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Vorwort

Ein Schamane?!? Meine Reaktion war nicht gerade erfreut, als ein Freund mir vor  Jahren das erste Mal von Jürgen Hummes erzählte.

Zu diesem Zeitpunkt empfand ich alle Menschen die sich in irgendeiner Art und Weise mit feinstofflichen Dingen beschäftigten als seltsam. Neben der altbekannten, wenn auch für mich nicht immer altbewährten, Schulmedizin räumte ich keiner weiteren Heilkunst einen ernstzunehmenden Stellenwert ein. Spiritualität war etwas für Verrückte und ich empfand mich als durchaus bodenständig. Zwar glaubte ich an eine „göttliche“ Energie, allerdings fehlten mir bis dato Antworten auf meine unzähligen Fragen nach dem tatsächlichen Sinn des Seins. Ich war also irgendwie auf der Suche, wusste nur selbst nicht so wirklich wonach. Eine tiefe Sehnsucht in meinem Innern nach einer Wahrheit die nicht im alltäglichen Leben zu finden ist.

Als bodenständige, junge Frau suchte ich im Äußeren und reiste in unterschiedlichste Länder dieser Welt. Traf auf „ Seltsames“, unterhielt mich mit „Verrückten“, besuchte Tempel, Kloster und Ashrams. Nur um jedes Mal wieder auf den sicheren Boden der zivilisierten Welt zurückzukehren. Nichts konnte mich überzeugen, niemand meiner Sehnsucht einen Namen geben.

 

Erst eine Krankheiten und die Hilfe eines „Schamanen“ dort wo „Altbekanntes“ versagte, führten mich auf einen Weg den ich seit gut acht Jahren nicht mehr verlassen habe. In einem kleinen Eifeldorf lernte ich Jürgen Hummes zum ersten Mal kennen und erhielt von ihm Antworten die meiner Skepsis und Ablehnung weit überlegen waren. Er lehrte mich in kleinen Schritten die Meditation und eine sanfte Form der Kommunikation mit meiner inneren Sehnsucht.

 

 Er ist vieles mehr als „nur“ Schamane und sein persönlicher Werdegang  außergewöhnlich. In diesem Buch habe ich das Leben eines besonderen Menschen und Lehrers beschrieben, der unzählige Antworten für bodenständige Skeptiker bereithält die sich eigentlich „Auf der Suche nach dem Licht“ befinden.

 

Nadine Mukherjee, Togo den 06.11.2011

 

 

 

Ich wünsche allen Lesern, dass sie die nötige Toleranz und Objektivität beim lesen entwickeln, um mit Freude im Herzen Wahrhaftiges zu erkennen.

 

Auf dem Weg ins Licht, ein ewig Suchender

 

 

HJH / Hans Jürgen Hummes

Ein Rückblick

Meiner Aufgabe stets gerecht zu werden ist nicht immer einfach, und doch zählen die Stunden, in denen ich mich ihr voll und ganz widme zu den schönsten meines Lebens - sie sind mein Leben. Mein Antrieb ist und bleibt eine tiefe Dankbarkeit für die Antwort auf die Frage meiner Jugend, nach dem Sinn des Seins und dem eigenen Ich. Natürlich hätte ich damals nie zu träumen gewagt, was sich mir im Laufe meines Lebens offenbarte, dafür waren meine Träume wohl nicht kühn genug.

Vieles habe ich erst lernen und mich dafür im Inneren und Äußeren verändern müssen. Oft habe ich gekämpft und gelitten, oft geweint und gelacht, getanzt und gesungen. Der Mut ist mir so manches Mal abhanden gekommen und dennoch immer wieder neu gestärkt zurückgekehrt.

Heute fühle ich mich oft alleine unter den Menschen, die so anders sind als ich es geworden bin, und trotzdem werde ich nicht müde, die Freude, die mir geschenkt wurde mit ihnen teilen zu wollen. Nicht müde von wirklich und wahrhaften schöpferischen Erlebnissen zu berichten, die so wenig mit dem gemein haben, was die zahlreichen Religionen dieser Welt uns glauben machen möchten.

Mein Leben ist den Dingen gewidmet, die im Verborgenen liegen, die sich nur für jene offenbaren, die sich auf die mühevolle Suche nach ihnen begeben. Unsere Welt steckt voller Geheimnisse, die es zu entdecken heißt. Der Weg dorthin ist nie für jeden gleich, und dennoch kann man ihn gemeinsam beschreiten. Man kann sich leiten und führen lassen, sich gegenseitig trösten und ermutigen, man kann all die Freuden, die einen erwarten teilen lernen, um am Ende eines Lebens den eigentlichen Anfang allen Seins finden zu dürfen.

 

Auch ich habe die Hoffnung, am Ende meines Lebens an diesen Anfang gelangt zu sein. Noch bin ich auf dem Weg dorthin, wenn sicherlich auch schon weiter fortgeschritten als viele andere, die sich auf die Suche begeben haben. Vielleicht kann meine persönliche „Reisegeschichte“ zu den wahren Abenteuern des Lebens Mut machen, die Höhen und Tiefen des eigenen Selbst kennen zu lernen, meistern und lieben zu wollen.

Erste Hindernisse

Aus meiner Berufung wäre ganz am Beginn meiner intensiven Beziehung zu diesem Leben hier auf Erden schon fast nichts mehr geworden. Nachdem meine Geburt noch ganz normal verlaufen war, hatte meine Mutter schon nach nicht ganz drei Monaten die größte Sorge, dass ich es nicht viel länger schaffen würde. Wochenlang machte ich gar keine Fortschritte und meine Lebensenergie wurde stetig schwächer. Meinen besorgten Familienmitgliedern gab ich keinen Anlass zu glauben, dass mir sehr viel am Leben gelegen war. Keiner wusste sich mein frühes Siechtum zu erklären. In meinem Geburtsjahr gab es noch nicht die Ärztedichte wie heute, und so bekam ich früh ganze Teile der westdeutschen Landschaft zu sehen, denn obwohl meine Eltern damals kein Auto besaßen, war die Kämpfernatur meiner Mutter nicht davon abzuhalten, eine Odyssee durch die verschiedensten Arztpraxen der weiteren Umgebung zu starten – zusammen mit mir als zum Leben anscheinend ziemlich ungeeigneten Wurm. Viele Fachärzte fanden nicht die Ursache.

 

Als meine Eltern es nach all den Spezialisten noch einmal mit einem Hausarzt probierten, lag wohl bereits ein wenig Verzweiflung in der Luft. Aber Hilfe kommt oft aus einer unerwarteten Richtung. So war es auch hier. Nachdem der neue Arzt mit seinen Bratpfannen-großen Händen meinen gebrechlichen Leib abgetastet hatte, war ihm sofort klar, was meinen Körper daran hinderte, richtig zu funktionieren. Es war ein Leistenbruch. Als die Ursache erst gefunden und eine Operation getätigt war, schaffte ich es in wenigen Wochen zu einer relativ stabilen Gesundheit. Ohne Frage hatte ich dies zum großen Teil der fürsorglichen Liebe und Pflege meiner Eltern zu verdanken. Nach meiner älteren Schwester war nun auch ich nur noch ein Wunsch- und nicht mehr bloß Sorgenkind. Wobei die Ängste meiner Eltern, mich so kurz nach meiner Geburt schon wieder verlieren zu können, sicherlich nicht unberechtigt waren, wenn auch aus anderen Gründen als sie in der Lage waren wahrzunehmen.

Vielleicht sollte es auch so sein, dass ich früh einen toleranten Umgang mit Schmerzen entwickelte, die mich im Laufe meines Lebens noch in vielseitiger und zahlreicher Form heimsuchen sollten.

Meine Mutter und mein Vater waren mir in meinen jungen Jahren sehr liebevolle Eltern. In unserer Familie gab es keine klassische Rollenverteilung, in der eine Mutter als sanfte Gute und der Vater als gestrenger Harter zu agieren haben. Bei uns war vieles anders und ich war dankbar dafür. Die Ursache für unser harmonisches Familienleben lag sicherlich darin, dass beide Elternteile, also auch mein Vater, immer zu Hause waren und nicht wie ich bei den meisten Freunden beobachtete, die Mutter tagsüber alleine Heim und Kinder hütete.

 

In unserem Patrizierhaus, wo außer uns die drei Familien der Geschwister meines Vaters lebten und obenauf noch die Großeltern, unterhielt mein Vater eine Schneiderei. Hier entwarf er mit meiner Mutter als Näherin Geschäftsleuten Anzüge und Hemden nach Maß. Viele bediente er zu deren Zufriedenheit, wobei grundsätzlich sein gutes Herz und dadurch bedingte niedrige Preise einem wirtschaftlichen Erfolg im Wege standen. Doch Geld war für keinen für uns jemals von großer Wichtigkeit. Für mich und meine ältere Schwester hatte die hauseigene Nähstube einen ganz anderen, unbezahlbaren Wert. Da wir zu jeder Tageszeit hinkommen konnten und dort immer ein offenes Ohr fanden, liebten wir diesen Raum, in dem meine Eltern gemeinsam ihre Kreativität auslebten, da wir dort reich mit Zuneigung versorgt wurden.

Aber nicht nur wegen den Gefühlen der Geborgenheit und Liebe ist mir die Schneiderstube besonders in Erinnerung geblieben. Meine Mutter war uns immer als frohgelaunter Sonnenschein und unumstößliche Optimistin ein Vorbild und Halt, eine von jenen Unverwüstlichen, die nie still zu stehen scheinen. Zwar schämte ich mich zu späteren Zeiten oft ziemlich dafür, wenn jemand sah, wie Mutter oder Vater mich herzten, doch gab es hierbei keine Tabus. Innerhalb unserer Familie war es vollkommen normal, dass wir unsere Zuneigung liebevoll zeigten. Ich darf durchaus behaupten, dass ich eine sehr harmonische Kindheit hatte und mich immer sehr wohl gefühlt habe. Wir hatten nie das Gefühl, dass es an etwas fehlen würde, obwohl viele materielle Güter wie zum Beispiel ein eigener Fernseher, Auto etc erst sehr spät Einzug in unsere Familie erhielten. Es gab anderes, was mein Kinderherz schneller schlagen ließ.

 

Die unglaubliche Vielfalt des Tierreiches, welches mich seit jeher fasziniert. Damals verbrachte ich viele Stunden alleine in den weitläufigen Waldgebieten nahe meinem Elternhaus, um Wildtiere zu beobachten. Ihr Studium erweckte eine Freude in mir, die mich oft Kälte, Regen und eingeschlafene Körperpartien vergessen ließ. So war es natürlich auch mein größter Wunsch, ein eigenes Haustier halten zu dürfen, wenn ich auch den Unterschied erkannte, dass jene, die ich im Wald beobachtete, mir ein viel intensiveres Erlebnis bescherten als zum Beispiel Kaninchen, die mein Onkel als Bereicherung der Speisekarte in einem Laufstall hinter dem Haus hielt.

Meine Eltern jedoch hatten für Tiere nicht viel übrig, so dass aus dem gewünschten Hund aus angeblichem Platzmangel ein Kanarienvogel im Käfig wurde. Und trotzdem liebte ich auch dieses Geschöpf aus der Tierwelt, ich mochte ihn gerne ansehen, studieren, was er tat und was ihn ausmachte. Es war gar nicht nötig ihn anzufassen. Vielleicht hat bereits schon dieser Kanarienvogel mir beigebracht, wie unermesslich fesselnd etwas sein kann, was man kaum anfassen darf. Ein Wunder zu begreifen ist nicht gleich es in Händen zu halten.

Meine Tierliebe war nicht zu bremsen. Immer nahm ich alle verletzten Tiere auf, die mir auf meinem Weg begegneten, und das waren erstaunlich viele. Glücklicherweise konnte ich die meisten genesen entlassen.

Einmal entdeckte ich morgens auf dem Weg zur Schule eine Schleiereule, die wohl im Flug gegen eine der großen Fensterscheiben der Turnhalle geprallt war. Natürlich brachte ich das verletzte Tier nach Hause. Nach einem Tag im Haus gab ich meinen Eltern nach, und die Eule wurde in den Keller umquartiert. Das hatte mein Fernbleiben aus den oberen Etagen zur Folge. Was das Futter für den Patienten mit Chefarztbehandlung anging, stand noch eine Verhandlung mit meinen Eltern ins Haus. Bei uns gab es meist Schweinefleisch zu den Hauptmahlzeiten, was der Eule jedoch nicht mundete. Es stellte sich die Frage, wie sie ohne Nahrungsaufnahme wieder zu Kräften kommen sollte. Also bekam ich von meinen Eltern Geld, um in der Metzgerei einkaufen zu gehen. Was ich von hier mitbrachte, war schon eher nach dem Geschmack der Eule. Rinderhackfleisch war definitiv ihr Lieblingsgericht, was ich so hinnahm, aber auch irgendwie nicht ganz verstand. Eine Kuh passte ja eher nicht in ihr Beuteschema. Damals nahm ich an, Mäuse würden demzufolge wie Rinder schmecken.

Ihr Kuraufenthalt bei uns dauerte nicht so lange, bis unsere Familienfinanzen durch die Metzgerrechnungen Schaden nahmen und ich konnte sie wieder fliegen lassen. Sie ist mir heute noch eine nahe Erinnerung.

 

Worauf ich sonst stieß, oder was ich auf meinen Streifzügen einfing, Kröten, Fische, Schlangen, Vögel oder Igel, ich ließ sie alle wieder frei. Haustiere zu halten war aber in meinem Umfeld ganz normal. Bekannte meiner Eltern, die wir einmal beim Einkaufen trafen, hatten einen tiefschwarzen Königspudel, welchen ich regelmäßig ausführen durfte und er so Ersatz für einen eigenen Hund wurde. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten es mehr und auch größere Tiere sein dürfen. Ein Kaltblut auf der Wiese hinter den Gärten war da ganz nach meinem Geschmack. Vom Haus aus konnte ich das Pferd sehen und ging die Stute recht oft besuchen. Meiner Meinung nach waren Zuckerwürfel viel besser zwischen den gewaltigen Kiefern des Pferdes aufgehoben als im Kaffee der Kunden meines Vaters.

In meinen Augen gab es damals in der landwirtschaftlich geprägten Umgebung unseres Hauses Kinder, mit denen ich gerne getauscht hätte. Söhne von Bauern waren meiner Meinung nach die vom Glück Begünstigten. So verbrachte ich viel Freizeit damit, auf dem Nachbarbetrieb eines Gemüsebauern anzupacken. Der hatte einige Tiere und pflanzte nicht nur an, sondern verkaufte sein Gemüse auch auf dem Markt. Bei allem half ich mit. Hierdurch konnte ich als angenehmen Nebeneffekt ein paar Mark erwirtschaften.

 

Alle festen und starren Ordnungen waren mir zuwider. Und so zog es mich oft fort in die Natur. Und ich war mit diesem intuitiven Gefühl gut beraten. Wenn ich noch einmal rückblickend, mit all der Erfahrung, die ich im Laufe meiner eigenen persönlichen Entwicklung gesammelt habe, auf die Einflüsse der Natur in meiner frühen Kindheit schaue, so kann ich nur noch einmal eindringlich bestätigen, welch wichtige Rolle sie in meinem Leben gespielt hat. Und im Leben aller Menschen eigentlich spielen sollte. Die Natur kann uns helfen, körperliche Symptome zu lindern und Ordnung im Inneren zu schaffen.

Wenn wir meinen persönlichen Weg gemeinsam weiterverfolgen, wird besonders zu einem späteren Zeitpunkt noch sehr deutlich werden, was ich wirklich in der Stille des Waldes gesucht habe, und wie die Natur mich möglicherweise davor bewahrte, meine Kreativität, meine Fantasie und meine eigene, innere Stimme gegen vorgefertigte Meinungen, Vorstellungen und Ideale einzutauschen.

Dabei ist es nicht immer einfach und erscheint oft sogar fast schon nahezu unmöglich, sich oder die eigenen Kinder aus einem Konstrukt aus diversen Wertesystemen herauszuziehen, die in vielen unserer heutigen, modernen Gesellschaften vorhanden sind. Vom Kindergarten angefangen, über das Schulsystem bis hin zur weiteren Bildung werden wir doch ziemlich rigiden Strukturen ausgesetzt, die zwar oft vorgeben, die eigenen, persönlichen Potentiale, Interessen und Fähigkeiten zu fördern, dies aber nur in einem ganz bestimmten und wiederum vorgegebenen Rahmen ermöglichen.

Was ist mit all denen, deren Interessen nicht in diesen Wertesystemen erfasst sind, was ist mit jenen, die ihre Fantasie nicht zügeln möchten, die ihre Kreativität nicht auf zeitliche und räumliche Beschränkungen reduzieren möchten? Finden diese Menschen, egal ob Kind oder Erwachsener, einen Platz in der Gesellschaft, wo sie sich selbst gerecht werden können oder wird nicht doch zuviel Augenmerk darauf gelegt, anderen gerecht zu werden?

 

Ich habe mich bereits in meiner Kindheit geweigert, mich von fremden Menschen erziehen zu lassen. Mich geweigert, Werte und Ideale anzunehmen, die ich nicht mit meinem inneren Gefühl vereinbaren konnte. Diese Verweigerung erfolgte auf eine sanfte Art, ohne dass es wirklich aufgefallen wäre. Dem Kindergarten entfloh ich, indem ich lernte, mich selbst zu beschäftigen und so meinen Eltern keinen Anlass bot, mich in betreuende Hände geben zu wollen. Die Schule akzeptierte ich zwar als ein unumgängliches Übel, ohne jedoch mehr Energie als nötig für die dortigen Pflichten aufzubringen. Die Erziehung und Formung durch Vereine vermied ich, indem ich meine Interessen auf die Natur verlagerte, die (zumindest in meiner Kindheit) noch nicht für diverse Interessensgemeinschaften aufgeteilt war. Irgendwie spürte ich, mich nicht mit Wissen und Können beladen zu wollen, dass von meinem ureigenen Naturell weit entfernt war.

 

Ein ganzes Stück die Straße vor der Haustür hinunter lag ein kleines Wäldchen, vielleicht drei Kilometer im Durchmesser. Wenn ich auch früher hier schon oft mit meinem Vater gewesen war, wir früh im Dunkeln aufbrachen und im ersten Licht ankamen, um Rehe und anderes Wild beobachten zu können, verlor ich doch an diesem Wald nie das Interesse. Für mich war es der reinste Urwald und hinter jedem Busch verbarg sich ein Abenteuer. Den Nervenkitzel, in einem Versteck wilde Tiere so nahe auf mich zukommen zu sehen, bis ich ihnen ins Auge blicken konnte, empfand ich als berauschend. Meine Eltern erkannten, wie wichtig mir meine Ausflüge waren und erlaubten mir meine Streifzüge.

Schon ganz früh ließ meine Mutter mich im Garten oder in der Nachbarschaft spielen, anstatt mich in den Kindergarten zu schicken.

Damit nahm sie Rücksicht auf meine Wesensart. Kindergarten, feste Zeiten, die gleichen Räume, geregelte Abläufe, all das sagte mir nichts. Was ich am meisten genoss war die Natur. Ohne Belehrungen von oben herab, ohne Zwang. Die Natur akzeptiert jedes Geschöpf so wie es ist. Sie maßregelte mich nicht, sondern gab mir, was ich in meinem Innersten über sie lesen konnte. Hier erfuhr ich ein tiefes Gefühl der Freiheit und konnte mich treiben lassen.

In diesem Alter hatte ich nachts immer wiederkehrende Albträume, die darum kreisten, von irgendwo herunter zu stürzen. Im Wald lag der gefühlte Gegensatz zu diesen nächtlichen Erlebnissen, Zuversicht, Kraft und Regeneration. Hier war ich so ausgeglichen, dass ich mich fallen lassen konnte. Selten nahm ich einen Freund mit in den Wald. Dorthin und zurück nach Hause zu gelangen wurde für mich der Weg meiner Kindheit. Damals wusste ich noch nicht, dass ich bei den unzähligen Malen meiner Wanderungen in den Wald am Haus der Person geradewegs vorbei marschierte, die mein Leben ab dem Alter von fünfzehn nie wieder verlassen hat. Bis ich mit ihr zusammen lernen durfte, was es bedeutet, selbstbestimmt zu leben, musste ich allerdings noch andere Erfahrungen machen.

 

Ohne die üblichen Zwänge kam ich natürlich nicht aus. Meine Eltern vermieden zwar großen Druck auszuüben, ließen aber auch nicht zu, dass ich schulischen Aufgaben gänzlich den Rücken kehrte. Und doch stand mit vierzehn Jahren meine Versetzung einmal auf Messers Schneide, da die Fächer Geschichte, Deutsch und Englisch in den Notenkeller gekullert waren. Also musste eine

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Publisher: BookRix GmbH & Co. KG

Publication Date: 12-08-2013
ISBN: 978-3-7309-6794-2

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