Ich saß im Auto.Mein Kopf sank langsam ans Fenster.Meine Ferien hatte ich mir eindeutig anderst vorgestellt! ndschaft anbieten!“ Es klang enttäuscht.
Aber ich möchte mich erstmal vorstellen:
"Ich heiße Sophie Baumann,bin 15 Jahr alt und mein Leben ist die reinste Katastrophe!"
Warum?Weil verdammt noch mal meine Mutter vor zwei Wochen gestorben ist.
Deshalb muss ich jetzt zu meinen Vater-nach Neumark.
Meine Eltern hatten sich schon vor sehr langer Zeit getrennt,sodass ich meinen Vater selten sah.
Meine Mutter und ich hatten eine kleine,gemütliche Wohnung in Berlin.Und dann-dann hat sie mich einfach alleine gelassen!Ist gestorben,bei einem Autounfall!
Mir wäre es 1000 mal lieber gewesen,wenn mein Vater tot wäre.
Doch jetzt muss ich wohl oder übel mit ihm auskommen.
Still liefen mir Tränen über die Wangen.Mein Vater schenkte mir einen kurzen Blick und schaute dann wieder wie gebannt auf die Straße.
"Wir sind gleich da",berichtete er mir nach einer Weile.
Ich nickte nur stumm.Die Landschaft flog am Auto vorbei.Zwischen Feldern mit Raps und Wiesen mit Blumen waren vereinzelnt Weiden mit Pferden,Kühen oder Schafen.
Die Landschaft inspirierte mich.Ihr müsst wissen,ich male für mein Leben gern.
Mein Vater fuhr einen kleinen,geschotterten Weg entlang und hielt vor einem großen Fachwerkhaus an.Ich staunte.
Mein Vater trug die Koffer von mir eine kleine Treppe hinauf,betrat ein Zimmer und sagte dann stolz:"Das hier ist ab heute dein Zimmer."
Der Raum war riesig und es war ein riesiges Himmelbett vorhanden.An der Wand stand eine Staffelei.Darauf klebte ein Zettel:"Ich hoffe,du fühlst dich wohl!"
Ich erkannte die Schrift von meinem Vater.
Eigentlich fing es hier schon mal gut an!Eigentlich...!!
>>Jonas, bitte lass mich los.<<,schrie ich aus voller Verzweiflung.
Er nahm mich immer fester und bewegte sich langsam zum Hals. Er sprang mir regelrecht an die Gurgel. Ich bekam kaum noch Luft. Ich schnaptte wie wild - vergeben.
>>J-o-n-a-s<<,quetschte ich aus mir heraus.
>>Warum hast du uns verraten?<<,schrie er mich an. >>Wegen dir sind jetzt die Bullen hinter uns her.<<
Ich lief rot an. Meine Augen waren total verquollen und ich hatte riesen große Schwierigkeiten, Jonas in die Augen zu schauen.
>>Ich - Ich<<,ich brach ab. Ich bekam einfach keine Luft mehr.
Warum sollte ich kämpfen? Jonas und ich wussten doch beide, wer hier am stärksten war und wer hier am schnellsten Aufgibt.
Plötzlich fühlte ich keinen Druck mehr. Ich spürte wieder, wie ich Luft einsog. >>Jonas<<,hauchte ich.
Er drückte mir einen Kuss auf meine Wange.
Ähm Hallo? Was sollte das denn jetzt? Jonas, sprang mir erst an die Gurgel und jetzt auf einmal tut er wieder auf Wir-sind-ja-so-ein-glückliches-Paar. Doch es war mir in dem gescheiten Moment einfach egal. Ich konnte einfach nicht anders. Ich hauchte ihm einen Kuss auf seine Lippen.
Wir versanken in uns, bis auf einmal ein Kumpel von ihm kam - Luca.
>>O ey Jonas ey.<<
Wir schreckten auf.
>>O Luca. He<<,stammelte Jonas. Es verwunderte mich, dass er jetzt nicht sofort so auf cool tat und mich wegschob und schlecht machte. Jonas haste es einfach wenn er nicht gerade cool rüberkam.
>>Na, haste deine Schnecke wieder.<<,grinste Luca. >>Könn' wir mal kurz alleine sprechen?<<
Ich verstand sofort was er meinte. Ich ging schon mal vor. Täuschte es aber eher vor. Ich versteckte mich hinter der nächst gelegenden Mülltonne.
Der blondschopf Luca fing sofort hinter meinen Rücken, mit Jonas über mich zu lästern.
>>Ich weiß Chiara sieht echt nicht schlecht aus. Ich hätte auch gerne so 'ne hübsche Brünette mit diesen katzengrünen Augen, aber trotzdem sie hat uns verraten, Jonas.<<,Luca würde Ernst. >>Du kannst nicht mit ihr gehen, sie kann den Bullen immer noch mehr Infos über uns geben. Willst du das wir hinter Gitter geraten?<<
>>Nein, natürlich nicht. Aber Chiara zieht mich einfach an.<<
>>Überleg es dir. Wenn du alles auf Spiel setzt, verlierst du am Ende alles.<<
Frechheit!
Ich öffnete erstmal den Kleiderschrank.Wie geräumig der war!Da würden meine Sachen bestimmt alle reinpassen!
Es klopfte an der Tür."Herein",antwortete ich darauf.
Mein Vater kam herein.
"Ich habe noch etwas vergessen.Heute Abend ist bei uns ein Fest im Dorf.Möchtest du mitkommen?"
Ich nickte.Das war meine Chance,nette Leute kennen zu lernen.Deshalb fragte ich:"Wann fängt es denn an?"
"Um 7.Wäre schön,wemnn du 10 Minuten eher fertig wärst." Dann verließ er wieder das Zimmer.
Um 6 Uhr begann ich,mich fertig zu machen,das heißt ich überlegte,was ich anziehen sollte.
Nach geschlagenen 30 Minuten hatte ich mich endlich für die Jeans und eine lila Bluse entschieden.Dazu trug ich meine schwarzen Chucks.
Ich ging in mein Bad,schminkte mich schnell,glättete meine blonden,langen Haare und ging dann runter zu meinem Vater.Der Spinner konnte sich ein Pfeifen nicht verkneifen.
Als wir endlich beim Dorfplatz von Neumark ankamen,standen dort viele Bierbänke und daneben ein Bierzelt.
"Heute wird ein Fußballspiel ausgestrahl",erklärte mir mein Vater."Du kannst dich ja raus zu den jungen Leuten setzen."
Ich musste grinsen.Wir stiegen aus.Mein Vater eilte gleich ins Bierzelt,denn er wollte keine Sekunde dess Spiels verpassen.
Ich setzte mich raus auf eine Bierbank.Ich kam mir verlassen vor.So hilflos.Keiner war da,den ich kannte.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.Ein Mödchen in meinem Alter sah mich an.
"Bist du neu hier",fragte sie interessiert.
"Ja",murmelte ich.
"Könne wir uns setzen?" Sie deutete dabei auf zwei Jungs.
Ich nickte.
"Also ich bin Chiara und dass sind Luca und Jonas." Sie zeigte auf die beiden Jungs.
"Ich bin Sophie",brachte ich heraus.
Ganz ehrlich,ich war froh,dass jemand mit mir sprach,aber Luca,so ein Blonder,starrte mich die ganze Zeit so komisch an!
Irgentwas stimmt mit ihm nicht...Ich spüre das!!
>>Ey Jonas bring mir mal noch'n Bier mit.<<,schrie Luca Jonas hinterher.
>>Mir auch.<<,fügte ich noch schnell hinzu. >>Du auch?<< Ich schaute dieses neue Mädchen aufmerksam an. Sie schaute mich nur verlegen an. >>Ich trinke nicht.<<,gab sie schließlich von sich.
Ich nickte ihr nur zu.
Jonas kam zurück und drückte mir einen Kuss auf die Wange und gab mir mein Bier.
>>Wie gefällt es dir denn hier?<<,fragte ich das Mädchen gespielt interessiert.
Sophie senkte ihren Kopf on null komma nichts. Sie war extrem eingeschüchtert, auf ihre neue Umgebung. Vielleicht auch von mir, Luca und Jonas. >>Was ist los?<<,fragte ich mit einem strahlenden Lächeln.
Sie blieb stumm. >>Ich geh ma' eben kurz mir ein Salat holen.<<,sagte ich.
>>Warte, ich komme mit.<<,rief mir Luca hinterher. Ich wusste auch nicht so genau, warum jetzt Luca mitwollte. Er wird sich bestimmt keinen Salat holen. Er ist nichtmals der Typ, der sich etwas zu essen holt. Warum kam er dann mit?
>>Du, krieg ich deine Handy Nummer?<<,fragte Jonas Sophie.
Sie wurde sofort wieder total nervös und fing an zu zittern. >>Ich - ich weiß nicht<<,stotterte sie.
Ich bekam das alles mit, da ich mich hinter einem Busch versteckte. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich Jonas nicht trauen konnte. Sophie war für ihn ein leichtes Opfer, nicht so wie ich. Ich war jemand die durchaus ihren Willen aussetzte, im Gegensatz zu diesem blassen, verkorksten Mädchen.
Ich fasste es einfach nicht! Jonas beugte sich zu Sophie vor um sie zu küssen. Was tat er da? Das konnte ich nicht zu lassen!
Als Jonas, aber dann seine Lippen spitze, wich Sophie sofort ängstlich zurück.
>>Sag ma' spinnst du eigentlich?<< Ich sprang aus dem Busch hervor und ging wütend auf Jonas und Sophie zu. Ich hatte eine prima Idee und drehte den Spieß einfach mal um. >>Du kannst doch nicht hier einfach her kommen und MEINEN Freund küssen. Such dir gefälligst selbst einen. Aber nicht MEINEN.<<,schrie ich Sophie an.
In einem Augenblick, war sie dann auch schon verzweifelt weggerannt. Ich nahm Jonas in den Arm und wir fingen hemungslos an zu knutschen.
Ich rannte so schnell ich konnte.Wollte weg von dieser,von dieser dummen Zicke!Wollte mich retten aus dieser unangenehmen Atmosphäre.
Wer hatte mich denn geküsst?ER!!!
Und sie?Sie verstand das total falsch!
Ich stolperte über eine Wurzel.Erst jetzt wurde mir klar,dass ich in dem kleinem Waldstück herumrannte.
Ich blieb stehen und versuchte,meinen Atem zu beruhigen.Es gelang mir.
Dann lief ich langsam zurück.Ich musste mich meinen "Ängsten stellen.Zurück gehen zu dieser komischen Clique.
Als ich den Wald verließ,musste ich blinzeln.Ich hatte mich an das düstere Licht des Waldes gewöhnt.Jetzt strahlte mich die Sonne an.
Ich setzte mich in Bewegung und kam nach 10 Minuten wieder beim Dorfplatz an.Ich blieb stehen.Lange stand ich da und starrte zu Chiara hinüber,die lachend ihren Bierkrug hob und trank.
Endlich fasste ich mir ein Herz,ging wieder zu ihnen hinüber und setzte mich.Chiara stierte mich an und ich-ich brach in Tränen aus.
Diesmal war es Jonas,der mich neugierig fragte:"Was ist denn los?"
Ich antwortete ihm nicht.Was dachte er sich eigentlich dabei?Erst küsste er mich FAST und dann fragte er,was los sei?Und jetzt soll mir einer erklären,wie Jungs ticken!
Langsam beruhigte ich mich.Dann brachte ich heraus:"Meine Mutter...sie ist...sie ist vor 2 Wochen gestorben!!"
Jetzt übermannten mich wieder meine Gefühle.Ich fing wieder an zu heulen.Doch keiner von den dreien versuchte,mich zu trösten.Sie sahen mich nur an.Mit verdammt verletzenden Blicken.
"Kann ich mal davon trinken",fragte ich Luca und sah auf seinen Bierkrug.Ich wartete garnicht auf seine Antwort und trank einfach davon.
Jetzt begann ein neuer Abschnitt meines Lebens.Ich trank zu ersten Mal Alkohol!
Als ich den Krug aus meinem Gesicht nahm,sah ich Luca lächeln.Sein lächeln ging in ein lautes Lachen über und wir stimmten alle mit ein.
Es tat gut,mit gleichaltrigen zu lachen!
Ich fühlte mich klasse!Dieser Moment sollte nie enden!!NIE!
Völlig zugedröhnt, machten wir uns alle auf den nach Hause weg. Ich war zwar nicht ganz bei mir, aber ich schaute die ganze Zeit zu Sophie rüber. Es passte mir einfach überhaupt nicht, dass sie die ganze Zeit hautnah bei Jonas stand. Und Jonas wehrte sich nicht einmal, als sie sich schließlich bei ihm einhakte.
Ich hustete kurz hysterisch um ihr zu zeigen, was gerade abgeht. Mein Blick zu ihr war skeptisch. Was mischte sie sich eigentlich in MEINE Clique ein. Es hatte schon einen Grund, dass ich das einzige Mädchen in dieser Clique war. Ich, aber auch Jonas und Luca wollten Spaß haben. Und wenn hier dieses hässliche, nervige Weib hier auftaucht, wird alles zur lahmen Luschenveranstaltung.
Sie passt in diese Welt einfach nicht rein.
>>Mein Vater, wartete ja noch auf mich.<<,schrie Sophie plötzlich entsetzt. Wir alle mussten lachen. Wie kann man bloß so eine Angst bekommen, wenn man nur kurz etwas vergisst.
>>Ja, dann.<< Ich musste noch einmal laut loslachen. >>Geh ma' zu deinem Papiii<< Luca und Jonas fingen hämisch an zu lachen. Sophie schämte sich schon wieder und ran mal wieder heulend weg. Ich nahm Jonas Hand und wir gingen noch zu ihm nach Hause. Luca hatten wir bei ihm zu Hause schon abgesetzt.
Jonas und Ich knallten knutschend gegen seine Haustür. Schnell zog er seinen Schlüssel heraus und öffnete sie. Wir hatten sturmfrei, wie jeden Tag, da Jonas hier alleine wohnte. Er war schon längst mit der Schule fertig. Mittlerweile war er schon 20. Er schubste mich auf sein Bett und stürzte sich auf mich. >>Ich liebe dich<<,hauchte ich. >>Bitte fang nie etwas mit dieser Sophie an.<<
Er hörte gar nicht auf mich zu küssen. Nur so neben bei, flüsterte er mir etwas ins Ohr. >>Schlaf mit mir.<<
Ich tat das, was er von mir verlang. Wir versanken in unserem Liebesmeer.
Mir war etwas schwindelig.Ich setzte mich auf eine Parkbank.Die Ereignisse der letzten Wochen machten mich ziemlich fertig.
Mir war so übel,dass ich mich übergeben musste.
Wenn ich jetzt an Chiara dachte...Wie sie warscheinlich mit Jonas zusammen in einem Bett lag...Ich übergab mich nochmal.
Chiara war die schöne,etwas tussige,die immer ihrn Willen wollte!
Ich war zwar auch nicht hässlich,aber ich war in allem nicht die erste!
Alle meine Freundinnen hatten einen Freund-nur ich nicht!
Alle hatten schon "ihr erstes Mal"-bloß ich nicht!Wie auch,ohne Freund!!
Alle saßen immer knutschend mit ihrem Freund im Kino und merkten garnicht,dass eigentlich ein total toller Film lief!
Alles hatte sich auf einen Schlag verändert!Mein Leben stand auf dem Kopf!
Erst starb meine Mutter,dann musste ich in dieses kleine,verschlafene Dörfchen Neumark und dann lernte ich so miese Leute kennen!Ich meine damit Chiara,Luca und Jonas!
Ich war so erschöpft,dass ich mich auf die Bank legte.
Ich vegaß meinen Vater und fiel in einen tiefen Schlaf!Ich fühlte mich schwerelos!
Eine Berührung weckte mich.Ich schlug die Augen auf.
Vor mir stand:"Luca",gab ich überrascht von mir.
"Ja,Luca.Ich wusste schon,wo du bist!Dein Vater macht sich doch bestimmt schon Sorgen!"
Er grinste hämisch.
Ich wollte auch einmal eine coole Antwort abgeben und sagte:"Soll er doch!Ich bin ja schließlich keine fünf mehr!"
Ich glaube,ihm blieb kurz die Spucke weg.Doch dann fragte er:"Willst du mit mir zum Bootshaus?"
Ich nickte und er stützte mich ein wenig,weil ich etwas tabsig herumtorkelte.
Wir kamen beim Bootshaus an und er führte mich hinein.
Zu meinem Erstaunen lag dort eine Matratze und es stand ein Sofa da.
Er näherte sich meinem Gesicht und gab mir einen innigen Kuss.
Dann zog er mein Oberteil aus.
Ich dumme Kuh ließ es zu.Ich ließ mich von ihm ausziehen!Ich hatte mit ihm..."Stop",sagte ich entchlossen.
Er hielt kur inne,grinste mich an und machte dann trotzdem weiter.
Jetzt schrie ich schon fast:"Stop!Ich will das nicht!Hör auf damit!"
Er hörte wirklich nicht auf.Deshalb stieß ich ihn weg!Ganz sachte,aber trotzdem stark genug,dass er es endlich ließ!
Ich wollte mein erstes Mal nicht jetzt erleben!Nicht hier und vorallem-nicht mit IHM!!!
Am nächsten Morgen, in der Schule, war ich total verheult. Am Abend zuvor, stand auf einmal die Polizei vor Jonas Wohnung. Wir haben den total Schock bekommen. Jonas tat so als würde er nichts getan haben und gerade sein Studium in New York machen und gerade nur zu Besuch bei seinen Eltern sein würde. Und nichts mit dem Vorfall zu tun haben könnte, doch als die Bullen dann endlich nach gaben und weggingen, schloss Jonas die Tür und sprang mir sofort wieder an die Gurgel. Es war einfach nur schrecklich ...
>>Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Die glauebn wirklich das ich das war! Du hast gesagt, du würdest das alles wieder rückgängig machen!<<
Mir blieb mal wieder die Luft weg und ich wusste nicht, wie lange ich das diesmal aushalten würde. Das schlimmste war, ich dachte gar nicht darüber nach, ob ich vielleicht gleich noch Luft bekommen würde. Ich dachte mehr über Jonas und mich da und das schlimme war: Ich hatte das Gefühl, dass wir nicht zusammen gehören. Das er überhaupt keine Freundin verdient hätte. Er misshandelt sie doch so wieso nur noch. Manchmal ist er total romantisch, aber ich wüsste mal gerne, ob er wirklich so ist, oder einem das nur vorspielt. Ich konnte ihm einfach nicht mehr vertrauen.
Ich hatte kein Bock mehr. Ich hörte auf zu atmen und ließ mich nach unten sinken.
Zu meinem Glück, kam an diesem Abend Luca noch einmal zu Besuch zu Jonas. Er hatte sein Handy bei ihm vorgstern vergessen und wollte das abholen. Luca hatte auch ein Schlüssel für Jonas Bude, da er manchmal auch dort pennte, wenn irgendetwas mit seinem Bootshaus war und als er mich dann rührunglos auf dem Boden lag und Jonas um mich herum stand. Flippte er völlig aus.
Ich war ihm dafür total dankbar, dass er mir seine Luft abgab und ich wieder zu mir kam. Zur Sicherheit holte er noch einen Arzt, doch es war alles okay. Ich werde ihm das nie vergessen, dass er mir mein "zweites Leben" geschenkt hatte, doch ich wünschte, ich hätte eine Freundin, mit der ich darüber reden könnte ...
Endlich erster Schultag!Ich weiß,es hört sich komisch an,aber ich freue mich.Villeicht lerne ich ja nette Mädels kennen!
Ich lief den langen Gang entlang.Hier sah alles so gleich aus.Wie sollte ich mich da zurechtfinden?
Eine Hand legte sich auf meine Schulter.Ich drehte mich schlagartig um.
Chiara lächelte mich an.
"Findest du dich schon zurecht?"
Ich wollte erst weitergehen,weil sie ja so scheiße zu mir war,aber ich entschied mich für das Bleiben.Ich wollte nicht so unfreundlich sein wie sie.
Ich schüttelte den Kopf und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
"Ich habe gerade erfahren,dass du in meine Klasse kommst.Ich bringe dich hin."
Sie hakte sich bei mir ein und bog nach links ab.Dann blieb sie vor einer Türe stehen.
"Das ist unser Klassenzimmer",erklärte sie mir und deutete auf die Tür.
Wir gingen rein.
Alle saßen verschlafen auf ihren Stühlen,entweder die Augen geschlossen oder den Blick in ein Heft gerichtet.
Chiara setzte sich in die letzte Reihe und zog mich mit.Sie zeigte auf den Platz neben sich.
"Na Chiara.Wen hast du denn heute hübsches mitgebracht",fragte ein Junge und zwinkerte mir zu.
Ich drehte meinen Kopf weg,um seinem Blick zu entfliehen.
"Halt die Fresse,Mike",zischte Chiara dem Jungen,der anscheinend Mike hieß,zu.
Er drehte sich sofort um und verschwand.Ich sah sie dankend an.
Ein Lehrer kam ins Klassenzimmer gestürmt.
"Guten Morgen",sagte er hastig.
Wir setzten uns.
"Wir haben eine Neue in der Klasse.Sie heißt Sophie und ich hoffe,dass ihr sie mit offenen Armen in die Klassengemeinschaft aufnehmt."
Er lächelte mir zu und schrieb dann in einer unsauberen Schrift das Thema der Stunde an die Tafel.
Ich musste mich an dem Tag durch Chemie,Mathe und andere,dumme Fächer schlagen.
Als es dann endlich zum Unterrichtsschluss klingelte,nahm ich meine Jacke und verschwand,ohne ein Wort zu sagen,aus dem Zimmer.Chiara rannte mir hinterher.
"Was ist den los",fragte sie etwas genervt.
"Was los ist?Es war ja nett von dir,das du mir alles gezeigt hast,aber beim Dorffest sah alles zwischen uns ganz anderst aus!"
Sie sah traurig aus und nickte dann.
Ich verstand garnichts mehr.Die Welt war für mich auf den Kopf gestellt!
Warum war sie plötzlich so traurig?
Eine bessere Frage ist:Warum war sie auf einemal so aufrichtig zu mir?
Wie sehr ich mir einfach nur eine beste Freundin wünschen würde. Jemand der zu mir hält und immer für mich da ist. Der mit mir durch dick und dünn geht.
Doch warum schaffe ich es einach nie, die beste Freundin für mich zu finden.
Claire, wollte durch mich nur an Jonas ran kommen und ihn mir dann schließlich klauen.
Marie, wollte einfach nur sich später über mich lustig machen.
Und Sophie ... Die will bestimmt auch gar nicht meine Freundin sein. Vielleicht ist mein erster Eindruck so schlecht gewesen, dass sie das einfach nicht mehr gut nehmen kann, dass ich in ihr meine beste Freundin suche.
Gerade wollte Sophie sich umdrehen und gehen, doch da packte ich sie noch hastig an den Arm. Sie drehte sich leicht genervt um und schaute mich mit erwartungsvollem Blick an.
>>Was?!<<
Ich senkte meinen Blick. Ich grief so tief in mir herein, dass es ein richtiges Wunder war. Ich hatte so etwas noch nie getan. Ich weinte vor jemanden andern.
Sophie wurde sofort wieder mitfühlend und nahm mich liebevoll in den Arm. >>Ist schon gut. Ich hatte das doch nicht so gemeint.<<
Ich schluchzte. >>Du musst dich nicht entschuldigen. Ich muss das tun. Es ist einfach so, dass ich niemanden habe. Luca und Jonas, sind zwar richtig Klasse, aber trotzdem können sie das Gefühl, von einer besten Freundin nicht ersetzten. Ich dachte einfach, dass wäre meine Gelegenheit, eine Freundin zu bekommen, aber die kam schon zu spät. Ich dachte im ersten Moment, wirklich das du eine Ups bist, aber das war ... das hat sich geändert - Ich habe mich geändert. Und erst seitdem ich dich getroffen habe ... <<
Ich fühlte mich leicht geschmeichelt.Aber wie konnte sich ein Mensch so rasant ändern?
Ich löste die Umarmung vorsichtig.
Chiara sah mich mit roten Augen an.Sie tat mir wirklich Leid!
Deshalb fragte ich sie:"Wollen wir heute etwas zusammen unternehemen?"
Sie lächelte mich an und nahm mich in den Arm,was bedeutete,das sie wollte.
Sie brachte mich noch schnell heim."Ehrensache",sagte sie nur dazu.
Langsam ging ich ins Haus.Mein Vater saß am Tisch,vor ihm reichlich zu Essen.
"Hallo.Wie war es denn in der Schule",fragte er mich wissbegierig.
"Ganz gut.Wir hatten Mathe und so nen Kram!" Ich seufzte.Dann setzte ich mich auf meinen Platz.
Es gab Nudeln mit Tomatensoße.Mein Leibgericht!
Eigentlich schmeckte es gut.Aber nicht so gut wie bei Mama!Ich vermisste sie ja so!
Ich vermissen ihren Geruch!
Ihre aufmunternden Worte,wenn ich mal wieder Zoff mit meinen Freundinnen hatte!
Ihre coolen Späße,die mich immer zum lachen brachten!
Ich spürte,wie die Tränen in mir aufstiegen.Deshalb ging ich lautlos hoch in mein Zimmer.
Papa dachte bestimmt,ich wolle Hausaufgaben machen.Ich dachte wieder an die Verabredung mit Chiara.
Wir hatten garnicht ausgemacht wo und wann wir uns trafen.
"Pech",sagte mein Verstand zu mir.
Doch mein Herz murmelte:"Die arme Chiara.Sie hat sich doch so gefreut."
Weil es in Filmen immer heißt,man soll auf sein Herz hören,zog ich mein Handy heraus und wählte die Nummer von Chiara.
Sie ging ran.Wir verabredeten uns für 17 Uhr im Cafe "Treibner".Es soll angeblich das beste hier in der Gegend sein!Mal schauen,ob es mich überzeugen kann.
Es war 15 Uhr und ich beschloss,noch ein wenig die Gegend zu erkunden.
Also sagte ich meinem Vater,dass ich mich noch mit einer "Freundin" traf und betonte das "Freundin" dabei so gereizt,dass er mich nicht mit weiteren Fragen löcherte.
Ich hatte gehört,dass es hier irgentwo einen See gab.Also machte ich mich auf die Suche nach ihm.
Nach 1-stündigem Suchen fand ich ihn dann endlich.Die Gegend,in der er lag,war richtig schön.
Rundherum Bäume und das Wasser so kristallklar,wie ich noch kein anderes gewässer gesehen hatte.
Eigentlich hatte ich jetzt eher Lust zum schwimmen.Also rief ich nochmal bei Chiara an und fragte sie,ob wir nicht lieber schwimmen wollten.Sie sagte zu.Was blieb ihr denn schon anderes übrig?
Ich setzte mich auf die Wiese und sah zwei Mädels in meinem Alter beim schwimmen zu.
Bis Chiara dann endlich kam.Einige Jungs,die für mich wie Machso wirkten,pfiffen ihr anzüglich hinterher.Doch die beachtete diese Arschlöcher garnicht und winkte mir fröhlich zu.
>>Und, wird es immer besser hier?<<,fragte ich Sophie neugierig.
Sie zuckte nur mit den Achseln.
Ich lächelte leicht. So stark wollte ich nicht lächeln, dann würde sie bestimmt wieder denken, dass ich sie auslache.
>>Schön, dass wir jetzt so etwas wie Freunde sind.<<,sagte ich schüchtern.
Sophie zuckte wieder nur mit den Achseln.
Auf einmal sah ich, wie Sophies Aufmerksamkeit, jemanden anderen galt. Zwei große Jungs gingen an uns vorbei - Luca und Jonas. Plötzlich blieb Jonas stehen. Luca blieb ein paar Meter weiter auch stehen, da er es etwas später gemerkt hatte.
Jonas ging auf uns zu. Ich wollte gerade auch auf ihn zu gehen, als ich merkte, dass er gar nicht zu mir wollte. Meine Enttäuschung war groß. Ich blieb verlassen dort stehen, mit ausgebreiteten Armen.
Er setzte sich neben Sophie.
Er setzte sich wirklich neben Sophie! Neben Sophie! Neben ihr!
Warum beachtete er mich denn gar nicht?
Als er dann noch seinen Armen um sie legte. Fing ich wirklich innerlich an zu weinen. Mein Herz brannte vor Schmerz und Frust. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich es noch in seiner Gegenwart halten könnte.
Sophie wusste nicht so richtig, ob sie es nun zu lassen sollte, oder doch nicht. Aber als er sie dann küsste ...
Er küsste sie wirklich ...
Als er sie dann küsste, wich sie kein Stück zurück, sondern genoss es einfach.
Jetzt liefen mir die Tränen über meine Wange und ich hielt es einfach nicht mehr aus. Ich drehte mich um, lief weg und fiel ...
Ich hatte die Treppe volkommen übersehen. Als erstes holte ich mir eine Platzwunde, an einer Ecke und an der letzten Stufe, stach die Kante mir dann mitten in mein Bein. Es war eine lange und tiefe Wunde. Es blutete so sehr.
Blut, lief über mich ...
Mir wurde plötzlich total schwindelig ...
Er hatte mich geküsst!Einfach so!
Doch dann...dann fiel sie...übersah die Treppe...blutete ganz stark...war ohnmächtig!!!
So schnell mich meine Füße tragen konnten,lief ich zu ihr.Jonas kam hinterher.
"Wir müssen irgentwas tun",schrie ich Jonas verzweifelt an.
Er zog sein Handy herraus und wählte irgenteine Nummer.3 Minuten später hörte ich schon das Martinshorn.
Zwei Sanitäter kamen herangestürzt.Der eine bückte sich und fühlte ihren Puls.
Sie hoben Chiara auf eine Trage,zerrten mich in den Krankenwagen und fuhren davon.
"Was ist mit ihr?" Ich klang wahnsinnig verzweifelt.
"Sie hat eine Platzwunde am Kopf und sie muss unbedingt am Bein genäht werden",erklärte mir der Sanitäter.Auf seinem Namensschild stand "Benjamin Fröhlich".Benjamin Fröhlich...passte zu diesem süßen Typen.Er war schätzungsweise nicht älter als 20.
Er würde total gut zu Chiara passen und ich hätte Jonas für mich-nur für mich allein!
Der Gedanke war gemein!Ich stahl ihr den Freund.warscheinlich ist sie nur wegen mir gefallen!
Ich hätte mich gegen den Kuss wehren müssen!
Mein schlechtes Gewissen plagte mich.
Als wir dann endlich am Krankenhaus angelangten,schoben sie Chiara einfach nur ins Haus und ließen mich mutterseelenallein stehen.
Tränen liefen über meine Wangen.Warum heulte ich jetzt?
Jonas kam mit seinem Auto angefahren.Er sieg aus und nahm mich in den Arm.
Bei ihm war ich geborgen!Er beschützte mich!Er tröstete mich!So kannte ich ihn garnicht!
So liebevoll!
"Wollen wir rein gehen?" Das kam von Jonas.
Ich nickte stumm.
Dann fragte ich:"Warum betrügst du Chiara vor ihren augen mit mir?Sie hat sowas nicht verdient!"
Er musste schmunzeln.
"Weil du hübsch,nett und...Es ist alles an dir gut!"
Ich war total happy,dass er sowas über mich gesagt hatte,aber anderseits...
Ein Arzt kam aus einem Zimmer.Er kam auf uns zu.
"Sind sie Sophie Baumann,die Beste Freundin von Chiara?"
Ich nickte.
"Dann kommen sie mit.Chiara möchte sie sprechen.Aber sie sagte ausdrücklich,Allein!!"
Ich ging in das Zimmer.Chiara lag im Bett und lächelte mich an.
"Chiara...",doch weiter kam ich nicht,denn sie schrie mich an.
"Was hast du dir dabei gedacht?Du klaust mir meinen Freund!Ich dachte,du wärst meine Freundin!Meine Beste fReundin!Aber ich glaube,ich habe mich gettäuscht!"
Sie hatte ja sooo recht.Ich brach in Tränen aus.Ich wusste nicht,was ich machen soll,bis Jonas hereinkam...
Ich sah Jonas mit verheulten Augen an. Er sollte sich schlecht fühlen - wegen MIR. Und nicht wegen dieser dummen Sophie. Die hatte doch sowieso Jonas schon von Anfang an im Visier. Und ich war so dumm und hatte den Traum in ihr gesehen, eine Freundin zu bekommen ...
Jonas stand einfach nur stillschweigend da. Ohne sich auch nur zu rühren. Und dann konnte ich meinen Augen kein bisschen mehr trauen. Er ging auf Sophie zu und nahm sie tröstend in dem Arm.
>>Verschwindet doch einfach! Jetzt müsst ihr auch noch vor meinen Augen, auf verliebtes Pärchen machen!<<, schrie ich die beiden an. Und dann wurde ich etwas leiser und schaute Jonas ernst an. >>Und wenn du mit dieser Tusse gehst, dann geh ich zu Polizei, einmal wegen Körperverletzung und das andere Mal, wegen du weißt schon was!<<
Ich fühlte mich nicht gut, den Typen zu drohen, den ich eigentlich liebte.
Er schaute mich wütend an und Sophie schaute ihm tief in die Augen. >>Körperverletzung? Und was ist das andere?<<
>>Chiara fantasiert mal wieder. Sie hat sich nur den Kopf gestoßen. Sie erzählt wirres Zeug.<<
Ich schluckte. Jetzt meinte er auch noch, ich würde spinnen. Und ich dachte einfach er würde mich lieben. Mich auf Händen tragen wollen. Und jetzt fängt er auch wirklich noch an mich zu beleidigen und dann vor meinen Augen mit IHR rumzumachen.
>>Der einzige der hier fantasiert bist du. Ich habe ganz genau gehört, dass du zu dieser hässlichen Ups gesagt hast, dass du sie hübsch findest und nett. Nett kann man ja ein bisschen verstehen. Sie ist halt nicht Ich. Aber Hübsch ist sie auf jeden Fall NICHT. Du suchst doch einfach nur abwechslung und dann verarscht du sie und brichst ihr das Herz!<< Es brach einfach so aus mir raus. Ich wollte keine Geheimnise haben. Die wären bei mir so wieso nie sicher. Außer eines habe ich jetzt bisher immer super aufbewahrt: Jonas größtes Geheimnis.
Er senkte den Kopf. >>Du hast Recht.<<
Er kam in langsamen Schritten auf mich zu, streichelte meine Wange und küsste mich dann. Ich verstand gar nichts mehr. Nur ich spürte seine Liebe auf einmal wieder und so egoistisch wie ich nunmal war, dachte ich nur an mich und nicht, dass Sophie noch da war und fing hemungslos an mit Jonas zu knutschen ...
Nein!Jonas küsste nicht mich-nein,er küsste sie!Ich stand regungslos da."Es ist nur ein Traum",versuchte ich mir einzureden.Doch es war kein Traum!Alles Realität!
In langsamen Schritten ging ich auf Jonas zu.Chiara grinste hämisch und Jonas drehte sich nur um.
Ich hätte mir selbst nicht zugetraut,dass ich so etwas machen konnte-ich ohrfeigte ihn!
Dann zischte ich Chiara zu:"Macht nur so weiter!Ihr werdet schon noch sehen!"
Mit diesen Worten verließ ich das Zimmer.
Ich musste mich beherrschen,dass ich nicht zu heulen anfing.Und ich dachte noch,sie hätte sich gebessert!
Aber...mir fiel etwas auf!Der einzige,der ihr verlogen war,war ich!Ich hatte Chiara ihren Freund ausgespannt!Ich habe einfach so mit ihm rumgeknutscht!
Aber was gab ihr das Recht dazu,so zu reagieren?
Jetzt konnte ich nicht mehr!Ich wollte auch nichtmehr!
Mein Leben verlief immer gleich:Die große Liebe finden,mit der Freundin streiten,große Liebe verlieren!
Immer die gleiche Scheiße!
Ich öffnete die Tür.Eine sanfte Brise fegte mir durch mein Haar!
Was würde ich jetzt für eine Freundin geben?Mit der ich sprechen konnte,die mich trösten konnte!
Doch niemand war da!Alle ließen mich allein!ALLE!Keine Menschenseele war da in meinem Leben!Nur ich!Ich musste mit meinen Problemen alleine klarkommen!
Ich beschloss,zum See zu gehen.Dort konnte ich mich abkühlen.
Als ich dort ankam,ging ich zu dem Platz,an dem ich vorhin schon saß.
Ich streift mein Klamotten ab.Dann ging ich langsam in das kalte Wasser.Ich spielte mit dem Gedanken,zur Boie zu schwimmen.Doch es war sehr gefährlich!
egal,was konnte denn noch passieren?NICHTS!
Als ich an der neonorangenen Boie ankam,hielt ich mich an ihr fest.Ich erschrak,als ich sah,wie weit ich schon rausgeschwommen war.
Plötzlich verspürte ich ein leichtes ziehen im Bein.Doch das leichte ziehen verwandelte sich in starke Schmerzen.
"Krampf im Bein",schoss mir durch den Kopf.
Ich versuchte,mich an der Wasseroberfläche zu halten.Ewig konnte ich mich nicht an der Boie festhalten,denn sie sankt langsam aber sicher.
"Hilfe!Hilfe!",schrie ich aus allen Leibeskräften.
Keiner regte sich.Hörten sie mich nicht oder hatten sie sich alle gegen mich verschworen?
Und nochmal:"Hilfe!" Diesmal brüllte ich.
Ich tauchte unter.Der Schmerz in meinem Bein ließ nich nach.Ich tauchte wieder auf,schnappte verzweifelt nach Luft und verschwand dann wieder in diesem See,von dem ich vorhin dachte,er wäre meine Rettung.
Mein Handy klingelte. Total verkeucht und hustend hörte ich Luca am anderen Ende?
>>Gehts dir gut? Was ist los?<<,fragte ich voller Sorge um ihn.
Ich hörte wie er keuchend nach Luft schnappte. >>Sophie - << Er kam nicht zum Ende, da ich ihn sofort unterbrach.
>>Ich will es nicht hören.<< Sagte ich dickköpfig.
>>Aber sie - <<
>>Lass mich einfach mit der in Ruhe!<<
>>Aber sie - <<
>>Sie interessiert mich nicht!<< Ich war ganz schön dickköpfig. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Angst, dass sie wieder mit Jonas in Kontakt kömmen könnte und ihn mir nehmen könnte. Doch ich glaube ich müsste mir erst einmal selbst bewusst werden, ob Jonas auch wirklich der Richtige für mich ist. Er kommt doch so wieso immer nur zu mir zurück, weil ich nicht will, dass ich ihn verpfeife.
>>Chiara, willst du es dir vielleicht nochmal überlegen, mir zu zuhören?<<, weckte mich Luca.
Ich fing an zu weinen. Und Luca hörte ganz klar mein schluchzen. >>Es tut mir alles so Leid.<<
Luca schien etwas verwirrt zu sein, dass hörte man in einem Unterton seiner Stimme. >>Was tut dir Leid?<<
Ich zog meine Nase hoch. >>Na alles. Das ich Jonas nicht aufhören zu lieben kann, obwohl er mich schlägt und mich fast umbringt. Und das ich das alles auf Sophie schiebe. Und das ich dir nicht zu höre und das mich Sophie nicht interesiert.<< Ich machte eine ganz kleine Pause. >>Und das ich dir einfach nicht sagen kann, dass ich so froh bin, dass ich dich habe und dich total fertig mache, ohne Grund.<<
Am anderen Ende war es still. Luca war wohl etwas geschockt von meinem Geständnis. Er sagte nichts mehr, doch dann weckte ich ihn: >>Luca?<<
>>Ach, sorry, Chiara. War grad ein bisschen geschockt ... das du mir so etwas anvertraust ... Und wegen Sophie?<< Er erwartete jetzt wohl schon, dass ich ihn unterbreche.
>>Schieß los.<<,forderte ich ihn auf.
>>Sie war total fertig und schwamm ins Meer hinaus. Ich hab sie um Hilfe schreien hören, halt wegen meinem Bootshaus und dann bin ich zu ihr reingesprungen. Ich hab sie heraus geholt und sie ist jetzt schon wieder auf den Beinen, ich dachte nur, dass du gerne Bescheid hättest ... naja das es ihr ... das sie das gemacht hat.<<
Ich war geschockt. Ich war mal wieder zu hart gewesen. Als hätte ich kein Herz. Ich muss an mir arbeiten. So kann das nicht weiter gehen, Chiara! >>Danke, dass du bescheid gesagt hast. Ich komme sofort rüber.<<
>>Aber dein Bein - Jonas hat es mir erzählt!<<
>>Egal. Ich komm jetzt. Wie auch immer ich das schaffen will.<< Ich machte noch einmal eine kleine Pause. >>Luca ich bin wirklich total glücklich das es dich gibt und das ICH dich hab. Danke, für alles.<<
Ich lag auf dem Sofa im Bootshaus.Mein Hals kratzte und ich rang nach Luft.Zwar war ich aus dem gröbsten raus,aber ich war ziemlich lange unter Wasser gewesen.
Wenn Luca nicht gleich zur Stelle gewesen wäre,dann...Weiter wollte ich nicht denken...
"Luca,du hast mich gerettet!Das werde ich dir nie vergessen", krächzte ich.
"Ehrensache!" Er grinste.Wie konnte er jetzt noch grinsen.
"Bei wem hast du eigentlich angerufen", fragte ich neugierig.
"Bei Chiara.Sie will auch gleich vorbei kommen", beichtete er mir.
"Bist du verrückt?" Ich war sauer auf ihn.Wie konnte er nur?
"Ja,tut mir Leid.Ich dachte,es wäre das richtige!" Er klang traurig.
Es klopfte an der Tür.Luca öffnete sie.Chiara stand in der Tür.
Ich sah weg,denn Tränen stiegen in meine Augen.Doch als ich wieder zu ihr sah,fing sie gleichzeitig mit mir zu heulen an.
Ich rappelte mich vom Sofa auf,lief auf sie zu und nahm sie in den Arm.
Es war schön,mit ihr zu weinen und nicht wegen ihr.
Luca sah uns an und ich glaube,er war stolz auf sich,dass er gegen meinen Willen bei Chiara angerufen hatte.Ich grinste in an und murmelte:"Danke!"
Chiara löste die Umarmung und wir setzten uns aufs Sofa.Ich gab Luca ein Zeichen,dass er verschwinden sollte und zum Glück verstand er es auch gleich.
Er meinte nur:"Ich muss mal kurz weg.Bis dann!"
"Tschüss", sagte ich und zwinkerte ihm zu.
Chiara fragte mit einem ernsten Ton:"Warum hast du etwas mit Jonas angefangen?"
Ich stöhnte.Dann antwortete ich:"Ich weiß nicht...Ich hab mich einfach verliebt!Und ER hat mich geküsst und da dachte ich,dass er mich auch liebt!Aber ich habe mich gettäuscht und wegen ihm die Freundschaft zwischen uns riskiert."
Still lief mir eine Träne über die Wange.
"Ich habe auch Fehler gemacht!Ich war immer so kalt zu dir und hab dir das Gefühl gegeben,dass du hier fehl am Platz bist.Ich bin daran Schuld,dass su fast ertrunken wärst..." Sie stoppte.
"Schwören wir uns,dass wir nie wieder wegen Jungs zoffen und immer zueinander halten",fragte ich Chiara.
"Ich schwöre",antwortete sie mir.
Wir nahmen uns erneut in den Arm.
Luca trat wieder herein und wir blickten uns ganz tief in die Augen.
Warum schaffte ich es nicht einfach jetzt auf ihn zu zugehen und ihn in dem Arm zu nehmen und ihm zusagen, dass er mehr als nur ein guter Freund für mich ist ... viel mehr.
Doch ich hatte nun echt keinen Schimmer, wie ich das anstellen sollte. Einfach zu ihm hingehen und ihn küssen?
Das wäre total unromantisch.
Ich schaute zu Sophie herüber. Sie lächelte mich mit dem Motto: Na-komm-schon an. Sie hatte mich wohl schon durchschaut. Sie stand auf und gab mir nocheinmal eine flüchtige Umarmung.
>>Ich muss glaub ich mal los.<<, sagte sie zu mir. Und zu Luca gewand: >>Danke<<
>>Gern geschehen.<<
Ich hörte noch wie die Tür leicht zuschlug und sah Sophie noch durchs Fenster lächeln. Sie sprach lautlos aus: Toi, toi, toi.
Ich atmete tief durch und ging dann auf Luca zu.
>>Luca<<,hauchte ich.
Wir blickten uns tief in die Augen. Er schwieg einfach und ich tat mal wieder auf richtige Chiara und laberte los, ohne nachzudenken.
>>Es ist komisch, aber ich denke ... Das mir nichts mehr an Jonas liegt ... Er war einfach so fies zu mir. Hat mich misshandelt und respektiert mich nicht. Ich möchte ... << Ich machte eine kleine Pause und Luca schaute mich wartend an, jedoch nicht gelangeweilt. Eine kleine Träne entflieh mir und dann sagte ich einfach gerade aus durch: >>Luca ich liebe dich total. Du warst immer so ein guter Freund für mich. Immer für mich da und jetzt ist daraus einfach Liebe geworden.<<
>>Oh ... cool<< Er musste lachen über sein komisches "cool". Ich konnte mir auch ein Lachen nicht verkneifn. >>Und? Liebst du mich auch?<<
Er sagte nichts mehr. Blieb einfach still. Und küsste mich bis zum geht nicht mehr ...
Ich setzte mich auf den Bootsteeg und sah auf das unruhige Wasser.
Was taten Chiara und Luca gerade?
Mochte er sie auch?Küssten sie sich gerade?
Meine Neugierde siegte.Also stand ich auf und trat an das kleine Fenster des Bootshauses.
Sie lächelten sich an und sahen sich tief in die Augen.
Dem Lächeln nach hatten sie sich schon geküsst.
Happy End für Chiara und Luca...
Und was war mit mir?
Warum traf nicht ich endlich mal meinen "Märchenprinzen"?
Gab es den überhaupt?Den Traummann,der einfach so auftaucht und sich in dich verliebt?
Villeicht bin ich einfach zu naiv.
Villeicht.
Ich drehte mich wieder um,so dass ich wieder dem See meinen Blick schenken konnte.
Es war aufregend,die kleinen Wellen immer ans Ufer rauschen zu sehen.Dann kam die nächste Welle.
Ich musste wieder an den Unfall denken.Die Bilder spielten sich vor mir ab wie im Kino.
Alles um mich herum verschwamm.Ich sah nurnoch den "Film" vor mir.
Wellen verschluckten mich wieder und wieder.Ich tauche auf,schnappte nach Luft.Nach jedem Atemzug über Wasser wurde ich entkräftigt durch die Wellen,die brausend über mir tobten.
Ich war eindeutig zu weit nach draußen geschwommen.
Ich hatte keine Luft mehr.Die Kraft fehlte.Langsam sank ich zu Boden...
Als sich eine Hand auf meine Schulter legte,erwachte ich aus meinen Träumen.Alles wurde wieder schärfer und der "Film" hörte auf,sich vor mir abzuspielen.
Endlich sah ich demjenigen,der die hand auf die Schulter gelegt hatte,in die Augen.
Es war Jonas.
"Hi.Weißt du zufällig,wo Chiara steckt",begrüßte er mich,als wäre nie etwas geschehen.
"Weiß nicht...Villeicht trifft sie sich gerade mit ihrem neuen Lover",rutschte es mir herraus.
Jonas sah mich wütend an und fragte zornig:"Mit wem trifft sie sich?"
Ich wollte antworten,doch Jonas Hand krallte sich in meinen Hals.
Musste sich den alles wiederholen?
Ich rang nach Luft,versuchte,nach Jonas zu treten,doch umso mehr krallten sich seine Hände in meinen Hals.
Mit letzter Kraft konnte ich noch einmal kreischen,dann legte sich ein Schleier über meine Augen...
Luca und ich schreckten auf, als wir ein schrilles Kreischen hörte. Sofort sprang ich vom Sofa aus und ran hinaus, wo ich fast in den See fiel. Zum Glück konnte ich mein Gleichgewicht beherschen.
Doch dann blieb mir mein Herz auf eine Art stehen. Ich sah Jonas dort am Steg stehen - das schlimme daran: er hielt Sophie an ihrem Kragen und ließ sie übers Wasser baumeln.
>>Jonas!<<,schrie ich entsetzt aus. Ich wusste nicht wie ich es so lange mit diesem Typen ausgehalten habe. Er hatte mir so oft wehgetan und ich ließ es einfach geschehn, ohne mich zu wehren und wo er mich nicht mehr hatte, suchte er sich ein neues Opfer - Sophie.
Als Jonas mich hörte, ließ er Sophie sofort wieder auf den Steg sinken, die dann erleichtert durchatmete, aber jedoch noch sehr geplättet.
>>Chiara.<<,hauchte er leise. Er schien etwas geplättet zu sein, dass ich dort war. Mit langsamen Schritten kam er auf mich zu. Er wollte mich in den Arm nehmen, aber ich wich ihm abruppt zurück.
Eine Träne entfloh meinen Augen. Ich hatte diesen Menschen geliebt und was ist aus ihm geworden ... - ein wahres Monster.
>>Ich wollte das alles nicht.<< Jonas Stimme klang ruhig, zart und verletztlich. Früher hätte ich ihm sofort nachgegeben, aber ich wollte nicht mehr. Ich wollte stark sein. Eine Frau, die nicht von ihrem Freund abhängig sein musste um glücklich zu sein.
>>Ich kann dir nicht mehr vertrauen, Jonas.<< Schon wieder passierte es, mir rutschte eine Träne an meiner Wange herunter. Es tat mir weh, dass ich Jonas verlassen musste, er war immer eine wichtige Person in meinem Leben gewesen - wahrscheinlich auch die wichtigste.
Ich wollte gar nicht mehr mit Jonas länger diskutieren und ging zu Sophie rüber und kümmerte mich um sie. Sie sah etwas erleichtert aus, als ich da war. >>Es wird alles wieder gut.<<,flüsterte ich ihr zu.
Ich glaube Jonas' Platz hat jetzt jemand anderes eingenommen - Sophie. Ich nahm Sophie´s Hand und streuchelte sie liebevoll. >>Glaub mir, bald ist alles wieder besser. Jonas wird dich nicht länger mehr belästigen.<<
Plötzlich tauchte Luca auf und Jonas war voller Wut. Er wusste wohl ganz genau, dass genau Luca mein neuer Lover ist. Er rastete auf und lief auf Luca zu und sprang ihn an die Gurgel. Sie fingen an sich schlimm zu schlagen und ich konnte es mir nicht mit ansehen. Ich hielt meine Augen mit den Händen zu und schrie: >>Hört bitte auf! Ich bin es doch gar nicht wert!<< Ich hörte immer noch Schläge. >>Hört auf! Hört auf! Hört auf!<< Alle Tränen die ich hatte, entflohen und ich brach auf Sophie zusammen und flüsterte ihr im schluchzen noch zu. >>ICh nehm alles zurück. Es wird nie wieder gut werden ... <<
>>Es tut mir so Leid.<<,flüsterte sie zurück.
Ich hatte die zwei verraten. Ich, Chiara’s angeblich beste Freundin. Hätte ich nicht meine Klappe halten können? Jetzt schlugen sich Jonas und Luca und Chiara lag ganz fertig in meinen Armen. Alls war meine Schuld!
Luca lag am Boden. Seine Nase blutete. Jonas hielt sich seine Hand auf eine Wunde am Kopf.
„Das wirst du mir büßen!“, schrie Jonas, bevor er sich umdreht und ging.
„Arsch!“, schrie ich ihm hinterher.
Chiara weinte und hielt sich die Hände schützend über das Gesicht. „Chiara!“, flüsterte ich beruhigend, doch sie reagierte nicht. Also legte ich sie behutsam auf den Boden und eilte zu Luca. Er stöhnte.
Ich stürzte zu Boden. „Luca, hörst du mich?“ Ich tätschelte seine Wange.
Er nickte. Doch er bereute es gleich und hielt seinen Kopf.
„Ich ruf jetzt den Krankenwagen und du bleibst liegen, okay?“
„Ja“, murmelte er mit schmerzverzerrtem Gesicht.
Ich nahm mein Handy und rief beim Notdienst an. Nach einiger Zeit hörte ich die Martinshörner herangrollen.
Sanitäter rannten aus dem Auto und stürzten sich auch Luca. Eine Frau mit langen, blonden Haaren kam zu Chiara, die wie ein Häufchen Elend da saß und weinte.
Meiner Meinung nach übertrieb sie maßlos…
Aber so war sie nun mal…
Sie machte aus einer Mücke einen Elefanten! Aber, was ich jetzt tat, war auch nicht besser: Ich brach in Tränen aus!
Chiara war anscheinend aufgestanden, denn sie legte eine Hand auf meine Schulter.
Ich warf mich in ihre Arme. Endlich, nach einigen Minuten, hörte ich endlich auf mit der Flennerei. Chiara blieb starr stehen. Ihr Körper verkrampfte sich. Ich merkte, dass sie wieder mit den Tränen kämpfte.
„Sophie, das ist alles meine Schuld! Ich hätte wissen müssen, dass Jonas…“
Ich unterbrach sie mit den Worten: „Das konnte niemand wissen!“
„Sophie, du verstehst es nicht. Er hat mich geschlagen, gedemütigt und mich fast umgebracht und ich habe ihn geliebt! Ich habe ihn geliebt!“ Sie schrie die letzten Worte.
„Das…Das wusste ich nicht!“, stotterte ich.
Sie nickte und meinte dann: „Ich weiß! Es wusste niemand außer Jonas, Luca und mir.“
Sie hätte es ahnen müssen, aber das wollte ich ihr jetzt nicht vorwerfen. Ich wollte sie unterstützen.
Meine Stimme bebte, als ich fragte: „Luca wusste es und er hat nichts unternommen?“ Chiara nickte müde.
Wie sollte ich sie jetzt unterstützen? WIE?
Wie sollte ich Sophie alles erklären? Es gab so viel ...
Jonas schlug mich ...
Er hat mich gedemütigt ...
Fast umgebracht ...
Und erpresst mich ...
Das mit dem erpressen habe ich Sophie noch nicht erzählt. Wie ich sie kannte, würde sie alles sofort aufklären wollen und würde zur Polizei gehen und alles ausplaudern.
Mir war bewusst, ich musste es ganz alleine in die Hand nehmen. Ich musste es alleine schaffen. Ich würde mich später dafür umbringen, aber ich ... Ich muss mit Jonas sprechen.
Gerade wurde Luca eingefahren und ich ging zu ihm, streichelte einmal seine Hand und hauchte ihn dann einen Kuss auf die Stirn. >>Es wird alles wieder gut.<<,murmelte ich.
>>Chiara, ich liebe dich.<<, brachte Luca aus sich hervor. >>Bitte verlass mich nicht. Bitte bleib bei mir!<<
>>Ich liebe dich auch. Aber ich muss kurz noch weg, etwas erledigen ... Dann komm ich sofort zu dir ins Krankenhaus.<<
>>Bitte versprech mir, dass du nichts gefährliches tust.<<
Ich senkte kurz den Kopf. Er war schon genug geplättet. Ich musste ihn anlügen, ich konnte ihm jetzt nicht die Wahrheit erzählen, dass ich zu Jonas gehe. >>Versprochen.<< Ich zauberte ein leichtes Lächeln auf meien Lippen um es glaubwürdiger zu machen.
Dann versank er in dem Krankenwagen und ich spürte eine Hand auf meine Schulter - es war Sophie, die mir aufmunternt zu lächelte.
>>Ich muss noch mal los.<< Ohne auf eine Sekunde auf eine Antwort oder so zu warten, verschwand ich im Wald und ging den geschlänkelten Pfad, der eine Abkürzung zu Jonas Lieblingsplatz - mehr gesagt, es war meiner, aber wenn es ihm schlecht ging, kam er auch immer dort hin, weil er dort irgendwie mit mir verbunden war.
Ich war noch nicht ganz angekommen, doch ich entdeckte auf dem kleinen Pfad, die Bank auf der ein Herz reingeritzt wurde. C+J fand man dort drin stehen, daneben fand man einen Jungen sitzen. Und ich wusste sofort wer das war – Jonas.
Ich ging langsam auf ihn zu und mein Herz fing schneller an zu schlagen. Die ganze Welt sah ich nur noch mit verschwommenen Augen, aber ich musste das jetzt durchziehen, ich werde kein Rückzieher machen.
Als ich dann aber vor ihn stand, wollte ich sofort wieder abhauen. Ich startete den Versuch und drehte mich wieder um, doch dann hielt er mich an meiner Hand fest und zog mich zurück. Jonas bat mir an, mich zu setzen und ich ließ mich auf der Bank nieder.
>>Chiara, ich wollte nicht das das so läuft … << Jonas stoppte und machte mir eine Strähne aus dem Gesicht. >>Es tut mir alles so Leid, was ich dir angetan habe. Ich weiß selbst nicht, wie das kam … Ich liebte dich nur so sehr. Und wenn dann da Luca war … Ich hatte einfach Angst, dass er dich mir wegnimmt, dass er ja auch geschafft hat … <<
>>Jonas, falls das hier eine Entschuldigung sein wird, werde ich sie nicht annehmen. Du belügst mich die ganze Zeit nur, du schlägst mich und hast mich einmal schon fasst erprügelt. Du willst das ich dein Geheimnis nicht weiter erzähle, aber warum tust du dann so etwas?!<<
>>Damit du bei mir bleibst.<<
>>Jonas, du bist echt das allerletzte. Damit ich bei dir bleibe so etwas zu tun … Damit bekommst du nie ein Mädchen, dass ist dir hoffentlich bewusst.<< Ich war voller Wut in ihn, aber einmal wurde ich noch etwas ruhiger. >>Ich habe dich so geliebt, aber so … Du bist ein komplett anderer Mensch geworden. Und Jonas, so kann ich dich nicht weiter lieben.<<
Ich drehte mich um und machte mich auf den Weg zum Krankenhaus.
>>Was kann ich tun damit es wieder besser wird?<<,fragte Jonas verzweifelt.
>>Das mit uns wird nie wieder so sein wie früher, aber du könntest dich ja mal bei deinem besten Freund melden und dich entschuldigen. Ich weiß nicht wie Luca es sieht, aber … <<
Ich konnte nicht mehr weiter reden und rannte los auf dem Weg zum Krankenhaus.
Ich saß immer noch auf dem Bootsteg. Gedanken schwirrten mir durch den Kopf.
Mein schlechtes Gewissen quälte mich. Wie konnte ich so dumm sein und Jonas die Sache mit Luca und Chiara an den Kopf zu werfen? Ich hätte mich ohrfeigen können für meine eigene Dummheit.
Das Blut schimmerte immer noch leicht in der Sonne. Still ließ meinen Tränen freien Lauf. Sehen konnte mich ja sowieso keiner! Ich drehte mich langsam um, sodass ich den Blick wieder über den See streifen lassen konnte. Wellen schlugen gegen die Pfosten des Bootstegs. Es hatte etwas Beruhigendes an sich.
Sollte ich Luca in der Klinik besuchen?
Er will dich bestimmt nicht sehen, sagte mir mein Verstand, doch mein Herz trieb mich irgendwie dorthin…
Ich stand vor der Klinik. Sollte ich es wagen? Ich setzte mich in Bewegung. Links vom Eingang sah ich die Rezeption. Dorthin musste ich, um die Zimmernummer zu erfahren.
Eine etwas ältere Dame saß dort und fragte mich mit einem unfreundlichen Unterton:
„Was kann ich für sie tun?“
„Ich möchte Luca besuchen.“ Mit einem Lächeln im Gesicht sah ich die Frau an.
„Nachname?“, fragte sie einsilbig.
Scheiße, dachte ich. Ich wusste Luca’s Nachnamen nicht. Er hatte ihn nie erwähnt, aber ich hatte auch nie danach gefragt.
„Ich weiß seinen Nachnamen nicht.“, gab ich mit gesenktem Kopf zu.
Die Frau schüttelte unmerklich den Kopf. „Dann kann ich dir leider nicht helfen!“
Ich war kurz davor, zu gehen, bis ich Chiara sah. Sie stand im Kiosk nebenan und kaufte einen Capuccino. Ich setzte mich in Bewegung. Meine Schritte wurden schneller und schneller.
„Chiara“, rief ich ihr zu. Sie blickte zu mir, aber senkte den Blick wieder.
Jetzt war ich bei ihr. Ich wollte sie in den Arm nehmen, aber sie schob mich angewidert weg.
„Was ist denn los?“, fragte ich.
„Du bist an allem Schuld! Wegen dir…Wegen dir wird er gerade operiert! Die Verletzungen waren doch schlimmer, als gedacht wurde. Nur, weil du deine Fresse nicht halten konntest!“, schrie sie mich an.
Oh mein Gott, was hatte ich getan? Ich verstand Chiara nur zu gut. Ich hätte an ihrer Stelle auch nicht anders reagiert.
Trotzdem! So kannte ich sie nicht.
„Chiara, es…“, fing ich an, doch Chiara unterbrach mich.
„Ich dachte wirklich, du wärst meine Freundin. Doch ich habe mich getäuscht in dir!“
Dann rannte sie an mir vorbei.
„Chiara!“, wollte ich schreien, doch statt ein schreien kam nur ein flüstern aus meinem Mund.
Ich war enttäuscht von mir selbst. Ich hatte nicht nur die Freundschaft zwischen uns zerstört, sondern auch noch viel mehr- Das Vertrauen anderer Leute!
Lieber Luca,
Die Liebe ist schon so eine Sache: Entweder sie ist da, oder nicht! Ich schreibe dir dies, da ich mir nicht sicher bin, ob das zwischen uns Liebe ist, Oder nur eine sehr gute Freundschaft. Ich fühle mich bei dir sicher, geborgen ... aber ich bin mir noch nicht so sicher, ob ich das Liebe nennen kann.
Ich weiß, ich sollte Jonas nicht hinterher trauern. Er hat mir so viel angetan, was ich ihm eigentlich nicht verzeihen könnte, aber ich kann einfach nicht aufhören ihn zu lieben.
Als ich an unserem alten Lieblingsplatz war und ich das Herz mit den Inizalien C+J, in die Bank geritzt sah, kam alles plötzlich wieder hoch. Ich spürte die Liebe, die verschwunden war, plötzlich wieder bei ihm.
Ich bekomme wenn ich dich küsse, zwar weiche Knie, aber ist das ein Zeichen, für Liebe, oder sagt es mir, dass es falsch ist, was ich hier gerade tue?
Ich muss mir erst einmal über alles bewusst werden – Ich brauche Abstand.
In einem halben Jahr komme ich wieder zurück und werde sehen, was das Richtige ist – oder wer es ist.
Wenn du diesen Brieg liest, bin ich wahrscheinlich schon im Flugzeug nach Los Angeles zu meinen Dad.
Ich hoffe du aktzeptierst meine Entscheidung.
Wir bleiben aber bitte, auf jeden Fall in Kontakt. An der Pinnwand, in deinem Bootshaus, habe ich einen Zettel für dich hinterlassen. Darauf steht die Adresse von meinen Dad drauf. Es wäre total nett wenn du dich melden würdest.
Es würde mir viel bedeuten.
Denn ohne dich würde ich es nicht aushalten ...
Sag aber auch bitte Sophie Bescheid. Ich weiß das wir uns gestritten habe und ich eigentlich sauer auf sie sein sollte und sie das wahrscheinlich auch ist, aber ich könnte nicht ohne sie. Bei ihr ist es so, als wäre sie die erste richtige Freundin die ich je hatte, verstehst du das?
Luca, ich hoffe so sehr, dass ich dich lieben kann.
In Liebe,
Chiara ♥
Stille genießen. Alleine sein. Wo würde das besser gehen, als im Bootshaus?
Ich beschleunigte meine Schritte. Mein Tempo ähnelte dem rennen.
Frei fühlen und unbeschwert sein, das konnte ich nicht mehr.
Ich wollte die Last loslassen, aber es ging nicht. Fast wäre ich daran schuld gewesen, dass ein Mensch gestorben wäre.
War es Schicksal, dass ich an der Bank vorbeikam?
Jonas saß darauf. Das Gesicht in die Hände vergraben saß er dort.
„Jonas?“ Meine Stimme ähnelte dem krächzen des Vogels, der über uns herumsegelte.
Er blickte auf. Seine Augen waren rot. Er deutete mit der Hand auf den Platz neben ihm. Ich setzte mich etwas weiter weg von ihm.
Erst sah er mich frech an, dann packte er mich an den Hüften und zog mich zu sich.
Nein, schrie ich innerlich.
„Ich tu doch nichts!“ Seine sonst so klare Stimme verwandelte sich in eine abstoßende.
Ich lächelte, um mir nichts anmerken zu lassen.
„Wollen wir zum Bootshaus? Da ist es doch viel schöner.“, schlug mir Jonas vor.
Ich nickte, wenn auch etwas widerwillig. Bei dem Gedanken, mit ihm zum Bootshaus zu gehen, wurde mir schlecht.
Ich hörte die Wellen schon rauschen. Meiner Meinung nach war es kein normaler See. Er war so atemberaubend.
„Wollen wir ins Bootshaus? Das ist es schattiger. Wir bekommen sonst noch einen Sonnenstich!“ Es klingt so normal wie immer. Besorgt und zugleich aber auch lässig.
Das mochte ich so an ihm. Ohne auf eine antwort zu warten, zog er mich ins Bootshaus. Dann setzte er sich auf die Coach und zog mich mit.
Einige Minuten saßen wir still dort. Er schaute mich die ganze Zeit an, doch ich richtete meinen Blick starr und glasig auf ein Bild an der Wand.
Doch dann tat er, was ich schon so lange befürchtete- er küsste mich. Lang und innig. Ich wollte es nicht beenden. Ich wollte nicht als Spielverderberin dastehen. Dann sollte er mich halt küssen, aber weiter gehen würde ich nicht.
Er hauchte mir „Ich liebe dich!“ ins Ohr, bis er über mich herfiel.
„Aufhören!“, wollte ich schreien, doch es am nur ein Piepsen aus meinem Mund.
Ich graulte vor mich hin und saß auf meinem Sofa, bei Papa. Ich dachte über alles nach und ich spürte wie ich alle vermisste. Luca, Sophie und auch Jonas. Es schmerzte wenn ich an sie dachte und was sie jetzt gerade tun würden. Jonas hat jetzt bestimmt schon wieder eine Neue, am Start. Sophie ist vielleicht die Neue von Jonas und Luca hat hoffentlich die OP gut überstanden.
Ich schaute auf mein Handy, kein Anruf, keine SMS. Scheint sich wohl keiner um mich zu scheren. Ich hatte Luca den Brief extra auf seinen Nachttisch im Krankenhaus gelegt. Ich hab nur von schreiben geredet ... aber man könnte auch so schlau sein, mal anzurufen, oder sollte ich?
Ich wählte Luca's Nummer auf meinem Touch Handy und wartete das er abhob.
>>Chiara?<<, fragte er mit hoher, sehnsüchtiger Stimme.
>>Ja<<, hauchte ich leise, so das ich hoffen musste, dass er mich erhört. >>Es tut mir Leid, dass ich gegangen bin. Ich bereue es auch schon total, dass ich dich nicht mehr bei mir hab.<< Ich fing an jämmerlich zu weinen.
>>Hör auf zu weinen, Chiara. Wenn du wieder kommen wirst, wird alles so sein wie früher. Ich werde einfach nur dein bester Freund sein.<< Er klang bei "bester Freund sein" sehr wütend, aber er unterdrückte es leicht. >>Jonas wird wieder dein Herz erobern und er führt eine Beziehung mit dir und Sophie gleichzeitig.<<
>>Wie kannst du so etwas sagen? Jonas hat mich nie vetrogen!<<
>>Chiara, erwach aus deinen Träumen! Jonas ist kriminell, ein Frauenheld und gewalttätig. An ihm ist doch nichts gutes, dass man ihn lieben kann!<<
>>Warum bist du dann sein bester Freund?<<
>>Mir ist es jetzt erst klar geworden und dir sollte das auch bald mal klar werden, Chiara.<<
Ich blieb stumm. Ich liebte Jonas und ich wollte das einfach nicht glauben. Luca würde mich wahrscheinlich nie anlügen, aber er könnte es auch tun, damit ich Jonas vergesse und zu ihm gehe ...
>>Luca, wenn du versuchen willst, meine Liebe zu Jonas zu unterbrechen, damit du mich anlügst ... Dann wird das nie etwas zwischen uns.<<
>>Chiara! Ich lüge dich nicht an! Ich will dich nur vor deinen Unglück bewahren!<<
>>Schön.<<, log ich.
>>Chiara, ich liebe dich. Ich hätte keinen Grund dich anzulügen.<<
Ich legte auf. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr. Mein Leben ist so schrecklich, was wäre wenn ... wenn Jonas wirklich genau DAS tun würde ...
Ich machte mein Fenster auf und setzte mich auf die Fensterbank. Ich ließ meine Beine herunter baumeln und schaute wie tief es war - sehr tief, denn ich war im 14. Stock eines Hochhauses.
Würde ich wirklich so dumm sein, und jetzt springen?!
„Jonas! Hör auf! Ich will das nicht!“, hörte ich mich in einem komischen Tonfall sagen.
Jonas grinste frech. „Ich liebe dich, Sophie! Mehr als alles andere!“
Wieder küsste er mich. Langsam wurde ich wütend.
Etwas unsanft schob ich ihn weg. Jonas stand mit nacktem Oberkörper vor mir und murmelte unverständliche Worte.
„Ich dachte, du liebst mich!“, meinte er trotzig.
„Jonas, ich kann das Chiara nicht antun. Sie liebt dich und wird dich auch immer lieben, egal, was du ihr antust. Sie gibt für dich alles auf!“
Jonas musste schlucken. „Ich gehe zu ihr. Kommst du mit?“, fragte er.
Ich nickte und zog ihn schon aus der Tür.
Ich wusste nicht, wo Chiara wohnte. Doch zum Glück hatte ich Jonas dabei.
Wir gingen durch enge Gassen und die ganze Zeit fragte ich mich, ob Chiara mir verzeihen würde. So wie ich sie kannte, eher nicht.
Stopp. Du darfst nicht aufgeben, schrie eine Stimme in mir.
„Da vorne ist es.“ Jonas deutete auf ein Hochhaus.
Als wir näher kamen, lief mir ein Schauer über den Rücken. Chiara, sie saß…
„Chiara!“, schrie ich verzweifelt.
Jonas rannte schon ins Haus. Ich folgte ihm. Ewigkeiten rannten wir Treppen nach oben. Mein Atem raste. Eigentlich musste ich stehen bleiben, wenn ich schlecht Luft bekam, aber Chiara brauchte doch jetzt eine Freundin. Sogar ganz dringend!
„Jonas!“, sagte ich so deutlich, wie ich nur konnte. Er drehte sich um. Bestimmt war ich blass, wie immer, wenn ich viel rannte.
„Was ist los?“, fragte er hektisch.
„Ich habe…Asthma!“ Ich bekam einen Hustenanfall.
„Ich…!“ Dann war er weg. Er konnte mich doch nicht alleine lassen. Ich wollte nicht alleine sterben! Er sollte zurückkommen! Ich hielt mich am Geländer fest und atmete Stoßweise ein und aus. Scheiß Asthma! Es kam immer, wenn man es nicht brauchte.
Ich sank erschöpft auf den Boden. Ich würde ersticken, wenn ich nicht gleich mein Spray bekam! Warum war ich auch so dumm und ließ es daheim?
Im nächsten Moment hörte ich schnelle Schritte auf der Treppe. Ich sah Jonas, Chiara und einen fremden Mann. Ich gab ein erstickendes Geräusch von mir.
Der Mann redete auf mich ein und hielt mir meinen Rücken.
„Immer wenn ich sage, dass du ausatmen sollst, dann machst du es, OK?“, sagte der Mann bestimmend. Ich nickte, soweit es ging.
„Einatmen!“ Ich atmete ein. Meine Lungen füllten sich mit dem notwendigen Sauerstoff. „Ausatmen!“
Der Mann verstand anscheinend etwas davon, denn nach ein paar Minuten konnte ich wieder normal atmen. Mein verkrampfter Körper lockerte sich.
„Danke.“, murmelte ich dem Mann zu. Chiara fiel mir in die Arme.
Ich war glücklich wie kein anderer auf dieser Welt. Wären Jonas und Sophie nicht gewesen, dann wäre ... Wäre ich gesprungen. Ich wollte eigentlich gerade abheben, als Jonas in meiner Wohnung stand. Wer auch immer auf die Idee gekommen war, zu mir zu kommen ... das werde ich ihnen nicht vergessen.
Ich lag in Sophie`s Armen die noch etwas leicht außer Atem war, wegen ihres Astma Anfall.
>>Wieso wolltest du springen? Wieso wolltest du dich umbringen?<<, fragte Sophie mich. Bei jedem ihrer Wörtern wurde sie lauter.
Ich senkte meinen Blick. Ich löste mich aus meinen Griff und schaute ihr ernst in die Augen. >>Wegen euch. Wegen Jonas, wegen Luca und wegen dir.<<
>>Wieso?<<
Ich drehte mich um und murmelte ihr nur noch ein: >>Ich weiß nicht.<< zu.
Nun stand ich Jonas gegenüber. Wir blickten uns tief in die Augen und sein Blick wurde leidend. Ich hatte diesen Ausdruck noch nie bei ihm gesehen. Ich streichelte ihn sanft seine Wange. Dann hielt er meine Hand plötzlich fest. >>Chiara, wie konntest du mir das bloß antun?<<, sagte er verzweifelt. >>Wieso wolltest du dich umbringen? Wegen mir?<< Bei "Wegen mir?" wurde seine Stimme noch leiser und zerbrechlicher.
Ich blieb stumm. Ich dachte nach. Über alles. Ich wollte Jonas doch eigentlich erst einmal nicht wieder sehen und mir über alles bewusst werden, aber jetzt stand er wieder vor mir und wartete auf drei bestimmte Worte, die aber heute "hoffentlich" nicht aus meinen Mund kommen werden.
>>Das Leben ist kompliziert und die Liebe noch komplizierter. Es gibt keine Garantie, dass der jenige den du liebst, dich auch so verehrst.<<, sagte ich würdevoll.
>>Was willst du mir damit sagen?<<
>>Ein Mädchen liebt einen Jungen, aber er hat ein Geheimnis, dass das Mädchen nicht verraten darf. Er lügt sie an, verprügelt sie - und das halbtot. Als sie dann für ihren Kumpel etwas neues empfindet, prügelt er den Kumpel auch fast zu tode. Dann wo das Mädchen sich verkriecht, macht er mit einer anderen rum und das nicht das erste Mal.<< Ich klang richtig erwachsen und war stolz darauf das ich es mich endlich getraut habe, ihm das alles zu sagen. Jetzt fehlt nur noch meine Meinung. >>Mann, Jonas! Ich habe auf diese Spiele verdammt noch mal keine Lust mehr! Ich habe dich geliebt. Geliebt wie keine andere, aber du hast mich immer verliebt. Ich dachte erst das mit dem schlagen und so ... war deine Liebe zu zeigen, dass du mich liebst ... Aber ich habe mir verdammt nochmal etwas eingebildet! Stimmt`s?<< Ich war richtig laut gewesen. Ich habe es ihm richtig gezeigt.
>>Heißt das ... du machst endgültig Schluss?<<, fragte Jonas mit Tränen in den Augen. Seine Stimme zitterte und ich hatte Angst, dass er mir hier gleich ganz zusammen brechen würde.
Ich nickte. >>Normal würde ich wegen deinem "Geheimnis" zur Polizei gehen, aber du hast da noch einmal Glück gehabt.<<
>>Wieso?<<, hauchte er.
>>Weil Luca dieses Geheimnis auch teilt und ich IHN nicht verraten werde.<<
Dann drehte ich mich um, legte meinen Arm um Sophie und zog sie mit mit mir weg. Ich warf Jonas keinen Blick mehr zu und flüsterte Sophie noch ins Ohr, da sie versuchte ihm immer wieder nachzu gucken. >>Vergiss ihn. Er ist nicht gut genug für dich.<<
Chiara zog mich mit hoch in die Wohnung. Ich versuchte nicht, mich zu wehren. Tränen bahnten sich einen weg über meine Wangen. Chiara hielt inne.
„Was tust du da? Du trauerst diesem Kerl doch keine Träne nach, oder?“, fragte sie empört. Ich nickte schwach.
Chiara lächelte kurz und schlug vor: „Wir machen uns heute einen richtigen tollen Mädelsabend mit Disco und allem drum und dran!“
„Hmh!“, gab ich leise zur Antwort.
Sie lief weiter. Hinter mir hörte ich Schritte. „Jonas!“, flüsterte ich während ich mich herumdrehte. Chiara tat es mir nach. Jonas stand vor mir und gab mir einen Kuss.
Aus dem Blickwinkel sah ich, wie Chiara’s Unterkiefer nach unten klappte.
Sachte schob ich Jonas mit den Worten „Es geht nicht!“ von mir.
Er senkte seinen Blick. Eine Stille, wie ich sie noch nie erlebt hatte, legte sich über das Treppenhaus. Es kam mir so vor, als ob die Welt sehen bleiben würde.
Chiara’s zornige Stimme durchbrach den Augenblick: „Du wagst es, Sophie zu küssen? Lass sie in ein für alle Mal in Ruhe!“ Dabei formte sie ihre Hand zur Faust.
Jonas fragte schnippisch: „Seit wann hast DU zu entscheiden, ob ich Sophie in Ruhe lasse oder nicht? Es ist eine Sache zwischen Sophie und mir!“
Chiara packte mich an einem Arm, um mich weiter zu ziehen. Jonas schnappte den anderen, um mit mir zu reden.
Meine Arme verkrampften sich und ich war den Tränen nahe. „Aufhören!“, schrie ich.
Die beiden ließen los. „Lasst mich doch alle in Ruhe und kommt erst wieder, wenn ihr normal seid!“
Dann war ich auch schon verschwunden.
Ich fühlte mich mies. Ich war nicht traurig. Vielmehr war es Wut, die mich übermannte, als ich in Tränen ausbrach. Ich schlug auf meinen Boxsack ein. Immer, wenn ich wütend war, schlug ich um mich. Deshalb hatten mir meine Eltern den Boxsack gekauft, dass ich nicht wieder meinen Kleiderschrank zertrümmerte.
Chiara und Jonas sollten sich zusammenreißen. Sie sollten sich nicht wegen mir zoffen. Einerseits hatte Chiara recht, aber ich liebte Jonas so sehr.
„Scheiße! Scheiße! Scheiße!“, brüllte ich bei jedem Schlag.
Es klingelte an der Tür. Ich wartete. Sollte doch jemand anderes hingehen. Diesmal klingelte es Sturm.
Ich rannte die Treppe hinunter und zog mit Schwung die Tür auf. Jonas stand mit Lilien in der Hand vor mir und kniete sich. Dann sprach er: „Sophie, ich liebe dich über alles! Ich würde mein Leben für dich geben!“ Ich…hatte Halluzinationen. Das hatte noch nie ein Junge für mich gemacht!
Wie Jonas sank ich auf die Knie und gab ihm einen Kuss.
„Ich liebe dich auch! Aber woher weißt du, dass Lilien meine Lieblingsblumen sind?“, fragte ich.
„Chiara!“, erklärte er mir kurz, bevor er mir einen langen Kuss gab.
Ich saß im Bootshaus und grübelte vor mich hin. Was würde Jonas jetzt gerade tun? Was würde Sophie gerade tun? Und wie geht es Luca?
Luca!
Luca, Luca, Luca!
Ihn gibt es ja auch noch. Ich sprang schnell vom Sofa auf und bestellte mir ein Taxi. Es war eine Wartezeit von 30 Minuten eingeplant, was ich gerade echt nicht blenden fand. Da wäre ich auch zu Fuß schneller da. Ich machte mich also auf den Weg und kam mal wieder an der Bank vorbei, wo J+C eingeritzt war. Ich ließ einen kleinen Zwischenstopp zu und schaute es mit Tränen in den Augen an. Dann suchte ich nach etwas spitzem. Ich war etwas geplättet, als ich Jonas Taschenmesser hier liegen fand. Ich hob es auf und schrieb zu den Einritzungen, mühevoll, liebevoll hin: JONAS, ES TUT MIR ALLES SO LEID! ICH WEIß DAS DU MICH IMMER GELIEBT HAST UND ES NOCH IMMER TUST: ICH LIEBE DICH ♥
Dann legte ich noch das Messer auf die Bank und verschwand zu Luca ins Krankenhaus.
Leider waren die Nachrichetn nicht gut die ich bekam, als ich ins Krankenhaus ging. Ich wollte direkt zu Luca, doch eine Schwester hielt mich mit den Worten: >>Er ist gerade in einer Op<< auf. Als ich dies hörte, setzte ich mich sofort auf den nächstgelegenen Stuhl und wartete ab. Viele Tränen rutschten mir über die Wange. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn Luca etwas passieren würde. Und zumal auch nicht, da mein Herz zweigeteilt ist und er nur eine Hälfte davon besitzt. Ich wünschte ich könnte ihm mein ganzes Herz schenken, aber ... die andere Hälfte besitzt Jonas und ich weiß um Gotteswillen nicht warum.
Mein Herz stoppte, als ein Chefarzt auf mich zukam. >>Sind sie mit Luca Schindler verwandt?<<
>>Ich bin seine Freundin ... Was ist mit ihm?<<
>>Wenn Sie nicht direkt mit Ihm verwand sind, kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben.<<
>>Aber Luca hat sonst niemanden, bitte. Ich bin die einzige die er hat.<<
>>Seine Eltern? Großeltern?<<
>>Alle tot.<<, sagte ich mit Trauer, denn auch mir hat es das Herz zerrissen, als alle nacheinander starben, da ich sie alle auch sehr gut kannte und sie mir alle viel bedeuten.
>>Oh. Das tut mir Leid. Für Sie natürlich auch. Sie sind seine Frau?<<
Ich schüttelte den Kopf. >>Freundin.<<
>>Achso. Ich muss Ihnen dann leider mitteilen, dass Herr Schindler eine Hirnblutung hat.<<
Mein Herz stoppte und mein Kiefer klappte nach unten. Das kann doch nicht war sein. >>Wird er sterben?<<, fragte ich mit Tränen in den Augen.
>>Es ist noch nicht sicher, aber es sieht ... nicht sonderlich gut aus.<<
Ich brach in mir zusammen und zwei Schwestern kamen sofort zu mir um sich um mich zu kümmern und mir zu zusprechen.
Meine Gedanken schweiften zu Chiara ab. Wie es ihr wohl ging? Bestimmt hatte sie so eine Art Liebeskummer und brauchte jetzt eine Freundin, die ihr gut zuredete.
Aber die gute Freundin würde ich nie sein! Ich war die, die den attraktiven und beliebten Mädels die Freunde klaute.
Aber die Liebe war so kompliziert! Man konnte nicht dagegen ankämpfen. Die Liebe war stärker als der Wille. Sie gewann Oberhand und konnte dich steuern. Konnte dich dazu anregen, schlechtes und nicht gerechtes zu machen.
Sie war zu stark, um sich dagegen zu wehren! Du warst machtlos!
Für Chiara wollte ich das erste Mal da sein. Einfach nur die Hand auf ihren Rücken legen und nichts sagen. Einfach mal die Klappe halten! Nur da sein!
Doch ich konnte es nicht, weil ich hier wie wild mit Chiara’ s einzigen großen Liebe herumknutschte. Auf welches Niveau war ich gesunken, dass ich so etwas tat?
Der besten Freundin den Freund ausspannte. Ruckartig löste ich mich von Jonas mit den Worten: „Ich kann das nicht! Chiara liebt dich!“
Langsam stand ich auf. Jonas starrte zu mir auf.
„Aber ich…ich liebe dich doch!“, gab er zerbrechlich von sich. Ich stöhnte.
„Jonas, mach es nicht schwerer als es sowieso schon ist!“
Er stand auf und sah mir tief in die Augen.
Nicht schwach werden Sophie! Du schaffst das!, sprach ich mir selbst Mut zu.
Aber nein! Die Liebe machte mir einen Strich durch die Rechnung! Ich vergaß alles um mich herum. Es gab nur noch Jonas und mich. Wir waren ganz alleine auf dieser Welt. Die Welt hielt still. Sie drehte sich nicht mehr. Jonas Lippe vibrierte leicht, als er sie auf meine legte.
Minuten verstrichen. Wir küssten uns.
Ich kuschelte mich vorsichtig an Jonas’ Oberkörper. Wir lagen zusammen unter die Bettdecke gekuschelt nebeneinander. Jonas’ langsamer und gleichmäßiger Atem verriet mir, dass er schlief. Ich lächelte.
Dieser Moment war einer der schönsten in meinem Leben. Niemand konnte dieses Glück zerstören!
Wieso mussten die Menschen, die mir am meisteten bedeuteten mich immer verlassen?
Ich liebte Luca doch ... Er ... Er war immer für mich da, wenn ich ihn brauchte. Er war immer da, egal was war. Nie ließ er mich im Stich und jetzt ...
Jetzt kann es sein, das er stirbt ... Mich einfach so verlässt ... Und dabei waren wir noch nie so richtig glücklich miteiannder. Und jetzt war mir doch eigentlich schon bewusst, dass ich ihn liebte. Ich wollte mein Leben mit ihm verbringen und jetzt wollte er einfach so gehen ...
Und das eigentlich nur, weil Jonas so ein Arsch war und deshalb wird sein angeblich bester Freund, jetzt sterben.
Die Schwestern versuchteten mich wieder aufzurichteten. Ich war so am Boden zerstört. Ich wollte einfach nicht aufstehen. Ich würde erst wieder lachen, wenn Luca am Leben ist. Wenn er aus der Gefahrenzone raus ist und ich ihn endlich wieder in meine Arme schließen kann.
Bei mir flossen wieder tausende von Tränen. Warum konnte alles nicht einfach aufhören? Ich hatte auf diese Scheiße einfach kein Bock mehr! Und keine Nerven!
Ich war richtig froh, dass die Ärzte mir erlaubt hatten, in Luca's Zimmer, in dem frei stehenden Bett zu schlafen. Ich hätte es einfach nicht übers Herz gebracht, jetzt einfch zu gehen. Luca brauch mcih doch!
Diese nervigen Töne, die dieses Gerät sand, dass an Luca's Bett stand, störte mich richtig. Ich versuchte sie einfach zu ignorieren. Aber es klappte einfach nicht. Immer wenn ich fasst am einschlafen war, weckte mich sofort wieder dieser Piep Ton. Es war einfach nur schrecklich.
Da ich eh nicht schlafen konnte, stand ich aus dem Bett auf und setzte mich an den Rand von Luca's Bett und streichelte mit meiner Hand Außenseite, liebevoll seine rechte Wange.
Ich hauchte ihm auf seine Stirn einen Kuss und murmelte traurig, unter Tränen versinken vor mir hin: >>Luca, wenn du dies nicht überlebst ... Dann hat mein Leben einfach keinen Sinn mehr. Wenn du stirbst, nimmst du mir zusätzlich mein eigenes Leben ... Wenn du nicht mehr da bist, dann raubst du mir meine ganze Persönlichkeit ... also die Gute ... Denn die ist nur durch dich entstanden ... Bitte verlass mich nicht ... Ohne dich kann ich einfach nicht mehr ... Ohne dich will ich nicht mehr leben!<< Die letzten Worte, schrie ich schon fast aus.
Mein Handy klingelte. Ich wollte den Anruf gerade annehmen, als Jonas es mir sachte aus der Hand nahm. „Nicht jetzt!“, flüsterte er.
Ich lächelte und drückte den Anrufer einfach weg. Innig küsste mich Jonas.
Mein Leben wollte ich nie wieder her geben. Es war einfach alles zu perfekt!
Wieder klingelte mein Handy. „Geh schon ran!“, seufzte Jonas genervt.
Ich gehorchte ihm wie ein Roboter und drückte den grünen Hörer.
„Ja?“, fragte ich.
Sofort erkannte ich Chiaras aufgebrachte Stimme. „Sophie, ich brauch dich jetzt! Luca…vielleicht stirbt er!“
Die Verbindung brach ab. „Chiara?“, schrie ich in den Hörer.
Nichts! Nur ein nerviges Rauschen.
„Und?“, fragte Jonas.
„Chiara…Luca…Er stirbt vielleicht!“ Es klang absurd was ich da redete. Jonas sah mich traurig an.
„Chiara braucht mich jetzt…Luca dich bestimmt auch.“ Ich lächelte schwach.
Schnell schlüpften Jonas und ich in unsere Klamotten. Schnell setzten wir uns in Jonas Auto.
Was würde passieren, wenn Luca sterben würde? Was würde aus Chiara werden?
Meine Gedanken überschlugen sich. Eine stille Träne lief über meine Wange. Jonas schenkte mir einen kurzen Blick, doch lenkte seinen Blick dann wieder auf die Straße.
„Luca stirbt nicht so leicht!“ Aufmunternd lächelte er.
Am liebsten hätte ich ihm eine Ohrfeige gegeben. Natürlich würde Luca nicht so leicht sterben, aber vielleicht war es etwas Schlimmeres. Hatte er darüber schon einmal nachgedacht?
Ich seufzte erleichtert, als ich endlich das Krankenhaus sichtete. So schnell ich konnte rannte ich durch die große Eingangstür zur Rezeption.
„Wir müssen ganz dringend zu Luca…“, fing ich an.
Jonas ergänzte den Nachnamen: „Meyer!“
Ich lächelte die Frau an. Langsam suchte sie in ihrem Computer nach Luca.
„Wenn sie nicht mit ihm verwandt sind, kann ich ihnen nicht helfen.“, erklärte uns die Frau.
Langsam stieg Wut in mir auf. „Er ist unser Freund und braucht uns! Außerdem ist meine beste Freundin mit ihm zusammen und verzweifelt! Lassen sie uns zu ihm!“
Erschrocken starrte mich die Frau an, doch dann rückt sie endlich mit der Zimmernummer raus: „Er ist in Zimmer 211!“
Eilig gingen wir durch einige Gänge, bis ich stehen blieb und an Jonas gewand sagte: „Da ist das Zimmer.“
Leise klopfte ich gegen die Tür. „Herein.“, hörte ich Chiara sagen.
Langsam öffnete ich die Tür. Chiara saß auf einem Hocker, der neben Luca’s Bett stand und stützte ihre Ellbogen auf die Matratze. Sie sah müde aus.
Schnell ging ich zu ihr und umarmte sie. Sie sah kurz in Jonas Richtung, senkte den Blick jedoch.
„Chiara, es ist viel falsch gelaufen zwischen uns und überhaupt…Aber wir können Freunde bleiben! So wie ganz am Anfang!“
Chiara schüttelte den Kopf. „Wenn ich eins hasse, dann ist es das, wenn Jungs kommen und dir wenigstens die Freu
Ich sendete Jonas einen genervten, enttäuschten Blick und schloss Sophie dann immer stärker in meine Arme. Ich hielt sie so fest, als würde ich sie nicht mehr loslassen wollen, aber es war auch wirklich so. Im Moment sah ich auch keinen Grund, sie jetzt los zu lassen. ich brauchte einfach eine stabile Hand, auf die ich jetzt zugreifen konnte, in dieser schrecklichen Situation.
Doch dann löste ich mich doch aus dieser Umarmung, denn ich hörte ein genervtes Stöhnen von der Seite Jonas. Ich stand vom Hocker auf und ging sauer auf ihn zu.
>>Es interessiert dich auch wirklich nicht, dass Luca hier liegt und um sein Leben kämpft?!<<, sagte ich noch in einem rauen Ton.
Seine Blicke weichten von Sophie, zu mir und dann zu Luca, bei Luca fesselte sich der Blick aber. >>Es ist nur ... <<, stammelte er.
>>Das er dir dein Mädchen genommen hat und du ihm das nicht mehr verzeihen kannst?<<, beendete ich seinen Satz fragend.
Er senkte seinen Blick und ging sich durch die Haare, da ihm das Gespräch unangehnem war.
>>Es hat dich einfach gestört, dass ich wie ein Pendel zwischen dir und Luca hinundher gesprungen bin, oder?<< Er schaute immer noch nicht zu mir herauf. >>Gib es doch zu!<<, forderte ich ihn schreiend auf. >>Es ist dir doch egal, ob Luca jetzt stirbt oder nicht! Ehrlich gesagt würdest du dich freuen, dass ich dann keinen mehr zum pendeln habe!<<, kam es aus mir heraus.
Ich war so laut, dass schon eine Schwester zu Türe herein kam und fragte ob hier alles okay wäre. Wir bejahten alle und dann war sie auch schon wieder zur Tür heraus.
Jonas stöhnte und blickte mir tief in die Augen. >>Es ist nur ... <<, stammelte er wieder.
>>Lass es einfach!<<, unterbrach ich ihn.
>>Ich kann einfach nicht ... <<
>>Nein!<<, würgte ich seine Versuche ab.
>>Lass mich doch bitte ausreden!<<, vertreidigte er sich.
Ich beruhigte mich und schaute ihn etwas fragend an, da ich auf seine Worte wartete.
>>Wäre ... wäre es möglich das unter vier Augen zu klären? Ich meine ... Luca kann ja schließlich alles hören?<<, schlug Jonas vor.
Eigentlich wollte ich ablehnen, aber wie auch immer nickte ich, schaute noch einmal Sophie und Jonas packte mich am Handgelenk und zog mich nach draußen. Er führte mich zum Wintergarten und ließ sich da auf einen der weißen Stühle nieder und wieß mir den Platz neben sich zu.
Ich ließ mich in den Sessel plumpsen und wartete auf seine klärenden Worte.
Einen eifersüchtigen Blick konnte ich mir nicht verkneifen. Was war so wichtig und so geheim, dass die beiden es alleine besprechen mussten? Ich war doch Jonas Freundin. Wir liebten uns doch, oder? Konnte man dem Partner dann nicht alles anvertrauen? Müde setzte ich mich auf den Stuhl neben dem Bett.
Das Gerät, an dem Luca angeschlossen war, piepste ohrenbetäubend.
Hieß es nicht immer, dass man mit Patienten, die im Koma lagen, reden sollte?
Es war mir egal, ob er mich verstand oder nicht, irgendwie musste ich mir ja meine Sorgen und Ängste von der Seele reden.
„Luca, es ist soviel passiert. Denkst du, ich kann Jonas vertrauen? Oder muss ich befürchten, dass ich nur Ersatz bin? Der Ersatz für Chiara?
Jetzt wollen sie etwas besprechen - unter vier Augen. Bin ich zu eifersüchtig?
Ach Luca, es ist so…komisch mit jemandem zu reden, der einem einfach mal zuhört, ohne dazwischen zu reden. Der da ist, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben und…“ Ich stoppte meinen Redefluss.
Hatte sich Luca’s Hand bewegt? So schnell ich konnte lief ich zum Schwesternzimmer.
„Er hat sich bewegt!“ Eine Frau schaute mich mit einem komischen Blick an, dann fragte sie: „Wer hat sich bewegt?“
„Luca Meyer hat sich bewegt! Er hat seine Hand bewegt!“ Ich schrie die letzten Worte aus. Die Frau wurde aufmerksam.
Mit schnellen Schritten verließ sie das Zimmer und ging in Luca’s Zimmer.
„Er kann sich nicht bewegt haben. Vielleicht haben sie sich es nur…eingebildet?“
Die Frau lächelte. Ich erhaschte einen Blick auf ihr Namensschild.
Fr. Wittmann stand darauf.
„Frau Wittmann“, fing ich verzweifelt an, „er hat sich bewegt. Luca hat seine Hand bewegt!“
Frau Wittmann schüttelte mit dem Kopf und verließ wieder das Zimmer.
„Luca, ich habe gesehen, dass du dich bewegt hast!“ Ich lächelte.
Jonas und Chiara kamen wieder in das Zimmer. Sie lächelten beide.
Ich konnte ihnen nicht ins Gesicht schauen.
„Luca hat sich bewegt!“, flüsterte ich.
Chiara sah mich freudig an. „Wirklich?“ Ich nickte.
Sie streichelte liebevoll Luca’s Wange.
Wieder zermarterte ich mir den Kopf darüber, was die Beiden gerade besprochen hatten.
Vielleicht liebte er mich nicht und spielte mir nur etwas vor!
Ich nahm Jonas bei der Hand und zog ihn aus dem Zimmer.
„Jonas, liebst du mich nicht mehr?“ Mit traurigem Blick sah ich ihn an.
Ich hielt liebevoll Lucas Hand. Ich schaute ihm (gedacht) in seine Augen. Ich konnte es ja nicht richtig, da sie ja geschlossen waren und so schnell würde er sie wohl auch nicht mehr öffnen. Aber ich hoffte es so. Er sollte einfach wieder aufwachen. Am besten wenn ich bei ihm bin, wie in so einem Märchen: Ich küsse ihn und dann öffnen sich Schritt für Schritt seine Augen, aber es ist nunmal kein Märchen, dass hier ist die Wirklichkeit und da gibt es so etwas nicht.
Im Koma hört man ja alles, oder? Sollte ich Luca dann vielleicht mal etwas erzählen? Vielleicht würde er ja so schneller gesund werden ... Und ich könnte ihn endlich wieder in meine Arme schließen ...
"Luca, ich halte es einfach nicht mehr aus. Ich brauche dich. Es wird einfach nicht mehr klappen ohne dich. Ich ... ich kann einfach nicht mehr." Ich brach in lächerlichen Tränen aus. "Stell dir mal vor, du müsstest ohne den Menschen leben, der dir so viel bedeutet. Luca ich will einfach mal wieder deine Stimme hören. Ich möchte das du mir wieder in die Augen schaust. Ich möchte noch so viel mit dir erleben. Ich will jetzt endlich nicht mehr hin und her pendeln und einfach nur mit dir zusammen sein. Luca, ich will noch so viel mit dir machen." Ich setzte ein leichtes Lächeln auf, doch die Tränen konnte man trotzdem nicht stoppen. "Warum tust du mir das an? Luca, bitte wach auf! Ich kann nicht mehr! Nicht ohne dich ..."
Ich legte meine Hand auf sein Herz und führte langsam meine Lippen zu seiner Stirn und hauchte ihm einen Kuss auf seine Stirn. Ich lächelte ihn an und lehnte mich an ihn an. Noch immer hielt ich seine Hand.
Ich schaute auf die nicht gerade hübsch dekorierte Wand und malte mir gerade in Gedanken selbst, meine Zukunft aus - ohne Luca. Wie ich Seelenalleine am See sitze, meine Füße in den See tauche und die Einsamkeit mich nach unten zieht - wie sie mich verschlingt. "So will ich es nicht!", schrie ich plötzlich.
Plötzlich fühlte ich ein Händedrücken an meiner Hand. Ich riss meine Augen weit auf und drehte mich zu Luca um, aber es sah nicht so aus, als wäre er erwacht, er lag immer noch so wie früher da, doch als ich ihn dann lange mit einem traurigen Blick an schaute, entdeckte ich auf einmal ein spitzbübisches Lächeln auf seinen Lippen. Ich konnte meinen Augen gar nicht trauen.
Luca - Er lebte!
"Luca", schluchzte ich. Ich schmiegte mich an ihn und spürte seine Lippen auf meinen Haar. "Wie konntest du mir das antun?", fragte ich in Tränen vergruben.
"Du hast mich nie richtig geliebt.", antwortete er.
Wie konnte er nur so denken. Ich ... ich ... Ich liebte ihn doch immer, oder? Jonas hatte mich einfach so unter Druck gesetzt. Ich konnte nicht anders.
"Wie kannst du so etwas behaupten? Luca, ich liebte dich immer. Bis zum Universum und zurück, ich habe es nur nie wahrhaben wollen."
"Wieso denn, bitteschön?"
"Jonas hat mich unter Druck gesetzt. Aber das ist jetzt Geschichte. Ich sehe nur noch die Zukunft vor mir - mit dir!" Ich hauchte ihm einen Kuss auf seine Lippen und schloss dabei meine Augen. Es gab nur noch ihn. Jonas konnte mir gestohlen bleiben.
Glaubte ich zumindestens ...
- Fortsetzung folgt! -
Text: Rechte liegen bei den Autoren: sophiayouknow & sophieyouknow
Publication Date: 03-07-2011
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Dedication:
Vormerkung: Die Geschichte wird aus zwei Sichten erzählt. Die Sicht der Sophie ist im Gegensatz der Chiara kursiv gedruckt.