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Lausemädel

Meine ersten Erinnerungen in der frühen Kindheit sind an meine Geburtsstadt, die von bewaldeten Berghängen eingebettet ist und der Ruhr lag, gebunden.

 

 

 

Wir wohnten damals in einem Mehrfamilienhaus im zweiten Stock, in einer Dreizimmer-Wohnung.

Zeitweise lebte auch meine Großmutter mütterlicherseits bei uns und belegte ein eigenes Zimmer. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Zentralheizung, sondern in jedem Zimmer gab es kleine Kohleöfen, mit denen die Räume beheizt wurden.

So erinnere ich mich noch genau, dass wir bei jeder Kohlelieferung die Briketts, bereits im Kleinkindalter, im Keller beim Stapeln helfen mussten. Auch hatten wir noch keine eigene Waschmaschine, sondern die Wäsche wurde in großen Bottichen in der Waschküche gewaschen.

Im Keller, der recht dunkel war, sicher wegen der spärlichen Beleuchtung, gruselte es mich stets und daher hing ich mehr oder weniger am Rockzipfel meiner Mutter.

An die Waschtage erinnere ich mich besonders. Die für mich damals riesigen Bottiche, die man vorher mit Kohle anheizt hatte, um das Wasser zu erhitzen, so dass der entstandene Wasserdampf im Halbdunkeln mich regelrecht erschaudern ließ. Leider musste ich stets mit hinunter. Bereits auf der Kellertreppe bin ich des Öfteren stocksteif geworden und wurde einfach von meiner Mutter in die Waschküche mitgezogen. Dort musste ich dann immer eine Kurbel bedienen, damals mit meinen etwa vieren Jahren verstand ich es nicht, dieses Quietschen und Ächzen machte mir ebenso Angst. Heute weiß ich, dass man die Wäsche durch zwei Walzen schickte und sie damit auswrang.

 

 

Meine Mutter war sicherlich ebenso glücklich, als sie die erste Waschmaschine und eine Schleuder bekam, ich jedenfalls. So musste ich nur noch Kohlen aus diesen garstigen Keller holen.

 

Besonders gerne erinnere ich mich an die Sommertage, nicht unbedingt an die sonntägliche Spaziergänge, denn man durfte seine weißen Strümpfe und das Kleidchen auf keinen Fall besudeln. Sondern an die Tage, wenn meine Mutter beim Bedienen der Gäste im Strand Café meiner Großtante half.

Das Strand Café lag mit angeschlossener Badeanstalt direkt an der Ruhr. Dort nahm sie uns Kinder dann sehr oft mit. Es gab einen Spielplatz mit Sandkasten und einem kleinen Klettergerüst. Nur durch einen Zaun getrennt gab es einen weiteren Spielplatz, den allerdings nur die Kinder des Paddelvereins nutzen durften.

Das Einzig lästige an diesen Tagen war, dass mein um ein Jahr älterer Bruder und ich auf unsere zwei jüngeren Geschwister achten sollten. So schleiften wir sie meistens mit uns. Beim Verstecken- Spielen ließen wir sie kurzerhand im Sandkasten zurück, was uns des Öfteren gewaltige Rüffel einbrachte. Heutzutage wäre es undenkbar, dass man fünf- und sechsjährige Kinder mit dieser Aufgabe betraute.

Trotz allem genossen wir diese Tage. In die Nähe des Wassers durften wir nur, wenn die Kleinen bei der Oma blieben, was selten vorkam.

 

 

 

Zum Ärger meiner Tante und ihrem Mann, verschlossen wir ab und zu die Umkleidekabinen von innen. Man legte ja nur einenen Hebel um. Für uns war es ja problemlos, unter den Türen, welchen ja nicht bis zum Boden reichten, hindurchzukriechen. Nur bei den Toiletten, die durfte mein Bruderherz alleine von innen verriegeln, denn diese muffelnde Gegend habe ich bereits damals gemieden.

Bis zum heutigen Tag ist es nie herausgekommen, welche Strolche dort ihr Unwesen getrieben haben.

 

 Auch habe ich oft einfach nur auf der Liegewiese gelegen, dabei den Ausflugsschiffen und den vielen Paddel- und Ruderbooten zugesehen. Dann bin ich oft ins Reich der Fantasie entronnen, bis ich von irgendjemanden brutal in die Gegenwart zurückgerissen wurde.

 

 

 

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Images: Schnief
Publication Date: 04-05-2015

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