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Prolog


In allen Dingen, irgendwie,
steckt wohl ein Stück Melancholie.

 

Doch sollte sie uns auch verführen,
auch anderes mit aufzuspüren.

 

Denn wie es schon im Sprichwort heißt:
„Die Welt, sie ist nicht nur schwarz-weiß!“

Oktober

 Koloriert sind Baum und Strauch.

Bald wird es Nachtfrost geben.
Mehr Wollstoff ist jetzt im Gebrauch,
Altweibersommer eben!

 

Melancholie befällt den Wald
und manche Zeitgenossen.
Ein Sonnentag grüßt bis auf bald.
Das Freibad hat geschlossen.

 

Die Felder sind fast alle kahl,
die Ernten sind geborgen.
Der Landwirt darf sich wiedermal
um den Verkaufspreis sorgen.

 

Doch schenkt uns der Oktober auch
Kastanien und Nüsse.
Im Frühherbst erntet mancher auch
spätes Glück und Küsse.

 

Der nächste Sommer der darf dann
von dem Ergebnis zehren.
Und so freundlich wie er kann,
neue Bürger nähren!

In Windeseile

 

 

Ein Blatt im Windfühlt sich befreit,
es schwebt ganz kurzdurch Raum und Zeit.

 

Kann sich jetzt gänzlich ungehalten,
wie es hofft, beglückt entfalten.

 

Der Aufwind, nun er trägt nicht weit,
so wird es Humus mit der Zeit.

 

Und nährt ein neues, frisches Blatt,
was auch den Traum vom Fliegen hat.

Drachensteigen

 

Oben am Drachen zerrt der Wind.
Unten, mittels Schnur, ein Kind.

 

Der Feldweg und das Stoppelfeld
sind ihnen Mittelpunkt der Welt.

 

Hier üben sie die Kunst zu Fliegen
und die Schwerkraft zu besiegen.

 

Doch ohne bösartige Schult
reißen nun Schnur und auch Geduld.

 

Dem Drachen scheint der Himmel blauer.
Indessen ist sei Lenker sauer.

 

Der Text, er wird jetzt abgekürzt,
da beider Träume abgestürzt.

Abschied

 Die Hagebutten sind schon reif.

Der Herbst steht bunt in Blüte.
Altweibersommer strahlt noch mal
in seiner letzten Güte.

 

Der Feldhamster in seinem Bau
macht es sich nun gemütlich.
Am Moorsee fehlt der Kranich-ruf.
Die Vögel sind schon südlich.

 

Die Astern stehen noch Spalier
neben kahlen Beeten.
Sie scheinen dieser Tage hier
den Sommer zu vertreten.

 

Doch jedes Thermometer
zeigt schon Richtung Minus-Grade.
Ums Gartenjahr, was sich jetzt neigt,
ist es wie immer schade!

Anfang November

 

So wie der Herbst die Blätter färbt,
so malt nur ein Genie.

 

Der Wind erfasst jetzt Blatt für Blatt
und mich Melancholie.

Herbstmorgen

 

Der Wald stellt sich aufs Rascheln um,
bezüglich seiner Töne.

Ein Echo irrt im Wald herum
und sucht umsonst sein Publikum.

Das ist am Herbst das Schöne.

 

Nur Krähen, die am Waldrand lauschen,
um danach unter sich zu plauschen.

Die stören jetzt den jungen Tag,
der sich noch neblig zeigen mag.

 

Doch das bleibt nicht immer so.
Der Mittag, der wird farbenfroh.

Und zumindest hier im Reim
ein wunderschöner Herbsttag sein.

Die Parkbank

 

Die Parkbank fröstelt dieser Tage.
Schon lange ist sie Menschenleer.

Die Sonne zeigt sich nur noch wage.
Nebel zieht im Park umher.

 

Vorbei die lauen Sommernächte.
Das satte Grün an Baum und Strauch.

Wenn man all das was war bedächte.
Nebst dem, was wünschenswert jetzt sei,
so ist der Parkbank nur zu gönnen,
es werde baldigst wieder Mai.

 

Denn es gehört zu ihren Pflichten,
Menschen zu sammeln und Geschichten.

Leiser Zwischenruf

 

Ein Specht hat einen Stamm fixiert

und dort sein Handwerk demonstriert.

 

Während bei ihm die Späne fliegen,
kommt Waldes-ruhe zum Erliegen.

 

Kein Waldbewohner überhört,
das solch ein Baulärm nervt und stört.

 

Doch äußerst friedvoll ist solch Fall
im Gegensatz zum Büchsenknall.

Bilanz

 Das Stoppelfeld, es ist jetzt gram,

weil man ihm seine Ähren nahm.

 

Der Verlust erfolgte schnell.
Ohne Warnung, maschinell.

 

Ein Hamster, letzter seiner Art,
hat ein paar Ähren noch bewahrt.

 

In dem von ihm bewohnten Stollen.
Unter des Feldes kahlen Schollen.

 

Doch all dies spendet keinen Trost.
Das Feld bleibt weiterhin erbost.

 

Und lernt, der Mensch er pflegt indessen,
pro Feld stets eigene Interessen.

Weg-Beschreibung

 Ein Wanderweg, durch Herbstlaub träge,

geht ganz bedächtig seiner Wege.

 

Er scheint auch nicht dazu zu neigen
nach irgendwo hin abzuzweigen.

 

Bildet unbekannter Zwecke
somit eine gerade Strecke.

 

Scheinbar führt die mit der Zeit,
bis in alle Ewigkeit.

 

Doch hier irrt der Spekulant.
Ihr Ziel ist stets der Waldessrand.

 

Wohin auch sein Blick man wendet,
man ahnt das aller Anfang endet.

Gewissheit

 Buchenlaub schneit durch den Wald

bildet rot-braune Matten.

 

Das Jahr, es wird nun langsam alt.
Bald wird man es bestatten.

 

Ein großer Baum hat sich gelegt,
erschöpft vom langen Stehen.

 

Sein Bild, es hat mich sehr bewegt.
Auch ich werde einst gehen.

Vermutlich

Eine letzte Rose blüht.
Herbstlaub treibt im Wind.

 

Dort geht ein Mann mit Hand am Hut.
Er scheint sehr missgestimmt.

 

Die Spatzen pfeifen es vom Dach.
Der Herbst ist längst schon da.

 

Morgen Nacht ist Halloween
und Weihnachten bald nah.

 

Der letzte Sonnenschein begann
manch Laubbaum bunt zu tupfen.

 

Der Mann mit Hut bleibt missgestimmt.
Er leidet wohl an Schnupfen.

Inspiration

 Wenn Kürbisse zu Halloween

unentwegt Grimassen zieh'n,

 

nebst flakerhaften Kerzenlicht.
Dann schreibe ich mir ein Gedicht.

 

Und leugne diesen Mummenschanz.
zwar allgemein, jedoch nicht ganz.

 

Denn dieser Brauch ist irgendwie
Oktoberschluß-Melancholie.

 

So macht das Ganze immerhin
auch für Lyriker noch Sinn.

Imprint

Publication Date: 11-12-2021

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