Klara ist eine 18 Jährige, Songwriterin, die nicht nur gerne singt, sondern auch leidenschaftlich tanzt. Mit einigen andern Jugendlichen saß sie im Park, dabei stets ihre Gitarre sowie ein Block und ein Kugelschreiber. Während die andern tanzten, spielte sie Gitarre und schrieb einen Song, der meist auf Koreanisch oder Englisch war. Obwohl kaum einer was verstand, liebten sie ihre Songs. Ihre Konzentration wurde durch Tuscheln unterbrochen, sie sah auf, weiter hinten tummelten sich die Menschen, den Block im Rucksack verstaut ging sie mit einem Jungen zu den andern, gemeinsam drängelten sie sich vor und starrten einen fremden Jungen mit blonden Haaren an. Er schien neu zu sein, er legte unglaublich gute Musik auf, eine Gruppe Jungs vom andern Stadtteil tanzten und kassierten Geld.
"Reinste abzocke!" rief jemand.
Heftig wurde gedrängelt, Klara stand mitten auf der Fläche und die Jungs lachten.
"Was die will uns herausfordern?" lachte jemand.
Sie drückte den Jungen hinter sich, ihren Rucksack, Gitarre und Jacke in die Hand.
"Richtig, ein Mädchen wird euch Gesichtselfmetern eine Abreibung verpassen." meinte sie sarkastisch zu ihnen.
Die Jungs sahen sie an, weitere Mädchen traten auf die Fläche und stellten sich zu ihr, Musik wurde hinter ihnen gespielt, mit einem Song von ihr und schon legten sie los. Atemberaubend bewegten sich die Körper der Mädchen bei jedem Move, angenervt stieß er Klara zurück und die Jungs zeigten, was sie konnten. Die andern buhten die Jungs aus, mit schnellen Schritten kamen sie auf die Jungs zu, gingen in die Hocke und gleichzeitig zogen die Mädchen ihnen die Hosen runter, schon mussten alle los lachen. Die Jungs keiften, beschimpften sie und hauten schließlich ab, Klara schlug mit den andern Mädchen ein, zog ihre Jacke an und nahm ihr Zeug. Das abgezogene Geld wurde an die Eigentümer zurückgegeben.Mit den andern ging sie später am Abend in den Klub, wie hundert andere stand sie auf der Tanzfläche, tanzte und feierte. Während die andern weiter tanzten, ging sie zur Bar und stieß gegen jemanden.
"Bist du nicht das Mädel, die heute Nachmittag diesen Gesichtselfmetern eine Abreibung verpasst hat?" fragte er sie.
Klara starrte in das Gesicht desselben Jungens von heut Nachmittag, lächelnd meinte sie:"Genau die. Ich bin Klara und du?"
"Gordon freut mich. Darf ich dir einen ausgeben?"
Lächelnd nickte sie, Gordon bestellte zwei Bier, gemeinsam nahmen sie an einem Tisch platz und unterhielten sich.
"Du warst echt gut. Sag mal, die Musik und der Gesang, das war doch deine Stimme oder?" fragte Gordon nach.
Gordons Frage kam unerwartet, ich sah ihn einfach an, auf meinen Lippen lag weiter hin das Lächeln, ich führte den Flaschenhals zu meinem Mund und trank einen Riesen schluck.
"Danke, naja .. ja. In der Tat, die gespielte Musik und der Gesang war von mir." nuschelte ich in die Flasche hinein.
Gordon sah mich an und berührte meine Hand.
"Ich will ehrlich zu dir sein. Mein Vater ist Musikproduzent, ich kann ihn ja mal fragen ob du, bei ihm vorsingen kannst. Er sucht ständig neue Talente. Deine Songs wären sicher was für ihn, weils ja in einer andern Sprache gesungen wird."
Er lächelte mich weiterhin an, ich saß neben dem Sohn eines Musikproduzenten, der obendrauf supergut aussieht und immer noch meine Hand hielt. Ich stammelte vor mich hin, mir blieben die Worte komplett weg, wann trifft man auch schon mal auf so jemanden. Gordon schob mir die Visitenkarte seines Vaters zu, ich nahm sie in die Hand und starrte sie an.
"Ähm .. wow, danke. Die Sprache ist übrigens Koreanisch." zwinkerte ich ihm zu.
Er schmunzelte, trank sein Bier leer, ich steckte die Karte ein, wir sahen uns an und langsam stand er auf.
"Ich muss jetzt leider los, wir sehen uns Klara."
Ich nickte, völlig verwirrt saß ich am Tisch, hielt die Flasche in den Händen und starrte ins Leere. Ich träume das sicher, ich wache bestimmt gleich auf, bestimmt. Ich musste hier raus, und zwar schnell. Meine Jacke geschnappt verließ ich den Klub, draußen steckte ich mir erst mal eine Zigarette an, vergeblich suchte ich mein Sturmfeuerzeug, vor mir ging eine Flamme an, ich hielt sie ran und zog daran.
"Vielen dank ... Mike?", stotterte ich.
Ich starrte in das Gesicht meines Ex Freundes, der mich warm anlächelte und mir sein Feuerzeug in die Handfläche drückte.
"Behalte es ruhig." meinte er.
Seine warmen Hände brannten auf meiner kalten Haut, sie prickelte leicht, ich schluckte und starrte ihn immer noch an. Mike sah immer noch wie damals aus, selbe Frisur, selber Klamotten styl und trug immer noch dasselbe Parfüm. Meine Zigarette rauchte sich von alleine, ich vergas total dran zu ziehen und hielt sie weiter zwischen zeige und Mittelfinger.
"Du siehst toll aus. Wie geht es dir?"
Ich stammelte am Anfang, "... Gut, danke. Was machst du hier?" , ich zog an dem Rest der Zigarette und atmete den Qualm aus. Er schmunzelte etwas, " ich bin wieder in der Stadt und diesmal bleibe ich auch hier" , ich sah ihn einfach an, mir fiel auf das Er immer noch die Kette trug, die ich ihm vor Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte.
"Na dann, ich muss los. War toll dich wiederzusehen." sagte Mike.
Seine Lippen drückten mir einen Kuss auf die Wangen und mit einer Frau in Arm verschwand er.
Was zum Geier war das denn Bitteschön?
Ich öffnete meine Hand und starrte das schwarze Feuerzeug an, es war dasselbe, wie vor Jahren, ich schluckte, und schob es in meine Tasche. Ich ließ die Zigarette fallen und beschloss nach Hause zugehen. Ich war komplett verwirrt, Gordon drückte mir die Karte seines Vaters in die Hand, der ein erfolgreicher Musikproduzent ist und Mike schenkt mir sein Feuerzeug, was damals keiner anrühren durfte, nicht mal ich.
Irgendwie ist der Tag heute völlig verhext. Ich schloss die Tür zu meiner Wohnung auf, ließ sie ins Schloss fallen und lehnte dagegen. Ich streifte mir die Schuhe ab, ließ meine Jacke zu Boden fallen und warf mich auf die Klappcouch, stöhnte ins Kopfkissen. Mein Kopf zur Seite gedreht, blickte ich ins leere meines Zimmers, völlig geschafft schlief ich ein. Total verpeilt stand ich im Kiosk und füllte die Zeitungsregale auf. Ich wusste, überhaupt nicht wo mir der Kopf stand, zum einen Teil waren meine Gedanken bei Gordon, denn ich wirklich sympathisch fand und zum andern Teil bei Mike, denn ich immer noch sehr mochte.
In der Mittagspause saß ich im Hinterzimmer, als mein Chef meinen Namen rief.
"Was ist?" fragte ich genervt.
"Besuch für dich." meinte er.
Ich starrte in Gordons Gesicht, der mich anlächelte und mich kurz umarmte.
"Was machst du denn hier?" fragte ich.
Wir stellten uns an die Seite, er stützte sich bei der Kühltruhe ab und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich habe mit meinen alten Herren geredet. Er ist gerade im Studio, wenn du willst, kannst du vorsingen. Er will dich unbedingt kennenlernen."
Ich starrte ihn einfach an, "nun geh schon .." , mein Chef schob mich zur Tür raus und reichte mir meine Sachen.
"Aber ..." setzte ich an.
"Ich geb dir heute frei. Nun verschinde schon." meinte er lächelnd.
Hinter mir ging die Tür zu, die Jacke übergeworfen, folgte ich ihm zu seinen Wagen, stieg ein und schnallte mich an. Langsam lenkte er den Wagen auf die Straße, beschleunigte ein wenig und raste die Hauptstraße runter.
"Ich hoffe du hast einen Song im Kopf." grinste er.
"Sicher. Koreanisch ist doch ok oder?"
Gordon nickte mir zu, er fuhr runter zur Tiefgarage, sein Arm legte sich um meine Schultern, galant öffnete er mir die Tür, mit dem Fahrstuhl fuhren wir in den 10'ten Stock eines Hochhauses. An der Info holte Gordon uns zwei Pässe und mit denen betraten wir das Studio.
"Dad, hier ist sie. Klara, mein Vater." stellte Gordon mir ihn vor.
"Freut mich dich kennenzulernen, nenn mich Erik. Du bist also das Mädchen mit den koreanischen Texten?!"
Wir lächelten uns an, ich nickte einfach, ich konnte kaum etwas sagen, ich war mehr als nervös und aufgeregt.
"Gut, stell dich ins Studio und lass mal was hören." meinte Erik.
Ich strahlte ihn an, Gordon öffnete mir die Glastür, ließ mich rein und schloss sie hinter mir. Ich setzte mir die Kopfhörer auf und wartete gespannt. Musik wurde gespielt und ich konnte anfangen.
"Ice Cream, Ice Cream,
Ill melt you down like Ice Cream.
Ice Cream, Ice Cream,
Ill melt you down like Ice Cream.
Nan dalkom hanaiseu keurim neon noga naeril geol, Sangekeum han Ice Cream, cream, cream, cream cream.
Chokollet Ice Cream nae kkaman pibucheoreom, Dalkom han Ice Cream, cream, cream, cream, cream."
Die Musik hatte zwar nicht ganz genau zu dem Text gepasst, aber dies war auch erst mal egal, ich hatte meinen Spaß.
"Sie ist wirklich gut. Klara ist großartig, Gordon."meinte Erik zu seinem Sohn.
"Na was hab ich dir gesagt?! Ist sie gut oder ist sie gut, Papa?" schmunzelte er.
Ich legte die Kopfhörer beiseite, öffnete die Tür und verließ das Studio. Die beiden starrten mich grinsend an, sodass es schon unheimlich rüber kam.
"Du warst großartig, ich wäre wirklich an dir interessiert. Was hältst du davon, am kommenden Samstag auf einem Festival aufzutreten?"
Mit leicht geöffnetem Mund starrte ich Erik und Gordon an.
"Natürlich nur wenn du dazu Lust hast. Du kannst es dir gerne überlegen." meinte Gordon.
"Sag uns aber rechtzeitig bescheid." ergänzte Erik.
Ich nickte darauf hin nur, Gordon brachte mich noch runter, da er schon wieder los musste, stand ich Mutterseelen allein in der Innenstadt, ich kannte mich nichts besonders gut hier aus und somit verlief ich mich erst mal. In einem Hotel ließ ich mir ein Telefonbuch gegeben und suchte seinen Namen, den ich auch relativ schnell fand. Ich wählte die Nummer, wartete eine Weile, bis jemand ran ging. Am andern Ende der Leitung hörte ich nur ein müdes 'Hallo'.
"Mike? Ich bin es Klara ..."
Meine Stimme zitterte leicht, wir hatten uns ewig nicht mehr an der Strippe gehabt und ich bat ihn wirklich ungern etwas, da es mir echt peinlich war. Ich wohnte seit meiner Geburt hier und kannte mich kaum hier aus. Zum Glück war er so freundlich und holte mich ab.
Text: Amy Faber (amybabyx3) , Mayumi Lee (mayumi.chan)
Images: Amy Faber
Editing: -
Translation: -
Publication Date: 10-25-2013
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Dedication:
Erstes gemeinsames Projekt von Amy Faber und Mayumi Lee.