"Was machen wir, sollen wir eine Radtour unternehmen? Vielleicht entlang der Erft?", fragte mein Mann.
Ich verdehte die Augen.
"Oder wo sind die Ausdrucke, die ich von den diversen Ausflugszielen erstellte?", wollte er dann wissen. Ich gab sie ihm, bevor er mir wieder alles auf dem Sideboard durcheinander warf .
Wir entschieden uns für das Brohltal, genauer ausgedrückt einer Burg, die in der Osteifel auf dem etwa 460 Meterhohen Phonolitkegel des Burgbergs erhebt.
Die Höhenburg mit ihrem rautenförmigem Grundriss und dem 34,10 m hohen Hauptturm in der Mitte der Anlage hatte unsere Interesse geweckt.
Kind und Oma, wurden gefragt, ob sie mit möchten, kurze Zeit später saßen wir im Auto und die Fahrt ging los.
Das Navi wurde eingeschaltet und mein Mann ließ sich von ihm leiten. Leider leitete es ihm nicht zur Burg sondern an an einem Ort, zwar in der richtigen Richtung, aber als ich den Rhein erblickte, meinte ich nur:
"Schrott Navi, wir hätten nachdem wir die Autobahn verließen, rechts abbiegen müssen."
Das Navi wurde ausgeschaltetet und nun fuhren wir nach den Hinweisschildern, zumal ich wieder zu duselig war, in meinem Handy die Ortung einzustellen.
Plötzlich rief unser Kind:
" Da ist sie, genau wie auf dem Ausdruck, den Mama mitgenommen hat."
Wir durchfuhren viele kleine Sträßchendurch die am Fuße des Berges liegende Ortschaft, bis wir schließlich auf der halben Höhe des Berges auf einem Parkplatz landeten. Höher kamen wir nicht, eine Schranke versperrte den Weg.
Trotz allem verließen wir das Fahrzeug, mein Mann und Kind machten sich auf, um sich die Burg anzuschauen. Die Oma und ich, wir machten es uns auf einer Bank gemütlich und sonnten uns, dabei schoss ich ein Selfi von uns beiden und schickte eine Aufnahme der Burg ins Netz. Da ich natürlich die Kamera schräg hielt, entstand der Eindruck eines schiefen Turmes.
Nach einigen Minuten wurde es uns doch sehr warm, nun wollten wir aber in den Schatten, aber leider stand dort keine Bank. Ich schlenderte zum Auto und durchsuchte es nach einem Schirm. Fand aberleider keinen. So brachte ich kurzentschlossen eine alte Jacke mit, damit wir uns unter einem Baum auf einem kleinen Hang niederlassen konnten.
Als ich zurück zur Bank kam, klingelte mein Handy und unser Kind meldete sich.
"Ihr könnt mit dem Auto hochfahren! Neben der Schranke hängt eine Klingel, euch wird dann das Tor geöffnet und ihr könnt hier oben parken. Papa sagt, du sollst im ersten Gang bleiben!"
Also machten wir die wenigen Schritte zum Fahrzeug, ich packte den Rollator in den Kofferraum und fuhr zur Schranke, stellte den Wagen so, das er nicht abschüssig stand und klingelte. Eine Stimme meldete sich und fragte, was ich wolle.
"Könnten Sie bitte die Schranke öffnen, denn ich habe eine Gehbehinderte dabei"
Es summte und die Schranke öffnete sich.
Ich hechtete ins Auto und startete. Tatsächlich bin ich die ganze Zeit im ersten Gang den Berg hoch gezuckelt.
Einige Eindrücke bis wir den Parkplatz erreichten
Wir wurden sehnsüchtig oben erwartet, obwohl die Beiden schon ein wenig sich die Runine angesehen hatten, beziehungsweise, den Ausführungen einer Gruppe lauschten, die eine Führung gebucht hatten.
Lageplan der Burganlage
So ganz nebenbei erfuhren wir, das während der Besatzungszeit der Franzosen, die Steine von der Burg abgetragen und anschließend zum Häuserbau verkauft wurden.
Unterhalb dieser Ansicht war ein Kräutergarten angelegt, mit vielen Kräutern, z.B. Liebstöckel, Eibisch, Estragon, Dill, Wiesenknopf, Seifenkraut, welche im Mittelalter verwendet wurden.
Noch ein Blick in die Ferne.
Den Wohnturm habe ich nicht bestiegen, als ich die unendliche vieln Stufen gesehen habe, aber Mann und Kind waren drin. Lieber lümmelte ich mich auf einer Bank, wie man unschwer erkennen kann.
Der oft als Bergfried bezeichnete Wohnturm besitzt abgerundete Ecken und einen etwa 8,00 × 12,50 m messenden Grundriss. Sein verputzes Mauerwerk soll bis zu fünf Meter dick sein. Gewölbedecken besitzen die Räume der fünf Turmgeschosse und sind durch eine Wendeltreppe erschlossen. Heute dienen sie als Museumsräume, in denen man sich über die Baugeschichte und Funktion von Burgen informieren kann. Heute befindet sich der Eingang zum Turm im Erdgeschoss, früher lag er jedoch im zweiten Stockwerk und war nur über eine Zugbrücke zu erreichen. Dieser ist heute noch als schmale Rundbogenöffnung an der Nordseite zu erkennen. Der Fachwerkerker an der Außenseite des dritten Obergeschosses ist eine freie Rekonstruktion. Vom Dach des Turms soll man bei guten Wetter einen guten Ausblick auf den Rhein im Osten, das Ahrgebirge im Norden und die im Süden gelegenen Landschaft der Vulkaneifel. Bei sehr gutem Wetter wäre sogar der Kölner Dom zu erkennen.
Das Wirtschaftsgebäude im Hintergrund ist ein Restaurant (war geschlossen) und der Eingang.
Man läuft entgegen dem Uhrzeigersinn im halbrund um die Burg, gelangt in den Innenhof und rechts der Weg führt aus dem Innnenhof wieder in die äußeren Burganlagen, wo ich den Wagen geparkt hatte.
Da es nur Snacks an einem Imbiss gab, machten wir uns auf den Weg, um ein Cafe zu finden.
Noch ein wenig zur bewegendenden Geschichte der Burg Olbrück
Von den Kelten und Römern wurde zur Überwachung des Brohltals die Bergkuppe, auf der sich die Burgruine befindet genutzt. Die mittelalterliche Wehranlage war Mittelpunkt einer zehn Dörfer umfassenden Herrschaft, in den ältesten Urkunden als Oleburg und Holebriche erschienen.
In der ersten Stiftungsurkunde der Abtei Laach (heute Maria Laach) von 1093 wird ein Burchardus von Ulbrucke (Burkhard von Olbrück) erwähnt. Allerdings weisen zahlreiche Indizien darauf hin, dass es sich bei dieser Urkunde um eine Fälschung aus dem 13. Jahrhundert handelt. Erst in die zweite Stiftungsurkunde der Abtei von 1112, bei der ein Burghardus de Oreburch Erwähnung findet, scheint ein verlässlicher Hinweis auf eine Adelsfamilie, die ihren Sitz auf der Burg Olbrück hatte. Burkhard von Olbrück stammte aus dem Geschlecht derer zu Wied, in dessen alleinigen Besitz sich Olbrück bis 1244 befand, ehe die Hauptlinie der Familie erlosch.
Die Burganlage dem Kölner Erzbischof Philipp I. von Heinsberg um 1190 trug Dietrich I. von Wied für 400 Mark zu Lehen auf.
Nachdem die ältere Linie des Hauses Wied 1244 ausstarb, fiel eine Hälfte Olbrücks an die Brüder Bruno II. von Braunsberg und Dietrich von Isenburg, die andere an deren Vettern Gottfried und Gerhard von Eppstein ging. Ihren Anteil 1271 verkauften die Eppsteiner an den Ritter Peter I. von Eich, der darüber zudem auch die Hälfte des Isenburgischen Besitzes erwarb.
Bis 1306 befand sich ein Restteil Olbrücks in Eppsteiner Besitz, ehe dieser an den Grafen Rupprecht II. von Virneburg veräußert wurde. Der Eich’sche Anteil wurde 1318 an der Burg zwischen den einzelnen Familienlinien aufgeteilt, womit Olbrück endgültig den Status einer Ganerbenburg erhielt. Ab 1319 wechselte mehrmals der Virneburger Anteil an der Anlage die Besitzer, ehe im Jahr 1329 Agnes von Virneburg Wilhelm I. von Isenburg-Braunsberg heiratete und dieser seiner Frau die Burg zum Hochzeitsgeschenk machte, womit die Anlage wieder in Virneburger Besitz kam.
Ein Teil der Olbrücker Burganlage geriet 1373 durch Heirat an Friedrich und Philipp von Schöneck, während die Erbtochter Katharina von Eich 1390 heiratete und ihren Erbteil an der Burg an die Familie ihres Mannes, Wilhelm von Orsbeck, brachte. Im Jahr 1422 erfolgte eine weitere Zersplitterung der Besitzanteile durch die Heirat Elisabeths von Eich mit Godart von Drachenfels. Dessen Sohn veräußert seinen Teil 1469 an die Familie von Wied.
die Besitzverhältnisse an der Burg Olbrück hatten sich im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts durch Kauf, Verpfändung, Heirat, Erbe und Übertragung derart weit unter den verschiedensten Familien verzweigt. Mehr als ein Dutzend Adelsgeschlechter konnten mit Anteilen an Olbrück aufwarten, so ist es nicht verwunderlich, dass sich Streitigkeiten über die Besitzverhältnisse jahrzehntelang hinzogen. Erst am 22. April 1555 änderte dies sich, als nach zähen Verhandlungen, familiären Kleinkriegen und diversen Schiedsgerichten, für 15.000 Goldgulden Burg und Herrschaft Olbrück den alleinigen Besitz der Familie Waldbott von Bassenheim kamen.
Die Anlage 1632 wurde von schwedischen Truppen unter Wolf Heinrich von Baudissin Während des Dreißigjährigen Kriegs eingenommen und verwüstet. Bereits im Januar 1633 konnten sie spanische und kurkölnische Truppen unter dem Befehl von Graf Ernst von Isenburg-Grenzau zurückerobern. 1660 ist die Burg teilweise eingestürzt, wurde anschließend unter Leitung des Kapuzinerpaters Bonitius aus Linz wiederhergestellt.
Im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges lag eine französische Garnison aus 26 Dragonern und 52 Soldaten in der Burg.. Als diese am 30. April 1689 endlich abrückten, erreichte durch eine Zahlung von 236 Gulden der Burgverwalter Engelbert von Keiffenheim, dass die Anlage nicht wie üblich geschleift wurde. Die Erleichterung der Burgbewohner darüber hielt nicht lange an, denn als der französische General Marquis Henri d’Escoubleau, comte de Montluc mit seinen Truppen am 3. Mai an Olbrück vorüberzog und die Anlage unversehrt vorfand, erteilte er den Befehl, sie doch zu zerstören. Große Teile wurden abgerissen und an mehreren Stellen Feuer gelegt. Die Bewohner Olbrücks verzagten aber nicht und begannen bereits 1690 mit dem Wiederaufbau. Aus jener Bauzeit stammten die Kapelle und der repräsentative, oft fälschlicherweise als Palas bezeichnete Wohnbau im Stil des Barocks.
Die Burg Olbrück wurde1797 als Wohnsitz aufgegeben, als französische Revolutionstruppen das Rheinland besetzten. Die Anlage wurde konfisziert und zu Nationaleigentum erklärt, ehe sie 1804 von der französischen Verwaltung auf Abbruch verkauft und anschließend als Steinbruch genutzt wurde. Ein weiterer Reigen von wechselnden Eigentümern setzte ein. 1878 erwarb der deutsch-russische Adlige Freiherr Oskar Otto von Eckesparre die Anlage. Deren Hauptturm wurde 1874/75 durch den Ahrweiler Kreisbaumeister Hermann Cuno renoviert. Im Zuge dieser Maßnahmen hatte der Bau einen neuen Zinnenkranz und eine Holztreppe im Erdgeschoss erhalten. Eckesparre ließ die vier Räume des Turms wohnlich ausbauen und herrichten. Durch familiäre Bedingungen verlor er das Interesse an der Burg Olbrück verlor und verkaufte.
Der Düsseldorfer Architekt Rainer Maria Schlitter war ab 1956 Eigentümer der Anlage. Wegen fehlender Mittel und behördlicher Auflagen konnte er seine Planung, eine große Wohnanlage oder ein Hotel zu errichten, nicht verwirklichen. Trotz einiger Restaurierungsarbeiten und Erneuerungsmaßnahmen verfiel die Burganlage, ebenso durch Vandalismus zusehends. Die Verbandsgemeinde Brohltal übernahm die Ruine im November 1998 auf Betreiben des damaligen Bürgermeisters Hermann Höfer in Pacht, anschließend wurde sie in das Konzept des Vulkanparks Brohltal/Laacher See als Museum und Denkmal einbezogen und in der Zeit von 1999 bis 2001 mit erheblichen finanziellen Mitteln saniert. Dabei wurden auch archäologische Untersuchungen durchgeführt.
Seit dem 1. September 2001 ist die Burganlage mit Restaurant für die Öffentlichkeit gegen Entgelt zugänglich. Nachdem gescheiterten Verkaufsgespräche zwischen ihm und der Verbandsgemeinde, veräußerte im Jahr 2012 Schlitter die Burg Olbrück an den slowakischen Finanzberater Pavol Pavlovic.
Und wer sich das ganze noch einmal als Video über die Burg ansehen möchte:
https://www.youtube.com/watch?v=_j23bShJXvE
Links zu den eingefügten Bildern
Karte Burg https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Grundriss_Olbrueck_1904.jpg&filetimestamp=20140710160534&
Text: Schnief
Images: M.Schauten
Publication Date: 08-16-2016
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