Schnief
Mein
schönster
Tag
Sicher war der schönste Tag in meinem Leben nicht meine 1. Kommunion oder mein Hochzeitstag, sondern es war der Tag, nach langen Warten, die Geburt unseres Kindes.
Ich weiß noch genau, wie mein Arzt mir gratulierte und mir mitteilte, dass unser Kinderwunsch in Erfüllung ginge. Den Geburtstermin sollte der 20. Dezember sein, ich sah ihn wohl etwas verdutzt an und er fragte mich: „Was den sei, ob ich mich nicht freue?“ „Sicher freue ich mich sehr, doch ob er sich nicht im Monat geirrt habe. Nach meiner Berechnung, 9 Monate, das wäre Januar.“ Daraufhin erklärte er mir, dass ich 40 Wochen rechnen solle.
Da unser Kind ja nicht unehelich auf die Welt kommen sollte, heiraten wir dann im Juli. Wir hielten eine Feier im engsten Familienkreis.
Nun begannen wir, mit der Suche nach einem Namen, besser gesagt zwei, da wir nicht wissen wollten, welches Geschlecht unsere Liebe erhalten hatte. So vergingen die Monate rasch mit vielen Vorbereitungen.
Den Schwangerschaftskurs, der sehr viel Spaß und Freude bereitet hat sowie der Babykurs, in dem wir vieles über die Geburt und Säuglingspflege erfuhren.
Natürlich musste ich mir auch die viele Geschichten von Freundinnen und Müttern anhören sowie ihre Ratschläge zur Kindererziehung, welche Schwierigkeiten und welche Vorsorge sie getroffen hatten. Leider musste auch über mich ergehen lassen, ich müsse jetzt für zwei essen (Schwachsinn) und welche Pflege ich dem Kind geben müsse. Da ich ein sehr geduldiger Mensch bin, habe ich es beim einen Ohr hereingelassen und beim anderen wieder hinaus. Da ich grundsätzlich das mache, was ich für gut empfinde, hat mich dies nicht belastet. Das Einzige, was ich nicht mochte, war, wenn jemand mir während dieser Zeit Kuchen aufschwatzen wollte, dann wurde ich zur Diva. Mein Mann musste stets essen, was ich auf den Tisch brachte.
Selbstverständlich arbeitete ich während dieser Zeit, und als dann der Mutterschutz begann, dachte ich, dass ich jetzt mich noch etwas erholen und länger im Bett bleiben könne. Das war aber leider nicht so, die dauernden Arztbesuche, obwohl alles in Ordnung war.
Die Suche nach einem Namen war immer noch nicht abgeschlossen, es gab schon eine engere Auswahl. Eines Tages fragte mich meine Schwägerin im Beisein ihrer Mutter: „Wie mir der Name Silvana gefiele?“ „Nee, nicht mein Fall“, erwiderte ich und wunderte mich, weshalb sie so dumm schaute. Einige Zeit später erfuhr ich, dass ihre Mutter so hieß.
Endlich war es soweit, rund und dick fühlte ich mich, dabei hatte ich gerade mal elf Kilo zugenommen, der 20. Dezember war da, aber unser Möpschen, wie wir es nannten, machte keine Anstalten, sich auf den Weg zu begeben. Der Arzt gab uns nette Ratschläge, wie es unter Umständen sich auf den Weg machen könne.
So begannen unsere Wanderungen, diese verbanden wir mit der Suche nach einem Tannenbaum, Weihnachten stand ja vor der Tür.
Ich glaube so viele Kilometer bin ich an einem einzigen Tag noch nie gelaufen, aber es brachte nichts.
Ausgerechnet brach auch noch ein Wochenende an, somit durften wir auch noch jeden Tag in die Klinik fahren, zur Überwachung (Spätgeburt).
Am Sonntag machten wir eine weitere Wanderung, natürlich ohne den Erfolg des Findens eines wunderschönen Baumes, welchen ich unbedingt wollte.
Beim Abendessen ist mir dann die Fruchtblase geplatzt, anschließend fuhren wir dann in die Klinik. Da aber immer noch keine Wehen einsetzen, sollte am nächsten Morgen um acht Uhr die Geburt eingeleitet werden. Zur Überwachung blieb ich dann in der Klinik, mein Mann sollte dann um acht Uhr wieder da sein.
Diese Nacht war nervig, ständig kam eine Hebamme herein und wollte die Herztöne überprüfen, selbst unser Möpschen wollte schlafen und die Hebamme versuchte vergebens, das Kleine mit einer Spieluhr zu wecken. Damit würde es das Kleine nicht wecken, erklärte ich ihr und griff zu meinem Gameboy, spielte eine Runde Tetris und es fing sich an, zu bewegen.
Gegen 5.30 Uhr bekam ich dann die erste Wehe und um 7.54 Uhr erblickte unsere Tochter dann das Licht der Welt. Als ich nach dem Namen gefragt wurde, überlegte ich eine Sekunde und entschied mich endgültig für Stephanie. Punkt acht Uhr klingelte an der Tür zur Entbindungsstation und keine zwei Minuten kam mein Mann mit unserem süßen Mäuschen herein.
So stolz und glücklich strahlend kam er auf mich zu und bat mich die Maus zu nehmen, er meinte, er würde nur noch zittern, anschließend nahm er mich liebevoll in seinen Arm.
Ich war so glücklich, dass unser Kind gesund auf die Welt gekommen ist und das sich die Horrorgeschichten von einer 32 -Stunden Geburt nicht bewahrheitet hat.
Sicher gab es viele weitere sogenannte schönste Tage im meinem Leben, eigentlich ist für mich der schönste Tag, wenn alle meine Lieben gesund und wir jeden Tag zum Schönsten erklären können.
Text: Schnief
Images: Schnief
Publication Date: 06-04-2012
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