Cover

1. Wie alles begann

Wie beginnt eine Erfolgsgeschichte. Ich weiss es! Nur wenige Zeilen sind erforderlich und mit Geduld kommt man ans Ziel. Lesen Sie selbst:

 

Guten Abend liebe Familie. Habe Ihr Inserat in der Tierwelt gelesen. Mein Mann und ich sind begeistert von den amerikanischen Collies und halten uns seit 40 Jahren welche. Im Moment lebt ein zehnjähriger blue merle Rüde bei uns. Wir sind keine Züchter, sondern Hundefans. Nun möchten wir anfragen, wann Sie einen nächsten Wurf planen. Wir interessieren uns für einen sable Rüden. Gerne kämen wir vorher nach Absprache bei Ihnen vorbei, damit wir uns kennen lernen. Wir leben unweit von Bern auf dem Lande. Das macht eine vierstündige Fahrt zu Ihnen. Kein Problem. Hoffe auf Antwort und wünsche guten Abend.

 

Die Antwort liess nicht lange auf sich warten. Ich erfuhr, dass Welpen vermutlich im September/Oktober 2020 abgabebereit wären.

 

Bis dahin würden noch ganze acht Monate ins Land ziehen, aber ich war überzeugt das Warten würde sich lohnen, denn ich war beeindruckt von dieser Hobbyzucht, die voll auf Belastbarkeit der Collies ausgerichtet ist. Einige Junghunde gehen nämlich je nach Bedarf in die Weiterbildung Richtung Autismus Hund, Assistenzhund und Therapiehund. In Erinnerung an meinen Mike weiss ich was das bedeutet für die Aufzucht, die dem Züchter einiges abverlangt.

 

Jetzt stand ich noch vor einer weiteren Hürde, die ich möglichst schnell angehen wollte. Ich setzte mich hin und schrieb:

 

Heute stelle ich die alles entscheidende Frage: Sind wir in Ihren Augen zu alt für einen Welpen?

 

Wir wünschen uns von Herzen einen letzten Collie, bloss ich bin 67, mein Mann 70 Jahre alt. Das ist eine Tatsache, die wir nicht ändern können. Das ist uns bewusst. Ein Foto von mir können Sie im ersten meiner Bücher sehen. Wir fühlen uns fit, gehen jeden Tag und bei jedem Wetter mit Tiamo auf den Hundemarsch und wir möchten dies beibehalten. Reisen war früher, als meine Eltern in unserer Abwesenheit unseren Collie hüteten. Tierheim kennen unsere Tierchen nicht. Wir besitzen im Flachland ein Einfamilienhaus mit eingezäuntem Garten, das ersetzt aber nicht die täglichen Hundespaziergänge. Im Garten sind wir immer gemeinsam, das heisst, Tiamo wird nie in den Garten ausgesperrt. Wenn schon, sind wir dabei. Immer mal wieder verlegen wir unseren Wohnsitz in die Walliser Berge. Wir besitzen eine Eigentumswohnung (Lift im Haus) in Leukerbad, der höchstgelegenen Alpentherme Europas. Selbst unsere Katze begleitet uns dorthin. Wir sind an beiden Orten zuhause. Absolute Garantie für einen lebenslangen Platz eines Tierchens gibt es nicht, davon sind wir überzeugt, aber auch bei jungen Menschen können Situationen eintreffen, wo der Hund keinen Platz mehr hat. Im Moment sind wir beide in der Lage einen Welpen aufzuziehen und wie bei den Vorgängern aktiv in einer Hundeschule mitzumachen. Nun haben wir mit unseren Freunden in der Ostschweiz eine Abmachung getroffen: Die beiden sind langjährige Hundebesitzer und zwar von Collies (keine Züchter) und haben uns zugesagt, im Notfall unsere Tierchen zu übernehmen. Das ist ein offizieller Vertrag, der notariell hinterlegt ist. Zu unseren Freunden muss ich sagen, wir haben uns vor etlichen Jahren kennen gelernt, weil wir zwei Halbbrüder (unser Chandy, ihr Sahron) hielten. Im Moment leben keine Hunde bei unseren Freunden, welche deutlich jünger sind als wir. Immer mal wieder verbringen wir gemeinsame Ferien in den Bergen.

 

Wir würden uns so sehr über die Ankunft eines Collie Rüden ende Jahr freuen, aber…… und nun kommt meine Bitte: Wenn Sie uns keinen Collie übergeben wollen, dann sagen Sie es bitte jetzt. Es wäre schrecklich für mich zu einem späteren Zeitpunkt eine Absage Ihrerseits zu erhalten.

 

Überlegen Sie sich unsere Situation und geben Sie mir Bescheid. Ich bin Ihnen keineswegs böse, wenn Sie sich gegen uns entscheiden, aber ich muss Gewissheit haben.

 

Auch diesmal musste ich nicht lange auf Antwort warten. Die Züchterin anerbot mir sogar im Notfall den Hund aus ihrer Zucht zurückzunehmen. Allerdings versuchte die Züchterin mir, mit Blick auf unser Alter, eine Hündin schmackhaft zu machen. Sie fand eine Hündin kleiner, leichter, ruhiger und daher einfacher zu führen. Die nette Frau versprach mir sogar eine ruhige Hündin aus ihrem nächsten Wurf zu reservieren.

 

Unverzüglich setzte ich mich an den PC und bedankte mich für die Riesenfreude, die sie meinem Mann und mir mit ihrer Zusage gemacht hatte. Bloss zur Wahl zwischen Hündin und Rüde machte ich folgende Anmerkungen:

 

Meine ersten drei Collies waren Hündinnen. Tanja, die erste habe ich im Alter beinahe an einer Gebärmutterentzündung verloren. Sie zeigte keinen Schmerz und dies wurde ihr beinahe zum Verhängnis. Wendy, die dritte, liess ich sterilisieren, weil Mike mein erster Rüde bei uns einzog. Züchten war nie ein Thema. Mike, mit seinen tollen Anlagen, gesundheitlich und charakterlich, hat ein paarmal gedeckt und seine Nachkommen waren einwandfrei. Wendys Fell veränderte sich leider schlagartig. Ihre lackschwarze Mähne trug plötzlich einen Grauschimmer und neigte von da an zu verfilzen. Bürsten wurde zum Problem, so dass ich sie einmal pro Jahr scheren liess. Sie fühlte sich dadurch zwar pudelwohl, aber so richtig fand ich dies für einen Collie nun wirklich nicht. Wegen der jahrzehntelangen Haltung von Hündinnen, die regelmässig in die Hitze kamen, wurde unser Haus, weil wir ganz ländlich wohnen, regelmässig von freilaufenden Hunden der umliegenden Bauernhöfe heimgesucht. Unsere Haustüre, weil aus Kupfer, zeigte deutliche Spuren von Markierungen. Das Kupferblatt musste erneuert werden. Seit Rüden im Hause sind, kommt dies überhaupt nicht mehr vor. Alle meine Rüden liess ich nicht kastrieren. Dies käme nur im Fall gesundheitlicher Probleme in Frage.

 

Ich versprach der Züchterfamilie mit dem jüngsten unserer Collies die Welpen Spielgruppe zu besuchen, anschliessend einer Junghundegruppe beizutreten und schlussendlich wieder in der Hundeschule, von damals mit Tiamo, mitzuarbeiten. Eine Hündin würde mich da enorm bremsen, weil ich immer wieder aussetzen müsste. Unkastrierte Rüden verhalten sich gerade in der Ausbildung wesentlich sozialer als Kastraten. Da ist im Voraus die Rangordnung gegeben. (Diese Aussage entspricht meinen Erfahrungen.)

 

Da wir bis anhin die Züchterfamilie noch nicht kennen gelernt hatten, setzte ich mich hin und beschrieb unsere Aktivitäten, die sehr wohl Raum für einen Hund oder auch zwei bieten.

 

Ich schrieb:

 

Von je her war ich ziemlich sportlich. Als Lehrerin an der Oberstufe (Schulabgänger) unterrichtete ich auch Turnen und Sport. Im Winter leitete ich Skilager und unterrichtete auch Alpinsport. Es war die Zeit des Skifahrens, nicht des Snowboardens. Weil meine Mutter und meine Schwester nichts mit Skifahren am Hut hatten,

Imprint

Publisher: BookRix GmbH & Co. KG

Publication Date: 02-08-2021
ISBN: 978-3-7554-0426-2

All Rights Reserved

Next Page
Page 1 /