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Cover

Widmung

 

 

 

 

 

 

 

 Für die tollste Oma und beste Freundin der Welt.

Wo auch immer du bist,

ich werde dich immer lieben.

Denn wir zwei gegen den Rest der Welt.

 

01.03.2015

Prolog

Ich sehe dieses weiße Licht überall. Es ist so warm und überall sind Sonnenblumen. Man könnte sagen ein Meer aus Sonnenblumen! Musik. Musik ertönt. Es muss Geigenmusik sein, ich irre mich nicht. Es klingt so wunderschön, ich frage mich, wer so schön spielt und woher diese Musik kommt. Vogelgezwitscher höre ich auch, sie klingen so befreit, so sorglos als würde es keine Probleme mehr geben. Alles ist so wunderschön entspannt hier. Obwohl es sehr nebelig ist, fühle ich, wie harmonisch hier alles ist. In der Ferne kann ich einen See erkennen. Überall Wasser. Es scheint so rein und klar, doch trotzdem habe ich das Gefühl, es würde mich wie auf Wolken tragen, würde ich mich hineinlegen. Nirgends eine Welle ... alles ist still ... Man kann nur die Musik und die Vögel hören. Träume ich? Nein es fühlt sich alles so real an.

Ich gehe zum Wasser, um mein Spiegelbild zu sehen. Doch was habe ich da bloß an?! Ein weißes Kleid, das einem Brautkleid ähnelt. Es hat auf dem wunderschönen weißen Samtstoff durchsichtige glitzernde Seide, das an dem Dekolleté mit blauen Saphiren bestickt ist. Mit meinen langen roten lockigen Haaren und blauen Augen sehe ich aus, wie eine Prinzessin die ich nicht bin. Eher wie eine Cinderella!

Hier ist jemand, das kann ich doch spüren. Seid ihr das? Seid ihr hier? Ben? Mum? Ich möchte nichts sehnlicher, als bei euch meinen Frieden zu finden. Ich spüre euch ... das Licht, das ihr mir schickt, um endlich zu euch zu kommen. Ich möchte euch folgen, wenn ihr es zulässt. In euch sind mein Leben, meine Hoffnung und meine Stärke. Das Licht ist warm und wunderschön. Es ruft förmlich nach mir. Ich möchte zu euch. Zu meinen Liebenden, die ich bereits verloren habe. Ich habe doch nichts anderes mehr außer euch. Er hat doch seine Winnie, sie ist gut für ihn. Ich habe euch, einen Bruder, der mich liebt und nicht verabscheut und eine Mutter, die mich zwar belogen hat, aber für mich auf ihre große Liebe verzichtet hat.

Dort … ! Dort sehe ich eine aus weißem Stein gefertigte alte Treppe, die nach oben führt. Dort oben kann ich sogar eine Art Buch erkennen, das größer ist, als alles was ich je in meinem Leben gesehen hab, es scheint eine Art Tor zu sein. Dahinter scheint sich eine wunderschöne Welt zu verbergen. Die Musik, sie scheint von dort oben herzukommen. Doch als ich sie hinauf steige, kann ich niemanden erkennen. NUR das Licht, das immer heller wird und eine wunderschöne Stimme, die meinen Namen immer und immer wieder ruft. Es ist die Stimme meiner Mutter. Sie klingt so wunderschön, genauso wie ich sie in Erinnerung habe. Ich bewege mich zu ihr. Eher gesagt zu ihnen. Denn das Licht wird mich zu ihnen führen. Schritt für Schritt! Doch auf einmal steht er hinter mir. Er streckt seinen Arm aus.

>> Geh nicht ins Licht! Ich brauche dich hier. Du darfst noch nicht gehen, denn deine Zeit ist noch nicht gekommen. << Mit seinen leuchtenden wunderschönen grünen Augen schaut er mich an und atmet ganz ruhig. Ich kann sogar seinen Herzschlag laut hören. Ich frage mich nur warum.

>> Wieso, kommst du ausgerechnet jetzt? Warum tust du das? Ich möchte doch auch nur glücklich sein dürfen und mich geborgen fühlen. Sie können mir dieses Gefühl geben. Sie haben den Engeln befohlen über mich zu wachen und mich zu beschützen genauso, wie die Engel es bei jedem anderen tun. Ich möchte doch nur zu meiner Familie. Ist das etwa so schwer zu verstehen? Seit ihrem Tod wünsche ich mir nichts sehnlicher, als zu ihnen zu kommen. Sie wiederzusehen. Sie wieder in den Arm nehmen. Warum soll ich mich weiter quälen? Warum soll ich nicht zu meinem Bruder und zu meiner Mutter gehen? << Mit Tränen in den Augen schaue ich ihn an. Er streckt seine Hand nach meiner und ich tue es ihm gleich, sodass sich unsere Hände berühren. Er hält mich ganz fest und flüstert mir ins Ohr

>> Ich liebe dich <<!

 

Gut ist, wer anderen Gutes tut

 

 

 

Gut ist, wer anderen Gutes tut.

Wenn er dafür leidet,

daß er Gutes tut, so ist er noch besser;

wenn er von jenen leidet,

denen er Gutes tut,

so erreicht er die höchste Güte,

welche nur durch Vermehrung der Leiden für das,

was er zu tun fortfährt,

verstärkt werden kann;

wenn er dafür stirbt, – so ist dies der höchste Heldenmut.

 

Jean de la Bruyère

Kapitel 1 - Der Anfang vom Ende

Sag niemals, es kann nicht mehr schlimmer kommen ... denn diesen Fehler habe im Alter von vier Jahren begangen und ich bereue es bis Heute! Es wäre einiges anders gelaufen wenn ich es nicht getan hätte....

 

***

 

Alles kommt wieder hoch… ihre schreie, ihre blauen Flecken und Wunden. Überall Scherben… Blut… immer wieder das gleiche. Wie konnte sie sich nur in so ein Scheusal verlieben? War es wirklich Liebe? War ich wirklich ein Kind das durch die Liebe zweier Menschen entstand? Fragen über Fragen. Ich werde nie vergessen wie er ihr Leben zerstörte. Er nötigte sie, fügte ihr Schläge zu und am allerschlimmsten machte es ihm auch noch Spaß. Ich war damals zwar erst acht Jahre alt, doch ich werde niemals ihre Schreie vergessen. Die Tränen, die ihr jedes mal über das Gesicht liefen… und vor allem werde ich nie vergessen das mein Bruder Ben dazwischen gehen wollte, als er sie wieder Grundlos anfing zu schlagen und ihr zwei Rippen brach. Er wollte ihr nur helfen, doch er war zu stark und zu alkoholisiert.

>> Lass sie in Ruhe du Mistkerl, lass sie verdammt noch mal los. << Schrie Ben zu ihm und versuchte dazwischen zu gehen. Als Ben ihn von unserer Mutter losreißen konnte, ging er auf ihn los.

>> Du wagst dich so mit mir zu reden? Willst du auch eine kleine Abreibung? Die kannst du bekommen. << Er prügelte auf ihn ein… immer und immer wieder. Als er nur für ein paar Sekunden weg ging… dachten wir er würde weg gehen, doch da hatten wir uns alle geirrt. Er kam wieder mit einem Holzknüppel. Er prügelte auf Ben ein und meinte, dass er sich schämen sollte.. seinem eigenen Vater in den Rücken zu fallen. Ben war zu dem Zeitpunkt sechzehn Jahre alt.

 

Mein Vater hieß Peter und war damals zwanzig Jahre alt, als er meine Mutter kennen lernte, die zu dem Zeitpunkt sechzehn Jahre alt war. Er war immer sehr liebenswürdig zu ihr, als sie neunzehn Jahre alt war, wurde sie mit Ben Schwanger und heiratete ihn, da ihre Eltern nicht wollten das Ben ein Bastard wird. Die ersten Jahre waren sie glücklich doch als meine Mutter mit mir Schwanger wurde, änderte sich alles. Peter fing an zu trinken, und verlor sich darin…. Er wurde immer aggressiver und musste sich abreagieren. Doch statt Sport zu treiben machte er lieber das Leben meiner Mutter kaputt. Mein Bruder konnte dabei nicht mehr länger zusehen.

 

Ich hörte nur Schreie. Ich rannte zur Tür mit Tränen in den Augen.

>> Lass Ben in Ruhe Peter! Er hat dir nichts getan. Du bist wütend auf mich, dann lass deine Wut an mir aus. << Schrie meine Mutter zu Peter und entdeckte mich und rannte zu mir um mich zu beschützen.

>> Tue ihm doch nicht weh, bitte Daddy! Wir haben dir doch nichts getan. << rief ich nun zu Peter, der mir nicht zuhörte sondern weiter schlug. Bens Gesicht war voller Blut. Ich werde dieses Bild nie vergessen können. Er entdeckte mich nun auch, wie ich meine Mutter mit meinen Armen fest umschlang und immer wieder seinen Namen rief.

>> Sophie lauf weg! << rief er immer und immer wieder. Bis er wehrlos am Boden lag und sich nicht mehr rührte. Peter verließ das Haus, setzte sich in seinen Wagen und fuhr davon. Meine Mutter rief sofort einen Krankenwagen. In der Zeit rannte ich zu Ben und versuchte ihn zu rütteln. Er machte seine Augen auf und sagte zu mir:

>> Sophie hör mir zu, du musst stark sein! Du bist doch meine kleine, starke Prinzessin. << Als unsere Mutter endlich zu uns stieß, richtete er das Wort an sie.

>> Mum du bist nicht schuld an dem ganzen hier. Niemand außer ihm kann etwas dafür. Selbst wenn wir damals gegangen wären. Pass immer gut auf dich auf und lass nicht zu, das er dir noch mal etwas antut oder sogar Sophie. Ich glaube ich werde es nicht mehr schaffen bis der Krankenwagen eintrifft. Versprecht mir beide… nicht zu weinen okay? Bitte. Egal was passiert ich werde immer bei euch sein. Sophie ich werde ein Engel sein, der auf dich aufpasst. Wir werden uns eines Tages oben im Himmel wieder sehen, das verspreche ich dir. Mum du weißt, früher oder später, wäre ich sowieso gegangen. Ich liebe euch beide. Sophie... du wirst... immer die Person sein, für die ich alles... getan hätte. Ich liebe dich mein kleiner Engel. Vergiss das... bitte niemals... hörst du? << Tränen liefen ihm übers Gesicht und vermischten sich mit dem Blut. Wir rüttelten ihn immer wieder, doch er machte die Augen zu und rührte sich nicht mehr. Als wenige Sekunden später der Krankenwagen eintraf, konnten sie nur noch den Tod feststellen. Ich konnte nur noch heulen den ganzen Tag lang auch wenn wir ihm versprechen sollten es nicht zu tun, konnte ich nicht anders. Wie er da so da lag... seine blonden Haare waren mit Blut verschmiert und seine braunen Bambi-Augen waren geschlossen. Für immer. In dieser Nacht verlor ich meinen Bruder und meinen besten Freund.

Der Junge der da so da lag, war nicht mehr mein Bruder. Nein. Es war nur noch sein lebloser Körper. Er würde nie wieder zu mir zurück kommen. Ich verstand nicht wieso er gehen musste. Wieso er sein leben lassen musste. Er war erst sechzehn Jahre alt und hatte sein ganzes Leben noch vor sich. Meine Mutter machte sich die ganze Zeit Vorwürfe. Das Bild, auf dem meine Mutter ihren toten Sohn in den Arm hielt und sich ihre langen rot-blonden Haare wie ein Schleier über ihn legten, hatte sich in mein Gehirn eingebrannt. Als die Sanitäter Ben mitnahmen kniete sie die ganze Zeit vor einem Bild von Ben und betete. Betete um ihren großen Jungen, der so früh das Leben auf der Erde verlassen musste. Sie war sehr religiös und ging mit uns jeden Sonntag in den Gottesdienst. Sie sprach immer davon, dass Gebete uns mit dem Allmächtigen verbanden. Sie schenkte jedem von uns eine Kreuzkette aus Silber, damit wir uns vor dem bösen schützen konnten. Obwohl es uns vor Peter nicht bewahren konnte.

 

Es war der 31. Juli 1999. Außerdem war es mein Geburtstag! Mein Achter um genau zu sein. Ich ging in Bens Zimmer und wusste nicht wie mir geschah. Auf seinem Schreibtisch lag ein Päckchen eingepackt in einem Pinken Geschenkpapier das mit Schleifen überseht war. Mein Name stand drauf, doch ich konnte es nicht öffnen. Ich rannte damit in mein Zimmer, holte mir einen Karton und packte alle Sachen die ich nicht mehr sehen konnte darein und packte ihn in die letzte Ecke meines Kleiderschrankes. Ich warf mich aufs Bett und fing an zu beten, weil Ben mir mal erzählt hatte. Das ich so immer mit dem Allmächtigen in Kontakt treten kann. Ich brauche nicht so förmlich mit ihm reden. Ich kann genauso mit ihm reden, so wie ich mit jedem anderen reden würde.

> Warum hast du das heute zu gelassen? Warum hast du Ben nicht beschützt? Wieso nur? Wieso hast du zu gelassen das ich meinen Bruder verliere, meinen Besten Freund? Ich weiß es ist gemein dich das alles zu fragen, doch warum konntest du nicht Daddy zu dir holen? Musste es Ben sein? Ich weiß man sollte niemandem den Tod wünschen, doch er hat Mummy so weh getan. Verstehst du das? Es tut mir leid, doch ich werde diesen Tag einfach nie verstehen können. Er ist Tod. Nicht mehr da. Bitte pass auf ihn auf. <

 

Nach ein paar Tagen betrat meine Mutter mit mir das Zimmer von Ben und versuchte mit mir die Klamotten zusammen zu packen. Doch es war einfach so schwer und tat weh. Wir wussten zwar, dass es nicht leicht wird. Doch ich konnte das alles nicht und musste daraus. Wenn ich an die Beerdigung dachte, wurde mir ganz anders und ich wurde nur noch trauriger. Die Frage, wieso er gehen musste, stellte ich mir die ganze Zeit. War es vielleicht meine Schuld gewesen? Ich wusste es einfach nicht. Ich wusste nur, dass mein Leben gar nicht mehr schlimmer werden konnte… . Meine Familie wurde zerstört. Peter ist auch nicht mehr aufgetaucht. Vielleicht hatte er ja eingesehen, dass er die Familie zerstört und seinen eigenen Sohn ermordet hatte.

 

Eine Woche verging und seine Beerdigung stand an. Ich dachte wirklich, dass es nicht mehr schlimmer werden konnte, doch da hatte ich mich wirklich geirrt. Die Leute hatten alle von den Ereignissen der letzten Tage gehört. Doch jeder erzählte eine andere Version, keiner wusste wirklich was geschehen war. Alle Leute kamen zu meiner Mutter und mir und sagten wie leid es ihnen täte und wenn sie davon gewusst hätten, hätten sie selbstverständlich etwas dagegen getan. Ich konnte es nicht mehr hören. Alle hatten weg geschaut. Jeder hätte doch mitbekommen müssen das etwas bei uns nicht stimmt.

Dann kam der Pastor und erzählte etwas über Ben. Er fand sehr schöne Worte.

>> Liebe Familie, Freunde und Angehörige. Wir haben uns hier zusammen gefunden um uns von Benjamin Elliot John Montrose zu verabschieden. Seine Mutter Carolina, seine kleine Schwester Sophie und viele Freunde und Angehörige werden ihn vermissen. Er hat für seine sechzehn Jahre, viel erlebt. Er durfte bei der Geburt seiner kleinen Schwester und besten Freundin dabei sein. Die Welt bereisen… doch am wichtigsten durfte er die Liebe Gottes kennen lernen und mit ihr leben. Er hat viel in der Gemeinde geleistet und hat sogar in einer Band mit gespielt. Er hat bei Spendenaktionen immer großen Einsatz gezeigt und hat allen Leuten gezeigt, dass die Liebe Gottes jeden erfüllen kann. Er hat zwar die Liebe seines Lebens nie kennen lernen dürfen, aber trotzdem ist er nicht unglücklich gestorben. Er war ein wunderbarer Mensch den wir alle sehr vermissen werden. [...] <<

 

Dann wurde der Sarg hinaus und zu seinem Grab getragen. Man konnte es gar nicht beschreiben wie sehr es weh tat. Meine Mutter nahm mich an die Hand und ging zum Grab vor und warf eine Rose in das Grab und eine Handvoll mit Erde. Ich hat es ihr gleich. Auf seinem Grabstein stand wie er es gewollt hätte, > Our Star will shine forever <! Dann verließen wir auch schon den Friedhof. Wir konnten es einfach nicht länger aushalten. Es war zu schmerzhaft. Immer wieder musste ich mich fragen ob ich vielleicht Schuld war?! Diese Frage sollte mich mein Leben lang begleiten. Als noch ein paar weitere Tage vergingen, reichte meine Mutter die Scheidung ein. Es dauerte gar nicht lange bis sie durch war, denn beide Parteien waren sich einig. Leider konnte die Polizei Peter nicht festnehmen, da er die Tatwaffe verbrannt hatte. Dazu schmierte er ein paar wichtige Leute die etwas zu sagen hatten. Wir konnten nur hoffen, dass unser Leben nur besser werden konnte. Ich erinnerte mich noch genau an Bens Worte. Er sagte immer, das wir Kinder Gottes wären und das er uns nie alleine lassen würde. Ebenso das nichts ohne Grund passiert. Ben war das Thema immer so wichtig… wenn andere Jungs draußen einem anderen Kind den Rucksack wegnahmen und ihn gemobbt hatten, ging er immer dazwischen und legte sich mit ihnen an. Er meinte immer, dass man bei so etwas nicht zusehen dürfe. Denn so etwas ist nicht im Sinne Jesu… er fragte die Jungs was sie sich dabei gedacht hatten und sie eigentlich wissen wie das ist wenn man gemobbt wird! Er erzählte ihnen von Jesus und was er für uns alles getan hat… ihm war egal ob die Jungs ihn auslachten… er fand es nur wichtig ihnen das zu erzählen und hey… nach ein paar Wochen kamen die Jungs zu meinem Bruder und sagten ihm, dass sie viel darüber nach dachten was er sagte und das es ihnen leid täte und sich auch schon bei dem kleinen Jungen entschuldigt hätten. Sie wollten mehr über diesen Jesus hören wie sie gemeint hatten. Ben war froh das seine Worte, die ihm der Allmächtige gab, so viel bei den Jungs ausgerichtet hatte. Als er mir, dass damals erzählt hatte, war ich richtig Stolz auf ihn. Er hatte so eine richtige Begabung. Obwohl er so jung war, trug er den Heiligen Geist in sich und schaute den Menschen in ihr Herz und konnte ihnen mit Gotteshilfe helfen.

Nicht viele konnten das von ihrem Bruder erzählen. Doch ich schon!!!

 

Zwei Monate später… hatten sich alle daran gewöhnt das er nicht mehr da war. Doch ich werde es nie vergessen können. Er war mein Bruder. Mein Bruder…. Wie das klang wenn man im Grunde keinen mehr hatte. Ich ging zu der Zeit schon wieder in die Grundschule! Doch alle guckten mich immer so komisch an… na ja die Kinder wussten es wahrscheinlich gar nicht, aber die Lehrer….! War es nicht komisch… das dort alles so lief wie sonst auch? Das sich nichts geändert hatte? Schon komisch. Irgendwie. Wenn ich zu Hause war, hielt Mum sich immer so komisch den Bauch und ich frage sie immer ob alles in Ordnung wäre, doch sie meinte immer, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte. Doch wie sollte ich, dass denn nur anstellen? Ich hatte Angst, dass mit ihr auch was nicht stimmte und dass ich sie auch verlieren würde. Was hätte Ben getan wenn er noch da gewesen wäre?

 

Mum versuchte zwar schon alles was in ihrer Macht stand um mich auf andere Gedanken zu bringen, aber es schien nicht besonders zu funktionieren. Auch wenn ich ihr vorspielte, dass es anders war. Was erwartete man eigentlich von mir? Ich war doch erst acht Jahre alt. Auch wenn ich für mein Alter schon ziemlich reif war und einiges besser verstand als es Erwachsene taten. Doch es war doch verrückt zu glauben, dass es okay für mich war. Mein Bruder war tot und er würde nicht mehr zurück kommen. Ich hatte es mit meinen eigenen Augen gesehen, wie es passiert war. Wie konnte man sein eigenes Kind bloß töten? Meine Mutter wusste, dass ich nicht damit klar kam und besorgte mir einen Therapeuten, doch dieser meinte nur, dass es natürlich wäre da ich noch so jung war, doch es hatte damit doch nichts zu tun. Schließlich war ich kein normales Kind, dass es bald vergessen würde, auch wenn ich es mir manchmal wünschte. Wir waren noch bei drei weiteren Therapeuten und bei der letzten hatte ich endlich das Gefühl, das mich jemand verstand. Sie meinte zu meiner Mutter, dass ich keine gewöhnliche acht Jährige wäre, sondern schon viel weiter entwickelt als all die anderen Kinder in meinem Alter und das ich hochbegabt sei, weswegen ich meinem Alter nicht entsprach! Mein Gehirn war viel weiter entwickelt. Anzeichen dafür gab es genug meinte sie. Denn ich konnte schon vor meinem ersten Lebensjahr laufen und mit drei Jahren schon ausgezeichnet sprechen. Da man sich mit mir viel beschäftigt hatte und ich mit vier Jahren sogar bereits lesen konnte, zwar nicht perfekt aber immerhin. Dazu verfügte ich über einen beeindruckenden Wortschatz. Ben war auch hochbegabt und richtig schlau. Obwohl ich glaubte, dass es dasselbe war. Schon witzig oder? Ich ähnelte meinem Bruder total. Uns hatte schon immer etwas verbunden. Nach meiner Geburt hatte mich mein Bruder, nach meiner Mutter als erstes auf dem Arm. Im Grunde hatte mich mein Dad nie gehalten. Er wollte es nie. Er hat auch nie zu mir gesagt das er mich liebte. Er hat es nie getan. Ich verstand es nie. Ich wollte ihm einfach nur gefallen. War das so schwer zu verstehen? Ich meine, ich wollte doch nur das haben, was andere Kinder auch hatten. Eine heile Familie. Liebende Eltern. Lachende und glückliche Kinder die durch ein Haus oder einen Garten toben konnten. Doch so etwas hatte ich nie. Mein Vater hatte meinen Bruder umgebracht mit seinen eigenen Händen. Es war sein Sohn! „Der Therapeut“ so wie ihn Mum immer nannte, meinte zu mir, dass es nur natürlich wäre, das ich im Kopf weiter dachte. Das mir Dinge bewusst waren, die einem Kind in dem alter noch nicht bewusst wären. Kein Kind meines Alters hätte über den Tod nach gedacht oder wie etwas genau passierte. Bei hochbegabten Kindern war es allerdings normal und man war ein paar Jahre seines Alters im Kopf voraus. Ich fragte mich immer, warum ausgerechnet ich so anders war, doch es ich bekam auf diese Frage einfach keine Antwort.

 

Mum fing an es zu akzeptieren. Sie merkte schnell, das ich sehr kreativ veranlagt war und versuchte mich zu fördern. Als ihr an einem Tag, ein Flyer von einem Ballettstudio in die Hände viel, welches sie von früher kannte, meldete sie mich kurzerhand dort an. Man kannte sie in diesem Studio wirklich, denn die Besitzerin Miss Le Muer, ging sofort auf Mum zu, umarmte sie und redete kurz mit ihr. Sie sagte zu mir, dass ich vielleicht das Talent meiner Mutter mit mir herum trage und dass sie schon sehr gespannt darauf wäre mich tanzen zu sehen. Doch sie irrte sich. Denn ich war grottenschlecht! Die anderen Kinder waren wesentlich besser als ich. Okay ich hatte auch im Grunde keine besondere Lust daran. Doch Mum machte es so glücklich und so gab ich mir aus diesem Grund mühe. Ich übte sogar zu Hause. Ich wurde sogar besser und man konnte es in ihrem Gesicht ablesen, dass sie wirklich glücklich war. Doch der Tod von Ben ging mir trotzdem nicht aus dem Kopf. Denn ich hatte jede Nacht Albträume. Ich sah ihn jedes Mal vor mir. Wie er mit mir spielte und mit mir lachte. Doch dann zogen Wolken auf und es blitzte sehr stark und dann auf einmal strömte Blut aus seinem Körper. Er lag auf einmal auf dem Boden und seine letzten Worte schallten mir wieder ins Gedächtnis.

 

>Sophie hör zu, du musst jetzt stark sein. Du bist doch meine kleine, starke Prinzessin. Ich glaube ich werde es nicht mehr schaffen bis der Krankenwagen eintrifft. Sophie ich werde ein Engel sein, der auf dich aufpasst. Wir werden uns eines Tages oben im Himmel wieder sehen, das verspreche ich dir. Sophie du wirst immer die Person sein, für die ich alles getan hätte. Ich liebe dich meine kleiner Engel. Vergiss das nie!<

 

Und dann war er tot und auf einmal waren wir auf diesem Friedhof und beerdigten ihn.

Es wiederholte sich Tag für Tag. Jede Nacht.

Das letzte was ich sah, war wie es noch einmal passierte und wie sein Blut sich mit seinen Tränen vermischte und er seine Augen schloss und sein Herz aufhörte zu schlagen und das für immer!

 

Wo bleibt die Gerechtigkeit?

 

 

 

 

Wenn der Haß feige wird, geht er maskiert und nennt sich Gerechtigkeit.

 

Arthur Schnitzler

Kapitel 2 - Alleine auf der Welt

Vier Jahre waren vergangen nach Bens Tod… und ich konnte wieder normal schlafen ohne Albträume zu haben… doch ich merkte, dass etwas nicht mit meiner Mutter stimmte, es ging ihr immer schlechter. Sie hielt sich ständig so komisch den Bauch oder die Seite. Manchmal hatte sie einfach so hohes Fieber und schwitzte und dann war ihr wieder kalt. Als sie endlich zum Arzt ging, wurde sie erstmals richtig untersucht.

 

Während sie im NewYork-Presbyterian Hospital untersucht wurde, welches das sechst beste Krankenhaus in den Staaten und das größte von New York war, war ich bei einer gute Freundin, die einzige die ich hatte, um genau zu sein. Denn ab und zu bekam ich Erscheinungsbilder von Ben… wie er am Boden lag und Peter auf ihn einschlug und überall Blut im Raum verteilt war. Dieses Blut war dann überall. Viele hielten mich deswegen für verrückt, außer Ruby… ihre Mum war Psychologin und meinte, dass das völlig normal war. Ich war froh, dass sie mich nicht für verrückt hielt. Es war komisch, dass ich niemanden hatte außer sie und meiner Mutter natürlich.

 

>> Mrs. Montrose, Sie haben gesagt, dass sie Einschränkungen haben, körperlich und geistlich Leistungen zu absolvieren, dazu unter Appetitlosigkeit leiden, dass ihnen ständig übel wird und es öfters bei ihnen zur Atemnot kommt?! Ist das Richtig Mrs. Montrose? <<

Kurz darauf kam ein Assistenzarzt mit den Ergebnissen der Untersuchen in den Raum. Dr. Monroe nahm sie dankend entgegen und musterte sie eindringlich. Dann sagte er etwas zu dem Assistenzarzt, der wieder aus dem Raum verschwand. Dr. Monroe war ein ausgezeichneter Chirurg und verstand viel von seiner Arbeit. Viele bezeichneten ihn auch als Koryphäe, weswegen viele Menschen aus aller Welt zu ihm kamen um sich von ihm behandeln zu lassen. Besonders Frauen schienen ihn gut leiden zu können, doch nicht nur wegen seiner exzellenten Arbeit, sondern viel eher wegen seines Charmes und seines guten Aussehens. Er hatte kurzes, dunkelblond gelocktes Haar und einen verführerischen Anchor Bart. Eine raffinierte Mischung aus Chin Strap, Kinnbart und Zwirbelbart. Sie alle wurden bis zur Perfektion geformt, bis sie einem Schiffsanker ähnelten. Dieser Bart war zwar sehr gewagt, doch sein eckiges Gesicht verlieh ihm mit seinem strahle Lächeln und seinen blauen Augen eine verführerische Wirkung.

>> Wie es aussieht sind Gefäße geplatzt. Außerdem konnten wir erkennen, das Sie innere Blutungen haben. Das können Sie hier und hier auf den Aufnahmen erkennen. Sie müssen wirklich sofort operiert werden, da Sie nur durch das Adrenalin in ihrem Körper noch bei Bewusstsein sind. Haben Sie mich verstanden? Mrs. Montrose? << Die Augen meiner Mutter verdrehten sich und sie bekam schlimme Krampfanfälle. Sofort versuchte Dr. Monroe sie ruhig zu halten.

>> Schwerster kommen Sie schnell! << rief er so laut er konnte. Die Ärzte und Pfleger, die angelaufen kamen, versuchten alles um ihr zu helfen. Ein paar Assistenzärzte bereiteten meine Mutter auf eine sofortige Operation vor. Im OP mussten sie allerdings feststellen, dass meine Mutter unter einer „Chronischen Niereninsuffizienz“ leidet und die ganzen Beschwerden die meine Mutter hatte, alles Symptome dafür waren. Leider mussten Sie feststellen, dass man ihr nicht mehr großartig helfen konnte.

 

Sie verlor einiges an Blut. Nachdem sich ihr Körper etwas erholt hatte, machten die Ärzte einige Tests. Das Ergebnis war allerdings nicht besonders erfreulich für meine Mutter. Als sie wieder zu sich kam, stand der Arzt vor ihr.

>> Wa.. as.. ist passiert? Wo.. o.. bin ich? Dr. .. Monroe? Was ist passiert? << fragte meine Mutter noch ganz benommen von dem Narkosemittel.

>> Mrs. Montrose, Sie hatten einen Krampfanfall. Wir haben Sie nachdem Sie sich beruhigt hatten sofort operiert und konnten die Blutungen stillen. Dabei mussten wir jedoch feststellen, dass Sie unter einer „Chronischen Niereninsuffizienz“ leiden. Also um es verständlicher auszudrücken, leiden Sie unter einem Nierenversagen. << Sie atmete kaum merklich die Luft ein.

>> Ich werde sterben oder? Es gibt keine Hoffnung auf eine Heilung. <<

>> Ja leider. Ich würde Ihnen gerne etwas anderes mitteilen. Jedoch befinden Sie sich im fünften und somit letztem Stadium. Es tut mir wirklich aufrichtig leid. << Meine Mutter schien die ganzen Informationen einfach wegzustecken, als hätte sie mit dem Ergebnis schon gerechnet.

>> Seit wann habe ich es? << Dr. Monroe legte seinen Kopf etwas schief und schaute sie an um zu verstehen, was sie gerade gesagt hatte. Denn irgendetwas hatte sie zu verbergen.

>> Es scheint so als hätten Sie dies schon seit einigen Jahren. Genau kann man dies nicht sagen, aber ich schätze so ca. 6-8 Jahren. Nur dass Ihre Nieren nicht so stark betroffen waren zu Beginn. Man könnte sagen, ihre Nieren haben sich gegenseitig mit der Arbeit abgewechselt. Natürlich nicht so direkt. Aber man könnte es so ähnlich beschreiben. << Meine Mutter schien nachzudenken.

>> Okay und was war der Auslöser? << Der Arzt schaute sie überrascht an. Jeder normale Patient, wäre in Tränen ausgebrochen. Jedoch verunsicherte ihn die Frage im einzelnen besonders. Denn er schien zu glauben, sie wüsste weswegen sie Krank war. 

>> Die Häufigsten Ursachen sind Diabetes oder auch Bluthochdruck. In Ihrer Krankenakte wird von beiden nie gesprochen. Stattdessen sind dort Rippenbrüche und Schmerzen in der Magengegend zu finden. Beides können sich als Ursache auf solch eine Krankheit auswirken. Können Sie mir vielleicht erklären, wie Sie zu all den Verletzungen in all den Jahren gekommen sind? << Meine Mutter versuchte sich wie immer aus allem herauszureden.

>> Ich bin oft gestürzt wissen Sie. Ich bin ein bisschen vergesslich und Tollpatschig. << Mit einem lächeln versuchte sie alles um nicht die Wahrheit sagen zu müssen, um die alten Wunden nicht wieder aufreißen zu lassen. Doch sich selber tat sie damit keinen Gefallen.

>> Sie können ruhig ehrlich zu mir sein. Ich versuche nur Ihnen zu helfen. Wenn wir die genauen Ursachen finden, können wir Sie viel besser behandeln und Ihnen noch ein paar schöne Wochen, wenn nicht sogar Monate oder Jahre ermöglichen. Mrs. Montrose verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Was ich Ihnen damit versuche zu sagen ist, dass sie dringend eine neue Niere benötigen. Das mit der Tollpatschigkeit glaube ich Ihnen nicht. Sagen Sie mir doch einfach die Wahrheit. In ihrer Krankenakte sind viele Notizen und Fragen notiert worden. Jeder Arzt, der Sie behandelt hat, hat sich das Selbe gefragt. Es ist für Sie nicht leicht darüber zu sprechen, das kann ich mir vorstellen. Jedoch kann ich Ihnen versichern, dass Sie hier in Sicherheit sind. Könnte es sein, das Sie misshandelt wurden? Bitte seien Sie ehrlich. Denken Sie an Ihre Tochter. << Sie schloss ihre Augen und holte tief Luft. Als sie ihre Augen wieder öffnete, hatten sich Tränen in ihnen gebildet. Sie dachte an mich. Ihr kleines Mädchen.

>> Also gut, ich wurde in den vergangenen Jahren misshandelt. Aber es ist vorbei. War es das was Sie wissen wollten?! << Dr. Monroe nahm ihre Hand und streichelte über ihren Handrücken. Er empfand richtiges Mitgefühl mit ihr.

>> Was wurde Ihnen bloß angetan? <<

>> Ich wurde geschlagen, mehr brauchen Sie nicht wissen. Es ist Vergangenheit. Sie kennen jetzt den vermutlichen Auslöser. Jetzt können Sie versuchen Ihre Arbeit weiter zu machen und mir noch ein paar Stunden mit meiner Tochter ermöglichen. <<

 

Wenig später kam ein Assistenzarzt mit den Ergebnissen der Tests zurück. Die CT- und MRT-Ergebnisse zeigten nichts erfreuliches. Die Ergebnisse schockierten meine Mutter zutiefst. So sehr, dass sie zu weinen anfing. Wie es aussah hatte sich in ihrem Gehirn ein Aneurysma gebildet und drohte zu platzen. Ihr Todesurteil sollte zwar schon durch ihr Nierenversagen unterschrieben werden, doch durch das Aneurysma, hätte sie jeden Moment sterben können. Doch sie weigerte sich instinktiv erneut operiert zu werden, denn sie wollte mich noch einmal sehen. Sie wollte sich für den Fall der Fälle von mir verabschieden.

 

Als ich draußen mit Ruby auf einer Schaukel saß und über Mädchenkram quatschte, kam auf einmal Mr. McAdams zu uns. Er schaute mich besorgt an. Ich spürte sofort das etwas nicht stimmte.

>> Miss Montrose es tut mir sehr leid, aber so eben bekamen wir einen Anruf, dass ihre Mutter im Krankenhaus liegt. Wenn Sie wollen kann ich Sie zu Ihrer Mutter bringen. << Ich war geschockt. Angst. Mein ganzer Körper hatte vor Angst angefangen zu zittern. Nachdem ich die Fassung wieder erlangt hatte, sagte ich ihm, dass ich natürlich zu meiner Mutter möchte. Als wir endlich im NewYork-Presbyterian Hospital waren, brachte mich eine Krankenschwester nach einer gefühlten Ewigkeit endlich zu meiner Mutter.

 

Wie sie da so da lag. Wie mein Bruder Ben damals.

>> Mummy? Geht’s dir gut? Was ist mit dir los? << fragte ich sie total ängstlich und sie drehte den Kopf zu mir, worauf ich zu ihr ans Bett rannte.

>> Ach mein Schatz... ich werde gleich operiert und möchte das du weißt wie sehr ich dich liebe, egal was passiert hörst du?! Ich liebe dich. Versuch niemals dich zu verstellen, denn du bist so ein tolles Mädchen. Du wirst großes tun, dass weiß ich. Ich liebe dich. << Sie fing an zu weinen und drückte mich ganz fest an sich, bevor sie weiter sprach.

>> Es tut mir leid, dass du solche Angst um mich hast, doch es wird bestimmt alles gut. Du bedeutest... mir einfach nur alles. Du bist das wichtigste in meinem Leben und eine so talentierte Tänzerin mein Schatz, hör niemals auf damit. Geschweige denn mit dem Singen. Deine Stimme ist einmalig und man würde dich damit überall wiedererkennen. Solltest du einmal nicht weiter wissen, dann hör immer auf dein Herz, es wird dir immer den richtigen Weg zeigen! Du bist etwas ganz besonderes und das wird dir niemand nehmen können. << Sie sagte die ganzen Dinge so, als wäre es ein Abschied für immer. Nein!

>> Mum warum sagst du all diese Dinge zu mir? Du wirst wieder Gesund und alles wird wieder gut, dass weiß ich. << Tränen bahnten sich einen Weg über mein Gesicht. Ich konnte sie einfach nicht auch noch verlieren.

>> Sch... sch.. Alles wird wieder gut mein Schatz. Versuch dich zu beruhigen. << Sie nahm mich in den Arm und wiegte mich hin und her. Genauso tat sie es immer wenn ich traurig war.

 

Nach einiger Zeit löste ich mich von ihr.

>> Tust du mir einen Gefallen und sagst Tante Diana, wenn sie schon draußen ist, sie soll doch bitte kurz rein kommen? <<

Tante Diana war Mums Schwester. Sie hatte irgendwie „einen Schuss weg“. Na ja sie hatte es auch nicht immer leicht gehabt. Meine Mutter sagte immer, dass sie immer Pech in der Liebe hatte. Ich ging raus auf den Flur und natürlich war sie schon da. Sie nahm mich in den Arm und flüsterte mir aufmunternde Worte zu und Ich sagte ihr, dass sie zu Mum gehen soll. Was sie auch tat ohne was zu sagen. Sie ging, nur mit ihrer Hand die noch einmal über meine Schulter glitt, in das Zimmer.

 

>> Diana da bist du ja… << Ich öffnete die Tür einen Spalt um mit zu bekommen was die beiden redeten, denn meine Mutter hatte irgendein Geheimnis, das ich nicht erfahren sollte und wir erzählten uns sonst immer alles.

>> … Durch die Schläge und der Misshandlung die Peter mir all die Jahre zu führte… << sie fing erneut an zu weinen. Ich konnte sehen wie ihr die Tränen über das Gesicht liefen.

>> … habe ich nun eine „chronische Niereninsuffizienz“! … Ich kann nicht mehr… Sophie hat doch erst Ben vor vier Jahren verloren, jetzt noch mich?! Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Dazu werde ich gleich wegen eines Aneurysmas im Gehirn operiert, Dr. Monroe meinte es könnte jeden Moment platzen. Das kann ich meiner kleinen doch wirklich nicht antun! Sie hat zu viel erlebt. Sie ist ein so wundervoller Mensch, das hat sie einfach nicht verdient. Ich meine, sie würde mich vielleicht nie wiedersehen. Sie ist zwar wundervoll, aber trotzdem nur ein Mensch. << Tränen schossen mir in die Augen. Sie sollte auch sterben?! Sie sollte mir auch genommen werden. Was sollte ich denn ganz alleine machen? Zu wem sollte ich? Wie sollte ich weiterleben können? Fragen über Fragen!

 

>> Carolina, es wird alles wieder gut. Ich verspreche dir, dass es Sophie gut gehen wird. Wirklich, versprochen. Ich liebe dich, das weißt du hoffentlich? Ich würde alles für dich tun. Dazu... sollte dir was passieren, werde ich mich selbstverständlich um Sophie kümmern. Ist doch selbstverständlich! Aber willst du ihr nicht... endlich die Wahrheit sagen? Willst du ihr nicht sagen das- <<

Bevor sie weitersprechen konnte, sprach ihr meine Mutter ins Wort.

>> NEIN! Sie soll es nicht erfahren. Noch nicht. Du weißt warum das nicht geht! Man würde sie finden und umbringen. Es geht nicht. Es ist besser so und dabei bleibt es! Du weißt, dass andere nichts von uns wissen dürfen. Es war doch schon immer so und wir haben es immer schon schon so gemeistert. << Kurz darauf konnte ich den Arzt meiner Mutter auf dem Flur entdecken und schlich mich von der Tür weg, somit er mich nicht erwischte und direkt in ihr Zimmer gehen konnte.

Er öffnete die Zimmer Tür und meinte das es nun soweit war. Mum fuhr in ihrem Krankenbett auf den Flur und an mir vorbei. Als sie mich mit Tränen in den Augen auf dem Flur sah, setzte sie sich auf und griff nach meiner Hand. Ihr Gesichtsausdruck war so gequält. Ich konnte ihr die Angst förmlich ansehen. Sie fing an zu schluchzen und ich rannte neben dem fahrenden Krankenbett her bis ich es nicht mehr durfte und sie im Bereich der OPs war. Sie bekam Panik.

>> Sophie. Hör mir jetzt zu. Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben. Ich habe solche Angst, das kannst du mir glauben. Doch vergiss nie, das ich alles nur für dich getan habe. Egal was noch passieren wird, ich wollte nur das du in Sicherheit bist. Du und dein Bruder, ihr seid das Beste was mir jemals passieren konnte. Du darfst niemals was anderes denken. Ich bin immer bei dir. Solange dein Herz schlägt. Egal was passiert, wir werden uns wiedersehen. Ob es hier sein wird oder da oben kann ich dir nicht sagen. Aber solange du bei mir bist, habe ich keine Angst zu gehen. Du bist so talentiert und schlau... wirf das nicht weg. Ich glaube an dich und werde immer bei dir sein. << Gerade als wir getrennt werden sollten, denn ich durfte sie ja nicht weiter zu den OPs begleiten, ließ sie meine Hand los und drehte sich noch einmal um und schrie mir zu:

>> Ich liebe dich Sophie! << . Ich konnte gerade noch

>> Mummy, ich liebe dich auch! << hinterher rufen. Doch dann verschwand sie hinter der Tür.

 

Hätte ich gewusst, dass das ihre letzten Worte an mich waren, dann hätte ich ihr noch viel mehr gesagt. Nach zwei Stunden kam der Arzt endlich zu meiner Tante und mir. Er sagte, dass es ihm sehr leid täte. Gerade als sie anfingen mit der OP, platze das Aneurysma und sie hätten wohl alles versucht was sie konnten um meine Mutter zu retten, aber sie konnten leider nichts mehr für sie tun. Ich fing an zu heulen und um mich zu schlagen. Ich konnte nur schreien. Ich schrie immer wieder nach meiner Mutter. Meine Tante musste mich in den Arm nehmen und festhalten damit ich niemanden verletzte. Aber die Tränen rollten nur so über mein Gesicht. Ich konnte nicht anders als weinen. Ich hatte nun alle verloren. Als ich damals vor vier Jahren sagte, dass es nicht mehr schlimmer kommen konnte, hatte ich mich geirrt. Ich wusste gar nichts mehr… Ich war leer… komplett leer…! Nur ihre letzten Worte hallten in meinem Gedächtnis immer wieder.

 

> Ich möchte das du weißt wie sehr ich dich liebe egal was passiert hörst du. Ich liebe dich mein Schatz. Egal was passiert. Versuch niemals dich zu verstellen, denn du bist so ein tolles Mädchen. Du wirst großes tun, dass weiß ich. Ich liebe dich. Vergiss das niemals . Es tut mir leid das du solche Angst um mich hast, doch es wird bestimmt alles gut. Du bedeutest... mir einfach alles. Du bist das wichtigste in meinem Leben. Du bist etwas ganz besonderes und das wird dir niemand nehmen können. <

 

Dann sah ich vor mir, wie sie förmlich im Krankenbett auf diese Tür zufuhr und noch einmal das letzte mal in ihrem und in meinem Leben zu mir sprach.

 

>Sophie ich liebe dich!<

 

Diese Worte hörte ich jede Nacht in meinen Träumen. Ich werde niemals die Angst in ihren Augen vergessen, als wir getrennt wurden.

 

* * *

 

Es vergingen drei Tage nach dem Tod meiner Mutter. Tante Diana war seit der Nachricht das sie tot war, bei mir in unserem Haus. Am heutigen Tag sollten ein paar Leute kommen die entscheiden sollten was mit mir geschieht. Darunter ein Notar wegen dem Testament und eine Frau vom Jugendamt. Als sie eintrafen, war es wirklich komisch. Es fühlte sich auch alles komisch an. Als der Notar anfing das Testament vorzulesen und das Jugendamt mir dann auch noch sagte, was sie mit mir vor hatten, stockte mein Atem. Ich hatte das Gefühl, dass sich jeder gegen mich verschworen hatte. Und mir Schaden wollte.

 

>> Ich werde nun das Testament von Carolina Louise Montrose verlesen. Mein ganzer Besitz wie das Haus, das ich nach der Scheidung bekommen habe und mein Vermögen, dass sich auf meinen Namen bei einer Bank in Chicago befindet, so wie ein Brief den ich verfasste kurz bevor ich dieses Testament aufsetzen ließ, vermache ich meiner Tochter Sophie Elizabeth Rose Montrose. <<

Ich schaute den Mann an. Leere spiegelte sich in meinen Augen wieder. Denn ich hatte zwar viele Materielle Dinge, doch dafür alles was ich liebte verloren. Plötzlich fing die Frau vom Jugendamt an zu sprechen. Sie riss mich damit aus meiner Trance.

>> Das Jugendamt, hat viel nach gedacht in den letzten Tagen und ist zu dem Entschluss gekommen, dass die kleine Sophie zu ihrem Vater soll. Da er durch den Tod der Mutter das alleinige Sorgerecht bekommen hat. Wir haben uns auch schon mit Peter Adams in Verbindung gesetzt und haben es ihm Mitgeteilt und er hat ein großes Interesse daran sich um seine Tochter zu kümmern und da Sophie noch nicht Volljährig ist geht das Haus in den Besitz des Vaters über bis zu ihrem Einundzwanzigsten Geburtstag. <<

Ich fühlte mich wie vor Gericht. Als hätte gerade ein Richter entschieden was mit mir passierte. Als wäre ich ein Waisenkind das niemand haben wollte und dem letzten Kerl auf der Welt in die Hände gedrückt wurde. Habe ich nicht genug gelitten? Sollte ich etwa dafür bestraft werden, auf der Welt zu sein? Ich wusste wirklich gar nichts mehr, nur das sich Peter seit Bens Tod nicht mehr gemeldet hatte. Wie es schien, hatte er wieder geheiratet und eine neue Familie gegründet. Na Prima da würde ich ja blendend rein passen. Das arme kleine Kind, das alles verloren hatte. Wahrscheinlich würde ich noch umbenannt werden in Cinderella! Wie im Märchen. Nur das ich keinen Prinzen bekam. Das Leben konnte echt unfair sein.

 

Eine weitere Woche verging und nun stand die Beerdigung an. Ich fühlte einen inneren Schmerz, der nicht aufhören wollte, weh zu tun. Es war ein stechender Schmerz in meinem Herzen, als würden hundert Messer darauf einstechen. Wie alle in die Kapelle des Friedhofs gingen. Mich alle Mitleidig ansahen und tuschelten. „Das arme Mädchen ist nun ganz alleine und soll zu einem Mörder“…. Blablabla… ich wollte es nicht hören… doch sie hatten ja Recht. Sie hatten doch alle Recht. Alleine war ich… genauso wie Mitleiderregend, wenn ich so an Peter und seine neue Familie dachte. Eine Gänsehaut jagte mir über den Rücken. Meine Hände fingen an zu zittern. Als der Pfarrer nach vorne ging und seine kleine Rede über meine Mutter hielt. Meine Mutter hätte sich niemanden besseren wünschen können, der die Rede hielt. Denn ein Jahr nachdem Ben tot war, übernahm Pfarrer Henry Brown das Priesteramt für die Katholische Gemeinde in unserem Vorort. Eigentlich hätte es uns egal sein können, doch wie es sich herausstellte war Henry ein sehr guter Freund meiner Mutter. Sie kannten sich seit ihrer Kindheit. Nachdem er von Bens Tod erfuhr, war er jeden Tag bei uns. Er kümmerte sich rührend um uns. Besonders um mich. Nachdem meine Mutter auch noch starb, war er sofort da. Zufälligerweise, war er bevor ich zu Mum ins Krankenhaus gebracht wurde bei ihr. Denn sie hatte ihn angerufen. Sie wollte die Beichte ablegen bevor sie operiert werden sollte. Dabei war sie nicht einmal katholisch. Ich konnte es leider nie verstehen. Doch es machte ihm nichts aus. Er war immer für uns da und tat uns jeden Gefallen, deswegen konnte ich mir keinen besseren Redner für ihre Trauerrede wünschen. Er hatte mit dem Protestantischen Pastor besprochen, sich um die Beerdigung zu kümmern, um einer alten Freundin die letzte Ehre zu erweisen. Normalerweise wäre das gar nicht gegangen. Doch nachdem Tante Diana mit ihm sprach, meinte er es wäre überhaupt kein Problem.

 

>> Wir haben uns heute alle hier an diesem traurigen Tag versammelt um Abschied von Carolina Louise Montrose zu nehmen. Sie ist mit neununddreißig Jahren an einem geplatzten Aneurysma gestorben. Sie hinterlässt ihrer kleinen Tochter, ihrer Schwester und vielen Freunden und Angehörigen ihre ewige Liebe. Sie hat viel in ihrem Leben erlebt. Ihren High School Abschluss, den sie mit Summa cum laude absolvierte. Ihre Hochzeit, die Geburt ihrer zwei Kinder Benjamin Elliot John und Sophie Elizabeth Rose. Leider verstarb ihr Sohn vor vier Jahren. Doch trotz all de traurigen Ereignissen und Hindernisse in ihrem Leben, hat sie etwas Wichtiges gewonnen und mit in ihren Tod genommen. Nämlich die Liebe Gottes die wahrlich groß ist. Durch Carolina durften ihre Kinder diese Liebe auch kennenlernen und lieben lernen. Doch es ist auch vieles schief gelaufen wie sie jetzt wohl sagen würde, da ich sie auch schon seit ein paar Jahren kennen durfte. Ihre Ehe ist in die Brüche gegangen. Doch trotzdem hat sie nie den Mut verloren mit ihrem Leben weiter zu machen. Niemals! Sie war eine ausgezeichnete Tänzerin und ging in die Geschichte des Balletts ein, auch wenn sie durch einen Autounfall nie wieder tanzen konnte. [...] << Die Rede ging wirklich sehr lang und er fand wirklich schöne Worte. Er sprach auch nicht so viel um den heißen Brei herum, sondern kam gleich auf den Punkt. Was ich sehr gut fand. Mum hätte diese Rede bestimmt geliebt.

 

Als der der Sarg hinaus zum Grab getragen wurde, konnte ich nicht anders als zu weinen. Henry als Pfarrer ging natürlich gleich hinter dem Sarg und dann Tante Diana und ich hinterher. Es erinnerte mich alles an die Beerdigung meines Bruders. Nur eins fehlte, nämlich das meine Mutter meine Hand ganz fest drückte um mir zu zeigen das ich nicht alleine war. Der Sarg wurde in das Loch hinunter gelassen. Ich nahm eine Rose und eine Hand voll Erde und schmiss sie ins Grab. Tränen überfluteten mein Gesicht. Ich war nun ganz alleine. Ganz alleine auf der Welt.

 

Verstehen konnte ich es immer noch nicht. Wieso war sie nicht mehr bei mir? Wie konnte es dazu nur kommen? Wieso sie? Warum starb jeder den ich liebte? War ich daran Schuld? War ich so etwas wie ein Todesengel? Ich hatte keine Ahnung.

 

Alle waren inzwischen fertig sich zu verabschieden. Wir fuhren nach Hause und packten Mums wichtigste Sachen zusammen, damit Peter sich diese nicht zu Eigen machte, wenn er hier auftauchte. Ich hoffte nur, dass es erträglich sein würde.

Jetzt fängt das Leben erst an

 

 

 

Jetzt fängt mein Leben erst wirklich an.

Gegen Ungerechtigkeit kämpfen,

gegen Rassismus,

Verbrechen,

Analphabetismus und Armut,

mit diesem Gesicht,

das die Welt so gut kennt.

 

Muhammad Ali

Kapitel 3 - Die Hölle auf Erden

Ein Auto fuhr vor! Ein sehr schicker und teurer Wagen. Ein Mann in einem weißen Anzug stieg aus. Seine Haare waren sehr dunkel, dunkelbraun bis Schwarz und nach hinten gekämmt. Er ging um das Auto und machte die Beifahrertür auf. Er reichte jemandem die Hand wie der perfekte Gentleman. Ich fragte mich, wer das wohl war. Es musste ja schon jemand Besonderes gewesen sein, damit mein ach so toller Vater sich wie der perfekte Gentleman benahm. Für mich war dieses Benehmen einfach nur lächerlich. Schließlich war er schuld am Tod zweier Menschen, die mir sehr am Herzen lagen.

Eine Frau mit einem extravaganten Hut stieg aus. Sehr, sehr, sehr extravagant. Mit zwei großen Federn darauf, in Weiß und in Schwarz. Das Kleid, was sie trug, hätte man wohl eher auf einer Modenschau tragen können. Ein Langes, Figurbetontes, Meerjungfrau Kleid. Man hätte es als „Cruella de Vil“ Kleid bezeichnen können. Es war nämlich auch in der Hälfte durch geteilt, und zwar in Schwarz und in Weiß. Ebenso war dieses Kleid Träger los und wurde nur mit einer Stola um die Arme bedeckt. In diesem Aufzug hätte sie sich eher bei „American Idol“ bewerben können. Es fehlte nur noch das passende Handtäschchen. Welches gleich danach zum Vorschein kam und nicht nur das. In der Tasche saß doch wirklich ein kleiner Hund. Nicht irgendein Hund, sondern ein weißer, Chihuahua, der schwarz-weiße Stiefelchen mit passendem Kleidchen trug. Es fühlte sich so an, als wäre ich im falschen Film. Es war total verrückt. Auf einmal stieg noch jemand aus dem Auto aus. Ein Mädchen genauer gesagt. Sie war vielleicht elf oder zwölf Jahre alt. Doch so sah sie nicht aus. Sie sah eher aus wie eine kleine Mini-Barbie. Denn sie trug wie die andere Frau einen schicken, aber dennoch schrägen Fummel. In Form von einem aus Knallrotem, Leder bestehenden Minirock mit passender Bluse, Leder Jacke und Leder Stiefel. Wäre ich in so einem Aufzug herumgelaufen, hätte mich meine Mutter ausgelacht. Andere hätten eventuell sogar geglaubt sie würde sich prostituieren. Die Frage, die sich mir auftat, war welche Mutter zog sein Kind so an? Sie sah aus wie ein Klon von dieser Frau, nur in Rot. Sie hatte auch so eine Tasche mit einem darin sitzenden Chihuahua im passenden Rotton gekleidet. Man bekam wirklich das Gefühl irgendwelche Diven aus Hollywood vor sich zu haben. Sie befanden sich in einem Vorort von Manhattan, welches sie wohl noch nicht wirklich realisiert hatten. Vermutlich wollten sie Paris Hilton Konkurrenz machen.

 

Wenn man die Drei so sah, fragte man sich ob Peter sich so geändert hatte? Hatte er mit dem Trinken aufgehört und eine Therapie gemacht? Oder nahm er Medikamente, die ihm nicht gut bekamen?! Mit so etwas sollte ich bis zu meiner Collage Zeit leben. Mein Kopf sank nach unten. Sodass mein Gesicht nach unten schaute. Als ich wieder nach oben schaute, packten sie gerade die Koffer aus dem Auto und ein Umzugswagen fuhr vor. Die Möbelpacker stiegen aus dem Wagen und begannen sofort damit die Möbel aus dem Transporter zu tragen. Sobald ich die Möbel sah, wurde mein Verdacht, sie würden aus Hollywood kommen bestätigt. Denn sie hatten ein "Pinkes" Solarium. Das war schon irgendwie „strange“.

 

Mein Atem fing an zu stocken. Er sah hier hin zu mir. Er ging auf die Haustür zu und öffnete sie. Da stand er nun in seinem weißen Anzug. Er schaute mich an. Kein besonders fröhlicher Blick. Eher ein Blick, wie es ein Polizist getan hätte, der gerade im Begriff war einen Sträfling festzunehmen. Auf jeden Fall nicht glücklich. An Mums Beerdigung, konnte es auch nicht gelegen haben. Da er nicht in Schwarz gekleidet war, wie die anderen Menschen die um sie „getrauert“ haben. In seiner Mimik befand sich nicht den Hauch von Mitgefühl oder Trauer. Im Gegenteil. Dazu triefte seine stimmte nur so vor Arroganz.

>> So sieht man sich wieder Diana. Da hast du aber schön auf „das“ Kind aufgepasst. Aber jetzt wo ich da bin, kannst du ja gehen. Die Hure ist endlich tot und hat für ihr vergehen ihre gerechte Strafe bekommen. Du brauchst dich in Zukunft hier nicht mehr blicken lassen. Auf Wiedersehen Diana. << Er lächelte sie mit einem siegreichen Lächeln an. Wut kam in mir hoch. Am liebsten hätte ich ihm, das Gesicht zerkratzt, und wäre auf ihn losgegangen. Als was hatte er meine Mutter bezeichnet? Eine Hure?! Das Er sich traute, so über sie zu reden. Er hatte sie misshandelt, nachdem er wie jeden Tag alkoholisiert nach Hause kam. Dazu hatte er zwei Menschen auf dem Gewissen. Er war ein Mörder und sollte wie ein solcher behandelt werden. Aber zum Glück übernahm diesen Part bereits meine Tante.

>> Du elender Dreckskerl, dass du dich wagst hier auf zu tauchen und ihr Vermächtnis in den Dreck ziehst, nachdem du Schuld an ihrem Tod bist. Verdammt du hast nicht nur sie umgebracht, sondern auch deinen eigenen Sohn!! Du bist einfach nur Krank Peter. Was hat dir meine Schwester getan? Das du sie ausgerechnet vor ihrer Tochter in den Dreck ziehst? Nur, weil sie glücklich sein wollte? << Er verzog das Gesicht zu einem schmunzeln. Wie bitte er musste lachen?!

>> Ach Diana, deine liebe Schwester weiß, warum sie mit dem Tod bestraft wurde. Und Benjamin? Nun ja ... er war irgendwie selber schuld. Ich hab ihm gesagt, er soll Respekt vor mir haben und sich nicht gegen mich stellen. Aber er musste diese dreckige kleine Hure auch noch verteidigen, die unser Leben zerstört hat. Ab diesem Moment war er nicht mehr mein Sohn. << Der Schock stand förmlich in meinen Augen. Diana konnte nur den Kopf schütteln.

>> Du hast doch echt einen Schaden. Wie kann man nur so kaltherzig sein?! Ich frage mich ehrlich, wie aus dir nur so ein Monster werden konnte. Früher warst du so liebevoll und wolltest Carolina doch gar nicht mehr alleine lassen oder gar ohne sie sein. Und jetzt? Was ist aus dem liebenswerten Peter geworden? Kannst du dich nicht mehr daran erinnern, wie ich mit deinem Bruder zusammen war? Damals warst du so liebenswert und hast dich sofort in meine Schwester verliebt. Sie war dir das Wichtigste auf der Welt. << Wieder schmunzelte er genüsslich.

>> Mein werter Herr Bruder hat erkannt, wie Frauen im Leben sein können, wenn man ihnen den kleinen Finger hinhält. Die Enttäuschung war einfach zu groß. Am besten sucht man sich jemanden, der das Leben genauso sieht, wie man es selber tut. Dazu hast du deine Beziehung zu ihm doch selber zerstört. Sei ehrlich zu dir selbst Diana. Übrigens ich gebe ich dir in einem Punkt recht. Sie war die Liebe meines Lebens. Die Betonung liegt auf „war“. << Ich schüttelte nur den Kopf. Wie konnte er nur so reden?! Vier Jahre hatten wir uns nicht gesehen und er freute sich nicht einmal, mich zu sehen. Er hatte sich zwar nie für mich interessiert, aber ich war seine Tochter. Obwohl, wollte ich das überhaupt sein? Die letzten Erinnerungen, die ich von ihm hatte, vor diesem schlimmen Ereignis waren auch nicht wirklich schön gewesen. Im Gegenteil. Er konnte mich nie leiden und hat meiner Mutter das Leben zur Hölle bereitet. Ich konnte mich noch genau an seine Worte von damals erinnern.

>> Verdammt Carolina, du wolltest dieses Kind unbedingt bekommen, dann kümmere dich gefälligst auch um sie! << Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken bei diesem Gedanken. Warum war ich für ihn bloß so …? Ich war doch schließlich seine Tochter. Wenn er mich so hasste, warum verschwand er dann nicht einfach, genauso wie er es schon einmal tat. Tante Diana konnte sich auch um mich kümmern für diese paar Jahre. Zur Not ging ich auch in eine Pflegefamilie oder in ein Kinderheim. Meine Tante schaute mich mitleidig an, verabschiedete sich von mir und meinte, wenn ich es nicht mehr bei ihm aushielt, könnte ich mich bei ihr melden und sie würde sofort kommen. Dann gab sie mir einen Kuss auf die Stirn, ging an Peter vorbei und schaute ihn mit einem vernichtenden Blick an. Wenn Blicke töten könnten, hätte sie es damals getan.

 

Als sie weg war kam er näher und betrachtete mich.

>> Dass eins klar ist. Du tust gefälligst, was man dir sagt, und trittst mir so gut du kannst nicht unter die Augen. Ich habe bereits eine Frau an meine Seite und Tochter. Sie sind meine Familie. Du wirst hier geduldet, weil es gesetzlich so vorgeschrieben ist. Du bist nur auf keinem Internat, weil ich dich noch zu etwas gebrauchen kann. Deine Mutter ist tot. Sie wird nicht wieder kommen. Und jetzt geh mir aus den Augen. << Als ich das hörte, wusste ich nicht, wie mir geschah. Es tat so weh. Mein Herz blutete. Ich rannte nach oben. In mein neues Zimmer. Bens Zimmer. Ich wollte nicht, dass „Daddys Prinzessin“ sein Zimmer besudelte. Ich legte mich auf das Bett und machte die Augen zu. Um einfach den Geruch von meinem Bruder einzuatmen, denn sein Geruch war noch da. Ich sah ihn vor mir, wie er mich anlächelte und gesagt hätte

>> Du lässt dir das von diesem Idioten gefallen?! << Plötzlich hörte ich ein nerviges Geräusch. Ich machte die Augen auf, ging aus dem Zimmer und schaute mich um. Ich ging nach unten und dort standen sie. Meine neue „Familie“. Wohl eher Mitbewohner. Das Mädchen musterte mich merkwürdig mit einem besserwisserischen Blick. Ich ging auf sie zu und sagte einfach nur

>> Hallo! << sie guckte mich an als wäre ich ein Außerirdischer

>> Hallo! << Sagte sie arrogant wie ihr Vater. Sie verzog die Mundwinkel nach unten. Ihre Mutter kam dazu und musterte mich ebenso arrogant.

>> Du musst Sophie sein habe ich recht? Peter hat bereits von dir erzählt. Wir werden versuchen, dich bestmöglich zu ignorieren. Doch solange du hier geduldet wirst, wäre es besser, dass zu tun, was wir dir sagen. Also wenn etwas sein sollte, was ich nicht hoffe, nennst du mich einfach nur Gloria. Verstanden? << Ich schaute sie an. Ich fragte mich, warum sie mich hasste. Warum nur? Sie kannte mich doch gar nicht. Was hatte ich ihr nur Schlimmes angetan. So schlimm konnte es doch nicht gewesen sein. Besonders da ich mich nicht daran erinnern konnte.

>> Ja. Doch was habe ich euch eigentlich getan, dass ihr mich so mit Verachtung in den Augen anschaut? Ihr kennt mich doch gar nicht. << Die beiden schauten sich an und dann wieder zu mir. Gloria warf dabei ihre langen blonden Locken hinter ihre linke Schulter.

>> Kleines, dass was deine Mutter Peter angetan hat, war nicht gerade die fein englische Art. Verstehst du, deswegen, mag er dich nicht und ich kann ihn auch verstehen. So etwas wie dich ... Nun ja was soll ich dazu sagen? << So etwas wie ich, was sollte das denn heißen? Ich verstand die Welt nicht mehr. Was sollte meine Mutter Peter schon angetan haben?! Er hatte sie doch verprügelt bis zum Umfallen. Ich schaute Gloria geschockt an.

>> So etwas wie ich? Was soll das denn heißen? Was soll meine Mutter denn Schlimmes getan haben?! Auch wenn man einen Fehler macht, ist es keinen Grund einen dafür zu misshandeln oder gar umzubringen. << Gloria stieg die Wut nach oben, das konnte man sehr deutlich erkennen. Ihr Gesicht wurde rot vor Wut.

>> Wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen. Peter ist ein guter Mann verstanden. DEINE MUTTER IST DOCH HIER DIE HURE! << Meine Mutter war keine Hure, sondern eine Gute Frau. Sie hatte nie etwas Derartiges getan. Sie war doch einfach sie selbst. Wieso sagte Gloria so etwas? Tränen schossen mir in die Augen. >> Wieso sagst du das? Sie war eine Gute Frau! << In diesem Moment kam Peter in den Flur.

>> WAS IST HIER LOS? << Schrie er herum. Gloria schmiegte sich an ihn und versuchte unschuldig auszusehen.

 

>> Schatz, dieses kleine Balg, meint sagen zu müssen, dass du ein eiskalter Mörder bist, und hat keinen Respekt vor mir. Nur weil sie nicht wahrhaben will, dass ihre Mutter eine kleine dreckige Hure war. << Er schaute mich wütend an. Als er mich dann noch anschrie als gäbe es kein Morgen, bekam ich Angst.

>> DU KLEINER BASTARD, WIE KANNST DU ES NUR WAGEN? << Die Angst in meinen Augen war kaum zu übersehen. Er kam auf mich zu, packte mich am Arm und zerrte mich in den Keller. Angst durchströmte mich nur noch mehr. Seine Augen hatten sich geweitet, genauso wie damals bevor … Bevor er sie und Ben geschlagen hatte. Er hielt mich mit seiner einen Hand so fest, dass ich mich nicht mehr wehren konnte. Mit der anderen holte er aus und schlug auf mich ein. Ich konnte nur schreien und weinen. Immer wieder schlug er auf mich ein. Ich hoffte nur, dass mich jemand beschützen würde. Er holte wieder zum nächsten Schlag aus. Ich blutete am ganzen Leib und konnte mich nicht mehr rühren. Ein weiterer Schlag prallte auf meinen Körper. Wehrlos sank ich zu Boden. Er ließ mich los und ging wieder nach oben. Blut überströmt lag ich da. Ich konnte mich nicht bewegen vor Schmerzen. Ich sah nur Blut überall, überall Blut! Genauso wie damals. Die alten Bilder kamen wieder hoch.

>>Du musst stark sein hörst du? Du bist doch meine kleiner Engel, der stärker ist als alle denken. << Seine Worte kamen mir wieder in den Sinn. Tränen liefen an mir herunter. In diesem Moment wünschte ich mir meine Familie herbei. Meinen Bruder Ben, der mich in den Arm nehmen und mir sagen würde, dass alles wieder gut werden würde. Doch er war tot. Er war nicht mehr da und hatte mich alleine gelassen. Alleine auf dieser Welt. Er wollte mich immer beschützen. Doch das hatte er nicht getan. Denn er war nicht hier. Meine Mutter war auch nicht mehr da. Sie war auch tot und hatte mich allein gelassen. Ich war wirklich alleine auf dieser Welt. Da hatte Gloria schon recht. Wen hatte ich denn noch? Niemanden. Ich war ganz allein. Ganz alleine auf der Welt! Ich hatte nur noch die Hoffnung. Auf etwas Besseres. Eigentlich sollte ich noch den Herrn haben doch was sollte tun? Meiner Familie hatte er auch nicht geholfen.

Im Augenblick wusste ich wie sich meine Mutter und Ben gefühlt haben, als Peter immer und immer wieder zu schlug.

 

Sophie vergiss nie, du wirst nie alleine auf der Welt sein!

Vergiss nie du bist ein Kind Gottes!

 

Die Worte meines Bruders hallten durch den Raum. Sie waren nur Einbildung. Meine Augen wurden schwerer und ich schlief schmerzerfüllt ein.

 

Am nächsten Tag wachte ich auf und musste feststellen, dass ich im Keller eingeschlafen war und überall an meinem Körper getrocknetes Blut klebte. Der Keller sah aus wie ein altes Schlossverlies. Mit dicken Steinen. Mich hätte gestern keiner gehört, auch wenn ich es mir gewünscht hätte. Da es so ein alter Keller war, war er mit seinen dicken Steinen Schall isoliert. Niemand hatte mich gehört außer ihm. Der Keller wirkte sehr kühl und überall waren Ketten wie in einem Gefängnis des 15. Jahrhunderts. Dadurch wusste ich nun, warum unsere Mutter uns immer verboten hatte, in den Teil des Kellers zu spielen.

 

Dieses Haus gehörte früher einmal meinen Urgroßeltern, die dieses Haus meinen Großeltern hinterließen und diese meiner Mutter. Es lag schon lange in unserem Familienbesitz und daher wurde es auch so gut wie möglich erhalten. Damit der alte Charakter des Hauses nicht verloren ging. In diesem Teil des Kellers hatten meine Urgroßeltern früher Fleisch geräuchert. Und davor war es wohl ein Kerker oder so etwas in der Art. Er hatte mir schon immer Angst eingejagt. Ben hatte mich immer ärgern wollen und gesagt, wenn ich nicht brav wäre, dann würde er mich hier unten einsperren. Wenn ich dann geweint hatte, hatte er mich in den Arm genommen und gesagt das Er es nicht ernst meinte. So viele Erinnerungen, doch nun auch negative.

 

Meine Familie war in den letzten Jahrhunderten sehr angesehen und konnte so gesehen mit Adligen mithalten. Denn die Geschichte der Montroses reichte bis in das sechzehnte Jahrhundert zurück. Doch die wenigsten wussten es. Da wir nicht unbedingt mit unseren Ahnen angeben wollten. Der erste Montrose der bekannt war, lebte in England und lebte wohl am Hofe von Lord Henry VIII. (Heinrich VIII.) und war ein sehr guter Freund des damaligen Königs von England. George David Lancelot Montrose war, der erste bekannte Montrose der einen Titel bekam. Zusammen mit seiner Frau Catherine waren sie sozusagen die Gründer der Familie, die ab dem Zeitpunkt einen Adelstitel trugen. Da diese Familie Jahrzehnte lang mit männlichen Nachfolgern gesegnet war, wie man damals so schön sagte, wurde die erste weibliche Montrose im Jahre 1720 im neu gegründeten New York in den USA geboren und trug den Namen Cecilia Montrose. Ihre Großeltern sind im Jahr 1626 im Gründungsjahr New Yorks in die USA ausgewandert, um sich dort ein erfolgreicheres Leben aufzubauen. Ab da wurde bei der Eheschließung mit einer weiblichen Montrose der Name Montrose übernommen, sollte diese ein Einzelkind gewesen sein oder einen höheren Rang besitzen. Daher starb der Name Montrose nie aus. Wie meine Mutter mir sogar früher einmal erzählte, gab es sogar Eheschließungen zwischen Cousin und Cousine ersten oder auch zweiten Grades. Mir persönlich wäre dies zu bieder gewesen. Ehen wurden sogar bereits bei der Geburt arrangiert. Zum Glück leben wir im einundzwanzigsten Jahrhundert, wo diese Traditionen aus der Mode gekommen sind. Aber aus diesem Grund behielt meine Mutter auch bei der Hochzeit mit Peter ihren Nachnamen. Ebenso wie Peter seinen behielt.

 

Ich versuchte aufzustehen, mich an den Wänden und an den Treppen abzustützen, bis ich mein Badezimmer erreichte. Es dauerte seine Zeit, doch ich schaffte es. Dort angekommen versuchte ich mir erst einmal, mir das ganze Blut vom Körper zu schrubben. Ich betrachtete mich im Spiegel. >> Es war leider kein Albtraum, sondern es ist wirklich passiert. << Langsam sah ich mir meine blauen Flecke an, die bereits angeschwollen waren. Sie waren zwar nicht blau, aber dafür violett. Ich begann, mich anzuziehen und mir die Haare zu bürsten. Meine Verletzungen konnte man leider trotzdem noch erkennen. Solange mich keiner anfasste, war alles in Ordnung.

Als ich zur Schule ging, traf ich Ruby. Sie kannte die Geschichte vom Tod meiner Mutter und betrachtete mich skeptisch. Sie schien etwas zu ahnen. Vor ihr konnte man einfach nichts geheim halten. Sie kannte mich zu gut und konnte mich wie ein offenes Buch lesen. Nachdem sie meine Verletzungen entdeckte, hielt sie erschrocken den Atem an.

>> Sophie, was ist passiert? Wer hat dir das angetan? << Was sollte ich ihr nur sagen, dass Peter ausgeflippt war, nachdem ich ihn als Mörder bezeichnete und mich deswegen fast totgeschlagen hatte oder das er meine Mutter als dreckige Hure darstellte?!

 

>> Ich bin doch so tollpatschig… Kennst mich doch! Ich bin die Treppe herunter gefallen, nachdem ich gestolpert bin. << Glaubhaft war das nicht, aber ich hatte die Hoffnung, dass sie die Ausrede glauben würde. Denn ich hatte keine Lust, dass sie ein großes Tamm, Tamm daraus machte. Schließlich würde ich schon damit klarkommen. Das hatte ich sonst ja auch immer. Zumindest dachte ich das.

>> Sophie? Du bist garantiert nicht die Treppe herunter gefallen! So sieht das nämlich nicht aus. Du kannst es mir wirklich sagen. << Nein Ruby konnte ich nicht. Wieso konntest du mir die Geschichte denn nicht einfach glauben?! Es war nicht der Rede Wert. Er hatte mich halt einfach nur geschlagen. Was sollte ich bloß tun? Wegrennen? Nein, das wäre zu auffällig gewesen. Ihr vielleicht die Wahrheit sagen?

>> Okay Ruby… Ich sag es dir. Aber… Bitte... Du musst mir versprechen… Es niemandem zu erzählen! << Ruby schaute mich neugierig an.

>> Selbstverständlich. Also was ist passiert? << Ich holte tief Luft und zerrte sie in eine Ecke, wo uns niemand hören oder sehen konnte.

>> Also … Ich weiß nicht so recht, wie ich es dir sagen soll. Peter … Er hat mich geschlagen. Seine neue Frau meinte, dass meine Mum eine Hure wäre und er mich deswegen hasst. Daraufhin habe ich ihr gesagt, dass meine Mutter die gütigste Frau der Welt ist, die ich kenne. Dann kam er und sie musste es ihm ja auch sofort erzählen und sagen, ich hätte gesagt, dass er ein Mörder wäre. Dann ist er einfach durchgedreht und hat mich in den Keller gezerrt und mich so lange geschlagen, bis ich wehrlos am Boden lag. Deswegen fass' mich bitte nicht an. Es tut immer noch alles weh. << Sie schaute mich geschockt an. Ihr blieb die Sprache weg. Tja so hätte ich vermutlich auch reagiert an ihrer Stelle. Ich konnte nur hoffen, dass sie es nicht gleich an die große Glocke hing. Ich war schließlich schon der Freak an dieser Schule. Als sie sich wieder in den Griff bekommen hatte, meinte sie, dass ich ihn dafür anzeigen sollte. Doch wer sollte mir schon glauben? Dem armen kleinen Mädchen oder dem Kerl, dem schon nicht nachgewiesen werden konnte, einen Mord begangen zu haben und das noch am eigenen Kind?! Unser Rechtssystem war schon lange nicht mehr das, was es einmal war. Oh man ich hörte mich an wie eine Professorin oder so und das mit zwölf Jahren. Da hatte meine Mutter wohl doch recht. Ich war schon sehr reif für mein Alter. Na ja … Nachdem was ich schon alles erlebt hatte, gab es nur zwei Möglichkeiten. Erstens total verstört werden oder meinem Alter voraus gehen. Bei mir war es wohl das Zweite. Sie brachte mich in die Ballettschule um dort Disziplin, Anmut, Geschick, Selbstvertrauen, sowie dem Leistungsdruck standzuhalten zu lernen.

 

Das Tanzen hatte etwas Magisches, obwohl ich nicht unbedingt mit einem Pinken Ballettoutfit und hochgesteckten Haaren herumlaufen wollte, dennoch verzauberte es mich. Ich wollte mir mühe geben und das tat ich auch. Ich trainierte jeden Tag, auch wenn meine Füße schon wund waren und bluteten. Ich wollte es können. Etwas gut können und damit meine Mutter Stolz machen. Ihre Augen fingen immer an zu leuchten, wenn sie mich tanzen sah. Es machte mich glücklich sie so zu sehen. Nach einem Jahr harter Arbeit schaffte ich es, langsam so gut zu werden wie die anderen. Ich wollte mich trotzdem immer mehr verbessern. Mit zehn Jahren war ich bereits die beste Tänzerin meines Jahrgangs. Ich tanzte sogar schon in einem kleinen Ballett mit. Welches unsere Ballettschule organisierte. Nur jüngere Kinder spielten mit. Ich war damals so stolz, als ich eine der Solisten sein durfte. Das Stück, „das hässliche Entlein“ zeigte, was in mir steckte. Ich werde nie den Gesichtsausdruck meiner Mutter vergessen. Komischerweise war sie damals nie alleine da. Meistens begleiteten sie Tante Diana oder ironischerweise Henry Brown. Der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde und ihr bester Freund aus Jugendtagen. Sie verstand sich sehr gut mit ihm. Er überreichte mir bei jeder Vorstellung am Ende ein riesiges Rosenbukett. Meine Ballettlehrerin Miss Le Muer, die ihrer Ausbildung damals in Paris absolvierte und eine große Ballerina war meinte, dass wenn ich weiter so hart trainieren würde, würde ich bestimmt in ein paar Jahren auf der „Juilliard School“ aufgenommen werden. Doch als meine Mutter verstarb, konnte ich nicht mehr tanzen. Es war einfach unser gemeinsames Ding. Ruby meinte immer wieder, dass ich doch wieder anfangen sollte oder eher gesagt weitermachen sollte. War es eigentlich schwer zu verstehen, dass ich nicht wusste, ob ich es weiter machen wollte?!

 

Jeden Tag aufs Neue, wenn ich zuhause war, kam er. Peter regte sich über irgendetwas auf und zerrte mich am Arm in den Keller um mich dort brutal zu schlagen. Immer und immer wieder. Der Keller war mittlerweile, glaube ich so etwas wie ein Folterkeller geworden. Nur das Ich nicht verstand, was ich getan hatte. Genauso wenig wie ich verstand oder wusste, was meine Mutter, Peter so Schlimmes angetan hatte. Doch so langsam dachte ich, dass er es einfach aus Langeweile tat oder weil er einfach Lust darauf hatte. Er war einfach krank. Doch es war trotzdem kein Grund ein Wesen aus solchen Gründen zu misshandeln.

Egal ob ich ärger bekam, was ich, selbst wenn ich gar nichts machte, bekam, würde er mich weiter schlagen. Doch ich rappelte mich wieder auf und begann wieder mit dem Tanzen. Meine Tante übernahm die Kosten für die Schule, da meine Mutter ihr auch etwas Geld hinterlassen hatte, um mir im Fall der Fälle die Schule weiter zu ermöglichen. Da ich nun schmerzen gewohnt war, tat es mir auch nicht mehr weh, wenn ich bei einer Hebefigur stürzte. Denn ich hatte schon alles im Leben verloren, was ich liebte. Doch mein Herz schlug noch und mein Glaube an die Hoffnung schenkte mir neuen Mut, um weiter zu machen. Ich war zwar erst zwölf Jahre alt, doch trotzdem, wusste ich, wie hart das Leben damals schon sein konnte. Ich hatte bereits keine Familie mehr, doch trotzdem allem wusste ich, dass sie überall waren, wo ich gerade war. Denn sie waren für immer und ewig in meinem Herzen. Sie sahen mich, wo ich auch war. Deswegen wollte ich sie Stolz machen und für sie weiterleben.

 

Der Pfarrer, der ein sehr guter Freund meiner Mutter war, saß jeden Tag um die gleiche Uhrzeit auf einer Parkbank und lauschte dem Geräusch der Natur. Mittlerweile traf ich ihn immer, wenn durch den Central Park ging. Ich hatte es mir angewöhnt, jeden Tag nach der Schule dort lang zu gehen. Ich setzte mich immer zu ihm, denn er war der einzige Erwachsene, der mich verstand. Der mir zuhörte. Mit mir über meine Mutter und meinen Bruder sprach und mir Dinge von den beiden erzählte, von denen ich gar nichts wusste, da sie vor meiner Geburt passiert waren. Mit ihm konnte ich über das Tanzen sprechen. Wenn ich ärger zu Hause hatte, hörte er sich die Probleme an und wollte jedes Mal, dagegen etwas unternehmen. Obwohl ich ihm nie etwas von den Misshandlungen erzählte. Doch ich bat ihn jedes Mal es zu unterlassen, denn ich hatte mich daran bereits gewöhnt. Allerdings betete er für mich jeden Tag. Auch wenn ich mit dieser Art von Glauben nicht mehr besonders viel anfangen konnte. Denn dafür hatte ich zu viel verloren. Vielleicht sollte ich eines Tages wieder glauben, doch zu der Zeit wusste ich es nicht.

 

Er war ein sehr guter Freund für mich geworden. Auch wenn er vier Jahre jünger war, als meine Mutter. Was komisch war, denn sonst hatte sie nie Freunde, die jünger waren, also soviel jünger waren als sie. Doch er war viel reifer für sein Alter, vielleicht hatte er ja auch schon so viel durchgemacht wie ich?! Meine Mutter meinte immer, dass sie sich schon vor meiner Geburt gut kannten. Und er nie seinem Alter entsprach, sondern sich eher, wie jemand Älteres benahm. Er hatte nach dem Ich zwei Jahre alt war, katholische Theologie studiert und wurde daraufhin Hilfspfarrer in einer Kirche. Er hatte nichts gegen Menschen mit einem anderen Glauben. Denn schließlich glaubten alle an Gott. Vielleicht hatten sie einen anderen Namen für ihn, aber das war ihm egal. Denn genauso wie ihm das Aussehen oder die Nationen egal waren, so waren ihm auch die Religionen der anderen egal. Denn jeder Mensch durfte schließlich seinen eigenen Glauben haben. Er war einer der ersten Katholiken, die diese Meinung vertreten haben und das fand ich auch so toll an ihm. Auch wenn er es mit dieser Meinung nicht leicht hatte in seinem Beruf, eine Kirche zu finden, die ihn akzeptierte. Trotz aller Hindernisse hatte er es nach Jahren schließlich doch noch geschafft. Eine großartige Leistung. Henry Brown hatte viel in seinem Leben erreicht, auch wenn er sich Gott verschrieben hatte und niemals heiraten oder eine Freundin haben durfte. Für ihn war es nicht so schlimm, meinte er.

>> Sophie, es ist nicht schwer. Ich habe meine wilden Jahre schon lange hinter mir. Ich habe früher ein Leben ohne den Herrn geführt und vieles dadurch falsch gemacht. Doch als ich ihn fand, schenkte er mir ein neues Leben und ich entschied mich, für immer mit ihm zu leben. Auch wenn es schwer aussieht und ich muss zu geben, am Anfang war es auch ziemlich schwer. Doch jetzt ist mir nichts wichtiger, als ihm zu dienen. << Dieser Mann war wirklich ein Mann Gottes. Er verstand seinen Job wirklich gut. Ich fand jeder sollte die Welt so sehen. Auch wenn es schwierig erschien und ich keine Ahnung von seinem Handwerk hatte. Doch die Welt brauchte solche Leute wie ihn. Ich war froh, dass ich ihn kannte. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, das er etwas vor mir verheimlichte. Es ließ mich einfach nicht los. Ich wusste nur nicht genau, was es war. Doch das würde ich früher oder später herausfinden.

Freundschaft und Liebe

 

 

 

 

In der Freundschaft vertrauen wir ein Geheimnis an;

in der Liebe entschlüpft es uns.

 

Jean de la Bruyère

 

Kapitel 4 - Der geheimnisvolle Engel

Vier weitere Jahre waren vergangen und ich war nun sechzehn Jahre alt. Ich ging auf eine High School zusammen mit Ruby und hatte schon vier Jahre mit dieser „Familie“ ausgehalten. Ich hatte sogar einen Job neben der Schule und dem Ballett, das ich immer noch nebenbei machte, es war zwar kein super Job, sondern eher ein Job als Assistentin, aber zumindest in einem großen Modeunternehmen. Na ja auch wenn ich oft die Arbeiten verrichten musste, die echt keiner wollte, wurde ich dafür bezahlt und es wurde auf meinem Lebenslauf festgehalten. Okay ich hatte mich nicht um diesen Job beworben, eher als Assistentin der Herausgeberin der Modezeitschrift dieses Unternehmens. Doch da diese Stelle mit jemand anderem besetzt wurde und ich dringend einen Job brauchte bekam ich diesen. Eingebildeten Models alles zu bringen was sie wollten, war wirklich alles andere als toll, doch wenn man studieren wollte, brauchte man Geld um es finanzieren zu können. Irgendwie war es wirklich schwer, sich für eine Universität zu entscheiden. Es gab zwei Dinge die ich gerne machte. Es gab dafür zwei Universitäten, die zu den besten des Landes gehörten und sich sogar in New York befanden. Doch auf welche sollte ich gehen, dass war die Frage. Ballett oder Journalismus? Nicht einfach. Ich wollte einerseits tanzen. Denn dabei fühlte ich mich frei. Doch andererseits wollte ich schreiben. Es war echt nicht leicht. Manchmal fragte ich mich wie mein Leben gewesen wäre, wenn Ben und Mum noch leben würden. Ben wäre schon längst mit seinem Studium fertig gewesen und wahrscheinlich auch schon längst verheiratet. Er wüsste bestimmt was ich machen sollte. Er war damals schon zwölf Jahre als er starb und ich war damals vier Jahre alt. Wie doch die Zeit verging. Doch was sollte ich bloß machen?! Miss Le Muer meinte ich wäre ein wahres Talent und sollte auf die Juilliard gehen um „Dance“ zu studieren. Doch meine Lehrer auf der High School meinten ich könnte wundervoll schreiben und sollte mir überlegen auf die Columbia zu gehen. Es war wirklich verwirrend. Man fragte sich sein leben lang ob man wirklich, alles erreicht hatte was man machen wollte, wenn man älter war. Doch ich fragte mich, das zu dem Zeitpunkt schon. Ich dachte damals schon zu viel nach. Denn ich war Jahrgangsbeste an meiner Schule und tanzte, seit ich vier war in einer Ballettschule. Angeblich war ich die beste Nachwuchstänzerin, die sie je unterrichtet hätte. Es erfüllte mich mit Stolz, als ich das hörte. Doch man war nicht sein leben lang eine Ballerina. Die Karriere konnte schnell enden. Okay das passierte auch bei anderen Karrieren, doch wollte ich mein Leben lang, das Leben einer Ballerina führen? Ich liebte das Tanzen und nicht nur das Ballett, sondern auch jede weitere Tanzart, doch ebenso wie das klassische Tanzen an sich, sang ich dabei gerne. Doch es war wirklich verdammt schwer beides zu tun. Wenn man ein Stück gut spielen wollte, dann musste man das Stück und seine Rolle leben. Es gelang mir immer, genau dieses zu tun. Deswegen war ich wohl auch so gut, wie Miss Le Muer behauptete, doch es war auch nie schwierig für mich. „Das hässliche Entlein“, in der Rolle war nicht schwer. Denn ich hatte meine Familie auch verloren und war anders als andere. Das Stück „Der Nussknacker“ war für mich auch nicht unbedingt schwierig gewesen. Etwas unbedingt erleben zu wollen, wollte ich auch all die Jahre. Auf der Bühne war ich wirklich glücklich. Wenn ich tanzte, schwebte ich fast. Es war wundervoll. Dieses Gefühl war einfach… einzigartig. Die Clara tanzen zu dürfen war mein Durchbruch, wie Miss Le Muer meinte. Sie war so stolz auf mich. Auch wenn Mum nicht mehr bei den anderen auf den Stühlen saß, war sie immer in meinem Herzen dabei. Die einzigen Gäste die mich wirklich kannten wie ich war, waren Ruby und Henry. Henry überreichte mir jedes Mal einen wunderschönen Rosenstrauß, genauso wie er es früher auch schon immer getan hatte. Er meinte jedes Mal ich wäre die schönste Ballerina die er je gesehen hätte. So wie es ein Vater tun würde. Schade, dass er nicht meiner war. Doch ich glaubte sein Leben wäre dann auch ziemlich anders verlaufen. Er wäre dann kein Pfarrer. Denn er durfte ja keine Kinder sowie eine Frau haben. Denn das Zölibat, war sehr streng und duldete so etwas nicht. Doch ich war froh ihn als Freund zu haben. Er war immer da, wenn ich ihn brauchte. Er schenkte mir Hoffnung und vor allem er war immer da. Auch wenn ich weiterhin von Peter misshandelt wurde, er tröstete mich und half mir, es zu vergessen. Auch wenn er die genauen Details nicht wusste. Er betete immer noch jeden Tag für mich. Obwohl er es eigentlich nicht musste. Ich hatte mich an dieses Leben gewöhnt. Ich brauchte keinen Schutz. Andere Menschen auf der Erde, brauchten viel mehr Hilfe als ich sie benötigte. Ich hatte mich schließlich schon vier Jahre lang daran gewöhnt. Es hatte mich geprägt und ließ mich mehr Schmerzen aushalten. Klang irgendwie Krank, ich weiß. Doch man musste es selbst erlebt haben. Hätte man mir vor vier Jahren daraus geholfen wäre ich dankbar gewesen, doch ich war damals zu dem Zeitpunkt, schon sechzehn Jahre alt. Es gab Kinder die waren drei Jahre alt und brauchten viel mehr Hilfe als ich. Diesen Menschen hätte ich gerne geholfen. So wie es Ben getan hätte. Ich tanzte immer noch die Klara in „Der Nussknacker“ und verdiente dabei sogar etwas Geld. Zwar nicht soviel wie Erwachsene verdient hätten, aber immerhin zweitausend Dollar. Henry hatte mit Hilfe seiner Kirchengemeinde eine Stiftung ins Leben gerufen. Die „Benjamin Elliot John Stiftung“! Sie ist dafür da, um Familien zu helfen, die mit der Gewalt leben und misshandelt werden. Die Stiftung sorgt dafür, dass sie aus ihren Familien gerettet werden können und in Sicherheit gebracht werden. Um den Kindern ein besseres zu Zause zu ermöglichen. Meinen Lohn aus dem Ballett, spendete ich immer der Stiftung. Denn Henry hatte für mich damit schon soviel getan. Er hatte sie nach Ben benannt. Das mindeste was ich tun konnte war mein Geld der Stiftung zu geben. Deswegen ging ich auch noch arbeiten. Um damit mein Studium damit finanzieren zu können und damit ich aus dieser Familie heraus kommen konnte. Ich wünschte mir nichts sehnlicher. Es war sehr schwer, dass alles unter einem Hut zu bekommen. Denn morgens ging ich zur Schule, nachmittags ging ich arbeiten und abends ging ich noch ins Ballett. Am Wochenende waren abends die Vorstellungen, dadurch konnte ich nicht wie andere Teenager in meinem Alter, am Wochenende ausgehen. Zum Glück konnte ich in der Schule trainieren. Sie hatten dort ein professionelles Ballettstudio, sowie eine riesige Sporthalle, in der locker zwei hinein gepasst hätten, eine Schwimmhalle und noch vieles mehr. Denn für jeden gab es etwas. Man musste sich schließlich alles selber wählen. Man konnte sich Leistungskurse wählen, die einen auf das Studium vorbereiten sollten. Denn dort wählte man sich ja auch seine Kurse. Meine Hauptfächer waren daher: Englische Literatur für Fortgeschrittene, Ballett für Fortgeschrittene, Italienisch als Fremdsprache und Philosophie. Daneben natürlich zahlreiche andere Fächer. Doch das waren meine wichtigsten. Ich versuchte in jedem Fach das Beste zu geben. Auch wenn ich deswegen als Streberin abgestempelt wurde, war es mir egal. Denn dafür schaffte ich es vielleicht ein Stipendium zu bekommen. Es wäre eine große Ehre für mich gewesen, wenn ich es schaffen sollte. Doch wenigstens musste ich nicht alleine durch diese ganzen Dinge. Denn zum Glück hatte ich Ruby. Sie war unter anderem mein einziger halt. Ich fragte mich die ganze Zeit, warum sie nicht so ein eingebildeter Cheerleader war. So wie Winnie. Ruby war wunderschön und hatte eine perfekte Figur. Wenn man sie anschaute schmolz jeder dahin. Bei den Jungs war sie total beliebt. Sie kannte fast jeden an der Schule und war mit so vielen befreundet. Bei jeder Party die veranstaltet wurde, hatte sie eine Einladung. Auch wenn mein Ruf nicht der aller Beste war, aber dank Ruby auch nicht der aller schlechteste. Denn Ruby hatte es geschafft sich in der High School als Cheerleader zu versuchen. Ich wusste, dass sie das machen würde. Sie war um genau zu sagen sogar Co-Captain der Mannschaft. Sie wurde ständig mit mir gesehen, was es für sie eigentlich nicht leichter machte. Doch sie stand zu mir. Wir waren schon so lange die besten Freundinnen, uns sollte hoffentlich so schnell nichts trennen. Auch wenn sie manchmal echt verrückt war und ständig mit neuen Ideen ankam, hatte ich sie einfach gern. Ich war zwar auch ein Cheerleader, aber nur weil Ruby mich unbedingt mit zum Vortanzen genommen hatte. Der Coach wollte mich sogar zum Captain der Mannschaft machen, doch das wollte ich nicht. Denn ich hatte genug mit dem Ballett zu tun. Nur das war für mich wichtig. Daher bekam Winnie deswegen den Job, was Ruby zwar ärgerte, doch sie konnte daran nichts ändern. Sie musste meine Entscheidung respektieren. Dazu arbeitete sie auch in dem Modeunternehmen, indem ich auch arbeitete. Nur, dass sie die große Chance bekommen hatte als Model in dem Unternehmen zu arbeiten. Ich freute mich natürlich für sie, warum denn auch nicht. Sie liebte es im Mittelpunkt zu stehen und von anderen Bewundert zu werden, im Gegenteil zu mir. Ich stand zwar als Ballerina im Rampenlicht, doch da tanzte ich eine Rolle und die meisten Leute wussten eigentlich gar nicht wer ich war. Deswegen war ich froh, dass sie sich dabei gut fühlte. Sie hatte schließlich alles was ein Model brauchte. Sie war groß, schlank, hat lange blonde Haare und schöne braune Bambi Augen wie Ben. Sie war eigentlich Perfekt. Auch wenn es kein Mensch auf der Welt war. Doch wenn sie als Model über den Laufsteg ging, war sie es. Nicht um sonst war ihr Vater ein großartiger Designer, leider war er auch schon seit ein paar Jahren tot. Doch durch seinen Namen, hatte sie diesen Job bekommen und ich glaube daran, dass sie es noch zu großem schaffen wird. Davon war ich überzeugt. Sie hatte vor, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und wollte daher Modedesignerin werden. Sie würde die Welt erobern, das wusste ich. Ich hoffte, dass ich es auch eines Tages tun würde. Zu der Zeit trainierte ich zu einem wunderschönen Lied. Denn ich choreographierte auch eigene Nummern. Mir machte es sogar sehr großen Spaß. Damals arbeitete ich an einem Stück zu dem Lied „Jesu, joy of men desiring“ das von Bach gespielt worden war. Ich fand jeder sollte dieses wunderschöne Stück in sich aufnehmen. Es trug soviel in sich. Es war manchmal hart, soviel am Tag zu unternehmen. Insbesondere wenn der Tag immer gleich aufgeteilt war. Doch was sollte ich tun. Ich war meistens sogar froh über diesen Tagesablauf, denn dadurch musste ich Peter und seine Familie nicht die ganze Zeit ertragen. Seine kleine Prinzessin… wie er sie wahrscheinlich bis Heute nennt, war natürlich auch wunderschön und mit dem Star-quarterback zusammen. Manchmal war es echt ätzend. Okay wir mochten uns nicht wirklich, doch es war auch kein Wunder. Doch trotzdem fand ich es einerseits schade, denn eigentlich sollten sich doch alle Menschen verstehen. Winnie Adams war natürlich das beliebteste Mädchen der High School und jeder wollte mit ihr befreundet sein. Obwohl sie ein Jahrgang unter uns war, dumm war sie nicht, das stand schon mal fest. Nur leider hatte sie die Prüfung um ein Schuljahr zu überspringen, wie ich es damals getan hatte, nicht bestanden. Daher hasste sie mich noch mehr. Aber nicht nur mich, sondern auch andere, denn natürlich waren ihr ihre Mitmenschen egal. Wenn sie jemanden bloßstellen konnte, tat sie es. Ihre Strategie, war immer die gleiche. Sie schmeichelte sich bei den Menschen ein und spielte ihnen die beste Freundin vor um sich ihre Schwachstellen anzueignen und um sie anschließend bloßzustellen. Einfach nur grausam, meiner Meinung nach. Die ganze Schule lag ihr zu Füßen. Außer Ruby und mir. Manchmal konnte es wirklich aufregen mit ihr Verwandt zu sein.

 

Wie jeden Dienstagmittag in meiner Mittagspause saß ich auf einer Parkbank im Central Park. Auch wenn der Central Park eine Ecke von der High School weg war, wozu gab es Autos. Denn mein erstes Gehalt vom Ballett, hatte ich als Kind immer gespart und hatte mir später davon sogar ein eigenes Auto gekauft. Nun ja da ich Dienstags immer eine Freistunde hatte, fuhr ich zum Lunch immer in den Central Park. Henry traf ich dort jedes Mal. Es war schon irgendwie witzig denn wir konnten uns richtig gut unterhalten. Henry war schon eine treue Seele. Ich fragte mich manchmal warum er Pfarrer geworden war. Ich wusste, als katholischer Pfarrer, durfte er keine eigene Familie haben. Er musste allem entsagen. Ich stellte mir das richtig schwer vor. Ich hätte das nicht gekonnt. Doch ich war froh, dass er in mein Leben getreten war. Er war eine große Stütze für Mum und mich gewesen nach Bens Tod. Auch als Mum gestorben war, war er für mich da. Dafür war ich sehr dankbar. Ich wusste nicht was ich ohne ihn machen sollte. Auch wenn Mum früher nie von ihm gesprochen hatte. Sie war damals sehr überrascht als er hier hin zog um hier, der Kirche zu dienen. Doch sie war, glaubte ich, sehr froh darüber gewesen, ihn in ihre Nähe zu wissen. Warum auch nicht?! Er hörte gut zu und gab gute Ratschläge. Wenn er sich manchmal über etwas ärgerte ging er sich immer mit der Hand, durch seine dunkelblonden Haare. Er war mittelgroß und hatte ein paar weibliche Züge an sich. Wenn er redete, lag etwas weiches in seiner Stimme. Er konnte ausgezeichnet gut singen und wenn er den Chor in seiner Kirche manchmal begleitete oder aus Witz einfach mal mit ihnen probte, konnte er sogar eher Hoch als Tief singen. Das fand ich wirklich beeindruckend. Denn ich kannte es eher das Männer lieber Tief sangen als Hoch. Wenn ich traurig war munterte er mich gerne auf, indem er anfing zu singen. Seine Stimme hatte etwas sehr beruhigendes auf mich. Er meinte auch immer das ich eine wundervolle Stimme habe.

 

>> Na Sophie, wie geht es dir so an diesem wundervollen Tag? << Ich guckte ihn mit einem lächeln im Gesicht an.

>> Danke gut und dir selber? Ist es nicht komisch, dass es schon zu einer Regel geworden ist, dass wir uns jeden Dienstag hier treffen? << Henry schaute mich erstaunt an, in seiner Pfarrerkluft, wie ich sie immer bezeichnete.

>> Mir geht es auch gut, danke. Nun ja es ist doch eine schöne Angewohnheit oder etwa nicht? <<

>> Doch schon, du hast Recht. << Er gesellte sich zu mir auf die Parkbank und schaute mich besorgt an.

>> Ist auch wirklich alles in Ordnung mit dir Sophie? Du weißt, du kannst immer mit mir reden, egal um was es sich handelt. Ich würde dich nie mit anderen Augen sehen. Denn du bist ein sehr außergewöhnliches Mädchen, das schon ihren eigenen Weg gehen wird. << Oh man warum verstand er nicht, dass es darum ja ging. Alle sagten immer ich werde großes tun. Doch…

>> Liegt es vielleicht daran? Komm schon was ist los? << Wie machte er das. Er kannte ständig meine Gedanken. Es war wirklich unheimlich. >> Sag mal kannst du Gedanken lesen oder so etwas in der Art? Genau darum geht es. << Verblüfft schaute er mich an und holte einen Apfel aus seiner Jackentasche und aß ihn.

>> Nein das kann ich leider nicht. Aber es ist doch verblüffend was mir deine Körperhaltung so verrät. Erzähl mir doch einfach was dich so bedrückt. << Er kannte mich einfach zu gut. Mum hatte das sonst immer gemacht. Sie kannte mich auch so gut. Ich war einerseits wirklich froh ihn zu haben. Doch auf der anderen Seite war es schwer was vor ihm Geheim zu halten.

>> Alle Leute erwarten von mir großes. Sie fragen mich nicht einmal was ich gerne machen will. Obwohl ich selber nicht weiß, für was ich mich entscheiden soll. Weißt du es ist so schwer. Wusstest du schon immer, dass du Priester werden möchtest? << Ein lächeln breitete sich auf seinen Mundwinkeln aus.

>> Nein ich habe eigentlich Philosophie studiert. Ich habe damals eine wunderschöne junge Frau kennen gelernt, die mich vieles lehrte. << Bei dieses Worten, konnte ich ein Strahlen in seinen Augen sehen.

>> Ich habe sie wirklich geliebt, doch sie war bereits vergeben. Obwohl sie mich genauso geliebt hat. Doch sie konnte sich nicht so einfach von ihrem Mann trennen. Sie meinte es wäre besser wenn ich gehen würde. Doch wir blieben Freunde. Sie lehrte mich viele Dinge. Sie zeigte mir die Welt Gottes. Du musst wissen, als ich weg ging um einen Sinn zu finden, wohnte ich in einer kleinen Pension. Doch dort brach ein Feuer aus und es sah so aus als würden alle sterben. In dem Moment kamen mir die Worte dieser Frau wieder in den Kopf. Ich kniete nieder und fing an zu beten. Es war wie ein Wunder, denn obwohl die Türen alle Verbarrikadiert waren und vor ihnen überall Feuer war und wir alle schon halb bewusstlos waren, hat uns irgendjemand gerettet. Ich war mir sicher dass es der Herr war, denn es war schon ganz aussichtslos. Ich hatte auf einmal ein Bedürfnis noch einmal ein Studium zu beginnen. Ich machte mich daran Theologie zu studieren. Ich wollte um nichts anderes auf der Welt dieses Gefühl missen. Denn wir hätten in diesem Haus alle sterben müssen, denn es gab keinen Ausweg mehr. Doch irgendwie sind wir gerettet worden. Ich wollte mich aufmachen und Menschen davon erzählen und ihnen zeigen, dass es wirklich jemanden gibt der einen aus Notsituationen rettet. Ich wollte mehr von ihm erfahren und deswegen studierte ich es. Ich bekam die Chance Priester zu werden und das wollte ich auf einmal unbedingt. Auch wenn ich in Keuschheit leben muss. Ich hatte meine wilden Zeiten, doch durch diesen Brand und die Rettung habe ich ein neues Leben geschenkt bekommen. Meine ganzen Sünden in meinem Leben wurden mir somit verziehen und ich wollte Menschen helfen, genauso wie mir geholfen wurde. << Meine Augen bekamen tränen in die Augen, denn diese Geschichte war so wunderschön. Einfach nur unglaublich.

>> Danke das du sie mir erzählt hast. Du hast gefunden was du gesucht hast oder? <<

>> Ja und nein. Eigentlich wollte ich etwas ganz anderes, aber ich weiß es auch gar nicht mehr richtig. Ich habe jemanden gesucht und vielleicht war er es ja auch die ganze Zeit. << Es war einfach nur unglaublich. Nicht vielen passierte so etwas. Es war einfach nur Wow…

>> Aber nun ja Sophie, es war so, als ich damals in diesem brennenden Haus gebetet hatte, habe ich versprochen ihn in mein Leben zu lassen. Er sollte mein Leben führen und ich würde ihm mein Leben widmen. Und das hat er wirklich. Er hat mein Leben verändert. Er hat mich auf den richtigen Weg gebracht. Ich bin ihm so dankbar. Durch ihn wurde ich ein neuer Henry Brown. Ein viel gütiger und netterer Henry Brown. Früher war ich ein wilder Casanova, bis ich diese wunderschöne Frau kennen lernte. Sie war wunderschön und so liebenswert. Ich frage mich manchmal wie mein Leben verlaufen wäre, wenn sie ihren Mann damals für mich verlassen hätte. Doch andererseits, hätte ich vielleicht niemals den Mut gehabt meinen Sinn zu suchen. Und hätte niemals den Herrn so kennen gelernt. Alles hatte am Ende sein Gutes. Auch wenn es nicht ganz so gut gelaufen ist für alle beteiligten. Es scheint traurig doch das ist es nicht. Ich bereue keinen Augenblick mit ihr. Die Zeit war außergewöhnlich schön und innig. Doch nun habe ich mich für ein Leben mit Gott entschieden. Nur für ihn. Viele fragen mich ob dieses Leben nicht manchmal einsam ist. Doch das ist es wirklich nicht. Ich habe ihn. Was will ich denn mehr. Wenn man sich sicher ist, dann braucht man nichts anderes im Leben. Es ist schwierig am Anfang und die Versuchung kommt immer wieder, doch meine große Liebe war damals diese unglaubliche willensstarke Frau. Ich habe sie verloren und jetzt gehört meine Liebe dem Herrn. Ich könnte auch keine andere Frau mehr lieben. Ihr wird immer mein Herz gehören. Doch leider ist sie vor ein paar Jahren gestorben. Nun ja und der Herr ist mein Beschützer. Wie der Psalm dreiundzwanzig schon sagt „Der Herr ist mein Hirte“. << Er musste diese Frau wirklich sehr geliebt haben. Sie schien wirklich einzigartig gewesen zu sein. Schade, dass ich sie nicht kannte. Denn ich glaubte so jemand hätte mir etwas gesagt. Ich wusste nicht ob ich es geschafft hätte so zu leben. Na gut okay, ich hatte meine große Liebe auch noch nicht gefunden. Sie wartete irgendwo da draußen, da war ich mir sicher. Wer wusste denn schon, was der Herr für mich bereit hielt. Es konnte nur aufwärts gehen mit meinem Leben. Da war ich mir wirklich sicher.

>> Henry, könntest du mir mehr von dieser einzigartigen Frau erzählen? Bitte. <<

>> Na schön warum nicht. Also wo soll ich da anfangen oder weiter erzählen?! Sie kam aus einem guten und ehrenhaften Elternhaus. Sie war etwas älter als ich. Um genau zu sein, mein „Babysitter“. Wir verstanden uns schon von der ersten Minute an. Und sie hat mich nie wie ein kleines Kind behandelt, denn für meine acht Jahre, war ich schon etwas reifer. Sie war schon damals wunderschön. Und so lieblich. Sie hatte lange rote Haare und rehbraune Augen, die immer funkelten wenn sie lächelte und das tat sie sehr oft. Sie sagte mir damals, dass sie heiraten wird und ein Kind erwartet. Für ihre Familie war es damals ein großer Schock! Denn sie gehörte zu einer angesehenen Familie. Sie erzählten überall herum, dass sie gleich in den Flitterwochen Schwanger geworden ist. Um den Schein zu waren. Doch ich kannte die Wahrheit. Da ich schon sehr viel reifer war als andere in meinem Alter, kam ich schon viel früher in die High School und konnte somit viel früher ein Studium anfangen. Als ich fertig war, war ich ungefähr einundzwanzig Jahre alt. Ich kehrte zurück in meine Heimat und sah sie wieder. Sie erkannte mich nicht gleich, doch ich sie schon. Sie war so schön wie nie zuvor. Obwohl sich in ihrem Leben viel verändert hatte. Genauso wie in meinem. Da ich reifer war als andere, hatte ich auch andere Bedürfnisse. Nun ja sagen wir es mal so. Mir eilte nebenbei der Ruf als „Womanizer“ voraus. Doch als ich sie wieder sah, hatte ich Herzklopfen und konnte einfach niemand anderen mehr sehen, außer sie. Nachts träumte ich nur noch von ihr. Ich ging abends nicht mehr in Kneipen, sondern ich telefonierte mit ihr, wenn wir die Möglichkeit dazu hatten oder wir schrieben uns lange Briefe. Sie war meine Seelenverwandte. Wir trafen uns öfter während ihr Kind in die Schule ging und ihr Mann arbeiten war. Denn es war befreiend mit ihr zu sprechen. Es war so schön mit ihr. Sie verliebte sich auch in mich, denn ich sagte ihr an einem Tag was ich für sie empfand und sie erwiderte es genauso. Es hatte mich damals viel Überwindung gekostet, es ihr zu sagen. Doch als sie meine Gefühle erwiderte, war das der glücklichste Tag in meinem Leben. Wir verbrachten mehrere Nächte miteinander und waren fast zwei Jahre zusammen, zumindest dachte ich das. Doch als ich dachte sie würde ihren Mann für mich verlassen, meinte sie, dass sie es nicht könnte. Denn ihr Mann bekam heraus, dass sie einen anderen Mann traf. Doch sie wollte nicht, dass er es jemals heraus fand, wer ich bin. Sie verließ mich um bei ihm zu bleiben und bei ihrem Kind, das sie mehr als alles andere auf der Welt liebte. Ich hätte nie verlangt, dass sie ihr Kind verlassen sollte, sie hätte es mitnehmen können. Doch sie wollte es nicht dem Vater vorenthalten. Sie ging und nahm mein Herz mit, das ihr ab da, für immer gehörte. Sie war so wundervoll. Ihr Haar roch immer nach Jasmin. Sie war einfach ein so wunderschöner Engel. Schade nur, dass sie vor ein paar Jahren an einer schlimmen Krankheit erkrankte und sterben musste. Der Herr, hat sie einfach viel zu früh zu sich geholt. << Tränen liefen mir über die Wangen. Diese Geschichte war einfach wunderschön. Wie sollte ich es anders formulieren. Einfach nur wunderbar. Einzigartig. Schade, dass sie ihr Leben nie zusammen führen durften. Das Schicksal konnte manchmal echt gemeint sein. Er liebte sie wirklich! Er würde keine andere Frau mehr lieben können. Er hatte sie verloren und fand sein Leben in Gott und entschied sich für ihn voll und ganz. Eigentlich war es wundervoll, doch… andererseits ist die Geschichte dazu sehr traurig. Liebe ist etwas so wundervolles. Ein Geschenk. Es war traurig, wenn man dann nicht einmal die Chance erhält die Liebe die man füreinander empfindet zu leben. >> Henry, ich möchte nicht aufdringlich sein doch bitte sag mir, wie hieß diese schöne Unbekannte? << Er lächelte mich mit einem funkeln in seinen Augen an. >> Weil sie aussah wie ein Engel und sich auch so benahm, nannten sie alle „Angel“. Besonders, da ich sie schon kannte seit ich klein war. Als sie das aller erste Mal auf mich aufpassen sollte, kam sie zur Tür herein in einem weißen wunderschönen Kleid. Sie sah aus wie ein Engel. In diesem Moment wusste ich nicht mehr wie sie hieß und sagte nur noch „Angel“ zu ihr. Seitdem nannten sie alle nur noch ANGEL! Dieser Name passte dazu perfekt zu ihr. Sie war wunderschön, intelligent und einfach nur sie selbst. Ich kann mich noch an einen Wintertag erinnern. Der Schnee fiel und sie kam aus dem Haus, in weiß. Die Schneeflocken fielen vom Himmel und sie stand einfach nur da. Sie tanzte förmlich im Schnee. Ihre Augen funkelten als gäbe es kein Morgen. Einfach nur wunderschön.

Wenn ich könnte würde ich die Zeit zurückdrehen und anhalten, um dieses Bild nie zu vergessen. Doch es ist auch so für immer in meinem Kopf. Verrate es nicht weiter okay?! Doch sie war wirklich meine große Liebe! <<

>> Versprochen. Ich sage es niemandem. <<

 

War es komisch wenn man sich fragt, ob das Leben generell noch einen Sinn hatte, wenn man die Person, die man über alles liebte so verliert? Man wusste nie was einen noch so erwartete. Man konnte nur abwarten und hoffen, dass alles gut wird. Ich für meinen Teil tat es. Niemand sollte mich jemals davon abhalten. Denn die Liebe sollte stärker sein, als alles andere. Denn sie sollte einfach nur „wow“ sein! Die Liebe besiegt alles. Auch wenn „Angel“ jetzt tot war, er wird sie immer lieben und sie wird ihn bestimmt auch immer lieben. Sie werden sich irgendwann, wenn es für jeden soweit war, wiedersehen und dann werden sie glücklich vereint sein. Darauf freute ich mich damals schon. Denn die Liebe starb zuletzt.

Der beste Weg Menschen zu verstehen...

 

 

 

The most basic of all humans needs

is the need to understand and be understood.

The best way to understand people

is to listen to them.

 

Ralph Nichols

Kapitel 5 - Der Seelenverwandte

Es hatte sich vieles verändert in den letzten Jahren. Ich hatte mich verändert. Ruby hatte mich vor zwei Jahren bei so einem Internetportal angemeldet, damit ich mal andere Leute kennen lernte. Am Anfang war ich wirklich skeptisch. Doch ich war immer in diesen Gruppenchats und da konnte ich ja mit mehreren schreiben. Ich war wirklich verblüfft, dass es so etwas gab. Ja okay in der Steinzeit lebten wir schon lange nicht mehr. Es hieß bei mir immer nur arbeiten, lernen und trainieren. Ich musste zwar keine Hausarbeiten machen, da Peter eine Haushälterin eingestellt hatte, damit Gloria sich ja keinen Fingernagel abbrechen konnte. Sie hieß Zola und war ziemlich nett. Mit ihr konnte ich immer reden und sie hörte mir auch sehr gerne zu. Sie tat mir wirklich leid, denn Gloria, Winnie und Peter behandelten sie wie den letzten Dreck. Sie behandelten sie nicht wie andere, jetzt würde man sich fragen woran das gelegen hat, es war einfach, Zola kam aus einfachen Verhältnissen. Dazu war sie eine Afroamerikanerin. Ich fragte mich immer warum es sie so stört. Ich meine jeder sieht doch anders aus. Jeder ist anders. Jeder ist von Gott so geschaffen worden wie er nun mal ist. Das Aussehen ist doch völlig egal. Nun ja Zola saß manchmal, wenn sie Zeit hatte, mit mir am Laptop und surfte im Chatroom. Mittlerweile schrieb ich dort mit jemandem schon Privat. Es war witzig mit Fighter, so lautete sein Nickname. Es war wirklich komisch, denn wir beendeten unsere Sätze schon gegenseitig und verstanden die Sätze des jeweiligen, die eigentlich meistens nur Gedankengänge waren. Er gab mir jeden Tag mehr Mut, weiter zu machen. Seine Devise war kämpfen. Er hatte vieles in seinem Leben schon durch gemacht. Er wurde Jahrelang nicht wahrgenommen und wenn, dann wurde er gemobbt. Er hatte gekämpft und er hatte es den anderen gezeigt wer er wirklich war. Deswegen hatte er sich auch „Fighter“ genannt. Er war wirklich sehr außergewöhnlich. Er glaubt an das Gute in jedem Menschen, egal wie grausam sie uns oft gegenübertraten. Im Grunde sollte doch jeder so denken oder?
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Von: Cinderella

Betreff: müde und kaputt

Datum: 21. August 2007, 22:26 Uhr EDT

An: Fighter

 

Hallo Fighter,

 

bin gerade von meinem Training zurück gekommen und nun bin ich ganz schön erledigt. Mein Tag, war eigentlich so wie immer… ich war in der Schule so wie es sich gehört und habe dort trainiert und später am Nachmittag habe ich noch schnell Zola etwas geholfen und mit Ruby etwas unternommen und dann so gegen 19 Uhr bin ich wieder zum Training gegangen und bin jetzt eben wieder gekommen. Wie war dein Tag? Was hast du so schönes gemacht an diesem „tollen“ Dienstag?

 

Cinderella
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Von: Fighter

Betreff: so schlimm?

Datum: 21. August 2007, 19:30 Uhr PDT

An: Cinderella

 

Hey Cinderella,

 

höre ich da etwas von Ironie in deinen Sätzen raus? Mein Tag, war eigentlich okay. Ich bin auch brav in die Schule gegangen :-p wie es sich für einen braven jungen Mann gehört und habe dort meine Literaturarbeit abgegeben, die heute fällig war und habe sonst.. ja.. mit dir geschrieben und war in der Redaktion. Nachmittags habe ich ein bisschen den Tag an mir vorüberziehen lassen und habe mir die Wolken am Himmel angeschaut. Sonst gab es eigentlich nichts besonders erwähnenswertes. :)

Aber ein paar Stunden habe ich ja noch.

 

Fighter
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Von: Cinderella

Betreff: du hast ja keine Ahnung wie…

Datum: 21. August 2007, 22:33 Uhr EDT

An: Fighter

 

Für so einen Tag hätte ich alles getan, glaub mir mal. Es ist echt kompliziert, besonders weil ich jeden Tag 200% geben muss. Es ist wirklich anstrengend. Nicht nur, dass mich meine Halbschwester die ganze Zeit nervt, wenn ich nach Hause komme. Nein, natürlich kommt Gloria auch noch mit ihrem Kram. Es ist doch schon nicht mehr normal oder? Wenn das nicht genug ist, weiß ich auch nicht mehr. Es überrascht mich schon, dass Peter noch nicht aufgetaucht ist um mich wieder zu schlagen. Vier Jahre habe ich schon hinter mir, da fehlen mir nur noch zwei. Dann bin ich endlich frei. :) Sei bloß froh das du im schönen warmen LA lebst!

 

Cinderella
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Von: Fighter

Betreff: halte durch, das schaffst du schon!

Datum: 21. August 2007. 19:37 Uhr PDT

An: Cinderella

 

Auch wenn ich dir wie du weißt, dazu rate endlich zur Polizei zu gehen, damit du dir das nicht mehr gefallen lassen musst, weiß ich, dass du das nicht willst. Du hast schon vier Jahre lang gekämpft und durchgehalten, du wirst die letzten zwei auch noch schaffen. Ich bin immer bei dir okay. Du hast deine Freundinnen Zola und Ruby doch auch noch. Was willst du denn noch mehr. Auch wenn du nicht zur Polizei gehen willst. Aber ganz ehrlich willst du lieber einen Vater haben, der deine Zuneigung mit Materiellen Dingen erkaufen will und eine Mutter, die lieber shoppen geht als mit dir Zeit zu verbringen? Du hast vielleicht keine Mutter mehr, aber immerhin wusstest du, dass sie dich liebt. Sie war doch immer für dich da, wie du mir erzählt hast. Deinen Bruder hast du leider auch schon so früh verloren und deinen Vater kann man wirklich in die Tonne treten. Aber du hast doch immerhin noch Freunde die dich lieben und alles für dich tun würden. Ich kenne dich zwar erst seit zwei Jahren, doch es fühlt sich so an als würde ich dich länger kennen. Ich würde alles für dich tun, glaube mir.

Seit zwei Jahren erzählst du mir ständig von deinem Training. Für was trainierst du denn? Bist du ein Cheerleader? :)

 

Und ich bin auch froh in LA zu leben. Nur es ist sehr weit weg von dir.

 

Fighter
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Von: Cinderella

Betreff: danke du bist echt ein guter Freund!

Datum: 21. August 2007, 22:45 Uhr EDT

An: Fighter

 

Cheerleader? Na danke schön. Ich bin eigentlich kein Typ für so etwas, doch ich bin trotzdem in der Mannschaft. Doch eigentlich trainiere ich für etwas anderes. Ich tanze. Ich tanze Ballett. Ich bin eine Ballerina. Lach mich jetzt ja nicht aus okay? :) Ich warne dich. Ich kann mir deinen Gesichtsausdruck nur zu gut vorstellen. Ich tanze seit ich vier Jahre alt bin, nur das ich am Anfang grottenschlecht war. Ich habe damals schon viel trainiert um wenigstens eine Sache gut zu machen und jetzt tanze ich immer noch und bin angeblich die Beste meiner Schule. Ich habe schon in zwei Stücken mitgetanzt und in dem zweiten, tanze ich am Wochenende immer noch. Jetzt bist du vermutlich geschockt! Es war wirklich nett dich zu kennen. Doch ich glaube du weißt vor Schreck, gar nicht mehr was du schreiben sollst oder? Ich meine wer tanzt heutzutage Ballett? Oder?

Und noch etwas! Du hast Recht! Ich werde nicht zur Polizei gehen, denn ich kann das einfach nicht tun. Denn ich hab schon vier Jahre durch gehalten. Wenn ich jetzt zur Polizei gehe, hat er gewonnen und das Erbe meiner Mutter, wird mit Füßen getreten. Das kann ich ihr nicht antun und meinem Bruder, der das Haus so geliebt hat, auch nicht. Da erleide ich lieber Qualen. Denn die anderen haben auch soviel leiden müssen. Was sind da meine Schmerzen.

 

Cinderella
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Von: Fighter

Betreff: geschockt? Nicht im Geringsten!

Datum: 21. August 2007, 19:55 Uhr PDT

An: Cinderella

 

Ich finde dich beeindruckend. Warum sollte ich es absurd finden? Es ist doch natürlich. Okay ich kannte bisher außer dir noch niemanden der Ballett tanzt, aber das macht dich doch besonders oder etwa nicht?

Ich möchte mit dir nicht streiten, lass uns nicht mehr darüber reden.

Okay es ist jetzt schon spät und ich möchte keinen Ärger bekommen, weil ich dich wach gehalten habe. Schließlich ist es bei dir schon fast dreiundzwanzig Uhr!

 

Träume schön! :)

 

Fighter

 

 

War er nicht einfach Wow? Ich konnte mit ihm über alles reden. Ich fand es einfach toll. Ich war irgendwie froh, dass mich Ruby in diesem Chatroom angemeldet hatte. Sie hatte manchmal echt gute Ideen.

 

Am nächsten Morgen in der Schule, war auch alles normal und langweilig. Ich fragte mich manchmal wirklich was hier los war. An einem Tag war hier der Bär los, denn irgendjemand hatte vergessen Winnies Hausaufgaben zu machen oder jemand hatte nicht das getan was sie wollte. Man konnte manchmal auch nur darüber lachen. Ruby regte sich auch nur noch über Winnie auf. Sie leiteten ein Team und stritten sich die ganze Zeit. Manchmal fragte ich mich wirklich wie das Team die beiden aushielt. Also ich war froh, dass ich nicht so oft zum Team musste. Da ich halt soviel trainierte. Ich musste nur, wenn ein Cheerleader ausfallen sollte, einspringen.

>>Kannst du überhaupt etwas richtig machen? Ich frage mich wer dich überhaupt zum Co-Captain gewählt hat. << Natürlich musste Winnie das sagen. Da war doch Streit wirklich vorprogrammiert.

>> Tja ich kann mir mehr merken als Miss Solarium. Cheerleading sollte man ernst nehmen und nicht auf die kalte Schulter nehmen. Ich weiß, dass du lieber shoppen gehst, als dir eine vernünftige Choreo auszudenken. Oh man jetzt habe ich wieder vergessen, dass du nicht gerne denkst. Tja das ist das Problem. << Na ja witzig war es immer, dass musste ich schon zu geben und die meisten Sachen stimmten auch, nur man musste es ja nicht immer gleich so sagen.

>> Was wagst du dich eigentlich? Vergisst du immer, wer ICH bin? Ich bin Winnie Adams verstanden. Hab ein bisschen mehr Respekt. Es könnte sonst passieren, dass du bald nicht mehr so eine große Klappe hast, du Miststück, ist das klar? << Ruby konnte nicht mehr vor lachen, sie lachte drauf los und ganz ehrlich, ich konnte mich auch nicht mehr zusammen reißen.

>> Sollte ich jetzt etwa Angst vor DIR bekommen? Tja... hm... nöö.. das habe ich aber nicht. Und die Tochter einer Diva, ist in meinen Augen nicht besonderes. Sorry Darling, doch.... wie soll ich es dir sagen, damit du mich verstehst? S H U T U P NOW! Verstehst du mich jetzt? << Oh man Cheerkrieg war echt nicht auszuhalten. Doch es war bei den beiden kein Wunder. Na ja und die anderen fanden es auch nicht gerade langweilig. Man konnte sich immer ganz köstlich über die beiden amüsieren. Daran lag es wahrscheinlich. Oh man, aber Ruby hatte echt keine Skrupel. Wenigstens traute sie sich Winnie die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Die meisten, mochten Ruby deswegen schon richtig gerne und die Footballspieler standen bei ihr Schlange.

>> Du kleine…. << In diesem Moment kam Mrs. Wilson auf den Flur und verdonnerte die beiden gleich zu ein paar Stunden Nachsitzen.

>> Miss Adams und Miss Miller in mein Büro. SOFORT! << Die beiden konnten einem glatt leid tun. Doch wie sagte ich es nur. Ich hatte mich köstlich amüsiert. Ich glaube genauso wie der Rest der Schule. Danach ging ich in den Informatikkurs bevor auch noch Ärger bekam und dort konnte ich wenigstens ins Internet.
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Von: Cinderella

Betreff: Cheercatchen!!!

Datum: 22. August 2007, 11:43 Uhr EDT

An: Fighter

 

Lieber Fighter,

 

du hast gerade das spannendste verpasst. Ich sage nur Cheercatchen! :)

Die beiden Cheercaptains sind aneinander geraten. Ich glaube so langweilig ist es nun doch nicht hier an der High School. :)

Ich glaube noch witziger als dieser Streit wäre eine Prügelei gewesen. Obwohl meine ach so tolle Halbschwester dann wohl geschrien hätte: „mein Fingernagel ist abgebrochen“ xD!

Das Leben ist echt kein Wunschkonzert. Doch immerhin, es kann nur witziger werden.

Und was machst du so schönes? Gibt es bei dir auch einen Zickenkrieg?

 

Cinderella
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Von: Fighter

Betreff: Und ich war nicht dabei? Schade!

Datum: 22. August 2007, 8:55 Uhr

An: Cinderella

 

Liebe Cinderella,

 

Schade, dass ich das verpasst habe, war bestimmt echt witzig. Schlamm catchen wäre bestimmt auch witzig gewesen. :D :-p

Hast bestimmt keine Fotos oder?? xD

Bei mir gab es leider keinen Zickenkrieg, nur einen überforderten Mathematiklehrer!

Mr. Gerritsen! Das ist schon ein komischer Kauz, an einem Tag vergisst er das er bei uns Mathe unterrichtet und an einem anderen Tag denkt er, er hätte bei uns Unterricht obwohl wir ihn gar nicht haben. Tja als Konrektor hat man es echt nicht leicht.

Ich schreibe gerade mit einer sympathischen netten jungen Dame und arbeite die nächste Stunde an einem Projekt mit Julian.

 

Fighter
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Von: Cinderella

Betreff: So ist das Leben!

Datum: 22. August 2007, 12:07 Uhr EDT

An: Fighter

 

Lieber Fighter,

 

Das glaube ich dir sofort, dass du gerne dabei gewesen wärst und auch gerne Fotos davon hättest. :)

Solche Lehrer gibt es bei mir natürlich auch. Lehrer haben es heutzutage auch echt nicht leicht oder? Mrs. Schuster unsere Philosophielehrerin, vergisst auch sehr vieles. Obwohl sie keine Konrektorin ist oder so etwas ähnliches. Sie ist einfach nur eine überdrehte Lehrerin. Sie hat, aber eine andere Seite. Sie ist eigentlich ganz süß. Im Prinzip ist sie die coolste Lehrerin von allen. Sie fordert uns zwar ziemlich, aber dabei lernen wir wenigstens etwas und darum geht es doch schließlich. Man kann mit ihr auch ziemlich gut witzeln und über private Dinge reden. Sie erzählt uns immer von ihrem Ehemann, der ist auch Lehrer ist und unterrichtet auch Philosophie. Schon komisch irgendwie. Sie verreisen gerne miteinander und dort muss sie jedes Mal erst einmal shoppen gehen um ihn zu ärgern. Die beiden sind schon ein echt niedliches Paar. Man könnte die zwei echt beneiden. Sie haben soviel schon miteinander erlebt.

 

An einem Projekt arbeitest du also, interessant! Was ist das denn für ein Projekt. Grüß Julian mal lieb von mir.

 

Cinderella

 

PS.: mit einer sympathischen und netten jungen Dame, so so! Kenne ich die Dame?
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Von: Fighter

Betreff: Aber gewiss doch!

Datum: 22. August 2007, 9:14 Uhr PDT

An: Cinderella

 

Liebe Cinderella,

 

Du hast recht, so eine lange Liebe ist bemerkenswert. Auf so ein schönes Paar, ist man bestimmt schnell eifersüchtig. Außerdem ist es bekannt, dass Frauen ihre Männer gerne mit Shoppingtouren ärgern wollen. Das kennt mein Bruder zur genüge. Nun ja mich ärgert so etwas nicht. Ich gehe selbst gerne shoppen. Ich achte genauso auf mein Äußeres. Ich finde jeder sollte, das tun. Ist es etwa verwerflich? Ich meine nicht. Ich persönlich finde es furchtbar, wenn die „Kerle“ herum laufen wie einfache Prolls. Die Hose sitzt wahrscheinlich unter dem „Arsch“, sodass man die Boxershorts schon sehen kann, die meistens noch dieselben sind wie die drei Tage zuvor, wenn man genau darauf achtet.

 

Ein Projekt für Geschichte. Ahnenforschung! Wir haben heraus bekommen wo unsere Wurzeln liegen und haben darüber ein Referat ausgearbeitet. Julian lässt übrigens zurück grüßen. Er fragt mich die ganze Zeit, wer du bist. Doch ich kann ihm nicht mehr sagen als Cinderella! Da ich deinen richtigen Namen nicht kenne.

 

Auf deine Frage hin, ja du kennst sie sogar sehr gut. Ich glaube besser als jede andere auf der Welt. So ein wundervolles Geschöpf muss man einfach kennen. Ich habe noch nie in meinem Leben eine so außergewöhnliche Dame kennen gelernt. Du bist sympathisch und einfach nur du selbst. Solche Mädchen gibt es nicht oft auf der Welt. Versprich mir so zu bleiben hörst du? Du bist wie ein roher Diamant, hörst du.

 

Es tut mir leid, doch Julian möchte an unserem Projekt weiter arbeiten. Ich hoffe ich höre heute noch von dir. Obwohl ich weiß, dass du heute noch arbeiten musst. Ich freue mich schon sehr darauf mit dir diese Unterhaltung fort zu führen.

 

Fighter

 

PS.: Du bist wie eine Rose die nie verblüht, also achte auf dich! :)
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Von: Cinderella

Betreff: Alter Charmeur ist es so, nicht spannender?

Datum: 22. August 2007, 12:21 Uhr EDT

An: Fighter

 

Lieber Fighter,

 

schmeicheln kannst du wirklich gut, dass muss ich zugeben. Wenn ich deine Mails lese, bekomme ich eine Gänsehaut, die mir über den Rücken läuft. Du kannst wirklich gut schreiben. Du hast eine wunderschöne Ausdrucksweise, bist intelligent und redest oft wie ein Belehrter. Ich kann mich nur für deine netten Komplimente immer und immer wieder bedanken. Du bist auch sehr außergewöhnlich. Ich finde es dazu gut, dass du auf dein Äußeres achtest. Nicht viele tun das. Und das Beispiel mit den Kerlen finde ich ziemlich getroffen. Schade, das nicht mehrere Männer so sind wie du.

Solche Gentlemen bräuchte man hier auf der Erde. Ich kann mich nur noch mal wiederholen, du bist intelligent und außergewöhnlich. Jedes Mädchen könnte sich glücklich schätzen jemanden wie dich zu haben.

 

Schade, dass du schon gehen musst. Trotzdem kann ich es verstehen und kann den beiden Herren nur viel Spaß wünschen.

 

Bis später :)

 

Cinderella

 

 

 

Oh man! Immer wenn ich seine Worte las bekam ich Herzklopfen. So etwas wunderschönes hatte mir noch nie jemand geschrieben. Ich wünschte manchmal wirklich, dass er auch in New York gelebt hätte. Dann hätte ich ihn jeden Tag gesehen. Seine Luft eingeatmet und ich hätte ihm ganz nah sein können. Doch das waren nur Träume. Er hatte etwas viel besseres verdient als mich und außerdem waren wir nur Freunde. Wem wollte ich eigentlich etwas beweisen?

 

Mittlerweile war es Mittagszeit und alle waren in der Cafeteria und saßen an ihren jeweiligen Gruppentische. Auf jeder Schule gab es eine Gruppendynastie, warum sollte das hier anders gewesen sein?! Nur hier war es anders als auf anderen Schulen. Hier gab es zwei Cheerleadertische. Einer für Winnie mit ihrem Gefolge und einen für Ruby und ihren Leuten. Natürlich einen für die Footballspieler, für die Schulstreber, den Wissenschaftsleuten kurz auch den Navis genannt, für die Schulredakteure, für den Drama-Club, den Athleten, Ballerinas, etc.!

Ich saß komischerweise, an Rubys Cheerleadertisch. Da ich ihre Beste Freundin war, durfte ich an ihrem Tisch sitzen. So sagten es die berühmten „Cheerregeln“! Keine Ahnung wer sich diesen Blödsinn ausgedacht hatte, doch die Schule hielt sich an diese besagten Regeln. In den Regeln gab es sogar eine Rangliste, an der sich alle zu halten hatten. Echt crazy! Doch irgendwie war das auch zu erwarten.

 

>> Sophie, irgendwie siehst du so verändert aus. Hat es vielleicht mit deinem geheimnisvollen Fremden zu tun? << Wow! Ruby nahm echt kein Blatt vor den Mund. Das liebe ich ja eigentlich so an ihr, doch in diesem Moment war es mir einfach zu aufdringlich.

>> Em… ja ich habe mit ihm heute wieder geschrieben, während des Informatikunterrichts. Mit jemandem musste ich ja über eure „Schlammschlacht“ reden. Ich kann mit ihm, wirklich gut über alles reden okay?! Ist das so schlimm? << ich dachte, vielleicht brachte sie das ja zum Schweigen!

>> Oh man, meine Sophie ist verliebt, in ihren geheimnisvollen Unbekannten. Oh mein Gott. << War ich so leicht zu durchschauen? „Nein Sophie. Du bist nicht verliebt.“ Dachte ich mir so.

>> Ruby, ich bin nicht verliebt. Wir sind nur Freunde mehr nicht! << Dazu schrieb er so wundervolle Dinge und redete wie „Prince Charming“! „NEIN Sophie! Du darfst dich nicht in ihn verlieben ist das klar?“ Redete ich mir weiter ein. Denn ich wollte mich auf gar keinen Fall in ihn verlieben.

>> Sophie, mach dir selbst nichts vor, okay?! Du bist total verliebt in ihn. Wenn du von ihm redest wirst du total rot und deine Augen funkeln dann immer wie schöne Saphire. Also mach dir nichts selbst vor, verstanden? << Oh man Ruby hatte recht. Gestand ich mir ein. Doch es ging trotzdem nicht. Wir lebten in verschiedenen Welten und damit meinte ich nicht die Entfernung. Es war wie in „Das Haus am See“, man war nur zusammen in einer anderen Dimension. Bei uns war es das Internet. Es war einfach so wie es war. Mehr konnte man da wohl nicht machen. Er gehörte zu einer Abschlussballkönigin, die das beliebteste Mädchen der Schule war und nicht zu jemandem wie mir. Okay er wurde früher fertig gemacht und war früher ein niemand, aber er hatte es geschafft es allen zu zeigen und dann war er beliebt. Er führte ein beliebtes Leben. Ich passte da einfach nicht rein. Wir waren nur Chatfreunde mehr nicht. Ich glaubte, dass dort auch nie mehr sein würde. Wie könnte er sich auch in jemanden wie mich verlieben?! Dachte ich immer. Er passte zu jemandem wie Winnie. Cheerleader Captain der „Tigers“ oder zu Ruby, doch nicht zu mir. Doch dieser Gedanke wurde mir noch zum Verhängnis. Hätte ich es bloß nie gesagt.

 

>> Ich passe nicht zu ihm, Ruby. Winnie oder du vielleicht, aber nicht ich. Er führt ein beliebtes Leben und hat sich einen Ruf aufgebaut. Wer bin ich schon? Ich bin die kleine, die ihre Mutter und ihren Bruder verloren hat und psychische Anfälle bekommt. Dazu eine Möchtegern Primaballerina. Toller Ruf. << Oh nein wieso hatte ich ihr das bloß gesagt. Jetzt würde sie mich gleich wieder an meckern, das sah ich an ihren Augen. Sie blitzen schon wieder so komisch auf.

>> SOPHIE ELIZABETH ROSE MONTROSE! Du bist eine klasse Ballerina. Deswegen tanzt du auch schon seit deinem zehnten Lebensjahr, in großen Ballettstücken die Soli! Okay ja es stimmt du hast deine Familie als du klein warst, verloren und okay deswegen bekommst du verständlicherweise heute noch Anfälle. Aber es ist verständlich. Wann begreifst du es endlich mal? Du warst dabei als dein Bruder ermordet wurde, von deinem eigenen Vater. Du hast gesehen wie er deine Mutter all die Jahre geschlagen hat und sie davon letztlich eine „chronische Niereninsuffizienz“ bekommen hat und davon gestorben ist. Sophie dein Leben war nie einfach und das behauptet auch niemand. Du wirst bis heute von deinem Vater blutig geschlagen für Dinge die du gar nicht begangen hast. In den Staaten herrscht doch Meinungsfreiheit oder etwa nicht? Du wirst für Dinge bestraft, die deine guten Rechte als Bürgerin von Amerika sind. Du wirst von so vielen Menschen geliebt, wann begreifst du das endlich? Du hast viel mehr verdient als du glaubst. Du bist ein so wundervoller Mensch und ich bin Stolz so eine Beste Freundin zu haben, wie du es bist. Auf der Bühne oder eher gesagt wenn du tanzt, bist du ein so anderer Mensch. Du hast viel mehr Selbstbewusstsein da oben. Hier solltest du es auch haben okay? Du bist wirklich ein außergewöhnlicher Mensch und das wirst du auch immer sein. Mach dich nicht zu jemandem der du nicht bist. << Vielleicht hatte Ruby ja recht?! Wer wusste das schon?

 

Es war doch echt verwirrend. Ich wünschte Ben und Mum wären noch hier und könnten mir sagen wer ich war oder was ich tun soll. Ich wusste es einfach nicht! Jeder Tag ohne sie, war ohne Hoffnung. Ich war dankbar das ich meine Freunde hatte, wirklich. Sie hatten mir Kraft zum Leben gegeben. Ich hatte so viele Fragen, doch ich kannte keine Antwort darauf.

Lebe in Hoffnung..

 

 

 

Lebe in der Hoffnung und nicht in der Erwartung,

dann geschehen vielleicht Wunder,

aber niemals Enttäuschungen.

 

Unbekannt

 

 

Kapitel 6 - Die Wahrheit kommt ans Licht

16:00 Uhr, EDT! Arbeitsbeginn. Auf meinem Schreibtisch lag mal wieder nur Papierkram, der bearbeitet werden musste. Manchmal dachte ich, dass sie echt keinen dümmeren für diesen Job gefunden hatten, als mich. Nun ja, immerhin wurde ich bezahlt und hatte noch Zeit um mein Balletttraining weiter zu führen und um am Wochenende im Theater zu tanzen. Das Leben konnte echt hektisch sein. Irgendwie musste ich die ganze Zeit über Rubys Worte nachdenken.

Du wirst von so vielen Menschen geliebt, wann begreifst du das endlich? Du hast viel mehr verdient als du glaubst. Du bist ein so wundervoller Mensch und ich bin Stolz so eine Beste Freundin zu haben, wie du es bist. Auf der Bühne oder eher gesagt wenn du tanzt, bist du ein so anderer Mensch. Du hast viel mehr Selbstbewusstsein da oben. Hier solltest du es auch haben okay? Du bist wirklich ein außergewöhnlicher Mensch und das wirst du auch immer sein. Mach dich nicht zu jemandem der du nicht bist.

Machte ich mich wirklich zu jemandem der ich nicht war? Wurde ich wirklich von so vielen Menschen geliebt ich wusste es einfach nicht. Es war einfach so schwierig. Fragen über Fragen! Doch die größte Frage von allen war, warum hasste Peter mich so? Seit ich klein war hasste er mich, warum? Das es eine ganz simple Antwort darauf gab, wusste ich zudem Zeitpunkt noch nicht.

Wie aufs Stichwort kamen Terrie und Sally. Die beiden Möchtegern Models, die mich immer gerne mit irgendeinem Mist nervten.

>> Oh Sophie! << Total im Kanon gerufen. Oh man da bekam man doch sofort schlechte Laune, wenn man das hörte. Terrie und Sally waren hochwürdige eingebildete Zicken, die reich geboren wurden und dachten wenn man Geld hat, konnte man jeden so behandeln wie man es gerne hätte. Ob man es nun nett oder eher nicht nett machte war ihnen ehrlich gesagt ziemlich egal. Wenn man sich die Akten von den beiden ansah, wusste man sofort um wen es sich handelte. Mein Job bestand, eigentlich nur aus Akten, Akten anlegen, Akten sortieren, die ganze Palette. Da man so schneller etwas über die Models erfahren konnte, die für die Agentur arbeiteten. Soviel vertrauen hatten sie wenigstens in mich. Durch diese Akten konnte man erkennen, wer zu welcher Sorte sortiert wurde. Das Sternchen (*) am Ende der Modelnummer, stand für Wichtigkeit! Hatte man als Model reiche Eltern oder einen reichen Ehemann, so bekam man ein Sternchen. Obwohl ich es auch schon erlebt hatte, dass Models ein Sternchen bekommen hatten aus einem einfachen Grund. Sie hatten keine super reichen Eltern und auch keinen reichen Ehemann. Sie hatten einfach mit dem Chef geschlafen! Es taten nur alle so, als wüssten sie von nichts. Irgendwie schon absurd. Aber was wusste ich schon. Es war wie es war.

>> Sophie, ich brauche sofort eine Fettfreiesojalatte! <<

>> Oh und Sophie ich auch, wenn du schon so gut bist. Doch vergiss nicht Sally möchte keinen Schaum darauf haben okay? << Tja Kaffee holen durfte ich für die Models und alle wollten eine Fettfreiesojalatte. Na Prima! Als ich ihnen ihren tollen Kaffee gebracht hatte, ging das generve allerdings weiter.

>> Hast du schon gehört wer für die neue Herbstkollektion modeln soll? <<

>> Ja natürlich! Wir wer sonst, wer wenn nicht wir,

Sophie?! << Nach dem mein Name gefallen war konnten die beide nur noch laut lachen. Sehr freundlich von ihnen. Oh man, aber was wollte ich erwarten? Sie waren dämliche Cheerleader und waren mit Winnie befreundet. Sagte das nicht eigentlich alles. Es fehlte nur noch das Winnie hier auch noch anfangen würde zu modeln. Oh man zum Glück musste ich jetzt zum Empfang und Glenda helfen, der Empfangsdame und die einzige die dort arbeitete, die nicht arrogant war. Zum Glück war mein Stapel mit Unterlagen halb durchgearbeitet. Das hieß ich konnte den Rest mit Glenda durcharbeiten. Zum Glück. Ich hatte echt keine Lust mehr mit dumm und dümmer zu reden oder eher denen zu zuhören. Toll jetzt war es 20:00 Uhr EDT und ich hatte endlich Feierabend. Okay nicht ganz. Ich musste mich jetzt beeilen um zur Ballettschule zu fahren. Denn um halb neun fing dort das spät Training an. Oh man ich war jetzt schon total erledigt. Oh man okay Augen zu und durch, dachte ich mir. Schließlich liebte ich das Ballett.

 

Dort angekommen ging ich erst einmal in meine Umkleide. Ja „meine Umkleide“! Diejenigen die in den oberen Jahrgängen waren und schon mehre Soli getanzt hatten bekamen in der Ballettschule ihre eigene Umkleidekabine. Oh man, so gesehen war es wie mein Zimmer in meinem Zuhause. Denn hier fühlte ich mich wohl und ich wurde dort, wie Ruby gesagt hatte geliebt.

>> Ladies bitte kommt alle in die Mitte. Wir haben etwas zu besprechen. Das Stück „Der Nussknacker“ läuft dieses Wochenende zum letzten Mal in diesem Jahr. Es heißt trainieren ist wieder angesagt und wir müssen für ein neues Stück proben. Dieses Mal werden die Ballerinas aus diesem Jahrgang, also ihr, versuchen ein Stück zu Choreographieren. Das Beste Stück wird aufgeführt in vier Monaten. Also viel Glück. Ihr habt drei Wochen um die Choreographie einzureichen. Dann wird es ein Vortanzen geben in der ihr zeigen werdet wie gut ihr seid. Denn diejenige oder derjenige darf auch wenn sie oder er will das Soli tanzen. << Wow! Was für eine Ehre. Es wird bestimmt super, dachte ich mir. So etwas gab es noch nie. Noch nie zuvor durfte eine Schülerin ein Ballett selbst Choreographieren und im New Yorker Theater aufführen.

>> Miss Le Muer, danke es wird uns ein Ehre sein. Wir werden sie bestimmt nicht enttäuschen. <<

>> Davon bin ich überzeugt Sophie. Ihr seid der talentierteste Jahrgang den ich je unterrichtet hab, deswegen traue ich euch zu, das zu meistern. Im Lebenslauf für die Juilliard kommt das bestimmt auch sehr gut an. Also meine Damen und Herren gebt euer bestes. Ich verlasse mich auf euch. Ihr werdet mich schon nicht enttäuschen, das weiß ich. Und jetzt fangt an zu trainieren. << Träumte ich gerade? Bekam ich gerade die Chance ein eigenes Stück zu schreiben und zu präsentieren? Oh mein Gott! Das wäre Perfekt für die Juilliard, doch was war mit der Columbia? Es war wirklich nicht leicht sich zu entscheiden. Es tat weh, wenn man mehrere Dinge gerne tat und liebte und man sich dann entscheiden musste. Warum konnte man nicht einfach beides machen? Warum musste man sich immer entscheiden? Musste wirklich immer alles Perfekt sein? Das Leben war einfach nicht Perfekt und ich war es auch nicht. Wem machte ich dort eigentlich was vor? Dort als Ballerina war ich für die anderen Menschen Perfekt. Ich tanzte Perfekt und alle sahen mich als Vorbild, doch das war ich einfach nicht. Wieso begriffen es die Menschen denn nicht einfach? War es so schwer zu verstehen? Was stimmte bloß nicht mit mir? Langsam hatte ich das Gefühl verrückt zu werden. Es war doch wirklich verrückt oder? Ich dachte, okay ich hatte wirklich viel Durchgemacht! Mein Vater hatte meinen Bruder vor meinen Augen ermordet, meine Mutter immer nur geschlagen, sodass sie letztlich an den Folgen gestorben war. Außerdem hasste er mich und ich wusste einfach nicht warum! Er meinte immer nur in den letzten Jahren, dass meine Mutter eine Hure sei. Okay, trotzdem verstand ich nicht warum er mich deswegen hasste und mich fast jeden Tag schlug. Musste das einer überhaupt verstehen. Ich hätte nur gerne die Wahrheit gewusst, denn ich wusste, dass irgendetwas nicht stimmte.

 

Selbst im Auto stellte ich mir solche Fragen, ich war wirklich ziemlich verrückt. Zum Glück war ich mittlerweile Zuhause. Toll viertel vor elf. Es war doch wirklich verrückt. Mein Leben bezog sich nur aus Schule, arbeiten und trainieren. Warum konnte ich kein normales Leben führen so wie andere? Es war wirklich eigenartig. Meine Kindheit war schon mit vier zu Ende, wenn sie es nicht schon vorher war. Doch warum sollte ich dem hinterher trauern? Weil ich früher noch eine Familie hatte? Ein komischer Tag. Ich bemitleidete mich schon selber. Wie armselig war das denn bitte. Oh man Hilfe. Konnte mich nicht jemand retten? Ich sollte an mich selber glauben. Nur warum fiel es mir bloß so schwer? Oh man wieso bloß?Es war doch echt verrückt.

>> Was soll ich denn bloß tun? Ich bemitleide mich schon selber und bin nur unglücklich. Ich führe kein richtiges Leben, sondern versuche mich abzulenken mit Arbeit. Ich versuche nur noch das Beste zu erreichen, damit meine Familie Stolz auf mich ist. Ist das nicht Krank? Ich weiß, dass mich meine Mutter und mein Bruder lieben, doch für meinen Vater Peter, werde ich nie gut genug sein. Ich frage mich einfach nur warum es so ist? Es ist doch grauenhaft zu leben, wenn man weiß, dass man nie gut genug sein wird, für die Person die man eigentlich immer Stolz machen wollte. Noch zwei Jahre und ich kann endlich weg. Dann kann ich raus aus dieser Eishölle die mich gefangen hält und endlich mein Leben leben. Ein Leben, das mich mit Freude erfüllt. Ein Leben, das ich genießen kann und mich nicht mehr fragen muss ob ich Perfekt genug war. Mein Leben wird dann erst beginnen. Danke dir. <<

Oh man es war wirklich schon spät, vielleicht war Fighter ja noch da, oder er hatte mir vielleicht geschrieben.
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Von: Fighter

Betreff: So so ist das so?

Datum: 22. August 2007, 19:31 Uhr PDT

An: Cinderella

 

Liebe Cinderella,

 

kann man sich glücklich fühlen, wenn man mich hat? So habe ich die Dinge noch nie gesehen. Schön wenn ich dir eine Freude bereiten konnte. Ich habe jedes einzelne Wort so gemeint wie ich es geschrieben habe. Ich schreibe, was ich meine. Oder eher gesagt ich sage was ich denke und fühle. Ich muss mich wohl bei dir für deine Schmeicheleien auch bedanken. Vielen Dank holde Maid. Nun ja meine Ausdrucksweise kommt daher, dass ich Brite bin. Meine Großmutter ist in London geboren und ich habe dort auch ein paar Jahre gelebt. Ab und zu verbringe ich eine Weile dort. Die Ahnenforschung hat mir gezeigt, wie wichtig es ist seine Wurzeln zu kennen und seine Heimat als sein Zuhause anzuerkennen. Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man vielleicht nachforschen. Übrigens rede ich ab und zu auch wie ein Amerikaner oder ich versuche es.

Ich weiß, du bist jetzt wahrscheinlich noch bei deinem Training oder noch auf der Arbeit, doch ich wollte dir unbedingt jetzt Antworten. Es gibt so vieles zu sagen. So viele Wörter, doch im Grunde sagen sie alle dasselbe. Ich hoffe, dass ich dich bald einmal persönlich kennen lernen darf, geheimnisvolle Cinderella.

 

Fighter

 

 

War das nicht süß? Er konnte so gut mit Worten umgehen. Ich war froh ihn zu kennen. Wenn ich mit ihm schrieb, vergaß ich für einen Moment meine negativen Fragen und Gedanken. Er brachte mich zum lachen und gab mir das Gefühl von Geborgenheit. War das komisch? Ich wusste es nicht. Es war eigenartig. Doch vielleicht machte ich mir auch nur was vor und er machte sich einen Spaß mit mir, ich wusste es einfach nicht.
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Von: Cinderella

Betreff: Ist das alles ein großer Traum?

Datum: 23. August 2007, 00:13 Uhr EDT

An: Fighter

 

Lieber Fighter,

 

es ist irgendwie komisch. Ich fühle mich wie in einer anderen Dimension oder in einem Traum, wenn ich mit dir schreibe. Es ist wie „Das Haus am See“! Wir kommen aus verschieden Welten und trotzdem verstehen wir uns so gut. Ich bekomme gute Laune wenn ich mit dir schreibe, ich vergesse meine Sorgen und Probleme für einen kleinen Moment. Es ist sehr schön, nicht darüber nachdenken zu müssen. Es ist so befreit. Als könnte ich einmal kurz durchatmen und alles ist weg. Dieser Gedanke ist einfach Traumhaft, doch das Leben hat halt Licht- und Schattenseiten. Nichts ist einfach im Leben, dass ist mir durchaus bewusst. Doch es ist irgendwie komisch. Ich vermisse mein altes Leben um nichts auf der Welt, das musst du mir wirklich glauben, doch manchmal wünschte ich mir eine heile Welt. In der wir alle glücklich sind und kein Unheil passiert. Ist es so schlimm sich so etwas vorzustellen?

Ich habe das Gefühl verrückt zu werden, denn im Theater oder in der Ballettschule bin ich für alle die perfekte Ballerina. Doch niemand ist Perfekt, am allerwenigsten ich. Im Ballett sind Emotionen gefragt. In jedem Stück, sehe ich einen Teil von mir und deswegen kann ich es richtig verkörpern. Aus diesem Grund halten mich alle für Perfekt, obwohl ich es nicht bin. Ich wäre es oft gern. Für meine Mum und meinen Bruder war ich immer so wie ich bin. Ich war für sie Perfekt so wie ich einfach war. Doch für meinen Vater, bin ich es nicht und war es einfach auch noch nie. Irgendwie tut es weh, denn ich weiß das ich nie Perfekt genug für ihn und seine Familie sein werde.

 

Thema Wechsel! Wir sollen ein eigenes Ballettstück Choreographieren und es selber tanzen. Ich habe schon einmal ein Ballettstück geschrieben, doch ich weiß nicht ob es gut genug ist. Wenn ich etwas einreiche, erwarten gleich alle, dass es Perfekt ist.

 

Es ist schon spät ich sollte dich nicht länger nerven.

Schlaf schön!

 

Cinderella

 

PS.: Ich finde es gut das du zum Teil Brite bist, das unterscheidet dich u.a. von den anderen.
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Von: Fighter

Betreff: Halte durch!

Datum: 23. August 2007, 21:21 Uhr PDT

An: Cinderella

 

Liebe Cinderella,

 

es ist nicht verrückt, dass du dich das alles fragst! Es ist normal sogar, nachdem was du alles durch gemacht hast. Du hast recht, niemand ist Perfekt. Es ist auch gut so, sonst wäre doch keiner mehr etwas Besonderes meinst du nicht auch?

Du musst für deinen Vater nicht Perfekt sein, denn er hat sich in den Kopf gesetzt aus einem völlig absurden Grund, dich schlecht zu behandeln. Irgendwas wird da nicht stimmen. Vielleicht solltest du Nachforschungen anstellen oder so etwas in der Art. Wenn du Hilfe brauchst sag mir einfach Bescheid, ich helfe dir wirklich immer gerne, dass weißt du hoffentlich. Es ist nicht immer leid, allen Gerecht zu werden, das kenne ich selber zu genüge. Mach dich damit nicht selber kaputt. Kopf hoch okay. Du wirst bestimmt bald ein Licht am Ende des Tunnels finden, versprochen. Außerdem ist es egal wie spät es ist, du kannst mir immer schreiben. Du bist wirklich etwas Besonderes, deswegen mach dich nicht kleiner als du bist. Du wirst noch großes schaffen, daran glaube ich fest. Ich finde es auch sehr befreiend mit dir zu schreiben. Du hast recht, wir kommen aus zwei verschieden Welten. Doch ist das denn so schlimm? Ich sehe dich nicht wie jemand anderen. Du bist in meinen Augen wirklich etwas Besonderes. Denk doch nicht schlechter von dir, du bist wirklich ein großartiger Mensch, ich wünschte du könntest dich so sehen, wie ich dich sehe. Du hast viel zu verarbeiten, das ist mir bewusst. Doch ich bin wirklich immer da für dich wenn etwas sein sollte. Glaube mir!

 

Ein eigene Choreographie, dass schaffst du doch bestimmt mit links. Arbeite doch an deinem alten Konzept. Du schaffst es bestimmt und wenn es aufgeführt wird, komme ich bestimmt um es mir anzusehen, versprochen. Kopf hoch du schaffst alles was du dir vornimmst. Hab einfach nur vertrauen in dich selbst.

 

Alles Liebe

Dein Fighter

 

 

Wenn ich seine E-Mail las, kamen mir Tränen in die Augen. Sie liefen an meinen Wangen hinunter. Wie machte er das? Das mich seine Worte so berührten? Es war doch verrückt. Wir kannten uns schon seit fast drei Jahren und ich hatte das Gefühl, dass er mich zudem Zeitpunkt schon besser kannte als ich mich selber kannte. Doch er hatte mal wieder recht. Es klang wirklich sehr eigenartig, dass mein Vater mich so hasste. Irgendwas musste dahinter stecken und ich wollte es heraus bekommen. Ganz sicher.

>> Ich bitte dich. Gib mir Kraft. Kraft um das alles hier zu meistern. Kraft um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Bitte hilf mir. Du bist so gütig. Ich danke dir. Bitte steh mir bei. Führe mich… bring mich zur Wahrheit. Steh mir bitte, bitte einfach nur bei. Außerdem danke ich dir, dass du mir Fighter geschickt hast. Er ist ein guter Mensch und hat das Herz am rechten Fleck! <<

 

Am nächsten Morgen hörte ich Vögel an meinem Fenster zwitschern. Die Sonne strahlte in mein Fenster. So wollte man doch jeden Tag geweckt werden. Die Bäume lächelten einen förmlich an. In ihren schönen Grüntönen funkelten sie nur so. Ein wunderschöner Morgen. Ein wunderbarer Tag um die Wahrheit heraus zu bekommen, dachte ich mir.

Als ich fertig gewaschen und angezogen war, ging ich nach unten in die Küche. Peter stand dort und drehte sich um und guckte mich mit einem fiesen Blick an. >> Guten Morgen. <<

>> Morgen. << Na gesprächig schien er heute ja nicht zu sein. Oh man vielleicht sollte ich ihn gerade heraus fragen. Okay Sophie, dass schaffst du schon. Tief durchatmen dann schaffst du alles. Nur Mut, ohne geht nichts.

>> Em… Peter? Kann ich dich mal etwas fragen? << Peter schaute mich desinteressiert an.

>> Hm… was gibt es denn so wichtiges? << Okay jetzt oder nie.

>> Warum… bist du eigentlich so… so wütend auf Mum? Ich meine… was hat sie dir eigentlich so schlimmes getan? Ich möchte es nur verstehen können. Bitte sei ehrlich zu mir. << Peter überlegte kurz, dann atmete er einmal tief durch.

>> Was interessiert dich das? Was hast du davon? << Oh man er wollte es mir nicht sagen na prima.

>> Peter, ich möchte verstehen können warum du mich so hasst. Es muss dafür doch einen Grund geben. Du sagst immer Mum hätte dir etwas Schlimmes angetan. Wenn es damit zu tun hat, was habe ich dann damit zu schaffen. Ich kann doch nichts dafür. << Ich spürte wie mein Herz schneller schlug und meine Atmung schneller wurde. Oh Gott wollte ich das wirklich wissen? Doch… ich wollte endlich Klarheit.

>> Deine Mutter… hat mich damals betrogen mit einem anderen. Deswegen hasse ich sie so sehr. Sie hat mir damals nicht gesagt wer es ist, ich habe es auch nie herausgefunden. << Okay… Mum hatte ihn betrogen. Ich war geschockt. Was sollte ich denn noch denken oder glauben. Sie hatte ihn betrogen. Doch warum? Hatte er sie vielleicht auch betrogen? Ich wusste es einfach nicht.

>> Sag mir bitte, was habe ich denn damit zu tun? Wenn sie dich betrogen hat, was habe ich damit zu tun? <<

>> Es ist ganz einfach. Du bist nicht meine Tochter… . Ich bin nicht dein leiblicher Vater. Denn ich konnte es zudem Zeitpunkt auch gar nicht gewesen sein. Deine Mutter und ich hatten Probleme. Sie hat sich von mir Abgewandt und ich habe es daraufhin genauso getan. Ich habe durch Zufall Gloria kennen gelernt und wir hatten eine schöne Zeit miteinander nachdem ich herausgefunden hatte, dass mich deine Mutter betrogen hat. Als ich sagte, dass ich es weiß entschuldigte sie sich mehrmals und beteuerte, dass es nicht mehr vorkommt. Wenige Wochen später stellte sich heraus, dass sie Schwanger war. Tja und ich konnte dich einfach nicht leiden, weil ich von Anfang an wusste, dass du nicht meine Tochter bist. Du erinnerst mich immer daran, dass mich deine Mutter betrogen hat mit irgendeinem dahergelaufen Kerl. << Wow. Ich war nicht seine Tochter. Jetzt war mir alles klar. Warum er mich nie geliebt hat. Warum er sie so verabscheute. Ich war Schuld, dass sie tot war. Er hätte sie nie geschlagen, wenn sie nicht mit mir Schwanger geworden wäre. Ben würde dann noch leben. Oh mein Gott. Tränen. Tränen liefen mir über die Wangen. Ich musste daraus. Mein Leben, meine Existenz, es war alles eine Lüge. Wer war ich denn? Wer war denn dann mein Vater? Ich war eine Weise!

 

Wenig später fuhr ich in den Central Park. Ich brauchte Abstand von allem. Ich konnte nicht mehr. Ich hatte schon soviel durchgemacht. Mein Kopf explodierte gleich. Zu viele Gedanken. Wahrscheinlich war ich daran auch noch selber Schuld. Wieso nur? Ich konnte nur weinen. Wasser heulen, wie es andere beschrieben hätten. Meine Augen waren schon rot von den ganzen Tränen. Auf einmal tauchte Henry auf und sah mich in meinem Zustand. Natürlich kam er sofort zu mir.

>> Sophie? Sophie was ist denn passiert? Komm setz dich erst einmal auf die Bank und dann erzähl mir alles okay? << Er nahm mich in den Arm und wir setzten uns auf eine Parkbank, die gegenüber von uns stand. Als ich mich langsam etwas beruhigte versuchte ich ihm alles zu erzählen.

>> Ich weiß jetzt warum Peter mich so hasst. Mum hat ihn damals betrogen mit einem anderen. Sie ist damals von diesem Mann Schwanger geworden. Peter ist nicht mein Vater. Deswegen hasst er mich so. Jedes Mal wenn er mich sieht, kommt die Erinnerung daran wieder hoch, dass Mum ihn betrogen hat. Deswegen hat er sie immer geschlagen. Deswegen ist Ben jetzt tot und Mum jetzt auch. Wenn es mich nicht geben würde, wären die beiden jetzt noch am Leben. Ich bin schuld daran, dass die beiden nicht mehr leben. Warum ist es mir nicht früher in den Sinn gekommen, dass er nicht mein Vater sein kann? Wir haben keinerlei Ähnlichkeiten! << Geschockt guckte Henry mich an. Kopfschüttelnd nahm er meine Hände und versuchte mich zu trösten.

>> Du bist nicht Schuld daran, nur weil du geboren wurdest. Es ist passiert. Man kann es nicht mehr ungeschehen machen. Außerdem kann man dir keine Schuld geben. Du bist nur ein Kind, das nichts dafür kann. Rede dir bitte nichts anderes ein okay? Du warst ein Geschenk für deine Mutter. Ich kann mich noch erinnern wie sehr sie dich geliebt hat. Sie hat immer gesagt, der Tag deiner Geburt war für sie ein Segen Gottes. Sie hat diesen anderen Mann bestimmt geliebt sonst hätte sie sich nicht mit ihm eingelassen. Ich rede jetzt mal nicht als Pfarrer Brown, sonder als ein Freund. Deine Mutter hat deinen Vater nicht mehr geliebt. Doch sie wollte Ben, seine Familie nicht wegnehmen. Er sollte eine Mutter und einen Vater haben. Dein Vater hat deine Mutter vorher auch schon betrogen. Als sie es herausgefunden hatte, wollte sie sich von ihm trennen, doch sie wollte Ben nicht alles nehmen. Er war doch erst neun Jahre alt. Sie dachte, dass sie ihm nur Schaden zufügen würde. Dazu hatte sie Angst, dass Peter ihr ihren Sohn vorenthalten würde. Sie wollte nicht, dass er ihn mitnimmt. Doch dann hatte sie sich verliebt und dann passierte alles sehr schnell. Du warst ein Kind der Liebe, nichts anderes. Rede dir nichts anderes ein. Du bist ein Kind Christi, egal was deine Eltern getan haben. Er liebt dich wie du bist. Er hat dich so geschaffen wie du bist. Du bist ein wunderbarer Mensch. Zweifel doch nicht daran und gib dir nicht die Schuld an allem. Sie sind leider nicht mehr bei uns. Doch wir sind nur Menschen und machen auch alle Fehler. Es ist passiert und man kann es nicht mehr ungeschehen machen. Sieh es doch mal so, wenn es dich nicht geben würde, wäre die Welt ganz trostlos, denn du bringst Menschen zum lachen, dank dir dürfen sie Freude empfinden. Rede dir nichts anderes ein und vor allem mach dich nicht kleiner als du bist. Der Herr liebt dich und deine Freunde tun es auch. Genauso wie es deine Mum und Ben tun. <<

Vielleicht hatte er ja recht. Ich wusste es nicht.

 

… Doch er hatte Recht! Es gibt noch Hoffnung. Mein leiblicher Vater musste irgendwo da draußen sein und ich würde ihn finden. Vielleicht suchte er ja auch nach mir. Vielleicht war er die ganze Zeit in meiner Nähe und ich wusste es nicht! Egal was noch passieren sollte, ich würde nie aufhören nach ihm zu suchen!! Denn er war jetzt noch meine einzige Familie.

Tanze, Liebe, Singe und Lebe

Tanze,

als wäre niemand zu sehen.

Liebe,

als seist du noch nie verletzt worden.

Singe,

als ob niemand dich hörte.

Lebe,

als sei der Himmel auf Erden.

 

Mark Twain

 

 

Kapitel 7 - Der weiße Engel

 

 

 

 

Ein paar Wochen waren vergangen und ich hatte mittlerweile verdaut, dass Peter nicht mein Vater war. Ich hatte mir vorgenommen meinen leiblichen Vater zu suchen, egal wo er auch immer war, ich würde ihn finden. Doch bis dahin arbeitete ich weiter an meinem Konzept. Eigentlich war es fertig, doch ich wusste einfach nicht ob es gut genug war. Ruby musste sich mein Konzept bestimmt hundertmal angucken um mir zusagen ob es gut war oder nicht. Auch wenn sie vom Ballett eigentlich keine Ahnung hatte. Sie meinte immer, dass es gut war, doch ich wusste nicht so recht, ob ich dem glauben schenken sollte. Ich wollte nichts Schlechtes abgeben.

>> Sophie gib es nun endlich ab! Es ist wunderschön, auch wenn ich nichts vom Ballett verstehe. Wenn ich dich tanzen sehe muss ich weinen. Du gewinnst bestimmt. Komm sonst gib ich es ab. Jetzt wirf es schon in den blöden Briefkasten. << Oh man ich hoffte insgeheim, dass sie Recht behielt. Ich hatte mir wirklich mühe gegeben, beim choreographieren dieses Stücks.

>> Okay, okay ich mach es ja. Werd mal nicht gleich zickig! << Ich dachte nur: Okay ich werfe diesen Umschlag mit dem Konzept und der zusätzlichen DVD in den Briefkasten. Tief durchatmen. Geschafft. Ich hoffte nur es würde heil an kommen und das es denen gefallen würde. Ich konnte nur hoffen.
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Von: Cinderella

Betreff: Geschafft!!!

Datum: 13. September 2007, 15:09 Uhr EDT

An: Fighter

 

Lieber Fighter,

 

endlich habe ich es hinter mich gebracht.

Ich hoffe nur, dass es denen gefallen wird. Ich bin so nervös wenn ich daran denke.

Bitte hilf mir. Ich möchte niemanden Enttäuschen.

 

Cinderella
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Von: Fighter

Betreff: Ich glaub an dich ;-)

Datum: 13. September 2007, 12:11 Uhr PDT

An: Cinderella

 

Liebe Cinderella,

 

ich glaube an dich und das solltest du auch tun. Du wirst niemanden enttäuschen hörst du. Rede dir nicht immer so etwas ein. Wenn du negativ denkst, glaubst du es hinterher nur noch. Denk immer positiv. Du hast hart dafür gearbeitet. Das wird schon was. Außerdem wenn es aufgeführt wird, komme ich versprochen! J

Ich lasse mir das dann um nichts auf der Welt entgehen, wie du auf der Bühne davon schwebst.

Wie ein weißer Engel der auf die Erde kommt um zu tanzen.

 

Fighter
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Von: Cinderella

Betreff: Du bist ein Schatz!

Datum: 13. September 2007, 15:16 Uhr EDT

An: Fighter

 

Lieber Fighter,

du hast mal wieder recht und ich hasse es wenn du recht hast. Denn, das hast du ironischerweise immer. Ich finde es wirklich süß, das du so an mich glaubst. Ich werde mich geehrt fühlen wenn du zu meinem Stück kommen würdest, ich hoffe ich blamiere mich dann nicht zu sehr. Dazu sag mal, kannst du Gedanken lesen? Weißer Engel? Das könnte man echt Telepathie nennen. J

 

Cinderella

 

 

Es war wirklich schön mit ihm jeden Tag zu schreiben. Wenn ich neben mir stand, fing er mich auf und half mir mich wieder aufzurappeln. Er war wirklich ein Schatz. Ein Engel der vom Himmel kam.

>> Ich danke dir, dass du mir ihn geschickt hast. Er ist einfach ein so toller Mensch. Du hilfst so vielen Menschen und stehst mir in so vielen Situationen bei. Ich danke dir einfach, dass du immer für mich da bist. Ich danke dir wirklich vom ganzen Herzen. <<

Das Leben war schon seltsam. In der einen Sekunde hatte man eine totale Pechsträhne und in der nächsten hatte man einfach Glück. Besser konnte es doch gar nicht laufen. Der Lauf des Lebens war schon etwas Besonderes. Es war wie ein Zauber der über uns stand. Der Zauber der Liebe die uns geschenkt worden war. Es war wirklich einzigartig. Jeden Tag lernte man etwas Neues dazu. Wir waren halt nur Menschen und machten auch Fehler, das war völlig normal. Der Herr schenkte jedem von uns Gaben. Diese Gaben unterschieden uns voneinander. Sie machten uns zu etwas Besonderem. Wir durften seine Liebe in uns tragen. Man fühlte sich wohl in seiner Haut, es war fast wie als wäre man mit einem unsichtbaren Mantel, der Liebe umhüllt. Es fühlte sich mollig warm an. Er würde uns in Guten sowie in Schlechten Situationen bei stehen, weil er uns liebt. Es war egal wie man ihn nannte. Denn es war ja nur ein Name. Shakespeare sagte bereits in Romeo und Julia, „Was ist ein Name? Was uns Rose heißt, wie es auch hieße, würde lieblich duften.“

 

Ein paar Stunden später ging ich zur Ballettschule, da an dem Tag, aus irgendeinem Grund unser Jahrgang frei hatte. Keine Ahnung warum, na ja da hatte ich wenigstens Zeit zur Ballettschule zu gehen und um zu sehen ob sie mein Stück gut oder schlecht fanden. Dort angekommen, bekam ich eine SMS von Ruby.
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Von: Ruby

Datum: 13. September 2007, 14:09 Uhr

An: Sophie

 

Süße ich wünsche dir viel, viel Glück.

Das schaffst du schon.

Die wären dämlich wenn sie dein Stück nicht nehmen würden.

Also alles Gute :) R.

 

 

Sie war doch echt süß. >> Okay Sophie, das schaffst du. Los jetzt geh hinein. Okay. Tief durchatmen. Gleich würdest du da sein. Die Flure ziehen sich irgendwie auf einmal total lang. Du schaffst das. Du schaffst das. Nicht den Mut verlieren << dachte ich die ganze Zeit.

Endlich war ich oben angekommen. Ich setzte mich auf einen der paar Stühle die sich neben den anderen Kollegen befanden. Sie warteten wohl auch schon ungeduldig. Auf einmal kam Miss Le Muer aus einer Tür und lächelte mich an. War das jetzt gut oder schlecht? Jetzt bekam ich Angst.

>> Sophie, würden sie bitte mit in mein Büro kommen? Mr. Right wartet dort auch schon auf uns. <<

Mr. Right passte zu seinem Namen. Er wollte immer den richtigen für ein Stück. Er produzierte und choreographierte nur das Beste. Jeder der in eins seiner Ballette ging, bekam nur das Beste geboten. Ich hatte schon oft mit ihm zusammen gearbeitet. Es war manchmal schon richtig erschreckend. Ich ging mit Miss, die man aber auch Madame le Muer nannte, ins Büro. >> Jetzt einfach tief durchatmen und dann strahle deine Professionalität aus << dieser Gedanke kam mir plötzlich in den Sinn. Denn er ermunterte mich etwas. Ich schloss die Tür hinter mir und setzte mich gegenüber von den beiden hin.

>> Sophie, dein Stück ist phänomenal. Du hast dich selbst übertroffen. Das Video auf der DVD, das du mitgeschickt hast war einmalig. Ich habe auch nichts anderes erwartet. Du kannst wirklich Stolz auf dich sein. Es ist schwierig so zu tanzen, doch du tanzt es mit so einer Hingabe. Du tanzt nicht, sondern du schwebst über den Boden. So sah es für mich meines Erachtens aus. << Wow, das hätte ich nicht erwartet.

>> Miss Montrose, ich kann mich da nur anschließen. Dieses Stück ist wirklich einzigartig und anders als jedes Stück das ich choreographiert oder produziert habe. Sie haben wirklich großes Talent. << Das aus dem Mund eines großen Choreographen und Produzenten zu hören. Wow. Das war zu viel für mich. Ich konnte mich vor Glück kaum zusammen reißen. Okay Tief durchatmen, kam mir wieder in den Sinn.

>>Danke schön. Ich fühle mich wirklich geehrt. << Mr. Right nickte mit dem Kopf. In diesem Moment stand ich auf und nickte zu den beiden. Dann machte ich die Tür auf und verließ den Raum. Ich setzte mich wieder auf einen der Stühle.

Nach weiteren Stunden, kamen die beiden wieder aus dem Büro heraus und führten uns alle in den großen Trainingsraum, damit auch alle hinein passten. Jetzt war der große Moment gekommen. Meine Beine fingen schon an zu zittern, doch ich versuchte es mir nicht anmerken zulassen. Im Gegenteil. Ich setzte mich mit einer professionellen Grazie auf einen Stuhl.

>> Meine Damen, wenn ich um ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte! Wir haben uns für zwei Stücke entschieden, doch es kann nur eins aufgeführt werden. Deshalb werden wir ein Vortanzen veranstalten zwischen Marlene Van Aragon und Sophie Montrose. Ihr könnt Stolz auf euch sein, meine Damen. Das Vortanzen wird in zwei Tagen stattfinden, bis dahin habt ihr Zeit, um eine Szene aus eurem Stück einzustudieren. << Oh man zwei Tage? Oh Gott und dann gegen Marlene? Sie war eine wirklich gute Tänzerin. Sie sah mich als ihre Konkurrentin seit „Das hässliche Entlein“ und wir waren da erst zehn Jahre alt. Okay jetzt erst einmal hier raus. Es gab so viel zu tun. Am besten wäre es gewesen wenn ich mir die zwei Tage frei genommen hätte. Oh man. Vielleicht sollte ich ja erst einmal in den Park fahren und meine Gedanken sortieren, kam mir wieder in den Sinn.

 

Im Central Park angekommen, setze ich mich auf eine Parkbank und dachte nach. Was war wenn ich es schaffte? Mein Stück auf der großen Bühnen des Theaters von New York. Mein Stück und mein Name in Leuchtschrift. Vielleicht würde sogar eine von der Juilliard kommen. Schreck lass nach. Es war meine große Chance um hier weg zu kommen. Um mein Ding zu machen. Aber dann müsste ich mich entscheiden zwischen der Juilliard und der Columbia. Ballett oder Journalismus? Es war echt eine schwierige Frage. Ich kannte die Antwort darauf nicht.

>> Bitte steh mir bei. Bitte sage du mir was das Richtige für mich ist. Ich liebe beides, doch was soll ich studieren. Auf der Juilliard, könnte mein Traum von einer Ballettkarriere war werden, doch auf der Columbia könnte mein anderer Traum wahr werden. Ich könnte Journalistin werden und schreiben. Ich könnte durch die Welt reisen und den Menschen die Wahrheit erzählen. Es ist wirklich schwierig sich zu entscheiden. Wäre Ben doch bloß hier, er könnte mir mit Sicherheit sagen, was er besser für mich hält. Doch ich glaube er hätte mich schon längst ausgelacht. Ballerina. Wer möchte schon eine Primaballerina werden? Ich habe Ballett früher verabscheut. Für mich war es einfach zu Mädchenhaft und jetzt liebe ich es. Es ist harte Arbeit. Doch es macht mir einfach soviel Spaß. Es erfüllt mich. Dieses Gefühl habe ich noch nie zuvor gespürt, bis jetzt. Es ist einzigartig, kaum zu beschreiben. Einfach nur Wow! Wenn ich die Musik höre, fange ich an zu schweben. Wie ein Engel, der zu tanzen anfängt, allerdings einer, der über die Wolken hinweg schwebt. Es ist einfach nicht zu beschreiben wie schön es sich anfühlt. Es ist einfach toll. Ich danke dir, das du immer für mich da bist. <<

Huch. Auf einmal saß Henry neben mir und beobachtete mich. Als wäre ich völlig weggetreten.

>> Wie lange sitzt du denn da schon? << Er lächelte mich an, mit einem so vertrautem lächeln.

>> Ach, schon eine Weile. Es hat irgendwie etwas, dich so lange anzuschauen. << Oh nein. Hatte ich irgendetwas laut gesagt? Okay er war Pfarrer, ungewöhnlich war es für ihn bestimmt nicht.

>> Warum sitzt du hier und über was hast du so scharf nachgedacht? Du siehst irgendwie bedrückt aus, aber zu gleich auch wiederum total glücklich.<< Neugierig war er ja überhaupt nicht, nein. Okay er durfte es.

>> Stimmt, ich denke nach und ich bin einerseits total glücklich. Denn mein Stück ist in der engeren Auswahl. Jetzt muss ich in zwei Tagen eine Szene daraus Vortanzen. Ich denke darüber nach, was ist wenn ich gewinne. Es wäre eine große Chance für mich. Diese Ehre vor so vielen Menschen, mein Stück zu präsentieren. Vielleicht sogar vor einer von der Juilliard. Es wäre einfach eine zu große Chance für mich. Doch andererseits müsste ich mich dann entscheiden zwischen Ballett und Journalismus. Es ist wirklich schwierig. In so einer Situation wünschte ich meine Mutter wäre hier oder mein Bruder oder sogar mein leiblicher Vater. Wenn ich nur wüsste wo er ist oder ob er überhaupt noch lebt. Es ist wirklich schwer. Aber hey… jetzt ist nur das Vortanzen wichtig, das andere später. << Tränen stiegen mir in die Augen, als ich anfing von meiner Mum, Ben und meinem vielleicht toten Vater zu reden. Denn es tat einfach nur weh.

>> Das ist doch wunderbar. In der engeren Wahl, das hört sich doch klasse an. Das ist doch kein Grund zum weinen. Deine Mutter wäre so Stolz auf dich wenn sie jetzt hier wäre. Sie hat dich so sehr geliebt. Der Herr wird dich schon auf die richtige Bahn führen, die für dich richtig ist. Ich kann mich noch gut an Ben erinnern, er wollte unbedingt Theologie studieren. Er wollte Pastor werden und predigen. Er wollte den Menschen helfen. So wie nur er es auf seine Art konnte. Ihr seid euch in vielen Dingen sehr ähnlich. Doch wenn ich dich anschaue, sehe ich immer deine Mutter. Wie sie lächelt und fröhlich ist. Sie hat euch beiden sehr geliebt. Sie wollte immer nur das Beste für euch. Das sie dir nie gesagt hat, dass du einen anderen Vater hast, das wollte sie dir bestimmt nicht antun. Sie hätte es dir bestimmt eines Tages erzählt. Sie wollte dir nie weh tun. Glaube mir. Du wirst ihn bestimmt finden. Ich bin davon überzeugt, das er dich genauso lieben wird, wie es die anderen tun. Du bist ein sehr außergewöhnlicher Mensch. Du denkst immer so schlecht von dir, obwohl soviel in dir steckt. Du bist ein hübsches Mädchen, schlau und so talentiert. Du wirst es noch zu großem bringen, davon war deine Mutter immer überzeugt. Als du damals mit zehn Jahren auf dieser großen Bühne standest und getanzt hast, war sie so furchtbar Stolz. Sie sagte immer nur: „Das da oben ist mein Mädchen. Meine talentierte kleine Ballerina.“ Das hat sie immer gesagt. Sie hat sich immer so gefreut. Sie hat so gestrahlt, so habe ich sie nie zuvor gesehen. So unendlich glücklich und dieses Lächeln sehe ich in deinen Augen Tag für Tag wieder. Du bist nicht gewöhnlich. Im Gegenteil. Du hast Freunde die dich lieben und schätzen. In dir steckt so viel. Du musst dich nur auch so sehen. Du bist wie ein weißer Engel, wenn du so tanzt. Deine Mutter hat früher auch mal getanzt. Sie hatte ein weißes Kleid an, daran erinnere ich mich noch. Sie tanzte wie ein Engel. Sie schwebte über den Boden. Sie ging auch in eine Ballettschule. Sogar in dieselbe wie du. Sie hatte eine große Zukunft vor sich, doch dann hatte sie einen Unfall. Sie hatte eine Knieverletzung und sollte nie wieder Ballett tanzen können. Kurz darauf ist sie mit Ben Schwanger geworden. Deswegen war sie auch so Stolz auf dich, als du auf der Bühne standest und genauso toll getanzt hast, wie sie es tat. Du hast ihr Talent geerbt. Sie war einzigartig. Sie hatte mit sechzehn Jahren schon ein Stipendium für die Juilliard bekommen, doch nach ihrem Unfall konnte sie nicht mehr dahin. Sie war damals so traurig, doch als sie Ben in den armen hielt war diese Traurigkeit wie weggeblasen. Deswegen vergiss nie, deine Mutter wird immer furchtbar Stolz auf dich sein. Du bist ihre kleine Primaballerina. << Wow. Mum war eine Ballerina. Ich konnte nicht anders als weinen. Die Tränen liefen nur so über mein Gesicht. Sie tanzte, genauso gerne wie ich. Deswegen wollte sie, dass ich es auch mache. Sie wusste, dass ich Talent dafür hatte. Oh mein Gott, wie sehr vermisste ich sie. Ihre Wärme. Ihre Umarmungen und vor allem ihre Stimme, mit der sie mich immer beruhigte. Sie hatte eine wunderschöne Glockenstimme.

Wenig später Zuhause, musste ich diese neuen Erkenntnisse erst einmal verdauen. Ich setzte mich in meinem Zimmer an den Laptop und versuchte mit Fighter zu schreiben. Doch weinen musste ich trotzdem dabei.
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Von: Cinderella

Betreff: Viele neue Ereignisse

Datum: 13. September 2007, 17:11 Uhr EDT

An: Fighter

 

Lieber Fighter,

 

ich habe es geschafft. Mein Stück ist in der engeren Auswahl. Jetzt muss ich übermorgen eine Szene aus meinem Stück vortanzen. Wenn ich es schaffe, ist das meine Chance für die Juilliard. Meine Mutter hatte ein Stipendium für die Juilliard. Sie war auch Ballerina. Eine sehr gute sogar. Sie war sehr talentiert, wie ich soeben erfahren habe. Sie war phänomenal. Ich habe angeblich ihr Talent geerbt und deswegen wollte sie auch unbedingt, dass ich Ballett tanze. Angeblich tanze ich genauso gut wie sie. Ich soll genauso über den Boden schweben, wie sie es tat. Ich wünschte sie wäre hier und könnte sehen wie ich tanze.

 

Cinderella
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Von: Fighter

Betreff: Re: Viele neue Ereignisse

Datum: 13. September 2007, 15:16 Uhr PDT

An: Cinderella

 

Liebe Cinderella,

 

Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet. Du wirst sie so umhauen davon bin ich überzeugt und den Leuten von der Juilliard, wirst du auch zeigen wie talentiert du bist.

Es wundert mich überhaupt nicht, dass deine Mutter auch schon Ballett getanzt hat. Ich habe heute einen Artikel in der New York Times im Internet gefunden. Als ich so ein bisschen recherchiert habe über Ballett und so. Finde das Thema nämlich sehr interessant, seitdem ich dich kenne. Nun ja, da stand der Name Carolina Louise Montrose. Du hattest mir ja mal erzählt, dass sie so hieß und deswegen bin ich da mal drauf gegangen. Da stand, dass sie in die Geschichte des Balletts eingegangen ist. Sie war die erste, die mit sechzehn Jahren ein Stipendium für die Juilliard bekam. Da sie schon zu dem Jahrgang gehörte, die mit achtzehn erst mit ihrem Abschluss fertig war. Da waren auch Fotos und ich muss sagen sie sieht aus wie ein Engel. Es sieht so aus als würde sie schweben. Die Times schrieb dazu nur immer wieder, dass sie eine der talentiertesten jungen Damen war, die sie je gesehen haben. Sie tanzte damals „Schwanensee“. Die Leute waren wohl total begeistert von ihr. Doch dann stand dort, dass sie diesen Unfall hatte. Um genau zu sein einen Autounfall. Sie verletzte sich ihr Knie und sollte nie wieder tanzen können. Es war ein Schock für die Menschen. Danach hat man nie wieder etwas von ihr gehört.

Schon bewundernswert, dass du ihr Talent geerbt hast. Du gewinnst bestimmt und dann werden die Leute sagen: „Wie die Mutter so die Tochter“! Das wäre es doch oder?

Herzlichen Glückwunsch. Du schaffst es auch weiterhin. J

 

Fighter
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Von: Cinderella

Betreff: Danke

Datum: 13. September 2007, 18:22 Uhr EDT

An: Fighter

 

Lieber Fighter,

ich danke dir. Du bist immer für mich da und bekommst immer so schnell Informationen. Ich bin wirklich dankbar, dass ich dich kennen darf. Ich hoffe, dass ich meine Mutter Stolz mache. Ich möchte so gerne in ihre Fußstapfen treten.

Danke für deine Glückwünsche. Ich werde mich jetzt mal ans Trainieren machen.

 

Cinderella
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Von: Fighter

Betreff: Gern geschehen!

Datum: 13. September 2007, 15:24 Uhr PDT

An: Cinderella

 

Liebe Cinderella,

 

ich wünsche dir dabei viel Glück. :)

 

Fighter

 

 

Da ich jetzt wusste, das meine Mutter eine genauso großartige Ballerina war wie ich es war. Wollte ich ihr Andenken bewahren. Ich würde in ihre Fußstapfen treten.

 

Die zwei Tage vergingen wie im Flug. Ich trainierte fast nur noch. Und gab mir richtig viel mühe um meine Mutter Stolz zu machen. Ich war wirklich sehr aufgeregt und hoffte das ich es schaffen würde.

In der Ballettschule angekommen, zog ich mich in meiner Umkleide um und ging mit einer CD mit der Musik darauf in den großen Proberaum. Alle saßen gespannt darauf, wer von uns gewinnen würde. Marlene durfte anfangen. Sie tanzte einfach wunderschön. Mit einer Kugel in der Hand, tänzelte sie sehr graziös. Als sie fertig war, verneigte sie sich vor uns. Alle fingen an zu klatschen. Oh man jetzt war ich dran. Ich hoffte, dass ich es schaffen würde. Zuhause fand ich in Mums alten Sachen, einen Karton wo sich wirklich all ihre Ballettsachen befanden. Sogar ein weißes Kleid. Ein Kostüm. Sie trug es bei ihrem letzten Auftritt. So wie auf den Bildern die im Internet waren. Ich nahm es mit und dachte vielleicht machte ich sie ja damit Stolz. Ich trug meine Haare lockig und offen. Dazu dieses wunderschöne weiße Kleid. Miss Le Muer erkannte dieses Kleid sofort und hielt sich eine Hand vor dem Mund. Denn sie bekam fast Tränen in die Augen. Dann ertönte die Musik und ich fing an meine Szene zu tanzen. Es fühlte sich wirklich so an als würde ich schweben. Dieses Kleid hatte wirklich etwas Magisches an sich. Ich konnte meine Mutter vor mir sehen, deren Augen vor Stolz leuchteten. Ich tanzte und tanzte und nutzte die komplette Fläche die ich hatte. Als ich fertig war. Standen alle auf und applaudierten. Ich bekam das alles kaum mit. Es fühlte sich an als wäre ich beim Tanzen, wo anders gewesen. Auf Wolken zum Beispiel. Ich verneigte mich vor den anderen. Es war einfach einzigartig gewesen dieses Gefühl.

 

Wenige Stunden später betraten Miss Le Muer und Mr. Right den Raum. Marlene und ich waren so furchtbar aufgeregt. Als sie einen Zettel hervor nahmen und den Titel und den Namen der Gewinnerin vorlesen wollten, stockte mein Atem. Doch dann löste er sich wieder.

>> Meine Damen und Herren, die Gewinnerin ist… << Ich war so gespannt wer es war. Doch diese lange Pause zwischen ihrer Ankündigung, war wirklich reinste Folter.

>> … Sophie Montrose mit ihrem Stück „Der weiße Engel“! Herzlichen Glückwunsch meine liebe. << Ein Stein viel mir vom Herzen. Ich konnte sogar meine Mutter sehen, die in ihre Hände klatschte und Stolz da stand. Natürlich war es nur eine Einbildung. Doch eine Wunderschöne.

 

Vergangenheit und Zukunft

 

 

 

 

 

Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.

 

Wilhelm von Humboldt

Kapitel 8 - Alte Geheimnisse

Ich hatte es wirklich geschafft. Wer hätte das gedacht? Ich sicherlich nicht! Es waren schon Monate vergangen und die Proben liefen einfach hervorragend. Ich war mittlerweile im letzten High School Jahr, also im Senior Year, und ich hatte wirklich gehofft, ein Stipendium für die Juilliard zu bekommen. Auch wenn ich auf der Liste stand um dafür in Frage zu kommen, war trotzdem die Ungewissheit da. Fragen schossen mir in den Kopf. Würde ich es wirklich schaffen? Hatte ich das Zeug dazu? War ich gut genug? Jeder aus meinem Jahrgang, der auf ein Stipendium hoffte, fragte sich das. Manche versuchten sogar früher aufgenommen zu werden. Ich wollte es liebend gerne auch tun, dann müsste ich wenigstens nicht mehr, bei Peter und seiner Familie leben.

 

Seitdem ich wusste, dass ich nicht seine leibliche Tochter war, wollte ich nur noch weg. Dazu wollte ich gerne meinen leiblichen Vater suchen. Vielleicht wusste er ja von mir... oder vielleicht auch nicht. Vielleicht suchte er aber auch nach mir oder wollte mich gar nicht. Es waren viel zu viele Fragen. Henry war der Meinung, das er es verstehen konnte. Jeder würde an meiner Stelle wissen wollen, wer der leibliche Vater war. Doch er war auch der Ansicht, das ich die Vergangenheit ruhen lassen sollte und er vielleicht nicht gefunden werden wollte.

 

Bei diesem Thema, war er immer so eigenartig. Als wüsste er etwas, von dem ich nichts wüsste. Nun ja er war der Beste Freund von meiner Mum, vielleicht wusste er ja mehr als er zugeben wollte. Ich zu meinem Teil, wollte gerne wissen wer er war oder wer er ist. Es war doch auch irgendwie Selbstverständlich, dass man das gerne wissen wollte oder etwa nicht? Vielleicht war er ja auch auf der Juilliard gewesen, war auch sehr kreativ oder war sehr intelligent, wer weiß das schon?! Er könnte auch auf der Straße gelebt haben oder auch schon tot gewesen sein, aber trotzdem wollte ich gerne wissen wer er war. Mir wäre egal gewesen, ob er einen Job gehabt hat oder nicht... oder einen guten Ruf hatte oder nicht. Er blieb doch trotzdem noch ein menschliches Wesen.

 

Wenn Mum ihn geliebt hat, dann konnte ich es doch auch. Ich meine sie musste ihn doch geliebt haben, wenn sie sogar die Beziehung zu ihm verheimlichte. Ich fragte mich, wieso sie Peter nicht einfach verließ und zu ihm ging. Mum und Ben würden dann vielleicht noch leben und wir wären eine glückliche Familie. Oh man, was hatte ich eigentlich für Gedanken? Es war Vergangenheit und die sollte ich auch ruhen lassen. Man konnte sie eh nicht ungeschehen machen, auch wenn vieles nicht so gut lief. Doch egal was auch passiert, dieser Unbekannte war nun mal mein Dad... und ich wollte ihn einfach finden. Egal wie lange es dauern würde. Wenn ich doch nur einen Anfangspunkt gehabt hätte oder einen Hinweis darauf wer er war oder wo er war.

Ich fragte mich ob er überhaupt wusste, dass es mich gab! Ob er mich liebte? Oder hatte ich vielleicht noch andere Geschwister? Vielleicht welche die liebenswert und nicht eingebildet und arrogant waren. Ich wusste immer irgendwie, dass ich nicht mit denen Verwandt sein konnte. Ich meine, Mum und Ben waren total anders.

Verdammt, ich wollte ihn einfach nur wiederfinden. Er war doch schließlich ein Teil von mir, so wie ich es von ihm war. Ich könnte jetzt die ganze Zeit so weiter spekulieren, aber das bringt im Eigentlichen sinne doch gar nichts. Man sollte lieber an die Zukunft denken und hoffen, dass sie besser werden würde. Für die Zukunft wollte ich mir vornehmen ihn zu finden. Meinen letzten lebenden Haupt-verwandten neben meiner Tante.

 

>> Hey Schlafmütze! Bist du wieder in Gedanken? Solltest du nicht lieber proben? << rief mir Ruby zu, als sie auf mich zu kam. Ich streckte mich erst einmal und guckte sie verträumt an.

>> Oh man Sophie, wie willst du es auf die Juilliard schaffen, wenn du dir nicht einmal mühe beim Training gibst? Ich weiß das dich dein leiblicher Vater ziemlich im Kopf auf Trab hält, aber bitte denke auch mal an deine Zukunft und an deine Karriere. Bitte, ich meine es doch nur gut … ich möchte das du deinen Traum wahr machst und aus diesem Albtraum endlich aufwachst und wie ein Vogel ins freie Leben fliegen kannst, aber das geht nur wenn du es auf die Juilliard schaffst und du da deinen Abschluss machst und eine wunderbare Primaballerina wirst. Ich glaube an dich und du hast das Talent deiner Mutter, bitte vermassle es dir nicht. Bitte! << Ruby hatte Recht! Meine Mutter hatte mir ihr Talent hinterlassen. Auf das ich Stolz war. Ich sollte ihr alle Ehre machen. Ich sollte versuchen das Stipendium zu bekommen und zwar für sie. Sie hätte es so gewollt.

>> Ruby du hast absolut Recht!!! Ich werde kämpfen und mir die aller größte Mühe geben. Dazu tanze ich meine eigene Choreo und das am Broadway. Ich werde 200% geben statt 100%, denn das hat sie

verdient. << In mir steckte, völliger Tatendrang.

>> Genau das, wollte ich hören! So spricht eine wahre Ballerina. <<

>> Aber ich frage mich trotzdem noch, wer er ist und wo er ist?! Ich meine er ist doch ein Teil von mir... << Bevor ich den Satz auch nur im entferntesten zu Ende sprechen konnte, fing Ruby an mir ins Wort zu fallen.

>> Sophie, jetzt hör mir zu! Du bist Sophie Sophie Elizabeth Montrose! Dein Name wird überall zu sehen sein, wenn du es erst einmal geschafft hast und dann wird er es lesen und deinen Namen erkennen. Hast du nicht gesagt, dass das Stück den Namen deiner Mutter trägt?! „Der weiße Engel“, ich meine da wird er wohl schon wissen, wer du bist und wenn er dich finden will, dann findet er dich auch. Davon bin ich überzeugt. << Ruby hatte Recht. Ich sollte mich nicht verrückt machen. Ich meine mein Stück „Der weiße Engel“, sollte überall zu sehen sein und wenn er mich wirklich finden wollte, dann würde er es schaffen.

>> Ruby du hast Recht und ich werde jetzt weiter trainieren. Ich meine, wenn er zur Vorstellung kommen sollte, dann muss es Perfekt sein. <<

 

Ich ging wieder an die Ballettstange und wärmte mich weiter auf. Okay ich war kein besonders talentiertes Model oder so wie die anderen Mädchen in meinem Alter gewesen sind, aber ich hatte einen Traum und ein Ziel. Denn ich war sehr kreativ und lebte dafür. Ich war siebzehn Jahre alt und war sehr tänzerisch begabt. Okay... Henry meinte zwar, dass ich eine wunderschöne Stimme hatte und damit bestimmt auch viel Erfolg haben würde, doch mir machte das Tanzen einfach viel mehr Spaß. Ich meine, wenn meine Tanzkarriere vorbei wäre... wieso nicht? Aber im Augenblick, war es noch nicht so weit. Im Moment, war mir die Premiere von meinem eigenen Stück, viel wichtiger! Schließlich sollten die Besten Tänzer, es tanzen und das Orchester gehörte auch zu den Besten die New York zu bieten hatte und New York war die großartigste Stadt, für die Künste. Okay, das war zu viel Schwärmerei... aber was erwartete man.. ich war siebzehn Jahre alt!

 

Tage vergingen und ich war nur noch am trainieren. Wenn ich nicht in der Schule war und in den nötigsten Fächern anwesend war, war ich in der Ballettschule und trainierte. Denn es dauerte nicht mehr lange und dann stand ich im größten Theater New Yorks. Ich war so nervös, aber wenn ich mir nicht gerade darüber Gedanken machte, war ich am trainieren und schlief nur noch fünf Stunden am Tag. Die restlichen neunzehn Stunden war ich in der Schule oder am trainieren. Ich hatte kein Privatleben mehr, denn ich musste alles geben. Es war ja nicht so, dass ich die ganze Zeit am Stück tanzte. Nein, ich musste gleichzeitig die Regie zum größten Teil leiten. Da es mein Stück war, musste ich den Leuten sagen was sie machen sollten und wo sie wann zu stehen hatten.

 

Mein Tag bestand nur noch aus schlafen, Training, essen, Schule, Training, essen und schlafen. Ich hatte kaum Zeit um was mit Ruby zu unternehmen. Sie kam oft zum Training und guckte zu oder motivierte mich. Zumindest … versuchte sie es. Doch sonst machten wir kaum noch was miteinander. Es war schon traurig, denn ich hatte nicht einmal Zeit, um mich mit Henry zu treffen. Außer morgens, wenn ich trainierte und joggen ging, da war ich meistens so gegen halb sechs im Park. Oft sahen wir uns dort und quatschten ein paar Minuten oder gingen ab da, gemeinsam joggen. Danach ging ich ins Fitnessstudio der Ballettschule, das sich in der Nähe des Central Parks befand. Allerdings musste ich dann schon sehr früh aufstehen, denn dort ging ich einmal pro Woche hin um nach dem Training, in die Sauna zu gehen.Von da aus fuhr ich meist in die Schule wo ich mit Ruby schnell etwas aß und dann in den Unterricht ging. Dabei blieb kaum viel Zeit um mit Henry zu quatschen.

 

In der Schule hatte ich nur noch die absolut wichtigsten Kurse belegt, da ich meine Punkte um den Abschluss zu erreichen, im Prinzip schon erreicht hatte. Deswegen konnte ich auch noch Trainingskurse belegen. In dieser Zeit, konnte ich mein Training fortsetzen oder mir Papierkram angucken, welche das Stück betrafen. Danach fuhr ich sofort in die Ballettschule und übte den Ablauf mit den anderen Tänzern und meiner Lehrerin. Anschließend aß ich schnell etwas auf dem Heimweg und dann fuhr ich nach Hause und guckte mir den Papierkram noch einmal an, meistens übte ich noch ein paar Abläufe und dann ging ich ins Bett.

 

Ab und zu schrieb ich noch mit „Fighter“. Ich wusste es war verwirrend, dass wir nicht einmal voneinander unsere richtigen Namen kannten, doch was machte das schon. Ich fand es schön, dass er mir versprochen hatte zur Premiere von „Der weiße Engel“ zu kommen. Auch wenn er nicht sehr viel von Ballett verstand. Allerdings war er dafür, einfach er selbst. Ich meine, er wusste nicht wie ich wirklich aussah und ich wusste nicht wie er aussah. Dazu wusste er nicht, dass ich auf dem Plakat eigentlich nur eine Perücke trug... denn in der Szene wo sich der Engel erhob, trug sie sehr lange blonde lockige Haare. Meine waren dafür viel zu dünn, zu kurz und zu rot. Ich meine, ich hatte schon lange Haare, doch nicht so lange Haare, wie meine Mutter sie damals trug. Sie war damals eine Augenweide... so erzählte es Henry immer und die Fotos von ihr aus der Zeit, sprachen für sich selbst. Er meinte, sie sei wunderschön gewesen, denn sie kannten sie schon, als sie noch sehr jung waren. Jeder sei angeblich hinter ihr her gewesen. Sie hatte etwas magisches an sich und genau das wollte ich in meinem Stück verkörpern. Es sollte an meine Mum erinnern. Schließlich, war sie eine sehr schöne Frau. Eine wunderbare Mutter. Einfach nur einzigartig. Nicht ohne Grund wurde sie „Angel“ genannt. Ein Engel der Lüfte. Sie konnte zwar nicht fliegen wie einer, doch indem sie tanzte, konnte sie fliegen und zwar höher, als es normale Tänzer konnten.

 

Meine Tanzlehrerin meinte immer, dass ich nun genauso hoch springen konnte wie meine Mum, vielleicht sogar etwas höher. Sie meinte, meine Mum sollte damals auch ihr eigenes Ballettstück im New Yorker Theater aufführen und choreographieren. Doch dann hatte sie oft Streit mit ihren Eltern. Denn diese waren nicht so begeistert von ihrem Ballett! Doch dann kurz bevor die Premiere stattfinden sollte, hatte sie einen Unfall, bei dem sie von einem Auto angefahren wurde und sich sehr stark das Bein verletzte. Es hieß, sie könne nie wieder Ballett tanzen.

Das Stück wurde trotzdem aufgeführt, schließlich war das Stück schon ausverkauft. Madame Le Muer meinte, dass meine Mum nationale Meisterschaften gewonnen hatte für die Ballettschule, sehr viele sogar, deswegen war die Premiere auch sofort ausverkauft. Doch da sie nicht mehr tanzen konnte, musste ihre Zweitbesetzung für sie einspringen. Sie erntete den ganzen Applaus und wurde dadurch eine anerkannte Primaballerina. Meine Mum sollte die Chance haben Ballettstücke zu choreographieren, doch das wollte sie nicht. Wie sollte sie sich ein Stück ausdenken, wenn sie es nicht tanzen konnte. Madame Le Muer fand es sehr traurig, dass sie nicht mehr in der Ballettbranche arbeiten wollte. Dennoch konnte sie es verstehen, doch man hatte leider nie wieder etwas von ihr gehört. Als sie damals mit mir in der Ballettschule stand um mich anzumelden, war sie sehr überrascht.

>> Doch die Ära wird weiter gehen! << meinte sie zu mir. Mum war zu der Zeit schon Schwanger gewesen, doch es wusste keiner. Aus diesem Grund hatte sie Peter auch geheiratet. Denn ihre Eltern verlangten es von ihr. Sie war ab da nur noch Mutter und Ehefrau.

 

Madame Le Muer meinte, sie würde mich zur nationalen Meisterschaft im Frühjahr schicken, wenn ich gewinnen sollte, hätte ich super Chancen auf ein Stipendium für die Juilliard.

Es war mein Traum auf diese Schule zu gehen. Ich meine, okay ich war so gut wie jeden Tag in New York, doch nur um joggen zu gehen oder um zum Theater oder zur Ballettschule zu kommen. Sonst kannte ich mich nicht so gut in New York aus. Obwohl ich nicht mal richtig in New York lebte. Ich sollte eine New Yorkerin werden. Vielleicht schaffte es dieser geheimnisvolle Fighter auch nach New York zu kommen. Er war mein bester Freund und wenn Ruby nach New Haven auf die Yale ging, wohl auch mein einziger. Doch ich wollte noch nicht an die Zeit denken, jetzt war ich noch in meinem Senior Year und sollte es genießen, auch wenn ich nur mit dem Training beschäftigt war. Nebenbei musste ich noch als Cheerleader unsere Schule vertreten, daher hatte ich auch so gut wie keine Freizeit. Doch ich brauchte diese Außerschulischen Aktivitäten auf meinem Lebenslauf um das Stipendium zu bekommen.

 

Endlich war der Tag gekommen auf den ich solange gewartet hatte. Da ich meine Zusatzpunkte auch schon alle erreicht hatte, waren die Lehrer der Auffassung, dass ich gar nicht mehr in diesem Halbjahr, das eh bald endete, kommen bräuchte. Das hieß, ich konnte morgens mehr für das Stück proben und hatte Abends mehr Zeit für mich. Ich musste nur wegen dem Cheerleading zur Schule fahren. Aus diesem Grund hatte ich mit Fighter abgesprochen, dass wir mal telefonieren könnten. Jetzt hatten wir sogar unsere Vornamen preisgegeben. Er hieß Jonathan. Ich freute mich schon darauf, mit ihm zu reden. Er wusste nur das ich Sophie hieß. Denn ich war der Meinung, dass er es schon früh genug erfahren würde, wie ich richtig hieß.

 

Endlich war es zwanzig Uhr! Ich musste jetzt nur noch warten bis er anrief. Oh ich war so aufgeregt. Denn irgendwie mochte ich ihn sehr. Er hörte mir zu. Gab mir Ratschläge. Wollte nicht, dass ich aufgab. Doch leider wusste ich nicht, wie er aussah.

Der Display fing an zu leuchten und das Handy vibrierte. Er war es. Ich hüpfte einmal wie ein verrückter Teenager auf der Stelle. Versuchte mich danach wieder schnell zu sammeln und ganz cool und souverän an das Handy zu gehen. Denn ich war schließlich cool. Kein doofer Freak! Doch das war ich! Oh und wie ich das war! Aber er sollte wenigstens denken, dass ich cool war. Seinen Namen konnte ich vom Display ablesen. Jonathan!

>> Hi! <<

>> Hi Sophie, ich bin's. Jonathan! <<

>> Ich weiß. Deine Name stand auf dem Display. <<

>> Oh! Das wusste ich nicht... << Stille. Schweigen. Peinlich!!!! Ich dachte nur daran, vielleicht das Eis zu brechen und weiter zu reden.

>> Wie geht’s dir? << Es schien so, als würde er erleichtert sein.

>> Ach du, ganz gut und bei dir so? Wie läuft das Ballettstück? <<

>> Ganz gut, bei beidem. << Stille. Nicht schon wieder. Jetzt reichte es mir. Ich musste irgendetwas unternehmen.

>> Auch wenn es jetzt total albern klingt, doch ich irgendwie bin total nervös und aufgeregt. Denn ich spreche mit dem Menschen, mit dem ich soviel gemeinsam hab und mit dem ich über alles reden kann. Ist es dann nicht total dämlich sich an zu schweigen? << Oh Gott was hatte ich bloß gesagt?

Doch es half. Er fing auf einmal an zu lachen. Dieses Lachen. Wunderschön. Das Eis schien gebrochen zu sein, denn wir fingen an über das und jenes zu reden. Was sich eben so ergab. Obwohl wir am Anfang gar nicht so recht wussten über was wir reden sollten. Allerdings, wie sollte ich sagen, wir waren auf einer Wellenlänge. Ich konnte es nicht fassen, das sein Lieblingsbuch „Pride and Prejudice” war. Es war eins der Besten Romane von Jane Austen. Ich liebte dieses Buch ebenso. Ich konnte es nicht fassen, das er es genauso wie ich, so sehr liebte. Normalerweise lasen so etwas nur Frauen. Wie man sich irren konnte.

 

Inzwischen hatten wir Dezember. Die Weihnachtszeit stand bald an. Ich liebte diese Zeit. Überall duftete es nach Zimtsternen oder Zimtwaffeln. Es wurden Adventskränze gebastelt, sowie es in Deutschland gemacht wurde. Weihnachtsbäume wurden gekauft, aufgestellt und gemeinsam mit der Familie geschmückt. So hatten wir es immer gemacht. Zumindest als Ben und Mum noch lebten. Ben und ich hatten immer gemeinsam den Weihnachtsstern auf die Spitze gesetzt. Okay! Ben hatte mich immer auf seine Schultern gehoben, sodass ich an die Spitze kam. Dazu musste ich sagen, dass es trotzdem Teamarbeit war.

Nachdem Ben dann gestorben war, hatten Mum und ich die Tradition in ehren gehalten und es weiterhin getan. Doch nachdem Mum mich auch noch verlassen hatte, hatte ich mir heimlich einen kleinen Weihnachtsbaum besorgt und ihn in meinem Zimmer versteckt, denn Peter war nicht so der Weihnachtsmensch. Er beschenkte Gloria und sein geliebtes Töchterchen Winnie natürlich gerne, aber Weihnachten wurde bei ihnen nicht im engsten Kreise der Familie gefeiert, sondern mit vielen Menschen die im entferntesten etwas in New York zusagen hatten. Zumindest die, die nicht mit ihren Familien zu Hause feierten. Allerdings hatte ich nach dem Tod von Mum nicht mehr zu Hause gefeiert, sondern ich war in die Kirche gegangen zu Henry. Ich war in seinem Gottesdienst und danach gingen wir zu ihm und vorher noch zu den Gräbern von Ben und Mum. Der Schnee störte und nicht, im Gegenteil ich liebte Schnee!

 

Jonathan liebte auch Schnee, doch er verbrachte sein Weihnachten immer mit seiner Familie, bei einem großen Familienessen. Manchmal konnte ich da richtig neidisch werden. Doch ich war der Meinung, dass es nicht auf die Anzahl der Gäste ankam, sondern auf die Menschen die bei dir waren. Ich meine, es reichte mir wenn ich einen guten Freund hatte der für mich, meine Familie symbolisierte. In diesem Fall war es Henry. Also manchmal konnte man schon denken, dass er mein Vater war. Denn er benahm sich manchmal so. Er war immer da, wenn ich jemanden gebraucht hatte. Er kümmerte sich um Mum und mich, als Ben gestorben war und auch als ich ganz alleine war. Er versuchte weiterhin mir bei zu bringen, was gut und was schlecht war oder hat mich Dinge gelehrt, die mich meine Mutter sonst gelehrt hätte.

 

Jonathan hatte ein Glück, das er zwei wunderbare Eltern hatte, die ihn liebten so wie er war. Genauso wie seine Geschwister. So viele Menschen hatte er, die bei ihm waren, die ihn liebten so wie er war. Doch was hatte ich? Ich war eine Weise und hatte nur noch Henry, Ruby und Jonathan. Auch wenn er immer vom Herrn sprach, der mich so liebte wie ich war. Ich betete ja auch immer. Doch irgendwie dachte ich manchmal, dass es schwachsinnig war. Auch wenn ich schon, in dieser Welt, in der ich wie eine Gefangene lebte, total durch drehte. Doch ich lebte noch. Ich versuchte das Beste aus allem zu machen. Auch wenn es mir schwer fiel. Das Leben war kein Zuckerschlecken, das war mir bewusst. Nur ich fragte mich manchmal echt, wenn ich an meinen Grenzen kam... wofür machte ich das eigentlich alles? Warum konnte ich nicht bei meiner Familie sein? Doch dann sagte mir die Vernunft, dass ich hier noch eine Aufgabe zu erfüllen habe. Auch wenn ich schon oft über den Suizid nach gedacht hatte. Ben hätte vermutlich jetzt gesagt, das es eine Sünde wäre. Denn

>> wir Menschen haben das Leben von Gott geschenkt bekommen und dürfen es nicht selbst beenden, denn dies bedeutet die ewige Verdammnis. << genau das hätte er gesagt. Okay, es klingt sehr fromm und auch sehr nervig, doch so erzählte es mir immer Henry und so steht es auch in der Bibel. Ich weiß, manchmal ist es richtig so zu denken, doch was ist wenn man das Leben hier unten auf Erden einfach nicht mehr aushielt? Es war einfach eine Horrorvorstellung so zu denken, doch genauso war doch unser Inneres, das uns leitet. Es war egal wie hart und brutal es noch gewesen wäre, doch am Ende war es das wonach ich mich sehnte. Auch wenn es nicht anders ging. Egal wie oft ich durchdrehte oder wie oft ich ein Messer in die Hand nehmen würde, um einfach einen Schlussstrich zu ziehen, konnte ich es nicht. Manchmal konnte ich nicht anders und machte es. Sogar Heute noch! Ich nahm ein scharfes Messer und legte die Klinge an meinen linken Unterarm und schnitt hinein. Nicht zu tief. Nur so weit, dass ich nicht sterben würde. Denn das durfte ich nicht. Auch wenn ich mich noch so sehr danach sehnte. Ich wollte Peter nicht gewinnen lassen.

 

Denn auch wenn er nicht mein leiblicher Vater war, offiziell war er das für alle anderen. Ich wollte nichts dagegen sagen, denn sonst hätten sie mich in eine Pflegefamilie gesteckt und das Haus was Mum so sehr liebte, würde Peter gehören. Das konnte ich nicht verantworten. Mum hatte mit ihrem Leben bezahlt um ihre Kinder zu beschützen. Es sollte nicht um sonst gewesen sein. Deswegen blieb mir gar nichts anderes übrig, als mir alles von ihm gefallen zu lassen. Wenn ich alles erreicht hatte, konnte ich ihn immer noch melden. Deswegen sagte ich nichts als Peter seine Kontrolle verlor, als ich fünfzehn Jahre alt war.

 

Es war damals der Hochzeitstag von Peter und meiner Mum. So eine schreckliche Laune wie er an diesem Tag hatte, hatte er noch nie. Jedes Jahr an diesem Tag drehte er durch. Er betrank sich und nahm starke Drogen, die ihn wütend machten. Doch an jenem Tag war er ganz besonders wütend und anders. Er misshandelte mich nicht einfach nur in diesem Keller, sondern weil er sich so besser abreagieren konnte und sich nicht mehr unter Kontrolle hatte, vergewaltigte er mich auch an diesem traurigen Tag. Ich sollte es nie vergessen. Es war schrecklich. Jedes Detail an diesem Abend hatte sich in mein Gehirn eingebrannt. Wie er mir meine Kleidung vom Leib riss und immer weiter auf mich einschlug, bis mein kompletter Körper mit Blut verschmiert, wehrlos am Boden lag. Als ich mich langsam versuchte aufzurappeln und ihm in die Augen sah, sah ich Hass und Verabscheuung darin. Ich hatte das Gefühl, das er fantasierte. Denn er schrie immer nur den Namen meiner Mutter! Er meinte, dass sie es nicht anders verdient hätte, da sie deren Ehe zerstörte und die Konsequenzen tragen müsste, dafür das sie mich zur Welt brachte und behielt. Ich konnte es damals nicht fassen. Ich war schockiert. Denn er dachte ich wäre sie! Er dachte ich wäre Mum! Er machte mit mir genau dasselbe, wie mit ihr. Oh Gott! Wenn ich mir vorstellte was für schmerzen sie auf sich nahm, nur um mich zu behalten... sie hätte mich nie bekommen sollen! Sie würde noch leben und wäre vielleicht doch noch glücklich geworden.

Er schubste mich, so doll das ich auf den harten kalten Steinboden fiel. Langsam kam er näher und beugte sich über mich. Er schaute mir kalt ins Gesicht, umfasste meinen Kopf mit seinen Händen, sodass ich meinen Kopf nicht mehr bewegen konnte. Meine Atmung beschleunigte sich. Mein Herz fing vor entsetzlicher Angst an zu rasen. Dann nahm er seine rechte Hand und schlug mich mehrfach ins Gesicht. Bis ich nicht mehr konnte und irgendwann wieder auf dem Boden lag. Dann kam er wieder näher. Es trennten uns nur noch ein paar Zentimeter. Er hauchte mir ins Ohr:

>> Du kleine Schlampe musstest mich ja betrügen! Ich hätte es dir ja verziehen, doch du musstest dich ja von deinem Liebhaber schwängern lassen. Anstatt es wegmachen zu lassen oder es zur Adoption frei zu geben, behältst du es auch noch. Du hast es nicht anders verdient. Du bist eine Hure geworden. Und als solche, solltest du auch behandelt werden. MISTSTÜCK! <<

Das letzte Wort hallte immer wieder in mir auf. Dann schlug er mich wieder ins Gesicht. Er fing an blöd zu grinsen und dann drückte er meine Beine auseinander. Ich versuchte mich zu wehren, doch es misslang mir kläglich. Ich dachte bloß, was war das bloß für ein schrecklicher Mensch?! Der sich daran aufgeilt, hilflose Lebewesen zu Misshandeln. Er holte seinen inzwischen hart gewordenen Penis aus seiner Hose und rammte ihn Wort wörtlich in mich hinein. Diese Schmerzen waren nicht zu ertragen. Ich schrie immer lauter... doch er fing nur an zu lachen und meinte mich könnte keiner hören. Es wäre hier unten Schalldicht. Er stieß immer wieder mit voller Wucht in mich hinein. Ich fragte mich innerlich, ob ich in diesem Moment sterben würde. Denn es war so schrecklich.

Mit seinem einen Bein sorgte er dafür, das meine Beine gespreizt blieben, was er mit seinem anderen Bein tat bekam ich schon gar nicht mehr mit. Denn durch diese Schmerzen, war schon teilweise völlig benommen.

Mit seiner linken Hand hielt er meine Arme über den Kopf fest, sodass ich mich nicht gegen seinen schweren Körper wehren konnte. Daher hatte ich eh keine Chance. Mit seiner rechten Hand fing er an mich überall anzufassen. In meinem Gesicht liefen die Tränen, nur so an meinen Blutverschmierten Wangen hinunter und vermischten sich damit. Ich hatte das Gefühl kein richtiger Mensch mehr zu sein. Es war so widerlich, wie er meine Brüste berührte. Ich zitterte am ganzen Körper. Meine blasse Haut, die überall mit Blut verschmiert war und sich immer mehr Blutergüsse bildeten, war so beschmutzt. Es war mir egal wenn er mich misshandelte und ich überall Blutergüsse auf dem Körper hatte oder kleine Striemen von den Hieben der Seile. Aber, das er mich kaltblütig vergewaltigte und mir meine Jungfräulichkeit stahl, zerstörte mein Leben. Ich konnte damit wirklich Leben misshandelt zu werden. Doch das war das aller letzte! Ab dem Augenblick wollte ich nicht mehr Leben.

 

Ich ging Wochen lang jedem aus dem Weg. Zum Glück waren Ferien, denn ich konnte nicht raus gehen. Ich versteckte mich einfach nur in meinem Zimmer. Ich schloss die Zimmertür ab und sobald er zur Arbeit ging, traute ich mich nach unten in die Küche um mir genug Nahrungsmittel und Wasser ins Zimmer zu tragen, um nicht noch einmal runter kommen zu müssen. Doch essen konnte ich sowieso nichts. Ich zitterte nur am ganzen Leib! Doch nach ein paar Wochen, als ich leider Peter im Haus über den Weg lief... zerrte er mich wieder in den Keller und misshandelte mich. Und immer wieder wünschte ich mir tot zu sein. Auch wenn ich versuchte mich zusammen zu reißen, um das Erbe meiner Mutter in Ehren zu halten. Ich erzählte niemandem was an diesem einen Tag passierte und sich jedes Jahr bis zu meinem Auszug wiederholte.

 

Mittlerweile lag auf New York eine dicke Schneedecke. Es war wunderschön. Alles war weiß und die Schneeflocken spielten ein Spiel mit den Menschen. Denn sie tänzelten nur so um die Menschen herum. Wenn man genau hinsah, konnte man sogar kleine Schneeengel erkennen, die kleine Kinder in den Schnee machten. Obwohl es nicht nur Kinder waren. Denn Erwachsene hatten auch Spaß dabei und machten es ebenso. Wenn man sie jedoch dabei komisch ansah.. was öfters vorkam, wurde gesagt man wolle den Kindern zeigen wie es geht oder man hätte eine Wette verloren, doch wenn man sich genau darauf konzentrierte, konnte man gut erkennen wie in jedem Menschen das innere Kind schlummert.

 

Ich verbrachte meine Pausen eigentlich mittlerweile damit, im Central Park zu sitzen und dabei beobachtete ich die Menschen, die sich dort aufhielten. Wie sie sich bewegten. Wie sie sprachen oder wie ihre Art war. Man konnte viel von Menschen lernen, besonders wenn man genau auf jeden einzelnen achtete. Genauso, wie sie die Natur empfanden. Wie sie auf die Menschen wirkten. Denn so konnte man u.a. Bewegungen beim tanzen verbessern. Ich wollte ein Ballett erfinden, dass noch nie zuvor jemand gesehen hatte. Denn so viele Eindrücke nahmen die Menschen gar nicht war und diese wollte ich ihnen gerne zeigen.

 

Doch immer wieder tauchte dieser komische Mann auf. Er war in einen schwarzen Mantel gehüllt und sein Gesicht war kaum zuerkennen. Seine männlichen Züge, waren das einzige was man erkennen konnte. Für mich, blieb er ein nie endendes Geheimnis. Er war überall da, wo ich war, sobald ich draußen war. Er blieb ein Fremder ob ich es wollte oder nicht. Ein Fremder in meiner Welt! Es kam mir vor, als hätte er mich verfolgen wollen, doch es konnte gar nicht so sein. Da war ich mir ganz sicher. Denn wirklich egal wo ich war, es war schon irgendwie erstaunlich. Er schien etwas von mir zu wollen, sobald ich ihn jedoch fragen wollte, verschwand er. Auf eine mysteriöse Art.

 

Mit der Zeit hatte ich gelernt Menschen einzuschätzen und mein Gefühl hatte mich noch nie getrübt. Deswegen vertraute ich ihm auch blind. Der Fremde schien nett zu sein und es schien so als würde ihm etwas auf der Seele liegen. Doch was, wusste ich leider nicht. Auch wenn ich es gerne wissen wollte. Es ging leider nicht. Wenn ich es gekonnt hätte Gedanken zu lesen, hätte ich es getan, doch leider fehlte mir dazu die Gabe. Da wünschte man sich doch „Edward Cullen“ aus dem Roman von Stephenie Meyer „Twilight“ zu sein! Doch leider konnte ich es nicht. Vielleicht war es auch besser so. Wie wäre es mir ergangen, wenn ich dauernd die Gedanken anderer gehört hätte, auch wenn sie mich gar nicht interessierten?! Es war schon nicht einfach, wenn man nicht wusste was man wollte. Doch dieser Fremde, hatte etwas an sich, was mich wirklich faszinierte. Ich wusste bloß noch nicht was es war. Tag für Tag das selbe Spiel. Doch was sollte mir das sagen? Sollte es mir überhaupt etwas sagen? Vielleicht das er ein Stalker war? Ich wusste es nicht.

Obwohl davon las man ja ständig. Nur so eine Berühmtheit wie Paris Hilton war ich doch gar nicht, dass man mich ständig stalken musste. Obwohl ich zugab, dass er nicht so rüber kam als würde er es vorhaben. Er wirkte eher wie ein Suchender, der seinem Ziel schon sehr nahe war, doch es noch nicht so richtig erfassen konnte. Ich wünschte mir wirklich, ich hätte dem armen Mann irgendwie helfen können, doch er schien immer vor mir zu flüchten.

 

Ich fragte mich, ob ich ihm Angst machte? Was war so Angst erregend an mir? Sah ich vielleicht einer Person ähnlich, die er kannte oder kannte er meine Mutter oder wieso war ich so interessant für ihn?! So viele Fragen konnte man, glaube ich gar nicht beantworten. Es war schon schwierig. Doch ich fragte mich was ich ihm getan haben sollte... das er jedes mal weglief, wenn ich versuchte ihn anzusprechen. Eine ansteckende Krankheit hatte ich nicht.

Zumindest nicht das ich es gewusst hätte. Ich bestand auch nicht aus Strom oder aus anderen Mitteln, die es ihm unmöglich machten mir nahe zu kommen oder mit mir zu sprechen. Wenn ich bloß gewusst hätte was los mit ihm war?

 

Sobald ich zu Hause war, war es wieder soweit. Peter musste seine Aggressionen an mir auslassen. Denn er hasste mich, seit meiner Geburt und das würde sich nie ändern. Er empfand auch keinen Schmerz, wenn er daran dachte seinen eigenen Sohn ermordet zu haben. So wie meine Mutter. Nein sie hasste er ja besonders, da sie mich bekommen hatte. Ein Kind das nicht sein eigenes war, sondern von einem anderen Mann.

 

Immer wieder diese Schläge... immer wieder das selbe. Schmerzen durchfuhren mich immer wieder aufs gleiche. Es war schon merkwürdig, wenn man darüber nachdachte, dass ich mir das alles gefallen lies. Doch was sollte ich dagegen tun? Ich konnte es ihm ja nicht einmal verdenken. Ich meine, er dachte ich wäre sein Kind, bis er gemerkt hatte, das es nicht sein konnte. Normalerweise sahen Kinder nach der Geburt den Vätern wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich, doch ich sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Selbst Heute nicht! Daran hatte er es u.a. gemerkt, doch er war erst richtig darauf gekommen, als im Kopf nachrechnete, weil zwischen den beiden, vorher schon nichts mehr lief. Außerdem wusste er, dass meine Mum eine Affäre mit meinem leiblichen Vater hatte.

 

Seine Schläge wurden immer schlimmer und härter... man konnte immer mehr Striemen auf meiner Haut erkennen, denn er schlug mich wenn es sein musste auch mit Seilen, Kabeln und Ketten, die nun mal im Keller herum lagen. Meine Haut wurde ganz rot, dafür dass ich eine relativ blasse bis helle Haut hatte.

Auch wenn ich diese Schläge wirklich nicht mehr wahr nahm. Jedes mal, wenn er wieder damit anfing, war ich wie benommen. Da ich den ganzen Tag, Schmerzen empfand. Sei es seelische oder Körperliche. Doch kein Arzt bei dem ich je war, konnte feststellen woran es lag. Das war nun mal das Problem. Es passierte alles in meinem Kopf. Ich hatte soviel in meinem Leben erlebt, sodass mein Unterbewusstsein es immer wieder abspielte. Okay, ich hatte mit vier Jahren mit an sehen müssen, wie mein Bruder ermordet wurde und wie meine Mutter immer und immer wieder misshandelt wurde und am Ende an den Folgen gestorben war. Ebenso dass ich selber misshandelt und vergewaltigt worden bin.

Es war kein Wunder das ich psychische Probleme hatte. Schließlich hatte ich keine Familie mehr.

Ob mein leiblicher Vater noch lebte war ein Geheimnis, doch ob ich dieses überhaupt lüften wollte, war die andere Frage! Einerseits ja und andererseits nicht. Es gab so viele Faktoren dabei zu bedenken. Doch ob meine Probleme vielleicht ganz verschwinden würden, wusste keiner.

 

Eine Woche verging und mein Ballett sollte in wenigen Wochen, kurz nach Neujahr aufgeführt werden. Die Aufregung sah man mir förmlich an, denn immerhin war es meine Performance und ebenso war ich die, die es tanzte. Natürlich mit anderen Tänzern.

Doch es verging kein Tag, an dem ich nicht, an den fremden Mann dachte. Ich hatte ihn schon, seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen. Vielleicht hatte er es ja geschafft und gefunden, was er gesucht hatte.

 

Mal wieder saß ich im Central Park auf einer Parkbank. Doch ich konnte gar nicht so schnell hin gucken, wie der Fremde auf einmal neben mir, auf der Bank saß. Ich schaute ihn an und versuchte mit ihm zu reden.

>> Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe, aber ich habe Sie schon die letzten Wochen hier gesehen und es kam mir so vor, als würden Sie etwas suchen. Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen? << Er schaute mich verdutzt an. Doch dann lächelte er.

>> Sie sind genauso liebenswürdig und hilfsbereit, wie Ihre Mutter. Sie sind Ihr auch, wie aus dem Gesicht geschnitten und wie es aussieht, sind Sie wohl auch sehr interessiert am Tanzen, wie Carolina. Sie hat es geliebt. Genauso wie sie, Sie und Ihren Bruder geliebt hat. << Er kannte meine Mutter also … und wie es aussah auch Ben.

>> Sie kannten meine Mutter? Wie gut kannten Sie

sie? << Er hielt sich mit seiner Hand das Kinn fest und grübelte etwas.

>> Selbstverständlich kannte ich Ihre Mutter. Ich kannte sie schon, zu ihren Kindertagen. Sie hat immer alles richtig gemacht und ist ihren Weg gegangen, doch dann hat sie einen großen Fehler begangen und musste dafür mit ihrem Leben und das ihres Sohnes bezahlen. << Ich verstand nun gar nichts mehr, wieso bezahlt? Meinte er damit Peter?

>> Was meinen Sie damit? Welchen Fehler? << Er schaute, mir mit einem sehr eindringlichen Blick, tief in die Augen. Der mich völlig aus der Verfassung brachte.

>> Ihre Mutter, hat die Liebe ihres Lebens verlassen um das Leben ihrer Kinder nicht zu gefährden, was sie leider im Endeffekt doch getan hat. Denn sie hat es nie begriffen, das er sie von Anfang an geliebt hat. Selbst wenn er viel zu jung für sie damals gewesen ist. Doch hinterher als er älter wurde, haben sie sich dennoch gefunden und sie war so glücklich, wie sie es noch nie zuvor in ihrem Leben war. Sie müssen wissen, dass ihre Mutter immer alles für andere geopfert hat und ihr Wohl, an zweiter wenn nicht sogar an letztere Stelle gesetzt hat. Sie hat ihn wirklich geliebt. Doch als sie erfahren hat, dass sie Schwanger ist, hat sie ihn für ihren Ehemann verlassen und fortgeschickt. Er ist gegangen und hat nie verstanden, warum. Er hätte das Kind, so aufgezogen als wäre es sein eigenes, das hat er ihr immer und immer wieder gesagt. Doch sie ist trotzdem gegangen. Sie hat nicht nur ihr Leben damit zerstört, sondern ebenso das ihrer Kinder und die ihres geliebten. Denn er ist gegangen und hat versucht ein neues Leben anzufangen. Doch er hat sich ein Leben ausgesucht ohne Frau und ohne Kinder. Er ist bis Heute der Meinung, dass er keine andere lieben kann außer seine Carolina. Aber was hat es den beiden gebracht? Niemand ist glücklich geworden. Ein Fehler, hat so eine Folge mit sich gezogen... << Ich war überrascht. Was der Fremde, mir so über meine Mutter erzählte. Woher wusste er das alles von dem jungen Mann?

>> Woher wissen Sie das von meiner Mutter und woher wissen Sie so viel von dem Mann? <<

 

Er schaute mich wieder so liebevoll an und dann verwandelte sich der Blick, ruckartig in ein sehr ernstes.

>> Weil der junge Mann, der Sohn meines besten Freundes war! Ich habe immer alles mitbekommen und habe ja auch in der Nachbarschaft selber gewohnt und alles miterlebt. Dazu, hat er mir viel anvertraut und wenn ich jetzt so sehe was aus ihm geworden ist. Kann ich nur den Kopf schütteln. Auch wenn er glücklich mit seinem Leben ist, wie es jetzt ist. Trotzdem bleibt sein Herz unglücklich, weil er nur Ihre Mutter für immer lieben wird. Ich habe Plakate von Ihnen in der Stadt gesehen und auch von Ihnen und Ihrer Mutter gelesen. Jahre lang. Meinem besten Freund, habe ich damals, kurz vor seinem Tod versprochen, mich weiterhin über euch zu informieren. Wissen Sie, mein bester Freund hat so gut, wie nie wieder was von seinem Sohn gehört, weil er seine Lebensweise nicht geteilt hat. Doch ich bin auf der Suche nach ihm, um ihm einen Brief von seinem Vater zu geben. <<

Hoffnung. Ich spürte Hoffnung. Da war ein Hoffnungsschimmer am Ende des Horizonts, das konnte ich deutlich spüren. Also war dieser junge Mann, mit dem Mum damals eine „Affäre“ hatte, obwohl es wahre Liebe war, vielleicht mein leiblicher Vater?! Oh mein Gott ich wusste es. Ich wusste, das es ihn gibt. Und er liebte sie immer noch. Er hätte mich gewollt. Sogar Ben hätte er wie seinen eigenen Sohn aufgezogen. Ich wusste es die ganze Zeit. Es konnte kein Zufall sein. Vielleicht sollte mich dieser fremde Mann, zu meinem leiblichen Vater bringen. Es war Schicksal, ich wusste es. Meine Augen funkelten nur so. Denn ich hatte vor Glück, Tränen in den Augen. Denn ich war mir nun, absolut sicher, dass ich ihn finden würde.

I miss you

 

 

 

 

 

 

 

 

I miss you - Beyoncé

Kapitel 9 - Merry Christmas... (Teil 1)

Eine Woche war nun vergangen, seitdem mir der fremde Mann etwas über meinen leiblichen Vater erzählt hatte. Er wusste soviel über mich und über meine Mum! Er hatte mir vieles von ihr erzählt... Dinge, die Henry mir nie erzählte. Der fremde Mann, der auch auf den Namen Thomas E. Johnson hörte, war ein sehr netter Kerl. Wenn man sich mit ihm länger unterhielt, merkte man, wie weise er war. Ebenso sehr gebildet. Mittlerweile war er im Ruhestand, doch vorher war er Professor an der Columbia University. Er unterrichtete englische Literatur und Geschichte, sowie Philosophie. Henry hatte mir vor Jahren erzählt, dass er auch Philosophie studierte. Nur von Thomas hatte er mir nie erzählt. Ich dachte immer Henry kannte meine Mum schon aus Kindertagen, wieso hatte er mir dann nie etwas von Thomas erzählt? Ich meine, Thomas meinte jeder kannte jeden in der Nachbarschaft. Die Nachbarschaft sollte angeblich den Charme von der „Wisteria Lane”, ein Straßenname aus der TV-Serie „Desperate Housewives”, haben.

 Es sollte auch so friedlich und nett dort sein. Schon irgendwie lustig. Der Ort heißt Yorkville und war zwar nicht der reichste Ort nähe New York City, aber ein sehr sympathischer. Die Straße in der meine Mum aufgewachsen war, hieß „Highland Avenue“! Meine Mum soll sehr glücklich dort gewesen sein. Vielleicht würde ich eines Tages auch einmal dorthin fahren. Um mehr über meine Mum und auch meinen leiblichen Vater, herauszufinden.

 

Die Nachbarschaft war nicht ganz so schön, wie die Wisteria Lane, aber man konnte, auch nicht immer viel Geld besitzen oder?! Ich hatte irgendwie das Gefühl, das mich jeder auf seine Art und Weise belogen oder hintergangen hatte. Mr. Johnson, wollte mir irgendwie, nicht verraten wie mein leiblicher Vater hieß. Irgendwie, verheimlichte er mir den Grund dafür. Vielleicht kannte ich meinen leiblichen Vater schon, nur er wollte nichts mit mir zu tun haben. Das wäre das schlimmste überhaupt. Vielleicht wollte er auch einfach nur, dass ich ihn nicht kennen lerne oder dass ich sein Leben nicht durcheinander bringe. Deswegen wollte ich Henry, erst etwas von Thomas E. Johnson erzählen, wenn ich die Premiere hinter mir hatte. Es war schon irgendwie verwirrend. Was ist, wenn ich ihn kenne? Was ist, wenn er mich nicht mag? Was ist, wenn er mich nicht in seinem Leben haben will? Oh man diese „Was ist, wenn....“ Fragen, waren so 'was von bescheuert. Sie nervten mich schon selber und am liebsten hätte ich mir dafür, eine Ohrfeige verpasst. Jetzt wusste ich, wie es für Ruby war. Oh man die arme. Es musste doch irgendwie einen Weg geben, meinen leiblichen Vater zu finden. Ohne das ich mir solche dämlichen „Was ist, wenn...“ Fragen stellte! Ich würde einfach nicht mehr daran denken, bis nach der Premiere.

 

Es waren nur noch zwei Wochen und dann war es soweit. Die große Premiere, des Stücks „Der weiße Engel“. Ich trainierte fast nur noch. Mein Tag bestand nur noch aus schlafen, essen und trainieren, auch wenn ich dadurch Ruby vernachlässigte, da ich sie nicht zurückrief, aber die Premiere hatte jetzt Vorrang und stand an erster Stelle.

Mein Handy klingelte alle paar Minuten, weil ständig jemand was von mir wollte, auch Henry versuchte mich ständig zu erreichen, doch ich versuchte ihm, bis Weihnachten aus dem Weg zu gehen. Obwohl selbst da wollte ich versuchen, ihm bis zur Premiere aus dem Weg zu gehen. Ich wollte ihm nicht erklären müssen, dass ich ihm nichts von Mr. Johnson erzählt hatte. Obwohl ich mich, immer noch mit Mr. Johnson in meiner „Pause“, die ich mir ab und zu selber gab, traf. Er meinte, er kannte auch die Eltern meiner Mum, also meine anderen „Großeltern“. Irgendwie komisch, Mum hatte nie von ihnen gesprochen. Sie waren immer ein wunder Punkt. Ich hatte mich damit abgefunden, keine Großeltern zu haben. Wenn mich jemand nach meinen Großeltern gefragt hatte, hatte ich immer gesagt, dass sie tot wären. Denn Peter meinte, dass seine schon sehr lange tot waren. Doch als Mr. Johnson mir erzählte, dass sie noch am leben waren, war es für mich wie eine frohe Botschaft, denn es war für mich als würde sich der Schleier endlich erheben und ich sollte, endlich eine Familie bekommen. Irgendwo da draußen, hatte ich einen Dad und Großeltern. Mein einer Großvater, hatte sogar meine Erfolge in den Medien verfolgt. Was konnte ich mir mehr wünschen. All die Jahre, dachte ich alleine auf der Welt zu sein, nachdem Ben und Mum gestorben waren. Ich dachte, ich hätte keine Familie mehr.

Doch auf einmal erfuhr ich, dass ich einen Dad und Großeltern hatte. Man hatte sich für mich interessiert. Es war eins der größten Geschenke, die ich je bekommen konnte. Vielleicht erfüllte sich mein Weihnachtswunsch?! Dieses Gefühl und die Gedanken an meine Familie, die ich doch hatte, sollten mir bei der Premiere helfen.

 

Denn dieses Stück war nur für meine Mum. Ich hatte es ihr gewidmet. Ich hatte dafür gesorgt, das auf den Plakaten „Der weiße Engel – In Memory of Carolina Montrose“ stand. Selbst auf den Eintrittskarten, die man schon seit Monaten kaufen konnte, stand es drauf. Auch in allen Medien. Das mein leiblicher Vater und auch meine noch lebenden Großeltern, zu der Premiere oder zu einen der anderen Aufführungen kommen würde, wünschte ich mir sehr. Denn „Der weiße Engel“ sollte ganze 2 Monate aufgeführt werden. Für meine Bewerbung an der Juilliard war es wie ein Sechser im Lotto, aber natürlich hatte ich mich, auch an anderen Universitäten beworben.

 

Wie an der Columbia University, Yale University und Harvard University alle drei Universitäten boten wunderbare Ausbildungen für Journalismus und für die Künste. Doch es war echt schwer, sich für eine Fakultät zu entscheiden. Denn ich musste mich entscheiden, ob ich mich für das Tanzen entschied oder doch für den Journalismus oder für die Künste?! Es waren alles, so wunderbare Fakultäten, wie sollte man sich da bloß entscheiden können?

Besonders die Juilliard interessierte mich, doch wollte ich mich wirklich dazu entscheiden Ballett zu studieren? Sollte ich nur einen Unfall haben und nicht mehr tanzen können, wäre das Studium umsonst gewesen! Mum hatte einen Unfall und konnte danach alles vergessen! Wollte ich das? Ich meine, ich könnte gleichzeitig nichts anderes studieren... wollte ich das wirklich? Die Columbia sollte mich irgendwie auch reizen, doch die Juilliard war der Traum meiner Mum, seit sie klein war.

 

Als ich erfuhr, dass Mum eine Zusage hatte und dann einen Unfall hatte, wollte ich für sie ihren Traum leben. Denn sie lebte schließlich in mir weiter. Ich liebte zwar das tanzen, aber die Künste liebte ich auch. Doch vielleicht, war ich für etwas ganz anderes bestimmt worden?! Was war, wenn die Juilliard mich nicht nehmen sollte, weil ich zu viele Narben und Striemen auf meinem Körper besaß? Durch die Schläge, von Peter mit seinem Gürtel oder was auch sonst in diesem schrecklichen Keller herum lag, hatte ich zahlreiche Narben auf meinem Körper, die ich zwar perfekt mit Camouflage abdeckte, doch irgendwann würden sie auffallen.

Diese scheußlichen Narben, befanden sich auf meinem Nacken, Rücken und auf meinem Bauch.

 

Doch zum Glück, ließen sie sich über schminken. Ich hatte diese Narben, noch nie jemanden gezeigt oder von ihnen erzählt, denn ich war nicht unbedingt Stolz darauf. Sie werden mich immer daran erinnern, was meine Mutter und mein Bruder durch machen mussten, denn ich bin mir sicher, dass Ben öfters dazwischen gegangen ist. Ben hatte ein paar Narben auf dem Arm, die ich nie so richtig bemerkt hatte, bis er tot war. Henry hatte ich davon nie erzählt, denn sonst hätte er das Jugendamt verständigt und dann wäre ich in ein Heim oder so etwas gekommen und Peter würde das Erbe meiner Mutter verschmutzen. Ben liebte dieses Haus. Er wollte dieses Haus einmal besitzen und mit seiner eigenen Familie darin wohnen. Vielleicht hätten wir sogar dort zusammen gewohnt, doch dann musste er sterben. Ich hatte mir geschworen, das Vermächtnis an Mum und Ben zu bewahren, indem ich darum kämpfen würde! Auch wenn das hieße, mich gegen die Schläge von Peter, nie zu wehren. Da ich noch keine einundzwanzig Jahre alt war, konnte ich das Erbe nicht antreten. Aus diesem Grund, gab es eine Klausel im Testament, die meine Mutter einbauen ließ, die besagte, dass sobald ich auf ein College ging, dürfte sich ein Vertreter meiner Wahl, während meiner Abwesenheit um das Haus kümmern, und mein gesetzlicher Vormund müsste in der Zeit, wenn ich es wünsche aus dem Haus ausziehen. Ich hatte im Alter von sechzehn Jahren, Henry eintragen lassen. Da er ein Mann aus dem Hause Gottes war, konnte niemand Einsprüche dagegen erheben. Es war alles nur eine Frage der Zeit, bis es soweit war.

Ich tat dies alles nur für Ben und für meine Mum. Ben wollte dieses Haus mehr als alles andere auf der Welt, es war sein einziger Wunsch und Mum wollte nur das ich tanze, so wie sie es tat. Seit über zehn Jahren, hatte mein Leben keinen richtigen Sinn mehr. Denn damals, verlor ich meinen einzigen Vertrauten der mich nie belogen hatte.

Acht Jahre später, verlor ich die Frau, die mir das Leben schenkte. Die Frau, die alles für mich getan hätte. Die Frau, die für ihre Kinder, auf ihre große Liebe verzichtet hatte und diese Frau, war meine Mum. Ich hatte mir damals geschworen, für sie weiter zu machen. Auch wenn ich das Leben hassen würde, weil mir alles genommen wurde.

 

Manchmal zweifelte ich, sogar den Glauben an. Auch wenn es falsch war. Denn eigentlich, war es doch das einzige, was ich noch hatte, doch so erschien es mir in manchen Situationen gar nicht mehr. Manchmal dachte ich, warum konnte ich, nicht einfach einen Schlussstrich ziehen und zu den Menschen gehen, die ich so sehr liebte? Mein Leben wäre einfacher gewesen, wenn ich einfach aufgehört hätte, zu leiden. Mein Leben, war ein einziger Scherbenhaufen und ich hatte das Gefühl, nicht mehr aus dieser lebenden Hölle heraus zu kommen. Zumal, dieser Gedanke gegen Gott und eine Sünde war. Doch manchmal dachte ich, dass dieser Weg, vielleicht der einzige Ausweg, aus meiner Misere war.

Es war wirklich schlimm, wenn man wusste, dass diese Gedanken falsch waren. Allerdings wusste man auch, dass man sich danach sehnte, frei zu sein. Doch wie hieß es? Ich durfte nicht egoistisch sein! Schließlich hatte ich versprochen, für Mum und Ben, weiter zu leben. Auch wenn es wirklich schwer war und meine Kraft, sich dem Ende zu neigte.

Bald würde ich diese Schläge nicht mehr aushalten. Doch ich musste durchhalten und stark sein. Darüber hinaus, war ich innerlich total kaputt und Blut überströmt. Trotzdem, musste ich von außen stark wirken. Schließlich war ich eine Frau, auf die sich zwei Menschen ganz besonders verließen, wo immer sie auch waren. Es hieß: „Ab jetzt >Backen< zusammen kneifen!“ Denn nur so, würde man ans Ziel kommen. Selbst wenn es sehr schmerzhaft war.

 

Das einzige was mich von den Gedanken abbrachte war das Tanzen. Da schon alle Requisiten für das Stück im New Yorker Theater aufgebaut waren, konnte ich jeder Zeit dort rein und proben. Ich hatte kein Problem damit, dass mich die Arbeiter beobachteten, während sie ihrer Arbeit nachgingen. Sie durften ruhig zu gucken, mich störte es nicht. Auch wenn ich nicht nach klassischer Musik tanzte, sondern einfach nach einem Lied, das mir sehr viel bedeutete. Ich wollte mich verabschieden... wie der weiße Engel sich verabschiedete. Bekanntermaßen, opferte sich der weiße Engel am Ende des Stücks, für ihre große Liebe. So ging die Geschichte meiner Mutter und ich glaubte mittlerweile, dass sie eine wahre Geschichte war. Schließlich war das, was ich mittlerweile über sie wusste, dass sie sich auch geopfert hatte.

Ich wollte etwas machen, was noch nie zuvor einer gemacht hatte. Um meiner Mutter die Ehre zurück zu geben, die sie damals verlor, wollte ich Geschichte schreiben. Ich würde, mir nicht nur die Seele aus dem Leib tanzen bei dem Lied, sondern ich würde dazu auch singen. Es hatte noch nie einer gekonnt. Es hatten viele probiert, doch es wurde nie toleriert! Schließlich konnte man sich, dann ja nicht genug auf beides konzentrieren, um eine perfekte Performance zu zeigen.

Bisher war es nur einer gelungen, beides zu schaffen und das war meine Mutter. Mir fiel es auch leicht, wenn mich etwas bewegte, merkte ich nicht einmal, dass ich dazu sang oder tanzte. Es war ein Teil von mir.

Aus irgendeinem Grund guckten mich jetzt alle, mit offenen Mund an. Für mich war es wie in einem Traum.. ich tanzte einfach drauf los und sang dazu...

 

Auf einmal ertönte klatschen. Ich machte die Augen auf und sah Madame Le Muer mit einem jungen attraktiven Mann. Er hatte dunkelblonde, lockige Haare und leuchtende blaue Augen. Sie waren so dunkel wie die Tiefen des Ozeans. Einfach wunderschön. Seine Haut war leicht gebräunt, dafür das es Winter war. Vielleicht ging er ja ins Sonnenstudio.. oder vielleicht war er von Natura so schön. Doch gerade als ich diesen Adonis genauer betrachtete, unterbrach Madame Le Muer meine Gedankengänge.

>> Sophie, liebes! Das war umwerfend. << Er schaute mir direkt in die Augen und ich schmolz dahin.

>> Es gab bisher nur eine Ballerina, die es geschafft hat mit Bravur zu singen und gleichzeitig perfekt zu tanzen. << Er fing an nachzudenken und rieb sich mit dem Daumen und seinem Zeigefinger sein Kinn.

>> Carolina Montrose! Wenn ich mich recht

erinnere. << Oh mein Gott.. seine Stimme war genauso verführerisch und anziehend, wie seine gutaussehende Hülle.

>> Em.. nun ja.. Carolina.. war.. meine Mutter..! << Er schien überrascht zu sein, darüber das ich die Tochter, von der großen Carolina war. Er guckte mich mit aufgerissenen Augen an und fing an mich zu betrachten. Als würde er es nicht glauben.

Doch ich war ihre Tochter und ich war froh, so eine tolle Mutter gehabt zu haben, auch wenn sie mich über die Tatsache belog, wer mein Vater war. Madame Le Muer stimmte mir zu.

>> Sophie hat das große Talent, ihrer Mutter geerbt wie du sehen kannst. Sie versinkt, wie ihre Mutter es damals bereits tat, ebenso in das Tanzen und in die Musik. Selbst äußerlich, könnte sie fast ein Spiegelbild von ihr sein. << Madame Le Muer trotzte ja gerade so vor Stolz.. der Tochter der großen Carolina, die Chance gegeben zu haben, zu choreographieren

>> Oh. Das wusste ich nicht! Sie war eine wundervolle Tänzerin und bestimmt auch ein wunderbarer Mensch. <<

 

Er versuchte mir seine Anteilnahme nahe zu bringen, genauso wie die Menschen, damals auf der Beerdigung. Ich versuchte freundlich zu bleiben und nicht sauer zu werden. Schließlich hasste ich es schon damals, wenn mich die Menschen mitleidig an sahen.

>> Danke.. sie war wirklich ein wundervoller Mensch und sie hatte wirklich großes Talent. << Ich wusste nicht, was ich sonst dazu sagen sollte. Es war schwierig über sie zu reden, wenn man erst erfahren musste, was sie wirklich für ihre Familie getan hatte. Wenn man das wusste, dann konnte man sagen, dass sie ein wundervoller Mensch war. In diesem Moment unterbrach Madame Le Muer, wieder einmal meine Gedankengänge.

>> Sophie, wenn ich dir Mr Elijah Collins vorstellen darf. Er ist im ersten Studienjahr und studiert „Dance“ an der Juilliard School. Er ist der beste Tänzer in seinem Studienjahr und hat sich bereit erklärt, in deinem Stück den männlichen Hauptpart zu tanzen. Ist das nicht hervorragend? << Wow.. ER, war an der Juilliard? Er, war Elijah Collins? Der Elijah Collins? Der beste Tänzer, seines Jahrgangs? Das musste ich erst einmal verdauen.. ich würde mit einem Juilliard Studenten tanzen. Ich? Ein einfaches Mädchen, aus New York. Während Elijah einer Tanzgötter der Juilliard war. Ahhhh... ich hätte anfangen können zu kreischen. Doch ich tat es nicht, da es zu Peinlich gewesen wäre.

>> Ich war früher auch mal ein Schüler von Madame Le Muer. Ich dachte, so könnte ich mich für alles, was sie für mich getan hat, bedanken. Dazu konnte ich meine Lehrer davon überzeugen, die Premiere, als meine Semesterabschlussarbeit zu werten. Daher werden viele Lehrer von der Juilliard zur Premiere kommen. Daher hast du gute Chancen angenommen zu werden, wenn sie dich so tanzen sehen. Also streng dich an. <<

Wie bitte? Es war seine Semesterabschlussarbeit? Es ging für ihn um das nächste Semester? Sie würden alle da sein? Es würde um meine Aufnahme gehen? Ich konnte es nicht fasse... ich könnte wieder los kreischen, nur noch verrückter und lauter. Ich hatte die Chance zu beweisen, was meine Mutter schon beweisen wollte. Man konnte gleichzeitig Tanz und Musik studieren und es auch zusammen in einer Performance zeigen. Ich konnte es gar nicht glauben. Der Traum meiner Mutter würde wahr werden!

 

Da ich den weißen Engel, auch Angel genannt (engl. Bezeichnung für Engel), tanzte, sollte Elijah den heimlichen geliebten „Prince“ (engl. Bezeichnung für Prinz) tanzen. Ich konnte auch den ehemaligen Tanzpartner meiner Mutter, Vladimir Petrow, ein großartiger russischer Balletttänzer und Absolvent von der Juilliard, davon überzeugen in Gedenken an meine Mutter, mitzutanzen. Sie sind beide damals, zusammen bei der Juilliard aufgenommen worden. Doch nachdem meine Mutter einen Unfall hatte und nicht mehr tanzen konnte, ging er alleine an die Juilliard. Doch die beiden sind als Tanzpaar, in die Geschichte eingegangen.

Vladimir, sollte den bösen Ehemann Paul tanzen. Eigentlich wollte ich die Rolle Peter nennen, doch das wäre zu offensichtlich gewesen. In der Geschichte von Mum, sang der weiße Engel im letzten Akt ein Abschiedslied an ihren „Prince“, da sie ihn wegschickte, damit er leben konnte. Doch vor lauter Kummer, stirbt sie.

 

War schon irgendwie traurig. Sie starb aus Liebeskummer. Obwohl sie mit ihrer großen Liebe, hätte zusammen sein können, doch sie entschied sich für sein Leben. Denn in dem Stück, war sie ein Engel der beschloss, auf der Erde ihr Glück zu finden und findet Paul. Sie heiratete ihn und dachte glücklich zu sein, bis sie ihren „Prince“ kennenlernte und sich auf den ersten Blick, in ihn verliebte. Sie hatte eine wunderschöne Zeit mit ihm. Doch dann kam ihr Mann dahinter und sie sollte sich zwischen den beiden entscheiden. Allerdings dachte sie, wenn sie sich für „Prince“ entschied, müsste er sterben. Schließlich war sie ein echter Engel, die ihre Flügel abgelegt hatte. Aus diesem Grund, hatte sie nur eine Chance, sich als Mensch zu beweisen. Sie glaubte an das Gute, in den Menschen und sollte beweisen, das sie gut waren. Doch sie blieb bei ihrem Mann, um ihren geliebten zu beschützen, auch wenn die Folgen für sie tödlich endeten. Es war genauso traurig, wie im wahren Leben! Sie opferte sich, auch für ihre große Liebe und natürlich für ihre Kinder!

 

In ein paar Tagen, war Weihnachten und ich konnte es kaum erwarten! Denn es war ein Weihnachtsfest, an dem ich wieder Hoffnung hatte. Hoffnung darauf, dass mein Leben wieder einen Sinn hatte. Auch wenn Henry meinte, dass ich nicht nach meinem leiblichen Vater, suchen sollte. Denn vielleicht hatte er ja eine Familie und wenn ich dann auftauchen würde und sage „Hallo ich bin deine Tochter!“ würde seine Familie vielleicht, nicht so begeistert sein.

Er meinte, er wolle mir eine Enttäuschung ersparen. Doch sollte ich die Hoffnung, auf ein besseres Leben, wirklich aufgeben? Auf ein Leben, mit einer Familie? Niemals.

Mr Johnson würde auch zu der Weihnachtsfeier kommen, denn ich hatte ihn eingeladen. Schließlich meinte Henry, ich könnte jemanden mitbringen. Vielleicht kannte Henry ihn doch noch... vielleicht kannte er ihn nur noch vom sehen. Konnte ja alles sein. Vielleicht würde dieses Jahr, zum Ende doch noch alles gut. Ich meine, mein Ballettstück würde im New Yorker Theater aufgeführt und meine Tanzpartner waren Elijah Collins und Vladimir Petrow. Wenn Mum, das erleben könnte, wäre sie bestimmt furchtbar glücklich.

 

Ich liebte es Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Denn es machte, einfach soviel Spaß! Ruby und ich versuchten uns jedes Jahr, zu übertreffen. Auch wenn Henry fand, dass man sich nichts Materielles schenken sollte und wenn dann nur etwas altes oder etwas selbst gemachtes. Doch diese Idee, verwarfen Ruby und ich immer wieder. Denn es kam für uns einfach nicht in Frage. Schließlich würde es das ganze Weihnachtsshopping kaputt machen. Ich meine, wer liebte es nicht in Drogerieabteilungen, die verschiedensten Düfte auszuprobieren? Wir waren einfach süchtig danach. Es lenkte etwas von dem alltäglichen Leben ab. Machte einfach Spaß, auch einmal eine Pause von dem ganzen Training zu haben. Besonders wenn man diese, mit shoppen verbrachte! Was machte ein Mädchen lieber? Nichts... denn shoppen, war da einzig wahre! Es machte einen einfach süchtig... durch die verschieden Abteilungen zu schlendern.

Die ganzen Geschäfte waren ein einziges Paradies. Überall der Duft von Weihnachten. Man konnte überall ein Rascheln hören. Einfach war herrlich. Besonders wenn man in die Schuhabteilung kam! Man konnte einfach nicht aus einem Geschäft gehen, ohne mindestens ein Paar Schuhe gekauft zu haben. Genauso war es bei den Kleidern. Dieses Jahr überredete mich Ruby, das kleine schwarze zu kaufen. Denn wir wollten, auf eine gigantische Silvesterparty gehen. Zufälligerweise, wollte uns das Schicksal etwas gutes tun. Denn Elijah hatte mich bei der letzten Probe gefragt, ob ich nicht Lust hätte, auf eine richtige Collegeparty zu gehen. Ich dürfte sogar Ruby mitnehmen. Da ich das traumhafte Kleid kaufte, musste ich mir selbstverständlich die passenden schwarzen High Heels dazu kaufen. Ich glaube, jeder Kerl den wir mitgeschleppt hätten, hätte vermutlich einen einen Nervenzusammenbruch bekommen.

 

Allerdings war es einfach herrlich. So ausgelassen, war ich schon lange nicht mehr gewesen. Ruby hatte einen richtig schicken schwarzen Hut gefunden, dazu eine schwarze Hotpants und eine silberne Korsage als Top, das einen schönen V-Ausschnitt hatte. Außerdem eine sehr schicke schwarze Weste die man vielleicht dazu offen tragen konnte. Die passende Handtasche, eine aus schwarzem Fell, hatte sie zu Hause, im Kleiderschrank. Klingt irgendwie Krank.. ich weiß, aber sie sah einfach total toll aus. Ich überlegte mir im nach hinein, ob ich mir nicht auch so ein cooles Outfit besorgen sollte. Obwohl das kleine schwarze richtig sexy war, war ich mir hinterher nicht mehr so sicher. Vorsichtshalber besorgten wir noch ein ähnlich sexy Outfit wie Ruby es hatte. Man konnte ja nie wissen ob man sich noch einmal umentschied. Nun fehlten nur noch ein paar schicke Accessoires. Die hatten wir auch gleich zusammen. Ein wunderschönes Paar schwarz-silberne Ohrringe, ein paar andere und zwei crazy silberne Ketten. Dazu noch die Weihnachtsgeschenke und wir waren fertig.

 

Hätte mich Henry in dem Outfit gesehen, ich glaube er hätte einerseits gesagt, dass ich toll aussehe, aber andererseits hätte er mir gesagt, dass man sich nicht so anzieht. Ruby hätte vermutlich ihre „Rubyart“ angewendet und hätte gesagt, was ist daran falsch, sexy auszusehen? Darauf würde Henry vermutlich nichts passendes einfallen. Denn mit Bibelzitaten brauchte er noch nie bei ihr ankommen. Denn sie hatte nichts gegen die Bibel und den ganzen Kram. Doch Wenn es um Mode und Aussehen ging, verstand sie keinen Spaß! Da sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten wollte und Chefdesignerin in deren Familienunternehmen werden wollte, war Mode so gesehen ihr Leben. Sie war sehr talentiert und entwarf sogar ein paar ihrer eigenen Klamotten. Sie konnte sogar ausgezeichnet nähen. Manchmal kommt es mir so vor, als wäre sie mit einer Nähmaschine zur Welt gekommen. Denn sie konnte schon immer gut nähen. Sie liebte es einfach. Sie hatte auch Schneiderpuppen in ihrem Zimmer stehen. Als Deko. Aber mittlerweile, hatte sie auch welche im Arbeitszimmer ihres Vaters. Denn sie hat dort oft mit ihm zusammen gearbeitet.

Nachdem er gestorben war, hatte sie sich dort immer zurück gezogen und jetzt ist es ihr eigenes kleines Atelier.

Das tollste war für mich immer noch das sie unsere Outfits immer um stylte. Als sie fertig war mit allem sahen unsere Outfits einfach nur... es gibt keine passenden Worte, die diese wundervollen Outfits hätten beschreiben können. Mittlerweile hatte ich alle Geschenke zusammen. Ich konnte bloß hoffen, dass sich alle freuen würden.

 

Es war inzwischen der vierundzwanzigste Dezember, Henry und ich versuchten für den Weihnachtstag alles zu schmücken. Wir hatten ein paar super Helfer. Darunter auch Ruby und ihre Mutter.

Ruby und ich hatten es geschafft die Weihnachtsgirlanden aufzuhängen. Sie bestanden aus vielen Tannenzweigen, Weihnachtskugeln, Lametta, Lichterketten und selbst gebastelten Holzsternen. Dazu einen Weihnachtsbaum, den Henry mit Jason aufstellte. Jason war ein ehemaliges Waisenkind, dem Henry vor vielen Jahren geholfen hat, von der Straße zu kommen. Da Jasons Eltern sehr früh sterben mussten.

Danach fingen wir an, den wunderschönen und perfekten Baum zu schmücken. Leider wurde ich jedes mal traurig. Denn ich habe es früher immer mit Mum und Ben gemacht. Ruby merkte es immer recht schnell, wenn ich deswegen traurig wurde. Deswegen fing sie an mich mit Lametta zu bewerfen und es dauerte gar nicht lange da musste ich einfach lachen. Daraufhin begann eine lustige Lamettaschlacht. Ich wusste nicht warum, aber jedes mal wenn ich anfing zu lachen, strahlte Henry.

>> So haben wir deine Mutter doch an Weihnachten hier! Denn du hast ihr lächeln geerbt. Niemand hat so schön gelächelt wie sie. Pardon, niemand bis auf dich. << sagte er.

 

Als die Weihnachtskugeln endlich am Baum hingen, fing ich an mit Ruby die Lichterkette um den Baum zu „wickeln“. Es machte sehr viel Spaß weil wir mit der Lichterkette um den Baum herum tänzelten und nur lachen konnten. Dazu hörten wir Weihnachtsmusik, um die Weihnachtsstimmung zu erhalten. Bei dem Lied „White Christmas“ sang Henry immer lautstark mit und forderte mich dieses mal sogar auf, mitzusingen. Wir fingen an zu tanzen und ich konnte nicht anders, als Spaß zu haben und zu lachen. Nach dem Lied klatschten wir laut in die Hände und fielen uns in die Arme. Denn er wusste wie viel mir das immer bedeutete. Denn wenn Ben noch leben würde, hätte er das mit mir gesungen und dazu mit mir getanzt.

 

Ich versuchte weiter den Baum zu schmücken.. denn ich wollte den Baum mit Schnee verzieren, doch da echter Schnee geschmolzen wäre, nahm ich weiße Watte. Dazu lief das Lied „I'll be home for Christmas“, es war das Lieblingslied von meiner Mum. Sie sang es früher jedes Jahr. Daher konnte ich nicht anders als mitzusingen. Ich merkte es gar nicht. Denn ich versank total in der Musik. Ich tauchte ab in einer wundervollen Welt. Ich dachte an früher. Denn ich machte die Augen zu und sah meine Mutter und meinen Bruder. Ich war auf einmal wieder drei Jahre alt. Ich tänzelte in einem wunderschönen Weihnachtskleid um den Weihnachtsbaum und auf einmal war es so, als würde die Zeit vergehen und ich war wieder siebzehn, nur dass meine Mutter und Ben auch dabei waren.

Ich stellte mir vor, wie es gewesen wäre, wenn Mum Peter damals verlassen hätte und zu meinem leiblichen Vater gegangen wäre. Bei dieser Vorstellung, konnte ich nicht anders als zu weinen. Denn ich vermisste Ben und Mum so sehr. Als auf einmal das Lied endete und Henry mich in den Arm nahm, war ich wieder in der Realität. Er konnte sich schon denken, woran ich gedacht hatte. Es kam mir vor als würde es ihm in der Seele weh tun, mich so zu sehen. Doch was sollte ich denn schon dagegen tun? Ich vermisste meine Familie einfach so schrecklich. Schließlich waren sie alles, was ich hatte. Meine Familie!

Vor meinen Augen sah ich teilweise immer noch Ben, der versuchte zu „Jingle Bell Rock“ zu tanzen. Doch tanzen war nie seine stärke gewesen.

Daneben sah ich Mum, die versuchte diese Tanzkatastrophe zu retten. Sie tanzte mit ihm und sie sahen so glücklich aus. Mum sang dazu mit ihrer goldenen Glockenstimme. Wie ich diese vermisste. Als das Lied endete, lachten sie, weil sie einfach glücklich waren und winkten mir zu. Dann verschwamm alles und ich war mal wieder zurück in der Realität.

 

Inzwischen war alles Weihnachtlich geschmückt. Überall hingen Tannenzweige und Rubys Mum hing auch an der ein oder anderen Ecke einen Mistelzweig auf. Henry hätte bestimmt gelacht, aber dennoch gewollt, dass wir ihn abhängen. Doch was sagte Rubys Mum in so einem Moment immer?

>> Kinder, was Henry nicht weiß, macht ihn nicht heiß! << Wir konnten nicht anders als lachen. Überall lagen auch Lametta und rot-grüne Teelichter. Dazu eine alte Holzkrippe, die Ben früher einmal im Werkunterricht gebaut hatte. Es war wunderschön. Jetzt konnte Weihnachten kommen.

Familie ist wo Leben beginnt

 

 

 

 

 

Familie ist wo Leben beginnt und Liebe niemals endet.

 

Unbekannt

Kapitel 10 - Merry Christmas... (Teil 2) [Jonathans Sicht]

Von: Fighter

Betreff: Xmas in Italien!!!

Datum: 24. Dezember 2007, 15:07 Uhr PDT

An: Cinderella

 

Wie laufen die Weihnachtsvorbereitungen? Schon alles fertig?

 

Meine Großeltern haben uns total überrumpelt!!! Eigentlich wollten wir bei uns feiern, doch jetzt ist mein Grandpa hier aufgetaucht und meinte, er habe eine Überraschung für uns.. wir feiern dieses Jahr bei ihnen in Italien!

Ich meine, ist ja alles lieb gemeint.. doch meine Mutter hat sich jetzt ganz umsonst verrückt gemacht, indem sie das ganze Haus geschmückt hat. Vom Kochen, will ich dir erst gar nicht schreiben. Sie hat uns alle hier schon total verrückt gemacht. Denn es sollte ja alles Perfekt werden. Na ja.... jetzt durfte sie alles einfrieren.... und wir durften unsre Koffer packen!

Okay ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest! Hoffe du feierst schön! ☺

 

Jonathan

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Von: Cinderella

Betreff: Italien? Cool!

Datum: 24. Dezember 2007, 18:19 Uhr EDT

An: Fighter

 

Joa.. die Vorbereitungen laufen ganz gut.... sind inzwischen fertig mit dem schmücken. Jetzt wird nur noch gekocht und gebacken... und dann ist schon Weihnachten! XD

 

Und was „Xmas in Italien“ betrifft.. das ist doch toll! Ich würde mich freuen wenn ich hier mal raus kommen würde... und das ist doch nett von deinem Grandpa... ich würde mich freuen, wenn man mich mit so einem tollen Geschenk überraschen würde!

Sieh es einfach positiv! Du kommst mal wieder aus dem Land.. und kannst Weihnachten in Italien feiern... also wenn ich könnte.. würde ich sofort mit fliegen!! Aber ich hab schon was vor! Viele würden sich für so ein Geschenk ein Bein ausreißen! Allerdings musst du wissen was du tust. Lass dir Weihnachten nicht verderben.

OK feiere schön! Merry Xmas!

 

S ♥

 

 

Sie war schon etwas besonderes. Ich konnte es nicht beschreiben wie sehr, aber mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich ihre lieben Worte las. In dem Moment wünschte ich mir, mit ihr Weihnachten zu feiern. Denn so jemanden wie sie, würde man bestimmt nicht noch einmal finden.

 

Am nächsten Tag, kamen wir nach knappen sechzehn Stunden rechtzeitig in Verona, Italien an. Pünktlich um halb zwölf standen wir im Hausflur des Gasthofes meiner Großeltern. Liam der sich mittlerweile schon im zweiten Studienjahr befand, war nicht sonderlich begeistert. Denn er wollte lieber zu Hause feiern. Denn so hätte er sich irgendwann mit seinen Büchern zurück ziehen und lernen können. Ich verstand zwar nie, warum er so auf das Lernen fixiert war, aber er wollte Medizin studieren. Da musste er ja so viel lernen. Er studierte noch nicht einmal in Los Angeles, sondern er studierte in Boston. Um genau zu sein, sogar in Cambridge (Massachusetts). An der Harvard University.

 

Da ihre Farben rot und weiß waren, konnte er ohne Probleme sein Harvard Pulli tragen. Mit ihrem Motto „Veritas“- sprich „Wahrheit“, hinten auf dem Rücken. Er konnte einem damit wirklich total auf die Nerven gehen. Aber er war einfach Stolz darauf, nach Harvard gehen zu dürfen. Denn die nehmen wirklich nur die Besten. Mein Dad, war deswegen mächtig stolz auf ihn, denn er hatte dort selbst studiert. Er gab damit immer sehr gerne an. Denn seine jüngere Schwester Lauren, hatte es damals nicht nach Harvard geschafft. Sie war damals nach New Haven, auf die Yale University gegangen. Diese hatte auch einen ausgezeichneten Ruf. Deswegen verstand ich nie warum sie sich deswegen ständig in den Haaren hatten. Obwohl sie hinterher beide zurück nach Beverly Hills zurück gegangen sind.

Nur das meine Tante Lauren, heiratete und Geschäftsführerin eines von vielen der Hotelkette „SOFITEL Luxury Hotels“ war, an der mein Grandpa einundfünfzig Prozent der Anteile verwaltete. Es war echt schrecklich nervig. Denn meine Tante und ihre kleine Familie, waren echt eingebildet. Mein Cousin Lucas und seine Schwester Gabrielle waren wirklich anstrengend. Denn Lucas hatte bereits eine Zusage auf ein Stipendium von der Harvard University.

 

Auch wenn seine Familie das Geld für seine Ausbildung hatte, bekam er eins. Denn er war Jahrgangsbester an seiner Schule. Zum Glück waren wir nicht auf der selben Schule. Denn ich war nicht sonderlich ein Fan von ihm. Er war einfach zu eingebildet. Er war der Ansicht etwas besseres zu sein. Immerhin war seine Schwester, da anders. Sie war schon sehr liebenswert, wenn man mit ihr alleine war. Doch wenn ihre Eltern oder ihr Bruder in der Nähe waren, versuchte sie so zu sein wie diese. Denn im großen und ganzen, verabscheute sie dieses Verhalten auch. Obwohl sie erst fünfzehn Jahre alt war, sah sie schon sehr reif aus. Alle Jungs aus ihrer Schule waren wohl hinter ihr her. Denn Lucas regte sich ständig darüber auf. Er meckerte sie, bei jeder Gelegenheit die sich ihm bot, an. Doch sie konnte ja kaum etwas dafür, denn sie sah schon immer wunderschön aus. Mit ihren langen braunen Locken und ihren blauen Augen, sah sie einfach bezaubernd aus. Sie hatte einen leicht gebräunten Teint, aus diesem Grund würde sie es nie nötig haben, Make-up zu tragen. Zumindest sagte das Tante Lauren immer. Selbst als kleines Kind sah sie immer hübsch aus.

Ihr Bruder wurde mit gutem Aussehen auch reichlich gesegnet. Denn ihn fanden die meisten Mädchen auch alle toll. Wenn seine Arroganz nicht wäre, hätten ihn vielleicht auch normale Menschen gemocht. Mit seinen hellen blonden Haaren, bezeichnete meine kleine Schwester Maisie ihn, als sie noch jünger war, als Prince Charming. Nun ja er hatte die braunen Augen von seinem Vater geerbt. Es war so ein Bambi-braun. Es sollte treue und Schüchternheit vermitteln, doch er war weder Vertrauenswürdig, noch schüchtern.

Während mein Bruder Liam dunkelblondes Haar hatte und ebenso braune Bambi Augen, doch er war wenigstens als Kind schüchtern gewesen und Vertrauenswürdig war er alle mal. Ich hätte jeder Zeit mein letztes Hemd darauf verwettet.

 

Als wir uns irgendwann alle im Wohnzimmer versammelten und meine Grandma aus ihrem Schaukelstuhl aufstand, lief meine kleine Schwester Maisie ihr auch schon in die Arme. Ihre hellblonden langen Haare wirbelten nur so, auf und ab, durch die Luft. Ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen, dadurch funkelten sie wie ein Saphir in der Sonne. Am liebsten hätte ich sie ja in den Arm genommen. Denn das tat ich immer, sobald sie weinte. Schließlich war sie meine kleine Schwester. Sie würde für immer mein ein und alles sein. Doch unsere Grandma nahm sie schon in den Arm und streichelte ihr über den Rücken, um sie zu beruhigen. Maisie liebte unsere Grandma so sehr. Leider waren unsere Großeltern vor vielen Jahren nach Italien zu meiner Tante Amanda gezogen, als diese mit meiner Cousine Francesca Schwanger war und es damals Probleme gab.

Dadurch sahen wir unsere Großeltern nur an den Feiertagen oder Geburtstagen oder in den Ferien. Doch Maisie vergötterte unsere Großeltern einfach. Das tat sie schon immer. Es tat einem jedes mal weh mitanzusehen, wie sie darunter litt, wenn wir wieder nach Hause mussten.

 

Francesca hatte da wirklich mehr Glück. Denn sie konnte unsere Großeltern jeden Tag sehen, wenn sie es wollte. Für sie war es völlig normal sie ständig um sich zu haben. Sie hatte grau-grüne Augen und dunkelblondes bis braunes Haar. Immer wenn wir sie sahen, hatte sie ihre Haare zu zwei Zöpfen geflochten. Mittlerweile war sie elf Jahre alt und ein totaler Wirbelwind. Sie hatte einfach eine total verrückte Seite an sich. Als sie noch jünger war und wir, wenn wir in den Ferien da waren, auf sie aufpassen sollten, war sie wirklich anstrengend.

Sie machte es einem immer sehr schwer. Schließlich hatte sie den selben Dickschädel wie unsere Grandma und ihre Mutter.

 

Aus der ganzen Familie war Tante Amanda, nach unseren Großeltern, wirklich die coolste. Denn nicht nur das sie immer das machte was sie für richtig hielt, nein sie wollte auch nicht studieren. Sie ging lieber nach Frankreich und machte dort eine Ausbildung zur Köchin. Sie war sogar eine ausgezeichnete Köchin. Danach allerdings, ging sie anstatt zurück zu ihrer Familie, lieber nach Italien. Dieses Land fand sie einfach so faszinierend. Dort lernte sie auch ihren Ehemann Lorenzo kennen. Sie arbeitete bei seinen Eltern als Köchin und irgendwann machten sie sich zusammen Selbständig. Ich fand sie schon immer faszinierend, denn sie hatte sich noch nie gerne etwas schenken lassen. Sie wollte immer alles aus eigener Kraft schaffen. Ihren Ehrgeiz, konnte man immer in ihren blau-grünen Augen sehen. Denn auch, wenn sie die jüngste in ihrer Familie war, war sie nie so wie ihre Geschwister. Sie war mit ihrem einfachen Leben zufrieden und glücklich.

Mein Dad und Tante Lauren haben es bis Heute nicht verstanden. In dem Punkt waren sie sich zumindest immer einig.

Tante Lauren verstand auch nie, warum ihre Schwester ihre wunderschönen Haare dunkelbraun färbte. Sie meckerte immer wieder deswegen. Sie meinte immer man solle doch Stolz darauf sein die Bennett Haare geerbt zu haben. „Blondes Haar, war doch immer so schön...“ ,meinte sie immer. Doch ich war der Meinung, jeder sollte, das für sich selbst entscheiden.

Ich lebte zwar in einer ziemlichen Großfamilie. Doch oft konnte man sie selber kaum ertragen. Auch wenn sie sich meist alle sehr gern hatten. Wenn es hart auf hart gekommen wäre, würde jeder für den anderen eine Hand ins Feuer legen.

 

Nachdem wir alle, ein wundervolles Weihnachtsessen von meiner Tante Amanda und meiner Grandma genießen durften, ging es an die Geschenke. Denn ich wusste, wie sehr sich besonders Maisie und Francesca darauf freuten. Wie es sich gehörte lagen alle Geschenke unter dem großen, prachtvollen und geschmückten Weihnachtsbaum.

Meine Grandma hatte es sich irgendwann zur Tradition gemacht, Schlüsselanhänger mit Bildern von jedem einzelnen Familienmitglied, an dem Baum zu hängen. Die Bilder waren echt immer das peinlichste von allen Weihnachtstraditionen. Denn die Bilder waren so alt. Auf meinem Bild war ich ungefähr fünf Jahre alt. Auf dem Foto konnte ich mich selber nie wieder erkennen. Mittlerweile hatte ich so gut wie gar keine Ähnlichkeit mit dem Jungen auf dem Foto. Doch Maisie und Francesca liebten diese Tradition. Schließlich sahen sie auf dem Foto immer schon sehr süß aus.

Mein Grandpa fing schon mal an, die Geschenke zu verteilen. Er liebte es, unsere Gesichter beim auspacken zu beobachten.

Früher als wir klein waren hatte sich einer von der Familie als Weihnachtsmann verkleidet, doch da wir alle aus dem Alter raus waren, konnten sie sich diese Verkleidungskiste sparen.

 

Zu meiner Überraschung bekam ich dieses Jahr als erster mein Geschenk. Als ich das Weihnachtsgeschenk endlich in vielen Teilen zerfetzt hatte, da ich mich so gut wie nie beherrschen konnte, das Papier heil zu lassen, konnte ich es nicht fassen...

Meine Großeltern hatten mir eine außergewöhnlich gute Profifotokamera mit verschiedenen großen Objektiven geschenkt. Denn da ich Journalismus studieren wollte, brauchte ich dafür ja auch eine gute Ausrüstung, meinte mein Grandpa. Ich konnte es immer noch nicht fassen. So ein tolles Geschenk, hatte ich noch nie bekommen. Viel mehr war ich überrascht als mir meine Eltern auch noch ein super Stativ schenkten. Von meinem Bruder bekam ich sogar eine passende Kameratasche. Also, dass die alle unter einer Decke steckten, hätte ich ja nicht gedacht. Als dann noch meine kleine Schwester mit einem Columbia Pulli ankam, da sie wusste, das ich da unbedingt hinwollte, konnte ich nicht anders als sie vor freunde, schrecklich lange zu umarmen.

Auch wenn mein Dad von der Columbia nicht so erfreut war, akzeptierte er meine Wahl. Schließlich hoffte er noch inständig, dass ich doch noch nach Harvard gehen würde. Doch da wollte ich einfach nicht hin. Ich hoffte einfach von der Columbia angenommen zu werden, denn ich wollte unbedingt nach New York! Nicht nur weil die Universität so gut war und die Stadt einfach atemberaubend schön war, sondern weil ich dort Sophiejeden Tag sehen könnte. Ich hatte noch nie ein Bild von ihr gesehen, nur die vielen Mails von ihr und ihre wunderschöne Stimme aus unseren Telefonarten im Kopf. Auch wenn es total dämlich war, sich im world wide web zu verlieben, tat ich dies. Ich war mir sicher, wer auch immer dieser Engel war, ich würde ihn bis ans Ende meiner Tage lieben.

Auch wenn es kitschig klang, doch sie war anders als alle anderen Mädchen dieser Welt. Sie verstand mich ohne das ich was sagen musste. Sie konnte zwischen den Zeilen lesen und konnte mich daher immer aufmuntern oder mir gute Ratschläge geben. Sie tat mir, aber auch irgendwie leid. Denn sie hatte schon soviel in ihrem Leben erlebt. Ich hätte ihr so gerne geholfen, doch ich wusste einfach nicht wie.

 

Von Tante Lauren und deren Familie bekam ich ironischerweise einen neuen Maßanzug. Als hätte ich nicht zu Hause noch einen. Aber ich musste trotzdem zu geben, dass dieser wirklich sehr schick war.

>> Du hattest doch erwähnt, das du im Januar ins Ballett gehen willst. Da dachten wir uns, eine passende Garderobe, kann doch nicht schaden. << meinte Gabrielle mit einem lächeln im Gesicht. Sie liebte es perfekte Geschenke zu machen. Danach hörte ich bloß Francesca die immer wieder

>> Mama, darf ich? Darf ich? Darf ich? << ungeduldig fragte. >> Sì non può leggere. << Antwortete meine Tante Amanda auf italienisch darauf. Das soviel bedeutete wie „Ja darfst du mein Schatz“. Auf einmal kam Francesca mit dem Geschenk, ganz schnell auf mich zu.

Sie überreichte es mir und grinste über das ganze Gesicht.

>> Das war Grandpas Idee! << Jetzt war ich aber gespannt darauf. Ich packte das kleine Geschenk aus und zum Vorschein kam eine kleine Schachtel die ich ebenfalls öffnete. Ich konnte es nicht fassen. In der Schachtel befanden sich mehrere Tickets. Zwei davon waren für die Ballettpremiere von Sophieim New Yorker Theater. Ebenso zwei Flugtickets erster Klasse von Los Angeles nach New York. Und ein Zettel mit einer Hotelreservierung in einem noblen Hotel in New York, auf der Upper East Side. Ich konnte es nicht fassen. So viel Geld hatte Tante Amanda doch gar nicht.

Doch dann grinste meine Großvater auch schon.

>> Ich dachte mir, ich helfe ihnen mal beim perfekten Geschenk und wenn du möchtest würde ich dich sogar nach New York begleiten. << Wow.. das war einfach ein wundervolles Weihnachtsgeschenk. Ich konnte nicht anders als allen um den Hals zu fallen. Es war ein wundervolles Geschenk.

Nun fing meine Großmutter an, andere Weihnachtsmusik aufzulegen. Dann kam mein Großvater auf sie zu, gab ihr einen Kuss auf die Wange und gab ihr, ihr Geschenk. Sie packte es mit sehr viel Sorgfalt aus. Es waren wundervolle kleine Brillantohrringe mit passender Kette in Silber, die mit kleinen Brillanten besetzt war. Ihre Augen leuchteten vor Freude. Es war zwar jetzt nicht so, dass sich mein Großvater so etwas nicht leisten konnte, denn das konnte er sehr wohl. Schließlich war er sehr wohlhabend. Nicht ohne Grund hatte er einundfünfzig Prozent an einer Nobelhotelkette.

Meiner Großmutter liefen die Tränen über die Wangen, denn es war nicht irgendeine Kette, sondern die alte Kette ihrer Mutter, die sie so sehr liebte, er hatte nur kleine Brillanten einarbeiten lassen.

>> Mia carissima grazie mille volte. << Immer dieses viele italienisch, wenn man meine Großeltern besuchte. Meine Großmutter sagte soviel wie: „Mein liebster ich danke dir Tausend mal“! Mein Großvater konnte nicht anders als sie heiß und innig zu küssen. Die meisten Anwesenden die aus Frauen bestand, riefen jetzt alle... ohh und ahhh.

>> per le rose più del mondo, avrebbe fatto proprio nulla. Sai che comunque caro. << Meine Großeltern liebten sich immer noch so wie an ihrem ersten Tag. Ich hoffte auch mal so glücklich zu sein. Mein Großvater verstand dazu sehr viel von Romantik. Denn er sagte zu meiner Großmutter: „Für die schönste Rose der Welt, würde ich einfach alles tun. Das weißt du doch liebste.“! Dann streckte er seine Hand nach ihrer aus und forderte sie zum tanzen auf. Viele von uns gesellten sich zu ihnen. Besonders aber Tante Amanda und Onkel Lorenzo. Die sich genauso verliebt ansahen wie meine Großeltern.

 

Ich fragte mich, was Sophiewohl jetzt machen würde. Ob sie ein schönes Weihnachtsfest hatte?! Ich wünschte es ihr. Ich gönnte es ihr wirklich. Sie war ein so außergewöhnlicher Mensch. So wundervoll und liebevoll. Ich hörte ihre Stimme in meinem inneren widerhallen. Ich stellte mir vor wie sie vor mir stehen würde. Doch leider wusste ich nicht, wie sie aussah. Ich wollte sie so gerne sehen. Ihre Wange zärtlich streicheln. Ihr tief, in ihre wundervollen Augen schauen und sie zärtlich küssen. Ich wollte ihre Lippen, mit den meinen berühren. Ihre Hand halten und ihre wundervolle weiche Haut mit meinem Daumen streicheln. In Gedanken, hörte ich ihr wunderschönes Lachen. Das so einzigartig und wundervoll war. Ich wollte sie in den Arm nehmen und nie wieder los lassen. Ihr immer wieder sagen wie schön sie ist. Sie immer wieder zum lachen bringen, damit sie die Menschen damit erfreuen konnte. Ich würde versuchen, sie alles vergessen zu lassen, was war. Damit sie sich nicht mehr so quälen würde. Ich würde ihr die Sterne vom Himmel holen, wenn sie es sich wünschen würde. Auch wenn es total kitschig klang.

Vermutlich hatte ich die romantische Art von meinem Großvater geerbt. Doch ich musste wirklich sagen, dass ich mich in sie verliebt hatte. Wenn ich gekonnte hätte, wäre ich auf der Stelle zu ihr nach New York geflogen, nur um bei ihr zu sein. Doch das ging nicht. Dazu konnte ich ihr schlecht sagen, dass ich etwas für sie empfand. Denn ich war mir ja nicht einmal sicher, das sie etwas für mich empfand oder sogar das gleiche.

 

>> Na an wen denkst du denn so verliebt? Dieses Mädchen, an das du denkst, muss es dir ja richtig angetan haben. << Mein Großvater unterbrach meine Gedankengänge. Vor ihm konnte man wirklich nichts verheimlichen.

>> Wie kommst du denn darauf, dass ich verliebt bin? << Jetzt fing er an seine Augen zu verdrehen und guckte mich Ernst an.

>> Mein lieber Enkelsohn... ich kenne dich jetzt schon ein paar Jährchen und mir kann man nicht so schnell etwas vormachen. Denn so sah ich immer aus, wenn ich früher an deine Großmutter dachte. Also ich bitte dich. Mir brauchst du wirklich nichts vorspielen. Ich kann schweigen wie eine Grab. <<

Mein Großvater kannte mich einfach zu gut. Na gut vielleicht sollte ich ihm reinen Wein einschenken.

>> Weißt du, ich habe vor Jahren angefangen mit einem Mädchen im Internet zu schreiben, ich weiß das klingt total bescheuert. Aber wir konnten uns alles erzählen. Irgendwann haben wir uns wirklich alles anvertraut. Sie hat schon so einiges im Leben erlebt. Sie hat ihren Bruder und ihre Mutter auf tragische Weise verloren und muss seitdem bei einem Mann leben, der sie hasst. Sie dachte bis vor kurzem, das er ihr Vater ist. Doch wie jetzt raus gekommen ist, ist er das nicht. Sie erlebt dort wirklich schreckliches. Doch ich darf ihr nicht helfen, weil sie mich nicht lässt. Denn wenn sie was dagegen tun würde, würde sie alles verlieren, wofür ihre Mutter so hart gearbeitet hat. Sie möchte nicht, dass das umsonst war. Sie möchte es in Ehren halten. Es ist für mich wirklich total hart, denn sie will nicht das ich ihr helfe. Sie ist ein so wundervoller Mensch. Sie meint, dass sie ihr Leben für ihre Mutter und ihren Bruder weiterleben möchte.

Deswegen tanzt sie auch Ballett. Denn ihre Mutter hat früher getanzt. Sie wollte das sie Stolz auf sie ist. Deswegen hat sie es gelernt und ist mittlerweile sogar besser als ihre Mutter. Sie möchte sogar Ballett an der Juilliard studieren, weil ihre Mutter es früher auch mal wollte. Ich glaube das sie eine wundervolle Ballerina ist und auch eine wundervolle Karriere startet. Ich glaube auch das sie mit dem Herzen tanzt. Doch ich bin mir sicher... das sie es nur für Mutter tut. Nicht für sich.

Ihr Herz schlägt für irgendetwas anderes. Doch davon will sie mir nichts erzählen. Sie will mir glaubhaft machen, dass tanzen ihre Berufung ist. Was ich ihr auch nicht mies machen möchte. Doch ich glaube, dass sie in ihrem innersten etwas anderes möchte. Ich würde ihr so gerne helfen, ihren Traum wahr zu machen. Weißt du... wir telefonieren auch miteinander und ich muss sagen, dass ich noch nie eine so wunderschöne Stimme gehört hab. Auch wenn ich sie noch nie gesehen habe.. glaube ich daran das ihre Schönheit einem Engel ähnelt. Klingt total kitschig, das weiß ich wirklich selbst... doch wenn ich an sie denke.. kann ich nicht anders. Denn sie ist einfach so wundervoll. Sie hat so vieles schon in ihrem Leben erreicht. Das alles obwohl sie innerlich schon fast zerbricht. Sie hat es geschafft das ihre Choreographie aufgeführt wird. „Der weiße Engel“ in Memory of Carolina Montrose.... ist von ihr. Sie tanzt dort die Hauptrolle. Deswegen möchte ich unbedingt in dieses Ballett. Ich möchte sie sehen. Ihr Kraft geben. Sie unterstützen. Es ist bescheuert, aber ich möchte gerne derjenige sein, der sie zum lachen bringt. << Okay jetzt war es raus. Ich hatte meinem Großvater alles erzählt. Er hielt mich jetzt bestimmt für total durch geknallt, aber das war mir egal.

Ein lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. So glücklich habe ich ihn immer nur mit meiner Großmutter gesehen.

>> Ich freue mich für dich. Ich glaube das sie dein Schicksal ist. Auch wenn es sich merkwürdig anhört. Aber ich glaube, dass sie die eine ist. <<

 

Als wir zurück zu den anderen gingen, war die Weihnachtsfeier im vollem Gange. Mein Onkel war gerade dabei seinen Eierlikör zu trinken. Ob Weihnachten in Italien oder in den Staaten. Mein Onkel musste jedes Jahr seinen Eierlikör trinken. Nur, dass er den Eierlikör immer mit einem kleinen Hauch von Wodka trank. Der kleine Hauch, war zwar kein kleiner Hauch, doch das wussten nur mein Bruder und ich. Denn wir beobachteten ihn jedes Jahr dabei, wie er ihn „verfeinerte“.

Mein Großvater hatte inzwischen seine Schachtel Zigarren heraus geholt und zündete sich auch schon die erste Zigarre an. Das war typisch mein Großvater! Jetzt fehlte nur noch meine Tante Amanda, die betrunken auf dem Tisch tanzte.

Oh... ich glaube, ich hätte daran nicht denken sollen. Denn schon stand sie auf dem Wohnzimmertisch und fing an, zu einem Country Weihnachtslied zu tanzen. Es war echt witzig. Denn dazu setzte sie sich immer einen roten Cowboyhut auf. Meine Familie hatte echt was. Auch wenn sie sich noch so, für einander einsetzten, wenn es hart auf hart kam, konnten sie sich auch richtig streiten.

 

Das liebte ich so an meiner Familie. Denn sie waren einfach einzigartig. Wenn man sie sich ansah, konnte man nur drauf los lachen. In der einen Ecke standen mein Cousin Lucas und mein Bruder Liam, die wahrscheinlich miteinander wetteiferten, wer die meisten „Freundinnen“ hatte. Auf der anderen Seite standen Gabrielle und Maisie, die sich auf dem Weg zum Wohnzimmertisch machten. Denn sie wollten meiner Tante Amanda beim tanzen Gesellschaft leisten.

Es war schon echt niedlich, den dreien beim tanzen zu zusehen. Jeden Moment kam bestimmt meine Tante Lauren, die allen drei eine Predigt halten würde, weswegen das total lächerlich wäre. Mein Dad und meine Mum, konnten bestimmt wieder nur darüber lachen. Doch bevor alles eskalieren würde, würden Onkel Lorenzo und meine Cousine Francesca mit frischen, selbstgebacken Keksen aus der Küche kommen. Denn wie ich meine Familie kannte, hätten sich alle auf die Kekse gestürzt und so war es auch!

 

Ich stand mittlerweile am Kamin im Wohnzimmer und beobachtete die Meute. Meine Großmutter schaute zu mir und lächelte mich an. Sie kam auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Wange.

>> Io amo il mio ragazzo! << Meine Großmutter war echt süß. Ich hatte sie ja auch lieb. Sie sagte nämlich: „Ich hab dich lieb mein Junge!“.

>> Ti ho preso troppo cara nonna. << (Ich hab dich auch lieb Großmutter.)

>> Buon Natale! << (Frohe Weihnachten) Ich küsste sie auch auf die Wange und umarmte sie.

>>Frohe Weihnachten Grandma. <<

 

Auch wenn mich meine Familie manchmal echt nervte und aufregte, liebte ich sie einfach. Denn sie waren meine Familie und ich konnte mir ein Leben ohne sie einfach nicht vorstellen.

 

Liebe und Vertrauen

 

 

 

 

 

 

 

Sich kennen heißt nicht, 

alles voneinander wissen,

sondern Liebe und Vertrauen zueinander haben

und einer dem anderen glauben. 

 

Albert Schweizer

 

 

Kapitel 11 - Merry Christmas... (Teil 3) [Henrys Sicht]

Es war Weihnachten. Überall lag weißer, schöner Schnee. Auch die Bäume waren mit Schnee bedeckt. Man konnte draußen überall Schneemänner oder Schneefamilien sehen, die Kinder mit ihren Familien gebaut hatten.

Es erinnerte mich an das Weihnachten vor sechzehn Jahren. Auch wenn ich nur eine kleine Zweizimmer Wohnung in Brooklyn hatte, besuchte sie mich fast jeden Tag. Sie war mein Leben. Einfach alles für mich. Auch wenn sie älter als ich war, liebte ich sie. Sie war so schön wie ein Engel. Deswegen wurde sie auch „Angel“ genannt. Sie war meine Angel!

 

Sie war zwar bereits verheiratet, doch das machte mir nichts aus. Sie war unglücklich und wollte ihn verlassen. Wenn sie bei mir war, war sie immer so glücklich und ausgelassen. Sie lachte und ihre Augen strahlten und funkelten wie ein Diamant. Diesen Anblick, wie sie da so auf meinem Bett lag, ich werde ihn nie vergessen. Ihre roten Haare schmiegten sich um ihr Gesicht. Sie schaute mir in die Augen und sagte mit leiser, fast flüsternder Stimme:

>> ich liebe dich... und will dich.. nie mehr missen! << Mit diesen Worten, machte sie mich zum glücklichsten Menschen auf dieser Welt. Es war das schönste Weihnachtsgeschenk, was ich je in meinem Leben bekommen hab. Denn genau das, habe ich mir immer gewünscht.

 

Sophie saß vor dem brennenden Kamin und beobachtete das Feuer. Der Weihnachts-Gottesdienst, war bereits vorbei und wir konnten uns nun auf das Weihnachtsessen vorbereiten. Die Millers wollten dieses Jahr mit uns feiern. Ich hatte gehofft, das es Sophie gut tun würde, wenn ihre beste Freundin mit ihr Weihnachten feiern würde. Seit dem Tod von Carolina, war sie nicht mehr wiederzuerkennen. Die Geburtstage und der Todestag waren schon schlimm für sie, aber Weihnachten gab ihr den Rest.

Ich versuchte so gut es ging, die Traditionen in Ehren zu halten. Auch wenn ich ihr, ihre Mutter nicht ersetzen konnte. Doch ich konnte ihr ansehen, das es sie sehr mitnahm, nicht zu wissen, wo ihr leiblicher Vater war oder ob er überhaupt noch lebte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil mir Carolina kurz vor ihrem Tod, im Krankenhaus, alles gesagt hatte. Denn sie wollte die Beichte ablegen. Sie wusste, dass sie sterben würde und auch wenn sie nicht katholisch war, wollte sie mit einer reinen Seele sterben. Sie ermahnte mich, mich an meine Schweigepflicht zu halten. Immer und immer wieder.

 

>> Henry! Du darfst es Sophie niemals sagen. Sie würde dich und vor allem mich, dafür hassen. Denn sie wird dir nicht glauben, wenn du ihr sagst, dass du nichts davon gewusst hast. Sie wird wütend sein und so ist es doch für alle am besten. Peter ist weg und Sophie wird bei Diana leben. Du wirst doch bestimmt auch immer in ihrer Nähe sein. Auch wenn nichts mehr so sein wird, wie es war. Vergiss es nicht. Du bist an deine Schweigepflicht gebunden. Denk daran, mit der Wahrheit... würdest du ihr Leben zerstören. Also wehe... DU... sagst ihr irgendetwas. Ich würde, dir das NIE verzeihen. Hörst du? Niemals!! Also halt dich an deine Schweigepflicht! << Ihr Blick war ernst, aber auch gequält. Sie litt darunter, ihre Tochter zu belügen. Doch in dem Moment, als sie mir sagte, das Peter nicht Sophies Vater war, sondern wer wirklich ihr leiblicher Vater war... konnte ich nicht anders als innerlich wütend auf sie zu sein. Wie konnte sie bloß, so viele Menschen belügen?! Ich verstand nicht warum sie es getan hatte.

>> Warum in Gottesnamen, hast du uns alle belogen? Ist dir klar, dass alles anders geworden wäre, wenn du nur den Anstand gehabt hättest die Wahrheit zu sagen? << Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Denn sie war verzweifelt genug.

>> Ich wollte was sagen. Das musst du mir einfach glauben. Doch Peter hatte gedroht mir Ben wegzunehmen. Er wusste nicht von wem ich Schwanger war und das weiß er glücklicherweise Heute auch nicht. Er hatte gedroht diesen Mann umzubringen. Sollte er je herausfinden, wer es war, würde er ihn vermutlich Heute noch umbringen. Ich hatte Angst um das Leben meines Sohnes und um das Leben, des Mannes den ich über alles liebe... ja.. du hast richtig gehört! Ich liebe diesen Mann immer noch. Deswegen musste ich ihn schützen. Ich hätte doch nicht ahnen können, dass er soweit geht und seinen eigenen Sohn umbringt. Ich wollte bloß meine Tochter und den Mann meines Herzens schützen. << Ich fragte mich, ob ich ihr wirklich glauben konnte. Doch ihre Worte berührten mich. Sie meinte es wirklich ernst. Denn sie hatte mich bisher nur zweimal in ihrem Leben belogen. Wenn sie log, konnte man das in ihren Augen sehen. Zumindest konnte ich das.

 

Sophie, erinnerte mich an meine Angel. In meiner Gegenwart, war sie immer so glücklich und immer wenn wir uns irgendwo sahen, lächelte sie mich an. Sie tänzelte immer um mich herum. Auch wenn ich eigentlich, gerade mit etwas komplett anderem beschäftigt war. Es war ihr egal. Sie wollte einfach Spaß in ihrem Leben haben. Sie benahm sich wie ein verliebter Teenager. Obwohl sie bereits siebenundzwanzig Jahre alt war. Doch genau das liebte ich an ihr. Man konnte sie einfach, nicht, nicht lieben. Auch wenn wir uns nicht so lange sehen konnten, da sie schließlich bereits verheiratet war, kosteten wir die Zeit dennoch im vollen Maße komplett aus.

Sobald wir in meiner kleinen Wohnung waren, konnten wir uns kaum beherrschen und die Finger von einander lassen. Ich wollte sie nie wieder loslassen. Ihr nahe sein. Sie berühren. Sie küssen. Ihre Lippen, mit den meinen berühren. Sie schmecken.

Ich wusste genau, dass sie es auch wollte. Denn sobald die Tür ins Schloss viel, strahlte sie vor Glück und zog mich ins Wohnzimmer. Dort sprang sie mir voller Freude um meinen Hals und küsste mich mit ihrer ganzen Leidenschaft. Wir versuchten uns vorwärts zu bewegen, bis wir irgendwann in meinem Schlafzimmer landeten.

Diese Frau war wirklich einzigartig. Denn sie war im Grunde immer so unschuldig. Doch wenn wir alleine in einem Raum waren, kam ihre wilde und verruchte Seite zum Vorschein. Wir küssten uns wild und innig. Sie schob meinen Pullover nach oben. Danach hob ich meine Arme und sie zog ihn mir über den Kopf und warf ihn zu Boden. Wir küssten uns immer noch und näherten uns meinem Bett. Als wir dieses erreichten, schubste ich sie darauf. Schließlich setzte sie sich wieder auf und zog mich zu sich aufs Bett. Dort knöpfte ich ihr die Bluse ganz langsam auf und nach jedem Knopf küsste ich sie auf die gerade geöffnete Stelle.

Es schien ihr zu gefallen, denn sie schloss die Augen und begann leise im flachen Rhythmus ihres Herzens zu stöhnen. Als ich ihr die Bluse endlich aufgeknöpft hatte, streifte ich ihr die Bluse von den Schultern und warf sie in Richtung meines Pullovers. Doch dabei trennten sich unsere Lippen keinen Augenblick voneinander. Ich öffnete den Knopf ihrer schwarzen Jeans und den Reißverschluss. Mein Atem ging schneller. Ich schob ihre Haare zur Seite und küsste sie vom unteren Ende ihres Ohrs bis zu ihrem Hals und wanderte von dort wieder nach oben. Wir setzten uns wieder auf und ich stieg aus dem Bett um mich vor ihr hinzuknien. Dabei zog ich ihr die Jeans und den Slip herunter.

Jetzt trug sie nur noch ihren BH. Sie schaute mich erwartungsvoll an und ich wusste, dass sie wollte, dass ich ihn, ihr auch noch ausziehe. Diesen Gefallen tat ich ihr. Nun saß sie völlig nackt vor mir. Dieser Anblick war einfach wunderschön. Sie fing an zu grinsen und stand vom Bett auf. Mit ihrem Blick, verlangte sie von mir, aufzustehen. Das tat ich auch. Sie küsste mich wieder mit voller Begierde.

Als sich unsere Lippen von einander trennten, fing sie an die Schlaufe meines Gürtels zu öffnen. Danach öffnete sie den Knopf meiner Hose und zog sie mir, samt meiner Boxershorts herunter. Jetzt stand ich, in meiner vollen Pracht vor ihr. Ich konnte ihr an ihrer Nasenspitze anerkennen, das sie den Anblick genoss. Ich stieg aus meiner Hose und zog mir die Socken aus. Dann packte mich die Lust und die Begierde. Ich schaute ihr in die Augen und schubste sie zurück auf das Bett. Sie war so wunderschön. Sie war das wundervollste Geschöpf, das ich je gesehen hatte. Ich liebte sie vom ganzen Herzen. Ich wollte keinen einzigen Moment mehr ohne sie verbringen. Das sagte ich ihr auch. Sie strahlte über das ganze Gesicht und formte mit ihren Lippen die Worte

>> ich dich auch! <<. Danach küsste ich sie. Ich fühlte ihre warmen, weichen Lippen auf den meinen. Ein sanftes Gefühl des Glücks floss durch meinen Körper... ihr Atem verschmolz mit dem meinem, unsere Zungen vollführten einen zunächst langsamen und innigen, aber dann immer leidenschaftlicheren Tanz. Unsere Atmung beschleunigte sich und ich spürte, wie geborgen sie sich fühlte.

Als der Kuss sich dem Ende neigte, schaute sie mir in die Augen. Dieses Funkeln darin, machte mich fassungslos. Sie verdrehte mir mal wieder, mit ihrer wundervollen Art den Kopf. Ich begehrte sie so sehr. Man konnte es nicht in Worte fassen, wie sehr. Ich wollte sie! Mehr als alles andere auf der Welt.

>> Ich begehre dich so sehr. Die Zeit in der ich dir nicht nah sein darf, auf jeder erdenklichen Weise, ist unerträglich. << Sie fing an zu lächeln und küsste mich. Dann schaute sie mir wieder in die Augen. Dieses mal konnte ich das Feuer in ihren Augen brodeln sehen.

>> Mir geht es doch genauso. Es ist kaum auszuhalten. Ohne dich, fehlt mir etwas. << Sie wusste immer genau das Richtige zu sagen.

>> Vielleicht können wir genau in diesem Augenblick, etwas daran ändern. << Ich zwinkerte ihr zu und ich konnte ihr direkt ansehen, wie wild es sie machte. Ich kniete mich auf dem Bett, vor ihr hin und begann mich küssend zu ihr hoch zu arbeiten. Als ich ihre Brüste erreichte, nahm ich abwechselnd eine Brustwarze in den Mund und streichelte sie mit meiner Zunge. Obwohl sie unter mir versuchte sich zu winden und anfing zu stöhnen, hörte ich nicht auf. Denn ich wusste, dass es ihr gefiel. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, drückte ich ihre Beine mit den meinen auseinander und versenkte mich langsam in ihr. Sie schloss genüsslich ihre Augen, wölbte mir intensiv das Becken entgegen und fing laut an zu stöhnen. Ich zog mich kurz zurück und schob mich erneut in sie hinein und heraus. Immer wieder aufs neue. Sie fing an mich wild und leidenschaftlich zu küssen. Währenddessen wurde ich schneller und unerbittlich... .

 

Das klingeln der Türklingel, brachte mich wieder in das hier und jetzt zurück. Ich merkte erst jetzt, wie sehr ich die Sehnsucht nach ihr unterdrückte. Denn ich liebte sie immer noch, genauso wie am ersten Tag! Doch ich musste einsehen, dass sie zu ihrem Mann zurück gegangen war und das ich sie nie wiedersehen konnte, da sie bereits tot war. Ich würde sie nie wiedersehen. Sollte das mein Schicksal sein? Dann würde ich damit leben. Denn ich habe einen Fehler begangen und hab sie gehen lassen. Jetzt musste ich mit den Konsequenzen leben. Doch auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass sie ein langes und glückliches Leben geführt hätte, bin ich mit meinem jetzigen Leben zufrieden. Ich habe sie dadurch trotzdem noch einmal wiedergesehen. Ich konnte mich von ihr verabschieden und das bedeutet mir mehr als alles andere auf der Welt! Ich glaube, Gott hatte mich nicht ohne Grund zurück an den Ort geschickt, wo alles begann.

Jetzt, durfte ich mich um die Tochter meiner besten Freundin kümmern. Auch wenn auf ihrer Geburtsurkunde Peter eingetragen war und alle offiziell dachten, das er ihr Vater war, war sie für mich wie eine Tochter. Sie bedeutete mir einfach alles. Ich war bei jeder Ballettaufführung von ihr dabei. War aufgestanden und hatte sie bejubelt. Hatte ihr Fahrrad fahren beigebracht und war für sie da, als Carolina starb. Bei allen wichtigen Ereignissen war ich da. Dank mir hatte sie nicht nur gelernt Ballett zu tanzen, sondern auch wie man Gitarre und Klavier spielte. Auch wenn sie es nicht gerne zugeben wollte, wusste ich das sie Freude an der Musik hatte und sie liebte. Sie war immer so ein liebenswertes Kind.... man konnte sie einfach nur lieb haben. Mit ihrem strahlenden Lächeln, konnte sie jeden um den Finger wickeln. Genauso wie ihre Mutter... .

 

>> Em.. Henry? Du weißt schon, dass das hier deine Weihnachtsfeier ist oder? Denn es hat geklingelt. An DEINER Tür...! << Ich war wieder in meinen Gedanken versunken.

>> Oh... ich war zu sehr in Gedanken. << Sie fing an die Augen zu verdrehen, genauso wie ihre Mutter es immer tat.

>> Ich bin ja schon auf dem Weg.... obwohl es eigentlich DEINE Aufgabe ist! << Bevor ich überhaupt noch was dazu sagen konnte, war sie schon im Flur verschwunden und öffnete die Tür. Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, hatte sie eine ganze Meute im Schlepptau.

>> Hallo Henry. Ich dachte mir, bring die ganze Meute einfach mit zu dir. Hattest sie ja eh alle eingeladen. Dachte mir, so muss keiner in der Kälte zu Fuß gehen. << sagte Susan, die Mutter von Ruby. Sie stolzierte auch schon an mir vorbei.

>> Ich glaube ich werde mich schon mal um das Weihnachtsessen kümmern, das wir Gestern so schön vorbeireitet haben. << Und schon verschwand sie in der Küche.

 

Mittlerweile duftete es schon aus der Küche, vermutlich war der Geruch des tollen Essens, daran Schuld, dass immer mehr Gäste kamen, die es kaum erwarten konnten davon zu probieren<. Doch dann klingelte es an der Tür. Eigentlich waren alle da... hatte ich etwa jemanden vergessen. Sophie sprang sofort von der Fensterbank auf und lief zur Tür. Man könnte auch sagen, sie lief einen Marathon zur Tür. Vielleicht hatte sie noch jemanden eingeladen. Vielleicht sogar einen Jungen.

Doch als sie zurück ins Wohnzimmer kam und ich sehen konnte, wen sie da mitgebracht hatte, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Denn es kam mir vor als würde ein Geist aus meiner Vergangenheit vor mir stehen. Thomas Ephraim Johnson. Er war es wirklich und stand leibhaftig vor mir. Ich dachte, ich würde ihn nie wiedersehen. Genauso wie den Rest meiner Familie. Als ich mich damals dazu entschied, Pfarrer zu werden, waren sie alle gegen mich und jetzt tauchte er... hier, bei mir zu Hause... auf.

>> Hallo Henry! << Ich fragte mich was er hier zu suchen hatte. Langsam merkte ich, dass mich Sophie fragend ansah. Denn sie konnte mir ansehen, dass ich nicht sonderlich erfreut von ihrem Gast war.

>> Thomas. Lange nicht mehr gesehen. <<

>> Fast zwanzig Jahre! << Wie es aussah, wollte er sich mit mir unterhalten. Ich konnte mir auch schon denken worum es indem Gespräch ging. Doch Sophie durfte auf keinen Fall etwas davon mitbekommen.

>> Ich glaube nach so langer Zeit, sollten wir uns in Ruhe unterhalten. Vielleicht in meinem Arbeitszimmer?! << Thomas guckte von mir zu Sophie und dann wieder zu mir zurück. Er wusste genau, worum es mir ging.

>> Natürlich. Einverstanden. Sophie, würdest du uns bitte entschuldigen? Wir können uns später bestimmt noch unterhalten. << Sophie guckte ganz schön überrascht.

>> Natürlich... wir sehen uns bestimmt noch später! << Mit einem lächeln, drehte sie sich um und ging zurück zur Fensterbank in der Nähe des Kamins, wo bereits Ruby auf sie wartete.

 

Währenddessen führte ich Thomas in den ersten Stock, wo sich mein Arbeitszimmer befand. Ich holte einen Schlüssel aus meiner Hosentasche und schloss die Tür auf. Denn mein Arbeitszimmer schloss ich immer ab, da sich hier viele Erinnerungen aus meiner Vergangenheit befanden und ich nicht wollte, das jemand sie fand.

Als wir im Zimmer waren, machte ich die Tür wieder zu und schloss sie wieder ab. Man wusste ja nie, wer gerade ins Zimmer platzen konnte. Lauschen konnte man jedenfalls nicht. Denn die Tür und überhaupt der Raum war Schall isoliert. Niemand konnte verstehen, was hier drin gesprochen wurde. Der Raum war nicht sonderlich groß. Es befand sich ein großes Fenster gegenüber der Tür. Davor stand ein Ebenholz farbiger Schreibtisch. Sehr alt und rustikal. Ein Erbstück meiner Großmutter. Darauf befanden sich viele Bilder von Carolina und Sophie. Ebenso von meiner kleinen Schwester Mikela und meiner Mutter. Auch ein Familienbild befand sich auf dem Schreibtisch. Davor einige Unterlagen, u.a. eine Bibel, ein Notizbuch und ein Notebook.

 

Der Fußboden bestand aus dunklem Parkettboden und die Wände waren mit einem ebenso dunklem Holz vertäfelt worden. An den Wänden hingen allerdings noch zahlreiche und wertvolle Gemälde. Na ja zumindest waren sie für mich wertvoll.

Auf einem davon war meine geliebte zu erkennen. Es hingen auch eingerahmte Zeitungsartikel an der Wand. Beispielsweise die Todesanzeige von Carolina und Benjamin, sowie ein Artikel über die Familie, die ein schlimmes Schicksal erleiden musste. Aber auch Fotos von Sophie als kleines Kind. Mein Lieblingsfoto, war immer noch das Bild, wo sie als vierjährige auf einer Wiese im Central Park saß, eine Blume im Haar hatte und dabei war einen Blumenstrauß zu pflücken. Sie sah dabei so süß aus. Ich hatte es damals vergrößern und einrahmen lassen.

Vor und hinter dem Schreibtisch befanden sich auch noch gemütliche Stühle um sich hinzusetzen. Thomas schaute sich in Ruhe um. Ich beobachtete ihn nur dabei, denn ich wusste nicht was er als nächstes zu mir sagen würde.

>> Du hast diese Frau, wie ich sehe also immer noch nicht

vergessen! << Mit einem missbilligendem Blick, schaute er mir in die Augen. Sein Blick war gerade zu eisig.

>> Nein das habe ich nicht und ich werde es auch nie tun. Denn sie wird immer meine große Liebe bleiben! << Er rümpfte nur die Nase und verdrehte die Augen. Dann wurde er wütend und wurde lauter.

>> Ich bitte dich, was hat sie dir bitte gebracht? Rein gar nichts. Wegen ihr, hast du deiner Familie den Rücken gekehrt. Du hast für sie alles verloren. Hast du überhaupt eine Ahnung was du deinen Eltern damit angetan hast und was für Sorgen sich deine Mutter all die Jahre gemacht hat?! << Ich konnte es nicht fassen. Wie konnte er so über sie reden?

>> SIE hat mir vieles gebracht!!! Sie hat mir Liebe geschenkt und mich bis zu ihrem letzten Atemzug geliebt. Meine Familie dagegen, akzeptierte unsere Liebe nicht. Sie hatten mich gezwungen mich zu entscheiden und das tat ich auch. Ich entschied mich für sie und ich bereue es keinen einzigen Tag. Dazu sein wir doch mal ehrlich Thomas! Dad war ich doch egal. Für ihn war nur wichtig, dass die Familie einen guten Ruf hatte. <<

 

Das hatte gereicht um ihn noch wütender zu machen. Ich konnte sehen, wie er innerlich fast explodierte. Jetzt kam er näher zu mir, hob seine Hand und schlug mir ins Gesicht. Es tat ganz schön weh und brannte richtig. Ich hielt sofort eine Hand davor und schaute ihn verwirrt an.

>> Rede. Nie. Wieder. So. Über. Deinen. Vater! << Er holte kurz Luft und schaute mich erst an.

>> Er hat dich mehr als alles andere geliebt. Er hat dich sogar gesucht. Er hat sogar nach Carolina gesucht und hat Zeitungsartikel studiert und auch die über ihre Kinder. Nachdem er ein Bild von Sophie in der Zeitung gesehen hatte, war ihm sofort klar, wer ihr leiblicher Vater war.... und du weißt es auch. Er wollte sie suchen... um ihr zusagen wer er war.... << Ich konnte ihm nicht weiter zu hören.

>> … SEI STILL THOMAS! << Es passte ihm gar nicht das ich ihm einfach ins Wort fiel.

>> Ganz bestimmt nicht. Ich will dir mal sagen was er tat. Er setzte sich ins Auto und war auf dem Weg zu Sophie und das ist noch gar nicht solange her. Es war erst vor ein paar Monaten. Doch, UND JETZT HÖR MIR VERDAMMT NOCH MAL ZU, dann hatte er auf dem Weg hierhin einen Autounfall und starb noch am Unfallort. <<

Wie bitte? Mein Vater war vor ein paar Monaten verstorben? Das konnte nicht sein.

>> Seine letzten Worte waren an dich gerichtet du Dummkopf! Er sagte, wie wichtig du ihm warst und wie sehr ihm alles leid täte was passiert war und das er dich liebt. << Ich konnte nur den Kopf schütteln, denn ich konnte das nicht glauben.

>> Das hat er garantiert nicht gesagt... ich kenne doch meinen Vater! <<

>> So, glaubst du das wirklich? Denkst du.. ich würde lügen? Ich war doch dabei du Vogel. Ich wurde nur nicht so stark verletzt wie dein Vater. << Das hatte gesessen. Mein Vater war tot und ich hatte nichts davon gewusst.

 

Wir schwiegen eine Weile. Doch dann unterhielten wir uns wieder darüber.

>> Weißt du überhaupt noch was über deine Familie? Das letzte mal wo du deine Familie gesehen hast, war bei Nicholas Beerdigung. << Er ging um den Schreibtisch und sah das Foto von Mikela. Dann schüttelte er wieder einmal nur den Kopf.

>> Weißt du überhaupt, was sie so in der Zeit gemacht hat?-<< Ich konnte nur den Kopf schütteln.

>> Ich deute dein Kopfschütteln mal als ein Nein. Deine kleine Schwester hat vor drei Jahren ein Studium an der American Academy of Dramatic Arts angefangen und hat es diesen Sommer mit Bravur abgeschlossen. Sie ist jetzt Schauspielerin und dazu seit letztem Jahr verheiratet. So wie ich deinen Gesichtsausdruck deuten kann, wusstest du davon nichts. Tja... sie war sogar Schwanger von ihm. Doch dann hat sie es verloren. Sie hätte dich gebrauchen können, als großen Bruder. Schließlich warst du der einzige von dem sie sich etwas sagen lassen hatte. Doch nachdem du gegangen bist, ist für sie eine Welt zusammen gebrochen und machte einen Fehler nach dem anderen. Die Ehe läuft sogar so schlecht, es würde mich nicht wundern, wenn sie sich Scheiden lassen würden. <<

Das musste ich erst einmal verdauen. Meine kleine süße Schwester. Verheiratet. Schwanger?! Schauspielstudium. Ich hatte wohl viel in ihrem Leben nicht mitbekommen. Ich konnte bloß hoffen, dass sie mir irgendwann verzeihen konnte. Denn sie war mir immer sehr wichtig.

>> VERDAMMT HENRY! Sag der kleinen endlich, wer ihr Vater ist. Du weißt es genauso gut wie ich! Dein Vater hat es auch gewusst.... er wollte es ihr sagen... weil Carolina zu feige war. Hab du doch wenigstens Eier in der Hose und sag dem Mädchen die Wahrheit. Sie hat es verdient. Früher oder später kommt die Wahrheit eh ans Licht... also sollte sie es wenigstens von dir erfahren. Mach du nicht die selben Fehler wie Carolina. Der Tod deines Vaters darf nicht umsonst gewesen sein. <<

>> Ich kann es ihr nicht sagen! Ich hab es Carolina versprochen... << Er fing an die Augen zu verdrehen. Ich konnte ihm seine Wut ansehen.

>> Versprechen hin oder her. Du hast ihr, aber auch eine Verantwortung gegenüber. Du läufst genauso davon wie Carolina. Du bist ein genauso großer Feigling wie sie es war. Wenn sie es von jemand anderem erfährt, wird sie dich für immer hassen, das ist dir doch klar oder? Schließlich warst du immer da.... und hast trotzdem nie was gesagt. Selbst als du es wusstest. Die kleine musste soviel durch machen und vermutlich geht sie immer noch durch die Hölle, denn ich kann ihr ansehen, dass es ihr nicht gut geht und es ist bestimmt nicht nur die Trauer. Was bist du bloß für ein...-<<

>> THOMAS! Es ist besser so. Glaub mir! Es ist schlimm genug, dass ich es ihr nicht sagen kann und Carolina versprechen musste, das sie es nie erfährt. Denkst du es macht mir Spaß, ihr so etwas wichtiges zu verschweigen? Ich weiß, dass es richtig wäre, ihr davon zu erzählen, doch Carolina, hat mir das in der Beichte anvertraut. Wie du weißt darf ich das Beichtgeheimnis nicht brechen. << Er schüttelte nur den Kopf und fing an zu schmunzeln.

>> Du bist so ein Idiot Henry. Dir ist schon klar, dass Carolina nicht katholisch war, oder? << Oh man er verstand den Sinn von der Beichte einfach nicht. Wie sollte man ihm das bloß erklären?!

>> Egal ob Katholik oder Protestant... das Beichtgeheimnis gilt trotzdem. Ich finde jeder hat das Recht, die Beichte abzulegen. <<

>> Du musst es wissen! Doch ich rate dir, es ihr trotzdem zu sagen. Ich werde es ihr nicht sagen, denn dein Vater, wollte das du es tust. Nur irgendwann kommt die Wahrheit eh ans Licht. Also überlege dir lieber, ob du damit leben kannst, sie dann zu verlieren? Denn sie wird es dir nicht verzeihen. Sie braucht keinen Onkel oder guten Freund. Verdammt sie braucht einen Vater. Sieh das doch endlich ein! Du lässt sie so, genauso im Stich, wie Mikela. Sie hat dich damals gebraucht... und du? Hast eine Affäre mit einer verheirateten Frau, die dich später verlassen hat und du entschließt daraufhin keine andere mehr zu lieben und wirst Pfarrer! Spielst Mutter, Vater, Kind mit deiner früheren besten Freundin und siehst dabei gar nicht, was du dem Kind eigentlich angetan hast. Sie wird nie wieder die Selbe sein, sobald sie es erfährt. Doch du musst wissen ob du damit leben kannst. Sie wird dich dann nämlich genauso verlassen, wie deine geliebte es getan hat. << Ich wusste, dass es schrecklich war, Sophie zu belügen. Doch wie sollte ich ein versprechen brechen?! Doch eins wusste ich, ich würde es nicht noch einmal ertragen können verlassen zu werden!

 

>> Henry wir müssen reden! Ich kann das alles nicht mehr. Du. Wir. Es geht nicht mehr. Ich kann ihn nicht verlassen. Er würde dich umbringen. Er würde dich suchen und finden. Ich kann das nicht verantworten. << Ich rannte zu meiner geliebten und versuchte sie zu beruhigen. Ich verstand nicht was sie mir sagen wollte.

>> Schatz, beruhige dich. Es wird alles gut. Wir lieben uns und haben uns endlich gefunden. Ich kann dich jetzt nicht gehen lassen. Wenn es um dein Kind geht, wir könnten abhauen und es mitnehmen. Ich würde mich um es kümmern, als wäre es mein eigenes. Ich weiß, ich habe nicht den besten Ruf, was Beziehungen angeht. Doch du musst mir glauben, ich habe immer nur dich geliebt. Von der ersten Sekunde an, wo du ins Zimmer gekommen bist. Du hast ausgesehen wie ein Engel und das tust du jetzt auch noch. Denn du bist mein Engel. Meine „Angel“. Bitte geh nicht zurück zu ihm. Ich weiß, dass du mich liebst. Denn ich liebe dich noch viel mehr. Wenn ich dich sehe oder du einen Raum betrittst, in dem ich gerade bin, geht für mich die Sonne auf. Denn du bist meine Sonne. In meinem Leben, dreht sich alles nur um dich. Du bist der Mittelpunkt in meinem Leben. Der Kern. Die Liebe meines Lebens. <<

Ich hatte Tränen in den Augen, denn ich hatte einfach solche Angst sie zu verlieren. Sie weinte auch. Ihr liefen die Tränen nur so über ihr schönes Gesicht.

>> Henry! Ich liebe dich doch auch. Doch du hast recht. Du liebst mich mehr als ich dich lieben könnte. Denn ich liebe meine Familie mehr. Ich bin Mutter und das in erster Linie. Es tut mir leid. Doch ich muss jetzt gehen, damit er dich nicht umbringt. Bitte geh du auch und fange ein neues Leben an. Du wirst jemanden finden, der dich mehr liebt, versprochen. Ich werde dich nie vergessen. Lebe wohl! << Sie küsste mich ein letztes mal, so leidenschaftlich, wie es nur ging und dann ging sie. Sie rannte aus der Wohnung und ich sollte sie nie wieder sehen.

Spuren die nie ganz verwehen...

 

 

 

Jede Begegnung

die unsere Seele berührt,

hinterlässt in uns eine Spur,

die nie ganz verweht.

 

Lore Lilian Boden

 

 

 

Kapitel 12 - Die erste Begegnung (Teil 1)

Für mich war es so, als wäre es erst gestern gewesen. Er lag auf dem Boden, in seinem eigenen Blut. Jegliches Gefühl zu leben, verließ seinen Körper. Er verließ mich und alles was von ihm übrig blieb, war eine leblose, kalte Hülle. Genauso, wie sie mich verließ. In dem einen Moment, sagte sie mir noch wie sehr sie mich liebte und in dem anderen war sie auch schon tot. Beide verließen mich auf eine furchtbare Art und Weise! Das einzige was mir von ihnen geblieben war, war die Erinnerung an sie. Doch ich wusste, das diese Erinnerungen irgendwann verblassen würden. Doch das wollte ich nicht zulassen. Sie sollten für immer in mir ruhen. Für immer leben. Ich nahm mir vor, für sie, mit weiter zu leben. Denn das Leben ging weiter.

Meine Mutter liebte es zu tanzen, noch mehr als das eigentliche Leben. Für sie bestand das Leben aus Musik, Bewegungen, Emotionen und der Sinnlichkeit. Denn das Tanzen ist nichts ohne die Musik. Denn diese lässt uns Emotionen und Sinnlichkeit spüren. Durch den Takt, bewegen wir uns und nehmen Emotionen wahr. Immer wenn sie tanzen konnte, war sie glücklich. Das hatte sie wohl an mich weitergegeben, denn ich liebte nichts sehnlicher als die Musik. Ob es nun das Tanzen oder das Singen war. Ich liebte alles an der Musik. Da meine Mutter für das Tanzen lebte, wollte ich auch tanzen, denn dadurch konnte sie in mir weiterleben. Doch ironischerweise musste ich immer wenn ich tanzte, dabei singen. Denn ich liebte es einfach. Auch wenn man beim Tanzen, sich im Grunde einzig und allein nur der Musik hingab, musste ich dabei singen. Viele hielten mich zwar immer für verrückt, doch wenn ich mich total in der Musik fallen ließ... viel ich in eine Art Trance, schloss die Augen und vergaß alles um mich herum. Sobald ich die Augen wieder öffnete, starten mich alle an. Es wirkte auf mich so, als ob die Leute so etwas noch nie gesehen hatten.

 

Ich war so aufgeregt. Es war mein großer Abend. Die große Premiere. Ich war gespannt darauf wie die Leute meine Version von der Geschichte meiner Mutter, finden würden. Ich beherrschte jeden Schritt, jede Bewegung und war perfekt auf meine Kollegen abgestimmt. Ich hatte auch keine Angst auf der Bühne vor so vielen Menschen zu tanzen. Nur fragte ich mich, ob sie meine Begeisterung für Musik teilen würden. Denn nicht nur Ballettliebhaber und Ballettliebhaberinnen würden da sein, sondern auch Lehrer der Juilliard würden anwesend sein. Es machte mich zwar nervös, aber Angst hatte ich keine. Ich fragte mich ob sie meine Art Ballett zu tanzen verstehen und sogar tolerieren würden. Denn es gab noch nie eine Ballerina die tanzte und gleichzeitig sang. Es gab bisher nur eine einzige, die es geschafft hatte und diese Person war meine Mutter. Dieses Erbe anzutreten war schwer. Doch mit ihr in mir konnte ich alles schaffen.

 

Ich stand auf der Bühne um noch einmal alles zum wiederholten Mal durchzuproben. Alles sollte perfekt sein. Auch wenn mich einige für total bescheuert hielten, weil ich die Geschichte einfach mal so einen Monat vor der Premiere änderte, war es mir egal. Denn schließlich waren im Grunde nur Elijah und ich davon betroffen. Doch das machte ihm nichts aus. Denn es war einfach eine Herausforderung und diese, wollte er annehmen. Die Komparsen machten widerwillig mit. Allerdings waren die Schritte auch nicht so schwer für sie. Die eigentliche Hürde, hatten Elijah und ich zu überwinden. Denn obwohl sich die Schritte in meinem Kopf festgebissen hatten, waren sie extrem schwer auszuführen. Doch zusammen sollten wir es schaffen.

Schließlich endete die Geschichte nun nicht mit dem traurigen Tod der weiblichen Hauptfigur, sondern mit einem Happy End. Denn ich glaube bis Heute daran, dass sich zwei liebende auch nach dem Tod noch finden können. Die Geschichte endete mit einem wiedersehen im Himmelreich. Sie können dort für immer und Ewig zusammen sein und sich lieben. Obwohl die Musik am Ende eher rockiger Natur war, zeigte sie so viel Emotionen und das war mir so wichtig. Es zeigte sich sogar das Elijah gar nicht mal schlecht sang. Da er nicht gleichzeitig tanzen und singen konnte, nahmen wir seine Stimme in einem Aufnahmestudio auf. Dazu konnten wir auch meine Stimme aufnehmen um diese einfach wie Gedankengänge einspielen zu können.

Die vorletzte Szene, lag mir mittlerweile besonders am Herzen. Denn sie war unter anderem eins meiner Soli. Die Szene erzählte davon.. das auch wenn „sie“ ihre große Liebe vielleicht für immer verloren hatte, wusste sie, dass er leben würde. Auch wenn sie unglücklich war, weil sie ihre Liebe verlor... wollte sie die Hoffnung ihn wiederzusehen nicht aufgeben. Der Gedanke daran.. ihn wiederzusehen ließ sie im Himmelreich weiterleben.

Die Generalprobe verlief fast einwandfrei. Wie es auch sein sollte. Denn wenn etwas in der Generalprobe schief gehen sollte, sollte die Premiere umso besser werden. Dank Elijah wurde die letzte Szene einfach grandios. …

 

Nach der Generalprobe wartete ich noch bis die anderen alle weg waren und ging zurück auf die Bühne. Denn ich war gerne noch vor einer großen Premiere auf der Bühne. Auch wenn ich manchmal einfach nur noch mal in Gedanken versunken stehen blieb. Doch dieses Mal sollte ich wohl nicht alleine bleiben. Denn Elijah tauchte auf einmal auf.

>> Na? Noch keine Lust nach Hause zu gehen um sich auszuruhen? << Sein lächeln, war kaum zu beschreiben. Denn es war wunderschön. Genauso wie er selbst. Denn alles an ihm war einzigartig.

>> Ich bin gerne auf der Bühne und schalte vor einer Premiere gerne so noch einmal ab. << Ein grinsen breitete sich auf sein Gesicht aus. Sein Körper bewegte sich graziös und sexy in meine Richtung.

>> Kurz gesagt, du willst dich noch einmal ablenken? << Sein Blick, seine Bewegungen und seine Körperhaltung war einfach unwiderstehlich, ironischerweise war ich die einzige, die seinen Charme widerstehen konnte. Ich schien etwas Immun dagegen zu sein. Denn alle Mädchen schmolzen unter seinen Blicken förmlich dahin. Doch ich kannte solche Jungs wie ihn. Ich wollte nicht eine von vielen sein. Außerdem schlug mein Herz schon für jemand anderen. Auch wenn ich ihm noch nie begegnet war.

 

Das Elijah innerlich fast explodierte, weil ich auf seine Flirt versuche nicht wirklich reagierte, machte mir irgendwie Spaß. Denn es munterte mich auf. Es lenkte mich von meinem traurigen Leben ab.

>> Em... ablenken kann man es jetzt nicht unbedingt nennen...<< Obwohl eigentlich schon. Aber er musste ja nicht immer Recht behalten. Weil ich nicht gleich, wie die anderen Mädchen, für ein Date mit ihm sterben würde, versuchte er mich immer zu provozieren. Ihm machte es wirklich sehr viel Spaß.

>> Ach nein? Wie würdest du es sonst nennen? << Oh Nein... das war wirklich unfair! Er spannte seine Muskeln an. Dieser Anblick machte mich innerlich verrückt. Doch ich versuchte ihm nicht die Genugtuung zu geben, es ihm zu zeigen. Ich blieb einfach „cool“! Er schaute mich mit seinem typischen „ach wirklich - ist das so? Blick“ an. Das war einfach nur unfair.

>> Okay, okay! Du hast Recht! Man könnte es auch „ablenken“ nennen. << Toll jetzt freute sich dieser Kerl auch noch. Dieser Casanova konnte wirklich ein Arschloch sein. Sein „Ich hab halt immer Recht“ Lächeln umspielte sein Gesicht.

Ich hasste dieses Lächeln. Es war so überheblich.

>> Sag ich's doch. Hey... Sophie... du musst etwas lockerer werden. Bei der Probe eben, warst du noch locker.. und jetzt bist du auf einmal so verspannt. Was ist passiert? Letzte Woche auf der Party, warst du noch total locker und seitdem bist du total komisch. Was ist los? << Ich konnte nicht anders, ich musste einfach die Augen verdrehen.

 

Die College Party war schon toll. Denn ich konnte andere Juilliard Schüler kennen lernen. Schließlich werde ich, wenn ich Glück habe im kommenden Semester mit ihnen studieren. Doch natürlich habe ich auf dieser Party, die ein oder andere Unterhaltung mitbekommen und alle waren der Auffassung ich wäre die neue Errungenschaft von Elijah. Obwohl er eine Freundin hat. Ich weiß auch nicht wie alle darauf gekommen waren.

>> Elijah... auf der Party.. da habe ich das ein oder andere Gespräch mitbekommen und so gut wie fast alle... dachten ich wäre deine neue Errungenschaft! Sie haben mich nicht einmal Ernst genommen. Ich kam mir total dämlich vor. << Elijah stand inzwischen vor mir und schaute mir in die Augen.

>> Sophie.. das tut mir wirklich sehr leid. Ein Freund von mir wollte sich wichtig machen und hat wohl irgend so einen Mist in den Umlauf gebracht. Er hat mich damit auch schon aufgezogen, aber ich dachte, es war nur ein blöder Scherz von ihm. Es tut mir wirklich unbeschreiblich leid. Nicht das du nicht hübsch oder attraktiv wärst. Bloß ich bin in einer Beziehung und ich würde meine Freundin niemals betrügen. Das weiß sie auch. Nur du weißt ja wie angetrunkene Kerle sind und er muss sich immer wichtig machen. Ich werde auf jeden Fall mit ihm reden. Ist jetzt wieder alles in Ordnung? <<

>> Ich weiß nicht.... aber irgendwie schätze ich mal schon. <<

>> Okay... Mensch Sophie... jetzt lach doch mal! Hey wir haben in ein paar Stunden Premiere! << Ich konnte nicht anders als ganz gelangweilt ein kleines

>> Wuhu! << von mir zu geben.

>> Das kannst du besser! Muss ich dich erst noch zum lachen bringen? << Oh man.... Moment.... Oh Nein... oh Nein.... oh Nein... Ich wusste was das heißen sollte. Er wollte mich kitzeln... Nein... Nein.... Bitte nicht!!!!

>> Oh Nein... vergiss es! Nein... Elijah... ich warne dich! << Doch es sollte nichts nützen. Er grinste mich bloß an und kam immer näher... ich wich schon zurück und danach fing ich an weg zu laufen. Doch irgendwie war es einfach nur peinlich! Denn inzwischen liefen wir beide, wie kleine Kinder hintereinander her. Doch ich musste leider zugeben... das ich leider zu langsam war. Denn er holte mich irgendwann ein, hob mich hoch und dann kitzelte er mich auch schon durch. Ich konnte nicht anders als zu quietschen und zu lachen.

 

Es war so weit! Alle Tänzer saßen in ihren Umkleidekabinen und machten sich für die große Premiere fertig. Ich fragte mich ob Jonathan wirklich kommen würde. Wir hatten uns noch nie gesehen und es würde schwierig werden uns unter den ganzen Menschen zu erkennen, doch ich glaubte daran, ihn egal wo er auch sein würde, zu finden. Denn ich würde am Abend nur für ihn tanzen. Mir würde egal sein.. was die anderen denken werden, doch was er dachte, war mir nicht egal. Ich konnte es nicht beschreiben, ich kannte ihn ja nicht einmal richtig. Doch immer wenn ich an ihn dachte, musste ich einfach lächeln. Sowie die „Angel“ im Stück. Sie starb sogar für ihre Liebe und zum Schluss haben sie sich sogar im Himmelreich wiedergefunden. So eine Liebe war doch wirklich bemerkenswert und beeindruckend. Ich konnte es kaum in Worte fassen. Ich würde am heutigen Abend nur für ihn singen und tanzen.. da war ich mir sicher.

 

Inzwischen saß ich in meiner Kabine und ließ mich von verschiedenen Stylisten fertig machen. Das anstrengendste am heutigen Abend wird nicht das Tanzen sein, sondern diese Perücke. Ich hoffte nur sie nicht zu verlieren. Obwohl das Unmöglich war. Sie war so stark befestigt, man hätte mit ihr meines Erachtens „Bungee Jumping“ machen können.

 

Die Stylisten hatten wirklich sehr gute Arbeit geleistet. Ich sah noch besser aus, als am Morgen zur Generalprobe. Meine Haare, also die Perücke, trug ich offen, die Stylisten haben sie lockig gedreht und teilweise zusammen hochgesteckt. Es sah wirklich wundervoll aus mit der blonden Mähne. Meine aquamarinblauen Augen wurden mit zarten Nuancen betont und ganz zart mit einem Eyeliner umrandet. Dazu wurden meine Lippen dunkel geschminkt. Das ganze wurde mit meinem weißen Kleid aus feinster Seide abgestimmt. Ich erkannte mich selber nicht, als ich in den Spiegel sah um mir das Ergebnis anzuschauen.

 

Währenddessen wurden die Menschenmassen ins Theater geführt. Durch die Lautsprecher hinter der Bühne wurden Zeitansagen durchgegeben, mir kam es zwar so vor, als ob diese Ansagen nur dafür da waren um uns Tänzer, verrückt zu machen. Einfach nur schrecklich! Da ich unter anderem einer der Ersten auf der Bühne war, mich zum Vorhang begab um nachzuschauen, wer alles da war, konnte ich es kaum fassen, wie befüllt der Saal bereits war. Ich konnte schon gleich Henry ausmachen und natürlich auch Ruby. Für beide hatte ich extra ausgezeichnete Plätze reservieren lassen. Oh mein Gott! Ich konnte sogar den Direktor der Tanzabteilung, Lawrence Rhodes sehen. Oh Gott und zahlreiche andere Lehrer und Direktoren der Juilliard. Sogar Terese Capucilli und Andra Corvino. Terese Capucilli unterrichtete „Modern Dance“ und war einfach nur eine Koryphäe auf ihrem Gebiet. Andra Corvino unterrichtete „Ballett“ und gehörte zu den Besten Lehrern der Juilliard.

 

Doch auf einmal, es war schwer zu beschreiben, aber auf einmal spürte ich einen Lufthauch. Jemand betrat den Saal. Ein dunkelhaariger gut aussehender junger Mann. Ich konnte nicht aufhören ihn anzuschauen. Das musste Jonathan sein. Warum sollte ich sonst so einen Lufthauch spüren. Es war so.. als verband uns irgendetwas magisches. Er sah einfach wundervoll aus. Seine Haare waren ein Traum. Alles an ihm sah toll aus. Mir schien es so als wäre er gar kein normaler Mensch. Sein ganzer Körper war perfekt proportioniert.

Er trug einen schwarzen Anzug, mit einer schwarzen Hose. Sein weißes Hemd, schmiegte sich mit der schwarzen Weste und dem schwarzen Jackett darüber, wie eine zweite Haut an seinen Körper. Seine schwarze Fliege betonte seine wunderschönen grünen Augen. Die nur so am leuchten waren. Mit seinem grau-bläulichen Einstecktuch sah er einfach fantastisch aus. Ich musste ihn einfach anstarren. Für mich blieb die Zeit stehen. Alles um mich herum fror ein. Als gäbe es bloß ihn und mich.

Es war so, als würde er nachdenken, denn er hob seine Hand an seinen Mund und berührte mit seinem linken Zeigefinger seine Lippen. Diese Lippen... Gott hätte sie gar nicht besser machen können. Einfach... wie sollte ich es ausdrücken... man konnte es nicht in Worte fassen! Wie gerne hätte ich diese mit den meinen berührt. Sie geschmeckt. Wäre eins mit ihnen geworden. Was machte er bloß mit mir? Er warf mich völlig außer Bahn. Mein Körper reagierte auf ihn total erregend. Meine Gedanken spielten verrückt. Ich stellte mir Dinge vor... wie... HALT! STOP!!! Was machte er bloß mit mir? Er brachte mich völlig aus der Bahn. Als könnte er meine Gefühle und Gedanken beeinflussen. Doch das... war völlig unmöglich. Niemand konnte das. Oder vielleicht doch? Nein... so etwas.. konnte man nicht! Nein.. das wäre völlig unmöglich gewesen. Ausgeschlossen.

 

Mein Blick traf die Uhr. Es war schon so spät. In wenigen Minuten.. würde ich auf der Bühne stehen. Doch vorher bräuchte ich noch meine Maske. Meine weiße Maske die meine Augen und meine Nase verbarg. Sodass alles geheimnisvoller wirkte. Man konnte nur meine Augen sehen. Meine Maske, war mit silbernen Perlen am Rand meiner Stirn bestickt und dazu mit Glitzer bedeckt. Jedes kleine Mädchen hätte so etwas haben wollen.

Als ich klein war... wollte ich alles, was glitzerte, haben. Ein Traum jedes kleinen Mädchens. Ich konnte bloß hoffen, dass Jonathan mich nach der Premiere ohne Perücke wiedererkennen würde. Denn ich hatte ja nur, für das Ballettstück blonde Haare. Ich konnte es nur hoffen. Doch die Chemie zwischen uns war einfach so deutlich zu spüren.. mich brachte sie völlig aus der Bahn, es müsste ihm doch genauso gehen.

 

>>> Ihr habt noch fünf Minuten bis zum Start der ersten Szene! Bitte alle Tänzerinnen und Solisten für die Szene auf die Bühne! <<<

Jetzt gab es kein zurück mehr! Es würde Ernst werden. Es würde alles auf einer Karte stehen. Mein Schicksal stand nun in den Sternen.

 

Das Licht im Saal erlosch. Nur der Orchestergraben wurde beleuchtet. Der Dirigent gab ein Zeichen und somit begann das Orchester an zu spielen. Wunderschöne Musik ertönte aus den Instrumenten. Der Vorhang hob sich.

Mit Hilfe einer Nebelmaschine wurde Nebel erzeugt, der aussah als wäre man wirklich im Himmel. Zumindest konnte man es sich so vorstellen. Nun war ich dran mit meinem Part. Ich tänzelte auf die Bühne. Ich schaltete alles aus und versank in der Musik. Die Musik wurde eins mit mir. Dadurch waren waren meine Spagatsprünge umso kraftvoller. Nun kamen auch andere Statisten auf die Bühne und tanzten um mich herum oder auch im Hintergrund.

Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie verzaubert und atemlos das Publikum vom Zwiegespräch zwischen Harfe und Solovioline beim „Pas de deux“ war. Die optische Opulenz, mit der wir die Bühne in ein Himmelreich verwandelten, eben durch den optischen Nebel, der mit den Kunstschnee bedeckten Bäumen wundervoll harmonierte, war einfach traumhaft und faszinierte mich immer wieder aufs neue, wenn ich diese sah. Es kam mir immer wieder so vor, wenn ich tanzte, das ich schwebte. Als wäre die Schwerkraft aufgehoben.

 

Ich war wirklich froh mit diesem Ensemble zu tanzen. Denn ihre Leistungen waren einfach nicht in Worte zu fassen. Mit Elijah als Partner konnte ich mich wirklich glücklich schätzen, denn wir harmonierten wirklich großartig miteinander. Durch ihn, hatte ich das Gefühl besser zu tanzen. Denn mein Spitzentanz war besser als je zuvor. Alles verlief so wie ich es mir erträumte und vorstellte. In seinen Händen war ich biegsam und anmutig, genauso wie es sein sollte, einfach perfekt.

 

Das Stück neigte sich dem Ende zu und die letzte Szene gestaltete sich, emotional und einfühlsam in ihrer Sinnlichkeit. Unsere Bewegungen waren perfekt aufeinander abgestimmt und als die Musik verstummte, war alles vorbei. Wir hatten es geschafft. Der Vorhang schloss sich und wir stellten uns alle auf, um uns zu verbeugen. Als der Vorhang sich erneut öffnete, verbeugten wir uns mit dem Ensemble, während das Publikum sich erhob und Beifall klatschte.

In diesem Moment kam Madame Le Muer auf die Bühne, stellte mich mit einer Handbewegung vor und überreichte mir ein Strauß Rosen. Glücklicher hätte ich im Grunde gar nicht mehr sein können. Ich konnte daher gar nicht anders als zu lächeln und zu strahlen.

Ich ließ den Blick über das Publikum schweifen. Als ich Jonathan entdeckte, konnte ich einfach nirgendwo anders hinsehen. Diese Augen. Dieses Grün. Smaragdgrün. Er schaute mir auch direkt in die Augen. Dieses Funkeln in seinen Augen wirkte, als würde ein Feuer in ihnen lodern und machte mich völlig verrückt. Das Gefühl der Geborgenheit und der Erregung umhüllte mich erneut. Mein Bedürfnis, zu ihm zu gehen und einfach meine Arme um seinen Hals zu legen, meine Hände über seinen Körper gleiten zu lassen, während er mir auf die selbe Art den Verstand raubte, war kaum noch zu bändigen. Was machte er bloß mit mir?! Ich konnte der Ansprache von Madame Le Muer gar nicht folgen, denn meine Aufmerksamkeit galt einzig und allein ihm. Jede seiner Bewegungen lösten in mir eine Flut von Gefühlen aus, dass mir heiß und kalt wurde.

 

Ein Räuspern, von Madame Le Muer, brachte mich ins hier und jetzt zurück. Auf einmal fingen alle an, nach oben zu gucken. Denn es wurden die Schneekanonen betätigt und somit regnete es Kunstschnee. Als großes Finale fing das Orchester erneut an zu spielen. Ich wusste, was jetzt kommen würde. Elijah und Madame Le Muer traten neben mich und Elijah nahm mir den Rosenstrauß aus den Armen, während mir Madame Le Muer ein Mikrofon überreichte.

 

Dann trat ich zwei Schritte nach vorn.

>> Meine Damen und Herren, ich danke ihnen das sie Heute gekommen sind und möchte mich ebenfalls meiner Mutter danken. Ohne sie, würde ich vermutlich nicht hier stehen. Sie war eine wundervolle und außergewöhnliche Ballerina. Sie selbst, stand vor ein paar Jahren, hier auf der Bühne. Sie bekam mit nur sechzehn Jahren ein Stipendium für die Juilliard School of Dance. Leider hatte sie einen Autounfall der ihre Tanzkarriere beenden sollte. Sie liebte das Tanzen über alles, besonders die Musik selbst. Schließlich sang sie auch sehr gerne. Es erfüllte sie mit Freude. Leider kann sie Heute nicht hier sein, denn sie ist vor ein paar Jahren verstorben. Doch ich glaube daran, dass sie Heute hier ist. In diesem Moment. Genau Heute vor vierundzwanzig Jahren, stand sie hier auf dieser Bühne und tanzte das letzte Mal. Auch wenn ich weiß, dass das was ich jetzt vorhabe nicht angemessen ist, möchte ich diesen Tag trotzdem in Ehren halten und in Gedenken an meine Mutter Carolina Louise Montrose, ein Lied ihr zu ehren singen. Denn ich weiß das sie sich das sicher gewünscht hätte. Das letzte Lied was sie mir vorgesungen hatte, war kurz vor ihrem Tod. Das Lied handelte davon, dass wir wundervoll sind egal was andere denken oder sagen. Mit dem Lied möchte ich ihr gerne sagen, wie sehr ich sie vermisse und das ich es nun verstanden und verinnerlicht habe.

Mum … dieses Lied ist nur für dich und so sang ich "Beautiful" von Christina Aguilera.  

 

Während des ganzen Liedes schaute ich direkt in Jonathans wunderschönen grünen Augen. Dabei liefen mir Tränen über die Wangen, denn die ganzen Erinnerungen an meine Mutter kamen wieder hoch. Am liebsten wäre ich sofort von der Bühne gerannt, doch aus irgendeinem unbeschreiblichen Grund beruhigte mich der Blick von Jonathan. Er war so fesselnd. Sodass ich alle anderen Leute im Saal einfach ausblendete und allein mit ihm im Saal war. Als ich mit den Worten „Don't you bring me down, today“ endete, standen alle Leute in dem Saal auf und fingen an zu klatschen. Nun realisierte ich auch wieder, das wir nicht alleine waren. Madame Le Muer verstand anhand meiner Körpersprache, dass ich einfach nur von der Bühne wollte. Sie kam mir zur Hilfe, nahm mir das Mikrofon ab und sprach noch ein paar letzte Worte. Dann verbeugten wir uns alle noch einmal und dann wurde der Vorhang schon hinunter gelassen.

Ich war wirklich froh, dass das eine Ende hatte. Mein Gehirn blendete alles aus und steuerte auf meine Garderobe zu. Sobald ich drin war, schloss ich die Tür ab und sackte an der Rückseite der Tür zusammen, bis ich auf dem Boden saß, mit angewinkelten Beinen und die Hände vors Gesicht.

Langsam füllten sich meine Augen mit Wasser, sodass sich die kugelförmigen Tränen in einen Wasserstrahl auflösten. Ich kämpfte noch gegen die Triebe meines Herzens, sträubte mich und versuchte die Tränen mit einem Taschentuch wegzuwischen. Doch ich konnte sie nicht mehr aufhalten. Sie liefen meinen Wangen entlang. Bis hin zu meinen Lippen. Allmählich begann es in meiner gespannten Brust an der Stelle, wo sich mein Herz befand weh zu tun. Abwechselnd spannte und entspannte sich meine Bauchhaut an. Ich schluchzte. Und das Schluchzen war laut. Denn ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen. Denn es war einfach alles zu viel. Auf der einen Seite war ich total glücklich, doch auf der anderen Seite, war ich auch wieder total traurig wegen meiner Mutter.

 

Obwohl ich nur wenige Minuten so da saß, kam es mir vor wie Stunden. Ich versuchte mich zusammen zu reißen und meine Tränen fingen an zu versiegen. Ich setzte die Maske ab und versuchte mein Make-up zu retten, denn ich musste schließlich noch einmal aus der Garderobe gehen. Schließlich war ich noch mit Jonathan verabredet. Ich war so aufgeregt. Wie würde er auf mich reagieren, wenn er mich mit meinem richtigen Äußeren sehen würde?!

Manchmal ist besser zu gehen

 

 

 

Es ist nicht immer Leicht zu gehen

ohne sich umzudrehen,

doch manchmal ist es besser

an sich selbst zu denken

und nicht an andere.

 

Unbekannt

Kapitel 13 - London 1905 [ aus der Sicht von J. Bennett]

Der Schein trügt immer! So war es für die Menschen die uns nicht kannten. London war einst unser Zuhause, genauso wie viele andere Orte auf der Welt.

Damals stand gutes Benehmen und gute Kleidung für Reichtum. Man wurde damit in der gehobenen Gesellschaft angesehen. Die Bennetts gehörten dazu. Auf den Straßen wusste jeder wer wir waren. Obwohl sie nicht sonderlich viel von uns wussten, wussten sie, dass man sich vor uns in Acht nehmen sollte. Besonders vor mir hatten sie große Angst:

 

Wir lebten in einem Schloss nähe Londons. Es gehörte zu den schönsten und prachtvollsten Schlössern des Landes. Mein Großvater baute es Jahrhunderte vorher, damit wir irgendwann zurück kehren konnten. Dies taten wir auch. Denn da wir nicht wie gewöhnliche Menschen einfach diese Welt verlassen konnten, mussten wir nach einer Zeit unsere Zelte abbrechen und woanders hinziehen wo uns keiner kannte. Denn da wir uns der Zeit anpassen konnten, hatten wir nie sonderliche Probleme. Wir achteten auch darauf, dass wir einen Ort erst nach Jahrhunderten von Jahren wieder bewohnten. Damit es niemanden gab der uns erkennen konnte, wenn man uns trotzdem von Fotos wiedererkannte sagten wir, dass wir deren Nachfahren wären. Dies glaubten uns die Menschen sofort und sahen uns dadurch auch sofort in der gehobenen Gesellschaft.

 

Wir waren anders als andere. Mächtiger. Stärker. Intelligenter. Menschen bereiteten mir besonders Vergnügen. Denn ich quälte sie gerne. Das Böse floss durch meine Venen zu meinem Herzen, welches vermutlich aus Hass und Abscheu bestand. Ich konnte nicht lieben. Wie auch? Ich wurde geschaffen um zu zerstören, ebenso wurde ich mit Chaos, Unwetter und Stürme identifiziert. Da sie wie meine Launen dunkel und gefährlich waren.

 

Eines Abends lernte ich eine junge Frau namens Elizabeth kennen. Sie war zart wie eine Blume, sowie das Meer in ihren Augen lag. Sie gehörte zum gehobenen Adel und war sehr schüchtern. Sie war die jüngste Tochter ihres Hauses, mit ihren fünfzehn Jahren. Wir lernten uns auf einer offiziellen Veranstaltung kennen. Für mich war so etwas alltäglich doch für sie was es das erste Mal.

Bei solchen Veranstaltungen sah man immer die gleichen Leute und deswegen faszinierte sie mich umso mehr als sie mit ihrer Familie die Treppe hinab lief. Ihre graziöse Art sich zu bewegen machte mich Neugierig. Deswegen musste ich sie einfach kennenlernen. Normalerweise durfte man in unserer Gesellschaft nur mit jungen Damen sprechen, wenn dessen Vater es erlaubte. Doch für mich war so etwas wie nie ein Problem. Da ich hoch angesehen war, war jeder Vater froh wenn ich mit eins seiner Kinder sprach. Auch dieses Mal war es so. Ihre Schüchternheit gefiel mir. Besonders ihre Reaktion auf mich war faszinierend. Denn mein Charme ließ sie immer wieder aufs neue Erröten. Nach ein paar Komplimenten war sie auch schon Wachs in meinen Händen. Eine zu leichte Beute. Ich überredete sie zu einem kleinen Spaziergang um mich mit ihr etwas zu amüsieren, da ich dies immer mit Menschen tat. Da mich sonst alles relativ langweilte.

 

Doch bei ihr war es zu leicht. Denn gerade als sie anfing mich wieder zu langweilen und ich ihr Leben eigentlich beenden wollte, welches so wieso nichts besonderes war, tauchte eine Frau auf. Sie war genau das Gegenteil von Elizabeth. Obwohl ihre Haare beide aussahen als würden sie aus Gold bestehen, war diese Frau anders. Sie war mutiger und hatte mehr Biss.

>> Wagen Sie es ja nicht diesem Mädchen etwas anzutun Sie Monster! << schrie sie mir entgegen. Monster.. hm.. diese Bezeichnung war so abwertend, allerdings zutreffend. Elizabeth zitterte bereits am ganzen Leib und ihre Tränen zerstörten bereits ihr makelloses Gesicht.

>> Wieso stört es Sie? << ganz locker und amüsierend zuckte ich mit den Schultern und machte mich über diese Frau lustig. Denn irgendwie amüsierte mich ihr Auftreten.

>> Ob es mich stört? Natürlich! Ich werde nicht zulassen wie Sie Menschenleben aus purer langweile auslöschen! << Ich konnte nicht anders als einfach darauf los zu lachen. Als ob ein einfacher Mensch gegen jemanden wie mich eine Chance hatte?! Doch ich sollte mich irren. Gerade als ich Elizabeth in die Augen schaute, sie manipulierte damit sie nicht weglaufen würde, wieder zu der Frau schaute und währenddessen ich Elizabeth los ließ vergingen bloß wenige Sekunden und in dem Moment fing die Frau, dessen Name ich nicht kannte, an auf mich zu zu kommen. Ihr Blick wurde ernst.

>> Denken Sie ich würde gegen jemanden wie Sie verlieren? Da irrend Sie sich aber. Haben Sie eine Ahnung wer ich bin? << Die Frau fing langsam wirklich an mir auf die Nerven zu gehen.

>> Eine alte nervige Frau die wirklich keine Chance gegen mich hat! << antworte ich ihr mit einer Spur von Arroganz in meiner Stimme. Meine Antwort amüsierte sie und auf einmal wurde es immer heller, als würde man von der plötzlichen Sonne geblendet werden und die Frau schien immer größer zu werden.

>> Mein Name ist Ariel und ich gehöre zu den Erzengeln dieser Welt und Sie sind der berühmte Joetun wie ich sehe. Sie sind bei uns Engeln bereits berüchtigt. << Ein Erzengel. Wie niedlich. Ich bin schon mehreren begegnet, doch Ariel kannte ich leider noch nicht. Bis zu dem Zeitpunkt jedenfalls. Es war kein Wunder das sie mich nicht leiden konnte. Wie auch? Unseresgleichen waren ihre natürlichen Feinde.

>> Ariel, es ist mir eine Freude Sie endlich mal persönlich kennenzulernen. Auch wenn der Zeitpunkt schlecht gewählt ist. Denn ich habe noch etwas zu erledigen. Danach können wir beide gerne noch etwas plaudern. << Sie schäumte bereits vor Wut, was mich allerdings köstlich amüsierte.

>> Ich bin nicht hier um mit Ihnen ein Kaffeekränzchen abzuhalten.. << Ich liebte es sie zu provozieren, deswegen redete ich ihr ins Wort.

>> Ach nicht? Das ist aber sehr schade. Ich habe gehofft Sie besser kennenzulernen. Vielleicht werden wir sogar gute Freunde. << Diese Worte reichten um das Fass endgültig zum Überlaufen zu bringen.

>> Davon träumen Sie wohl! Ich bin hier um dieser reinen, unschuldigen Seele zu helfen. <<

>> Tja, wenn das so ist meine Liebe... bleibt mir nichts anderes übrig, als einen Engel aus dem Weg zu räumen! << Doch ich hatte nicht damit gerechnet das ein Erzengel so stark sein konnte. Denn Ariel reichte es nun endgültig und ging auf mich los. Sie war viel stärker als ich angenommen hatte und es gelang ihr mich außer Gefecht zusetzen und das Mädchen zu retten.

 

Sie hatte es geschafft mein Leben als Joetun zu beenden!

Übernatürliches Band der Liebe

 

 

Wenn wir diese eine Person gefunden haben,

fühlen wir uns mit dieser verbunden.

Die Beziehung zueinander

fühlt sich außergewöhnlich an.

In dessen Gegenwart

würde man sich geborgen

und verstanden fühlen.

Es entsteht eine unbeschreibliche Nähe,

ein unsichtbares Band,

welches für niemanden zusehen sein wird.

Bei jedem kann es anders sein.

Der eine sieht nur noch den anderen

oder bei dem anderen hat man das Gefühl

unter Strom zu stehen.

Es gibt zahlreiche Varianten.

 

 

Zitat aus Sacrifice of Angels - Verbotene Liebe ; Kapitel 14; Abigail Bennett

Kapitel 14 - Die erste Begegnung ( Teil 2) [Jonathans Sicht]

Heute war es endlich soweit. Heute würde ich sie treffen.

Aus einem unerfindlichen Grund, war ich irgendwie... nervös. Denn ich fragte mich, ob sie mich erkennen würde. Ich erkannte sie selbst nur an ihrem Schreibstil und an ihrer Stimme. Diese Stimme. Sinnlich. Einzigartig. Wunderschön.

Obwohl ich schon so einiges in meinem Leben erlebt und vor allem auch schon so einige Frauen kennen gelernt hatte, musste ich zugeben, das ich so eine ausdrucksstarke Frau noch nie kennen gelernt hatte. Immer wenn ich ihre Mails las, kam es mir so vor, als würde ich sie schon mein Leben lang kennen. Sie war etwas ganz besonderes. Normalerweise, war ich immer aufbrausend und hatte das Bedürfnis, zu zerstören. Es lag in meiner Natur. Denn ich wurde dazu geboren.

Doch durch sie, verspürte ich es nicht mehr. Im Gegenteil, ich war glücklich. Sie holte mein besseres Ich zum Vorschein.

Ich schaute aus dem Fenster, der Hotelsuite in New York. New York! Die Stadt die niemals schlief. In wenigen Stunden würde ich sie wiedersehen und ich konnte es kaum noch abwarten.Ich stellte mir vor wie sie aussah. Auf den Theaterkarten war ein wunderschöner Engel abgelichtet. In einem weißen Kleid mit langen, lockigem und blondem Haar stand sie da. Ich fragte mich ob sie das wohl war. Sah sie so aus? Ich stellte sie mir immer anders vor.In meiner Fantasie hatte sie dunkle, feurige Haare. Da sie über ein sehr ausgeprägtes Temperament verfügte und auch sehr starrsinnig sein konnte. Und wie starrsinnig.Mein Großvater konnte meine Schwärmereien über sie kaum noch mitanhören. Er schaute mich immer nur Kopfschüttelnd und mit einem Lächeln im Gesicht an. Denn er freute sich für mich. Schließlich war ich in meinem ganzen Leben noch nie so verliebt gewesen, wie ich es in diesem Augenblick war. Natürlich hatte ich die ein oder andere „Freundin“ wie man zu der Zeit gesagt hätte, doch keine von ihnen konnte ich je lieben. Bei Sophie war es anders. Ich hab noch nie zuvor für jemanden so viel empfunden. Sie war ein Teil davon geworden, auch wenn wir uns noch nie sehen konnten. Wenn ich an sie dachte, verspürte ich das Gefühl zu lächeln. Der bloße Gedanke an sie, machte mich glücklich. Ich fragte mich jeden Tag wie ich bloß die ganze Zeit ohne sie leben konnte, denn ich konnte mir mein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen. Vielleicht lag es daran das sie die eine ist. Obwohl... hatte jemand wie ich, so jemanden wie sie überhaupt verdient? Sie war liebenswert und aufopfernd. Man konnte nur über sie staunen.

Konnte jemand der so bezaubernd war wie sie, jemanden wie mich überhaupt lieben? Eine kalte Bestie? Sie war wie ein Engel und ich das Monster. Ein Monster das Menschen zum Spaß quälte bis sie um den Tod bettelten. Wer macht so etwas? Ich. Zumindest war ich so. Ich wollte nie mehr so sein. Meine Familie versuchte gut zu sein. Alle schafften es vor mir. Doch ich hatte mich auch über die Jahrzehnte verändert. Kaum zu glauben oder? So jemanden wie sie, konnte ich einfach nicht verdienen. Es hätte mich nicht gewundert, wenn ich auf einmal aufgewacht wäre und alles wäre nur ein Traum gewesen.

 

***

 

>> Das ist nicht dein Ernst? Du glaubst nicht wirklich das du sie nicht verdient hast oder? Welche Hexe hat dich denn gebissen? << fragte mich mein Großvater, der wie aus dem Nichts auf einmal vor mir stand.

>> Verdammt!! Musst du immer meine Gedanken lesen? Ich hasse es! Ständig macht ihr das. Grandma und du. Ihr seid beide wirklich nervtötend. << Mein Großvater lachte nur so in sich hinein.

>> Tja.. mein lieber. Wir haben es dir schon einmal gesagt, wenn du deine Gedanken so offen zur Schau stellst ohne sie zu schützen, können wir auch nichts dafür. << Er zuckte nur mit den Achseln, während ich die Augen verdrehte.

>> Ja ja. << Kopfschüttelnd kam er näher.

>> Ein Dämon zu sein ist doch nichts schlimmes. Man kein sein Schicksal immer noch selber wählen. Wir haben es getan, weißt du nicht mehr? Wir haben uns nach Jahrtausenden von Jahren dafür entschieden, friedlich zu leben. Ich weiß das es für dich schwerer war, als für uns. Doch dank Ariel, konntest du doch auch ein Leben führen wie wir. << Jetzt fing er wieder mit Ariel an. Das war schon so lange her. Ariel.. an sie konnte ich mich noch sehr gut erinnern. Ein Erzengel. Ich durfte zwar schon vielen Engeln begegnen, doch Ariel lernte ich erst im Jahr 1905 kennen. An dem Abend änderte sie mein Leben. Sie kam um die unschuldige Elizabeth zu beschützen. Elizabeth. Ich sah sie vor mir, als wäre es Gestern gewesen. Sie war ein wundervolles Geschöpf. Wunderschön und zugleich sehr humorvoll. Was wohl aus ihr geworden war?

>> Elizabeth hat ihr Leben gelebt. Sie ist nicht unglücklich gestorben. << Schon wieder. So langsam konnte ich mich echt darüber aufregen.

>> Hör auf damit!! << Jetzt fing er wieder an zu lachen. Dieser Mann machte mich wirklich fertig.

>> Dann lass deine Gedanken nicht so offen. So ist es ja ein leichtes sie zu lesen. <<

 

 

Elizabeth. Ich konnte mich noch genau an sie erinnern. Sie hatte lange, lockige Haare die im Licht aussahen wie pures Gold. Ihre Augen. Wie konnte man diese vergessen?! In ihnen konnte man versinken. Man hatte das Gefühl den Ozean zu sehen. Das Meer so weit es auch war. Sie war nicht wie die anderen. Sie war so zart wie eine Blume. Außergewöhnlich.

Sie war damals erst fünfzehn Jahre alt. Doch trotzdem wirkte sie sehr erwachsen und doch noch kindlich. Sie brachte einen zum lachen und man fühlte sich in ihrer Gegenwart so leicht. So geborgen. Wir begegneten uns das erste Mal auf einer Veranstaltung, die zu der damaligen Zeit, Gang und Gebe war. Ich konnte mich noch genau an an diese Begegnung erinnern.

Wie sie die Treppe zum Saal hinab stieg. Graziös und leicht. Es sah aus als würde sie die Treppe hinab schweben. Jeder im Saal richtete seine Aufmerksamkeit auf sie. Zumindest tat ich das. Auf ihre ältere Schwester Louise achtete ich gar nicht. Eigentlich hatte sie noch eine Schwester, doch diese war an diesem Abend wohl verhindert. Louise hatte die Augen eines Rehs. Sie sahen unschuldig aus. Ihre Haare schimmerten rötlich im Licht. Sie war damals bereits zwanzig Jahre alt und bereits verheiratet. Doch auf ihren Mann achtete ich am wenigsten, wenn ich es überhaupt tat.

Für mich stand Elizabeth im Mittelpunkt. Ich wollte sie unbedingt kennenlernen. Sie machte mich Neugierig. Wir machten zusammen einen kleinen Spaziergang und ich konnte, nur immer wieder über sie staunen. Aber ich durfte mich nicht in sie verlieben. Schließlich war ich (bin ich) ein Dämon. Das Böse erschuf mich um zu zerstören. Wie konnte ich dann einen Menschen lieben oder wie konnte mich ein Mensch lieben?

>> Sie schmeicheln mir. Geben mir das Gefühl etwas besonderes zu sein. Doch ich möchte ehrlich zu Ihnen sein. Sie wirken so traurig, als ob Sie im tiefsten Inneren verbittert wären. Vermutlich denken Sie schlecht von sich. Obwohl Sie doch eigentlich eine gute Seele haben. Jeder Mensch hat diese doch. Bevor Sie mich fragen, wie ich darauf komme oder ob ich daran glaube, möchte ich Ihnen gerne sagen, das ich es in Ihren Augen sehen kann. Es klingt absurd, doch es ist die Wahrheit. Sie sind ebenso wie jeder andere auf dieser Welt.. etwas ganz besonderes. Ich glaube daran, dass Sie ein Herz aus Gold besitzen. Es ist außen hart und doch hat es innen einen weichen Kern und ist liebenswürdig und anmutig. So wie Sie. << Ich konnte es nicht glauben. Sie schien wirklich an etwas gutes in mir zu glauben. Doch an mir gab es damals nichts gutes. Ich war ein kaltes Monster, das Menschen ohne einen Grund das Leben nahm. Ich mochte sie wirklich sehr. Doch früher oder später, hätte ich sie unglücklich gemacht und sie hätte mein wahres Ich gesehen. Das konnte ich nicht zulassen. Wenn ich sie damals hätte gehen lassen, wäre sie mir immer hinterher laufen, es gab nur ein Weg. Sie musste sterben. In der damaligen Welt, konnte man eh nicht glücklich werden. Man wurde einfach versprochen und musste jemanden heiraten den man gar nicht liebte oder überhaupt mochte. So wäre es mit ihr vermutlich auch gewesen. Sie sollte wenigstens Frieden finden dürfen. Doch gerade als ich ihr den Frieden schenken wollte... wurde es überall hell. Eine Frau tauchte auf. Sie verlangte von mir Elizabeth gehen zu lassen. Ich lachte die Frau erst aus, als sie meinte sonst mit mir kämpfen zu wollen. Doch ich wurde eines besseren belehrt. Denn es stellte sich heraus das diese Frau, niemand anderes war als Ariel, eine der sieben Erzengel. Gerade als ich sie angreifen wollte, machte sie mir einen Strich durch die Rechnung. Sie war viel stärker als ich es damals war. Sie beendet mein Leben als Joetun. Den Namen bekam ich vom Bösen. Ariel beendete mein Leben. Dank ihr konnte ich endlich ein neues Leben beginnen. Doch dies konnte ich erst ein paar Jahre oder Jahrhunderte später führen. Denn ich musste als guter Dämon erst erwachen.

 

***

 

Wir stiegen in den Wagen, der uns ins Ballett fahren sollte. Auf dem Weg dorthin musste ich an Sophie denken, aber auch an Elizabeth. Sie ähnelten sich sehr. Vom äußeren konnte ich es nicht beurteilen, doch vom Charakter her.. schon. Sophie war sehr außergewöhnlich. Ich fragte mich ob ich ihrer überhaupt würdig war. Noch hatte ich Zeit. Zeit um einfach umzukehren. Sie ihr Leben leben lassen. Ihr Leben... war soviel mehr Wert, als alles andere auf der Welt. Sie verdiente es endlich glücklich werden zu dürfen. Ob ich sie daran gehindert hätte? Würde vielleicht das Monster in mir zurück kommen und sie zerstören? Fragen über Fragen!

>>Denk nicht einmal im Traum daran mein Junge! Du bist kein Monster mehr. Du hast dich geändert. Ebenso bist du ihrer würdig. Doch du hast Recht! Jetzt kannst du dich noch um entscheiden. Willst du dorthin oder nicht? Es liegt an dir. Nicht an mir und an niemand anderen. Nur an dir! << Ausnahmsweise war ich meinem Großvater zur Abwechslung mal Dankbar dafür, das er meine Gedanken las. Auch wenn es mich immer tierisch aufregte. Ich brauchte einfach seinen Rat.

>> Danke Grandpa! << Ich hatte eine Entscheidung getroffen und mein Entschluss stand fest.

 

 

Wir standen genau vor dem Theater und ich konnte es immer noch fassen. Ich würde sie gleich Leibhaftig vor mir sehen. Auf dem Theater stand in Leuchtbuchstaben „DER WEIßE ENGEL VON SOPHIE E. R. MONTROSE“ . Sie hatte es wirklich geschafft. Das war das was sie wollte. Ich war sehr gespannt darauf sie endlich zu sehen.

 

Wir betraten das Theater, versuchten unsere Plätze zu finden und auf einmal war da diese Kälte. Ich spürte einen Lufthauch und mein Blut fing an zu gefrieren. Wie konnte das sein? Mein Blick richtete sich auf den Bühnenvorhang und dort stand sie. Unsere Blicke trafen sich. Diese Augen. Dieses blau. Man hätte sich in ihnen verlieren können. Diese Lippen. Sie waren rot geschminkt. Zugern hätte ich an ihnen geknabbert.

Mich umgab ein eigenartiges Gefühl, als stünde ich unter Strom. Konnte das sein? Ich hatte davon gehört, doch nie wirklich daran geglaubt. Meine Tante Amanda hatte so etwas auch schon erlebt, als sie ihren Mann das erste Mal traf. Meine Großmutter erzählte mir immer wieder etwas über Seelenverwandte.Wenn wir diese eine Person gefunden haben, fühlen wir uns mit dieser verbunden. Die Beziehung zueinander fühlt sich außergewöhnlich an. In dessen Gegenwart würde man sich geborgen und verstanden fühlen. Es entsteht eine unbeschreibliche Nähe, ein unsichtbares Band, welches für niemanden zusehen sein wird. Bei jedem kann es anders sein. Der eine sieht nur noch den anderen oder bei dem anderen hat man das Gefühl unter Strom zu stehen. Es gibt zahlreiche Varianten.

Doch bei mir war es irgendwie anders. Ich spürte mehrere Dinge gleichzeitig. Ich war immer der festen Überzeugung, das es für mich keine Seelenverwandte gab. Schließlich war ich die Bosheit in Person. Doch vielleicht hatte ich mich dabei geirrt. Schließlich musste das Mädchen nicht Sophie sein. Es konnte jeder sein. Aber trotzdem war ich im tiefsten Innern davon überzeugt, das sie es war. Auch wenn ich bloß ihr Gesicht sehen konnte.

 

Langsam wurde das Licht gedimmt, das Orchester fing an zu spielen, der Vorhang ging auf und dann kam sie auf die Bühne. Sie sah wunderschön aus, ich konnte ihren Anblick kaum in Worte fassen. Denn keine Bezeichnung wäre angemessen genug gewesen. Sie trug ein weißes Kleid aus Seide, welches sich an ihrem Körper wie eine zweite Haut schmiegte. Doch trotzdem war ich geschockt. Denn als ich sie sah... bekam ich ein Déjà-vu. Sie sah aus wie ELIZABETH! Sie hatte blonde, lange, lockige Haare und trug eine Maske im Gesicht. Doch trotzdem konnte ich ihre Augen erkennen. Sie waren blau. Aquamarinblau, wenn man es genau nahm. Aber es konnte trotzdem nicht sein. Elizabeth war ein Mensch und müsste tot sein. Es sei denn... Nein! Das wäre völlig unmöglich, aber auch nicht ausgeschlossen.

Trotzdem war sie wunderschön. Ihre Bewegungen passten sich der Musik an. Sie wusste genau was sie tat. Ich konnte immer wieder aufs neue Staunen, wie graziös sie sich bewegte. Dazu ihre Stimme. Sie war einzigartig. Ich fragte mich ob sie wirklich selber sang oder ob es sich um eine Aufnahme handelte?!

Doch als sie auf einmal mit diesem Typen tanzte, fühlte es sich so an, als würde mein Herz stehen bleiben. Ein Gefühl von Wut und Eifersucht machte sich in mir breit, sobald ich beide zusammen tanzen sah. Am liebsten wäre ich auf die Bühne gesprungen und hätte diesen Kerl von ihr weg gezerrt. Dieser Typ sollte bloß seine Hände bei sich behalten.

Was war bloß mit mir los? War ich wirklich eifersüchtig? Wir waren weder zusammen noch kannten wir uns persönlich. Wieso reagierte ich bloß so? Waren wir vielleicht wirklich Seelenverwandte und für einander bestimmt? Ich kannte die Antwort nicht. Ich wusste nur, das mich dieser Typ verrückt machte. Doch sobald ich wieder auf sie achtete.. wurde ich ruhiger und freute mich darüber das sie zu lächeln schien.

Für mich sah es so aus, als würde sie über die Bühne schweben. In der einen Szene tat sie das auch. Mit Hilfe von kaum sichtbaren Seilen flog sie über das Publikum. Es war wirklich einzigartig. Wäre ich ein gewöhnlicher Mensch, hätte ich vermutlich einen Herzinfarkt bekommen, weil ich Angst um sie gehabt hätte. Doch da ich außergewöhnlich gute Sinne hatte, konnte ich alles haargenau erkennen. Ebenso die Männer hinter der Bühne die dafür sorgten, dass sie nicht abstürzte.

 

Als das Stück zu Ende war und sie sich verbeugten, schaute sie in meine Richtung und direkt in meine Augen, welche sich nach ihr verzerrten. Ich hatte das starke Gefühl, das es ihr genauso erging wie mir. Am liebsten wäre ich jetzt aufgestanden, auf die Bühne gerannt und hätte sie vor allen anwesenden heiß und innig geküsst. Ihre Lippen geschmeckt. Wäre eins mit ihnen geworden. Nur zu gern hätte ich ihr diese Maske abgenommen, um sie in ihrer vollen Schönheit zu sehen. Verdammt sie machte mich einfach verrückt. Obwohl ich schon Jahrtausende von Jahren alt war und nicht mehr alterte, wenn ich mein Äußeres nicht mit Absicht veränderte, spielten meine Gefühle verrückt. Als wäre ich wieder ein kleiner Teenager, beidem die Hormone verrückt spielten. Wie machte sie das?! Am liebsten hätte ich ihr die Klamotten vom Leib gerissen, sie überall geküsst und berührt.

Oh man... was hatte ich bloß für Gedanken? Zum Glück hatte ich meine Gedanken blockiert, damit mein neugieriger Großvater nichts hören konnte. Das wäre zu Intim und dazu noch peinlich gewesen. Doch dieses Mädchen brachte meine Gedanken durcheinander. Ich wollte sie. Mehr als alles andere auf der Welt. Selbst als diese komische Frau eine Rede hielt, die ich gar nicht wirklich mitbekam, galt meine alleinige Aufmerksamkeit nur ihr. Obwohl diese Frau mich an jemanden von früher erinnerte, doch das war mir jetzt egal. Denn Sophie war das einzige was für mich in diesem Augenblick zählte.

 

Auf einmal räusperte sich diese komische Frau und Sophie schien sich unauffällig erschrocken zu haben. Doch dann regnete es Kunstschnee und ich konnte einfach nicht aufhören sie anzuschauen. Sie sah aus wie ein weißer Schneeengel. Dazu fing das Orchester wieder an zu spielen. Es war wundervoll. Doch was sollte danach passieren? Dieser Typ nahm ihre den Rosenstrauß aus den Armen, den sie vorher von dieser komischen Frau überreicht bekam. Diese gab ihr währenddessen ein Mikrofon. Am liebsten hätte ich diesem Kerl eine verpasst. Es passte mir überhaupt nicht, wie er um sie herum scharwenzelte, einfach nervtötend.

Es schien als würde sie jetzt eine Rede oder so etwas in der Art halten. Okay.. schließlich war es ja auch ihr Stück. Tatsächlich schien sie etwas sagen zu wollen. Denn sie trat zwei Schritte nach vorn.

>> Meine Damen und Herren, ich danke ihnen das sie Heute gekommen sind und möchte mich ebenfalls meiner Mutter danken. Ohne sie, würde ich vermutlich nicht hier stehen. Sie war eine wundervolle und außergewöhnliche Ballerina. […] Auch wenn ich weiß, dass das was ich jetzt vorhabe nicht angemessen ist, möchte ich diesen Tag trotzdem in Ehren halten und in Gedenken an meine Mutter Carolina Louise Montrose, ein Lied ihr zu ehren singen. […] Mum … dieses Lied ist nur für dich. << Ich konnte ihr ansehen, das ihr zum weinen zu mute war. Ihr liefen sogar einzelne Tränen, trotz Maske, die Wangen hinunter. Zugern hätte ich sie jetzt in die Arme genommen und ihr jede einzelne Träne weg geküsst. Sie war wirklich Tapfer.

 

Doch was sie tat sie jetzt? Sie fing wirklich an zu singen. Sie sang von Christina Aguilera – Beautiful. Als das Lied zu Ende war, war ich einfach so von ihr berührt. Die ganze Zeit in der sie sang, schaute sie mir in die Augen und ich tat es ihr gleich. Es schien so, als würde es nur uns beide in diesem Raum geben. Sie sang wirklich wundervoll und ich konnte fühlen wie schrecklich es ihr jetzt ging. Die Erinnerungen an ihre Mutter schienen ihr den Verstand zu rauben. Sie wollte einfach nur weg. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich sie von der Bühne geholt und wäre einfach mit ihr abgehauen. Doch das ging leider nicht. Obwohl ich schon stand, da ich ihr applaudierte, schloss sich auch schon der Vorhang. Die Menschenmassen gingen Richtung Ausgang und unterhielten sich angeregt im Foyer. Mein Großvater und ich taten es ihnen gleich. Als wir im Foyer standen, konnte ich nur noch darauf warten, dass sie wie verabredet zu mir kam.

 

Doch das tat sie nicht. Ich wartete Stunden lang, doch sie kam nicht. Stattdessen kam diese komische Frau auf mich zu. Sie war anscheinend die Ballettlehrerin von Sophie. Als sie so auf mich zu kam, fragte ich mich ob ich sie schon einmal irgendwo gesehen hatte?! In diesem Moment als sie vor mir stand, viel der Groschen. Sie war es. Doch wie war das Möglich? >> Ariel? Wie kann das sein? Warum bist du hier? << Sie fing an zu lächeln, doch ihr Lächeln erreichte ihre Augen nicht. Sie schien keine gute Laune zu haben.

>> Ich habe dir ein neues Leben geschenkt. Solltest du es nicht nutzen, anstatt hier aufzutauchen? Ich weiß weswegen du hier bist. Du bist wegen Sophie hier. ..<< Wie konnte sie das wissen?

>> .. stell dich nicht so dumm an! Glaubst du wirklich, ich bin so naiv und bemerke nicht wie ihr euch anschaut?! Sie erinnert dich an Elizabeth, habe ich nicht Recht? Du hattest damals Gefühle für sie und wolltest sie dennoch umbringen, wenn ich nicht gewesen wäre. Tja, jetzt bist du hier und versuchst erneut ein Menschenleben zu zerstören. Doch das wird nicht funktionieren. Du glaubst sie zu lieben und das sie deine Seelenverwandte ist. Doch da liegst du falsch. Sie wird nicht kommen. Keiner wird kommen. Es war alles nur ein Spiel. Damit du siehst wie es ist, wenn einer zur Abwechslung mal mit deinen Gefühlen spielt. Du kannst gerne weiter auf sie warten. Doch dein blonder Engel wird nicht kommen. << Dann fing sie an zu schmunzeln und ging ohne ein weiteres Wort zu sagen davon. Sie kam wie aus dem Nichts und verschwand auch so schnell wie sie gekommen war. Doch das konnte nicht sein. Sophie würde nicht mit mir spielen. Die ganzen Gespräche konnten nicht gestellt sein. Das war unmöglich. Zwischen uns existierte ein unsichtbares Band.

 

Ich wartete weiterhin auf sie. Sie musste kommen. Schließlich waren wir verabredet und sie hätte sich gemeldet, wenn etwas dazwischen gekommen wäre. Doch es kam kein Anruf und keine Nachricht. Ihr Handy war ausgeschaltet, denn ich konnte sie nicht erreichen. Ich wartete weiterhin. Bis wir die letzten im Foyer waren und uns der Sicherheitsdienst bat zu gehen, da sie schließen wollten. Sie hatte mich versetzt. Sie hatte wirklich mit mir gespielt. Sie liebte mich nicht. VERDAMMT es war alles nur ein Spiel.

 

Von nun an würde ich mich nie wieder auf so etwas einlassen. Nie wieder würde mir so etwas passieren. Ab jetzt würde ich meine Gefühle abschalten und zwar für immer. Ich war nun einmal ein Monster und würde es auch für immer bleiben.

 

 

A little more of you

 

 

 

 

 

 

 

A little more of you - Ashley Chambliss

Kapitel 15 - Unerwarteter Besuch

 

Ich verließ meine Garderobe und betrat den Flur. Um mich herum nichts als weiße Wände, an denen Bilder und Zeitungsartikel von großen Tänzern und Sängern hingen. Ein Foto meiner Mum hing auch an der Wand, da sie in die Geschichte des Balletts einging. Ich blieb vor dem Bild stehen. Auf der unteren Seite des, aus Almendrillo bestehenden Bilderrahmens, wurde mit Hilfe einer goldenen Plakette etwas eingraviert. Dort stand der Name meiner Mutter:

Carolina Louise Montrose

January 3rd, 1979

The recent Juilliard School of Dance scholarship since 1979.”

(Die jüngste Juilliard School of Dance Stipendiatin seit 1979.)

 

Auf dem Bild war meine Mutter sechzehn Jahre alt. Es war irgendwie komisch sie mit sechzehn zu sehen. Das Bild war für mich wie ein Spiegel. Denn wir hatten große Ähnlichkeit miteinander. Wir hatten fast dieselbe Haarfarbe, denn ihre Haare waren viel heller als meine. Doch wir hatten die gleiche Nase und denselben blassen Hautton. Nur die Augenfarbe stimmte nicht ansatzweise überein. Sie hatte wunderschöne braune Bambi Augen. Während ich aquamarinblaue

Augen hatte. Viele sahen in mir immer wieder meine Mutter. Manche verwechselten mich sogar mit ihr. Es war wirklich verrückt. Als kleines Mädchen waren meine Haare genauso hell wie die meiner Mutter. Ich sah wirklich aus wie ein kleiner Klon. Doch aus einem mir unerklärlichen Grund wurden meine Haare seitdem ich zehn Jahre alt war, immer dunkler. In der Schule sagten die meisten, ich würde aussehen wie eine Hexe. Während ich mich darüber amüsierte, fand meine Mutter, dass überhaupt nicht lustig. Irgendwie fand sie die Themen generell nicht amüsant. Sie meinte immer ich hätte große Ähnlichkeit mit meiner Tante Rachel, der kleinen Schwester meiner Mutter. Ich kannte sie bisher nur von Fotos und Videos. Sie war ein sehr eigensinniger Mensch. Sie war inzwischen neunundzwanzig Jahre alt und ständig woanders. Meistens lebte sie wohl bei ihren Eltern, meine Großeltern. Meine Großeltern die ich nicht kannte. Sie wendeten sich von meiner Mutter ab, nachdem sie Peter heiratete. Sie zogen weit weg. Niemand von uns wusste wo sie lebten.

 

Ich begab mich wieder auf den Weg ins Foyer, wo ich Jonathan treffen sollte. Doch bevor ich überhaupt durch die große, massive, schwarze Tür zum Foyer treten konnte, stand auf einmal wie aus dem Nichts Madame Le Muer vor mir.

>> Sophie, du warst wirklich einmalig. Deine Mutter wäre Stolz gewesen. Sie hat sich auch nie an die Regeln gehalten. Im Gegenteil, sie hat alles so gemacht, wie sie es für richtig hielt. Sie folgte ihrem Gefühl und ihrem Instinkt, genau wie du heute Abend. Vielleicht schätzen es die Herrschaften von der Juilliard an dir auch. Du solltest sie nicht warten lassen, sie erwarten dich bereits! << Sie warteten auf mich? Das konnte nicht sein. Ich war schließlich mit Jonathan verabredet. Ich würde ihm endlich gegenüber treten können. Ihm ins sein wundervolles Gesicht schauen und vor allem in seine Augen. Obwohl ich ihn von der Bühne aus schon gesehen hatte, konnte ich es kaum erwarten, endlich vor ihm stehen zu können.

 

Es war wirklich Eigenartig und ich wusste nicht was es zu bedeuten hatte, aber als ich ihn sah konnte ich ein merkwürdiges kribbeln spüren, als hätte mich ein Stromschlag erwischt. Allerdings war es nicht unangenehm. Im Gegenteil. In dem Moment blendete ich alles und jeden aus. Es gab nur noch ihn und mich. Ich konnte nicht aufhören an ihn zu denken. Selbst beim tanzen nicht. Ich dachte wirklich, ich würde mit Jonathan tanzen statt mit Elijah. Ich sah nur noch ihn.

>> Ich komme sofort, aber davor muss ich unbedingt noch jemanden begrüßen! Die Person ist nur wegen mir hierher gekommen. << Sie starrte mich an.

>> Das hat doch bestimmt noch etwas Zeit, denk an deine Karriere. Es ist eine einmalige Chance, vergiss das nicht! Deinen Besuch kannst du doch bestimmt später noch begrüßen. << Ja natürlich war es wichtig die Herrschaften zu begrüßen und das ich mit ihnen sprach, aber für mich gab es in dem Moment nichts wichtigeres als Jonathan.

>> Es tut mir leid Madame Le Muer, aber ich kann nicht. Für mich gibt es im Augenblick wichtigeres und nun entschuldigen Sie mich. Ich habe es eilig. << Wow, ich hatte es wirklich gesagt.

 

Ich öffnete die große, massive, schwarze Tür und betrat das Foyer. Hier waren wirklich viele Leute anwesend. Meiner Meinung nach waren sie alle hier um Elijah zu sehen. Schließlich war er ein Schüler der Juilliard School of Dance. Zum Glück hatte ich mich, nachdem ich mich in meiner Garderobe ausgeweint hatte, noch einmal umgezogen und mich frisch gemacht. Nun trug ich ein Ärmelloses, bodenlanges, enganliegendes, Taille betontes, weißes Chiffonkleid, welches mit goldenem Strass und Pailletten besetzt war. Dazu hatte es einen V-Ausschnitt. Meine Haare trug ich offen und lockig. Sodass meine roten Locken über meine nackten Schultern fielen.

 

Normalerweise trug man so etwas nicht in einem Ballett, aber seit wann hielt ich mich schon an Regeln?! Meine aquamarinblauen Augen betonte ich mit einer Mischung aus silber- und goldfarbenem Lidschatten, schwarzem Eyeliner und schwarzem Kajal. Meine Pfirsichfarbenen Wangen betonte ich mit etwas Rouge und meine Lippen mit einem rosé farbigen Lippenstift. Meine Ohren schmückte ich mit silberfarbenen Kreolen, welche ich von Henry zu meinem ersten Solo bekam und um meinen Hals trug ich eine hellblaue Diamanten Halskette, in Form eines Regentropfens. Meine Mutter vererbte sie mir. Sie war ein Familienerbstück. Meine Mutter bekam sie vom ihrer Schwester Rachel, zu ihrem Ballett Debüt. Meine Tante, bekam die Kette wiederum von ihrer Mutter und diese von ihrer Mutter und immer so weiter. Als kleines Kind wollte ich immer nur diese Kette tragen. Mum meinte immer, sie würde meine Augen so schön betonen und nun trage ich sie. Genauso wie sie es damals getan hat.

 

Viele Leute drehten sich zu mir um und starrten mich an. Als sei ich ein „Promi“ der gerade eingetroffen war. Fotografen eilten zu mir um Fotos für Zeitungen und Ballettzeitschriften zu machen. Als diese Fotografen endlich verschwanden, hielt ich Ausschau nach Jonathan. Doch ich konnte ihn nirgends entdecken. Allerdings spürte ich seine Anwesenheit. Dieses Gefühl, fühlte sich immer wieder aufs neue einzigartig an. Endlich sah ich ihn in der Menschenmasse. Ich konnte nicht anders, als ihn einfach eine Weile zu beobachten. Er war wirklich wunderschön. Wie konnte ein gewöhnlicher Mann bloß so gut aussehen? Gerade als ich zu ihm gehen wollte, wurde ich an meinem Arm von Madame Le Muer festgehalten.

>> Sophie, das hätte deine Mutter nicht für dich gewollt! Ich bitte dich, in ihrem Namen... bitte geh jetzt zu dem Dekan der Juilliard School of Dance. << Ich schaute in Madame Le Muers Augen. Wie konnte sie das bloß sagen? Natürlich hatte sie damit Recht das es wichtig war, doch ich wollte unbedingt zu Jonathan.

>> Ich komme sofort. Ich verspreche es. Doch ich muss zuerst zu meinem Besuch. Es ist mir wirklich wichtig. << Ihr Blick wurde weicher. Es schien mir so, als würde sie mich verstehen.

>> Wir machen es so. Du gehst zu den Herrschaften der Juilliard und ich werde zu deinem „Besuch“ gehen und ihm erklären, das du sofort bei ihm bist. Das ist doch ein Vernünftiger Kompromiss. << Dieser Vorschlag war für beide Partien annehmbar. Doch aus einem mir unerfindlichen Grund, sagte mir mein Bauchgefühl, das mit diesem Vorschlag oder Kompromiss, wie sie es nannte, etwas nicht stimmte.

 

Gerade als ich mich wieder umdrehte und zu Jonathan gehen wollte, konnte ich mich nicht mehr bewegen. Es fühlte sich so an, als wäre ich gelähmt. Was war das für ein Spuk?! Zauberei? Ausgeschlossen! Plötzlich wurde ich ohne berührt zu werden umgedreht und hörte eine Stimme in meinem Kopf, die mir befahl zu den Herrschaften zu gehen. >> Sophie, bitte denk an deine Zukunft. Wirf sie nicht weg. Bitte geh jetzt nicht zu ihm. Tue es für mich. << Diese Stimme war so vertraut. Ich hatte sie so lange nicht mehr gehört. Fast hätte ich sie vergessen. Es war die Stimme meiner Mutter. Aber wie konnte das sein. Sie war tot. Wie konnte ich sie jetzt hören? War ich verrückt oder in einem schlechten Film?

 

Wie hypnotisiert tat ich das was mir befohlen wurde. Auch wenn ich es nicht wollte, aber meine Beine hörten nicht auf mich. Auf einmal stand ich neben Elijah und den Herrschaften von der Juilliard School of Dance. Madame Le Muer folgte uns wenige Minuten später.

>> Wenn ich Ihnen Sophie Montrose vorstellen dürfte, der eigentliche „Star“ des heutigen Abends. << Elijah schien wirklich große Stücke von mir zu halten. Denn sonst hätte er mich einfach ganz normal vorgestellt.

>> Sie sind also die Tochter von der berüchtigten Carolina Montrose?! Sie haben Ihrer Mutter wirklich alle Ehre gemacht. Sie müssen wissen, Ihre Mutter war auch immer sehr unkonventionell. Sie hörte auf ihre innere Stimme. Anscheinend genauso wie Sie. Auch wenn ich damals noch nicht Leiter der Juilliard School of Dance war, war ich damals trotzdem bei der Premiere ihrer Mutter. Sie war wirklich einzigartig. << Wow! Damit hätte ich nie gerechnet. Der Dekan (Leiter der Tanzabteilung) persönlich lobte mich.

 

Lawrence Rhodes, war eine sympathische Person. Er versuchte aus seinen Schülern stets das Beste herauszuholen. Inzwischen hatte er ein stolzes Alter von achtundsechzig Jahren. Er hatte für sein Alter, einen gut durchtrainierten Körper und graues Haar. Auch wenn er nicht mehr so viele davon hatte. Doch mit seiner Brille auf der Nase wirkte er wie ein netter Onkel, den man sich immer gewünscht hatte. In seinem Leben hatte er bereits vieles erlebt. Er hatte Ahnung vom Tanzen und wenn er einen unterrichtete, konnte man davon ausgehen, das er einem nur helfen möchte. Seiner Meinung nach, sollten wir den Körper als ein menschliches und physisches Instrument betrachten. Eine komische Sichtweise, aber wenn man genauer darüber nachdachte, war es so verrückt, dass es wieder Sinn machte. Denn ein Instrument musste man auch platzieren, ausrichten und ausgleichen. Man konnte von ihm wirklich eine Menge lernen.

>> Ich danke Ihnen Mr Rhodes. Es ist für mich eine große Ehre gewesen für sie heute Abend tanzen dürfen. <<

Er erinnerte mich irgendwie an einen Teddybären, denn er war einfach so liebenswürdig und freundlich. Man hatte keine Angst vor ihm und das fand ich auch gut. Er war schließlich auch nur ein Mensch.

>> Meine Liebe Miss Montrose, es war ebenso für uns ein großes Vergnügen Sie heute Abend tanzen zu sehen. Wir können uns glücklich schätzen, das einer unserer Schüler mit Ihnen tanzen durfte. Mr Collins kann sich geehrt fühlen. Denn am Anfang hatten wir Bedenken, einen unserer besten Schüler mit einer High School Schülerin tanzen zu lassen und das vor soviel Publikum. Doch diese haben sich nun in Luft aufgelöst. Ich muss gestehen, Sie haben besser getanzt als wir erwartet haben. Ihr können gleicht dem eines Profis. Das können nicht viele von sich behaupten. Es freut mich Ihnen unter anderem aus diesem Grund, ein Vollstipendium für die Juilliard School of Dance anzubieten. Ich persönlich würde mich geehrt fühlen, Sie bei uns im kommenden Semester begrüßen zu dürfen. <<

 

OH MEIN GOTT!!!! Ich träumte. Mir wurde wirklich ein Vollstipendium für die Juilliard School of Dance angeboten. Ich konnte es nicht fassen!! Ich hatte höchstens mit einer Aufnahme gerechnet oder mit einem halben Stipendium, aber nicht mit einem Vollstipendium. Ich müsste keine Schulkosten bezahlen. Wenn Mum das jetzt erleben könnte, sie würde vor Stolz platzen. Denn das war immer ihr größter Wunsch für mich. Ich sollte es auf die Juilliard schaffen und jetzt hatte ich es geschafft.

>> Oh mein Gott. Danke. Danke schön. Ich danke Ihnen wirklich, tausend Dank. Ich werde sie ganz bestimmt nicht enttäuschen. <<

>> Das hoffen wir ebenso Miss Montrose. Wir erwarten von Ihnen großes zu hören. << Von da an bekam ich nur noch Gesprächsfetzen mit. Denn Mr. Rhodes unterhielt sich nun mit Elijah über seinen Auftritt. Ich konnte nur noch an die Juilliard denken. Ich wurde aufgenommen. Ausgerechnet ich. Ich hatte zwar mein Leben lang auf diesen Tag hingearbeitet, aber nie damit gerechnet es zu schaffen. Ich bräuchte nicht einmal zur offiziellen Aufnahmeprüfung zu gehen, denn mein Stipendium war sicher. Jonathan. Ich wollte es nur noch Jonathan erzählen. Oh Gott, hoffentlich war er nicht sauer auf mich. Ich war wirklich schon sehr spät dran.

 

Ich verabschiedete mich von den Herrschaften und versuchte auf den schnellsten Weg zu Jonathan zu gelangen, doch ich wurde mal wieder von jemanden aufgehalten. Gerade als ich die Tür zum Foyer öffnen wollte, hörte ich eine Stimme die mir komischerweise bekannt vor kam, allerdings kannte ich die Person nicht. Es war eine junge Frau. Ich schätzte sie auf Mitte zwanzig. Sie hatte lange blonde Haare und blaue Augen. Ihre Augen ähnelten den meinen. Trotzdem waren sie auch wieder anders. Sie hatte ein langes, enganliegendes, Figur betontes, weißes Kleid an. Es war ein sehr schönes Kleid. Sie sah darin sehr attraktiv und erwachsen aus. Das Kleid hatte einen sehr langen V-Ausschnitt. Welches ihre Brüste bedeckte und doch sehr viel Haut zeigte. Es stand ihr. Darüber hinaus hatte das Kleid eine kleine Schleppe, die das Kleid noch hübscher machte. Ihre langen blonden Haare trug sie zur Seite und an ihrem linken Handgelenk baumelte ein scheinbar altes, antikes Armband. Allerdings war es sehr gut verarbeitet. Es sah aus als sei es aus dem neunzehnten oder zwanzigsten Jahrhundert. Es gefiel mir wirklich sehr.

 

>> Hallo Sophie! << Die Frau hatte wirklich eine wunderschöne Stimme. Doch ich kannte sie nicht.

>> Kann ich Ihnen irgendwie helfen? << Sie kam ein paar Schritte auf mich zu und lächelte mich mit soviel wärme an.

>> Du bist erwachsen geworden. Das ist schön. Deine Mutter wäre bestimmt Stolz auf dich gewesen und dein Bruder bestimmt auch! << Was hatte sie mit Mum und Ben zu tun?

>> Wer sind Sie und woher kennen sie meine Mutter und meinen Bruder? << Sie begann zu schmunzeln.

>> Mein Name ist Rachel. Rachel Elizabeth... Montrose. Deine Mutter war meine Schwester. Ich bin deine Tante! << Was? Mum hatte oft von ihr erzählt und Fotos hatte ich auch gesehen, doch ich hatte nie damit gerechnet sie hier zu sehen!

>> Weiß Diana das du hier bist? <<

>> Nun... Diana ist für einige Zeit zu unserer Mutter gefahren. << Warum hat Diana mir nichts davon erzählt? >> Und was willst du hier? <<

>> Darf ich nicht einfach meine Nichte besuchen und sie ein bisschen besser kennenlernen? << Sie wollte mich kennenlernen? Auf einmal?

>> Wieso ausgerechnet jetzt? Ich meine du hattest ja genug Zeit um mich kennenzulernen! << Sie legte ihren Kopf schief und schaute mich an.

>> Ich hab euch früher öfters besucht, als du noch sehr klein warst, doch dann bin ich für ein paar Jahre ins Ausland gegangen und nun ja... der Tod deiner Mutter ging mir sehr nah. Besonders als ich erfahren hab weswegen sie sterben musste. Wegen so einem arroganten Mistkerl. Verzeih mir bitte meine Ausdrucksweise, doch ich konnte Peter noch nie leiden. Doch das beruht auf Gegenseitigkeit. Du scheinst ihn auch nicht leiden zu können. Na ja wie auch... er behandelt dich schlecht oder? Er misshandelt dich. …<< Woher wusste sie das alles und vor allem, woher wusste sie das mit Peter?

>> Wie kommst du darauf, das Peter mich

misshandelt? << Ihre Augen blitzen auf.

>> Sophie, ich weiß so einiges von dem was hier passiert. Unter anderem bin ich deswegen hier. Du musst es nicht verstehen. Sei einfach froh, dass ich dir versuchen werde zu helfen. Dazu hat man schließlich eine Familie. << Sie zwinkerte mir zu, kam näher und umarmte mich anschließend. Es war alles schon irgendwie merkwürdig. Woher wusste sie das alles?

 

Wir gingen zusammen ins Foyer und als ich Jonathan entdeckte, sah ich ihn in einer Unterhaltung mit Madame Le Muer. Er schien irgendwie aufgebracht zu sein, doch aus einem eigenartigen Grund konnte ich nicht zu ihm. Schon wieder. Was war an diesem Abend bloß los?! Ich verstand es nicht. Es war als würde ich gegen eine Scheibe laufen. Ich konnte sehen was passiert, aber nicht dorthin gehen. Es war wie Zauber der mich von ihm wegziehen wollte. Egal was ich tat, ich konnte nicht zu ihm. Ich versuchte wo anders lang zu gehen um vielleicht über einen anderen Weg zu ihm zu gelangen, doch ich wurde von Elijah aufgehalten.

>> Elijah, ich habe jetzt wirklich keine Zeit um mit dir zu quatschen. Du warst Heute wirklich gut. Doch ich muss jetzt los! <<

>> Sophie, was ist denn los? Du hattest es eben schon so eilig. Kann ich dir irgendwie helfen? << Oh man, warum konnte er mich nicht einfach gehen lassen.

>> Elijah... es ist alles in Ordnung. Ich habe nur versprochen jemanden zu begrüßen und ich bin schon sehr spät dran. Das ist alles. << In seinen Augen lag Skepsis.

>> Bist du wirklich sicher? Wenn etwas nicht in Ordnung ist, dann kannst du es mir wirklich sagen. << Oh man.... ich konnte einfach nur die Augen verdrehen.

>> Elijah. Es ist alles in Ordnung. Ich hab es nur eilig.... okay? Also ich muss jetzt wirklich los. Es tut mir leid. <<

 

Ich musste einfach versuchen zu Jonathan zu gelangen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Ich konnte etwas merkwürdiges spüren, es fühlte sich an, als ob mir jemand ein Dolch in die Magengegend gestochen hätte. JONATHAN! Ich musste sofort an ihn denken. Irgendwas stimmte nicht mit ihm. So schnell wie mich meine Beine tragen konnten, rannte ich los. Ich hatte keine Ahnung wohin, doch mein Gespür würde mich schon leiten. Ich lief und lief und irgendwann stand ich vor einem Raum. Obwohl die Tür geschlossen war, konnte ich jedes einzelne Wort genau hören und ich wusste sogar wer in dem Raum war. Es waren Madame Le Muer und meine Tante Rachel.

 

>> … gut das du es ihm gesagt hast. Hoffentlich glaubt er es. Ich möchte ihn am Boden sehen. Für all das was er mir angetan hat, soll dieser Bastard in der Hölle schmoren und nie wieder ein Fuß auf die Erde setzen. Er ist und bleibt ein Monster. << Die Stimme gehörte meiner Tante. Wieso sagte sie so etwas? Wen meinte sie damit? Meinte sie etwa....

>> Rachel, er hat dir schlimmes angetan. Ich hätte ihn damals bereits für immer in die Unterwelt verdammen sollen, doch du kennst den Pakt. Wir dürfen diese Familie nicht sofort verbannen. Wir müssen ihnen erst eine zweite Chance gewähren. Sowie man es mit dem Rest der Familie getan hat. << Was meinte Madame Le Muer da. Welcher Pakt? Welche Familie?

>> Hättest du mich damals nicht gerettet Ariel, wäre ich jetzt tot. Ich hätte meine Familie niemals wieder gesehen und wüsste nicht wer ich wirklich bin. Ich habe ihn geliebt, aber er hat mit mir gespielt. Mir alles genommen was ich hatte und er wollte mich dann auch noch umbringen. Dieser Scheißkerl und jetzt ist er gekommen um einer weiteren von uns das Leben zu zerstören. Das kann und werde ich nicht zulassen. Sophie hat das nicht verdient. Sie soll ihr Leben leben und ihn am besten vergessen. Vielleicht ist sie doch so wie wir und was dann? Was ist wenn er ihr Leben genauso zerstört, wie er meines zerstören wollte? <<

 

Ariel? Wer war Ariel? Hieß etwa Madame Le Muer so? Und über wen redeten sie? Etwa über Jonathan? Aber wieso sollten sie das tun? Wie sollte er bitte ihr Leben zerstört haben? Und was waren sie... wenn sie davon sprachen, dass ich vielleicht so wäre wie sie?

>> Rachel, du weißt was ich gesehen habe. Zwischen ihnen scheint ein starkes Band zu existieren. Dieses Band kann niemand zerstören. Man kann versuchen sie zu trennen, doch solange ihr Herz schlägt, werden sie auf Ewig verbunden sein. Sie haben sich bereits in einander verliebt. Ich habe ihre Blicke gesehen … und ich habe die Magie zwischen ihnen gespürt. Sie muss so sein wie wir. Es gibt gar keinen Zweifel. Wenn sie es nicht wäre, dürfte das Band zwischen ihnen nicht so stark sein. Außerdem hätte ich sonst diese Magie nicht wahrnehmen können. … Doch es gab keine Prophezeiung. Es gibt über jede Existenz eine. Wie kann das sein? Wieso wussten wir nichts von ihr? << Welches Band? Was für eine Magie und was für eine Prophezeiung? Ich verstand nur Bahnhof. Sie sprachen über mich, soviel stand fest. Doch weswegen?

>> Vielleicht wurde die Prophezeiung versteckt. Ich weiß es nicht. Doch auf jeden Fall hast du Recht. Sophie und Jonathan oder wie er sich jetzt nennt, dürfen niemals zusammen sein. Denn wenn sie wirklich so ist wie wir... ist es verboten. Wir haben die Gesetze schließlich nicht ohne Grund. Es war eine gute Idee ihm einzureden, das sie nur mit ihm gespielt hat um sich einen Spaß mit ihm zu erlauben. Sie wird nicht zu ihm kommen und das heißt, er wird es glauben! Er wird glauben, dass er niemanden verdient, er wird wieder zum kaltblütigen Monster und dann wird der Rat keine andere Wahl haben, als ihn in die Unterwelt zu verbannen. Dorthin wo er hingehört. Dort kann er zurück zu den anderen Dämonen. << Sie fing an zu lachen. Wie bitte? Jonathan soll ein Dämon sein? Das konnte ich nicht glauben. Und über was für ein Gesetz redeten sie? Ich musste ihn warnen. Er durfte nicht glauben, das ich ihn nicht liebte. Ich würde ihm so etwas schreckliches nie antun. Ich liebe ihn doch.

 

>> Rachel ich habe diese Macht gespürt. Sophie ist ein Engel. Dazu noch ein sehr mächtiger. Sie verfügt über Kräfte die viel zu mächtig sind. Sie darf es erst einmal nicht erfahren. Sie könnte sonst Dummheiten damit anstellen. Sie könnte sich damit in große Gefahr bringen. Das müssen wir verhindern Rachel. Wir sind es Laylah schuldig. Sie hat schließlich alles für Sophie aufgegeben. << Ich ein Engel? Wie war das möglich? Dazu sollte ich noch Magie besitzen? Doch wer war Laylah?

>> Ariel meine liebe, ich glaube wir haben vor der Tür unerwünschten Besuch! << Mist sie hatten mich erwischt. Wenn ich ein Engel war und so war wie sie... dann waren die beiden auch Engel. Oh Gott!! Das letzte was ich mitbekam, war das jemand >> Wolo dera amentia! << sagte und dann wurde alles um mich herum schwarz und ich konnte mich an nichts mehr erinnern.

Verletzungen machen eiskalt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jeder Mensch der Eiskalt geworden ist,

hat es satt,

verletzt zu werden.

 

Unbekannt

Kapitel 16 - Eiskalter Engel [Rachels (Elizabeths) Sicht]

Mein erstes Leben als Mensch, begann ich am 26. September 1890 in London mit dem Namen Elizabeth Montrose. Die Montrose's gehörten zu einer sehr feinen Gesellschaft. Daher schien mein Leben Perfekt. Ich hatte alles was sich ein Mädchen zu der Zeit hätte wünschen können. Liebende Eltern und die zwei tollsten Schwestern die man sich hätte wünschen können. Beide waren bereits verheiratet. Ich beneidete sie, denn immer wenn ich nur einen jungen Mann von der Seite anschaute, bekam ich Ärger mit meinem Vater. Meine Eltern behandelten mich wie eine gefangene im goldenen Käfig. Doch als ich mich einmal von meinem Reitunterricht entfernte um einfach frei umher zu reiten, sah ich einen jungen Mann in der ferne. Beim genauen hinschauen erkannte ich ihn. Es war Jonathan Bennett. Ich hatte von ihm gehört, doch ihn noch nie gesehen. Freundinnen erzählten mir oft von ihm. Er war der begehrteste junge Mann in London. Jedes junge Mädchen wollte die auserwählte von ihm sein. Man erzählte sich, dass er der perfekte Gentleman war und einen exzellenten Schwiegersohn abgeben würde.

Als ich ihn vor mir sah, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Er war wunderschön. Makellos. Blass. Zum Glück konnte er mich nicht sehen. Doch ich ihn dafür. Er hatte dunkles Haar und einen perfekt durchtrainierten Körper. Seine Kleider schmiegten sich an ihm, wie eine zweite Haut. Ich verliebte mich auf den ersten Blick in ihn.

Wenn mein Vater davon gewusst hätte, hätte er ihn oder mich vermutlich umgebracht. Doch kurz nach meinem fünfzehnten Geburtstag, wurde ich offiziell in die feine oder eher gehobene Gesellschaft eingeführt. Ab da war ich frei und meine Eltern konnten mich nicht mehr wie ein Kind einsperren. Denn ich war mit fünfzehn im heiratsfähigen Alter. Meine Schwester Louise verlobte sich mit ihrem Mann im Alter von fünfzehn und ich durfte einen jungen Mann nicht einmal ansehen. Doch das, sollte sich ab diesem Tage ändern.

Meine blonden, lockigen Haare trug ich halb hochgesteckt über die linke Schulter. Ein ozeanblaues Kleid umhüllte meinen zarten, elfenbeinfarbenen Körper. Meine Mutter meinte, dass das Kleid zu meinen blauen Augen passen würde.

Als ich die Treppe zum Saal hinab stieg, richtete jeder im Saal seine Aufmerksamkeit auf mich. Auch er. Unsere Blicke trafen sich. Smaragdgrün auf Ozeanblau. Er kam auf mich zu und stellte sich mir vor, indem er seinen Nacken leicht neigte und mir einen Handkuss gab. Ich tat es ihm gleich und machte einen Knicks um ihm meinen Respekt entgegenzubringen.

Unsere Familien waren beide hoch angesehen. Der Stammbaum der Bennetts war weit zurück zu führen. Es wurde sogar erzählt, dass sie von Adligen abstammen würden, genauso wie die Montrose's. Wir wurden sehr hoch angesehen, da wir u.a Nachkommen von Cecilia Montrose waren. Unsere Familie kam ursprünglich aus London, doch im 17. Jahrhundert zum Gründungsjahr der Stadt New York, wanderte sie wieder aus und dann wieder zurück.

Da Jonathan älter als ich war und von männlichem Geschlechts, stand er über mir. Aus diesem Grund begrüßte ich ihn eben mit einem Knicks.

Seine Augen zogen mich in seinen Bann. Wir unterhielten uns und ich stellte ihn sogar meinem Vater vor. Jonathan bat meinen Vater, für einen Spaziergang mit mir, um Erlaubnis. Dieser erlaubte es sogar zu meiner Überraschung. Wir gingen nach draußen um spazieren zu gehen, dabei erfuhr ich sehr viel über ihn und ich hatte die Hoffnung, das er sich für mich entscheiden würde. Er machte mir Komplimente und gab mir das Gefühl etwas besonderes zu sein. Ich war ein recht aufrichtiger und ehrlicher Mensch, deswegen sagte ich ehrlich was ich über ihn dachte.

>> […] Sie wirken so traurig, als ob Sie im tiefsten Inneren verbittert wären. Vermutlich denken Sie schlecht von sich. Obwohl Sie doch eigentlich eine gute Seele haben. […] Ich glaube daran, dass Sie ein Herz aus Gold besitzen. Es ist außen hart und doch hat es innen einen weichen Kern und ist liebenswürdig und anmutig. So wie Sie. <<

Er schien beeindruckt von meinen Worten zu sein. Er lächelte mich an und legte sein Kopf schien um mich zu mustern. Dann kam er auf mich zu und zog mich, überraschenderweise in seine Arme und hielt mich fest, die Nase in meinem Haar vergraben. Dann sagte er mir, das er sich in mich verliebt habe. Er wüsste, das man so etwas nicht sagte, aber er könne nicht anders. Er drückte mir ein Kuss aufs Haar. Dann hob er mein Kinn mit einem Finger an, beugte sich zu mir herab, küsste mich zärtlich und dann immer leidenschaftlicher und animalischer. So wie es nie ein anderer je getan hat. Unsere Zungen berührten sich und streichelten sich gegenseitig, als würden sie einen nie endenden Tanz vollziehen. Mein Herz raste wie verrückt. Er ließ von mir ab und schaute mir in die Augen. Sein Blick war fordernd, als würde er mich hypnotisieren.

>> Komm mit mir und lass dich fallen! << Ich tat was er sagte und ließ mich von ihm in eine abgelegene Gasse führen. Er drückte mich gegen eine Ziegelmauer und küsste mich weiter.

Wie von selbst schlang ich meine Arme um seinen Hals. Ich war wie in eine Art Rauschzustand. Hypnotisiert von seinen Worten und Blicken. Ich konnte nicht aufhören. Er zog mich so magisch an. Auf der einen Seite wollte ich ihn, mehr als alles andere in diesem Moment. Doch auf der anderen Seite wusste ich, das es verboten war und eigentlich wollte ich es gar nicht. Ich wollte immer warten bis nach der Hochzeit. Aber in diesem Moment war ich nicht ich selbst. Wie verzaubert tat ich das was er wollte.

Seine Hände glitten über meine zarte Haut. Seine Berührungen fühlten sich wie Balsam an. Er bedeckte meinen Hals mit Küssen. Dieses Gefühl benebelte mich, sodass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Ich war wie Wachs in seinen Händen. Er entlockte mir ein Stöhnen. Seine Berührungen taten einfach so gut. Er sollte nicht mehr aufhören. Seine Hüfte presste sich gegen meine. Er ließ seine Hände über den Stoff meines Kleides wandern und schob ihn dabei hoch, damit er meine Beine um sich schlingen konnte. Jeden einzelnen Teil meines Körpers, der nicht vom Stoff des Kleides bedeckt wurde, bedeckte er mit Küssen. Dabei rieben sich unsere Körper wie wild aneinander, was mich bloß noch verrückter machte.

Ich versuchte in seine Augen zu schauen, doch diese waren glanzlos und leer. Ich dachte mir nichts dabei und küsste ihn wild und innig. Er machte mich verrückt. Er schien es nicht mehr auszuhalten und befreite sein Gemächt aus seiner Hose. Mit einem befreienden Stöhnen drang er in mich ein. Er füllte mich komplett aus, packte meine Oberschenkel und wir rieben uns gleichmäßig aneinander und stöhnten laut. Er drückte mich fest an sich und stieß immer wilder zu. Es war wie eine Droge, so berauschend. Es fühlte sich an, als wäre ich leicht wie eine Feder und könnte schweben. Ich biss mir auf die Oberlippe und warf meinen Kopf zurück. Ich fing laut und aus voller Lust an zu stöhnen. Mein Atem ging immer schneller und ich formte mit meinen Lippen das Wort

>> Ja.... <<. Wir kamen am Höhepunkt an und mich durchfuhr ein so gewaltiger Orgasmus, dass ich laut aufschreien musste. Wenig später folgte er mir und schrie ebenfalls auf. Dann sackte er in mich zusammen und zog sich aus mir heraus. Er ließ mich runter und ich ließ den Stoff meines Kleides wieder an mir herab gleiten. Mir war so schwindelig von dem Erlebnis. Ich fragte mich ob das gerade wirklich passiert war. Hatte ich wirklich meine Unschuld an Jonathan Bennett verloren?

Wir gingen aus der Gasse und schwiegen einige Minuten. Dann wandte er sich wieder mir zu. Er schaute mir wieder in die Augen,

>> bleib ganz ruhig und erschrecke dich nicht, es geht ganz schnell. << Ich tat was er sagte, fragte mich aber was das sollte.

Wie aus dem Nichts wurde auf einmal alles hell und ein Engel erschien. Es war Ariel. Ariel rettete mir das Leben. Denn Jonathan wollte mich umbringen. Er stahl mir mein Herz, nahm mir die Unschuld und wollte mir noch mein Leben nehmen. Ariel tötete ihn und erzählte mir, das er ein Dämon war. Ich dachte ich würde ihn nie wiedersehen. Doch da hatte ich mich wohl getäuscht.

 

 

Er war noch am Leben! Wie konnte er? Ariel hatte ihn umgebracht oder etwa doch nicht?! Und doch stand er da. Im Foyer. Als wäre nie etwas geschehen. Er wartete auf jemanden, dass konnte ich spüren. Suchte er sich eine neue Beute oder ein unschuldiges Opfer?! Ich blieb wie bestellt und nicht abgeholt dort stehen. Wie konnte er nur?! Hatte er mich bereits vergessen?

Doch das konnte ich mir nicht gefallen lassen. Ich musste etwas unternehmen. Kein unschuldiges Mädchen sollte nun mehr auf ihn reinfallen. Er spielte schließlich nur mit ihren Gefühlen, sowie er es damals bei mir tat. Danach erfuhr ich zwar von meiner wahren Bestimmung, aber trotzdem schwor ich Rache. Er nahm mir das kostbarste auf der Welt. Mein Herz. Meine Seele.

 

Ein Engel sollte sich nicht nach Rache sehnen, doch was blieb mir anderes übrig?! Ich wollte immer nur ihn. Niemand anderen. Ich verließ damals London um nicht mehr daran erinnert zu werden. Nach Jahren lernte ich einen Mann kennen, der mich vom ganzen Herzen liebte und vergötterte. Doch da mein Herz bereits einem anderen gehörte, konnte ich seine Gefühle nie so stark erwidern. Ich wurde trotzdem seine Frau und bekam sogar Kinder mit ihm. Doch glücklich war ich nie. Irgendwann wurden wir Opfer eines Anschlags und mussten alle mit unserem Leben bezahlen. Da meine Kinder reine Menschen waren, waren sie für immer tot. Ich war es nicht. Ich lebte weiter, als Engel. So wie es meine Bestimmung schon immer war. Ich wurde sogar wiedergeboren. Doch auch in meinem neuen Leben war ich nicht sonderlich glücklich.

 

Eine Tür ging auf und ein junges Mädchen mit roten langen Locken betrat das Foyer. Sie war wirklich wunderschön. Sie trug ein Ärmelloses, bodenlanges, enganliegendes, Taille betontes, weißes Chiffonkleid, welches mit goldenem Strass und Pailletten besetzt war. Jeder im Saal drehte sich zu ihr um. Es schien ihr unangenehm zu sein, das konnte ich spüren.

Sie hatte etwas an sich. Sie sah meiner Schwester wirklich ähnlich, aber auch wieder nicht. Sie sah nicht mehr aus wie das kleine Mädchen von früher. Ihre Haare waren dunkler und ihre Haut heller. Doch ihre Augen blieben gleich. Sie waren wunderschön. Das stand außer Frage. Sie war Sophie Montrose. Meine Nichte. Doch etwas hatte sie an sich. Sie sah jemanden den ich kannte, sehr ähnlich. Doch das konnte nicht sein. Schließlich hatte diese Person nichts mit uns zu tun und lebte dazu nicht hier. Sie würde es im Traum nicht wagen hierher zurück zu kehren. Sie lebte nun mehr in der Unterwelt. Wo sie sich bestimmt wohler fühlte.

 

Ariel stand auf einmal hinter Sophie und versuchte sie davon zu überzeugen, mitzukommen. Doch sie weigerte sich. Wieso? Sie wollte doch nur zu jemanden gehen, doch zu wem?

Ich spürte genau das Magie in der Luft lag. Sophie wollte sich umdrehen, aber konnte es nicht. Ariel hinderte sie daran. Ohne sie zu berühren, drehte sie Sophie zu sich um. Sie führte etwas in Schilde, ich wusste nur noch nicht genau was es war.

Wie aus dem nichts tauchte meine Schwester auf. Allerdings konnte Sophie sie nicht sehen. Da nur Engel sie sehen konnten. Sie war auch nicht wirklich zu erkennen. Ihre Gestalt war leicht durchsichtig, wie ein Geist. Ein Hologramm. Sie wurde von Ariel gerufen, doch was hatte Ariel für einen Grund Laylah (Carolina) zu rufen?! Sie würde es nur tun... wenn es ein Notfall wäre!!!

Doch was war los??! Man rief einen Engel, der die Erde bereits verlassen hatte, nicht einfach ohne Grund. Man würde es nur tun, wenn es um Leben und Tod gehen würde! >> Sophie, bitte denk an deine Zukunft. Wirf sie nicht weg. Bitte geh jetzt nicht zu ihm. Tue es für mich. << Was meinte meine Schwester damit?! Was war so schlimm an diesem Kerl?

In den Worten meiner Schwester lag ein Zauber. Sophie folgte ihr wie hypnotisiert. Ariel schaute noch einmal in die gegnerische Richtung. Ich versuchte ihrem Blick zu folgen und blieb an jemanden hängen. DAS KONNTE NICHT SEIN! ER war TOT!!! JONATHAN BENNETT! Er sah genauso aus wie damals. Nur das er kürzere Haare hatte und modernere Kleidung trug. Er war mit seinem Großvater da. Er war da wegen Sophie. Er kannte sie und sie ihn. Doch was hatte sie mit ihm zu tun?!

Es lag in ihren Augen. In ihrem Blick. Ich konnte die Sehnsucht sehen. Sie war in ihn verliebt. Deswegen war er hier. Er würde ihr Leben zerstören. Genauso wie er das meine zerstörte. Aus diesem Grund rief Ariel meine Schwester. Es war ein wirklicher Notfall. Doch dieses Mal konnte ich etwas tun. Ich würde dafür sorgen, dass er ihr niemals weh tun wird.

 

Ich beobachte Jonathan noch eine ganze Weile. Obwohl ich mich bereits damit abgefunden hatte, dass er tot war, konnte ich es nicht fassen. Er war am Leben.

Irgendwann konnte ich seinen Anblick einfach nicht mehr ertragen und ging in einen anderen Raum. Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen.

 

Als ich Schritte hörte, ging ich hinaus auf den Flur. Dort war sie. Sophie. Sie wollte gerade die Tür zum Foyer öffnen, doch ich rief ihren Namen und sie drehte sich um und sah mich mit aufgerissenen und verwirrten Augen an.

>> Hallo Sophie! << Sie kannte mich. Nur wusste sie nicht genau woher.

>> Kann ich Ihnen irgendwie helfen? << Ich ging ein paar Schritte auf sie zu.

>> Du bist erwachsen geworden. Das ist schön. Deine Mutter wäre bestimmt Stolz auf dich gewesen und dein Bruder bestimmt auch! << Sie schien verwirrt.

>> Wer sind Sie und woher kennen sie meine Mutter und meinen Bruder? << Ich konnte einfach nur schmunzeln. Ich kannte sie schon so lange. Ich versuchte ihr alles langsam und ganz deutlich zu erklären.

>> Mein Name ist Rachel. Rachel Elizabeth... Montrose. Deine Mutter war meine Schwester. Ich bin deine Tante! << Jetzt war sie noch verwirrter als ohnehin schon. Doch sie würde es verarbeiten und verstehen. Schließlich war sie eine Montrose.

 

>> Weiß Diana das du hier bist? << Stimmt da war ja noch etwas. Dina, also Diana. Rmpf.. diese ganzen Erden-Namen waren wirklich verwirrend.

>> Nun... Diana ist für einige Zeit zu unserer Mutter gefahren. << Wenn sie wüsste, dass ich hier gewesen bin... oh ich durfte gar nicht daran denken. Schließlich wollte sie nicht, dass ich Kontakt zu Sophie hatte. Da ich immer der Meinung war, dass sie ein Recht hatte zu wissen wer sie war oder wer wir sind. Auch wenn Dina (Diana) und Laylah (Carolina) der Meinung waren, wenn sie ein Engel wäre, würde es eine Prophezeiung geben. Doch diese kann man auch verschwinden lassen. Es wäre sogar jemandem zuzutrauen.

 

>> Und was willst du hier? << Auf dich aufpassen. Dir alles erzählen. Jonathan persönlich zu töten. Schoss es mir stumpf durch den Kopf.

>> Darf ich nicht einfach meine Nichte besuchen und sie ein bisschen besser kennenlernen? <<

>> Wieso ausgerechnet jetzt? Ich meine du hattest ja genug Zeit um mich kennenzulernen! << Meine Güte. Wie konnte man nur so misstrauisch sein?! Sie war wirklich wie ihre Mutter. Aber das gefiel mir. Ich legte meinen Kopf schief.

>> Ich hab euch früher öfters besucht, als du noch sehr klein warst, doch dann bin ich für ein paar Jahre ins Ausland gegangen und nun ja... der Tod deiner Mutter ging mir sehr nah. Besonders als ich erfahren hab weswegen sie sterben musste. Wegen so einem arroganten Mistkerl. Verzeih mir bitte meine Ausdrucksweise, doch ich konnte Peter noch nie leiden. Doch das beruht auf Gegenseitigkeit. Du scheinst ihn auch nicht leiden zu können. Na ja wie auch... er behandelt dich schlecht oder? Er misshandelt dich. …<<

>> Wie kommst du darauf, das Peter mich misshandelt? <<

 

Diese Spielchen...! Sie war wirklich wie ihre Mutter. Als wäre ich zu blöd um ihre Narben zu sehen. Ich war schließlich ein Engel und konnte besser sehen, als irgendein Mensch. Für Menschen konnte sie die Narben zwar über schminken und verschwinden lassen, aber doch nicht vor mir, einem Engel.

>> Sophie, ich weiß so einiges von dem was hier passiert. Unter anderem bin ich deswegen hier. Du musst es nicht verstehen. Sei einfach froh, dass ich dir versuchen werde zu helfen. Dazu hat man schließlich eine Familie. << Wie ich auf so etwas kommen konnte, wusste ich auch nicht. Doch ich wollte ihr helfen. Vielleicht konnte ich nebenbei auch herausfinden ob sie nun ein Mensch war oder doch ein Engel. Ich zwinkerte ihr zu und nahm sie in den Arm.

 

Anschließend gingen wir zusammen ins Foyer. Ihre Augen erblickten Jonathan, wie er mit Ariel sprach. Manchmal liebte ich es wirklich, das übernatürliche Wesen, ausgeprägtere Sinne haben. Sie waren einfach viel schärfer. So konnte ich trotz der Entfernung, alles verstehen. Ariel belog ihn. Sie erzählte ihm, dass alles nur ein Spiel war. Das Sophie ihn nie geliebt habe. Obwohl man es in ihren Augen sehen konnte, das sie ihn liebte. Genauso wie ich damals. Eigentlich hätte ich jetzt als Tante eingreifen müssen, doch da ich ihn kannte, musste ich sie beschützen.

Sophie wollte wieder zu ihm gehen, doch dieses Mal, hinderte ich sie daran. Schließlich musste es jemand tun. Auf einer Seite tat es mir wirklich in der Seele weh, zu sehen wie sie unglücklich immer wieder gegen diese unsichtbare Scheibe lief, doch auf der anderen Seite war es das Beste für sie. Sie versuchte zu fliehen, um einen anderen Weg zu ihm zu finden. Doch es gab keinen.

 

Ich ging in einen abseits gelegenen Raum. Dort traf ich Ariel an, die wusste, dass ich kommen werde.

>> WARUM IST ER NOCH AM LEBEN, ARIEL? << Ich konnte nicht anders, als zu schreien. Schließlich habe ich dieses Monster einmal geliebt, bis er mich töten wollte.

>> Beruhige dich doch erst einmal Rachel! Schließlich bist du der Engel des Humors und des Selbstvertrauens. Du bist verantwortlich für die Mäßigung und Leichtigkeit, mit der wir alle negativen Geschehnisse in unserem Leben so tragen können, dass sie uns nicht niederschmettern und ausgerechnet DU kannst es nicht vergessen?! << Wollte sie mich für blöd verkaufen? Klar das ist meine Aufgabe, aber deswegen vergisst man so etwas schlimmes doch nicht so einfach.

>> Ariel, ich versuche jetzt ganz ruhig zu bleiben und nicht zu schreien. Er hat mir meine Unschuld genommen und WOLLTE MICH UMBRINGEN! TUT MIR LEID, WENN ICH SO EIN EREIGNIS AUS MEINEM LEBEN ALS MENSCH NICHT VERGESSEN KANN!!!! << Mist! Jetzt hatte ich doch geschrien.

>> Wie war das noch einmal mit dem ich bin ganz ruhig und werde nicht schreien? << Machte sie sich gerade über mich lustig? Tatsächlich, sie machte sich über mich lustig!

>> Ariel, dass ist nicht lustig. Er hat mir alles genommen, was mir wichtig war. Man vergisst als Engel nie sein menschliches Leben. Aus diesem Grund versuchen wir doch, allen ein perfektes erstes Leben zu schenken. Wir Engel vergessen nicht, dass solltest du wissen! <<

>> Rachel, ich weiß es ist nicht leicht für dich. Besonders nicht, weil es für dich den Anschein erweckt haben muss, dass sich alles wiederholt. <<

 

Da hatte sie allerdings Recht! Sophie hatte sich, genauso wie ich damals, in Jonathan verliebt.

>> Ariel, du hast meine vorherige Frage immer noch nicht beantwortet! Warum ist er noch am Leben? << Sie war am überlegen, war das wirklich ihr Ernst?!

>> Rachel, du kennst den Pakt! << Dieser beschissene Pakt.

>> Okay okay. Übrigens habe ich dich gehört, als du mit ihm gesprochen hast. Es hätte von mir kommen können, gut das du es ihm gesagt hast. Hoffentlich glaubt er es. Ich möchte ihn am Boden sehen. Für all das was er mir angetan hat, soll dieser Bastard in der Hölle schmoren und nie wieder ein Fuß auf die Erde setzen. Er ist und bleibt ein Monster. <<

>> Rachel, er hat dir schlimmes angetan. Ich hätte ihn damals bereits für immer in die Unterwelt verdammen sollen, doch du kennst den Pakt. Wir dürfen diese Familie nicht sofort verbannen. Wir müssen ihnen erst eine zweite Chance gewähren. Sowie man es mit dem Rest der Familie getan hat. <<

 

Nur weil der Hohe Rat der Übernatürlichen Wesen, sich dazu entschlossen hatte an das Gute in Dämonen zu glauben. Ich kann es immer noch nicht glauben.

>> Hättest du mich damals nicht gerettet Ariel, wäre ich jetzt tot. Ich hätte meine Familie niemals wieder gesehen und wüsste nicht wer ich wirklich bin. Ich habe ihn geliebt, aber er hat mit mir gespielt. Mir alles genommen was ich hatte und er wollte mich dann auch noch umbringen. Dieser Scheißkerl und jetzt ist er gekommen um einer weiteren von uns das Leben zu zerstören. Das kann und werde ich nicht zulassen. Sophie hat das nicht verdient. Sie soll ihr Leben leben und ihn am besten vergessen. Vielleicht ist sie doch so wie wir und was dann? Was ist wenn er ihr Leben genauso zerstört, wie er meines zerstören wollte? <<

>> Rachel, du weißt was ich gesehen habe. Zwischen ihnen scheint ein sehr starkes Band zu existieren. Dieses Band kann niemand zerstören. Man kann versuchen sie zu trennen, doch solange ihr Herz schlägt, werden sie auf Ewig verbunden sein. Sie haben sich bereits in einander verliebt. Ich habe ihre Blicke gesehen … und ich habe die Magie zwischen ihnen gespürt. Sie muss so sein wie wir. Es gibt gar keinen Zweifel. Wenn sie es nicht wäre, dürfte das Band zwischen ihnen nicht so stark sein. Außerdem hätte ich sonst diese Magie nicht wahrnehmen können. … Doch es gab keine Prophezeiung! Aber es gibt über jede Existenz eine. Wie kann das sein? Wieso wussten wir nichts von ihr? <<

Da hatte sie allerdings Recht! Das Band zwischen ihnen schien wirklich sehr stark zu sein, denn ich musste wirklich sehr viel Kraft und Magie aufwenden um sie von ihm fern zu halten. Er sollte mir egal sein. Total egal.

>> Vielleicht wurde die Prophezeiung versteckt. Ich weiß es nicht. Doch auf jeden Fall hast du Recht. Sophie und Jonathan oder wie er sich jetzt nennt, dürfen niemals zusammen sein. Denn wenn sie wirklich so ist wie wir... ist es verboten. Wir haben die Gesetze schließlich nicht ohne Grund. Es war eine gute Idee ihm einzureden, das sie nur mit ihm gespielt hat um sich einen Spaß mit ihm zu erlauben. Sie wird nicht zu ihm kommen und das heißt, er wird es glauben! Er wird glauben, dass er niemanden verdient, er wird wieder zum kaltblütigen Monster und dann wird der Rat keine andere Wahl haben, als ihn in die Unterwelt zu verbannen. Dorthin wo er hingehört. Dort kann er zurück zu den anderen Dämonen. << Ich konnte einfach nicht anders als zu lachen. Auch wenn es eigentlich nicht meine Art war. Doch er sollte das bekommen was er verdient hatte.

 

>> Rachel ich habe diese Macht gespürt. Sophie ist ein Engel. Dazu noch ein sehr mächtiger. Sie verfügt über Kräfte die viel zu mächtig sind. Sie darf es erst einmal nicht erfahren. Sie könnte sonst Dummheiten damit anstellen. Sie könnte sich damit in große Gefahr bringen. Das müssen wir verhindern Rachel. Wir sind es Laylah (Carolina) schuldig. Sie hat schließlich alles für Sophie aufgegeben. << Gerade als ich weiter mit ihr darüber reden wollte, war ich meinen übernatürlichen Fähigkeiten wieder einmal Dankbar. Ich konnte ihre Anwesenheit spüren und ihren Herzschlag laut schlagen hören.

>> Ariel meine liebe, ich glaube wir haben vor der Tür unerwünschten Besuch! << Sie durfte es nicht wissen. Es war viel zu gefährlich. Ihre Kräfte konnten noch nicht eingeschätzt werden, da es keine Prophezeiung von ihr gab. Wir mussten handeln und da Ariel nichts tat, musste ich mir etwas einfallen lassen.

Ich handelte mit einer Kurzschlussreaktion. Mit Hilfe meiner Magie wurde die Tür aufgeschlagen. Ich ging auf sie zu und sprach die Zauberformel:

>> Wolo dera amentia! <<. Im nächsten Moment lag sie auch schon Ohnmächtig auf den Boden.

 

Was hatte ich bloß getan??!

>> DAS WOLLTE ICH NICHT! << Ich kniete mich neben Sophie auf den Boden. Oh Gott, was hatte ich bloß getan. Ariel trat von hinten an mich heran und legte mir eine Hand auf die Schulter. Es beruhigte mich etwas.

>> Rachel, es geht ihr gut. Das was eben geschehen ist, wurde aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Sie wird sich an nichts erinnern können. Es war richtig so. Wir müssen erst in Erfahrung bringen, ob wir mit unserer Vermutung richtig liegen. In der Zeit, solltest du sie im Auge behalten. <<

Sie hatte Recht und das tat ich auch ab da.

 

* * *

 

Am nächsten Morgen fuhr ich zum Haus von meiner Schwester. Während Sophie wieder im Theater war und sich an nichts erinnern konnte, wollte ich einem „alten Bekannten“ einen kleinen Besuch abstatten. Mich wunderte gar nichts mehr, denn Mr. Scheißkerl saß im Esszimmer auf seinem „Platz“, den er damals schon immer hatte. Wie ein dressiertes Hündchen.

Er studierte die Zeitung, genauso wie er es immer getan hatte. Ich lehnte mich an den Rundbogen zum Esszimmer an.

>> Hallo Abbadon, lang nicht gesehen. Heute schon jemanden getötet? << Er legte die Zeitung weg, legte seinen Kopf schief und grinste mich doof an.

>> Na na, redet man so mit seinem geliebten Schwager? << Geliebter Schwager? Was ich nicht lache!

>> Ach rede einfach weiter, irgendwann wird schon etwas Sinnvolles dabei sein! << Er legte die Zeitung weg und kam auf mich zu.

>> Übrigens was ich unbedingt noch einmal wissen wolle, ist deine Vorstrafe eigentlich getilgt oder verjährt, oder wie nennt man das Heute? << Treffer versenkt.

>> Sehr schlagfertig! Wie lange ist es jetzt her, 15 Jahre?! Und immer noch wütend auf mich? << Wollte er mich eigentlich verarschen??? Wegen diesem eingebildeten, ignoranten Arsch sind meine Schwester und mein Neffe tot.

>> Wütend ist gar kein Ausdruck dafür! Du hast sie schließlich umgebracht. << Er fing an leise in sich hinein zu lachen.

>> Ach Rachel, weißt du.. ich konnte es noch nie leiden, wenn mich jemand betrogen oder belogen hat. … <<

Gerade als ich etwas darauf erwidern wollte...

>> -… Und jetzt erzähl mir bitte nicht, dass sie mich nicht mit einem anderen betrogen hat?! Schließlich ist Sophie das Ergebnis von dieser elendigen Hurerei. << Verdammt jetzt reichte es auch mal.

>> Sprich nicht so über meine Nichte und schon gar nicht über meine Schwester. Schließlich hast du sie auch mit dieser billigen Sekretärin betrogen und eure Aktivitäten haben leider, sowie der Schöpfer es nun einmal wollte.. obwohl ich der Meinung bin, das es doch Satan war, Früchte getragen. << Langsam färbte sich sein Kopf rot, ach wie ich die Farbe mochte. Sie hatte etwas.

>> Es reicht langsam. So redest du nicht über meine Frau und schon gar nicht über meine Tochter. << Ach ja, da war ja was. In dem Moment kam auch schon die billige Sekretärin zur Tür herein und in ihrer Hand hielt sie zahlreiche Einkaufstaschen mit neuen Klamotten.

>> Wenn man vom Teufel oder in diesem Fall vom Dämon spricht, ist er nicht weit! << Sie guckte mich nur dämlich an. Ihr Gehirn war wirklich so überflüssig wie ein Sandkasten in der Sahara.

>> Hallo Purzelchen, ich bin wieder da(a) … habt ihr von mir gesprochen?! … Wer ist denn DAS? <<

 

Es gab mehr als sechs Milliarden Menschen auf dieser Welt und ausgerechnet ich musste ihr begegnen!

>> Gloria, das ist Rachel. Die Schwester von Laylah alias Carolina! << Jetzt guckte sie ganz verwirrt.

>> Hieß die nicht Diana? << Oh man da war ja wirklich nur heiße Luft.

>> So heißt meine andere Schwester! << Jetzt wurde sie ganz schön zickig!!

>> Habe ich dich gefragt? << Wie konnte man sie bloß zum schweigen bringen?!

>> Kannst du nichts sinnvolleres tun als mich voll zu quatschen? Die Dachrinne putzen oder Geld ausgeben? << Es hatte funktioniert. Sie drehte sich um und ging beleidigt weg. Man konnte von den Menschen aus der Heutigen Zeit wirklich so einiges lernen, z.B. wie man dämliche Dämonen los werden konnte.

 

>> Rachel was willst du hier? Du kommst doch nicht einfach ohne Grund zurück. <<

>> Da hast du ausnahmsweise einmal Recht! Ich weiß was hier abläuft und ich lasse es nicht mehr zu. Hör auf die arme Sophie dafür zu bestrafen, nur weil meine Schwester dir den Namen des Erzeugers nicht nennen wollte. VERDAMMT sie hat dir nichts getan. Sie kann ja schlecht etwas für ihre Existenz oder wurdest du in deinem ersten Leben nicht vernünftig aufgeklärt?! <<

>> Du bist ja so Witzig! Langsam gehst du mir wirklich auf die Nerven!! << Warum konnte er nicht aufhören sie zu quälen? Sie konnte doch wirklich am aller wenigsten etwas dafür.

>> Verdammt weswegen tust du DAS? Du warst doch früher nicht so! << Er kam weitere Schritte auf mich zu.

>> Zeiten ändern sich. … Sie ist das Ebenbild ihrer Mutter. Ich ertrage ihren Anblick einfach nicht. Hätte Laylah (Carolina) sie nicht bekommen, wäre alles gut gewesen. Doch Nein, sie entscheidet sich für diesen Bastard. Sie dürfte gar nicht hier sein. Sie ist nur ein blöder Mensch, dessen Leben bald zu Ende sein wird. Dafür werde ich schon sorgen! << Sein lautes Lachen war einfach nicht mitanzuhören. So ein Monster.

>> VERDAMMT FAHR ZUR HÖLLE!! << Nun fing er auch noch an zu schmunzeln.

>> Gerne doch, wenn du mitkommst. Satan freut sich bestimmt dich wiederzusehen! << Dieses Arsch!!!

>> Tut mir leid. Ich habe nichts mit dreckigen Dämonen oder Verrätern zu tun! <<

>> Seit wann?? Schließlich hast du deine Unschuld an einen verloren! Du kannst ihn bis Heute nicht vergessen und liebst ihn immer noch, wie niedlich. Zu schade, dass deine eigene Nichte ihn dir jetzt ausgespannt hat! <<

 

Woher wusste er von Sophie und Jonathan??! Er schien das Fragezeichen auf meinem Gesicht lesen zu können.

>> Du vergisst, dass ich viele Leute kenne. Besonderes im Reich der Unterwelt. Ich habe einen guten Draht zur mächtigsten Dämonin. Dazu hat meine bezaubernde Tochter Winnie einen Chatverlauf gefunden, indem es um den Bastard und um deinen geliebten Dämon geht. Sie waren für Heute verabredet. Doch wie man hört, haben sie nicht zueinander gefunden! … Du scheinst deine Finger mit im Spiel zu haben oder habe ich Unrecht?! Wir haben doch etwas gemeinsam... du willst nicht das er mit ihr zusammen ist und ich möchte nicht das sie je glücklich wird, was der Fall sein wird, wenn sie ihn verliert. Ich kann dafür sorgen, dass die beiden nie zueinander finden. Wärst du dabei? << Meinte er das gerade wirklich Ernst? Natürlich wollte ich nicht das er glücklich wird oder das er mit Sophie zusammen kommt, aber deswegen einen Pakt mit der linken Hand des Teufels eingehen??! So etwas ging noch nie gut aus.

 

>> Du kannst es dir überlegen. … Ich gebe dir eine Bedenkzeit von achtundvierzig Stunden! <<

Vergiss mich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vergiss mich - Luttenberger Klug

 

Kapitel 17 - Das gebrochene Herz

Zwei Jahre waren mittlerweile vergangen und in der Zeit, war wirklich viel passiert.

 

Die High School hatte ich mit „summa cum laude“ abgeschlossen. Damals konnte ich das alles gar nicht glauben. Als mein Name aufgerufen wurde, ich da oben auf der Bühne stand, der Direktor mir mein Diplom überreichte und sagte:

>> Herzlichen Glückwunsch Miss Montrose, zu ihrem Diplom mit „summa cum laude“. <<

Die Menschenmasse applaudierte und mitten in der ganzen Masse, stand jemand auf und bejubelte mich. Es war Henry! In diesem Moment hätte ich gerne meine Mutter und meinen Bruder bei mir gehabt. Doch leider konnten sie mich nicht mehr bejubeln oder mich in den Arm nehmen. Denn sie waren bereits tot. Niemand hätte sie mir zurück bringen können. Ich hätte alles dafür gegeben sie wenigstens noch einmal für fünf Minuten zu sehen, mit ihnen zu sprechen oder in den Arm zu nehmen. Auch wenn es nie passieren sollte, schickte mir meine Mutter ein Zeichen! Sie schickte mir meine Tante Rachel.

 

Rachel stand vor zwei Jahren einfach hinter mir in einem der Flure des Theaters. Auch wenn ich erst skeptisch war, was sie betraf. Doch mit der Zeit, lernte ich sie besser kennen. Sie erzählte mir viel von meiner Mutter, zeigte mir Bilder und hielt dadurch die Erinnerungen an sie, am Leben.

 

„Der weiße Engel“ bekam die besten Kritiken die man sich nur hätte wünschen können. Doch trotzdem war ich unglücklich. Denn ein Teil von mir ging in dieser Zeit verloren. Ein Teil meines Herzens. Denn er verließ mich und kam nicht mehr zurück. Diesen Tag sollte ich nie vergessen können, obwohl ein Teil davon, für mich schwarz wie die Nacht war. Denn ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Wie ein Black Out.

 

Inzwischen war ich Ballettstudentin an der „Juilliard School of Dance“ in New York. Ich bekam sogar ein Vollstipendium. Am Anfang war es für mich sehr schwer Anschluss zu finden. Denn ich hatte mal wieder den Tiefpunkt erreicht. Gerade war ich noch am Meer und wurde von den Wellen der Liebe getragen. Doch im nächsten Moment kam ein Sturm auf und ließ mein Herz gegen die höchsten Klippen zerschlagen.

Aber immerhin hatte ich einen guten Freund an der Juilliard. Elijah. Elijah Collins. Mein guter alter Tanzpartner. Er versuchte mir beizustehen, genauso wie Ruby. Meine Beste Freundin. Nur das es nichts brachte. Denn es war kein normaler Liebeskummer, den man mit Schokoladeneis und alten Liebesschnulzen, wie z.B. Pretty Woman, behandeln konnte. Nein! Es war schlimmer.

 

Ich hatte ein gebrochenes Herz!

 

Mittlerweile war ich im zweiten Studienjahr und lebte zusammen mit Ruby in einem großen Apartment. Ihrer Familie gehörte ein großes Modeunternehmen und Ruby sollte nach ihrem Studium dort arbeiten. Aus diesem Grund wurde das Apartment von ihrer Familie bezahlt. Da es groß genug war, wollte Ruby unbedingt, dass ich mit ihr dort einziehe. Schließlich war es immer unser Traum, einmal zusammen zu wohnen.

Es war schon schön, mit seiner Besten Freundin zusammen zu wohnen. Obwohl mir auch eine kleine Studentenwohnung gereicht hätte, aber Ruby meinte:

>> Künstler brauchen ihre Freiheiten. << Deswegen war es auch kein Apartment im ersten oder zweiten Stock. Nein. Es war ein Penthouse mitten auf der „Upper West Side“. Obwohl es eigentlich „Rubys“ Apartment war, wollte sie unbedingt eins auf der „Upper West Side“. Das Ironische an der ganzen Geschichte war, dass das Apartment drei Minuten von der Juilliard entfernt war und Ruby mit der U-Bahn noch weiter fahren musste. Es waren zwar nur acht Minuten, aber es war trotzdem witzig. Besonders, weil Ruby lieber mit dem Taxi fuhr, welches aber deutlich mehr Zeit brauchte. Die Straßen in New York waren einfach zu überfüllt.

 

Das Penthouse war ein Traum. Überall riesige Fenster. Es sah aus, als wäre alles aus Glas. Der Ausblick, war einfach überwältigend. Da es Rubys Wohnung war, richtete sie alles nach ihrem Geschmack ein. Denn im Grunde war es mir egal was für ein Sofa, wir wo stehen hatten. Es war alles ganz Modern gehalten. Die Tische waren alle aus Glas. Ich mochte das Wohnzimmer wirklich sehr. Nicht nur wegen dem Ausblick, den Säulen oder wegen dem Holz Parkett. Nein. Mich faszinierte der schwarze Flügel, den mir Henry zum Abschluss geschenkt hatte. Er war sehr teuer gewesen, deswegen wollte ich ihn erst gar nicht annehmen. Doch Henry bestand darauf. Schließlich wäre er so etwas wie mein Ersatz-Dad.

Platz für ein Esstisch gab es natürlich auch. Es war ein riesiger Glastisch, an dem mindestens zehn Leute Platz hatten. Die Küche und die Badezimmer waren auch einfach traumhaft. Alles war einfach ein Traum. Obwohl Ruby überall Hand anlegte. Doch in meinem Zimmer tat sie es nicht. Hier konnte ich mich einrichten wie ich wollte. Daher war es eher schlicht gehalten. Es hatte ein großes Himmelbett, welches mir Tante Rachel unbedingt schenken musste. Dazu viele Bilder von meiner Mum und natürlich auch von Ben. Es wurde mein neues Zuhause. Denn mein altes, würde ich erst mit einundzwanzig wieder bekommen. Doch es war schon in Ordnung. Schließlich konnte ich neu anfangen. Gewalt würde in meinem Leben keine Rolle mehr spielen.

 

* * *

 

Ich lag im Bett und versuchte zu schlafen. Seit fast zwei Jahren hatte ich immer wieder den selben Traum. Diese Nacht auch. Es handelte immer wieder von einem Schiff. Jonathan war auch da. Dieser Traum quälte mich, obwohl er eigentlich ganz schön war während ich schlief.

 

Wir waren gefangen auf diesem Schiff und keiner von uns wollte gerne dort sein. Dennoch waren wir dort. Wir mussten uns eine Kabine teilen, da nichts anderes mehr frei war. Er war kurz verschwunden, deswegen legte ich mich schon einmal ins Bett. Ich versuchte zu schlafen, doch es gelang mir nicht! Die ganze Zeit sah ich diese Erinnerungen vor meinen Augen, als würde ich mir einen Film angucken und nicht abschalten können. Ich musste daran denken, wie ich ihn das erste Mal gesehen habe.

 

Es war im Theater. Bei meiner großen Premiere. Nie werde ich seinen Blick vergessen. Durch einen Spalt im Vorhang beobachtete ich ihn. Obwohl ich nicht wusste, ob er wirklich der war für den ich hielt, wusste ich es in diesem Moment einfach. Dieses grün in seinen Augen. Das Funkeln darin. Ich werde es nie vergessen können. Es war unbeschreiblich. Da war dieser Lufthauch und etwas magisches lag in der Luft.

Als ich auf der Bühne stand und unsere Blicke sich trafen, gab es nur noch ihn und mich. Alles andere wurde ausgeblendet. Ich stellte mir vor, ich würde mit ihm tanzen. Für mich gab es nur noch ihn. Diese Spannung die in der Luft lag, war nicht auszuhalten. Am liebsten wäre ich von der Bühne direkt in seine Arme gelaufen. Das einzige was ich in dem Moment wollte, war ihn zu berühren. Ihn zu spüren. Doch diese Erinnerung war einfach zu schön um war zu sein. Denn im nächsten Moment war ich in meiner Kabine um mich fertig zu machen, damit er mich sah und nicht die Person auf der Bühne! Das Mädchen hinter der Verkleidung.

 

Doch als ich ins Foyer kam und zu ihm wollte, gelang ich auf keinem der Wege, die ich einschlug, zu ihm. Als würde eine übernatürliche Macht es nicht wollen. Danach war alles schwarz. Als hätte jemand meine Erinnerungen gelöscht. Ich versuchte ihm zu schreiben. Ihn anzurufen. Doch vergeblich. Ich bekam keine Antwort. Tage lang nicht. Irgendwann bekam ich eine Mail von ihm. In der stand, dass er mich nie wieder sehen will. Es hätte ihm gereicht und er verstehe, warum ich es getan habe. Er hätte es nicht anders verdient. Danach kamen alle meine Mails zurück. Denn es hieß, es gäbe diesen User nicht mehr. Meine Anrufe bekamen auch nur die Antwort, dass diese Nummer nicht mehr existiere. Es gab ihn nicht mehr. Er war weg. Als hätte es ihn nie gegeben. Alles was mir blieb, waren diese Momente.

 

Bis ich ihn wieder sah. Ausgerechnet in New York. Er studierte hier, genauso wie ich. Doch er erkannte mich nicht. Schließlich trug ich keine Maske und eben sowenig die Perücke. Es ließ mich einfach nicht los. Er war wieder in meinem Leben. Er war hier. Er lebte. Ich konnte seinen Herzschlag hören und endlich wieder spüren. Es machte mich so glücklich. So glücklich wie noch nie. Aber als ich ihn dann mit Winnie, meiner früheren Halbschwester sah, fühlte es sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Monate lang habe ich mir die Augen wegen ihm aus geheult. Als sie mich sahen, kamen sie auf mich zu und Winnie grinste abscheulich dabei.

>> Oh Hallo. Nett dich zu sehen, darf ich dir meinen Freund Jonathan Bennett vorstellen. Er kommt ursprünglich aus LA. << Ich konnte nichts erwidern, denn der Schock war zu groß.

>> … und Jonathan Schatz, darf ich dir meine früher geglaubte Halbschwester Sophie Montrose vorstellen?! Du kennst doch die Geschichte von Daddy. Übrigens müsstest du Sophie kennen. Sie spielte den „weißen Engel“ aus dem Ballettstück, welches du dir mit deinem Grandpa angeschaut hattest, als wir uns darauf in der Stadt kennenlernten. << Der Schock stand nun auch in seinen Augen zu stehen.

>> Du?? So siehst du also in Natura aus? Ich hab gehofft dir niemals wieder in meinem Leben zu begegnen! Verschwinde! Und zwar für immer aus meinem Leben. << Diese Worte werde ich nie vergessen können. Sie waren Eiskalt. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich konnte nur noch davon laufen. Denn es tat einfach zu sehr weh.

 

Alles war wieder da. Seine Worte die mich so sehr verletzten, aber auch diese Momente in denen ich mir wünschte ihm zu gehören. Es bildeten sich immer mehr Tränen in meinen Augen, welche über meine Wangen liefen. Es tat einfach so weh. Als ich hörte wie die Tür aufging, schloss ich meine Augen und tat so als würde ich schlafen. Er drehte sich um und zog sich um. Dabei beobachtete ihn. Dieser Körper machte einen einfach schwach. Als er sich gerade wieder zu mir umdrehte, schloss ich meine Augen wieder. Er ging um das Bett herum und legte sich neben mich. Ich konnte seine Blicke auf mir spüren. Auf einmal ging er mit seiner Hand durch meine Haare. Wieso tat er das? Er hasste mich! Wieso sollte er jetzt so etwas tun?

Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn, mit Tränen in den Augen, an. Er streichelte mein Gesicht mit seiner Hand. Doch bevor er sich meinem Gesicht nähern konnte, stand ich auf, nahm mein Kopfkissen und verließ die Kabine.

 

Ich ging an Deck und dort fand ich eine Art riesigen Korb. Man müsste sich ein rundes Bett aus Korbgeflecht (z.B. aus Zweigen) vorstellen. Nur das es wie eine Art „Strandmuschel“ aussah. Es war sogar mit einer Matratze und vielen Decken und Kissen ausgestattet. Es sah aus wie ein Liebesnest. Ich legte mich hinein und nahm mir eine Decke um mich zuzudecken, schließlich war es schon Dunkel und an Deck ziemlich kalt. Allerdings konnte man die Sterne beobachten, denn der Himmel war klar wie nie zuvor.

 

Nach kurzer Zeit kam mir Jonathan mit einer Bettdecke nach. Er fragte mich ob es mit dieser nicht wärmer und angenehmer wäre. Ich nahm die Decke dankbar entgegen und kuschelte mich mit dieser ein, während ich vorher die andere Decke einfach neben mich warf. Er nahm kurzer Hand die Decke und legte sich neben mich in diese „Strandmuschel“. Unsere Blicke trafen sich und wir konnten einfach nicht anders, als uns leidenschaftlich zu küssen. …

Ich wurde durch einen Knall wach. Es war nur ein Traum. Ein viel zu schöner Traum. Als ob die Realität so aussehen würde. Er hasste mich und war mit Winnie zusammen. Er hätte mir gar nicht mehr weh tun können. Diese schmerzen. Jeden Tag auf's neue. Dabei wurde es nur noch schlimmer.

Ich ging zu meinem Fenster, welches ich wie eine Kuschelecke eingerichtet hatte. Für solche Momente war diese super zu gebrauchen. Eine Liege die aber auch eine Couch war. Man konnte sich einfach drauf legen und aus dem Fenster schauen. Die Sterne und der Vollmond waren zusehen. Es war einfach traumhaft. Unter anderen Umständen wäre es sogar romantisch gewesen, doch mir war einfach nur zum heulen zumute. Er liebte sie. Diese Hexe. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt an der Columbia angenommen worden war. Sie wollte mir schon immer schaden und jetzt hatte sie es geschafft. Sie hat mir das liebste genommen was ich noch hatte. Jonathan.

 

Auch wenn er sich für sie entschieden hatte, hatte ich noch die kleinen Momente mit ihm. Die Erinnerungen. Die Träume.

 

* * *

 

Am nächsten Morgen war ich gerade auf dem Weg zum Campus, als ich mir noch schnell einen Latte Macchiato von Starbucks holen wollte. Wiedereinmal hing ich meinen Gedanken nach. Gerade als ich das Café verlassen wollte, rempelte ich einen jungen Mann an. Als ich mich jedoch entschuldigen wollte und den Mann anschaute, erschrak ich. Es war Jonathan.

>> Kannst du nicht besser aufpassen? << Er schien nicht bemerkt zu haben, das ich es war, die ihn angerempelt hatte.

>> Jonathan, es... t.. tut mir leid! << Erst jetzt guckte er mir richtig in die Augen. Als er mich erkannte, weiteten sich seine Augen.

>> Du? Was willst du hier? Verfolgst du mich etwa? << Wie bitte? Er dachte ich würde ihn stalken?

>> Nein, ich verfolge dich nicht. Ich wollte mir nur einen Kaffee holen. Ist das etwa verboten? << Was bildete der sich ein. Nur weil er gut aussah und einfach total sexy war, konnte er sich nicht einfach alles erlauben!

>> Es gibt in New York genug Cafés, musste es ausgerechnet dieses sein? << Hatte der noch alle Latten am Zaun? Ich konnte doch wohl hingehen wo ich wollte. Als ob sich alles nur um ihn drehte!!

>> Tut mir leid, ich glaube nicht, dass ich dir Rechenschaft ablegen muss, warum ich mir wann und wo einen Kaffee kaufe. Außerdem studiere ich hier an der Juilliard School of Dance. Nicht das es dich etwas angehen würde. << So... jetzt hatte ich es ihm aber gezeigt.

>> Außerdem, warum holst du dir nicht irgendwo anders einen Kaffee? Es gibt schließlich genug Cafés in dieser Gegend. << Haha. Humor ließ grüßen.

>> Zu deiner Information. Ich jogge jeden Tag durch den Central Park und hole mir dann anschließend, einen Kaffee. <<

 

Aha. Joggen? War das sein Ernst?! Er war auch noch sportlich. Oh man Sophie. >> Jetzt reiß dich verdammt noch mal zusammen. << Meine innere Stimme hatte vollkommen Recht. Oh man jetzt schmunzelte er auch noch so scheinheilig!

>> Hat es dir etwa die Sprache verschlagen, Miss belügen und betrügen? << Bitte was??? Miss belügen und betrügen??! Der hatte sie doch wirklich nicht mehr alle. >> Erstens, … Mr Großmaul und eingebildeter Schnösel, bin ich keine Lügnerin oder Betrügerin und zweitens, mir ist nur gerade schlecht geworden und ich musste mich beherrschen, dir nicht auf deine teuren, ach so tollen Jogging-Schuhe zu brechen! Auf Arroganz und Selbstverliebtheit reagiere ich nämlich allergisch. << Dieser arrogante Kotzbrocken! Als ob er der wichtigste Mensch auf der Welt gewesen wäre.

>> Sind wir Heute etwa mit dem falschem Fuß aufgestanden?? << Grrrr...

>> Wo ist deine Freundin? Hat sie etwa schon die Schnauze voll von dir? Winnie folgt dir doch sonst überallhin, wie ein kleines Hündchen. << Mit seinem blöden Grinsen musterte er mich und fragte mit verstellter Stimme:

>> Ach, ist da etwa jemand eifersüchtig? << Orhhgrhrhrhrhrhggrr!!! Wenn Blicke töten könnten, wäre er schon längst in der Hölle gelandet! Um ihm nicht seine Visage zu verunstalten, ballte ich die Hände zu Fäusten.

>> Was ist los? Habe ich etwa Recht? << In seinen Augen blitzte etwas auf. Mein Herz raste vor Wut, aber durstete auch nach Verlangen. Denn sein Auftreten wirkte schon ein bisschen sexy. Besonders wenn er sich aufregt und seine Muskeln anstrengt. Denn dann konnte man seinen Beatzeps unter seinem T-Shirt erkennen.

>> Wenn du willst, können wir zu mir gehen. << Also... dass war jetzt der Höhepunkt. Wie konnte er so mit meinen Gefühlen spielen?! Denn auch wenn er sich benahm wie das allerletzte Arschloch, liebte ich ihn dennoch. Deswegen schmerzte es auch so. Ich biss die Zähne zusammen und schlug ihm, so fest ich konnte, ins Gesicht.

>> Kannst du nicht einmal deine beschissene Klappe halten?! << Jonathan erstarrte einen Moment, doch dann fing er wieder an zu lachen.

 

Ich konnte nicht einfach nicht mehr. Mein taffes äußeres zerfiel in Tausend Stücke. Tränen füllten meine Augen und liefen über meine Wangen.

>> Weißt du was? Ich dachte man könnte mich nicht mehr verletzten. Denn schließlich bin ich Verletzungen gewohnt, aber das jetzt. Verletzt mich mehr als mir lieb ist. << Ohne nachzudenken, stolzierte ich an ihm vorbei nach draußen. Ich wollte einfach nur noch weg. Plötzlich wurde ich von jemandem umgedreht und ganz fest an seinen Körper gedrückt. Was sollte das denn? Seine Hände waren fest um meine Hüfte gelegt. Mir wurde auf einmal ganz schwindelig. Durch das enge weiße T-Shirt, konnte ich sogar die angespannten Muskeln fühlen. Oh mein Gott wie sich das anfühlte. >> Sophie hör auf zu schwärmen!! << Befahl mir meine Innere Stimme. Doch es gelang mir nicht so wirklich. Vorsichtig hob ich meinen Kopf. Ein paar Sekunden oder Minuten, ich weiß nicht mehr wie viel Zeit vergangen war, in der wir uns einfach nur in die Augen schauten. Dieses Smaragdgrün... . Mein Herz raste. So nah war ich noch nie einem Jungen den ich gern hatte gewesen. Und erst Recht nicht ihm. Mit einem Mal verschwand meine ganze Wut. Am liebsten hätte ich mich an ihn gekuschelt. Ich weiß es klingt verrückt, weil ich ihn eigentlich hassen müsste. Dennoch liebte ich ihn. Das durfte er niemals merken, denn sonst würde er sich vermutlich nur wieder über mich amüsieren.

 

Gerade als er mich wieder los ließ und ich mich umdrehte, um schnell von dort wegzukommen, blieb ich stehen.

>> Ach scheiß drauf! << sagte ich, drehte mich um und ging auf ihn zu. Er dachte vermutlich, ich würde ihm noch eine Ohrfeige verpassen, aber stattdessen küsste ich ihn. Ich küsste ihn mit meiner ganzer Leidenschaft! In jenem Augenblick, als ich mich von ihm lösen wollte, zog Jonathan mich enger an sich und presste seine Lippen auf die meine.

>> Oh Gott <<

Alles rings um mich herum verblasste vollends und ich spürte nichts außer unseren Mündern, die sich zärtlich berührten.

Mein Herz schlug wie verrückt. Er legte eine Hand um meinen Hinterkopf und zog mich enger an sich. Ich spürte seine Kraft und gab mich gänzlich meinen Gefühlen hin. Wie weich und fest zugleich sich seine Lippen anfühlten. Seine Hände, die mich umfassten. Die Hitze, die von seinem Körper ausging. Unsere Münder verschmolzen miteinander und wir wurden eins. Ich hörte, wie ein Seufzer aus meiner Kehle drang, während sich der Griff seiner Hände verstärkte.

Schließlich löste er sich von mir.

Einen Moment lang stand ich atemlos da und sah ihn an. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen oder denken sollte. Dieser Kuss war echt. Er war nicht gespielt. Sondern war voller Liebe und Leidenschaft. Er hatte meinen Kuss erwidert.

Und ich wollte, dass er es noch einmal tat. Wieder und wieder. Und noch mehr. Doch als ich taumelnd zurückwich, wendete er sich ab und ging ein paar Meter den Weg entlang.

Er sah auf seine Uhr.

>> Ich muss weg. <<

>> Jonathan … << stammelte ich, ohne zu wissen, was ich eigentlich sagen wollte.

Er drehte sich noch ein mal in meine Richtung.

>> Es ist … << Er legte sich die Hand auf die Stirn.

>> Ich hoffe, ich konnte dir zeigen, wie man jemanden anständig küsst. << Er wendete sich ab.

Was? Wieso? Wieso war er auf einmal wieder dieses eingebildete Arschloch? Ich kam mir wie eine Idiotin vor, benommen von seinem Kuss. Plötzlich war ich wieder dieses kleine hilflose Mädchen von früher, das für den beliebtesten Jungen der Schule schwärmte.

>> Ich glaube nicht, dass wir uns in Zukunft noch öfters „zufällig“ treffen sollten. << sagte er, drehte sich wieder um und ging weiter. Mein Magen verkrampfte sich.

>> Belassen wir es dabei, wie es war...! <<

>> Jonathan. << Sein Verhalten war unerträglich. Ich würde ihn verlieren und dieser Gedanke brachte mich um. Dieser Kuss, die wenigen Minuten – all das war nicht genug. Ich wollte mehr.

>> Was meinst du damit? << Lag es daran wie ich in Wirklichkeit aussah? Hatte ich ihn enttäuscht? Und was war gerade zwischen uns geschehen?

Er war stehen geblieben, kehrte mir aber noch den Rücken zu. Er seufzte. Ich sah die Spannung in seinen Schultern.

>> Diese „Treffen“ … sind nicht gut. <<

Erst jetzt drehte er sich wieder zu mir um. Seine Augen durchbohrten mich förmlich. >> Hier geht es nicht darum, dass du nicht gut für mich bist, Sophie. Sondern um mich. Um mich und darum, wozu ich fähig bin. << Mit diesen Worten lief er davon.

Einen Moment lang, nachdem ich ihm noch eine Weile hinterher geschaut hatte, setzte ich mich völlig perplex auf eine Bank. Dieser Kuss war real. Ich hatte es ganz deutlich gespürt. Aber … es hätte niemals dazu kommen dürfen. Das wussten wir beide. Er war mit Winnie zusammen. Und damit nicht genug – er war ein attraktiver, gutaussehender, reicher Mann aus LA und ich eine kleine College Studentin, die nicht einmal mit ihrem eigenen Leben klar kam. Mir einzubilden, es könnte jemals mehr zwischen uns werden, war absolut albern. Jonathans Reaktion sagte alles – das Ganze war ein Riesenfehler.

Dennoch sagte mein Herz etwas komplett anderes.

Auf einmal fing es an, in strömen zu regnen. Jedoch war es mir egal. Es war mir egal, ob ich meine Vorlesung verpassen würde oder ob ich mir wegen dem Regen, eine Erkältung einfangen würde. Es war mir alles egal.

Das einzige was mir nicht egal war, war Jonathan!

Erforsche. Träume. Entdecke.

 

 

 

 

 

 

 

In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume. Entdecke.

Mark Twain

Kapitel 18 - Die große Ballettgala

 

Ich stand noch eine Weile reglos da... Irgendwann musste ich dann auch nach Hause gegangen sein. Doch ich erinnerte mich nicht mehr daran, wie ich dies geschafft hatte. Meine Gedanken kreisten allein um Jonathan. Dieser Kuss. Diese Leidenschaft. Die harten Worte.

Ich ging ins Badezimmer und ließ heißes Wasser in die Badewanne laufen. Meine Kleidung war vollkommen durchnässt und ich bräuchte dringend ein Schaumbad um meine Gedanken frei zu bekommen.

 

Als ich endlich in der Badewanne lag, gingen mir die Geschehnisse noch einmal durch den Kopf. Er konnte es nicht Ernst meinen. Schließlich lag in diesem Kuss so viel Leidenschaft, so ein Gefühl konnte man doch nicht vorspielen. Oder etwa doch?

Oh man, wieso immer ich? Wieso musste mir immer alles passieren? Konnte sich das Schicksal zur Abwechslung nicht einmal jemand anderes aussuchen, statt mich ständig aufs neue zu quälen? Ich durfte mir den Kopf nicht mehr über ihn zerbrechen und sollte auch einmal an mich denken. Ich nahm einen nassen und seidigen Waschlappen und glitt damit über meine Arme. Oh Gott tat das gut. Im tiefsten Inneren wünschte ich mir, dass Jonathan mich mit diesem Waschlappen waschen würde. Mit diesen Gedankten döste ich leise vor mich hin. …

 

Sanfte Klavierklänge erklangen in meinen Ohren. Wo war ich? Es war alles dunkel. Man konnte nichts erkennen. Langsam tastete ich mich vor, bis ich eine Türklinke mit meiner rechten Hand berührte. Ich öffnete die Tür und ging in einen dunklen Raum mit dunklem Holz Parkett. Die Wände waren ebenso dunkel, dadurch konnte man sie nicht richtig erkennen. Doch in der Mitte des großen Raumes, der so groß war wie ein kleiner Ballsaal, stand ein schwarzer Flügel. Der wie in einer kleinen weichen Lichtblase geschützt da stand. Woher dieses Licht kam, wusste ich nicht, denn meine Aufmerksamkeit galt dem jungen Pianisten am Klavier. Ich ging ein paar Schritte auf den Flügel zu, als ich den jungen Mann erkannte, blieb ich wie versteinert stehen. Denn es war Jonathan. Seine wilden dunklen Locken würde ich überall wiedererkennen. Besonders diese Augen. Dieses Grün! Er bemerkte mich nicht einmal. Denn er war völlig in der Musik versunken. Die Melodie des Stücks war sehr beschwingt und kam mir teilweise bekannt vor, obwohl sie recht komplex war. Wie unglaublich gut er spielen konnte. Doch der Schall der Töne wurde gedämpft. Erst jetzt bemerkte ich, dass der Deckel des Flügels heruntergeklappt war, so dass ich einen ungehinderten Blick auf ihn hatte. Er trug ein weißes Hemd. Er hob den Kopf. Unsere Blicke trafen sich. Seine Augen schimmerten wie zwei Smaragde im diffusen Schein des Lichtes. Als ob nichts wäre spielte er weiter, während ich den Raum durchquerte und er meinen Anblick regelrecht in sich aufzusaugen schien. Seine Augen leuchteten. Als ich vor ihm stand, hörte er auf zu spielen.

>> Wieso hast du aufgehört? Das klang wunderschön. <<

>> Hast du eine Ahnung, wie verführerisch du aussiehst? << Seine Stimme war weich und zart zugleich.

>> Ach.. ist das so? << schnurrte ich. Seine Augen begannen zu glühen, als er die Hand nach mir ausstreckte. Ich ergriff sie. Unvermittelt zog er mich auf seinen Schoß, schlang die Arme um mich und liebkoste meinen Hals. Ein lustvoller Schauder überlief mich.

>> Du weißt, das es falsch ist und ich nicht gut für dich bin?! << raunte er und fing an, an meinem Ohrläppchen zu knabbern.

Mein Herz setzte einige Schläge lang aus, dann hämmerte es wild und mein Blut jagte durch meine Adern. Oh Gott... wie gut das tat.

>> Weiß ich das? In diesem Augenblick weiß ich gar nichts, außer... Das ich dich will! << stieß ich atemlos hervor und neigte den Kopf leicht zur Seite, um ihm einen leichteren Zugang zu meinem Hals zu gewähren. Er strich mit der Nase an meinem Hals entlang und ich spürte, wie es ihm gefiel.

>> Du solltest es wissen, schließlich geht es um dich. Deinem Leben! <<

>> Warum denn so Ernst? << Ich biss mir auf meine Unterlippe.

>> Ich muss Ernst sein, schließlich geht es um dich. Außerdem würde ich sonst die Beherrschung verlieren. << Man konnte spüren wie er versuchte sich zusammen zu reißen.

>> Dann verlier' die Beherrschung! Ich kann spüren, dass es dir so geht wie mir. << Langsam hob ich meinen Kopf und schaute ihm direkt in die Augen. In diesen Augen konnte man sich einfach nur verlieren. Meine Hände wanderten zu seinem Hemd und öffneten die einzelnen Knöpfe, währenddessen küsste ich jede einzelne Stelle nach jedem geöffneten Knopf. Woraufhin er leise anfing zu stöhnen.

Mit einem Mal machte er sich an dem Reißverschluss, meines dunkelblauen Cocktailkleides, zu schaffen. Er machte ihn ganz langsam auf, so dass die schmalen, Perlen besetzten Träger über meine Arme fielen. Er streifte sie ab und hatte somit eine hervorragende Sicht auf meine freiliegenden Brüste. Mit seiner einen Hand umfasste er meine Brust. Meine Brustwarzen richteten sich augenblicklich unter der sanften Berührung auf. Er ließ seine Hände abwärtswandern, über meinen Bauch und meine Hüften.

>> Deine Haut fühlt sich so berauschend an. << Als er meinen Kopf nach hinten zog und mich gierig küsste, schnappte ich erschrocken nach Luft. Ich stöhnte auf und streichelte sein wunderschönes Gesicht. Langsam schob er mein kurzes Cocktailkleid hoch, ließ verführerisch seine Finger über die nackte Haut meiner Oberschenkel gleiten, ehe er mit dem Daumennagel über die Innenseite meines Schenkels fuhr.

Unvermittelt stand er auf und hob mich auf den Flügel. Dabei landeten meine Füße auf den Tasten und entlockten ihnen ein paar dumpfer Töne – die überhaupt nicht harmonisch klangen – während seine Hände meine Beine spreizten. Dann packte er meine Hände und wir küssten uns wild, wobei ich mich nach hinten sinken ließ. Der Deckel fühlte sich kalt und hart an. Doch das sollte sich schnell ändern, denn ich zog ihn mit mir. Ich spürte seine Lippen auf den meinen und unsere Zungen vollführten einen kleinen Tango. Es war als würde er all seine Liebe in den Kuss legen. Es war einfach so berauschend. Ich wollte nur ihm gehören. Nein! Ich gehörte ihm bereits mit Haut und Haaren.

Er hielt einen Moment inne. Doch dann hob er meine Füße an und hievte mich ein Stückchen hoch. Dank des Satinstoffs glitt ich mühelos über den Klavierdeckel. Ganz kurz kniete er vor mir, um mir meinen dunkelblauen Spitzenslip vom Leib zu reißen, doch dann beugte er sich vor. Voller Lust und Begierde sah ich ihn an. Erst jetzt fiel mir auf, dass er nackt war. Wann bitteschön hat er sich die Kleider ausgezogen? Wurde ich etwa schon paranoid?

Er starrte auf mich herab und ich sah das Staunen in seinen Augen. Staunen, Liebe und Leidenschaft. Der Anblick raubte mir den Atem.

>> Ich will dich so sehr. << sagte er und ließ sich ganz, ganz langsam in mich gleiten. …

 

Ich wurde von einem lauten Knall wach, welcher sich als Blitzschlag entpuppte. >>Warum muss man immer aufhören wenn es am schönsten ist? << fragte ich mich eher selbst. Ich lag immer noch in meiner Badewanne und musste wohl bei meinem Schaumbad eingeschlafen sein. Die Kerzen auf dem Badewannensims waren zu einem viertel herunter gebrannt, dabei waren die Kerzen Neu und hatten einen Durchmesser von acht Zentimetern.

Doch die große Frage die noch im Raum stand war, warum träumte ich von Jonathan und dann auch noch so etwas intimes?! Was machte er bloß mit mir? Verdammt er war der Freund von Winnie. Auch wenn ich sie nicht leiden konnte, war er trotzdem noch Ihr Freund. Arrrrrrg das Leben war doch so verdammt ungerecht!!!

Dachte ich wirklich, er würde sich für jemanden wie mich entscheiden? In mir zerbrach vor langer Zeit mein ganzes Leben. Könnte er wirklich so jemanden lieben? Ich bezweifelte es. Ich hatte verloren und musste nun damit leben!

 

* * *

 

Am Abend saß ich eingekuschelt in einer weißen flauschigen Fleecedecke vor meinem Fenster auf der Couch. Es regnete seitdem er mich auf der Straße alleine gelassen hatte, in strömen. Die Regentropfen perlten am Glas des Fensters nur so ab. Dunkle Wolken bedeckten die Stadt und es sah zusammen irgendwie harmonisch aus, aber zugleich auch traurig.

Immer wieder schweiften meine Gedanken zu Jonathan und wiederholten sich. Warum hatte er meinen Kuss erwidert und warum lag in seinem Kuss soviel Leidenschaft? Ich fragte mich das bestimmt zum hundertsten Mal. Er war schließlich mit Winnie zusammen und hatte sich aus einem mir unergründlichen Grund in den Kopf gesetzt, dass ich ihn belogen hätte. Doch wie könnte ich ihn je belügen? Er war die Liebe meines Lebens. Es war absurd, so etwas zu glauben, aber die Schmetterlinge in meinem Bauch die umher flogen sobald ich ihn sah, sagten etwas anderes. Mein Herz sagte ich solle um ihn kämpfen, während mein Kopf mich anflehte ihn in ruhe zu lassen. Was sollte ich tun?! Es war eine schwierige Entscheidung.

Seine Worte aus meinem Tagtraum tauchten immer wieder in meinen Gedanken auf. >> Du weißt, das es falsch ist und ich nicht gut für dich bin. << Wieso war er nicht gut für mich? Ich verstand es einfach nicht. Wenn wir zusammen waren, hatte ich immer das Gefühl jemand würde einen Benzinkanister über mich schütten und anzünden. Wie konnte das falsch sein? Vielleicht weil er mit Winnie zusammen war und ich garantiert nicht Winnie war, aber etwas was sich so richtig anfühlte konnte doch nicht falsch sein... !

Der Moment, in dem sich unsere Lippen berührten, war magisch. Es fühlte sich genauso an wie damals im Theater. Als wäre ich vom Blitz getroffen worden. Nur das es nicht weh tat, sondern eine wohltat war.

 

Am nächsten Morgen wachte ich etwas unsanft auf, denn ich war wohl auf der Couch eingeschlafen und bei dem Versuch mich zu drehen, herunter gefallen. Was für eine Nacht. Was für ein ereignisreicher Tag. Sofort tauchten Bilder von den letzten Geschehnissen vor meinen Augen auf. Unsere Auseinandersetzung. Der Kuss. Wie er mich einfach so stehen ließ und dieser wundervolle Tagtraum. Es fühlt sich an, als wäre es wirklich passiert. Ein Blick auf mein Handy verriet mir das ich eine Nachricht bekommen hatte.

 

Von: Elijah Collins,

15.09.2010, 07:07 EDT

 

Guten Morgen,

Cynthia hat sich den Knöchel

verstaucht und kann nun nicht

zur Gala um Alexander Wyatt

zu treffen! Könntest du vielleicht

hingehen und ihn überreden

zu einer unserer Proben zu

kommen? Bitte. - E

 

 

Das musste ja so kommen! Wie sollte ich bitte einen ausgezeichneten Choreographen, der auch noch neben Andrew Lloyd Webber zu den besten Broadway Produzenten gehörte, dazu überreden sich einen Ballettjahrgang anzuschauen in dem ich nicht einmal war?! Außerdem war er dafür bekannt, schroff und unbarmherzig zu sein. Das konnte ja was werden!

 

Von: Sophie Montrose

15.09.2010, 08:33 EDT

 

wieso gehst du nicht? - S

 

 

Ich hatte wirklich keine Lust dahin zu gehen. Schließlich müsste ich versuchen jemanden dazu zu überreden sich einen Jahrgang anzuschauen mit dem ich eigentlich nichts zu tun hatte. Er wird denken ich sei eine Art Groupie.

 

Von: Elijah Collins

15.09.2010, 08:36 EDT

 

ich wäre ja gegangen,

aber ich habe einen Termin

bei Mr. Rhodes. Sophie ich

wäre dir auf Ewig dankbar! - E

 

 

Oh man auf was würde ich mich da bloß eingelassen?

 

Von: Sophie Montrose

15.09.2010, 08:39 EDT

 

wenn es wirklich sein

muss. - S

 

 

 

Von: Elijah Collins

15.09.2010, 08:39 EDT

 

Danke dir. - E

 

 

Toll. Jetzt durfte ich mir auch noch Gedanken darüber machen was ich am Abend anziehen konnte und was ich zu Mr. Wyatt sagen würde. Einfach großartig! Sarkasmus ließ grüßen. Vielleicht könnte Ruby mir helfen etwas passendes zum anziehen zu finden. Schließlich war sie von uns die Modegöttin!

Sofort rannte ich zu ihrem Zimmer und klopfte Sturm. Aus dem Zimmer konnte ich bloß eine genervte Stimme wahrnehmen.

>> Grrrr... Ich bin nicht taub! << Okay sie hatte schlechte Laune, Schitt! Wie aus dem nichts wurde die Tür aufgerissen und eine verschlafende Ruby funkelte mich wütend an.

>> Soph... ich hoffe du hast einen guten Grund mich zu wecken und DAS an meinem freien Tag! << Doppel Schitt, das hatte ich wohl vergessen!

>> Sorry Ruby! Das tut mir wirklich unglaublich leid. Ich habe aber wirklich einen guten Grund- << Sie ließ mich gar nicht erst aussprechen.

>> Ist Karl Lagerfeld oder Miuccia Prada gestorben? << fragte sie mich entsetzt. War mal wieder typisch Ruby. Während andere Fragen würden: „Geht die Welt unter?“, fragt Ruby: „Ist Karl Lagerfeld oder Miuccia Prada gestorben?“

>> Was? …Keine Ahnung - << Das reichte damit Ruby mich wieder unterbrach.

>> Na dann Gute Nacht! << Sie ging zurück in ihr Zimmer und knallte die Tür zu. Na super.

>> Verdammt Ruby es ist ein Shopping Notfall! Ich muss Heute für Elijah auf so eine Ballettgala um mit Alexander Wyatt zu sprechen und ihn zu überreden sich Elijahs Jahrgang anzuschauen. Ich habe nichts zum anziehen und brauche Hilfe. BITTE! << Keine zehn Sekunden später ging die Tür auf und Ruby stand wieder vor mir.

>> Warum sagst du das denn erst jetzt? Komm das schreit nach einem Besuch bei Prada und Chanel!! << Sofort rannte sie wieder in ihr Zimmer und zog sich in Rekordzeit um. Während ich wieder in mein Zimmer schlurfte, weil mich die Müdigkeit wieder einholte und ich mich auch fertig machen musste, war Ruby schon fertig angezogen und Top gestylt. Ich fragte mich immer wieder, wie sie es schaffte sich so schnell fertig zu machen.

 

* * *

 

>> Ruby es ist hoffnungslos, wir sind jetzt schon seit fast drei Stunden unterwegs und ich habe immer noch kein Kleid!! Selbst „Prada“ und „Chanel“ konnten mir nicht helfen, stell dir vor. Außerdem wäre so ein Kleid auch überhaupt nicht in mein Budget. <<

>> Ach komm schon Sophie, wir finden noch das perfekte Kleid. Versprochen! <<

Wie aus dem Nichts, tauchte auf einmal dieser kleiner Laden vor uns auf und da hing DAS Kleid im Schaufenster. Es war wunderschön. Ein atemberaubendes, nachtblaues, bodenlanges und ärmelloses Kleid aus feinstem Chiffon, welches auf der linken Seite mit einer strassbesetzten Perlenstickerei verziert war. Es war Perfekt. Ich musste es haben.

>> Ruby... Das ist es! Das ist mein Kleid! << Sofort gingen wir mit schnellen, zielgerichteten Schritten in den Laden, direkt auf das Kleid zu. Ich konnte es nicht fassen. Es hatte meine Größe und es war heruntergesetzt. Es musste Schicksal sein. Vielleicht mochte mich das Schicksal doch. Wir gingen zu einer Angestellten und kauften das Kleid für zweihundert Dollar.

 

Nach einer weiteren halben Stunde fanden wir sogar noch passende High Heels und eine Handtasche. Jedoch durfte man sie nicht Handtasche nennen, denn dieses wunderschöne, kleine und teure Exemplar hört auf den Namen „Clutch“! Da Ruby es aber auch noch für Ultra wichtig hielt zum Friseur zu gehen, wurde ich auch noch dort mit hin geschliffen. Dort bekam ich eine links seitliche, lockige Hochstecksteckfrisur und dazu ein passendes Make up.

 

Gegen ca. achtzehn Uhr stand ich fertig angezogen in unserem Penthouse. Ruby kam aus ihrem Zimmer und hielt mir eine Schmuckschatulle hin. Als ich sie öffnete, erschrak ich. Es waren längliche Diamantohrringe. Ich schaute sie fassungslos an. Das konnte nicht ihr Ernst sein!

>> Ich möchte, dass du sie Heute Abend trägst. Schließlich wurde nur die High Society eingeladen. Also los trag sie ruhig. << Ich konnte es immer noch nicht glauben.

Da ich mich immer noch nicht rührte, nahm Ruby die Ohrringe aus der Schatulle und machte sie mir selber um.

>> Du sieht umwerfend aus! Wie eine große Schauspielerin auf dem Weg zur Oscar-Verleihung. << Schauspielerin? Ich? Oscars? Nun war ich völlig durcheinander.

>> Soph, ist alles in Ordnung? Dein Wagen wartet unten! Elijah hat sich ja richtig Mühe gegeben. << Mühe? Wie konnte ich das denn jetzt verstehen? Als ich unten ankam und auf meinen „Wagen“ zu ging, konnte ich es wieder einmal, am heutigen Tag, nicht fassen. Denn der „Wagen“ wie Ruby dieses Gefährt so schön bezeichnete, war eine Limousine wie sie im Buche stand. Ein Chauffeur stand davor und hielt mir die Tür auf.

>> Miss Sophie Montrose? <<

>> Ja, die bin ich?! <<

>> Ich werde Sie Heute zur Gala ins New York City Ballett fahren. Wenn ich bitten darf? << Ich nickte und stieg in die Limousine. Oh mein Gott, jetzt wusste ich wie sich Sarah Jessica Parker fühlte.

 

* * *

 

Ich musste tief Luft holen als ich das Foyer betrat, denn bevor man das New York City Ballett überhaupt betreten konnte, musste man erst einmal über den berühmten roten Teppich laufen. Überall wimmelte es von Paparazzos die wie von der Biene gestochen, Fotos schossen und wild durcheinander Fragen stellten! Zum Glück konnte ich mich irgendwie hindurch quetschen und es hatte sich auch gelohnt. Denn als ich das riesige Foyer betrat, dachte ich, ich wäre in einem Palast.

Die Wände waren senffarbend mit einer leichten Spur von Beige und der Fußboden wurde mit roten Teppichen geschmückt. Darüberhinaus wurde der Raum mit zahlreichen Lampen und den riesigen Fenstern Licht durchflutet. An der Seite standen kleine Bänke und ebenso vereinzelte Stehtische im Raum. In der Mitte befand sich eine Bar die wie ein Quadrat aufgebaut war. Menschenmassen standen drum herum. Ich fragte mich wie ich bloß dahin kommen sollte, denn so langsam wurde es sehr warm!

 

Ich begab mich zur Bar, wo ich versuchte mir einen alkoholischen Cocktail zu bestellen, da ich ziemlich Nervös war. Denn ich wusste noch nicht einmal wie ich Mr. Wyatt ansprechen sollte. Der vollkommen überforderte Kellner ignorierte mich jedoch und bediente stattdessen Leute, die wohl wichtiger waren als ich. Neben mir saß eine junge, blonde Frau im Rollstuhl. Sie war sehr hübsch! Sie lächelte mich an.

>> Sollten Sie es schaffen, die Aufmerksamkeit des Kellners für eine Sekunde zu erhaschen, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ein Glas Champagner für mich mitbestellen könnten. << Die arme. Sie kam noch schwieriger durch die Menge als ich.

>> Gerne. Aber ich kann nichts versprechen. Anscheinend scheine ich Luft für ihn zu sein. << Sie fing wieder an zu lächeln. Es stand ihr sehr. Denn ihre braunen Augen fingen dabei an zu leuchten.

>> Ich bin übrigens Jess. <<

>> Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Sophie. <<

 

 

Während ich immer wieder versuchte, mich dem Kellner bemerkbar zu machen, fingen Jess und ich eine Unterhaltung an. Sie war Britin und kam aus London. Lebte mit ihrem Mann jedoch seit einiger Zeit in Verona, weswegen sie immer zwischen den Staaten und Verona pendelten.

>> Jetzt! Versuch es jetzt! << rief sie plötzlich und ich konnte sehen warum. Unsere Drinks hatte ich nämlich schon längst vergessen. Der Kellner bediente gerade niemanden, sondern schien sich um irgendwelche Flaschen zu kümmern.

Ich machte einen Schritt nach vorne und warf mich regelrecht durch die Menge, bis ich am Tresen ankam. Dabei dachte ich mir, was würde Ruby tun, wenn sie hier wäre. Schließlich würde keiner eine Ruby Miller einfach so ignorieren. Schließlich machte ich einen auf Ruby und rief dem Kellner unsere Bestellung zu.

>> Hey Sunnyboy! Eine Cherry Lady und ein Glas Champagner bitte. << Der Kellner schaute mich zwar völlig entgeistert an, aber nickte mir zu und ging zurück zum anderen Ende der Theke.

>> Super Spruch, muss ich mir merken! << Jess fing an herzlich zu lachen. Nun ja, ich konnte es verstehen. Es sah bestimmt wirklich lustig aus.

 

Wir unterhielten uns noch eine Weile. Es stellte sich heraus, dass Jass ein sehr gesprächiger Typ war und wir viel gemeinsam hatten. Als der Kellner mit unseren Drinks endlich kam, setzten wir uns vor die Fensterfront in der Halle. Von dort konnte ich gut sehen, wann Wyatt eintraf. Jess wartete auch auf jemanden, nämlich auf ihren Mann, der wollte sich wohl noch mit irgendwelchen Künstlern unterhalten. Um neunzehn Uhr kam Jess' Mann endlich.

>> Schatz! << sagte Jess erfreut und ihr Mann beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie, bevor er sie noch begrüßte.

>> Hallo Jezebelle. <<

Der Kuss dauerte... Dauerte... Dauerte... Und ich wurde immer verlegener. Der Gedanke an den Kuss mit Jonathan ließ meine Wangen rot anlaufen. Schnell versuchte ich weg zuschauen und so zu tun als ob nichts wäre. Doch ich musste mir einfach ihren Mann anschauen, von dem Jess schon so viel erzählt hatte. Er war groß, braunhaarig, hatte dunkel blaue Augen..... Jess' Mann sah einfach super aus. Sie hatte ihren Traumprinzen bereits gefunden. Doch irgendwie ähnelte der Mann jemanden. Ich kam nur nicht drauf. Alexander Wyatt konnte es jedenfalls nicht sein. Das wäre ein zu großer Zufall.

 

Endlich ließen die beiden voneinander ab.

>> Hat es Ihnen gefallen? << fragte er mich unvermittelt und ohne aufzusehen. Mist. Er hatte es mitbekommen. >> Wie.... Bitte? <<

>> Sie scheinen wohl gerne andere Leute zu beobachten. << Nun mischte sich Jess auch ein.

>> Hör auf damit, Alex << Sie boxte ihn sanft gegen die Hüfte.

>> Sie hat mich vor der Austrocknung bewahrt. << Moment mal! Alex? Doch nicht etwa Alexander Wyatt?

>>Alex? << fragte ich verwirrt.

>> Sind sie Alexander Wyatt? <<

>> Ich bin Mr Wyatt und ich glaube nicht, Sie zu kennen. << Das hatte gesessen. Es stimmte was man über ihn sagte. Er war wirklich total unfreundlich, schroff und unbarmherzig.

>> Alex! << Jass rügte ihren Mann.

Als ich dann aber sah, wie zärtlich er Jess ansah, fasste ich mir ein Herz. Dieser Mann hatte zwei Gesichter. Auf der einen Seite war er ein riesiges Arschloch und auf der anderen ein so liebevoller Mann. Irgendwie erinnerte er mich an Jonathan.

 

>> Mr Wyatt, entschuldigen Sie bitte, ich wollte nicht unhöflich sein. Es ist nur, dass ich auf Sie gewartet hatte und sehr überrascht war, dass Sie.... Ich bin Sophie Montrose von der Juilliard School of Dance und vertrete Cynthia Davenport. <<

>> Ach ja. << sagte er genauso kühl wie vorhin. Jess rollte mit den Augen und machte mir mit der Hand ein Zeichen, damit ich weitersprach.

>> Ich... Äh... Ich würde Sie gerne davon überzeugen sich den Jahrgang von Miss Davenport anzusehen. Sie sind wirklich sehr talentiert. Ich selbst hatte bereits die Ehre mit Elijah Collins zusammenzuarbeiten und seine Kollegen sind wirklich genauso hervorragend. << Er schaute mir auf einmal direkt in die Augen.

>> Darf ich das jetzt so auffassen, dass Sie gar nicht in diesem Jahrgang sind und mich trotzdem versuchen zu überreden mir diesen „Jahrgang“ anzuschauen? << Okay jetzt war es vorbei. Er hielt mich für Irre. Für einen „Groupie“. Ich konnte ihm jetzt wirklich nicht mehr in die Augen schauen.

 

Der Mann hatte mich dermaßen eingeschüchtert und aus der Rolle gebracht, dass ich nicht mehr in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen. Dazu ließ er mich auch noch eine Weile schmoren... Bis er nach erneuten Erklärungen bereit war, sich mit mir über den Jahrgang zu unterhalten. Zum Glück stand Jass mir bei und versuchte mir zu helfen, indem sie auf ihren Mann immer wieder einredete. Nachdem unser Gespräch schließlich angenehmer verlief, fing seine Fassade an zu bröckeln. Wie sich herausstellte, beeindruckte es ihn, dass ich mich so für einen „Jahrgang“ einsetzte, indem ich nicht einmal war. Langsam taute ich auch endlich auf und gab mich so wie ich bin. Es viel sogar das ein oder andere lächeln. Eins stand fest: Alexander Wyatt, konnte wenn er wollte äußerst nett sein und wie verliebt er in seine Frau war! Die beiden waren wirklich süß zusammen. Selten in meinem Leben hatte ich so ein verliebtes Paar gesehem. Ich hoffte auch einmal so glücklich zu werden. Die Frage war bloß mit wem?

Wann immer Alexander Jess ansah, leuchteten seine Augen und sein ganzes Gesicht veränderte sich, es öffnete sich irgendwie.... Er, dieser sowieso schon gut aussehender Mann, wirkte strahlend schön!

 

Wie gerne möchte ich eines Tages einen Mann auf diese Weise ansehen und wie sehr wünschte ich mir, dass ein Mann mich irgendwann so ansah. Diese Leidenschaft in ihren Augen war so intensiv, dass sie mir schon fast schmerzhaft erschien. Sie waren wie zwei Sterne, die nur füreinander funkelten und alle anderen blendeten. Ich wünschte Jonathan würde so für mich empfinden. Moment! Wieso Jonathan? Ich musste aufhören an ihn zu denken. Schließlich war er mit Winnie zusammen und liebte mich nicht. Auch wenn ich mir das wünschte.

 

Nachdem wir uns noch alle zusammen das Ballett angeschaut hatten und uns weiter angeregt unterhielten, schien Alexander Wyatt mich zu erkennen.

>> Jetzt weiß ich, woher ich Sie kenne. Sie sind die Tochter von Carolina Montrose. Sie sind diejenige, die vor zwei Jahren, das alte Ballett wieder zum Leben gebracht hat. Meine Frau war damals ganz hingerissen von dem Stück. Wieso haben Sie mir nicht gleich gesagt wer Sie sind? << Jetzt mischte sich wohl auch wieder Jess ein.

>> „Der weiße Engel“ ist von dir? << Oh man. Darauf wollte ich jetzt nicht hinaus.

>> Es ging Heute Abend nicht um mich, sondern um meine Kollegen. Ich vertrete nur Cynthia Davenport und versuche nur meine Aufgaben zu erledigen. Ich bin nicht der Typ, der sich versucht in den Vordergrund zu stellen. Um erhlich zu sein, hasse ich es im Mittelpunkt zu stehen. Ich tanze nicht Ballett um berühmt zu werden, sondern um meiner Leidenschaft nachzugehen und um das Vermächtnis meiner Mutter in ehren zu halten. Es ist mir nicht wichtig, was andere von mir halten. Ich möchte nur tanzen. So wie es sich meine Mutter für mich gewünscht hatte. Natürlich versuche ich jede Chance zu bekommen um mich weiterzubilden. Schließlich lernt man nie aus. Verstehen Sie mich Mr Wyatt? Ich bin Heute Abend hier her gekommen, um mit Ihnen über meine Kollegen zu sprechen und nicht um über mich. Ich hoffe Sie haben Verständnis dafür. <<

 

Wie aus dem Nichts, fing Mr Wyatt an zu klatschen. Ich fragte mich, ob er sich gerade über mich lustig machte oder ob es ein dämlicher Scherz war.

>> Miss Montrose, ich habe eine sehr gute Menschenkenntnis und hätte Sie auch nicht als arrogant, eingebildet oder sonst der gleichen eingeschätzt. Im Gegenteil. Sie kommen hier hin und versuchen mich schon den ganzen Abend dazu zu überreden, mir Ihre „Kollegen“ anzuschauen. Das nenne ich selbstlos. Andere hätten mich schon längst damit gelangweilt, wie toll sie selbst doch sind und ich mich glücklich schätzen könnte mit ihnen zu arbeiten. Wissen Sie, es langweilt mich, immer und immer wieder das selbe zu hören. Deswegen empfinde ich es als sehr erfrischend, mich mit Ihnen zu unterhalten. Ihre „Kollegen“ scheinen Ihnen sehr am Herzen zu liegen, sonst würden Sie nicht über sie reden. Ich schätze so ein Verhalten sehr. Deswegen werde ich mir ganz bestimmt, diesen „Jahrgang“ einmal anschauen. << Ich hätte in die Luft springen können vor freude. Ich hatte es geschafft. Wuhu.

>> Mr Wyatt ich bin Ihnen wirklich dankbar dafür. Dankeschön. Sie werden es bestimmt nicht bereuen. <<

>>Wenn Ihre „Kollegen“ nur halb so talentiert sind, wie Sie es sind, wird meine Zeit gut investiert sein, Miss Montrose. Allerdings... Würde ich Ihnen auch gerne ein Angebot unterbreiten, welches Sie nicht ausschlagen können. Ich schätze Bildung sehr und spende deswegen jährlich Geld an die Universitäten in unserem Land. Ich ermögliche Studenten, das Unmögliche. Im nächsten Jahr wird es ein Studienaustauschjahr geben. Nur die Besten Studenten des Landes, bekommen die Möglichkeit daran teilzunehmen. Die Studenten haben dabei die Möglichkeit in ihren Traumberuf „hineinzuschnuppern“, wie meine wundervolle Frau jetzt sagen würde. Sie werden in bestimmten Berufen arbeiten dürfen und ich würde Ihnen gerne die Chance geben, die Juilliard zu vertreten. Aber nicht nur das, sondern ich würde Ihnen gerne die Chance geben unter meiner Leitung im Ballett von Verona zu tanzen. Was halten Sie davon? << Wie bitte? Austauschjahr? Ich? Verona? Ein Jahr lang? Oh mein Gott! Ich konnte es noch gar nicht glauben. Aber er hatte damit wirkich Recht, so ein Angebot konnte man unmöglich ablehnen. Doch konnte ich überhaupt ein Jahr lang allen den Rücken kehren? Ich würde meine Freunde für ein Jahr nicht mehr sehen. Ich würde Jonathan nicht mehr sehen! Obwohl... War das überhaupt schlimm? Ich hätte dann die Chance ihm aus dem Weg zu gehen und ihn zu vergessen. Doch könnte ich das? Es war ein Versuch Wert und dazu noch eine große Chance für mich.

 

>> Ich nehme Ihr Angebot an! <<

 

Liebe

 

 

 

 

 

 

 

  

 

Liebe kann man nicht besitzen, jeoch kann man sie empfinden.

Unbekannt

Kapitel 19 - Magnetische Anziehung [Jonathans Sicht]

 

Verdammt. Warum musste ich auch diesen dämlichen Kuss erwidern? Hätte ich nicht einfach gehen können? Nein, natürlich nicht. Aber diese Lippen. Diese Haut. Sie wollte mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Tief in meinem Inneren, hätte ich sie am liebsten in irgendeine Seitengasse gezogen und hätte sie durchgevögelt, bis ihr Hören und Sehen vergangen wäre. Doch ich war mit Winnie zusammen. Obwohl mich das normalerweise auch nicht davon abhielt, mit anderen zu schlafen, während ich offiziell in einer „Beziehung“ war. Deswegen blieb die Frage im Raum, warum ich nicht einfach mit Sophie schlafen sollte, schließlich war ich nicht der gute Prinz – der die Prinzessin vor dem Bösen rettete –, sondern der Bösewicht in Gestalt eines Dämons und diese waren nun mal durch und durch böse.

Allerdings hasste ich es benutzt oder gar zum Narren gehalten zu werden, doch genau das tat Sophie. Sie spielte mit mir. Da hatte ich ausnahmsweise einmal ehrliche Absichten, zeigte ihr mein Innerstes, wollte mich sogar für sie ändern und was machte sie? Sie spielte mit mir!

Die ganze Zeit. Dadurch wurde mir so einiges klar, nämlich dass Liebe nur etwas für verrückte Idioten war.

 

* * *

 

Das Vibrieren meines Handys holte mich in die Wirklichkeit zurück. Zum Glück. Ich durfte einfach nicht mehr an sie denken.

>> Juls? <<

>> Hör auf an die zu denken! Ich mein's Ernst. Du wirst noch verrückt, wenn du nicht aufhörst. << Verdammt musste sich dieser Spacken in alles einmischen? Nur weil er mein Bester Freund war, durfte er sich noch lange nicht alles raus nehmen!

>> Woher willst du wissen, dass ich an sie denke, hä? << Ich konnte ihn förmlich lächeln sehen. Manchmal hatte man wirklich das Bedürfnis ihn einfach umzubringen. Aber mit wem sollte ich dann trinken gehen und Mädels aufreißen? Verflixt aber auch.

>> Kein Grund mich gleich anzublaffen Sweetie! Erstens versuche ich dich schon seit einer geschlagenen Stunde zu erreichen, zweitens hast du dich gerade, selbst verraten Kumpel und drittens kann ich Auren und Gedanken lesen bzw. hören. Dein innerstes verzerrt sich förmlich nach ihr. Mensch Alter, du musst damit aufhören. Ernsthaft. Es sei denn, du vertraust ihr und schießt Winnie in den Wind oder du vertraust ihr weiterhin nicht, hasst sie und vergisst sie endlich! Verdammt wir sind hier doch nicht bei „Oprah“! Also reiß dich gefälligst zusammen. << Dieses kleine Arschloch hatte wirklich Todessehnsucht. Was der sich alles so herausnahm. Ich hätte ihm dafür sein kleines, totes Herz herausreißen können, doch wenn ich ehrlich war, hatte er mit allem Recht und das kotzte mich einfach nur so an. Oh man, wie ich ihn dafür hasste. Aber er war mein Freund. Mein bester Freund.

>> Ich lieb dich auch << Ein lachen war zu hören. Dieser Idiot lachte mich aus. Wie ich diese Gedankenleserei verabscheute. Es war schon schlimm genug, dass meine Großeltern meine Gedanken lesen konnten, aber dass es mein bester Freund konnte, war am schlimmsten. Er konnte es zwar nicht immer, denn wenn ich meine Gedanken kontrollierte, schaffte er es nicht sie zu lesen, genauso wenig wie meine Großeltern.

>> Alter ... verschwinde aus meinen Gedanken! <<

>> Ganz ruhig Brauner, halt die Pferde ruhig. Das alles ist nicht gut für deinen Teint! << Und schon wieder war dieser Mistkerl am Lachen.

>> Ja, ja sehr witzig. Ich weiß selbst, dass es so nicht weitergehen kann, okay? << Schweigen.

>> Juls? … Bist du noch dran? << Schweigen.

>> Verdammt du hast dich wirklich in sie verliebt. << Ich und verlieben? Das passte gar nicht zusammen. Ich hatte es versucht, aber wie man sehen konnte, war so etwas nichts für mich!

>> Wovon sprichst du eigentlich? Ich bin nicht verliebt in sie. << Wie kam er bloß darauf?

>> Jonathan, ich kenne dich bereits seit Tausenden von Jahren, also mach, mir nichts vor. Ich dachte schon einmal du hättest dich verliebt, und zwar in Elizabeth. Jedoch war das eine andere Art von Liebe. Damals hattest du nur geglaubt, sie zu lieben. Doch Sophie liebst du wirklich. - << Ich lies ihn gar nicht erst zu Ende sprechen.

>>Wie kommst du darauf? <<

>> Elizabeth wolltest du damals umbringen. - <<

>> Ja, aber nur um ihr dieses schreckliche Leben, welches sie geführt hätte, zu ersparen. <<

>> Sophie könntest du nie umbringen. - <<

>> Wieso bist du dir da eigentlich so sicher? <<

>> Weil mir das deine Aura verrät, Kumpel. Denn diese kannst du nicht abstellen. Du könntest sie nie umbringen, weil du sie aus tiefstem Herzen liebst und genau davor fürchtest du dich. Warum bin ich da nicht früher drauf gekommen?! << Jetzt hatte er vollkommen den Verstand verloren. Typisch Hobbypsychologe!

>> Ich gib es ja zu. Ich habe wirklich geglaubt sie zu lieben, doch dann musste ich feststellen, dass sie mich getäuscht und nur mit meinen Gefühlen gespielt hat. << Ich dachte wirklich, sie würde etwas für mich empfinden, doch da lag ich falsch.

>> Das mag wohl sein Jon. Jedoch kannst du deine Gefühle für sie nicht einfach abstellen. Im Gegenteil. Du wandelst sie zu Hass um, und weil du sie nicht hassen kannst, wirst du jedes Mal schwach in ihrer Gegenwart. Verdammt, hast du überhaupt mal darüber nachgedacht, ob Sophie vielleicht die Eine für dich ist? <<

>> Nein. Warum sollte ich auch? Du glaubst doch wohl nicht diese alberne Geschichte von meiner Großmutter? <<

>> Du selbst einmal hast daran geglaubt, erinnerst du dich? << Da hatte er recht. Ich hatte wirklich einmal daran geglaubt! >> Das war einmal. <<

>> Wieso glaubst du nicht mehr daran? Nur wegen dieser blöden Erfahrung? <<

>> Diese Geschichte ist nichts weiter als ein albernes Märchen. Wir leben aber nicht in einem Märchen, sondern in der Realität. Und dort existiert so etwas nicht! << Schweigen.

>> Deswegen zerbrichst du dir auch den Kopf über sie?! Wann hast du sie das letzte Mal gesehen, vor einer Woche? Du kannst nicht aufhören an sie zu denken, genauso wenig wie dein Körper. Du verzerrst dich nach ihr, gib es doch endlich zu. Sie ist wie ein Magnet von dem du angezogen wirst. Brauchst du noch mehr Zeichen? Wenn das nicht eindeutig ist, dann weiß ich auch nicht weiter! << Dieser Typ war wirklich die Pest!

>> Lass es ein Zeichen, eine Illusion oder sonst was sein, aber ich will davon nichts mehr hören, verstanden? << So langsam reichte es wirklich. Vielleicht sollte ich mich ablenken und auf irgendeine Party gehen. Es wurde auch mal wieder Zeit um sich zu nähren. Vielleicht bekam ich sie nicht aus dem Kopf, weil ich an Stärke verloren hab. Alles, was ich brauchte, war Energie.

>> Ein Versuch ist es Wert! Ich weiß, sogar wo wir hingehen können. <<

>> Verschwinde aus meinem Kopf, verdammt! Wie oft soll ich es dir noch sagen? <<

>> Ja, ja sorry Honey. Du kennst doch sicherlich noch Chris Evans... - <<

>> War das nicht der Kerl, der eine Affäre mit der Tochter des Rektors hatte? <<

>> Jap. So kennt man Chris. <<

>> Und was ist jetzt mit dem? <<

>> Lass mich doch mal ausreden. Nun ja, er schmeißt eine Party und wir werden dort hingehen. Also hol schon mal dein Rouge und deine High Heels raus. <<

>> Du mich auch! Wir sehen uns dann später. Mail mir die Adresse. <<

 

* * *

 

Der Abend kam immer näher. Die Sonne wurde schwächer und versank langsam hinter dem Empire State Building. Draußen zogen sich die Menschen ihre Mäntel enger um den Körper, da die Temperatur um einige Grad gesunken war. Wind kam auf. Blätter und Zweige vollführten einen Tanz und gaben sich dem Wind vollkommen hin. Wenn man dem so zusah, fühlte man sich irgendwie frei. Frei von den ganzen Lasten, die auf einem lagen. Ich bekam eine innerliche Ruhe, die mich friedlich stimmte. Es fühlte sich fantastisch an. Wenn meine Sorgen und Probleme auch so schnell verschwinden könnten, wäre ich wirklich glücklich. Doch leider lebten wir in der Realität und nicht in einer Traumwelt, wo alles friedlich war. Wenn wir ehrlich zu uns selbst gewesen wären, hätten wir erkannt, dass wir in einer kaltblütigen Welt lebten. Eine Welt in der Wesen, wie Dämonen, Engel und verschiedene Abwandlungen von ihnen, existierten. Doch die Menschen wollten es einfach nicht sehen und weiter in ihrer kleinen Blase leben, wo alles schön und friedlich war. Doch dafür konnten sie eigentlich nichts. Denn im Grunde genommen machten sie nicht die Regeln, sondern der Hohe Rat. Wenn man mich fragen würde, waren in diesem Rat einfach nur gelangweilte Wesen, die nichts mit ihrer Zeit anzufangen wussten. Seit Jahrtausenden glauben sie, dass sie die tollsten Hechte des Universums wären, doch im Grunde genommen waren sie das Gegenteil davon. Sie waren alt und verbraucht. Hatten nichts von ihrem Leben und verstanden es deswegen nie, wie es war, wenn man sein Leben lebte. Einfach nur traurig. Sie spielten sich auf als wären sie etwas Besseres oder gar Besonderes. Schließlich wären sie angeblich die Einzigen, die mit dem „Schöpfer“ kommunizieren könnten. Einfach nur lächerlich. Sie saßen da nur faul herum, stellten Regeln auf oder verurteilten uns Wesen für irgendeine angebliche „Straftat“. Sie waren wie die menschliche Regierung. Sie konnten viel reden, jedoch wenn es hart auf hart kam, machten sie sich nicht die Hände schmutzig, sondern hatten eine Armee aus Erzengeln, die sich um die beschissene Gerechtigkeit kümmern sollte. So kam ich auch in den Genuss von Ariel. Sie war wie dieser dämliche Rat. Eingebildet. Überheblich. Selbstgefällig.

 

Die Nacht brach heran und ich machte mich auf den Weg zu der Adresse, die Jules mir geschickt hatte. Auf den Weg dorthin dachte ich noch einmal über mein Gespräch mit Jules nach. Empfand ich wirklich Liebe für Sophie bzw. konnte man es wirklich Liebe nennen? Schließlich bekam ich sie einfach nicht mehr aus meinem Kopf, aber bedeutete das gleich, dass ich sie liebte? Wenn ich ehrlich war, hatte ich nie an Liebe geglaubt. Für mich war es einfach nur ein kurioses Mythos. Ein Mythos, dass nur die wenigsten Menschen besitzen durften. Wie meine Großeltern. In meinen Augen waren sie eine Ausnahme. Ansonsten kannte ich einfach niemanden, der für seinen Partner sterben würde. Meine Großeltern wären füreinander durchs Feuer gegangen. Meine Eltern oder meine Tante Lauren waren da anders. Sie sprachen nie von Liebe. Sie waren arrogant und eingebildet. Meine Mutter war zwar auf ihre Weise eine sanftmütige Frau, jedoch nicht mein Vater. Für ihn zählte nur Leistung. Genau wie bei seiner Schwester Lauren. Aus diesem Grund waren ihre Kinder auch solche Snobs. Wie könnte man da Liebe besitzen?

 

Das Taxi, mit dem ich unterwegs war, hielt vor einem großen Stadthaus in der Nähe der Fifth Avenue. Viele Leute standen davor. Ich bezahlte den Fahrer und stieg aus. Die Party schien gut zu laufen. Denn die meisten, die draußen standen, schienen bereits betrunken zu sein. Eigentlich war ich kein Freund von wilden Collegepartys, aber irgendwie musste man sich ja als Dämon nähren. Man hatte drei Möglichkeiten, um zu Kräften bzw. an Energie zu kommen.

Möglichkeit eins wäre die typische altmodische Variante, indem man jemanden umbrachte. Diese Variante hatte ich in meinem alten Leben sehr gerne angewendet. Doch mittlerweile war es einfach nur noch langweilig geworden und man ruinierte sich zu schnell die Kleidung. Die zweite Möglichkeit wäre sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. In meinem Fall wäre es, verschiedene Unwetter herauf zu beschwören. Dafür wurde ich damals geboren. Es war für mich ein leichtes, Energie aus den Unwettern zu absorbieren. Zu guter Letzt die dritte und letzte Möglichkeit an Kraft zu kommen. Es war ganz einfach. Es bestand aus einem Wort. Sex. Dadurch gewann man sogar sehr viel Energie. Aus diesem Grund war es meine Lieblingsvariante. Schließlich war sie menschenfreundlicher. Man sagte mir mal, dass Sex ein natürliches Bedürfnis der Menschen war. Somit tat ich sogar noch etwas Gutes und befriedigte die Frauen dieser Welt. Denn wenn ich ehrlich war, waren Männer nicht so mein Fall. Mit ihnen kann man sich besaufen, aber intim musste ich nicht mit ihnen werden. Frauen waren da viel interessanter. Ihre Körper waren viel erregender und ansehnlicher. Frauenkörper hatten schon immer ihre Rundungen und vor allem hatten sie Brüste. Das Geschenk an uns Männer. Es machte Spaß sich mit ihnen zu vergnügen, da Frauen an dieser Stelle schon immer sehr empfindlich waren. Man musste ihnen einfach nur etwas Aufmerksamkeit schenken. Zwirbelt man ihre empfindlichste Stelle, bekommen sie sogar einen Orgasmus. Davon konnten wir Männer nur träumen. Natürlich kamen wir Männer, wenn man sich unserem besten Stück zuwendet, aber Frauen ebenso. Sie hatten schon immer viele empfindliche Stellen. Das machte sie für mich so faszinierend. Besonders in den alten Epochen. Damals waren zwar auch schon viele Schlampen unterwegs, jedoch nicht in den gehobenen Kreisen. Dort waren sie sehr zurückhaltend. Jedenfalls bis zur Ehe oder bis man ihren Schwachpunkt erkannt hatte.

 

Auf der Party waren jedenfalls genug Frauen, um auf seine Kosten zu kommen. Ich ging in das Gebäude um Ausschau nach Juls zu halten und wurde durch unsere magische Telepathie, auch bald fündig. Der alte Casanova hatte sich bereits eine Frau gesucht. Eine nette, langhaarige Blondine in einem mintgrünen Kleid. Nachdem er mich wahrgenommen hatte, drehte er sich in meine Richtung und lächelte mich mit seinem dummen grinsen an.

>> Ah, da ist er ja. Wenn ich dir meinen besten Freund vorstellen darf. Ruby das ist Jon, er studiert mit mir an der Columbia und Jon darf ich dir, die entzückende Ruby vorstellen?! Sie studiert Modedesign am FIT (Fashion Institute of Technology). << Er versuchte auch wirklich alles. Dieser Schwerenöter.

>> Es freut mich dich kennenzulernen Ruby. Du musst wirklich hervorragend sein, wenn du dort studierst. Schließlich nehmen sie nur die Besten. << Die Gentlemannummer funktionierte eigentlich immer. Jedoch blieb sie nicht sonderlich beeindruckt.

>> Hervorragend würde ich nicht sagen, aber danke für das Kompliment. << Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während sich Juls kurz entschuldigte, um ein paar Drinks zu holen.

>> Und du studierst also an der Columbia? Dann musst du über etwas Intelligenz verfügen oder deine Eltern haben besitzen einfach über das nötige Kleingeld. << Schlagfertig war sie ja, das musste ich schon zugeben. Da hatte sich Juls ja jemanden gesucht. Man konnte ihm da nur viel Glück wünschen, diese Nuss zu knacken.

>> Schlagfertig. <<

>> Dachtest du ich, bin ein naives dummes Ding, das sich so leicht um den Finger wickeln lässt? Wenn es so sein sollte, muss ich dich leider enttäuschen. Willkommen in New York. << Humor hatte sie auch noch. Alles, Eigenschaften, die mir eigentlich imponieren, jedoch war sie nicht mein Typ und außerdem hatte Juls sie sich bereits ausgesucht. Dieser kam im gleichen Moment auch mit den Drinks zurück. Weswegen ich den beiden noch viel Spaß wünschte und mich weiter auf der Party umsah. Es musste doch noch ein paar willige Frauen auf dieser Party geben.

 

Kurz darauf wurde ich von einer warmen Aura angezogen. Diese Aura war wie ein Magnet. Ich folgte ihr und wurde zu einer wunderschönen Frau geführt. Sie wandte mir den Rücken zu. Aus diesem Grund konnte ich nur ihre langen roten Haare sehen. Sie trug ein silbernes kurzes Kleid mit einer kurzen schwarzen Jacke darüber. Sie strahlte ein solches Feuer aus, das ich neugierig wurde. Ich ging weiter auf sie zu, doch als ich sie gerade ansprechen wollte, drehte sie sich um und wir erschraken beide. Denn diese mysteriöse Frau, von der ich angezogen wurde, war Sophie. Es konnte sich nur um einen Scherz handeln.

>> Was machst du hier? << fragte ich sie einfach drauf los.

>> Wir leben in einem freien Land. Das heißt ich kann mich aufhalten, wo ich will. << Als ob ich das nicht wüsste. Mein Gesichtsausdruck verriet ihr wohl alles.

>> Ich bin mit meiner besten Freundin hier. ... Ich wusste nicht, dass du auch kommst. <<

>> Das kann ich wohl nur erwidern. Ich wusste nicht einmal das Du den Gastgeber kennst. <<

>> Tue ich auch nicht. Aber meine beste Freundin kennt Leute, die diesen Chris kennen. Ist eine verwirrende Geschichte. << Schon irgendwie niedlich. In dem einen Moment will sie sich rechtfertigen und im nächsten denkt sie laut nach und versucht sich selbst zu rechtfertigen. Oh man, ich musste aufhören, so zu denken. Schließlich war ich nur aus einem Grund hier.

>> Ich glaube es ist besser, wenn wir uns aus dem Weg gehen. << und das meinte ich wirklich verdammt Ernst. Denn wir waren nicht gut füreinander. >> Warte. Bitte. <<

>> Was ist denn noch? <<

>> Wie hast du das letztens gemeint, das es nicht um mich geht, sondern um dich? Um dich und darum wozu du fähig bist? Was hast du damit gemeint? << Warum hatte ich das bloß zu ihr gesagt? Wieso nur? Bevor sie mich noch einmal etwas lauter fragte, hielt ich sie am Arm fest und zog sie hinter mir die Treppe rauf in irgendein Zimmer, wo wir ungestört waren.

>> Sag mal spinnst du, mich einfach so hinter dich her zuschleifen? <<

>> Du wolltest doch reden. Hier sind wir ungestört und es geht ja wohl wirklich nicht jeden, an was ich sage. <<

>> Was hast du damit gemeint? Wir hatten doch wirklich einen schönen Moment, wenn der Streit nicht gewesen wäre, wieso hast du das gesagt? << Oh man wie sollte ich ihr das bloß erklären?

>> Es war Nichts. Nichts von Bedeutung. Interpretier da nicht so viel hinein. << Das hatte gesessen. Ich konnte den Schmerz in ihren Augen sehen. Das Strahlen, was dort verborgen war, war erloschen. Stattdessen bildeten sich leichte Tränen und ihre Lippen begannen zu beben. Warum war ich eigentlich so ein Arsch? Sie so zu sehen, versetze mir einen Stich. Denn trotz allem sah sie immer noch wunderschön aus. Sie schaute auf den Boden und biss sich auf ihre Unterlippe. Sie schloss ihre Augen. Anschließend hob sie ihren Kopf und schaute mir direkt in die Augen. Ihre Augen glitzerten durch die Tränen. Sie war so verdammt schön. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und geküsst. Geküsst, bis sie nicht mehr traurig war.

>> Sag das nicht. Du willst mich nur verletzen und von dir stoßen. Obwohl du genauso wie ich diesen Moment zwischen uns gespürt hast. Du hast diesen Kuss genossen und willst es dir nicht eingestehen. Sei doch verdammt noch mal ehrlich. Ehrlich zu dir selbst. Ehrlich zu mir. Du kannst mich vielleicht mit Worten und Taten verletzen, aber du kannst mir jetzt und hier nichts vormachen, denn ich weiß, dass du diesen Kuss genossen hast. <<

>> Ich... <<

>> Gib es verdammt noch mal zu. Es hat dir gefallen. Sogar so sehr, dass du es wieder tun willst. Ich kann es in deinen Augen sehen. Lüg mich nicht an. Sondern, sag mir einfach nur einmal in deinem Leben, die Wahrheit. << Sie hatte recht. Sie hatte verdammt noch einmal recht und wie sie das hatte.

Ich konnte nicht anders, als auf sie zu zugehen, ihren Kopf in meine Hände zu legen und sie zu küssen. Meine Zunge drängte sich in ihren Mund und liebkoste ihn. Währenddessen legte sie ihre Arme um meinen Hals. Sie erwiderte den Kuss und unsere Zungen vollführten einen magischen Tanz. Der Kuss wurde immer wilder und ungestürmter. Ich begann sie in Richtung des Marmorfeilers zu dirigieren, der im Raum stand. Dort drückte ich sie dagegen und sie umschlang meine Hüften mit ihren Beinen. Diese Frau machte mich verrückt. Es fühlte sich an, als hätte mich jemand in Brand gesteckt – jede Faser meines Körpers war entflammt. 
Ich trug sie durch das Zimmer, bis meine Füße das Fußteil des Bettes berührten. Dann setze ich sie sanft davor ab. Ich schaute in ihre wunderschönen blauen Augen. Sie verschlangen mich förmlich. Ihre Finger wanderten von meinem Hals abwärts zu meinem Hemd. Sie begann mit ihren zierlichen Fingern, die ersten Knöpfe zu öffnen. Zwischen jedem Knopf küsste sie meine nackte Haut, die zum Vorschein kam. Diese Frau machte mich einfach nur wahnsinnig. Ich konnte nicht anders als zu stöhnen. Als sie den letzten Knopf öffnete, streifte sie mir mein Hemd von den Schultern, sodass ich mit nacktem Oberkörper vor ihr stand. Nun war ich dran, dachte ich mir. Meine Lippen wanderten an ihrem Hals hinab, und schob ihr die schwarze Jacke, ebenso wie sie es bei mir tat, von den Schultern. Anschließend öffnete ich den Reißverschluss ihres Trägerlosenkleides, sodass es ihr vom Körper glitt. Ihre Haut war so weich und zart. So wunderschön. Genauso wie sie es im Ganzen war. Nun trug sie nur noch einen sexy silbernen Slip und ein dazu passendes silbernes Bustier mit Pailletten. Ich konnte mich kaum an ihr sattsehen. Aus diesem Grund schubste ich sie rücklings aufs Bett, damit ich sie besser anschauen konnte. Dabei entlockte ich diesem wundervollen Geschöpf ein Kichern ab. Dieses Lachen machte jedem Engel Konkurrenz. Verdammt sah sie sexy aus. Sie setzte sich auf und stützte sich mit ihren Armen nach hinten auf der Matratze ab, um mich besser sehen zu können. Ihr unschuldiger Blick wanderte von meinen Augen zu meinem durchtrainierten Oberkörper. Dieser Anblick machte einfach jeden Mann schwach. Damit sie die Show weiterhin genießen konnte, ging ich ein paar Schritte vom Bett weg und öffnete langsam meinen Gürtel, den Knopf und den Reißverschluss meiner schwarzen Jeans. Nachdem ich sie ausgezogen hatte, ging ich wieder auf sie zu, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Ganz vorsichtig kletterte ich auf das Bett, - wie ein Löwe der sich an seine Beute heranschlich -, und drückte ihren Oberkörper zurück in die Kissen. Meine Lippen erkundeten ihre Haut Zentimeter für Zentimeter, bis sie schließlich an den Punkt unter ihrem Ohr gelangten, an dem sie anscheinend sehr empfindlich war. Denn sie versuchte sich unter mir zu winden, während sie dabei leise stöhnte. Langsam begann ich mich zu bewegen, presste meine Hüfte gegen ihre und drückte sie in die Matratze hinein. Sophies Finger berührten meine erhitzte Haut und fuhren meinen Rücken hinab. Meine Lippen wanderten weiter zu ihrer linken Schulter. Dann an ihrem Schlüsselbein entlang zu ihrer rechten Schulter und dann weiter abwärts zu ihrem Dekolleté. Mit meiner linken Hand fuhr ich zu ihrem Rücken, um ihr dieses Bustier auszuziehen.Währenddessen massierte ich ihr Dekolleté mit meiner anderen Hand.  Nachdem ich ihr dieses sexy Bustier endlich ausgezogen hatte, nahm ich einer ihrer Brüste in den Mund und die andere in die Hand. Sie zog scharf die Luft ein, als ich meine Lippen um ihre weiche Haut legte.

>> O Gott << stöhnte sie. Ich ließ meine Fingerspitzen über die Unterseite ihrer Brüste gleiten. Das machte sie völlig verrückt. Sie versuchte, sich unter mir zu winden. Es war ein berauschendes Gefühl. Jedes Mal wenn ich ihre Haut berührte, bekam ich kleine Stromschläge. Was hatte dieses bezaubernde Ding bloß an sich? Sie war wie eine Droge. Hinreißend. Sinnlich. Betörend. Mein Innerstes verlangte mehr von ihr. 

Mein Mund wanderte weiter zu ihrem Bauchnabel. Anschließend umschlossen meine Hände ihre Hüfte. Verflucht war sie betörend. Dann wanderten meine Lippen wieder hinauf zu ihren Brüsten, dann zu ihrem Hals und dann weiter nach oben, bis unsere Lippen wieder vereint waren. Unser Kuss wurde immer leidenschaftlicher. Ich brauchte mehr. Langsam schob ich meine Hand unter den Stoff ihres Slips. Zwei Finger in sie hinein. Als ich anfing diese zu bewegen, zuckte sie zusammen.

>> Sch.. << O Gott war sie feucht. So bereit.

>> Gefällt dir das? << Als Antwort bekam ich nur ein Stöhnen. Wieder berührten sich unsere Lippen, während meine Finger sich weiter in ihr bewegten. Doch das reichte mir nicht. Ich brauchte mehr. Ich spürte die Energie, die von ihrem Körper ausging. Ich brauchte sie. Ich zog meine Finger aus ihr heraus und steckte sie mir in den Mund. Sie schmeckte wirklich köstlich. Dann setzte ich mich auf und griff mit meiner linken Hand zum Nachtisch um die Schublade zu öffnen. Dort kramte ich blind herum. Bis ich gefunden hatte, was ich suchte. Einem Kondom. Ich nahm es aus der Schublade und legte es auf den Nachtisch. Daraufhin schloss ich die Schublade wieder und blickte auf dieses wundervolle Geschöpf. Diese Augen. Sie machten mich verrückt. Ich musste sie einfach küssen. Unsere Zungen vollführten erneut einen feurigen Tanz. Wie sollte man von ihr bloß genug kriegen können? Meine Lippen wanderten abwärts zu ihrem Hals immer weiter nach unten. Sophie wand sich unter mir. Als ich an dem Bund ihres Slips ankam, zog ich ihn vorsichtig nach unten. Als ich ihn ihr endlich ausgezogen hatte, nahm ich meine Wanderung über ihren Körper wieder auf und gab mehrere Küsse auf die Innenseite ihres rechten Oberschenkels. Belohnt wurde ich mit einem Keuchen und Stöhnen. Ich kam mir vor wie im Rauschzustand. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Alles ging auf einmal so schnell. Ich zog meine Shorts aus, nahm das Kondom vom Nachtisch und stülpte es über meinen erregten Penis. Danach spreizte ich ihre Beine und drang in sie ein. Was für ein Gefühl. Sie war so eng. Sie stöhnte auf. Im gleichen Moment verfiel ich in eine Art Trance. Ich hörte, wie ihr Blut durch ihre Venen rauschte, und spürte ihre Energie, die in ihr pulsierte. Langsam fing ich an, mich in ihr zu bewegen. Verdammt fühlte sich das toll an. Ich glitt immer wieder aus ihr hinaus, um im gleichen Moment wieder in ihr einzudringen. Erst ganz langsam und dann immer schneller. Dabei kam es mir vor als würden wir um die Wette stöhnen. Ich presste meine Lippen auf ihre, um ihr Stöhnen zu dämmen. Was passierte bloß mit mir? Diese Trance nahm mich völlig mit. Immer weiter. Immer tiefer und auf einmal spürte ich wie ihre Energie auf mich überging. In dem Moment, wo sie sich mit meiner vereinigte, kam sie zum Höhepunkt und schrie meinen Namen. Wenige Augenblicke später folgte ich ihr und wurde von einem Strudel verschlungen.

 

Als ich wieder zu mir kam, lagen wir gemeinsam im Bett. Ihr Kopf ruhte auf meiner Brust und sie schien noch zu schlafen. Ich fragte mich, was passiert war. Schließlich wollten wir nur „reden“. Okay wir hatten uns mal wieder gestritten, was ich mir eigentlich vorher denken konnte, aber was war danach passiert? Ein Kuss. Ich hatte sie geküsst. Scheiße. Die Erinnerung traf mich wie ein Schlag. Bilder schossen mir durch den Kopf. Wie ich ihre zarte Haut mit meinen Lippen berührte. Ihre Lippen schmeckte. Sie schmeckte. Sie auszog und in sie eindrang. Scheiße, ich hatte mir ihr geschlafen.

War ich denn von allen guten Geistern verlassen worden? Ich wollte zwar ein paar Frauen abschleppen und sie durchvögeln, aber doch nicht Sophie! Na gut, eigentlich schon. Ich träumte schließlich ständig davon, aber sie war trotzdem ein Tabu für mich. Wie konnte ich das bloß tun? Ich wusste nur noch, dass ich von ihr angezogen wurde und nachdem ich sie geküsst hatte, alles außer Kontrolle geriet. Ich war wie in eine Art Trance. Scheiße. Ich musste hier so schnell wie möglich verschwinden.

Nachdem ich versuchte ihren Kopf von mir zu schieben, stand ich auf und zog mich an. Als ich mir gerade mein Hemd zuknöpfte, regte sich etwas. Sie streckte sich. Verdammt, sie war einfach zu schön mit ihren postkoitalen Haaren. Wie aus dem nichts, öffnete sie ihre blauen Augen.

>> Hi. << sagte sie, setzte sich auf und strich sich durch die Haare.

>> Hi. << antwortete ich ganz stumpf. Ich durfte im Augenblick einfach nicht weich und nett klingen. Sonst dachte sie sich noch sonst was dabei.

>> Was war das gerade eben? << Ich wusste, dass sie das fragen würde. Obwohl ich gehofft hatte, dass sie mich das nicht fragen würde. Deswegen blieb mir nichts anderes übrig, als sie mal wieder zu verletzen. Es war besser so. Man sollte das Pflaster so schnell wie möglich abreißen, damit es später nicht um so mehr schmerzte.

>> Sex. Ganz unbedeutender und einfacher Sex. << antwortete ich ihr.

>> Wie bitte? << Sie war völlig perplex. Sie schaute mich mit großen Augen an. Dieser Blick. Verflucht. >> Das Pflaster muss ab! Das Pflaster muss ab! << Ich wiederholte es wie ein Mantra.

>> Was glaubst du, was das war? Ein Liebesgeständnis? Verdammt es war nur harmloser Sex. << Ich konnte so ein Arsch sein.

>> Ja aber... << Ohne sie aussprechen zu lassen, sprach ich weiter.

>> Nichts aber! Wir hatten beide unseren Spaß und kamen auf unsere Kosten. Es war eine einmalige Sache. << Ich konnte ihr ansehen, wie ihr Herz innerlich in zwei brach. Verdammt war ich ein Arsch. Aber ein Riesiges. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, dass alles eine Lüge war und dann hätte ich sie geküsst. Doch das ging nicht. Sie war ohne mich einfach besser dran. Ich musste einfach die Reißleine ziehen. Aus diesem Grund schloss ich den letzten Knopf meines Hemdes, das noch offen stand und verließ ohne mich noch einmal umzudrehen das Zimmer.

 

Schicksal

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

Man kann sein Schicksal weder voraussehen noch ihm entgehen; doch man kann es annehmen.

Christine von Schweden

Kapitel 20 - Das Schicksal

 

Es hätte so ein schöner Abend werden können. Ruby hatte von Freunden gehört, dass bei irgendjemandem namens Chris Evans eine große Party gefeiert werden sollte, deswegen war sie total aus dem Häuschen und wollte unbedingt dahin. Im Grunde war ich nie ein Fan von Partys, aber ich hatte die Wahl, es sei denn ich würde hingehen oder ich müsste mich dem Zorn Rubys stellen. Ich entschied mich daher für das Erste. Aus diesem Grund warf ich mich richtig in Schale. Ich trug ein elegantes, trägerloses, kurzes Kleid in Silber/Kristall Rosa. Es hatte ein sehr schönes Mieder, wodurch es eine sehr schöne Taille bekam. Da der Stoff mit sehr vielen Pailletten verziert war, die im Licht funkelten, wirkte das Kleid sehr verspielt. Dazu trug ich lange silberne Ohrringe, die aussahen wie kleine Kristalle. Wie in einem Traum. Meine Haare glättete ich mir zur Abwechslung und trug sie offen über meine Schultern. Ich kam mir vor wie eine kleine Cinderella, die von der guten Fee beschenkt wurde. Nur das ich um Mitternacht nicht Zuhause sein musste.
Irgendwie hatte ich wohl eine Vorahnung, dass an diesem Abend etwas passieren würde, wäre ja auch zu schön gewesen, wenn mal alles glatt gelaufen wäre. Ich bekam richtig Spaß an dem ganzen Styling-Kram. Normalerweise war ich ja nicht wirklich ein Mädchen, das auf so etwas stand, doch durch Ruby wurde das mein Alltag. Sie ließ mich nicht aus der Wohnung, ehe ich nicht, ihrer Meinung nach, „Top gestylt“ war. Deswegen schminkte ich mich extra aufreizend mit rotem Lippenstift, Mascara, gräulichem Lidschatten und schwarzem Eyeliner. Als Ruby mich in dem Aufzug sah, fing sie an zu pfeifen. >> Soph du siehst echt scharf aus. Da werden ja alle Männer schwach. << Sie begann zu lachen und ich konnte nicht anders, als mit zu lachen. Obwohl ich der gleichen Meinung wie Ruby war, denn zur Abwechslung sah ich wirklich mal total scharf aus, konnte ich Ruby nicht das Wasser reichen. Denn sie trug ein kurzes mintgrünes Kleid aus Seide, mit einem schwarzen Bustier, welches bis zur Taille mit Mustern in schwarzer Spitze bestickt war. Es war wirklich einzigartig. Ein Bandeau Cocktailkleid. Wie all ihre Kleider war dies ein Unikat von ihrem Vater. Dem großen Matthew Miller. Das Kleid schien wie für sie geschaffen zu sein, denn ihre Blonden Locken umspielten ihr Gesicht und passten Perfekt zum Kleid. Sowie ihre Augen.

 

Als wir auf der Party waren, konnte ich es gar nicht fassen. Das Haus war gigantisch. Man merkte, dass dieser Chris aus einer wohlhabenden Familie kam. Überall im Haus hingen kostbare Gemälde und Statuen standen vereinzelt an den Wänden. Den Partygästen schien es allerdings nicht zu stören. Viele von ihnen standen vor dem Haus, hatten einen Becher mit Bier in der Hand und hatten ihren Spaß. Drinnen sah es nicht wirklich anders aus. Die Musik war laut, die Gäste bereits betrunken und einige nur noch sehr spärlich bekleidet.

Ruby war sehr angetan davon und war der Meinung, dass wir endlich mal auf einer richtigen Party wären. Das ausgerechnet sie so begeistert war, schockte mich nicht im Geringsten. Aus diesem Grund holte ich uns erst einmal ein paar Drinks. Doch als ich mit zwei Bechern in der Hand zurückkam, war Ruby gerade anderweitig beschäftigt. Sie hatte es geschafft, in nur wenigen Minuten einen attraktiven, jungen Mann kennenzulernen. Typisch Ruby.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich jedoch noch nichts von meinem kleinen Abenteuer, welches ich noch erleben sollte. Hätte man mich zu beginn der Party gefragt ob, dass passieren würde, hätte ich ihn vermutlich ausgelacht. Doch ich wurde mal wieder eines Besseren belehrt. Denn wie hieß dass alte Sprichwort? „Sag niemals nie!!“

Ich hätte viel eher damit gerechnet, dass Ruby in solch eine Situation gerät und ich sie Stunden lang suchen müsste, wie sonst auch, aber dieses Mal war es wohl etwas anders.

Der junge Mann mit dem Ruby sich so gut verstand, hieß Julian. Julian war außerordentlich charmant, gut aussehend und konnte sehr galant mit Worten umgehen. Er verkörperte einen Gentleman wie er im Buche stand. >> Sophie! Sophie! Ich muss dir unbedingt jemanden vorstellen. << Ruby hatte wirklich ein lautes Stimmorgan. Deswegen blieb mir auch nichts anderes übrig als hinüber zu gehen. >>Sophie? Das ist Julian. Er studiert Psychologie an der Columbia. << >> Hallo Julian. Freut mich sehr dich kennenzulernen. Ich bin Sophie, wie du vermutlich schon mitbekommen hast. << Ein Seitenblick auf Ruby genügte, damit sie ihr Es-tut-mir-leid Lächeln aufsetzte. >> Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite. << Julian nahm meine Hand und gab mir einen Handkuss. Ruby schien großen Gefallen daran zu finden.

>>Und Sophie? Was verschlägt dich hier her nach New York? << >> Ich bin hier mit Ruby aufgewachsen und nun studieren wir hier. Und du? Woher kommst du? << Ein Lächeln breitete sich auf sein Gesicht aus. >> Ich komme aus dem sonnigen Kalifornien. Los Angeles, um genau zu sein. << Er versuchte uns, zu beeindrucken. Wie es aussah, hatte er bei Ruby auch Erfolg damit. Jedoch stoß er bei mir auf Granit. Doch Ruby schien ihn wirklich toll zu finden. Kein Wunder, sie liebte die Designer aus LA. Außerdem konnte man sich in dort luftiger anziehen. >> Die Stadt der Engel also. So so. << Rubys Lachen war einfach göttlich. Es lud einen einfach immer dazu ein, mitzulachen. Dazu konnte ich immer wieder nur staunen. Denn wie es aussah, hatte sie tatsächlich mal im Spanischunterricht aufgepasst.

>> Ja, Engel findet man immer wieder in dieser Stadt. In dieser hoffentlich auch. << Engel? Ja, klar. >> Du kannst ja versuchen welche zu finden. Doch ich muss dich warnen. In dieser Stadt gibt es nicht nur Engel … - << >> Ruby, bitte. << >> Was denn? Ich möchte ihn nur warnen. Denn es gibt hier nicht nur Engel, sondern auch giftige Schlangen. << O ja. Schlagen die auf den Namen Winnie hörten. >> Dann sollte ich mich wohl in acht nehmen. <<

>> O ja Julian, das solltest du. << >> Und Sophie, was studierst du hier in New York? Auch Design wie Ruby? << Er versuchte geschickt das Thema, zu wechseln. Normalerweise hätte Ruby so etwas nie durchgehen lassen, aber so wie es ausschaute, erhoffte sie sich mehr von ihm. >> Nein, so begabt wie Ruby bin ich nicht. Jedoch genauso Kreativ. Ich studiere Tanz, an der „Juilliard School of Dance“. << >> Eine Tänzerin also? << >> Ja, eine Tänzerin. Ich liebe das Tanzen. Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet, ich möchte mich noch ein wenig umschauen. << Ruby schien sehr erleichtert zu sein. Ich wusste es doch. Sie wollte die ganze Zeit schon mit ihm alleine sein, brauchte jedoch Bestätigung.

 

Mit der Zeit wurde das Haus immer voller. Es kamen immer mehr Leute und um so später die Stunde, desto mehr tranken die Leute. Auch ich musste ich gestehen. Die Party war mittlerweile sogar recht unterhaltsam. Denn nachdem ich Ruby und Julian allein gelassen hatte, wusste ich erst gar nicht so wirklich, wohin mit mir. Doch das legte sich ganz schnell. Denn einige von den Partygästen konnten ausgesprochen gut tanzen. Es machte wirklich großen Spaß. Die Zeit verging dabei wie im Flug. Irgendwann wurde mir auf einmal ganz kalt und heiß zu gleich. Ich spürte eine magische Anziehung und als ich mich gerade umdrehen wollte, erschrak ich. Denn vor mir stand Jonathan. Von ihm kam diese Anziehung. Ich wusste es innerlich. Doch wie nicht anders zu erwarten, benahm er sich wie ein ungehobeltes Arschloch. >> Was willst du hier? << Er war charmant wie immer. >> Wir leben in einem freien Land. Das heißt ich kann mich aufhalten, wo ich will. << Er machte es einem aber auch wirklich zu leicht. Man konnte sich wirklich köstlich über ihn amüsieren. Jedoch verriet mir sein Gesicht, dass er es nicht wirklich lustig fand. Deswegen versuchte ich ihm einfach seine Frage zu beantworten. >> Ich bin mit meiner besten Freundin hier. ... Ich wusste nicht, dass du auch kommst. << Und das war nicht einmal gelogen. >> Das kann ich wohl nur erwidern. Ich wusste nicht einmal das Du den Gastgeber kennst. << Ich hasste es, wenn er so tat, als wäre er etwas Besseres. Jedoch wollte ich mir das nicht anmerken lassen, damit er mich wieder ärgern konnte. >> Tue ich auch nicht. Aber meine beste Freundin kennt Leute, die diesen Chris kennen. Ist eine verwirrende Geschichte. << O ja. Ruby kannte wirklich zu viele Leute.

>> Ich glaube es ist besser, wenn wir uns aus dem Weg gehen. << Wieso? Er konnte doch nicht so einfach gehen. Wir mussten schließlich irgendwann miteinander reden. Wir konnten uns ja nicht ewig aus dem Weg gehen.

 

Nachdem ich ihn davon überzeugt hatte, mit mir über das was zwischen uns passiert war zu reden, zog er mich hinter sich her, bis wir irgendwann im oberen Stockwerk ankamen. Dort zog er mich weiter in irgendein Schlafzimmer. Dieses Hinter-sich-her-Ziehen erinnerte mich irgendwie an Peter. An die schreckliche Zeit in der er mich ständig schlug. Allein der Gedanke daran machte mich wütend. Und dieses Gefühl ließ ich an ihm aus. >> Sag mal spinnst du, mich einfach so hinter dich her zuschleifen? << >> Du wolltest doch reden. Hier sind wir ungestört und es geht ja wohl wirklich nicht jeden etwas an, was ich sage. << Ich konnte nicht anders als ihn einfach gerade heraus zu fragen. Denn ich fragte mich immer noch was er damit gemeint hatte, das es nicht um mich ginge, sondern um ihn. Um ihn und wozu er fähig wäre. Was hatte das alles bloß zu bedeuten? Dachte er wirklich, er wäre nicht gut genug für mich? Dachte er wirklich so schlecht von sich selbst? Wie konnte er bloß? Schließlich war er attraktiv, klug, über aus witzig und manchmal auch ein riesiges Arschloch. Auch wenn ich ihm wirklich aus dem Weg gehen sollte, da er mit Winnie zusammen war, konnte ich es nicht. Denn ich empfand etwas für ihn. Wenn ich ehrlich war, tat ich genau das. Ich liebte ihn. Ich liebte ihn, seitdem ich ihm das erste Mal in die Seele geschaut hatte. Doch dann kam der Schlag ins Gesicht. >> Es war Nichts. Nichts von Bedeutung. Interpretier da nicht so viel hinein. << Nichts von Bedeutung? Hatte ich mich da verhört? Ich hatte das Gefühl, als würde mein Herz in zwei gerissen werden. Doch ich konnte das nicht glauben. >> Sag das nicht. Du willst mich nur verletzen und von dir stoßen. Obwohl du genauso wie ich diesen Moment zwischen uns gespürt hast. Du hast diesen Kuss genossen und willst es dir nicht eingestehen. Sei doch verdammt noch mal ehrlich. Ehrlich zu dir selbst. Ehrlich zu mir. Du kannst mich vielleicht mit Worten und Taten verletzen, aber du kannst mir jetzt und hier nichts vormachen, denn ich weiß, dass du diesen Kuss genossen hast. Gib es verdammt noch mal zu! Es hat dir gefallen. Sogar so sehr, dass du es wieder tun willst. Ich kann es in deinen Augen sehen. Lüg mich nicht an. Sondern, sag mir einfach nur einmal in deinem Leben, die Wahrheit! << Das hatte gesessen. Vermutlich würde er mich nun auslachen. Jedoch tat er es nicht. Im Gegenteil. Er kam auf mich zu und küsste mich mit seiner ganzen Leidenschaft. Ich konnte nicht anders als diesen zu erwidern. Ich liebte diesen Idioten einfach. Es fühlte sich alles so intensiv an. Als würde ich unter Strom stehen. Wie verzaubert ließ ich alles Geschehen. Seine Küsse, die er auf meinen ganzen Körper verteilte. Diese Lippen. So weich und zart.

 

An diesem Abend verlor ich mich nicht nur in ihn, sondern verlor außerdem noch meine Unschuld an ihn. Man sagte zwar immer, dass das erste Mal schrecklich sein sollte, jedoch konnte ich dem, nicht zustimmten. Denn der Sex mit Jonathan war einfach berauschend. Wir verloren uns beide in einander. Doch als ich nach dem diesem wundervollen Erlebnis wach wurde, knöpfte sich Jonathan gerade sein Hemd zu. Er war bereits wieder vollständig angezogen. Nachdem ich ihn fragte, was das gerade zwischen uns war, antwortete er nur ganz stumpf: >> Sex. Ganz simpler und einfacher Sex. << Ich ließ diese Worte auf mich wirken und war völlig perplex. Wie konnte er das nur sagen? Hatte er dabei etwa nichts empfunden? Auf diese Frage bekam ich schon bald eine Antwort. >> Was glaubst du, was das war? Ein Liebesgeständnis? Verdammt es war nur harmloser Sex. << Das hatte wirklich gesessen. Es fühlte sich an wie ein Messer, das mehrfach in meine Brust gestochen wurde. >> Wir hatten beide unseren Spaß und kamen auf unsere Kosten. Es war eine einmalige Sache. << Eine einmalige Sache? Diese Worte, fielen immer wieder auf mich ein. Das letzte was ich an diesem Abend von ihm sah, war, wie er aus dem Zimmer ging ohne sich noch einmal umzudrehen. Mein Herz brach an diesem Abend in zwei. Ich fülte mich so benutzt. Ich wickelte mich in die Bettdecke, wie in einem Kokon. Denn diese Schmerzen waren unerträglich. Ich konnte nicht anders als zu weinen. Wie konnte er mir nur so etwas antun? Wieso?

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit stand ich endlich auf, zog mich an und versuchte so schnell wie möglich dieses Zimmer und dieses Haus zu verlassen. Nachdem ich endlich draußen angekommen war, rief ich mir ein Taxi. Ich konnte einfach nicht auf Ruby warten. Diese Schmerzen waren einfach zu schlimm.

 

* * *

 

Acht Monate waren vergangen, in der ich mich in meinem Zimmer verbarrikadierte. Ich wollte niemanden sehen oder gar mit jemandem sprechen. Ich verließ das Zimmer nur zum duschen, zum essen oder um zur Uni zu gehen. Schließlich konnte ich meine Zukunft nicht unter meinen Liebeskummer leiden lassen. Selbst an Weihnachten und Silvester blieb in der Wohnung. Ruby schickte ich zu ihrer Familie. Henry versuchte ich auch loszuwerden. Jedoch klappte es nicht sonderlich gut. Er versuchte mich die ganze Zeit, aufzumuntern. Allerdings scheiterte er mit seinen Versuchen kläglich. Das Einzige was ich wollte, war aus diesem schrecklichen Albtraum aufzuwachen. Ich wünschte mir, dass alles nur ein Traum war und Jonathan mir nicht mein Herz heraus gerissen und malträtiert hätte. Doch leider war es die Realität. 
Tag für Tag, tat ich immer wieder das Gleiche. Ich versuchte mich zum aufstehen, zu überreden, ging zur Uni und danach versteckte ich mich wieder in meinem Zimmer. Dort lag ich, es sei denn nur auf meinem Bett herum, saß auf einem Stuhl und starrte die Wand an oder lag auf meiner Chaiselongue Couch und schaute aus dem Fenster. So sah jeder vergangene Tag aus. Denn ich konnte einfach nicht mehr.

 

Bereits seit ein paar Wochen versuchte mich Jezebelle, ständig anzurufen. Jedoch hatte ich einfach nicht die Kraft für ein Gespräch mit ihr. Ich war ihrem Mann Alexander zwar sehr dankbar für die Chance ein Jahr nach Europa zu gehen, doch im Augenblick wollte ich einfach nur, dass diese Schmerzen aufhörten. Doch Jess gab einfach keine Ruhe und rief immer wieder an. Irgendwann nahm ich den Anruf entgegen, denn sonst hätte sie mir keine ruhige Minute mehr gegeben. >> Hallo Jess. << >> Du lebst also noch. Weißt du was ich mir für Sorgen, um dich gemacht habe? Du antwortest nicht auf meine Anrufe, Nachrichten oder Mails. Auch nicht darauf wenn ich dir in der Stadt hinterherrufe. Vor ein paar Tagen wollte ich dich überraschen und bin an der Juilliard vorbei gekommen. Du bist direkt an mir vorbei gegangen. Wie ein Geist. Also erzähl mir nicht, dass mit dir alles in Ordnung sei. Bist du krank? Hast du Kummer? Du weißt, du kannst mit mir über alles sprechen. << In diesem Moment konnte ich mich einfach nicht mehr zusammen reißen. Egal wie sehr ich es versuchte. Es schien so, als würden alle Dämme reißen. Die Tränen kullerten mir über die Wangen und damit konnte ich das Schluchzen nicht mehr zurückhalten. >> Sophie was ist passiert? Du kannst es mir wirklich sagen. Hat dir jemand weh getan? << Also erzählte ich ihr die ganze Geschichte von Jonathan und mir, allerdings ließ ich seinen Namen weg und nannte ihn einfach Fighter. Ich erzählte ihr von den Mails, unseren Telefonaten und unsere Treffen bis hin zu unserer gemeinsamen Nacht. Einfach alles. Währenddessen musste ich immer wieder weinen. Als ich endete, konnte ich Jess scharf die Luft ein- und ausatmen hören.

>> Mensch süße, dieser Idiot hat dich einfach nicht verdient. Vielleicht weiß er einfach nicht, was er will. Männer. Sie sind sich im Grunde so ähnlich. Mit Alex hatte ich am Anfang auch echte Probleme. Er dachte die ganze Zeit, dass er meiner nicht würdig sei und ich was Besseres verdient hätte, als einen Mann, der die ganze Zeit nur unterwegs war. Doch ich wollte keinen anderen. Ich wollte nur ihn. Es hat lange gedauert es ihm klar zu machen, aber am Ende hat das Schicksal einfach nachgeholfen und uns zusammen geführt. Auch wenn sich das wie ein Märchen anhört Sophie, vertrau einfach auf das Schicksal. Manchmal muss man erst ein paar mal hinfallen, bis einem was Gutes passiert. Vielleicht ist es in deinem Fall genauso. Also versuch nicht in allem das schlechte, zu sehen, sondern steh auf und lebe dein Leben. << Das sagte sie so leicht. Das Schicksal hatte mir schon oft die Menschen genommen, die ich über alles liebte. Manchmal glaubte ich wirklich, dass das Schicksal mir kein Glück in der Liebe gönnte. >> Jess, es war wirklich super lieb, dass du mir zugehört hast, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich kann nicht einfach weitermachen. Jedes Mal wenn ich es versuche, begegne ich ihm. Ich halte es wirklich nicht mehr aus. Am liebsten würde ich einfach untertauchen. Das Land verlassen. Nur um von ihm wegzukommen. << >> Da könnte ich dir eventuell bei helfen. << >> Wie denn das? << Ich fragte mich wirklich wie sie das anstellen wollte. >> Nun ja, der Grund warum ich dich ganze Zeit versucht habe zu erreichen, war dass Alex und ich alle ausgewählten Studenten, für das sogenannte „Austauschjahr“ schon jetzt nach Verona einladen wollten. Damit sie sich erst einmal an das neue Land gewöhnen können. Das Klima, die Leute. Sie würden natürlich, bis dieses Jahr wirklich beginnt, auch weiterhin Unterricht bekommen. Also es ist jedem selbst überlassen, ob er jetzt schon kommen möchte oder erst im Sommer, aber ich glaube, für dich wäre es die Gelegenheit, hier raus zu kommen. Was meinst du? << Diese Nachricht musste ich erst einmal auf mich wirken lassen. Natürlich wollte ich so schnell wie möglich von hier wegkommen. Aber könnte ich alles stehen und liegen lassen? Könnte ich Ruby, Elijah, Rachel und Henry solange alleine lassen? Es gab zwar immer noch das Internet, aber war es wirklich das, was ich wollte? Andererseits könnte ich Distanz zwischen Jonathan und mich schaffen. >> Ich bin dabei. Wann geht es los? <<

 

Eine weitere Woche war vergangen und ich hatte alles Organisatorische geklärt. Ruby war natürlich sauer auf mich, weil alles so schnell ging. Schließlich würde sie mich über ein Jahr nicht mehr sehen. Sie war zwar am überlegen ihre Semesterferien in Verona zu verbringen, aber diese Entscheidung stand noch nicht ganz fest. Henry war auch etwas traurig, dass ich einfach meine Koffer packte und den Kontinent verlies, aber er verstand, dass ich diese Chance nutzen musste. Er wünschte mir viel Erfolg und versprach mir jede Woche, zu schreiben. Elijah war zwar etwas neidisch, da er diese Chance nicht bekam, aber dennoch wünschte er mir viel Glück und was meine Tante anging, sie freute sich für mich und wollte mich sogar höchstpersönlich zum Flughafen bringen. Sie war der Überzeugung, dass meine Mutter sehr Stolz auf mich gewesen wäre und sprach davon bestimmt eine halbe Ewigkeit. Ich hatte mir zwar am Anfang wirklich Sorgen gemacht, wie ich das alles schaffen sollte, aber Jess und Alex halfen mir bei allem. Ich konnte sogar für die Zeit in Verona bei ihnen wohnen. Nachdem Jess meine Zweifel darüber mitbekommen hatte, duldete sie keine Widerrede. Sie meinte, es sei völlig in Ordnung, schließlich wäre das Haus groß genug und da Alex so oft unterwegs war, hatte sie dann jemanden, der ihr ab und zu Gesellschaft leistete. Jedoch war ich nicht die Einzige, die dort wohnen würde. Denn außer mir würde wohl noch ein Student bei Alex und Jess wohnen. Es handelte sich bei dem Studenten wohl um den Sohn eines alten Freundes von Alex. Ich war schon sehr gespannt darauf, wer dieser ominöse Student war. Jess meinte, vielleicht wäre er ja etwas für mich, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Ich durfte gespannt bleiben.

 

Tage vergingen und endlich war er da. Der Tag der Abreise. Endlich würde ich untertauchen können und nach über einem Jahr, sah die Welt bestimmt schon ganz anders aus. Außerdem reiste ich nach Verona. Das Verona. Ich konnte es noch gar nicht wirklich glauben. Aber irgendwie war es auch eigenartig. Als ich vor ein paar Monaten Alexander und Jezebelle kennenlernte, hätte ich nie gedacht, dass sie mir helfen würden, meinen Traum wahr werden zu lassen. Ich hatte nun die Chance mich selbst zu finden und dazu konnte ich Jonathan aus dem Weg gehen. Wie es aussah, entschied sich das Schicksal dafür, dass Jonathan und ich nicht füreinander geschaffen waren. Auch wenn mein Herz diese Meinung nicht teilte, es war besser so. Denn immer wieder wenn wir uns zufällig begegneten, hatte ich das Gefühl unter Strom, zu stehen. Es war ein elektrisches Gefühl. Aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund fühlte ich mich zu ihm immer noch hingezogen und ich konnte nichts dagegen tun. Deswegen war es wirklich das Beste einen Schlussstrich zu ziehen. Schließlich befand ich mich schon am JFK (John F. Kennedy International Airport).

 

>> Sophie du musst jetzt langsam einchecken. Es ist Zeit. << Die Stimme meiner Tante holte mich ins hier und jetzt zurück. Ich nahm also mein Handgepäck und wollte gerade zum Schalter gehen, als ich gegen jemanden lief. >> Tut mir wirklich leid, ich hab dich nicht gesehen. << Als ich meinen Kopf hob, um das Gesicht meines Gegenübers zu sehen, erschrak ich. Nein, das konnte nicht sein. Ausgeschlossen. Das Schicksal spielte mir einen Streich. Es war niemand anderes als … >> Jonathan? <<

Zeitstillstand

 

 

 

 

 

 

 

Ein Licht entflammt in Dunkelheit muss in ihr vergehn
Ihr Leuchten es verzehren, ein langsames Verglühn
Und die Welt verharrt im Staunen,
steht still in deinem Bann
Sie wird dich bewundern, weil sie dich nicht begreifen kann

 aus dem Muscial

"Elisabeth - Legende einer Heiligen"

Kapitel 21 - Wenn die Zeit still steht (Teil 1) [Sophies & Jonathans Sicht]

Jonathans Sicht

 

>> Jonathan? << Nein! Das konnte nicht sein. Diese Stimme. Sie gehörte Ihr.

 

Dabei wollte ich doch nur einen neuen Lebensabschnitt beginnen und sie vergessen. Deswegen kam mir das Angebot, von einem alten Freund der Familie, ein Jahr im Ausland zu verbringen sehr gelegen. So konnte ich den Kopf freibekommen und Winnie aus dem Wege gehen. Denn wenn ich ehrlich war, lief es nicht mehr so gut zwischen uns, wenn es überhaupt Mal gut lief. Natürlich war der Sex super und sie sah auch optisch total heiß aus, das fanden wohl auch andere Kerle. Denn diese zogen sie schon bei ihrem Anblick, mit bloßen Augen aus, weswegen ich mich eigentlich glücklich schätzen konnte, so eine Freundin wie sie zu haben, aber dem war nicht so. Sie war für mich einfach ein nettes Abenteuer und ganz nützlich um Sophie spüren zu lassen wie es sich anfühlte verletzt zu werden, aber mehr war sie einfach nicht und das wusste sie auch.

Letztendlich musste ich versuchen das Ganze abzuhaken, denn es war für uns alle besser so. Jedoch konnte ich einfach nicht aufhören, an diesen einen Abend mit Sophie, zu denken. Nicht nur, dass dieses Knistern in der Luft lag, sondern auch diese magische Anziehung, die ich bereits damals im Theater gespürt hatte. Dazu noch unsere kleine Konversation, die zu dem besten und unbeschreiblichsten Sex den ich je hatte, geführt hat. Jedes Mal wenn ich daran zurückdachte, fühlte ich die Geborgenheit, die ich empfand, als sie in meinen Armen einschlief, aber auch die Zufriedenheit, meine angestaute, sexuelle Energie – die ich wegen ihr hatte, seitdem ich sie das allererste Mal sah – zu entladen.

Verdammt, diese Gedanken mussten aufhören. Schließlich waren sie Vergangenheit und ich wollte mich fort an auf die Zukunft konzentrieren. Aus diesem Grund war ich überhaupt am JFK, und anstatt, dass ich in Ruhe einchecken und in meine neue Zukunft starten konnte, wurde ich von einer jungen Frau angerempelt. Die natürlich – wie sollte es das Schicksal auch sonst wollen – niemand anderes war, als Sophie.

 

>> Jonathan? Was machst du hier? << Genau das Gleiche hätte ich sie auch fragen können.

>> Ich würde mal sagen, ich verreise. << Ehe sie antworten konnte, kam eine Frau dazu, die sich sofort an Sophie wendete.

>> Sophie, du musst los. Dein Flug wird gleich aufgerufen. << Diese Stimme. Sie war mir so vertraut und doch zu gleich fremd. Unsere Blicke trafen sich. Aber … Nein … das konnte nicht sein. Es musste sich um eine Verwechslung handeln.

>> Ein Freund von dir? << Wie um alles in der Welt …

>> Jonathan, das ist meine Tante Ra- <<

>> Rachel Elizabeth Montrose, angenehm. << NEIN! Wie konnte das sein? Sie war tot. Doch ich durfte mir nichts anmerken lassen, schließlich war Sophie hier.

>> Jonathan Bennett. Die Freude liegt ganz auf meiner Seite. << Es war wie damals auf dem Ball. Als wir uns auf Höflichste weise einander vorstellten.

>> Sophie beeil dich. Du kommst sonst noch zu spät. << Einerseits wollte ich nicht, dass sie geht, doch so konnte ich herausfinden, was hier eigentlich gespielt wurde und welche Rolle Elizabeth dabei spielte.

>> Ich bin schon unterwegs. Auf wiedersehen. << Sie schaute mich ein letztes Mal mit diesem unschuldigen und traurigen Blick an, bevor sie ihre Sachen nahm und an mir vorbei ging. Nachdem sie endlich außer Reichweite war, konnte ich nicht länger ruhig bleiben.

>> Wie kann es sein, dass du noch lebst? Du bist vor hundert Jahren gestorben. <<

>> Stimmt. Du kannst dich also noch an unsere gemeinsame Zeit erinnern. << Diese Frau machte mich wahnsinnig. Sie sah zwar aus wie meine Elizabeth, doch sie benahm sich nicht so. Sie war einst liebevoll, mit einem Herz aus Gold und nun war sie voller Hass.

>> Was soll das Elizabeth? Was spielst du hier für ein Spiel und was zum Teufel hast du mit Sophie zu tun? << Ich konnte meinen Zorn kaum noch verbergen.

>> Sie hat es dir doch verraten. Ich bin ihre Tante. << Diese Frau spielte mit mir. Sie konnte unmöglich Sophies Tante sein.

>> Das ist unmöglich und das weißt du selber, also sage mir verdammt noch mal die Wahrheit. <<

>> Es ist möglich. Du kannst dich sicher noch an das Jahr 1905 erinnern. Damals, als du mir das Herz gebrochen hast, indem du mich umbringen wolltest. Wäre nicht der Erzengel Ariel gewesen. Deren Aufgabe es seit Jahrhunderten ist, die Familien der Seraphim zu beschützen. <<

>> Und was hat das damit zu tun, dass du noch lebst? << Langsam wurde ich echt wütend.

>> Ich lebe noch, weil meine Familie zu den Seraphim gehört. Wie du sicherlich weißt, gehören die Seraphim zu der höchsten Engelsfamilie. Zumindest solltest du das doch als Bennett wissen. … Nachdem Ariel damals aufgetaucht war, musste sie mir von meinem Schicksal erzählen, wodurch ich damals erweckt wurde und siehe da, ich lebe immer noch. Also wenn du eins und eins zusammenzählen kannst, weißt du, dass Engel immer wiedergeboren werden. << Das musste ich erst einmal verdauen. Elizabeth lebte und war dazu noch ein Engel. Wie war das möglich und wieso wusste ich davon nichts. Normalerweise kannte meine Familie alle höheren Engelsfamilien die zu der ersten Sphäre, wie die Seraphim oder die Throne gehörten. … Das war die eine Geschichte, doch was ich immer noch nicht richtig verstand war, was Sophie damit zu tun hatte?

>> Sicherlich fragst du dich, was Sophie mit dem Ganzen zu tun hat. Nun du kannst dich sicherlich noch an meine Schwestern erinnern. Louise und Rose, die jedoch in diesem Jahrhundert, Carolina Louise und Diana Rose heißen. Leider weilt meine älteste Schwester Carolina nicht mehr unter den Sterblichen, … jedoch ihre Tochter. Sophie. << Das konnte nicht sein. Sophie konnte unmöglich die Tochter von Louise Montrose sein. Moment. Das hieße ja …

>> Ich weiß, was du jetzt denkst, aber ich kann dich beruhigen. Sie ist keiner. Zumindest steht es nirgendwo geschrieben. Deswegen weiß sie auch nichts von unserer wahren Familiengeschichte und unsere Geschichte kennt sie im Übrigen ebenfalls nicht. Sie ist die Unschuld in Person und das soll auch so bleiben, hast du mich verstanden? Schließlich hast du meiner Familie, in der Vergangenheit schon genug Leid angetan. << Wollte sie mich verarschen? Nun konnte ich nicht länger an mir halten.

>> Unschuldig? Sie ist alles, aber sicherlich nicht unschuldig. Sie sieht zwar aus wie ein Engel, aber benimmt sich wie der Teufel. << Schließlich hatte sie mit meinen Gefühlen gespielt. Aber das schien Elizabeth nur zu amüsieren.

>> Hmpf. Sophie könnte nie wie Luzifer sein. Dazu ist sie einfach nicht imstande. << Als ob.

>> Genau deswegen hat sie auch … <<

>> … Mit deinen Gefühlen gespielt? Nein mein lieber, das hat sie nie. Du hast es nur die ganze Zeit geglaubt und sie für etwas bestraft, was sie nie war. Sie wollte die ganze Zeit zu dir und hat sich förmlich nach dir verzerrt. Unerträglich kann man dazu nur sagen. Sie benahm sich genauso, wie ich damals. Nur dass dieses Mal kein Leben zerstört wird. Ich lasse nicht zu, dass ein kleiner Dämon wie du es bist, mit ihr spielt und sie dann, wie ein altes Spielzeug wegwirft. Also halt dich gefälligst von ihr fern. Verstanden? << Das konnte nicht sein. Sie steckte hinter all dem?

>> Du warst das? Du hast hinter dieser beschissenen Farce gesteckt? <<

>> Jemand musste ja diesem Schauspiel ein Ende setzen, damit sie nicht so verletzt wird, wie ich damals. << Dieser schnippische Unterton in ihrer Stimme, mein Gott wie mich das nur noch mehr aufstachelte.

>> Also hast du zugesehen, wie ich ihr grundlos das Leben zur Hölle bereitet habe? <<

>> Grundlos würde ich es nicht nennen. Du hast sie nur von dir ferngehalten, genauso wie es sein sollte. Außerdem hast du doch nun mal so ein gewisses Temperament. << Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Ich hatte Sophie grundlos verletzt. Wir hätten die ganze Zeit zusammen sein können, wäre Elizabeth nicht gewesen.

>> Dass du dich an mir rechen willst, kann ich ja noch irgendwie verstehen, schließlich war es echt nicht die feine englische Art, aber was hat Sophie, deine eigene Nichte, dir getan? Man kann in ihren Augen sehen, wie sehr sie dir vertraut und was machst du? Du missbrauchst ihr Vertrauen. <<

>> Alles, was ich tue, ist nur zu ihrem Besten und das wirst du auch noch einsehen. <<

>> Das Beste wäre gewesen, wenn du ihr die Entscheidung überlassen hättest. Schließlich ist sie alt genug um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. <<

>> Hmpf. So naiv, wie sie ist, wäre sie auf dich hereingefallen und in ihr Unglück gelaufen. Genauso wie sie es schon ihr ganzes Leben lang tut. Ich habe meiner Schwester versprochen auf ihre Tochter aufzupassen und genau das tue ich in dem ich sie vor Bennetts, wie dir schütze. << Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich ihr eine Ohrfeige verpasst, doch so einer war ich nicht. Ich schlug keine Frauen. Aus diesem Grund ließ ich sie einfach stehen, ohne etwas zu sagen. Bevor ich mich doch noch vergessen hätte. Das Allererste, was mir in den Sinn kam, war Sophie zu suchen. Schließlich hatte ich ihr Unrecht getan und musste mich entschuldigen. Doch wie konnte ich ihr erklären, dass ihre Tante an all das Schuld war, weil sie sich an mir rechen wollte? Dann müsste ich ihr erklären, woher ich sie kannte und das würde sie mir nicht glauben. Das hatte Elizabeth wirklich gut eingefädelt. Sie wusste genau, dass ich es Sophie nicht sagen konnte.

>>> Sehr geehrte Damen und Herren, der Flug 401B12 nach Frankfurt ist nun am Terminal 1 für Sie zum Einsteigen bereit. Wir wünschen einen angenehmen Flug, vielen Dank und auf Wiedersehen. <<<

Mein Flug wurde aufgerufen und ich hatte keine Chance mehr mit ihr zu sprechen. Jedoch wurde mir genug Zeit geboten, um ihr einen Brief zu schreiben. Ich fragte mich nur, ob siebeneinhalb Stunden dafür ausreichten.

 

 

Sophies Sicht

 

Die Zeit schien still zu stehen. Das Schicksal spielte mit mir. Wie konnte das alles bloß sein? Wieso war er hier? Am Flughafen? Wollte er mich etwa quälen? Reichte es ihm nicht, dass er sich alles von mir genommen hatte? Mein Herz. Meine Würde. Meine Jungfräulichkeit. Er hatte mir all das genommen. Ich dachte wirklich, er würde mich lieben. Stattdessen hatte er mich benutzt. Ich war für ihn nichts anderes, als eines seiner vielen Betthäschen. Es fühlte sich so entwürdigend an. Alles, was ich wollte, war von hier wegzukommen. Vor den Erinnerungen zu fliehen.

Vielleicht war es auch nur ein Zufall, dass er am selben Tag, wie ich am Flughafen war, um zu verreisen. Wer wusste dass schon? Jedoch fragte ich mich, wohin er wollte und aus welchen Gründen?! Konnte es sein, das er versuchte vor mir zu fliehen, genauso wie ich es vor ihm tat? Doch auf diese Fragen bekam ich keine Antworten. Stattdessen kam Rachel dazu und erinnerte mich daran, dass mein Flug jeden Moment aufgerufen werden konnte. Was mich allerdings irgendwie beunruhigte, war, dass es mir so vorkam, als würden sie sich kennen und als sie mich auch noch fragte, ob er ein Freund von mir war, hätte ich am liebsten > Nicht direkt. Eher der Mann, der mir mein Herz gestohlen und mich aus Spaß entjungfert hat. < gesagt. Aber das hätte ich unmöglich sagen können. Was dieser komische Situation allerdings den Rest gab, war das ich mir vorkam wie in einem falschen Film. Sie waren derart höflich zueinander, als sie sich einander vorstellten, wie man es vermutlich im letzten Jahrhundert getan hätte.

 

Dieses Treffen wollte mir keine Ruhe lassen, deswegen bekam ich auch nicht mit, wie ich kontrolliert oder wie mein Flug aufgerufen wurde. Erst als mich eine nette Dame, darauf aufmerksam machte, dass ich mich beeilen müsste, wenn ich den Flug noch erwischen wollte. Aus diesem Grund war ich auch die Letzte, die das Flugzeug betrat. Ich zeigte der netten Stewardess mein Ticket und wartete darauf, dass sie mir meinen Platz zuwies. Doch als sie auf ihrer Liste nach meinem Namen suchte, fand sie ihn nicht.

>> Es tut mir leid Miss, es muss uns beim buchen ein kleiner Fehler unterlaufen sein. Wie es aussieht, wurde ihr Sitzplatz zweimal gebucht. Aber … Moment, in der „first class“ ist noch ein Platz frei. << „First class“? Wow. Vielleicht meinte es das Schicksal ja auch mal gut mit mir. Doch da hatte ich mich wohl zu früh gefreut. Denn als ich meinen Sitznachbar sah, hätte ich mich am liebsten umgedreht und wäre weggelaufen.

 

 

Jonathans Sicht

 

Es würde immer Momente im Leben geben, wo die Zeit stehen zu bleiben scheint. Als Elizabeth mir erzählte, dass sie hinter dieser Intrige steckte und nicht Sophie, gab es so einen Moment. Viele kleine Rädchen in meinem Gehirn begannen zu rattern. Sie hatte mich nie verarscht und die ganze Zeit die Wahrheit gesagt. Doch was tat ich Vollhonk? Ich glaubte ihr nicht, stieß sie von mir und verletzte sie in einer Tour. Wie sollte ich ihr je wieder unter die Augen treten? Wie sollte ich ihr erklären, dass ihre Tante hinter alle dem steckte? Doch gerade, als ich darüber nachdachte, wurde mein Flug aufgerufen, und als ich endlich auf meinem Platz in der first class saß, begann ich Sophie einen Brief zu schreiben. Obwohl ich am Anfang bedenken hatte, keine passenden Worte zu finden, gelang es mir recht schnell diesen Brief zu schreiben. Es war fast wie früher, als wir uns noch Mails geschrieben haben. Sobald ich angefangen hatte, zu schreiben, konnte ich nicht mehr aufhören und meine übernatürlichen Fähigkeiten beschleunigten dies auch noch, sodass ich in kurzer Zeit bereits alles aufgeschrieben hatte, was ich sagen wollte. Denn ich liebte sie wirklich und ich wollte auch unbedingt wieder mit ihr zusammen sein, doch konnte diese Liebe auf Geheimnissen aufgebaut werden? Gerade als ich darüber nachdachte, wurde ich unterbrochen, indem sie wieder einmal wie aus dem Nichts da stand und die Zeit zum Stillstand brachte.

Es gab nur sie und mich.

>> Jonathan? Was tust du hier? << Sie schien überrascht mich zu sehen, aber das war ich auch.

>> Ich würde mal sagen, ich warte darauf, dass die Maschine abhebt. << Ich war so ein Esel, wieso konnte ich ihr nicht einfach die Wahrheit sagen? Weil du ein feiger Idiot bist, deswegen!

>> Was willst du in Deutschland? << Sei einmal ehrlich zu ihr.

>> Umsteigen. Mein eigentliches Reiseziel ist Italien und was willst du dort? << Das war doch schon etwas freundlicher. Ein Schritt nach dem anderen.

>> Ich schätze mal das Gleiche wie du. << Vielleicht war das die Chance für uns. Vielleicht wollte das Schicksal, das wir noch eine zweite Chance bekommen. Auch wenn es schwierig werden würde mit den ganzen Geheimnissen.

 

Die Zeit verging. Teilweise schwiegen wir uns an oder versuchten es mit Small Talk. Die ganze Zeit versuchte ich freundlich zu bleiben, was ihr anscheinend nicht entging.

>> Warum bist du auf einmal so freundlich zu mir? Wo sind deine bissigen Sprüche geblieben oder soll das hier ein Art Taktik sein, indem du mir erst Honig ums Maul schmierst, um mich dann in Flammen aufgehen zu lassen? << Ich musste ihr wirklich schreckliches angetan haben, wenn sie so von mir dachte. Doch wie konnte ich das alles bloß wieder gut machen?

>> Ich weiß, dass ich nicht gerade nett zu dir gewesen bin und das tut mir wirklich leid. << Es würde mein Handeln nicht ungeschehen machen, aber immerhin konnte ich versuchen, mich zu entschuldigen.

>> Es tut dir leid? Was genau? Dass du ausgerechnet mit Winnie – meiner Stiefschwester und Rivalin – zusammen bist oder … << Ich unterbrach sie, bevor sie noch lauter werden konnte.

>> Ich glaube, das ist nicht der richtige Ort, um darüber zu reden. << Ein paar Passagiere wurden bereits auf uns aufmerksam. Normalerweise wäre es mir ja egal, aber allein schon wegen Sophie wollte ich nicht, dass alle ihren Wutausbruch mitbekamen.

>> Nicht der richtige Ort? Wir befinden uns leider noch ein paar Stunden in diesem Flugzeug. Tut mir leid, wenn es nicht der richtige Ort für dich ist! << Ich musste sie irgendwie besänftigen, aber dies würde mir wohl nicht gelingen. Die einzige Möglichkeit war wirklich an einem anderen Ort weiterzureden. Also stand ich auf und ging in Richtung der WC-Kabine, in dem Wissen, dass Sophie mir folgte, da für sie die Unterhaltung noch lange nicht beendet war und sie vermutlich gerade erst so richtig in Fahrt kam. Als ich bei der Kabine ankam, beobachtete ich einen der Piloten, der aus der Crewrest Kabine kam und den Schlüssel in einem kleinen Hängeschränkchen, neben der Tür versteckte. Wie einfallslos. Kurz darauf kam eine Stewardess vorbei und er sagte ihr, dass alles für die Pause in ein paar Stunden vorbereitet sei. Danach ging jeder wieder seiner Wege, was mir sehr gelegen kam. Denn so hatte ich einen Raum gefunden, um in Ruhe mit Sophie zu sprechen, obwohl sie vermutlich eher ihre Wut loswerden wollte. Weswegen ich zu dem Schränkchen ging, in dem Wissen, das mich keiner sah, holte den Schlüssel und schloss die Tür auf. Kurz daraufhin hatte mich Sophie auch schon eingeholt und folgte mir in die Kabine.

Im ersten Moment hatte ich das Gefühl in einem kleinen Abstellraum gelandet zu sein, doch dann sah ich die kleine Seitentreppe, die nach oben führte. Oben angekommen sah es zwar nicht viel besser aus, aber immerhin hatte man hier nicht das Gefühl in einer Ölsardinenbüchse zu stehen. Im Gegenteil. Kleine einzelne Matratzen wurden mithilfe von Vorhängen voneinander getrennt, sodass man optisch den Eindruck bekam, offene Kabinen zu sehen. Dafür das alles sehr klein und eng war, wirkte alles sehr gemütlich und modern. Die Stoffe waren in den gleichen Farben wie die in der first class gehalten, pink und braun.

>> Du kannst nicht einfach so weglaufen, nur weil es dir gefällt. … Wo sind wir hier eigentlich? <<

>> Das ist die Kabine für die Crew und außerdem bin ich nicht weggelaufen, ich wollte nur nicht, dass dich die ganzen Passagiere angaffen, als hätten sie nichts Besseres zu tun. <<

>> Müsste die nicht eigentlich verschlossen sein? << Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, weswegen sie nur ahnen konnte, was das bedeutete.

>> War sie auch, nur, wenn man weiß, wo der Schlüssel ist, ist das klar ein Vorteil. <<

>> Du hast ihn gestohlen. << So hätte ich es nicht bezeichnet, aber da ich darauf nicht antwortete, konnte sie selbst eins und eins zusammenzählen.

>> Ernsthaft, du hast ihn gestohlen? Machst du immer das, worauf du gerade Lust hast ohne an die Konsequenzen deines Handelns zu denken? << Sie schnappte nach Luft und war, wenn sie nicht schon wütend war, nun wirklich wütend. Ich ging auf sie zu und versuchte sie zu beruhigen, indem ich ihre Arme festhielt.

>> Keiner weiß, das wir hier drinnen sind, das heißt, uns wird auch keiner vermissen, also kein Grund zur Panik. <<

>> Nimm deine Hände weg! Du glaubst wohl, du könntest alles haben, was du willst, aber da irrst du dich Jonathan. Du kannst nicht durch die Welt laufen und Menschen verletzten. Du kannst ihnen nicht einfach das Herz herausreißen und dann darauf herum trampeln. << Das wollte ich nicht.

>> Sophie, es tut mir wirklich leid, was ich dir angetan habe. << Tränen bildeten sich in ihren Augen.

>> Es tut dir leid? Es tut dir also leid, dass du mich für etwas bestraft hast, was ich nicht einmal getan habe? Ist das so? Es tut dir leid, das du an dem Tag, an dem wir uns eigentlich treffen, wollten mit Winnie zusammengekommen bist? Oder das du meinen Kuss erwidert und mit mir geschlafen hast? Das du zu mir sagtest, es wäre für dich nur unbedeutender Sex gewesen? Das tut dir leid? << Nun liefen ihr schon die Tränen übers Gesicht, es war kaum mit anzusehen. Wie sehr hatte ich dieser einzigartigen Frau wehgetan. Ich war so ein Idiot.

>> Verdammt Sophie - << Sie ließ mich nicht aussprechen.

>> Nicht. Du hast auf meinem Herzen herumgetrampelt. Auf meine Gefühle für dich, die immer real waren. Ich hab dich wirklich geliebt und du? Hast mich ausgenutzt. Du hast mir das letzte bisschen Würde genommen, was ich noch hatte. Herzlichen Glückwunsch, du wolltest mir das Leben zur Hölle bereiten und das hast du hiermit offiziell geschafft. Ich hoffe, du bist jetzt endlich glücklich. <<

>> Du hast Recht. Ich wollte dir wehtun, weil ich dachte, dass du mich hintergangen hast und nur bloßstellen wolltest. <<

>> Ach und das glaubst du jetzt nicht mehr? <<

>> Nein. Ich glaube das nicht mehr. Deswegen tut es mir auch so unendlich leid. Ich weiß es sind nur Worte und sie werden nie wiedergutmachen können, was ich dir angetan habe, aber ich möchte dennoch alles versuchen. Denn du bist mir wirklich wichtig. <<

>> Was bin ich dir? Wichtig? Wen willst du hier eigentlich belügen? Sei verdammt noch einmal ehrlich zu dir selbst und gib endlich zu, dass du mich nie wirklich geliebt hast. Es war ein Spiel für dich und nichts weiter. Reiner Jagdinstinkt, weil du das bekommen wolltest, was du nicht hattest. Ich dachte immer, du wärst anders, doch da habe ich mich wohl getäuscht. Der Junge, der diese wunderschönen und einfühlsamen Briefe geschrieben hat, mit dem konnte ich mir eine Zukunft vorstellen. Doch weißt du was, wenn ich dir jetzt ins Gesicht schaue, widerst du mich nur noch an. Ich könnte kotzen, wenn ich die Lügen in deinen Augen sehe. Das Einzige wofür ich dir wirklich dankbar sein muss, ist das du mir noch rechtzeitig dein wahres Gesicht gezeigt hast. << Diese Worte waren wie ein Schlag unter die Gürtellinie.

>> Sophie, das kann nicht dein Ernst sein? << Das kann es einfach nicht.

>> Und wie es das ist. Im Gegensatz zu dir, meine ich das was ich sage und ich wünschte, wir hätten uns niemals kennengelernt. <<

>> Sag das nicht. <<

>> Wieso sollte ich nicht? Es entspricht der Wahrheit. << So langsam fing es im Tiefen meines Inneren an zu brodeln. Was wusste sie schon von der Wahrheit? Elizabeth hatte alles zerstört, doch das durfte ich nicht auf mir sitzen lassen.

>> Die Wahrheit, die Wahrheit. Willst du wissen, was die Wahrheit ist? << Sag es ihr. Sag ihr endlich die Wahrheit.

>> Was soll schon die Wahrheit sein? Du hast dir einen Spaß aus allem gemacht. <<

>> Jetzt reicht es aber langsam. Die verdammte Wahrheit ist, das Elizabeth hinter diesem beschissenen Irrtum steckte, weil sie es nicht ertragen konnte, mich mit einer anderen Frau glücklich zu sehen. Verstehst du? Sie hat uns auseinander gebracht und alles so aussehen lassen, als würdest du mich nur verarschen. Wäre sie nicht gewesen, wären wir jetzt zusammen glücklich und würden uns nicht streiten. <<

>> Und Elizabeth ist …? << Sag es ihr! Ich konnte ihr nicht sagen, das Elizabeth ihre Tante ist, also musste ich diese Tatsache wohl auslassen.

>> Meine verdammte Ex. <<

>> Aha und wie soll sie das alles angestellt haben? <<

>> Sie hat sich in deine Garderobe geschlichen und dir heimlich k. o. Tropfen untergejubelt. Deswegen konntest du dich auch an nichts erinnern. <<

>> Ich soll dir glauben, dass deine verrückte Ex aus Eifersucht in meine Garderobe eingebrochen ist und mir k. o. Tropfen ins Wasser gemischt hat? Klingt etwas absurd, wenn du mich fragst. <<

>> Ja, verdammt. Warum sollte ich mir diesen Scheiß denn ausdenken? <<

>> Keine Ahnung, vielleicht, weil du mich in der Vergangenheit schon öfters belogen hast. Schließlich hast du mir ja auch Gefühle vorgespielt. <<

>> Ich habe dir meine Gefühle nicht vorgespielt. Kein einziges Mal. Ich habe es vielleicht behauptet, aber auch nur um dich zu verletzen, weil ich dachte, du hättest mich verarscht. <<

>> Woher willst du überhaupt wissen, dass sie dahinter steckt? <<

>> Weil sie es mir gestanden hat. Sie dachte, wenn ich nicht mit dir glücklich werden kann, komme ich zurück zu ihr, aber da hatte sie sich gänzlich getäuscht, und als ihr das klar wurde, hat sie mich aufgesucht und es mir gesagt. Mir ist klar, dass sich das alles total bescheuert anhört und ich würde es mir selber nicht glauben, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte. << Stille. Ich hätte erwartet, dass sie mir weitere Unterstellungen an den Kopf geschmissen hätte, aber sie schaute mich einfach nur an, als würde sie nicht wissen, was sie denken oder sagen sollte.

 

Eine halbe Ewigkeit verging und sie schaute mich einfach nur mit diesen wunderschönen Engelsaugen an. Das Einzige was zu hören war, war ihre Atmung und ihr regelmäßiger Herzschlag. Jedoch machte mich diese Stille verrückt.

>> Sag doch was. <<

>> Was soll ich sagen? << Das wir noch eine Chance haben.

>> Glaubst du mir? << Wieder diese Stille. Verdammt ich ertrug diese Stille nicht mehr.

>> Sophie, glaubst du mir? << Oh bitte, glaube mir.

>> Ich weiß nicht was ich noch glauben soll. <<

>> Aber ich. Vertrau mir. Ich liebe dich. Mehr als alles andere auf der Welt. <<

>> Jonathan. Ich … << Sie schüttelte den Kopf. Doch bevor sie ihren Satz beenden konnte, machte ich drei Schritte auf sie zu, sodass ich genau vor ihr stand, nahm ihren Kopf in beide Hände und küsste sie. Ich küsste sie so, wie ich noch nie eine Frau zuvor geküsst hatte. All meine Liebe legte ich in diesen Kuss und es schien wieder so, als würde die Zeit stehen bleiben.

Folge deinem Herzen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Welch eine himmlische Empfindung ist es, seinem Herzen zu folgen.
Johann Wolfgang von Goethe

Kapitel 22 - Wenn die Zeit still steht (Teil 2) [Sophies und Jonathans Sicht]

 

Sophies Sicht

 

 

In meinem Leben wurde ich bereits mit vielen Herausforderungen konfrontiert, eine schwieriger als die andere und anstatt schwächer zu werden, wurde ich dadurch nur stärker. Stärker um die nächste Herausforderung zu überwinden. Jedoch hatte ich nun das Gefühl nicht mehr weiter zu wissen. Ich steckte in einem echten Dilemma.

 

>> Sophie, glaubst du mir? << Konnte ich ihm glauben?

>> Ich weiß nicht was ich noch glauben soll. <<

>> Aber ich. Vertrau mir. Ich liebe dich. Mehr als alles andere auf der Welt. << Er machte es mir wirklich schwer.

>> Jonathan. Ich … << Ich konnte nur den Kopf schütteln. Doch bevor ich den Satz beenden konnte, machte er drei Schritte auf mich zu, sodass er genau vor mir stand, nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste mich. In diesem Kuss hatte so viel Liebe und Sehnsucht gesteckt. Meine Beine wurden ganz weich, fast so als wären sie aus Wackelpudding. Es kam mir fast so vor, als würde die Zeit stillstehen. Alles, was ich in diesem Moment wollte, war ihn zu küssen.

Doch dieser wunderschöne Moment wurde je unterbrochen, als die Kabinentür aufging und eine Stewardess mit verschränkten Armen vor der Brust, vor uns stand.

>> Was machen sie denn hier? << Ernsthaft? Nach was sah das denn aus?

>> Sie dürfen gar nicht hier sein. Dieser Raum ist nur für die Crew. Ich muss sie bitten, sich wieder auf ihre Plätze zu begeben. << Ich wusste, nicht ob ich sauer oder dankbar sein sollte. Schließlich hatte diese rehäugige Blondine mit ihrer recht kurzen Uniform unseren Kuss gestört. Ich entschied mich dafür dankbar zu sein, denn so hatte ich Zeit, um über alles nachzudenken. Zum Glück begleitete uns die Stewardess zu unseren Plätzen zurück, sodass Jonathan mich nicht in irgendeine andere Ecke drücken konnte, um mich zu küssen. Obwohl dieser Gedanke auf der einen Seite schon verlockend war, jedoch auf der anderen Seite total unpassend. Schließlich brauchte ich Zeit.

 

Stunden über Stunden, saß ich einfach so auf meinem Platz und schaute aus dem Fenster. Jonathan hatte mir netterweise seinen Platz überlassen. Vermutlich nur, damit ich nicht vor ihm weglaufen konnte. Aber wohin sollte ich schon laufen? Ans andere Ende des Flugzeuges, nur um wieder von einer Stewardess eingefangen zu werden wie ein Wildpferd aus dem Film „Spirit“?! Aus diesem Grund blieb ich einfach sitzen, und wie es das Schicksal ausnahmsweise wollte, ließ mir Jonathan Zeit, um über alles nachzudenken, als hätte er es ahnen können. In dieser Hinsicht konnte man das schon irgendwie verständnisvoll nennen. Aber auch nur irgendwie.

Es brachte mich irgendwie nicht sonderlich weiter. Was sollte ich tun und wie sollte ich mich entscheiden? Konnte ich ihm glauben oder war es wieder nur ein Spiel für ihn? Ich war völlig durcheinander und meine Hormone fuhren Achterbahn. Denn es gab so viele verschiedene Momente, in denen er mal so und mal so war. Wie damals als wir uns nach Jahren das erste Mal in New York trafen. Winnie musste mir unbedingt unter die Nase reiben, dass sie mit Jonathan zusammen war und dabei war er eiskalt.

>> Ich hab gehofft dir niemals wieder in meinem Leben zu begegnen! Verschwinde! Und zwar für immer aus meinem Leben. <<

Aber ich konnte mich auch noch an den Moment erinnern, als wir uns das allererste Mal geküsst hatten. Wir hatten uns damals zufällig bei Starbucks getroffen und er war charmant wie eh und je.

>> Hat es dir etwa die Sprache verschlagen, Miss belügen und betrügen? <<

>> Erstens, … Mr Großmaul und eingebildeter Schnösel, bin ich keine Lügnerin oder Betrügerin und zweitens, mir ist nur gerade schlecht geworden und ich musste mich beherrschen, dir nicht auf deine teuren, ach so tollen Jogging-Schuhe zu brechen! Auf Arroganz und Selbstverliebtheit reagiere ich nämlich allergisch. <<

>> Sind wir Heute etwa mit dem falschem Fuß aufgestanden?? <<

>>Wo ist deine Freundin? Hat sie etwa schon die Schnauze voll von dir? Winnie folgt dir doch sonst überallhin, wie ein kleines Hündchen. <<

>> Ach, ist da etwa jemand eifersüchtig? <<

>> Was ist los? Habe ich etwa Recht? <<

Kurz darauf wollte ich eigentlich verschwinden, doch dann habe ich mich einfach umgedreht, bin auf ihn zugegangen und hatte ihn mit Leib und Seele geküsst. Es war ein wundervoller Kuss. Man konnte förmlich sagen, dass wir miteinander verschmolzen. Doch dann verschwamm alles und ich sah plötzlich den Augenblick, nachdem wir miteinander geschlafen hatten und er einfach gegangen war.

>> Was war das gerade eben? <<

>> Sex. Ganz unbedeutender und einfacher Sex. <<

>> Was glaubst du, was das war? Ein Liebesgeständnis? Verdammt es war nur harmloser Sex. << >> Wir hatten beide unseren Spaß und kamen auf unsere Kosten. Es war eine einmalige Sache. <<

Er hatte mich schon so oft verletzt, konnte ich ihm dieses Mal wirklich glauben? Seine Worte wollten einfach nicht aus meinem Gedächtnis verschwinden. Während mein Herz „Ja“ schrie, schrie mein Kopf nur „Nein“. Was sollte ich nur tun? Es war so schwierig.

>> Die verdammte Wahrheit ist, das Elizabeth hinter diesem beschissenen Irrtum steckte. Wäre sie nicht gewesen, wären wir jetzt zusammen glücklich und würden uns nicht streiten. <<

>> Ich habe dir meine Gefühle nicht vorgespielt. Kein einziges Mal. <<

>> Vertrau mir. Ich liebe dich. Mehr als alles andere auf der Welt. <<

Ich liebte dich doch auch mehr als alles andere auf der Welt, aber ich war einfach so durcheinander. Erinnerungen von unserer ersten Begegnung im Theater flackerten vor meinen Augen. Ich stand hinter dem Vorhang und schaute durch einen Spalt, um herauszufinden, ob er schon da war. Doch dann spürte ich auf einmal einen Lufthauch, der mich zusammenzucken ließ. Zur gleichen Zeit sah ich ihn den Saal betreten und konnte ab da, den Blick nicht mehr von ihm abwenden. Es war so, als würde die Zeit stillstehen. Alles um mich herum fror ein. Als gäbe es bloß ihn und mich. Es war wie in einem Traum.

Er trug einen schwarzen Anzug, mit einer schwarzen Hose. Sein weißes Hemd, schmiegte sich mit der schwarzen Weste und dem schwarzen Jackett darüber, wie eine zweite Haut an seinen Körper. Seine schwarze Fliege betonte seine wunderschönen grünen Augen. Die nur so am leuchten waren. Mit seinem grau-bläulichen Einstecktuch sah er einfach fantastisch aus. Ich musste ihn einfach anstarren. […] Es war so, als würde er nachdenken, denn er hob seine Hand an seinen Mund und berührte mit seinem linken Zeigefinger seine Lippen. Diese Lippen... Gott hätte sie gar nicht besser machen können. Einfach... wie sollte ich es ausdrücken... man konnte es nicht in Worte fassen! Wie gerne hätte ich diese mit den meinen berührt. Sie geschmeckt. Wäre eins mit ihnen geworden. Was machte er bloß mit mir? Er warf mich völlig außer Bahn. Mein Körper reagierte auf ihn total erregend. Meine Gedanken spielten verrückt.

Diesen Moment werde ich niemals vergessen, denn es war der Moment, wo ich wirklich wusste, dass ich ihn liebte.

 

Das Flugzeug befand sich im Landeanflug. Als wir wenig später das Flugzeug verließen und Richtung Gepäckhalle liefen, sprachen wir immer noch kein Wort miteinander. Ab und zu einen Blickwechsel, doch dann schaute ich schnell weg. Jedoch konnte er diese merkwürdige Stille nicht mehr ertragen.

>> Sophie du schweigst mich jetzt schon seit Stunden an. Sag doch bitte endlich etwas. <<

>> Ich weiß nicht was ich sagen oder glauben soll. Es tut mir leid. << Mit den Worten nahm er sein Gepäck, welches er inzwischen vom Rollband genommen hatte und verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen. Jedoch verlor er auf dem Weg einen Brief, was auf den ersten Blick aussah wie ein kleines, einfaches Stück Papier. Ich hob den Brief auf und wollte ihm noch hinterher um ihn ihm zu geben, doch er war schon verschwunden. Als ich mir den Umschlag genauer anschaute, erschrak ich, denn er war an mich adressiert. Er hatte mir einen Brief geschrieben.

 

 

Jonathans Sicht

 

 

Sie wusste nicht, was sie sagen oder glauben sollte?! Auf der einen Seite konnte ich es nur zu gut verstehen. Mir ging es nicht anders, als ich noch dachte, dass sie hinter allem steckte. Doch auf der anderen Seite wollte ich endlich mit ihr zusammen sein. Ich hatte so lange auf sie gewartet, dass ich nicht mehr warten wollte. Deswegen ging ich auch einfach weg. Dieses Ungewisse zu ertragen, war einfach zu schmerzlich für mich. Ich musste ihr einfach Zeit geben, auch wenn mich dieses Warten noch ins Grab trieb.

 

Als ich in die Maschine nach Verona einstieg, konnte ich Sophie nirgends entdecken. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, traf mich das schon etwas. Denn ich hatte gehofft, wenn ich schon nicht mit ihr sprechen konnte, sie wenigstens anschauen zu können. Ihr Lächeln hätte jegliche Eiskönigin auftauen lassen, denn es war einfach ansteckend. Wie konnte man je genug von ihr bekommen? Ich konnte mich noch genau an unsere erste Begegnung erinnern.

Wir betraten das Theater, versuchten unsere Plätze zu finden und auf einmal war da diese Kälte. Ich spürte einen Lufthauch und mein Blut fing an zu gefrieren. Wie konnte das sein? Mein Blick richtete sich auf den Bühnenvorhang und dort stand sie. Unsere Blicke trafen sich. Diese Augen. Dieses blau. Man hätte sich in ihnen verlieren können. Diese Lippen. Sie waren rot geschminkt.

Mich umgab ein eigenartiges Gefühl, als stünde ich unter Strom.

Schon damals wusste ich, dass sie die eine ist. Meine Großmutter hatte mir immer von der großen und wahren Liebe erzählt. Dass man es sofort weiß, wenn man ihr das erste Mal begegnet.

>> Wenn wir diese eine Person gefunden haben, fühlen wir uns mit dieser verbunden. Die Beziehung zueinander fühlt sich außergewöhnlich an. In dessen Gegenwart würde man sich geborgen und verstanden fühlen. Es entsteht eine unbeschreibliche Nähe, ein unsichtbares Band, welches für niemanden zusehen sein wird. Bei jedem kann es anders sein. Der eine sieht nur noch den anderen oder bei dem anderen hat man das Gefühl unter Strom zu stehen. Es gibt zahlreiche Varianten. <<

Bei Sophie hatte ich das Gefühl unter Strom zu stehen. Das hatte ich noch bei keiner und ich würde es auch bei keiner anderen haben, denn Sophie war für mich die eine. Auch wenn ich es mir lange Zeit nicht eingestehen wollte. Ich hatte mich die ganze Zeit selbst belogen.

Als das Stück zu Ende war und sie sich verbeugten, schaute sie in meine Richtung und direkt in meine Augen, welche sich nach ihr verzerrten. Ich hatte das starke Gefühl, das es ihr genauso erging wie mir. Am liebsten wäre ich jetzt aufgestanden, auf die Bühne gerannt und hätte sie vor allen anwesenden heiß und innig geküsst. Ihre Lippen geschmeckt. Wäre eins mit ihnen geworden. Verdammt sie machte mich einfach verrückt. Wie machte sie das?! Am liebsten hätte ich ihr die Klamotten vom Leib gerissen, sie überall geküsst und berührt.

Obwohl wir uns an diesem Abend nicht wirklich nah sein konnten, war dieser Augenblick einmalig. Denn so konnte ich sie immerhin anschauen. Allerdings konnte ich ihr dann ja doch noch nah sein. Unsere erste gemeinsame Nacht war wirklich einzigartig. Auch wenn ich nie damit gerechnet hätte, dass es je passieren würde. Da musste ich Juls wirklich Mal dankbar sein, schließlich war es seine Idee auf die Party zu gehen. Zu Beginn hatte zwar nur er eine nette Bekanntschaft gemacht,

>> Ah, da ist er ja. Wenn ich dir meinen besten Freund vorstellen darf. Ruby das ist Jon, er studiert mit mir an der Columbia und Jon darf ich dir, die entzückende Ruby vorstellen?! Sie studiert Modedesign am FIT. <<

doch hinterher traf ich auch jemanden. Einen Engel.

Sie wandte mir den Rücken zu. Aus diesem Grund konnte ich nur ihre langen roten Haare sehen. Sie trug ein silbernes kurzes Kleid mit einer kurzen schwarzen Jacke darüber. Sie strahlte ein solches Feuer aus, das ich neugierig wurde.

Ich hätte damals wirklich mit jedem gerechnet, aber nicht mir ihr und schon gar nicht mit diesem Feuer, welches sie ausstrahlte.

>> Was machst du hier? << fragte ich sie einfach drauf los.

>> Wir leben in einem freien Land. Das heißt ich kann mich aufhalten, wo ich will. <<

Wenn es darauf ankam, hatte sie immer das letzte Wort und ließ sich von niemandem etwas gefallen. Das fand ich so bewundernswert an ihr. Sie war einfach nur sie selbst.

>> Sag mal spinnst du, mich einfach so hinter dich her zuschleifen? <<

>> Du wolltest doch reden. Hier sind wir ungestört und es geht ja wohl wirklich nicht jeden an, was ich sage. <<

>> Was hast du damit gemeint? Wir hatten doch wirklich einen schönen Moment, wenn der Streit nicht gewesen wäre, wieso hast du das gesagt? <<

>> Es war Nichts. Nichts von Bedeutung. Interpretier da nicht so viel hinein. <<

>> Sag das nicht. Du willst mich nur verletzen und von dir stoßen. Obwohl du genauso wie ich diesen Moment zwischen uns gespürt hast. Du hast diesen Kuss genossen und willst es dir nicht eingestehen. Sei doch verdammt noch mal ehrlich. Ehrlich zu dir selbst. Ehrlich zu mir. Du kannst mich vielleicht mit Worten und Taten verletzen, aber du kannst mir jetzt und hier nichts vormachen, denn ich weiß, dass du diesen Kuss genossen hast. <<

>> Gib es verdammt noch mal zu. Es hat dir gefallen. Sogar so sehr, dass du es wieder tun willst. Ich kann es in deinen Augen sehen. Lüg mich nicht an. Sondern, sag mir einfach nur einmal in deinem Leben, die Wahrheit. <<

Sie hatte recht damit. Mit allem. Ich hatte diesen einzigartigen Kuss genossen, als wir uns auf offener Straße stritten. Wie sie auf mich zu lief und ich noch dachte, sie knallt mir gleich eine, doch anstatt das zu tun, küsste sie mich. Hätte ich doch schon damals gewusst, dass Elizabeth dahinter steckte. Dann wäre alles anders gekommen.

Ich konnte nicht anders, als auf sie zu zugehen, ihren Kopf in meine Hände zu legen und sie zu küssen. Meine Zunge drängte sich in ihren Mund und liebkoste ihn. Währenddessen legte sie ihre Arme um meinen Hals. Sie erwiderte den Kuss und unsere Zungen vollführten einen magischen Tanz. Der Kuss wurde immer wilder und ungestürmter. Ich begann sie in Richtung des Marmorfeilers zu dirigieren, der im Raum stand. Dort drückte ich sie dagegen und sie umschlang meine Hüften mit ihren Beinen. Diese Frau machte mich verrückt. Es fühlte sich an, als hätte mich jemand in Brand gesteckt – jede Faser meines Körpers war entflammt.

Ich war so ein Glückspilz, hätte mein Großvater gesagt und ich hätte ihm nicht widersprochen. Schließlich hatte keiner so eine tolle Frau, wie sie es war verdient.

Ich konnte mich kaum an ihr sattsehen. Aus diesem Grund schubste ich sie rücklings aufs Bett, damit ich sie besser anschauen konnte. Dabei entlockte ich diesem wundervollen Geschöpf ein Kichern ab. Dieses Lachen machte jedem Engel Konkurrenz. Verdammt sah sie sexy aus. Sie setzte sich auf und stützte sich mit ihren Armen nach hinten auf der Matratze ab, um mich besser sehen zu können. Ihr unschuldiger Blick wanderte von meinen Augen zu meinem durchtrainierten Oberkörper. Dieser Anblick machte einfach jeden Mann schwach.

Das waren diese kleinen Momente im Leben, die man nie vergessen würde. Obwohl ich schon so lange auf dieser Welt lebte und auch schon einiges erlebte, wollte ich keinen Moment so sehr missen wie die, die ich mit ihr erlebte.

>>> Sehr geehrte Flugpassagiere, wir danken Ihnen, dass sie sich für einen Flug mit der Lufthansa entschieden haben. Wir hoffen Sie hatten einen angenehmen Flug und entscheiden sich beim nächsten Flug wieder für uns. Bitte stellen Sie Ihre Sitze wieder in eine aufrechte Position und legen die Sicherheitsgurte an, denn die Maschine befindet sich in wenigen Sekunden auf den Landeanflug. Dankeschön. <<<

 

 

Sophies Sicht:

 

 

Nun saß ich seit Stunden in der Economy Class auf dem Weg nach Verona und hatte immer noch nicht den Mut aufgebracht, den Brief zu lesen. Vor ein paar Minuten wurde bereits die Landung angekündigt. Ich war so ein Feigling. Was sollte mich schon in diesem Brief erwarten? Ein Meinungsumschwung? Es könnte alles Mögliche sein, doch ich würde erst Gewissheit haben, wenn ich ihn gelesen habe. Jedoch befanden wir uns schon im Landeanflug, was bedeute, dass ich ihn erst bei Jess lesen könnte.

 

* * *

 

Eine Stunde später hatte ich mein Gepäck auf einen Wagen verfrachtet und auf den Weg in die große Halle, wo mich Jess und Alex abholen wollten. Dort standen sie auch schon mit zwei Schildern in der Hand, wo anscheinend die Namen der Austauschschüler draufstanden. Jess winkte mir bereits zu, und als ich endlich bei ihr war, umarmten wir uns stürmisch.

>> Zum Glück bist du endlich da, ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass du doch nicht kommst. Aber da habe ich mich ja glücklicherweise getäuscht. <<

>> Ich freue mich auch dich zu sehen und dich natürlich auch Alex. <<

>> Jess, wollte schon fast eine Suchmeldung nach dir aufgeben. <<

>> Jess? << Fragend sah ich sie an und zog dabei eine Augenbraue hoch.

>> Ich habe dich halt so vermisst und nach allem, was in der letzten Zeit bei dir los war, musste ich mit allem rechnen. Aber jetzt bist du zum Glück hier. <<

Jess war schon eine Nuss, aber eine liebenswerte Nuss. Man musste sie einfach gernhaben.

>> Schatz, können wir dann langsam los? Sophie muss sich bestimmt vom langen Flug erholen. <<

>> Gleich sofort, aber wir müssen noch auf Jon warten. Er wollte doch auch früher anreisen. <<

>> Ach ja. Sophie, du wirst Jon mögen. Er ist ein charmanter und gut aussehender junger Mann. Wo bleibt er nur? <<

>> Wenn man vom Teufel spricht, mein Schatz. Da drüben ist er schon. <<

In dem Moment drehte ich mich um, um diesen ominösen Jon kennenzulernen. Doch als ich den jungen Mann sah, erschrak ich. Denn Jon war niemand anderes als Jonathan.

>> Jonathan? <<

>> Sophie? << Wir sahen uns nur geschockt in die Augen.

>> Ihr kennt euch? <<

>> Ja Jess, wir kennen uns. << Die Zeit schien still zu stehen. Was machte er bloß hier? Moment. Wenn er dieser Jon war, dann war er der andere aus dem Austauschprogramm. Das hieße, wir würden ein ganzes Jahr miteinander verbringen und unter einem Dach leben. Bei dem Gedanken fing mein Herz, wie wild an zuklopfen. Und meine Hormone fuhren schon wieder Achterbahn. Ich musste hier weg. Schließlich wusste ich immer noch nicht, ob ich ihm trauen konnte.

>> Ich glaube, wir sollten jetzt wirklich los, der Flug hat mich wirklich geschafft. <<

>> Natürlich, kein Problem. Dann werden wir mal den Wagen holen. << Dankeschön Alex.

 

* * *

 

Verona war wirklich eine wunderschöne Stadt. Ideal für verliebte, denn es war die Heimat von Romeo und Juliet. Wie gern hätte ich einfach auf mein Herz gehört, um mit Jonathan glücklich zu sein, doch ich wusste einfach nicht, woran ich war. War sein kleines Liebesgeständnis nur eine Laune von ihm oder meinte er es wirklich ernst? Ich wusste es einfach nicht.

>> Hey Sophie, bist du noch anwesend oder schon im Land der Träume? << Ich hatte gar nicht bemerkt, wie wir angekommen sind. Nun sitze ich hier mit Jess in einem prachtvollen Schlafzimmer des Barock- und Jugendstils. Welcher durch die hohen Fenster, die jeweils einen Rundbogen besaßen und die holzvertäfelten Paneelwände in Cremeweiß unterstrichen, abgerundet wurden. Des Weiteren hingen neben dem Prinzessinnenbett zwei Schaukeln, deren Seile mit roséfarbenen, aus Seide bestandenen Bändern umwickelt waren. Während der Sitz aus einem Kissen bestand, welches mit einem Eierschalenweißen Stoff bezogen war, deren Rüschen nach unten hingen. Das ganze Zimmer war einfach nur ein Traum. Die Möbel waren in einem goldenen, glänzenden, unschuldigen und reinen weiß gehalten.

>> Dieses Zimmer ist ein Traum. <<

>> Das freut mich das es dir gefällt. Es ist einer der Einzigen hier, die ich in diesem Stil noch erhalten konnte. Ich dachte, es wäre das ideale Zimmer für dich. Wenn du schon neu anfängst, dann doch auch mit einem märchenhaften Zimmer. <<

>> Dankeschön Jess. <<

>> Gerngeschehen. Aber sag mal, woher kennst du eigentlich Jon? << Ich wusste, dass sie mich das früher oder später fragen würde. Jedoch hatte ich gehofft, dass es später der Fall sein würde.

>> Wir kennen uns aus New York. <<

>> Stimmt ja, er studiert doch an der Columbia. <<

>> Genau. <<

>> Warum habe ich das Gefühl, dass da noch etwas ist? << Weil du mich mittlerweile echt gut kanntest.

>> Weil es nicht alles ist. Jonathan, ist der Mann, der mir das Herz gebrochen hat. << Jess' Augen weiteten sich. Als könnte sie das nicht glauben.

>> Das kann nicht sein. Unser Jon? << Tränen bildeten sich in meinen Augen. Denn dieses Gespräch riss all die alten Wunden wieder auf.

>> Ich wünschte, ich könnte dir etwas anderes sagen. Aber ja. Er ist es und ich blöde Kuh, wollte nur hier hin, um ihm zu entfliehen und was passiert? Er kommt auch hierhin. <<

>> Mensch Sophie, vielleicht will das Schicksal, das ihr beide hier seid. <<

>> Das Schicksal hasst mich, sonst würde es mich nicht so quälen. <<

>> Sophie... << Sie holte ein paar Taschentücher um mich zu trösten, die ich dankend annahm.

>> Ich meine da sitzen wir im ersten Flugzeug genau nebeneinander, und als ich ihm die Meinung sagen will, steht er auf und zieht mich in die Kabine der Crew. Nur um mir zu sagen, dass er mir endlich glaubt, weil seine verrückte Ex ihm gestanden hat, mir aus Eifersucht k. o. Tropfen ins Wasser gemischt zu haben. Klingt das nicht total verrückt? <<

>> Ein bisschen, aber es gibt doch die verrücktesten Dinge. Vielleicht ist es ja wirklich so gewesen. Hat er denn noch etwas gesagt? << Ach Jess, du glaubst auch nur an das Gute im Menschen.

>> Er hat gesagt, dass ich ihm vertrauen soll und er mich mehr als alles andere auf der Welt liebt. Hmpf. Wenn ich nicht wüsste, was er mir davor alles angetan hat, würde ich sagen, dass ich im falschen Film war. <<

>> Arww das ist so romantisch. Auch wenn er vielleicht in der Vergangenheit nicht gerade Prinz Charming war, hat er dich vielleicht trotzdem die ganze Zeit geliebt. Ich möchte mich nicht auf seine Seite stellen, aber ich kenne ihn durch Alex schon eine ganze Weile. Er hat bereits viel erlebt und kann sein Herz nicht wirklich öffnen. Dass er dir seine Liebe gesteht, ist wirklich ein großer Schritt für ihn. <<

>> Jess, ich bin einfach so durcheinander. Am Frankfurter Flughafen hat er einen Brief verloren. Ich habe ihn aufgehoben und wollte ihn ihm noch bringen, aber dann sah ich, dass der Brief an mich adressiert war. Seitdem habe ich es noch nicht geschafft, ihn zu lesen. << Nachdem ich den Brief aus meiner Tasche geholt hatte und ihn ihr gezeigt hatte, war sie sofort Feuer und Flamme.

>> Na dann lies ihn jetzt. Du wirst nie wissen, was drin steht, wenn du ihn nicht öffnest. <<

>> Vielleich hast du Recht. << Sie gab mir den Brief wieder und ich öffnete ihn.

>> Uhhhh das ist ja so aufregend. Es ist bestimmt ein Liebesbrief. <<

>> Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht will er mir auch einfach nur sagen, dass er es nicht so gemeint hat und alles zurücknimmt. << Wenn es so wäre, würde es mir das Herz zerreißen.

>> Jetzt lies schon. <<

 

 

Liebe Sophie

 

Es tut mir leid, dass ich Dir nicht geglaubt habe, als Du mir immer wieder Deine Unschuld beteuert hast, aber ich habe dem Schein mehr glauben geschenkt. Schließlich gehöre ich zu den Bösen und Du hast jemanden von den guten verdient.

 

Denn ich bin wie der dunkle und trostlose Winter, der alles zerstört und einfriert, während Du wie der heilige und goldene Sommer bist, der alles zum Leuchten und Leben erweckt.

Aus diesem Grund solltest Du aufpassen, wen Du bewunderst, denn jene gehören meistens zu den Schlimmsten.

Verstehst Du, ich muss alles verschleiern, weil ich Dich und nur Dich beschützen will!

 

Doch tief in meinem Inneren ist nur Dunkelheit, welche Dir nicht gut tun wird. Im Gegenteil, sie würde Dich vernichten. Ganz gleich was ich mache, ich bin dennoch vom Bösen umhüllt.

Dies ist mein Schicksal, dem ich nicht entkommen kann. Doch bitte tue mir einen Gefallen und schau mir noch einmal in die Augen. Denn dann wirst Du feststellen, dass sich dort nur die Finsternis versteckt, also komm ihr nicht zu nah und bring Dich in Sicherheit. Versteh doch, ich bin einfach nicht gut für Dich. Denn wenn erst einmal das Dunkle zum Vorschein kommt, wird es keine Rettung mehr für Dich geben. Deswegen bitte ich Dich, lass es nicht so weit kommen, denn es würde Dein Ende bedeuten und all meine Bemühungen wären umsonst gewesen.

 

Verstehst Du, ich will Dich nur retten, da für mich schon jegliche Hilfe zu spät kommt. Aber das ist es mir Wert, wenn ich Dich dafür retten kann.

Weißt Du, ich gehörte immer zu denjenigen, die nicht an Schicksal glaubten, wenn es um die Liebe ging. Obwohl mir meine Großmutter immer davon erzählte. Doch Du hast mich eines Besseren belehrt und meine Großmutter hatte recht mit dem, was sie sagte, denn Du, bist das meine. Zwischen uns besteht eine unbeschreibliche Nähe, welches einem unsichtbaren Band gleichkommt, welches für niemanden zu sehen ist.

 

Als ich Dich das erste Mal sah, spürte ich einen Windhauch und hatte das Gefühl unter Strom zu stehen. Noch nie löste einer solche Gefühle in mir aus, bis Du kamst.

Du bist etwas ganz besonderes, und jedes Mal wenn ich Dich sehe, verschlägt es mir den Atem. Ein Blick in Deine Augen genügt und schon habe ich das Gefühl im Himmel zu stehen.

 

Du erweckst das Gute in mir und führst mich zum Licht zurück.

 

Doch bin ich all das Wert?

 

Ich schleppe eine Menge Ballast mit mir herum. Dennoch würde ich gerne versuchen Dir den Himmel auf Erden zu bescheren, schließlich bist Du es Wert, geliebt zu werden. Jedoch könnte ich verstehen, wenn Du Dich für immer von mir abwendest. Allerdings möchte ich, dass Du weißt, dass ich Dich immer lieben werde.

 

Auf Ewig

 

Dein Jonathan

 

 

Mir kamen die Tränen. Ich wusste zwar bereits, dass er wundervolle Mails schreiben konnte, aber dass hier war einfach nur wunderschön. Er wollte mir den Himmel auf Erden bescheren. Verdammt wie konnte man diesen Mann nicht lieben. Er hatte mich zwar sehr verletzt, aber dennoch konnte ich nicht aufhören, ihn zu lieben. Jess war wohl derselben Meinung.

>> Sophie, wenn du ihn nach diesem Brief nicht nimmst, dann nimm ich ihn. <<

>> Du hast recht, aber wo ist er jetzt? << Ich musste zu ihm. Ich musste zu diesem einzigartigen Mann, um ihm zu sagen, wie sehr ich ihn liebte.

>> Er wird draußen im Gästehaus sein. Dort wohnt er immer, wenn er uns besucht. Einfach durch den Garten, du wirst es schon sehen. << So schnell konnte sie gar nicht schauen, da war ich schon aufgesprungen und zur Tür raus. Auf dem Weg dahin rief ich ihr noch ein Danke hinterher.

 

So schnell, wie mich meine Füße trugen, rannte ich die Gänge entlang, die Marmortreppe hinunter, über die Terrasse und noch mal eine Steintreppe hinunter. Jess hatte recht. Von hier aus konnte man wirklich das Gästehaus sehen und auch die wundervolle, italienische Idylle. Ich rannte weiter, bis ich endlich vor dem Gästehaus stand. Dort angekommen riss ich die Tür auf und stürmte hinein.

>> Jonathan? Jonathan wo bist du? << Dieser kam ganz überrascht durch die Zimmertür, während er die Ärmel seines saphirblauen Hemdes hochkrempelte. Mein Gott war dieser Mann gut aussehend. Jedoch befand sich in seiner Stimme ein Hauch von Besorgnis.

>> Sophie, ist etwas passiert? << Du bist passiert!

>> Jonathan. << Mit schnellen Schritten ging ich auf ihn zu, doch dann wurde ich immer schneller und warf mich in seine Arme. Als sich unsere Blicke trafen, war es endgültig um mich geschehen.

>> Ich habe deinen Brief gelesen. Er war wunderschön und hat mich zu Tränen gerührt. <<

>> Ich habe jedes Wort so gemeint, wie ich es geschrieben habe. Denn ich liebe dich. <<

>> Das weiß ich jetzt und ich glaube dir. << Ich war so glücklich wie schon lang nicht mehr. Niemand hätte mich glücklicher machen können.

>> Du weißt nicht wie viel mir das bedeutet. <<

>> Doch das weiß ich und jetzt halt einfach die Klappe und küss mich! << Dies ließ er sich nicht zweimal sagen. Er beugte sich zu mir hinunter und küsste mich mit all seiner Liebe. Zum Glück waren wir in Verona, denn ich kam mir vor wie Juliet, die von ihrem Romeo mit Leib und Seele geküsst wurde.

Vergangenheit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Halte dich nicht auf mit Dingen,
die schief gelaufen sind.
Konzentriere dich stattdessen aufs weitere Vorgehen.
Benutze deine Kraft,
um weiterzugehen in Richtung einer Antwort.
Denis E. Waitley

Kapitel 23 - Vergessen [Sophies und Jonathans Sicht]

Sophies Sicht

 

Alles um mich herum verschwamm und ich hatte das Gefühl schweben zu können. Mein Blut pulsierte durch meine Venen und bei jeder seiner Berührungen war ich wie elektrisiert. Ich bekam gar nicht mit wie er mich, während wir uns küssten, hochhob und in sein Schlafzimmer trug. Dort angekommen legte er mich ganz zärtlich auf die Satinlaken seines Bettes. Ein Blick in seine wunderschönen, smaragdgrünen Augen verriet mir, dass ich niemals genug von ihm bekommen würde. Dafür liebte und brauchte ich ihn einfach zu sehr. Denn seine Küsse und Berührungen waren für mich wie eine Art Droge, ohne die ich nicht mehr leben wollte.

Aus diesem Grund wollte ich auch mehr von ihm. Mehr Haut. Mehr von allem. Meine Hände wanderten über sein saphirblaues Hemd. Als sie den Kragen erreichten, knöpfte ich einen Knopf nach dem anderen auf. Ich hielt es nicht aus und ihm schien es ähnlich zu gehen, denn er stoppte meine Hände, indem er sie festhielt und von seiner Brust hob. Anschließend riss er sein Hemd auf, sodass die Knöpfe heruntergerissen wurden.

>> So eilig?! << Ich biss mir auf die Unterlippe, schob ihm sein zerrissenes Hemd von den Schultern – er sah einfach zum Anbeißen aus, da er unter dem Hemd nichts weiter trug – und warf es in die nächste Ecke.

>> Wenn du wüsstest. << Oh ja, ich konnte es aus einem mir unerfindlichen Grund fühlen. Dazu die Begierde und Sehnsucht in seiner Stimme. Ich stand vom Bett auf, er folgte mir und ich legte meine Hand auf seine Brust, um seinen Herzschlag zu spüren und da war es. Dieses magische Gefühl, welches immer stärker wurde. Es fühlte sich an, wie eine starke Macht, die endlich erwachen wollte. Sie wartete sehnsuchtsvoll darauf. Ich schloss die Augen und auf einmal kamen Erinnerungen hoch. Denn ich kannte diese Macht. Sie bereitete mir jedes Mal Herzklopfen. Das letzte und erste Mal, als wir miteinander schliefen, verursachte genau diese Macht ein riesiges Feuerwerk. Diese Macht war wie eine Droge, denn ich konnte nicht mehr klar denken. Ich wusste nur, dass ich sie brauchte. Jonathan schien es genauso zu gehen. Da er anfing, meine roséfarbene, kurze Bluse mit perlenbesetztem Kragen aufzuknöpfen. Nach jedem Knopf, den er geöffnet hatte, küsste er meine Haut. Dieses Gefühl war berauschend. Ich wollte mehr davon. Nachdem er nun kniend vor mir saß und den letzten Knopf öffnete, stand er langsam auf und schob mir die Bluse von den Schultern, dabei wanderten seine Hände zu meinem ebenfalls roséfarbenen BH mit glänzender Spitze, Zierschleife und schimmernden Schmuckdetails. Mit nur einer kleinen Bewegung öffnete er den Verschluss und ließ die Träger über meine Arme gleiten, sodass der BH zu Boden fiel. Dann beugte er sich vor und berührte meine Brüste. Erst mit der einen Hand und dann mit der anderen. Dabei legte ich meinen Kopf in den Nacken und genoss seine Berührungen. Als er dann auch noch anfing sie zu küssen, fing ich an leise aufzustöhnen. Es fühlte sich einfach so berauschend an. Er wusste, in was für einen Strudel er mich zog, denn er machte immer weiter und begann mich wieder in Richtung des Bettes zu führen, bis ich direkt davor stand. Dort angekommen gab er mir einen kleinen Schubs und ich landete wieder auf den Satinlaken. Keine Sekunde später lag er über mir und küsste mich. Dieser Mann machte mich einfach wahnsinnig. Wie konnte man ihn nicht lieben? Seine Hände wanderten zu meinem schwarzen Seidenrock. Er schob ihn hoch und bei seiner Berührung musste ich erschaudern. Nachdem seine Hände den Reißverschluss zu meinem Rock gefunden hatten, öffnete er ihn und zog mir den Rock samt Spitzenslip hinunter. Dabei half ich ihm, indem ich mein Becken anhob. Nun lag ich komplett entblößt vor ihm. Ich hatte nur noch meine schwarzen Peeptoes an, doch diese lagen bald darauf in der Ecke des Zimmers. Es schien ihm zu gefallen, denn er ging auf Wanderschaft und inspizierte jeden Zentimeter meines Körpers. Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus und rollte uns herum, sodass er unter mir lag. Anschließend öffnete ich den Gürtel seiner schwarzen Jeans – in der er einen echt süßen Hintern hatte – und im Anschluss den Knopf um sie ihm auszuziehen, dabei biss ich mir wieder auf die Unterlippe, denn wie er da so da lag, sah er einfach zum Anbeißen aus. Er hob mir die Hüften entgegen und ich zog ihm die Hose samt Boxershorts aus. Da er keine Schuhe anhatte, erleichterte er mir das Ausziehen ungemein. Nun konnte ich ihn foltern, indem ich auf Wanderschaft ging. Denn wie hieß es so schön? So du mir, so ich dir. Angefangen von seinen Mundwinkeln über sein Kinn und den Hals hinunter, über seine Brust, und als meine Küsse weiter südlich wanderten, stoppte er mich, indem er mich erneut festhielt, nach oben zog und uns umdrehte, sodass er nun wieder oben lag und die Zügel in der Hand hatte. Seine Lippen berührten die meinen und unsere Zungen vollführten einen feurigen Tanz. Erinnerungen an unser erstes Mal flackerten vor meinem inneren Auge auf. Jedoch war dies kein Traum, sondern Realität. Seine rechte Hand streichelte meine zarte, helle Haut, die durch seine Berührungen immer empfindlicher wurde, während er mit seiner linken Hand meine linke Brust massierte. Seine andere Hand befand sich mittlerweile bei meinem rechten Oberschenkel. Erst wanderte seine Hand einfach auf und ab, doch dann streichelte er die Innenseite meines Schenkels. Genauso wie damals hätte man einen Kübel Eis über mich ausschütten können, denn ich stand vollkommen in Flammen und versuchte mich unter ihm zu winden. Denn ich konnte nicht mehr klar denken. Was ihn nur dazu brachte mit seiner Wanderschaft fortzufahren, indem er erst einen Finger in mich hinein steckte und anschließend den Zweiten.

Ich fühlte mich gefangen in einem Rausch, aus dem ich nie wieder erwachen würde. Meine Hände fuhren in der Zwischenzeit durch seine Haare, unterdessen fingen seine Finger an, sich in mir zu bewegen.

>> So bereit für mich? << Als Antwort, bekam er nur einen stöhnen. Das schien ihm zu reichen, um fortzufahren. Sein Daumen wanderte zu meiner Klitoris und massierte sie stimulativ, während seine Finger weiterhin in mich eindrangen. Bis mich eine Welle von Gefühlen heimsuchte, die sich anfühlten wie kleine Stromschläge.

>> O Gott << Ich versuchte wieder zu Atem zu kommen, während Jonathan mir einen Kuss auf die Stirn gab und ein Kondom aus der Nachtischschublade holte. Dies streifte er sich über sein erregtes Glied, und nachdem ich wieder normal atmen konnte, drang er in mich ein und füllte mich Zentimeter für Zentimeter voll aus. Ich konnte nicht anders als erneut aufzustöhnen. Unterdessen fing er an sich immer schneller in mich zu bewegen, was mich immer mehr in den Rausch des Strudels zog. Dieser Strudel schien ihn mitzuziehen, denn er verfiel ebenso wie ich in eine Art Trance. Obwohl es verrückt schien, konnte ich wieder diese Macht spüren und sogar sehen, sie schien unnahbar und doch so präsent. Der Strudel zog mich weiter und weiter. Indes drang er immer tiefer in mich ein, sodass ich mich völlig verloren fühlte.

>> Ah! << Eine Explosion breitete sich in mir aus und lies mich zerbersten. Während Jonathan es mir nachtat und meinen Namen rief.

 

Als ich die Augen aufschlug, erblickte ich diesen wunderschönen Mann. Dieser Augenblick hätte ewig andauern können. Denn ich schaute ihn einfach so gerne an. Doch das Besondere an diesem Augenblick, war nicht, dass er so gut aussah – obwohl er wirklich sexy aussah – oder dass ich ihn beobachten konnte. Nein, das Besondere war, das er noch da war. Er lag neben mir, hatte einen Arm um mich gelegt und streichelte diesen. Beim letzten Mal zog er sich gerade an und ließ mich wie einen One-Night-Stand alleine zurück. Jedoch nicht dieses Mal und das machte mich ungemein glücklich. Deswegen konnte ich auch nicht anders als ihn anzulächeln.

>> Na, an was denkst du? << Sollte ich es ihm wirklich sagen? Sollte ich ihm sagen, dass ich glücklich bin, weil er mich dieses Mal nicht schäbig behandelte? Obwohl die Tatsache, dass ich gerade nicht erst entjungfert wurde, dies etwas erschwerte.

>> An dich und mich… und wie glücklich ich jetzt gerade bin. << Das war nicht einmal gelogen. Trotzdem zögerte ich mit meiner Antwort.

>> Ich bin auch glücklich und wie ich das bin. Ich könnte vor lauter Glück Bäume ausreißen, aber irgendwas scheint dich doch zu bedrücken. <<

>> Ich bin wirklich glücklich. Ganz besonders, weil du noch hier bist und noch nicht die Flucht ergriffen hast. <<

>> Sophie glaube mir, ich habe mich das letzte Mal wie ein Vollidiot verhalten und dich verletzt. Das wird nie wieder vorkommen, das verspreche ich dir. Denn dafür liebe ich dich zu sehr. << Ich konnte nicht anders als zu lächeln.

>> Stimmt, du bist ein ziemlicher Idiot. << stellte ich wahrheitsgemäß fest.

>> Ach bin ich das? << antwortete er etwas beleidigt, aber gleichzeitig amüsiert, beugte sich vor und küsste mich. Dabei drehte er sich so, dass er nun auf mir lag und mich ohne Gnade kitzeln konnte. Das war zu viel für mich, denn ich konnte nur quietschen, lachen und um Gnade betteln.

>> Okay. Okay. Okay. Du bleibst trotzdem ein Idiot, aber den Idioten, den ich so liebe. << Wir fingen erneut an uns zu küssen, doch bei dem Kuss blieb es nicht. Stattdessen schliefen wir erneut miteinander und das immer und immer wieder. Wir versteckten uns das ganze Wochenende über im Gästehaus, um die verlorene Zeit nachzuholen, die wir hätten zusammen sein können – zumindest laut Jonathan – obwohl ich eher die Vermutung hatte, dass er den wahnsinnigen Sex genoss. Jedoch war er damit nicht der Einzige.

Zum Glück war der Kühlschrank gut gefüllt, denn die Erdbeeren und die Schlagsahne – die frisch zubereitet worden war – erfüllten ihren Zweck. So ausgelassen hatte ich mich seit ewigen Zeiten nicht mehr gefühlt. Zuletzt als ich mit siebzehn Jahren meinen Fighter alias Jonathan Bennett kennenlernte. Wer hätte gedacht, dass aus einer „Brieffreundschaft“ so viel „Mehr“ werden würde?

 

Jonathans Sicht

 

Diese Frau war einfach unersättlich. Wie konnte ich nur je ohne sie auskommen? Seit Tagen versteckten wir uns schon in unsere kleine Welt – dem Gästehaus – um die verlorene Zeit nachzuholen. Man könnte es jedoch auch mit einem Sexmarathon in Verbindung bringen, den wir klar gewonnen hätten. Allerdings hatten wir nicht nur den tollsten Sex, den ich je hatte, sondern wir hatten einfach uns. Wir unterhielten uns, lachten gemeinsam und konnten uns einfach nur so betrachten, ohne ein Wort zu sagen. Diese Frau war einfach etwas ganz Besonderes. Mit ihr fühlte ich mich so leicht. Ich wünschte, ich hätte sie viel früher gefunden – in einem anderen Leben – um noch mehr von ihrer Droge kosten zu dürfen. Ihrer Liebe. Ich war wirklich verliebt. Dabei dachte ich, so etwas sei gar nicht möglich. In ihrer Gegenwart fiel es mir schon immer schwer mich zu verstellen, obwohl es für mich sonst immer ein Leichtes war. Sie brauchte mich nur anzuschauen und schon konnte sie in mein Innerstes blicken.

Wenn ich mit ihr zusammen war, fühlte ich eine starke Energie, die größer und stärker war, als alles was ich je gefühlt hatte. Sie glich den Erzählungen meiner Großmutter, die mir immer von dem magischen Band der Liebe erzählte. Sie hatte so ein Band mit meinem Großvater. Dadurch waren sie stärker als alles andere und gemeinsam unbesiegbar. Ich hatte ein paar Mal darüber nachgedacht, ob es bei uns auch dieses Band sein könnte, aber das wäre völlig unmöglich gewesen. Schließlich war sie kein übernatürliches Wesen. Zumindest laut der Aussage von Elizabeth. Aber wie konnte man jemandem glauben, wenn aus diesem Mund nur Lügen kamen? Dazu fragte ich mich, wie das sein konnte, wenn ihre Mutter Louise oder auch Carolina ein Engel war. Engel brachten für gewöhnlich keine Menschen zur Welt, sondern nur richtige, vollwertige Engel oder – halbe Engel und halbe Menschen – Nephilim. Die Nephilim waren stärker als Menschen, weswegen sie in alten Sagen nicht wirklich gut wegkamen. Vielleicht irrte sich Elizabeth und Sophie war ein Nephilim oder aber auch Elizabeth weiß davon und versucht es zu verschleiern. Wenn es nur so wäre, dann wären wir durch das magische Band der Liebe für immer miteinander verbunden und niemand könnte uns mehr etwas anhaben. Diese Vorstellung machte mich ungemein glücklich, auch wenn es irgendwie gar nicht zu mir passte. Was war nur mit mir los?

>> Na, was grinst du jetzt so wie ein Honigkuchenpferd? << Sophie brachte mich wieder zurück in unsere kleine Welt. Ich legte mich auf die Seite und stützte meinen Kopf auf meine Handfläche ab und schaute ihr in ihre wunderschönen blauen Augen.

>> Ich denke daran, wie schön und unersättlich du bist. <<

>> Spinner. << Sie verdrehte die Augen, wie nur sie es konnte.

>> Wer von uns konnte denn nicht genug bekommen? << Nun fing sie an zu lachen. Ein jungenhaftes, völlig freies lachen.

>> Du. <<

>> Na schön und wer kam mit den Erdbeeren an? << Ich zog meine rechte Augenbraue hoch und beobachtete ihre Reaktion.

>> Wieso, haben sie dir nicht geschmeckt? << Sie schaute mir nun direkt in die Augen und biss sich ganz langsam auf ihre Unterlippe. Mein kleiner Engel versuchte doch tatsächlich, mit mir zu flirten.

>> Doch. Sogar sehr. Ganz besonders auf dir. << Sie zog scharf die Luft ein, weswegen ich nur ahnen konnte, dass sie sich an die Erdbeeren auf ihrem Körper erinnerte und daran wie ich sie auf ihr gegessen hatte.

>> Hoffentlich vergisst du nicht die Schlagsahne. << Sie wollte es wirklich wissen. Ich konnte mich innerlich nur darüber amüsieren.

>> Wie könnte ich?! Schließlich hast du sie auf meinem Bauch und meiner Brust verteilt. Dieses Vergnügen können wir gerne wiederholen. << Damit hatte sie nun nicht gerechnet. Sie wollte flirten, na schön, dann würde ich ihr zeigen, wie man es richtig macht.

>> Stets zu Diensten. Mr Bennett. << Wie schaffte sie es nur so unschuldig und zugleich total verdorben zu klingen?

>> Schön zu hören. Miss Montrose. << Ich beugte mich zu ihr herüber und küsste sie. Erst vorsichtig und dann immer wilder. Wie eine Wildkatze, dass sich gerade seine Beute gefangen hatte, warf ich mich auf sie, sodass sie unter mir lag.

>> Ist das Ihre Taktik um junge und alleinstehende Männer ins Bett zu bekommen? <<

>> Nein. So etwas würde ich doch nie tun. Sie sind eine Ausnahme. << Das, freute mich zu hören. Wenn ich daran dachte, wie sie mit anderen Männern zusammen war, wurde mir ganz anders zumute. Es gefiel mir nicht. Natürlich war ich selber kein Kind von Traurigkeit und hatte viele Frauen, leider auch ihre Tante. Zwar in einem anderen Leben, aber wenn ich gewusst hätte, wie nachtragend sie war, hätte ich meine Finger von ihr gelassen.

>> Und was haben Sie für eine Taktik bei Ihren anderen Kavalieren angewendet? << Auch wenn mich diese Information nicht erfreuen würde, musste ich es wissen.

>> Ach wissen Sie, eine wohlerzogene, junge Frau genießt und schweigt. << Während sie das sagte, streichelte sie meinen Arm.

>> Heißt es nicht eigentlich, ein Gentleman genießt und schweigt? Komm schon, du hast mich neugierig gemacht. <<

>> Männer und ihre schreckliche Neugierde, was kam man dagegen bloß tun? << Sie schaute mir in die Augen und fing dabei an zu lächeln. Jedoch war es kein normales Lächeln, Sondern sie hatte irgendetwas vor. Dieses irgendwas setzte sie auch gleich in die Tat um, indem sie mich auf den Rücken drehte und sich auf mich setzte, nur um mich nach aller Kunst durchzukitzeln. Es schien ihr, höllisch Spaß zu bereiten, allerdings war ich nicht der liebe Junge von neben an der sich das für gewöhnlich gefallen lies. Im Gegenteil, ich stoppte ihre Kitzelattacken, indem ich ihre Handgelenke festhielt, sie zu mir hinunter zog um sie, bevor sie etwas sagen konnte, zum Schweigen zu bringen. Es funktionierte sogar, bis ihr Magen anfing zu knurren. Dies war für sie das Zeichen um sich von mir zu lösen und um mich dann ganz unschuldig anzuschauen.

>> Ich glaube da hat jemand Hunger. <<

>> Da könntest Sie Recht haben. << Mit diesen Worten kletterte sie von mir und stieg aus dem Bett, nahm mein saphirblaues Hemd – das noch auf dem Boden lag – und zog es an.

>> Ich werde mal schauen ob ich im Haupthaus, noch etwas zu essen für uns ergattern kann. << Dazu nahm sie sich meine Boxershorts, streifte diese über und schon war sie aus dem kleinen Gästehaus verschwunden. Sie war schon etwas ganz Besonderes und ich musste gestehen, meine Kleidung stand ihr ausgesprochen gut, vielleicht sollte sie die öfters anziehen. Ich konnte mir ein Lachen einfach nicht verkneifen, denn ich war das aller erste Mal in meinem Leben zufrieden.

 

Sophies Sicht

 

Auf dem Weg zum Haupthaus musste ich über das vergangene Wochenende nachdenken. War es wirklich geschehen oder war alles doch nur ein Traum, aus dem ich jeden Moment aufwachen konnte?! Es fühlte sich einfach alles zu schön an, um wahr zu sein. Noch vor zwei Tagen dachte ich die Erinnerungen, an ihn würden mich zerreißen. Ihn wiederzusehen war einfach zu viel für mich. Doch nun war alles anders und wir waren zusammen und liebten uns. Weswegen die Zukunft uns gehören sollte, schließlich war die Vergangenheit doch vergangen oder etwa nicht?

Inzwischen war ich auf der Terrasse angelangt. Jedoch immer noch in meiner kleinen Blase – meiner Traumwelt. Ich ging an der Seite am Haupthaus durch eine Seitentür, schließlich musste nicht jeder wissen, dass ich nur in Boxershorts und Hemd unterwegs war. Wie der Zufall es so wollte, landete ich mitten im Salon, was eigentlich nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn ich dort alleine gestanden hätte. Aber natürlich mussten Jess und Alex auch anwesend sein. Jess saß schräg gegenüber zweier Sessel und hielt ein Glas mit beerensteinartiger Flüssigkeit in den Händen, während Alex an der Bar stand und sich ebenfalls einen Drink machte.

>> Möchtest du auch einen? Du siehst aus, als könntest du einen gebrauchen? << Sah ich so scheiße aus? Sollte ich nicht eher sensationell aussehen, nach dem tollen Sex? Okay, in dem Outfit vermutlich nicht, da konnte ich Jess schon verstehen.

>> Um diese Uhrzeit? << Sie schaute mich etwas verwirrt an.

>> Süße, es ist sechs Uhr Abends. <<

>> Und Sonntag, falls du es nicht wissen solltest. << Alex schien sich köstlich über mich zu amüsieren.

>> Okay einmal alle lachen, damit ich es hinter mir habe. <<

>> Alex meint es nicht so. << Und ob er es so meinte und ich konnte ihm nicht einmal einen Vorwurf machen. Schließlich würde ich es vermutlich genauso machen an seiner Stelle. Aber da ich darüber stand wie eine erwachsene Frau, setzte ich mich zu Jess und lehnte mich zurück.

>> So schlimm? << Ich drehte meinen Kopf in Jess' mitleidige Richtung.

>> Alex mach ihr einen Drink! << Sie schaute noch einmal in meine Richtung.

>> Okay, mach ihr lieber einen doppelten! << Nachdem sie mir nun einen extra starken Drink bestellt hatte, widmete sie sich wieder mir zu.

>> Was ist passiert? Solltest du nicht total glücklich sein oder so etwas, schließlich ward ihr das ganze Wochenende in unserem schönen Gästehaus? << Die Fragezeichen in ihren Augen hätte meiner Ansicht nach sogar ein Blinder lesen können und sie hatte ja auch Recht. Ich war der glücklichste Mensch auf dem ganzen Planeten.

>> Ich bin ja auch total glücklich. Ich hatte gerade das schönste Wochenende meines Lebens. << Mittlerweile gesellte sich Alex mit zwei Drinks dazu und ich musste, bevor ich den beiden mehr erzählen konnte, erst einmal einen Schluck von meinem Drink trinken.

>> Aber? Was ist passiert? <<

>> Sie meint, warum bist du jetzt hier und nicht beim ihm im Bett. << Ganz natürlich saß er da in seinem Sessel mit Drink in der Hand und musste sich ein Lachen verkneifen.

>> Alex! << Jess verpasste ihrem Mann einen Klapps auf den Arm.

>> Warst du schon immer so, irgendwie habe ich dich viel Gentlemanhafter in Erinnerung. <<

>> So kann er auch sein, aber da du mittlerweile zur Familie gehörst, kann er jetzt seine andere Seite raus hängen lassen. <<

>> Ich nehme das jetzt mal als Kompliment auf, dass er mich als Familienmitglied ansieht. <<

>> Das kannst du auch, schließlich würde ich dich sonst nicht in meinem Haus beherbergen. Also was war los? <<

>> Nichts. Wirklich. Ich bin nur total ausgelaugt. << Jess zog eine Augenbraue hoch.

>> Warum glaube ich dir das nicht? <<

>> Es ist einfach so, dass es sich zu schön um wahr zu sein anfühlt. Irgendwas scheint uns im Weg zu stehen, aber ich weiß einfach nicht was es ist. <<

>> Liebling, Frauengespräch. << Das genügte, damit Alex sich erhob, seiner geliebten Frau einen Kuss gab und Richtung Tür ging. Es war süß von ihr, dass sie ihn wegschickte, jedoch fragte ich mich was sie damit bezweckte.

>> Na dann viel Spaß beim Frauengespräch, ich glaube auf meinem Schreibtisch liegen noch Unterlagen. << Und weg war er.

>> Also Sophie, was sollte euch im Weg stehen? <<

>> Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ich denke einfach nur zu viel. Ich habe Angst das uns die Vergangenheit einholten könnte. Schließlich lastet so vieles auf ihr. <<

>> Mach dir nicht so viele Gedanken, Süße. Okay? Gut, nun da wir das geklärt haben, was ist passiert? << Neugierig war sie ja mal so gar nicht.

>> Es war wirklich Hollywood reif. Ich habe mich in seine Arme geworfen, ihm gesagt, dass ich seinen Brief gelesen habe, ihm vertraue und dann sind wir übereinander hergefallen. Es war genauso schön wie bei unserem ersten Mal, wenn nicht sogar besser. << O ja, dass war es. Ich kann seine Lippen immer noch auf meiner Haut spüren.

>> Und dann? <<

>> Wir haben das ganze Wochenende im Bett verbracht und konnten nicht genug voneinander bekommen, da kamen uns die Erdbeeren und die Schlagsahne im Kühlschrank sehr gelegen. Eben gerade noch haben wir einfach so im Bett gelegen und miteinander geflirtet. << In der einen Minute musste ich mir ein Kichern verkneifen und in der anderen versuchte ich wieder ernst zu wirken.

>> Weiter, komm schon ich brauch dringend neuen Gossip Klatsch. <<

>> Ach wir haben herumgealbert und uns angefangen zu Siezen. Er wollte wissen, ob ich diese Taktik bei jedem Mann anwende und ich habe ihm gesagt, dass ich diese nur bei ihm anwende und dann wollte er wissen wie viele Lover ich schon hatte. <<

>> Und wie hast du darauf reagiert? <<

>> Ich habe ihm gesagt das ich genieße und schweige. Danach habe ich ihn erfolgreich abgelenkt und meine Magen hat angefangen zu knurren, weswegen ich aufgestanden bin und etwas zu essen besorgen wollte. <<

>> Okay. Also wurdest du von deinem Magen so gesehen gerettet, was du zum Anlass genommen hast um indirekt zu flüchten, damit du mit ihm nicht darüber sprechen musst? <<

>> Was? Nein. Wir haben einfach nicht mehr darüber gesprochen. Weswegen auch. Es hätte uns damit den schönen Abend vermiesen können. Außerdem hätte ich ihm sagen sollen, dass er mein einziger ist und mich auf der Party, wo er gleich nach dem Sex abgehauen ist, entjungfert hat? Sicherlich nicht. Mich interessieren seine Frauengeschichten ja auch nicht. <<

>> Süße, wir sind da einfach anders gestrickt als das männliche Geschlecht. Für diese ist das einfach wichtig, keine Ahnung warum. <<

>> Hat dich das Alex auch gefragt? <<

>> Nein, aber du kannst Alex auch nicht mit Jon vergleichen. Alex hatte seine wilden Zeiten und das weiß ich auch, schließlich war ich früher auch kein Kind von Traurigkeit. Jedoch wussten wir auch alles voneinander. Für mich war dies nie ein Thema, weil ich von Natur aus, einfach ein sehr offener Mensch bin und Jon war einfach ein Womanizer, bevor er dir begegnet ist. Er liebt dich und das hat er wirklich noch keine. Er ist nur der Typ Mann, der sehr besitzergreifend sein kann, wenn es um die Menschen geht, die er liebt. << Besitzergreifend konnte er wirklich sein, dass hatte ich schon gemerkt und dafür liebte ich ihn einfach, dass er einfach er war.

 

Jonathans Sicht

 

Sophie wollte eigentlich nur schnell etwas zu essen holen, aber mittlerweile war sie schon eine ganze Weile im Haupthaus verschwunden. In dieser Zeit hatte ich mich bereits geduscht und angezogen. Jedoch war sie, als ich fertig war, immer noch nicht wieder aufgetaucht. Gerade als ich zum Haupthaus gehen wollte, klingelte mein Telefon und Julians Name erschien auf dem Display. Anscheinend war es aus zwischen ihm und Ruby. Sein Glück, wenn man mich gefragt hätte. Just in diesem Augenblick klopfte es an der Tür und wenig später betrat Alex das Gästehaus.

>> Kumpel ins Haupthaus würde ich an deiner Stelle nicht gehen. Da findet gerade ein Frauengespräch statt, weswegen ich selber schon die Flucht ergriffen habe. << Na super, auch das noch.

>> Weißt du wenigstens worum es geht? Sophie wollte eigentlich nur etwas zu Essen holen. << Er schaute mich vielsagend an und ging dann hinüber zur Bar um sich einen Drink zu machen.

>> Möchtest du auch einen? << War das ein Witz? Verdammt ich wollte wissen, was mit Sophie los war. Sie bleibt doch ohne Grund nicht so lange weg. Da ich für Julian im Moment nicht wirklich Zeit hatte, stellte ich das Telefon auf die Lautsprechfunktion, da ich wirklich keinen Nerv hatte mich um beide Probleme zu kümmern.

>> Darf ich dich daran erinnern, dass du mein Freund bist? << Was bildete sich Alex überhaupt ein?

>> Und darf ich dich erinnern, dass sie die Freundin meiner Frau ist? <<

>> Hallo? Was ist eigentlich los? << Wir ignorierten Julian gekonnt.

>> Alex, ich liebe sie und wenn mit ihr irgendetwas nicht stimmt oder sie sich über etwas Sorgen macht, geht mich das sehr wohl etwas an. << Wir waren doch nicht auf dem Schulhof, wo es danach ginge, zu wem man in erster Linie hielt.

>> Dir scheint wirklich etwas an ihr zu liegen, was? << Sollte das ein Scherz sein?

>> Mehr als du ahnen kannst. Uns verbindet etwas übernatürliches... << Nun schien ich sein Interesse geweckt zu haben.

>> Du meinst... ? <<

>> Endlich. Wie lange versuche ich dir das schon klar zu machen? << Nun mischte sich Julian wieder in unser Gespräch ein.

>> Ja. Auch wenn es total unrealistisch klingt. Es spricht alles dafür. Also bitte Alex, ich muss wissen was mit ihr los ist. << Alex nahm einen Schluck von seinem – inzwischen fertigen – Drink.

>> Das kannst du wohl laut sagen. << Verwirrt und geschockt zu gleich, nahm er noch einen weiteren Schluck.

>> Alex? << Inzwischen knurrte ich ihn schon an. Was war bloß so schwer daran, mir einfach zu sagen was Sache war?

>> Sie führt ein Frauengespräch mit meiner Frau. Vermutlich über euer Wochenende, worüber Frauen halt so sprechen. << Nun mischte sich auch noch irgendein Vollhonk am anderen Ende der Leitung ein und es war definitiv nicht Julian.

>> O man, weißt du was das bedeutet? Aus Frauengesprächen entwickeln sich Dramen und dein Kumpel da wollte bestimmt noch mit seiner alten vögeln. Aber das kann er nun voll vergessen. Super Alter. << Das durfte doch wirklich nicht wahr sein.

>> JULIAN? Wer ist dieser Vollhonk bei dir? << Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich ihn umgebracht. Das Alex so ruhig bleiben konnte, konnte ich echt nicht verstehen. Es ging schließlich auch um seine Frau. Normalerweise hasste er solche Ausdrücke.

>> Ich bin gerade am trainieren und habe dich auf laut gestellt, konnte ja nicht ahnen das Andrew hier auftaucht. Der gibt zu jedem seinen Scheiß dazu, versuch ihn einfach zu ignorieren. Also ist noch irgendwas vorgefallen, weswegen die beiden jetzt darüber sprechen? <<

>> Also es war alles in Ordnung. Wir haben herum gealbert und dann habe ich sie gefragt, ob sie das mit ihren Verflossenen auch gemacht hat - << Nun unterbrach uns dieser Vollhonk von Andrew schon wieder. Ich hätte ihn definitiv umbringen sollen.

>> Mann Alter du hast es verkackt! Du hast sie Ernsthaft gefragt wie viele schon in ihr Schnitzel gebissen haben? Ernsthaft Alter? Wenn du so ein geiles Schnitzel hast, dann fragst du doch nicht, wie viele haben da schon rein gebissen. Das ist nicht nur unangenehm fürs Schnitzel, sondern es verdirbt dir auch den Appetit. << O man. Alex zog eine Augenbraue hoch und schaute mich fragend an. Ich schüttelte nur den Kopf, was so viel sagte wie > Woher soll ich das wissen? <

>> Schnitzel? Mensch Andrew was hast du genommen? << Man konnte nur Julian am anderen Ende der Leitung hören, wie er mit Andrew anfing zu diskutieren.

>> Eine Frau will begehrenswert sein. <<

>> Und? <<

>> Na ja. Findet ihr das Schnitzel noch lecker, wenn da noch zehn andere dran herum gekatscht haben? Ich hoffe nicht, sonst leidet ihr echt unter Geschmacksverirrungen. << Ich konnte daraufhin nur die Augen verdrehen. Der Schnizelkönig hatte gesprochen. Jedoch fragte ich mich wieso die Menschen immer so dämlich sein mussten. Es war schließlich nur eine einfache Frage über dir wir nicht weitergesprochen hatten.

 

Sophies Sicht

 

Über eine Stunde hatte ich mich mit Jess über mein himmlisches Wochenende unterhalten. Doch etwas wollte mich nicht in Ruhe lassen. Aus diesem Grund musste ich mit jemandem sprechen, der mich besser kannte als irgendwer sonst auf dieser Welt. Ich brauchte meine beste Freundin. Sie hatte sehr viele Erfahrungen mit Männern gesammelt und versuchte mich daher immer wieder zu verkuppeln. Im Grunde konnte ich es ihr verdanken, dass ich Jonathan überhaupt kennengelernt hatte. Denn sie meldete mich damals in diesem Chatroom an. Sie wollte immer nur das Beste für mich und das ich glücklich war. Wann immer ich sie brauchte, war sie da. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, dass sie mir zur Aufnahmeprüfung an die Juilliard ein Armband schenkte. Nicht irgendein Armband, sondern ein Beste-Freundinnen-Armband. Es war Silber und hatte eine kleine rosafarbene Platte mit dem Schriftzug „Best Friends“, welcher ebenfalls in Silber gehalten war. Dieses Armband sollte mir die Angst nehmen und mir zeigen, dass sie immer da war, auch wenn sie nicht anwesend sein konnte. Sie selbst hatte das gleiche Armband, damit wir auf ewig miteinander verbunden waren. Wie Schwestern im Geiste.

Sie hätte gewusst, was mich belastete. Auch wenn ich es nicht wusste, aber sie kannte mich einfach viel besser. Auf einmal traf es mich wie ein Schlag. Es war die Vergangenheit. Sie versuchte, uns einzuholen. Denn ich liebte ihn über alles, aber würde ich ihm je verzeihen können, mich verlassen zu haben und das bei unserem ersten Mal? Diese Frage zerriss mich innerlich, denn ich wusste die Antwort darauf nicht. Die Angst war einfach zu groß, noch einmal enttäuscht zu werden. Dazu versteckte sie sich in meinem Unterbewusstsein und versuchte nun an die Oberfläche zu gelangen. Auch wenn er mir sagte, dass er mich liebt, blieb die Frage, wie groß diese Liebe war. War sie so groß, wie die meine? Wenn ja, warum war er dann gegangen? Wieso verletzte er mich permanent und wich wiederholt zurück? Weshalb tat er mir so weh? Fragen über Fragen, auf die ich die Antwort nicht kannte. Wieso konnte ich es nicht einfach vergessen und weiter machen?

 

Während ich mich fragte, ob diese Liebe überhaupt eine Chance hatte oder ob sie schon zu Beginn zum Scheitern verurteilt war, saß ich am Pool – der sich direkt neben dem Gästehaus befand – und ließ meine Beine ins Wasser. Das kühle Wasser fühlte sich angenehm auf meiner Haut an. Als könnte ich meine Sorgen damit wegwaschen.

Auf einmal hörte ich ein rascheln in den Büschen, welche sich um das gesamte Grundstück befanden. Schnell stand ich auf, um besser sehen zu können.

>> Hallo? Ist da jemand? Jonathan bist du das? << Meine Stimme begann zu zittern. Plötzlich erschien mir eine in schwarz gekleidete Frau mit platinblondem Haar, bläulich grauen Augen mit einem leicht grünlichen Schimmer und Lippen so rot wie die in Schneewittchen.

>> Wer sind sie und was wollen sie von mir? << Die Frau schaute mir direkt in die Augen und legte einen Finger auf die Lippen um mir zu symbolisieren, dass ich still sein sollte.

>> Scht. Ich bin jemand, der um deine Sicherheit besorgt ist und dir helfen möchte. Vor langer Zeit musste ich versprechen, dass sich die Vergangenheit niemals wiederholen dürfte. <<

>> War für eine Vergangenheit und was hat das mit mir zu tun? << Ich verstand überhaupt nichts mehr. Was wollte sie mir eigentlich sagen?

>> Eine Menge! Es könnte dein Leben für immer zerstören. <<

>> Wie denn zerstören? << Sie kam immer näher und auf einmal stand sie nur noch ein paar Meter von mir entfernt, weshalb ich ein paar Schritte zurück ging. Wenige Meter vom Pool entfernt.

>> Du weißt schon zu viel. << Was wusste ich denn? Wie aus dem Nichts, verdunkelten sich ihre Augen und sie schaute mich ernst an. Dabei hob sie ihre rechte Hand und drehte sie leicht.

>> OBLITUS! << Alles um mich herum verschwamm. Ich taumelte noch ein paar Schritte zurück bis mir endgültig schwarz vor Augen wurde und ich in den Strudel des Vergessens gezogen wurde.

Die Liebe bist du

 

 

 

 

 

 

Liebe ist wie ein Regen nach langer Trockenzeit.
Liebe ist wie der Frühling nach dem kalten Winter.
Liebe ist wie eine rosarote Brille, die einem das Leben
lebenswert macht.
Die Liebe bist du! Und wenn du bei mir bist, hat alles
Leben einen Sinn. Wenn du da bist, bricht das Glück aus
mir heraus. Doch wenn du mich verläßt, verläßt mich auch
das Gefühl der Liebe, der Geborgenheit und des Glücks.
Dann kehrt der Winter wieder ein. Der kühle Alltag frißt mich auf.
Ich kann ohne dich nicht leben, ohne das Gefühl der Liebe für dich.
Ich brauche dich, wie die Natur ohne Sonne und ohne Regen
stirbt, so stirbt auch ein Teil von mir, wenn du nicht da bist.
Jetzt weiß ich was die Liebe ist.
Die Liebe bist du.

 N. Vieten

Kapitel 24 - Zweite Chancen [Sophies und Jonathans Sicht]

Jonathans Sicht

 

Nach meinem Gespräch mit Alex, Julian und diesem Vollhonk war mir klar, dass diese Männer wirklich keine große Hilfe waren. Ich liebte diese Frau und würde sie nie wieder gehen lassen. Jedoch konnte ich es ihr nicht sagen, da sie immer noch nicht zurück war und ich sie nicht aus ihrem Gespräch mit Jezebelle reißen wollte. Daher machten wir es uns im Wohnbereich des Gästehauses gemütlich, tranken unsere Drinks und sprachen darüber, was für ein Idiot dieser Andrew war – nachdem wir Julian und diesen Vollhonk mit irgendeiner Ausrede abwürgten – denn hätten wir noch länger dieses Geschwafel hören müssen, hätten wir wahrscheinlich einen Auftragsmörder bestellen müssen.

 

Wie aus dem Nichts, ertönte ein lautes Platschen, so als wäre jemand in den Pool gesprungen. Jedoch konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sophie einfach mal eben in den Pool sprang. Ein ungutes Gefühl überkam mich. Alex vermutete zwar, dass sich jemand unerlaubterweise am Pool aufhielt, da es in letzter Zeit wohl schon einige Male vorkam, aber irgendwas in mir, wollte dem keinen Glauben schenken. Angst und Panik machte sich in mir breit. Ihr durfte einfach nichts passiert sein. Als wir hinauseilten, um nachzuschauen, konnten wir zu Beginn niemanden entdecken, jedoch als wir dem Pool näherkamen. Auf dem Wasser trieb eine Person. Es geschah alles wie in Zeitlupe. Noch bevor ich die Person erkannte, lief ich los. Dann sah ich sie und mir blieb beinahe das Herz stehen. Sophie!

So schnell, wie mich meine Dämonenkräfte ließen, nahm ich an Geschwindigkeit zu, sprang in das kalte Wasser, schwamm auf sie zu und holte sie heraus. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Körper eiskalt. Sie musste hineingefallen sein, jedoch konnte ich mir nicht erklären, wie es dazu kommen konnte.

>> Sophie! Sophie! << ich schrie immer wieder ihren Namen und rüttelte sie. Allerdings ohne Erfolg. Verdammt wie konnte das bloß geschehen. Ich nahm sie in den Arm und schaukelte sie hin und her. Dabei achtete ich genau auf ihren Herzschlag, den ich sonst aus meilenweiter Entfernung hören konnte. Er war sehr schwach, weswegen ich mir nur noch mehr Sorgen machte und Alex die ganze Zeit anschrie, er solle doch etwas unternehmen. Bleib bei mir!

 

>> Alex, hol Jezebelle! << Nur sie war in der Lage Sophie zu helfen. Da sie als Feelanzia die Gabe zum Heilen besaß, im Gegenteil zu einem Dämon, wie ich es war. Sie musste es einfach tun. Wer, wenn nicht sie? Schließlich war sie zum Teil Fee, Engel und Kobold. Eigensinnige und gute, aber dennoch sture Wesen. Sie gehörten zum Licht und ließen es auch jeden spüren, der es nicht war. Jezebelle war die Einzige, die nicht so war. Aber das musste sie wohl auch, wenn sie sich schon in einen Dämon verliebte, der – als Letzter seiner Art – Fähigkeiten eines Hexers besaß. Die er allerdings opferte, um ihr Leben zu retten. Fast so ähnlich wie sie es für ihn tat, als ihre Familie ihr ein Ultimatum – da Licht und Dunkelheit nicht zusammen sein durften – stellte. Jedoch mit dem Unterschied, dass sie noch einen Bruchteil behalten konnte.

Als Alex endlich mit Jezebelle auftauchte, hielt sie sich vor Schreck eine Hand vor den Mund.

>> Jon- << ich ließ sie nicht zu Ende sprechen, da ihre verzweifelte Stimme für sich sprach.

>> Jezebelle du musst ihr helfen. Ich flehe dich an. <<

>> Du weißt genau wie ich, dass ich nichts lieber tun, würde als ihr zu helfen. << Natürlich wusste ich das. Sie war ihre Freundin und Sophie lag ihr am Herzen.

>> Du musst es versuchen. << Sie war ihre einzige Chance.

>> Ich fürchte nur, dass meine Kräfte dafür nicht ausreichen werden. << Sie senkte ihren Kopf, schloss die Augen und machte eine einfache Bewegung mit ihren Händen in der Luft. Eine Lichthülle – so hell wie die Sonne – umgab Sophie und brachte sie zum Schweben. Jezebelle konzentrierte sich und murmelte etwas.

>> Terrā marique. Eo tempore. Ostende te. << Die Lichthülle verdunkelte sich.

>> Was bedeutet das? << ich sah zwischen Alex und Jezebelle hin und her. Da Jezebelle vermutlich versuchte ihre Aura oder so etwas Ähnliches zu lesen, richtete ich mich an Alex.

>> Alex? <<

>> Auf ihr liegt ein Zauber oder eine Art Fluch. << Während Jezebelle versuchte ihn zu lösen, konnten wir nichts anderes tun, als abzuwarten. Nicht gerade etwas, was ich gut konnte.

>> Wir müssen sie zu Angélica in die Uniklinik bringen. Im Gegensatz zu mir verfügt sie noch über ihre ganzen Kräfte. Sie ist die Einzige, die Sophie helfen kann und es auch tun würde. Aber wir haben nicht mehr viel Zeit. <<

 

Die Stunden vergingen und Menschen liefen an mir vorbei. Doch ich konnte nur stur geradeaus und die Wand anstarren. Diese Angélica – die anscheinend Ärztin war – nahm Sophie mit und ließ uns in der Notaufnahme zurück. Als wir dort ankamen, war Sophie immer noch nicht bei Bewusstsein. Verdammt ich hätte sie nicht so bedrängen dürfen. Ich hätte ihr was zu essen holen sollen, dann wäre sie vielleicht bei mir im Bett geblieben und nicht von irgendwem verzaubert worden, sodass sie in den bekloppten Pool stürzte. Wie konnte ich nur so ein Idiot sein? Sie wäre fast ertrunken. Allein dieser Gedanke brachte mich zur Weißglut, weswegen ich auf die Wand zu ging, mit meiner Hand eine Faust bildete und damit gegen sie schlug.

>> Verdammt! Verdammt! Verdammt! << Die Wut übernahm die Oberhand, weswegen ich nicht anders konnte, als immer wieder erneut gegen die Wand zu schlagen.

Nach wenigen Minuten hörte ich nur schnelle Schritte und auf einmal hielten mich zwei starke Hände fest, damit ich nicht erneut auf die Wand einschlug, konnte. Ich wollte, mich wehren, aber ich konnte es nicht.

>> Jon, reg dich ab. << Es war niemand anderes als Alex. Warum wunderte mich das überhaupt.

>> O Gott Jon, du blutest. << Jezebelle rollte auf mich zu und sah sich meine blutende Hand an.

>> Wir müssen jemanden finden, der sich deine Hand anschaut. Mein Kontigent an Magie ist aufgebraucht. << Das konnte sie so etwas von vergessen, als ob ich von hier weg gehen würde.

>> Nicht bevor ich weiß, dass es ihr gut geht. << Ich meinte es verdammt ernst. Sie war mein Leben, meine Liebe und noch so vieles mehr. Wie konnte ich mich die ganze Zeit nur wie der größte Vollidiot verhalten? Sie hatte mich nie belogen und mir auch nie etwas vorgemacht, wie konnte ich bloß je an ihr zweifeln? Sie hatte mir stets versucht zu zeigen, wie sehr sie mich liebte und ich? Stieß sie jedes Mal aufs Neue von mir. Dabei hätte alles anders anfangen sollen. Wir hätten uns vielleicht in einem Café getroffen und uns einander vorgestellt. Dazu hätten wir uns viel voneinander erzählt und uns zu weiteren Dates verabredet. Genauso wie es normale Paare taten. Vielleicht zum Tanzen, mit anschließendem Spaziergang im Mondlicht. Was weiß denn ich. Schließlich war sie eine alte Romantikerin, die es verdient hatte, glücklich zu sein. Bei dem Gedanken daran, wie wir zusammen ausgingen, musste ich schmunzeln, denn so etwas völlig Normales hatte ich noch nie getan. Für andere würde sich diese Tatsache völlig absurd anhören, aber Liebe, Blumen und strahlender Sonnenschein waren nicht meine Welt. Im Gegenteil. Die Dunkelheit war meine Heimat und nicht das Licht.

 

In der Zwischenzeit hatte ich mich doch dazu breit schlagen lassen, meine Hand verarzten zu lassen und nun saß ich mit verbundener Hand in einem Krankenzimmer. Direkt neben Sophies Bett und hielt ihre Hand. Sie war immer noch nicht bei Bewusstsein, was mir Angst machte.

>> Es handelt sich hier nicht um einen Fluch, sondern viel eher um einen Vergessenszauber. Anscheinend soll er ihr komplettes Sein vernichten. Ich habe getan was ich konnte, aber - <<

>> Aber was? << ich konnte nicht mehr ruhig bleiben. Es ging hier schließlich nicht um irgendwen.

>> Mehr kann selbst ich nicht tun. Comprénde? Es liegt nun an ihr. Wenn sie stark genug ist, wird sie den Zauber brechen. Aber eins kann ich euch mit Gewissheit sagen, sie ist keine gewöhnliche Sterbliche, wenn sie es wäre, hätte die Magie sie umbringen müssen. Sie enthält nämlich nicht nur dunkle Magie, sondern auch gute. Sie muss mindestens zur Hälfte übernatürlich sein. << Sie war die Tochter eines Engels, wenn es stimmte, was Elizabeth sagte. Vielleicht war sie ein Nephilim.

>> Ihr solltet jedoch gewarnt sein. Sie bekam eine Zeit lang keinen Sauerstoff. Ich kann euch daher nicht sagen, ob sie Auswirkungen davon tragen wird. Es kommt darauf an, wie übernatürlich sie ist. Das solltet ihr bedenken. << Verdammt! Wer hatte ihr das angetan?

>> Wer steckt hinter diesem Zauber? << Ich musste es einfach wissen. Angélica streckte ihre Hände über Sophies Körper aus und gestikulierte wie wild. Dabei murmelte sie Sachen wie „Evil Genius. Prophetant vobis. Adventum“, während ihre Augen ganz schwarz wurden.

>> Der Zauber ist sehr stark, solch eine Kraft habe ich noch nie zuvor gespürt. Ein Gesicht kann ich nicht genau erkennen, no, aber es scheint, als würden sie sich kennen. Como conocido. Denn dieser Zauber wurde bewusst gesprochen. Dios mío. Deswegen kann ihn auch niemand anderes brechen, außer Sophie oder die Person. << Jemand wollte ihr also bewusst schaden. In Zukunft würde ich so etwas verhindern. Das musste ich einfach. Ich verspreche es dir. Aber wer kannte sie so gut? Mir viel nur eine Person ein, die solch ein Gräuel gegen Sophie hegte. Winnie!

 

Drei Tage vergingen und an ihrem Zustand hatte sich nichts geändert. Angélica meinte, ich müsste Geduld haben. Mal wieder. Mir blieb also nichts anderes übrig. Währenddessen wich ich Sophie nicht von der Seite. Denn ich hatte Angst, ihr könnte etwas passieren, wenn ich nicht da war. Natürlich versuchten Alex und Jezebelle mich nach Hause zu schicken, damit ich mich ausruhen konnte, aber ich weigerte mich jedes Mal aufs Neue. Meine Gedanken galten allein ihr.

Ich erzählte ihr, wie sehr ich sie liebte und dass sich alles ändern würde, wenn sie nur die Augen öffnen und zu mir zurück kommt. Doch ihre Augen blieben geschlossen.

 

 

Sophies Sicht

 

Alles war dunkel wie die Nacht. Ich befand mich im Nirgendwo und wollte am liebsten sofort wieder zurück. Jedoch konnte ich es nicht. Als hätte mich etwas festgehalten. Nach einer Weile hörte ich ein paar Stimmen, die ich leider nicht zuordnen konnte und kurz darauf wurde wieder alles still, sodass ich erneut, allein in dieser Gefängniswelt war.

 

Als ich das nächste Mal wieder eine Stimme hörte, erkannte ich diese sofort. Denn sie gehörte Jonathan. Am liebsten hätte ihm zu gerufen, er solle mich hier herausholen, aber er konnte mich nicht hören, da ich verstummt war und somit kein Ton über meine Lippen kam. Dieses Gefühl war einfach schrecklich. Besonders weil er mir immer wieder seine Liebe beteuerte. Seine Stimme war Balsam für meine Seele, denn sie beruhigte mich und nahm mir ein wenig die Angst. Allerdings schien die Dunkelheit etwas dagegen zu haben, denn seine Stimme wurde immer leiser, bis sie schließlich ganz verschwand. Die Leere umhüllte mich und versuchte mich endgültig zu verschlingen, doch das wollte ich nicht zulassen und kämpfte dagegen an. Denn ich musste zu ihm zurück. Zu der Liebe meines Lebens. Doch diese Kraft war stärker als die meine.

 

Die Dunkelheit zog sich immer weiter, sodass ich durch schwarzen Nebel wanderte. Ich wusste nicht mehr wohin, denn alles schien so ausweglos. Doch nach und nach gewöhnte sich mein Innerstes an die Dunkelheit. Welche sich mit Wasser füllte und auf dem ich anschließend trieb. Das Wasser fühlte sich an wie eine zweite Haut und ließ mich endgültig vergessen. Ich war eins mit dem Wasser. Völlig ruhig und klar. Alles schien so leicht zu sein, weswegen ich mir vorstellen konnte, für immer dort zu verweilen. Einfach frei.

 

Lautes Stimmengewirr drang in die Dunkelheit ein, doch ich erkannte sie nicht. Sie waren fremde Geräusche, die mich heimsuchten. Eine von ihnen wurde immer lauter und ich hatte das Gefühl, dass sie immer näherkommen würde. Aus diesem Grund erschreckte ich mich auch, als plötzlich wie aus dem Nichts ein Arm auftauchte, welcher versuchte mich in eine andere Welt zu ziehen. Immer wieder rief diese Stimme meinen Namen. Sophie. SOPHIE.

>> EXITARE! <<

 

Ich schlug die Augen auf und sah eine helle Decke. Wo war ich? Alles war weiß. War ich Tod? Jemand berührte meine Hand und rief meinen Namen immer wieder.

>> Sophie? Sophie? Sophie, kannst du mich verstehen? << Ich drehte meinen Kopf nach rechts, um herauszufinden, wer meinen Namen ständig rief. Doch als ich den Mann mit den dunklen Haaren und leuchtend grünen Augen sah, wusste ich instinktiv, dass ich ihn kennen musste. Schließlich säße er sonst nicht an meinem Bett. Vermutlich freute er sich mich zu sehen, das verriet mir zumindest sein freudestrahlendes Lächeln, aber ich konnte mich einfach nicht an ihn erinnern.

>> Sophie, ich bin es, Jonathan. << Jonathan? Ein schöner Name. Er schien erleichtert zu sein, denn die Sorgenfalten auf seinem Gesicht, schienen zu verblassen.

>> O Gott, ich bin ja so froh, dass es dir gut geht. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. << Wieso nur? Was war denn nur passiert? Plötzlich nahm er meine Hand und streichelte ganz zart mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Ich schaute auf meine Hand und dann wieder hoch, direkt in seine Augen. Dieser Blick. Er kam mir so vertraut vor, als hätte ich ihn schon einmal gesehen. Mein Innerstes versuchte sich zu erinnern und es schien mir so, als würde es in meinem Inneren darum kämpfen. Diese Macht war außerordentlich stark. Ich konnte sie ganz genau spüren. Irgendetwas wollte nicht, dass ich mich erinnerte. Doch wie aus dem Nichts, beugte sich Jonathan vor – ich hatte das Gefühl, die Zeit würde stillstehen – und küsste mich. Dieser Kuss war ganz zart – als wäre ich so zerbrechlich wie ein Stück Glas – und berührte meine Seele, so sehr, dass das Siegel zu den Tiefen meines Inneren, einen Riss bekam. In meinem Kopf konnte ich wieder diese eigenartige Stimme hören. Sie versuchte mich zu warnen, jedoch bekam das Siegel, durch unseren Kuss, immer mehr Risse und meine Erinnerungen strömten auf mich ein. Ich sah die Wiese, auf der mein Bruder Ben mit mir immer herumtollte, meine Mutter, die uns zujubelte und meine Tante Diana. Im nächsten Augenblick sah ich mich bei meiner ersten Ballettaufführung, wo meine Mutter, ihre Schwester und Henry Beifall klatschten. Dann verschwamm das Bild und ich sah mich mit Ruby auf unserer Parkbank im Central Park, wie wir lachten und wie sie mich bestärkte mehr aus mir zu machen, nur um dann hinter der Bühne durch den Vorhang zu schauen, um Jonathan das erste Mal zu sehen. Wie er mich auf der Bühne anstarrte, obwohl ich eine blonde Perücke trug. Erinnerungen von unseren Streitereien und unserem ersten Mal tauchten vor meinen Augen auf, und wie er im Flugzeug versuchte, um mich zu kämpfen, der Brief – der mir seine wahren Gefühle offenbarte – und wie wir uns im Gästehaus versteckten, in unserer kleinen Welt. Wie aus dem Nichts hörte ich wieder diese Frau schreien.

>> DESINE! SIGNACULUM << Meine Erinnerungen blieben an der Stelle stehen, wo wir im Bett herumgealbert hatten. In diesem Moment löste sich Jonathan von mir und schaute mir in die Augen. Seine Augen glitzerten, als hätte er um mich geweint. Mit zittriger Stimme sagte ich seinen Namen. Er nahm sofort meine Hand und hielt sie sich an seine Lippen.

>> Ich hatte gedacht, ich hätte dich verloren. Du wolltest einfach nicht aufwachen. <<

>> Scht. << Ich versuchte ihn zu beruhigen.

>> Ich bin doch hier. <<

>> Kannst du dich an irgendwas erinnern? << Ich wusste es nicht. Obwohl ich es versuchte. Das letzte was ich sah, war dass wir im Bett lagen.

>> Ich... ich weiß es nicht. Das letzte was ich weiß ist, dass wir zusammen im Bett lagen und herumalberten. Was ist denn passiert? Wo bin ich hier? <<

>> Im Krankenhaus, mein Engel. Wir haben dich Bewusstlos im Pool gefunden. <<

>> Das klingt ja schrecklich. << Angst machte sich in mir breit. Er schien es zu bemerken, denn er setzte sich zu mir ins Bett, nahm mich in seine Arme und gab mir einen Kuss auf meinen Scheitel.

>> Alles wird wieder gut. Ich bin bei dir. <<

 

 

Jonathans Sicht

 

Nachdem ich schon dachte, die Liebe meines Lebens für immer verloren zu haben, kam sie wie ein Wunder zu mir zurück. Jedoch wussten wir immer noch nicht, wer diesen Zauber ausgesprochen hatte. Ich dachte dabei zwar an Winnie, da Sophie ihr schon immer ein Dorn im Auge war, aber die anderen glaubten nicht daran. Sophie ließen wir damit im Glauben, dass wir es uns nicht erklären könnten und Angélica stellte sich ihr, als ihre Ärztin vor. Sie erzählte ihr, dass sie aufgrund des Sauerstoffmangels unter einer retrograden Amnesie leiden würde. Weswegen niemand genau wüsste, ob sie ihre Erinnerungen zurück bekommen würde. Diese Erkenntnis machte Sophie total verrückt, da sie unbedingt wissen wollte, was geschehen war. Natürlich wussten wir, dass es unwahrscheinlich war, dass sie sich je erinnern würde, aber dennoch redeten wir ihr gut zu, damit sie nicht auf die Wahrheit stieß. Wenn sie von unseren Vermutungen – sie wäre ein Nephilim – erfahren würde, würde sie vermutlich Elizabeth oder Ariel davon erzählen und diese würden sich auf sie werfen. Sie würden sie manipulieren und einreden, dass ich nicht gut genug für sie wäre. Damit sie aufhörte zu grübeln, versuchte ihr Angélica klar zu machen, dass sie größere Folgeschäden davon tragen könnte. Allerdings schien ihr das alles egal zu sein. Sie war völlig verzweifelt, weil sie nichts mehr wusste. Aus diesem Grund versuchte ich alles, damit es ihr schnell wieder besser ging. Weswegen ich ihr jeden Tag einen Strauß rote Rosen ins Krankenhaus bringen lies, da ich keine Minute von ihrer Seite weichen wollte. Was sich auch nicht änderte, als sie nach ein paar Tagen endgültig entlassen wurde und zurück nach Hause konnte, wo Alex und Jezebelle schon sehnsüchtig warteten. Einige Wochen darauf fingen wir mit den übrigen Studenten an – die allerdings im Studentenwohnheim der Universität in Verona untergebracht waren – in unseren Fachrichtungen zu arbeiten. Sophie tat die Arbeit wirklich gut, genau das hatte sie gebraucht. Sie konnte wieder tanzen und mit Profitänzern trainieren, während ich Artikel für eine Mailändische Zeitung verfassen durfte. Es hätte wirklich nicht besser laufen können. Unser Leben bekam wieder festen Boden, worüber wir sehr dankbar waren. Besonders sie.

 

Die Zeit verging und wir waren glücklicher denn je. Deswegen konnte ich es auch kaum glauben, dass wir schon sechs Monate zusammen waren. Zu diesem besonderen Anlass hatte ich mir etwas ganz Bestimmtes überlegt. Ich wollte sie ganz groß ausführen. In der ganzen Zeit sind wir uns so nah gekommen, ich hätte nie gedacht, dass das möglich wäre.

Aus diesem Grund bat ich Jezebelle mir zu helfen Sophie zu überraschen, indem sie sie für diesen ganz besonderen Abend zurechtmachte. Für alles hatte ich bereits gesorgt. Während die beiden Frauen in Sophies Zimmer tuschelten und Spaß miteinander hatten, lies ich alles weitere Veranlassen. …

 

 

Sophies Sicht

 

So vieles war in den letzten sechs Monaten passiert. Zum einen trainierte ich wieder regelmäßig – was meine Mom sicherlich Stolz gemacht hätte – weswegen ich meine gesamte Energie in dieses Training steckte und das tat ich jedes Mal aufs Neue. Es machte mir verdammt großen Spaß und Jonathan holte mich an manchen Tagen sogar vom Training ab, auch wenn ich nie pünktlich Schluss machte, da ich am Ende meist noch ein Sondertraining absolvierte. Schließlich wollte ich beweisen, dass ich es verdient hatte, hier zu sein. Die Tänzer verstanden mich, da sie selber so lebten, jedoch hatten diese auch meistens keinen Partner, die sie verstanden. Im Gegenteil, meistens scheiterten ihre Beziehungen nur aus dem Grund, dass sie kaum Zeit füreinander hatten. Deswegen war ich auch froh, dass Jonathan so großes Verständnis für meine Leidenschaft hatte. Er unterstützte mich regelrecht darin. Dazu überraschte er mich ständig mit kleinen, wunderschönen Abenden, an denen wir uns den Sternenhimmel anschauten oder auch ausgezeichnete Restaurants besuchten. Manchmal fragte ich mich, warum wir das nicht schon viel früher haben konnten?! Aber mit diesen Fragen war es vorbei, ich wollte nur noch in die Zukunft schauen und nicht mehr in die Vergangenheit. Denn ich war glücklich. Sogar mehr als das. Ich wusste, Jonathan war der Eine, mit dem ich bis ans Ende der Welt laufen würde. Ich liebte ihn und wollte nie mehr von ihm getrennt sein.

 

Am späten Nachmittag saßen Jess und ich in meinem Schlafzimmer im Haupthaus und unterhielten uns über meinen aktuellen Brief an Henry, da ich ihm jede Woche einen über mein Leben in Verona schrieb. Dieses Mal schrieb ich ihm, dass Jonathan und ich am morgigen Tag genau sechs Monate zusammen waren. Wir konnten nur wie kleine Teenager kichern, da ich einfach so glücklich war. Auf einmal klopfte es an der Tür, und als ich sie öffnete, konnte ich niemanden sehen. Ich wollte gerade die Tür wieder schließen, als ich die große Schachtel vor mir sah. Ich nahm sie hoch und ging wieder ins Zimmer. Dort musterte ich den Briefumschlag, der auf der Schachtel lag. Für Sophie. Als ich den Umschlag öffnete, zog ich die Karte heraus und las sie. Heute Abend. 20 Uhr. Ein Fahrer wird Dich abholen.

Ich konnte nicht anders als wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Was hatte er bloß vor?!

>> Jetzt öffne schon die Schachtel, wenn du schon nicht Neugierig bist, bin ich es. << Sie konnte es kaum erwarten, aber da war sie nicht die Einzige. Als ich die Schachtel öffnete, erschrak ich. Denn es enthielt ein traumhaftes, nachtblaues Chiffonkleid. Welches mit kleinen Perlenstickereien am Ausschnitt, sowie an der Taille bestickt war. Nachdem ich mir das Kleid anzog, wobei mir Jess mit dem Reißverschluss half, trat ich vor den Spiegel um mein Spiegelbild zu begutachten. Dort stand ich nun, in einem bodenlangen Kleid ohne Ärmel, welches natürlich geschnitten war und dennoch die Taille betonte. Der Stoff fühlte sich beinahe an wie Seide, denn sie umschmeichelte meinen Körper wie eine zweite Haut. Ich drehte mich hin und her um den Stoff beim Fliegen zu zusehen, wie ein kleines Mädchen, dass ihr erstes Prinzessinnenkleid anhatte, dazu funkelte das Kleid im Licht wie die Sterne am Firmament, da der Stoff mit winzigen Strasssteinen bestückt war. Beinahe fühlte ich mich wirklich wie eine kleine Prinzessin.

 

Ein weiteres Klopfen an der Tür lies mich innehalten. Ich drehte mich zur Tür und bat die Person, die sich dahinter verbarg einzutreten. Die Tür öffnete sich und eine Frau mit blonden Haaren im mittleren Alter, die aussah, als wäre sie einer Modezeitschrift entsprungen, betrat das Zimmer. Anmutig und graziös wie eine Gazelle kam sie auf uns zu, dabei strotzte sie nur so vor Selbstsicherheit. Schon allein ihre Kleidung, ein rot-kariertes, eng anliegendes Etuikleid mit dazu farblich passenden High Heels und ihrem Haar, welches sie zu einem ordentlichen Knoten zusammengefasst hatte, trug sie mit so viel Selbstbewusstsein, dass sie schon allein dafür unseren Respekt verdiente.

>> Hallo Ladies, mein Name ist Renée. <<

>> Kann ich Ihnen irgendwie helfen? <<

>> Die Frage ist nicht, ob Sie mir helfen können, Schätzchen. Sondern wie ich Ihnen? << Nun war ich endgültig verwirrt.

>> Alles mit der Ruhe, Schätzchen. Sie haben heute Abend eine besondere Verabredung, tragen ein traumhaftes Kleid und fühlen sich wie eine Prinzessin. Meine Aufgabe ist es dieses Gefühl wahr werden zu lassen. << Ich schaute sie ungläubig an, denn nun war mir klar, dass das alles ein Traum sein musste.

>> Was sind Sie, eine gute Fee? <<

>> So etwas in der Art, nur das mein Zauberstab gewartet wird. Weswegen ich mein Team dabei habe. << Sie schnipste mit den Fingern und schon betrat einer nach dem anderen, aus diesem „Team“ aus Tausend und einer Nacht mein Zimmer. Jeweils mit einem kleinen Kosmetikkoffer in der Hand.

 

Stunden über Stunden verbrachte ich damit von diesem „gute Feen Team“ hergerichtet zu werden, dabei kam ich mir einerseits vor wie Mia Thermopolis in „Plötzlich Prinzessin" und andererseits wie Gracie Hart in „Miss Undercover". Angefangen von Mani- und Pediküre bis hin zur perfekten Frisur und dazugehörigem Make-up, verwandelten sie mich in einen Kindheitstraum, den ich früher einmal hatte.

Wenn die Zeit nicht so schnell vergangen wäre, hätte ich vermutlich noch ewig vor dem Spiegel gestanden. Denn ich erkannte mich nicht wieder. Ich sah wirklich aus, wie ich mich fühlte. Wie eine richtige Prinzessin. Meine Locken wurden mit dem Lockenstab und einem Glätteisen bearbeitet um einen unwiderstehlichen, natürlichen Look zu zaubern. Während sie am Haaransatz toupiert wurden, wurden mehrere Strähnen an den Seiten mit je einem antiken Haarkamm zusammengehalten. Die Kämme bestanden aus purem Silber und auf ihnen zierte eine verschnörkelte Blume, welche mit kleinen Saphiren bestückt war.

>> Nun fehlt nur noch der letzte Feinschliff und du bist fertig, um deinen Prinzen zu treffen. << Renée brachte mir eine kleine Schatulle, in der sich zwei wunderschöne, tropfenförmige Ohrringe befanden. Welche perfekt zum Kleid und den Haarkämmen passten. Jedoch fühlte ich mich auch irgendwie unwohl, so teuren und edlen Schmuck zu tragen. Da die Haarkämme schon so wertvoll waren und dann auch noch die Ohrringe, die ebenfalls aus Saphiren bestanden. Als hätte Renée es geahnt, versuchte sie mich auf andere Gedanken zu bringen.

>> Ach Schätzchen, du wolltest doch schon immer eine Prinzessin sein, als solche ist es normal, edlen Schmuck zu tragen. Außerdem hat sie jemand ganz Besonderes für dich ausgesucht. Daher fühle dich lieber geschmeichelt und trage sie mit Anmut. <<

 

Pünktlich um zwanzig Uhr stand ein Fahrer mit einer weißen Limousine vor dem Wyatt Anwesen. Jess umarmte mich noch einmal und wünschte mir viel Spaß. Danach schritt ich auf das weiße Gefährt zu, wo der Fahrer mir bereits die Tür aufhielt und mir hinein half. Anschließend schloss er die Tür, setzte sich ans Steuer und fuhr los. Ich war so aufgeregt, da ich nicht wusste, was mich genau erwartete.

 

Die Fahrt schien sich ewig hinzuziehen, besonders weil die Scheiben so schwarz getönt waren, dass ich nicht einmal mehr hinausschauen konnte. Was hatte Jonathan nur vor? Die Limousine wurde langsamer und hielt an. Der Fahrer stieg aus und wenig später wurde meine Autotür geöffnet. Eine Hand tauchte vor meinen Augen auf, um mir beim Aussteigen zu helfen. Ich ergriff sie, und als ich endlich sehen konnte, wo ich war, konnte ich es nicht fassen. Von Weitem sah ich eine Freilichtbühne und zahlreiche Menschen drum herum, dazu Dutzende Lampions, die einen sanften Kontrast zum Sternenhimmel boten. Es sah einfach wundervoll aus. Der Fahrer zeigte auf einen beleuchteten Weg, der zu einer Steintreppe führte. Auf jeder Stufe standen kleine Laternen. Ich stieg die Treppe hinab, blieb jedoch auf halben Weg stehen, da er unten auf mich wartete. Mein dunkler, heldenhafter Prinz. Sein Blick war weich und seine Augen, die aussahen wie zwei frisch geschliffene Smaragde, funkelten mich förmlich an. So schnell, wie ich in den Schuhen laufen konnte – die Renée mir gab – eilte ich auf ihn zu. Nachdem ich endlich vor ihm stand, verbeugte er sich wie in einem alten Jane Austen Roman, nur um mir anschließend einen Handkuss zu geben. Was würde nur Elizabeth Bennett dazu sagen? Ich musste innerlich schmunzeln.

>> Guten Abend My Lady. <<

>> My Lord, was haben Sie nun schon wieder vor? <<

>> Lassen Sie sich überraschen, Teuerste. <<

>> Werden Sie es mir verraten? <<

>> Vielleicht. <<

>> Was machen wir hier? <<

>> Kommt mit. << Er hielt mir seine Hand hin, die ich nur zu gerne ergriff, da ich mit ihm überall hingegangen wäre. Plötzlich fühlte es sich an wie ein Déja-vú. Als hätte ich das alles schon in einem vorherigen Leben erlebt.

 

Wir schlenderten Hand in Hand auf die Freilichtbühne zu. Dort angekommen setzten wir uns auf unsere Plätze. Ein Blick in seine Augen genügte, denn ich konnte nur er ahnen, dass er irgendwas ausheckte. Wenig später füllten sich die Reihen, bis alle Plätze besetzt waren. Die Scheinwerfer, die bis eben noch die Bühne beleuchteten, gingen aus und ein Mann betrat im Dunkeln die Bühne. Die einzigen Lichtquellen weit und breit waren die Sterne und die Lampions. Da ich nicht wusste, was mich erwartete, war ich aufgeregter, als ein kleines Kind.

>> Meine Damen und Herren, es ist mir eine Ehre, ihnen heute einen Einblick in das neueste Werk unserer Dance Company werfen zu lassen. << Applaus ertönte und mir wurde sofort klar, wer dieser Mann auf der Bühne war. Alex. Seine Dance Company. Aber was würden sie tanzen und warum wusste ich nichts davon?

Ein junges Mädchen betrat die Bühne und setzte sich auf einen Hocker in der linken Ecke der Bühne. Das Orchester – das hinter der Bühne stand – begann leise zu spielen. Sanfte Klavierklänge erfüllten die Nacht und Alessandra – aus meiner Trainingsgruppe – lief tanzend auf die Bühne. Nach wenigen Minuten erkannte ich die Choreografie. Es war nicht irgendeine, sondern meine. Seit Monaten arbeitete ich schon an ihr. Schon bevor ich nach Verona gereist bin. In der Company hatte ich dann die Chance weiter an ihr zu arbeiten. Einige von den Tänzern waren sehr erbaut von der Choreografie und wollten sie sogar tanzen. Aus diesem Grund arbeiteten wir immer in unserer Freizeit daran. Jedoch war das Stück noch nicht fertig. Es sollte meine Geschichte widerspiegeln, um mit meiner Vergangenheit abzuschließen und nun saß ich hier und schaute zu, wie die Company meine Choreografie tanzte.

>> Aber das ist... << Ich drehte mich zu Jonathan und schaute ihn mit geweiteten Augen an. Er jedoch blieb völlig gelassen und legte seine Hände beruhigend auf die meinen.

>> Jonathan, wie soll ich bei so einer Aktion denn ruhig bleiben? << Und schon wieder versuchte er mich zu beruhigen. Weswegen ich ihm meine Hände entzog und mit verschränkten Armen vor der Brust – wie ein beleidigtes Kind – da saß und mir das Stück weiter anschaute. Schließlich wollte ich kein großes Aufsehen erregen.

 

Irgendwann legte sich meine Wut und machte nach und nach Platz für Bewunderung. Da wir immer nur zu den Klavierklängen von Matteo getanzt hatten, nie mit Begleitung eines Orchesters oder einer Sängerin. Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte mitgetanzt. Nie im Leben hätte ich es mir so schön vorgestellt. Besonders, weil nicht nur Ballett getanzt wurde. Das Gesamtbild war einfach berauschend und lies mich ein paar Tränen vergießen. Da die Bewegungen einen einfach mitrissen. Sie waren so weich und gingen fließend ineinander über. Man konnte die Gefühle förmlich spüren. Liebe. Trauer. Hass. Wut. Die Musik verstummte und alles wurde wieder dunkel. Weitere Tänzer gesellten sich zu Alessandra und im selben Moment setzten Orchester und Scheinwerfer erneut an.

 

Nachdem das Stück – zumindest den Teil den ich choreografierte – endete, applaudierte das Publikum. Ich musste gestehen, dass es wirklich einmalig war, jedoch war ich immer noch tief getroffen, dass Alex einfach meine Choreografie für die der Dance Company ausgab. Wie konnte er das tun, ohne mich zu fragen? Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde ein Scheinwerfer auf mich gerichtet.

>> Darf ich ihnen die Schöpferin dieses wundervollen Stücks vorstellen? Meine Damen und Herren, Sophie Montrose. << Applaus ertönte und die Darsteller betraten jeweils mit einer Rose in der Hand die Bühne und kamen klatschend auf mich zu. Ein Mann, der unterhalb der Bühne stand, hob sie einzeln hoch und ließ sie anschließend hinunter, damit sie nach und nach zu mir kommen konnten, um mir ihre Rose zu überreichen. Es war alles zu schön, um wahr zu sein, weswegen ich die Tränen – die über meine Wangen liefen – nicht mehr aufhalten konnte. Mittlerweile waren die Menschen um uns herum aufgestanden. Es regnete Standing Ovations. Wie aus dem Nichts stand Alex vor mir und gab mir einen Kuss auf die Wange, überreichte mir anschließend die letzte Rose und flüsterte mir etwas ins Ohr.

>> Das ist dein Applaus, Sophie. Du hast ihn dir verdient. << Ich konnte es einfach nicht fassen. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund, da ich einfach so überwältigt war.

 

Später auf der After Show Party stand ich immer noch etwas neben mir. Da es sich einfach alles anfühlte wie in einem Traum. Ich kam erst wieder zu mir, als mir Jonathan – während wir tanzten – eine Strähne aus dem Gesicht strich.

>> Ist die Überraschung gelungen? << Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund und wirbelte mich anschließend im Kreis. Langsam verarbeitete ich seine Worte. Überraschung? Das alles war auf seinem Mist gewachsen? Reflexartig löste ich mich von ihm und drehte mich zu ihm um. Ich sah ihn völlig entgeistert an.

>> Du hast das alles eingefädelt? << Als Antwort bekam ich nur sein typisches, dreckiges Schmunzeln.

>> Du Idiot. << Ich gab ihn einen kleinen, mädchenhaften Klaps auf den Oberarm.

>> Du hast zugeschaut, wie ich mich die ganze Zeit darüber aufgeregt habe, dass sie meine Choreo tanzen. Dabei hast du es gewusst. << Er tat kurz entrüstet und dann konnte er nicht anders, als loszuprusten. Dieser Idiot. Alex, der sich inzwischen wieder zu uns gesellt hatte – genauso wie Jess, die sich die ganze Zeit im Hintergrund aufgehalten hatte, damit ich sie nicht sehe – schlug Jonathan freundschaftlich auf die Schulter.

>> Nicht nur gewusst, sondern auch geplant. << Entrüstet schaute ich Jonathan an.

>> Es war deine Idee? Du hast das alles hier auf die Beine gestellt? << Nach jeder Frage nickte er und machte sich jedes Mal bereit, falls ich ihn erneut schlagen wollte. Doch genau das Gegenteil wollte ich tun. Denn ich war einfach so gerührt von der Geste.

>> Wofür habe ich nur so einen wundervollen Idioten wie dich verdient? << Ich schmiss mich in seine Arme und suchte seine Lippen mit den meinen auf. Ich wollte in diesem Moment nichts sehnlicher, als diesen Mann zu küssen. Mit Leib und Seele. Ich legte jedes Gefühl, was ich empfand in diesen Kuss. Erst ganz zart und dann immer wilder. Ab einem gewissen Punkt schien es schon nicht mehr jugendfrei gewesen zu sein, da sich Alex und Jess leise zurückgezogen hatten. Als wir uns endlich voneinander lösten – was einzig daran lag, dass wir völlig aus der Puste waren – drückte er seine Stirn an meine.

>> Was war denn das? <<

>> Ein Dankeschön. <<

>> Jeder Zeit gerne wieder. << Dieser Scherzbold. Doch ich war einfach so glücklich wie schon lange nicht mehr. Er war wirklich, im wahrsten Sinne des Wortes, mein Paradies auf Erden.

 

Um für uns zu sein, führte er mich kurz darauf ein wenig Abseits vom Geschehen zu einem kleinen See, an dessen Ufer wir Hand in Hand entlang schlenderten. Das Wasser war so schön ruhig und spiegelte die Sterne, wie den Mond wieder. Es war Vollmond, weswegen sich das Licht im Wasser brach. Ein märchenhafter Anblick. Die Zeit schien mal wieder für einen Moment stehen zu bleiben, weswegen ich kurze Zeit später fragte, wie spät es mittlerweile eigentlich war.

>> Es ist schon nach eins, mein Engel. << Wow. Die Zeit verging wirklich wie im Flug. Der nächste Tag hatte schon begonnen. Moment, das hieß, wir waren nun ein halbes Jahr zusammen und was das für eine schöne Zeit war. Ich wollte nichts davon missen. Meine Gedanken zeigten mir die letzten sechs Monate. Mit was für einem Drama unsere Beziehung endlich begann und wie schön sie seitdem war. Ich wünschte, wir hätten es beide schon viel früher haben können. Wie aus dem Nichts blieb Jonathan auf einmal stehen. Ich drehte mich zu ihm um und schaute direkt in seine schönen Augen, die mich jedes Mal aufs Neue in ihren Bann zogen. Sie verzauberten mich so sehr, dass ich gar nicht mitbekam, wie jemand anfing, Violine zu spielen.

>> Sophie. Seit einem halben Jahr sind wir nun zusammen und es war die schönste Zeit in meinem ganzen, bisherigen Leben. Jedoch wünschte ich mir, ich wäre nicht so ein Vollidiot gewesen. Denn dann hätten wir schon vor zwei Jahren zueinandergefunden und wir würden jetzt vielleicht unser zweijähriges feiern. …<< Ich musste schmunzeln. Ob zwei Jahre oder ein halbes Jahr, ich war froh, überhaupt mit ihm zusammen zu sein.

>> … Aber egal wie viele Tage, wie viele Stunden oder auch Minuten vergehen, mein Herz, schlägt die ganze Zeit nur für dich, denn du bist der einzige Mensch in meinem Leben, den ich mehr als alles andere auf der Welt liebe. << Oh. Mein. Gott. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Herz für eine Sekunde aussetzen. Dazu tauchten auf einmal Himmelslaternen – um uns herum – am Firmament auf, die immer höher stiegen und sich an der Oberfläche des Sees spiegelten. Es war atemberaubend. Dazu die Musik.

>> Jonathan. << Mehr als ein Flüstern brachte ich nicht über meine Lippen, da er mich an sich zog und mit den seinen, zum Schweigen brachte. Die Zeit hörte auf sich zu drehen und stand wieder einmal still. Er schmeckte so gut, so himmlisch und verboten. Er vertiefte unseren Kuss und ließ mich spüren, wie sehr er mich liebte, mich brauchte und begehrte. Der Boden fing an unter meinen Füßen zu schwanken, mein Herz wollte sich einfach nicht beruhigen, als hätte mir jemand eine Spritze mit Adrenalin verabreicht. Meine Beine drohten jeden Moment nachzugeben, da ich das Gefühl nicht loswurde, dass diese nur noch aus Wackelpudding bestanden. Atmen Sophie. Atmen. Zumindest versuchte ich mir, das einzureden. Nachdem er seine Lippen von den meinen löste und ich wieder zurück in der Realität war, schaute er mir in die Augen. In seinem Blick lag so viel Liebe.

>> Was machst du nur mit mir? Du machst mich völlig verrückt, Sophie Montrose. Verrückt nach dir. Damals habe ich dich, wegen dieses dämlichen Irrtums, gehen lassen und es war der schlimmste Fehler in meinem Leben. Denn es hat mich wahnsinnig gemacht. Am Anfang dachte ich noch, dass ich dich einfach aus meinem Leben streichen könnte, weswegen ich meinen E-Mail Account löschte und jede Brücke zu dir abbrach. Ich dachte, es wäre so einfacher. Wenn jeder seinen Weg geht. Doch dann begegneten wir uns immer wieder. Du warst so schön und deine Augen schimmerten wie das Wasser dieses Sees. Ich redete mir ein, dass wir uns nicht mehr sehen durften und dennoch trafen wir wieder aufeinander, wie zwei Magneten, die voneinander angezogen wurden. Wir verbrachten diese eine Nacht miteinander und statt bei dir zu bleiben, lief ich wieder davon. Ich dachte so eine reine, schöne Seele wie dich, hatte ich einfach nicht verdient. … << Oh. Gott. Jonathan. Die Tränen liefen über meine Wangen.

>> Das denke ich immer noch, aber ich kann einfach nicht mehr ohne dich. Als du diesen Unfall hattest und ich mit dem schlimmsten rechnen musste, dachte ich, ich würde den Verstand verlieren. Da meine Gedanken, allein dir galten. So wie sie es immer tun. Verdammt Sophie, ich liebe dich. Ein Leben ohne dich, wäre einfach nicht zu ertragen. << Er beugte sich vor uns strich mir die Tränen aus dem Gesicht.

>> Es wäre unvorstellbar. Deswegen bitte ich dich … << Er kniete sich vor mich und hielt meine Hand. Ich hielt den Atem an, da ich diesen Moment nicht ruinieren wollte.

>> … Sophie Elizabeth Rose. Werde meine Frau. <<

Imprint

Text: Alle Rechte liegen der Autorin vor.
Images: Alle Rechte liegen der Autorin vor.
Publication Date: 02-01-2014

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Dedication:
Wir zwei gegen den Rest der Welt. Wo auch immer du bist, ich werde dich immer lieben. Außerdem danke ich Steffi für das wundervolle Cover!

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