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Die Bedrohung

"Was ist das?", erstaunt blickte Marie auf.

"Was meinst du?", fragte Mike sie und biss in ein Butterbrot, das mit Salami belegt war. Er und Marie hatten am Ufer in der Nähe des Schilfs an einem See ein kleines Zelt aufgeschlagen und machten sich über den mitgebrachten Picknickkorb voller Leckereien her.

"Da, die Vögel alle", mit einem entsetzten Gesicht und ausgestrecktem Arm deutete sie in Richtung des Sees. "Das ist nichts Besonderes, oft versammeln sich Vögel abends am See", versuchte Mike ihr dies zu erklären. Mike machte des Öfteren mit seiner Kamera Aufnahmen von den Tieren rund um den See. Diese vielen Vögel wollte er nun einfangen und krabbelt in das kleine Zelt, um seine Kamera zu holen.

Kaum das er sich im Zelt befand, vernahm er Schreie, die sich nach Marie anhörten. Er drehte sich um und sah Marie, wie sie wild um sich schlug. Statt der Kamera schnappte er sich eine Wolldecke und krabbelte rasch aus dem Zelt. Draußen warf er sofort die Decke über Marie und zog sie schreiend ins Zelt. 

 Es dauerte einige Minuten bis sich Marie wieder beruhigt hatte und sie ansprechbar war.

"Was ist passiert?", wollte Mike wissen.

"Die Viecher stürzten sich plötzlich auf mich", antwortete sie immer noch schlurzend.

 

Mike versuchte beruhigende Worte zu finden, dabei nahm er sie in den Arm. Marie kuschelte sich an ihm.

Mike hatte den Reißverschluss am Zelteingang nicht hochgezogen, so sah Marie vor dem Zelt eine Menge von Vögeln sitzen.

"Mir kommt es vor als wäre ich in dem Film "Vögel von Alfred Hitchcock", flüsterte Marie angstvoll, dabei verließ ihr Blick nicht den Eingang des Zeltes. Mike tätschelte ihren Arm und beobachtete sehr interessiert das Treiben der Vögel vor dem Zelt. Auch ihm war es ein wenig mulmig zu Mute, aber das durfte jetzt auf keinem Fall Marie gegenüber zeigen. So beobachtete er aufmerksam, wie weitere Vögel eintrafen und sich doch tatsächlich über ihr mitgebrachtes Abendbrot hermachten. Dabei gingen die Vögel nicht immer freundlich untereinander um.

"Ich will hier weg", hörte Mike Marie sagen.

"Geht jetzt im Moment nicht", flüsterte Mike und legte dabei den Zeigefinger auf den Mund.

Marie wurde ganz still, vor lauter Panik traute sie sich nicht zu rühren, da auch sie sah die große Anzahl der Vögel.

Wie gebannt schauten Marie und Mike zu, wie plötzlich Bewegung in die Vögel kam. Plötzlich begannen sie die Vögel wie in einem Reigen tanzend zu bewegen und beiden kam es vor, als würden die Tiere sich dabei lautstark unterhalten. Manche der Tiere kamen auf den Eingang zu, dass Marie den Atem anhielt, dabei blieben die Vögel dann doch kurz davorstehen und drehten sich, machten dabei Platz für andere ihrer Gattung.

Marie starrte hinaus, als wäre sie eine Wachsfigur, während Mike ihr pausenlos den Arm und Rücken tätschelte, dabei zog er mit langsamen Bewegungen eine starke Taschenlampe aus seinem Rucksack, die er lautlos vor sich hinstellte.

 

Plötzlich wurde es draußen Mucks Mäuschen still.

 

Marie drehte den Kopf und starrte Mike mit panischen aufgerissenen Augen an, er drückte sie sie sofort ganz fest an sich.

In diesem Moment kreischten die Vögel wie auf Kommando auf und wirbelten durcheinander. Manche der Vögel schossen gegen das Zelt, Marie wollte schon schreien, brachte aber keinen Ton heraus.

 

Plötzlich hörten sie Gewehrschüsse. Mike riss Marie zu Boden und brüllte:

"Liegen bleiben, Treibjagd!"

Marie und Mike blieben so lange liegen, bis die Dämmerung vorbei war und es draußen stockfinster war. Erst dann machte sich Mike auf zum Zelteingang.

 

"Keine Vögel mehr da, komm wir machen uns vom Acker!", hörte Marie ihn. Zuerst war sie nicht imstande, aber nachdem sich ihre Verspannung gelöst hatte. Als sie schließlich im Auto saßen, meinte Marie mit fester Stimme:

"Niemals wieder möchte ich an diesen Ort zurückkehren."

 

 

 

Imprint

Text: Schnief
Images: Manuela Schauten
Publication Date: 10-09-2023

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