An das Erlernen des Fahrradfahrens kann ich mich nicht mehr so genau erinnern, ich muss so vier oder fünf Jahre alt gewesen sein. Mein ein Jahr älterer Bruder besaß ein rotes Fahrrad, das ich einfach als Laufrad benutzte, irgendwann bin ich dann einfach losgefahren.
Mit den geerbten Rollschuhen meines Bruders bin ich anfangs erst einmal nur herum gestakst, bis ich wohl mit der Zeit herausfand, wie man damit fuhr. In meinem Umfeld waren die Rollschuhe damals angesagt und wir bauten Parcours auf. Aus Holzlatten bastelten wir uns Hockeyschläger und spielten Hockey oder Eishockey in unserem Wendehammer.
Inliner gab es zu meiner Kindheit noch nicht, später als meine Tochter so mit vier Jahren ihre Inliner bekam, fuhr ich mit ihr. Mit der Umstellung von Rollschuhen auf Inliner hatte ich überhaupt keine Probleme und finde Inliner zu fahren, wesentlich leichter.
Mit Fünfzehn sollte ich mein erstes Mofa erhalten. Mein Bruder besaß eine Hercules mit Zweigang-Schaltung. Ich setzte mich darauf und hielt mich genau an die Anweisungen meines Bruders, doch als ich die Kupplung losließ, stieg das Vorderrad nach oben und ich würgte den Motor des Mofas ab. Nach etlichen Versuchen schaffte ich es im 1. Gang zu fahren, aber sobald ich in den zweiten Gang schaltete, stieg das Gefährt steil nach oben und ich konnte gerade es noch abwenden, nicht gegen eine Wand zu knallen. Ich erklärte, ich will ein Mofa, aber nur Automatik.
Im Herbst 1978 wollte ich eine Ausbildung beginnen, leider lag der Ausbildungsplatz rd. 23 km von zu Hause entfernt und wegen der schlechten Busverbindung Fahrzeit ca. 1,5 Stunden, wollte ich unbedingt ein Mofa.
Im Frühjahr konnte ich mir aussuchen, ob ich auf mit auf Klassenfahrt fahren möchte oder ob ich ein neues Mofa möchte (beides konnten sich meine Eltern nicht leisten). Nach kurzer Bedenkzeit entschied ich mich fürs Mofa und erhielt dann ein funkelnagelneues Automatik-Mofa, eine Vespa Bravo, giftgrün. Ich erhielt nicht nur das Mofa, sondern auch einen Nierengurt und einen Integral Helm, mit der Auflage, sollte meinem Vater mitbekommen, dass ich beides nicht trug, könne ich mich auf die Busfahrt einstellen. Für die Unterhaltung und den Spritverbrauch musste ich selbst allerdings aufkommen. Mit diesem Mofa fuhr ich während meiner Ausbildung bei Wind und Wetter, bis ich endlich meinen Führerschein besaß. Meine Brüder sorgten schon dafür, dass ich nicht nur mit 25 Stundenkilometer durch die Gegend zuckelte, sondern meine Höchstgeschwindigkeit erreichte ich mit 45 km/h.
Anfang Januar im Jahr 1980 meldete ich mich in der Fahrschule an. Da wir sehr ländlich wohnten, fuhr ich mit meinem Bruder oder meinem Vater in die Felder. Auf den Feldwegen (waren asphaltiert) wurde anfahren, kuppeln und das rückwärtige Einbiegen geübt. Ich glaube, sie haben beide sehr mit sich gerungen, nicht zu explodieren, wenn ich die Kupplung zu arg schleifen ließ oder den Wagen anfangs ständig abwürgte.
An meine erste Fahrstunde erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen, ich weiß sogar noch die Strecke die wir fuhren, denn alles wunderbar klappte wie am Schnürchen, weder beim Anfahren oder an einer roten Ampel würgte ich den Wagen ab. Inzwischen weiß ich, die Hilfe meines Fahrlehrers war großzügig.
Anfang April machte ich dann meine schriftliche Prüfung mit vier Fehlerpunkten, war mir vollkommen egal, Hauptsache bestanden.
So jetzt fehlten nur noch die restlichen 3 Pflichtstunden, in denen wurde hauptsächlich das Anfahren am Berg und rückwärts einparken geübt.
Mein 18. Geburtstag kam und alle schenkten mir etwas, was ich als Autofahrer brauchte, Benzingutschein, Warndreieck und Verbandskasten. Nur der Führerschein fehlte.
Am Dienstag, den 13. Mai 1980, war es soweit. Unser Fahrlehrer hatte an diesem Morgen zwei Prüflinge, welche er wie immer vor deren Haustüren einsammelte. Ich staunte nicht schlecht, als wir vor dem TÜV auf den Prüfer warteten, das Thomas (Klassenkamerad aus der dritten Klasse), den ich vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen hatte, der zweite Prüfling sei.
Der Prüfer kam heraus und fragte: „Wer möchte als Erstes?“
„Ladys First“, antwortete Thomas ihm und zeigte höflich auf mich.
So stieg ich ein, schnallte mich an und wartete auf die Anweisung, diese folgte kurz darauf. Die Fahrt ging durch Brühl, durch die vielen Einbahnstraßen und kurz über die Autobahn. An einem Hang sollte ich anfahren, dieses klappte dann auch, ich glaube der Fahrlehrer hat etwas mitgeholfen. Kurz darauf sollte ich rechts heranfahren.
„Der Nächste bitte“ sagte der Prüfer. Thomas und ich wechselten die Plätze. Er fuhr durch diverse Straßen und hielt schließlich wieder bei der TÜV-Stelle. Der Prüfer verschwand im Gebäude und kam nach einigen Minuten wieder heraus.
Mit den Worten „Herzlichen Glückwunsch“ übereichte er uns unsere Führerscheine.
Thomas und ich umarmten uns. Unser Fahrlehrer fuhr uns anschließend nach Hause. Da ich meinen Führerschein selbst bezahlt hatte, blieb für ein Auto nicht viel übrig. Mein Großonkel verkaufte mir einen Ford 15 M Baujahr 1968 für 400,00 DM. Mit diesem dunkelblauen Wagen machte ich meine ersten eigenständigen Fahrausflüge.
An ein besonderes Erlebnis wenige Tage später erinnere ich mich immer wieder. Meine Freundin Biggi hatte inzwischen auch ihren Führerschein, nur noch kein Auto. So besuchten wir ihre Großmutter in Much übers Wochenende. Auf der Rückfahrt, auf der Autobahn fragten wir uns, weshalb es so komisch rieche. Plötzlich klickte es, kein Wunder mit 140 km/h und angezogener Handbremse.
Text: M. Schauten
Images: Kostenloses Bild Google
Publication Date: 05-03-2018
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