beschwörungen kann ich mich nicht vom Befehl Gottes abwenden.“
„Doch Gott hat Milde befohlen, Er hat Milde und Strenge befohlen“, sagte die Erde.
„Das ist deine Interpretation“, sagte der Engel Azrail. „Versuche nicht den klaren Befehl zu ändern. Ich bin nicht erbarmungslos, ich habe unermessliches Mitleid. Mein Herz brennt wegen deiner Tränen und Klagen, doch Gott hat mich eine verborgene Güte gelehrt. Eine geheime Güte, verborgen unter Grausamkeiten. Doch seine Grausamkeit ist besser als die Sanftmut beider Welten. In Seiner Grausamkeit ist Güte und Barmherzigkeit verborgen, wenn die Seele sich Ihm ergibt. Ergib dich, damit deine Seele sich erhöht. Er hat dich gebeten zu kommen. Ergib dich Ihm, damit deine Seele wächst. Niemals werde ich mich seinem Befehl widersetzten, ihn verändern oder verbiegen“, sagte der Engel Azrail.
Die Erde hörte ihm betrübt zu, doch durch ihr Misstrauen waren ihre Ohren verschlossen. Noch einmal flehte die Erde, sie erniedrigte sich und warf sich nieder vor ihm wie ein Betrunkener.
„Erhebe dich“, sagte Azrail, „du wirst nichts verlieren. Denke nicht mehr daran mich anzuflehen. Flehe nur zum Barmherzigen und gerechten Richter.“
Der Engel Azrail verwickelte die Erde geschickt ins Gespräch und entriss ihr, wie ein Zauberer ein Stück Lehm, sodass sie nichts davon wahrnahm. Dann kam er zurück, und Gott sagte zu ihm: „Weil du es geschafft hast, der alten Hexe ein Stück Lehm zu entreißen, werde ich dich zum Henker der Geschöpfe machen.“
„O mein Schöpfer“, antwortete er, „die Geschöpfe werden mich dafür hassen, weil ich ihnen das Leben nehmen werde, findest Du das gerecht?“
Gott sagte zu ihm: „Ich werde eine Fülle von Krankheiten oder Ereignisse als Ursachen sichtbar machen, wie Fieber, Herzschwäche oder Speerstiche und ihre Aufmerksamkeit von dir, auf Krankheiten als vielseitige Todesursachen lenken.“
„Es wird auch Diener geben“, sagte der Engel Azrail, „die den Schleier der Ursachen durchschauen, sie sind von Krankheit und Schwäche befreit. Sie schauen nicht auf Krankheiten. Nichts davon lassen sie in ihr Herz hinein. Für jede dieser Krankheiten gibt es Heilung und wenn sie unheilbar ist, dann ist es das Werk deines Ratschlusses. Wenn dein Ratschluss wirksam wird, ist jeder Arzt unwissend und jede Medizin wird wirkungslos. Die Ursachen sind die Schleier für Dummköpfe. Das vollkommene Auge erkennt den Ursprung aller Ursachen.
Für den Sehenden ist der körperliche Tod nichts Bitteres. Wenn er von den Qualen und Leiden der Welt befreit ist, geht er vom Gefängnis in einen wundervollen Garten. Der Tod ist
Publisher: BookRix GmbH & Co. KG
Publication Date: 01-21-2019
ISBN: 978-3-7438-9404-4
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