Fern tut die Liebe mir singen,
haucht ein Lied über das weite Meer.
Sehnsucht kommt mit sanften Schwingen.
Melancholie schmerzt mein Herz mir so sehr.
Kein Wind vermag meine Gefühle zu kühlen,
dieses lodernde Feuer, das scheinbar ewig brennt.
Ich sitze in einem Saal mit leeren, weiß abgedeckten Stühlen.
Ich weiß nicht, ob man das Warten Liebe nennt.
In der Regel
sind die Frauen nicht ganz dicht.
(mehrdeutig)
Die Sitzbänke unter den Bäumen am U-Bahnhof Langenhorn Nord
waren einst ein beliebter Treffpunkt, doch jetzt sind alle Leute fort.
Dort, wo an warmen Sommerabenden Kiffer noch philosophierten,
war es, wo gestern Nacht trotz Alkohol zwei Obdachlose frierten.
Die Herbstsonne lässt die gelbgefärbten Blätter hell erstrahlen.
Schilder mit Lügnern darauf werden abgebaut. Tschüs, bis zu den nächsten Wahlen.
Die Angst hindert mich am Streben.
Ich möchte es nicht noch einmal erleben.
Wenn ich mir sicher wäre, hätte ich ein Ziel,
doch in meiner Unsicherheit tue ich nicht viel.
Die Vergangenheit zeigte mir, dass nichts sicher ist,
erst Liebe, dann nur noch emotionaler Mist.
Sollte es diesmal anders, wirklich anders sein?
Irgendetwas in mir sagt immer Nein.
Das Negative in mir muss ich besiegen,
denn die ehrliche Liebe sollte eine Chance kriegen.
Ich möchte der neuen Freundin gerne vertrauen
und vielleicht mit ihr zusammen etwas aufbauen.
Erst erblinden die Augen.
Etwas beginnt, dich auszusaugen.
Dann verbrennen die Flügel.
Jemand gibt dir Peitschenhiebe und Zügel.
Deine Königin macht dich zum Narren.
Eine süße Sucht lässt dich verharren.
Deine Geliebte, nach meinem Geschmacke, eine Schabracke, hast du lange an der Backe.
Dein Horizont wird zur Zwangsjacke.
Gedankenströme und der einst freie Wille werden eingeengt, werden lahm.
Ja ja, die Liebe tötet sehr, sehr langsam.
Du verdrehst die Augen, deine Mauer ist rosarot.
Ist das nicht ein schöner Tod?
Er ist ein freigelegtes Nervenbündel,
ist wie ein Baby in seiner vollgeschissenen Windel,
weinend und schreiend, das Hirn knetend,
auf Knien flehend, um Gnade betend.
Wunsch und Wahn gehen Hand in Hand,
Bilder zerschnitten, eine leere Wand,
zwischen Gott und Hölle, Knast und Psychiatrie,
zwischen Vergangenheit und Zukunft, Realitäten und Phantasie,
zurückschauend auf vergangener Schuld und vergangenen Ängsten.
Sie durchlebend. Diese Schmerzen währen am längsten.
Alte und neue Welten tun sich auf,
Kosmos und Mikrokosmos sind in gleichem Lauf.
Alles Erdenkliche wird anschaulich real.
Nichts ist unmöglich, schön oder fatal.
Geschichte, Menschen, Mythen, Umwelt und Symbole werden zu einem Spiegel des Ichs.
Zerbrochene Scherben, wie Puzzlesteine, glitzern im Alles und im Nichts.
Alles gleicht Hermann Hesses erdachtem Glasperlenspiel,
eine Kettenreaktion, eine neue Konstellation am Rande von dem Zuviel.
Im Kopf wüten Sturm, Chaos, Anarchie und nach Liebe gellt ein Schrei.
Hemmungen und Ängste werden sichtbar, die Mauer bricht entzwei.
Sie zerfließt zu einer nach Fäkalien stinkenden trüben Lache.
Bilder, Musik und Werbung zeigen eine verborgene Sprache.
Zwischen Unterbewusstsein und Bewusstsein baut er Brücken.
Metaphysik und Surrealismus sind seine Krücken.
Er flog viel zu hoch und grub viel zu tief
und folgte einer imaginären Stimme, die ihn rief.
Sehnsucht trieb ihn, ein nie erlöschendes Licht,
doch Wärme geben konnte es ihm nicht.
Heiliger Schmerz in selbstauferlegter Einsamkeit,
Tränenflüsse in seiner inneren Zurückgezogenheit.
Er ging hinaus, vorher sah er fern.
Er hat einen Silikonchip in seinem Hirn,
eine Psychose oder ist auf einen endlosen Trip,
wie ein wackelndes Wasserglas, beruhige oder kipp.
Folgt er guten oder schlechten Stimmen?
Was ist richtig? Er versucht, sich zu besinnen.
Gut und Böse kämpfen hart gegeneinander.
Genie und Wahnsinn liegen sehr nah beieinander.
Ich habe Angst davor,
einen Korb zu bekommen,
obwohl die Angst davor
fast schon ein Korb ist.
Künstliche Bauten,
künftige Ruinen,
marmoriert,
doch Imitat bleibend,
denn Dreck ersetzt keinen Marmor,
bildet er doch nur Struktur
auf den sonst weißen Gips,
der bei Regen zerfließt.
Künstliche Bauten,
künftige Ruinen,
eingebildet bilden sie sich ein,
gebildet zu sein,
und doch sind sie nur von anderen gebildet,
von anderen geformt,
und bald nur noch zerfließender Durchmarsch,
weißer Dünnschiss,
der zähflüssig
in der Vergänglichkeit
zu nichts metamorphosiert.
Der Tag, verdaut,
die Nacht, versaut,
flüssig ausgeschissen wie das überflüssige Grau der Realität.
Kotze und gelbe, schaumige, stinkende, säuerliche Galle
künden den neuen Tag an.
Wind weht.
Es riecht penetrant nach Lüge,
nach hinterhältiger Falle,
nach Verwesung, nach ätzendem Gestank der Ungerechtigkeit.
Wie Säure wirkt die spießbürgerliche, verkrampfte, scheinbare Erhabenheit.
Blinde Heuchler und Denunzianten, Möchtegernkönige, die Unbekannten,
sich in Scheinheiligkeit wissend und wiegend,
in ihren eigenen Fäkalien liegend.
Dem Tode geweiht,
zum Sterben bereit,
so schmerzt das Leid
keine Ewigkeit.
Ich kann gehen zu jeder Zeit,
ohne Geleit
weitergehen, weiterfließen in der Unendlichkeit,
so weit
in der Metamorphose der Allzeit.
Und allzeit
grüßt die Ewigkeit.
Nur durch den Tod auch zum Leben bereit,
gefeit
für die menschliche Unmenschlichkeit,
für den Menschen ihre Dummheit
und ihre Blindheit,
für ihre aber auch für meine nahezu vollkommene Unvollkommenheit.
So warte ich auf das ‚Es ist soweit‘,
den Moment, in dem der Tod mich befreit.
Ein Kampf.
Die Lebenslust
im Kampf
mit dem Lebensfrust.
Eine Klage.
Alles Schein.
Eine Frage.
Sein oder Nichtsein?
Brennende Gefühle, Lebensnot.
Melancholische Wehmut.
Verspricht oder droht Tod?
Hoffnung erträgt in Demut.
Sehnsucht lebt weiter,
erst durch das Weiterleben.
Tief betrübt oder heiter
lernen, suchen, kreativ weiterstreben.
Rhythmisch, harmonisch wogende Körperpaare
im Reigen der Liebe,
sich wiegend, schmiegend, ineinanderliegend
in der göttlichen, sphärischen Aura
im allgegenwärtigen Atem der Musik.
Die Zeit scheint nicht mehr existent.
Die Umgebung wird zu einer transparenten Kulisse,
wie auch die Vergangenheit und die Zukunft.
Was zählt ist nur der Moment,
der als solcher nicht wahrgenommen wird,
weil er ewig zu sein scheint.
Er wird intensiv gefühlt,
wie der Traum,
wie der Tanz,
wie das Leben,
wie der Tod,
wie die Wiedergeburt,
wie der ewige Tanz.
Er war zwar ein rauer, aber doch ein Musterbauer, ein ganz ausgekochter,
ein schlauer, ein ganz genauer, sagte man im Dorf, nur als Kind war er ein Unterjochter.
Seine Frau trägt schon immer Trauer, denn er ist ein Hauer. Seine Familie schlägt und unterjocht er.
Er trinkt sich sauer und kettet seine Frau an der Kellermauer. Dann fickt er oben munter seine Tochter.
Ja, das mocht er.
Er denkt, das kann ja nicht falsch sein, denn sein Vater fickte schon seine Kleine, seine kleine Schwester.
Er später auch, reich und genug, als man seinen Vater tot nach Hause trug, immer häufiger, immer fester.
Viel später schlug er dann seine Frau, die ertrug. Weil sie danach so schön gefügig war, fickte er sie zur Strafe.
Doch nun beglückt er blau die Sau, die Sau, das Schwein, das Schwein, gelegentlich auch mal Schafe,
denn jetzt lebt verrückt seine Frau nun in einem Anstaltsbau. Es soll dort fein und ziemlich sicher sein.
Und er, das Schwein, ist schon lang allein. Wenn man ihn nach seiner Familie fragt, schaut er finster drein.
Denn auch seine Schwester wurde immer verrückter und lesbisch. Sie flüchtete, ist schon lange fort.
Die Tochter, immer bedrückter, immer entrückter, immer verrückter, flüchtete auch, beging Selbstmord.
Ermüdet kämpft einer der letzten Gesellen
gegen Sturm und die schnellen
Sturzwellen,
um nicht zu ertrinken, um nicht zu zerschellen,
und wünschte der dunkle Himmel würde pellen,
sich erhellen,
und die Sonne sich über ihn schützend stellen.
Weit entfernt am Strand höre ich einen Hund bellen.
Ich werde Neptun oder den Tod um seine Beute prellen.
Allein muss ich den Traum tragen,
auch wenn Wellen über meinem Haupte zusammenschlagen
und die Kälte mich droht zu zernagen.
Beim Schwimmen entleert sich plötzlich mein Magen.
Doch über mir höre ich eine Möwe klagen.
„Geb’ nicht auf! Reiß dich zusammen! Schwimm weiter!“, höre ich sie sagen.
Hoffnung entflammt und verbrennt mein Unbehagen.
Ich werde nicht mehr verzagen,
auch wenn mich Fragen
plagen,
hoffe ich auf bessere Lebenslagen
und werde das Überleben wagen.
Depressiv wirkt selbst der Regen.
Er kann sich wie ich scheinbar nicht entscheiden, richtig loszulegen
oder einfach nur aufzuhören, aufzuhören zu existieren.
Überflüssig scheint er die Straße leer zu fegen.
Ich will weg, doch ich weiß nicht, wohin.
Wieder bleibe ich hier, wo ich gerade bin,
und lass in keimender Lethargie Träume und Hoffnungen passieren.
Nutzlos erscheine ich mir. Ich bin kein Verlust und kein Gewinn.
In innerer Ruhe schreibend,
ist diese innere Ruhe bleibend,
trotz akustischer Störung,
dieser unterdrückten Empörung
von dummstolzen Nachbarn, von Unterdrückten,
von ganz normalen Verrückten.
Das Leid vom Neid.
Tut mir leid, keine Zeit.
Dürftig Geld.
Bedürftig
und
dürftig
geltungsbedürftig.
Dürft ich Geld?
Der Besondere
lebt besonnen
und besonders
gesondert.
Das klingt nicht sonderbar,
sondern
besonders
besonnen.
Allein mit all eins.
Mit dem All liiert.
Allein mit dem All.
Mit dem All alliiert.
Allein
mit dem All eins.
Immer zu spät,
immer wenn nichts mehr geht,
sehe ich die Fehler in meinem Leben.
Zu spät fange ich an, zu streben.
Immer zu spät,
denn alles Geliebte ist weggeweht.
Ich beginne, Vergangenes nachzutrauern.
Zu spät, ich schicke mich an, zu versauern.
Immer zu spät.
Die Erde hat sich weitergedreht.
Hängengeblieben und doch im Heute lebend.
Ständiger Neuanfang und doch immer im gleichen Film klebend.
Immer zu spät
habe ich die Wahrheit erspäht.
Ich bin mein eigener verhasster Feind.
Zu spät, rettungslos mit meinem Schicksal vereint.
Die Behinderten
behindern
aus Überzeugung
ihrer behindernden
Erziehung,
die ihren Geist
behindert.
Sie sind also
Geistigbehinderte.
Das Volk, die Masse ist dumm.
Es lebe das Individuum.
Von Alkohol zersetzte, süchtige Gehirne
meinen die Realität noch zu erkennen.
Die selbstverschuldete Einsamkeit
hat den Horizont begrenzt
bis auf die eigene Haut.
Ein armseliges Kino.
Ich bin von der Geilheit triefender Hunde umgeben,
Hunde, die bellen, aber schon lange nicht mehr beißen.
Die von saftigen Knochen der Vergangenheit träumen,
die aber schon längst verwest und nicht mehr existent sind.
Du siehst zu mir.
Du siehst mich an.
Ja, ich bin ein Tier.
Ich bin ein ganzer Mann.
Küss mir meine Füße,
denn ich bin ein Schwein.
Gib mir alles, meine Süße,
denn morgen bist du allein.
Ich will Hass und Liebe spüren.
Für dich gibt es keine Flucht.
Gefühle können mich nicht berühren.
Deine Liebe zu mir wird zur Sucht.
Hör endlich auf zu weinen,
denn mich kannst du nicht halten.
Nein, Mitleid habe ich keinen,
schon gar nicht für ‘ner Alten.
Ein Fernseher liegt am Straßenrand.
Die Bildröhre ist längst durchgebrannt.
Ein Baum schaut auf ihn hernieder.
Die Hunde markieren ihn immer wieder.
Früher wurde er mehr beachtet,
von Menschen die ganze Nacht betrachtet.
Nun aber will ihn niemand mehr,
denn er ist ausgeschlachtet und leer.
Ein Igel kriecht in ihm hinein
und richtet sich langsam häuslich ein.
Ein Winterquartier ist des Igels Streben.
Noch nie war in den Fernseher so viel Leben.
Endlich Leben und wieder Wärme in ihm drin.
Und zum ersten Mal hat sein Dasein einen Sinn.
Der Weg ist das Ziel, alles Suchen danach zuviel.
Erste Person: „Der Weg ist weg.“
Zweite Person: „Weg ist Weg.“
Erste Person : „Von wegen.“
Zweite Person: „Von wegen? Von wegen!
Ich erzähle dir jetzt mal etwas von Wegen,
denn wegen den Wegen kommst du sonst noch verwegen auf Abwegen.
Also, wegen dem Weg, der Weg war
und deshalb nicht weg war,
aber jetzt weg ist,
also kein Weg mehr ist,
folglich auch nicht weg sein kann,
weil er nicht existiert,
mache ich mir keine Gedanken,
denn alle Wege führen nach Rom.“
Mon amour,
wo bist du denn nur?
Die Lust entwickelt sich zum Verlust.
Die kreative Kreatur versinkt im Chaos der Gefühle.
Helle Blitze durchschneiden die wütenden, kämpfenden, schwarzen Wolken,
den donnernden, grollenden, ja fast explodierenden Himmel,
verwandeln ihn in tief dunkle, zuckende Scherben.
Ein Eisblizzard peitscht die eiskalten Flutwellen wild vor sich her.
Kalte, monströse, tödliche Kraft.
Unaufhaltsam jagt das tobende, tosende, amoklaufende Wasser die Eisschollen zügellos vor sich her,
bis sie sich am Ufer zu hohen spitzen Eislandschaften, bizarren Burgruinen gleich,
krachend, ächzend ineinanderschiebend, ineinandergreifend, auftürmen.
Es kommt immer mehr Wasser, immer mehr Meer.
Doch das Eis festigte sich zu einer Mauer, die das blutende, brennende Leiden,
das schmerzende in der Qual fast verflüssigte Innere der freigelegten Nerven Schutz bot,
um allein zu sein, den lodernden Schmerz zu leben, zu überleben,
auf Papier oder Leinwand zu übertragen,
um sich nicht selbst zu töten, auf welche Art auch immer,
um sich nicht heimlich davon zu stehlen in die vielversprechende, ewige Ruhe.
Auf‘m Kiez, Reeperbahn. Hab fast kein Geld mehr.
Damit er noch mal hoch kommt, bräucht ich ein Gestell.
Ihre Schminke ist echt grell.
Schnell
aus dem Bordell.
Es wird hell.
Zigaretten holen bei der Esso, oder war es Shell?
Gegenüber ist es, wo ich mir ein Frühstück bestell.
Die Bedienung steht wie bei einem Morgenappell.
Hab einen pelzigen Geschmack im Mund, als wären Gaumen und Zunge aus Fell.
Schnell,
ein Kaffee, bevor ich das Frühstücksei abpell.
Ob ich die Zeche prell?
Doch dieser Gedanke ist es, den ich mit dem Kaffee wieder abstell.
Ich sehe die Bedienung traurig an. Sie ist sehr schön, well, well, well, very well.
Text: Raimund J. Höltich
Images: Raimund J. Höltich
Publication Date: 03-01-2009
All Rights Reserved