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Gefunden im Bach

„Hi Marie, ich wollte mich einfach mal melden, da mich in der letzten Zeit  ein Fund beschäftigt“, rief Ricke ziemlich laut ins Telefon.

„Mensch Ricke, klasse, dass du dich mal meldest, ich dachte schon, dir wäre da unten etwas passiert“, entgegnete ihr Marie.

„Nein, mir ist nichts passiert, ist zu Hause immer noch alles beim Alten oder gibt es etwas Neues?“

„Gibt nichts Neues und alle sind wohlauf, aber sagt mal, was für ein besonderer Fund hat dich abgehalten, dich wochenlang nicht zu melden?“, wollte Marie, die immer neugierig war, wissen.

„Stell dir vor, als ich einen Spaziergang mit Fino entlang eines Bachs machte, da entdeckte ich eine Flasche im Wasser.“

„Sag jetzt nicht, in der Flasche befand ein Zettel oder Brief!“

„Doch, in der Flasche, die ich aus dem schnell fließenden Bach zog und dabei beinahe hineingefallen wäre, weil Fino hin und her sprang, da stecke tatsächlich ein Brief drin.“

„Wer schreibt denn mitten im Urwald Briefe und verschickt diese als Flaschenpost?“, prustete Marie los.

„Lach nicht, ich war ja auch erst ziemlich erstaunt“, ereiferte sich Ricke. „Ich meine es nicht blöd, erzähle aber jetzt endlich, was stand in dem Brief“, antwortete sie glucksend.

„Ich nahm erst mal die Flasche mit zu Luis, denn ich bekam den Korken nicht heraus. Er bekam den Korken auch nicht auf und was machte der Kerl?“

„Was wohl, er schlug den Hals ab“, kicherte Marie.

„Nein, er bohrte ein Loch in den Korken und entfernte ihn vorsichtig. Dann holte er nicht nur ein Blatt heraus, sondern auch noch ein selbstgemaltes Bild. Ich versuchte, den Brief zu entziffern, die Schrift, ehrlich gesagt, eine Zumutung und natürlich in Portugiesisch. Aber ich habe mich gleich an die Arbeit gemacht. Warte, ich lese ihn dir vor.“

 

Marie hörte es im Hintergrund rascheln, es vergingen wenige Sekunden, als sie wieder die Stimme von Ricke vernahm.

 

„Meine geliebte Patricia,

meine Liebe die soll dir gewiss sein, ich denke täglich an dich, gerne würde ich noch so Vieles mit dir unternehmen und hoffe inständig, dass ich mich hier aus dem Hexenkessel lösen kann, das Militär beginnt plötzlich die Indios abzuschlachten. Vor einer Woche durfte ich einer Hochzeit von den Eingeborenen beiwohnen. Dort habe ich dann die Mutter und den Bräutigam verewigt, wie sie ihn mit Blumen schmückte.

Doch jetzt ist alles aus den Fugen, man weiß täglich nicht, was passiert, denn auch die Indios greifen uns an. Ich versuchte mich zum Hafen durchzuschlagen, doch dabei bin ich in die Fänge der Indios geraten und sie schleppen uns ins Hinterland. Da ich bereits den Kameraden, die sich aus den Fängen versuchten zu befreien, gab ich im Vorfeld jedem einen Brief für dich mit. Im Moment muss ich auf es auf eine andere Weise versuchen, darum stecke ich dir diesen in diese Flasche und hoffe der Korken hält, bis sie dich erreicht.

 

Meine geliebte Patricia, ich werde alles versuchen, um wieder bei dir zu sein, jeder Tag ohne dich ist ein verschwendeter Tag in meinem Leben.

  Dein dich liebender Felipe“

 

Marie ließ sich einen Moment das eben Gehörte durch den Kopf gehen, ehe sie antwortete.

„Sag mal, von wann ist der Brief, hatte der nicht ein Datum?“

„Die Schrift ist leider etwas verschwommen und weder Jahreszahl noch einen Monat konnte man entziffern, das finde ich sehr schade.“

„Netter Liebesbrief, aber beruhigend war der nicht.“

„Stimmt, wir haben den Brief und das Bild zum hiesigen Museum gebracht. Luis meinte, wir können das nicht einfach mitnehmen, es gehört hier zur Geschichte. Jedenfalls werden die jetzt das Alter bestimmen. Aber ich kann dir ja den Brief und das Bild per Mail senden, wenn du magst?“

„Ja, schicke mir das mal, vielleicht gibt es hier Leute, die etwas dazu sagen können.“

„Das wäre super und ich danke dir bereits jetzt schon, denn du weißt ja, hier tickt die Uhr ein wenig langsamer.“

„Keine Ursache und ich glaube, wir machen jetzt besser Schluss, sonst fressen dich die Kosten auf. Drücke euch Beide und schicke das Bild rüber.“

„Du hast recht, bestelle allen liebe Grüße, melde mich in einer Woche wieder. Bis dann.“

„Ja bis denne!“

 

Wenige Minuten später, nachdem Marie aufgelegt hatte, piepte ihr Handy und es zeigte ihr eine Mail von Ricke an. Neugierig öffnete sie die Anhänge.

 

 

 

 

 

 

 

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Publication Date: 10-07-2018

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