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Prolog - auch ein Drabble

Bis zum Einstieg in die bookrix.de Community hatte ich noch nie etwas dieser Drabbles gehört. Es sind einhundert Wörter, die jeweils eine pointierte Geschichte ergeben sollen. In den 80er Jahren gab’s in Grossbritannien eine richtige Drbblemania, welche von der Birmingham University SF Society standardisiert worden war. Seither nutzen Autoren dieses Mittel zur Erzeugung von Texten im Spass- und Übungsbereich, teilweise als lehrreicher Einstieg in Lyrik oder Prosa. Durch die Regeln und Schranken lässt ein Drabble dem Autor lediglich im Inhalt Raum für Kreativität und somit lernt er, sich auf das Wichtige zu beschränken. Viel Spass also bei meiner eigenen Drabblemania.

Meine Oma - Drabble Wettbewerb September 2013

Letztens besuchte ich meine Oma in ihrem Garten. Ihre Augen leuchteten und sie schien eins mit dem Kraut zu sein. Auf die Frage, was hier drin denn so alles steht, meinte sie bloss: „Ach, Buchstabensalat“. Ich dachte mir meinen Teil dazu und bestärkte sie in ihrer Meinung. „Toll“ sagte ich. „Darf ich später davon kosten?“ Da schaute mich meine Oma etwas verdutzt an und spazierte gemächlich aus dem Garten. Beim Vorbeigehen rief sie zu Opa hinauf: „Karl, ich glaube unsere Enkelin will uns veräppeln!“ Da erst fiel mir die Zeitung unter ihrem Arm auf, die sie wohl gerade gelesen hatte.

Miststück

Ein Miststück! Sie hat mich betrogen. An allem hatte sie zu meckern. Manchmal, als ich ihr ein Menü zauberte, wandte sie sich bloss ab und zog spät abends noch mit ihren Freundinnen um die Häuser. Die Ausflüge wurden immer länger und ich sass oft alleine vor dem Fernseher und starrte traurig hinein. Dabei hätte ich doch so gern ihren Rücken gekrault oder einfach mit ihr gekuschelt. Doch sie kam jeweils nach Hause und legte sich erschöpft hin. Dabei war anfangs alles so schön. Wir haben oft geschmust und im Bett gespielt. Nun ist sie weg. Meine Katze fehlt mir sehr.

Das Ende

Er sass ganz oben auf dem Gipfel. Die Aussicht war atemberaubend. Vor ihm stand die steil abfallende Felswand. Nach dem Absprung war alles vorbei. Seine grosse Karriere, aus. Bilder der guten, sowie der traurigen Tage flogen an ihm vorüber. Er war traurig, denn heute endete es endgültig. All das Erreichte spielte sich nochmals in seinem Kopf ab. Doch war es die richtige Entscheidung? Er durfte nicht darüber nachdenken, das schwor er sich. Keine Gnade, keine Sentimentalitäten mehr. Dann war es so weit - er sprang hinunter. Es war eine unglaubliche Befreiung. Und dies sollte endgültig sein letzter und höchster Basejump bleiben.

Rockstar

Der Applaus gibt ihm recht. Die Leute – vor allem die Mädels – himmeln ihn an. Wie er auf der grossen Bühne mit seiner Gitarre steht und spielt und singt und abgeht. Lichter sind auf ihn gerichtet, genau wie die Augen von Tausenden. Mit blossen Gesten animiert er die Meute zu singen, tanzen oder einfach umher zu springen. Einer seiner Bimbos bringt ihm die zum nächsten Song besser passende Fender. Immerhin besitzt er nicht nur Gibson Gitarren und das muss man zeigen! Die Tickets sind teuer und er verdient viel daran. Eine schöne Zeit war das. Doch nun kennt ihn keiner mehr.

Befreiendes Gespräch

Ich nehme den Hörer und wähle: 0041 und so weiter. Ein piep, piep ist zu hören. Was sie wohl sagen wird? Ich werde zunehmend nervöser. Es scheint, als würde sich mir bei jedem weiteren piepen die Luftröhre ein wenig mehr zusammenschnüren und das Atmen zusätzlich erschweren. Ich freue mich sehr auf das Gespräch. Es wird sicher befreiend sein, ihre Stimme zu hören und mit ihr sprechen zu können. Meine Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln. Piep, piep, piep. Da plötzlich erklingt von der anderen Seite ein freundliches „Hallo?“. Ich antworte: „Hallo Mama, ich bin im Knast. Holst du mich raus?“

Fremdgegangen

Er hat sie betrogen. Sinnlich hatte er sich einer anderen angenommen. Seine Lippen küssten ihren Body und dann vernaschte er sie vollends. Die andere, seine Alte, wurde einfach beiseite gelassen. Jahrelang war er ihr nicht fremd gegangen, doch nun? Was sollte das? Hatte sie sich verändert? Oder war er es, der sich verändert hatte? Es entstand auch ein psychischer Druck für sie. Alle merkten, wie er sich den ganzen Tag auf die andere freute. Er sprach sogar mit seinen Freunden darüber! Viele empfanden dies als Sauerei. Doch nun griff er in der Kantine neuerdings zur Rüeblitorte, nicht mehr zum Gugelhopf.

Soldat

Der Mayor ruft zum Rückzug. Das Feuergefecht ist riesengross und seine Leute scheinen einer nach dem anderen zu fallen und den Boden gar bis zum letzten Fleck zu bedecken. Private Reynold läuft so schnell er kann. Ab und zu dreht er sich um und gibt einen Schuss auf den Feind ab. Ob er getroffen hat, wird er nie erfahren. Da plötzlich trifft ihn eine Kugel mitten in den Rücken. Reynold geht zu Boden und atmet noch einen Moment schwer, bevor er stirbt. Da ertönt ein „Essen“ aus der Küche und der kleine Robert stellt das Videospiel ab und läuft davon.

Super Tag?!

Noch ein wenig schlaftrunken steigt er ins Tram. Ob die Hübsche heute auch mitfährt? Tatsächlich! Und sie lächelt ihn an! Das gab‘s noch nie. Super Tag, denkt er sich. Im Büro angekommen steht plötzlich die doofe Sekretärin vor ihm. Was sie wohl heute zu meckern hat? Doch auch diese lächelt bloss und geht davon. Seine Kollegen lächeln, der Chef klatscht ihn ab. Super Tag, denkt er sich erneut! Vor dem Spiegel auf dem WC will er gerade sagen: „Hey Jonny, siehst gut aus heute“, doch urplötzlich wird aus dem Anlachen ein Auslachen, als er den Marmeladefleck auf seiner Nase entdeckt.

Notlandung

Mit seiner schweren Maschine steuerte er den kleinen Flughafen in der Provinzstadt an. Die Landebahn musste reichen. Er hatte keine Wahl. Die Boeing gab unmissverständliche Zeichen die James zur Notlandung zwangen. Zweihundert Passagiere hofften auf sein Können und auf seine Erfahrung, doch noch nie war er mit einer solchen Situation konfrontiert worden. Kurz vor dem Bodenkontakt zog James mit aller Kraft am „Ruder“ und hob die Schnauze an, damit die Räder ungehindert auf dem Asphalt aufsetzen konnten. Noch vor dem Ende der Landebahn brachte er die Maschine zum stehen. Es war nochmals alles gut gegangen. Jetzt verliess er den Flugsimulator.

Die Qual der Wahl

Danielle konnte sich einfach nicht entscheiden. Der eine war eher dunkel, der andere schneeweiss. Der Dunkle war etwas grösser, doch der Hellere hatte es in sich. Beide gleichzeitig wären gut gewesen! Das war’s, sie würde sie einfach beide nehmen. Kein Kompromiss, kein böses Blut, kein schlechtes Gewissen danach. Auf der anderen Seite würde es mit beiden jeweils eine kurze Sache werden: Rein damit und fertig waren sie, Danielle wusste dies. Zu viele Erfahrungen hatte sie bereits gesammelt, wobei die Schlechten leider überwiegten. Aber heute musste es einfach wieder einmal sein. Schliesslich entschied sie sich spontan für den wunderschönen dunklen Schokoladenkuchen.

Der Keks

Der Keks war riesig. Die beiden Kleinen schauten einander an und Salon fragte Cali:

„Woher hast Du denn diesen Keks?“

„Ich hab ihn hier gefunden“ erwiderte Cali.

„Er ist mein Eigentum!“

„Aber darf ich nicht auch ein Stückchen haben?“ Salon wirkte traurig. Sie wusste, dass Cali nicht gern teilte, wenn er etwas zu Essen gefunden hatte und das konnte noch so gross sein. Unterdessen war Cali bereits am Schlemmen. Immer wieder sah er zurück zur traurigen Salon. Da hatte Cali dann doch Mitleid und liess Salon mitessen. Gut für die kleinen Ameisen, dass die Menschen manchmal so gute Dinge wegwerfen.

Der Finger

Was für ein Anblick! Es schmerzt mich. Jerry’s Finger ist nicht mehr zu retten, total zerquetscht! Er schreit nicht einmal, blickt bloss traurig auf seine verunstaltete Hand. Augen und Mund sind weit geöffnet, wahrscheinlich steht er unter Schock! Ich selber bin ebenfalls geschockt. Langsam komme ich wieder zu mir und springe auf der Strasse umher. Was soll ich tun? Die Leute gaffen bereits. So etwas Schreckliches haben die wohl noch nie gesehen. Der Wagen fuhr direkt über seinen Zeigefinger. Hat nicht einmal angehalten. Ich bin am verzweifeln, muss aber einsehen, dass Jerry jetzt bloss noch neun Finger hat. Arme Handpuppe.

Das Geschäft

Tom schloss das Geschäft seines Lebens ab. Mit der Gegenpartei hatte er um den Preis gefeilscht, ja beinahe gestritten! Das Angebot des Händlers konnte er einfach nicht akzeptieren. Dennoch wollte er sie! Das war unglaublich untypisch für Tom, sich so reinzuhängen, da er doch sonst ein ruhiger Typ war. Ein Strahlen zeichnete sein Gesicht und die Augen funkelten. Doch nun war die Ware definitiv in seinem Besitz. Niemand konnte ihm das nehmen, wovon er so lange träumte. Seine Frau sah ihn bloss fragend an und schüttelte den Kopf. Wie konnte er an diesem doofen Gürtel bloss solch eine Freude haben.

Die Akte

Mit eingezogenem Haupte bewegt er sich äusserst vorsichtig durch die Firma. Mit beiden Händen hält er die „Top Secret“ Akte vom Kindly Fall fest. Seine Augen schweifen von einer Seite zur anderen. Wie auf Eiern balanciert er zwischen den Büros hindurch. Ob ihm nun wohl etwas passieren wird? Wird der Chef ihn anbrüllen? Oder fällt er gleich unerwartet aus dem Fenster? Wird ein Arbeitskonkurrent ihn Totschlagen und die Akte aus seinen bleichen, kalten Händen reissen? Gedanken kreisen wie nie zuvor. „Keine weiteren Fragen“, so hatte er den Fall letztlich abgeschlossen. Doch alles kann passieren, immerhin ist heute Freitag der 13.

Zukunft

Jahr 2113: Die Zeugnisse und Referenzen sehen gut aus. Während der Vorgesetzte das Dossier in den Händen hält und einen Bericht über die Psyche des Kandidaten überfliegt, rutscht dieser bloss nervös auf dem Stuhl hin und her. Immer wieder wandern die düster dreinblickenden Augen des Prüfers unter dessen buschigen Augenbrauen hinauf zum Bewerber. „Mhmmm, Ahaaa“ mehr wird momentan im Raum nicht gesprochen. Zu konzentriert sitzen beide nur da. Das Verhältnis scheint ein wenig angespannt zu sein. Dann kommt die Erlösung: „Okay!“ sagt der Vorgesetzte und wirft das Dossier auf den Tisch. „Ich glaube, du bist bereit für den Kindergarten Tim.“

Schweissgebadet

Toni rannte wie ein Wilder. Schweiss floss über seinen ganzen Körper wie das Wasser der morgendlichen Dusche. Er schlängelte sich durch die Marktstände, doch die kitschige Ware interessierte ihn nicht. Leute vor ihm sprangen genervt zur Seite. Sie liessen ihn meist ungehindert passieren, um sich dann umzudrehen und den Kopf zu schütteln. Da erblickte Toni eine Tür. Er huschte hinüber, packte den Griff und zerrte und stiess abwechslungsweise wie in Panik. Doch die Tür war verschlossen. Nun sputete er von der einen zur anderen, bis sich schliesslich die letzte Klotür öffnete, er hinein sprang und endlich sein Geschäft verrichten konnte.

Das Ende?

Tja, das war‘s wohl. Reynold stapfte über den Ascheberg und sank dabei immer wieder mit seinen grossen Schuhen ein. Das Laufen war mühsam. Die Bäume – abgebrannt. Die Häuser – Schutt und Asche. Keine Kinder die hier mehr spielten, keine Fernseher die liefen und überhaupt kein Mensch, der im Strassencafé gemütlich herumsass und ein Buch las. Als er den Hilfefunkspruch hörte, war es bereits zu spät. Er kehrte mit seinem Orbiter um und flog so schnell er konnte zurück zur Erde. Doch alles Leben schien ausradiert. Da plötzlich sah er in der Ferne eine Frau mit einem kleinen Kind an der Hand.

Er schrieb

Kronenberger Jens schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb und schrieb bis er aufhörte zu schreiben.

Busbahnhof

Ich, morgens um sechsuhrdreissig in voller Arbeitermontur und bewaffnet mit Hammer und Nägeln, stehe am Busbahnhof Rabenfeld zur Abfahrt bereit. Da tönt es aus dem Lautsprecher: „Leider fällt der sechsuhrdreissig Bus heute aus, wir bitten um…“ blablabla. Okay, muss ich laufen. Unterwegs rufe ich den Polier an um mitzuteilen, dass ich es vielleicht nicht rechtzeitig schaffen werde, ich müsse laufen und dazu regnet es in Strömen. Der Polier meint, das sei kein Problem. Klitschnass treffe ich mit etwas Verspätung um sechsuhrfünfzig in der Werkstatt ein. Kurz darauf ruft der Polier schliesslich: „Wir fahren los! Heute wird am Busbahnhof Rabenfeld gearbeitet.“

Im Büro

Alles kreiste. Ich war jedoch selber schuld an dem Schlamassel. Der Wecker dröhnte mir in die Ohren und erreichte, verbunden mit Schmerzen, mein noch mit Alkohol besudeltes Hirn. Halbsechs, ich musste aufstehen und zur Arbeit, ob ich wollte oder nicht. Nach dem Frühstück musste ich mich aber sputen. Der Kaffee war noch heiss, doch das Tram wartete nicht. Ich rannte zur Haltestelle und erwischte meine Linie in letzter Sekunde. Langsam taumelte ich von der einen zur anderen Seite, bis ich dann vor dem Büro ausstieg. Es war verdächtig ruhig auf der Strasse. Da endlich begriff ich, dass heute Sonntag war.

Der Vertrag

Argwöhnisch sah John den Vertrag an. Irgendetwas kam ihm komisch vor. Der Preis stimmte mit der mündlichen Abmachung überein, das konnt’s nicht sein. Auch das Datum war korrekt und im Kleingedruckten waren weder Schreibfehler, noch versteckte Botschaften enthalten. Besorgt aussehend, tupfte er sich die Stirn mit dem Taschentuch ab, denn die andere Partei wartete auf die Unterschrift. „Könnte ich nochmals kurz überlegen?“ Seine Frage schien belächelt zu werden. Seine drei Geschäftspartner standen mit verschränkten Armen vor ihm. Da meinte plötzlich einer der drei Jungen: „John, unterschreibe jetzt den blöden Wisch. Wo sonst erhältst Du drei Bonbons für nur fünfzehn Cent?“

Grosser Mann

Er betrat den Raum und Helene blickte ihn angsterfüllt an. Ein grosser, starker Mann stand nun direkt vor ihr. Neben ihm posierten die beiden schwarzgekleideten Bodyguards breit und selbstbewusst. Helene überlegte kurz, ob sie nun einen Schritt zurückwichen, oder ob sie sich ihrer Angst stellen sollte. Ihre braunen Augen guckten unter dem Ponny hervor und liessen vermuten, dass sie doch kein Wort hervorbringen würde. Erst jetzt fielen ihr im Hintergrund die beiden hübschen Sekretärinnen auf, welche das ganze Bild doch ein wenig freundlicher gestalteten. Jetzt fasste sie allen Mut zusammen und ergriff, noch ein wenig ängstlich, das Wort: „Lieber Nikolaus…“

Manta, Manta - Drabble Wettbewerb Oktober 2013

Der Motor seines Mantas dröhnte. Wie gewohnt streckte er seinen Ellenbogen aus dem Fenster und sah die Girls in ihren Bikinis durch seine Sonnenbrille und kaugummikauend an. Leider verpasste er jedoch dadurch das Stoppschild und plötzlich heulte eine Polizeisirene hinter ihm auf. Many fackelte nicht lange und gab Gas. Leute sprangen von der Strasse. Hier erwischte er einen Restauranttisch, da fuhr er ein Fahrrad um, immer mit den Bullen im Nacken. Many überfuhr rote Ampeln und drehte den Wagen und bremste und beschleunigte. Plötzlich ertönte über Funk: „Cut, die Scene ist im Kasten.“ Jetzt hielt Many an und stieg aus.

Was für ein Tag

Was für ein Tag. Die Nerven liegen blank. Die Kinder, von der Geduld verlassen und schier unaufhörlich am Nörgeln. Die Ehefrau bereitet genervt das Mahl vor und rührt und rührt pausenlos, während der Ehemann noch dies und das besorgen, das Auto waschen, die Kinder beruhigen und den Staubsauger in die Hand nehmen soll. Die Tochter wird vom etwas älteren Sohn zu Boden geworfen und weint bitterlich. Die Zimmer sehen aus wie Saustall und zu alle dem scheinen ausgerechnet die Nachbarn zur Linken alles im Griff zu haben. Schweinerei! Der Mann flippt fast aus und denkt: ‚Hoffentlich ist Weihnachten bald vorbei.‘

Wolf

Der Vollmond stand hoch und seine Augen gingen auf, ja sie fielen beinahe aus den Augenhöhlen heraus. Das Gewand riss an jenen Stellen, wo die Muskel emporstiegen. Johnny’s Nase verformte sich in seinem schmerzverzerrten Gesicht und nahm die Gestalt einer Wolfsnase an. Sein Schreien wandelte sich zu einem Jaulen und der Oberkörper warf einen immer grösseren Schatten. Die Leute um ihn herum schrien und rannten davon. Das Dorf schien in kurzer Zeit ausgestorben zu sein. Nun war die Verwandlung abgeschlossen und für eine weitere Nacht war ein Werwolf geboren worden. Marc nahm Doris in den Arm und meinte: „Guter Film!“

Brief

Meine liebe Jenny. Ich schreibe Dir von der Front. Der Feind ist mir immer einen Schritt voraus, so scheint es zumindest. Er weiss ständig, was zu tun ist um zu erobern, was eigentlich mir gehört. Langsam verzweifle ich und es fällt mir schwer, standhaft zu bleiben. Das einzige, was mich voran treibt, ist der Gedanke, durch diesen Krieg für immer mit Dir zusammen sein zu dürfen. Ich merke, dass der Weg noch lang sein wird, doch ich werde ihn gehen, für Dich, meine Liebste, und der Feind wird versagen. Oh, wie ist dieser Kampf schön. Der Kampf um Dein Herz.

Das Monster!

Das Monster trat auf sie zu. Seine Augen leuchteten orange und die behaarte Brust wog sich simultan mit der Atmung auf und ab. Seine Zähne fletschten und in der einen Hand hielt es ein Messer. Tamara schritt vor Schreck rückwärts und plötzlich stolperte sie über eine Wurzel mitten auf ihren Po. Das Monster kam nun immer näher und drohte sie zu ermorden. Tamara bemerkte, dass es etwas sagte, konnte aber der piepsenden Stimme nicht folgen. „Was willst Du denn? Ich gebe Dir alles was ich habe.“ Ihre Stimme erklang sehr ängstlich. Da wiederholte das Monster: „Happy Halloween, Süsses oder Saures!“

Überraschung

Johnny kommt zu spät zur Arbeit und sein Chef pfeift ihn zusammen. Dabei musste er doch noch für die grosse Geschäftsreise packen und vergass die Hälfte zuhause. Ausserdem ist die Präsentation für das Meeting nicht fertig, was ihm eine zweite Kopfnuss vom Chef einheimst. Mittagessen fällt aus und seine Moral ist am Ende. Gegen sechzehn Uhr wird dann noch die Geschäftsreise abgesagt und somit ist der Bonus diesen Monat futsch. Genervt kommt er nach Hause, doch seine Laune bessert sich, als er seine Freundin in Reizwäsche angekettet auf dem Bett entdeckt. Doch plötzlich kommt ihr blöder Lover aus dem Bad.

Sie ist heiss

Wow! Was für ein Gefühl. Es stellen sich mir die Nackenhaare auf und Gänsehaut zeichnet sich am ganzen Körper ab. Ich liege morgens noch im Bett, knapp bekleidet. Sie ist einfach unglaublich heiss und ich muss aufpassen, da ihre Zerbrechlichkeit wie Porzellan zu sein scheint. Innerlich kocht sie und ich habe Angst, mir die Finger zu verbrennen. Was habe ich nur früher ohne ihre Gesellschaft gemacht. Ich war schlecht gelaunt und die morgendlichen Stunden waren unglaublich langweilig und öde. Doch nun freue ich mich immer wieder von ihr verwöhnt zu werden. Tja, die Tasse Kaffee am Morgen ist einfach unersetzlich.

Erstes Date - Drabble Wettbewerb November 2013

Wär ich doch bloss zuhause geblieben bei Eishockey im TV und Chips auf der Couch. Solch ein schreckliches erstes Date hatte ich noch nie zuvor. Dabei sah sie doch so heiss aus! Lange blonde Haare und einen Körperbau, bei dem jeder Kerl schwach wird. Doch dann fängt die Tussi plötzlich an über ihren Ex zu quasseln! Wie sehr sie froh sei, dass er sie getroffen hätte und wie verliebt sie doch sei, seinetwegen. Doch das Schlimmste kommt noch: Die Frau wollte tatsächlich nen Dreier! Sagte, sie hoffe, er würde uns beide treffen! Wer ist der blöde Kerl überhaupt, dieser AMOR?

Freitag, nicht der dreizehnte

Sie war in ihrem eigenen Haus gefangen. Es war Freitag, nicht der dreizehnte und seit Beginn des Tages hatte Giselle das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Die schwarze Katze, welche sie mit ihrem Wagen in der zweiunddreissigsten überrollte, war auf der Stelle tot. Am Mittag dann der Schock: Eine Fliege in der Suppe der Firmenkantine, doch Giselle liess sich nichts anmerken. Am Abend forderte ihr Chef noch Überstunden. Das Wetter war während des Tages grausam und die Laune einfach nur schlecht. Da plötzlich klingelte es und Monster standen vor der Tür. Aus ihren Mündern kam im Chor: „Süsses oder Saures!“

Brusthaare

Oje, oje. Seine Haare sind gelockt im Afrostyle und lang. Die Brille riesengross und rund. Sollte sein Sehvermögen so schlecht sein wie das Ding auf seiner Nase gross ist, wäre er blind! Das bunte Hemd bloss bis zur Hälfte geknöpft und die Brusthaare stolz präsentierend, macht er eine Pose, die jenseits von gut und böse ist. Er steht mitten auf der Tanzfläche und die obenrum engen Hosen, welche sich am Unterschenkel plötzlich in schier unendliche Weiten öffnen, gewähren einen Anblick, den man sich ersparen könnte. Jetzt lege ich das uralte Foto von mir weg. Wie schön waren doch die Siebziger.

Endlich

Heute wird es soweit sein! Ich bin quasi am Ziel meiner Träume angekommen. Es fehlen noch einige wenige Stunden, dann geht mein Traum zu guter letzt in Erfüllung. Es ist wie Weihnachten und Geburtstag auf einmal. Nervös hebt und senkt sich mein Fuss im Millisekunden Takt. Gegen meinen Willen strecken sich die Finger und ich spüre förmlich, wie meine Pupillen geweitet sind. Immerhin scheint mich die Helligkeit des Computerbildschirmes zu blenden. Die Dissonanz weicht der unglaublichen Freude auf das bevorstehende Ereignis. Und da ist es endlich! Ich kann es kaum fassen: Der einhundertste Besucher dieses Buches!! Vielen Dank dafür Bookrix.

Unfall

Meine Füsse pressten mit unglaublichem Druck auf das mittlere Pedal meines Opel Kombis. Der ganze Körper schien voller Angst vor der Windschutzscheibe zurückzuweichen, was dank der ausgestreckten Arme, mündend in den Händen und Fingern die das Lenkrad auszuquetschen drohten, auch gelang. Ich spürte, wie sich meine Adern im Hals pulsierend im Sekundentakt weiteten und zusammenzogen. Das Herz schien nicht sicher zu sein, ob es nun ganz aussetzen oder unglaublich schnell rasen wollte. Es entschied sich für Letzteres. All dies geschah im Bruchteil eines Augenblickes. Dann kam der Wagen zum stehen und die Entenfamilie vor mir watschelte ungestört an mir vorbei.

Draus vom Wald... - Drabble Wettbewerb Dezember 2013

Draus‘, vom Walde komm ich her

Ich trag den Sack, der ist nicht schwer

Die Kinder freuen sich schon sehr

Die wissens’s nicht: der Sack ist leer

Die armen kleinen Kinderlein

Wie werden die dann traurig sein

Die Elfen streikten mit wenig Manier

Drum steh ich ohne Geschenke hier

Der Lohn sei schlecht, ich ein Tyrann

Ich weiss schon, da ist etwas dran

Ich stapfe durch den Schnee und glaub

Die Ohren frieren, sind bald taub

Da kommen plötzlich Elfen daher

Und bringen Säcke voll und schwer

Mehr Lohn bekommen Sie jetzt nun

Ich kündige! Werd‘ das nicht mehr tun

Thank you N.M

Ein Weg, der steiniger nicht hätte sein können. Ein Kampf, welcher von Anfang an aussichtslos schien. Ein Leben, das von Aufopferung spricht.

Es gab diesen Krieg! Es gab tatsächlich einmal das Volksgefühl, dass manche Menschen NICHT als Menschen zählen durften, bloss weil sie eine andere Hautfarbe hatten. Viele wehrten sich gegen diese Ungerechtigkeit, doch viele leider nicht! Was soll das für einen Unterschied machen, ob man helle oder dunkle Haut hat? Werden wir uns der Tatsache bewusst, dass es keine Rassen gibt! Es gibt bloss Menschen.

WIR SIND GLEICH und Du bist diesen steinigen Weg gegangen! Thank you Nelson Mandela.

Autoritätsperson

Was für einen Mist erzählt dieser Typ. Es reicht ja, dass er stinkt und diesen grauenhaften roten Umhang trägt. Das Clownkostüm erinnert mich an einen drittklassigen Zirkus, welcher es bereits aufgegeben hat, sich etablieren zu wollen. Sein Atem stinkt nach Alkohol und Zigaretten und seine beiden Bodyguards - ganz in schwarz - sehen nicht viel motivierter aus als er. Autoritätsperson hin oder her, ICH habe keine Angst vor ihm! Der schwafelt da vor sich hin und meine Eltern glotzen uns voller Stolz entgegen. Klar, ich mit meinen fünf Jahren sollte nicht so urteilen, doch der Nikolaus in diesem Jahr ist echt mies!

Ferierabend

Endlich Feierabend und ich gönn mir ein Bier. Die Leute in der Kneipe gaffen mich an, als ob ich von einem anderen Stern käme. Dabei habe ich doch das selbe Recht wie jeder andere hier. Auch diese schlipstragenden Affen trinken doch manchmal ein Bier nach getaner Arbeit. Ich verstehe das nicht. Glotzt nur? Ja, ich bin schmutzig! Habe die ganze Zeit im Tunnel verbracht und bin müde. Wahrscheinlich stinke ich unglaublich. Das ist mir jedoch egal. Ich trink mein Bier aus und leg mich zuhause hin. Ihr könnt nun mit eurer Tagesarbeit beginnen! Ich gehe heut Abend wieder auf Nachtschicht.

Das Knallen

Die Bomben fliegen. Überall knallt und rattert es. Scheiben sind dem Bersten nahe und klirren leise in ihren Halterungen. Irgendwo schreit ein Baby und die Mutter versucht es mit unkonventionellen Mitteln zum Schweigen zu bringen. Das Knallen erleuchtet den Himmel. Er strahlt in allen Farben und die Menschen sammeln sich auf den Strassen. Ein Angriff der Superlative zeigt ein nur selten da gewesenes Bild, dessen Resultat sich in mein Gehirn brennt. Das Baby schreit unaufhörlich. Kinder kriegen es mit der Angst zu tun und auch ich fürchte mich zunehmend. Da plötzlich kommt mein Nachbar und meint: „Happy New Year, John!“

Mein Mustang

Was für ein Angebot. Ein echter amerikanischer Mustang wurde über Internet versteigert. Der Zustand sei gut, schrieben sie. Für mich als Bastler wäre das alles kein Problem. Auch die Farbe weiss konnte ich selber ändern! Ich stellte mir vor wie ich durch die Strassen fahre und mich vor den angesagtesten Clubs damit zeigen würde. Ich stellte mir vor, wie ich reihenweise Frauen damit abschleppte. Die Mail, der Mustang sei verschifft worden, war bald im Haus. Dann kam die Nachricht, der Mustang sei zum Abholen bereit am Zoll. Freude pur! Ich ging vorbei und was haben die mir gegeben? Ein Pferd?

Vorsätze - Drabble Wettbewerb Januar 2014

So! Jetzt will ich‘s wissen! Meine guten Vorsätze sind gefasst. Die Villa mit riesen Pool und Lobby, der Ford Mustang - American Style versteht sich -, die Jacht in der Karibik und der Privatjet, das alles wartet auf mich, ich weiss es genau, ich kann es fühlen. Blonde, vollbusige Frauen werden mich umgeben und mich begehren und die Buchverlage und Plattenbosse streiten sich über meine Werke und über meine Musik. Mein Vater ist jedoch nicht so einverstanden damit und vertritt eine neutralere Meinung: "Wir sprechen später darüber." Hat er gesagt. "In sechs oder sieben Jahren." Hat er gesagt. "Wenn du achtzehn bist!"

Neues Auto

Neulich hab ich mir ein neues Auto gekauft. Der Preis stimmte, die Kilometerzahl war im Rahmen und der Verbrauch top! Doch mein Nachbar vergönnte mir wohl den neuen Familienvan. Sein kennender Strassenverordnungs-Blick verriet dies. Er meinte: „Du darfst den Wagen gar nicht fahren!“ Verblüfft wie ich war, schluckte ich leer und fing an, auf dem Smartphone nach Verordnungen und Regeln für Familienkarren zu suchen. Ich fand nichts. Eine Viertelstunde später hatte ich endlich den Mut nachzufragen, warum es mir vergönnt war, mein neues Auto zu fahren. Mein Nachbar sagte lächelnd: „Na das ist ein Automat und heuer ist ein Schaltjahr!“

Der Kuss - Drabble Wettbewerb Februar 2014

Er war nicht gerade das, was man einen Traumtypen nannte. Doch alle bestärkten sie darin; Ihre Freunde, ihre Eltern, einfach alle. Und ausserdem; Die Hochzeit war bereits arrangiert. Nach dem ersten Kuss sollte das Fest steigen. Sie mit ihrem schönen, weissen Schleier sah aus wie ein Engel. Er hatte sich noch im letzten Moment eine Fliege geschnappt und sah etwas schleimig aus mit seinem breiten Grinsen. 'Was soll's' dachte sie sich und ihre Lippen näherten sich den seinen. Dann küsste sie ihn! Die ganze Gesellschaft schaute gebannt zu. Doch nichts geschah. Das Reptil ändert sich nicht. Der Frosch blieb Frosch.

Das Trikot

Ja es war schon komisch. Was für ein Blinddate sollte das sein? Die Dame schrieb bloss, sie hätte ein blaues Trikot an mit roten und weissen Streifen an den Ärmeln. Nun stehe ich hier. Und sie? Wo ist die gute Frau? Ich komme mir schon ein bisschen komisch vor mit meinem Strauss Blumen und dem Schlipps, den ich trage. Die Leute gaffen mich bloss blöd an und grinsen noch dabei. Ich kann mir keinen Reim daraus machen. Überall sehe ich diese blauen Trikots mit den Streifen und zwar an Frauen und Männern. Die Meute tobt und schreit; „Go Rangers, Go!“

Valentinstag

Ich armer Kerl verstand die Welt nicht mehr! Ich stand da wie ein gewaschener Pudel, der in der Waschmaschine durch die Trommel geschleudert und anschliessend mit den Beinen nach oben aufgehängt wurde. Dabei habe ich es bloss gut gemeint. Sie war meine erste Freundin und es war mein erster Valentinstag, an dem ich ihr meine Liebe beweisen wollte. Stattdessen hat sie mich am selben Abend abserviert. Ich hatte doch einen solch schönen Strauss besorg um ihr eine Freude zu bereiten. Doch alles was sie sagte, bevor sie mich aus dem Haus warf war; „Valentinstag hat was mit Blumen zu tun!“

Knete

Terry setzt sich selbstsicher hin und hält ein Blatt in seiner Hand auf dem unerkennbare Hieroglyphen drauf stehen. Er lässt den Wisch elegant auf das Pult segeln, ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen. „Was ist das?“ Fragt dieser. „Mein Stundenrapport.“ Erwidert Terry düster. Und weiter: „Ich habe bis jetzt noch kein Geld gesehen für meine Arbeit, Chef. Wo ist die Knete also?“ Nun schaut auch sein Gegenüber böse drein: „Das liegt vielleicht daran, dass du kein Geld bekommen wirst. Nun setzt dich wieder hin, der Unterricht geht weiter! Und ich bin immer noch der Lehrer, nicht der Chef!“

Party

Die Party war in vollem Gange. Die Teilnehmer taumelten hin und her und rannten wie wild durcheinander. Kuchen am Boden und an den Wänden und Getränke überall verteilt. Das Lokal sah aus wie ein Kuhstall. Der eine pennte auf dem Boden und zwei Mädchen teilten sich eine Couch. Hinten in der Ecke hockte jemand neben einem umgekippten Glas und hatte sich die Hosen nass gemacht. Ich griff mir an den Kopf und fragte mich, wie ich das alles je wieder sauber kriegen sollte. Dann kam die kleine Aline und meinte; „Mamy, das war ein wunderschöner sechster Geburtstag, ich liebe Dich!“

Monster - Drabble Wettbewerb Juli 2014

Was war das? Das Zimmer scheint verhext, die Vorhänge bewegen sich ohne die Hilfe von offenen Fenstern und hinein strömendem Wind. Suspekte Geräusche holen mich aus dem Schlaf und plötzlich meine ich, eine dunkle Gestalt neben dem Schrank gegenüber dem Bett zu erblicken. Ich schwitze und Tränen kullern aus meinen Augen direkt auf das Kopfkissen. Die Decke ist bis zur Nase hochgezogen und die Augen suchen wach, jedoch ängstlich nach dem Monster, welches sich in meinem Zimmer versteckt haben muss. Ich halte es nicht mehr aus und schreie wild. Da kommt endlich Mama und gibt mir beruhigend den Schnuller wieder.

Arbeiterschaft

Nur noch das Dach, dann ist der Bau fertig. Die Architekten haben sich wohl die Vulkane dieser Erde als Beispiel genommen. Für mich als Beobachter sieht’s jedenfalls so aus. Die Arbeiterschaft jedoch ist bereits am Einräumen von Nahrungsmitteln und Gerätschaften in das dubiose Objekt. Ich staune, wie viel Material die dort hineintragen. Fleissig wird gezerrt und geschoben. Ich verstehe das nicht. Lautstark melde ich mich und rufe hinüber: „Hey, wann wird das Dach montiert? Die Ware wird doch so platschnass!“ Doch es wird bloss wild weitergearbeitet. Da kommt mein Sohn und meint; „Papi, Ameisen machen kein Dach auf ihren Hügel!“

Baustelle

Auf der Baustelle brüllt einer herum. So etwas hatten die Bauleute noch nie gehört. Die Schreiner montieren die Sockelleisten und schneiden mit der Fräse wild drauflos. Maurer, Dachdecker und Sanitärinstallateure vernehmen plötzlich einen dieser Schreiner. Er brüllt: „Auuu, mein Finger!! Wo ist er? Nein, das kann nicht sein!! Ajuto!! Wo ist er?!“ Von überall her strömen die Bauleute zu Hilfe, um so schnell wie möglich zu reagieren, damit man den Finger wieder annähen kann. Der Maurer meint: „Schreiner, der Finger ist ja noch dran! Was brüllst denn so?“ „Ich such nicht den Finger, sondern den Lehrling, der mir draufgehauen hat!“

Holztruhe

Der Chef brüllt mich an: „Mein Gott, wo hast Du Sägen gelernt? Die ganze Truhe kannst Du nun wegschmeissen! Weisst Du eigentlich, wie hoch die Holzpreise sind?“ Ich versinke langsam in mir selbst. Die Truhe gefällt mir persönlich gut. Mein Gegenüber jedoch schreit unbeirrt weiter: „Am liebsten würde ich dich nach Hause schicken! Wäre ich hier nicht so gebunden an Verordnungen, Gesetze und so weiter, hätte ich dir schon lange eine verpasst! Konzentrier dich gefälligst während der Arbeit! Hast du denn keinen Sinn für Ästhetik? Du kannst doch…“ Ich hör schon nicht mehr zu. Werkunterricht in der Schule ist doof!

Porsche

„Warum haben Sie den davonkommen lassen? Das Schild ist doch eindeutig und sie als Polizist sollten wissen, dass hier Motorfahrzeuge nicht passieren dürfen. Wollen sie versetzt werden…“ Der Polizeichef hämmert auf den armen, sonst so pflichtbewussten Samuel ein wie ein Wilder. Dieser kommt nicht zu Wort, obwohl er offensichtlich auch etwas zu sagen hätte. Dann endlich Pause des Chefs. Samuel nutzt die Gelegenheit: „Aber Chef. Der Herr fuhr einen Porsche Cayenne Turbo und…“ Der Vorgesetzte ausser sich: „Und deshalb darf der ALLES?“ Samuel: „Nein, aber schauen sie sich doch einmal das Verkehrsschild an, das Bildchen ähnelt eher einem Nissan Primera!“

Strassenmusiker

Eine Menschentraube hat sich vor dem recht guten Strassenmusiker gebildet. „Guten Tag. Sie haben doch sicher eine Bewilligung für Ihre Aufführung? Strassenmusik muss angemeldet werden.“ Meint der Polizist zum jungen Mann mit der Gitarre höflich. „Ick nix verstand Mösiö. Ick aus Russland, nix Doitsch!“ Kontert dieser. „Haben Sie Bewilligung für Musik?“ Der Mann zeigt einen Fetzen Papier. Polizist: „Ou, der ist nur für gestern. Wollen wir nicht so sein. Holen Sie sich einfach für morgen einen neuen. Da?“ „Da!“ Polizist läuft weg und schüttelt lächelnd den Kopf. Da hört er den Musiker: „Jetzt alle; Und dann die Hände, zum Himmel…“

 

Im Einsatz

Georges‘ Gesichtsausdruck nach der Schicht lässt seine Frau nichts Gutes vermuten. In der Vergangenheit ist es vorgekommen, dass er in seinem Polizistendasein Dinge erlebt hat, die ihn nachdenklich stimmten und je älter er wird, umso mehr nimmt er die Arbeit mit nach Hause. Verfolgungsjagten, Schusswaffeneinsätze oder Unfalluntersuchungen scheinen ihm zuzusetzen. Auch heute wieder wagt sich Hilde anfänglich nicht zu fragen, was los sei. Sie setzt sich leise neben ihn hin und nimmt seine Hand, hüllt sich aber in Schweigen. Endlich eröffnet Georges den Monolog: "Weisst du Hilde, so schlimm war‘s noch nie. Die haben die Donats in den Pausen gestrichen…"

 

Herbst - Drabble Wettbewerb Oktober 2014

Es ist Herbst. Er ist erwacht und er ist wunderschön! So goldig, wie ich es noch nie gesehen habe. Es scheint, als ob die ganze Welt in seiner Schönheit versinkt. Lange haben wir auf ihn gewartet und gehofft, dass seine Ankunft so verläuft, wie wir es uns die ganze Zeit vorgestellt haben. Nun können wir ihn in vollen Zügen geniessen und hoffen, dass er nie mehr geht. Naja, früher oder später wird‘s wohl so sein, doch vorerst bleibt er. Ich könnte ihn den ganzen Tag bewundern und anstarren, so hübsch ist er. Ja, er ist erwacht! Mein Sohn ist geboren!

Sonntag - Drabble Wettbewerb Dezember 2014

Ich wach am Sonntag um zehn Uhr nach einer höllischen Partynacht auf und hab drei verpasste Anrufe vom Chef auf dem Phone. Hat der sie nicht mehr alle? Der Kerl ruft mich doch tatsächlich am Sonntag an. Wenn der meine Kopfschmerzen hätte! Frechheit! Da klingelt es wieder. „Hallo Chef.“ Etwas verschlafen nehm ich ab. Schon fängt der Kerl auf der anderen Seite an zu wettern: Ich unterbreche ihn beim fluchen: „Aber Chef, es ist Sonntag!“ „Na klar…“ meint er, „...aber die Leute warten auf Dich in der Kirche!“ Ich: „Und was soll ich da?“ „Du bist der Pfarrer du Idiot.“

 

Osteresel

„Mama, ich hab den Osteresel gesehen..!!“ Die kleine Emily spricht sehr unbeeindruckt. Mama hingegen gerät in Erklärungsnot. Sie weiss nicht, wie sie ihrer Tochter beibringen soll, dass es nicht einmal den Osterhasen gibt. Sie legt das Handtuch weg und dreht sich um. Langsam schreitet sie zum Küchentisch, an dem Emily gerade auf dem iPad ein „I shot the Osterhasen“ Game spielt. „Emily, hör mir nun gut zu.“ Fängt die besorgte Mutter an. „Weisst du, es gibt den Osterhasen gar nicht. Es gibt auch keinen Osteresel.“ „Ich weiss...“ sagt Emily. „Wollte dir nur sagen, dass Daddy im Garten die Eier vergräbt.“ 

Der Einbruch

Das Türschloss war offen. Jemand hatte es geschafft, den Code der Alarmanlage zu knacken. Jenny öffnete die Türe einen Spalt weit. Es roch komisch. Es roch nach Parfum. Ein Parfum, welches sie niemals benutzen würde. Langsam bekam sie es mit der Angst zu tun. Jenny griff nach ihrem Mobiltelefon und überlegte sich für einen Sekundenbruchteil, die 911 zu wählen. Da plötzlich hörte sie etwas. Sie müsste handeln, wenn sie den Einbrecher auf frischer Tat ertappen wollte, das wusste sie genau. Ein zaghaftes „Hallo“ von Jenny ging durch den Raum bevor sie den Lichtschalter betätigte. Da endlich riefen alle ihre Freunde: „Überraschung!“

Meine Freunde sind da

Super, alle meine Freunde sind da! Und manche haben was mitgebracht. Terry hält nen riesen grossen Kuchen in der Hand. Wunderschön garniert ist er mit Kokosstreusel oben drauf. Müsste Schoko sein, ich kanns noch nicht ganz erkennen. Ich frag ihn einfach. Auf die Antwort warte ich nicht lange; es IST Schokolade. Samantha trägt ihr wunderschönes rotes Kleid: "Sam, I like!!" Ihre Antwort, ein schlichtes; "Thank you!" Bevor sie allen anderen auch antwortet. Keira ist wie gewohnt still und sitzt bloss grinsend da. Das ist so typisch. Ja es ist wirklich cool, Fotos und Videos meiner Freunde auf Facebook zu sehen. 

So schön

Du stehst vor mir, so schön und klar. Wie eine wunderschöne Blume. Ich liebe dich jetzt schon! Zwar kenne ich Dich noch nicht und das Äussere täuscht nicht selten über das Innere hinweg, doch bei Dir habe ich ein unglaublich gutes Gefühl. Du bist befremdlich laut und es flasht mich ungemein, in Dich hinein zu sehen. Deine klaren Linien und die Strukturen erinnern mich an meine vorherige Liebe. Sie war nicht im Geringsten so hübsch wie Du, dennoch hatte auch sie ihren Charme. Aber bei Dir will ich bleiben, für immer! Nun bist Du mein! Ich liebe Dich „New York.“

Hausmusik - Drabble Wettbewerb September 2016

 Morgens, halb acht in der Schweiz. Meine Tochter betritt die Küche. Frühstück ist bereit und mein Sohn hat wieder mehr Nutella als Brot auf dem Teller. Jedenfalls hat die Tochter den Kopfhörer auf. Die jungen Leute sind einfach nicht mehr kommunikativ. Sie sieht meinen Blick, schüttelt den Kopf und brüllt: „Hausmusik!“ bevor sie die Augen verdreht. Ich so: „Gute Idee“ und fange zu Trommeln und Singen an. Musik machen mit den Kindern, toll! Sie verdreht abermals die Augen, nimmt den Hörer ab und legt ihn mir auf die Ohren. Unverständliches Poltern und Dröhnen erreicht mein Hirn und sie meint: „Housemusik!“

Eis - Drabble Wettbewerb Februar 2017

„Dady, ich möchte Eis haben.“ Meine Tochter ist zwar süß, aber das geht zu weit. Ich schaue sie an und sage betont streng:
„Beim Abendessen gibt es kein Eis. Und im Winter schon gar nicht, junge Dame. Iss dein Brot auf.“ Sie aber schaut nur unverständlich drein.
„Nicht ein Eis. Zwei Eis!“
„Wir haben keins.“
„Doch!“
„Nein!“
„Dooooooch!“ Ich nerve mich zwischenzeitlich.
„Dann zeig es mir bitte.“ Ich nehme sie auf den Arm und gehe mit ihr zum Kühlschrank. Sie deutet mit dem Finger drauf. Ich lache laut los.
„Schatz, es heißt nicht Eis, der Plural von Ei ist Eier“ 

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Text: Mike Sterren
Images: Mike Sterren
Publication Date: 09-07-2013

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