Cover

Vorwort

Das ist die Fortsetzung zu „Das Vermächtnis“. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass es zeitlich nicht sein kann, dass Alice im selben Jahrgang ist wie Scorpius Malfoy und viele andere, aber ich habe mir diese Freiheit herausgenommen, um diese Fanfiction zu gestalten.

Disclaimer: Alle Rechte liegen bei J. K. Rowling. Mir gehören nur der Plot sowie die Idee.

Prolog

Alice Sicht:

 

Langsam lasse ich den Brief sinken. Meine Gedanken sind blank wie ein unbeschriebenes Blattpapier, das nur so darauf wartet mit Worten gefüllt zu werden.

Nach all den Jahren… so was. Zittrig lege ich das Heftchen neben mich und schlucke schwer. Ich will nicht weinen. Nein, bloß nicht weinen.

Was war das? Was habe ich gerade erlebt?

Verstört blicke ich auf den Brief meiner… Mutter. Dann auf das schwarze Buch. Das Zeichen der Brüder Peverell. Weil mein Vater angeblich von ihnen abstammt oder warum hat sie es gewählt?

Ich… nach all den Jahren. Alle den Fragen, der Einsamkeit, die kalten Nächte im Waisenhaus, die Frage nach meinem Blutstatus, als ich nach Slytherin kam.

Warum jetzt? Warum muss ich jetzt diesen Brief erhalten? Hätte ich ihn nicht früher bekommen können? Oder gar nicht?

Oh Merlin!

Mein Vater ist der gefürchtetste Schwarzmagier des 19. Jahrhunderts und weit darüber heraus! Nicht einmal Salazar Slytherin hat sich an Horkruxe herangetraut.

Was soll ich denn jetzt machen?

Pure Verzweiflung rollt über mich hinweg und scheint mein Herz mit Stacheldraht zu zuschnüren. Luft. Ich brauch Luft!

Panisch renne ich ins angrenzende Badezimmer und lass mir kaltes Wasser über die Handgelenke laufen.

Scorpius. Ich muss dringend mit Scorpius reden. Er wird Ordnung in dieses Chaos bringen. Dafür hat man doch seinen besten Freund, oder?

Hektisch greife ich nach dem Brief und dem Buch und stürme ohne einen weiteren Blick auf meinen, immer noch im Bett liegenden, Kater aus dem Schlafsaal und die Treppe nach unten in den Slytheringemeinschaftsraum. Dort angekommen zügele ich mein Tempo und mache mich auf den Weg zu dem weißblonden Haarschopf von Scorpius Malfoy.

„Scorpius“, spreche ich ihn drängend an, damit er sich kurz von seinem Harem abwendet.

„Alice“, seufzt er und dreht sich schelmisch grinsend zu mir um. Als er meinen Gesichtsausdruck sieht, vergeht ihm die fröhliche Miene. Augenblicklich steht er auf und kommt um die Couch herum. „Was ist los?“, fragt er besorgt.

„Hast du einen Moment?“

„Sicher.“ Ich wusste doch auf meinen besten Freund ist Verlass. Das war schon immer so. 

Kapitel 1

Scorpius Sicht:

 

Besorgt folge ich Alice aus dem Gemeinschaftsraum heraus, nachdem ich mich mit einem verführerischen Lächeln von den Mädchen verabschiedet habe, die um meine Aufmerksamkeit buhlen.

Verwirrt runzele ich die Stirn, als sie schweigend und ohne sich umzudrehen durch die Gänge des Schlosses huscht. Es ist schon lange nach Ausgangssperre, aber sie bewegt sich so sicher durch das Schloss, als bestünde keine Gefahr.

Ich hingegen drehe mich bei jedem leisesten Geräusch um, aus Angst dass ein Lehrer oder Filch uns erwischen könnte.

Erst an der Treppe zum Astronomieturm atme ich auf und entspanne mich ein wenig. Ich bin so oft hier oben, allein, mit Alice, oder irgendeinem Mädchen und wurde noch nie erwischt.

Vorsichtig stelle ich mich neben Alice an die Begrenzung des Turmes und stütze meine Unterarme auf das Geländer.

„Was ist los, Alice?“, frage ich besorgt und sehe sie von der Seite an. Nervös kaut sie auf ihrer Unterlippe herum und sieht gedankenverloren in das dunkle Firmament hinaus.

Ihre blonden Strähnen flattern leicht in der kühlen Nachtluft, die in dieser Höhe sachte um unsere Gesichter streicht.

Am liebsten würde ich es anfassen, zärtlich hinter ihr Ohr streichen und …

Mit einem abrupten Kopfschütteln verbanne ich diese Gedanken und balle meine Hände zu Fäusten, damit ihr erwartungsvolles Zucken mich nicht verrät und ich unbeabsichtigt diesem Wunsch nachgebe.

„Alice?“, versuche ich erneut ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.

Glitzernd rennt eine einsame Träne über die mir zugewandte Wange und bricht das mattschimmernde Mondlicht auf ihrer blassen Haut.

Fasziniert fange ich sie an ihrem Kinn auf und wische die Tränenspur von ihrem Gesicht.

„Allie?“ Ihr Benehmen macht mir leicht Angst. Zögerlich mache ich einen Schritt auf sie zu. Ich habe sie erst einmal weinen sehen und damals hat sie mich von sich gestoßen, als ich versucht habe sie zu trösten.

Klar, hat sie sich danach entschuldigt, aber dieser Schock, dass sie mich nicht in diesem Moment bei sich haben wollte, habe ich bis heute nicht vergessen. Dabei ist es sechs Jahre her.

Darauf bedacht nichts falsch zu machen, drehe ich sie zu mir um und schließe sie in meine Arme, ohne Weiteres zu sagen.

Manchmal braucht sie einfach Zeit und das scheint so ein Moment zu sein.

Was wohl passiert ist?

Ich kann mir nichts vorstellen, dass zwischen dem Moment, wo wir uns verabschiedet haben und dem Moment, wo sie zu mir gekommen ist, passiert sein könnte und sie so zurücklässt.

Andererseits ist sie auch nicht beim Abendessen erschienen. Vielleicht war sie gar nicht die ganze Zeit in ihrem Schlafsaal, wie ich vermutet hatte? Warum ist mir nicht vorher der Gedanke gekommen, dass etwas nicht stimmt? Sie lässt nie eine Mahlzeit ausfallen, ohne mir vorher Bescheid zu geben. Sie weiß doch, dass ich mir dann gleich Sorgen mache.

Aber diesmal war ich so damit beschäftigt, Edith Goyle von mir fern zu halten, dass ich keine Zeit hatte, mir Gedanken über ihr Fernbleiben zu machen.

Freitagabends werden die Mädchen oft noch anhänglicher als sonst.

Bewegungslos steht Alice in meinen Armen und gibt keinen Laut von sich. Auch ihre Tränen scheinen versiegt zu sein.

Minutenlang rührt sie sich nicht, beschwert sich nicht einmal über die frische Kühle, die ihr eine Gänsehaut auf die nackten Unterarme gezaubert hat.

„Komm“, fordere ich sie leise auf und ziehe sie vorsichtig die Strecke bis zu meinem Schulsprecherzimmer herab.

Die Sphinx in meinem wachenden Portrait stellt bei unserem Anblick glücklicherweise keine Fragen, sondern lässt mich mit einem herablassenden Blick einfach herein.

Ich will gar nicht wissen, was sie denken würde, wenn ich ihr Alice nicht gleich am ersten Tag vorgestellt hätte.

In meinem Zimmer angekommen, zünde ich mit einem Zauberstabschwenker erst einmal das Feuer an, bevor ich Alice zu meinem Bett trage und ihr die Schuhe ausziehe.

Dann gehe ich zu meiner Küchenzeile und setzte Teewasser auf. Alice liegt zusammengerollt auf meinem Bett und starrt auf die Wand gegenüber.

Besorgt mustere ich ihren Hinterkopf. Sie hat sich nicht einmal gerührt, sich nicht darüber beschwert, dass ich ihr die Schuhe ausgezogen habe, was sie normalerweise auf irgendeine Art und Weise verspottet hätte.

Der Kessel über dem Feuer pfeift in seiner nervigen hohen Tonlage direkt in mein Ohr und scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, mir Tinitus zu beschaffen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum das Ding solche Geräusche von sich gibt.

Ohne Wasser zu verschütten, brühe ich ihr ihren Lieblingsfrüchte Tee, bevor ich zu meinem Bett laufe und die heiße Tasse auf meinen Nachttisch stelle.

„Alice?“, versuche ich erneut zu ihr durchzudringen. „Willst du reden?“

Langsam schüttelt sie den Kopf. „Ich-“, fängt sie an, doch ich unterbreche sich. Ich weiß, was jetzt kommt.

„Ist in Ordnung. Schlaf ein wenig und morgen sieht die Welt wieder besser aus.“

Ergeben und auch erleichtert, wenn mich nicht alles täuscht, nickt sie. „Ich gebe dir ein Shirt. Warte.“

Umständlich krame ich eins meiner Schlafshirts aus dem Schrank und werfe es ihr aufs Bett, dann bleibe ich mit dem Rücken zu ihr stehen, bis ich höre, dass sie unter die Bettdecke krabbelt.

Als ich mich umdrehe, hat sie die Augen schon geschlossen, atmet aber noch zu ungleichmäßig, um zu schlafen.

„Ist es in Ordnung für dich, wenn ich mich auch ins Bett lege?“

Früher haben wir das öfter gemacht. Als sie das erste Mal in den Ferien mit zu mir zum Manor gekommen ist, hat es gleich in der ersten Nacht gewittert und sie konnte nicht schlafen. Also weckte sie mich, damit sie nicht so alleine war. Wir waren beide elf und ich habe sie über die Weihnachtsferien mit zu mir genommen, damit sie im Schloss nicht so alleine ist. Damals war noch nichts dabei, wenn wir zusammen in einem Bett schliefen. Ich habe nicht einmal so weit gedacht, dass sie ein Mädchen ist. Selbstverständlich war ich mir dessen bewusst, aber sie war einfach meine beste Freundin. Also habe ich sie zu mir ins Bett geholt und bin wach geblieben, bis sie selbst schlief, ehe ich zurück ins Land der Träume glitt.

Jetzt ist das etwas anderes, ich würde mich niemals einfach zu ihr ins Bett legen.

Ihr schwaches Nicken erleichtert mich ungemein. Eine Nacht auf der Couch wäre nicht so angenehm geworden.

„Ich bin gleich wieder da, ruf mich, wenn etwas ist, oder du etwas brauchst.“ Mit diesen Worten verschwinde ich hinter meiner Badezimmertür und beeile mich bei meiner abendlichen Routine. Ich will sie so wenig wie möglich alleine lassen. Nicht solange ich nicht weiß, was los ist. Ob es an einem Kerl liegt? Ist ihr einer zu nah getreten? Hat sie Liebeskummer?

Bei diesen Gedanken zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen und mein Magen würde sich am liebsten entleeren.

Es kann kein Kerl sein. Wenn sie nicht in der Bibliothek ist, oder mit einer ihrer Freundinnen irgendetwas macht, ist sie bei mir.

Oder hat sie ihn in der Bibliothek getroffen? Einer dieser übereifrigen Trottel aus Hufflepuff oder ein Ravenclawstreber?

Reflexartig schüttele ich meinen Kopf, als könnte es die Gedanken verbannen. Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn ich mir irgendwelche Szenarien ausmale. Morgen wird sie sich weit genug erholt haben, um mit mir zu reden.

Mit einem letzten Blick in den Spiegel verlasse ich das Badezimmer wieder und dimme das Licht in meinem Wohnzimmer, bevor ich zu Alice in mein großes Himmelbett klettere. Mit meinen Zauberstab schließe ich die Vorhänge um mein Bett und lege ihn dann in Griffweite auf meinen Nachttisch.

„Schlaf gut, Allie“, flüstere ich und drehe mich auf die Seite weg von ihr.

Nervös schließe ich die Augen, ich habe das Gefühl, einen Schwarm Bienen verschluckt zu haben, die jetzt Samba in meinem Magen tanzen. Die Spannung ist kaum auszuhalten. Wenn sie doch nur angedeutet hätte, was los ist!

Seufzend drehe ich mich auf den Rücken. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das eine kurze Nacht wird.

 

Am nächsten Morgen wache ich nicht halb so erholt auf, wie ich erhoffte. Jedes Mal, wenn Alice sich im Schlaf bewegt hat, bin ich aufgewacht aus Angst, dass sie wach ist und einfach geht, ohne vorher mit mir zu reden.

Doch diese Mal, als ich mich zu ihr umdrehe, leuchten mir zwei feilchenfarbene Augen entgegen.

„Guten Morgen“, begrüße ich sie und drehe mich schwerfällig wieder auf den Rücken. Ich hasse es früh aufzustehen.

„Morgen“, grüßt sie zurück und schwingt ihre Beine aus meinem Bett. „Ich bin im Bad.“ Ich nicke einfach nur, wohlwissend, dass sie gerade zu mir sieht.

Da sie nur eine Seite der Vorhänge teilweise zurückgeschoben hat, öffne ich die weiteren von meinem Bett aus mit meinen Zauberstab und setzte neues Wasser auf. Es hat wirklich Vorteile ein Zauberer zu sein.

Kurz darauf kommt Alice wieder aus dem Bad, immer noch in meinem Shirt und… „Hey! Ist das meine Jogginghose?“, frage ich, als ich den familiären Schnitt erkenne. Die ist zufälligerweise von meinen Lieblingsdesigner aus Italien…

„Ja“, meint sie an sich heruntersehend. „Stört‘s dich?“

„Nein“, meine ich kopfschüttelnd und unterdrücke krampfhaft das Grinsen, das sich über meine Züge schleichen will, sowie den machohafte Kommentar, welcher mir auf der Zunge liegt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Alice nicht von diesem Verhalten angetan wäre. Das benutze ich für gewöhnlich bei meinen Betthäschen. Auch, wenn die niemals meine Kleidung tragen dürften. Und bei ihnen hätte mein Verhalten auch eine ganz andere Bedeutung.

Aber Alice weiß das nicht und ich will es mir nicht mit ihr versauen, nur, weil ich mich nicht benehmen kann.

Mein Gott ist leben kompliziert.

„Du darfst dich ruhig an meinem Schrank bedienen.“ „Danke“, gibt sie emotionslos zurück und nimmt den pfeifenden Kessel vom Feuer, um den Tee aufzubrühen.

Verwirrt runzele ich die Stirn. Was ist denn mit ihr los? Seit wann reagiert sie in meiner Gegenwart auf diese Weise? Diese kalte Art legt sie doch für gewöhnlich ab, wenn ich mit ihr alleine bin.

Mir eine Jogginghose überstreifend, beordere ich meinen Hauselfen her, den ich mit nach Hogwarts genommen habe und bestelle Frühstück, bevor ich rüber zu Alice laufe, die immer noch an meiner Küchenzeile gelehnt steht.

„Habe ich was falsch gemacht, Alice?“

Verwirrt sieht sie zu mir auf und schüttelt den Kopf. „Wie kommst du denn darauf?“

Belustigt hebe ich eine Augenbraue. „Ernsthaft?“

Sie verdreht die Augen. „Nein, du hast nichts falsch gemacht, zufrieden?“ grummelt sie und greift nach ihrer Teetasse, genau in dem Moment, wo sich Daisy mit einem lauten Plopp in dem Zimmer materialisiert.

„Frühstück, Sir“, quiekt sie glücklich und sieht mich mit ihren tennisballgroßen Augen an.

„Danke, Daisy. Sei so gut und stell‘ es auf den Tisch, danach kannst du gehen.“ „Wie sie wünschen, Sir“, verbeugt sie sich, macht, was ich ihr befohlen habe und verschwindet wieder.

„Lass uns was essen und danach reden, ja?“, schlage ich vor und warte ihr Nicken ab, ehe ich mich abwende und auf die Couch setze.

„Sie hat dir sogar deine Lieblingsdonuts gebracht“, stelle ich schmunzelnd fest und wende ihr meinen Kopf zu, als das Sofa leicht unter ihren Gewicht nachgibt und ihre Ankunft verrät.

Daisy hat total den Narren an Alice gefressen, aber wer kann es ihr verübeln?

Schweigend essen wir das gebrachte Frühstück und ich genieße die Zweisamkeit mit ihr. Sie hat zwar die ganzen Ferien bei mir verbracht, aber da waren immer meine Eltern bei den Mahlzeiten anwesend. Zumindest bei den meisten. Manchmal war meine Mutter mittags mit Freundinnen unterwegs und Vater ist da meistens auf der Arbeit.

Der Teller klirrt leise, als sie ihn endlich auf den Holztisch vor uns stellt. Gespielt gelassen lehne ich mich zurück und sehe sie an. „Sagst du mir jetzt, was los ist?“

Anstatt mir zu antworten steht sie auf.

 

Zielstrebig läuft sie zu meinem Bett und greift nach ihrem Umhang, der daneben liegt. Aus einer der Taschen holt sie eine schwarze Mappe und einen leicht vergilbten Brief heraus und kommt damit zurück.

Wortlos drückt sie mir den Brief in die Hand und setzt sich wieder neben mich.

Nach einem kurzen verwirrten Blick in ihre Richtung, falte ich den Brief auf und beginne zu lesen. Nachdem ich geendet habe, bin ich mehr als sprachlos. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Das sind Neuigkeiten, mit denen ich niemals gerechnet hätte und jetzt habe ich sie schwarz auf weiß vor mir.

Dann legt mir Alice das Buch mit den sorgfältig imprägnierten Wappen in den Schoß.

Leicht zittrig nehme ich es in die Hände und betrachte es von allen Seiten, ehe ich es willkürlich in der Mitte aufschlage und weiße Seiten mir schriftlos entgegen blicken.

Gähnende Leere scheint sich nicht nur in meinem Kopf, sondern auch in dem Tagebuch ausgebreitet zu haben.

Vorsichtig schlage ich es wieder zu und starre stumpfsinnig auf das Cover. Dann lege ich es auf den Tisch zurück und lasse mich zurück in die Lehne fallen. Jetzt verstehe ich Alice‘ Verhalten vollkommen. Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, aber sicherlich nicht so gelassen. Zumindest nach außen hin. Die Kälte, die sie immer ausstrahlt, sobald sie in der Öffentlichkeit ist, löst bei vielen Angst und Respekt aus. Obwohl Alice nie ausfällig geworden ist, soweit ich mich erinnern kann.

„Ich… Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Alice.“

„Ich auch nicht“, ist ihre simple Antwort. Langsam falte ich den Brief wieder zusammen und lege ihn auf das Buch.

„Du weißt jetzt, wer deine Eltern sind. Das ist doch gut“, lächele ich sie aufmunternd an. Sie schnaubt herablassend und wirft mir einen genervten Blick zu.

„Ja, klasse Scorpius. Und wo hilft mir das weiter?“, schnappt sie nach mir. Schützend hebe ich meine Hände.

„Ich habe nie gesagt, dass es dir weiterhilft. Aber du hast dich doch selbst schon oft gefragt, wer deine Eltern sind und warum du im Waisenhaus aufgewachsen bist. Jetzt weißt du wenigstens, dass deine Eltern Zauberer waren.“

„Hast du den Brief überhaupt gelesen?“, fährt sie mich an und steht abrupt auf. Wütend funkelt sie mich an. „Hast du gelesen, wer mein Vater ist?“

Plötzlich löst sich ihre starre Körperhaltung auf und sie scheint in sie zusammen zu sinken, bevor sie sich wieder neben mich auf die Couch sinken lässt.

„Sie hat ihn geliebt, Scorp. Geliebt!“

Abwehrend hebe ich meine Hände hoch. „Man kann sich nicht aussuchen wen man liebt.“

„Musst du gerade sagen“, fährt sie mich an. Ein kurzer, scharfer Schmerz schießt bei ihren Worten durch meine Brust. Es tut jedes Mal aufs Neue weh, wenn sie so etwas sagt.

„Tut mir leid“, entschuldigt sie sich, sie muss wohl gemerkt haben, dass sie mich getroffen hat.

„Entschuldige dich nicht, wenn du es nicht so meinst“, gebe ich zurück und mache eine wegwerfende Handbewegung, als sie zum Widersprechen ansetzt.

„Lass uns lieber darüber Gedanken machen, was du jetzt mit dem Wissen machst. Willst du wirklich deinen Nachnamen ändern lassen?“

Hilflos zuckt sie mit den Achseln.

„Ich weiß wirklich nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll. Das kam einfach so plötzlich und es ist so unerwartet…“

„Wir finden eine Lösung. Versprochen“, grinse ich sie aufbauend an und stoße meine Faust leicht gegen ihre Schulter.

„Du hast leicht reden“, grummelt sie und zieht ihre Beine an.

„Ach Alice“, seufze ich mitleidig, den Drang sie in meine Arme zu ziehen unterdrückend. Was hat sie nur an sich, dass sie solche Wünsche in mir hervorruft?

„Wie… findest du ihre… Geschichte denn?“, frage ich. Irgendwo muss man ja anfangen.

„Ich weiß nicht“, nachdenklich reibt sie sich über das Gesicht. „Sie hat ihn wirklich geliebt und wäre es ein anderer fände ich die Geschichte… unglaublich romantisch.“ „Möchtest du sie mir vielleicht erzählen?“

Kurz zögert sie, bevor sie nickt.

„Die Geschichte beginnt mit dem 29. April 1998…“

 

Nachdenklich fahre ich mir mit der Hand über das Gesicht. „Wow. Die Story ist echt… anders als erwartet.“

„Das kannst du laut sagen“, seufzt sie und schlingt ihre Arme um ihre angezogenen Beine.

„Deine Mutter war ein guter Mensch“, versuche ich es weiter.

„War sie das?“, gibt Alice schnaubend zurück.

Genervt verdrehe ich die Augen und stehe auf. „Mensch, Allie! Krieg dich mal wieder ein! Was soll dein Gezicke?“ Sie kann mir noch so wichtig sein, ich bin ein Malfoy und lasse mich nicht so einfach anfahren. Ich habe auch meinen Stolz.

Erschrocken sieht sie mich an und beißt sich auf die Unterlippe. Minutenlanges Schweigen folgt auf meinen Ausbruch. Die ganze Zeit sehe ich zu ihr runter und unterdrücke mal wieder den Drang ihr eine lose Haarsträhne hinter das Ohr zu schieben.

„Du hast recht“, sagt sie plötzlich in die Stille hinein. „Tut mir leid“, entschuldigt sie sich und sieht mich endlich an. „Ich habe überreagiert und hätte es nicht an dir auslassen sollen.“

„Schon gut“, nehme ich ihre Entschuldigung an. „Wenn nicht an mir, an wem dann?“

Schwach grinst sie mich an und nimmt ihre Sachen wieder an sich, um sie in ihrem Umhang zu verstauen.

„Lass uns runter in den Gemeinschaftsraum gehen“, schlage ich vor. „Vielleicht fällt uns was ein, wenn wir noch eine Nacht darüber geschlafen haben.“

Alice nickt, steht auf und zieht sich ihren Umhang über. „Dann mal los. Ich muss eh noch Hausaufgaben machen.“

Schmunzelnd sehe ich an ihr runter. „Du weißt schon, dass du noch meine Kleidung trägst?“ Spöttisch hebe ich eine Augenbraue.

Verwirrt sie an sich runter und wird leicht rot um die Nase. „Problem damit?“, grinst sie mich neckend an. Schmunzelnd schüttele ich den Kopf. „Seit wann stört es mich, dass Frauen damit prahlen die Nacht mit mir verbracht zu haben?“, grinse ich sie schief an.

„Du bist unmöglich“, knurrt sie, nimmt ihre Kleidung und verschwindet damit im Bad. Kopfschüttelnd sehe ich ihr nach. Manchmal ist sie so berechenbar.

„Ich wusste doch, dass ich dich so wieder in deine schicke Uniform kriege“, ziehe ich sie weiter auf.

„Du kannst so eine widerliche Kröte sein, Malfoy.“

„Kröte?“ Gespielt getroffen lege ich meine rechte Hand auf mein Herz. „Du verletzt meine Gefühle, Alice. Ich kann mich nicht entsinnen, wann ich das letzte Mal so beleidigt wurde“, spotte ich weiter.

„So wie du Mädchen behandelst, solltest du einmal die Woche solche Dinge zu hören bekommen“, meint sie kichernd und geht an mir vorbei.

„Wer sagt, dass sie noch sprechen können, wenn ich mit ihnen fertig bin?“, gebe ich lachend zurück.

„Mein gesunder Menschenverstand sagt das“, antwortet sie keck, bevor sie durch die Tür auf den Gang verschwindet. Immer noch leise lachend folge ich ihr.

 

„Dolus“, sage ich das Passwort und verneige mich spielerisch, als ich Alice den Vortritt gewähre.

Obwohl sie versucht ihr Grinsen zu verstecken, entgeht es mir nicht und ein triumphales Gefühl macht sich in meiner Brust breit. Ich habe sie erfolgreich von ihren Sorgen abgelenkt und ihr obendrein ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

„Scorpius!“ Hängt sich kaum das ich den Raum betreten habe eine kleine Viertklässlerin mit zu viel Make-up um die Augen an mich.

Selbstbewusst grinse ich auf sie runter, ehe ich einen Blick zu Alice wage, die mir ein wissendes Lächeln schenkt und den Weg zu den Mädchenschlafsälen einschlägt.

Leicht abwesend höre ich dem Mädchen an meinem Arm zu während dem wir auf die Sitzgruppe vor dem Kamin zusteuern, wo meine Freunde schon sitzen.

„Scorpius“, grinst mich Tizian Zabini frech an. „Wo warst du gestern Abend? Edith war richtig wütend, weil du den ganzen Abend über nicht aufgetaucht bist“, feixt mein bester Freund belustigt, der ganz genau weiß, das Edith Goyle nicht zu meiner bevorzugten Gesellschaft gehört. Duncan Graves und Harold Nott lachen gehässig auf.

„Ich war mit Alice unterwegs“, gebe ich gedehnt zurück, schicke das Mädchen herrisch weg und lasse mich auf den freien Platz neben meinem Cousin Duncan fallen.

„Ein bisschen mehr Mitgefühl, wenn ich bitten darf. Immerhin treibt sich mich und nicht euch in den Wahnsinn.“

Duncan und Tizian lachen voller Schadenfreude auf.

„Du kannst es ja wie ich machen und dir eine Freundin anschaffen“, feixt Harold und lehnt sich tiefer in seinen Sessel zurück.

Harold Nott, der optisch genau das perfekte Mittelmaß zwischen seinen Eltern, Theodore Nott und Daphne Greengrass, und somit ein Mädchenschwarm ist, führt seit einem Jahr eine feste Beziehung mit Rose Weasley. Einem Mädchen das angeblich seiner Mutter in nichts nach steht.

Leicht angewidert verzieht Tizian sein Gesicht. „Die machen doch nur Stress.“

Duncan nickt zustimmend und ich zwinkere Harold zu, der genervt die Augen verdreht. Ich mag Rose. Da ich sie durch die Freundschaft meiner Mutter mit ihren Eltern kenne seitdem wir in die Windeln machen, betrachte ich sie als ganz gute Freundin. Sie und Nott geben ein hübsches Pärchen ab, auch wenn viele Mädchen behaupten er sähe besser als sie aus. Kerle behaupten gerne das Gegenteil.

„Ich bin mit der eben erwähnten Person noch verabredet“, verabschiedet sich Harold und schiebt seine schwarzrahmige Brille wieder auf seine Nase, nachdem er sie gereinigt hat.

„Viel Spaß mit deiner Gryffindor“, ruft Duncan ihm lachend hinter her. Schmunzelnd schüttele ich den Kopf, mein Cousin wird sich wohl nie ändern. Er war als Kind schon überaus vorlaut. Onkel Damon behauptet immer das es an seiner Mutter liegt, die zu ihrer Schulzeit eine Gryffindor war.

„Wo hast du eigentlich Alice gelassen?“, wendet sich Tizian an mich.

„Die ist zu ihrem Schlafsaal hoch.“

„Was war gestern mit ihr los?“, fragt nun auch Duncan. Wenn man noch Jemanden als ihre Freunde bezeichnen könnte, dann Duncan, Tizian und Harold. Auch mit Rose kommt sie seit ihrer und Harolds Beziehung ganz gut klar.

Und mit Amber. Wenn mich nicht alles irrt, ist sie die einzige weibliche Person mit der sie befreundet ist. Amber ist die ein Jahr jüngere Schwester von Harold und laut meinem Vater das Abbild ihrer Mutter in jüngeren Jahren.

Unschlüssig zucke ich mit den Achseln. „Sie war ein wenig aufgewühlt. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“

„Aber es gibt niemanden den mir zum Mond und wieder zurück hexen müssen?“, hakt Tizian mit gerunzelter Stirn nach.

„Nein“, schmunzele ich. „Sie kann ganz gut auf sich selbst aufpassen.“

„Hey“, begrüßt uns Charlotte, Duncans kleine Schwester und somit meine Cousine. „Wie geht’s?“

„Gut“, lächele ich sie an, nachdem sie auf Harolds Sessel Platz nimmt.

„Kann mir einer von euch bei Kräuterkunde helfen? Ich verstehe einfach nicht, wo der Unterschied zwischen einer beißenden und einer schnappenden Sumpfranke liegen soll. Am Ende hat man doch immer ein Problem, wenn die Dinger einen zwischen die Zähne kriegen“, stöhnt sie entnervt. Tizian und ich lachen laut auf, während Duncan seufzend aufsteht.

„Das kann doch nicht dein ernst sein“, meint er kopfschüttelnd. „Probleme in Kräuterkunde?“ Sein entsetzen ist ihm deutlich anzusehen.

„Muss ja nicht jedem liegen“, erwidert Amber unbeeindruckt und erhebt sich wieder. „Wenn du gut bist, kannst du es mir ja ganz schnell erklären.“

„Du bist unmöglich“, höre ich Duncan noch murmeln, als er seiner Schwester zu ihrem Tisch folgt. Tizian lacht leise. „Die Kleine gefällt mir. Denkst du sie ist im Bett genauso selbstbewusst?“

Angeekelt verziehe ich das Gesicht. „Sie ist meine Cousine, Zabini. Da denke ich doch nicht drüber nach.“

„Wieso? Cousin und Cousine dürfen doch heiraten? Was wäre dann ein one-night-stand?“

„Vergiss es Zabini“, schüttele ich den Kopf. „Sie ist Duncans kleine Schwester, meine Cousine und erst vierzehn.“

„Und so gut sieht sie jetzt auch nicht aus, um das Risiko einzugehen“, zwinkert er mir zu. 

Kapitel 2

Alice‘ Sicht:

 

Leise betrete ich den leeren Schlafsaal und gehe zu meinem Bett. Dort ziehe ich die Schulblade meines Nachttischchens auf lege den Brief und das Buch hinein und versiegele es anschließend magisch. Mit einem kleinen Lächeln setzte ich mich neben Whiskas auf mein Bett und kraule ihn am Kopf.

 Nach unten in den Gemeinschaftsraum will ich eigentlich nicht. Dort werden Scorp und seine Freunde wahrscheinlich wieder von Mädchenmassen umlagert. Da bin ich absolut fehl am Platz. Seufzend ziehe ich meinen Kater auf den Schoß und kuschele mich an sein weiches Fell.

Vielleicht sollte ich einfach in die Bibliothek gehen? Mit meinen Hausaufgaben habe ich noch nicht einmal angefangen und es ist schon fast wieder Zeit zum Mittagessen. An einem Samstagvormittag, wo auch noch die Sonne scheint wird sich kaum Jemand in die Bibliothek verirren und ich hätte meine Ruhe.

Noch dazu hat die Schule erst vor zwei Tagen begonnen und die unteren Klassen haben noch gar keine Hausaufgaben zu erledigen.

Beim Hinausgehen hebe ich meine Tasche vom Boden auf und gehe wieder nach unten, um durch die Wand in den Kerkergang zu treten.

Da der Gemeinschaftsraum mit Pfosten vom Eingangsbereich getrennt ist, merkt niemand, dass ich das Reich der Schlangen verlasse. Scorpius würde sich nur wieder unnötige Sorgen machen.

Die Ansätze meiner Schulschuhe klackern auf dem steinernen Boden, der sich in Marmor wandelnd, sobald man die letzte Treppe vor der Eingangshalle betritt. Schnellen Schrittes laufe ich auf den schnellsten Weg in den vierten Stück, wo ich einen Umweg zur Bibliothek nehmen muss, da die Treppe, die mich direkt zum Gang zur Bibliothek gebracht hätte nicht richtig stand.

Wie gedacht sind weder in den Gegen noch in der Bibliothek viele Schüler unterwegs und ich habe beinahe freie Platzwahl.

Am hintersten Fenster setze ich mich mit dem Rücken zum Eingang an einen zweier Tisch und breite meine Unterlagen vor mir aus, ehe ich mich dazu entschließe meine Arithmantikhausaufgaben zu machen, anstelle zu lernen, da das das einzige Fach ist, wo wir schon Hausaufgaben auf haben.

In der richtigen Abteilung der Bibliothek suche ich mir ein paar Bücher, die mir zusätzliche Informationen liefern und setzte mich wieder hin. Das Sonnenlicht scheint schräg auf meinen Tisch, das rhythmische Kratzen meiner Feder klingt beruhigend in meinen Ohren und der Geruch von alten Büchern kitzelt mich in meiner Nase.

In solchen Momenten fühle ich mich geborgen und genau richtig auf der Welt. Das war schon immer so.

Sobald ich lesen lernte in der Muggelschule, wo ich hingeschickt wurde, als ich sechs Jahre erreichte, fand man mich immer mit einem Buch von der Bücherei vor der Nase vor.

Was hätte ich auch sonst tun sollen? Andere Kinder fanden mich merkwürdig und die Betreuer schienen teilweise Angst vor mir zu haben, da merkwürdige Dinge in meiner Gegenwart geschahen. Als ich acht war und mich ein älterer Junge ärgerte, steckte ich ausversehen den Weihnachtsbaum in Brand. Da keine Kerzen brannte und so Dinge schon öfters passierten, wenn ich wütend war, schoben mir gleich die Erzieherinnen die Schuld in die Schuhe und schlossen mich vom Weihnachtsessen aus. Dabei war es das einzige große Festessen im Jahr mit den leckersten Gerichten. Aber statt des Weihnachtsbraten bekam ich Käsebrot. Und das ging Jahr für Jahr so weiter.

Als Professor McGonogall kam, war es mir völlig egal, wo sie mich mit hinnahm. Es konnte nur noch besser werden.

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen wende ich mich wieder meinen Aufsatz zu. Ein wenig Zeit vor dem Mittagessen habe ich noch und Hunger habe ich auch noch keinen.

 

 

Fast alle Schüler befinden sich schon in der Großen Halle, als ich zum Mittagessen dazu stoße. Keiner außerhalb des Slytherintisches beachtet mich auf meinem Weg zu dem freien Platz neben Scorpius, den er scheinbar für mich freigehalten, weswegen ich von diversen Mädchen böse angestarrt werde.

„Hey.“ Kurz lächele ich ihn begrüßend an.

„Alles klar?“, fragt er besorgt und mustert mein Gesicht.

„Alles bestens. Ich war gerade in der Bibliothek.“ Ein schmunzeln huscht übe sein Gesicht. Er weiß, dass ich mich dort immer wohl fühle und hingehe, sobald es mir schlecht geht oder mich etwas beschäftigt.

„Und? Hattest du die Erleuchtung?“, grinst er mich an und schiebt sich ein Stück Kartoffel in den Mund.

„Wirke ich so?“, grinse ich ihn schwach an und esse meinen Salat weiter. Stress schlägt mir immer auf den Magen.

„Nein“, sagt er resigniert und wendet sich wieder von mir, um sich leise mit seinem Cousin Duncan zu reden. Sie diskutieren über irgendeinen bestimmten Passablauf beim Quidditch, etwas. Wobei ich absolut nicht mit reden kann.

 

Bis zum Abendessen bin ich mit meinen Hausaufgaben durch und habe stundenlang in der Bibliothek geschmökert.

Amber kam dann irgendwann dazu und hat sich einfach schweigend neben mich gesetzt. Sie kennt mich inzwischen gut genug, um zu wissen, wann ich reden will und wann nicht und im Vergleich zu Scorpius akzeptiert sie es auch. Er hat die nervige Angewohnheit immer weiter zu bohren, bis er sein Ziel erreicht hat. Das geht mir manchmal tierisch auf die Nerven.

Inzwischen sitze ich wieder neben meiner Lieblingsnervensäge beim Essen. Lachend lästert er mit Harold und Tizian über einige Hufflepuffs, denen sie vorhin scheinbar einen ziemlich üblen Streich gespielt haben.

Männer. Sie werden wohl nie erwachsen. In dieser Hinsicht sind sie immer noch die elfjährigen Jungs die ich kennen gelernt hatte.

„Wir sehen uns morgen“, verabschiede ich mich von den Jungs, nachdem ich meinen Salat aufgegessen habe.

„Alles in Ordnung?“, fragt Scorpius besorgt.

„Ja. Ich bin nur müde“, antworte ich, schenke ihm ein Lächeln und eile aus der Halle, seinen besorgten Blick in meinem Rücken spürend.

Morgen will ich Scorpius mit mir zur Bibliothek schleifen und mit ihm alle Geschichtsbücher nach meinem Vater sichten. Umso mehr ich über ihn weiß und auch über sein Leben nach seiner Schulzeit erfahre, desto mehr weiß ich doch über mich selbst, oder?

Ich muss einfach so viel wie möglich über meine Eltern und deren Vorfahren herausfinden wie möglich. Ich muss es einfach.

 

Scorpius Sicht:

 

Besorgt sehe ich Alice hinterher. Das nicht alles in Ordnung ist, sehe ich ihr an. Da kann sie das Gegenteil so oft sie will beteuern.

„Alles klar mi ihr?“, fragt mich Tizian mit vollem Mund von der Seite.

„Sie ist nur müde“, wiederhole ich ihre Worte für meinen Freund und wende mich wieder meinen Steak zu.

„Kommt es mir nur so vor oder ist sie noch… mehr Alice, als vor den Ferien?“, meinte er nach einem Moment nachdenklich.

Ich muss leise lachen und Harold schüttelt seinen Kopf.

„Noch mehr Alice?“, hake ich nach, nachdem ich mich wieder beruhigt habe.

„Ja, du weißt schon… Sie ist…“

„Ich weiß, was du meinst“, unterbreche ich sein Gestammel.

„Und?“

Ich schüttele meinen Kopf. „Lass uns runtergehen und noch ein wenig Spaß haben.“

 

Bis spät in die Nacht blieb ich im Gemeinschaftsraum ließ mich umschwärmen und unterhielt mich mit meinen Jungs, bevor ich die Mädchen, welche an mir klebten, wegschickte und mich auf den Weg zu meinen Zimmer machte.

Mir war einfach nicht nach weiblicher Gesellschaft. Viel zu sehr beschäftigte mich Alice‘ Problem. Ich hasse es, wenn sie unglücklich ist.

 

Als ich am nächsten Morgen - na ja Vormittag, wer steht schon sonntags früh auf? – in die Große Halle komme, sitzt Alice frühstückend am Slytherinhasutisch und ich kann in der Art wie sie das Ei schneidet schon sehen, dass sie irgendetwas geplant hat.

Zögerlich setzte ich mich neben sie und betrachte sie vorsichtig von der Seite, während dem ich mir schwarzen Tee einschenke.

„Guten Morgen, Scorpius“, begrüßt sie mich lächelnd und reicht mir den gebackenen Schinken, der vor ihr steht. „Bereit?“

„Bereit für was?“, frage ich vorsichtig und übergehe die Begrüßung.

„Einen Geschichtsmarathon in der Bibliothek!“, strahlt sie mich an und kichert leise, als ich mein Gesicht verziehe.

„Unterricht hat noch nicht mal richtig angefangen“, murmele ich und schnappe mir ein weiteres Spiegelei.

„Es geht auch nicht um die Schule. Wir werden alles über meine Vorfahren herausfinden, was die Bibliothek uns sagen kann.“

„Über deinen Vater könnte das ziemlich viel sein…“

„Hoffentlich“, pflichtet mir Alice bei und beißt in einen Apfel.

„Womit habe ich das nur verdient…“, murmele ich und trinke missmutig einen Schluck Tee. Es könnte der letzte einigermaßen warme Sonntag des Jahres werden und anstelle das zu genießen, werde ich in der staubigen Bibliothek sitzen. Klasse.

 

„Können wir los?“, drängt Alice kaum, dass ich meine Tasse abgestellt habe.

„Sicher“, grummele ich und werfe einen enttäuschten Blick auf den magischen Himmel über uns. Perfektes Wetter. Ich könnte bei Sonnenschein noch ein wenig mit den Jungs fliegen und trainieren, bevor es nächstes Wochenende zu den Auswahlspielen geht, aber nein. Ich darf den Tag in der Bibliothek verbringen. Warum mache ich das noch mal?

„Weil wir Freunde sind“, sagt Alice plötzlich und sieht mich beinahe unsicher von der Seite an.

„Habe ich gerade laut gedacht?“ Verwirrt blinzele ich sie an.

„Ähm… ja?“

„Oh…“, gebe ich intelligent von mir und winke Tizian, der gerade die Kerkertreppe hochkommt.

„Du musst nicht mit, wenn du nicht willst, Scorp“, sagt Alice leise und lächelt mich leicht an, wie um mir zu verdeutlichen, dass sie das ernst meint.

„Ich weiß“, lächele ich und wuschele ihr durch die Haare, bis sie sich weg duckt und ein paar Hufflepufferstklässlern kühle Blicke zuwirft, die uns für einen Moment anstarrten. Sie hasst es angestarrt zu werden.

„Du weißt schon, dass wir offiziell keine Hausrivalitäten mehr haben und ich als Schulsprecher darauf Acht geben muss?“ Fragend hebe ich eine Augenbraue.

„Klappe Mister Wichtig. Wer hat denn noch vor den Ferien einen Haufen Ravenclaws hinterrücks verflucht?“

„Ich habe nur ihre Zähne wachsen lassen!“, protestiere ich halbherzig.

„Und ich habe die Kinder nur angesehen. Was ist schwerwiegender, Mister Schulsprecher?“, neckt sie mich und ich schweige bis wir an der Bibliothek ankommen. Dort öffne ich die Tür und lass sie vor mir eintreten, ehe ich die Tür hinter mir wieder schließe.

Was soll ich sagen? Meine Eltern haben großen Wert auf meine Erziehung gelegt.

„Wo fangen wir an zu suchen?“, frage ich sie und lasse meinen Blick durch den, von uns abgesehen, noch leeren Raum schweifen. Wen wundert’s?

„Geschichtsabteilung“, teilt sie mir mit und läuft zielstrebig los.

„Cool“, nuschele ich jetzt schon gelangweilt und schlendere hinter ihr her. Eilig habe ich es nicht unbedingt und wenn ich mir Zeit lasse, drückt sie mir wahrscheinlich einfach einen Stapel Bücher in die Hand.

Wie vermutet hat Alice schon allerhand Bücher aus dem Regal gezogen, mehr als ich dachte, dass sie tragen kann, ohne vornüber zu kippen. „Hier! Das sind Geschichtsbücher über die Lebenszeit und den Machtaufstieg und Fall meines Vaters. Setzt dich schon mal dahinten hin. Ich suche mir noch ein paar Bücher über die Geschichte Slytherins und über alte Zaubererfamilien.“

„Langen die hier nicht erst einmal?“ Verwirrt runzele ich die Stirn. Sie hat mir locker zehn Bücher in die Hände gedrückt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals zuvor so viele Bücher in der Hand hielt.

„Natürlich nicht“, murmelt sie und läuft die Reihe entlang, wobei sie mit ihren Augen die Buchtitel überfliegt.

„Natürlich“, grummele ich und mache mich auf den Weg zu dem Tisch, wo sie ihre Tasche stehen hat. Hatte sie die schon hierher gebracht, bevor sie zum Frühstück ist oder ist sie mir auf dem Weg hierher einfach nicht aufgefallen?

Vorsichtig setzte ich die Bücher auf den Tisch ab und schiebe den Stapel Richtung Fenster und setzte mich auf den Stuhl direkt am Gang. Dann greife ich nach Alice‘ Tasche, suche eine Feder und einige Pergamentbögen sowie Tinte heraus und stelle sie wieder ab. Daraufhin breite ich die Sachen vor mir aus, spitze mit meinem Zauberstab, den ich aus meinen Umhang ziehe, die Feder neu an und lege sie neben mich.

Womit fange ich denn an? Einfach mit dem ersten Buch? Nein, erst einmal werde ich das Datum und eine Überschrift auf das erste Pergament schreiben. Die Bücher sehen einfach nicht einladend aus.

Nachdem ich die Feder wieder weggelegt habe, muss ich mich wohl oder übel den Büchern widmen… oder warte ich auf Alice?

Ich werde definitiv warten. Einfach rumsitzen ist immer noch besser als vor dem richtigen Unterrichtsbeginn in der Bibliothek zu sitzen und wirklich Geschichtsbücher zu studieren.

Ich meine, ich habe Geschichte der Zauberei nicht abgewählt, weil es mein Lieblingsfach war. Professor Binns Unterricht war immer gut genug um ein Nickerchen zu halten, wenn die Nacht davor zu lang wurde oder einfach weil es so langweilig war. Aber mehr hat er nicht gebracht. Aber immerhin war er gut für meine Gesundheit. Brauchen Teenager nicht mindestens neun Stunden Schlaf? Oder verwechsele ich das mit Knallrümpfigen Krötern? Merlin sei Dank habe ich auch Pflege magischer Geschöpfe abgewählt.

„Warum hast du noch nicht angefangen?“, reißt mich Alice aus meinen Gedanken.

„Weil ich auf die gewartet habe“, lächele ich sie gewinnend an, doch sie runzelt nur die Stirn. Warum prallt mein Charme so an ihr ab? Das macht mich wahnsinnig!

„Warum hast du auf mich gewartet?“

„Weil -“

„Du keine Lust hast. Du kannst wirklich gehen Scorpius, ich schaffe das auch allein.“

„Ich weiß. Aber ich will dir helfen“, grinse ich sie an und schnappe mir das erste Buch von meinem Stapel. Zum Glück ist es nicht gleich das dickste für den Anfang.

 

Seit Stunden sitze ich mit Alice in der Bibliothek und suche ein Buch nach dem anderen nach ihren Vater ab und schreibe alles, was ich über ihn finde, heraus. Auch wenn es auf die Mittagsessenszeit zu geht und mein Magen sich langsam bemerkbar macht, hat die Recherche inzwischen meine Interesse geweckt.

Des Öfteren ist jetzt schon meine Familie oder Freunde der Familie erwähnt worden. Da mein Vater schon vor dem Fall des Dunklen Lords auf Harry Potters Seite wechselte, kommen wir gar nicht so schlecht weg wie erwartet. Sogar die Todesursache meines Urgroßvaters wird erwähnt. Allerdings kann ich mir nicht erklären, was das mit dem Krieg zu tun haben soll.

„Gehen wir gleich Mittagessen?“, wende ich mich an Alice und sehe zu ihr rüber.

„Du kannst ruhig gehen.“

Seufzend lehne ich mich in meinen Stuhl zurück. „Du musst was essen Alice. Die Bücher rennen dir nicht weg.“

„Wenn ich Hunger habe, werde ich mir was zu essen besorgen. Geh ruhig runter, Scorp. Ich will wirklich nichts essen.“

„Gut“, grummele ich, stehe auf und mache mich auf den Weg in die Große Halle. Wenn sie nicht zum Essen kommen will, kommt das Essen eben zu ihr.

 

Alice‘ Sicht:

 

„Ich hoffe das ein Teller Lasagne langt. Mehr konnte ich nicht mitbringen“, ertönt wie aus dem Nichts Scorpius‘ Stimme.

Verwirrt sehe ich auf, direkt in sein frech grinsendes Gesicht. In seiner linken Hand hält er einen Teller aus dem ein verführerischer Geruch aufsteigt, nach Tomatensoße, heißem Käse und italienischen Kräutern, in der anderen hat er Besteck.

„Pince wird mich rausschmeißen, wenn sie mich in der Nähe ihrer Bücher essen sieht.“

Sein Grinsen wird nur breiter und er stellt die Teller vor mir ab. „Die ist beschäftigt.“

Fragend hebe ich eine Augenbraue und nehme ihm das Besteck aus der Hand, als er es mir reicht. Er zuckt mit den Achseln. „Iss einfach. Daisy holt den Teller dann ab.“

 

Den Rest des Tages haben wir noch in der Bibliothek verbracht und die Bücher weitergesichtet. Inzwischen habe so viel über den Aufstieg und Fall meines Vaters und sein Leben gelesen, dass ich das Gefühl habe mehr über ihn, als über mich zu wissen. Ob das gut oder schlecht ist, kann ich allerdings nicht sagen.

Momentan liege ich in meinem Bett, habe die Vorhänge zugezogen und lese Scorpius Notizen im Licht meines Zauberstabs.

Im Großen und Ganzen hat er genau dasselbe herausgefunden wie ich.

Seufzend lege ich die Pergamente zusammen, stehe auf, ziehe meinen Koffer unter meinem Bett hervor, öffne ihn und lege die Notizen hinein, bevor ich ihn wieder wegpacke.

Und was hat mir das jetzt gebracht? Eigentlich nicht viel, wenn überhaupt etwas. Ich kenne jetzt einen Haufen Fakten, aber inwiefern sollen die mir beim Identifizieren mit meiner Familie weiterhelfen?

Lautlos ziehe ich die Nachttischschublade auf und hole den Brief heraus.

Das Papier knistert leise, als ich es entfalte, um die mir schon bekannten Zeilen wieder und wieder zu lesen.

 

Das Vermächtnis deines Vaters ist tief im Schloss versteckt, an dem Ort, wo Harry Potter Ginny Weasley rettete…

 

 Das Vermächtnis meines Vaters… Die Dinge, die meine Mutter in den Gang zur Kammer des Schreckens geworfen hat. Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?

Das hätte mein erster Schritt sein sollen. Ich muss die Dinge dort herausholen. Wer weiß, was sie alles hinunter geschmissen hat? Wer weiß, was ich alles über meinen Vater lerne, wenn ich mir seine Erinnerungen ansehe? Ich muss irgendwie an ein Denkarium kommen. Hat Scorpius‘ Familie nicht eins zuhause?

Aber es dauert noch vier Monate bis zu den Weihnachtsferien. Solange will ich nicht warten! Was mache ich denn jetzt?

Verdammt, da bietet sich mir endlich eine Möglichkeit und dann fehlen mir die Mittel, um sie wahrzunehmen. Wahrscheinlich sollte ich erst einmal die Sachen aus dem Mädchenklo holen. Bis ich das richtige Waschbecken gefunden habe kann seine Zeit dauern und vielleicht ist es ausgetauscht worden, damit niemand mehr in die Kammer gelangen kann?

Dann müsste ich den ganzen Boden aufsprengen um an die Sachen zu gelangen… Merlin wäre das eine Arbeit.

Schnatternd betreten meine Zimmergenossinnen den Saal. Damit ist die Ruhe und Ungestörtheit vorbei. Seufzend lege ich meinen nun erloschenen Zauberstab auf den Nachttisch und kuschele mich augenschließend in meine Decke.

Meine beiden Zimmergenossinnen Michaela Harper und Jane Urquhart machen sich laut genug im Bad fertig, dass ich ganz genau sagen kann, wann wer sich die Zähne putzt oder pinkelt. Habe die noch nie etwas von Rücksicht gehört? Nur, weil wir keine Freundinnen sind, heißt das noch lange nicht, dass sie mich nicht beachten können. Ich tue ja auch nicht so, als wären sie nicht hier.

„Schläft sie schon?“, höre ich Michaela mit herablassender Stimme fragen.

„Sieht so aus“, antwortet Jane nicht mit weniger Verachtung in der Stimme.

Michaela schnaubt. „Ich verstehe nicht was Scorpius mit ihr will! Sie ist so kalt und still und hat überhaupt keinen Charme!“

„Wem sagst du das“, grummelt Jane. „Was will er mit ihr, wenn er jede haben könnte? Die würde dann wenigstens mit ihm ins Bett steigen und nicht so verklemmt sein wie sie. Wer sagt schon nein zu einem Malfoy? Die sind nicht nur reich und reinblütig, sondern auch verdammt gutaussehend!“

Wütend beiße ich mir auf die Lippen. Wie können sie es wagen ein Urteil über mich zu fällen? Sie kennen mich kein bisschen!

„Und er soll verdammt gut im Bett sein“, stimmt Michaela mit ein. „Edith Goyle soll ja schon mehrfach zu dem Genuss gekommen sein und angeblich würde sie kein anderer mehr befriedigen können.“ Die beiden Mädchen kichern dämlich und ich verdrehe meine Augen. Was interessiert es mich wie gut Scorpius im Bett ist?

„Was würde ich für eine Nacht mit ihm geben“, stöhnt Jane dramatisch und dem Geräusch nach zu urteilen hat sie sich in ihr Bett fallen lassen.

Merlin lass mich doch bitte einfach einschlafen!, flehe ich ins ungewisse.

„Es muss ja nicht mal eine ganze Nacht sein“, murmelt Michaela und legt sich ebenfalls hin.

Was ist so toll daran eines der vielen Mädchen zu sein, die er vögelt und dann wieder fallen lässt? Haben die keine Ehre?

„Schlaf gut“, nuschelt Michaela kaum noch verständlich.

„Träum süß“, wünscht ihr Jane.

„Werde ich bestimmt“, kichert Michaela Harper, bevor beide unisono seufzen, deswegen nochmal kurz kichern und endlich Ruhe einkehren lassen.

Womit habe ich diese Zimmergenossinnen verdient? Warum bin ausgerechnet ich im dreier Zimmer gelandet und nicht im Vierer unseres Jahrgangs?

 

Am nächsten Morgen mache ich mich vor den anderen beiden im Bad fertig für den Unterricht. Wenn ich morgens warten würde bis sie fertig sind, würde ich immer das Frühstück verpassen. Allein das es so viel Zeit in Anspruch nimmt, lässt mich wundern, warum Mädchen Make-up benutzen. Vor allen Dingen, wenn sie es gar nicht nötig haben von der Haut her.

Scorpius ist noch nicht hier als ich die Große Halle zum Frühstücken betrete. Bevor er dieses Jahr in das Schulsprecherzimmer gezogen ist, haben wir uns immer im Gemeinschaftsraum getroffen um gemeinsam zu frühstücken. Ich könnte sicherlich einen seiner Freunde fragen, die irgendwie auch zu meinen geworden sind, ob sie mit mir zum Frühstück gehen, da sie alle nur zu gut wissen, dass ich mit meinen Zimmergenossinnen nicht zurechtkomme.

Aber das wäre merkwürdig. Immerhin habe ich normalerweise nur dann etwas mit ihnen zu tun, wenn Scorp dabei ist oder wenn ich mit Harold Nott in der Bibliothek bin, wo uns oft seine Freundin Rose Weasley Gesellschaft leistet.

Rose findet man generell oft in der Bibliothek, eine Tatsache die Scorpius‘ Vater jedes Mal, wenn von ihr die Rede ist, dazu bringt zu behaupten sie wäre wie ihre Mutter Hermine Weasley, was wiederum Scorpius‘ Mutter dazu bringt ihm jedes Mal sachte gegen den Arm zu hauen, bevor er sie küsst.

Ich kenne Scorpius Familie seit fast sieben Jahre und ich habe immer noch nicht ganz verstanden, was das für ein merkwürdiges Verhältnis zwischen den Weasleys, Potters und Scorpius‘ Eltern, sowie den Graves und Zabinis ist. Obwohl Mrs Laura Graves sich gut mit den Weasleys und der Familie Potter versteht. Ich zweifle daran, dass es einfache Hausrivalitäten sind. Irgendetwas muss in der Vergangenheit vorgefallen sein, aber ich werde mich hüten und nachfragen was das war. Wenn die Familien beschlossen haben einen Mantel des Schweigens darum zu hüllen, werde ich gewiss nicht diejenige sein, die am Ende Schuld ist, wenn es zu einer Auseinandersetzung kommt. Vor allen Dingen nicht, weil ich eigentlich nichts damit zu tun habe.

Scorpius‘ Eltern scheinen mich zwar als ihre Beinahe-Tochter zu betrachten und besonders seine Mutter zeigt mir das regelmäßig, aber im Großen und Ganzen geht mich das nichts an. Auch, wenn meine Recherche über meinen Vater ein wenig Licht ins Dunkel gebracht hat.

Scheinbar standen die Familien ziemlich lange auf unterschiedlichen Seiten während des Krieges, was Merlin sei Dank nicht bis zum Schluss so blieb. Zumindest wenn die Bücher Recht haben.

Immer noch über die Familiengeschichten nachdenkend setzte ich mich an den Slytherintisch, weit genug weg von den anderen schon Anwesenden. Ich brauche kein kaltes, arrogantes Schweigen schon am Frühstück, nur weil niemand weiß inwiefern meine Blutlinie mich zu einer Slytherin macht. Wenn die nur wüssten…

„Guten Morgen Sonnenschein“, begrüßt mich Scorpius gut gelaunt von der Seite, als er sich neben mich setzt. Gespielt verwundert sehe ich an den wolkenverhangenen magischen Himmel über uns. „Ich sehe nirgendwo Sonnenschein. Hat mir Jemand eine persönliche Regenwolke über den Kopf gehext und ich habe es nicht gemerkt?“

„Noch nicht“, gibt Scorpius mit leichter Belustigung in der Stimme zurück.

„Weißt du, was wir heute machen werden?“, wechsele ich das Thema.

„Oh je“, ist alles was Scorpius dazu sagt, begleitet von einen tiefen Seufzen, dass bezeugt, dass er mit dem schlimmsten rechnet.

„Wir werden heute das Mädchenklo durchsuchen“, teile ich ihm mit einem bestimmten Nicken, das meine Worte untermauern soll, mit. Scorpius gefriert in seiner Bewegung.

„Meinst du nicht die Bibliothek?“, hakt er beinahe hoffnungsvoll nach.

„Nein. Ich meinte das Mädchenklo. Das Klo der Maulenden Mytre.“

„Oh je“, murmelt Scorpius erneut. „Möchte ich wissen warum?“

„Das bleibt allein dir überlassen“, grinse ich ihn an. Ein Grinsen, das ich in all den Jahren im Hause Slytherin perfektioniert habe.

„Warum durchsuchen wir das Mädchenklo?“, grummelt er mit seiner Teetasse an den Lippen.

„Um etwas zu finden“, gebe ich zurück.

„Und was?“

„Den Eingang zu Kammer des Schreckens“, teile ich ihm unverblümt mit und beiße in meinen mit Spiegelei belegten Toast. Scorpius verschluckt sich an seinem schwarzen Tee mit Milch.

„Du weißt, dass das Monster tot ist? Das stand mehrfach in den Büchern, die zu mir zum Lesen aufgebrummt hast.“

„Das Monster interessiert mich nicht, auch wenn es eine Schande ist so ein seltenes Tier zu ermorden“, seufze ich kopfschüttelnd. „Ich dachte du hättest den Brief meiner Mutter gelesen?“

„Habe ich“, bestätigt er zögerlich.

„Dann sollte dir doch auf gefallen sein, dass sie die Kammer erwähnt hat.“ Scorpius runzelt die Stirn.

„Nicht wortwörtlich versteht sich“, helfe ich ihm auf die Sprünge. Vielleicht hätte er einen Kaffee anstelle des Tees trinken sollen. „Sie hat dort etwas versteckt.“

Erkenntnis huscht über sein Gesicht bei meinen Worten. „Das Vermächtnis deines Vaters“, flüstert er beinahe ehrfurchtsvoll mit einem begeisterten Glitzern in den Augen. „Jetzt hast du mich neugierig gemacht. Weißt du was das alles sein könnte? Das ist unglaublich.“

Augenverdrehend frühstücke ich an diesem Punkt weiter ohne auf das Thema weiter einzugehen. Er muss ja nicht wissen, dass ich bereits ungefähr weiß, was meine Mutter dort hinab schmiss.

Kapitel 3

Alice‘ Sicht:

 

„Wie kannst du nur so geduldig sein“, seufzt Scorpius neben mir, als wir den Gang Richtung Verteidigung gegen die dunklen Künste entlang laufen.

„Wie kannst du nur so ungeduldig sein“, gebe ich innerlich schmunzelnd zurück. Seitdem ich ihm meinen Plan beim Frühstück verraten habe, hibbelt er neben mir rum. Ich hätte es ihm erst kurz vorher sagen sollen, aber diese Erkenntnis kommt zu spät.

„Lass uns den Nachmittagsunterricht einfach schwänzen“, bettelt er zum widerholten Male.

„Nein Scorpius“, meine ich augenverdrehend. „Du wirst es doch wohl schaffen zu warten bis mein Astronomieunterricht vorbei ist.“

Er grummelt etwas und bemerkt in seiner Laune nicht einmal die aufreizenden Lächeln, die ihm die drei Hexen aus Ravenclaw, welche uns entgegen kamen, zu werfen. Schmunzelnd schüttele ich den Kopf, unglaublich froh, dass er diese Wirkung nicht auf mich hat.

„Und jetzt hör auf zu jammern, davon geht die Zeit auch nicht schneller rum“, grinse ich ihn frech an und laufe vor ihm in den Klassenraum.

Ernsthaft, wie kann man so ungeduldig sein?

 

„Nun komm schon“, hetzt mich Scorpius, nachdem er mich vor dem Astronomieturm abgefangen hat.

„Tu ich doch“, grinse ich ihn schief an und erheitere mich ungemein an der Ungeduld, welche sich in seinen grauen Augen wiederspiegelt.

„Schneller“, hetzt er mich und läuft rückwärts vor mir her.

„Ich würde mich an deiner Stelle umdrehen, dahinten kommt eine Kurve“, empfehle ich ihm trocken und nehme meine blonden Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Mir eine Grimasse schneidend dreht er sich wirklich um und läuft vor mir her.

Immer wieder dreht er sich zu mir um, um sicher zu gehen, dass ich ihm noch folge. Merlin, sollte nicht eigentlich ich so aufgeregt sein? Immerhin geht es im Großen und Ganzen um mich. Als wir ankommen hält er mir die Tür zu dem Klo auf und tritt dann hinter mir ein. Still stehe ich für einen Moment da und lasse meinen Blick durch das leere Klo schweifen. Aus einer der hinteren Kabinen kann man Mytres Maulen ausmachen, was auf Scorpius‘ Gesicht ein gehässiges Grinsen zaubert, verachtend rümpfe ich die Nase und wende mich von den Klokabinen ab. Wie kann man noch so vielen Jahren noch so jämmerlich sein?

„Weißt du, was genau wir suchen?“

Nachdenklich wiege ich den Kopf hin und her. „Der Eingang ist ein Loch im Boden, ich weiß aber nicht wo genau, nur dass es hier vorne bei den Waschbecken ist.“

„Weißt du woran wir den Eingang erkennen?“

„Nein.“ Ich schüttele meinen Kopf. „Such einfach die Waschbecken, Spiegel, Fließen… einfach alles ab und wenn dir eine Unregelmäßigkeit auffällt, sagst du mir Bescheid.“

„Und wie willst du… es aufkriegen?“

„Parsel.“

„Oh“, macht er einfach nur und lächelt mich schwach an. Mytre scheint endlich gemerkt zu haben, dass sie nicht mehr alleine ist, denn ihr Gejammer ist nach einem Platsch, der mich stark vermuten lässt, dass sie ins Klo abgetaucht ist, verklungen. Hoffentlich kommt sie nicht allzu schnell wieder.

„Ich fang da drüben an“, teilt mir Scorpius mit und zeigt auf die Gegenüberliegende Seite des Raumes. „Fang du doch mit den Waschbecken in der Mitte an, bevor wir den Boden untersuchen.“

Nickend füge ich mich seiner Anordnung und gehe auf die Waschbecken vor mir zu.

„Denkst du der Eingang öffnet sich auch, wenn du es einfach forderst?“, fragt er noch nach, bevor er mit dem Untersuchen anfängt.

Überfordert zucke ich mit den Achseln. „Ich hab’s nicht ausprobiert.“

„Würdest du dann vielleicht die Güte haben und es tun? Ich will nicht umsonst auf dem Boden rumkriechen“, meint Scorpius Nase rümpfend. „Erstrecht nicht in einem Klo.“

Belustigt grinse ich ihn an. „Angst, dass die Kleidung schmutzig wird, Malfoy?“

„Wohl eher Angst, dass mich Irgendjemand auf den Knien sieht“, gibt er feixend zurück.

„Wer kommt hier schon her?“

„Das frage ich mich allerdings auch Miss Graves“, ertönt plötzlich die strenge Stimme unserer Direktorin McGonogall. „Was tun Sie hier Mr Malfoy? Das ist ein Mädchenklo.“

„Ich... ähm wollte ihr helfen sich die Haare zu flechten“, meint Scorpius ohne die Miene zu verziehen.

„Also wirklich Mr Malfoy. Ihr Vater war besser darin.“

„In Haare flechten?“, gibt Scorpius ungerührt zurück und ich lehne mich schweigend an das Waschbecken hinter mir, nachdem ich mich zu unserer Direktorin umgedreht habe. Die Maulende Mytre steht, beziehungsweise schwebt, schadenfroh grinsend hinter McGonogall bis sie meinen kalten durchbohrenden Blick spürt. Sofort läuft sie silbern an und versteckt sich hinter der strengen Frau.

„Nein, Mr Malfoy. Seine Ausreden waren meistens meisterhaft, wenn er sich dazu herabgelassen hat eine vorzutragen. Als Sohn ihrer Eltern müssten sie darin doch eigentlich gut sein. Und jetzt raus hier. Sie haben hier nicht verloren“, befiehlt McGonogall streng, auch wenn mir die Belustigung in ihren Augen, als sie seine Eltern erwähnte nicht entging, wirkt sie, wie eigentlich immer, ausgesprochen streng und Scorpius verlässt nach einer spöttischen Verbeugung wirklich das Mädchenklo.

Allerdings bleibt er gleich an der Tür stehen, sodass die Professorin zu ihm aufsehen muss, um ihm ins Gesicht zu sehen.

„Der Gang ist für Schüler aber noch nicht verboten, oder?“, grinst er spöttisch auf sie herab und verzieht sein Gesicht zu einer arroganten Maske, als sein Blick auf den Geist fällt.

„Mich wundert’s nicht, dass ausgerechnet du gestorben bist“, schnaubt er herablassend.

McGonogall sieht ihn empört an und dann zu mir, was mich dazu bringt eine Augenbraue fragend zu heben.

„Wollen sie mir beim Haare flechten etwa zu sehen?“

McGonogall presst ihre Lippen zusammen, ihr Widerwille und das Wissen, dass wir sie anlügen sieht man ihr deutlich an.

„Nachsitzen Mr Malfoy für unerlaubtes Betreten einer Mädchentoilette. Morgen Abend um 18 Uhr bei ihrer Hauslehrerin Professor Bulstrode.“

„Sehr wohl, Professor“, gibt er mit dem malfoytypischen höhnischen Grinsen zurück und wendet sich demonstrativ wir zu. „Meine Mutter hat gesagt, dass du den Zopf weiter oben ansetzen sollst“, meint er dann trocken von der Tür aus, missachtet McGonogalls Blick, als sie sich abwendet und wieder zu ihrem Büro zurückgeht.

„Was schwebst du da noch so unsinnig herum? Verschwinde“, kommandiere ich kalt mit harten Blick auf das Gespenst, welches immer noch vor der Tür herumschwebt und jetzt laut heulend und schluchzend wegschwebt.

„Haare flechten? Ernsthaft, Scorpius?“, kichere ich, als er wieder in den Raum kommt und direkt vor mir sehen bleibt.

„Wäre dir was Besseres eingefallen?“

„Sicher. Ich bin ja nicht umsonst in Slytherin“, gluckse ich immer noch amüsiert. „Und jetzt hilf mir suchen.“

„Ai, ai Miss“, salutiert er spaßeshalber und geht zu der äußeren Spiegelreihe. „Du weißt schon, das Mytre wiederkommen wird und uns dann wahrscheinlich erneut bei McGonogall anschwärzt?“

„Die Flechtfrisur hat dann wohl nicht ganz so gut geklappt wie erhofft“, gibt sie trocken von sich.

Scorpius kichert leise, ein sehr ungewöhnliches Geräusch aus seinem Mund und dann verfallen wir in Schweigen.

 

„Ich hab’s“, flüstere ich erstaunt, als ich eine kleine silberne Schlange an einem Waschbecken entdecke. Das ist die erste Unregelmäßigkeit am mittleren Waschbeckenkomplex und passt gut zu dem, was ich suche.

„Wo?“, fragt Scorpius, als er zu mir rüberkommt und sich ebenfalls über den Hahn beugt. „Bist du dir sicher?“

Ich zucke mit den Achseln. „Wie sollte ich? Nach der Zerstörung Hogwarts könnten die alten Waschbecken auch in der falschen Reihenfolge wieder angebracht worden sein.“ „Mich wundert es sowieso, dass sie die alten Sachen wieder repariert und eingesetzt haben. Wäre es nicht viel besser, wenn sie den Raum einfach zugemauert hätten? Oder die Kammer versiegelt hätten?“

„Wir wissen nicht, ob sie es getan haben. Aber kaum Jemand kannte wahrscheinlich den Eingang und nach dem meine Mutter die Sachen herabwarf, schloss er sich. Potter verlor mit seiner Verbindung zu meinem Vater seine Fähigkeit Parsel zu sprechen und die einzige andere Familie in der Parselmunde vorkommen, haben nie gewusst, wo der Eingang liegt und scheinbar nie die Ambitionen gehabt ihn zu suchen.“

„Woher weißt du das alles?“

„Im Vergleich zu dir habe ich die Bücher wirklich gelesen und nicht nur überflogen“, werfe ich ihm halb ernst vor.

Er verzieht das Gesicht. „Die andere Familie ist doch die Familie Graves oder? Stammen die auch von Salazar Slytherin ab?“

„Nicht direkt von Salazar, aber ihre Wurzeln liegen angeblich auch in der Familie Slytherin.“

„Meine Mutter ist eine Graves. Müsste ich nicht auch Parsel sprechen?“

„Nicht unbedingt“, meine ich nachdenklich. „Es sind immer nur die Graves Männer Parselmünder und du bist ein Malfoy in erster Linie, die Gene der Familie sind sehr dominant und die deiner Mutter scheine rezessiv zu sein.“

„Bitte was?“

Augenverdrehend wende ich mich im zu. „Du bist ein Malfoy, kein Graves“, sage ich nochmal langsam und deutlich wie zu einem lernbehinderten kleinen Kind.

Böse sieht er mich an. „Sprich nicht mit mir als wäre ich dumm“, knurrt er mich förmlich an und scheint mich mit seinen silbernen Augen aufspießen zu wollen.

„Provozier es nicht, wenn du damit nicht umgehen kannst“, grinse ich ihn frech an und kneife ihm in die Wange. „Und jetzt sei still.“

Grummelnd stellt er sich einen Schritt hinter mich und wartet darauf, dass ich den Eingang öffne.

„Worauf wartest du?“, fragt er nach einigen Momenten verwundert.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

„Das weißt du doch sonst immer“, neckt er mich und schenkt mir ein charmantes Lächeln, welches an mir abprallt. Das hilft und nämlich auch nicht weiter.

Augenverdrehend wende ich mich wieder von ihm ab und starre auf die eingeritzte Schlange. Was will das Teil denn von mir hören?

„Wie wär’s, wenn du es bittest sich zu öffnen?“

Wieder verdrehe ich die Augen, starre dann die Schlange an und zische Öffne dich.

Langsam ruckelt das Waschbecken, verschiebt sich und offenbart Stück für Stück ein Loch, eine Öffnung im Boden.

Triumphierend grinse ich zu Scorpius und knie mich dann neben den Eingang zu Kammer des Schreckens. Nur das der Schrecken schon länger nicht mehr existiert. Irgendwie nimmt diese Tatsache das Gruselige an der ganzen Sache und somit ein ganzes Stückchen Reiz.

„Accio“, flüstere ich nachdem ich meinen Zauberstab aus meiner Umhangstasche, da wo ich ihn immer aufbewahre, wenn ich einen Umhang trage, gezogen habe.

 

Lautlos gleiten die Dinge, welche ich schon im der Erinnerung meiner Mutter gesehen habe zu uns nach oben, wo ich sie neben mich stelle, bevor ich das nächste Stück auffange.

Neben mir stehen eine Phiole, ein mehr schlecht als recht gestrickter Schal und zwei Fotos. Zwei Fotos die meine Eltern zeigen. Meine Mutter wirkt so glücklich, so unbeschreiblich glücklich auf den Bildern. Wenn ich das noch nicht längst gewusst hätte, würde ich das spätestens jetzt erkennen.

„Schau mal“, lächele ich und halte Scorpius die beiden Bilder hin. „Das ist meine Mutter.“

„Und dein Vater“, ergänze er in einem unglaublich warmen, mitfühlenden Ton. Vorsichtig greift er nach den Bildern. „Deine Mutter sieht glücklich aus.“

„Ja“, bestätige ich sanft und ziehe meine Knie unter mein Kinn. „Das war sie.“

„Dein Vater wirkt zufrieden.“

„Er verzieht keine Miene.“

„Das tun wenige Slytherins, wenn ich dich daran erinnern darf. Vor allem vor der Endschlacht sollen die Hausrivalitäten noch schlimmer gewesen sein und er ist Voldemort persönlich. Du musst hinter die Fassade sehen. Schau ihm in die Augen.“

Scorpius hält mir das Bild wieder hin, ich halte es ganz dicht vor mein Gesicht und konzentriere mich auf das Gesicht meines Vaters.

Er hat Recht. Mein Vater wirkt… zufrieden. Glücklich mit sich im Einklang der Welt. Wie konnte mir das entgehen?

„Meinst du er war glücklich?“, frage ich leise.

„Bestimmt“, bekräftigend drückt Scorpius mir die Schulter.

Eine Weile betrachte ich noch das Bild meiern Eltern, ehe ich die Sachen zusammen raffe und in meine Tasche stecke, welche ich am Eingang abstellte, als wir den Raum betraten.

„Lass uns hier verschwinden.“

„Gute Idee“, stimmt er mir zu und folgt mir, nachdem auch er sich seine Tasche wieder umgehängt hat wieder auf den Gang. „Lass uns zu mir gehen, da können wir uns in Friede die Sachen anschauen.“

Nickend nehme ich seinen Vorschlag an und folge ihm wie ein Schatten zu seinem Gemach. Die Schülern, denen wir auf unserem Weg dahin begegnen, beachten mich kaum und wenn, dann wenden sie ihren Kopf ab.

Ich werde wohl für immer die kalte Slytherin bleiben. Glück gehabt.

Scorpius hingegen wird hin und wieder begrüßt und allerhand Mädchen lächeln ihn gewinnend an. Ich will gar nicht wissen, welche von ihnen er schon hatte. Ob er sich an alle erinnern kann?

Wahrscheinlich nicht. Ich habe echt wahnsinniges Glück, dass er keinerlei sexuelle Begierde für mich empfindet und mich als beste Freundin, vielleicht sogar Schwester, betrachtet.

Ich verstehe immer noch nicht woran das liegt. Klar, ich habe ihn schon ihm Zug bevor wir zum ersten Mal auf Hogwarts ankamen kennengelernt, aber das haben einige und haben es trotzdem nicht in seinen Freundeskreis geschafft, der ansonsten nur aus seinen Kindheitsfreunden besteht…

 

Unter großer Anstrengung schiebe ich meinen Koffer vor mir her durch den Zug. Er ist total voll und viel zu groß für mich und der Kessel im Schlepptau macht es nicht viel leichter. Zögerlich sehe ich in das nächste Zugabteil. Schon wieder ältere Schüler. Jede Kabine ist einfach besetzt. Wo soll ich denn hin? Ich kenne hier doch niemanden. Verzweifelt lasse ich den Kessel und den Koffergrill los und reibe mir die Hand, in die das Metall des Kesselbügels unangenehm hineingeschnitten hat.

Wäre ich doch bloß nicht so knapp in der Zeit gewesen!

Aber woher hätte ich wissen sollen, dass ich durch den Pfeiler laufen muss, um auf das richtige Gleis zu kommen? Ich habe doch Niemanden, der es mir hätte zeigen können.

Seufzend greife ich wieder nach meinen Sachen und setzte sie unter großer Anstrengung wieder in Bewegung.

Ich bin schon mit meinem Koffer an der nächsten Abteiltür vorbei, als diese urplötzlich aufgestoßen wird und ein blonder, schlaksiger Junge herauskommt. Schnell habe ich meinen Koffer losgelassen und einen Schritt nach hinten gemacht, damit mich die Tür nicht trifft.

Der Junge bleibt verwundert stehen und sieht auf den einsamen Koffer vor sich herab. Dann hebt er den Blick und dreht seinen Kopf in meine Richtung.

„Oh, ich habe dich gar nicht gesehen“, grinst er mich selbstbewusst an. „Tut mir leid. Habe ich dir wehgetan?“

Verneinend schüttele ich den Kopf und sehe ihm in sein recht spitzes Gesicht. Er ist recht klein für einen Jungen, höchstens zwei oder drei Zentimeter größer als ich.

 „Ich bin übrigens Scorpius, Scorpius Malfoy“, stellt er sich mir vor und streckt mir seine Hand entgegen. „Und du bist?“

„Alice“, stelle ich mich so ruhig wie möglich vor. Früh habe ich schon gelernt, dass ein kaltes, ausdrucksloses Gesicht einem viel Ärger erspart und wenn die Stimme genauso emotionslos ist, bleibt einem noch mehr Ärger erspart.

Wieder sieht der Junge auf meine Sachen herab. „Suchst du deine Freunde?“

Verneinend schüttele ich wieder den Kopf. „Ich habe keine Freunde“, teile ich ihm mit unbeteiligter Stimme mit. Erstaunt sieht er mich an. Dann blickt er in sein Abteil. „Weißt du, wo du sitzen kannst?“

Schon wieder schüttele ich den Kopf.

„Willst du dich zu mir und meinen Freunden setzen?“

Zögerlich sehe ich ihn ins Gesicht und dann ins Abteil. Vier Gesichter blicken mir neugierig entgegen, das Mädchen lächelt mich sogar leicht an.

„Wenn noch Platz ist“, stimme ich zögerlich zu.

„Sicherlich“, grinst Scorpius. „Komm rein.“ Er greift nach meinem Koffer und trägt ihn nach drinnen, wo einer der anderen Jungs ihm hilft den Koffer nach oben auf die Ablage zu hieven.

„Wieso hast du dir den Kessel von deinen Eltern nicht klein hexen lassen?“, fragt mich der dunkelhäutige Junge verwundert.

„Weil ich keine Eltern habe“, antworte ich simpel und stelle den Kessel an die gegenüberliegende Wand vom Eingang zwischen das Mädchen und einen Blondhaarigen.

„Das tut mir leid“, meint der schwarzhaarige zögerlich.

„Muss es nicht. Ich habe meine Eltern nie kennen gelernt“, winke ich ab und lasse mich auf den einzigen freien Platz neben Scorpius sinken.

Kurz herrscht betroffenes Schweigen, doch dann reißt Scorpius das Wort wieder an sich. „Das sind übrigens mein Cousin Duncan Graves, Rose Weasley, ihr Cousin Albus Potter und Tizian Zabini“, stellt er mir seine Freunde der Reihe nach vor.

„Ich bin Alice“, lächele ich leicht in die Runde. „Sehr erfreut.“

 

Die Erinnerung ruft ein kleines Lächeln bei mir hervor. Durch eine einfache Begegnung im Zug hat sich mein komplettes Leben verändert.

Immer noch lächelnd blicke ich auf Scorpius‘ Rücken. Wie sehr er sich verändert hat. Er ist inzwischen mit seinen 1, 86 Meter nicht nur viel größer als ich, auch das spitze hat seine Gesichtszüge verlassen, genauso wie das Schlaksige seinen Körperbau.

Rein objektiv betrachtet kann ich die anderen Schülerinnen schon verstehen, was Scorpius anbelangt.

 Weißblonde Haare, graue Augen, durchtrainiert, wohlproportioniert und unglaublich charmant. Na ja, letzteres nur, wenn er will. Außerdem weckt seine lässige Arroganz oft eine Art Bewunderung beim weiblichen Geschlecht.

„Was lächelst du?“, reißt mich Scorpius aus meinen Gedanken und sieht mich fragend an. Verwundert stelle ich fest, dass wir schon bei seinem Zimmer angekommen sind.

„Ich hab nur-“

„Scorpius!“, werde ich von einer weiblichen Stimme unterbrochen. Leicht genervt drehe ich mich um, um Zoe Kimmel, die Schulsprecherin, strahlend auf uns zulaufen zu sehen.

„Zoe“, grüßt Scorpius zurück. „Was kann ich für dich tun?“, fragt er mit einem einnehmenden Lächeln.

Augenverdrehend trete ich einen Schritt beiseite. Die Ravenclaw wird mich sowieso nicht beachten und Scorpius ist zu sehr mit dem Flirten beschäftigt, um mich noch zu registrieren.

Eigentlich könnte ich schon mal in sein Zimmer vorgehen. Leise schiebe ich mich an den beiden vorbei und stelle ich vor das Portrait, welches die Tür bewacht. Unwillig steht die Sphinx auf. „Passwort?“

„Severus Snape“, antworte ich gelangweilt und trete durch die Tür, noch während dem sie aufschwingt. Drinnen angekommen schließe ich leise die Tür hinter mir und laufe direkt auf die Sitzgruppe vor dem Kamin zu. Mit einem Schlenker meines Stabes entfacht ein kleines Feuer, damit der Raum nicht zu sehr abkühlt.

Wir haben zwar erst September, aber im Schloss wird es nie richtig warm und die Tage werden auch wieder kühler. In Schottland geht das immer so schnell, da hat der Sommer kaum angefangen und schon ist er wieder vorbei. Und ich hab als Kind immer gedacht, dass es in London kalt ist.

Hogwarts hat mich eines besseren belehrt. Schwungvoll setzte ich mich auf einen Sessel und krame die Sachen aus meiner Tasche um sie vor mich auf den Tisch zu stellen. An sich ist es ja nicht viel, aber vielleicht finden wir ein paar Anhaltspunkte an denen wir unser weiteres Vorgehen festmachen können.

Nachdenklich drehe ich meinen Zauberstab zwischen meinem Zeigefinger und Daumen hin und her. Wieso erfahre ich erst jetzt von all dem?

Warum nicht schon vor einem Jahr? Das hätte doch kaum einen Unterschied gemacht. Oder direkt an meinem siebzehnten Geburtstag?

Wo bleibt Scorpius bloß?

Kaum habe ich den Gedanken zu Ende gedacht öffnet sie seine Zimmertür erneut.

 

Scorpius‘ Sicht:

 

„Zoe“, grüße ich zurück. „Was kann ich für dich tun?“ Mir entgeht nicht, dass Alice sich aus meinem Blickwinkel schiebt. Wahrscheinlich will sie einfach nicht mit meiner Mitschulsprecherin reden.

Geziert lächelt sie zurück. „Wir müssen endlich ein Treffen mit den Vertrauensschülern einberufen um die Aufsichtspläne zu verteilen und um ihre Pflichten zu erläutern.“

„Stimmt. Hast du schon einen Termin in Aussicht?“, frage ich so nett wie möglich. Kann sie sich nicht einfach beeilen? Hat sie denn nicht gesehen, dass ich mit Alice unterwegs bin und keine Zeit für sie habe? Dumme Schulsprecherpflichten! Wenn sich dieser Titel sich doch nur nicht so gut bei Bewerbungen machen würde. Auch, wenn mir das an sich egal sein könnte. Nach diesem Jahr steige ich eh in der Firma meiner Familie ein.

„Freitagabend um neunzehn Uhr in meinem Zimmer. Sei pünktlich.“

„Selbstverständlich“, lächele ich sie an. „Noch etwas?“

Sie schüttelt den Kopf und schenkt mir noch ein gewinnendes Lächeln, bevor sie wortlos wieder verschwindet.

Erleichtert sie endlich los zu sein, drehe ich mich um und öffne meinen Mund um mich bei Alice zu entschuldigen. Doch im Gang ist weit und breit keine Alice zusehen. Seufzend fahre ich mit einer Hand durch meine Haare. Ich hasse es, wenn sie einfach verschwindet und ich sie dann suchen muss, aber zuerst bringe ich meine Tasche in mein Zimmer.

„Severus Snape.“ Die Tür schwingt lautlos auf, nachdem ich das Passwort gesagt habe und ich trete ein. Überrascht sehe ich Alice an, die vollkommen entspannt vor meinem Kamin sitzt.

„Ich dachte ich warte in deinen Zimmer auf dich, bis du fertig bist.“

„Du hättest nicht gehen müssen“, lächele ich sie an, setzte meine Tasche ab und laufe zu ihr rüber, wo ich mich auf die kleine Couch setze.

„Ich weiß“, gibt sie zurück und schiebt ihren Zauberstab wieder in ihren Umhang. „Schau mal“, bittet sie mich, beugt sich vor, nimmt ein kleines Fläschchen von meinem niedrigen Couchtisch und gibt es mir. Neugierig sehe ich es an. Eine silbrige Substanz wabert darin.

„Ist das-“, beginne ich erstaunt.

„Ja. Das sind Gedanken meines Vaters.“

Sprachlos sieht Scorpius das Fläschchen an.

„Wir brauchen ein Denkarium“, spreche ich das Offensichtliche aus. Er nickt.

„Meine Familie hat eins… Allerdings kommen wir da erst in den Weihnachtsferien ran.“

„Das habe ich mir schon gedacht“, seufzt Alice und packt die Dinge vorsichtig wieder ein. „Was hat Zoe gewollt?“

„Schulsprecherpflichten. Manchmal frage ich mich, warum ich zugestimmt habe dieses Jahr den Clown für McGonogall zu spielen“, grummele ich immer noch genervt, wenn ich an das Treffen mit den Vertrauensschülern denke.

„Weil du das Abzeichen wolltest“, grinst mich Alice an. Ihre veilchenfarbenen Augen funkeln mich belustigt an und ich würde sie am liebsten die ganze Zeit anstarren.

„Auch wieder wahr. Wer außer einem Malfoy hat diese Auszeichnung schon verdient?“

Alice verdreht die Augen und steht auf. „Ich muss noch Hausaufgaben machen. Wir sehen uns beim Essen.“

„Geht klar“, nicke ich ihr zu und lehne mich zurück.

„Bis dann“, verabschiedet sie sich noch und verlässt den Raum.

Nachdenklich reibe ich mir den Nacken. Ich weiß einfach nicht wie ich mit der Situation umgehen soll. Irgendwie fürchte ich mich vor dem Vermächtnis ihres Vaters. Was wird er ihr für Gedanken zurückgelassen haben? Und wie wird es sie verändern? Wird sie in seine Fußstapfen treten wollen?

Leise klopft es an der Tür. Genervt stehe ich auf. Bin ich ein Bahnhof oder so?

„Albus“, begrüße ich Albus Potter, nachdem ich die Tür geöffnet habe. „Was kann ich für einen Gryffindor tun?“, grinse ich ihn arrogant an und hebe spöttisch eine Augenbraue. Das habe ich mir vor Jahren schon von meinem Vater abgeguckt. Er macht das auch ständig. Genauso wie mein Großvater. Meine Großmutter, Mama und inzwischen auch Samantha machen sich gerne darüber lustig wie sehr wir „Malfoymänner“ uns doch ähneln würden.

„Lust auf Quidditch?“, reißt mich Albus grinsend aus meinen Erinnerungen und fährt sich durch das wild abstehende Haar in dem Versuch es zu glätten. Das macht er ständig.

„Klingt gut. Wer ist noch dabei?“, frage ich mich und lehne mich gegen den Türrahmen.

„Lily, Hugo, Roxi, Lorcan, Lysander, Rose, Harold, Lucy, Charlotte und Duncan bis jetzt. Wenn du mitmachst, fehlen nur noch zwei weitere Spieler um zwei Teams voll zu besetzen.“

Also seine komplette Sippschaft, die noch zur Schule geht, die Scamander – Zwillinge und meine Familie. Mit Ausnahme von Harold kenne ich den ganzen Trupp seit dem ich denken kann. Harold habe ich erst in der Schule kennen gelernt, dadurch, dass wir in einem Schlafsaal waren, wurden wir beste Freunde und inzwischen gehört er irgendwie schon zur Familie. Da unsere Eltern sich schon aus ihrer Schulzeit kannten und befreundet waren, verbringen er und seine Familie inzwischen aus Silvester und den zweiten Weihnachtsfeiertag bei uns.

„Ich werde Tizian noch fragen“, verspreche ich. Er ist zwar nicht im Quidditchteam, aber das sind die meisten von der Runde nicht. Zum Spaß spielt er sicherlich gerne mit.

„Und Alice? Dann wären wir komplett.“

„Albus, du weißt ganz genau, dass Alice kein Quidditch spielt“, meine ich kopfschüttelnd.

„Komm schon. Fragen kostet nichts und in den Ferien konntest du sie auch von einem Match überzeugen.“

Seufzend willige ich ein. „Ich wird sie schon irgendwie aus der Bibliothek kriegen.“

„Spitze! Dann sehen wir uns gleich beim Quidditchfeld. Ich wusste ich kann mich auf dich verlassen. Dann hol mal deine kalte Slytherin. Ich weiß echt nicht wie du es mit ihr aushältst“, meint er du schüttelt den Kopf, als würde er zum ersten Mal darüber nachdenken.

„Bis gleich, Albus“, gebe ich ihm zu verstehen, dass er gehen soll.

„Bin schon weg.“

Nachdenklich schließe ich die Tür wieder. Wie soll ich Alice bloß davon überzeugen mit Quidditch zu spielen?

Kapitel 4

Samanthas‘ Sicht:

 

Es ist kurz vor den Weihnachtsferien und Scorpius hat sich mit Alice schon angemeldet. Das ganze Manor wird von einer Schicht weißen Puderschnee überzogen und wirkt noch märchenhafter, als sonst schon.

Draco ist gerade in der Firma, hat aber versprochen früher nach Hause zu kommen, damit wir noch Weihnachtsgeschenke einkaufen gehen können.

Leise Schritte von Lederschuhsohlen nähern sich über den Marmorboden hinter mir. Draco. Unter tausenden Menschen würde ich ihn an seiner Art zu laufen rauserkennen. Ein glückliches Lächeln breitet sich in meinem Gesicht aus, als ich an meinen Mann denke. Wir sind seit sechsundzwanzig Jahren verheiratet und ich liebe ihn immer noch so sehr wie am Anfang. Oder nein, das stimmt nicht. Ich liebe ihn mehr, als am Anfang. Nachdem die ganzen Hormonschwankungen in seiner Gegenwart nachgelassen haben, habe ich gelernt, was es heißt jemanden so zu lieben wie er ist und Kompromisse einzugehen, um eine Beziehung am Laufen halten zu können.

Dracos Arme schlingen sich von hinten um meine Taille und er legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Gemeinsam sehen wir aus dem Fenster sind die weiße, verzauberte Landschaft. Seine Eltern sind nach unserer Hochzeit aus dem Familienmanor ausgezogen und sind ein etwas kleineres, knapp hundert Jahre jüngeres Haus im Süden Englans gezogen, wodurch wir das ganze Herrenhaus für uns haben. Wir hatten ihnen angeboten, dass sie den Ostflügel beziehen und wir den Westflügel oder das wir in eins der anderen Häuser der Malfoys ziehen, aber Narzissa wollte einen Neuanfang.

Völlig entspannt lehne ich mich gegen meinen Mann und atme seinen Geruch ein. „Du bist früh.“

„Ich konnte einige Treffen verschieben“, murmelt er in mein Ohr und küsst meinen Hals.

„Gib mir zehn Minuten, damit ich mich umziehen kann“, bitte ich ihn und küsse ihn auf den Mund.

„Du hast alle Zeit der Welt, Liebes.“

 

Ich habe mich schick, aber warm in Muggeldesignerklamotten gekleidet, damit wir in Muggellondon nicht auffallen werden. Nachdem der Krieg und die Verhandlungen vorbei waren, konnte ich Draco und Blaise davon überzeugen mit mir die Welt der Muggel ein wenig weiter zu erkunden. Und das mit der Hilfe von Hermine, Ron, Ginny und Harry, wohlgemerkt. Während dieses Trippes durch Muggellondon habe nicht nur ich die Liebe zu ihren Designerstücken entdeckt.

Der Ausflug war wirklich nett. Sie haben sich alle zusammen gerissen und versucht miteinander auszukommen, außerdem hat es Blaises und Dracos Unschuld in den Augen der Presse nur noch einmal bestätigt.

Und nicht zu vergessen Anna. Das war das erste Mal, dass Blaise uns Anna vorgestellt hat. Anfangs war sie total schüchtern und zurückhaltend, aber mit der Zeit ist sie immer mehr aus ihren Schneckenhaus gekrochen, was die Zeit mit ihr wirklich unterhaltsam machte. Ich bin froh, dass Blaise sein passendes Gegenstück gefunden hat, auch, wenn sie sich Zeit gelassen haben. Eine Tatsache, die mich echt überrascht hat. Als ich erfuhr, dass die beiden sich schon aus Hogwarts kannten, war ich vollkommen erstaunt. Wieso wusste ich davon nichts? Und wieso ist sie nicht einfach auf seiner Liste von Eroberungen abgehakt worden? Ihre Geschichte ist so süß, dass ich mich einfach dumm und dämlich freuen musste, nachdem sie ihre Verlobung bekannt gegeben hatten.

„Wo bist du denn schon wieder mit deinen Gedanken?“, reißt mich Draco aus meinen Erinnerungen, nachdem ich das westliche Wohnzimmer betreten habe. Er sitzt Tee trinkend in seinem Lieblingsohrensessel und blickt mich fragend an.

„An unseren ersten Besuch in Muggellondon“, lächele ich ihn an und setzte mich schräg auf seinen Schoß. Sofort legt er seinen Arm um meine Taille und zieht mich noch näher an sich heran.

„Fahren wir mit dem Auto?“

„Können wir“, kichere ich leise. Das ist doch unfassbar. Wie kann man jahrelang alles, was Muggel herstellen so ablehnen und jetzt so verrückt nach manchen ihren Gerätschaften sein, dass er sein Auto dem Apparieren, das viel schneller ist, vorzieht?

„Warum lachst du?“

„Sag ich nicht“, necke ich ihn stehe auf, nur um von ihm am Handgelenk zurückgezogen zu werden. Zärtlich küsst er mich und schlingt beide Arme um meine Taille. Seufzend schlinge ich meine Arme um seinen Nacken und gewähre seiner forschenden Zunge Einlass.

Seine Hände wandern unter meinen dicken Strickpullover und ziehen ihn mir aus. Sofort finden unsere Lippen wieder zueinander und ich knöpfe langsam sein Hemd auf. Lust pumpt durch meine Venen, übernimmt die Kontrolle und lässt mich alles außen herum vergessen. Es gibt nur noch Draco und mich.

Nachdem wir beide nackt sind, hebe ich mein Becken und lasse mich langsam auf sein Glied sinken. Seinen Kopf hat er in den Nacken gegen die Lehne gelegt und seine Hände dirigieren meine Hüften auf und ab. Ein genießerisches Stöhnen kommt aus meiner Kehle. Merlin, wie sehr ich diesen Mann doch  nach all den Jahren liebe. Ich bewege mich immer schneller auf und ab, als ich meinen Orgasmus heranrollen spüre.

„Draco“, höre ich meinen eigenen Schrei, als wie beide kommen und kippe vornüber gegen seine leicht verschwitzte Brust.

Wie  sehr ich meinen Mann doch liebe.

 

„Bist du dir sicher, dass wir noch einen Weihnachtsstern brauchen?“, fragt mich Draco zum x-Mal auf dem Weg zur Kasse.

„Ja, sonst sind die Abstände auf dem Tisch zu groß zwischen den einzelnen Sternen.“ „Aber der glitzert“, meint Draco in einem jammernden Ton, den ich noch zu gut aus Hogwarts kenne.

„Ich weiß“, seufze ich und rücke einen Platz näher an die Kasse, nachdem eine dicke Frau mehr Süßigkeiten gekauft hat, als ich Schokolade für die Mousse au chocolat am Weihnachtsabend und da bewirte ich dieses Jahr die komplette Familie Weasley, Graves, Malfoy und nicht zu vergessen die Ehepaare Zabini junior und Nott junior samt Kinder.

„Ich will keine glitzernden Blumen in meinem Haus. Erst Recht nicht, wenn Potter kommt, der wird mich ewig damit aufziehen“, jammert er weiter. Harry und er kommen inzwischen zwar gut miteinander aus, aber eine leichte Rivalität ist dennoch zurück geblieben und das nicht nur bei Quidditch spielen mit den Kindern.

„Wir können den Glitzer ja entfernen“, meine ich augenrollend.

„Das habe ich gesehen!“, beschwert er sich gleich wieder, die lächelnden Blicke der Muggel um uns herum missachtend, die Verkäuferin nimmt den glitzernden Weihnachtsstern entgegen.

„Wie lange sind sie schon verheiratet?“, fragt die Verkäuferin freundlich mit interessiertem Blick.

„Über sechsundzwanzig Jahre“, antworte ich mit einem belustigten Lächeln und sehe meinen immer noch schmollenden Mann von der Seite an.

„Sie wirken so vertraut miteinander“, meint sie lächelnd, als sie das Geld in die Kasse sortiert und mir meinen Bon reicht. „Fröhliches Fest.“

„Danke. Ihnen auch ein Frohes Fest“, verabschiede ich mich und greife nach Dracos Hand, der sofort unsere Finger ineinander schlingt.

„Das Glitzer machst du aber wirklich runter, oder?“

 

 

Alice‘ Sicht:

 

Voller Vorfreude packe ich meinen Koffer für die Weihnachtsferien bei Scorpius. Es ist jedes Mal wie nach Hause kommen, ein warmes Gefühl durchströmt mich bei dem Gedanken an das Manor und seine Familie. Nach all den Jahren kann ich immer noch nicht fassen, dass sie mich behandeln, als wäre ich eine von ihnen, als wäre ich ihre Tochter und schon immer da gewesen. Klar hat das auch seine Nachteile. Wenn ich was anstelle, werde ich genauso bestraft wie Scorpius, kriege genau die gleichen Vorträge gehalten und nicht zu vergessen: Kriege genauso wütende Heuler, wenn ich Lehrer in einen Besenschrank sperre.

Aber darauf wollen wir jetzt nicht weiter eingehen, das ist eine ganz andere Geschichte.

Kichernd betreten meine lieben Zimmergenossinen den Schlafsaal. Sobald sie mich erblicken, verstumme sie schlagartig und ein boshaftes, gehässiges Lächeln huscht über ihre Züge. Augenverdrehend senke ich wieder meinen Blick auf meine Packliste.

„Na, packst du deinen Koffer um die Ferien wieder bei den Malfoys zu wohnen?“, fragt Michaela gehässig.

„Oder haben sie endlich genug von dir kleinen Schmarotzerin? Schicken sie dich endlich wieder ins Waisenhaus? Ist es noch nicht zu spät zu hoffen, dass sie wieder zu Verstand kommen?“, setzt Jane gackernd lachend hinterher.

Wütend beiße ich die Zähne zusammen. Die haben doch absolut keine Ahnung, warum lassen sie ihr scheiß Eifersuchtsproblem nicht an jemand anderen aus? An einem Mädchen mit dem er mal was am Laufen hatte?

„Bist du dir zu gut, um uns zu antworten?“, schnaubt Michaela und bleibt mir gegenüber stehen. Genervt sehe ich sie über mein Bett hinweg an.

„Schon mal was von Privatsphäre gehört?“, antworte ich ihr und schlage meinen Koffer zu.

Die beiden gackern wie Hühner los und wenden sich wieder von mir ab.

Merlin sei Dank ist das mein letztes Jahr mit den beiden, ich weiß nicht, wie lange ich das noch wortlos über mich ergehen lassen könnte, wenn kein Ende in Sicht wäre.

 

„Hast du alles?“, fragt mich Scorpius mit einem besorgten Blick. Lächelnd nicke ich. Und selbst wenn ich nicht alles hätte, sind es nur drei Wochen Ferien und seine Familie hat eh immer alles auf Vorrat gelagert, als würden sie mit einer nahenden Hungersnot rechnen.

„Dann los. Meine Eltern warten sicherlich schon auf uns. Mutter hat mir gestern noch geschrieben, dass wir pünktlich sein sollen, da die anderen auch schon früher kommen und die Feiertage bei uns wohnen“, teilt er mir mit. Erschrocken sehe ich ihn an.

„Bis wann bleiben die Gäste?“

„Bis zum 26. Dezember. Warum?“

Wortlos schiebe ich meine Hand in meinen Umhang. Erst sieht er verwirrt aus, doch dann huscht Verständnis über sein Gesicht.

„Das muss wohl noch ein paar Tage länger warten.“

Seufzend nicke ich. Ein paar Tage mehr oder weniger machen jetzt auch keinen Unterschied.

 

„Scorpius! Alice!“, strahlt Samantha uns entgegen und breitet glücklich lächelnd ihre Arme aus. „Schön, das ihr da seid. Merlin habt ihr mehr gefehlt. Hast du abgenommen?“ Besorgt mustert sie mich. Grinsend schüttele ich den Kopf. Das fragt sie mich immer, wenn wir sie in den Ferien besuchen. Manchmal glaube ich, dass sie es einfach liebt Menschen zu mästen. Draco legt sie auch immer ein zweites Stück Kuchen auf den Teller. Wenn sie wüsste, dass er deswegen immer weniger vom Hauptgang isst, würde sie ihm die Hölle heiß machen. Ich persönlich fand einfach, dass es zu dem beiden passt, als Scorpius mir das erzählt hat.

„Ihr wollt euch sicherlich erst frisch machen. Die Gäste kommen erst in einer Stunde, davor könnt ihr ja noch auspacken und euch umziehen. Wenn ihr was braucht, sagt mir Bescheid ja? Ich bitte Cindy gleich euch einen Tee zu bringen.“

„Dir auch einen guten Tag, Mutter“, grinst Scorpius und küsst seine Mutter auf den Kopf.

„Ich habe deinen Freunden alle bei dir im Westflügel ein Zimmer herrichten lassen.“

Scorpius nickt und streift sich den Mantel ab. „Wann kann man mit Vater rechnen?“ „Er will pünktlich zum Abendessen kommen. Deine Großeltern sind übrigens schon alle hier. Wenn ihr sie erst begrüßen wollt, findet ihr sie im östlichen Wohnzimmer.“ „Nachher, Mutter. Wir wollen erst einmal in unsere Zimmer, oder Alice?“ Fragend sieht mich Scorpius an.

„Wir können auch erst deine Großeltern hallo sagen, wenn du möchtest. Ausräumen können wir auch noch heute Abend“, biete ich ihm an. Ich mag seine Großeltern. Seine Großmütter haben mich von Anfang an behandelt, als wäre ich schon immer ein Mitglied der Familie und Lucius und Jonathan sind mit der Zeit auch aufgetaut. Sie sind mir alle viel ans Herz gewachsen, sogar Lucius mit seiner kalten Art. Ich hatte ewig gebraucht bis ich mich in seiner Gegenwart wohl fühlte. Um ehrlich zu sein bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich ihn jetzt mögen würde, wenn er mir mit dreizehn nicht das Leben gerettet hätte.

Scorpius und ich waren fliegen (ich konnte es damals schon nicht besonders leiden!), als ich die Kontrolle über meinen (okay, es war einer der Besen der Malfoys, ich besitze nicht einmal einen Besen) verlor und runterfiel. Lucius hatte das Ganze mitbekommen und hat meinen Sturz nicht nur verlangsamt, sondern auch den Boden unter mir gepolstert, damit mir nichts passiert. Nicht einmal einen blauen Fleck trug ich davon. Seitdem ist er mein heimlicher Held, nicht einmal Scorpius habe ich erzählt, wie sehr ich seinen Großvater seit diesem Tag bewundere.

„Sicher, dass das in Ordnung ist?“, hakt Scorpius noch einmal nach.

„Klar“, nicke ich.

„Dann komm“, weist er mich an und hält mir höflich die Tür auf.

„Denkt daran euch umzuziehen, bevor die anderen kommen“, ruft Samantha uns hinterher. „Ich habe dir einen schönen neuen Wollpullover aufs Bett gelegt Alice.“

Grinsend schüttele ich den Kopf, da die Tür schon zugefallen ist, bevor ich mich bedanken konnte. Solche Momente geben mir immer das Gefühl für sie die Tochter zu sein, die sie nie hatte.

„In solchen Momenten frage ich mich immer, ob nicht du ihr Lieblingskind bist“, grinst mich Scorpius an. Gespielt arrogant werfe ich meine Haare über die Schulter und sehe zu ihm hoch. „Ich bin ja auch viel hübscher als du es je sein wirst.“

„Das nimmst du zurück!“, fordert er mich gespielt sauer auf.

„Und wenn nicht?“, necke ich ihn, grinse zu ihm auf und renne los, als er nach mir greifen will. Lachend jagt er mich durch das halbe Manor, bis er mich einholt, an der Taille packt und über seine Schulter wirft. „Das gibt Rache“, droht er mir immer noch lachend und leicht außer Atem. Kichernd und keuchend schlage ich auf seinen Rücken ein. „Lass mich runter! Scorpius!“, quieke ich, als er mich auf eine kleine Coach liegt, die wahrscheinlich älter ist, als gesund für ein Möbelstück ist. Frech grinsend fängt er an mich zu kitzeln und weicht meinen unkoordinierten Tritten aus. Lachend versuche ich ihn von mir zu schieben. „Geh weg“, japse ich. „Lass mich!“

„Nur, wenn du es zurücknimmst“, stellt er als Ultimatum und hält meine Handgelenke in der einen Hand, während er mich mit der anderen an meinem Bauch kitzelt.

„Ich denke nicht, dass sie es zurücknehmen kann, wenn sie am ersticken ist“, meint eine männliche Stimme mit belustigten Unterton hinter Scorpius. Augenblicklich lässt er von mir ab und dreht sich um. Schwer keuchend richte ich mich auf und versuche mein Haar in Ordnung zu bringen, als ich seine Großeltern erkenne. Verwundert sehe ich mich um, bis ich erkenne, dass wir im Gang vor dem östlichen Wohnzimmer sind. Kein Wunder, dass sie hier sind, den Lärm, den wir veranstaltet haben, können sie kaum überhört haben.

„Hallo“, begrüßt Scorpius seine Großeltern, umarmt seine Großmütter und lässt sich von seinen Großvätern auf die Schultern klopfen. Grinsend stehen alle vier vor uns und ich würde am liebsten im Erdboden versinken, da das aber nicht möglich ist, stehe ich auf und lasse mich ebenfalls von seinen Großeltern herzen.

„Was hast du denn so furchtbares gesagt, dass er nicht von dir ablässt?“, fragt Amanda Graves neugierig.

„Eigentlich habe ich ihn nur geneckt“, grinse ich sie verschwörerisch an und ernte ein mädchenhaftes Kichern.

Scorpius schnaubt ungläubig und seine Augen funkeln mir belustigt entgegen. „Geneckt? Du hast an meinem Äußeren gezweifelt!“

„Und scheinbar einen wunden Punkt getroffen“, grinse ich und würde ihm am liebsten die Zunge rausstrecken, aber das würde ich niemals vor seinen Großeltern machen. Selbst im Waisenhaus habe ich genug Anstand beigebracht bekommen, um solch grundlegende Benimmregeln zu beherrschen.

„Aber, aber“, mischt sich Narzissa ein. „Nicht streiten. Trinkt lieber einen Tee mit uns, nachdem ihr euch ungezogen habt.“

„Machen wir“, verspricht Scorpius und zieht mich hinter sich her zu unseren Zimmern ohne ein weiteres Wort über den Vorfall zu verlieren, bis wir vor meiner Zimmertüre stehen bleiben, die direkt neben seiner liegt.

„Du hast mich also nur geneckt, ja?“, schmunzelt er.

„Was denn sonst?“, meine ich mit einer hochgezogenen Augenbraue und verschwinde in mein Zimmer.

 

Scorpius‘ Sicht:

 

Glücklich beobachte ich Samantha dabei wie sie sich ungezwungen mit meinen Großeltern unterhält. Nachdem wir uns umgezogen haben, sind wir gemeinsam wieder runtergegangen und haben uns auf eine Tasse Tee zu meinen Großeltern gesetzt, bis die ersten Gäste ankommen und wir alle in die Eingangshalle gehen, um sie zu begrüßen. Wenn Freunde oder Familie uns besuchen kommt, nutzen wir das Empfangszimmer eigentlich nie. Es sei denn das Treffen hat geschäftliche Hintergründe.

„Und Scorpius lernst du schon für deine Abschlussprüfungen?“, erkundigt sich Großvater Lucius bei mir mit seinem üblichen emotionslosen Gesichtsausdruck. Oma Amanda legt ihr Stickzeug beiseite und konzentriert sich ebenfalls ganz auf mich. Leicht nervös fahre ich mir durch die Haare.

„Ich habe, was das anbelangt keine Wahl. Alice zwingt mich regelmäßig dazu.“

„Es ist zu deinem Besten!“, empört sich Alice und verschränkt trotzig die Arme vor ihrer Brust. Meine Großeltern lachen, bis auf Lucius, der sieht mich einfach streng an.

„Scorpius, die Prüf-“ Plopp. Ein Hauself ist in den Raum appariert.

„Entschuldigen sie die Störung, Masters und Mistresses, aber Duffy soll Ihnen sagen, dass die Familien Nott und Graves soeben angekommen sind.“

„Danke Duffy du kannst wieder gehen“, entlasse ich den Elf erleichtert, auf eine weitere Predigt von Lucius habe ich echt keine Lust gehabt.

 

In der Eingangshalle wuselt meine Mutter hin und her und erzählt dabei Laura von der neuen Rose, die sie scheinbar vor ein paar Tagen gekauft hat. Wer kauft im Winter schon Rosen?

Onkel Damon zwinkert mir zu, er scheint sich wohl dasselbe zu denken.

Alice scheint schon alle begrüßt zu haben, da sie mit Amber gerade die Große Halle verlässt. Lächelnd sehe ich den beiden nach, bis sie die Halle verlassen, dann gehe ich unsere ersten Gäste begrüßen.

 

Harold, Tizian, Duncan und ich spielen gerade Billard, als Charlotte uns mitteilt, dass das Mittagessen angerichtet ist. Da ich noch keinen Hunger habe, lege ich leicht genervt den Queue in seine Halterung und folge meinen Freunden aus dem Zimmer zum nahe gelegenen Esszimmer, wo bereits alle anderen schon Platz genommen haben. Alice sitzt zwischen Amber und meiner Cousine Charlotte und lächelt mich kurz an, als ich mich ein paar Plätze weiter ihr gegenüber niederlasse.

Da noch nicht alle hier sind, gibt es nur Gartensalat mit Honig – Senf – Dressing, Lachsfilet auf einen Orangenreisbett und zum Nachtisch Rosenblütencrememuffins, dabei reden alle munter mit ihren Tischnachbarn. Amber und Rose sind so sehr in ihre Konversation vertieft, dass sie nicht einmal aufschauen, als ich mit den Jungs zurückgehe, um die Partie Billard zu beenden.

 

Im Laufe des Tages sind auch alle anderen Gäste eingetroffen und nachdem auch mein Vater von der Arbeit zurückgekehrt ist, versammeln wir uns wieder alle im Speisesaal. In Momenten wie diesen bin ich mehr als froh, dass die Räume hier so groß sind.

Die komplette Familie Weasley hat sich an einem Tischende versammelt, daneben sitzt die Familie Potter, dann die Familie Zabini mit den Notts und den Graves, anschließend haben sich die Eltern meines Vaters niedergelassen und neben dem Kopfende, wo mein Vater sitzt und Großvater Lucius haben sie mir einen Platz freigehalten. Meine Mutter lächelt mich freundlich an, als ich mich ihr gegenüber niederlasse.

„Schön, dass du auch einmal kommst“, grinst mich Alice frech an. Sie sitzt neben meiner Mutter und ist, soweit ich das erfahrungsgemäß einschätzen kann, auch erst vor kurzem gekommen. Früher sind wir immer gemeinsam chronisch zu spät gekommen, gut für gewöhnlich kommen wir immer noch gemeinsam zu spät, aber da wir alle unsere Geschenke für die anderen vorhin unter den riesigen Weihnachtsbaum im Salon gelegt haben, sind wir zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufgebrochen. Man will ja nicht, dass die Anderen schon bevor sie das Geschenk ausgepackt haben wissen, wer es ihnen geschenkt hat.

„Da nun alle hier sind, können wir ja mit dem Essen anfangen“, meint mein Vater mit einem angedeuteten Lächeln und die ersten Hauselfen erscheinen mit einem Salat.

 

Alice‘ Sicht:

 

Fröhlich unterhalten sich alle während des Essens mit den Menschen die mehr oder weniger in der Nähe sitzen.

Ich liebe Weihnachten bei den Malfoys. Das ganze Haus ist traumhaft dekoriert, trotz der eisigen Kälte, die draußen herrscht sind die meisten Räume mollig warm und Freunde und Familie sind miteinander versammelt. Als ich das erste Mal dabei war, konnte ich mein Glück gar nicht fassen. Solch eine warme Atmosphäre und so viel Herzlichkeit waren mir vollkommen unbekannt. Es war schlicht und einfach überwältigend. Als ich dann abends im Bett lag, zweifelte ich daran, dass sie wirklich so nett zu mir waren, obwohl sie mich noch nie vorher gesehen hatten. Warum sollten so reiche Leute nett zu einem fremden Waisenkind sein?

Der Gedanke hat mich so sehr beschäftigt, dass ich nicht einschlafen konnte und zu Scorpius ins Zimmer bin und mich unter seiner Bettdecke versteckt hatte. Scorpius war voll verwundert, als er mich am nächsten Morgen bei sich im Bett entdeckt hat. Und als Samantha rein kann, hatte ich echt befürchtet, dass wir Ärger kriegen, sie war allerdings so erleichtert, dass ich mich nicht im Manor verlaufen hatte, wie sie zuerst befürchtete, als sie mein Zimmer leer vorfand, dass wir zum Frühstück Schokoladenkuchen bekamen.

Immer noch durch die Erinnerung lächelnd sehe ich zu Scorpius, welcher sich angeregt mit seinem Vater unterhält.

Ich finde es immer wieder erstaunlich zu sehen wie ähnlich sich die Malfoymänner sehen. Die selbe weißblonde Haarfarbe, graue Augen, die so oft arrogant aus dem ebenmäßigen Gesicht blitzen und die gleiche sportliche, schlanke Figur. Es ist als hätte Lucius sich einfach in zwei Teile gespalten und Draco hat dann das gleiche getan, keinem der Männer sieht man die Mutter an. Das ist wirklich verdammt interessant. Vorsichtig nippe ich erneut an meinem Sekt, nur um festzustellen, dass das Glas leer ist – schon wieder. Verdammt. Das wievielte Glas ist das jetzt schon? Wieso muss das Zeug so gut schmecken, obwohl ich es so überhaupt nicht vertrage? Das Leben ist ungerecht.

Wenigstens sind wir schon beim Nachtisch angekommen, Bett ich komme. Hoffentlich habe ich morgen keine Kopfschmerzen… okay gut, das ist jetzt übertrieben. So viel habe ich dann doch nicht getrunken.

Eine kleine Hauselfe kommt angewackelt und füllt mein Glas wieder nach. Vorsichtig stelle ich es weiter von mir weg. Wenn ich das jetzt trinke, werde ich bei jeder Kleinigkeit einen Kicheranfall kriegen. Ich kenne diesen Zustand und der ist gar nicht gut. Ich hasse es mich nicht perfekt unter Kontrolle zu haben. Ich hasse es wirklich.

 

Nach dem Essen hat Scorpius mich dazu überreden können mit ins Kaminzimmer zu kommen, wo sich auch die anderen Jugendlichen schon versammelt haben. Die Erwachsenen sind schon alle zum Raucherzimmer gegangen, als Scorpius mit mir durch die schwach erleuchteten Gänge des Manors streift. Eigentlich weiß ich selbst, wo das Kaminzimmer ist, dich Scorpius hat auf mich gewartet, als ich auf der Toilette war. Wahrscheinlich hat er mitbekommen wie viel ich getrunken habe. Sobald ich Alkohol intus habe, bekommt er immer so einen fürchterlichen Beschützerinstinkt. Dabei ist doch er derjenige von uns beiden, der betrunken eine Frau nach der anderen abschleppte. Eigentlich sollte ich also auf ihn bei Partys aufpassen, aber irgendwie gefällt es mir auch, dass er auf mich aufpasst. Irgendwie vermittelt mir das immer das Gefühl, dass ich immer und überall in Sicherheit bin solange er in meiner Nähe ist.

Höflich öffnet er mir die Tür zum Kaminzimmer. Warme und gutgelaunte Stimmen schlagen mir entgegen, als ich mit Scorpius eintrete.

Es haben sich die üblichen kleinen Grüppchen gebildet zwischen denen Scorpius hin und her hüpfen darf, da er irgendwie mit allen befreundet war. Da ging es mir meiner Meinung nach besser. Ich kann mich einfach auf den freien Platz neben Amber setzen und muss mich nicht mehr bewegen, bis ich ins Bett gehe. Was hoffentlich nicht mehr als zu lange hin ist, meine Augen fühlen sich jetzt schon schwer an.

Harold, Tizian und Duncan sitzen noch bei Amber. Wo Charlotte abgeblieben ist, weiß ich nicht. Vielleicht hat sie das einzig richtige getan und ist schon ins Bett? Wenn ja, kenne ich niemanden, der im Moment lieber mit ihr tauschen würde als ich selbst.

„Whiskey?“, bietet mir Harold an und schenkt schon ein Glas Feuerwhiskey für mich ein. „Eiswürfel?“, fragt er erneut und lässt einfach zwei eisige Klumpen in das goldene Hochprozentige purzeln, ehe er es mir in die Hand drückt. In diesem Moment realisiere ich, dass der Abend lang wird.

 

Kichernd stolpere ich an Scorpius‘ Seite die Haupttreppe nach oben. Dabei weiß ich nicht einmal warum ich kichere, es ist alles einfach so unglaublich lustig. Vor allem die miesmutigen Blicke der Portraits an den Wänden. Scorpius hat stützend seinen Arm um meine Taille geschlungen und ich lasse mich nur zu gerne gegen seinen warmen Körper sinken. Im ernst, wie konnte es mir entgehen, dass er so gut riecht? Wieder kichere ich wie bekloppt los, als ein Bild vor meinem inneren Auge herumschwebt wie ich an seinem Hals rieche oder an seinem Po wie ein Hund.

Vor Lachen geben meine Knie unter mir nach.

„Alice?“, dringt Scorps‘ besorgte Stimme durch den Alkoholnebel. „Oh Merlin“, seufzt er. Dann bückt er sich und hebt mich in seine Arme. „Ich lass‘ dich nie wieder so viel trinken. Nie wieder“, meint er und ich kichere einfach weiter und weiter und weiter. Bis er mich vor meiner Zimmertür wieder auf meine Füße stellt. Haltsuchend kralle ich mich an seinem Hemdkragen fest.

„Komm, ich bring dich ins Bett“, befiehlt Scorp und will die Tür hinter mir öffnen. Dabei lehnt er sich unglücklicherweise ein wenig vor, wodurch ich beinahe umkippe. Schnell greift er wieder nach mir und hält mich an meiner Taille fest, sodass ich nicht falle. Merlin ist er stark. Wieso ist er so stark?... Und riecht so gut? Und noch eine Frage: Seit wann, fühlen sich seine Hände so gut an?

„Okay, das scheint komplizierter zu sein, als ich dachte“, höre ich ihn murmeln. Mühsam blicke ich auf und versuche seine Augen zu finden. Wow, wenigstens sehe ich nicht doppelt. Das ist doch schon einmal ein Anfang. Allerdings schwanke ich leicht. Dabei habe ich doch nur den Kopf gehoben!

„Scorpius?“, nuschele ich.

„Was? Oh bitte sag jetzt nicht, dass du dich übergeben musst.“ Kichernd schüttele ich gaaanz langsam den Kopf, sonst wäre mir am Ende doch noch schlecht.

„Ich will… kann ich…“, lalle ich leicht unbeholfen. Tief atme ich einmal durch. „Kann ich mit zu dir?“

„Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist“, versucht er mich davon anzubringen.

„Warum denn nicht?“, jammere ich und halte mich stärker an ihm fest. „Früher habe ich doch immer bei dir geschlafen.“

„Alice, es-“

„Bitte“, bettele ich. Warum ich nicht alleine schlafen will, weiß ich selbst nicht so genau, aber ich kann mir im Moment nichts Schöneres vorstellen, als neben Scorpius einzuschlafen. Er ist doch mein bester Freund oder etwa nicht?

„Ist gut“, gibt er seufzend nach, hebt mich vorsichtig wieder hoch und trägt mich zu seinem Zimmer, wo ich die Türe öffne und uns gemeinsam reinlasse.

In seinem Badezimmer angekommen, stellt er mich vorsichtig ab und bereitet mir meine Zahnbürste zu während ich mich mit einer Hand am Waschbecken festhalte und mit der anderen versuche meinen Zauberstab aus dem Hosenbund zuziehen.

„Alice, was machst du da?“, fragt mich Scorpius stirnrunzelnd.

„Wimperntusche“, nuschele ich und unterbreche mein Tun, um nach der Zahnbürste zu greifen. Verwirrt sieht er mich an, was mir in meinem Zustand, aber vollkommen egal ist.

 

Ich bin mir nicht sicher, wie es dazugekommen ist, aber ich liege anständig fertig gemacht neben Scorpius in seinem Bett und versuche meinen Kopf davon zu überzeugen, dass wir uns nicht schnell im Kreis drehen. Verdammt, warum habe ich noch mal so viel getrunken?!

Kapitel 5

Alice‘ Sicht:

 

Schläfrig kuschele ich mich mehr an mein warmes Kissen. Merlin brummt mein Schädel, warum habe ich das gestern nur getan? Ich wusste ganz genau wie das enden wird. Noch müde ziehe ich mein Knie an. Irgendwie fühlt sich meine Bettdecke komisch an, habe ich gestern etwa eine Wärmflasche mit ins Bett genommen? Und wenn, wer hat mir erlaubt sie zu verhexen, damit sie warm bleibt? Betrunkenen Zauberern sollte man immer den Stab wegnehmen, dass kann sonst zu fatalen Unfällen führen. Hat denn niemand außer mir im Unterricht aufgepasst?

Das ganze Denken hat das Wummern in meinen Kopf nur weiter verstärkt, sodass ich meinen Kopf tiefer in mein Kissen drücke. Moment mal. Habe ich gestern diesen Geruch nicht schon einmal wahrgenommen? Und hat mein Kissen gerade gestöhnt?

Ruck artig richte ich mich auf. Und hebe sofort meine Hände an meinen schmerzenden Schädel. Notiz an mich selbst: Keine schnellen Bewegungen.

Jetzt langsamer drehe ich meinen Kopf in die Richtung, wo ich mein Kopfkissen vermute und blicke in Scorpius‘ Gesicht. Nach einem kurzen Moment der Verwunderung stürzen die Erinnerungen von gestern Abend, beziehungsweise Nacht, wieder auf mich ein. Habe ich ihn echt angebettelt bei ihm schlafen zu dürfen? Was ist bloß in mich gefahren?

Vorsichtig, um ihm nicht zu wecken, ziehe ich mein Bein von ihm runter. Trotzdem fängt Scorpius an sich zu bewegen und öffnet kurz darauf die Augen. Sobald er mich erblickt, huscht ein freches, leicht arrogantes Grinsen über sein Gesicht.

„Morgen“, brummelt er und streckt sich ausgiebig. Seine Stimme schallt viel zu laut in meinem Kopf nach, mit schmerzverzogenem Gesicht presse ich meine Fingerknöchel gegen meine Schläfen.

„Daisy“, ruft Scorpius seine Hauselfe herbei. Mit einem lauten Knall erscheint sie mitten im Raum und verbeugt sich.

„Was kann Daisy für Master tun?“, quiekt sie eifrig und laut genug um ein Gefühl in mir auszulösen, dass an Hammerschläge auf die Schädeldecke erinnert.

„Bring eine Trank gegen Kater bitte und frische Kleidung für Alice“, ordert er so leise wie möglich. Die kleine Elfe nicht ohreschlackernd und verschwindet wieder. In solchen Momenten merkt man erst wie viel Lärm apparieren wirklich macht.

Schweigend bleibe ich neben Scorpius sitzen, der immer noch oberkörperfrei neben mir liegt und mich mit einem amüsierten Gesichtsausdruck beobachtet bis Daisy wieder kommt.

Dankbar nehme ich den Trank entgegen und kippe das ganze Glas auf einmal hinunter. „Merlin schmeckt das ekelhaft.“ „Du hättest halt nicht so viel trinken sollen“, gähnt Scorpius und schließt wieder die Augen. „Leg dich wieder hin. Es ist erst sieben oder so.“

„Dann gibt es in einer Stunde Frühstück.“

„Eben. Bis dahin kann man noch schlafen.“ „Du bist so ein Morgenmuffel“, grinse ich, dankbar für die lebenserleichternde Wirkung des Trankes.

„Leg dich einfach wieder hin.“

Leicht unwohl lege ich mich wieder neben ihn, weit genug weg, um ihn nicht zu berühren, selbst ausversehen nicht. Viel zu wach um wieder einzuschlafen starre ich den Baldachin über Scorpius Bett an. Wieso habe ich gestern so gehnadelt? Das kann doch nicht nur am Alkohol liegen, oder?

„Hör auf so laut zu denken“, murmelt Scorpius und dreht sich auf die Seite, damit er mich direkt ansehen kann.

„Tue ich doch gar nicht“, schmolle ich und verschränke meine Arme über meiner Brust, Scorpius atmet hörbar aus.

„Komm her“, fordert mich Scorpius auf und klopft auf die Matratze direkt neben sich. Ablehnend schüttele ich den Kopf.

„Was ist? Sind wir plötzlich scheu geworden? Gestern konntest du noch nicht genug von mir kriegen“, neckt er mich mit einem arroganten Grinsen und ich kann sein Ego förmlich pulsieren fühlen. Es war ja so klar, dass er mich damit aufziehen wird.

Leicht wütend beiße ich mir auf die Unterlippe und setze mich wieder auf. Scorpius verdreht die Augen und zieht mich mit einem Ruck in eine liegende Haltung neben sich.

„Geht doch“, meint er selbstgefällig und schenkt mir sein typisches Malfoylächeln. Genervt verdrehe ich die Augen und sage immer noch nichts. „Hör auf zu schmollen.“

Am liebsten würde ich ihm sagen, dass ich gar nicht schmolle, sondern dass mir die ganze Situation einfach Angst macht.

Ich verstehe mich einfach selbst nicht und das macht mir Angst. Was sollte mein Verhalten gestern? War das wirklich nur der Alkohol?  Und seit wann fühle ich mich nervös, wenn ich neben ihm im Bett liege oder ihm nahe komme? Werde ich krank? Sollte ich Daisy vielleicht nach einem Stärkungstrank fragen?

„Ich schmolle nicht“, widerspreche ich ihm aus Prinzip.

„Doch, dass tust du.“ Belustigt wuschelt er mir durch die Haare. „Und jetzt hör auf damit. Ich will mich noch ein wenig entspannen.“

Immer noch leicht angespannt, bleibe ich neben ihm liegen und betrachte sein entspanntes Profil.

„Gefällt dir, was du siehst?“

Peinlich berührt senke ich kurz den Blick. „Warum fragst du?“, versuche ich ihm auszuweichen.

„Weil du mich anstarrst“, grinst er, öffnet die Augen und wendet sich mir zu. „Denkst du ich merke es nicht, wenn mich Jemand minutenlang anstarrt?“

„Ich habe nicht gestarrt!“

„Nicht?“ Siegessicher grinst er mich an.

„Nein. Ich habe mich nur gewundert, was die ganzen Mädchen an dir finden“, lüge ich und würde ihm am liebsten kindisch die Zunge rausstrecken.

Zweifelnd schnalzt er mit der Zunge. „Ob ich dir das glauben soll… Na, ich weiß ja nicht“, neckt er mich weiterhin und lässt sich absolut nicht beirren.

„Mach was du willst“, brummele ich du drehe mich auf den Rücken.

„Du schmollst jetzt nicht schon wieder, oder?“, stöhnt er genervt. Leicht empört greife ich nach einem der Kissen, die keiner von uns benutzt und schlage es ihm in sein Gesicht.

„Hey“, lacht er auf, nimmt mir das Kissen an und haut es mir seinerseits ins Gesicht. „Was sollte das denn?“

Frech grinse ich ihn an. „Wovon sprichst du?“ Herausfordernd hebt er eine Augenbraue und wirft mich mit einem weiteren Kissen ab. „Ich habe keine Ahnung. Sag du mir doch, wovon ich spreche.“

Sein Grinsen ist so selbstgefällig, dass ich nicht anders kann, als ihm das Kissen zurück zu schmeißen und mich wieder aufzusetzen. „Das nehme ich als Herausforderung“, teile ich ihm mit und eröffne unsere erste Kissenschlacht seit Jahren.

 

Lachend und außer Atem liegen wir neben einander auf seinem Bett, als es an der Türe klopft. Immer noch keuchend bittet Scorp denjenigen hinein. Seine Mutter betritt den Raum mit hochgezogener Augenbraue und betrachtet das Chaos, welches wir um das Bett herum und im Bett angerichtet haben, mit hochgezogener Augenbraue und einem belustigten Schmunzeln.

„Eigentlich wollte ich Scorpius nur rechtzeitig zum Frühstücken wecken, aber ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich euch nicht fragen soll, ob ihr euch mit Verhütung auskennt.“

Peinlich berührt laufe ich rot an und wende den Blick von den beiden ab.

„Ich weiß ja nicht, ob dir das entgangen ist, Mutter, aber wir sind beide bekleidet“, antwortet ihr Scorpius und ich sehe nur deutlich zu vor meinen inneren Augen wie er sie verschmitzt angrinst… Und wie sie zurück grinst.

„Das hat nichts zu sagen“, erwidert sie lachend. „Macht euch jetzt einfach zum Frühstück fertig. Die ersten sind sicherlich schon unten.“

„Klar. Wartet nicht auf uns.“

„Ist gut.“ Und mit einem finalen Klick fällt die Tür hinter ihr wieder ins Schloss.

„Merlin wie peinlich“, stöhne ich und komme langsam wieder unter meinen Haarvorhang heraus.

„Sie hat das doch nicht ernst gemeint“, versucht mich Scorpius zu beruhigen und wuschelt mir durch die Haare. „Aber du siehst wirklich… durchgenommen aus.“

„Danke“, grummele ich und laufe zu dem Haufen Kleidung den mir Daisy bereit gelegt hat. Mit meiner Beute verschwinde ich dann in seinem Badezimmer und mache mich für das Frühstück bereit.

 

Endlich ist der 25. Dezember. Weihnachten. Die Geschenke liegen vor meinem Bett und warten nur darauf ausgepackt zu werden.

Breit grinsend angele ich mir vom Bett aus das oberste vom Stapel. Es ist von der Familie Weasley und voll gestopft mit Keksen, Scherzartikeln und einem selbstgestrickten Pullover von Molly.

Ein kleines Lächeln breitet sich auf meinen Gesicht auf, als ich den Pulli auf die Seite lege, um ihn heute zu tragen. Es ist jedes Jahr das gleiche Päckchen des Weasley Clans und jedes Mal freue ich mich darüber, dass sie an mich denken, obwohl meine Geschenke mehr als spärlich ausfallen. Ich habe einfach nicht genug Geld um jedem, der hier mit feiert etwas zu schenken. Die Malfoys haben anfangs versucht mir Taschengeld zu schicken, aber ich habe das Geld immer zurückgeschickt.

Scorpius hat mich deshalb für verrückt erklärt, aber es war mir egal.

Seine Eltern haben trotzdem Mittel und Wege gefunden, dass ich an sich den gleichen Standard genieße wie er. Seine Mutter geht ständig mit mir Shoppen, schickt mir Schmuck, Make-up oder Süßigkeiten und Scorpius kriegt von Hogsmeadewochenenden mehr Geld, damit er mir das Butterbier bezahlt. Auch Sachen für die Schule wie Federn, Pergament und Tinte schickt mir Scorpius Familie, die inzwischen auch zu meiner geworden ist, obwohl ich dafür ein Budget vom Ministerium erhalte. Dadurch kann ich das Geld meines Stipendiums für Geschenke sparen, aber für die Menge an Menschen ist es einfach nicht genug. Selbst dann nicht, wenn ich mir die jährlichen Schulerstausstattung von den Malfoys kaufen lassen würde.

Inzwischen habe ich auch das Geschenk der Potters und das von Scorpius‘ Großeltern mütterlicherseits ausgepackt und wickele gerade das Geschenk von Harolds Eltern aus seinem Papier.

 

Eine viertel Stunde später bin ich endlich bei den Päckchen der Malfoys angekommen. Ihre Geschenke packe ich immer zum Schuss aus.

 

Das warten darauf steigert immer so schön die Vorfreude und verleiht der Sache eine Feierlichkeit, die ich jedes Mal bis in die Fingerspitzen vibrieren fühle.

Ganz langsam löse ich das smaragdgrüne Papier von dem großen Karton, in dem das Geschenk von Draco und Samantha ist. Der Deckel ist nicht angeklebt und als ich ihn abnehme, schimmert mir veilchenblauer Seidenstoff entgegen. Ganz vorsichtig hebe ich das Kleid aus seiner Verpackung und breite es auf dem Bett aus.

Das Kleid ist atemberaubend schön, der obere Teil besteht aus einer zart verzierten Korsage und geht in einem wallenden, gerafften, langen Rock über. Es ist genau die Sorte Kleid, die ich auf den Ahnenbildern in der Galerie immer wieder bewundere.

Gerührt streiche ich über den Stoff, bevor ich es andächtig in meinem begehbaren Kleiderschrank hänge.

Zurück auf meinem Bett will ich Scorpius‘ Geschenk auspacken, aber es ist gar keins mehr da. Verwirrt sehe ich mich um, blicke sogar unter das Bett, aber selbst da ist es nicht. Irritiert bleibe ich noch einem Moment auf dem Bett sitzen, bevor ich mit einem resignierten Schulterzucken aufstehe und mich ins Bad begebe.

 

Ich streife mir gerade meine Schuhe über, als es laut an meiner Tür klopft. Vor Schreck verliere ich das Gleichgewicht und falle polternd auf den Boden.

„Alice? Alles in Ordnung?“, erklingt Scorpius Stimme fragend von der anderen Seite der Tür aus.

Leise fluchend ziehe ich den Schuh zu Ende an und stehe gerade auf, als die Tür aufschwingt.

„Was hast du denn auf dem Boden gemacht?“, grinst er mich belustigt an.

Als Antwort brummele ich irgendetwas unverständliches, was Scorpius belustigt auflachen lässt.

„Dir auch fröhliche Weihnacht“, meint er dann sarkastisch.

„Fröhliche Weihnacht“, wünsche ich auch ihm.

„Hier.“

Verdutzt sehe ich auf das längliche Päckchen, das er mir entgegen hält. „Für mich?“

„Für wen denn sonst?“

„Danke“, stammele ich und nehme es entgegen.

„Willst du es nicht auspacken?“

„Doch, natürlich.“

Vorsichtig entferne ich das Papier und erkenne sofort das Logo auf der Schmuckschachtel.

„Ich dachte, das passt gut zum Geschenk meiner Eltern“, meint er mit einem rechtfertigenden Unterton.

Dämlich nicke ich einfach mit dem Kopf und streiche über den dunkelblauen Samt.

„Willst du es nicht ansehen?“

„Doch.“

Nachdem ich den Deckel abgehoben habe, blinkt mir eine Kette entgegen die mit lauter kleinen funkelnden Diamanten und hellblauen Topasen besetzt ist.

„Sie ist wunderschön“, hauche ich. „Danke.“

„Bitte.“

„Ich räume sie noch schnell weg, dann können wir frühstücken gehen. Die anderen warten sicherlich schon.“

„Sicher“, stimmt er mir zu.

„Gut, warte einen Moment.“ Bestätigend nickt er und ich gehe noch einmal in meinen Schrank.

 

Endlich ist alles vorbei. Weihnachten, mein Geburtstag, Silvester. Endlich sind alle Gäste weg und Scorp und ich können uns die Erinnerungen im Denkarium ansehen.

Und genau das haben wir gerade auch vor. Gemeinsam stehen wir in der Bibliothek vor dem sonst weggeschlossenen Denkarium und betrachten mit gemischten Gefühlen die leicht schlierige Masse der Gedanken meines Vaters.

Trotz des aufgeregten Kribbelns in meinem Magen, suche ich instinktiv Scorpius Nähe. Was sind das für Erinnerungen, die er meiner Mutter gegeben hat? Er, der von der Welt als fanatisch und wahnsinnig betrachtet wird, der so viel Schrecken, Tod und Zerstörung zu seiner Lebenszeit anrichtete?

„Willst du das wirklich tun?“, erkundigt sich Scorpius zum gefühlten hundertsten Mal. Entschlossen nicke ich.

„Ich muss. Ich muss es einfach.“

Er nickt einmal und greift haltspendend nach meiner Hand. „Dann los.“

 

Langsam löst sich der Nebel auf und die Welt um uns herum nimmt Gestalt an, immer noch halte ich mich an Scorpius fest, als wäre er mein einziger Halt.

Vor uns steht ein junger, attraktiver Zauberer und starrt seinen Zauberstab gelangweilt kreisend eine steinerne Wand an. Es ist eindeutig mein Vater. Er sieht noch genauso aus wie in den Erinnerungen meiner Mutter, es kann also nicht viel Zeit vergangen sein.

Fasziniert gehe ich einen Schritt näher. Er sieht so menschlich aus. Gar nicht wie das Ungetüm, das Monster von dem immer alle voller Furcht sprechen. Nur das Grinsen verleiht seinem Gesicht etwas Wahnsinniges.

Langsam hebt er seinen Zauberstab und Scorpius und meine Reise durch die schwarze Magie beginnt.

 

Nachdem die Erinnerungen geendet haben und Scorpius und ich wieder in unserer Zeit gelandet sind, gehen wir schweigend in unsere Zimmer.

Ein Schwall an Wissen, grausigen, machtvollen Wissen ist über uns in einer Fülle hereingebrochen, die keiner von uns erwartete.

Leicht apathisch sitze ich auf meinem Bett und starre vor mich hin. Ich weiß nicht was ich von dem erlebten halten soll. Mein Vater war ein Genie, eindeutig. Wie gerne würde ich mich einmal mit ihm unterhalten. Meinen Vater kennen lernen. Einmal nur das  Gefühl haben meine Eltern zu kennen. Eine eigene Familie zu haben, eine Familie, die mich nicht aus Warmherzigkeit aufgenommen hat.

Einem plötzlichen inneren Drang folgend stehe ich auf und gehe rüber in Scorps Zimmer.

Ohne anzuklopfen trete ich ein und lasse mich neben ihn aufs Bett fallen und kuschele mich haltsuchend an seine Seite.

Wortlos legt er seinen Arm um mich und vermittelt das Gefühl in Sicherheit zu sein.

„Ich würde ihn gerne kennen lernen“, flüstere ich nach einer Zeit des Schweigens tonlos.

„Das dachte ich mir bereits“, flüsterte er und drückte mich kurz.

 

„Guten Morgen“, begrüße ich die Malfoys am nächsten Morgen lächelnd.

„Guten Morgen Alice. Hast du gut geschlagen?“, lächelt Samantha zurück. Scorpius und Draco grummeln nur unverständlich etwas in ihren Tee.

Lächelnd setzte ich mich dazu und beginne ebenfalls zu frühstücken.

 

Leise klackend fällt die Tür hinter mir ins Schloss, als ich den Frühstücksraum verlasse. „Komm mit“, fordert mich Scorpius auf, der bis gerade eben hinter mir lief.

„Was hast du vor?“

„Siehst du gleich, komm einfach.“

Im Empfangszimmer blieb er stehen und holte etwas aus seiner Hosentasche heraus, um es viel zu nah vor meiner Nase hin und her baumeln zu lassen. Blinzelnd mache ich einen Schritt nach hinten und besehe mir den Gegenstand genauer.

„Ist das…?“, lasse ich den Satz offen.

„Genau. Das ist der Zeitumkehrer deiner Mutter“, grinst er mich triumphierend an.

„Hast du in meinen Sachen gewühlt?“, frage ich ihn entsetzt.

„Nein. Ein einfacher Aufrufezauber genügte. Du solltest deine Sachen echt besser sichern“, grinst er mich belustigt an.

„Was willst du damit?“, schnaube ich ohne auf seine Neckerei einzugehen.

„Alice, Alice.“ Gespielt enttäuscht schüttelt er den Kopf. „Ist das denn nicht offensichtlich?“

„Sollte es das sein?“, grummele ich und lasse mich auf das gold-beige Barocksofa fallen.

Genervt seufzt er auf, greift hinter einem zum Sofa gehörenden Sessel und holt zwei Rucksäcke hervor.

„Wir reisen in die Vergangenheit.“

Erstaunt sehe ich ihn an. Er will echt mit mir in die Vergangenheit reisen?

„Du willst mit?“ „Klar“, antwortet er nonchalant. „Irgendjemand muss doch auf dich aufpassen.“

„Auf mich aufpassen?“, schnaube ich abfällig. „Am Ende passe eh wieder ich auf dich auf.“

„Und selbst wenn“, meint er achselzuckend. „Ich habe dich dann wenigstens nicht allein gelassen.“

„Das hast du noch nie“, flüstere ich leise genug, dass er mich nicht hört und lächele ihn dankbar an.

„Wann brechen wir auf?“, frage ich dann wieder verständlich.

„Jetzt. Wir müssen nur einen sicheren Platz finden und der liegt nicht auf unserem Grundstück.“

„Also gehen wir in den Wald?“

„Nein“, er schüttelt den Kopf. „Wir apparieren nach Muggellondon und springen dort in die Vergangenheit in einer kleinen Seitengasse, die es auch schon vor hundert Jahren gab.“ „Mein Vater hat aber nicht vor hundert Jahren gelebt“, grinse ich ihn an und nehme ihm einen Rucksack ab.

„Du weißt, was ich damit sagen will“, meint er augenverdrehend. „Lass uns einfach gehen.“

Schweigend verlassen wir das Manor und ich sehe mich in einem Anfall voller Melancholie noch einmal auf dem verschneiten Grundstück um.

Selbst im Winter büßt es nichts von seiner Schönheit ein. Die kalten Äste ragen majestätisch in den Himmel hinauf während die Tannen unter dem Gewicht ätzen. Die Sträucher sehen wir gepudert aus und im tiefen Schnee auf dem Rasen sieht man die Abdrücke kleiner Hasentatzen, die heute Nacht wohl über die Wiese getollt sein müssen.

Malfoy Manor erinnert mich immer an ein Märchenschloss aus längst vergangenen Zeiten, obwohl es keine Türme hat, wie die Schlösser in Muggelmärchen oder Hogwarts. Seine Anmut ist einfach immer wieder überwältigend.

Das verzierte Eisentor öffnet sich von alleine, als wir uns ihm nähern und lässt uns aus den Mauern heraus.

Kaum haben wir die Grenze des Anwesens überquert, nimmt mich Scorpius an der Hand und bringt mich via Seit-an-Seit-Apparieren in die Gasse in London. Es ist keine Gegend, die ich schon einmal war, obwohl ich mich in London ganz gut auskenne. Immerhin bin ich in dieser Stadt die ersten elf Jahre meines Lebens gewesen.

„Bist du soweit?“

Nervös nicke ich und lasse mir den Zeitumkehrer umhängen.

Scorpius beginnt ihn umzudrehen um ihn einzustellen, als in mir die Frage aufkommt in welche Zeit wir überhaupt springen. Doch bevor ich fragen kann, lässt Scorpius den Umkehrer los und unsere Reise beginnt.

Kapitel 6

Alice‘ Sicht:

 

Sobald mich das unangenehme Gefühl des Apparierens verlässt, öffne ich blinzelnd die Augen und sehe mich um. Der Boden ist zusammengestampfter Lehm, die Wände links und rechts von mir sind aus denselben Backsteinen wie die Mauer hinter Scorpius und von den Mülltonnen geht ein unangenehmer Geruch aus. Angewidert ziehe ich die Nase hoch und wende meinen Blick in die eizge nicht zugemauerte Richtung.

„Willkommen im London des letzten Jahrhunderts.“ Ich höre das Lächeln aus seiner Stimme heruas und lehne mich gegen ihn, als er sich neben mich stellt und seinen Arm um meine Schultern legt.

„In welchen Jahr sind wir?“ „1945.“

„1945“, wiederhole ich flüsternd. Wehmut überkommt mich. Das ist ein Jahr nachdem Schulabschluss meines Vaters, ein Jahr nachdem sie gegangen ist. Wenn sie nicht zurückgereist wäre, wäre sie in diesem Jahr geboren worden, ihr Vater hätte vielleicht eins der Angebote Zaubereiminiser zu werden angenommen und sie könnten- Nein! So darf ich gar nicht anfangen zu denken.

Es ändert nichts. Es ändert die Vergangenheit nicht. Sie wird weiterhin das Waisenkind sein, weiterhin auf andere angewiesen sein, weiterhin-

„Alice? Hast du mir überhaupt zugehört?“, durchdringt Scoprs Stimme den Nebel meiner Gedanken.

„Hm?“

Eindeutig resigniert seufzt er. „Zieh das an, dann gehen wir in die Winkelgasse.“

Verwirrt sehe ich auf den hellrosanen Stoff mit weißen Blümchen bis ich es als ein Kleid identifizieren kann, dass im selben Stil geschnitten ist, wie die Kleider meiner Mutter waren. Er hat wirklich an alles gedacht.

„Ich bin beeindruckt, Malfoy“, teile ich ihm mit, nehme ihm das Kleid ab und beginne mich umzuziehen. Scorpius stellt sich so hin, dass ich komplett von etwaigen Blicken von der Straße geschützt bin. Dankbar lächele ich ihn an und knöpfe das Oberteil vorne zu. Merlin bin ich froh, dass es heutzutage Reißverschlüsse gibt.

„Okay, ich bin fertig.“ „Noch nicht ganz.“ Irritiert sehe ich ihn an. Habe ich mich verknöpft?

„Dreh dich um.“ Ohne zu fragen tue ich worum er mich gebeten hat. Als seine Finger anfangen meine Haare sanft zu durchkämmen, reiße ich erstaunt die Augen auf. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus. Seine Bewegungen wirken ungeschickt, als er beginnt mein Haar zu flechten. „Doxymist! Warum sehen die Frisuren meiner Mutter so viel besser aus, wie macht sie das?“, murmelt er wie in einem Selbstgespräch. Ein freches Grinsen huscht über meine Lippen.

„Fertig“, seufzt er wenigen Minuten später erleichtert. Ich ziehe den Zopf und begutachte seine Arbeit. Sieht eigentlich ganz ordentlich aus. Ob er heimlich geübt hat?

„Ich sage die warum die Frisuren bei deiner Mutter so gut aussehen.“ Fragend zieht er eine Augenbraue hoch. Triumphierend ziehe ich meinen Zauberstab aus meinen Ausschnitt und schwenke ihn hin und her.

„Magie.“

„Darauf hätte ich auch kommen können“, knurrt er ein wenig ungehalten und bietet mir, nachdem er einmal tief durchatmete, seinen Arm an. Mit einem Knicks und einem spielerischen Augenzwinkern hake ich mich unter und folge ihm auf die gepflasterte Straße.

 

Die Winkelgasse unterscheidet sich nicht wesentlich von der Winkelgasse, die ich aus meiner Zeit kenne. Ganz anders als London. Zwischen meinem London und dem London von 1945 liegen Welten. Aber wen wundert es. Der Zweite Weltkrieg ist erst seit wenigen Wochen vorbei und die Spuren des Krieges sind nur allzu deutlich erkennbar.

Die Winkelgasse hingegen wirkt wie immer unberührt von der Muggelwelt um sie herum. Selbstverständlich gibt es einige andere Läden, aber Ollivander ist schon hier und die Apotheke und auch der Laden in dem ich vor sieben Jahren meinen Kessel kaufte.

Es ist angenehm warm und das Kleid ist vollkommen ausreichend als Kleidung, auch wenn ich mich frage, wo Scorpius meine Kleidung von zuhause hin hat, nachdem ich sie ausgezogen habe.

„Was haben wir jetzt vor?“

„Wir werden zu Borgin und Burkes gehen, wo dein Vater seit seinem Schulabschluss arbeitet und danach ein Hotel suchen.“

„Ein Hotel? Für was brauchen wir ein Hotel?“

„Willst du etwa auf der Straße schlafen?“

„Moment mal. Ich dachte, wir gehen schon heute wieder zurück.“

„Falsch gedacht. In so kurzer Zeit ist unsere Mission kaum erfüllbar.“ „Welche Mission?“ Verwirrt lege ich die Stirn in Falten. Habe ich irgendeinen Teil unserer Reise verpasst?

„Das du deinen Vater kennen lernst, Dummchen.“

„Aber dafür brauchen wir doch keine Tage“, protestiere ich. Ich will so schnell wie möglich zurück. Mir ist die ganze Sache nicht geheuer. Ich hasse es nicht zu wissen was auf mich zukommt. Unklare, ungeplante Dinge können einen immer aus der Bahn werfen und ich will gar nicht wissen, wie ich mich fühle, wenn ich meinem Erzeuger gegenüber stehe.

Ich kann es absolut nicht einschätzen und wenn ich nicht wüsste, dass Scorpius an seiner Idee festhalten wird, würde ich ihn darum bitten, dass wir hier und jetzt zurückreisen.

Zielstrebig steuert Scorpius auf die Nocturngasse zu und zieht mich mit sich mit. Sie ist düster, schmutzig und von Gesindel heimgesucht, genauso wie zu meiner Zeit auch. Irgendwie hat es etwas beruhigendes, dass die Zeit hier stehen geblieben zu sein scheint. Das anvisierte Geschäft kommt in Sicht und ehe ich mich irgendwie darauf vorbereiten kann, stößt Scorpius die Tür auf. Nebenbei registriere ich, dass die Türglocke noch genauso klingt wie sie es in fünfzig Jahren tun wird, aber mein Hauptaugenmerk liegt auf dem großen, dunkelgekleideten Mann, der uns kalt von der Theke aus entgegen sieht.

Es handelt sich unverkennbar um meinen Vater.

„Mr Riddle, ich hätte nicht gedacht, dass wir sie ohne weiteres im Laden antreffen“, begrüßt Scorpius meinen Vater förmlich und hat sein komplettes Auftreten innerhalb von Sekunden in das eines Malfoys verwandelt. Die Ausstrahlung, die Körperhaltung, der Ton seiner Stimme und nicht zu vergessen die eiserne Mimik, die kein echtes Gefühl an die Oberfläche dringen lässt. Ich bin immer wieder darüber erstaunt wie schnell er sein zweites Gesicht aufsetzt.

„Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragt mein Vater höflich und mit einem äußerst sympathisch wirkenden Lächeln. Sein Blick huscht kurz zu mir, bleibt hängen und mustert mich einen Moment, bevor er sich mit erneut professioneller Miene Scorpius zuwendet. Unauffällig drücke ich mich näher an Scorpius. Ich kann meinen Blick einfach nicht abwenden. Wie magisch wird er von dem charismatischen, jungen Mann angesogen. Es ist merkwürdig seinem Vater gegenüber zustehen, der in dem Augenblick nur ein Jahr älter ist, als man selbst.

„In der Tat, das können Sie“, lächelt Scorpius, dass typische kalte Geschäftsmannlächeln, das auch sein Vater und dessen Vater schon perfekt beherrschen. „Mein Name ist Malfoy, Scorpius Malfoy und das hier ist Alice“, stellt er uns vor und lässt sich aus meinen Klammergriff um seinen Arm. „Alice Capulet.“

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass Triumph in seiner Stimme mitschwingt, als er mich vorstellt und für einen winzigen Augenblick Erstaunen und dann Erkenntnis über das Gesicht meines Vaters huscht. Noch einmal mustert er mich und vielleicht ist es nur meine Einbildung, mein Wunschdenken, aber für eine Sekunde meine ich ein warmes Schimmern in seinen Augen zu sehen.

„Und wir würden gerne mit Ihnen sprechen, Mr Riddle“, beendet Scorpius seine kleine Ansprache nach einer Schweigepause.

„Um 19 Uhr an der Ecke Nocturngasse Winkelgasse.“

„Wir werden da sein“, verabschiedet sich Scorpius mit einem Nicken und zieht mich an der Hand vorsichtig hinter sich her.

Erst nachdem er ein kleines Hotel in der Winkelgasse gefunden hat, dass genau an der Stelle steht, wo sich heute Florians Eisdiele befindet, und wir in unserem kleinen Zimmer sind, er hat uns als Ehepaar ausgegeben (Merlin sei Dank mit meinem Namen, der Nachname Malfoy zieht immer viel zu viel Aufmerksamkeit mit sich), lässt er mich los.

„Wir haben noch über eine Stunde Zeit, bis wir deinen Vater treffen. Wollen wir uns noch ein wenig umsehen?“

Dankbar nicke ich. Jede Art der Ablenkung ist jetzt willkommen.

„Na dann komm.“ Bestimmend nimmt er mich an die Hand und leitet mich nach draußen.

Ich kann mich an keinen Augenblick in meinem Leben erinnern, wo ich mich so von einem anderen Menschen abhängig gemacht habe. Nie habe ich die Entscheidungen vollkommen einem anderen überlassen – nicht einmal Scorpius.

Und jetzt lasse ich mich von ihm wie ein kleines Kind durch die Gegend führen und nehme alles was er sagt einfach dankbar hin. Ich hätte nicht gedacht, dass mich irgendetwas so aus der Bahn werfen kann.

Sobald mir die Sonne wieder ins Gesicht scheint, fällt ein Stück meines tranceähnlichen Zustands wieder von mir ab. So schlimm wie ich mir das erste Zusammentreffen ausgemalt habe, war es gar nicht. Er sieht genauso aus wie in Mutters Erinnerung. Ich wusste, dass es so sein wird von dem Moment an, wo ich herausfand in welchen Jahr wir sind. Trotzdem hat es mich erstaunt, erschüttert dem Menschen gegenüber zu stehen, der so viel Leid über die Menschheit gebracht und trotzdem geliebt haben muss. Er muss meine Mutter geliebt haben, er muss einfach. Sie hat ihn so sehr geliebt. Sie hat alles für ihn riskiert und verloren, was ein Mensch nur verlieren kann. Wie soll ich da glauben, dass er sie nicht geliebt hat? Wie soll ich da glauben, dass sie ihm nichts bedeutete?

Scorpius drückt zärtlich meine Hand. Lächelnd sehe ich zu seinem blassen Gesicht hoch, das von seinem feinen, im Sonnenlicht glänzenden Haar umgeben ist. Womit habe ich so einen besten Freund verdient?

 

Scorpius‘ Sicht:

 

Es war ein merkwürdiges Gefühl Alice so hilflos zusehen, so schutzbedürftig. Aber trotzdem war es irgendwie ein gutes Gefühl so für sie da sein zu können. Ich hatte heute zum ersten Mal das sie mich brauchte, wirklich brauchte und nicht für einen Moment, sondern als Stütze in ihrem Leben.

Die Sonne scheint mir warm ins Gesicht währendem wir durch die Winkelgasse laufen. Es hat sich wirklich nicht viel verändert. Aber was habe ich auch erwartet? Die ganze Zauberergesellschaft klammert sich an Traditionen fest und versucht sich selbst einzufrieren. Jede Neuerung ist ein Kampf und wird nur zögerlich von der Bevölkerung angenommen. Warum sollte sich also die beliebteste Einkaufsstraße in England sich wandeln?

Alice läuft schweigend und nachdenklich neben mir her. Aber zum Glück ist sie nicht mehr so ungesund blass wie vor dem Treffen mit ihrem Vater.

Eine Zeitlang hatte ich mir wirklich Sorgen gemacht, dass sie mir umkippt und das noch bevor wir bei Borgin und Burkes ankommen.

Einige neugierige Blicke folgen uns oder besser gesagt mir. Vielleicht hätte ich meinen verräterischen Haarschopf färben oder eine Perücke aufsetzen sollen.

„Wollen wir uns noch ein wenig Muggellondon ansehen?“, schlage ich Alice vor, als wir an Gringotts vorbeikommen.

„Ich würde mir gerne ansehen wie das Waisenhaus heute aussieht.“

„Dann lass und da hingehen.“

Zielstrebig verlassen wir durch die Winkelgasse und streifen durch Muggellondon, dass doch große Veränderungen aufweist. Wenn Alice den Weg zum Waisenhaus nicht in Schlaf können würde, hätten wir uns bestimmt verlaufen.

Inzwischen ragt das Gebäude vor uns auf und vermittelt einen alles anderen als einen willkommen heißenden Eindruck.

„Es hat sich kaum verändert“, spottet Alice leise. „Ich wette mit dir, dass es selbst innen noch gleich aussieht.“

„Willst du es herausfinden?“ Mit schräggelegten Kopf sehe ich zu ihr runter und bewundere die Reflektionen der Sonne in ihrem Haar und wie schön sich das Licht in ihren Augen bricht. Wie konnte mir nur solange entgehen wie perfekt sie ist? Wie perfekt sie für mich ist? Und jetzt könnte es zu spät sein. Vielleicht wird sie nie mehr in mir sehen, als ihren besten Freund. Vielleicht wird sie eines Tages einen anderen heiraten und mit ihm glücklich werden und mich vergessen. Ein Stich der Eifersucht jagt durch meine Brust und bringt mich dazu ihre Hand fester zu halten. Nein, das darf nicht passieren. Niemals. Nicht solange ich daran etwas ändern kann.

„Nein“, sagt sie fest und reißt mich aus meinen schmerzhaften Überlegungen. „Ich habe genug gesehen. Lass uns zurückgehen, es wird Zeit.“

 

Als die Mauer sich wieder für uns öffnet, muss ich aus einem unerklärlichen Grund an den Tag zurückdenken, wo ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Es war nicht im Hogwarts Express wie sie annimmt, nein, das erste Mal sah ich sie hier in der Winkelgasse, als ich mit meiner Mutter meine Schulsachen kaufen ging. Mutter und  ich verließen gerade Madame Malkins, als sie den Laden betrat. Ein kleines, mageres Mädchen, eigentlich absolut unscheinbar und doch faszinierte sie mich, soweit ein elfjähriger von einem Mädchen fasziniert sein kann. Sie war allein unterwegs und eindeutig ein Neuling der Zaubererwelt und trat trotzdem absolut selbstsicher auf und lies sich keine Unsicherheit anmerken. Sie wirkte so  unglaublich stark und doch verletzlich.

Als sie mir dann im Zug wieder begegnete, musste ich sie einfach in unser Abteil holen und nachdem der Hut verkündete, dass sie nach Slytherin kommt, konnte der Tag nicht mehr besser für mich werden. Und eine Sache stand von vorn herein für mich fest: Das ich der beste Freund sein werde, den sie je hatte.

Gemeinsam durchqueren wir das Tor zur magischen Welt und ich kann förmlich spüren wie ihre Anspannung mit jedem Schritt wächst den sie in Richtung Nocturngasse macht. Im Versuch ihr Sicherheit zu geben, greife ich nach ihrer Hand und verschränke meiner Finger mit ihren.

Ihr Vater ist noch nicht da, als wir ankommen, aber wir sind auch einige Minuten zu früh hier. Wahrscheinlich wird er auf die Sekunde genau vor uns stehen.

Ich ziehe Alice in den Schatten eines Gebäudes, damit wir nicht wie auf einem Präsentierteller in der Öffentlichkeit stehen und warte mit ihr auf Tom Riddle. Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht in welcher Form ich von ihm denken soll. Mr Riddle, Lord Voldemort oder Alice Vater? Irgendwie erscheinen mir alle drei Möglichkeiten falsch.

Ich habe mich immer noch nicht entschieden, als er vor uns steht und uns mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass wir ihm folgen sollen.

Er geht in die Nocturngasse zurück, führt uns durch verschiedene kleine Gassen, die ich niemals als solche wahrgenommen hätte, bis er in einem düsteren Hauseingang verschwindet. Die Treppe knarzt unter jedem Tritt und die Holzdielen sehen so morsch aus, dass ich mir Gedanken darüber mache wie ich meinen Sturz abfedern sollte, falls ich durchbreche.

Unser Weg endet in einem kleinen Raum mit einem Herd, einer verrotteten weiteren Tür, einem Tisch, einem Stuhl und einem kleinen Bett. Nur mit Mühe kann ich ein Naserümpfen unterdrücken.

„Ich weiß, warum ihr hier seid“, durchbricht er nach einem angespannten Moment die Stille. „Du bist meine Tochter.“

„Woher weißt du das?“ Alice legt fragend den Kopf schief. Ich lehne mich während ihrer Diskussion mit dem Rücken an die geschlossene Tür nach draußen und lasse die beiden nicht aus den Augen.

„Vom Nachnamen abgesehen, siehst du aus wie sie“, meint er simpel mit einer Stimme, die immer noch bar jeder Emotion ist.

Er setzt sich auf sein Bett und bietet Alice den Stuhl an, was sie dankend annimmt.

„Wie alt bist du Alice?“

„Siebzehn. Ich mache dieses Jahr meinen Abschluss auf Hogwarts.“

Er nickt kurz. „Dachte ich mir.“

Sie mustern sich gegenseitig, beide scheinen etwas in dem jeweils anderen zu suchen. Das Schweigen lastet schwer in der Luft. Irgendwie ist es merkwürdig, dass Vater und Tochter sich scheinbar nichts zu sagen haben und nicht wissen, wie sie miteinander umgehen sollen.

„Warum seid ihr hier?“ Wieder ist es Tom, der die Stille durchbricht.

„Weil ich dich kennen lernen wollte“, gibt Alice ruhig zur Antwort und legt den Kopf schief. „Ich wollte den Mann in den sich meine Mutter verleibt hat persönlich kennen lernen. Ich wollte den größten Schwarzmagier nach Salazar Slytherin kennen lernen.“

„Du bist keine Gryffindor.“

Ein kleines, kühles Lächeln schleicht sich auf Alice Lippen.

„Was weißt du über mich?“

„Ich kenne deinen Stammbaum, Tom Riddle, deine Biographie und ich habe alles gesehen, was du jemals gelernt hast und lernen wirst.“

Er nickt und verfällt wieder in Schweigen. Sein Gesicht ist blank wie eine Münze, nichts lässt sich erkennen, weder eine Gedanke noch eine Emotion.

„Ich möchte dir etwas zeigen. Komm morgen um dieselbe Uhrzeit an denselben Ort. Ihr könnt jetzt gehen.“

Wortlos erhebt sich Alice und kommt auf mich zu. Mich von der Wand lösend öffne ich ihr die Tür und verlasse hinter ihr das Zimmer. Schweigend laufe ich wie ein Schatten hinter ihr durch die Gassen und halte Ausschau nach dem Gesindel, dass hier oft herumlungert, doch keiner ist in der Nähe oder scheint sich in unser Blickfeld zu trauen.

Sobald wir wieder auf der inzwischen ziemlich verlassenen Winkelgasse ankommen, begebe ich mich wieder an ihre Seite.

„Wollen wir etwas Essen gehen oder im Hotel schauen, ob sie uns etwas aufs Zimmer bringen.“

„Denkst du da gibt es wirklich Zimmerservice?“, fragt sie mich mit einem neckenden Unterton.

„Nicht wirklich“, gebe ich schmunzelnd zurück.

„Dann lass uns eine Kleinigkeit essen gehen, ja?“

„Gern“, lächele ich sie an.

Da ich mir nicht sicher bin, was man in Muggellondon in Moment zu Essen bekommt, suchen wir eine kleine Kneipe in Winkelgasse auf. Das Essen verläuft schweigend, da Alice vollkommen in Gedanken versunken ist. Besorgt beobachtete ich sie dabei, wie sie lustlos in ihrem Essen herumstochert und ab und an eine gabelvoll in ihren Mund schiebt.

Nachdem Essen gehen wir direkt in das Hotel zurück, wo sie direkt ins kleine Badezimmer verschwindet.

Mit wachsender Sorge setzte ich mich auf  das alte Bett und warte darauf, dass sie wieder herauskommt.

Knarzend öffnet sich die Tür und sie kommt in einem hellgrauen Pyjama in den Raum zurück. Sie sieht so verwirrt aus, dass ich eilig aufstehe und sie in den Arm nehme, bis sie sich von mir löst.

„Du kannst ins Bad.“ Sie schenkt mir ein schwaches Lächeln. Mit einem Nicken gehe ich ins Bad und mache mich schnell fertig. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht wie ich mit Alice gerade umgehen soll. Noch nie hat sie sich so benommen und sie ist die einzige Frau mit der ich genug Kontakt habe um zu lernen wie man mit Frauen außerhalb des Bettes umgeht.

Seufzend streiche ich mir über das Gesicht. Es hilft nichts. Ich muss irgendwie für sie da sein. Ruckartig öffne ich die Tür, damit ich es mir nicht wieder anders überlegen kann und noch länger im Bad bleibe.

Als ich aus dem Bad herauskomme, lehnt sie am Fensterrahmen und sieht in die schwarze Nacht hinaus. Für einen Moment bleibe ich einfach stehe und sehe zu ihr herüber. Ihr langes blondes Haar fällt ihr glatt den Rücken hinab und hebt sich in der Dunkelheit kaum von dem Grau ihrer Kleidung ab. So leise wie möglich setzte ich mich wieder auf das Bett und sehe zu ihr rüber.

„Sie hat ihn geliebt Scorpius“, durchdringt Alice‘ leise Stimme die Dunkelheit in unserem Hotelzimmer.

„Ich weiß“, flüstere ich, unsicher über die Richtigkeit meiner Antwort.

Daraufhin verfällt sie wieder in Schweigen. Zu gerne würde ich wissen worüber sie nachdenkt. Ob sie zurück will? Oder ist sie jetzt zu neugierig um in unsere Zeit zurückzukehren? Eigentlich hat sich der Grund unseres Kommens erledigt.

Sie hat ihn mehr oder weniger kennen gelernt und mit ihm gesprochen. Selbstverständlich war das viel zu wenig Zeit, um heraus zu finden, was ihren Vater voran treibt, warum er so handelt wie er es tut. Aber vielleicht weiß sie es schon längst. Vielleicht hat ihre Mutter ihr das erklärt.

Ihre Gestalt löst sich aus dem Lichtvierreck des Mondes und kommt zu mir auf das Bett gekrabbelt. Still sitzt sie neben mir, nicht einmal ihren Atmen kann ich hören.

„Scorpius?“

„Hm?“ Obwohl ich weiß, dass sie mein Gesicht nicht sehen kann, schaue ich sie fragend an.

„Kannst du…?“

„Komm her“, lächele ich sie und ziehe sie in meine Arme. Nähe suchend kuschelt sie sich an meinem Brustkorb und legt ihren Kopf auf meiner Brust ab.

Eine gefühlte Ewigkeit halte ich sie einfach und streichle ihr ab und an über ihre Oberarme, bis ich mich dazu entschließe, dass sie ausgeruht sein muss, wenn sie morgen auf ihren Vater trifft. Mühelos hebe ich sie in die Mitte des Bettes, wo sie sich hinlegt und auf die Seite dreht. Liebevoll decke ich sie zu, bevor ich selbst unter die Decke schlüpfe und sie von hinten in den Arm nehme.

„Schlaf gut, Kleines.“

                              

Alice`Sicht:

 

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist das erste, was ich wahrnehme das Geräusch von Scorpius Atem und die Wärme, die mich wie eine Decke einhüllt. Sein blasser Arm ist fest um meine Mitte geschlungen und zieht mich an seine Brust. Ein glückliches Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Das unglaubliche Gefühl der Wärme und Geborgenheit, die ich in seinen Armen empfinde, geben mir das Gefühl bedingungslos von ihm geliebt u werden. Zufrieden kuschele ich mich mehr an seinen Körper. Früher haben wir nie so dagelegen. Wir schliefen einfach nebeneinander ein, aber seit diesem Sommer suche ich ständig seine körperliche Nähe. Anfangs war das eine unbewusste Handlung, die ich sofort anfing zu unterdrücken, als es mir auffiel. Er ist mein bester Freund und wie ein Bruder für mich, sonst nichts. Das Verhalten von mir war einfach irrational. Und trotzdem genieße ich es in seinen Armen zu liegen, trotzdem freue ich mich ungemein, wenn sein Lächeln mir gilt, ganz allein mir und seine komplette Aufmerksamkeit auf mir liegt.

Das klingt egoistisch, ich weiß, aber das Wissen, dass ich neben seiner Mutter, die wichtigste weibliche Person in seinem Leben bin, macht mich einfach ein wenig stolz. Verrückt, oder?

Ich kann meistens selbst mit meinen Gefühlen nichts anfangen. Deshalb versuche ich es zu vermeiden über sie nachzudenken.

Scorpius grummelt leise im Schlaf, was mein Lächeln noch intensiviert. Gleich wird er aufwachen.

Scorpius‘ Sicht:

 

Alice zarter Körper schmiegt sich an meinen Körper, als wäre er dafür gemacht worden. An ihrer unregelmäßigen Atmung erkenne ich, dass sie schon wach ist und einfach nur noch liegen geblieben ist, um mich nicht zu wecken. Ich habe sie ja auch schon oft genug angepampt, wenn sie mich geweckt hat.

„Guten Morgen“, begrüße ich sie immer noch verschlafen. Die Nacht war einfach viel zu kurz.

„Morgen“, gibt sie mit einem Lachen in der Stimme zurück. „Auch mal wach?“

Grummelnd drücke ich meine Nase in ihren Nacken und ziehe sie noch enger an mich, sofern das möglich ist. „Nein, ich schlafwandle.“

Glucksend lacht sie auf und zieht solange an meinem Arm, bis ich locker lasse und sie sich umdrehen kann. Ihre Augen funkeln mich vergnügt an. Nichts ist mehr von ihrer gestrigen Stimmung in ihrem Verhalten zu erkennen. Erleichtert entspanne ich mich ein Stückchen mehr.

„Was machen wir heute, bis wir mit meinem Vater verabredet sind?“

„Keine Ahnung“, gähne ich. „Aber ich schlage vor, dass wir erst einmal frühstücken.“

„Das wäre eine Idee“, stimmt sie mir zu und dreht sich auf den Rücken. „Aber vorher dusche ich.“

„Mach das. Ich bleibe solange liegen.“

Kichernd steigt sie aus dem Bett. Ein unglaublich warmes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus. So könnte von mir aus jeder weitere Morgen meines Lebens aussehen.

 

Lachend schiebt sich Alice einen weiteren Löffel gesüßtes Porridge in den Mund. Ich habe ihr gedade von Duncans letzter Eroberung erzählt, die ihm wochenlang noch nachrannte und sogar behauptete von ihm schwanger zu sein. Sie selbst hat die Geschichte zwar am Rande mitbekommen, wie sollte sie auch nicht als Slytherin und Teil unseres Freundeskreises, aber die ganzen pikanten Details sind ihr entgangen.

„Niemals“, keucht sie gerade zwischen zwei Bissen. „Das hätte ich mitbekommen!“

„Wenn ich es dir doch sage“, schmunzele ich leicht und zwinkere der Kellnerin zu, die ständig Blicke in unsere Richtung wirft. Rotanlaufend guckt sie schnell wieder weg und ist plötzlich furchtbar an den sich selbstputzenden Gläsern interessiert.

„Sie war wirklich schwanger?“

„Ja, aber nicht von Duncan.“

Alice schüttelt den Kopf. „Unfassbar.“

„Das kannst du laut sagen. Aber Duncan hat seine Lehre daraus gezogen.“

„Ach ja? Und welche?“

„Er legt jetzt besonders Wert darauf, dass die Hexen ach mitbekommen, dass er einen Verhütungszauber benutzt.“

Belustigt lacht Alice wieder auf. „Das sieht ihm ähnlich. Er ist eindeutig dein Cousin.“

„Was willst du denn damit sagen?“, necke ich sie und beiße in mein Brötchen.

„Das du auch nicht die Finger von den Mädchen lassen kannst.“

Nonchalant zucke ich mit meinen Achseln. „Laut Mutter habe ich das von Vater.“

„Typisch Malfoy, hm?“

„Würde ich so nicht sagen. Immerhin gab es für meinen Großvater schon immer nur Großmutter.“

„Mir wurde erzählt, dass es eine arrangierte Ehe ist“, stellt Alice mit fragenden Unterton fest.

„War es auch. Für meine Großmutter sah die Sache auch ganz anders aus.“

„Ich weiß. Sie hat mir erzählt, dass sie ihn nicht leiden konnte und das obwohl er sich ständig um sie bemüht hat.“

„So seid ihr Frauen nun mal. Ihr merkt erst, was gut für euch ist, wenn man es euch aufzwingt.“

„Stimmt nicht“, protestiert Alice und verschränkt die Arme trotzig vor der Brust. Wenn in ihren Augen nicht immer noch das belustigte Flimmern stecken würde, würde ich ihr diese Farce beinahe abkaufen.

„Willst du wirklich mit mir diskutieren?“ Herausfordernd hebe ich eine Augenbraue. Mal sehen, ob sie heute in diskussionsfreudiger Stimmung ist.

Kurz schürzt sie nachdenklich die Lippen und schüttelt dann den Kopf. „Nein. Lass uns lieber noch ein wenig die Läden anschauen. Wir haben noch so viel Zeit bis heute Abend.“

„Wir können ja in den Bücherladen gehen. So wie ich dich kenne, könntest du den ganzen Tag darin verbringen.“

„Du scheinst mich mit Tante Hermine zu verwechseln“, wirft sie mir vor und wischt sich mit dem Tuch über den Mund. Servierten scheint es noch nicht zu geben.

Ausdruckslos sehe ich sie an und schüttele den Kopf. „ Und du scheint dich nicht richtig zu reflektieren.“

Abwehrend schnaubt sie. „Wir werden ja sehen.“

Grinsend winke ich die Kassiererin heran, um zu bezahlen. Vielleicht wird der Tag ja doch besser, als gedacht.

Kapitel 7

Scorpius‘ Sicht:

 

Die Sonne scheint uns warm ins Gesicht, sobald wir das kleine Kaffee verlassen, dass die Hälfte von Mme Malkins zukünftigen Laden einnimmt.

Ich kann mir zwar absolut nicht erklären, warum Alice heute so gut gelaunt ist, aber ich will auch nicht riskieren, dass sich das frühzeitig ändert, also folge ich ihr ohne meckern von einem Schaufenster zum nächsten. Wenigstens will sie nicht in jeden Laden rein um sich die weitere Auslage anzusehen.

„Guck mal wie süß!“, quiekt sie vor einem Geschäft, dass magische Tiere verkauft. Den Leuten, die sich neugierig nach ihr umgedreht haben, einen kalten Blick zuwerfend, schlendere ich zu ich rüber.

In einem gläsernen Käfig balgen drei Katzenbabys miteinander um ein Wollknäuel.

„Du hast schon eine Katze, Alice“, erinnere ich sie mit kühler Miene, um ihr nicht zu zeigen wie süß ich sie im Moment finde. Was interessieren mich die Kätzchen?

„Aber der ist schon groß“, jammert sie und schiebt die Unterlippe schmollend vor.

„Die Katze wird auch mal groß“, teile ich ihr mit, als hätte ich ein kleines Kind vor mir. Eine ältere Dame, die einige Schritte von uns entfernt steht, kichert leise. „Guck mal, Rupert. Wir waren auch mal so frisch verliebt.“

Der alte Mann legt lächelnd seine Arme und die Frau. „Ich weiß, meine Liebe.“

Alice dreht peinlich berührt den Kopf weg. Die perfekte Chance um sie zu ärgern erkennend lege ich einen Arm um ihre Schultern. „Wir haben erst vor kurzem erst geheiratet“, wende ich mich an das alte Ehepaar.

„Ach“, reagiert die Frau genauso wie ich es erwartete. „So jung und schon verheiratet?“ Mit großen Augen sieht sie uns an. Alice betrachtet voller Interesse den gepflasterten Fußboden.

„Sie war die erste, die ich wirklich liebe. Ich wäre dumm gewesen, wenn ich nicht um sie gekämpft hätte, bis sie meinen Antrag annahm.“ Verliebt sehe ich zu ihr runter. Die alte Dame seufzt berührt. „Das ist ja so romantisch.“

Glücklich lächele ich sie an. „Finden sie?“

Enthusiastisch nickt sie.

„Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag“, mischt sich ihr Mann schmunzelnd ein, greift nach ihrer Hand und nickt mir noch einmal zu. „Komm Eloise. Wir müssen noch ein paar Dinge einkaufen.“

„Auf Wiedersehen“, verabschiede ich mich und auch Alice nuschelt eine Verabschiedung.

Kaum ist das Paar außer Sicht, macht sich Alice von mir los und haut mich gegen die Schulter.

„Das war nicht lustig“, beschwert sie sich.

„Ansichtssache“, zwinkere ich ihr zu.

„Langt es dir nicht, dass wir uns im Hotel als Ehepaar ausgeben?“

„Wir müssen die Rolle überall spielen… Schatz.“

„Übertreib’s“, grummelt sie und stampft an mir vorbei. Die süßen Katzen scheint sie vollkommen vergessen zu haben.

Bestens unterhalten folge ich ihr. „Sei nicht sauer“, versuche ich sie zu beruhigen.

„Bin ich nicht“, fährt sie mich an.

„Okay.“

„Bin in wirklich nicht“, stöhnt sie auf und dreht sich zu mir um und bleibt stehen. „Ich wusste einfach nicht wie ich mit der Situation umgehen sollte. Das ist alles.“

„Ich würde mich ja entschuldigen, aber…“

„Das wäre gelogen. Ich weiß“, seufzt sie und schließt kurz die Augen. „Tut mir leid, dass ich so reagiert habe.“

„Da gibt’s nichts, wofür du dich entschuldigen musst“, winke ich ab. „Komm, ich kaufe dir zur Wiedergutmachung etwas.“

„Nicht nötig“, lehnt sie ab.

„Ich weiß, ich will dir aber etwas kaufen.“

Sie setzt gerade zum Protest an, als ich meinen Finger auf ihre Lippen lege. „Widerspruch ist zwecklos und jetzt komm.“

Nachdem ich ihr eine Tafel Schokolade gekauft habe, zu etwas anderem konnte ich sie nicht überreden, schlendern wir zum wiederholten Mal durch die Winkelasse. Da es sie nicht zu stören scheint, beschwere ich mich auch nicht und lasse mich hin und wieder kommentarlos mit einen Stück Schokolade füttern.

„Was denkst du will dir Tom nachher zeigen?“

„Keine Ahnung“, gibt sie achselzuckend zurück.

„Bist du gar nicht neugierig?“

„Doch, schon“, gibt sie kauend zurück. „Aber ich versuche nicht darüber nachzudenken.“

Verstehend nicke ich. Das ganze hier muss einfach furchtbar verwirrend für sie sein.

„Dann komm. Lenken wir dich ein weinig von nachher ab. Wann werden wir schon wieder in die Vergangenheit reisen?“

„Und Schokolade essen?“

„Und Schokolade essen“, bestätige ich und lasse mich mit einem weiteren Stück füttern.

 

Die Sonne steht so tief am Himmel, dass die Gebäude der Winkelgasse lange Schatten werfen, als wir uns auf den Weg zu ihrem Vater machen. Alice ist wieder in Schweigen verfallen und klammert sich an meiner Hand fest, als sei sie ein Rettungsanker.

„Ihr seid zu spät“, begrüßt uns ihr Vater ohne Wertung  in der Stimme.

„Entschuldige“, lächelt Alice ein wenig schüchtern.

„Wir haben die Zeit aus den Augen verloren“, versuche ich zu erklären und drücke Alice‘ Hand aufmunternd.

Tom nickt kurz, wirft einen kurzen Blick auf unsere verschlungenen Hände und sieht dann zu mir.

„Wie heißt deine Mutter Malfoy?“

Ausdruckslos blicke ich ihm ins Gesicht und schweige. Warum will er das wissen? Das kann ihm doch egal sein, meine Eltern hatten bestimmt nichts mit seinen Machtspielen zu tun… oder?

„Samantha“, antwortet Alice für mich.

Tom lächelt sie wohlwollend  an und wirft mir noch einen kühlen Blick zu. „Lasst uns gehen.“

Schweigend folgen wir ihm durch die Winkelgasse in Richtung Muggellondon.

„Hast du heute den ganzen Tag im Laden gearbeitet?“, versucht Alice ein Gespräch mit ihm anzufangen.

„Nein“, gibt er wortkarg zurück, schweigt kurz und scheint es sich dann anders zu überlegen. „Ich habe einen Hausbesuch bei einer alten Sammlerin gemacht. Sie hat einige sehr interessant Stücke.“

Kaum sind wir aus der Winkelgasse draußen, biegt er ohne auf die Muggel um sich herum zu achten in eine kleine Nebengasse ein. „Haltet euch fest. Wir apparieren jetzt.“

 

Graues Dämmerlicht  ist das erst, was ich neben Alice festen Griff als erstes wahrnehme, sobald ich wieder festen Boden unter den Füßen habe. Langsam lasse ich meinen Blick über das raue Gelände schweifen.

Eisgraue Wellen auf denen kaltwirkende Gischtwolken tanzten krachten gegen die steilen Klippen aus dunkelgrauen, zerklüfteten Steinen. Selbst das Gras, aus dem er stand schien grau zu sein. Die ganze Umgebung wirkte kalt und böse, als hätte man sie von innen heraus vergiftet. Schwer schluckend folgte er Tom und Alice, die ihn inzwischen losgelassen hat, in Richtung der Steilkante. Der Schwarzmagier hob seinen Zauberstab und die Erde begann zu beben. Ein schmaler, steiler Steinpfad erschien plötzlich an der Kante und führte bis zur Hälfte der Wand nach unten. Unbeeindruckt beginnt Tom den wenig nach unten anzutreten dicht gefolgt von seiner Tochter – ein Gedanke der mir immer skurriler vorkommt. Die beiden wirken wie Tag und Nacht. Ihr hellblondes Haar und ihre hellen Augen stehen in vollkommenen Kontrast zu den seinen. Erst, wenn man genauer hinsieht erkennt man die ähnlichen Gesichtszüge und die parallelen in ihren Bewegungen und in der Mimik.

Alice wippender Haarschopf verschwindet hinter der Kante und ich eile mich den beiden nach unten zu folgen. Es ist inzwischen so dunkel, das das Meer schwarz wirkt und ich mich mit den Fingern an der Wand entlangtaste um nicht abzustürzen. Weder Alice noch Tom sind der in der Dunkelheit noch auszumachen… Oder haben sie bereits das Ende von dem Pfad erreicht?

Und was dann? Öffnet sich irgendeine magische Tür?

Nein, es öffnet sich keine magische Tür. Die Lösung ist viel einfacher. Ein schwarzes Loch öffnet sich zu seiner Linken und wirkt eher abstoßend, als einladend auf ihn. Sie die beiden darein gegangen? Leises wiederhallendes Geflüster, dessen Klang er problemlos Alice zu ordnen kann, beantwortet die Frage. Schwer schluckend betritt er das abstoßende Loch in der Wand und hat das beklemmende Gefühl von der Schwärze um sich herum eingesaugt zu werden. So schnell wie möglich nimmt er seinen Zauberstab und lässt dessen Spitze aufleuchten.

Die Höhle ist nicht wirklich groß, aber eindeutig groß genug um mehrere Menschen zu verstecken. Allerdings befinden sich nur noch Alice und Tom hier und sehen ihn beide mit demselben Gesichtsausdruck an. Ob sie merkt, dass sie gerade sein Spiegelbild sein könnte?

„Gib mir deine Hand“, fordert Alice Vater mich auf. Fragend sehe ich sie an, sie nicht auffordernd und ich komme seinen Befehl nach.

Er macht eine peitschende Bewegung mit seinen Zauberstab und schneidet meine Hand auf.

Erschrocken zucke ich zusammen und starre auf meine Handfläche, die sich mit Blut füllt, das dann auf den Boden unter meinen Füßen tropft.

„Drücke die Hand gegen die Wand“, befiehlt Tom und ich komme ohne Zögern seinen Befehl nach. Ich habe nicht einmal daran gedacht mich ihm zu widersetzen oder zu fragen, warum ich das tun soll.

Die Wand öffnet sich und offenbart einen riesigen See. Das ferne Ufer kann ich nicht erblicken, selbst dann nicht, als wir durch den Bogen schreiten und an das schwarze Wasser treten. Außer unseren Zauberstäben durchbricht nichts die Finsternis. „Kommt.“

Obwohl der Raum riesig ist, gibt es keinen Hall. Verwundert darüber versuche ich irgendwelche Hindernisse auszumachen, die den Schall stoppen, aber es gibt zumindest keine in der Nähe. Gemeinsam treten wir den Weg um den See herum an. Unsere Schritte klatschen auf den leicht feuchten Steinen des schmalen Felsweges.

Plötzlich bleiben Tom und Alice vor mir stehen und ich musste einen Schritt zurück machen um nicht in sie hinein zu laufen. Tom scheint ins Leere vor sich zugreifen und an etwas zu ziehen. Er tippt mit seinen Stab dagegen und eine Kette wird sichtbar, die in die Tiefen des Sees reicht und sich nun langsam beginnt aufzurollen und etwas aus den Wasser zu ziehen. Mit einer Mischung aus Neugierde und Wachsamkeit blicke ich auf das glatte Wasser, doch ich kann nichts erkennen, bis ein kleines Boot die Oberfläche durchbricht.

„Du wartest hier Malfoy.“

Ich setzte schon zum Protest an, als Alice mich bittend ansieht und den Kopf schüttelt. Resignierend mache ich einen Schritt zurück. „Ich warte draußen.“

Der Rückweg durch die Finsternis kommt mir doppelt so lange vor wie der Weg zum Boot. Die Dunkelheit scheint sich langsam in meinen Kopf zu fressen und die düstere Stimmung des Ortes legt sich auf mein Gemüt.

Der Steinweg nach oben scheint mit jedem Schritt schmaler zu werden und das Gras unter seinen Händen immer schärfer, nachdem ich es endlich nach oben geschafft habe und unter dem wolkenverhangenen Sternenhimmel.

Erst kämpft sich Verzweiflung in meinen Kopf. Ich kann einfach nicht verstehen, wie sie mit ihm allein in einer Höhle bleiben will. Er ist ein Monster. Ein Mörder. Aber das Gefühl wird schnell von Wut ersetzt.

Wut auf ihn. Wut auf sie. Und Wut auf mich. Warum schickt er mich wie einen lästigen Dienstboten immer weg? Und warum lässt sie das zu? Beziehungsweise: Warum lasse ich es zu? Mein Vater würde sich niemals so von Mutter bestimmen lassen. Er würde darauf bestehen, dass er mitdürfte und würde sich davon sicherlich auch nicht abbringen lassen.

 

Als die beiden den Weg wieder hinaufkommen habe ich mein Gesicht wieder in die ruhige, unbewegliche Maske verwandelt, die einem Malfoy würdig ist. Bar jeder Emotion blicke ich ihnen mit aufrechter Haltung entgegen. Ich bin ein jämmerlicher Waschlappen. So sehr Mann wie die Hauselfen in unserer Küche und habe mir so eben vorgenommen grundlegend etwas an meinem Leben zu ändern. Leider weiß ich noch nicht, was genau alles, aber eins steht fest: Ich muss von Alice loskommen. Egal, was es kostet.

Das Rauschen des Meeres und der salzige, herbe Geruch der Luft werden mir plötzlich deutlicher als jemals zuvor. Wie lange ist es her, dass ich das letzte Mal mit meinen Eltern an einer englischen Küste war? Jahre, viele Jahre sicherlich.

„Hast du lang gewartet?“, fragt mich Alice mit einem Lächeln, das um Entschuldigung bittet.

„Vielleicht. Ich achtete nicht auf die Zeit“, gebe ich desinteressiert zurück und erwidere Toms forschenden Blick kühl.

„Wir sehen uns morgen wieder. Ich habe jetzt noch etwas zu erledigen, ihr müsst allein zurückapparieren.“

„Das sollte kein Problem darstellen“, teile ich ihm leicht arrogant mit und verziehe meine Mundwinkel höhnisch.

Er wendet sich kommentarlos Alice zu und lächelt sie an. „Komm morgen pünktlich.“

„Werde ich“, verspricht sie und lächelt ihn glücklich an. Einen letzten schmerzhaften Stick in meiner Brust lasse ich zu beim Anblick ihres Lächelns, bevor ich das Gefühl wegschließe und meinem Innersten die Kälte der Höhle gleichsetze. Ich bin nicht länger ihr abrufbares Schoßhündchen.

 

Alice‘ Sicht:

 

Mein Vater appariert mit einem letzten Nicken und lässt mich mit Scorpius zurück. Tief durchatmend verdränge ich erst einmal die Verwirrung und die Erinnerungen an unser Gespräch in der Höhle und drehe mich zu Scorpius um. Ich brauch dringend Jemand, der mich hält und mir das Gefühl der Geborgenheit schenkt.

„Gehen wir ins Hotel zurück?“, frage ich ihn und wundere mich darüber, dass er immer noch seine Malfoysche Miene zur Schau stellt, obwohl mein Vater weg ist.

„Ja“, stimmt mir Scorpius zu und appariert. Verdutzt starre ich auf die Stelle, wo mein bester Freund vor wenigen Sekunden noch stand. Wieso ist er einfach appariert? Tun wir das nicht normalerweise zusammen? Verwirrt appariere ich ihm hinterher und sehe noch wie er in die Winkelgasse verschwindet, als ich vor der Backsteinmauer lande. Schnell laufe ich ihm hinterher, sobald mich die Mauer durchlässt und hole ihn kurz vor dem kleinen Hotel ein.

„Scorpius!“, rufe ich ihn und greife nach seinem Handgelenk. „Was ist los?“

„Nichts“, gibt er ungerührt zurück und öffnet mit seiner freien Hand die Tür, lässt mich zuerst eintreten und zieht mich dann hinter sich her die Treppe nach oben.

„Klar, Lügen bringen einen immer weiter“, meine ich sarkastisch und gehe an ihm vorbei in unser Zimmer, als er mir die Tür aufhält.

„Es ist wirklich nichts. Ich habe nur etwas realisiert.“

„Möchtest du mich daran teilhaben lassen?“, frage ich, obwohl mir klar ist, dass er verneinen wird. Ich hätte mir den Atem auch sparen können, wenn ich mir keine Sorgen machen würde. Ist er etwa sauer, weil ich nicht darauf bestand, dass er mitdarf? Er sollte doch wissen, dass er nur fragen bräuchte und ich würde ihm alles erzählen.

Das Wasser rauscht im Bad. Er duscht wohl gerade. Schweigend stelle ich mich wieder ans Fenster.

Es ist so anders als gedacht meinem Vater begegnet zu sein. Es fühlt sich nicht so an, als wäre er mein Vater. Er könnte auch ein komplett unbekannter sein.

Und all die Dinge von denen er redet… Weiß er denn nicht, dass seine Zukunftspläne alles im Krieg versinken lassen werden?

Er irrt sich. Wir sind nicht besser, las Muggel. Wir sind einfach anders, aber das ist kein Grund sie in die Versklavung zu verbannen. Und all die toten Menschen… er ist nur so wenig älter als ich und hat mehr getötet, als ich für möglich gehalten habe. Die meisten nachdem meine Mutter verschwunden ist. Ob er mit all dem Leid, seinen eigenen Schmerz überdecken wollte?

Ob er weiß, dass er sie geliebt hat und er ihren Verlust deshalb bedauert? Er hat sie doch geliebt oder? Warum sonst hätte er all die Dinge tun sollen, die ich in ihrem Tagebuch sah?

Sein Lebensweg ist so falsch… Ich glaube er tut mir nicht gut. Vielleicht war es doch keine gute Entscheidung hierher zu kommen. Ich lag so falsch all die Jahre. Ich hätte keine Familie gehabt, wenn meine Eltern noch gelebt hätten. Nicht die liebende Art Familie, die ich mir immer gewünscht habe.

Meine Mutter wäre zu schwach gewesen, um sich gegen ihn zu stellen und er hätte mich niemals mit Liebe erzogen.

Wie sollte er auch, wo er nicht an ihre Existenz glaubt? Wahrscheinlich ging es mir im Heim besser, als es mir jemals bei ihm ergangen wäre.

Und bei den Malfoys erst. Wie konnte ich erst jetzt realisieren, dass ich schon eine Familie habe und keine zweite brauche? Wie konnte ich nur so blind sein. So unglaublich blind. Ich habe einfach die Augen vor der Welt verschlossen und nicht realisiert, dass ich schon alles habe, was wichtig ist. Menschen, die mich bedingungslos lieben. Man braucht keine leiblichen Eltern, um glücklich zu sein. Ich wollte das einfach nur nie wahrhaben. Ich schulde den Malfoys so viel. Wenn wir zurückkommen, bedanke ich mich bei Sam und Draco erst einmal angemessen und entschuldige mich für meine jahrelange Dummheit.

Knarzend öffnet sich die Badezimmertür. „Du kannst jetzt duschen.“

Mit einem Nicken zeige ich ihm, dass ich ihn gehört habe und begebe mich in das Bad. Der Spiegel ist beschlagen und ich muss ihn erst einmal von dem kondensierten Wasserdampf befreien, bevor ich mich im Spiegel betrachten kann. Jetzt, wo ich meinen Vater kenne und genug Möglichkeiten hatte ihn zu mustern erkenne ich die Parallelen in unseren Gesichtern. Ich sehe ihm unglaublich ähnlich. So ähnlich, dass ich den Blick vom Spiegel abwenden muss. Ich sehe aus wie ein Mensch, der innerlich zu Eis erstarrt ist. Ich sehe aus wie ein Monster.

Ich bin das Kind eines Monsters. Kann man so etwas, kann man mich, überhaupt lieben?

 

Als ich wieder aus dem Bad komme, liegt Scorpius bereits im Bett und schläft. Oder tut so, als würde er schlafen. Egal, was von beiden es ist, es macht eine Unterhaltung unmöglich. Seufzend lege ich mich neben ihn und wende ihm meinen Rücken zu. Gestern hat er mich noch in den Arm genommen und so jeden Gedanken verhindert, der mich quälen könnte. Es ist irgendwie merkwürdig. All die Jahre habe ich darauf gewartet etwas über meine Eltern zu erfahren, doch jetzt, wo ich weiß, wer ich bin, kann ich meinen eigenen Anblick im Spiegel nicht mehr ertragen. Vielleicht war die Unwissenheit all die Jahre ein Segen. Einen Segen, den ich wegschmiss, um endlich mit beiden Füßen auf dem Boden der Realität anzukommen.

Wahrscheinlich ist es besser so.

 

„Wir kehren heute zurück“, teilt mir Scorpius mit, nachdem ich meine Augen geöffnet habe anstelle eines simplen Guten Morgens.

„Okay“, akzeptiere ich seine Entscheidung. Etwas in mir zieht sich angstvoll zusammen, als ich Scorpius kalten Gesichtsausdruck realisiere. Er nickt mit einmal zu, als hätte er keine andere Antwort akzeptiert. „Ich gehe etwas zum Frühstücken besorgen. Du kannst dich solange fertig machen.“

„Ist-“ Knallen fällt die Tür ins Schloss. „Gut“, bringe ich den Satz zu Ende und lasse mich stöhnend zurück ins Laken fallen.

Meine Gedanken geistern zwischen Tom, ich habe entschlossen meinen Vater nur noch Tom zu nennen, er hat nichts von einer Vaterfigur, rein gar nichts, und Scorpius hin und her.

Ich bin so in meiner kreisenden Gedankenwelt gefangen, dass ich es nicht einmal mitbekomme, dass Scorpius wieder hier ist, bis er mir einen Teller mit einem Buttercroissant reicht und mir ein Glas Orangenmarmelade mit einem Messer hinhält. „Hier.“

„Danke.“ Ich lächele ihn schwach an, doch er dreht sich nur weg und setzt sich an den wackeligen Tisch und beginnt sein eigenes Croissant zu essen. Vollkommen verwirrt starre ich ihn an. Warum verhält er sich so komisch?

 

Den ganzen Tag hat er mich mehr oder weniger ignoriert. Irgendwann habe ich es aufgegeben ihn in ein Gespräch verwickeln zu wollen.

Diesmal sind wir pünktlich. Tom wartet noch nicht auf uns. An der Ecke angekommen, geht Scorpius weiter auf Abstand und sieht mich kühl an. „Wir sehen uns heute Abend im Hotel. Ich packe schon einmal.“

Mein Mund klappt auf und zu wie der eines Fisches, als ich Scorpius geschockt nachsehe. Er geht? Warum geht er? Er kann mich doch nicht alleine lassen! Ich brauche ihn doch.

„Alice.“ Die ruhige Stimme von Tom holt mich in die Realität zurück. Mit einem aufgesetzten Lächeln drehe ich mich um. „Wo ist Scorpius?“

„Nicht hier“, antworte ich tonlos, selbst noch nicht begreifend, dass ich mich der schwarzen Seele vor mir alleine stellen muss. War er schon so… tot als Claire sich in ihn verliebte?

„Er packt unsere Sachen wir reisen heute Nach noch ab.“

„Dachte ich mir.“ Tom lächelt mich gewinnend an. „Dann lass uns heute nur ein wenig spazieren gehen und reden. Komm.“

Schweigend laufe ich neben ihm her, als er in Richtung Gringotts losläuft.

„Warum bist du hier Alice?“

Verwundert sehe ich ihn an. Die ganze Zeit spricht er nur von seinen Plänen und Träumen und plötzlich interessiert es ihn, was mit mir ist? „Ich dachte, das wäre offensichtlich.“

„Du wolltest mich kennen lernen, ja, aber ich weiß, da steckt mehr dahinter. Warum bist du hier Alice?“

„Ich… Ich wollte einen Vater haben.“

„Väter werden überbewertet. Man braucht keinen Vater, keinen Beschützer, Alice.“

Doch, doch braucht man, würde ich am liebsten protestieren, weiß aber, dass das keinen Sinn hat.

„Ich hoffe, dass du etwas durch euren Besuch gelernt hast und nicht weiterhin so blind und naiv durch die Welt läufst. Deine Mutter war genauso voller Ideale.“

„War sie das?“ Leise Hoffnung schwingt in meiner Stimme mit.

„Sie sah in allen Menschen das Gute. Sie konnte nie weiterdenken.“

„Was… Was war sie für dich?“

Auf diese Frage folgt langes Schweigen. Ein Schweigen, das schwer auf meinen Schultern liegt und meine Kehle zuschnürt.

„Lass uns zurückgehen. Scorpius wartet bestimmt schon auf dich.“

„Ich bezweifle es“, erwidere ich bitter, folge ihm aber brav in Richtung unseres Hotels. Kurz wundere ich mich woher er weiß, wo wir schlafen, aber dann überwiegt wieder das Gefühl der Enttäuschung. Hat Mutter ihm denn gar nichts bedeutet? War sie auch nur eins seiner vielen Werkzeuge? Vielleicht um Dumbledore zu beweisen, dass er menschlicher ist, als er denkt und sehr wohl fähig ist zu lieben?

Ja, ich kenne die Geschichte sehr gut, als Dumbledore den elfjährigen Tom besucht. Ich weiß auch, dass Dumbledore ihm immer misstraut hat. Meine Mutter wäre ideal gewesen, um Dumbledore zum Zweifeln zu bringen.

„Da steht dein Malfoy schon.“

„Er ist nicht mein Malfoy“, widerspreche ich halbherzig, zu erleichtert bin ich bei Scorpius Anblick. Ich will nur noch weg von diesem herzlosen, kalten Mann.

„Das solltest du wohl besser mit ihm besprechen.“ Jeder andere hätte bei diesen Worten gegrinst, sogar Draco und vielleicht sogar Lucius. Nein, ich bin mir sicher, dass beide gegrinst hätten.

Nur Tom verzieht keine Miene. Dabei wird er doch immer als charmant und charismatisch bezeichnet. Ersteres kann ich eindeutig nicht bestätigen.

„Ich begleite euch zu eurem Apparierpunkt“, teilt Tom Scorpius mit.

„Gut“, meint Scorpius achselzuckend, hebt den Rucksack auf und läuft ohne ein weiteres Kommentar los. Mit einem beklemmenden Gefühl laufe ich neben Tom durch die Winkelgasse und Londons Straßen, bis wir wieder in der kleinen Gasse ankommen.

„Tschüss, Tom“, verabschiede ich mich steif und weiß nicht recht, was ich machen soll, als er mir zunickt, also mache ich mich auf den Weg die letzten Schritte bis zu Scorpius zurückzulegen. Das war es also. Meine Reise in die Vergangenheit. Sie war länger als gedacht und hat mir eindeutig mehr Dinge klar gemacht, als ich dachte, dass ich nötig hätte.

Und noch viel mehr Rätzel mitgegeben, als mir lieb sind. Ich werde viele Dinge überdenken müssen und vlielleicht, ja vielleicht werde ich Toms Beweggründe irgendwann nachvollziehen können.

„Alice!“, ruft Tom mich noch einmal, bevor ich nach Scorpius und den Zeitumkehrer greifen kann. Langsam drehe ich mich um und sehe ihm so unbewegt wie möglich in das Gesicht. Seine Züge sind wie immer unverändert, doch in seinen Augen schimmert ein Gefühl, das sie nicht recht benennen kann. „Ja?“

„Weißt du… Werde ich sie noch einmal wiedersehen?“ Irre ich mich oder schwingt Verzweiflung in seiner Stimme mit?

Schwach lächele ich und unterdrücke den Impuls in Tränen auszubrechen. „Ja.“ Meine Stimme ist nur noch ein Hauchen, doch er scheint mich verstanden zu haben. Ein kleines glückliches Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht und lässt ungemein charmant und liebevoll wirken. Wehmütig drehe ich mich um und ergreife Scorpius dargebotene Hand.

 

Manchmal gibt es Momente im Leben eines Menschen, in denen er keine Wahl hat. In dem Augenblick, wo man das erkennt, ist es oft zu spät, um noch zu begreifen, was  gerade passiert ist. Man ist hilflos der Situation ausgeliefert und wartet auf den unweigerlichen Prozess. Diese Wahllosigkeit hinterlässt ein schales Gefühl der Machtlosigkeit, der Angst und der Zweifel.

Angst ist ein übelkeitserregender Zustand. Das ausgelöste Gefühl ist kaum in Worte zu fassen. Langsam breitet es sich vom Bauch aus, aus und kriecht in jedes Glied, in jeden Gedanken. Spätestens wenn es sich in dieses beklemmende Gefühl der Panik verwandelt, fühlt man sich in sich selbst gefangen.

Soweit ist es bei mir zum Glück noch nicht. Im Moment scheint die Hysterie Oberhand zu gewinnen.

Ein all umfassendes Gefühl der Leere scheint mich von innen heraus zu konsumieren und zwingt mich in die Knie. Nur in meinem Kopf dreht sich alles. Stützend schlingt Scorpius seine Arme um mich und hebt mich hoch. Ein Arm schlingt sich unter meiner Kniekehle durch und der adere stützt meinen Oberkörper. Wimmend drücke ich mich an seine Brust. Es ist vorbei. Wir sind zurück.

Kapitel 8

Alice Sicht:

 

Er hat mich sofort ins Bett gebracht, als wir wieder im Manor waren. Er ist einfach durch einen Seiteneingang rein, um seine Eltern zu umgehen und hat mich in meinem Zimmer abgestellt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Dann ist er einfach gegangen und seitdem sah ich ihn nur noch zu den Mahlzeiten. Irgendwie schaffte er es mir aus dem Weg zu gehen, obwohl ich das Haus inzwischen ebenfalls in und auswendig kenne. Hier in Hogwarts habe ich gehofft endlich an ihn heranzukommen, aber ich habe mich geirrt. Hier schaffte er es noch viel besser mir aus dem Weg zu gehen.

Ständig hängt er mit seinen Freunden rum, was weiter kein Problem ist, immerhin habe ich vorher auch schon Zeit mit ihnen verbracht, da kann ich immer mitgehen oder mich zu ihnen setzen. Und in den Momenten, wo er nicht mit den Jungs unterwegs ist, schleppt er ein Mädchen nachdem anderen ab. Dabei ist es ihm egal, ob er schon einmal was mit ihr hatte oder nicht.

Es tat weh. Jedes Mädchen, dem er Aufmerksamkeit schenkt, ist ein Stich in meinem Herzen. Es tut weh. Inzwischen gehe ich ihm genauso aus dem Weg wie er mir. Stunden verbringe ich allein in der hintersten Ecke der Bibliothek, nur Harold leistet mir manchmal Gesellschaft. Oder seine Freundin Rose. Meine Zimmergenossinen haben auch ziemlich schnell Wind bekommen, dass der begehrte Malfoy nichts mehr mit dem kalten Mädchen ohne Familie zu tun hat. Ihre Lästereien, Beleidigungen und Schikanen haben seitdem nur noch zugenommen. Aber wenigstens weiß ich jetzt, warum sie mich hassen. Sie haben einfach gesehen, dass ich ein Monster bin. Darum wehre ich mich auch nicht. Meine Familie hat so viel Leid über die Menschheit gebracht, warum sollte ich das noch vergrößern? Irgendjemand muss doch für diese Schuld aufkommen.

Inzwischen haben wir Ende Januar und ich habe noch kein vernünftiges Wort mit Scorpius seit unserer Reise in die Vergangenheit gesprochen. Vielleicht hätte ich ja da bleiben solle, im Jahr 1945 bei meinen Vater. Vielleicht sollte ich zurückkehren und mit ihm für die Weltherrschaft arbeiten. Was könnte schon schlimmes passieren? Ob ich mich jetzt bei ihm einsam fühle oder hier macht doch keinen Unterschied. Ich wusste gar nicht wie schnell man von Jemanden abhängig wird. Wie schnell man von einen Gefühl abhängig wird. Seitdem Scorpius mich ignoriert, fühle ich mich so alleine wie noch nie in meinem Leben. Klar, bevor ich mich mit ihm anfreundete, hatte ich auch keine wirklichen Freunde, da wusste ich aber noch nicht, was es heißt Jemanden in seinem Leben zu haben. Jetzt, da ich wieder alleine bin, fühle ich mich als wäre ich krank. Wirklich körperlich krank.

Scorpius Anblick versetzt mir immer einen Stich in meiner Brust, der mich anfangs schmerzerfüllt zusammenzucken lies und sobald er von einem oder mehreren Mädchen umgeben ist, wird mir schlecht. Manchmal wird mir so schlecht, dass ich eine Mahlzeit ausfallen lasse, was mich rapide Gewicht verlieren lässt. Wenn es so weitergeht, passt mir kein einziges meiner Kleidungsstücke mehr.

Aber das stört mich weiter eigentlich gar nicht. In dem dicken Schulumhang fällt das gar nicht auf und was interessiert es meine Bücher und das ganze Pergament, was ich trage?

Ich habe das Tagebuch meiner Mutter noch einmal „gelesen“. Heimlich im Bett, wenn das Schloss schlief und nur mein Kater mich manchmal verschlafen im Kerzenlicht anblinzelte. Diesmal weinte ich. Ich weiß nicht genau, warum ich das tat.

Wegen Scorpius? Weil meine Mutter Tom so sehr liebte? Weil Toms letzten Worte zu mir nach ihr fragten?

Ich weiß nicht, warum ich weinte, aber es war ja auch egal. Danach ging es mir ein wenig besser und ich habe so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr.

Und gleich am Morgen habe ich eine Entscheidung getroffen.

Ich werde die Geschichte meiner Eltern für alle lesbar noch einmal niederschreiben und in einem zweiten Buch Toms mir überlassenen Erinnerungen schriftlich festhalten. Dabei kann ich mich noch einmal intensiv mit den Sprüchen und Toms Philosophie auseinandersetzen. Außerdem wird es mich perfekt ablenken. Ablenken von all meinen Kummer und was diese neue Lebenssituation für mich bedeutet. Ich meine, dass klingt doch klasse oder? Ich werde Lernen und wenn ich nicht lerne mich mit tiefster schwarzer Magie auseinandersetzen oder die Familienchronik fortführen. Was sollte ich auch sonst tun?

Alles andere würde ich mit ihm in Verbindung bringen, etwas, dass mich wirklich vermeiden sollte. Hoffentlich wird das wieder besser. Das ist ja beinahe peinlich. Merlin sei Dank weiß niemand, wie ich mich fühle.

Harold wirkt manchmal so, als würde er mich am liebsten fragen, was passiert ist, lässt es dann aber doch bleiben. Wahrscheinlich sind wir einfach nicht gut genug miteinander befreundet, um seine Interesse zu wecken. Slytherins halten sich aus Angelegenheiten heraus, die sie nichts angehen und keinen Profit versprechen. Ich glaube in der Hinsicht stehen wir den vorhergehenden Generationen im Nichts nach. Auch werden Muggelstämmige immer noch nicht in Slytherin akzeptiert. Was auch gut so ist, immerhin gehört es zur Tradition des Hauses. Und an Traditionen ist nichts auszusetzen, oder?

 

Das Honigbrötchen schmeckt unangenehm trocken, beinahe so wie ich mir den Geschmack vor Pergament vorstelle. Ich habe mich schon extra das das Ende vom Tisch in der Großen Halle gesetzt und trotzdem bleibt mir der Anblick von Scorpius und seinem neuen Flittchen nicht erspart. Noch nie hat er sich mit einem seiner Mädchen am Tisch blicken lassen. Was hat das Mädchen geleistet, um sich solch eine Ehre zu verdienen? Will ich das wirklich wissen?

Nein, ich glaube nicht. Um ehrlich zu sein, ertrage ich nicht einmal den Gedanken, dass sie heute Morgen neben ihm aufwachen durfte. Das sie sein verschlafenes Lächeln geschenkt bekam und die Transformation vom verwuschelten Morgenmuffel zum perfekt gestylten Malfoy miterleben durfte. Wieso. Warum? Wie konnte das passieren?

Es fehlt mir morgens auf ihn zu warten und in zu schelten, weil seine Unpünktlichkeit uns wieder in Hetze versetzt und ich meinen Tee nicht genießen kann. Ich wusste nicht wie schrecklich es ist alleine zu Frühstücken. Jetzt kann ich meinen Tee auch nicht mehr genießen. Er schmeckt nach nichts. Ich merke nicht einmal, ob er warm oder kalt ist.

Ich lege das Brötchen weg. Jeder weitere Bissen würde mir im Hals stecken bleiben. Am besten ich gehe schon mal zum Klassenraum und lese meine Hausaufgaben noch einmal Kontrolle. Immerhin bin ich eine Riddle und sollte wenigstens versuchen den Namen in der Zaubererwelt wieder reinzuwaschen. Dann kann ich ihn vielleicht irgendwann doch annehmen, genauso wie meine Mutter es sich gewünscht hat. Irgendwie ist es schon merkwürdig. Obwohl ich sie nie kennen gelernt habe fühle ich mich ihr so viel näher, als Tom, den ich wenigstens ein paar Mal traf, bevor er vollständig Lord Voldemort wurde.

 Aber um darüber nachzudenken habe ich nachher noch genug Zeit.

 

Scorpius‘ Sicht:

 

Sie akzeptiert einfach, dass ich nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte. Sie kämpft nicht einmal um unsere Freundschaft oder versucht herauszufinden, warum ich eben diese abgebrochen habe.

Ich weiß nicht ganz, was ich deswegen empfinden soll. Verrat? Hass? Enttäuschung? Trauer?

All diese Gefühle breiten sich in meiner Brust aus, wenn ich an Alice denke. Gepaart mit Zweifel. Vielleicht hätte ich niemals unsere Freundschaft beenden sollen oder zumindest zuerst mit ihr darüber reden?

Do jetzt ist es zu spät. Ich habe schon gehandelt und kann das nicht mehr rückgängig machen. Leider?

Bereue ich diesen Schritt?

Eigentlich nicht. Zeigt mir ihre Reaktion nicht, dass ich nichts Besseres hätte tun können? Was war unsere Freundschaft schon wert, wenn sie ihr nichts bedeutet hat? Ich wusste ja schon immer, dass sie mehr der Einzelgängertyp ist, aber das nicht einmal ich ihr wichtig bin, tut weh. Es tut unglaublich weh.

Harold sieht sie des Öfteren in der Bibliothek, erwähnt sie in meiner Gegenwart aber mit keinem Wort. Es scheinen alle einfach zu akzeptieren, dass wir jetzt getrennte Wege gehen. Meine Freunde sehen manchmal so aus, als würden sie am liebsten nachfragen, was los ist, was passiert ist, aber am Ende traut sich niemand. Vielleicht wollen sie es auch gar nicht wissen. Oder sie wissen mehr als ich denke.

Ich lenke mich jeden Tag aufs Neue ab. Mit Hausaufgaben, Quidditch, meinen Freunden und vor allen Dingen mit Frauen. Die ersten Wochen habe ich jede Nacht eine Andere mit zu mir genommen, aber das hat irgendwann nicht mehr geholfen. Bis ich eine schwarzhaarige Schönheit aus Ravenclaw kennen lernte. Sie ist intelligent, nett und einfach alles, was man sich bei einer Frau wünschen kann. Theoretisch.

Sie ist immer noch nicht Alice.

Aber die größte Wahrscheinlichkeit um von ihr loszukommen.

Heute Morgen habe ich sie mit an unseren Tisch genommen und sie meinen Jungs vorgestellt. Wie erwartet ist sie super angekommen. Zum ersten Mal seit langen hatte ich mich auch getraut nach Alice Ausschau zu halten, doch sie war nicht da. Wahrscheinlich hat sie schon früher gegessen. Immerhin muss sie ja jetzt nicht mehr auf mich warten und kann nach Belieben so kommen und gehen wie sie möchte.

Herablassend schnaubend wende ich mich wieder Clarisse an meiner Seite zu.

 

Es ist merkwürdig im Unterricht nicht neben Alice zu sitzen. Sie war doch sonst immer direkt an meiner Seite. Ich fühle mich wie beschnitten, als hätte man mir einen Teil meines Körpers geklaut.

Genervt von meinen eigenen Gefühlen packe ich meine Sachen zusammen und verlasse ich mit Duncan den Klassenraum.

Clarisse und ich sind nach dem Mittagessen verabredet. Wir wollen erst gemeinsam Hausaufgaben machen und dann den Abend miteinander verbringen.

Eigentlich klingt das nach einem perfekten Nachmittag, aber das wird er wohl nicht werden. Sie ist einfach nicht Alice. Ständig muss ich an sie denken. Alles, was Clarisse macht, vergleiche ich mit Alice. Selbst die Art wie sie nach einer Teetasse greift.

Es ist einfach zu verrückt werden. Ich habe nicht das Gefühl von ihr loskommen zu können, solange sie in meiner Nähe ist. Sobald ich sie sehe, keimt in mir Hoffnung auf, dass das mit uns doch anders, komplett anders, enden könnte. Jedes Mal.

Es ist einfach ein schreckliches Gefühl, dass mir manchmal die Kehle zu schnürt und in mir den Wunsch weckt mich alleine vor meinen Kamin mit einer Flasche Whiskey zu vergnügen.

Mit der Zeit hören dann wenigstens die Gedanken auf.

 

„Was machen wir heute?“ Clarisse lächelt bezaubernd zu mir herauf und zieht spielerisch ihren dicken schwarzen Flechtzopf nach vorne.

Wippend fällt er immer wieder in ihren Ausschnitt und tanzt über ihre Brüste. Breit grinsend beobachte ich das Schauspiel eine Weile ehe ich ihr antworte.

„Uns wird schon etwas einfallen“, zwinkere ich ihr zu, was sie leicht erröten lässt. Sie ist wirklich süß. So natürlich und unbefangen. Außerdem gibt sie mir das Gefühl nicht wegen meines Geldes hinter mir her zu sein.

„Lass uns heute in meinem Zimmer zu Abendessen, ja?“

Zustimmend nickt sie mehrmals und folgt mir leise von ihrem Tag erzählend durch die Gänge. Hier und da nicke ich einer Person grüßend zu oder erwidere ein freundliches Lächeln, während Clarisse Worte an mir in einem beruhigen Singsang vorbeirauschen. Wenn mich Jemand gefragt hätte, worüber sie reden würde, hätte ich ihm keine Antwort geben können. Ich gebe nur hin und wieder zustimmende Geräusche von mir, um meine nichtvorhandene Aufmerksamkeit zu übertünchen. 

In seinem Zimmer angekommen setzt sie sich auf das Sofa und holt ihre Hausaufgaben heraus. Sie ist ein Jahr jünger als ich und lernt deshalb noch andere Themen für die UTZs. Klar könnte ich ihr helfen und somit gleich den Stoff wiederholen, jetzt, da mich Alice nicht mehr zum Lernen antreibt, aber Clarisse ist viel zu stolz und ehrgeizig um Hilfe anzunehmen.

Darum schweigen wir während der Hausaufgaben, nur das Kratzen der Federn und das Rascheln einer umgeblätterten Seite ist zu hören. Beruhigende Geräusche. Bekannte Geräusche. Geräusche, dich ich mit Wärme, Spaß, Zufrieden heut und tiefer Vertrautheit verbinde.

Geräusche, die mir das Gefühl geben mit einer anderen Person im Raum zu sitzen. Alice.

Von mir selbst genervt werfe ich meine  Feder auf den Tisch und wende ich Clarisse zu. Leicht verwirrt sieht mich diese an, hindert mich aber nicht daran sie auf meinen Schoß zu ziehen, um sie zu küssen.

„Lass uns eine Pause machen, ja?“

Mit glasigem Blick nickt und öffnet bereitwillig ihre Lippen, als ich erneut beginne sie zu küssen.

Mit einem leisen Stöhnen schlingt sie ihre Arme um mich und hüllt mich in einen frischen, fruchtigen Duft, der mich an Grapefruit erinnert. Sie riecht so anders als –Stopp! Ich bin jetzt hier mit Clarisse, nicht mit Alice. Ich sollte mich jetzt ganz auf die junge Frau in meinem Armen konzentrieren.

Vorsichtig löse ich den Gummi aus ihren Haaren und öffne ihren Zopf. Währenddessen schiebe ich sie Stück für Stück Richtung Bett.

 Unsere beiden Schulumhänge liegen genauso wie unsere Schuhe und Socken auf dem Boden irgendwo zwischen Bett und Tür. Langsam knöpfe ich ihre Bluse auf und küsse jeden Zentimeter frei gelegte Haut. Ihre vollen Brüste sind nur in einen Hauch Spitze gekleidet, wo ihre Brustwarzen rot und verführerisch durchschimmern. Mit lustverschleiertem Blick zieht sie mir das Hemd über den Kopf und fährt mit forschenden Fingern meine Muskeln nach.

Mit geschlossenen Augen genieße ich für wenige Augenblicke ihre Berührungen, ehe ich mich wieder auf Clarisse konzentriere. „Zieh dich aus“, bitte ich sie und öffne meine Hose selbst, um sie zu den restlichen Klamotten auf den Boden zu schmeißen.

Als sie nur noch in BH und Schlüpfer vor mir sitzt, beginne ich sie erneut zu küssen. Es fühlt sich an wie bei jeder Anderen auch. Ich empfinde Lust, aber mehr nicht. Sie sind halt alle austauschbar, so hart das auch klingen mag.

Mit einer Hand öffne ich ihren BH und lasse den leichten Stoff von ihrem Körper gleiten. Zärtlich drücke ich sie zurück in die Kissen und küsse mich ihren Hals entlang zu ihrem Dekolletee.

Ihr genussvolles Stöhnen spornt mich an und langsam wandere ich ihren Bauch hinab, bis ich den Rand ihres Strings erreiche, den ich langsam nach unten ziehe und von ihren Beinen streife, die sie um mir zu helfen angewinkelt hat.

„Scorpius“, seufzt sie leise meinen Namen, als ich meine Boxershorts ausziehe und im nächsten Augenblick in sie eindringe. Ein lustvolles Stöhnen entweicht meinen Lippen, als ich vollständig in sie eingedrungen bin. Leidenschaftlich küsse ich sie, bevor ich anfange mich in ihr zu bewegen und ihren Körper mit meinen Lippen zu liebkosen.

 

 

 

Alice‘ Sicht:

 

Die Eule des Ministeriums ist vorhin gekommen. Nicht wie die anderen zu Frühstück, sondern nach dem Unterricht. Mit trockenem Mund öffnete ich den Brief und las ihn mir durch.

Es ist jetzt offiziell. Ich heiße jetzt Alice Riddle, sie haben auch der Schulleitung einen Brief zukommen lassen, damit die Lehrkräfte informiert werden und mein Nachname für die Prüfungen nachgetragen wird. Ob McGonogall Verdacht schöpfen wird? Ob es irgendjemand wird?

Ich wüsste nicht wer, kaum eine lebende Person hat sich ausführlich genug mit meinem Vater auseinander gesetzt. Die Kriegsgeneration hatte eindeutig andere Probleme als den Nachnamen ihres Peinigers.

Aber mir kam die Entscheidung richtig vor. Endlich weiß ich wer ich bin und kann es nun auch angeben. Meine Mutter hat es sich gewünscht und auch, wenn sie mich nicht groß gezogen hat, bin ich mir sicher, dass sie sich gut um mich gekümmert hätte, wenn sie die Möglichkeit dazubekommen hätte. Vielleicht wäre ja alles anders gekommen, wenn Tom sie nicht zurück in die Zukunft geschickt hätte. Vielleicht wäre ja alles anders gekommen, wenn Mutter ihm rechtzeitig von der Schwangerschaft erzählt hätte.

Es könnte doch sein, dass er sie hätte heiraten wollen, eine Stelle im Ministerium angenommen hätte und mit ihr irgendwohin gezogen wäre, damit sie mich zusammen hätten aufziehen können. Ich will nicht behaupten, dass Mutter ihn von seinen Plänen abgebracht hätte, aber vielleicht wäre alles anders gekommen. Wer sagt denn, dass er nicht die ihm ständig angebotenen Stelle des Zaubereiministers angenommen oder einfach weniger Horkruxe erschaffen hätte?

Hätte, hätte, hätte. Die Überlegungen sind so überflüssig. Nichts ist so gekommen, wie ich es mir wünschen würde, nichts wird sich an der Vergangenheit ändern nur, weil ich es möchte. Ich werde niemals erfahren, was passiert wäre, wenn Mutter sich anders verhalten hätte.

 Und trotzdem kann ich diese Gedankengänge nicht stoppen. Umso mehr ich mich mit Tom und der Beziehung der beiden auseinander setze, desto öfter denke ich darüber nach, was hätte sein können.

Wer ich gewesen wäre, wenn mich die beiden aufgezogen hätte. Nach wem ich gekommen wäre, wem ich ähnlicher wäre.

Wem ich ähnlicher bin.

Wem bin ich ähnlicher? Das ist eine Frage, die mich seit einer Ewigkeit  beschäftigt und ich kann es mir nicht beantworten. Ich wüsste auch niemanden, den ich Fragen könnte außer Dumbledore. Aber sein Portrait hängt im Schulleiterzimmer, außerdem geben diese Bilder nie konkrete Antworten… oder selten, aber Dumbledore soll in seinem Leben ja schon so kryptisch gewesen sein.

Ob er meine Entscheidung mein Erbe anzutreten verstanden hätte?

Wird es irgendjemand verstehen können?

Wie würden die Menschen reagieren, wenn ich es ihnen erzählen würde? Würde mir Jemand glauben? Hätten sie Angst? Würden die letzten übriggebliebenen Reinblutfanatiker mich als ihre neue Anführerin sehen?

Wir würden die Malfoys reagieren, die sich nach Jahren endlich wieder vollständig in diese Welt eingegliedert haben?

Würden sie mich aus Angst verstoßen, damit ihnen niemand etwas vorwerfen kann? Hat mich Scorpius deshalb weggeschickt? Tut er es seiner Familie zu liebe? Will er selbst nicht mit mir in Verbindung gebracht werden? Seitdem ich ihre gemeinsame Geschichte aufschreibe, stelle ich mir immer wieder diese Fragen. Und sobald ich mich Toms Magie zuwende, frage ich mich wie meine Mutter, die so nett und liebevoll wirkt, sich in ihn verlieben konnte?

Seine Magie ist so schwarz, so dunkel und verboten, dass ich mich teilweise frage, ob ich diesen Trank, diesen Zauber wirklich für die Nachwelt festhalten soll. Wäre es nicht besser, wenn sie einfach in Vergessenheit geraten würden? Doch dann fühlt es sich wieder wie Verrat an. Verrat an der Magie, Verrat an der Liebe meiner Mutter, Verrat an der Genialität meines Vaters.

Und dann schreibe ich weiter. Ich kam gut voran. Bis zum Ende des Schuljahres bin ich fertig.

Seufzend lege ich die Feder nebenhin und sehe mich im Schlagenreich um.

Scorpius Freunde sitzen größtenteils vor dem Kamin. Scorpius.

Er fehlt mir mit jeder Minute mehr. Sein Verlust frisst mich von innen heraus auf. Kummer ist nicht nur ein psychischer Schmerz, nein, er ist auch physisch wahrnehmbar. Inzwischen ist es nicht nur mein verschwundener Appetit, sondern ein zerrendes, reißendes Gefühl in meinem Brustkorb, sobald ich an ihn denke oder irgendetwas sehe, höre, wahrnehme, dass mich an ihn erinnert. Sogar der Anblick seiner Freunde schmerzt.

Ich halte das langsam nicht mehr aus. Nein, ich halte es nicht mehr aus. Es sind erst wenige Wochen vergangen seitdem Scorpius und ich von unserer Reise zurückgekehrt sind, doch es kommt mir wie eine Ewigkeit vor.

Und ich halte es nicht mehr aus. Ich will es gar nicht aushalten. Hektisch fange ich an meine Sachen zusammen zu packen und schultere meine Tasche. Mit  energischen Schritten verlasse ich den Gemeinschaftsraum und mache mich auf den Weg zu den Schulsprecheräumen, um endlich mit Scorpius zu reden.

Eine Mischung aus Vorfreude, Beklemmung und eine Spur Angst herrschen in mir vor. Ich weiß nicht, was ich empfinden soll, ich weiß nicht, was mich erwartet. Wird er sich freuen? Wird er mit mir reden? Mich anschreien? Sofort wieder rausschmeißen? Wird er mir zuhören? Dabei weiß ich doch noch nicht einmal genau, was ich zu ihm sagen soll. Ich glaube nicht, dass ich mich jemals zuvor so ratlos gefühlt habe.

Aber alles ist besser, als diese Funkstille zwischen uns. Ja, ich würde es sogar willkommen heißen, wenn er mich anschreien und beleidigen würde.

Noch nie kam mir der Weg so lang vor, als hätte Jemand einen Dehnungszauber auf die Wände gelegt, um verzweifelte Schüler zu quälen. Wer weiß das schon.

„Alice“, begrüßt mich Rose Weasley, die mir mit einem Lächeln entgegen kommt. „Weißt du, wo ich Harold finden kann?“ „Er ist mit Duncan und den anderen unten im Gemeinschaftsraum“, teile ich ihr mit und bleibe höflichkeitshalber bei ihr stehen und laufe nicht einfach weiter.

„Denkst du, du könntest schnell mit runter kommen und ihn holen?“

Zögernd bleibe ich auf der Stelle stehen und sehe sie ausdruckslos an. Dann schüttele ich den Kopf. „Nein, ich muss etwas erledigen“, verabschiede ich mich, nicke ihr zu und setze meinen Weg fort. Ich bin doch kein Hund, den man hin und her scheuchen kann.

Nervosität überkommt mich, als ich endlich den richtigen Gang erreiche und meine Schritte verlangsamen sich. Ist das wirklich eine gute Idee? Sollte ich seine Entscheidung nicht respektieren?

Zweifelnd stehe ich vor seiner Tür und traue mich nicht das Passwort auszusprechen. Vielleicht hat er es sogar geändert und ich komme gar nicht mehr einfach so rein? Oder sollte ich klopfen? Was, wenn er gar nicht da ist?

Mir diese Gedanken verbietend, schüttele ich den Kopf.

„Severus Snape“ ist immer noch das Passwort seiner Tür wie ich feststelle, als sie sich entriegelt. Meine Handflächen sind schwitzig und das kühle Metall fühlt sich abstoßend in meiner Hand an, als ich die Klinke runter drücke und die Tür öffne. Schwer schluckend betrete ich den Raum und bleibe wie angewurzelt stehen.

Zwei entsetze Blicke sind auf mich gerichtet. Geschockt presse ich meinen Kiefer aufeinander. Wieso musste ich ausgerechnet jetzt mit ihm reden wollen? „Alice“, sagt er nach unendlich langen Sekunden und dreht sich von dem nackten Mädchen runter, dass sofort versucht ihre Blöße zu verstecken. Doch den kurzen ungewollte Blick auf ihren Körper lässt meinen Mund trocken werden. Sie ist perfekt. Si viel schöner als ich es im Moment bin, so viel schöner, als ich jemals sein könnte.

Ein scharfer Stich zuckt durch meine Brust und ich stolpere einen Schritt rückwärts. Nein, nein, nein! Wieso? Wieso nur?

„Tut… Tut mir leid“, stottere ich, drehe mich um und renne auf den Flur, wo ich knallend die Tür zu schlage. Mein von ihm gerufener Name schallt noch in meinen Ohren, als sich bittere Tränen ihren Weg über meine Wangen suchen.

Ich muss hier weg. Ganz schnell weg von diesem Ort. 

Kapitel 9

Alice‘ Sicht:

 

Keuchend laufe ich den Gang entlang. Kaum, dass ich wieder zu Besinnung gekommen bin, rannte ich los. Jetzt stehe ich in zweiten Stock und weiß nicht, wo ich hin soll. Ich brauch meine Ruhe, ich muss weg hier.

Ich brauche einen Ort an dem ich alleine sein kann. Hektisch sehe ich mich um und als mein Blick auf das Klo der Maulenden Myrte fällt, weiß ich ganz genau, was für einen Ort ich suche. Die Kammer des Schreckens.

Schnell laufe ich den Gang entlang und stoße die Tür zu dem verlassenen Klo auf. Ein platschendes Geräusch verrät mir, dass Mytre sich in die Kanalisation zurückgezogen hat, um sich zu verstecken. Schnell laufe ich zu dem Waschbecken, blicke nervös um mich und befehle der Kammer sich zu öffnen. Ich muss hier weg. Ich muss hier ganz dringend weg.

Sobald sich das Waschbecken weit genug verschoben hat, springe ich in das Loch und lasse mich von der Röhre nach unten tragen. Hart schlage ich mit den Füßen auf und verliere kurz das Gleichgewicht. Ein dunkler Gang tut sich vor mir auf, den ich schnell entlang laufe. Steine liegen an einer Stelle auf dem Weg, sodass ich durch ein Lock klettern muss, um weiter zu kommen. Vor einer weiteren schön verzierten Tür bleibe ich stehen. Schlangen sind darauf abgebildet und ich habe das Gefühl von ihren Augen gemustert zu werden. Leise zische die die Wächter an, damit sie mir Einlass gewähren.

Sobald die Tür geöffnet ist, betrete ich einen großen Raum mit Säulen… und einer toten Riesenschlange auf dem Boden. Von dem toten Basilisken ist nur noch die Hülle übrig, nicht einmal ein Verwesungsgeruch liegt in der Luft. Langsam gehe ich auf die Schlange zu und streiche ihr vorsichtig über die trockene schuppige Haut ihres Kopfes. Das Monster Slytherins. Das Spielzeug meines Vaters.

Schwer schlucken setzte ich mich mit den Rücken zu ihrem Kopf auf dem Boden und lehne mich an.

Bittere, heiße Tränen bahnen sich ihren Weg über mein Gesicht und tropfen auf meinen Umhang.

Wie konnte ich nur so dumm sein? Wie konnte ich es all die Jahre nur übersehen? Der Anblick von Scorpius und diesem Mädchen taucht immer wieder in meiner Erinnerung auf und damit die Erkenntnis, dass ich viel mehr für Scorpius empfinde, als man es für einen besten Freund tut.

Schluchzend umschlinge ich meine Beine, um mir selbst halt zu geben.

Irgendwann, als die Tränen versiegten, breitete sich eine bleierne Müdigkeit in mir aus. Seufzend rolle ich mich zusammen und schließe die Augen. Ich fühle mich leer und gedankenlos, als hätten die Tränen alle Gedanken und Gefühle davongespült.

 

Als ich wieder aufwache plagen mich Rücken- und Nackenschmerzen. Verwirrt blicke ich umher, bis ich mich an gestern erinnere. Eine neue Welle der Verzweiflung überrollt mich. Der kalte Boden unter mir scheint mein einziger Halt zu sein. Ich weiß nicht wie lange ich schon hier unten bin, ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Hunger oder Durst habe ich auch keinen, aber das Gefühl dafür ist mir schon lange abhanden gekommen.

Langsam setzte ich mich auf und lehne mich gegen den riesigen Schäden hinter mir. Ich will gar nicht mehr hoch. Ich will hier unten bleiben und mich vor der Welt verstecken.

Wie konnte mir das nur passieren? Wie konnte ich das nicht merken? Warum ausgerechnet Scorpius. Scorpius, der mich wie eine Schwester sieht, der für mich nicht mehr als Freundschaft empfindet… falls er überhaupt noch etwas für mich empfindet, dass keine Ablehnung ist.

Frierend ziehe ich meinen Umhang fester um meine Schultern. Was Scorpius jetzt wohl macht? Ob er sehr sauer ist?

Wird er mich anschreien oder einfach ignorieren?

Verzweifelt vergrabe ich meinen Kopf zwischen meinen Knien und wünsche mir einfach für immer hier unten bleiben zu können.

 

Irgendwann habe ich die Kammer wieder verlassen und bin in den Gemeinschaftsraum zurückgekehrt. Es war mitten in der Nacht, als ich durch die Gänge huschte und endlich in den vertrauten Schatten der Kerker eintauchte. In Gemeinschaftsraum erwartete mich dann eine Überraschung. Scorpius saß schlafend auf der großen Couch in Gemeinschaftsraum. Bei seinem Anblick stockte mein Atem. Er sah so friedlich aus mit leicht geöffnetem Mund und verwuschelten Haaren. Leise schlich ich an ihn heran, beschwor eine Decke herauf und deckte ihn zu, bevor ich in meinen Schlafsaal huschte und mich bettfertig machte.

Jetzt liege ich immer noch wach im Bett und lasse immer wieder das Bild des schlafenden Scorpius in meinen Gedanken aufblitzen. Warum war er hier? Ist er nicht zu Bett, als seine Freunde gegangen sind?

Unruhig wälze ich mich in meinem Bett hin und her. Sobald ich die Augen schließe und aufhöre angestrengt nachzudenken, ehe ich ihn wieder mit diesem Mädchen im Bett.

Erst in der Kammer ist mir aufgefallen, dass ich sie schon einmal gesehen hatte. Beim Frühstück mit Scorpius am Slytherintisch, als ich übereilt mein Essen abgebrochen habe.

Sie muss etwas ganz besonderes sein, wenn er so viel Zeit mit ihr verbringt. Eine Ravenclaw, wenn ich mich richtig an ihre Krawattenfarbe erinnere. Genau richtig für ihn, wahrscheinlich auch noch ein Reinblut und nicht die Tochter eines Halbblutes wie ich es bin. Genau richtig für die Familie Malfoy.

Nein, Moment, damit tue ich ihnen eindeutig unrecht. Sie haben mich aufgenommen ohne zu wissen wer ich bin oder woher ich komme. Die Malfoys sind schon lange nicht mehr die Blutfanatiker, die sie zur Zeit meines Vaters waren. Abraxas würde sich wahrscheinlich in seinem Mausoleum umdrehen, wenn er wüsste, dass seine Nachfahren am selben Tisch wie die Weasleys zu Abend essen.

Seufzend lege ich mich wieder auf den Rücken. Wir haben sechs Uhr. Das ist eindeutig zu früh zum Aufstehen, aber einschlafen werde ich auch nicht mehr können.

Leise ziehe ich mich an und verlasse mit meiner Tasche den Schlafsaal. Wenn ich schon nicht schlafen kann und es noch kein Frühstück gibt, kann ich meine Zeit ja effektiv nutzen und lernen.

 

„Alice“, schallt Scorpius‘ Stimme hinter mir durch den Gang. Leicht zucke ich zusammen, tue aber so, als hätte ich ihn nicht gehört und beuge mich weiter über das Buch ohne ein Wort darin zu lesen. Der Unterricht ist für heute dabei und ich wollte mich wieder in die Kammer  zurückziehen, um dort in Frieden meinen Hausaufgaben machen zu können und weiter an der Geschichte meiner Eltern zu schreiben. Der geniale Einfall mich dort häuslich niederzulassen, bis das Schuljahr zu Ende ist, kam mir heute Morgen auf dem Weg zur Bibliothek.

„Alice, bleib stehen!“, befiehlt er und greift nach meinem Handgelenk, wodurch er mich ruckartig zu sich herumdreht.

„Willst du, dass ich mich entschuldige?“, gehe ich sofort in Angriff über. „Gut, es tut mir Leid. Ich hätte nicht einfach in dein Zimmer platzen dürfen. Das war nicht in Ordnung von mir und wird nie wieder vorkommen. Okay?“

Wütend reiße ich mich wieder los und will meinen Weg fortsetze, als sich Scorpius vor mich stellt.

„Warum bist du gestern zu mir gekommen?“ „Das ist doch jetzt egal“, knurre ich ihn an und starre auf sein Schulsprecherabzeichen.

„Dann kannst du es mir jetzt ja auch sagen“, hält er dagegen.

„Lass mich gehen“, funkele ich ihn an. Merkt er denn nicht, dass ich seine Nähe nicht aushalten kann? Das mein Herz rast und tausende Schmetterlinge durch meinen Bauch tanzen? Kann er mich denn nicht vor mir selbst flüchten lassen?

„Erst, wenn du mir gesagt hast, was du gestern wolltest!“ „Reden. Ich wollte einfach mit dir reden?“ „Reden?“, echot er ungläubig.

„Ja, reden. Ich wollte wissen, was los ist und ob…“ „Ob was?“ „Ob er noch Hoffnung für mich gibt“, flüstere ich, mache eine Schritt zurück und fliehe vor dem erstarrten Malfoy.

Über Umwege gelange ich in den zweiten Stock und in das gesuchte Klo, wo ich sofort in den Tunnel verschwinde, nachdem ich mich vergewissert habe alleine zu sein.

In meiner Kammer lasse ich mich wieder neben den schuppigen Kopf fallen und breite meine Sachen um mich herum aus. Wehmütig streiche ich über das Pergament. Völlig unerwartet wird mein Körper plötzlich von heftigem Schluchzen geschüttelt.

Gestern weinte ich noch lautlos, heute schreie ich den Schmerz aus mir heraus, als würde man mich von innen heraus brennen. Es hört mich ja niemand. Ich bin allein.

 

Stunden später komme ich wieder aus meinem neuen Versteck heraus und begebe mich zum Abendessen. Die Große Halle wirkt surrealistisch voll und bunt, nachdem ich aus der Kammer komme und viel zu voll.

Ich will zurück in die Stille, den Frieden und die Erholung, die die Kammer für mich bereithält. An dem einen Ort hier, wo mich niemand findet und ich einfach ich selbst sein kann. Schade, dass der Basilisk tot ist, sonst hätte ich noch Jemanden mit dem ich reden könnte, wenn mir danach wäre, aber man kann ja nicht alles haben. Ich kann mir ja eine Schlage anschaffen wie Duncan und sein Vater sie haben.

„Alice.“ Harold stupst mich von der Seite an und sieht mich auffordernd an.

„Was ist?“, grummele ich und trinke einen Schluck Kürbissaft.

„Hast du nicht gerade zugehört?“ „Sollte ich?“, gebe ich ignorant zurück und ziehe eine Augenbraue hoch.

„Am Wochenende findet ein Quidditchspiel statt. Ich wollte nur wissen, ob du an der Feier danach teilnimmst.“ „Tue ich das nicht immer?“, gebe ich spitz zurück und stelle den Becher wieder auf den Tisch.

„Schon, aber-“

„Wenn ich nicht erwünscht bin, dann sag es einfach“, fauche ich ihn an. Sein kurzer Blick zu Scorpius, der merkwürdigerweise ohne seinen neuen Anhang isst, ist mir nicht entgangen.

„So war das nicht gemeint.“

„Gut“, schnaube ich und verlasse den Tisch, ohne etwas von dem Abendessen angerührt zu haben.

 

Es ist soweit. Slytherin hat gegen Ravenclaw beim Quidditch gewonnen und alle sind in Feierlaune. Nur ich sitze noch auf meinem Bett und starre Löcher in die Luft.

Alle haben sich zurecht gemacht, meine Zimmergenossinnen standen eine geschlagene Stunde im Bad und haben sich kichernd zurecht gemacht. Lautlos springt Whiskas zu mir aufs Bett.

„Na, Dicker?“, begrüße ich ihn und kraule seinen kleinen Kopf.

„Was meinst du? Soll ich mich auch schick machen?“

Schnurrend liegt der Kater neben mir und lässt sich die Streicheleinheiten gefallen.

„Du hast recht“, teile ich ihm dann mit. „Sich hier zu verkriechen, bringt auch nichts.“

Mit neuer Energie stehe ich auf und gehe zu meinen Schrank hinüber, um ein schönes Kleid in rot herauszusuchen, dass ich vor einigen Jahren von Samantha bekommen hatte. Sie würde jetzt wahrscheinlich durchdrehen, wenn sie wissen würde, dass ich es noch habe, weil es nicht aus dieser Saison ist, aber mich stört das wenig. Er gefällt mir, also trage ich es.

Schnell ziehe ich mich um und nach einigen Verkleinugszaubern sitzt es wieder perfekt und es fällt kaum auf, dass ich viel zu dünn bin.

Meine blonden Haare habe ich leichte Wellen gezaubert und ein dezentes Make-up, das meine Augen betont runden meinen Anblick ab. Mit meinem Aussehen zum ersten Mal seit langen zufrieden gehe ich runter in den Gemeinschaftsraum, wo sie Party schon im vollen Gange ist.

Ein schaler Geruch nach Alkohol liegt in der Luft und die Schüler bewegen sich im halbdunkel rhythmisch zu der lauten Musik. Vorsichtig schlängele ich mich durch die Menschenmasse und gehe zum Buffet,  um mir ein Butterbier zu holen mit dem ich mich dann in eine Ecke stelle und das Treiben um mich herum beobachte.

Harold prostet mir von der anderen Seite des Raumes zu, als eine kleine Lücke in der Menge entsteht und er mich entdecken konnte. Seine Freunde stehen um ihn herum und scheinen sich bestens zu amüsieren.

Ich nehme einen weiteren Schluck aus meiner Flasche, als sich Jemand neben mir räuspert. Langsam drehe ich meinen Kopf in die Richtung der Geräuschquelle und blicke in Duncans hellblaue Augen. Fragend hebe ich eine Augenbraue.

„Tanz mit mir“, grinst er mich an und nimmt mir die Flasche aus der Hand, ohne auf meine Reaktion zu warten. Nach einem kurzen Zögern folge ich ihm. Warum auch nicht? Immerhin bin ich hier um Spaß zu haben.

In der Mitte des Gemeinschaftsraums ist eine Art Tanzfläche entstanden, auf der ich das Gefühlhabe, das sich dort das halbe Haus versammelt hat, um sich miteinander in der Musik zu bewegen.

Duncan griff nach meiner Taille und zog mich näher an sich heran, damit wir uns in der Masse nicht verlieren. Nach einiger Zeit beginnt es mir sogar richtig Spaß zu machen mich von der Musik treiben zu lassen. Mit geschlossenen Augen lasse ich mich vom Bass und Duncans Bewegungen leiten. Ich sollte eindeutig öfter feiern gehen.

„Darf ich abklatschen?“, fragt eine kühle Stimme. Noch bevor ich die Augen öffne, weiß ich, dass es Scorpius ist. Sein Blick fixiert mich und ich bleibe auf der Stelle stehen. Was soll das? Kann er mich nicht einfach den Abend genießen lassen? Ist das die Strafe dafür, dass ich ihn beim Sex gestört habe?

„Klar“, meint Duncan leichthin, schiebt mich in Scorpius‘ Richtung und verschwindet hinter mir in der tanzenden Menge.

„Alice“, fordert mich Scorpius mit einer spöttischen Verbeugung auf, als das nächste Lied erklingt und greift wie Duncan vor ihm nach meiner Taille.

Kleine Stromschläge scheinen von seiner Hand auszugehen, mein Mund wird staubtrocken und ein angenehmes Kribbeln breitet sich in meinen Körper aus. Unsicher starre ich auf seine Brust und nehme die Musik gar nicht mehr war. Ich könnte nicht sagen, ob immer noch ein schnelles Lied spielt oder ob es ein ruhigeres ist.

„Alice“, reist mich Scorps Stimme aus meiner Trance.

„Was?“, gebe ich leicht pampig zurück und versuche einen Schritt rückwärts zu machen,  um Abstand zwischen uns zu kriegen. Leider hält mich Scorpius zu fest.

„Willst du nicht tanzen?“

Verwirrt sehe ich ihn an, bis ich wieder realisiere, wo wir sind. Schwer schluckend erkenne ich ein langsames Lied im Hintergrund. Nervös beiße ich mir auf die Lippe und nicke schwach, bevor er mich noch näher an sich heran zieht und sich langsam hin und her bewegt.

Langsam lasse ich meine Hände in seinen Nacken gleiten und lege meinen Kopf gegen seine Brust, damit ich ihn nicht ansehen muss. Dafür steigt mir sein berauschender Geruch nach seinen Parfüm uns ihm selbst in die Nase.

„Können wir… können wir reden?“, fragt Scorpius leise gegen sein Ohr. Sein warmer Atem kitzelt auf meiern Haut und jagt einen angenehmen Schauer meinen Rücken hinunter.

Wie betäubt nicke ich und lass mich von der Tanzflächen, an seinen Freunden vorbei, die und neugierige Blicke zu werfen, aus dem Gemeinschaftsraum in den kalten Kerkergang führen. Er zieht mich weiter aus dem Reich der Schlagen durch die Gänge Hogwarts zum seinem Schulsprecherzimmer. Dort angekommen, fange ich an zu realisieren, wo ich bin. Und vor allen Dingen mit wem. Der ständige Hautkontakt unserer Hände hat mich vollkommen vergessen lassen, dass ich nicht mit ihm reden will. Das ich ihm die letzten Tage aus dem Weg gegangen bin, um ihm nicht gegenüber stehen zu müssen und jetzt stehe ich in seinem Zimmer und traue mich nicht einfach zu gehen.

„Setz dich doch“, fordert er mich auf und begibt sich selbst zu der Sitzgruppe vor dem Kamin. Langsam setze ich mich in Bewegung und lasse mich in größtmöglicher Entfernung von Scorpius in einen Sessel nieder.

„Worüber willst du reden?“, frage ich ihn. Er fährt sich mit einer Hand durch sein Haar.

„Alice, ich“, setzt an und bricht wieder ab. „Ach, verdammt“, murmelt er leise, steht ruckartig auf, kommt zu mir rüber und küsst mich.

Seine Lippen liegen fest auf meinen. Nach einem kurzen Schockmoment beginne ich den Kuss zu erwidern, obwohl ich weiß, dass es falsch ist. Ich weiß, dass er eine Freundin hat und es mit mir wahrscheinlich nicht ernst nimmt, aber mein Verstand scheint sich ausgeschaltet zu haben. Wie von selbst schlinge ich meine Arme um ihn um ihn näher zu ziehen. Seine Zunge streicht über meine Lippen, mit einem leisten Seufzen, das sich meinen Augen mehr wie ein Stöhnen klingt, öffne ich meine Lippen und gewähre ihm Einlass. In einer fließenden Bewegung zieht er mich hoch und an sich heran. Sein Daumen streichelt die nackte Haut meines Oberarmes, wodurch sich auf meinem ganzen Körper eine Gänsehaut ausbreitet.

Scorpius löst sich von mir und sieht auf mich herab. Noch nie in meinem Leben kam mir ein Mensch so vollkommen vor wie er im Moment.

„Alice, ich-“

„Schh.“ Vorsichtig lege ich meinen Zeigefinger auf seine Lippen. „Sag  jetzt nichts.“

Erneut liegen seine Lippen auf den meinen. Meine Finger wandern zu den Knöpfen seines Hemdes und öffnen es Stück für Stück. Die freigelegte nackte Haut seines Oberkörpers fühlt sich heiß unter meinen Fingerspitzen an.

Vorsichtig löst er sich von mir und sieht mich fragend an. Verliebt lächele ich ihn an und streife ihm das Hemd von den Schultern. Ich will ihm nur einmal so nah sein, ehe wir uns nie wieder sehen. Ich will endlich wissen, warum alle Mädchen von ihm schwärmen.

Kurz mustert er mein Gesicht, dann hebt er mich hoch und legt mich auf sein Bett. Bevor er sich zu mir legt, zieht er sich selbst bis auf die Boxershorts aus.

„Entspann dich“, befiehlt er mir mit einem kleinen Lächeln.

In mir macht sich ein unglaubliches Gefühl breit. Seine Hände, sein Mund scheinen überall zu sein. In dem einen Moment küsst er mich und im nächsten zieht er mir das Kleid aus, um meine Brüste mit seinen Streicheleinheiten und seiner Zunge zu verwöhnen.

Genießerisch vergrabe ich meine Hände in seinen Haaren, streichle seine Schultern und genieße das Gefühl ihm so nahe zu sein. Als er mir meinen String auszieht, und anfängt mich zu streicheln, stockt mir kurz der Atem, doch dann gebe ich mich meinen Empfindungen einfach hin.

Sobald seine Zunge meine Mitte berührt, versteife ich einen Moment, ehe ich mich wieder entspannen kann.

Stöhnend drücke ich ihm mein Becken weiter entgegen, als er seine Finger aus mir herauszieht und hochkommt um mich zu küssen. An seinen Lippen haftet noch mein eigener Geschmack und seine Hände streichen federleicht über meinen Bauch, über meine Hüften zu meinen Oberschenkeln, die er weiter auseinander drückt.

Vorsichtig dringt er in mich ein, verharrt einen Moment, als er sieht, dass ich mein Gesicht kurz verziehe. Erst als ich ihm ein Lächeln schenke, fängt er an sich zu bewegen.

 

Scorpius‘ Sicht:

 

Tief und fest schlafend liegt sie neben mir. Erst wollte sie nachdem ich mich schwer atmend neben sie gelegt habe, doch ich hielt sie zurück und habe sie an mich gezogen. Jetzt hat sie keine Wahl mehr. Ab heute gehört sie mir. Und das für immer.

Ihr viel zu dünner, magerer Körper liegt eng an mich geschmiegt.

Fest lege ich meine Arme um sie und schließe meine Augen, bemüht selbst Schlaf zu finden, da ich morgen früh sicherlich einiges zu erklären habe.

 

Alice regt sich in meinen Armen. Müde blinzelnd öffne ich die Augen. Fahles  Licht fällt auf mein Bett, da ich vergaß die Vorhänge zu zuziehen.

Verschlafen sieht mich Alice an und scheint noch nicht richtig realisiert zu haben, wo sie ist. Vielleicht denkt sie ja, dass sie träumt.

Der Gedanke lässt mich Lächeln. „Guten Morgen, Kleines.“

„Scorpius?“, murmelt sie schlaftrunken und richtet sich auf ihrem Arm auf um mich anzusehen.

„Zu ihre Diensten“, grinse ich sie an. Erschrocken weiten sich ihre Augen, als sie realisiert, dass ich kein Shirt trage. Sie blickt an sich hinunter und quiekt auf, nur um Sekunden darauf die Decke über ihre entblößte Brust zu ziehen.

„Oh Merlin“, keucht sie auf und wird blass. Scheinbar erinnert sie sich wieder an gestern Nacht. Besorgt setzte ich mich auf und berühre sie vorsichtig am Arm. Ruckartig zieht sie diesen weg und weicht vor mir zurück.

„Alice?“ Verwirrt sehe ich sie an. Heute Nacht war doch noch alles in Ordnung mit ihr.

„Oh Merlin.“ Sie springt auf und beginnt ihre Sachen vom Fußboden aufzuklauben.

„Alice, jetzt warte doch.“ Schnelle stehe ich ebenfalls auf und drehe sie zu mir herum. „Was hast du denn?“, frage ich so ruhig wie möglich, als sie mich großen Augen ansieht.

„Du hast… wir“, stottert sie und rauft sich die Haare. „Verdammt Scorpius“, fährt sie mich dann an und schlägt mit der flachen Hand auf meine Brust. „Für mich war das gestern nicht einfach nur Sex! Und du betrügst einfach deine Freundin“, wirft sie mir zornig an den Kopf und bückt sich erneut nach ihren Klamotten, die in einem Haufen zu ihren Füßen liegen.

„Clarisse und ich haben uns getrennt“, teile ich ihr ruhig mit und betrachte ihren Rücken mit den herausstehenden Wirbeln und abzeichnenden Rippenbögen. „Warum hast du so abgenommen? Bist du krank?“

Wütend funkelt sie mich an. Entsetzt sehe ich sie an. „Du hast… Du hast nicht so abgenommen, weil wir Streit hatten, oder?“, frage ich mit schwindender Hoffnung. Wie konnte ich nur vergessen, dass Stress und Kummer sich immer ihr den Appetit verderben? „Wir hatten Streit? Soweit ich mich erinnere, hast du einfach aufgehört mit mir zu reden.“ Fahrig streift sie sich das Kleid über.

„Ich kann das erklären.“

„Das können immer alle“, meint sie kalt und greift nach ihren Pumps.

„Nein, wirklich. Bitte gib mir wenigstens eine Chance mit dir zu reden.“

Forschend betrachtet sie mich. Dann nickt sie einmal abgehackt und geht zu meiner Couch rüber. „Ich gebe dir zehn Minuten.“

Dankbar nicke ich und setzte mich ihr gegenüber, nachdem ich eine Boxershorts angezogen habe.

„Ich… Ich fühlte mich verletzt, Alice. Ich habe mir die ganze Mühe mit der zeitreise gemacht und dort hast du nur Zeit mit mir verbracht, wenn Riddle das erlaubte. Du hast nicht einmal erzählt, was ihr besprochen habt. Ich fühlte mich einfach ausgeschlossen und ausgenutzt. Ich… Ich war schon so lange in dich verliebt… Und du schienst mich nie wahrzunehmen, du hast nie Interesse gezeigt und ich konnte einfach nicht mehr. Ich wollte weg von dir, weg von meinen Gefühlen“, schließe ich schwach meine Rede und starre auf meine Hände. Alice schweigt. Es kommt mir wie eine Ewigkeit der Stille vor, bis sie endlich etwas sagt.

„Du bist in mich verliebt?“, echot sie ungläubig. „Schon länger?“

Schwach nicke ich.

„Und was ist mit all den Frauen? Warum hattest du etwas mit ihnen, obwohl du in mich verliebt warst.“

„Ablenkung“, flüstere ich leise.

Schweigend sieht sie mich an und knetet ihre Hände. „Und jetzt?“, fragt sie dann leise.

„Gibst du mir eine Chance?“ „Was?“

„Ich würde dir gerne beweisen, dass ich treu sein kann. Ich will dich allen Menschen als meine Freundin vorstellen können, ohne es im Scherz zu sagen. Kannst du dir vorstellen mir eine Chance zu geben?“ Bittend sehe ich sie an und gehe vor ihr in die Hocke. In ihren Augen schimmert Unglaube, der Stück für Stück von Freunde verdrängt wird.

Plötzlich lacht sie leise auf und drückt kurz ihre Lippen auf meine. „Lass uns frühstücken gehen. Ich glaube, du hast deinen Freunden deine neue Freundin vorzustellen.“

 

Epilog

1 Jahr später: Alice‘ Sicht

 

Nervös sitze ich vor dem Spiegel und lasse zu, dass die Hausfriseuse von Samantha noch ein zehntes Mal einen Fixierzauber auf meine Frisur legt.

Mein weißes Kleid bauscht sich um mich herum  auf. Aufgeregt streiche ich immer wieder den Stoff glatt.

Es ist soweit. Heute ist es soweit. Heute werde ich zu Mrs Scorpius Malfoy.

Ein leises Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. „Herein“, rufe ich laut genug, dass es das Geschnatter der Friseuse übertönt.

Narzissa und Samantha Malfoy betreten lächelnd mein Zimmer im Manor und kommen auf mich zu. „Bist du bereit?“, fragt mich Scorpius‘ Mutter, die ein Kleid im zarten Lila trägt.

„Hast du deinen Strauß?“, erkundigt sich auch Narzissa.

„Ja. Ja, ich bin bereit.“

Ein überglückliches Strahlen breitet sich in meinem Gesicht aus. 

Nachwort

Danke, dass ihr Alice und Scorpius begleitet habt. Ich weiß, dass die Geschichte sehr kurz ist, aber das hier ist das Ende dieses Zweiteilers und auch Samantha und Dracos letzter Auftritt.

Ich hoffe, es hat euch gefallen.

 

Shigeko

 

Imprint

Publication Date: 07-20-2013

All Rights Reserved

Dedication:
Meinen Leser, dafür, dass ihr mit mir in dieser Geschichte lebt. Und für Pandachen, die mich regelmäßig unterstützt hat.

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