Die Nacht, die ich nie vergaß
Die laute Musik dröhnte aus der Abington Stadt- Disko, als der Türsteher einem gut aussehenden Jungen die Tür öffnete und ihm einen Stempel verpasste. Ich sah ihm noch hinterher als Jason mir die Wagentür öffnete. >>Ganz schön was los oder?<<, fragte Jason. Jason ist seit der sechsten Klasse mein bester Freund. Wir machten wirklich alles zusammen, von Pizza essen bis Schlammschlachten. Jason benimmt sich eher zurückhaltend und sensibel. Das genaue Gegenteil von mir. Ich kann nie meine Klappe halten und trete meist in jedes Fettnäpfchen. Naja so bin ich eben… frech, aber manchmal auch verletzlich, ein Party-Girl und Single. Ich nahm seine ausgestreckte Hand und er zog mich sanft aus den Wagen. Die Schlange war lang und um ehrlich zu sein, hatte ich keine Lust mich hinten anzustellen. Also drängelten wir vor, sodass wir uns laute Proteste anhören mussten.
>>Meine Junge Dame. Deinen Ausweis hätte ich gerne.<<, sagte der Türsteher. Ich schaute verstohlen zu Jason herüber, der wiederum dem Türsteher fest in die Augen sah. Der Türsteher tastete benebelt nach meiner Hand, die ich ihm hinhielt. Er drückte den blauen Stempel fest auf meine Hand. So fest, dass es beinahe wehtat. Dann lies er los und ich ging mit breitem grinsen auf dem Gesicht in die Stadthalle. Jason folgte mir wie ein Hund seinem Herrchen. >>Wie machst du das bloß?<<, sagte ich.
>>Wie mach ich was, Faith?<<
>>Na du weißt schon. Das mit dem ,,Augenstarren“.<< Ich sah mich um. Ich kannte keinen von diesen Leuten. Was gut war, sonst hätten sie sicher gefragt, wie ich mit meinen sechzehn Jahren hier in diesen Club gekommen bin.
>>Keine Ahnung… Vielleicht habe ich magische Kräfte?!<<, witzelte er.
>>Sehr witzig, Jason.<< Wir setzten uns an die Bar und schlürften Cola mit einem Schuss Wodka. Nachdem ich die Hälfte des Glases ausgetrunken hatte, fragte Jason kurz und knapp: >>Tanzen?<< Ich nickte und der DJ legte meinen momentanen Lieblingssong Pokerface auf. Ich bemerkte, dass Jason nicht richtig bei der Sache war. >>Na, welches Mädel ist es?<< Er guckte mich irritiert an. >>Was?!<<
>>Ach nichts… Nicht so wichtig.<< Der DJ, der mir beim zweiten hinsehen richtig gut gefiel, legte dann einen langsamen Song auf. Jason schlang die Arme um meine Taille und ich legte vorsichtig meine Hände um seinen Hals. Sein Gesicht kam meinem näher und er legte seine Wange an meine. Nach ein paar Minuten flüsterte er zu mir: >>Wir sollten verschwinden. Schau dich nicht um und stelle keine Fragen. Vertrau mir, Schatz.<< Ich hob meinen Kopf und sah im in die eisblauen Augen. Seine Hand, die immer noch um meine Taille geschlungen war, zog mich langsam aus der Menge. Ich wusste nicht was er vorhatte und als wir aus der Halle kamen, ging er mit zügigen Schritten direkt zu seinem Volvo. Sobald wir im Auto saßen, trat er aufs Gaspedal und wir fuhren mit hundert Sachen die Landstraße entlang. Er bog in die Straße ein, wo ich mit meinen Pflegeeltern wohnte und sagte zu mir: >>Geh ins Haus, pack deine Sachen und warte draußen auf mich. Vertrau mir … bitte<< Ich stieg aus und ging zur Haustür. Ich hörte, wie die Autotür erneut zugeschlagen wurde und kurz darauf spürte ich seine Hand auf meinem Bauch. Sobald ich mich wieder der Haustür zugewandt hatte, bemerkte ich, dass sie nur angelehnt war. Alarmiert öffnete ich die Tür und tastete rechts von mir nach dem Lichtschalter. Sobald das Licht an war, sah ich nur noch zwei Gestalten die auf dem Boden lagen. Jason reagierte als erstes. Er schmiss mich regelrecht hinter seinen Rücken und streckte schützend seinen Arm nach mir aus. Ich merkte nur noch wie ich zusammensackte und mich Jemand auffing.
>>Faith, wach auf, Schatz. Ich weiß, das du mich hören kannst. Faith, mach deine Augen auf…bitte.<< Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Ohr und drehte meinen Kopf in seine Richtung. Sein Gesicht war so nah an meinem, dass ich leicht zusammenschreckte.
>>Tut dir etwas weh?<<, fragte er mich. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, geschweige denn wo ich war. Ich setzte mich auf.
>>Vorsichtig <<, mahnte er mich.
>>Jason…<< , war das Einzigste was ich herausbekam. Er rutschte unter mir und er legte meine Beine auf seinen Schoß. Ich lehnte mich gegen seine Brust. >>Was war passiert?<<, stammelte ich.
>>Du bist ohnmächtig geworden, Maus.<< Er hob mich vorsichtig hoch und ich schlang meine Arme um seinen Hals. Er drückte mich fest an sich und er trug mich die Treppe hoch. Jason drückte mit seinem rechten Ellenbogen die Türklinke herunter und öffnete somit die Tür, setzte mich aufs Bett, schlug die Bettdecke auf und drückte mich sanft in das Kissen. Aber ich konnte nicht einschlafen und ich zitterte. Er deckte mich zu, gab mir einen Kuss auf die Stirn und drehte sich zur Tür. Als er gerade gehen wollte hörte ich mich mit schwacher Stimme sagen: >>Kannst du nicht bleiben?!<< Sofort war er an meiner Seite und nahm meine Hand. Er legte seine andere Hand am meine Wange und streichelte meine Schläfe. Ich schloss die Augen und sank in einen Traumlosen Schlaf.
Als ich aufwachte war ich allein in meinem Zimmer. Das war das erste was ich bemerkte. Ich regte mich und schloss nur für einen kleinen Moment noch mal die Augen. Dann hörte ich ein leises klicken und ich schlug die Augen auf. Jemand, den ich nicht kannte, steckte den Kopf zur Tür herein. Erschrocken rutschte ich an die Kopflehne.
>>Jason, sie ist wach!<<, rief der fremde Mann. Daraufhin hörte ich Gepolter von unten und wie jemand die Treppe herauf gelaufen kam. Die Tür wurde noch weiter aufgerissen und Jason kam auf mich zu. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck den ich nicht deuten konnte.
>>Faith, alles in Ordnung?<< Ich wusste nicht ganz was er damit meinte, aber ich hatte zum Glück ein Antwort mit kräftiger Stimmer herausbekommen.
>>Ja, wieso<<, ich musste mich räuspern. >>Wieso fragst du und warum guckst du mich so komisch an?<<
>>Das müsste ich dich fragen, wenn du wüsstest, wie du gerade guckst. Faith, ähm … Ich weiß nicht, wie … also pass auf…<< Der Fremde drehte sich um und polterte die Treppe runter.
>>Faith, ich kann dir nicht alles sagen aber das, was ich dir sagen kann, ist, dass du deine Eltern nicht mehr sehen wirst. Wir wissen nicht, was passiert ist. Sie sind tot. Es tut mir leid.<< Bei seinen Worten wurden meine Augen glasig. Ich hatte nicht die beste Beziehung zu meinen Pflegeeltern. Wir hatten uns schon öfters gestritten aber es waren immer noch meine Pflegeeltern. Als ich drei Jahre alt war, bin ich zu ihnen gekommen. Meine richtigen Eltern sind bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Von dem Tag an, lebte ich bei meinen Pflegeeltern. Ich schaute zur Tür. In der Hoffnung, dass meine Pflegeeltern gleich um die Ecke kommen und sagen würden: >>Hey, Faith, wir wahren kurz einkaufen. Wir waren außerhalb der Stadt.<< Aber Keiner kam. Jason nahm mich in seine Arme und ich merkte wie mir die Tränen die Wangen herunter flossen und wie sie auf sein schwarzes T-Shirt tropften. Er streichelte mir durch meine braunen, leicht-lockigen Haare. Jason drückte mich fest an sich und flüsterte: >>Ich bin ja da, Schatz. Ist ja gut.<<, und er legte sich neben mich auf das Bett, zog mich an sich und ich schmiegte mich an seine Brust. Ich spürte wie sie sich auf und ab bewegte, legte meinen Kopf an sein Herz und hörte das beruhigende Schlagen und ich wurde ruhiger. Er summte ein Schlummerlied was ich nur zu gut aus meiner Kindheit kannte. Schweigend lagen wir dort bis er sich regte und fragte: >>Hast du Hunger?<<
>>Wie kannst du jetzt an Essen denken?<<, sagte ich. Ich hob meinen Kopf, setzte mich auf und schaute ihn an. Er schaute mir in die Augen und streichelte mir mit seinem Zeigefinger über meine Schläfe, über mein Kinn und ich schloss die Augen. Ich machte langsam die Augen auf und sah, dass er mich liebevoll anschaute.
>>Danke der Nachfrage, aber ich habe keinen Hunger.<<, sagte ich ohne ihn aus den Augen zu lassen.
>>Kann ich verstehen.<<, sagte er, immer noch lächelnd. Er strich mir vorsichtig durchs Haar und fragte ich mich: Warum ist er so fürsorglich? Er legte sich ins Kissen, ohne mich aus den Augen zu lassen.>> Für ein Mädchen nimmst du den… naja du weist ja… also nimmst es nicht so schlimm auf oder?<< Ich sah auf das Bettlaken. Schnell murmelte er: >> Entschuldige… Ich wollte dich nicht verletzen.<< Ich schaute ihm in die Augen und legte mich vorsichtig neben ihm ins Kissen.
>>Hast du nicht, aber ich wäre dir dankbar, wenn du es nicht erwähnen würdest. Ich werde mich daran erst mal gewöhnen müssen …<<
>>Du bist ein starkes Mädchen … Wie du gesehen hast, haben wir Besuch. Ähm … der, der vorhin an der Tür stand, das war Christopher. Ich würde vorschlagen, du machst dich fertig, ich warte draußen an der Tür und dann gehen wir gemeinsam runter. O.K?<< Ich nickte. Er setzte sich auf und ging lautlos aus dem Zimmer. Ich stand auf, schlürfte zu meinem Schrank und zog meinen Trainingsanzug raus. Immer noch hallte es durch meinen Kopf: Sie sind tot. Es tut mir leid. Aber ich merkte, dass der Tot meiner Pflegeeltern mich nicht so mitnimmt, wie ich dachte und ich nahm mir vor, meine Pflegeeltern zu vergessen. Sie haben mir ein Dach über den Kopf geschenkt und mir fast alles gegeben, was ich haben wollte. Aber sie waren nie der Ersatz meiner richtigen Eltern. Schnell schlüpfte ich in meinen Trainingsanzug hinein und ging zu Tür, wo Jason schon auf der Treppe stand. Er schlang seinen Arm um meine Taille und wir gingen nach unten. Als ich die Küche betrat, ließen die Fremden alles stehen und liegen und guckten uns an. Jason lies mich los und ging zu einem Jungen. Der knuffte Jason in die Seite, aber er wich zurück und lachte. Ich grinste und ein Mädchen kam auf mich zu. >> Hallo, ich bin Kate und du musst Faith sein?!<<
>>Um wen sonst würde sich Jason so fürsorglich kümmern?! Hi, ich bin Taylor Pears, ein guter Freund von Christopher.<< Er grinste und zeigte auf den Mann, der mich so erschreckt hatte. >>Freut mich… und was wollt ihr?<< Meine Stimme hatte einen bissigen Unterton bekommen. Die Antwort bekam ich von- von wem auch sonst- Jason: >> Also… Christopher, Taylor und Kate sind … naja sie sind Jäger.<<
>>Wow, total aufschlussreich, Jason!<< Ich zog meine rechte Augenbraue leicht hoch.
>>Wir jagen… das Böse, kann man sagen<<, sagte Christopher und lachte. >>Also die, die den Satan unterliegen. <<
>>Wie spät ist es?<<, fragte ich.
>>Fünf Uhr Morgens. Du hast nicht lange geschlafen.<<, sagte Kate.
Ich schüttelte den Kopf und ging in das Arbeitszimmer meines toten Vaters und schloss die Tür hinter mir.
Während ich in Gedanken versunken den vergangenen Abend noch einmal durchging, hörte ich aus der Küche leises Gemurmel. Ich setzte mich auf den durchgesessenen Stuhl und legte meinen Kopf in die Hände. Nach einer Weile hörte ich ein leises klopfen an der Tür und Kate streckte den Kopf hinein.
>>Mensch, Faith, du bist jetzt schon zwei Stunden hier drin. Willst du nicht mal schlafen gehen?<<
>>Schon zwei Stunden? Oh, wie schnell die Zeit vergeht… Ja du hast Recht. Ich habe nicht viel geschlafen.<<
Ich erhob mich schwerfällig aus dem durchgesessenen Stuhl. Ich ging an Kate vorbei, wünschte den anderen und ihr ,,Gute Nacht“ und wollte gerade in mein Zimmer gehen, als mir noch etwas einfiel. Ich ging ein paar Zimmer weiter und klopfte an der Tür.
>>Herein<<, drang es aus dem Raum.
Ich ging hinein und sah Jason mit einem Buch in der Hand, in Boxershorts und oben ohne, auf einem Sessel am Fenster.
>>Na du, was führt Dich zu mir?<<, fragte er.
>>Hi… du, als wir in diesem Club waren, da hast du mir doch etwas zugeflüstert, ,,wir müssen hier weg, vertrau mir“, was meintest Du damit?<<
Jason verzog erst mal das Gesicht, als ob er stark überlegen müsste. Nach einer Weile sagte er zu mir: >>Setz Dich erst mal.<< Ich setzte mich auf einen Stuhl, ihm gegenüber. Er legte das Buch zur Seite und fuhr fort: >>Meine Aufmerksamkeit galt einem Mann, der eigentlich viel zu alt für diesen Club war. Ich hatte mich gefragt, wie DER bloß am Türsteher vorbeigekommen war. Er hatte dich die ganze Zeit beobachtet. Das hat mich, um ehrlich gesagt, nervös gemacht. Und dann hab ich etwas in seinen Augen gesehen, dass ich nicht wirklich deuten konnte. Dann wollte er auf uns zu kommen. Den Rest kennst du ja…<<
>>Oh.<<, brachte ich nur heraus.
>>Du solltest lieber schlafen gehen. Du siehst sehr Müde aus, außerdem denke ich, du brauchst die Kraft für später.<< Ich verstand nicht ganz was er meinte und legte den Kopf leicht schief. Er musste lachen.
>>Du siehst süß aus, wenn du so guckst.<< Ich lächelte, schaute zu Boden und wurde rot. Man, in meinem Bauch flogen wohl Düsenjäger! Aber ich sagte mir: Faith, er ist nur dein bester Freund, nur ein Freund. Ich schaute auf und sagte leise: >>Danke<< , stand auf und wollte gerade rausgehen, da wandte er sich noch einmal an mich: >>Faith?<<
>>Ja?<<
>>Gute Nacht, und schlaf schön.<<, sagte er und schaute mich mit seinen eisblauen Augen an. Sie konnte sich kaum von ihm losreißen. Er grinste sie an, nahm sein Buch und las weiter. Ich ging in mein Zimmer und legte mich in mein Bett und wiederholte in meinen Gedanken das Bild seiner eisblauen Augen und war der Meinung, zu sehen, wie diese aufblitzten. Danach sank ich wieder in einen Traumlosen Schlaf.
Die Monster
Als ich am Morgen aufwachte, reckte und streckte ich mich erstmal ausgiebig. Ich zog mir eine meiner Jeans und ein schwarzes T-Shirt an. Ich ging ins Bad, putzte Zähne und benutzte meinen neuen schimmernden, durchsichtigen Lipgloss. Nahm Wimperntusche und ging die Treppe runter. Während ich runter ging klingelte es an der Tür. Christopher lies einen schwarzhaarigen Mann herein. Ich schätze so um die 25 Jahre. Er blickte zu mir hoch und sagte: >>Du musst Faith sein, von der Christopher geredet hat?!<<
>>So, hat er das? Na, dann hoffe ich, dass er über mich nur Gutes gesagt hat.<<, sagte ich lachend.
>>Ich bin Raiven. Schön Dich kennen zu lernen. Christopher hat wohl eine ganze Rasselbande zusammen getrommelt.<<, lachte er und blickte zu Christopher.
Ich ging in die Küche. Alle waren schon wach, ich war wohl die Letzte. Taylor und Jason waren vertieft in etwas, das aussah wie eine Armbrust. Als ich mich Kate
zuwandte, blickte Jason auf: >>Guten Morgen, Maus.<<
>>Na. Guten Morgen.<<, sagte ich und lächle ihn an.
Etwas klirrte im Glasschrank. Ich drehte mich verwundert um. Auch Christopher, Raiven, Kate, Jason und Taylor sahen zum Glasschrank. Kein Tier oder Luftzug war zu sehen, weder zu spüren. Was passierte hier? Plötzlich sprangen die Fensterscheiben in Christophers Haus aus den Rahmen. Kate schrie: ,,Was passiert hier?“ Das war im Moment nur noch das, was mir als Einzigstes durch den Kopf ging.. Taylor reagierte als erster. Er nahm seine Armbrust, die er auf den Küchentisch gelegt hatte und feuerte mindestens 20 Pfeile in ein paar Sekunden ab. Ich staunte nicht schlecht.
Es waren scheußliche Biester. Sie sahen aus wie Werwölfe…nur….anders. Sie hatten einen verkrüppelten Körper, Blut und Sabber liefen den vier Gestalten das Kinn hinunter. Sie hatten rasiermesserscharfe Fangzähne, ein großes Maul und riesige Füße. Die Farbe dieser Biester war ein sehr dunkles Grün, an manchen Stellen steckten schon Pfeile von Taylors Armbrust. Als Zweites reagierten Christopher und ich. Er benutzte ebenfalls seine Armbrust und ich versuchte verloren die anderen Gestalten abzulenken. Es gelang mir nicht wirklich. Ich brauchte Hilfe. ,,Pass auf, Faith, hinter dir!“ Jason schrie doch ich hörte nichts mehr. Mir wurde schwarz vor Augen.
Ich schlug die Augen auf und mein Kopf schmerzte. Ich lag auf dem Sofa im Wohnzimmer. Dort wo auch meine Eltern … Mein Kopf lag in Kates Schoß. >>Na du, wieder bei Bewusstsein?!<<
>>Joa, sieht wohl so aus ne?!<<, sagte ich mit brüchiger Stimme.
>>Gerade erst wieder bei Bewusstsein und schon Scherze machen. Typisch du.<<
>>du kennst mich doch erst seit … heute?!<<
>>Na und, man kann dich aber leicht einschätzen!<< Ich hatte keine Lust, mich zu unterhalten, deshalb stand ich mit pochendem Kopf vom Sofa auf. Kate stützte mich leicht, ich wankte, stolperte über meine Füße und Kate fing mich im letzten Moment auf, als ich drohte nach vor zufallen.
>>Langsam, langsam!<<
Ich schaute mich um und bemerkte, dass wir die Einzigen im Haus waren.
>>Wo sind die Anderen?<<, fragte ich, immer noch an Kate geklammert. Ich löste mich leicht von ihr und versuchte alleine zu stehen.
>>Sie sind diesen Kreaturen hinterher. Eins war verwundet und geschwächt aber es konnte fliehen, möglicherweise in die High School. Die Jungs sind ihm auf den Fersen. Willst du etwas trinken? du siehst schon wieder besser aus.<< Sie lachte kurz auf und ich nickte. Sie verschwand hinter der Tür und kam kurz darauf mit einem Wasserglas um die Ecke. Ich nahm das Glas und murmelte: >>Danke<<.
Am späten Abend kamen die Jungs wieder. Taylor hatte einen Blutverschmierten Mantel an und Raiven machte einen Gesichtsausdruck, als wenn er sagen wollte:
Scheiß in´ Teich!!
>>Und? Wie ist es gelaufen?<<, fragte ich.
>>Wie, wie ist es gelaufen? Echt tolle Begrüßung, ey. Naja, das Monster und ich hatten sehr viel Spaß.<< Ich pruste los und Raiven stimmte mit ein.
>>Na dann…<<, brachte ich mühsam hervor.
>>Und, geht es dir besser?<<, fragte er, als er sich wieder beruhigt hatte.
>>Wenn ich lache, geht’s mir meistens gut<<, sagte ich kurz und knapp.
>>Kaum war sie wieder bei Bewusstsein, machte sie schon Scherze.<<, sagte Kate und grinste.
>>Typisch Faith.<<, sagte Jason der immer noch am Türrahmen gelehnt war. Er ging auf mich zu und umarmte mich. Christopher kam von hinten und drängelte sich an Taylor vorbei, der inmitten im Raum stand. Christopher sagte: >>Mein Gott ist das ne Schweinerei. Und erst mal die Fenster. Und die Küche sieht aus wie aufm Schlachthof.<< Er schüttelte den Kopf und ich lachte erstaunlicherweise wieder los. Alle starten mich an und ich wurde rot und verstummte. Zu meiner Überraschung legte Raiven jetzt los und ich konnte mich nun erstrecht nicht mehr beherrschen. Man konnte sagen, wir lachten um die Wette. Christopher guckte verdattert Kate an, aber die schüttelte nur den Kopf und folgte Christopher in die Küche. Von da an hörte man wie Scherben zusammen gefegt wurden und Klebeband das abgezogen wurde. Taylors Mundwinkel zogen sich zu einem breiten Grinsen und schließlich fing er auch an zu lachen. Jason war der Einzigste, der im Raum stand, aber keine Regung von sich zeigte. Ich sah seinen Blick und verstummte. Was war denn mit ihm los? Vorhin noch Scherze gemacht und nun der Ernste. Ich nahm mir vor, ihn heute Abend noch mal etwas zu fragen. Denn DIESE Frage beschäftigte mich seit ich das Haus betreten hatte: Was hatte er mit dieser Sache zu tun?
Es war schon sehr spät und ich musste mich beherrschen, nicht einzuschlafen. Als Raiven ging, waren nur noch Jason und ich im Wohnzimmer. Er legte weitere Holzscheite in das Feuer unseres Kamins, das er zuvor angemacht hatte.
>>Warum gehst du nicht ins Bett? Dir fallen die Augen doch schon fast zu. Soll ich dich hoch tragen?<<
>>Nein. Ich wollte Dich noch etwas fragen aber ich wollte nicht, dass es die Anderen mitbekommen.<<
>>Na dann, schieß mal los.<<, sagte er mit einem leichtem Unterton in der Stimme.
>>O.K. Ich mach es kurz und bündig. Was hast du mit der Sache zu tun, Jason?<<
Er blickte mich mit kalten eisblauen Augen an, sodass mir ein Schauer über den Rücken lief. Was war los? Warum hat er sich so verändert? Oder war ich diejenige, die sich verändert hatte? Mir machte sein Blick Angst. Seine Augen waren wie tief gefrorenes Wasser. Endlich antwortete er mit einer Denkfalte im Gesicht. Er schaute zu Boden, stand auf und drängelte sich an Kate und Christopher vorbei, die gerade nach oben gehen wollten. Sie schauten mich verwundert an und ich schüttelte nur den Kopf. Ich folgte ihm und sah, dass er auf dem Küchenstuhl saß, den Kopf in seinen Händen gelegt. Ich ging hinter ihn und streichelte ihm mit meiner linken Hand über den Rücken, setzte mich neben ihn auf einen freien Stuhl, die Hand jetzt auf seinem Knie. Dann lehnte ich mich vorsichtig an ihn und hätte gedacht, dass er wegrutschte, aber er blieb ruhig sitzen.
>>Du musst es mir jetzt nicht sagen, aber ich versteh dich einfach nicht, Jason. Du bist so anders geworden. Was ist bloß los mit dir? Bin ich daran schuld? Hab ich etwas Falsches gesagt oder getan? ... Jason.<<
>>Nein, du bist nicht Schuld oder hast auch nichts damit zu tun. Ich bin Schuld.<< Dann stand er auf, schaute noch einmal über die Schulter und verließ die dann Küche. Ich hatte ein mulmiges Gefühl und einen Kloß im Hals. Dann ging ich in mein Zimmer, machte mich Bettfertig, schlüpfte unter die kuschelige Bettdecke und versank in meinem größten Albtraum den ich je hatte.
Ich stand in einem großen, dunklen Raum oder er kam mir nur so groß vor, weil überall, egal wo ich hinsah, nur Spiegel waren. Ich hörte eine leise Stimme, sie flüsterte etwas, aber ich verstand es nicht. Also folgte ich ihr. Ich schaute in einen Spiegel, der rechts von mir war und sah meine Pflegeeltern die vor jemanden knieten und um Gnade flehten. Ich schüttelte meinen Kopf. Meine Augen wurden glasig und ich merkte, wie mir die Tränen über die Wange liefen. Dann veränderte sich das Bild, es wurde Verschwommen und dann sah ich, wie Jason vor einem Mann stand. Dieser schlug Jason freundschaftlich auf die Schulter. Es war der Mann, vor dem meine Eltern gekniet hatten und ich hörte, dass sie etwas sagten, aber ich konnte es nicht verstehen, als ob sie eine andere Sprache sprachen. Das Bild verschwamm wieder und dieses Bild, werde ich nie vergessen: Jason lag gekrümmt auf dem Boden und hielt sich den Bauch. Als er mich ansah, lief dickes Blut aus seiner Wunde am Bauch. Ich hörte ihn deutlich rufen: >>Faith…. Faith …<< Ich konnte ihn so deutlich hören, das ich glaubte, das er mich wirklich sah.
Ich schlug erschrocken die Augen auf und Jason war dicht neben mir. Er schaute mich mit einem besorgten Blickt an. Dann nahm er mich in seine Arme und hielt mich fest an ihn gedrückt.
>>Hey. Du hast geträumt, Maus. Alles ist gut.<<, flüsterte er mir zu. Seine Worte beruhigten mich ein wenig und ich schmiegte mich noch enger an ihn. Er streichelte mir durch meine Haare, wobei er eine Strähne aus meinem Gesicht nahm und sie mehrmals um seinen Finger wickelte. Dann nahm er sich eine Neue und spielte mit ihr weiter und lächelte.
>>Möchtest du mir erzählen, was du geträumt hast?<< Ich nickte und fing an zu erzählen. Als ich bei der Stelle ankam, wo er verwundet auf dem Boden lag, nahm er mich auf seinen Schoß.
>>Wie lange bist du schon da?<<, murmelte ich als ich fertig war zu erzählen.
>>Seit dem du eingeschlafen bist. Ich wollte mich entschuldigen, dass ich dich vorhin so sitzengelassen habe. Ich …<< Er brach mitten im Satz ab.
>>Du musst dich nicht entschuldigen.<< Ich schlang meine Arme um seinen Körper und legte meinen Kopf an seine Schulter. Er legte seinen Kopf auf meinen und ich drehe meinen zu ihm hoch und versank in seine eisblauen Augen. Sein Gesicht kam meinem näher. Ich merkte, wie die Schmetterlinge in meinem Bauch anfingen zu fliegen. Er nahm mein Gesicht in seine Hände, dann lagen seine Lippen weich auf meinen. Ich schloss meine grünen Augen und tastete nach seiner Hand, als ich sie fand verankerten sich meine Finger mit seinen. Ich nahm meine andere Hand und legte sie um seinen Hals, zog ihn zu mir heran. Ich fuhr mit meinen Fingern in seinem Haar und hielt ihn fest. Seine Hand wanderte an meine Taille und nach einer Weile legte ich meinen Kopf an seiner Schulter und wir schliefen ein.
Ich machte die Augen auf. Ich hatte Angst, dass die vergangene Nacht nur ein Traum war. Aber ich lag auf Jasons Schoß, den Kopf an seiner Schulter. Jason war schon wach und beobachtete mich beim schlafen.
>>Guten Morgen, Schatz.<<, flüsterte er. Er gab mir einen Kuss und lockerte mit seiner Hand meine Haare auf.
>>Kommst du mit runter, Frühstücken? Ich hab einen Bärenhunger.<< Er grinste. Er zog mich vorsichtig vom Bett und küsste mein Haar.
Hunter
Als ich mit Jason die Treppe runter kam saßen die Anderen im Wohnzimmer. Ich ging wortlos am Wohnzimmer vorbei in die Küche und zog Jason mit mir. Als wir in der Küche waren hörte ich die Anderen sagen:
>>Na, Christopher, ich glaub da haben wir wohl was verpasst.<<, grinste Taylor.
>>Tja, so schnell kann’s gehen.<<, lachte Kate.
>>Ich hasse es, wenn Andere hinter meinen Rücken über mich reden!<<, sagte ich vorwurfsvoll zu Jason.
>>So sind sie eben, Schatz.<<, sagte er grinsend. >>Ich mach uns etwas zu essen. Setz Dich.<<
Man erkannte immer noch, was hier passiert war. Vor allem, weil die Fenster nur abgeklebt waren und weil die Küche immer noch wüst aussah. Jason machte Beans mit Toast, brachte mir meinen Teller und küsste mich auf die Stirn. Als er das Tat, klingelte es an der Haustür, doch er lies sich nicht ablenken, also war es mir egal. Dann hörte ich nur noch wie Christopher jemanden begrüßte. Ich schaute zur Tür bis ein vermummter Mann und Raiven ins Zimmer kam. Der fremde Mann schaut sich erst mal um und ich konnte etwas wie erstaunen in seinem Gesicht sehen. Als Jason den Mann bemerkte, benahm sich auf einmal komisch. Er stellte sich regelrecht vor mich.
>>Jason …<<, sagte Raiven drohend.
Er legte seinen Arm schützend um meine Schulter. Ich aß ohne Scheu weiter.
>>Guten Appetit, junge Dame.<<, sagte der Fremde, der lange schwarze Haare hatte und einen langen, schwarzen Umhang trug. Ich schätzte er war so an die zwanzig Jahre alt. Ich nickte, aber beachtete ihn nicht weiter. Jason gab ein Geräusch von sich, das sich stark nach einen Knurren anhörte, wobei sich seine Augen verhärteten. Er richtete sie auf den vermummten Mann. Raiven zog diesen ins Wohnzimmer.
>>Wer war das?<<, fragte ich Jason, der sich langsam wieder entspannte.
>>Hunter.<<, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
>>Warum hast du in regelrecht angeknurrt?<<, fragte ich neugierig.
>>Darum, Liebste!<<
Ich aß schweigend fertig und wir gingen nach oben, damit ich mich umziehe konnte. Er durchwühlte meinen Schrank und zog eine schwarze Jeans und ein wein-rotes T-Shirt heraus und warf es mir zu. Er schaute aus dem Fenster, als ich mich umzog. Wir gingen runter und sahen Hunter mit Christopher diskutieren. Jason ging voran. Anscheint vertraut er diesem Hunter nicht. Er zog mich mit in eine Ecke, wo ein alter Sessel stand, setzte sich und ich machte es mir auf seinem Schoß bequem. Er schlang die Arme um meinen Bauch und ich lehnte mich an ihn. Hunter beobachtete uns die ganze Zeit über. Raiven setzte sich auf den Stuhl neben dem Kamin. Christopher, Hunter und Kate saßen auf dem Sofa. Kate starrte zu Boden. Christopher diskutierte immer noch mit Hunter, der uns aber nicht aus den Augen lies. Ich legte meinen Kopf auf Jasons Schulter und flüsterte ihm zu: >>Wieso Beobachtet Hunter uns die ganze Zeit?<<
>>Ich wäre dir dankbar, wenn du sie nicht die ganze Zeit anstarren würdest<<, sagte Jason und setzte seinen eiskalten Blick auf. Aber Hunter ignorierte ihn und starrte mich weiter hin an. Ich wollte aufstehen aber Jason hielt mich fest, daraufhin machte ich keine Anstalten mehr aufzustehen. Ich schaute zu Kate an, sie sah zurück aber ich konnte ihre Miene nicht deuten. Hunter wollte auf mich zukommen aber Jason war schneller. Er richtete sich blitzschnell auf und wie beim ersten Mal schmiss er mich hinter sich auf den Sessel.
>>Sachte. Sachte. Was habe ich dir denn getan?!<<, fragte Hunter, der stehen geblieben war.
Zur Antwort knurrte Jason noch offensichtlicher. Insgeheim machte es mir Angst, wie Jason reagierte. Ich starrte ihn mit angsterfüllten Augen an.
>>Sieh dich doch um. Selbst deine Freundin hat Angst vor dir.<<, sagte Hunter. Jason drehte sich um und schaute in mein angsterfülltes Gesicht, nahm seine Hand und strich mir über die Wange, wobei ich ihn immer noch anstarrte. Hunter kam ein paar Schritte näher, Raiven wollte ihn zurück halten, aber das war Hunter egal. Ich setzte mich vernünftig hin und wollte aufstehen, aber Jason drückte mich zurück in den Sessel. >>Jason … bitte<<, murmelte ich. Er lies mich widerwillig aufstehen, blieb aber dich an meiner Seite. Hunter streckte mir seine rechte Hand entgegen und ich nahm sie entgegen.
>>Ich stell mich erst einmal vor. Ich bin Hunter und soweit ich informiert bin, bist Du Faith.<<
>>Ja, Sie sind richtig informiert …<<
>>Bitte, Faith, sag doch ,,Du“ zu mir.<<
>>O.K., dann bist du richtig informiert.<< Ich grinste, er grinste zurück. Jason knurrte hinter mir und legte einen Arm um meine Taille. Er zog mich leicht zurück zum Sessel und ich lies es zu. Er setzte mich auf seinen Schoß, Hunter wich zurück, Christopher und er gingen in das Arbeitszimmer meines Pflegevaters. Was wollten sie dort? Kate schlich mit und Raiven blickte ins Feuer. Er sagte kein Sterbenswörtchen. Jason spielte mit einer meiner braunen Locken und legte seinen Kopf an meinen. Ich schloss die Augen und lehnte mich an ihn. Er küsste meine Wange und Raiven schaute auf. Er verdrehte die Augen, grinste, schüttelte den Kopf und murmelte etwas vor sich hin. Jason verstand es wohl, denn er lachte. Ich schaute ihn fragend an, doch er schüttelte nur den Kopf, sodass feine Gelkrümel aus seinen braunen Haaren auf sein T-Shirt rieselten. Ich zupfte sie herunter und Raiven begann zu kichern. Er stand auf und ging in die Küche. Jason küsste mich, bis sich jemand räusperte. Jason schaute auf, Christopher stand grinsend im Türrahmen und Hunter im Schlepptau.
>>Faith, es ist jetzt dein Haus. Also frage ich dich, kann Hunter für heute hier schlafen? Die Biester haben sein Haus vollkommen zerstört.<<, sagte Christopher. Zuerst starrte ich Christopher und dann Hunter an, der anfing zu grinsen. Ich wollte in diesem Augenblick nicht überlegen wie mein Gesichtsausdruck aussah. Ich sah Jason an, räusperte mich und sagt mit kräftiger Stimme: >>Meinetwegen, aber er muss in das Zimmer meiner …<<, ich brachte es nicht über mich weiter zusprechen. Jason drückte mich fester an sich.
>>Schon gut, Faith.<<, sagte Christopher.
>>Danke, Faith. Wo ist das Zimmer?<<, fragte Hunter.
>>Wenn du die Treppe hoch gehst dann rechts das erste Zimmer. Gegenüber von meinem.<< Sobald ich das gesagt hatte, verdunkelte sich Jasons Miene.
>>Ich stehe tief in deiner Schuld, Faith.<< Sagte Hunter und ging zur Treppe.
Christopher folgte ihm.
>>Ich bleibe heute bei dir. Ist das in Ordnung?<<, sagte Jason. >>Sehr gerne.<<, sagte ich grinsend. Er lachte. Zog mich enger an sich. Ich guckte auf die Uhr: Fünf Uhr Abends. Ich ging zum Sofa, machte den Fernseher an und schaltete meine Lieblingsserie ein. Wir schauten bis zwanzig Uhr Fern. Ich machte den Fernseher aus und zog Jason vom Sofa. Alle Anderen waren schon in ihren Zimmern. Wir gingen hoch und er sagte schnell: >>Ich gehe noch kurz duschen. Bis gleich.<<, flüsterte er mir zu, gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging ins Badezimmer. Ich machte mich fertig fürs Bett und wartete dort auf ihm. Ich deckte mich zu und machte alles dunkel. Ich hörte, wie die Türklinke nach unten gedrückt wurde und jemand kicherte. Dann spürte ich einen kühlen Arm unter der Bettdecke und konnte im schwachen Licht einer Lampe Jason sehen. Automatisch drehte ich mich um. Er schlüpfte unter die Bettdecke und umarmte mich. Ich schmiegte mich an seine nackte Brust und atmete seinen Geruch tief ein.
>>Ich liebe dich.<<, flüsterte er zu mir.
>> Ich habe dich noch viel lieber.<<, murmelte ich zurück. Dann lachte er und ich stimmte mit ein. Ich sah in seinen Augen etwas aufblitzen, es erinnerte mich an früher. Ich drehte mich auf die linke Seite, sodass mein Rücken zu ihm zeigte. Er legte seinen kühlen Arm um meinen Bauch und sein Gesicht in meine Haare. Er drückte sich fest an mich und streichelte meinen Arm, bis ich eingeschlafen war …
Als ich am nächsten Tag aufwachte, war ich alleine. Ich stand auf und ging zu meinem Schrank und zog mich an. Als ich runter ging hörte ich wie in der Küche laut diskutiert wurde. Soweit ich es heraushören konnte, waren es Jason und Hunter. Ich ging in die Küche und sofort verstummten die Beiden. Als Jason sah mich an und fragte: >>Haben wir dich geweckt?<<
>>Nee, habt ihr nicht. Über was habt ihr so laut diskutiert?<<, fragte ich neugierig.
>>Um ehrlich zu sein über dich.<<, sagte Hunter.
>>Halt die Klappe!!<<, sagte Jason, sofort alarmiert.
>>Jason, ich habe dir doch gesagt, ich hasse es wenn man hinter meinem Rücken über mich redet.<<, sagte ich tonlos.
>>Entschuldige, Liebste.<<, sagte er schnell, kam auf mich zu und küsste mich besänftigend.
>>Schon gut.<<, grinste ich.
>>Wir waren sowieso schon fertig.<<, sagte Hunter und verlies den Raum.
>>Ich denke mal, du gibst mir sowieso keine Auskunft über das, worüber ihr euch unterhalten habt.<<
>>Völlig richtig, Schatz.<<, sagte er grinsend.
Hunters Geheimnis
Christopher ging mit Jason einkaufen, Kate, Raiven und Taylor recherchierten weiter im Fall Bestie. Also war ich mit Hunter alleine. Als ich an diesem Morgen in der Küche saß und Zeitung las, kam Hunter herein und setzte sich mir gegenüber. Ich legte die Zeitung zur Seite und fragte: >>Was ist los?<< Er starrte mich an, antwortete zuerst aber nicht. Aber dann sprudelte es nur so aus ihm heraus: >>Weißt du, warum Jason so abfällig auf mich reagiert hatte? Hat er es dir schon erzählt?<< Ich schüttelte den Kopf.
>>Ich … Faith, bis vor ein paar Monaten war ich noch ein … ein Auftragskiller und hatte auch die Aufgabe bekommen, deine Eltern umzubringen.<<
>>Was? Nein, nicht du! Ich habe dir vertraut, dich hier schlafen lassen!<< Meine Stimme bebte und ich sprang auf.
>>Hör mir zu … Ich habe den Auftrag abgelehnt und bin ausgetreten.<<, sagte er drängend. >>Ich weiß nicht wer es getan hat aber ich werden diesen Mann … oder die Frau … wie auch immer, werde ich sie kriegen und zur Strecke bringen! Jason war so abwägend zu mir, weil ich hauptsächlich ein Auftragskiller war. Und er hat mitbekommen, dass ich deine Pflegeeltern umbringen sollte … Aber ich glaube auch, dass sie nicht nur wegen deinen Eltern hier waren, sondern wegen dir. Jason liebt dich und er will dich auf keinen Fall verlieren. Er will dich beschützen und ich habe ihm gestern Morgen hier in der Küche meine Theorie erzählt.<< Er beendete den Satz mit tiefer Stimme. Ich musste die Worte erst einmal verdauen. Aber es tat gut, was er über Jason gesagt hatte und ich weiß, dass ich genauso fühle und gehandelt hätte. >>Wenn die wirklich wegen mir hier waren, dann können sie ja eigentlich jeder Zeit wiederkommen. Wieso bin ich dann noch hier?<<
>>Bis jetzt warst du immer noch mit mindestens einer Person in diesem Haus. Du warst bisher sicher aber ich denke, dass das bald nicht mehr der Fall sein wird. Du musst lernen dich zu verteidigen. Später.<<
Die Haustür klickte und Christopher und Jason kamen mit vollem Einkaufskorb in die Küche. Jason sah Hunter und mich und seine Augen wurden hart. Er gab mir zur Begrüßung einen Kuss, stellte den Korb ab und räumte alles in die Schränke. Als er fertig war nahm er mich mit in sein Zimmer. Das Buch lag auf dem Fensterbrett, das Bett war gemacht und er setzte mich in einen Sessel. Er hockte sich vor mich, sodass er leicht hochgucken musste, um mir in die Augen sehen zu können.
>>Was hat dir Hunter erzählt?<<, fragte er.
>>Ich denke mal alles, was du mir verschwiegen hast.<<, sagte ich tonlos.
>>Es tut mir leid, aber ich wollte nicht, dass du an Hunters Theorie glaubst und dann vielleicht zusammenbrichst. Ich wollte dich schützen, Liebste. Glaub mir bitte … <<, sagte er schon fast flehend. Ich beugte mich herab und küsste ihn. Er erwiderte meinen Kuss und zog mich am Hals leidenschaftlich zu sich heran. Ich lehnte mich im Sessel zurück und er stützte sich an den Armlehen ab. Nach einer Weile entzog ich mich vorsichtig seinen Küssen und fragte ihn: >>Also ich denke, dass vielleicht doch etwas an Hunters Theorie dran ist.<< Er küsste mich wieder und brachte zwischen unseren Küssen die Worte hervor: >>Ich werde mal mit Christopher reden, mal sehen was er dazu meint.<< Damit war das Thema zu Ende und er zog mich, die Lippen immer noch an meinen, sanft aus dem Sessel.
Als wir an der Treppe ankamen, hob ich mich hoch, ich schlang die Arme um seinen Hals und er trug mich die Treppe herunter, bis zum Sofa.
>>Wo ist denn der Rest?<<, fragte ich verdutzt .
>>Ich glaube, sie wollten noch mal etwas überprüfen und ich sollte hier bleiben.<<
>>Um auf mich aufzupassen, ne?<<, lachte ich.
>>So in etwa. Aber ich bin freiwillig hier geblieben, um bei dir zu sein, Liebste.<<, sagte er und setzte mich auf das Sofa, er daneben. Wir kuschelten uns in eine rote Decke und ich lehnte mich an gegen ihn. Er machte den Fernseher an und wir guckten Dirty Dancing.
>>Oh man, wie kann man nur so dreckig Tanzen. Das ist echt Pervers!<<, sagte ich zu Jason. Er antwortete: >>Es heißt ja nicht umsonst Dirty Dancing.<<, lachte er.
Es klingelte.
>>Soll ich gehen oder willst du?<<, fragte ich leise.
>>Wenn es einer von uns wäre, würde er mit Hausschlüssel hereinkommen.<<, flüsterte er. >>Geh du kurz in die Küche und warte dort.<< Ich schlurfte in die Küche und während ich ging überkam mich die Angst. Ich hörte wie es erneut klingelte. Dann wie eine tiefe Stimme sich mit Jason unterhielt, ihm irgendetwas übergab und sich verabschiedetet.
>>Kannst wieder rein kommen es war nur der Postbote.<<, rief Jason mir zu.
>>Okay. Was hat er denn gebracht?<<
>>Ein Paket von einer Margaret Tuck.<<
>>Was will die denn?<<
>>Du kennst diese Frau?<<
>>Ja, meine Tante. Gib mal bitte her.<< Ich öffnete das Paket und sah was meine Tante mir geschickt hatte. Es waren Fotos und Geschenke von ihrer Weltreise. >>Und was soll ich jetzt damit, wo doch nur noch ich hier bin?<< murmelte ich vor mir hin.
>>Hey, ich bin auch noch da.<<, lachte er. Ich stellte das Paket in eine Ecke des Zimmers und drehte mich zu ihm um, sodass wir fast Nase an Nase gegenüber standen.
>>Wie konnte ich das bloß vergessen?!<<, lachte ich und legte meine Hand um seinen Hals, sodass ich ihn zu mir hinzog. Gerade als ich ihn Küssen wollte, klickte es und die Haustür ging auf. Sofort drehte ich meinen Kopf Richtung Tür und sah Christopher und Hunter in der Tür stehen. Christopher konnte sich kaum noch zusammenreißen und lachte los. Hunter fing zwar an zu grinsen, aber das hielt nicht lange an.
Christopher scherzte: >>Mensch, Jason was tust du eigentlich den ganzen Tag?<<. Jason fing an zu grinsen und ich fragte mich wo der Rest blieb. Aber Hunter sah das Paket und wurde sofort misstrauisch, dann fragte er: >>Von wem ist das Paket, Faith.<< Ich wusste nicht, warum er ausgerechnet mich das fragte, aber ich antwortete ihm: >>Von meiner Tante Margaret.<< Als die beiden rein gekommen waren, wollte ich eigentlich kurz mit Christopher sprechen, aber Jason klebte einfach wie ein Hund an mir und so musste ich warten bis ich mal alleine mit Christopher bin. Zum Glück hatte ich heute das Schicksal auf meiner Seite. Oder Hunter hatte mit bekommen, was ich vorhatte. Denn er versuchte Jason von mir weg zu lotsen, was ihn aufregte. Er durchschaute Hunter mit Leichtigkeit, ließ sich dennoch drauf ein. Sobald ich mit Christopher alleine war, fragte ich ihn: >>Was hältst du von Hunters Theorie, Chris?<<
Chris musste kurz überlegen, was er zu mir sagen sollte. Schließlich antwortete er mir: >>An der Theorie könnte etwas dran sein, deswegen schlage ich vor, zu mir zu ziehen, damit wir die Sache erst mal beobachten können.<<
Ich musste einen Augenblick darüber nachdenken, bevor ich zustimmte.
>>Wann soll es losgehen?<<, fragte ich.
>>Ich denke in zwei Tagen. Pack morgen bitte schon mal. Es ist das Beste Für dich, wenn du erstmal hier raus kommst<< Ich ging alleine in mein Zimmer, um schon mal die Sachen zu packen, die ich jetzt nicht mehr brauchte. Ich war gerade dabei ein T-Shirt und drei Hosen in meine Reisetasche zu packen, als mir mein Duschgel in die Hände fiel und ich beschloss, duschen zu gehen.
Als ich fertig war, ließ ich meine Haare an der Luft trocknen und zog mir einen neuen Schafanzug an. Ich ging zurück in mein Zimmer und packte weiter, Lieblingsbücher, Klamotten und Schmuck ein. Den Rest konnte ich auch Morgen packen. Dann ging ich noch mal nach unten, um etwas zu trinken. Ich stellte fest, dass Jason nicht mehr mit Hunter im Arbeitszimmer war. Er musste nach oben gegangen sein und ich nahm mir vor, ihn ,,zu besuchen“. Ich sprang leichtfüßig die Treppe hoch und klopfte an seine Zimmertür. Anstatt einer Antwort, ging die Tür auf und er zog mich küssend in sein Zimmer.
>>Woher wusstest du, das ich es bin?<< flüsterte ich.
>>Ich habe es gespürt<<, lachte er. >>Willst du heute bei mir schlafen?<< Ich nickte und er zog mich auf sein Bett, dann legte mich so, dass ich ihn ansehen konnte. >>Weißt du schon, das Chris uns alle zu sich nehmen will?<<, fragte ich flüstern.
>>Ja, er hat vorhin mit allen noch einmal darüber geredet.<<, flüsterte er.
>>Wie hast du reagiert?<<, fragte sie.
>>Ich sagte, wenn es für dich sicherer ist, dann auf jeden Fall!<< Ich grinste ihn dankend an und nahm sein Gesicht in meine Hände. Er schloss die Augen und ich küsste ihn leidenschaftlicher denn je und er legte seinerechte Hand um mein Genick und zog mich näher heran. Sanft öffnete er seine Lippen … Nach einer Weile legte ich meinen Kopf an seine muskulöse Schulter und meine Hand wanderte unter sein T-Shirt und verharrte. Seine Haut war glatt, wie geschliffener Stein. Ich spürte leicht die Muskeln seiner durchtrainierten Körpers, wie er atmete und legte meine Lippen an sein Ohr. Er schloss wieder seine Augen und grinste leicht. Ich hatte ihn damals nie so gesehen. Ich hatte ihn immer als meinen besten Freund gesehen.
>>Seit wann hattest du Gefühle für mich?<<, flüsterte ich leise, meine Hand immer noch auf seinem Bauch und meine Lippen an seinem Ohr. Er schaute mit seinen eisblauen Augen zu mir, bewegte sich aber nicht. Dann antwortete er: >>Eigentlich schon immer. Seit wir uns kennen. Früher war es nur eine Schwärmerei, irgendwann verliebte ich mich dann in dich und jetzt sind wir zusammen.<< Ich grinste und küsste ihn.
>>Gut, dass du mir früher nichts davon erzähl hast. Ich glaube unsere Freundschaft wäre kaputt gegangen, ich wäre nicht mit dir zusammen und ich könnte so schöne Momente wie diesen nicht mit dir erleben.<<
>>Und ich nicht mit dir<<, murmelte er zwischen unseren Küssen. Er streichelte meine Hand, bis ich eingeschlafen war.
Am anderen Ende der Stadt
Schon am nächsten Morgen ging Hunter in mein Zimmer, das er aber leer aufgefunden hatte. Kurz darauf klopfte es an der Zimmertür. Ich stand auf, ging zur Tür und öffnete sie. Hunter sah mich überrascht an, grinste und fragte: >>Kannst du dich eine Minute von ihm lösen? Ich muss mit dir reden.<< Ich folgte ihm in sein Zimmer, wobei es mir schwer viel einzutreten. Er bemerkte es zwar, schaut mich verständnisvoll an, aber ging hinein und blieb neben der Tür stehen, damit gebot er mir einzutreten. Ich nahm seine Geste dankend an, aber ich mit einem mulmigen Gefühl.
>>Setz dich erst mal. Ich wollte dir sagen, das der ,,Umzug“ vorgeschoben wurde. Außerdem bitte ich dich deinem Freund zu sagen, das du ab morgen lernst, dich zu verteidigen.<<
>>Wer bringt es mir bei?<<
>> Ich werde dein Lehrer sein, weil ich am meisten Erfahrung habe.<<
Ich musste erstmal schlucken, weil ich damit nicht gerechnet hatte, einen Ex-Killer als Lehrer zu haben.
Er grinste mich an und sagte: >>Damit hast du wohl nicht gerechnet<<
>>Wenn du mich nicht umbringst, ist alles gut.<< Als ich das gesagt hatte, brach er in schallendes Gelächter aus. Ich musste anfangen zu grinsen und bald darauf lachte ich mit. Bald darauf verstummten wir. Ich wollte mich gerade umdrehen, da stand Jason in Boxershorts und oben ohne vor der Tür und fasste sich beschämt in die Haare, dabei lockerte er sie auf.
Ich ging zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr >>Komm<< Im Zimmer erzählte ich ihm was Hunter mir berichtet hatte. Er schüttelte den Kopf, sein Körper verkrampfte sich und er knurrte: >>Nein. Nein! Ich lass das nicht zu, dass er dich unterrichtet. Er ist ein Killer, Schatz. Er war auf dich angesetzt und jetzt will er dich ,,trainieren“. << Jetzt schaute er mich mit eisblauen, angsterfüllten Augen an, bekam glasige Augen und eine Träne lief ihm die Wange herunter. Als ich ihn so sah, bekam ich Schuldgefühle, aber ich musste ihm etwas sagen: >>Jason, bitte vertrau mir, beziehungsweise Hunter, denn er ist der Einzigste der es mir beibringen kann.<< Ich schaute ihm tief in die Augen und küsste ihn auf die Schulter.
>>Wenn er … Nein. Ich kann nicht ohne dich, Faith. Ich liebe dich doch so. Ich will dich nie verlieren. Du bist das Beste was ich hab oder was mir je passiert ist …<< Er brach ab und ich umarmte ihn fest, wischte die Tränen vorsichtig mit dem Daumen aus seinem Gesicht. Auf einmal sah er so zerbrechlich aus. Ich musste versuchen ihn zu Überreden, den davon hing mein Leben ab. >>Ich liebe dich auch. Mehr als du denkst, aber lass mich mit ihm trainieren. Mir zu liebe.<< Er schaute aus dem Fenster und ich küsste seinen Hals. Er nickte leicht, dabei entspannte er sich ein wenig und stellte mir die Forderung: >>Aber nur wenn Chris oder ich dabei sind.<< Ich nickte und küsste seinen Hals, seine Wange, Nase, Stirn und seinen Mund. Er schloss die Augen und erwiderte meinen zärtlichen Kuss. Ich hörte wie jemand die Treppe hoch kam, aber es störte mich nicht und Jason und ich küssten uns einfach weiter. Auf einmal wurde die Tür aufgerissen und Taylor betrat den Raum, sobald er uns sah klappte sein Unterkiefer runter und er brach in schallendes Gelächter aus. Ich löste mich von Jason und drehte mich zur Tür, meine Hand immer noch um Jason geschlungen.
>>Was gibt es da zu lachen?<<, fragte ich grinsend. Taylor machte seinen Mund wieder zu und guckte zu Boden.
>>Man könnte denken, ich habe euch grad … gestört?! Oder ziehe ich falsche Schlüsse?<<, lachte er und schaute auf Jasons nackten Oberkörper. Ich streckte Taylor die Zunge raus und antwortete: >>Nein, du hast uns nicht gestört, ich muss mich so oder so anziehen und weiter packen, wo Jason mir selbstverständlich hilft.<< Nachdem ich das gesagt hatte lachte Jason kurz auf, dann nahm er mich bei der Hand und wir gingen an Taylor vorbei in mein Zimmer. Taylor lief uns hinterher und sagte dann an mich gewandt: >>Ich muss später mal mit dir reden.<<, dann zwinkerte er mir zu und sagte: >>Ihr könnte jetzt weiter ,,packen“.<<, und damit drehte er sich um, schloss die Tür und ging zu Hunter.
Ich wunderte mich wieso er ausgerechnet zu ihm wollte. Jason ging zu meinen Schrank, gab mir ein Top, dass man am Hals und am Rücken schnüren musste, außerdem eine kurze, fransen Hose.
>>Warum gibst du mir eigentlich meine Sachen?<<, lachte ich.
>>Weil ich weiß, was an dir besonders gut aussieht.<<, meinte er grinsend. Während er meine Sachen in die Reisetasche legte, zog ich meine Hose an und versuchte das Top alleine zu schnüren. Jason drehte sich um und kam auf mich zu. >>Soll ich dir etwa helfen?<<, grinste er. Ich wusste, dass er nur deswegen das Top ausgesucht hatte. Ich flüsterte: >>Ja, du Mistkerl … nur deswegen hast du das Top genommen. Stimmt es oder hab ich Recht?<<, lachte ich. Er hielt die Schnüre in seiner Hand und zog vorsichtig dran, bis ich >>Stopp<< sagte. Seine Lippen waren an meinem Ohr und flüsterte: >>Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen?<<, lachte er und ich fragte: >>Kannst du mir man die Bürste geben?<<, während er mein Top zuknotete. Dann holte er sich die Bürste und kämmte meine Haare sanft durch und flocht mir die Haar zu meiner rechten Seite herunter. Er lachte: >>Jetzt siehst du aus wie Lara Croft.<<
>>Na, jetzt übertreib nicht! Ich trage keine Waffen und habe auch nicht so eine durchtrainierte Figur!<<
>>Waffen wirst du bald tragen, die Figur kriegen wir auch noch hin und hübsch sahst du schon immer aus.<< Auf einmal wurde mir klar, dass das Training ziemlich anstrengend werden würde und ich küsste ihn, legte meine Hand auf seine muskulöse Brust und er legte seine Hand auf meine Taille. Ich wollte ihn küssend auf mein Bett ziehen aber er lachte an meinem Ohr: >>Faith, die Anderen warten unten.<<, lachte er und führte mich rückwärts durch die Tür, die er öffnete. Als wir nach unten gingen, hörte ich wie die Stimmen erstarrten und jemand sich räusperte. >>Schick, schick<<, sagte Raiven und zog mit seine rechte Augenbraunen verführerisch hoch. Ich zog ebenfalls meine Augenbraue hoch und grinste breit. Ich sah wie Hunter, der gerade aus dem Arbeitszimmer kam, die Augen weitete: >>Hui<<, rutschte ihm heraus und er pfiff. Nun kamen auch Kate, Taylor und Chris aus der Küche. Jason guckte gelangweilt zur Seite. Taylor musste sich beherrschen, um nicht loszulachen. Er brachte hervor: >>Ihr wollt nicht wissen, was …<<
>>Nein wollen wir nicht und außerdem nicht deine Version, die sowieso nicht stimmt!<<, sagten Chris und Jason gleichzeitig. Sofort verstummte Taylor und schaute beschämt zum Sofa. Ich ging zu ihm und knuffte ihn in die Seite. Er weichte lachend aus und stolperte dabei über seine Füße, sodass er nach hinten aufs Sofa fiel. Taylor lachte immer noch und ich gab ihm meine Hand, die er dankend annahm.
>>Na, na, Faith. Du gehst ja auf eine aggressive Art rann<<, lachte Kate und ich schüttelte nur den Kopf und ging zu Jason, lehnte mich gegen seine Brust und er schlang beschützerisch die Arme um mich. Chris klatschte in die Hände und sagte: >>Kate und ich haben gekocht. Wollt ihr mit essen?<< Wir nickten und ich ging mit Hunter durch die Tür und streift seinen Umhang, den er anscheint nie ablegte und ich bemerkte einen langen, harten Gegenstand in seiner Innentasche. Ich schaute ihn verstohlen an. Er nickte und formte mit den Lippen das Wort ,,Training“. Dann grinste er, was mir übrigens besser gefiel, als sein sonst so hartes Gesicht und ich erinnerte mich an die Worte Jasons: Du siehst aus wie Lara Croft, deren Filme ich schon auswendig konnte und grinste wie sie zurück. Das gefiel ihm anscheint ganz gut, denn er streifte meine Hand, was Jason mitbekam, aber nichts dazu erwiderte. Ich glaubte, dass jeder Mensch sich ändern konnte. Hunter war meiner Meinung einer von denen, die eine weitere Chance verdient hatten egal was sie getan hatten.
>>Faith, willst du dich nicht setzen?<<, fragte Raiven. Ich hatte gar nicht mitbekommen das ich stehen geblieben war und so setzte ich schnell auf den Stuhl, der am dichtesten bei mir stand und lächelte leicht. Das Essen schmeckte fantastisch. Es gab Spagetti, mein Leibgericht. Als alle fertig waren, räumte ich mit Raiven den Tisch ab und Chris berichtete, dass wir noch heute zu ihm ziehen … Ans Ende der Stadt.
Ich holte meine schwere Reisetasche aus meinem Zimmer und Jason trug sie für mich die Treppe runter, während Chris, Kate, Hunter und Taylor in Raivens Audi stiegen, stieg ich mit Jason in seinen Volvo. Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl auf der Fahrt, weil Jason total still war, ich sagte nichts und schaute aus dem Fenster, dabei bemerkte ich, dass Chris genau hinter uns fuhr. Als wir ungefähr einen Kilometer gefahren waren, guckte ich ihn an und fragte: >>Was ist los? Du bist so still.<<
>>Es ist wegen Hunter.<<
Ich verstand nicht und legte den Kopf schief, er guckte mich an und grinste leicht.
>>Was hast du in seinem Mantel gespürt?<<
>>Du hast es mitbekommen.<< Es klang nicht nach einer Frage, eher nach einer Feststellung.
>>Ja<<, antwortete er kurz.
>>Ich weiß nicht genau, aber es war etwas Langes und Kühles. Er sagte nur ,,Training“. Ich weiß nicht was er meint. Bist du sauer?<<, fragte ich. Ich wollte nicht, dass er sauer war, vor allem nicht auf mich. Ich liebte ihn doch. Ich hatte Angst vor seiner Antwort.
>>Nein, Liebste … Wir sind da.<<
>>Oh<<, sagte ich.
Er trug mir die Tasche in ein schneeweißes Haus mit grauen Fensterrahmen und einer grauen Tür. Ich staunte nicht schlecht. Wir stiegen eine kleine Treppe hinauf und dann gingen wir eine Veranda entlang, die zur Haustür führte. Er schloss auf und ging voran. Genau wie in ,,meinem“ Haus kamen wir direkt ins Wohnzimmer. Es war geräumig, hatte einen großen Kamin, einen Fernseher, außerdem war es in schwarz und rot eingerichtet. Ich ging mit Jason die Treppe hinauf, während die Anderen herein kamen. Sofort ging Chris die Treppe zu uns herauf und zeigte Jason sein Zimmer und dann mir. Sobald Chris wieder weggegangen war, stellte Jason die Tasche ab, küsste mich und ging in sein Zimmer, was direkt neben meinem war. Ich packte meine Sachen in den Schrank und gewöhnte mich an das ebenfalls rote Zimmer und dachte, dass alle Zimmer rot und schwarz eingerichtet waren. Ich zog die Vorhänge zurück und öffnete die großen Fenster. Der Wind lies mein Top ein wenig flattern und ich schaute auf den Horizont. Ich spürte wie jemand von hinten seine Arme um mich schlang und flüsterte: >>Schön oder?<<
Ich nickte und sah, aus dem Augenwinkel, dass Jason ein schwarzes T-Shirt angezogen hatte. >>Mensch, du hast dir ja mal ein T-Shirt angezogen.<<, lachte ich.
>>Wieso? Magst du es etwa nicht, wenn ich oben ohne zu dir komme?<<, fragte er ironisch.
>>Doch … Ich mag es sogar sehr.<<, flüsterte ich und drehte mich zu ihm um. Ich sah in seine eisblauen Augen und meine Hand wanderte unter sein T-Shirt und er streichelte mir über die Wange. Ich schloss die Augen und er setzte sich in einen Sessel, der gleich neben dem Fenster stand und ich machte es mir auf seinem Schoß bequem. Es wurde frisch, aber es musste mal gelüftet werden und Jason flüsterte: >>Warte …<< Er neigte sich ein wenig vor und zog sein
T-Shirt aus legte es mir um die Schultern und ich kuschelte mich an seine warme Brust. Ich legte meine Hand an sein rechtes Schlüsselbein, er küsste mein Haar und ich schlief ein. Als ich wach wurde, lag ich auf meinem Bett und schaute auf die Uhr, die links neben mir war. Es war mitten in der Nacht. Um genau zu sein drei Uhr. Mein Mund und mein Rachen fühlten sich trocken an, also setzte ich mich auf und weckte aus Versehen Jason, der rechts von mir lag. Er schlug die Augen auf und murmelte müde: >>Was ist los, Schatz?<<
>>Ich gehe nur kurz nach unten, um etwas zu trinken.<< Dann nahm er meine Hand und stand zu meiner Verwunderung auf.
>>Warum gehst du jetzt mit?<<, fragte ich irritiert. Er flüsterte in mein Ohr: >>Reine Vorsichtsmaßnahme.<< Ich verstand nicht, was er damit meinte, aber ich wollte auch nicht reden, weil meine Stimme sich total kratzig angehört hatte. Wir gingen Hand in Hand die Treppe runter und als wir das Wohnzimmer betraten, ging Jason vor. Er ging in die Küche und ich schlich ihm hinterher und dann holte er ein Glas aus dem Schrank, öffnete eine Wasserflasche und füllte das Wasser fast bis zum Rand auf, dann gab er es mir. Ich trank es hastig aus und stellte es auf die Spüle. Jason schaute zur Tür und ich fragte mich, was wohl seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
>>Was-<<, fragte ich doch er unterbrach mich: >>Schhh.<< Ich bekam es mit der Angst zutun, dann wandte er sich ab und flüsterte zu mir: >>Es ist nichts. Komm nach oben.<< Jason nahm meine Hand und ich bemerkte, wie er auf der Treppe noch einmal über seine Schulter schaute, aber ich sagte nichts und wollte gerade in mein Zimmer gehen, als er grinste und mich in sein Zimmer zog. Ich lachte leise, tastete rechts nach dem Lichtschalter und machte das Licht an. Jason zog mich zum Bett und ich schlüpfte unter die Bettdecke. Er legte sich neben mich und fing an mich zu küssen. Seine Lippen lagen sanft auf meinen und nach einer Weile legte ich meinen Kopf an seine Brust. Sein Herzschlag war regelmäßig und ich versuchte mich auf ihn zu konzentrieren um einschlafen, konnte es aber nicht fragte ihn: >>Was hast du an der Tür gesehen, Schatz?<<
>>Ich habe mir etwas eingebildet.<<, sagte er und dabei bildete sich eine Falte auf seiner Stirn.
>>Schaaaatz?!<<, sagte ich quengelnd.
>>Ich habe mich geirrt, Liebste.<< Und damit war das Gespräch beendet.
Am Morgen gingen wir runter und ich sah Christopher und Hunter mit
erschrockenen Gesichtern vor der Tür stehen.
>>Die Tür war neu!<<, meckerte Chris.
>>Na und?! Viel wichtiger ist: Wer oder was war dafür verantwortlich?<<, fragte Hunter nachdenklich und deutete auf etwas an der Tür. Ich quetschte mich zwischen den Beiden durch und sah, dass an der Tür tiefe, blutverschmierte Kratzer waren, als ob irgendjemand … oder irgendwas an der Tür gekratzt hätte. Also hatte Jason doch etwas mitbekommen. Bei der Vorstellung, dass jemand an der Tür gekratzt hatte und ich gerade fast davor stand, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich sah Jason düster an, doch er wich meinem Blick aus und schaute auf den Wohnzimmertisch. Ich fühlte mich ehrlich gesagt, verarscht! Dann ging ich in die Küche um zu frühstücken und würdigte ihm keines Blickes. Ich war sauer und schmierte mir auf der Küchenzeile ein Marmeladenbrötchen. Mmhhh … Wenigstens einen kleinen, guten Start in den Tag. Ich kaute genüsslich, dabei bemerkte ich, das Hunter rein kam und mich anschaute, ich hörte auf zu kauen und schaute ihn fragend an. Er grinste kurz und schüttelte den Kopf, kam auf mich zu und holte sich ein Glas aus dem Schrank, welches er mit Orangensaft füllte. Seit wann trinkt er Orangensaft? Naja egal … Er stellte sich neben mich.
>>Na, schmeckt es?<<
Ich nickte, grinste und biss ein weiteres Mal ab. Er grinste breit und ich fragte: >>Ist was? Hab ich überall Marmelade?<<
>>Nö …<<
Ich nickte wieder. >>Dann ist ja gut.<< Ich aß das letzte Stück vom Brötchen und wusch mir die klebrigen Hände. Hunter trank das Glas aus und stellte es in die Spülmaschine und setzte sich auf einen freien Stuhl. Ich setzte mich ihm genau gegenüber und zog meine rechte Augenbraue hoch. Er lachte leise. Ich hatte ihn noch nie richtig lachen gehört, aber ich stellte fest, es hörte sich gut an! Ich alberte mit ihm rum und sah, dass Jason am Türrahmen lehnte und uns zuschaute. Ich beachtete ihn nicht, Hunter und ich erzählten Witze und alberten rum. Es hat Spaß gemacht und ich hab mich bei ihm total wie Zuhause gefühlt.
Am frühen Abend, so gegen halb sechs, kam ich von oben, Hunter saß auf dem Sofa und guckte Fernsehen. Ich ging hinter die Sofalehne und beugte mich so weit hinunter, dass ich ganz nah an seinem Ohr war. Dann fragte ich: >>Wann soll denn das Training anfangen?<< Er zuckte zusammen, dann lachte er und sagte: >>Man, hast du mich erschreckt! Mit dem Training denke ich, fangen wir morgen an, ist das in Ordnung?<< Ich nickte und er fuhr fort: >>Aber bevor wir anfangen, müssen Christopher, Taylor, Raiven, ich und Jason noch etwas erledigen, deshalb müssen wir Morgen auch schon sehr früh los. Kate wird hier sein und auf dich aufpassen.<< Als ich Jasons Namen hörte, verdrehte ich die Augen, was Hunter natürlich sofort mitbekam und deutete mit seiner Hand, dass ich neben ihn Platz nehmen soll. Ich ging um das Sofa und erzählte ihm: >>Er verschweigt mir total vieles. Er wollte mir nicht sagen, was ihr in der Küche bespracht und er meinte, letzte Nacht, als wir kurz unten waren um etwas zu trinken, habe er nichts an der Tür gehört. Aber … guckt dir die Tür an! Ich weiß echt nicht, warum er mich wie ein Kleinkind behandelt!<<
>>Faith, er liebt dich. Er will dich schützen.<<
>>Ja, aber …<< Ich verstummte und schaute zum Boden. Hunter legte den Arm um mich und ich lehnte mich an seine Schulter. Ich hatte nur ein Top an, die Temperatur ist gefallen und ich fröstelte. Er trug wie immer seinen schwarzen Umhang, den er mir um die Schulter legte, ihn aber nicht auszog.
>>Danke.<<, flüsterte ich. Er lachte kurz leise auf und schaute dann wieder zum Fernseher. Ich bemerkte, wie jemand die Treppe herunterkam und sah aus den Augenwinkeln, dass es Jason war. Er sah mich verletzlich an und ging schnurstracks wieder die Treppe hoch.
>>Scheiße!<<, flüsterte ich. Hunter sah mich verwundert an, aber da war ich schon aufgesprungen und rannte die Treppe hoch. Ich klopfte an seine Zimmertür, hörte zwar kein ,,herein“ aber das war mir egal und ich betritt das Zimmer. Jason stand vor dem Fenster und hatte einen verzerrten
Gesichtsausdruck. Ich ging auf ihn zu, versuchte meine Arme von hinten um ihn zu schlingen aber er fauchte: >>Fass mich nicht an!<< Ich ging einen Schritt zurück, Jason drehte sich um und schrie: >>Du machst echt jeden an!! Erst Taylor und dann Hunter. Was für ein Spielchen spielst du eigentlich?<<
>>Du verstehst ja echt gar nichts!! Außerdem, was hast du mir alles verheimlicht? Was hast du mit Christopher und den anderen schon vorher zutun gehabt?<< Ich ging mit schnellen Schritten zur Tür und schlug sie kräftig hinter mir zu, ging die Treppe runter, in die Küche, holte mir ein Glas und schüttete Wasser hinein. Ich lehnte mich gegen die Küchenzeile, hielt mir das Wasserglas gegen die Stirn und ich bemerkte, wie mir eine Träne die Wange herunter lief. Ich ging in Gedanken unseren Streit noch einmal durch und konnte es nicht fassen, wie er mich angeschrieen hatte. Dann konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten, die Knie sackten mir weg und so lehnte ich nur noch an den Küchenschränken, fing an zu weinen, schaute zur Seite und sah, einen Umhang auf mich zu eilen.
>>Faith … Hey, komm her.<< Er nahm mich in die Arme, hob das in zweiteile zerbrochene Wasserglas auf, schmiss es in den Mülleimer und trug mich zum Sofa. Er hüllte mich in eine flauschige Decke und ich lehnte mich gegen ihn.
>>Schhh … Ist ja gut. Das kommt in jeder Beziehung vor. Ich habe alles mit angehört.<<
>>Das Leben ist echt beschissen!!<<, bekam ich heraus.
>>Tja, so ist es eben. Lass all deinen Frust heraus. Ich bin ja da.<< Ich weinte, weinte bis in die Nacht hinein und Hunter blieb die ganze Zeit bei mir. Irgendwann schlief ich in seinen Armen ein und versank in einen traumlosen Schlaf.
Der ungebetene Besuch
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, regnete es draußen in strömen. Ich hatte den Streit ein bisschen überwunden und ging in die Küche. Auf dem Tisch lag ein Zettel, ich faltete ihn auseinander und erkannte sofort die Handschrift von Jason.
Liebe Faith,
Ich wollte mich entschuldigen,
ich meinte das gestern nicht so!
Es tut mir wirklich leid!!
Hunter hat mir alles erzählt.
Bitte vergib mir, mein Engel.
Ich liebe Dich über alles, mein Schatz.
♥ Dein dich liebender Jason♥
Nachdem ich den Brief gelesen hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Danach ging ich in Jasons Zimmer und sucht mir ein Buch aus um zu lesen. Ich fand eins, das mir gut gefiel und ging zur Treppe, dort setzte ich mich auf das untere Viertel und begann zu lesen. Als ich ein paar Seiten gelesen hatte, hörte ich von oben ein Geräusch und stand auf um nach zusehen. Doch als ich mich um drehte stand ein Mann mit klatsch nassen Haaren, mit einem schwarzen Umhang der mich sehr stark an Hunter erinnerte und einem nassen T-Shirt das an seinem Oberkörper klebte am Treppenansatz. Vor Schreck verlor ich das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Zuerst schlug ich mit meinen Unterarmen an einigen Stufen auf, dann rutschte ich auf dem Teppichboden entlang. Sobald ich dort unten lag merkte ich, dass meine Arme furchtbar schmerzten und ich fühlte, wie mir etwas Warmes meine auf dem Boden liegende Arme umhüllten. Gleichzeitig bekam ich mit, wie die Tür aufgestoßen wurde und jemand auf mich zu gerannt kam, aber ich erkannte ihn nicht, weil meine Augen mit Tränen gefüllt waren. Dieser jemand hob mich hoch, wobei mir Wassertropfen ins Gesicht fielen, legte mich aufs Sofa und ich stöhnte auf. Dann merkte ich wie er meine Arme vorsichtig anhob, was unheimlich wehtat. Ich machte die Augen leicht auf und erkannte, dass es Hunter war. Er war sehr konzentriert und legte etwas, das sich anfühlte wie ein großes Handtuch auf meinen Bauch, dann tat er meine Arme auf das Handtuch, was mir wiederum Schmerzen bereitete. Ich schlug die Zähne aufeinander, damit ich nicht aufschrie. Hunter beugte sich zu meinem Ohr runter und flüsterte mir zu: >>Beweg dich nicht, ich weiß das es ziemlich wehtut, aber du musst es kurz aushalten. Ich bin gleich wieder bei dir.<< Ich war so vom Schmerz betäubt, das ich nichts mehr mitbekam.
In der Zwischenzeit drehte sich Hunter langsam zur Treppe.
>>Was willst du hier, Samuel? Wie bist du in dieses Haus gekommen!<<, fauchte Hunter. Samuel stand immer noch wie versteinert am Treppenansatz.
>>Hunter hör mir zu. Ich bin nicht mehr in Alejandros Dienste. Ich bin kurz nach dir ausgestiegen. Glaube mir. Ich wollte euch warnen. Brianna ist auf eure Kleine angesetzt! Ich bin euch nur gefolgt. Ich dachte, die Kratzspuren verjagen euch und ihr flüchtet in ein anderes Land, wo ihr sicher seid.<<
Dann stöhnte Faith auf und Hunter drehte sich um. Sie hatte ein schmerz verzehrtes Gesicht und Samuel sagte: >>Du musst etwas tun, bevor sie noch mehr Schmerzen bekommt, als sie schon hat.<<, und damit kam Samuel die Treppe runter und ging auf Hunter zu, der ihn immer noch misstrauisch musterte. Doch Hunter war der Meinung von Samuel, ging in die Küche und füllte eine Schale mit Wasser, holte ein paar Tücher und Verbände. Nachdem er wieder im Wohnzimmer war, gab er Samuel die Verbände und sagt: >>Du musst mir helfen.<< Samuel nickte und legte die Verbände auf den Wohnzimmertisch.
Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, aber plötzlich war Hunter an meinem Ohr und flüsterte mir zu: >>Gleich wird es dir besser gehen, aber vorher müssen wir noch deine Wunden reinigen, das wird wehtun, aber es muss sein. <<, nachdem er dies gesagt hatte bekam ich Angst, aber ich nahm mir vor es durch zustehen. Ich spürte, wie mich ein pochender Schmerz durchfuhr, als Hunter erst einen meiner Arme anhob und dann den Zweiten. Ich zuckte zusammen und der Schmerz wurde zu einem heftigen, pochendem Brennen, als Hunter, so glaubte ich mit einem Tuch über meine Unterarm tupfte. Dann sagte jemand: >>Hast du hier irgendeine Salbe, die den Schmerz
betäubt?<< Hunter überlegte einen Augendblick und ich hörte wie er kurz wegging und dann wieder kam.
>>Ja, … Faith ich werde dir jetzt etwas über die Wunden streichen, es könnte brennen, aber es wird nicht lange anhalten.<<, sobald er das gesagt hatte, spürte ich auch schon etwas kühles, das sich aber schnell in ein brennen verwandelte und ich die Zähne aufeinander Schlagen musste, um nicht los zu schreien.
>>Gib mir mal den Verband<<, sagte Hunter und hob meinen Arm ein Stückchen höher, was mich dazu brachte Luft ein zuziehen. Dann wurde mir gleichzeitig, an beiden Armen ein Verband angelegt, sobald der Verband drum war, fühlte ich wie meine Arme taub wurden und ich hörte Hunter sagen: >>So, mehr können wir im Augenblick nicht tun. Faith ich werde dich gleich in dein Zimmer bringen.<< und so wurde ich hochgehoben. Danach merkte ich wie Hunter mich die Treppe hoch trug und mich in mein Bett legte, er deckte mich zu und sagte: >>Versuch zu schlafen, ich werde gleich die Anderen anrufen und ihnen sagen was passiert ist. Du brauchst jetzt Ruhe. Schlaf gut.<< Die Schmerzen ließen nicht nach aber ich versuchte einzuschlafen.
Während ich schlief, hatte Hunter die Anderen angerufen und schnauzte Kate an: >>Warum warst du nicht da, verdammt? Es hätte auch jemand Anderes gewesen sein können! Mann, Kate man kann sich echt nicht mehr auf dich verlassen!! Wo warst du? Verdammt, antworte mir!<<, schrie Hunter.
>>Ich stand im Stau, du Trottel!, herrschte Kate in an.
>>Dann sag´ mir, warum hast du keinen von uns angerufen, uns mitgeteilt, dass du im Stau stehst? Das hättest du tun müssen, Kate!<<
>>Ja ich weiß und ich weiß auch, dass es ein Fehler war, euch nicht bescheid zu sagen! Jetzt schrei mich nicht so an! Du Mistkerl!<<, sagte sie und verlies das Haus. Raiven rannte ihr hinterher.
Als ich die Augen auf machte, saß Hunter zu meiner linken und hielt meine Hand. Ich drehte den Kopf zu ihm, schaute dann auf die Verbände an meinen Armen und das Pochen kam wieder. Ich verzog das Gesicht und er streichelte mir mit seiner Hand übers Gesicht. >>Bald wird es dir besser gehen. Glaube mir.<< Er lächelte aufmunternd.
>>Was war passiert?<<
>>Die hast dich erschreckt und bist die Treppe heruntergefallen, dann bist du auf den Stufen aufgekommen und hast dir auf dem Teppich die Haut an deinen Armen aufgeschürft.<<
Ich nickte. >>Sind die Anderen wieder da?<<
>>Kate ist gegangen. Ich denke, sie kommt spätestens Morgen wieder.<<
>>Wo ist Jason?<<
Er lächelte. >>Soll ich ihn holen?<<
Ich nickte und Hunter verlies den Raum. Ich hörte, wie er die Treppe herunterging und jemand heraufkam. Es klopfte und Jason steckte den Kopf in mein Zimmer. >>Darf ich reinkommen?<<, fragte er.
>>Ja natürlich.<<
>>Faith, es tut mir leid, dass ich-<<, setzte er an aber ich unterbrach ihn.
>>Lass uns das vergessen O.K.?<<
Er nickte, setzte sich auf die Bettkante und hielt meine Hand. >>Mann, Hunter hat vorhin Kate zusammengeschissen. Sie hat ihm das Wort ,,Mistkerl“ an den Kopf geworfen und ist gegangen.<< Er grinste. >>Naja, sie hat es verdient. Sie sollte bei dir bleiben und hielt es nicht für nötig uns bescheid zu sagen, dass sie im Stau stand.<< Er schüttelte den Kopf. Ich sagte nichts und stand schwerfällig auf.
>>Du willst wirklich aufstehen?<<
>>Ja.<<, brachte ich zwischen zusammengebissen Zähnen hervor.
Als wir die Treppe herunter gingen, stützte Jason mich, wobei er ziemlich aufpasste nicht an meine Arme zu kommen.
>>Gut das du runter kommst, Faith. Wir müssen die Verbände wechseln. Obwohl … ich wäre auch hochgekommen.<<, sagte Hunter und ging in die Küche um die Verbände und die Salbe zu holen. Ich setzte mich auf das Sofa im Wohnzimmer, Jason lies mich alleine. Wahrscheinlich kann er ihn immer noch nicht leiden. Hunter kam mit Salbe, Verbände, Schere, Wattebäusche und eine Schale Wasser wieder und setzte sich neben mich. Er schnitt mit der Schere vorsichtig den ersten Verband auf. Er zog ihn langsam ab, wo auch ein wenig Haut mit abging. Ich stöhnte zwischen zusammengebissenen Zähnen auf und verzog das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Fratze.
>>Ugh, tut mir leid, aber das muss sein.<< Er tauchte die Wattebäusche in das eiskalte Wasser und tupfte sie leicht auf meine Wunden.
>>Deine Wunden sehen gut aus. Es hat sich eine Kruste gebildet. Du solltest den Verbände in ein oder zwei Wochen los sein.<<
>>Na dann …<<, brachte ich zähneknirschend heraus. Er schnitt den zweiten Verband auf, diesmal zog er keine Haut mit ab- was auch gut war- und tupfte mit den Wattebäuschen die Wunde aus. Dann schmierte er vorsichtig die Salbe auf die Wunde und verband meine Arme wieder. Er packte alles zusammen, dann flüsterte er: >>Ich müsste gleich noch etwas mit dir besprechen.<<
Ich legte den Kopf leicht schief und er grinste, dann stand er auf und verlies das Zimmer…
Nach einer Weile kam er wieder und setzte sich erneut neben mich. Zuerst schwiegen wir beide, doch er brach das Schweigen und sagte: >>Eigentlich, wollten wir gestern mit dem Training an fangen.<<
>>Ja, das wollten wir.<< , stimmte ich ihm zu.
>>Glaubst du … das du … trotz deiner Verletzungen anfangen kannst oder … möchtest?<< Ich musste einen Augenblick überlegen, dann entschloss ich mich dazu noch zu warten, aber ich sagte: >>Ich kann es ja versuchen und wenn es nicht geht, müssen wir eben noch zwei Wochen warten.<<, ich versuchte es so entschlossen wie möglich rüber zubringen, aber Hunter durchschaute mich sofort, sah mir tief in die Augen und sagte: >>Du musst nicht, wenn du nicht willst.<<
>>Doch ich muss, denn ich möchte nicht, das so etwas noch mal passiert.<<, hob leicht meine Arme und deutet mit meinem Kopf auf die Verbände. Hunter nickte nachdenklich und sagte schließlich: >>Glaub mir so etwas wir nicht mehr passieren, denn ich werde jetzt rund um die Uhr in deiner Nähe sein, aber ich muss dir Recht geben umso früher wir Anfangen, desto besser. Ich denke wir sollten noch bis morgen früh warten und gucken wie es dir dann geht, wenn es dir besser geht, werden wir übermorgen anfangen.<<, als er das sagte, nickte ich erleichtert ,stand auf und ging die Treppe hoch in mein Zimmer. Dort ging ich zum Fenster, öffnete es und lehnte mich raus, um ein wenig Nachtluft zuschnappen. Schließlich verbrachte ich eine halbe Stunde so und bekam nicht mit, wie Jason in mein Zimmer kam. Erst als er von hinten vorsichtig, die Arm um mich schlang, mir einen Kuss in die Haare drückte, bemerkte ich ihn. Aus versehen streifte er meinem linken Arm, wo die Haut beim Verbandswechsel abgezogen wurde und ich schrie auf. Er wich einen Schritt zurück: >>Es tut mir leid, Faith. Ich fasse Dich nicht mehr an, bis deine Wunden wieder verheilt sind!<< Na super! Der Abend war gelaufen. Jason ging in sein Zimmer und ich ging alleine zu Bett.
Ich stand auf, schaute auf den Wecker, es war schon 10 Uhr Vormittags. Mann, habe ich lange geschlafen! Ich zog mich vorsichtig an, nur die Schuhe bekam ich nicht zu. Ich nahm sie in die Hand und ging barfuss die Treppe herunter, war ja nicht schlimm, die Treppe war ja mit kuscheligem Teppich überzogen, mit dem ich mir auch die Arme aufgeschürft habe. Als ich unten ankam saß Taylor schon vor der Glotze und guckte irgendeine Kochsendung. Hunter trat hinter mich und flüsterte in mein Ohr: >>Und, geht es die schon besser?<< Ich nickte. Es ging mir wirklich schon besser. Das Pochen hat aufgehört und ich konnte in Ruhe schlafen. Hunter ging an mir vorbei und zwinkerte mir zu und ich musste grinsen. Dann stellte ich meine Schuhe auf die Treppe.
>>Guten Morgen.<< Jason war an mir vorbeigegangen. Hallo? Jetzt sagt er mir noch nicht einmal mehr wie früher ,,Guten Morgen.“ Super. Ich war frustriert. Und ich wusste nicht was Hunter mit mir beim Training vorhatte. Ich denke aber: Zu Hackfleisch wird er mich nicht machen … Hoffen wir es …
Ich hatte keinen Hunger. Also lies ich die Mahlzeit ausfallen und setzte mich neben Taylor aufs Sofa. Er schaute immer noch diese Kochsendung. Der dicke Koch schmiss grad die Kartoffeln in einen großen Topf und rührte irgendeine weiße Soße in einem kleinen Topf um. Das sah echt nicht appetitlich aus, eher ekelig!
>>Das willst du doch nicht etwa nachkochen, oder Taylor?<<, rutschte es mir heraus.
>>Hmmm …Mal sehen.<<, überlegte er.
>>Hoffentlich nicht.<<, sagte ich eher zu mir als zu ihm und stand auf. Ich ging in die Küche und gesellte mich zu Hunter hinter die Spüle. Ich setzte mich auf die Arbeitsplatte und schaute ihn neugierig an. Jason und Chris spielten Karten und Kate war immer noch nicht zurückgekehrt. Naja, bei der Standpauke die Hunter ihr gehalten hatte … Ich spürte Jasons Blick im Rücken, beachtete ihn aber nicht. Hunter hielt meinen Blick stand. Man könnte denken, wir tauschen Gedanke aus, so eindringlich guckten wir uns an. Er grinste leicht, ich zog eine Augenbraue hoch. Hunter lachte, schüttelte kurz seinen Kopf wandte sich wieder seinem Orangensaftglas zu. Er trank es aus, nahm mich bei der Hand und führte mich aus der Küche in das Arbeitszimmer von Chris.
>>Möchtest du heute Abend mit dem Training anfangen, Faith?<< Ich überlegte kurz, dann sagte ich: >>Meinetwegen. Ich glaube ich könnte.<<
>>O.K. Wir erzählen es aber noch nicht den Anderen. Sie werden dagegen sein, dass du mit deinen Verletzungen schon trainierst.<<
Ich nickte und dachte, dass es eigentlich meine Entscheidung sei, aber auf der anderen Seite hatte Hunter Recht.
>>Wo und wann?<<, fragte ich.
>>Heute Abend um 19.30 Uhr fahren wir los. Wohin bleibt erstmal ein Geheimnis.<< Er zwinkerte mir zu. Hunter musterte mich von Kopf bis Fuß, als ob er von meinem Körper Maße nahm. Dann blieb sein Blick auf meinen Füßen hängen. >>Frierst du nicht? Du hast ja gar nichts an den Füßen.<<
Ich wurde rot und schaute zum Boden. >>Ich konnte sie nicht anziehen.<<, sagte ich und hob leicht die Arme. >>Die sind im Moment echt nicht zu gebrauchen. Schuhe zum Schnüren sind scheiße!<<
Hunter grinste, nahm meine Hand und führte mich zur Treppe. >>Setz dich.<<
>>Oh neee, du ziehst mir jetzt nicht die Schuhe an oder?<<
Er grinste breit und zog mir die Schuhe an.
>>Ich komm mir vor wie ein kleines Kind, dass noch keine Schleife binden kann und du mir jetzt die Schuhe binden musst.<<
Er lachte und sagte: >>Pass auf. Du musst das so machen. Schau genau hin, sonst lernst du es nie.<< Taylor, der die ganze Zeit über zugeschaut hatte, fing jetzt an zu lachen wie ein Pferd.
>>Ohhh Jungs, bitte.<<, jammerte ich und Hunter fing jetzt erst richtig an: >>Pass auf:
Nach recht, nach links und unten durch!
Dann ein Kreisverkehr und das Auto fährt drum rum
Nun noch schnell durch den Tunnel durch
Und fertig fidibum!!<<
Er bekam die Wörter nur schwerfällig heraus, weil er sich bemühen musste, um vor lachen nicht nach hinten zu fallen. Ich knuffte ihn in die Seite, bereute es aber sofort, weil mein Arm wieder anfing zu brennen. Hunter fiel nach hinten und lachte noch mehr. Ich stimmt mit ein, weil sich Taylors Lache in ein brüllen verwandelte hatte. Zwischendurch grunzte er, Hunter und ich mussten so lachen, sodass er sich den Bauch hielt und Chris den Kopf durch die Tür steckte.
>>Alles in Ordnung bei euch?<<, fragte er, aber keiner von uns bekam auch nur ein Wort raus. Chris verdrehte die Augen. Jason kam aus der Küche und schaute mich komisch an: >>Na ihr habt ja einen Spaß.<< Ich wusste, dass er eifersüchtig auf Hunter war und ich wollte ihm heimzahlen, dass er mir so viel verheimlicht hatte. Dazu kommt noch, dass er mich wie ein Bescheuerter angeschrieen hatte. Hunter, Taylor und ich beruhigten uns langsam, dann fragte Hunter: >>Hast du heute vielleicht Lust in die Disko zu gehen?<<
>>Klar, auf jeden Fall.<< Hunter grinste, schlang den Arm um mich und half mir hochzukommen. Jason stampfte zurück in die Küche. Oh, der war sauer. Selbst Schuld. Ich ging zum Sofa und lies mich fallen. Hunter setzte sich neben mich, legte den Arm um meine Schulter und ich lehnte mich an ihn.
>>Na, machst du es dir gemütlich?<<, sagte Taylor spöttisch. Ich streckte ihm die Zunge raus und griff nach einer Decke. Hunter nahm sie mir aus der Hand und breitete sie über mich aus. Ich kuschelte mich in die rote Decke und schloss die Augen. Ich wusste ich durfte nicht einschlafen und nach fünf Minuten öffnete ich meine Augen, erhob mich und zwinkerte Hunter zu, was Jason, der mittlerweile in dem Sessel saß, nicht entgangen war. Ich ging die Treppe rauf, duschte und schminkte mich. Es sollte wirklich so aussehen, als ob ich in die Disko gehen würde. Als ich runter kam hatte Hunter sogar seinen heiß geliebten Mantel ausgezogen. Er trug ein dunkelblaues Poloshirt und eine dunkle Jeans. Seine Haare waren so wie immer. So wie ich sie liebte. Er ging noch kurz in die Küche und ich zu Jason. Er schaute mich nicht an.
>>Was ist? Ist dir das etwa nicht Recht, dass ich mal mit jemand Anderen ausgehe?<<
>>Er ist ein Killer, Faith!<<
>>Ohhh, jetzt fängt das wieder an. Bitte.<<
Ich wandte mich von ihm ab, sah Hunter mit einem Autoschlüssel ungeduldig klimpern und beeilte mich, ging durch die Haustür, die Chris mir aufhielt und er schloss sie hinter mir. Die Kratzspuren waren nicht zu übersehen und ich fragte mich, wann Chris mal die Tür auswechselte. Hunter war schon am Auto und hielt mir die Tür auf. Ich setzte mich dankend auf den warmen Sitz. Er stieg ein und lies den Motor aufheulen.
>>Woher hast du das Auto?<<
>>Von Samuel. Geliehen …<< Er nickte.
>>Klar … Geliehen!! So nennt man das also heutzutage bei … Killern …
Ex Killern<< Verbesserte ich mich schnell. Ich nickte mit verzogenem Gesicht. Dann schaute ich ihn an. Er guckte auf die Straße und grinste.
>>Was?<<, sagte ich und zog eine Augenbraue hoch.
>>Nichts.<<
>>Jetzt fängst du auch schon mit der Heimlichtuerei an!<< Ich zog Gesicht und schmollte. Er sah mich an und verkniff sich das Lachen.
>>O.K. ich gebe es ja zu. Das Auto ist … geklaut. Für das was er dir angetan hatte, schuldete er mir noch etwas.<<
>>Dir? Wieso Dir? Wenn dann schuldet Samuel ja wohl mir etwas!<<
>>Gut, dann bekommst du halt das Auto … Wenn du achtzehn bist.<<
>>Toll … bis dahin ist das Auto out.<<
>>Der Ferrari? Also bitte, Faith. Der wird immer ,,in“ sein. Vor allem die Farbe schwarz!<<
Ich nickte. Hunter bog links in eine Waldstraße ein. Wollte er mich in einem Wald trainieren? Ich meinte, so doof ist er nun auch wieder nicht. Oder doch? Er bog rechts ab und parkte unter einer Eiche. Ich stieg aus und schlenderte um das Auto zu ihm. Wir gingen einen kleinen Pfad entlang, bis er vom Weg abkam und wir uns durch dichtes Gestrüpp kämpfen mussten. Er steuerte auf ein langes aber schmales Gebäude zu. Hunter öffnete eine schwere Eisentür und führte mich herein. Der Boden war aus Beton und an den Wänden hingen Schwerter und andere Waffen. Oh oh, worauf hatte ich mich da bloß eingelassen?! Wir gingen ungefähr die Hälfte der Halle und der Boden wechselte von Beton zu Gitter. An den Wänden standen große Schränke. Es hätte mich nicht gewundert, wenn dort Dynamit versteckt wäre. Von der Decke hingen drei schwarze und vier rote Boxsäcke. Langsam bekam ich schiss. Er steuerte auf einen hohen, grünen Schrank zu und holte einen Anzug aus. Hunter faltete ihn auseinander.
>>Müsste eigentlich deine Größe sein. Ich zeige dir einen Raum, wo du dich umziehen kannst.<<
Er schmiss mir den Anzug zu und ich fing ihn geschickt auf.
>>Fangen kannst du schon mal.<<, spottete er. Hunter zeigte mir einen großen Raum und lies mich alleine. Ich zog mir die hautenge, drei-viertel Hose aus rotem und schwarzem Leder an. Bei dem Top ging es schwieriger wegen meinen Verbänden. Aber ich schaffte es dennoch. Das Top war zum Bauchnabel hin dreieckig geschnitten und hatte einen ebenfalls dreieckigen Ausschnitt. Für meine Fälle war dieser zu tief. Ich ging zurück in die große Halle.
>>Perfekt.<<, stellte er fest.
Ich schaute an mir herunter zog eine Augenbraue hoch. Er lachte kurz, ging an mir vorbei zu einem anderen Schrank und holte zwei kleine Dreizacks heraus.
>> Das sind Sai Gabeln. Das Sai ist ähnlich aufgebaut wie eine Gabel oder ein Dreizack. Die Mittelzinke ist etwa dreimal so lang wie die beiden Äußeren. Die Sai sind je nach Ausführung zwischen 45 cm und 52 cm lang, im besten Fall etwas länger als der Unterarm und heute meist verchromt oder mattschwarz. Diese sind verchromt und 52 cm lang. Das ist der größte Sai und der gehört ab heute dir.<<
>>Mir? Aber ich kann doch gar nicht damit umgehen.<<
>>Deswegen bist du ja hier. Ich bringe es dir bei. Beziehungsweise diese hübsche Dame.<< Er deutete hinter mich und ich drehte mich um. Eine junge, schlanke Frau kam auf mich zu.
>>Hi. Ich bin Ashley und ich werde dir zeigen, wie du mit den Sai Gabeln umgehen musst. Du kannst dich damit leicht verletzen.<< Sie nahm Hunter die Sai Gabel ab und guckte auf meine Verbände. >>Willst du wirklich trainieren? Was hast du gemacht?<<
>>Ja sie wird trainieren und das mit den Verbänden war Samuel. Er hat sie erschreckt und sie ist die Treppe runtergestürzt.<<
Ashley nickte und erklärte mir wie ich mit den Sai Gabeln umgehen muss und was ich sonst noch wissen muss. Hunter fing an, sich mit den Boxsäcken zu schlagen.
>>Sai werden meist paarweise geführt, wobei hier verschiedene Grifftechniken Anwendung finden. Neben Block-, Schlag- und Stoßtechniken sind auch Klemm- und Entwaffnungstechniken möglich. So kann ein Schwert abgefangen und mit einem gezielten Schlag unter Spannung gebrochen werden. Zudem besteht beim Kampf mit nicht geschliffenen Sai Gabeln die Möglichkeit, in kürzester Zeit mit den Handrücken einen der Flügel und mit dem Daumen an das gegenüberliegende Ende des Zentrums zu greifen. Dies eröffnet dem Kämpfenden die Möglichkeit, einem Kontrahenten Treffer mit dem meist stumpfen Knauf zuzufügen. Der Knauf hatte in historischen Versionen oftmals die Form einer Münze. Damit konnten Sai zwischen die Rippen des Gegners gestoßen und mit einer 90-Grad-Drehung um die Längsachse und dem anschließenden ruckartigen Herausziehen schwere Verletzungen verursacht werden. Das relativ hohe Gewicht der Sai mag sich in einem Kampf negativ auswirken. Aber du schaffst das schon. Häufig wurde zusätzlich zu den zwei offen getragenen Sai ein drittes Sai verdeckt unter der Kleidung getragen. Beim Angriff konnte so eins der beiden offen getragenen Sai nach dem Gegner geworfen werden, aber weiterhin - durch das Ziehen der verdeckten Sai - mit zwei gezogenen Sai gekämpft werden.<<
>>O.K.<< Ich habe alles verstanden und versuchte mir es einzuprägen. Sie gab sie mir vorsichtig. Sie waren kühl und schwer, aber ich konnte sie gut in den Händen halten. Ashley ging hinter mich und nahm mein Handgelenk. Sie ging mit mir einfache Kampstellungen durch, indem sie meine Handgelenke führte und mir zeigte wie ich zu stehen hatte.
3 Wochen später
Meine Verbände waren ab und ich konnte inzwischen richtig gut mit den Sai Gabeln umgehen. Jason merkte langsam, dass irgendetwas nicht stimmte. Er wollte wieder mehr Zeit mit mir verbringen, doch ich musste mich auf das Trai-ning konzentrieren. An dem Abend wollten Hunter und ich wieder einmal weg. Er lud mich angeblich zum Essen ein. Er fuhr die Waldstraße entlang und wir liefen wieder bis zum Gebäude. Ich zog mich um und holte mir wie immer selbst die Sai aus dem Schrank. Ashley trainierte gerade mit mir, als ich be-merkte, dass wir beobachtet wurden. Ich kannte diesen Mann. Samuel lehnte an der Wand. Hunter ging zu ihm und sie klatschten sich freundschaftlich ab. Ash und beachteten sie nicht und übten weiter. Sie mit Kurzschwertern und ich mit meinen Sai. Ich hatte die einzigsten bekommen. Wir kämpften gegeneinan-der und zu meinen Stolz gewann ich. Die Sai Gabeln waren für mich wie eine Verlängerung meiner Arme und ich merkte das Gewicht kaum noch in meinen Händen. Ich stach knapp neben Ashleys Kopf zu und sie wich reflexartig zu-rück, dann machte ich einen Salto über sie und drückte Ashley mit den Sai Ga-beln auf den Boden. Ashley und ich keuchten, ich lies sie aufstehen.
>>Wow. Du bist sehr gut geworden!<<, sagte Ash.
Ich hörte wie die beiden Männer klatschen und ich ging zu Hunter herüber, nahm meine Sai in die linke Hand und umschling mit der rechten Hunter. Er grinste. Samuel sagte: >>Hi Faith. Ich bin Samuel. Es tut mir wirklich leid, dass was passiert war. Leider konnten wir uns nicht anderweitig vorstellen.<<
Ich nickte und fügte hinzu: >>Die Wunden sind ja schon wieder verheilt. Es sind nur feine Narben zurückgeblieben, weiter nichts. Ich war auch mit schuld. Ich hätte nicht so schreckhaft sein dürfen.<<
Samuel wandte sich wieder Hunter zu: >>Also hast du doch das Auto mitgehen lassen!<< Hunter grinste.
Wir beendeten das Thema, weil Ashley unbedingt eine Revanche haben wollte, doch ich musste nach Hause. Es begann draußen in strömen zu regnen. Hunter und ich rannten zum Auto und stiegen rasch ein. Ich fuhr mir mit der rechten Hand durch die Haare und schüttelte sie leicht aus. Hunter fuhr mit hundert-zwanzig Sachen die Landstraße entlang.
>>Warum hast du es jetzt so eilig?<<, fragte ich.
>>Schau mal auf die Uhr.<< Ich guckte auf die Uhr am Armaturenbrett und be-merkte, dass es bereits fünf Uhr Morgens war.
>>Oh, scheiße. Und jetzt? Was sollen wir den Anderen erzählen?<<
>>Ich denke, es wird Zeit Christopher einzuweihen, aber ich denke er rastet vollkommen aus.<< Er grinste.
>>Findest du das toll, wenn dich jemand anschnauzt?<<
>>Naja, jemanden anschnauzen macht natürlich mehr Spaß, aber ange-schnauzt werden …<<
Ich lachte leise. >>Sind Kate und Raiven eigentlich wieder aufgetaucht?<<
>>Ja, sie haben sich bei Chris gemeldet und sind irgendwo im Süden.<<
>>O.K. sie sind alleine im Süden.<<, sagte ich und zog die Mundwinkel hoch, Hunter sah mich an. Ich presste meine Lippen aufeinander um nicht loszula-chen. Hunter begann zu begreifen und lachte los. Am Fenster rauschten die Bäume vorbei und ich schaute gedankenverloren aus dem Fenster.
>>Was denkst du gerade?<<, sagte Hunter nach einer Weile.
>>Werde ich die Sai wirklich mal benutzen müssen?<<
>>Ja, um dich zu verteidigen … Du möchtest keine Mörderin sein oder? So wie ich das einmal war … Ein Killer.<< Ich sah, wie er sich an das Lenkrad klam-merte und verächtlich auf die Straße sah.
>>Nein. Du warst ein Mörder, aber du hast dich geändert. Samuel hat sich auch geändert. Ich glaube, ich könnte nicht einfach so einen Menschen umbringen. Ein Monster vielleicht, aber keinen Menschen.<< Ich verstummte und bei der Vorstellung lief mir ein Schauer über den Rücken.
>>Du wirst dich, wenn du erstmal angefangen hast, daran gewöhnen … Wir sind da.<< Er hielt an und ich stieg aus dem schwarzen Ferrari. Hunter und ich hielten uns die Arme über die Köpfe um uns vor dem Regen zu schützen aber es half nichts. Wir waren klatsch nass als wir an der Haustür ankamen und Christopher sie öffnete. Er hatte einen vorwurfsvollen Blick, lies uns dennoch eintreten. Hunter ging in die Küche und setzte sich auf einen Stuhl, ich daneben. Chris legte los: >>Sagt mal, was treibt ihr eigentlich die ganzen Näch-te. Ich habe ja so eine Vorstellung, wenn dich Faith, so sieht könnte man mei-nen, das du muskulöser geworden bist und eine leicht, durchtrainierte Figur bekommen hast.<<
Ich sah an mir herunter und zog eine Augenbraue hoch. Dann grinste ich.
>>Tja, sie hat halt lange trainiert.<<, sagte Hunter vorsichtig.
>>Toll, seit wann geht das schon so?<<
>>Knapp drei Wochen.<<
>>Da hattest du noch deine Verbände. Wie konntest du damit kämpfen oder dich geschweige denn bewegen? Mit was hat er dir beigebracht zu kämpfen, Faith?<<, zischte er.
>>Sai Gabeln.<<, sagte ich kurz angebunden.
>>Ach du scheiße. Das ist das schwerste, womit du anfangen konntest.<<
>>Oh du solltest sie mal nicht so unterschätzen. Ich werde sie bald draußen trainieren. Willst du zuschauen?<<
>>Aber sicher doch. Wo? Wann?<<
>>Im Wald. Wenn es dir Recht ist heute Abend.<<, antwortete Hunter.
>>Schaffst du das, Faith? Ich meine, du kamst ja erst eben wieder.<<
>>Natürlich, ich musste das schon drei Wochen, jede Nacht mit ihm aushalten. Da gewöhnt man sich dran und ich brauche jetzt nicht mehr so viel schlaf.<<
>>O.K. Taylor und Jason bleiben aber hier. Ich denke, wenn Jason davon wind bekommt bricht er das ganze sofort ab.<<, sagte Hunter.
Christopher nickte und ich ging ins Wohnzimmer, setzte mich auf das Sofa, schaltete den Fernseher an und wartete gespannt, dass es Abend wurde. Hun-ter setzte sich neben mich und flüsterte: >>Na, schon gespannt, was ich heute Abend mit dir vorhabe?<< Ich schaute ihn an und nickte.
>>Naja, du wirst schön zwischen Bäumen gegen mich kämpfen, damit du lernst, es auch mit einem Stärkeren aufzunehmen. Außerdem will ich sehen, wie viel du wirklich gelernt hast.<<
>>Ich hab vieles von dir gelernt.<<, antwortete ich zu. >>Sogar wie man Schuhe bindet!<<, lachte ich.
>>Das musst du mir aber nicht zeigen, kleine Faith.<< Ich knuffte ihn fest in die Seite. Er versuchte auszuweichen und ist dabei fast über die Armlehne des So-fas gefallen. Ich prustete los.
Als ich mich beruhigt hatte schaltete ich auf MTV um. Es lief das Lied: Ey DJ. Ich machte den Fernseher aus und sah Jason in der Tür stehen, stand auf und wollte ihn begrüßen.
>>Wo warst du die ganze Nacht?<<, fragte er. Ich hörte Hunter seufzen, er stand auf und kam auf mich zu.
>>Wir waren essen und danach noch im Kino und dann in der Disko.<<
Ich nickte und sah, wie Jason den Kopf schüttelte und sich abwandte. Hunter sah mich an und ich folgte Jason in die Küche, Hunter dicht hinter mir. Jason setzte sich auf einen Stuhl und nahm sich die Zeitung von gestern. Er blätterte sie durch und blieb bei einem Artikel hängen.
Mord an einem 16-jährigen Mädchen
Oxford. Ein Mädchen im Alter von 16 Jahren wurde gestern in einem Wald tot aufgefunden. Ihr fehlte der rechte Arm und eines ihrer Beine war zur hälfte ab-gehackt. Diese Prozedur wurde anscheinend vollzogen, als das Mädchen noch bei Bewusstsein war. Man könnte denken, dass es sich um ein animalisches Verhalten handelte. ,,Keiner von uns kann sich vorstellen, was dieses Mädchen für Höllenqualen durch machen musste.“, sagte ein Sprecher der Gerichtsmedi-zin. Es gab keine Augenzeugen und die Spurensicherung hat zwar Fußspuren eines hundeartigen Tieres gefunden, konnten sie aber keinem Tier zuordnen. Die Fußspur sah außerdem so aus wie die eines Wolfes, aber wir können ihn aus-schließen, weil die Fußspur überdimensional groß war. ,,Wir können keine wei-teren Angaben machen, hoffen nur, dass dies nicht noch einmal passiert.“, sagte der Oberkommissar.
>>Das war eindeutig kein Wolf!<<, sagte Hunter, der über Jasons Schulter ge-späht hatte. Erst sah er Chris an, dann mich. Christopher sagte schnell: >>Ich muss noch etwas erledigen und brauche Hilfe. Hunter, Faith, könnt ihr mit-kommen?<<
Ich nickte, verstand was er wollte und ging nach draußen. Hunter schnellte an mir vorbei und stieg in sein Auto. Christopher schloss gemächlich die Haustür und schaute schmerzverzehrt auf die Kratzer im Holz.
>>Die Tür war neu.<<, murmelte er böse in sich hinein.
>>Ich weiß.<<, gab ich zur Antwort.
>>Du fährst bei Hunter mit und holst deine Sai. Ich fahre schon mal zum Wald und warte dort auf euch.<<
>>O.K.<< Ich lief zum Ferrari und stieg in das Auto. Hunter legte den Gang ein und düste los. Er machte mir mit seinem Gesichtsausdruck Angst. Sein Blick war steinhart und er schaute starr auf die Straße.
>>Warum gerade jetzt?<<, fragte ich ihn.
>>Das Tier ist auf den Weg hierher. Damit wette ich. Du musst jetzt die schwersten Kampftechniken so schnell wie es geht lernen.<< Ich nickte, dann schaute ich aus dem Fenster. Als wir an der Halle ankamen, fuhr Christopher an uns vorbei in den Wald. Ich stieg hastig aus dem Auto, rannte zur Halle und zog mich um. Die zwei Sai hielt ich in den Händen. Das dritte Sai war an einem Gürtel, den ich um meine Taille trug, befestigt. Ich beeilte mich zurück zum Au-to zu laufen, die Sai nach hinten gerichtet und stieg ins Auto. Sobald ich im drin war, fuhr Hunter mit schnellem Tempo in den Wald, wo Chris schon unge-duldig auf uns wartete. Wir stiegen aus und ich musste aufpassen, um nicht mit den langen Sai den Ferrari zu zerkratzen. Ich ging zu Chris und Hunter ver-schwand im Wald.
>>Du musst dich heute auf dein Gehör verlassen.<<, sagte Chris und legt mir eine Binde um die Augen. Vor meinen Augen wurde es pechschwarz aber ich bekam keine Angst. Chris nahm meine Hand und führte mich.
>>Du läufst einfach geradeaus. Komm nicht vom Weg ab und wenn du etwas Verdächtiges hörst, jage es einfach oder werfe es ab. Wenn es Hunter ist und du triffst, dann hat er eindeutig ein Problem.<<, lachte er. Also ging ich vor-sichtig los und konzentrierte mich auf jedes noch so kleines Geräusch. Ich tas-tete nach den ersten Baum, dann lief ich los, ich hatte keine Angst vor einen Baum zu laufen. Hinter mir hörte ich ein Geräusch, wirbelte herum und stand kampfbereit da. Ich kam mir affig vor. Ich spürte auf einmal einen Luftzug hin-ter mir, drehte mich blitzschnell um und schlug reflexartig zu. Ich hörte, wie mein rechtes Sai auf etwas Metallisches aufkam und sich ein Druck auf meine Hand ausübte. Dann benutzte ich meinen linken Arm und schlug fest zu. Eine Stimme lachte. Hunter. Ich sprang einen Schritt zurück, spürte einen Baum hin-ter mir und Hunter sprang vor mich. Ich machte einen Salto, hoffte er war hoch genug, kam hart auf den Füßen auf, drehte mich um und schleuderte Hunter mit meinem Fuß gegen den Baum. Dann hielt ich ihm mein Sai an die Kehle und lachte, nahm die alberne Maske ab.
>>Tja, verloren.<<, sagte ich mit Spott in meiner Stimme.
>>Die Maske brache ich nicht. Es ist sowieso schon dunkel genug. Ähm, sag mal, wie lange ist es her, dass wir von Christophers Haus losgefahren sind?<<
>>Etwa zwei Stunden. Du warst mir immer dich auf den Fersen aber ich konnte noch entwischen. Kannst du jetzt mal bitte dein Sai von meiner Kehle nehmen oder ist das gerade ein Verhör?<< Ich lachte und lies es sinken.
>>Noch einmal?<<, fragte er.
Ich grinste, dann nickte ich. >>Aber ohne Maske! Du jagst mich und irgend-wann … schlag ich zu.<<
>>O.K. Hört sich interessant an.<<
Und schon ging es los. Er jagte mich durch dichtes Gestrüpp und ich musste aufpassen, um nicht zu stolpern. Hunter lief schneller als ich durch dieses Ge-strüpp. Schon nach kurzer Zeit war er neben mir und holte zum Schlag aus, aber ich parierte ohne Probleme. Irgendwann, ich hatte kein Zeitgefühl mehr, kamen wir auf die Lichtung zurück, wo Christopher neben seinem Auto stand. Hunter holte zu einem weiteren Schlag aus, ich wich zurück. Dann schlug ich zu, grinste dabei. Ich stellte mich vor Christophers Auto. Hunter warf mit einem seiner Kurzschwerter auf mich, doch ich sprang mit einem Rückwertssalto auf die Motorhaube.
>>Och nee, nicht auch noch mein Auto.<<, jammerte Chris. >>Nein!!! Faith du hast eine Beule in die Motorhaube gemacht!! Hunter, mach sie fertig!<<
Hunter grinste gefällig.
>>Chris, er hat grad deinen Reifen zerstochen, als ich auf die Motorhaube sprang.<<, sagte ich.
>>Den hätte man mühelos ersetzen können!<<, jammerte er. Ich stöhnte auf. Hunter war am Auto, zog sein Kurzschwert aus dem Reifen und holte zum Schlag aus, ich sprang auf das Autodach. Chris wimmerte wie ein kleiner Hund. Ich sprang mühelos vom Auto. Nach einer Weile machte Hunter einen Fehler. Seine linke Hand benutzte er einen kleinen Moment nicht und dieser Moment reichte mir, um ihm sein linkes Kurzschwert mit meinem Fuß aus sei-ner Hand zu schlagen. Ich schleuderte das Schert zu Boden und kickte es weit weg von ihm. Ich grinste düster und verengte die Augen. Er kam mit schnellen Schritten auf mich zu, ich lief ebenso schnell rückwärts. Dann schlug ich un-erwartet zu und er verlor das Kurzschwert aus seiner rechten Hand. Hunter wollte sich bücken doch ich trat auf die Waffe und schob die hinter mich. Er hob die Hände, wie, als wollte er sich ergeben aber ich wusste, er hatte Ande-res im Kopf. Ich lies die Sai sinken, dann, wie ich erhofft hatte, rannte er rück-wärts zu seinem Kurzschwert, was unter einem Baum lag und ich im als erstes aus der Hand geschlagen habe. Ich holte mit meinem Sai zum Schlag aus und … lies los. Das Sai schoss durch die Luft und blieb knapp neben Hunters Kopf im Baumstamm sitzen. Ich ging langsam zu ihm und er stand wie angewurzelt da. Ich fragte erstaunt: >>Was ist. Soll das wieder ein Ablenkungsmanöver sein?<< Er antwortete nicht, zog mich hinter sich, breitete schützend seinen linken Arm aus und ich zog schnell mein Sai aus dem Baumstamm. Was sah er?
>>Bist du eventuell Kampfbereit?<<, zischte er.
>>Klar.<<, sagte ich schnell. Er nickte, lies den Arm sinken und ich stellte mich aufrecht hin, die Sai nach hinten gerichtet. Dort, zwischen den Bäumen waren zwei giftgrün, funkelnde Augen, sie waren schmal und auf mich gerichtet. Dann sah es Hunter an und rannte in überdimensionaler Geschwindigkeit zurück in den Wald und verschwant.
>>Was war das denn?<<, fragte ich.
>>Keine Ahnung aber es war auf dich fixiert … Christopher?<< Hunter schaute zum Auto. Christopher stand hinter seinem verbeulten BMW, hatte eine Arm-brust in der Hand und zielte auf den Fleck, wo das Wesen eben noch gestan-den hatte. Langsam lies er die Waffe wieder sinken und schaute Hunter an. >>Und jetzt? Das Ding ist uns bestimmt auf den Fersen.<<, sagte Chris.
>> Bestimmt nicht …<<, murmelte Hunter, bückte sich um sein Kurzschwert aufzuheben und ging zu seinem Ferrari. Ich lief hinter ihm hinterher, Chris schaute verwirrt. >>Hey, was ist mit meinem Auto? Faith, du bezahlst die Mo-torhaube und das Dach, du Hunter bezahlst den Reifen!<<, sagte er vorwurfs-voll.
>>Ich?<<, sagte ich ungläubig.
>>Mach dir nichts raus, ich übernehme die Kosten für Chris´ Auto.<<, sagte Hunter, als er, Chris und ich in den Ferrari stiegen.
>>Oh, danke.<<, murmelte ich überrascht.
Als wir die Waldsstraße entlang fuhren, schaute ich Hunter an. Es zeigte sich keine Regung in seinem Gesicht, es blieb hart, wie an dem Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal sah.
>>Was ist los Hunter?<<
>>Nichts, was sollte denn sein.<< Sein Blick wanderte zu mir. Er schüttelte leicht den Kopf und formte mit den Lippen das Wort gleich.
>>Ich habe noch den Anzug an und die Sai habe ich auch noch. Soll ich mich nicht umziehen?<<, fragte ich, als wir an der Trainingshalle vorbeifuhren.
>>Es wird Zeit, dass die Anderen wissen, dass du mit mir trainiert hast. Außer-dem musst du auch noch lernen, mit anderen Gegnern zu kämpfen, beispiels-weise Taylor und Raiven. Mmh, wenn du und Raiven kämpfen, dann wird’s spannend. Er hat die Kreatur aus dem Haus deiner Eltern alleine fertig ge-macht. Taylor hingegen ist ein … naja, er ist halt nicht so gut.<< Er grinste. Dann fügte er hinzu: >>Ob Jason allerdings gegen dich kämpfen wird bezweifle ich allerdings.<< Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht und es wurde wieder ausdruckslos. Ich guckte aus dem Fenster. Christopher gab keinen Mucks von sich und ich schaute in den Himmel. Es dämmerte schon und die Sonne konnte man am Horizont schon sehen. Ich schaute in das Morgenrot und lehnte mich in die bequemen Sitze zurück. Hunter schaltete das Radio an, es dröhnte laut und er schaltete es schnell leiser. Ich legte die Sai auf meinen Schoß, schloss die Augen und hätte am liebsten geschlafen. Ein paar Sekun-den später spürte ich Hunters Hand auf meiner Wange. Sie war kalt. Er flüster-te: >>Du kannst ruhig schlafen. Ich trage dich dann ins Haus. Schlaf.<<
Dann besiegte mich die Müdigkeit und ich schlief ein.
Ich merkte wie mich Jemand hochhob und ich war wieder hellwach.
>>Es geht schon.<<, sagte ich matt.
>>Quatsch, ich trage dich jetzt rein.<<, flüsterte Hunter. Ich schlang meinen rechten Arm um seinen Hals, in der linken Hand hielt ich meine Sai. Christo-pher ging vor und schloss die Tür auf. Wir betraten das Haus und Hunter lies mich vorsichtig herunter, den rechten Arme weiterhin um mich geschlungen.
>>Geht es?<<, fragte er.
>>Klar, ich bin schon wieder topfit.<<, sagte ich mit fester Stimme.
>>O.K.<< Er lies seinen Arm sinken. Christopher, Hunter und ich gingen ins Wohnzimmer. Taylor, Raiven und Jason saßen vor dem Fernseher und schau-ten Frühprogramm. Als wir das Zimmer betraten schaute Raiven als Erster auf. >>Oh man, wie siehst du denn aus? Steht dir gut, Faith.<<, grinste er.
>>Danke.<<, murmelte ich und schaute zu Boden. Ich merkte, wie mich Jasons Blick durchbohrte, sah auf und guckte ihm in die eisblauen Augen. Dann wan-derte sein Blick auf meine Sai. Seine Miene verharrte, dann schaute er mich verletzend an und ich sah wieder zu Boden.
>>Ihr habt doch nicht etwa heimlich trainiert, oder?<<, sagte Taylor. Plötzlich kam jemand aus der Küche: Kate! Ich hatte sie um ehrlich zu sein gar nicht vermisst. Sie kam ins Wohnzimmer. Ich setzte mich auf den Sessel und beo-bachtete aus den Augenwinkel Jason, der jetzt wieder auf den Fernseher starr-te.
>>Doch.<<, sagte Hunter.
>>Das ist jetzt nicht euer ernst, oder?<<, sagte Taylor vorwurfsvoll und guckte erst Hunter, dann mich an. Ich zuckte nur mit den Schultern und sah Hunter an. Er nickte kurz, dann stand ich auf und ging in die Küche. Jason folgte mir.
>>Warum hast du mir nichts erzählt, Schatz?<<, fragte er flüsternd.
>>Warum hast du mir damals nicht alles erzählt?<<, sagte ich leise.
>>Ich wollte dich schützen, Faith. Darum habe ich dir nichts erzählt.<<
>>Vor wem oder was wolltest du mich schützen?<<, flüsterte ich.
>>Vor Hunter und den Anderen seiner Art.<<
>>Vor … Hunter? Hunter war ein Killer und er hat mir beigebracht wie man sich verteidigt und wie man kämpft. Hunter ist ein Freund … Zumindest für mich.<<
Jason nickte kurz, dann kam er auf mich zu und küsste mich. Genau DAS hat mir die Wochen gefehlt. Jason hat mich die ganzen Wochen über nicht wirklich beachtet. Wahrscheinlich, weil ich immer mit Hunter unterwegs war. Nach un-gefähr fünf Minuten löste ich mich von ihm und fragte: >>Wirst du auch gegen mich kämpfen?<<
>>Auch?<<, fragte er verwundert und zog eine Augenbraue hoch.
>>Ich meine als Training. Ich möchte mit Allen trainieren. Hunter, Raiven, Tay-lor, vielleicht gegen Kate und auch gegen dich.<<
>>Gut. Dann kannst du ja mal zeigen was Hunter dir so beigebracht hat.<< Da-mit hatte ich nicht gerechnet.
>>Wann?<<, fragte er?
>>Heute Abend. In der Halle im Wald.<<, sagte Hunter, der plötzlich in die Kü-che kam. Er ging zur Spüle, holte sich ein Glas heraus und schüttete sich … Orangensaft ein.
>>Orangensaft.<<, sagte ich und nickte.
>>Orangensaft.<<, sagte er und nickte ebenfalls. Ich grinste, ging zu ihm hin und holte mir auch ein Glas aus dem Schrank. Er schüttete mir Orangensaft ein und sagte: >>Die Vitamine die in dem Saft enthalten sind, sind dafür da, dass du fitt bleibst. Also immer schön Orangensaft trinken.<<, grinste er. Ich nickte und sagte: >>O.K. Meister, werde ich tun.<< Er lachte kurz auf.
>>Wann sollen wir los, Faith?<<, fragte Hunter.
>>Keine Ahnung. Am liebsten jetzt.<< Ich grinste. >>Mit den Sai kämpfen ist zwar anstrengend, aber es macht total Spaß.<<
>>Ja, wenn es noch Spaß ist. Doch wenn du die Sai in einem Duell anwenden musst, geht es meistens um Leben und Tot.<< Ich nickte und Jason verlies die Küche.
>>Also, gegen wen willst du als erstens kämpfen? Raiven würde ich mir bis zum Schluss lassen. Ich würde Taylor nehmen.<<
>>O.K. Dann kämpfe ich gegen Taylor.<<
>>Was ist mit mir?<<, fragte Taylor, der seinen Kopf durch die Tür steckte.
>>Du bist heute dran. Ich kämpfe nachher gegen dich. Kein wenn und aber!<<, sagte ich belustigt.
>>Ach du scheiße. Ist sie gut?<<, fragte Taylor Hunter. Dieser nickte.
>>Oh oh. Kann nicht Raiven für mich einspringen? Ich bekomme gerade einen Anflug von Kopfschmerzen.<< Taylor fasste sich an die Stirn.
>>Keine Panik, sie wird dich ja nicht umbringen.<<, witzelte Hunter.
>>Toller Trost.<<, antwortete Taylor. Dann wurde er ernst. >>Mach dich auf was gefasst. Ich kämpfe mit Kurzschwertern.<<
>>Ui, toll. Hunter ja auch.<<, rutschte es aus mir heraus. Die siegessichere Miene aus Taylors Gesicht verschwand. Dann ging er zurück ins Wohnzimmer.
>>Komischer Vogel.<<, sagte Hunter.
>>Oh ja.<<, stimmte ich zu.
>>Lästert ihr über Taylor?<< Kate kam mit dem Tablett in die Küche und stellte es auf der Spüle ab.
>>Nein. Wir unterhalten uns nur über den Grad seiner Intelligenz.<<, lachte ich. Hunter und Kate stimmten mit ein.
Als Hunter und ich am Abend im Auto saßen, machte ich das Radio an und stellte es leiser. Taylor, Kate, Jason und Christopher fuhren mit Raivens Auto zur Halle. Hunter sagte zu mir: >>Für alle Fälle bringe ich dir noch das Auto fahren bei.<< Dann fügte er schnell hinzu: >>Aber nicht mit diesem Auto.<< Er schaute mich an und grinste breit.
>>Schon klar … Ähm, was machen wir eigentlich mit Christophers Auto?<<
>>Ich habe in der Zwischenzeit die Werkstadt angerufen und ihnen gesagt sie sollen es abholen und gleich reparieren … So, wir sind da.<<
Wir stiegen aus. Ich hielt meine Sai fest in der Hand und schaute mich um. Viel-leicht beobachteten uns wieder diese grünen Augen. Aber ich hatte keine ge-sehen und atmete auf. Dann ging ich voran in die Halle und betrat sie. Der ver-traute Geruch von Leder und Metall stiegen mir in die Nasen und ich fühlte mich wie neugeboren. Hunter, Christopher, Kate und Jason gingen an das En-de der Halle und setzte sich auf den Fußboden. Taylor und ich dagegen gingen auf den Kitterboden. Ich grinste Taylor an. Der zog eine Augenbraue hoch. Ich stellte mich in meine Angriffsposition: Meinen linken Fuß vor dem rechten und mein rechter Arm war leicht nach hinten gestreckt. Ich beugte mich leicht nach vorne und plötzlich hallte Hunters Stimme durch die
Halle: >>Los!<< Einen Moment lang blieben Taylor und ich bewegungslos ste-hen. Dann ging er auf mich los, die Kurzschwerter auf mich gerichtet. Ich machte blitzschnell einen Salto rückwärts, grinste ihn an. Dann war er auch schon bei mir. Taylor war schnell. Schneller als ein normaler Mensch. Ich run-zelte die Stirn, doch zum nachdenken hatte ich jetzt nicht die Zeit. Ich kreuzte die Sai vor meinem Gesicht und blockte so seinen Angriff mit dem linken Kurzschwert. Dann holte ich mit aller Kraft aus und schlug zu. Er konnte nur mühsam meinen Angriff blocken. Dann drehte ich mich kurz um meine Achse und lies dann mein rechtes Sai los. Er zischte, als es durch die Luft und haar-scharf an Taylors Kopf vorbei flog. Er schrak zurück. Ich zog mein drittes Sai. Ich hörte Hunters Stimme: >>Gut so, Faith. Mach ihn fertig!<< Dann lachte er. Ich machte einen Salto über Taylor und kam mit den Füßen hart auf dem Boden auf. Ich hörte, wie etwas von hinten zischend auf mich zu geflogen kam und sprang hoch. Taylors Schwert sauste unter mir durch. Hätte ich das nicht ge-hört, wäre es vielleicht gerade noch so an mir vorbei geflogen.
>>Woher-?<<, setzte Taylor an, doch da wurde die Tür der Halle geöffnet. Ich zog mein Sai, welches in einem Boxsack saß, heraus. Das Kurzschwert von Taylor zog ich aus der rechten Tür eines Schrankes und steckte mein drittes Sai zurück an den Gürtel. Taylor war abgelenkt und diesen Moment nutzte ich um auf ihn zu zu rennen, hinter ihn zu springen und ihm mein Sai an die Kehle zu halten.
>>Scheiße.<<, murmelte er. Ich lachte, dann schaute ich ebenfalls zur Tür. An der Wand lehnte Samuel. >>Wow. Du hast gut trainiert, Faith.<<, sagte er und kam auf mich zu. Ich ließ Taylor los und ging Samuel entgegen.
>>Faith.<< Ich hörte entsetzen in Jasons Stimme doch ich ignorierte ihn. Sa-muel streckte seine Hand aus, ich nahm und schüttelte sie. Hunter war hinter mich getreten und legte seinen linken Arm um meine Taille. Ich schlang eben-falls meinen Arm um ihn und drückte Hunter leicht. Er sagte: >>Oh ja, das hat sie. Sogar schon im Wald.<<
>>Aha. Und, hast du ihn fertig gemacht?<<, fragte Samuel mich mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
>>Ein wenig. Als ich den Kampf beenden wollte, kam Hunter und mir etwas … dazwischen.<< Ich schaute kurz über meine Schulter und sah, dass alle aufge-sprungen waren, doch keine Anstallten machten zu mir zu kommen. Hunter drückte mich noch fester und nickte kurz. Samuel verstand anscheint, denn er nickte ebenfalls.
>>Revanche!<<, rief Taylor. >>Ich will eine Revanche.<<
>>Wenn du möchtest, kannst du ja mal gegen mich kämpfen. Ich würde mich freuen.<<, sagte Samuel. Ich grinste ihn an.
>>Hey, Faith. Hast du gehört? Ich will eine Re-<<, begann er doch ich unter-brach ihn. >>Halt die Klappe. Du hattest eine Chance, noch eine bekommst du nicht.<<, sagte ich ohne Samuel aus den Augen zu lassen.
>>Gute Einstellung.<<, sagte Samuel. >>Also, was ist jetzt? Kämpfen?<<
>>Gerne. Draußen?<<, fragte ich. Samuel grinste breit.
>>Baby, du hast den Dreh raus.<<, sagte er und zwinkerte mir zu. Hunter lachte leise. Ich sah Samuel an und zog eine Augenbraue hoch. >>Arschloch.<<, sag-te ich, dann ging ich an Samuel vorbei zur Tür. Ich blieb noch kurz stehen, schaute über die Schulter und bemerkte, wie Hunter Samuel freundschaftlich auf die Schulter schlug.
>>Samuel, das war die dämlichste Annmache, die ich je von dir gehört habe.<<, lachte Hunter und kam auf mich zu.
>>Sei immer wachsam und kampfbereit. Samuels Spezialität ist es, von oben anzugreifen.<<, flüsterte Hunter im gehen in mein Ohr. Er legte wieder seinen Arm um meine Taille und öffnete mit der anderen Hand die Tür. Das Jason nicht eingriff … Jason traute doch Samuel und Hunter nicht. Warum tut er jetzt nichts? Hunter musterte mich und musste erraten haben, was mich beschäftig-te. Er flüsterte: >>Jason bleibt mit Raiven und Christopher drin. Also, sei im-mer wachsam und schau auch ab und zu mal nach oben.<< Ich nickte. Aus irgendeinem Grund hatte ich ein mulmiges Gefühl.
Der Abschied
Als Hunter und ich ins Freie gingen, blieb er abrupt stehen. >>Samuel? Komm mal schnell her.<< Ich hörte Samuel von hinten kommen. >>Was ist?<<, fragte er.
>>Guck mal da, im Sand. Fußspuren. Aber nicht von einem Menschen.<<
>>Ja und? Das kann auch ein Tier gewesen sein.<<
>>Aber ein Tier hat nicht so überdimensionale Füße.<< Auf seiner Stirn bildete sich eine Denkfalte.
>>Denkst du an den Zeitungsartikel?<<, fragte ich Hunter. Er nickte und Chris, Raiven und Jason kamen aus dem Gebäude und schauten sich die Spuren an. Ich machte mich von Hunter los und ging zu Jason, der mich umarmte und mir die Haare auflockerte.
>>Das hast du gut gemacht, Schatz.<<, gab er zu und ich grinste.
>>Danke<<, flüsterte ich, machte mich los und verfolgte mit den Augen die Spuren im Sand. Dann folgte ich ihnen.
>>Faith, warte. Sei vorsichtig.<<, mahnte Hunter und war sofort hinter mir und schlang einen Arm mich.
>>Ich gehe vor.<<, flüsterte er nah an meinem Ohr. Er ging an mir vorbei, zog seine Kurzschwerter und folgte den Spuren, die weiter in den Wald verliefen. Als Hunter im Wald verschwand, bekam ich einen Anflug von Angst. Was, wenn ihm etwas passierte? >>Ich geh da hinterher.<<, sagte ich entschlossen.
>>Das ist viel zu gefährlich, Faith!<<, sagte Christopher. Ich hörte nicht auf ihn, zog meine Sai und lief los. Ich lief und lief. Als ich auf eine Lichtung kam, sah ich Hunter. Doch er war nicht alleine. Er stritt mit einer hübschen Frau. Sie war schlank, hatte braunes, langes Haar, welches im Wind wehte. Sie war in einen schwarzen, langen Mantel gehüllt, der genauso aussah wie der von Hunter. Ihre Augen funkelten gefährlich. Ich versteckte mich hinter einen Baum und lauschte dem Streit zwischen Hunter und der Schönheit.
>>Lass uns in Ruhe, verdammt! Sie hat nichts damit zu tun. Lass sie aus dem Spiel und verschwinde. Wenn ich dich noch einmal in der Nähe des Hauses sehe-<<, zischte Hunter.
>>Was dann?<<, fiel sie ihm in Wort? >>Willst du mich dann töten?<< Sie lachte.
>>Wenn es so weit kommen muss, dann ja!<< Die Frau drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit. Ich trat auf die Lichtung und tat so, als ob ich dieses Gespräch zwischen den Beiden nicht mitbekommen habe.
>>Und, hast du irgendwas gefunden?<<
>>Nein. Gar nichts. Komm wieder mit.<<, sagte er mit bebender Stimme. Er
schlang einen Arm um mich, als wollte er mich vor etwas- oder vor jemanden- beschützen. Ich nahm mir vor, ihn heute Nacht zu fragen.
Als wir aus dem Auto stiegen merkte ich, dass sich Hunter mehrmals umsah. Ich beobachtete ihn, was er mitbekam. Ich runzelte leicht die Stirn, worauf er meine Hand nahm und sie leicht drückte. Christopher ging voran und schloss die Tür auf. Ich beschloss, erstmal heiß zu duschen. Ich ging schnell nach oben und huschte ins Badezimmer. Als ich fertig war, schlüpfte ich schon mal in meinen Schlafanzug, der aus einer kurzen, engen, schwarzen Hose und einem ebenfalls schwarzen T-Shirt bestand. Mit nassen Haaren ging ich die Treppe runter. Ich ging in die Küche, wo Hunter sich auf der Küchenzeile abstützte. Ich machte leise die Tür zu, ging zu ihm und legte meine Hand auf seinen Rücken. Er schrak hoch und ich zog schnell die Hand zurück.
>>Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.<<, stammelte ich.
>>Oh, du bist es … Du musst dich nicht entschuldigen.<<, sagte er matt.
>>Irgendwas stimmt doch nicht mit dir. Ich meine, seit du im Wald warst bist du so komisch. Auf der Autofahrt hast du kein Sterbenswörtchen gesagt. Und du bist total blass. Ich merke doch, dass mit dir irgendwas nicht stimmt. Ich merke, dass es dir schlecht geht. Was ist los Hunter?<<
>>Mir geht es gut. Ich … Ich bin nur ein wenig müde. Das ist alles.<< Er schaute mir in die Augen und Ich sah, dass seine Augenfarbe schwarz war. Schwarz wie die Nacht. Ich lächelte müde, legte meine Hand an seine Schläfe und er schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder aufmachte, kam sein Gesicht meines immer näher. Mein Herz raste, ich atmete schneller. Dann lagen seine Lippen auf meinen. Erst zurückhaltend, dann ein wenig drängender. Seine Lippen wanderten meinen Hals langsam herunter. Plötzlich löste er sich von mir, schüttelte den Kopf und flüsterte: >>Du bist mit Jason zusammen.<<
>>Du hast Recht … aber schön war es trotzdem.<<, flüsterte ich. Er lächelte ein wenig, dann wurde die Tür aufgemacht und Raiven stand im Raum. Er zog eine Augenbraue hoch, ich wandte mich wieder Hunter zu und sagte improvisierend: >>Ja, du hast Recht, aber vielleicht sollten wir das morgen besprechen. Ich bin schon ziemlich müde und werde es wahrscheinlich in ein paar Sekunden wieder vergessen haben.<<
Hunter nickte und folgte mir aus der Küche. Er ließ sich neben Jason und Taylor aufs Sofa sinken. Ich setzte mich neben Hunter und kuschelte mich an ihn. Er legte einen Arm um mich und zog mich enger an sich. Als ich schon fast eingeschlafen war, weckte mich Jason.
>>Hey Schatz, schläfst du schon?<<
>>Fast.<<, murmelte ich. Hunter lachte kurz. Ich stand auf und rieb mir kurz die Augen. >>Gute Nacht.<<, sagte ich zu allen. Raiven antwortete: >>Gute Nacht.<<
>>Gute Nacht, Faith.<<, sagte Christopher. Von Taylor war nur ein Schnarchen
zu hören. Ich lachte kurz.
>>Schlaf schön, Kleine.<<, sagte Hunter. Ich beugte mich runter und küsste ihn auf die Wange. Dann ging ich mit Jason in mein Zimmer. Ich ging zu dem großen Fenster. Der Mond war fast voll. Schon bald gibt es eine Vollmondnacht. Die düsterste Nacht im Monat. Ich betrachtete den Mond. Er war groß, faszinierend aber auch irgendwie … beängstigend. Mir lief ein Schauder über den Rücken.
>>Was ist los?<<, fragte Jason. Ich drehte mich zu ihm um.
>>Gar nichts.<< Ich lächelte matt, dann wurde ich wieder ernst. >>Kann ich heute das Zimmer für mich alleine haben? Es ist nichts gegen dich. Nur, ich fühle mich ein wenig eingeengt.<< Jason runzelte leicht die Stirn, sagte dann aber doch: >>Klar. Ich meine, ich hab ja auch noch ein Zimmer.<< Er nickte leicht. Ich atmete einmal tief durch, dann verlies er das Zimmer. Sofort bereute ich meine Entscheidung, ich fühlte mich plötzlich alleine. Zu alleine. Ich beschloss wieder nach unten zu gehen und warf kurz einen Blick auf die Uhr: 11.30. Ich schlich die Treppe herunter, das Wohnzimmer war leer anscheinend sind alle schon im Bett. Ich ging in die Küche. Abrupt blieb ich stehen, als ich Hunter sah. Er lächelte matt. Ich ging an ihm vorbei zum Kühlschrank, er musterte mich neugierig. Ich holte mir einen Schokoriegel, Hunter musterte mich immer noch. Ich bot ihm meinen Schokoriegel an, doch er schüttelte leicht den Kopf. Vom Küchenfenster aus konnte man wieder den Mond sehen. Hunter folgte meinen Blick, dann sagte er: >>Faszinierend … der Mond. Aber auch gefährlich.<< Ich schaute ihn irritiert an, doch er schüttelte wieder den Kopf. Ich nickte leicht.
>>Schwarz steht dir gut. Gefällt mir.<<, flüsterte er. Ich errötete, schaute verlegen nach unten und murmelte: >>Danke.<< Als ich wieder aufschaute, lächelte er sein geheimnisvolles Lächeln.
>>Warum hast du mich vorhin geküsst?<<, fragte ich und biss von meinem Schokoriegel ab. Hunter lächelte.
>>Warum hätte ich dich nicht küssen sollen?<< Er machte Anstallten zu lachen, grinste dann aber nur und fügte hinzu: >>Hat es dir nicht gefallen? Ich dachte …<< Ich lachte matt, dann flüsterte ich: >>Doch … schon.<< Ich zog verführerisch eine Augenbraue hoch, grinste dann aber. Hunter kam auf mich zu. Mein Herz fing wieder an zu pochen, in meinem Bauch tobten Schmetterlinge. Warum fühlte ich das nicht, wenn Jason und ich uns näher kommen? Ist Hunter vielleicht der Richtige? Ich kenne Jason schon so lange … Die Zeit scheint still zu stehen, als Hunter hinter mich ging. Was hatte er vor? Ich legte meinen Schokoriegel auf die Fensterbank, dann spürte ich seinen warmen, süßen Atem an meinem Hals. Sein Mund wanderte meinen Hals langsam herunter und ich schloss die Augen. Er legte seine Hände an meine Taille.
>>Küss mich.<<, flüsterte ich. Ich spürte, dass sein Mund meinen Hals wieder herauf wanderte. Ich drehte leicht meinen Kopf in seine Richtung, mein Herz hämmerte wie wild. Ich drehte mich langsam zu ihm um. Hunters Hände lagen weiterhin an meiner Taille, sein Gesicht kam immer näher. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und streichelte seinen Nacken. Seine Hand fuhr über meinen Rücken, dann in meine Haare. Seine weichen Lippen legten sich sanft auf meine. Ich zog ihn an seinem Kragen fester an meinen Körper. Durch sein schwarzes T-Shirt spürte ich, das sich seine Muskeln deutlich abhoben, sein Herz schlug schneller als sonst. Die Wärme seiner Lippen war elektrisierend und mir wurde fast schwindelig. Kurz löste ich mich von ihm, um Luft zu holen, Hunter ebenfalls. Mein Atem ging stoßend, aber gleichmäßig. Hunter lächelte und ich zog ihn wieder an mich. Meine Hand glitt unter sein T-Shirt, er lächelte, zog mich noch enger an mich. Er küsste mich wieder, nur viel drängender. Meine Hand wanderte über seinen durchtrainierten Oberkörper. Ich zog Hunter sanft Richtung Wohnzimmer. Doch auf einmal räusperte sich jemand, ich merkte wie Hunter seine Muskeln anspannte. Wir gingen sofort auseinander. Ich drehte den Kopf, sah Raiven und holte Luft. Raiven starrte mit offenem Mund uns an. Ich wich seinem Blick aus und drehte mich um. Hunter starrte die Wand an.
>>Okay … Ähm … Also, ich … Äh, ich hab nichts gesehen. Ich sag keinem was. Versprochen<<, stotterte er.
>>Das solltest du auch nicht.<<, sagte Hunter mit einem leichten Unterton. Ich drehte mich wieder um, schluckte und Raiven verließ das Zimmer. Plötzlich musste ich lachen. >>Scheiße.<<, flüsterte ich, immer noch lachend. Hunter kam zu mir und lachte leise mit.
Nach einem Moment sagte er: >>Wirst du es Jason sagen?<<, fragte er ernst. Ich schwieg, dann flüsterte ich: >>Was soll ich ihm sagen? Das ich dich verführt habe? … Nein.<<
Hunter legte den Kopf schief. >>Du bist ja nicht Schuld. Ich habe dich ja schließlich geküsst … eigentlich schade, dass Raiven hereingekommen ist. Ich bekomm gar nicht genug von dir.<< Er streichelte über meine Haare.
>>Übermorgen ist eine gefährliche Nacht. Christopher, Taylor, Raiven und ich werden morgen in den Wald gehen … Jagen. Du bleibst mit Jason hier.<<
>>Nein.<< Hunter guckte mich irritiert an.
>>Ich will … das du bei mir bleibst.<<, flüsterte ich. Er lächelte matt.
>>Ich würde gern … sehr gern sogar … aber das geht nicht. Erstens würde das auffallen. Zweitens kann Jason genauso gut auf dich aufpassen wie ich- << Ich zog eine Augenbraue hoch. Hunter lachte.
>>Keiner muss auf mich aufpassen, ich brauche keinen Babysitter und was Jason angeht … Ich fühle mich bei dir viel sicherer. Jason würde auf sein Zimmer gehen oder mir voll an der Backe kleben. Bei dir ist das ganz anders. Du bleibst zwar in meiner Nähe, aber du engst mich nicht ein. Das ist was ganz anderes … Als ich von der Treppe gefallen bin, war nicht Jason der, der mich beruhigt hat, und er war auch nicht derjenige, der mich verarztet hat. Das warst alles du. Und du hast mit mir gelacht, als ich meine Schuhe nicht zubekam.<<, flüsterte ich, den Blick auf den Boden geheftet. >>Du, nicht Jason. Jason war sauer. Er vertraut dir nicht. Ich schon. Und er wollte nicht, dass ich trainiere. Aber wir haben es trotzdem getan. Nur weil du … eine dunklere Vergangenheit hattest. Weil du … anders warst als wir. Aber du hast dich geändert. Das hast du doch oder?<< Ich schaute verzweifelt in seine schwarze Augen. Er nahm meine Hände in seine und flüsterte: >>Ja, Faith. Ich bin kein … kein Killer mehr. Und du hast Recht, dass alles hab ich getan. Doch ich habe dich mit Jason in der Stadt- Disko beobachtet und … ich fand dich schon damals attraktiv.<< Ich lächelte.
>>Doch er nahm dich und verließ den Club so schnell es ging. Als ich dich gesehen habe, habe ich den … Auftrag sofort abgelehnt. Ich habe die Seiten gewechselt. Für immer.<<
>>Ich … Ich habe dich im Wald beobachtet. Du hast mit einer Frau gesprochen: Lass uns in Ruhe, verdammt! Sie hat nichts damit zu tun. Lass sie aus dem Spiel und verschwinde. Wenn ich dich noch einmal in der Nähe des Hauses sehe … Den Rest kennst du.<<
>>Ich dachte mir schon so etwas in der Art. Du warst so schnell auf der Lichtung. Du hast mich im Auto beobachtet. Auch als wir ausstiegen …<< Kurzes Schweigen herrschte zwischen uns. Dann sprach er weiter: >>Die Frau heißt Drianna. Sie ist sehr gefährlich. Sie liebt mich aber ich erwidere ihre Gefühle nicht. Man kann mich nicht einfach so rumkriegen. Doch das hat sie die Jahre über versucht. Doch nie geschafft. Sie weiß, dass … dass ich dich liebe, will es aber nicht verstehen. Sie will dich …<< Hunter brach ab, ballte die eine Hand, die ich losgelassen habe zu einer Faust. Ich legte meine Hand an seinen Oberkörper und trat näher an ihn heran.
>>Ich weiß. Sie will mich umbringen.<<, sagte ich ohne Hemmungen. Hunter schluckte. Er biss die Zähne fest aufeinander.
>>Wenn sie dir zu nahe kommt, bringe ich sie um!<< Hunter musste sich beherrschen, ruhig zu bleiben.
>>Deswegen solltest du bei mir bleiben.<<, flüsterte ich.
>>Das fällt auf. Jason kann kämpfen. Als er mir überhaupt noch nicht traute, hat er dich immer vor mir beschützt- << Ich fiel ihm ins Wort: >>Was überhaupt nicht nötig war! … Ich vertraue dir. Ich vertraue dir voll und ganz.<< Er strich mir mit der freien Hand über meine Wange.
>>Es tut weh, wenn du so etwas sagst.<< Ich schaute ihn irritiert an. >>Du bist mit Jason zusammen! Und das muss auch noch so bleiben. Ich will nicht, dass er eifersüchtig ist … das er das Vertrauen in mir verliert. Ich möchte einfach, dass Jason und ich wenigstens ein wenig zusammenhalten. Aber ich will auch, dass du glücklich bist. Wenn du mit mir zusammen wärst, würde es nicht gut für dich sein. Meine Vergangenheit holt mich immer und immer wieder ein. Das Beispiel: Drianna. Werde mit Jason glücklich, mein kleiner Engel.<< Mir schossen die Tränen in die Augen. So etwas durfte er nicht sagen.
>>Was meinst du damit? Das hört sich an, wie ein Abschied für immer?<< Ich atmete schneller. Er wich meinem Blick plötzlich aus.
>>Nein! Das darfst du nicht, du darfst mich nicht verlassen! Verdammt, Hunter, nein! …<<, ich wurde immer lauter. Dann konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten. Dann flüsterte ich: >>Du darfst nicht gehen. Bitte. Bitte nicht.<< Meine Stimmer versagte. Er nahm mich in den Arm, ganz fest. Ich weinte, und flüsterte: >>Du darfst nicht gehen. Sag, dass du nicht gehst. Bitte geh nicht fort. … Wann? Wann gehst du? Jetzt? Morgen? … Wann?<<
>>Ich weiß es nicht. Vielleicht Morgen. Vielleicht erst nächste Woche … Schlaf jetzt. Geh schlafen. Geh in dein Zimmer.<<
>>Ich geh nicht ohne dich. Ich will dich nicht verlieren. Woher soll ich wissen, wenn ich morgen aufwache, dass das hier nicht das letzte Mal war, das ich dich gesehen habe? Woher soll ich wissen, dass du nicht schon heute Nacht verschwindest? Das kann ich dir nicht glauben.<< Wieder rannen Tränen über mein Gesicht. Hunter drückte mich enger an sich.
>>Ich gehöre nicht in deine Welt, Faith. Jason schon. Ich bin anders und werde es auch immer bleiben. Ich werde nicht gehen ohne mich richtig zu verabschieden. Du schläfst hier unten auf dem Sofa, ich werde die ganze Zeit bei dir bleiben. Versprochen.<< Ich setzte mich aufs Sofa, schaute auf den Boden und Hunter wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich schaute ihm ins Gesicht und er lächelte matt. Er lächelte das Lächeln, was ich so liebte. Und es schmerzte so. Ich dachte, mein Herz zerreist. Ich rückte auf seinen Schoß und legte meinen Kopf auf seine Brust. Meine Lippen zitterten, die Tränen liefen immer noch. Ich schaute zu ihm auf und er küsste mich noch einmal. Vielleicht auch das letzte mal. Dann schlief ich ein.
Ich schlug meine Augen auf und tastete nach Hunter. Er drückte mich an sich. Er war nicht gegangen. Doch er würde mich bald verlassen, das spürte ich. Ich hatte einen Kloß im Hals. Kann er nicht bleiben? Es war schon spät und keiner durfte mich so vertraut mit Hunter sehen. Vor allem nicht Jason. Ich rappelte mich auf und ging nach oben, mich waschen. Heute benutzte ich mal Make-up, um meine Augenringe zu verstecken. Ich zog ein schwarzes T-Shirt und eine Schwarze Jogginghose an. Schwarz stand mir doch angeblich so gut. Ich flocht meine Haare zu einem dicken Zopf, den ich rechts über meine Schulter trug. Ich ging die Treppe runter, sah Raiven, den ich einen bösen Blick zuwarf und begrüßte alle recht kühl. Hunter beobachtete mich. Ich schmierte mir geistig abwesend ein Brötchen und holte mir ein Glas Orangensaft. Orangensaft … da sind viele Vitamine drin. Die halten dich fit, schoss es mir durch den Kopf.
Einfach alles erinnerte mich an Hunter. Ich wollte nicht, dass er geht. Warum eigentlich? Ich schlang mein Brötchen herunter und trank das Glas aus. Ich ließ Hunter nie aus den Augen. Als ich nach oben ging, folgte er mir. In meinem Zimmer wühlte ich in meiner Reisetasche. Hunter trat hinter mich und flüsterte: >>Du lässt mich gar nicht aus den Augen, oder<<
>>Ich will einfach nicht, das du gehst! … Warum gehst du überhaupt weg? Ich verstehe es nicht.<<, sagte ich. Langsam drehte ich mich zu ihm um.
>>Ich will Drianna finden und sie töten.<< Ich konnte ihm nicht in Augen sehen.
>>Wann gehst du?<<, fragte ich.
>>Wenn es sich ergibt. Ich weiß selbst noch nicht wann.<<
>>Wann kommst du wieder?<< Hunter schwieg.
>>Wahrscheinlich komme ich gar nicht mehr wieder.<<, murmelte Hunter und Tränen schossen mir in die Augen. Dann sagte er: >>Ich will es doch auch nicht, aber ich bin der Einzigste, der es mit Drianna aufnehmen kann.<< Ich schaute ihm in die Augen.
>>Du heute noch viel hübscher als sonst.<<, sagte er leise. Dann küsste ich ihn. Leidenschaftlicher als sonst. Seine Hand fuhr in meine Haare, ich legte meine Hände auf seinen Oberkörper. Mir liefen die Tränen über die Wangen, die er einfach wegküsste. Als wir uns von einander lösten, flüsterte er: >> Ich glaube, wir sollten wieder runter gehen.<< Ich nickte, nahm meinen MP3-Player und ging nach ihm runter ins Wohnzimmer. Ich setzte mich auf das Sofa. Hier hatte Hunter damals meine Wunden verbunden, die ich mir vom Treppensturz zugezogen hatte. Ich schloss für einen Moment die Augen. Ich merkte, wie sich jemand neben mich setzte. Ich hoffte, dass es Hunter war, doch als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich Jason.
>>Was ist los?<<
>>Kopfschmerzen.<<, flüsterte ich knapp.
>>Willst du eine Tablette?<<, fragte Chris, der mit einem Glas Wasser zu mir kam. Ich schüttelte den Kopf, Chris hielt mir das Glas hin und sagte: >>Hier trink das.<< Ich nahm es dankend an und trank es in großen Zügen aus.
>>Wir werden gleich auf die Jagt gehen. Ein Werwolf hat sich im Wald eingenistet. Hunter, Raiven, Taylor, ihr kommt mit mir mit. Jason, du bleibst bei Faith. Ich habe Kate angerufen, wir werden sie im Wald antreffen.<< Ich musste schlucken. Der Wald ist groß und dicht, man konnte gut abhauen. Doch Hunter stand auf und folgte Christopher, ohne sich bei mir zu verabschieden. Er hatte gesagt, er würde nicht eher gehen, bevor er sich bei mir verabschiedet hat. Er würde nicht gehen.
Publication Date: 06-01-2009
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Dedication:
Ich habe die ersten Kapitel reingestellt. Ich würde gerne wissen, wie es euch gefällt und was ihr vielleicht noch verbessern würdet. Am Anfang habe ich mich schon ein wenig schwer getan aber ich habe weiter geschrieben. Wenn es euch gefällt, kann ich weitere Kapitel reinstellen.
Liebe Grüße