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Die letzten Wochen in meinem 16. Lebensjahr


Am 31.03.1976, zeitlich gesehenso gegen 18.30 Uhr  bin ich gemeinsam mit meiner Schwester in unser naheliegendes Krankenhaus gegangen, das keine 10 Minuten zu Fuß entfernt lag. Zwar war mir nicht übel, aber da ich auf dem rechten Bein kein Druck ausüben konnte und Bauchschmerzen besaß, sollte ich feststellen  lassen, ob mein Blindarm noch in Ordnung wäre.  Nach einer guten viertel Stunde kam endlich ein junger Arzt und untersuchte mich. Während der Untersuchung lag ich auf einer Liege. Als der Arzt auf meinem Bauch herumtastete und drückte, kam plötzlich mein Knie in die Höhe geschossen und traf ihn am Kopf. "Volltreffer" war sein Kommentar. Ich murmelte eine Entschuldigung und er meinte "Berufsrisiko".
Anschließend erklärte er mir, er würde am nächsten Morgen den Blindarm entfernen. So durfte meine Schwester alleine nach Hause gehen, um mir meine Sachen zu holen. In der Zwischenzeit wurde ich auf ein Zimmer verlegt und kurzfristig zur OP vorbereitet.

Einquartiert wurde ich  in ein Dreibettzimmer, in dem bereits ein Mädchen meines Alters lag und  eine ältere Dame. Mein Bett war das Erste im Raum. Nach der OP am nächsten Morgen, erhielt ich Besuch von meinen Geschwistern, da meine Eltern erst am Abend kommen konnten, wegen Berufstätigkeit. Am späten Nachmittagmachte ich mich zur Telefonzelle, die sich Eingangsfoyer befand. Von dort rief ich dann meinen Ausbildungsbetrieb an, um mitzuteilen, dass ich operiert wurde. Aus Erfahrung wusste ich, dass mein Vater so etwas immer vergaß. Als ich meinem Lehrherrn an der Strippe hatte, fragte er mich, ob dies nicht ein Aprilscherz sei, was ich verneinte. Er versprach, dass er und mich besuchen käme. Er selbst kam zwar nicht, aber seine Geschäftspartnerin.


Nachdem die ältere Dame nach zwei Tagen entlassen wurde, erhielten wir Zuwachs von einer etwa 30-jährigen Frau, damals kam sie uns jedenfalls alt vor. Die Frau erzählte uns Schauermärchen über ihre Beziehung. Meine Bettnachbarin und ich fanden ihre Geschichten teilweise sehr skurril und grinsten uns eins ab. Im Gemeinschaftsraum des Krankenhauses lernten wir viele neue Jugendliche kennen, als ob es zu diesem Zeitpunkt ein Treffen von ca. 15 Jugendlichen gab. Der Aufenthalt wurde sehr lustig und wir hatten viel Spaß.
Lustig, wohlgemerkt in Anführungszeichen, denn wie jeder weiß, ist  dass Lachen nach einer Blindarmentfernung leider auch mit Schmerzen verbunden ist.

Während dieser Tage lernte ich auch einen Jungen kennen, er war blond und hübsch. Irgendwann funkte es zwischen uns. Oftmals saßen wir noch am Abend auf dem Flur und hielten Händchen oder er saß auf meinem Bett und verscheuchte alle, welche aus Versehen an meinem Bett stießen, denn jeder der meine Zimmergenossinnen besuchte, musste an meinem Bett vorbei und so manche nahmen überhaupt keine Rücksicht.
 Der Junge, den ich kennenlernte, wurde bereits zwei Tage vor mir entlassen, aber schon am nächsten Tag war er wieder da, nur um  bei mir zu sein, sodass der Arzt meinte, er hätte ihn besser hier behalten, bis er mich entlassen konnte.

Nun hatte ich nur noch eine Woche um meinen Geburtstag zu planen, also entschied ich mich zu einer kleinen Fete in unserem Partykeller. Ich lud einige Freunde und Freundinnen und einige neugefundene Freunde aus dem Krankenhaus ein. Nachdem ich bereits alles eingekauft und vorbereitet hatte, plötzlich riefen mich viele Freunde an, dass sie an diesem Tag gar nicht da wären, wegen der Osterferien. Zum guten Schluss blieben nur meine besten Freundinnen und der Junge, in den ich mich verliebt hatte, übrig. Wir hörten Musik, machten kleine Spielchen. Es wurde ein sehr schöner harmonischer Abend. Wir konnten uns natürlich an dem viel zu vielen Essen laben. Meine Geschwister freuten sich, da wir in der nächsten Zeit genug Cola im Haus hatten, Alkohol gab es nicht.

Natürlich folgten noch viele unvergessliche Geburtstage, welche der Schönste oder der Schlimmste war, ist mir immer noch nicht so recht bewusst. Ich finde, Hauptsache ist doch, dass jemand an einen gedacht hat, egal in welcher Form. Für mich persönlich sind Geschenke absolut irrelevant, ein gemütliches Zusammensein ist doch das Schönste.

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Text: Schnief
Images: Schnief
Publication Date: 08-01-2012

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