Die letzten Strahlen der Sonne tauchten die Bäume des Waldes in ein helles rosa. Ein friedliches Bild, als Mutter Natur auf ihre Schöpfung hinab schaute. Alles lebte im Einklang und existierte nicht ohne das andere. Der ständige Kreislauf von Leben und Tod.
Langsam verschwand die Sonne. Noch ein kleines Stück. Ein letzter Strahl. Die Nacht hatte begonnen.
Mit dem ersten Schein des Mondes kamen die Feen heraus. Mondfeen. Sie waren für die Nacht zuständig. Mussten Blumen schließen und Leben nehmen. Sie waren Tod und doch Liebe zugleich.
Laladi, eine junge Mondfee, flatterte durch den Wald. Ihre braunen langen und gewellten Haare wehten im Wind. Das schlichte graue Kleid mit blauen Umrandungen umfloß ihren schlanken Körper. Die durchsichtigen zarten Flügel mit den silbernen Mustern verrichteten die Arbeit des Fliegens sehr gut.
Fröhlich tänzelte Laladi an den Blumen vorbei. Jede einzelne schloss sich langsam. Eine besonders kümmerliche Blume erweckte die Aufmerksamkeit der Fee. Sanft streichelte sie die Blume, drückte mit den zierlichen Fingern die Blätter zusammen. Laladi schloß die Augen. Ein leichtes Schimmern verließ die Blume und verlor sich in der Unendlichkeit des Universums. Die Mondfee atmete aus. Das sterben lassen eines Lebewesens sowie einer Blume zerrte immer an der Seele und der Lebenskraft. Die Arbeit einer Fee in der Nacht war nicht zu unterschätzen, während die Sonnenfeen Leben gaben und die Mondfeen Leben nahmen, hielt sich das Gleichgewicht der Welt.
Laladi flog nun weiter und verrichtete ihr Werk. Als der Mond nun voll am Himmel stand und die Sterne leuchteten, waren alle Feen mit ihrer schweren Aufgabe fertig. Es war ihnen erlaubt, jetzt zu spielen, tanzen, zu erzählen und zu lachen.
Glücklich tanzten die jungen Fee im Schein des Mondlichtes durch die Nacht. Man hörte das fröhliche Lachen vieler Mondfeen durch den Wald hallen. Die Tiere die dort lebten fühlten sich bei dem Klang der Stimmen sicher und geborgen.
Ein starker Schimmer stieg plötzlich gen Himmel. Alle Feen hielten inne. Dieses Schimmern erschien nur wenn eine Seele ihren Körper verließ. Starker Schimmer bedeutete ein Lebewesen hatte sein Ende gefunden.
Ein lauter Ruf und Schluchzer tönte durch die Stille. "Nein!"
Laladi wandte sich der Stimme entgegen. Schillernde Tränen fielen hinab. Auch Laladis Tränen berührten den Boden. "Salerima!" galt der Schrei dem Himmel. Eine Mondfee ging. Dafür ward eine andere Fee geboren. Egal ob Sonnenfee, Lichterfee, Mondfee oder eine anderen Fee. Für jede neugeborene Fee muss eine andere sterben.
Die schlanke Gestalt auf dem Boden, die Salerima war, fing an sich in Sternenstaub aufzulösen. Jede Mondfee vergoß bittere Tränen der Trauer die später Vergissmeinnicht wachsen laßen würden. Tröstend flogen alle zu der am meisten trauernden. "Sie war meine beste Freundin." hauchte sie mit herrlicher Stimme.
Jede Nacht forderte mindestens ein Opfer, da die stetig wachsende Anzahl an Menschen den Feen das Leben schwer machte und es an jungen Feen fehlte. Das Ziel des Todes konnte jeden treffen.
Laladi richtete ein stilles Gebet an den Mond, das Salerimas Seele gut ankommen soll und frei von Hass und Gewalt verdient hat, wiedergeboren zu werden.
Es war nun zum Alltag geworden jeden Tag einen Trauerfall zu erleben. So genoßen die Feen alles was sie machten und tun würden. Sie lebten im Hier und Jetzt. Vergangenheit und Zukunft existierten nicht für sie.
Die Trauer verflog so schnell wie sie gekommen war.
Ein Schrei, der Schuss knallte in den Ohren der zarten Geschöpfe. Stummer Hilferuf stand in den Gesichtern der Mondfeen. Ein Jäger der Nacht war gekommen um sie zu vernichten. Menschen machten dies zum Spaß. Sammelten die Flügel, rißen sie erbarmungslos ab bevor die arme Fee sterben konnte. Schmerzen mussten sie durch die Menschen durchleiden. So dezimierte sich die Zahl immer mehr.
Laladi war die erste die sich in Bewegung setzte um schnell zu fliehen. Wer jetzt bis Sonnenaufgang überlebte und dem Mond folgte hatte gesiegt und durfte weiterlebn um in der nächsten Nacht dasselbe zu durchleben. Noch mehr Schüsse vielen. Dreimal stieg der Schimmer hinauf und verlor sich im Universum. Immer mehr folgten. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit, den eigentlich niemand gewinnen vermochte.
Der Mond sank nun langsam den Horizont hinunter. Die Sterne verblassten nacheinander. Laladis Seele war noch in ihrem Körper. Viele Feen verloren den Kampf. Laladi ist die Einzige, die Letzte der Mondfee. Das letzte Stück des Mondes, ein winziger Strahl. Die Sonne ging auf, tauchte alles in ein orangefarbenes Licht.
Laladi drehte sich dem Licht entgegen. Es war zu spät. "Nimm mich fort!" flüsterte sie. Die letzten Worte bevor ihre Seele den Körper verließ.
Die Menschen hatten eine ganze Rasse ausgerottet und Mutter Natur trauerte um das Ableben der Mondfeen. Sie schwörte an dem Untergang der Menschen teilzuhaben, egal wie.
Publication Date: 02-07-2012
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