Nun ist es zehn Jahre her, dass ich in Absprache mit den zum Projekt „KircheAktiv“ zusammenarbeitenden schleswig-holsteinischen Kirchengemeinden Hamberge, Klein Wesenberg und Zarpen eine Pilgerwanderung von Glückstadt an der Elbe nach Burg auf der Insel Fehmarn über 342 Kilometer auf den Spuren der Mönche in Schleswig-Holstein vom 12. bis 25. August 2007 durchgeführt habe. Damit waren wir die erste Pilgergruppe, welche die gesamte Pilgertour in einem Stück zurückgelegt hat, zumal der Mönchsweg vorallem für Radwanderer gedacht ist. Das will ich zum Anlass nehmen, über diese ungewöhnliche Pilgerwanderung vor zehn Jahren zu berichten.
Im Mai 2007 wurde ein 342 Kilometer langer Wander- und Radwanderweg als Pilgerweg von der Elbe bis zur Ostsee, der „Mönchsweg“ eröffnet. Dieser Pilgerweg verbindet Glückstadt an der Elbe mit der Ostseeinsel Fehmarn und führt durch die Landkreise Steinburg (80 km), Bad Segeberg (85 km), Plön (26 km) und Ostholstein (151 km). Am Weg liegen 71 politische Gemeinden und 47 Kirchengemeinden.
Der Mönchsweg schlängelt sich von Glückstadt den Störbögen entlang über Itzehoe durch den Kreis Steinburg. Über Kellinghusen geht es weiter nach Bad Bramstedt. Von dort aus führt der Weg bis nach Bad Segeberg, Bornhöved und Bosau nach Oldenburg. Endpunkt ist Burg auf Fehmarn.
Der Mönchsweg folgt den Spuren der Christianisierung Schleswig-Holsteins. Entlang der Route befinden sich Kirchen, Klöster und Burgplätze. Sie alle sind von touristischer Bedeutung. Viele von Ihnen werden die Pilger unterwegs kennen lernen.
In der Ausschreibung zu dieser Pilgerwanderung hieß es:
„KircheAktiv lädt Sie im Sommer 2007 (12. – 25. August) zu einer Pilgerwanderung auf dem neu eröffneten Mönchsweg ein. Dabei können Sie entscheiden, ob Sie nur einzelne Etappen oder die gesamte Strecke mitgehen werden. Übernachtet wird in Gemeindehäusern. Schlafsack, Luftmatratze o.ä. ist von jedem Teilnehmer mitzubringen. Begleitfahrzeuge bringen Schlafsäcke, Luftmatratzen und persönliches Gepäck ins jeweilige Etappenziel, so dass die Pilger nur einen leichten Wanderrucksack (Regenzeug, Essen und Trinken für unterwegs) auf den einzelnen Etappen mit sich führen müssen.
Die Veranstaltung wird nur für Wanderer jeden Alters (nicht für Läufer, nicht für Radfahrer) ausgeschrieben, denn wichtigster Bestandteil einer Pilgerwanderung ist das gemeinsame Erlebnis (gemeinsame Mahlzeiten, gemeinsames Schweigen, gemeinsames Meditieren). Es wird gemeinsam in mäßigem Wanderschritt (ca. 4,5 km/h) mit regelmäßigen Pausen gegangen. Der Mönchsweg führt die Pilger auf einer ausgeschilderten Strecke vorwiegend über Feld- und Waldwege, vereinzelt aber auch über wenig befahrene Landstraßen.
Jeder Tag wird etwa so aussehen:
07.00 Uhr Tagesbeginn
08.00 Uhr gemeinsames Frühstück
09.00 Uhr Reisesegen
09.30 Uhr Abmarsch der Pilger
(10.30-11.30 Uhr: Schweigemarsch, Meditation)
13.00 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr Kirchenbesichtigung
15.00 Uhr Abmarsch der Pilger
(16.00-17.00 Uhr: Schweigemarsch, Meditation)
18.30 Uhr Ankunft der Pilger im Etappenziel
abends: Begegnungen mit der gastgebenden Gemeinde
Die einzelnen Etappen der Pilgerwanderung im Überblick:
Etappe 1.: Sonntag, 12.08.2007
von Glückstadt über Krempe nach Beidenfleth (= 22 Kilometer)
Etappe 2.: Montag, 13.08.2007
von Beidenfleth über Itzehoe nach Breitenberg (= 30 Kilometer)
Etappe 3.: Dienstag, 14.08.2007
von Breitenberg über Kellinghusen nach Wrist (= 12 Kilometer)
Etappe 4.: Mittwoch, 15.08.2007
von Wrist über Bad Bramstedt nach Großenaspe (= 30 Kilometer)
Etappe 5.: Donnerstag, 16.08.2007
von Großenaspe nach Bad Segeberg (= 32 Kilometer)
Etappe 6.: Freitag, 17.08.2007
von Bad Segeberg über Trappenkamp nach Bornhöved (= 27 Kilometer)
Etappe 7.: Sonnabend, 18.08.2007
von Bornhöved über Stocksee nach Bosau (= 23 Kilometer)
Etappe 8.: Sonntag, 19.08.2007
von Bosau über Plön nach Malente (= 23 Kilometer)
Etappe 9.: Montag, 20.08.2007
von Malente über Neukirchen bei Malente nach Eutin (= 22 Kilometer)
Etappe 10.: Dienstag, 21.08.2007
von Eutin über Zarnekau nach Neustadt (= 21 Kilometer)
Etappe 11.: Mittwoch, 22.08.2007
von Neustadt über Altenkrempe und Grömitz nach Cismar (= 30 Kilometer)
Etappe 12.: Donnerstag, 23.08.2007
von Cismar über Oldenburg nach Neukirchen in Holstein (= 28 Kilometer)
Etappe 13.: Freitag, 24.08.2007
von Neukirchen über Heiligenhafen nach Großenbrode (= 17 Kilometer)
Etappe 14.: Sonnabend, 25.08.2007
von Großenbrode über Landkirchen nach Burg auf Fehmarn (= 17 Kilometer)
insgesamt: 342 Kilometer"
Kostenbeitrag:
Je Etappe wird ein Betrag von 25,00 € erhoben. Er beinhaltet die Kosten für Übernachtung in den Gemeindehäusern, Verpflegung sowie anteilige Kosten für das Begleitfahrzeug. Die Kosten der An- und Abreise trägt jede/r selbst.“
Wie kommen diese Kosten zustande, und wie reduzieren sich die Kosten, wenn man nur teilweise teilnimmt?
Die Kosten je Etappe:
Übemachtung 3,00 €
Frühstück 4,00 €
Wanderverpflegung für das Mittagessen 4,00 €
Abendessen 10,00 €
anteilige Kosten für Begleitfahrzeug 2,00 €
Spende an KircheAktiv 1,00 €
Sonstiges 1,00 €
Gesamtbetrag 25.00€
Die Kosten für die 1. Etappe reduzieren sich um 8,00 € (Frühstück, Wanderverpflegung für das Mittagessen), da alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den ersten Tag ihre Wanderverpflegung für das Mittagessen mitbringen. Die Kosten für die 14. Etappe reduzieren sich um 13,00 €, da keine Kosten für das Abendessen entstehen und keine Übernachtung mehr anfällt. Die Kosten für die gesamte Pilgerwanderung (14 Etappen) betragen somit 1. Etappe = 17,00 €. 2.-13. Etappe (12 x25,00) = 300,00 €; 14. Etappe: = 12,00 €. Somit entsteht ein Gesamtbetrag von 329,00 €.
Tagesteilnehmer
Für Pilgerinnen und Pilger, die nur an bestimmten Tagen bzw. auf bestimmten Teilstrecken und ohne Übernachtung teilnehmen, erfolgt eine individuelle Berechnung der Kosten entsprechend der Leistungen, die sie in Anspruch nehmen.
Folgende Kostenermäßigungen sind vorgesehen:
Fahrtkosten
Fahrtkosten trägt jeder Teilnehmer selbst. Für die Anreise nach Glückstadt am 12.08. bzw. die Abreise ab Puttgarden am 25.08. wird ggf. eine Gruppenfahrt per Bahn ab bzw. nach Reinfeld organisiert.
Nach Abschluss der Pilgerwanderung erfolgte eine Endabrechnung. Nicht ausgegebene Gelder wurden anteilmäßig an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zurückgezahlt.
Die Vorbereitung dieser Pilgerwanderung war sehr arbeitsintensiv. Es mussten 14 Kirchengemeinden als Etappenziel gefunden werden, welche bereit waren, uns Pilger an dem bestimmten Tag für jeweils eine Nacht zu beherbergen, ihre Kirchen für Andachten bereit zu halten und zu klären, wo wir als Pilgergruppe zu Abend essen können, in einer Gaststätte oder im Gemeindehaus. Und zusätzlich vereinbarte ich mit Kirchengemeinden Besuche ihrer Kirche im Verlaufe einer Etappe. So lernten wir auf der Pilgerreise insgesamt 25 Kirchen kennen. Der Schriftwechsel mit den Kirchengemeinden zog sich fast über zwölf Monate hin und füllte am Schluss mehrere Aktenordner. Dann galt es, jede Etappe an Hand von Kartenmaterial genauestens zu planen, denn es war nicht davon auszugehen, dass der erst vor einigen Monaten eröffnete Pilgerweg durchgängig gut ausgeschildert ist.
Insgesamt haben sich 37 Personen als Pilger beteiligt. In Glückstadt an der Elbe sind wir mit 25 Personen gestartet. 12 Personen haben sich nur an einigen Etappen beteiligt. Nur 8 Pilgerinnen und Pilger haben alle 14 Etappen bis zum Ziel bewältigt.
Oft wird darüber diskutiert, worin der Unterschied zwischen Wandern und Pilgern besteht. Das habe ich zum Anlass genommen, hierüber meine Auffassung niederzuschreiben und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern auszuhändigen:
Wie aus Wandern Pilgern wird
So mancher hat sich schon die Frage gestellt, was wohl den Unterschied zwischen Wandern und Pilgern ausmacht. Schlägt man dazu Lexika auf, erfährt man zwar, dass das Wort Pilger soviel bedeutet wie „Fremder“, und in Bertelsmanns Volkslexikon von 1957 heißt es noch: „Wallfahrer nach heiligen Orten“, aber im Duden von 2006 kann man nur noch lesen: „Wallfahrer, auch Wanderer“. Damit bin ich so klug wie vorher. Auch Martin Luther hilft mir nicht weiter. Für ihn war das Pilgern etwas Katholisches, nicht vereinbar mit dem reformatorischen Glauben; ging es doch den damaligen Pilgern darum, Mühen auf sich zu nehmen, um damit Vergebung der Sünden zu erreichen. Er lehnte deshalb das Pilgern rundweg ab. Diese Erfahrung mussten wir auch auf unserer langen Pilgerreise zu Fuß bzw. per Rad im Sommer 2005 über 1.095 Kilometer von Klein Wesenberg bei Lübeck über Worms, Eisenach und Eisleben nach Wittenberg machen. In einer thüringischen Kirchengemeinde sagte man uns geradezu vorwurfsvoll: „Evangelische Christen pilgern nicht“. – Dieser Feststellung muss ich als evangelischer Christ zustimmen, wenn ich Pilgern als eine Leistung verstehe, mit der ich mir ein Stück Seligkeit erkaufen (bzw. „erlaufen“) will.
Wenn Pilgern in jüngster Zeit bei uns evangelischen Christen geradezu einen Boom erfährt, dann scheint mir wichtig, dieser Bewegung einen Sinn zu geben. Für mich ist Pilgern kein Rückfall in vorreformatorisches Verhalten und Denken. Für mich ist
Publisher: BookRix GmbH & Co. KG
Publication Date: 08-14-2017
ISBN: 978-3-7438-2847-6
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