In meinen Gedanken kreisen des Öfteren beim Betrachten von Wolken und ihren Formationen, so schwirrten mir die Worte sanft oder wie sanftmütig, scheinheilig, schlagfertig, schlampig, schmeichelhaft, schnell, schnoddrig, schön, schullehrerhaft, schusselig, schwach, schweigsam, schwungvoll, seicht, selbstgefällig, selbstherrlich, selbstkritisch, selbstreflektierend, selbstsicher, selbstsüchtig, selbstverliebt, selbstzweifelnd, seltsam, senil, sentimental, sinnlich, skurril, smart, solide, sonnig, sorgfältig, sorglos, sorgsam, souverän, sparsam, spießig, spirituell, spontan, sprachbegabt, spritzig, spröde, sprunghaft, stabil, stachelig, standhaft, starrköpfig, starrsinnig, stilbewusst, still, stillos, stilsicher, stilvoll, störend, strahlend, strategisch, stürmisch, stumpf, subjektiv, suchend und suchtgefährdet, durch den Kopf. Und schließlich blieb ich bei den Worten stilvoll und Stille hängen. Vor mir lag auf dem Tisch ein weißes Blatt.
Da ich gerne zeichne oder auch male, jedoch zu den Begriffen besitze ich sicher eine andere Auslegungsweise als Andere. Zeichnen bedeute für mich einen Stift in die Hand zu nehmen und damit etwas, zum Beispiel ein Gebäude oder einen Grundriss aufs Papier zu bringen, dagegen benutzt man beim Malen andere Materialien. Je nach meiner Stimmung oder auch Befinden schnappe ich mir entweder Kreide, Ölkreide oder einen Pinsel. Gerade wenn mich etwas total genervt hatte, greife ich sobald ich mir eine kurze Auszeit aus dem Alltag erlauben kann, rasch zur Pastellkreide oder benutze inzwischen ebenso gerne Ölkreide.
Meist hatte ich dann oft im Vorfeld ein Bild im Netz gesehen oder mein Mann hatte Bilder ausgedruckt. Jedoch wenn sich mein Befinden noch in Explosionsnähe befindet, schnappe ich mir ein Blatt und Kreide, einige Striche mit der querliegende Seite, merke ich, wie sich meine Stimmungslage in eine langsam wachsende Ruhe in mir ausbreitet.
So ist dieses Bild enstanden.
Genervt und ein wenig zornig, nahm ich mir meinen Skizzenblock, schnappte den alten Holzkasten, der früher mal mit Ölfarben bestückt war und inzwischen meine angebrochene Ölkreide verwahrte, und setzte mich an den Küchentisch. Jetzt musste ich wieder erst umdenken, denn bei Ölkreide bringt man besser zuerst die helleren Farbtöne auf. Gelb suchte ich in dem Haufen der Ölstiften, ein paar dicke fette Striche mitten ins Blatt, das Orange lag Gott sei Dank ziemlich oben, ein wenig Rot und Blau. Im nächsten Moment ließ ich meinen ganzen Frust in meinen Zeigefinger und Mittelfinger gleitenund ich begann die aufgetragene Farbe zu vermischen. Wenige Minuten später suchte ich ein dunkles Braun und gab dem ganzen einen Horizont, in diesem Fall eine Hügellandschaft und zwei Inseln, die einfach mit Bäumen bewachsen waren, ebenso im Vordergrund. Auch hier benutzte ich meine Finger, um ein wenig unterschiedliche Töne zu erreichen. Zum Schluss noch etwas Schwarz um Schatten hereinzubringen. Doch fertig war es noch nicht, denn im Anschluss bearbeitete ich es mit einem Zewa, um die Übergänge besser auszuarbeiten. Ein wenig Weiß in den Himmel und ins Wasser um ein paar Punkte hervorzuheben.
Nach einer halben Stunde hatte ich den Eindruck, mehr nicht, sonst ist es zuviel. Aber die Ruhelosigkeit oder besser meine aufgebrachte Seelenlage hatte sich langsam in ein ruhiges Klima verwandelt.
Diese Bilder entstanden aber in einer Phase der Ruhe, dass ich mit Besonnenheit malte. Sie strahlen für mich eine sichtliche Ruhe aus, in der man förmlich die Stille fühlt.
Nicht nur Landschaften male ich, nein, auch ab und zu sehr gerne Blumen oder Blumenwiesen oder auch mal ein Stilleben.
Die Sonnenblumen hatte ich auf dem Titelblatt einer Zeitung gesehen und musste diese unbedingt umsetzen. Na ja, die Zeitung ist zwar schon lange im Altpapier gelandet, sodass ihr keine Möglichkeit besitzt, ob ich es so umgesetzt bekommen habe, wie sie dargestellt waren.
Gerade Wasserfälle und auch Bäche mit Steinen reizen mich.
Sicher werde ich meinen Weg, wie auf dieser beschaulichen Straße weiter gehen, und wenn ich dieses Bild heute betrachte, strahlt es für mich eine so stimmungsvolle Stille aus, dass man meint, die Lerche zu hören und den sanften Wind auf den Wangen zu spüren.
Da mir Eingangs diese Adjektive mit der Wolkenverbindung durch den Kopf gingen, frage ich mich, welche dieser Worte würde man in meine erstellten Bilder hinein interpretieren, aber da dies ziemlich subjektiv ist, ist die Warscheinlichkeit eher, dass jeder es anders sieht, normal.
Text: Schnief
Images: Manuela Schauten
Cover: Manuela Schauten
Publication Date: 10-01-2019
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