Cover

Prolog

Ist es dir auch schon einmal so gegangen, dass du ein Geheimnis vor jedem hattest? Ein Geheimnis, dass nicht wirklich deines war, aber gleichzeitig irgendwie deines daraus wurde?

Du hattest nicht vorgehabt, so ein Geheimnis zu bekommen. Du hattest nicht vorgehabt, deswegen zu Lügen. Aber irgendwie bist du da reingeraten, in dieses Netz aus Lügen, dass dann schwer zu unterbrechen wurde. Das Netz aufzudecken wurde immer schwerer und mit der Zeit etwas undenkbar. Gleichzeitig war aber der Wunsch vorhanden, dieses Geheimnis zu lüften und ohne das ständige überdenken, was du sagen musst, zu leben, wie du es gewohnt warst.

Es machte dein Leben anders als davor und gleichzeitig machte es dein Leben überhaupt nicht anders.

Alle Personen waren eigentlich ziemlich dieselben. Alle Abläufe blieben gleich. Das Verhalten von niemand änderte sich. Deines auch nicht. Wieso fühlte es sich also ab und an so an, als wäre etwas anders?

Wieso hattest du das Gefühl, dass du in jedem Moment das Geheimnis verrätst? Und dann war das Geheimnis wieder vergessen und der Alltag war da.

Würden sie die Notlüge glauben? Würden sie die nächsten Notlügen glauben? Würden sie sich nicht fragen, wieso sie nicht mehr kam? Wieso ich sie nicht mehr einlud? Wieso ich nicht mehr ganz so viel von ihr erzählte? Und dann wieder ein bisschen von ihr redete? Oder war das mein normales Verhalten? Redete ich genug von ihr? Redete ich zu viel von ihr? Zu wenig? War es die angemessene Menge?

Wie würden sie reagieren, wenn sie es erfahren würden? Wären sie sauer, dass ich es verschwiegen hatte? Wären sie ok damit? Würden sie es akzeptieren? Würden sie es ablehnen? Oder würden sie so tun, als wäre es ok und hinter meinem Rücken darüber lästern? Wären sie wirklich zu so etwas fähig?

Redete ich zu viel von ihm? Sie durften es nicht erfahren! Ich blieb unauffällig richtig? Ich übertrieb es nicht, richtig? War ich zu anhänglich? Sie hatten nichts gemerkt, richtig? Er auch nicht, oder? Wieso hatten sie diese Bemerkung gemacht? Bin ich aufgeflogen? Mum würde sich zu sehr freuen und meine Freundinnen sich zu viel Mühe umsonst geben, oder enttäuscht sein oder sauer? Was wären die Reaktionen?

Jeder hatte sicher schon einmal solche Gedanken, wenn er oder sie das ein oder andere Geheimnis hatten… Damit alles einen Sinn ergibt, muss ich von vorne anfangen.

 

 

 

 

Kapitel 1

 

 

Alles in meinem Leben war einfach gewesen. Es war mir von vornherein klar, in welche Schule ich gehen würde, bei der Fächerwahl war es schon schwieriger, aber nach einer kleinen Fehlentscheidung war ich auch festentschlossen.

Mein Leben bestand schon immer aus gewissen Phasen, die Puppen-Phase, die Kuscheltierphase, die Barbie-Phase, die Bibi-Blocksberg-Phase, die Harry-Potter-Phase, die Herr-der-Ringe-Phase, die Ich-lese-nicht-mehr-Phase, die Harry-Potter-Rückfall-Phase, die Percy-Jackson-Phase und die allgemeine Fantasy-Phase. Natürlich habe ich in diesen Phasen auch andere Dinge gemacht…aber größtenteils ja eben meine Phase durchgelebt. Möglicherweise hatte ich noch mehr Phasen, an die ich mich nicht mehr so erinnere, oder die ich im Moment vergessen habe.

Während einer gewissen Sucht bin ich auf einer Internetseite gelandet, auf der ein paar Fanfiction dazu standen, die ich noch nicht kannte. Sie waren wirklich großartig und inspirierten mich, weswegen ich dann mit meinen zarten 15 Jahren in die Welt der Bücher weiter eindrang als davor. Auf der Seite konnte man Geschichten von anderen lesen und selbst Geschichten schreiben. Jeder konnte die Geschichte lesen und ein Herz dafür geben.  

Ich glaube, ich weiß jetzt wieder welche Sucht ich vergessen hatte, meine Asiaten-Sucht. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wie ich dazu kam… Möglicherweise dadurch, dass ich irgendwie wieder zu Animes gekommen war und durch die Animes auf Real-Life Serien und dann zu normalen asiatischen Serien? Irgendwie so war es sicher gewesen. Natürlich, habe ich daraufhin auf der lieben Internetseite nach asiatischen Geschichten gesucht, woraufhin ich eine magere Auswahl bekam, bei der ich ein sehr schönes Cover entdeckte, weswegen ich das Buch auswählte.

Und damit begann alles. Das war der Beginn. Der Anfang von allem.

Ich liebte es die Bücher, die ich las zu kommentieren. Schließlich mochte ich es selbst recht gerne, wenn Leute ein Feedback zurückließen, nachdem sie meine Amateurwerke lasen. Man konnte dadurch besser einschätzen, was gut, schlecht, mies, ok oder brillant war.

Meine Kommentare sind leider immer sehr subjektiv… und beschränken sich meist auf den Inhalt… und mögliche Spekulationen, wie es weitergehen könnte und möglicherweise hatte ich zu der Zeit als ich das Buch las, eine sehr, sehr, sehr emotionale Phase. Die Geschichte handelte von ein paar Jungs, die Nachbarn waren und eigentlich unzertrennlich. Sie machten viel zusammen und nun jeder hatte sozusagen sein Päckchen zu tragen. Leider wohnten sie nicht wirklich in der einfachsten Gegend und einer wurde, während er die anderen beschützte ANGESCHOSSEN!

Nun, eines solltet ihr über mich, Laney Black, wissen. Ich liebe Happy Ends. Es gab schon so viel Drama im wirklichen Leben und so viel Herzschmerz mit keinem Happy End im wirklichen Leben, da brauchte man doch nicht noch zusätzlich in Bücher solche no Happy Ends!

Wegen meiner kleinen Ansicht, dass alles ein Happy End braucht, habe ich dann möglicherweise ein paar Drohungen in meine Kommentare einlaufen lassen, dass ich ein Happy End will. Es sah nämlich nicht so rosig und nach Happy End aus…

Warum ich nicht aufgehört habe zu lesen, wenn ich das nicht mochte? Keine Ahnung. Wahrscheinlich wegen meiner zweiten und dritten nervigen Eigenschaften : meiner verdammten Neugierde und meines absoluten Optimismus bei solchen Angelegenheiten.

Sicher hat sich die Autorin etwas bedroht gefühlt…Ja, das habe ich auch von ihr erfahren, aber ich greife gerade vor. Noch eine meiner Eigenschaften. Ich habe die Tendenz sehr sprunghaft zu erzählen oder zu reden und immer wieder abzuschweifen.

Zurück zu dem Buch. Dank meinen Kommentaren haben die Autorin und ich begonnen miteinander zu schreiben. Über die Internetseite konnte man ebenfalls Privatnachrichten oder öffentliche Nachrichten austauschen, fast wie Facebook, wenn ihr euch das so vorstellen wollt.

Das hatte Ende Sommer Anfang Herbst angefangen und so ging das ein paar Monate.

Meine Mutter regte sich tierisch darüber auf: „Laney! Du hockst schon wieder vor diesem Ding! –sie meint den Laptop- Das ist nicht normal! Das ist krank! Schau dir das Wetter draußen an, es ist sonnig! DU bist süchtig! Du musst dir dieses Verhalten abgewöhnen! Mach doch endlich mal wieder etwas mit deinen Freundinnen! Die hocken sicher nicht alle vor dem Ding und bewegen sich keinen Millimeter! Nur essen und vor dem Ding zu hocken ist keine Lebensweise! Machst du auch deine Hausaufgaben? Lernst du auch wirklich? Ich habe dich schon lange nicht mehr lernen sehen!“

Ich denke, viele von euch kennen das. Wirklich nervig.

Außerdem auch wenn es im Herbst und Winter „sonnig“ ist, ist es wirklich SEHR kalt und ich bin nicht so wirklich der größte Fan von Kälte… und allgemein Bewegung…

Ich konnte meine Mutter immer wieder beschwichtigen, wahrscheinlich wusste sie auch nicht wirklich, was sie tun sollte und so im Nachhinein muss ich wirklich zugeben, dass ich süchtig war. So richtig süchtig. Ich las ständig irgendwelche Fanfiction oder Bücher, schaute Animes oder Serien und schien mich nicht konzentrieren zu können ohne etwas davon getan zu haben…

Jedenfalls blieben meine Noten gut und meine Freundschaft mit meinen Freundinnen Seline, Aileen, Kate und Valli bestehen, weswegen meine Mutter auch dagegen nicht wirklich etwas sagen konnte.

In einer Woche beschlossen meine Eltern dann, dass wir einmal zu dritt einen netten Shoppingausflug nach Swindon machen könnten. Sofort berichtete ich allen meinen Freundinnen und auch meiner Internetbekanntschaft davon.

Diese erklärte mir dann, dass sie dort hinkommen könnte, da es nicht weit sei.

Und schon war der Entschluss gefasst. Wir würden uns am Nachmittag um Punkt 3 Uhr am Lydiard Park treffen.

Ich teilte meiner Mum mit, dass ich eine Bekannte treffen wollte.

Sofort kam die Frage: „Woher kennst du sie denn?“

Und ab da begann das Netz der Lügen: „Im Zug auf den Weg nach Manchester, du erinnerst dich? Als ich zu Susan gefahren bin.“

Susan ist meine ältere Cousine und ich hatte sie im letzten Sommer einmal in ihrer neuen Umgebung besucht. Also war die Zeit einigermaßen übereinstimmend mit der, in der ich meine Bekannte kennen gelernt hatte.

Warum die Notlüge überhaupt nötig war? Mal ernsthaft, würden irgendwelche Eltern ihr Kind jemanden treffen lassen, den sie nur übers Internet kannten? Sie noch nie getroffen hatten? Sie noch nie gesehen hatten? Ich denke mal eher nicht… und ernsthaft das würde ich auch NIE wieder tun! Ich meine das kann sau gefährlich werden! Es hätte ein Pädophiler oder sonst was sein können!

Jedenfalls waren meine Eltern zwar sehr skeptisch, aber sie akzeptierten es, weswegen ich mit meinen Eltern ins Oultet ging und anschließend mir mein Dad genau den Weg beschrieb, dass ich auch wirklich richtig ankam. Meine Orientierung ist jetzt nicht wirklich sonderlich vorhanden, weswegen mein Dad mich wahrscheinlich am liebsten hingebracht hätte, aber das wäre sehr peinlich geworden, denn ich hatte ja nicht einmal eine Ahnung, wie meine Bekannte aussah!

Und tja, als ich da so auf den Weg zum Park ging, begann ich etwas Panik zu schieben!

Was, wenn das wirklich irgendein alter Sack oder Krimineller war? Nein, Laney, nein, das ist ein Mädchen in deinem Alter. Du hast Monate lang geschrieben und so gut könnte niemand eine andere Person vorspielen…richtig?

Außerdem ist das ein öffentlicher Platz im Notfall rennst du einfach weg!

Oh Gott war es kalt! Aber was, wenn ich sie nicht fand? Was, wenn wir ein Missverständnis hatten und sie irgendwo anders im Park als direkt am Haus wartete?

Wir hatten nicht einmal die Nummern ausgetauscht und die Internetseite funktionierte nicht einmal am Handy! Ich wusste ja nicht einmal ihren richtigen Namen!

Super, Laney, das war mal wieder sehr durchdacht.

Stark verunsichert näherte ich mich immer weiter meinem Zielort, bei dem ich ein paar durchgefrorene Pärchen und ein alleinstehendes schwarzes Etwas entdecken konnte.

Auf meiner Unterlippe kauend näherte ich mich der schwarzen Gestalt.

Ich hatte mir meine Bekannte als kleines etwas chinesisch, japanisch oder koreanisch aussehendes Mädchen vorgestellt. Tja, das traf ja mal eher nicht so zu…

Das Mädchen, das als einzigste allein dort stand, war groß, sehr dünn, schwarzhaarige, mit etwas indischen Zügen, großen dunklen Augen und sehr großen schwarzen Kopfhörern. Sie war komplett in schwarz gekleidet und stark geschminkt.

Während ich so zu ihr ging, sah sie mich genauso unsicher an, wie ich mich fühlte und sicher ebenfalls aussah.

Langsam zog sie die Kopfhörer hinunter und wartete darauf, dass ich sie erreichte.

Als ich vor ihr stand, räusperte ich mich nervös: „Hey. Ehm…bist du Aragornseeker?“

Sie nickte langsam: „Du bist Harry-Potter-Lover?“

Ich grinste und streckte ihr die Hand hin: „Hey, ich bin Laney.“

Grinsend schüttelte sie meine Hand: „Hallo. Ich bin Kristine.“

Ich löste unsere Hände: „Na dann, Krissi, suchen wir am besten mal ein Café oder so etwas, wo wir es warm haben, oder?“

Sie nickte: „Arschkalt heute. Ich hasse Winter!“

Lachend nickte ich: „Ich auch! Wieso will man bitte überhaupt bei so einem Wetter nach draußen? Da friert man sich nur den Arsch ab!“

Nachdem wir das Eis gebrochen hatten, setzten wir uns babbelnd in Bewegung und brauchten ewig ein Café zu finden, da wir einfach zu viel laberten und wahrscheinlich zu wenig Ausschau hielten. Uns ging während der ganzen Zeit nicht das Gesprächsthema aus und hatten echt eine nette Zeit, bis mein Dad anrief und meinte, dass sie wieder Heim fahren wollten.

Seufzend erklärte ich, wo ich war und es stellte sich heraus, dass meine Eltern im selben Café gelandet waren.

Schnell zahlten Krissi und ich und gingen vors Café zu meinen Eltern, die sich Krissi vorstellten und ich mich mit einer Umarmung von ihr verabschiedete.

Sie war definitiv kein Krimineller, Pädophiler oder alter Sack, sondern ein wirklich liebenswürdiges und freundliches Mädchen.

Habe ich schon erwähnt, dass ich sicher meine Neugierde von meinen Eltern hatte?

So kam es das mein Dad fragte: „Wo musst du denn hin?“

Krissi zögerte: „Zum Bus.“

Mein Dad lächelte: „Findest du hin?“

Langsam schüttelte sie peinlich berührt den Kopf und schon legte mein Dad mit seiner schrecklichen Navi Eigenschaft los. Es war manchmal echt gruselig, dass er sich fast überall sofort auskannte…

Ich wusste sofort, dass sich Krissi nie im Leben das ganze Gelaber merken konnte, zumindestens hätte ich das nicht auf die Reihe bekommen…

Nachdem mein Dad geendet hatte, fragte er noch: „Sollen wir dich hinbringen oder sollen wir dich Heim fahren?“

Krissi lehnte dankend ab und machte sich von dannen, während meine Eltern und ich wieder zum Auto zurückkehrten und Heim fuhren.

Daheim angekommen schrieb ich sofort Krissi eine Privatnachricht, ob sie gut nach Hause gekommen ist und als ich sie um ihre Handynummer bat, erfuhr ich, dass sie gar kein Handy besaß!

Nun so haben wir uns kennengelernt und das war die Hauptlinie des Lügennetzes, das nun langsam anfing, sich zu entwickeln.

 

Kapitel 2

Krissi oder Kris, wie ich sie auch ab und an nannte, war mittlerweile ein richtiger Teil meines Lebens geworden, genauso wie all meine anderen Freundinnen. Ich teilte mit ihnen so ziemlich alles aus meinen Alltag, wodurch unser Kontakt nicht abbrach.

Sie hatte zwar ihre Abschlussprüfungen, doch irgendwie bekamen wir es hin, dass unser Kontakt nicht abbrach…bzw. man könnte vielleicht sagen, dass ich sie einfach zu textete.

Ich hatte meinen Freundinnen gegenüber nichts von Kris erwähnt. Warum auch? Es war bis jetzt noch nicht ein Thema geworden und…ja dann müsste ich sie wieder anlügen, woher ich sie kannte, denn wenn ich sagen würde, aus dem Internet, würde ich von ihnen diese Blicke bekommen und ja…die Zuggeschichte… Nun, meine Freundinnen würden skeptisch sein, mir zwar glauben, aber es schien mir schwerer sie als meine Eltern in dieser Sache anzulügen.

Als ich mit meinen Freundinnen zusammen mit der Schule für eine Woche nach China flog, hatte ich mit Kris eine Woche Funkstille. Da sie kein Handy hatte, somit kein Whatsapp (meine Eltern hatten sich extra deswegen Whatsapp aufs Handy geladen) und somit keine Möglichkeit der Kommunikation. Es war ungewohnt, aber ich hatte meine anderen Freundinnen und eine Möglichkeit mit meinen Eltern und meinen Bruder zu kommunizieren, weswegen es ok war. Natürlich ist uns Genies nicht eingefallen uns Emails zu schreiben, was wirklich bescheuert war, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, da ich sogar ihre Emailadresse hatte, weil wir versucht hatten, eine Geschichte zusammen zu schreiben. Was übrigens kläglich gescheitert war und ich versucht habe diese fertig zu stellen…

Nun die Zeit verflog weiter und es wurde Sommer. Kris bekam endlich zu ihrem sechzehnten ein Handy, weswegen wir uns nun täglich schrieben…vielleicht würde minütlich eher passen. Natürlich viel nun auch meinen Freundinnen auf, dass ich an meinem Handy hing. Sehr auffällig wurde es dann bei unserer Edinburghfahrt… Was eigentlich Schade an der Edinburghfahrt war, dass genau eine Woche nach uns Kris mit ihrer Klasse nach Edinburgh gefahren war, weswegen wir uns knapp verpasst hatten.

Auf jeden Fall war ich mit Valli, Seline, Kate und Aileen shoppen, da wir ein wenig Freizeit zugesprochen bekommen hatten. Seline war total im Shoppingmode, während wir übrigen vier eher total KO und müde waren. Valli und ich hatten den Großteil der Nacht durchgemacht, weil wir nicht wirklich schlafen konnten und deswegen einen Film nach dem anderen angeschaut hatten. Aileen war schon um 5 Uhr morgens aufgestanden, um die erste bei den Gemeinschaftsduschen sein zu können und Kate… Nun Kate ist eigentlich immer müde und da wir heute schon recht viel wegen einer Führung laufen mussten, hat sie das anscheinend etwas überlastet gehabt.

Auf jeden Fall hockten Valli und ich gemütlich auf einer Couch vor den Umkleiden, während Aileen und Kate etwas zu essen besorgten und Seline beim Anprobieren war. Ich holte mein Handy raus und schrieb ein wenig mit Kris. Auf einmal fragte Valli: „Seit wann schreibst du mit einem Typen? Hast du uns vielleicht irgendetwas zu erzählen?“

Verwirrt sah ich sie an: „Wovon redest du?“

„Na du schreibst die ganze Zeit mit jemanden und der Name ist männlich also-“

Ich lachte leicht: „Valli ist ja auch ein sehr femininer Spitzname. Nein, das ist ein Mädchen. Sie heißt eigentlich Kristine, aber das ist mir viel zu lange und Krissi ist zu gewöhnlich.“

Grinsend berichtete ich Kris gleich davon, während Valli über meine Schulter lugte: „Hey! Das kannst du ihr doch nicht schreiben! Gott, das ist so peinlich… Mir tut das voll Leid! Wieso hast du das geschrieben!“

„Weil ichs lustig finde.“

Kurz darauf kamen Aileen und Kate mit dem Essen zurück, weswegen die ganze Situation wieder vergessen war.

Ein paar Wochen darauf hatten wir wie gewohnt unsere Mittagspause, die wir bei schönem Wetter draußen in der Sonne genossen. Wo auch sonst? Wobei wir mittlerweile eher nur noch zu viert waren, da Aileen mit ihrem Freund jede Sekunde zu genießen versuchte.

Seline saß neben mit, während dieses Mal Valli und Kate das Essen besorgten und lugte, während ich mit Kris kurz schrieb, auf mein Handy: „Seit wann hast du einen Freund?“

Ich lachte. „Das ist ein Mädchen. Sie heißt Kristine. Kris, ist nur eine Abkürzung.“

Peinlich berührt wurde Seline leicht rot: „Oh…sorry.“

Kate unterbrach sie: „Für was entschuldigst du dich?“

„Ich hab Laneys Freundin als Kerl bezeichnet…“

Vallis Augen wuchsen: „Du auch?“

Seline schaute erst überrascht, dann nickte sie.

Kate zog die Augenbrauen zusammen: „Was für eine Freundin? Wovon redet ihr?“

Ich seufzte: „Sie heißt Kristine, aber eigentlich nennen sie alle Kris.“

Kate sah immer noch skeptisch drein: „Okaaaay. Und die kennst du noch einmal woher?“

Als wäre es das normalste der Welt, antwortete ich: „Als ich mit dem Zug auf dem Weg zu meiner Cousine in Manchester war, habe ich sie kennengelernt.“

Kate sah noch skeptischer aus: „Ahja…und wir haben die, wieso noch einmal noch nicht kennengelernt?“

Ich zuckte mit den Schultern: „Sie wohnt in der Nähe von Swindon und ich habe sie seitdem nur einmal getroffen.“

Seline: „Davon hast du gar nichts erzählt?“

Ich zuckte mit den Schultern: „War eher eine spontane Sache. Ich war mit meinen Eltern dort im Outlet shoppen und dann hat sich das eben ergeben, hab´s irgendwie vergessen zu erwähnen.“

Kate: „Hm….Ich glaube Laney hat eine imaginäre Freundin…vielleicht sollten wir öfter etwas unternehmen, damit sie keine mehr braucht.“

Und so hat es angefangen. Ab diesen Zeitpunkt war Kris ein Teil meiner Fantasie. Sie existierte nicht, sie war nur Teil meines verträumten Geistes und eine Projektion meiner Fantasie. Zumindestens zogen mich damit meine Freundinnen auf. Sie fanden mich zu „perfekt“, wobei ich eindeutig alles andere als perfekt war, aber naja…

Als dann Aileen dazu kam und mitbekam, dass ich anscheinend eine „imaginäre Freundin“ habe, sah sie mich ganz verwirrt an, als ich es ihr erklärte, fragte sie: „Ist das die, die dich die ganze Zeit in irgendwelchen Facebookposts markiert?“

Ich nickte langsam.

Aileen nickte entschlossen: „Die ist seltsam… Da stimmt etwas nicht…“

Bevor sie noch weiterreden konnte, unterbrach ich sie: „Müssen wir nicht langsam los? Es hat schon gegongt.“

Ja, ich hatte es auch gemerkt, dass irgendwie nicht mehr alles ok war bei Kris. Aber was sollte ich machen? Ich war nicht unbedingt ihre Nachbarin. Die Fahrt dauerte zwar nicht lange, aber billig war das alles trotzdem nicht. Natürlich könnte ich mir es leisten. Aber würde sie mit mir darüber reden wollen? Würde sie meine Hilfe wollen?

Während ihres Aufenthalts in Edinburgh ist sie  mehrere Male von ihren angeblichen Freundinnen versetzt worden und hat in einer Disco einen Nervenzusammenbruch erlitten…

Das mit den merkwürdigen Posts, die Aileen angesprochen hatte, war auch wahr…

Sollte ich sie darauf ansprechen? Oder so tun als wäre nichts? Was wäre besser?

Ich war eher ein privater Mensch. Ich mochte solche öffentlichen Posts überhaupt nicht, aber das würde ich nicht aussprechen… zumindestens nicht direkt.

Vielleicht wollte sie mir dadurch auch Hinweise geben…aber ich war einfach zu blöd diese zu erkennen… Ich blickte da einfach nicht durch. Wahrscheinlich hatte sie mir davon auch noch erzählt gehabt und ich hatte das einfach schon wieder vergessen oder so…

Während mein Französischlehrer erneut mit seinen Gelaber loslegte, entstand die normale Unruhe. Aileen passte wie immer sehr gut auf und lauschte jedem Wort, Valli und Kate unterhielten sich über irgendeine Reality-Show und Seline, die neben mir saß, spielte Candy Crush.

Ich kam einfach nicht weiter mit der Kris-Situation. Ich konnte schlecht irgendjemanden um Rat fragen… Meine Freundinnen waren so oder so schon skeptisch…Aileen oder Valli wären die besten Ansprechpartner, aber beide kannten Kris einfach nicht und konnten deswegen auch nichts wirklich einschätzen. Von Valli würde ich nur ein paar beruhigende Worte erhalten und Aileen würde die Facebookpost psychologisch analysieren und mir dann ihr Ergebnis mitteilen, ob ich das allerdings unbedingt wissen wollte…

Aileen war in manchen Situationen in dieser Hinsicht wirklich gruselig… Ich hatte manchmal das Gefühl, dass sie genau zu wissen schien, was ich empfand und was ich dachte. Mittlerweile hatte ich schon ein paar ihrer Tricks durchschaut und konnte sie dadurch täuschen, aber manchmal vergaß ich es erneut und sie hatte den vollen Durchblick.

Ich konnte oft auch gut einschätzen, in welcher Gefühlslage sich jemand befand, ob es nun am besten war, ihn allein zulassen oder ob er oder sie jemanden bei sich haben möchte. Nur leider interpretierte ich das auch ab und an falsch…

Aileen ist auch eine meiner längsten Freundinnen. Ich war mit ihr schon seit ich drei Jahre alt bin befreundet und manche meiner damaligen Striche nahm sie mit heute noch übel… oder zumidestens hatte ich das Gefühl, dass sie mir diese immer noch Übel nahm, da sie immer wieder auf diese anspielte…

Und ich bin erneut abgeschwiffen… Ich sollte noch eine Woche abwarten und wenn Kris immer noch nichts gesagt hatte, dann werde ich vielleicht einmal nachfragen…vorsichtig…am besten so, dass sie nicht unbedingt antworten muss, wenn sie nicht will…?

Auf Facebook änderte sie ihr Profilbild. Ganz ehrlich, wäre sie mir auf der Straße begegnet, hätte ich sie definitiv nicht auf den ersten Blick erkannt… vielleicht auf den zweiten…oder eher fünften.

Sie trug nun eine Brille und ihre Haare waren kurz.

Ihr denkt sicher, dass das nicht soooo einen großen Unterscheid machen kann, aber doch macht es!

Meine Mutter lugte anscheinend über meine Schulter, denn sie fragte mich sofort: „Wer ist denn das?“

„Kris, du erinnerst dich?“

Meine Mum starrte auf das Bild: „Du meine Güte. Kannst du das Bild groß machen? Die hätte ich ja jetzt gar nicht mehr erkannt! Was die Zeit alles ausmachen kann!“

Ja, das stimmte, was Zeit alles ausmachen kann.

Und das Netz nimmt seinen Lauf.

Kapitel 3

Das mit dem Nachfragen nun… Es war doch sehr unangenehm jemanden einfach zu schreiben, ob er oder sie ok ist und wenn er oder sie schreibt sie sind nicht ok. Was schreibt man dann?

Gute Besserung? Wohl eher nicht. Zumindestens schreibt Laney Black so etwas nicht. Nein, Laney Black frägt daraufhin natürlich ganz genau nach, was passiert ist oder weswegen und überhaupt warum?

Ich schätze, mit diesem Verhalten hatte ich die arme Kris etwas überfordert. Es schien ziemlich viel los zu sein. Es gab einen Zwischenfall mit ihrer eigentlich besten Freundin, die nun nicht mehr ihre beste Freundin war? Und noch jede Menge anderen Mist, den ich jetzt nicht mehr so genau widergeben will bzw. kann. Wie gesagt mein Gedächtnis ist nicht so der Hammer (falls ich das noch nicht erwähnt hatte, dann jetzt).

Es waren auch endlich Sommerferien, weswegen ich beschloss, dass es Zeit war für einen Shoppingtrip! Und wer wäre besser geeignet als eine deprimierte, ablenkungssuchende und shoppinghassende Freundin?

Deshalb gab ich Kris Bescheid, dass wir zusammen mit dem Zug nach London fahren würden!

Ich glaube, sie hat sich darüber auch gefreut. Bestimmt, was gab es schöneres als mit mir shoppen zu gehen?

Also wurde dieser schicke Plan in die Tat umgesetzt. Meine Mum war recht skeptisch, genau  wie mein Dad, denn beide kannten meine leicht verpeilte und orientierungslose Art.

Nachdem ich sie allerdings total zugeredet hatte, meinten sie nur ich solle nur machen, was für mich einen immensen Erfolg bedeutete!

Als ich alles abgeklärt hatte mit meinen lieben Eltern, ging es an die Planung.

Wir suchten ein gutes asiatisches Restaurant in London übers Internet heraus und einen Anime Laden, um ein bisschen zu stöbern.

Ich wusste, dass Kris shoppen einfach hasste und ich war nicht sonderlich erpicht darauf, sie von Laden zu Laden zu schleppen, wenn es ihr nicht gefiel.

Also stieg ich am ausgemachten Tag in aller Herrgottsfrühe in den Zug. Im Halbschlaf fiel es mir allerdings sehr schwer, auch nur annährend mitzubekommen welche Haltestellen ich schon überstanden hatte. Als sie Newport ankündigten, schleppte ich mich zum anderen Zug und fuhr weiter nach Swindon, wo Kris zustieg. Sie war auch noch nicht richtig wach, aber irgendwie schafften wir es trotzdem die restliche Fahrt nach London durchzulabern.

Keine Ahnung, wie wir das wieder hinbekommen hatten. Wahrscheinlich waren wir beide etwas nervös, aufgedreht und hibbelig, endlich anzukommen. Möglicherweise waren wir aber auch einfach so happy uns wieder zu sehen, dass alles andere egal war, auch die schreckliche Müdigkeit.

In Lodon angekommen versuchten wir mit Handy Navi sofort herauszufinden, wie weit es zu dem Anime Laden ist.

„Also eigentlich sieht das gar nicht weit aus. Lass uns laufen. Es ist ja auch schönes Wetter“, meinte ich.

Und Kris stimmte einfach einmal zu. Während wir so durch die Londonerstraßen schlenderten diskutierten wir unsere Lieblingsthemen: die schreckliche Verfilmung von Percy Jackson bzw. was da alles falsch gelaufen ist, führten eine kleine Harry Potter Analyse/ Charakteranalyse durch, einen Vergleich von Percy Jackson und Harry Potter und natürlich machte ich ihr wie immer Vorwürfe von ihrem Buch, das ich bereits erwähnt hatte, das, das kein Happy End bekam…

Wir waren recht vertieft in unsere Diskussionsthemen, aber wir schwitzten auch tierisch, da wir es irgendwie geschafft hatten, einen wirklich heißen Tag in London zu erwischen und irgendwie wurde der Weg zum Anime Laden nicht wirklich kürzer…

Skeptisch betrachtete ich nach einer Stunde umherlaufen den Plan: „Also irgendwie…kommen wir nicht so gut voran wie ich dachte…“

Kris lachte: „Ja…das ist mir auch schon aufgefallen…“

Damit war das Thema dann erst einmal wieder beendet und wir stiegen erneut in unsere Diskussion ein.

Nach weiteren 1 ½ Stunden erreichten wir endlich den Laden. Mittlerweile war ich etwas müder, aber nicht weniger redefreudig.

Ich hatte nicht einmal vor, mir irgendetwas in dem Laden zu kaufen, ich wollte einfach mir das alles nur einmal ansehen, wie das so ist.

Langsam schlenderte wir zwischen den Regalen durch und redeten über jenes Manga, dieses Anime und diskutierten die guten und schlechten Aspekte. Daraufhin kamen wir zu den K-pop und J-Pop/-Rock Alben, die ebenfalls dort waren.

Seit ein paar Wochen hatte ich angefangen auf YouTube diese Musik etwas anzuhören. Die Videos und Choreos dazu waren einfach faszinierend, alles wurde ganz aufwendig gemacht und hatte irgendetwas, was ich mittlerweile nicht mehr wirklich erklären kann. Ich war auf jeden Fall fasziniert. Wie ich auf den Geschmack von K-Pop gekommen war? Durch Kris natürlich. Diese hörte das schon eine ganze Weile, genau wie J-Pop/-Rock, auch wenn J-Pop/-Rock nie etwas für mich gewesen war, da es irgendwie schon sehr…extrem war. In einem J-Rock Video, das ich gesehen hatte, hat der Sänger sehr geschrien und im Video an sich hat ein süßes kleines Mädchen, das ein weißes Kleid trug, einen komplett weißen Raum rot gestrichen…mit ihren Händen.

Danach habe ich J-Rock/-Pop gemieden. Es war einfach nicht meine Welt…

Unsere etwas längeren Analysen von jedem zweiten Produkt im Laden könnte auch erklären warum wir über 2 Stunden im Laden verbracht hatten…

Kris kaufte ein Album, von einer ihrer Lieblingskpopbands und zwei riesen Poster von einer anderen K-Pop- Band.

Danach setzte langsam aber sicher die Müdigkeit ein. Weswegen wir beschlossen, dass es höchste Zeit war ein Café aufzusuchen!

Nicht weit vom Anime Laden fanden wir eine Mischung aus Bar und Café. Ein etwa Vierzigjähriger kam auf uns zu. Er sah sehr…eh Homosexuell aus. Ok, das soll jetzt nicht sagen, dass man das jemanden sofort ansieht und es soll auch nicht beleidigend sein. Aber…ich meine perfekt gezupfte Augenbrauen, gestylte und gefärbte Haare, die Frisur viel zu Jugendlich für sein Alter, eindeutig Wimperntusche, Make-up und definitiv Bräunungscreme!

Er begrüßte uns: „Hallo.“ Kurz darauf musterte er uns eingehend: „Seid ihr schon 16?“

War das sein Ernst?

„Ihr seht eher aus wie 13 oder 14.“

WAR DAS SEIN VERDAMMTER ERNST?!

Ich seufzte: „Ja wir sind beide 16.“

Er zuckte mit den Schultern: „Ok. Was wollt ihr denn?“

Wir bestellten beide einen Latte Macchiato und auf einmal begann der Kerl richtig redefreudig zu werden.

Er erzählte uns, OHNE dass wir gefragt hatten, dass er schwul ist und fragte Kris über ihre Herkunft aus, da sie ein bisschen indisch aussah, was ihn sehr interessierte und berichtete von seiner eigenen Herkunftslinie, die ich leider schon wieder vergessen habe. Das war auf jeden Fall sehr viel Gelaber über seine Eltern und seinen Ursprung und eh ja…

Kris Vater kam aus Pakistan und wurde von der Familie seines besten Freundes adoptiert, als er 21 Jahre alt war oder so. Er hat sich in Kris Mum, während seines Aufenthalts verliebt und tja so passierte eben das alles.

Anscheinend war die Kaffeemaschine im Café kaputt, aber der schwule Kellner/Café-Inhaber besaß anscheinend ebenfalls den Friseurladen daneben? Denn er spazierte dort rein und machte uns dort unsere beiden Latte, die relativ lange dauerten, weswegen er uns jeweils Gummibärchen und Kekse noch dazugab. Anschließend hockte er sich am Nebentisch zu seinen Kumpel und lachte laut mit diesen.

Wir hingegen fuhren unsere Fangirl-Konversationen fort und verputzen die Süßigkeiten mit unseren warmen Getränken.

Wir bezahlten die Latte Macchiatos und machten uns auf zum Restaurant, da es langsam Zeit wurde.

Dort angekommen waren wir ganz begeistert. Nicht von der Inneneinrichtung, die war auch nett, aber sie hatten einen total coolen Innenhof, der einfach Hammer war.

Ein Teil war gepflastert, dann war noch etwas schöner Rasen, Pflanzen, ein kleiner Wasserlauf, eine Steinbrücke und mehrere Steinstatuen.

Einfach richtig idyllisch.

Die Kellnerin hatte einen starken Akzent und ich glaube, die ältere Dame sprach eigentlich so gut wie gar kein Englisch.

Wir bestellten das Essen und es dauerte wirklich etwas länger, wahrscheinlich wegen der der großen Gruppe von asiatischen Businessmännern.

Als wir endlich unser Essen bekamen mussten wir uns recht beeilen, um pünktlich zum Bahnhof zu kommen. Leider kassierte die ältere Dame…die mein Trinkgeld einfach nicht akzeptieren wollte und mit dem Wechselgeld ewig brauchte, da sie immer wieder irgendetwas zu ihrer Tochter sagte, die dann versuchte zu kassieren…Leider blieb die alte Dame stur und wollte das selbst erledigen.

Nach einer guten Viertelstunde hatten wir endlich die Geldangelegenheiten geregelt und konnten los. Doch wir hatten gerade einmal noch 20 Minuten, bis der dumme Zug abfuhr!

Genervt rannten wir in Richtung Bahnhof und schafften es auf irgendeine Weise ein Taxi zu erwischen (ein wahres Wunder).

Als wir leicht genervt, panisch und irgendwie lachend, weil so eine Situation irgendwie schon im Vorhinein vorhersehbar gewesen war, fragte der Taxifahrer, ob wir wohl einen Zug erwischen mussten.

Wir bejahten und er fragte, wie lange wir denn hier gewesen waren und wo wir eigentlich herkamen.

Als ich erklärte, dass ich von Wales kam und wir eigentlich nur diesen Tag hier gewesen war, meinte er nur: „Ich verstehe euch Frauen einfach nicht. Ihr seid jetzt wegen einem Tag Shoppen in etwa 3 Stunden mit dem Zug hergefahren und wollt nun wieder 3 Stunden zurückfahren?“

Ich nickte: „Ja.“

Und er murmelte irgendetwas von: „Verrückte Frauen…kann kein Mann verstehen…“ vor sich hermurmelte.

Leider hatten wir irgendwie Pech und alle Ampeln hatten sich gegen uns verschworen!

Der Taxifahrer fuhr so schnell er konnte und wir hatten, nachdem wir schnell zahlten noch 3 Minuten!

Wir rasten zum Gleis und der Zug war noch dort!

Gerade erreichte ich die Tür und drückte auf den Knopf, damit sich die Tür öffnete, da fuhr der Zug davon!

ER FUHR EINFACH AB! OHNE UNS! Wie im Film! Ich dachte, ja eigentlich immer, dass solche Szenen total übertrieben waren, aber anscheinend passierte so etwas WIRKLICH!

DER ZUG FUHR OHNE UNS!

Erschöpft atmeten wir, während zwei Männer, die auf der Bank neben dem Gleis saßen uns auslachten.

Wie nett.

Hatten Züge nicht sonst immer Verspätung? Wieso mussten sie dann heute ausgerechnet, wo wir eine Verspätung gebraucht hätten, pünktlich abfahren?

Genervt rief ich meine Eltern an, die so etwas anscheinend schon erwartet hatten.

Sie schauten nach neuen Verbindungen raus.

Die gute Nachricht war, dass es noch einen Zug gab, der nach Swindon fuhr. Die schlechte, dass ich nicht mehr Heim kam.

Kris gab ihren Eltern Bescheid, dass ich ebenfalls mitkommen würde und sie gaben ihr ok…

Die gesamte Situation war mir sehr peinlich. Klar hätte ich Kris Eltern früher oder später einmal kennengelernt… aber verschwitzt? Mit leicht fettigen Haaren? Schminke nicht mehr wirklich vorhanden? Müde? Total abgekämpft aussehend? Nein…da war meine Vorstellung etwas anders gewesen…

Der Zug fuhr erst in über einer Stunde, weswegen wir noch genügend Zeit hatten, um uns in einen Starbucks zu setzen, dort ein neues Getränk und Muffins zu bestellen.

Frustessen ist doch nach einem solchen Vorfall das Beste.

Überpünktlich gingen wir zurück zum Gleis, um dieses Mal auf keinen Fall den Zug zu verpassen.

Auf der Fahrt nach Swindon und der anschließenden Busfahrt nach außerhalb redeten wir nicht ganz so viel. Wir waren beiden todmüde und in meinem Hirn gab es nur ein paar Gedanken.

Ich hatte keinerlei Übernachtungssachen. Keine Abschminke, keine Schminke, keine Wechselklamotten, kein Schlafanzug, keine Zahnbürste… Einfach GAR NICHTS!

Zudem würde ich nun auf Kris Familie treffen! Zum ersten Mal. Ich würde sicher einen super Eindruck hinterlassen. Das Mädchen, das zusammen mit unser Tochter nach London gefahren ist und sich anschließend bei uns durchschnorren musste, weil sie den Zug verpasst hatten und total fertig und ekelhaft bei uns ankam mit keinerlei Übernachtungssachen.

Super, sicher war dann das nächste Mal, wenn Kris und ich etwas machen würden und sie davon ihren Eltern erzählte, nur noch von dem „Schnorrermädchen“ die Rede.

Von der Bushaltestelle zu Kris Haus waren es höchsten 2 Minuten… Kris schloss die Tür auf und ich betete einfach nur, dass ihre Eltern nicht schnell über mich urteilen würden…

Kleines, unscheinbares, müdes, durchgeschwitztes Mädchen… Mit wäre freundliches, offenes Mädchen irgendwie lieber.

Wir traten zusammen in den Flur und Kris Mutter, eine relativ kleine Frau (wenn man bedenkt, dass Kris ungefähr riesig ist) mit blonden kurzen Haaren und guter Figur erschien im Flur: „Da seid ihr ja schon. Lief auf dem restlichen Heimweg alles gut?“

Kris nickte „Klar“ und umarmte ihre Mum. Ich stand etwas hilflos hinter ihr.

Eh…was sollte ich nun tun.

Ich lächelte und streckte ihrer Mum die Hand hin: „Hallo. Ich bin Laney.“

Ihre Mutter lächelte lieb: „Hallo. Ich bin Kris Mutter. Kommt doch richtig rein. Habt ihr noch Hunger?“

Wir verneinten. Nein, Hunger hatten wir definitiv nicht mehr.

Ich begrüßte Kris Vater und Schwester noch und stellte mich diesen ebenfalls vor. Daraufhin folgte ich Kris nach oben ins Badezimmer und wir machten uns bettfertig.

Kris lieh mir etwas zum Schlafen, ich hängte meine Regenjacke auf und legte meine Tasche in ihr Zimmer.

Als wir soweit waren, legten wir uns ins Bett und redeten noch etwas.

Mir war diese Aktion immer noch etwas peinlich…

Was ich vergessen hatte zu erwähnen. Kris musste am nächsten Morgen arbeiten. Keine Ahnung mehr, warum sie überhaupt mitten in der Woche einmal frei hatte und dann am nächsten Tag wieder arbeiten musste… Bin mir nicht mehr ganz sicher wieso… Vielleicht war da mal ein „Kindergartenfeiertag“ oder so etwas. Ich kenn mich da leider nicht so wirklich aus…

Am nächsten Morgen klingelte Kris Wecker mitten in der verdammten Nacht. Ich glaube es war 5:30 oder so etwas! Aus irgendeinem Grund war aber Kris gesamte Family schon auf den Beinen!

Wie zur Hölle schafft man so etwas?!

Ich folgte Kris mit ins Bad und wusch mir einmal das Gesicht. Dann stand ich erst einmal etwas Zombilike mitten im Badezimmer.

Kris Mutter lachte leicht und schickte mich zurück in Kris Bett…

Davor zog ich mich noch kurz an und schlief noch etwas.

Gefühlte Sekunden später  weckte mich Kris erneut und Kris Mum fuhr mich zum Bahnhof und anschließen Kris zur Arbeit.

Ich verabschiedete mich von beiden und bedankte mich herzlich bei ihnen.

Verwirrt saß ich dann erst einmal viel zu früh am Bahnhof und musste noch in etwa über eine Stunde auf meinen Zug warten… Was ok war… nur hoffte ich wirklich sehr, dass ich nicht einfach auf der Bank einschlief und dann meinen Zug verpasste!

Wie ich da so halb wach, halb schlafend in einem wirklich nicht sonderlich anschaubaren Zustand saß, sprachen mich auf einmal zwei Amerikaner an, ob ich ihnen helfen könne.

Ich versuchte ihnen zu helfen, so gut ich konnte, auch wenn ich keinen Plan hatte, wieso sie ausgerechnet mich ansprachen, da ich jetzt nicht das Gefühl hatte, sonderlich wissen oder so etwas auszusehen.

Anschließend schaffte ich es dann irgendwie in den Zug und nach Hause.

Ich glaube in dem Moment als mich Mum von dem Gleis abholte, war ich der glücklichste und erleichtertste Mensch auf der Erde.

Als ich in meinem Zimmer ankam, schlief ich sofort auf der Couch ein.

So ging es dann also weiter und man sieht schon, dass ich gleich immer bei der ersten Begegnung Eindruck mache…

Kapitel 4

 

Nun nach unserem Londonfail haben wir uns erst einmal eine Zeit lang nicht mehr gesehen. Nicht dass das soooo schlimm wäre, da es ja so nützliche Dinge wie das Whatsapp, Skype und SMS gibt.

Auch wenn es immer etwas anderes ist jemanden persönlich zu treffen und direkt vor sich zu haben. Irgendwie kann ich mir das mittlerweile nicht mehr so wirklich vorstellen, wie genau wir das aushalten konnten….

Naja wie gesagt, kein gutes Gedächtnis, mit Sicherheit hab ich sowieso schon wieder tausend Details weggelassen, aber ich beschränke mich auf das Wichtigste und das sollte noch einigermaßen alles hier gesammelt werden.

In den Sommerferien war ich innerlich sehr stark am Panikschieben. Warum? Ein neuer Lebensabschnitt würde nach den Ferien für mich beginnen (zumindestens gefühlt, jetzt kann ich nur noch drüber lachen). Meine damalige Vorstellung war gewesen, dass ich mich sehr in die Schule reinknien würde, da nun jede Note für meinen Abschluss entscheidend war. Achtung Spoiler, irgendwie wurde daraus nicht so wirklich etwas.

Ich verbrachte also den wundervollen Sommer damit zwei meiner Freundinnen zu beneiden, die in die USA geflogen waren (Kate hielt mich denke ich deswegen immer noch für eine verwöhnte Göre, da ich dort schon drei Wochen einmal gewesen war und eine richtige Rundreise gemacht hatte…), leichtes Panikschieben und somit hatte ich begonnen mich von jeglicher minimaler Panik abzulenken, indem ich ganz einfach so viel suchtete, wie ich nur konnte.

Ja, das ist leider bei mir wie so ein Schutzmechanismus, das  geht schon von ganz alleine. Gerate ich wegen irgendetwas in Stress, oder Panik oder dergleichen, so fällt mir sofort ein Ablenkungsmanöver ein… nicht unbedingt vorteilhaft, aber das wird sich noch herausstellen.

Der Sommer schwand dahin und schon hatte ich die ach so wichtigen zwei Schuljahre vor mir. Tja, ja schon in der ersten Woche sank meine Erwartung von mir auf null. Ich konnte schon ab da 3 meiner Lehrer überhaupt nicht leiden, verabscheute meinen Stundenplan und wollte jetzt schon am liebsten aussteigen. Aber nein, da ich ja so eine Kämpfernatur bin (haha), hatte ich beschlossen, mir an dem weisen Satz von meiner Mum „Augen zu und durch“ ein Beispiel zu nehmen.

Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich immer mit Valli und deren Mum, die uns fährt, zur Schule komme? Ich denke einmal nicht. Eins solltet ihr von diesen beiden noch wissen, sie sind beide nicht unbedingt pünktlich… Deswegen mussten Valli und ich vom Parkplatz bis zum jeweiligen Klassenzimmer einen halben Sprint hinlegen, um perfekt mit dem Gong, der den Stundenbeginn ankündigte, im Klassenzimmer zu erscheinen.

Ich würde diesen fiesen Sprint als Morgensport bezeichnen!

Das war auch einer der Gründe, warum ich den Stundenplan verabscheute… Meistens hatten wir in der ersten Stunde ein Fach das am anderen Ende der Schule lag… Was bedeutete, dass wir schneller sprinten mussten und schneller zu spät kamen.

Klar denkt ihr jetzt sicher, dass ihr eine einfache Lösung für dieses Problem hättet: einfach früher aufstehen. Leider funktioniert das bei Valli und ihrer Mum so gar nicht. Irgendwie scheint sich die Welt gegen die beiden verschworen zu haben…selbst wenn sie einmal pünktlich dran sind, verschwindet auf einmal der Garagenöffner oder der Autoschlüssel oder die Handtasche oder sonst irgendetwas und schon waren sie wieder zu spät…

Ich sollte mich nicht beschweren mittlerweile hatte ich mich so daran gewöhnt, dass ich selbst nicht mehr die Pünktlichste in der Früh war.

Und hier schweife ich SCHON WIEDER ab.

Gut, auf jeden Fall änderte Kris im Herbst (ich glaube es war Herbst?) ihr Bild auf Whatsapp. Auf diesem sah sie NOCH dünner aus als davor. Ich war geschockt. Ich hatte geahnt, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Ich hatte irgendwie gehofft, dass es ein falsches Gefühl war, dass es wirklich nur an diesem ganzen Streit mit ihren Freundinnen oder was auch immer lag und dass ich falsch lag… Aber irgendwie hatte ich es vielleicht gewusst? Hatte ich es ignoriert? War ich eine miese Freundin gewesen? Ich kann es mittlerweile wirklich nicht mehr sagen.

Es war eben sehr ungünstig, dass wir trotzdem so weit entfernt wohnten… Ich in Abergavenny (Wales) und sie bei Swindon (England). Es war nicht übertrieben weit, aber eben trotzdem ungünstig.

Ich wäre gerne mehr da für sie. Ich denke so etwas brauchte sie! Ich habe die Theorie entwickelt (keine Ahnung, ob das stimmt, sicher hat das irgendwer schon einmal gesagt), dass jeder einen gewissen Freundeskreis braucht. Es reicht schon eine Person, irgendwer mit dem man nicht verwandt ist und der einem nahe steht und in seiner oder ihrer Nähe ist. Ich denke, dass das viel ausmachen kann. Wenn du eine liebende Familie hast, ist es eine gute Stütze, dass ist klar, man kann sie nicht ersetzen und man liebt sie. Man hilft ihnen und sie helfen einen. Doch meistens ist es so, dass die Familie manche Dinge, in dir sieht die vielleicht nicht so sind.

Es ist so wie der Vater, der immer die Erinnerung an sein kleines Töchterchen im Prinzessinnenkleid hat, obwohl sie schon längst erwachsen ist.

Deswegen braucht man gleichgesinnte, die in manchen Situationen einen besser verstehen und vielleicht auch besser helfen können. Beziehungsweise denke ich auch, dass man manches einfach nicht mit seinen Eltern bereden kann, weil man sie nicht verletzen oder enttäuschen oder so etwas will, weswegen ein Freund oder eine Freundin da sehr praktisch sind. Irgendwie klingt das jetzt negativ…ok das sollte nicht so klingen…

Auf jeden Fall, was ich sagen wollte, ich denke, dass Freunde wichtig sind und man mit ihnen über alles reden sollte, wenn einen etwas bedrückt.

Irgendwie habe ich jetzt wirklich lange gebraucht, um das auszudrücken, egal.

Auf jeden Fall hatte ich jetzt eine ungute Ahnung… und ich wollte wirklich wirklich WIRKLICH NICHT, dass sich diese Ahnung bestätigte.

In ihrem no Happy End Buch hatte einer Magersucht… Ich hatte mir da schon meine Gedanken gemacht… Aber es schien alles ok…

Ausreden, Lay, wahrscheinlich wolltest du es einfach nicht sehen! Wollte ich es nicht sehen? War ich eine miese Freundin gewesen? Ich hab wirklich keine Ahnung mehr, wahrscheinlich wollte ich Kris einfach vertrauen und ihr glauben, dass es einigermaßen ok war… so ok wie es eben ging… mit Depressionen…

Sie hatte aber wirklich überzeugend argumentiert…

Bis zu diesen Foto. Sie meinte, dass das alles nur durch das Foto geschehen war. Aber als ich das mal ausprobierte, sah mein Schädel so breit aus wie eh und je, also KONNTE das einfach nicht stimmen.

Ich hatte zu dieser Zeit auch ein neues Hobby bekommen… ok vielleicht nicht Hobby… eher eine Eigenart. Ich fotografierte Essen und schickte das Foto dann gerne, vor allem meinen Eltern (falls ich wo anders wie einem Restaurant ohne sie aß) oder Kris…

Ich besuchte Kris für ein Wochenende und brachte ihr eine XXL Box Lollis mit (ich glaube, die hat sie bis heute noch nicht leer bekommen). Falls ihr das mit den Lollis seltsam findet. Zu der Zeit hatten wir beide eine koreanische Lieblingsserie und einer von den Hauptcharaktären hatte eine Vorliebe für Chupa Chups Lollis… bitte nicht hinterfragen.

Der Besuch ist irgendwie etwas spontan zustande gekommen… Kris hat recht viel mit einem Mädchen geschrieben über die Internetseite, auf der Kris und ich uns kennengelernt hatten… Sie hat bei Kris einen halben (oder vielleicht sogar ganzen?...ich wette es war ein ganzer und ich bin mir wieder unsicher…scheiß Gedächtnis) Nervenzusammebruch verursacht… Sie hat behauptet, dass sie Kris sehr mag und an einem späten Abend schrieb sie Kris, dass sie sich nun umbringen würde.

Kris war total fertig und erzählte alles ihrer Mum, die die Polizei zu dieser Bekannten schickte…die putzmunter war. Sie hatte Kris von hinten bis vorne verarscht! DIESE SCHLAMPE! Drüber kann ich mich immer noch sehr gut aufregen! Wieso tut man so etwas? Macht das Spaß jemanden so Angst zu machen? So in Panik zu versetzen?!

Auf jeden Fall hatten wir jeden Menge Spaß an dem Wochenende. Ihre Eltern fragten mich sogar, ob ich in den Sommerferien mit ihnen nach Kroatien fahren wollte.

Ich konnte diese Frage noch nicht wirklich beantworten, da ich keine Ahnung hatte, was die Pläne meiner Eltern waren. Ich hatte Kris vollgejammert, dass wir wahrscheinlich (dank meinen Bruder) nicht groß zum Wegfahren kommen würden.

Meinen Bruder hatte ich etwas vergessen. Im Herbst ist er nach Australien für ein paar Monate verreist, um nach dem Abi nicht einfach nur auf seiner faulen Haut zu sitzen, sondern Work and Travel zu machen, wobei bei ihm Work etwas…in den Hintergrund geraten war.

Ich freute mich über das Angebot, aber ich wollte das lieber noch einmal mit meinen Eltern abklären, die Kris Eltern ja überhaupt nicht kannten...

Würde schon irgendwie werden.

Kris verkündigte mir irgendwann im Frühjahr oder so etwas eine (für mich) schockierende Sache, die ich danach wirklich nicht mehr vergessen konnte. Sie erklärte mir, dass sie kein Lieblingsgericht hatte. Das war für mich wie ein Schlag… Es bestärkte mein dummes Gefühl so stark…ich wusste nicht wie ich reagieren sollte! Natürlich reagierte ich (mal wieder) auf meine typische Lay Art: mach deinen Entsetzen freien Lauf und beschließe, dass du etwas dagegen unternehmen musst!

Ok, ich weiß, viele tun sich sehr schwer mit ihrem Lieblingsessen. Ich bin da keineswegs eine Ausnahme, aber das liegt an dem RIESEN Angebot!

Mal ehrlich, Pizza ist genial (wenn sie richtig gemacht worden ist)oder Spagetti Bolognese oder mit Tomatensoße…oder vielleicht doch lieber einen genialen Soße und dazu Putenstriefen oder so etwas? Oder etwas asiatisches oder vielleicht doch lieber Süßspeisen wie Kuchen, Muffins oder Torten?

In meinem Fall siegt wahrscheinlich der Kuchen. Ich bin ein Kuchenfreak, ich gebe es zu. (Deswegen macht sich auch niemand Sorgen, dass ich magersüchtig werde, da ich dafür das Essen einfach zu sehr liebe.)

Daraufhin machte ich mir es irgendwie zur Mission Kris die Freude am Essen zu lernen! Ich meine, wer könnte das besser als ich? (Wahrscheinlich jeder….)

Kurz nach dieser Aussage lud ich Kris zu mir nach Hause ein, da sie irgendwelche Probleme mit ihren Eltern zu haben schien und da mal weg musste. Außerdem wollte sie mir etwas persönlich mitteilen… Sie wollte es unbedingt persönlich sagen und da wusste ich es. Ich war mir nun sicher, aber ich wollte es trotzdem von ihr hören. Sie musste es sagen. Ich war mir recht sicher, dass selbst, wenn sie es sagen würde, für sie wahrscheinlich keinen Unterschied machen würde. Aber es würde für mich einen Unterschied machen. Es würde keine Ausreden mehr geben. Es würde keine anderen Antworten geben. Es wäre dann offiziell, ob sie Einsicht zeigen würde oder nicht, ob sie Hilfe wollte oder nicht, es wäre offiziell.

Ich wusste, dass ich da eher eine miese Hilfe war…beziehungsweise gar keine…

Aber ich würde mir Mühe geben! Beziehungsweise ich würde einfach wie immer bleiben, da ich keine Ahnung hatte, was ich tun sollte und mir nichts Besseres einfallen würde. Ich würde nur keine Essensfotos mehr schicken… das war sicher mal eine gute Idee.

Konnte ich denn irgendwie helfen?

Als Kris kam fiel mir sofort auf, dass sie noch dünner war… nicht viel, aber doch ein wenig…

Sie hatte extra für mich Cake Pops mit Oreo Keksen gemacht. Die schmeckten einfach nur genial! Ich hatte sie so schnell aufgegessen, dass ich damit Kris einfach nur verstört hatte…

Ich hatte ein bisschen die Zeit, in der Kris da sein würde durchgeplant. Wir würden am Freitag Abend, wenn sie ankommt Chinesisch essen gehen, danach in ein Café gehen und dann Heim zu mir, einen Film anschauen. Am Samstag würden wir am besten ein bisschen an der frischen Luft spazieren gehen und am Sonntag einfach nur entspannen beziehungsweise lange ausschlafen.

Und so zog ich meinen Plan durch. Kris wirkte nervös und unruhig immer wieder. Vor allem beim Essen. Ihre Augen wirkten dann noch größer als sonst. Es schien als hätte sie Tränen in den Augen und gleichzeitig hatte sie so einen gewissen gehetzten Ausdruck in den Augen…

Ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich da machen sollte, also tat ich etwas, das ich immer tat, wenn ich nicht weiter wusste.

Ich redete. Ich laberte von dem größten Scheiß, aber Kris schien das nicht weiter zu stören.

Ich wandte immer wieder meinen Blick zu meinen Essen und aß ebenfalls. Ich wusste nicht, ob ihr das irgendwie half, aber ich würde mir blöd vorkommen, wenn ich sie die ganze Zeit anstarren würde… Leider hatte ich nur eigentlich die Angewohnheit die Leute, mit denen ich redete anzustarren…

Es war einfach nur chaotisch in meinem Hirn, so viel weiß ich noch.

Am Samstag unternahmen wir also den Spaziergang und ich fragte sie nach dem, was sie mir sagen wollte.

Sie zögerte lange und schluckte. Ich wusste, ihr fiel es schwer. Deswegen begann ich erneut zu labern, um ihr die Chance zu geben locker zu werden und ihre Gedanken ein bisschen zu ordnen, beziehungsweise ihr die Chance einer Fluchtmöglichkeit zu bieten.

Nach mehreren verstrichenen Minuten schaffte sie es, es zu sagen. Ich würde sagen, dass ich in dem Moment wirklich stolz auf sie war.

Ich schenkte ihr, nachdem sie mir verkündete, dass sie anscheinend magersüchtig war, einen Blick, von dem ich wusste, dass er etwas ablehnendes und gleichzeitig etwas von „bitte nicht“ hatte. Zumindestens denke ich, dass der Blick irgendwie so aussah…

Kris lachte angespannt: „Ich wusste, dass du so schauen würdest.“

 Waren ihre einzigen Worte zu meinem Blick, während ich sagte: „Nein, bitte nicht.“

Sie erzählte mir, dass sie sich nicht wohl in ihrem Körper fühlte, ganz und gar nicht. Sie erzählte mir alles davon, auch davon, dass sie mit ihrer Mum immer wieder redete, diese sie aber keineswegs zu verstehen schien.

Ich bezweifle, dass ich jemals wirklich jemanden mit Magersucht verstehen würde, aber ich gab mein Bestes es nachzuvollziehen.

Ein Detail, das sie schon zu diesem Zeitpunkt mir offenbart hat, halte ich erst einmal bewusst zurück, da das später noch eine wichtige Rolle spielen wird und ich es besser finde erst einmal nur Andeutungen davon zu machen.

Als sie fertig war mir von allem zu erzählen, unterhielten wir uns ganz normal.

Was gab es auch mehr zu sagen? Sie hatte mir alles erzählt. Ich war etwas überwältig, wie viel sie mir anvertraut hatte. Es freute mich. Das sollte mich eigentlich ganz und gar nicht freuen und dass sie magersüchtig war, freute mich auch nicht, aber dass sie mir so vertraute, freute mich.

Ich bezweifle, dass ich das Wochenende so schnell vergessen werde. Das war etwas, was uns stärker zusammengeschweißt hat. Dieses gemeinsame „Geheimnis“.

Es war auch das Geheimnis, das dem lieben Lügennetz Nahrung geben würde.

Kapitel 5

Wie sollte man mit einer Magersüchtigen umgehen?

 Ich hatte keine Ahnung.

Ich hatte eine Vermutung für den Grund bzw. die Gründe, doch, auch wenn diese stimmten, half mir das null.

Ich konnte schlecht immer wieder dieses Thema ansprechen. So etwas nervte mich selber immer tierisch! Das fühlte sich jedes Mal so an, als würden alle auf einem rumhacken. Meine Mutter war ja immer noch der Überzeugung, dass ich Laptopsüchtig oder was auch immer süchtig war. Sie ritt immer wieder auf dem Thema rum. Es nervte einfach. Es machte einen ab und an aggressiv…

Und manchmal nun ja. Gehen wir mal von folgender Situation aus. Ihr solltet eigentlich für eine Prüfung lernen, aber ihr habt mal wieder null gemacht und die Prüfung steht sehr bald an und ihr werdet immer wieder gefragt, ob ihr schon gelernt habt. Klar seid ihr dann genervt, aber innerlich fühlt ihr euch auch leicht ertappt und verletzlich. Es ist wirklich, als würde jemand immer wieder Salz in die Wunde streuen, auch wenn es euch irgendwie wachrüttelt und ihr irgendwann dadurch wirklich lernt….

Doch das wollte ich bei ihr nicht verursachen… Ich konnte mir gut vorstellen, dass ihre Mutter das schon mehr als genug tat…

Doch was konnte ich für sie tun?

Ich KANN und werde es wahrscheinlich nie ganz nachvollziehen können, egal wie sehr ich mir Mühe geben würde, würde ich nie vollkommen ihren Schmerz, ihre Gedanken und ihre Handlungen nachvollziehen können. Ich konnte nur versuchen, ihre Situation mir selbst klarer zu machen, indem ich Parallelen suchte. Irgendwelche Situationen, in die ich schnell reingeriet und die bei mir ein bestimmtes Gefühl hervorriefen.

Was natürlich nie voll und ganz an das Ausmaß rankam, was Kris durchlebte, da meine „Probleme“ eher nichtig und alles andere als lebensbedrohend waren.

Allerdings waren sie eben die einzige Möglichkeit ein klitzekleines Stück davon zu verstehen, was immerhin ja ein Anfang war?

Nur, was machte ich mit diesen Anfang?

Ich konnte ihr ja auch nicht einfach gut zu reden, das wäre ja, als fände ich ihre Magersucht vollkommen in Ordnung… Oder nicht?

Ich würde einfach, wenn es zur Sprache kommen würde, zuhören, meine ehrliche Meinung nennen, das Thema ansonsten auf sich beruhen lassen und versuchen für sie da zu sein, so gut ich konnte.

Nur war das genug? War das wirklich ok? Handelte so eine Freundin? Oder was sollte man machen? Gab es da irgendwie einen Guide?

Es war die Lösung gewesen, zu der ich gekommen war. Sie war definitiv alles andere als perfekt und ob sie ihr auch nur annähernd helfen würde? Zweifelhaft. Wahrscheinlich nicht…

Gedanklich mal wieder in meiner eigenen Welt bekam ich erst wieder mit über was sich meine Freundinnen unterhielten, als auf einmal kam: „Gott, die ist eindeutig magersüchtig!“

Valli nickte zustimmend: „Bestimmt. Meine Untermieterin, ihr wisst schon die Schulpsychologin, meinte, dass an unserer Schule einige Magersuchtsfälle und andere psychologische Fälle vorliegen. Könnt ihr das fassen? Hier bei uns!“

Ok, das hätte ich auch nicht gedacht. Hätte ich wirklich nicht erwartet. Ich beobachtete das Mädchen, das Valli und Kate als magersüchtig abgestempelt hatten und musste zustimmen… Ich wusste sogar, dass sie magersüchtig war, da mir meine Mutter dies erzählt hatte. Sie kannte die Eltern von Clarisse, den eben erwähnten Mädchen, die eine Zeitlang so getan hatten, als hätte sie eine üble Magenkrankheit…

Es tat mir irgendwie leid, sie so zu sehen. Wir waren einmal sehr gute Freundinnen gewesen, in etwa vom Kindergarten bis ich in die fünfte oder sechste Klasse gegangen war. Irgendwie brach daraufhin unser Kontakt ab. Als wir klein waren, hatte sie mir einmal anvertraut, dass ihre Oma zu ihr gesagt hatte, sie sei eher wie ein Junge als ein Mädchen und dass ihr der Gedanke gefiel.

Ich hatte mit ihr darüber gelacht und wir hatten weiter unsere Sandburgen gebaut.

Ich hatte wirklich schöne Zeiten mit ihr erlebt, doch nun war sie wie eine Fremde.

Ich mischte mich nun auch bei der Konversation ein: „Ja, ich glaube auch, dass sie magersüchtig ist. Aber noch mehr Fälle hier an unserer Schule, wirklich? Wenn das schon hier so ist…wie ist es dann erst in richtigen Großstädten?“

Aileen: „Ich bin mir nicht sicher, ob wir das wirklich wissen wollen.“

Kate: „Wohl eher nicht. Aber mal ehrlich, wieso tun die Eltern da nicht etwas? Die können doch ihr Kind nicht so rumlaufen lassen.“

Valli nickte daraufhin.

Mich verletzte deren Bemerkung als ich an Kris nette Eltern dachte. Was sollten sie denn tun? Ihrem Kind das Essen in den Mund stecken? Sie also Zwangsernähren? Das wäre nicht sonderlich liebevoll und würde null helfen. Was sollten die Eltern groß tun?

Gerade wollte ich meine Gedanken zu Kates Behauptung loswerden, als mir Aileen zuvor kam: „Was sollten die Eltern denn tun? Sie können sie doch zu nichts zwingen und diese Menschen sind krank, Kate. Sie denken nicht mehr normal. Sie versuchen alles, um zu verstecken, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Sie versuchen so oder so ihren Körper so gut es geht zu verstecken. Was sollten also die Eltern machen?“

Kate überlegte kurz: „Hilfe suchen?“

Aileen nickte langsam, ich glaube, ich sollte mal kurz Zwischendurch erwähnen, dass Aileen später ein Psychologie studieren wollte: „Ja, das wäre sicherlich einer der ersten Schritte. Sie können auch mit ihr das besprechen, auch wenn es für uns nicht wirklich verständlich ist, aber diese Leute müssen die Hilfe auch wollen und die meisten wollen die Hilfe überhaupt nicht. Also was sollten die Eltern groß tun?“

Kate zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, aber sie kann doch nicht mehr so rumlaufen…Gibt´s da nicht so Kliniken?“

Dieses Mal kam ich Aileen zuvor: „Ja, aber da wartet man sehr lange auf einen Platz.“

Daraufhin war das Thema wieder abgeschlossen und wir wandten uns dem panischen Lernen vor der nächsten Stunde zu.

Es waren Momente wie diese, in denen ich mich wirklich fragte, ob meine Freundinnen irgendwie ahnten, was in meinem Leben vorging und ob sie bei Kris etwas ahnten, ohne sie je gesehen zu haben…

Es war ein ständiges Geheimnis, das in jedem Moment drohte aufgedeckt zu werden. Wann würden sie es erfahren? Oder würde es unentdeckt bleiben? Ohne sie zu sehen, würde es niemand erfahren, doch würden sie sie nicht sehen? Oder würde ich trotzdem endlich mal alle ihr vorstellen? Ihnen beweisen, dass ich eben NICHT eine imaginäre Freundin hatte? Wie würden sie reagieren? Sie würden sehen, dass das nicht nur normal dünn sein könnte… Sie würden skeptisch sein. Würden sie mit ihr zurecht kommen? Nur Kate mochte Harry Potter und ein bisschen Percy Jackson (leider den Film…). Alle akzeptieren meine minimale Fantasysucht. Nur Valli wusste von meiner kleinen Asiatensucht, auch wenn sie nicht das gesamte Ausmaß kannte…

Was wäre die Reaktion? Gäbe es überhaupt irgendeine? Oder wäre es ihnen total egal? Viel zu viele Fragen, die sicherlich in mehr Lügen enden würden…

Kapitel 6

Es dauerte fünf Wochen, bis ich Kris wieder sah. Ich fuhr zu ihr nach Swindon mit dem Zug. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich die leichte Tendenz hatte, viel Gepäck zu haben? Ich kann es mir selbst nicht ganz erklären, wie das immer passierte, aber irgendwie landete dann immer mehr in den Taschen, als eigentlich geplant gewesen war.

Kris stand direkt beim Gleis wie immer und wartete schon auf mich. Stürmisch umarmten wir uns und unterhielten uns schon aufgeregt über das Konzert, zu dem wir gehen wollten.

Die Story wie wir an die Karten kamen, war eigentlich recht lustig. Es war leider unter der Woche mittags, ab wann man diese bestellen konnte. Kris musste bis dahin arbeiten und konnte nicht früher Heim, genau wie ihre Eltern und ich hätte es vielleicht schaffen können, wenn ich vom Bus Heim gerannt wäre, allerdings hatte ich genau an diesem Tag einen Friseurtermin nach der Schule. Irgendwie war das typisch, immer wenn irgendetwas war, hatte ich schon einen dummen Termin, der dies sabotierte.

Auf jeden Fall hatte ich deswegen meinen Dad beauftragt, die Karten über die Internetseite zu kaufen. Er war zwar in der Arbeit, aber da er der Chef war, sollte es nicht allzu große Schwierigkeiten dabei geben.

Das Konzert würde in Deutschland, genauer in Düsseldorf sein, was nicht unbedingt das nächste Eck war… beziehungsweise in irgendeiner Weise nah. Man kann sich also vorstellen, dass unsere Eltern alles andere als begeistert waren… Anscheinend war das Lodnonfail noch zu sehr in ihr Gedächtnis eingebrannt… Zudem war das einfach an einem Samstag im normalen Alltag. Nicht während irgendwelcher Ferien…

Ich könnte mir als Schülerin so oder so keinen Urlaub nehmen, Kris hätte das tun können, aber sie wolle (warum auch immer) nicht. Ich hatte diese Tatsache nicht ganz verstehen können. An ihrer Stelle hätte ich mir den Montag freigenommen.

Unsere Eltern waren sehr skeptisch, auf jeden Fall waren meine sehr skeptisch, Kris ihre sicher auch. Meine betonten immer wieder, wie weit weg das doch war und ob es nichts Näheres gab und ich ja selber wissen müsse, was ich tat, da ich mittlerweile alt genug sei. Wahrscheinlich dachten sie, dass sie dadurch erreichen würden, dass ich nicht fuhr, aber tja es stoppte mich keineswegs.

Wir würden eine kleine Tour machen müssen… Ich würde zu Kris fahren, circa so ankommen, damit sie mit der Arbeit fertig war und am Bahnhof angekommen sein würde und anschließend würden wir zusammen dann die gesamte Nacht bis früh am Morgen nach Düsseldorf weiterreisen.

Alles andere als ein kleiner Trip…

Wir könnten gegen Mittag im ausgesuchten Hotel einchecken, dort uns frisch machen, umziehen und unsere Sachen lassen können und am nächsten Tag am Vormittag würden wir die Heimreise antreten und wenn alles gut ging am Nachmittag daheim eintreffen…

Wir freuten uns beide sehr darauf… denke ich mal. Auf jeden Fall hatte ich mich sehr, sehr, sehr, sehr, sehr doll gefreut! Das wäre mein erstes K-Pop Konzert von meiner zur damaligen Zeit absoluten Lieblingsband B.A.P.

Sie bestand aus sechs Membern und war einfach sehr unterhaltend. Keine Ahnung, mittlerweile bin ich mir selbst nicht mehr so ganz sicher, warum ich die soooo toll fand. Klar, die Choreos waren einfach Hammer und die Lieder, auch wenn ich kein Wort verstand, klangen gut, aber wie gesagt ich verstand kein Wort und mitsingen war eher schwer. Ich machte es natürlich zum Leidwesen von allen trotzdem, aber sicher sang ich nicht einmal annähernd die richtigen Worte.

Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen. Ich besuchte also erneut Kris. Sie hatte wieder etwas abgenommen gehabt, was mir beim Umarmen aufgefallen war.

Wir gingen gleich vom Bahnhof aus, zu unseren asiatischen Lieblingsrestaurant und aßen dort. Es war wie immer köstlich, doch, auch wenn Kris es versuchte zu unterdrücken, konnte ich erkennen, dass sie sich unwohl fühlte und nicht sonderlich froh war dort zu essen….

Weswegen ich mal wieder in einer Tour laberte und ihr es ermöglichte sich vom Essen immer wieder abzulenken, indem sie ebenfalls etwas erzählte oder einfach nur währenddessen zuhörte. Als wir es geschafft hatten, aufzuessen, begaben wir uns in ein nettes Café. Bevor die Frage aufkommt, ja ich bin die ganze Zeit mit meinem gesamten Gepäck durch die Gegend gelatscht, aber hey, wir saßen ja eh die meiste Zeit und die kurzen Strecken überlebte ich schon.

Dort trank ich einen Vanilla-Latte wie gewohnt, während Kris auf Tee umstieg. Oh je, oh je.

Da erkennt man mal wieder, dass allgemein Abnehmen einfach nichts für mich wäre…hoffentlich kann ich trotz meiner grausamen Ernährung meine Figur halten! Abnehmen würde ich sicherlich nicht hinbekommen!

Als wir im Café ebenfalls ausgetrunken, uns ein bisschen ausgelabert und gezahlt hatten, machten wir uns auf zu Kris nach Hause.

Als wir bei ihr daheim eintrafen, wurde ich herzlichst von ihren Eltern mit Umarmungen begrüßt und ein bisschen ausgefragt, wie es so in der Schule lief und mit meinem Führerschein voranging. Das habe ich, glaube ich, auch noch nicht erwähnt. Ich hatte mit Theoriestunden und Fahrstunden begonnen, in der Hoffnung noch im selben Jahr diesen dummen Führerschein zu bekommen.

Ich HASSTE einfach Autofahren. Ich konnte es mir selbst nicht genau erklären warum, aber ich fühlte michschon recht unsicher und mein lieber Fahrlehrer war einfach nur ein bescheuerter Arsch.

Und erneut abgeschwiffen. Typisch.

Kris und ich beschlossen, dass wir am Montag, da sie noch ein paar freie Tage hatte, einen Trip nach London unternehmen konnten.

Ich wollte gleich anschließen nach London Heim fahren, um mir ein bisschen Kosten zu ersparen. Das gesamte Wochenende bis London verbrachten wir einfach nur mit Faulenzen, Labern und Filme schauen, das konnten wir wirklich sehr gut.

Kris Eltern fragten mich erneut, ob ich mit nach Kroatien wollen würde bzw. sie gingen eigentlich schon davon aus, dass ich mitkam und wollten gleich buchen. Sie zeigten uns die Ferienwohnung, die sie ausgesucht hatten, die wirklich gut aussah. Schnell schrieb ich meiner Mum eine Nachricht, ob ich mitfahren dürfte.

Nach kurzen Warten erhielt ich eine Antwort, die auf jeden Fall sehr skeptisch klang. Keine Ahnung, was genau sie geschrieben hatte, aber es klang nach, ich bin da irgendwie nicht so dafür, aber wenn du willst, hast du meine Erlaubnis.

Ich konnte mir vorstellen, warum sie so reagierte. Die eigene Tochter mit Fremden mitschicken? Klar, kannten sie Kris, aber nicht deren Eltern… Wahrscheinlich beschlossen sie dann einfach mir zu vertrauen und dachten sich, dass Kris ja gut geraten war, weswegen ihre Eltern nett sein mussten.

Auf jeden Fall entschied ich, dass ich mitkommen würde. Konnte ja eigentlich nur gut werden, richtig? Irgendwie hatte ich wegen meinen Eltern ein schlechtes Gewissen… Da wir nicht drüber geredet haben, sondern ich einfach nur über Handy gefragt hatte…

Das machte das Ganze irgendwie so…keine Ahnung, auf jeden Fall fühlte sich es falsch an, wenn ich wieder daheim war, würde ich mit Mum noch einmal darüber reden, um sicher zu gehen, dass es OK war. Ich wusste, dass Termin ungünstig lag, da ich am Tag ihrer Feier ihres 50. Geburtstag nicht mehr da wäre…

Aber ich würde wenigstens noch an ihrem eigentlichen Geburtstag da sein…

Während ich bei Kris war, fiel mir ebenfalls sofort eine Sache auf. Ihre Mutter schenkte ihr immer gewisse Blicke beim Essen. Nicht die ganze Zeit, aber immer mal wieder und manchmal etwas länger… Ich konnte es nur zu gut verstehen. Sie wollte kontrollieren, ob Kris irgendwie beim Essen „schummelte“, doch würde uns Normalessern so etwas überhaupt auffallen? Es gab dabei sicher tausend Methoden, auf deren Idee ich nicht einmal annährend kommen würde…

Ich hatte Kris lieb und ich vertraute ihr auch, aber bei diesen Thema „Essen“… Ich wollte ihr einfach nur helfen! Ich würde sie beim Esse nicht anstarren. Ich würde sie auch damit nicht groß nerven. Ich würde einfach nur versuchen, sie dazu zu bringen, dass sie eben zumindestens genau o oft aß wie ich….

Das klang wahrscheinlich naiv, aber ich wollte einfach ihr Vertrauen schenken.

Mir tat alles so schrecklich leid. Kris, weil sie ihre Gründe hatte, so verrückt das klingen mag und klar war es bescheuert, doch zu der Erkenntnis musste sie irgendwie noch selbst kommen. Ihre Eltern, weil sie einfach machtlos darüber waren und nicht wussten, was sie tun sollten und dadurch Kris immer wieder gegen sich aufbrachten, weil sie ab und an einfach das „Falsche“ Kris gegenüber sagten, woraufhin Kris einfach nur noch berückter und verzweifelter wurde. Ihre Schwester, die im Moment nicht mehr bei ihnen wohnte, da sie ausgezogen war, und das alles von der Ferne sicherlich ebenso mitbekam wie ich und wahrscheinlich noch genauer darüber informiert war…

Es war einfach nur scheiße…

Selbst im Rückblick war es einfach nur bescheuert. Ich konnte mir halb vorstellen, wie viel Stress das für alle Beteiligten Tag ein Tag aus sein musste und konnte mich immer wieder nur fragen, wie sie das aushielten? Wie kam es, dass sie mitten drin einfach nicht komplett ausgetickt sind und versucht haben alles hinzuwerfen?

Es war bescheuert und beeindruckend gleichzeitig. Wenn man Magersucht hatte, war eins auf jeden Fall klar, sie waren diszipliniert. Klingt bescheuert, ich weiß, aber es war wahr. Ich will das jetzt nicht schön reden und klar ist das krank, aber überlegt mal. Wieso hielten diese Verrückten das aus? Die mussten auf jeden Fall krank sein, aber hatten jede Menge Disziplin, was so gesehen einfach nur gruselig ist. Vergesst beeindruckend, das ist einfach nur gruselig.

Wie man sich vorstellen konnte, zehrte das auch an den Nerven, der Beteiligten, deswegen bekam ich am Rande mit, dass Kris mit ihrer Mum flüsterte und weinte. Mir war klar, dass so etwas sicher für die meisten Magersüchtigen zutraf. Sie ließen sich die ganze Zeit auf Strom bleiben, das konnte man einfach nicht dauernd durchhalten!

Jeder kennt das sicher, wenn einen etwas so stresst, dass man einfach die Tränen nicht mehr halten konnte und am schnellsten passierte so etwas, in den Armen von seiner Mutter. Ging auf jeden Fall mir so…

Ok, kommen wir zu etwas Erfreulicheren. Wir fuhren also mit dem Zug am Montag nach London. Nach unseren ersten Londonfail beschlossen wir dieses Mal, dass wir einfach besser vorbereitet sein mussten und deswegen U-Bahnpläne usw. einfach schon einmal raussuchen sollten.

Als wir uns bestens informiert fühlten, waren wir recht zuversichtlich. Wieso auch nicht? Wir waren ja eigentlich perfekt vorbereitet. Wir hatten sogar in dem Restaurant, in dem wir ebenfalls das letzte Mal gewesen war, angerufen, um einen Tisch zu reservieren.

Während der Fahrt laberten wir wieder über dies und jenes. Vor allem über verschiedene koreanische Bands und ein paar unserer Lieblingsfantasyfilme/-bücher.

Es war witzig und schön.

In London angekommen konzentrierten wir uns, um zu dem Anime Shop mit der U-Bahn zu fahren, der ja auch K-Pop Alben verkaufte. Eigentlich hatte ich mir nix kaufen wollen, doch da ich ja auf das Konzert von B.A.P. ging und diese im Februar ein neues Album rausgebracht hatten…

Machen wir es kurz. Ich ging mit einem neuen Album raus und Kris sogar mit zwei, auch wenn wir erneut Ewigkeiten im Laden verbracht hatten.

Ich glaube, ich habe noch nie Brooke erwähnt, oder?

Brooke ist eine vierzehnjährige Deutsche, die wir ebenfalls über die Internetseite kennengelernt hatten. Besser gesagt, ich hatte sie irgendwie kennengelernt und ihr dann das Buch von Kris empfohlen, wodurch diese sie ebenfalls kennenlernte.

Ich konnte ein bisschen Deutsch genauso wie Kris und Brooke konnte…nun ich würde nicht wirklich sagen, dass die Sprache, die sie behauptet, dass sie Englisch sei, wirklich Englisch war… Aber wir konnten uns trotzdem irgendwie verständigen. Sie war definitiv abgedreht, aber das war vollkommen in Ordnung. Manchmal hatte sie ihre Phasen, die, glaube ich, niemand verstand, aber was machte das schon.

Da dieses Teeniegör versucht hatte, mich auf den Arm zu nehmen, kein Plan mehr, was sie getan hatte. Vielleicht hatte sie vorgetäuscht in den Urlaub zu fliegen und hatte angegeben? Wer weiß das jetzt schon noch. Unwichtig. Ich hatte den perfekten Racheplan.

Ich würde vortäuschen in Kris verknallt zu sein und mit ihr noch am selben Tag zusammenkommen. Muhahahaha. Ehm ja, toller Plan, nicht?

Ich fand es auf jeden Fall lustig. Da Kris und ich sowieso schon ähnliche Ringe hatten, würden die als unsere „wir-sind-ein-Paar-Ringe“ dienen.

Ich setzte natürlich sofort meinen Plan in die Tat um, wieso groß drüber nachdenken?

Brooke glaubte es sogar ernsthaft! Sie glaubte es und meinte, sie freue sich für mich bzw. uns. Wir schüttelten uns vor Lachen. Konnte man das fassen?

Wir suchten uns den Weg zu einem anderen asiatischen Restaurant, bei dem anderen hatten wir abends einen Tisch reserviert und während ich scharfe Nudeln bestellte, nahm Kris irgendetwas mir Reis und zusammen nahmen wir als Vorspeise Mandu (wirklich zu empfehlen schmecken Hammer!). Ich wurde vorgewarnt, dass die Nudeln wirklich scharf waren…aber hey in chinesischen Restaurants stand auch oft scharf und dann war es überhaupt nicht scharf…

In diesem Fall…war das scharf mehr als nur passend… Meine Kehle brannte wie verrückt! Kris war so nett und gab mir ein bisschen was von ihrem Gericht, während sie ebenfalls ein paar Nudeln aß.

Wieso war das nur wieder typisch für mich? Irgendwie passierten mir immer mal wieder solche Malheurs… In China hatte ich mir auch eine extrem scharfe Nudelsuppe zusammengestellt. Ich wollte gar nicht wissen, was da alles drin war… Die Kellnerinnen sprachen kein Wort Englisch, weswegen ich auf die Zutaten deuten konnte, aber die waren ab und an etwas undefinierbar…

Zurück zu unseren Essen. Es war einfach scheiße scharf. Wir schossen ein paar Fotos zusammen und von dem Essen, um alles festzuhalten. (Bzw. wollte ich das festhalten, um mich daran zu erinnern, dass diese Nudeln verdammt noch einmal NICHTS für mich waren! Was mir übrigens gelungen ist.)

Als nächstes suchten wir per Handy den nähesten Starbucks. Es war einer sehr nah, deswegen konnten wir locker laufen. Nein, dieses Mal sah es nicht nur so aus, sondern es war auch so…

Nur irgendwie…zeigte mein Handy auf einmal an, dass wir angekommen waren, doch wir beide entdeckten keinen Starbucks. Verwirrt standen wir eine ganze Weile herum, während wir umherstarrten… Dann fiel uns auf, dass auf der anderen Straßenseite der Starbucks war…

Zu unserer Verteidigung, die Straße war sehr breit… so etwas konnte schon einmal passieren!

Als wir dann dort angekommen waren, nahmen wir beide einen Vanilla-Latte und jeweils einen Raspberry-Cheesecake. Ok, bevor ihr jetzt denkt, das hört sich doch so an, als hätte Kris keine Magersucht. Eh nein, sie hatte Magersucht. Sie hat mir gegenüber vor ein paar Monaten oder waren es ein paar Wochen? Ich bin mir nicht ganz sicher, aber sie hatte mir gegenüber zugegeben, dass sie auch Abführmittel genommen hatte…

Ja, gehen wir wieder zurück zu Starbucks und uns. Nachdem wir recht vollgefressen waren, zumindestens ich, schritten wir zurück zur U-Bahn und fuhren in eine Einkaufsstraße, um ein paar Schmuckläden, Krimskramsläden und so weiter aufzusuchen. Kris hasste shoppen, deswegen gingen wir nur in Läden, die sie einigermaßen ausstehen konnte.

Als wir das auch erledigt hatten, ich einige Ringe und wir beide eine Freundschaftskette mit dem Ying und Yang Zeichen gekauft hatten, ging es auf zu unseren lieben Restaurant.

Ahnungslos wie wir waren, genossen wir unsere Zeit dort und eigentlich lief alles nach Plan. Bis wir versuchten mit der U-Bahn zum Bahnhof zurück zu gelangen…

Tja… Man muss wissen, dass U-Bahn System in London war riesig und so oder so schon eine Sache für sich, da man ab und an sogar unterirdisch Kilometer zurücklegen muss und wir hatten das große Glück, dass genau die U-Bahn-Linie, die wir eigentlich benötigten, aus welchen Gründen auch immer ausfiel. Yay.

Dadurch hieß es Bye-Bye Zug. Londonfail 2.0.

Ich wählte die Nummer meines Vaters, der abhob und mich mit den Worten: „Der Zug ist wieder weg?“ begrüßte. Nett nicht wahr? Das schlimme ist immer, zuzugeben, dass es eben so war.

Genervt seufzte ich: „Ja, aber dieses Mal nicht, weil wir die Zeit vergessen haben, sondern weil unsere U-Bahn ausfällt, die wir gebraucht hätten.“

Mein Dad machte nur ein zweifelndes „Hm~“ Geräusch und meinte: „Du kommst also morgen erst?“

Ich seufzte: „Ja.“

Ich konnte mir sein Nicken schon vorstellen: „Ok, gut. Hab dich lieb, bis morgen.“

„Ich dich auch, bis morgen.“

Kris informierte ihre Eltern ebenfalls, die wahrscheinlich auch schon damit gerechnet hatten. Irgendwie deprimierend, wie wenig Vertrauen unsere Eltern in dieser Hinsicht uns gegenüber hatten…

Oh, dieses Mal bin ich übrigens nicht durch London mit meinem ganzen Gepäck gerannt, nein, ich hatte ein Schließfach am Bahnhof von London genommen. Bin ich nicht schlau?

Wir waren beide bei der Rückfahrt sehr müde und redeten nicht ganz so viel, was nicht unbedingt hieß, dass es wenig war. Ich redete allgemein viel zu viel und ab und an etwas zu schnell…möglicherweise.

Als wir dann doch mal bei Kris ankamen, grinste uns Kris Mum schon wissend an. Ihr war es sicher auch klar gewesen, dass wir es einfach nicht hinkriegen würden, auch wenn es dieses Mal wirklich noch weniger unsere Schuld war als letztes Mal!

So schnorrte ich mich eine weitere Nacht und einen weiteren Morgen bei Kris durch, um dann am nächsten Tag abzureisen.

Ich würde mal sagen in der Zeit, kam ich doch eigentlich recht gut ohne Lügen aus. So relativ. Klar, waren sicher tausend Notlügen wegen Hausaufgaben und Lernen gefallen oder so etwas, aber ansonsten, würde ich mal sagen, dass ich in der Zeit recht clean war, so einigermaßen. Aber tja…bald wird sich das ändern, dann wird es erst richtig losgehen.

Kapitel 7

Zwei einhalb Wochen später war es dann soweit! Das Konzert!

Wir waren beide mega nervös!

Ok, vielleicht war auch nur ich mega nervös und hibbelig und einfach nur unerträglich. Von Donnerstag auf Freitag konnte ich nicht sonderlich gut schlafen, bzw. so gut wie überhaupt nicht.

Meine Nervosität blieb natürlich Valli, die als einzige von meinen Freundinnen den gesamten Tag mit mir Unterricht hatte, nicht verborgen. Sie wusste schon, dass ich zu dem Konzert ging, sogar zu WAS für einen Konzert. Von den anderen wusste der Großteil nur, dass ich nach Düsseldorf fuhr und Kate wusste noch, dass ich auf EIN Konzert ging, nicht auf welches.

Valli und Kate wusste von DEM bzw. EINEN Konzert, da wir eigentlich einen Tanzauftritt (wir gingen alle drei Hip-Hop tanzen) am Tag des Konzerts hatten, zu welchen ich natürlich nicht gehen konnte, aber das fand ich nicht wirklich schlimm.

Valli akzeptierte meine unerträgliche Art einfach, da sie es schon recht gewohnt von mir war und ertrug auch meinen Halbschlafzstand, der sich ab der vierten Stunde oder so einstellte.

Als die Schule endlich vorbei war, freute ich mich auf Zuhause. Meine Sachen hatte ich schon am Vortag gepackt, zumindestens Größtenteils. Mein eigentlicher Plan war gewesen, zu duschen, Haare zu waschen, zu föhnen, mich neu zu Schminken, anzuziehen, Hausaufgaben zu machen und die Lernsachen zumindestens rauszulegen. Die letzten zwei Sachen fielen irgendwie weg…Ich steckte sie natürlich ein und schaffte auch den Großteil auf der Hinfahrt zu Kris nach Swindon, doch naja…eben nur den Großteil. Ich war so verdammt müde. Da konnte man so etwas nicht von mir erwarten! Die Hausaufgaben, die ich erledigt hatte, waren vielleicht nicht unbedingt perfekt, aber hey ich hatte sie gemacht! (Sicher hatte der Großteil gar keine.)

Meine Eltern hatten mich zum Abschied sehr, sehr, sehr fest gedrückt und mich ermahnt anzurufen, wenn etwas war, egal, wie viel es kosten sollte oder blah, ich sollte mich sofort melden!

Was sollte schon groß passieren?

Ich schrieb Kris eine Nachricht, um ihr zu beschreiben, in welchem Abteil ich saß. Leider waren kurz davor ein paar sehr seltsame betrunkene Typen hinzugestiegen, die im Abteil neben uns sehr laut herumgröhlten…

Kris wurde von ihrer Mum begleitet, die mich zur Begrüßung in ihre Arme schloss und eine riesige Tasche (voller Essen wie ich später merkte) abstellte und Kris noch einmal ermahnte sich zu melden und das Essen nicht zu vergessen. Sie wünschte uns noch viel Spaß und ging daraufhin wieder.

Kris und ich begrüßten uns ebenfalls noch mit einer Umarmung und unterhielten uns aufgeregt und viel zu schnell.

Ich hatte für uns ein paar Sandwiches gemacht, die wir genießen konnten, bzw. ich.

Kris schob ein bisschen ihrer Osterschokoladengeschenke auf mich ab, was mir rein gar nichts ausmachte. Ich liebe Schokolade. Einfach zu gut, wie konnte man da widerstehen? Also, wie konnte man da widerstehen, wenn man nicht…nun magersüchtig war? Das war einfach der Himmel, das zu essen…Hach…

Jedenfalls verlief die Fahrt von Swindon nach London weiterhin einigermaßen glatt, wenn man von dieser schrecklichen Lärmbelästigung absah.

Von London nach Düsseldorf würden wir mit dem Bus fahren. Wir beide waren schon recht müde, als wir in London ankamen und freuten uns auf ein Nickerchen im Bus, zumindestens ich. Ich sollte vielleicht nicht immer von „wir“ reden, wenn ich es nur aus meiner Perspektive weiß…egal…

Ich schrieb meinen Eltern eine kurze Nachricht, dass wir gut im Bus angekommen waren und bis jetzt alles glatt verlaufen war. Der Trip lief ja irgendwie schon zu gut…

Leider war eine sehr nervige Mädchengruppe vor uns, die die gesamte Fahrt mit kichern, laut reden und Rumgezappel verbrachte.

Ich schaffte es trotzdem den Großteil der Fahrt zu schlafen, wohingegen Kris wahrscheinlich fast kein Auge zu bekommen hat. Mittlerweile denke ich, dass das wahrscheinlich unter anderen an ihrer Magersucht lag und nicht nur an den nervigen Mädchen, wobei diese sicherlich auch dem restlichen Bus einen Teil des Schlafes geraubt hatten.

Oh, ich hab vergessen zu erzählen, dass Kris auch noch eine Erkältung hatte…

Sehr ungünstiger Zeitpunkt für so etwas…

Ich wollte gar nicht wissen, wie das für sie gewesen war, unter solchen Umständen nach Düsseldorf zu fahren. Es war ja nicht gerade entspannend, ruhig oder erholend…

Das war sicher die Hölle für sie…

Als wir viel zu früh in Düsseldorf ankamen, standen wir beide leicht verpeilt am Bahnhof. Nach etwas überlegen, beschlossen wir, dass es eigentlich am besten war, erst einmal in einen Starbucks zu gehen und dort Vanilla-Latte und Kuchen zum Aufwachen und als Frühstück zu genießen, wobei die Idee wahrscheinlich mal wieder von mir kam. Kuchen essen war meistens meine Idee.

Möglicherweise hatten wir trotz Plan etwas länger gebraucht, bis wir den Starbucks, der am direkt am Bahnhof war, fanden…vielleicht etwas sehr viel länger…

Aber wir kamen an! Wieso musste Starbucks nur immer so versteckt sein? Die sollten da mal so Schilder aufstellen wie bei McDonalds. In 500 Metern rechts ist der Starbucks oder so etwas. Das wäre mehr als nur hilfreich…

Wir setzten unseren Plan in die Tat um. Wir waren trotz des Lattes immer noch recht müde, wenn auch so aufgeregt auf das Konzert, dass das irgendwie einigermaßen ausgeglichen wurde…

Wir beschlossen den Weg zur Konzerthalle zu erkunden und anschließend den Weg zum Hotel.

Die  Konzerthalle war gut erreichbar mit der U-Bahn und nicht so sonderlich weit zu laufen, als wir dort allerdings ankamen, waren schon sehr viele Leute überall verstreut in den extremsten Outfits. Sie reichten von Lolita-Look bis zu Tigerkostümen. Es war eigentlich alles ein bisschen dabei.

Leicht überfordert beobachteten wir das treiben und informierten uns schon einmal grob, wie das dort ablief. Wir bekamen dort eine Nummer (beide dieselbe) und konnten dann wieder aufbrechen, auch wenn wir informiert wurden, dass immer zu bestimmten Zeiten nachgeschaut wurde, ob man noch da war, wenn nicht hatte man Pech gehabt.

Kein Plan, wann die Zeiten noch einmal waren.

Irgendwie war es dann schon 11 Uhr geworden und wir beschlossen mal beim Hotel nachzufragen, ob schon unser Zimmer fertig wäre. Es war sogar schon fertig, weswegen wir uns gleich aufmachten.

Dort angekommen wurden wir lächelnd von einer jungen Frau begrüßt: „Hallo, ihr beiden. Was kann ich für euch tun?“

Kris meldete sich zu Wort: „Wir haben vor ein paar Minuten angerufen wegen dem Check-in.“

Sie nickte: „Natürlich, Frau Wood, richtig?“

Kris nickte, während sie das schnelle Gerede über sich ergehen ließ und die Papiere unterschrieb.

Bevor wir uns verabschieden konnten, hielt uns die Frau auf: „Eine Frage. Anscheinend ist hier irgendein Konzert? Weil heute sehr viele junge Leute eingecheckt haben.“

Wir nickten. Sie grinste: „Wie heißt denn diese Band? Damit ich das mal googlen konnte.“

Hilfbereit, wie wir nun einmal sind, schrieben wir ihr den Namen der Band auf und berichteten ihr ein bisschen was über die Band.

Das Hotelzimmer war wie erwartet sehr komfortabel und schön, weswegen wir uns gleich daran machten, zu entscheiden, was wir an dem Konzert anziehen sollten und wer als erstes duschen sollte.

Keine Ahnung, wie wir uns entschieden hatten. Ich weiß auf jeden Fall, dass wir beide sehr schwarz gekleidet waren und ich höhere Schuhe angezogen hatte (ein blöder Fehler).

Da wir beide einfach zu faul waren irgendwo essen zu gehen oder uns gleich erneut zu bewegen, nachdem wir uns geduscht usw. hatten, aßen wir von dem Essen, dass Kris von daheim mitbekommen hatte. Es war Reis mit Hühnchen und ich glaube da war auch Curry dabei und ein bisschen Gemüse? Fragt mich nicht mehr, so genau weiß ich das nicht mehr. Auf jeden Fall war Hühnchenfleisch drin und der Reis war gelb. Das wichtige ist eigentlich nur, dass es genial geschmeckt hat und wir beide die riesen Portion, die an die Portionen meine Mutter locker rankam, aufaßen. Anschließend waren wir papp satt und blieben noch eine Weile liegen, bevor wir uns wieder aufmachten.

Im Aufzug stieg ein älteres Ehepaar zu, das uns etwas entgeistert musterte. Vielleicht war es einfach zu viel schwarz. Ehrlich gesagt, trug ich sonst auch eher etwas naja „freundlicheres“, auch wenn ich neutrale Farben bevorzugte, aber vielleicht nicht gleich schwarz…

Naja als wir die Fahrt mit dem Ehepaar überlebt hatten, wünschte uns die Frau an der Rezeption viel Spaß und wir stiefelten zurück zur Halle, an der NOCH MEHR Leute versammelt waren…

Zwei Jungs hatten sogar eine Musikbox dabei und tanzten, während andere einfach die Musik von der Band sang und wieder andere einfach nur sich unterhielten oder in der Gegend rumrannten.

Kris hatte davor schon ein paar Bekannten, die sie von einem vorherigen Konzert kannte, geschrieben und wir  trafen sogar auf diese. Kris beteiligte sich nicht wirklich an der Konversation von allen.

Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr wirklich an die Mädchen erinnern…Nur dass eine später dann auf die Member treffen durfte, eine andere deswegen neidisch und gespielt eingeschnappt war und die anderen sich drüber lustig machten. Zwei auf die wir trafen, waren vor uns in der Schlange, weswegen mit ihnen mehr zu tun hatten. Die eine war recht klein und die andere recht groß mit Brille. Soviel weiß ich noch. An die Unterhaltung mit ihnen. Keine Ahnung.

Diese Details waren sicher unwichtig. Ich glaube, es ging einmal um irgendeine alte Freundin von Kris, mit der sie sich zerstritten hatte oder so etwas, wahrscheinlich war es dieselbe von Edinburgh. Ach fragt mich nicht, ich bin mir einfach nicht mehr sicher. Kann sein, dass das auch gar nicht diese beiden bzw. die Kleine angesprochen hatte, sondern eine der anderen…

Egal, unwichtig.

Wie wir da so in der Schlange standen, fiel mir etwas ein. Wir mussten noch Proviant für die morgige Heimfahrt kaufen!

Ich sah Kris an: „Wir müssen noch Einkaufen für morgen. Es ist schon fünf…“

„Oh…ja sollten wir wirklich machen. Schaffen wir das noch?“

„Naja die Läden schließen sicher später, wir müssen es jetzt machen.“

„Aber der Einlass ist gleich.“

„Dann müssen wir eben rennen“, schloss ich die Diskussion ab.

Und wir rannten, kauften schnell Kekse und andere Sachen ein, brachten diese auf unser Zimmer und rannten zurück zur Halle, wo wirklich schon der Einlass begonnen hatte.

Die beiden Freundinnen von Kris waren nicht mehr in Sichtweite und sicherlich schon im Inneren verschwunden. Typisch, das wir wieder in den falschen Momenten, an den falschen Orten waren. Wieso war uns der Einkauf nicht schon früher eingefallen, bzw. wieso hatten wir es nicht einfach am Vormittag erledigt?

Naja, egal wir gelangten nach innen, irgenwie und bekamen eben nicht ganz so tolle Plätze ganz vorne, wie wir eigentlich bekommen hätten.

Kris und ich schossen ein paar Fotos und wurden immer aufgeregter!

Der Anfang verzögerte sich und tja… eh…wie fing es an?

Ich glaube anfangs wurde ein Video auf der Leinwand abgespielt, in dem die eh….so eine Art Maskottchen von den Membern? Ich habe die Namen von diesen Dingern vergessen. Oh je… Peinlich, peinlich war für über ein Jahr ein Fan und habe es mittlerweile schon wieder voll vergessen. Naja passiert. Auf jeden Fall unterhielten die sich (hatten die Stimmen von den Membern) über ich glaube Liebe? Oder so etwas. Mein  Gedächtnis ist wirklich grottig.

Nun ja, es war auf jeden Fall sehr süß und witzig, so viel weiß ich noch.

Das Konzert war beeindruckend, einfach toll. Alle gröhlten mit, nur immer wenn die Band wollte, dass wir allein sangen, waren wir sehr, sehr, sehr leise…

Wir waren definitiv überwältigt von dem Konzert, was da genau alles war. Ich glaube Zwischendurch hatten sie an zwei, drei Leute Getränke verteilt und einmal Rosen… Sicher bin ich mir da jetzt aber auch nicht…

Egal, das ist jetzt nebensächlich. Nach dem Konzert schossen Kris und ich nochmals ein paar Fotos und gingen nach draußen, wo wir erneut auf die beiden Freundinnen von Kris trafen.

Oh, wir waren übrigens auch, während des Konzerts etwas gesprungen und ich Genie war mit meinen höheren Schuhen umgeknickt und ja… Nicht so geil.

Wir begleiteten die beiden zum Bahnhof, da sie in einer Stunde oder zwei oder so etwas abfahren würden. Sie wohnten keine Ahnung wo und wollten gleich Heim fahren.

Wir blieben mit ihnen eine Zeit lang im McDonalds und begleiteten sie anschließend zum Gleis.

Irgendwann waren sie dann Weg und wir gingen übermüdet, aber glücklich und möglicherweise leicht hinkend zum Hotel zurück. Ok, wir nahmen eher die U-Bahn und mussten nicht wirklich weit laufen, aber naja…

Das Hotelbett war ein Segen gewesen ein wahrer Segen.

Als der verdammte Wecker in der Früh klingelte, hätte ich am liebsten mein Handy zerstört. Zumindestens in dem Moment, als dieses dumme Ding so viel Krach machte und ich irgendwie gerne weitergeschlafen hätte…

Leider mussten wir unbedingt unseren Bus erwischen, weswegen uns nicht wirklich etwas anderes übrig blieb als aufzustehen.

Leicht überfordert und eigentlich ohne U-Bahn Ticket, fuhren wir trotzdem mit dieser. Sicher war jeder schon einmal schwarzgefahren… Wir hatten wirklich eines kaufen wollen, doch wir waren spät dran und…ja

Und so begann unsere liebe Odyssee.

Die Busfahrt verlief, bis zu einem gewissen Punkt perfekt und dann saßen wir auf einmal in irgendeiner Stadt fest, aus einem Grund, den ich nicht mehr wusste.

Wir blieben dort über eine Stunde! Weswegen wir definitiv unseren Zug verpassen würden…

Dadurch ging es wieder ans Telefonieren und googlen, welche Züge noch fuhren.

Es war einfach nur anstrengend und nervig.

Wir stellten fest, dass wenn wir 3 bis vier Mal umsteigen würden, wir irgendwann beide daheim sicher ankommen sollten.

Als wir in unseren ersten Zug saßen, stellten wir aber schnell fest, dass unser nächster Zug wegen irgendwelchen Baustellen nicht pünktlich fahren würde. Also musste erneut ein neuer Plan her, wodurch wir feststellten, dass wir zu einer anderen Stadt fahren mussten und uns dort wahrscheinlich trennen mussten…

Es würde definitiv teurer werden.

Am Ende waren wir beide nicht nachmittags, sondern erst abends daheim. Ich traf gegen acht Uhr abends ein und ich glaube Kris eine halbe Stunde oder so etwas vor mir, aber sicher konnte ich das nicht mehr sagen.

Bei der letzten Zugfahrt war ich bei einer netten alten Frau gesessen, die ihre Enkel besucht hatte und nun zu ihrer Tochter aufs Land fuhr. Sie war wirklich sehr freundlich und unterhielt mich noch die restliche Zugfahrt.

Daheim war ich einfach nur todmüde, musste allerdings dann noch meine Hausaufgaben vervollständigen und lernen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie erfolgreich das war.

Ich glaube aber, dass ich Glück hatte und nicht irgendeine Prüfung hatte…? Naja selbst wenn, anscheinend hatte ich sie gut überstanden.

Kapitel 8

Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass ich Kris schon ihr Geburtstagsgeschenk (sie hatte ca einen Monate später Geburtstag gehabt) gegeben hatte, da ich genau an ihren Geburtstag zusammen mit meinen Eltern für zwei Wochen in die Türkei geflogen bin und ich recht verplant war um den Urlaub herum.

Ich bin nicht gerade der geduldigste Mensch in manchen, bzw. vielen, Dingen, weswegen ich Kris dazu gedrängt hatte, schon während der Fahrt mein Geschenk zu öffnen. Wer wollte denn nicht die Reaktion mitbekommen, wenn den, den man beschenkt, das Geschenk auspackt? Das war meistens das Spannendste und Beste daran!  Vielleicht gefiel es ja gar nicht!

Ich hatte für Kris über das Internet geglaubte zwei (die sich dann als drei entpuppten) Handyhüllen bestellt gehabt. Kris hatte sich auf unseren Trip nach London unter anderen irgendwann einmal aufgeregt gehabt, dass sie keine Handyhüllen für ihr Handy fand.

Ich hatte ihr einmal eine mit Hasenohren (B.A.P. hatten so Hasenmaskottchen) und eine schwarze und eine Weiße Hülle, die so Glitzersteine und Glitzerblümchen droben hatten.

Meine Mum und mir hatten sie gefallen gehabt und Brooke hatte sie auch für gut erklärt, bzw. hatte ich sie eigentlich gefragt, welche Farbe ich bei den Hasenohren nehmen sollte, wobei sie mir null geholfen hatte, soweit ich mich erinnere. Ich glaube, ich hatte mich für grün entschieden gehabt? Bestimmt… Kris mochte kein Pink, schwarz und weiß fand ich bestimmt zu langweilig und hm…grün passte irgendwie in dem Sinne zu Kris, keine Ahnung.

 Oh und was ich noch vergessen hatte, da Kris krank war, hatte ich ihr mein Halstuch ausgeliehen, das sie noch für eine ganze bei sich behalten würde. Ich glaube, ich hatte es sogar erst bei unseren übernächsten Treffen oder so etwas zurückbekommen? Hm…vielleicht auch Einbildung, egal ich greife schon wieder viel zu weit vor…

Nun in der Nacht auf ihren Geburtstag….oh Gott…irgendwie komm ich jetzt etwas durcheinander…ich hatte bis jetzt eigentlich erst zwei Geburtstage so richtig von Kris erlebt…aber irgendwie bin ich mir jetzt wieder mal nicht sicher, was genau da war.

Ich glaube, ich hatte mit ihr geskypt? Garantiert hatte ich ihr zumindestens eine Sprachnachricht geschickt, da war ich mir sogar sicher!

Oder zumindestens ihr noch einmal gratuliert…perfekt um 12 bestimmt?

Tja, ja mein Gedächtnis wieder.

Sechs Wochen nach meinen Urlaub und zwei Wochen nach meinen eigenen Geburtstag besuchte mich Kris mal endlich mal wieder für ein Wochenende.

Ich hatte am Freitagabend noch drei Auftritte mit meiner Tanzgruppe auf einem Volksfest (theoretisch hätten wir am Samstag noch einmal drei, wo Kris hätte mitkommen und zuschauen können, aber da am Freitag das so eine Katastrophe durch die Zuschauer wurde, die einfach mit auf die Bühne kamen, versuchten einen zu begrapschen usw. und das einfach ausgeartet war, hatte meine Trainerin das abgesagt). Am Samstag kam dann Kris.

Wir gingen gleich vom Bahnhof aus, zu unserem asiatischen Lieblingsrestaurant und wollten dort essen. Normalerweise hatten wir eine gewisse Tendenz dasselbe Gericht zu wählen, da wir einen ähnlichen Geschmack bei solchen Dingen hatten, doch Kris eröffnete mir, dass sie nun Vegetarier sei! VEGETARIER! Meine Welt brach ungefähr zusammen. Ok, Aileen und Seline waren auch Vegetarier…aber bei Aileen war eigentlich ziemlich die ganze Family Vegetarier, weswegen sie Fleisch so oder so nicht so sehr mochte und Seline…die hatte irgendeinen Gesundheitswahn, den ich Null Komma Null verstand, da vegetarisch essen nicht gleich, gesünder essen bedeutete.

Auf jeden Fall gab es für diesen verdammten Umschwung nur eine Erklärung: ihre Krankheit. Aber was sollte ich sagen?

Ich glaube, sie hatte es davor schon einmal erwähnt gehabt, allerdings hatte ich das wieder verdrängt…

Als ich meiner Mum das dann eröffnete, war sie ganz entsetzt gewesen und wusste gar nicht, was sie für uns kochen sollte…

Kein Plan, was wir noch so gemacht hatten, aber ich bin mir sicher, dass wir wieder gelabert, entspannt und Filme geschaut hatten. Das war sicher die reinste Qual für sie, da ich wirklich richtig faul war (bin) und sie (anscheinend, mir war das noch nicht wirklich bewusst gewesen) einen richtigen Bewegungsdrang hatte.

Am Samstagabend hatte es glaube ich Nudeln mit einer selbstkreierten Tomatensoße meiner Mum gegeben. Sie hatte da irgendwie immer mal wieder ihre Phasen und sie war wirklich so ein „gesund-Ernährungsfreak“, auch wenn sie immer betonte, dass man essen konnte was man wollte, man müsste nur das richtige Maß finden.

Kris war am Sonnat gefühlte Jahre anscheinend schon vor mir wach gewesen. Das wurde wirklich immer gruseliger, sag ich euch! Für meine Verhältnisse war das Aufwachen am Sonntag sogar früh gewesen, ich denke es war so gegen neun oder zehn Uhr.

Naja, wir gingen runter, um uns was zu essen zu holen und eigentlich war mein Plan gewesen mit dem Essen erneut hoch zu gehen. Normalerweise war das so meine Wochenendsgewohnheit, da meine Eltern viel früher frühstückten wie ich und mein Bruder gar nicht. 

Doch meine Eltern aßen sogar noch draußen auf der Terrasse und tja schon saßen wir mit am Frühstückstisch. Entweder bildete ich es mir nur ein oder der Blick von Kris war nicht ganz so gehetzt, aber schon etwas naja…leidend?

Meine Mum toastete Brot für Kris, während ich einfach eine Nutella Semmel verschlang, natürlich beide Brötchenseiten beschmiert und nacheinander verzehrt, so wie sich das gehört.

Kris aß zu ihrem getoasteten Brot Käse oder so etwas glaube ich… Wir waren nicht so für Vegetarier ausgelegt, auch wenn meine Mutter auch wenig Fleisch aß und sich sehr gesund ernährte, war da eben eine begrenzte Auswahl.

Meine Mutter hat Kris dann Reis mit irgendwelchen Gemüsezeug oder so etwas gemacht, während wir eine Champignonsoße mit Lende verzehrten, wirklich köstlich. Wieso Kris nicht einfach die Champignonsoße und Reis gegessen hatte? Sie mochte keine Champignons…

Wieso weiß ich nur wieder ungefähr, was wir gegessen hatten und nicht was wir gemacht hatten? Irgendwie ist das wieder typisch. Am Ende hab ich das Essen auch noch verwechselt. Naja kann man nichts machen.

Bevor Kris am Nachmittag abfuhr, wurde sie erst einmal von meiner Mutter durchgeknuddelt und auch von meinem Dad verabschiedet. Als sie dann weg und ich erneut daheim war, kam meine Mutter mit einem leicht zweifelnden und besorgten Blick auf mich zu: „Hat Kris irgendwie abgenommen seit dem letzten Mal? Sie ist zwar schon vorher sehr dünn gewesen, aber so dünn?“

Ich spielte die Unwissende: „Ach, wirklich? Findest du?“

Zweifelnd nickte meine Mutter: „Ich glaube schon. Ist etwas nicht in Ordnung?“

Wieso musste meine Mutter auch immer nur eine so gute Fähigkeit beim Einschätzen von anderen Leuten haben? Ist das irgendwie ein Mutterinstinkt oder so etwas? War das da irgendwie in ihrem Hirn eingebaut?

Ich lächelte meine Mutter an: „Nein, alles Ok.“

Ich machte kehrt und verschwand in meinem Zimmer, in dem ich mein Handy rauszog und kurz davor war, Kris zu schreiben. Ich hatte schon die ersten Wörter eingetippt, doch ich überlegte es mir anders. Nein, das sollte ich lieber nicht schreiben.

 Und schon entwickelte sich das Lügennetz weiter.

Ich glaube, ich hatte auch noch nie erwähnt, dass Kris sich ab und an ritzte? Nein, sicher nicht oder?

Dachte ich mir schon. Wenn sie mir so etwas Ähnliches wie „Lay, ich hab schon wieder Mist/Scheiße gebaut“ schrieb, war das der Code, es wurde alles zu viel und ich habe mich geritzt.

Als ich klein gewesen war und sehr viele Narben von Schnittwunden am Arm von einer etwas kurvigeren Frau, deren Haare schwarz gefärbt gewesen waren und die in derselben Farbe gekleidet war, gesehen hatte, hatte ich meinen Dad gefragt: „Papa, wieso hat diese Frau so viele schlimme Narben?“

Und mein Vater meinte nur: „Tja, Laney, diese Menschen sind sehr krank. Sie haben solche Schmerzen in ihrem Inneren und leiden so sehr, dass sie versuchen das auch an ihrem Körper zu zeigen, bzw. versuchen sie dadurch ihren Schmerz zu verdrängen, verstehst du?“

Damals hatte ich das nicht wirklich verstanden. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum man zu solchen Maßnahmen griff und sich so etwas antat. In meinen Kinderaugen sah das einfach nur schrecklich aus…

Mittlerweile konnte ich mir es immer noch nicht voll und ganz vorstellen, wie man so etwas tun konnte, aber ich verstand es wesentlich besser als damals. Ich schätze, so etwas versteht man nur richtig, wenn man es selbst tat…

Kapitel 9

Am Tag von Mums Geburtstag gingen wir schick essen. Mein Bruder und ich hatten ihr extra einen teuren Ring, der zu der Kette, die mein Vater ihr schenkte, gekauft. Es war ein schöner einigermaßen entspannender Tag, obwohl sich meine Mutter schon wieder einmal tausend Gedanken, um ihre Feier am Wochenende machte.

Ihr machte es nichts aus, dass weder mein Bruder noch ich anwesend sein konnten.

Ich hatte deswegen allerdings immer noch ein schlechtes Gewissen…

Ich tat mein Bestes, dies zu ignorieren und meine Reisetasche für den Urlaub mit Kris Familie nach Kroatien zu packen. Gleichzeitig musste ich mich auch noch von dem Tabuthema: „Arbeit schreiben“ ablenken, was mir neben dem Packen sehr leicht fiel mit lesen und irgendwelche Sachen anschauen.

Als ich mein Gepäck dann irgendwie zur Haustüre befördert hatte, bekam ich sehr kritische Blicke meine Eltern.

Mein Vater fragte nur: „Was nimmst du denn bitte alles mit? Ist überhaupt noch etwas in deinem Kleiderschrank?“

Meine Mutter schien gerade zu überlegen, ob noch genügend Zeit war, meine Sachen umzupacken, mich zum Bahnhof zu bringen und meinen Zug nicht zu verpassen, kam dann allerdings zu dem Schluss, dass das nicht mehr möglich war.

Ich wies meine Eltern nur daraufhin, dass ich ja meinen Kleiderschrank vor einer Weile ausgemistet hatte und ich einiges für Kris mitnehmen würde. Kris und ich hatten das vor einer Weile angefangen, dass wir unsere alten aber noch guten Klamotten ja erst einmal den jeweils anderen zeigen könnten. Ich war mir recht sicher, dass Kris ein paar der Sachen nicht haben wollte, aber ich nahm sie trotzdem mit, wer wusste das schon, vielleicht überraschte sie ja einen?

Es war unter den Sachen ein weißes, leicht cremefarbenes Spitzenkleid, das ich nicht oft angehabt hatte, da es mir wirklich nicht stand. Warum ich das gekauft hatte? Keine Ahnung, aber zu meiner blassen Haut, meinen dunklen Haaren und dunklen Augen ging das gar nicht! Ich sah aus als wäre ich ein Zombie mit dem Kleid! Meine sowieso schon blasse Haut wirkte einfach nur krankhaft!

Kris würde das Kleid theoretisch einfach nur mega stehen! Es würde einfach perfekt aussehen! Dazu könnte sie auch ihre schwarze Lederjacke, schwarzen Chucks und ihren schwarzen Schmuck oder was auch immer tragen. Es würde trotzdem einfach nur hammermäßig aussehen!

Aber Kris mochte keine Kleider…Kris mochte auch keine Röcke…Kris mochte auch keine hohen Schuhe oder bunte Kleidung…

Als wir am Bahnhof ankamen, meinte mein Vater, ich würde es ja nicht schaffen, mein Gepäck selbst zu tragen, weswegen er mich zum Gleis brachte bzw. mein Gepäck. Ich verstand nicht, wieso er so ein Riesendrama um mein Gepäck machte! Ich hatte das ja auch die Treppe runter und den Flur entlang getragen!

Er übertrieb einfach maßlos! Wie immer! Er hatte die Tendenz wirklich immer maßlos zu übertreiben! Und in manchen Momenten nervte mich das so richtig! Was heißt in manchen? In eigentlich jedem! Zumindestens kam mir das so vor.

Natürlich traf Dad am Gleis einen Bekannten, den er bat mir mit meinem Gepäck zu helfen. Wieso kannte mein Dad nur immer überall jemanden?! Und ich schaffte mein verdammtes Gepäck allein…

Da der bekannte schon früher ausstieg, musste ich mich erst einmal ein wenig selbst um mein Gepäck kümmern und schrieb Kris eine Nachricht, dass ich wohl möglicherweise doch etwas Hilfe am Bahnhof von Swindon von ihr brauchen könnte…

Direkt vom Zug wurde ich dann von Kris und ihrem Dad abgeholt. Ihr Dad übernahm meine „kleine“ Reisetasche. Kris machte sich etwas darüber lustig, fügte allerdings hinzu, dass ihre Schwester schlimmer sei als ich.

Irgendwie konnte ich mir schlecht vorstellen, dass jemand noch schlimmer sein konnte als ich… wobei ich ja in meiner Familie normalerweise meistens das wenigste Gepäck mithatte, keine Ahnung, warum das dieses Mal so viel war.

Ihr Dad fuhr uns noch kurz zu einem Café, in dem wir jeder einen Cappuccino tranken, da wir noch Kris Mutter von der Arbeit mitnehmen wollten und diese noch nicht ganz fertig war.

Nach dem kurzen Koffeinschub ging es dann zur Firma, in der Kris Mum arbeitete, und nahmen diese nach kurzem Warten, bzw. nachdem Kris in die Firma gestürmt ist, mit.

Bei Ihnen angekommen schleppte ich zusammen mit Kris mein Gepäck in ihr Zimmer. Kris Mum erinnerte sie daran, dass wir morgen abfahren würde und sie bis dahin alles gepackt haben sollte.

Oben angekommen schoben wir den jeweils anderen unseren aussortierten Kleiderstapel zu, woraufhin es anschließend eine kleine Modenschau gab, da wir die Teile anprobierten und überlegten, um welche wir den anderen erleichterten und welche wir einfach nicht haben wollten.

Soweit ich mich erinnere haben wir am Ende einfach so gut wie alle vom jeweils anderen genommen. Kris nahm sogar das weiße Kleid! Ich war halb geschockt, halb irritiert und sichtlich verwirrt. Aber dagegen würde ich nichts sagen. Vielleicht hatte ich mich ja die ganze Zeit doch geirrt? Vielleicht war es ja doch anders? Auch wenn sie diesen unwohlen Blick draufhatte, aber irgendwie auch nicht.

Anschließend gab es Abendessen. Keine Ahnung, was es gab, aber Kris bekam es ohne Fleisch, wohingegen ich mit Fleisch aß.

Ich wollte gar nicht wissen, wie kompliziert es für Kris Mum war, für sie den Großteil der Zeit darauf zu achten, dass kein Fleisch in Kris Essen landete.

Ich begann während des Essens mit Kris Mutter eine Unterhaltung über sonst was. Ich hatte mir irgendwie überlegt, dass das vielleicht das Essen für Kris erleichtern würde, wobei es ihr auch sehr viele Gelegenheiten fürs „Schummeln“ geben würde….aber ich wollte ihr einfach glauben…Ich wollte daran festhalten, dass sie das alles wirklich nicht wollte und dass sie gegen die andere Stimme gewinnen würde.

Es ist auch nicht schwer sich mit Kris Mum zu unterhalten, man kann mit ihr eigentlich über alles reden, bzw. kann ich das so oder so.

Nach dem Essen redeten Kris und ich noch eine ganze Zeit, bevor wir einschliefen.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Genf, um dort eine Nacht zu schlafen, da die Reise sonst zu lange und zu erschöpfend wäre.

Wobei ich so oder so den Großteil der Fahrt verpennte. Ich konnte eben sehr gut im Auto, Bus oder Zug schlafen. Mir wurde während einer solchen Fahrt oft schlecht, weswegen es immer wieder von Vorteil ist einfach nur zu schlafen und die Fahrt gar nicht wirklich mitzuerleben.

In Genf regnete es leider die ganze Zeit über und das Restaurant von dem Kris und ihre Familie so geschwärmt hatten, hatte leider zu. Aber wir fanden eine Alternative, die Kris Mum, nachdem Kris und ich zu keiner Entscheidung gekommen waren, gefunden hatte. Es war ein süßes kleines indisches Restaurant. Soweit ich mich erinnern konnte, war das das erste Mal, dass ich in einem indischen Restaurant war. (Wobei ich mir da auch nicht so ganz sicher bin, ob das auch wirklich stimmt…)

Ich hatte gleich beim Entscheiden vom Essen eine wirklich gute Wahl getroffen! Es schmeckte wirklich Hammer! Es war irgendetwas mit Hähnchen in einer seltsamen Soße gewesen mit Reis oder so etwas. Es war einfach nur genial gewesen!

Das Essen von Kris war eher ein Reinfall gewesen, keine Ahnung was es gewesen war, aber mien Geschmack war das Zeug nicht…

Mich hätte es nicht gewundert, wenn sie es nicht gegessen hätte…

Kris Eltern weigerten sich, mich für mein Essen selbst zahlen zu lassen, was mich wirklich störte irgendwie. Meine Eltern hatten mir extra genügend Geld mitgegeben, sodass ich für alles selbst zahlen konnte, wo ich doch schon quasi umsonst mitfahren durfte…

Da bekam ich irgendwie schon ein kleines schlechtes Gewissen. Ich mochte das einfach nicht jemand anderen etwas zu schulden. Unter Freunden war das vollkommen ok, da lud man sich eben abwechselnd ein oder so etwas (auch wenn das immer schwierig ist abzuschätzen, ob man mittlerweile ca gleich viel ausgegeben hat oder nicht), aber so etwas war einfach etwas anderes, da konnte ich mich nie entscheiden, was ich tun sollte.

Das war leider bei mir schon immer so gewesen. Klar, luden meine Eltern, wenn eine Freundin von mir dabei war, diese auch zum Essen oder was auch immer ein..aber es war trotzdem einfach nur seltsam!

Anschließend haben wir nicht mehr wirklich viel gemacht außer Schlafen. Die Fahrt am nächsten Tag verlief bis zur Grenze von Kroatien relativ gut… nur dann suchten wir irgendwie den richtigen Übergang…den wir mit dem dummen Navi irgendwie nicht so wirklich fangen…

Sehr nützliche Dinger diese Navis, aber manchmal wirklich einfach nur bockig!

Ich verpennte natürlich erneut einen Großteil der Fahrt und hörte, währenddessen Musik.

Kris war in eins ihrer Bücher vertieft, dass ihr ihre Mum gekauft hatte. Es handelte von einem Mädchen, dass ebenfalls eine Essstörung hatte…

Soviel ich von den Buch mitbekommen hatte, war es einfach nur verstörend. Man konnte ab und an manches verstehen, aber bei den Großteil konnte ich mir einfach nur denken „WIESO TUST DU DAS?!“ und ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass dieses Mädchen es selbst nicht einmal so genau wusste…

Leider glaubte bze glaube ich, dass Kris in einer ähnlichen Situation steckte und sich genauso fühlte wie das Mädchen…leider hatte ich ab und an meine Zunge mal wieder nicht im Griff, weswegen Kris meine Gedanken dazu recht gut kannte. Ich konnte das einfach nicht verstehen. Ich schätze das ist wirklich gut, da das bedeutet, dass ich in dieser Hinsicht gesund bin…aber trotzdem…

Kris schien richtig fasziniert von dem Buch und ich wollte von ihr immer wieder upgedatet werden, was sie so erfahren hatte aus dem Buch.

Mir reichten schon die Erzählungen, nie im Leben könnte ich selbst ein solches Buch lesen, das würde mich viel zu sehr aufregen.

Als wir nach unserer kleinen Irrfahrt bei der Ferienwohnung ankamen, muss ich wirklich zugeben, dass es freundlich aussah. Es war groß genug, hatte einen riesigen Balkon, der um die Ecke ging und alles sah ganz kuschelig aus, wenn auch ein bisschen omastyl. Es sah aber richtig heimisch aus auf eine Art und Weise, die ich einfach nicht beschreiben kann. Die Besitzer waren auch sehr freundlich und total entspannt.

Nun starten die zwei Wochen, in denen ich von allen weit weg bin. Von Mum, Dad, meinen nervigen Bruder und all meinen Freundinnen außer Kris und ihrer Familie.

Hoffentlich würden wir uns nicht streiten!...Wobei wir uns streiten. Das war wirklich unwahrscheinlich und wenn dann wäre es nur ein sinnloser Streit über irgendeinen Charakter, bei den wir uns einfach nicht einigen konnten, was aber eher selten bis gar nicht passierte.

Es war seltsam, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendetwas schief gehen würde, bzw. kam ich nicht mal wirklich auf den Gedanken. Kris Mutter hat uns nur gefragt, ob wir es wirklich zwei Wochen miteinander aushalten würden.

Wir waren uns bei der Antwort sofort einig gewesen.

Kris Vater hat auch gescherzt, dass ich öfter mitkommen darf, da mein Vater mir natürlich vorsorglich wie er nun einmal ist eine kleine Reiseapotheke zusammengepackt hat.

Meine Eltern waren schon immer sehr fürsorglich gewesen und das zeigte sich immer wieder.

Kris Mum erinnerte mich, auch ja meinen Eltern zu schreiben.

Ich konnte mir schon vorstellen, wie meine Mum die ganze Zeit ihr Handy mit sich rumtrug, nur um keine Nachricht von mir zu verpassen, das hatte sie auch gemacht, als mein Bruder ein Jahr in Australien verbracht hatte und sie einfach ihn wirklich vermisst hat. Vor allem in der ersten Zeit war es richtig schlimm für sie gewesen…

Deswegen schrieb ich meinen Eltern eine kurze Nachricht, damit sie Bescheid wussten, dass ich gut angekommen war.

Den ersten Tag verbrachten wir eher mit rumliegen und entspannen. Ganz in meinem Stil also.

Kris und ich nahmen uns vor, jeden Tag einen Harry Potter Film oder ein Special von dem Film anzuschauen.

Ich war mal wieder in eine Harry Potter Phase abgerutscht und war so nett, Kris gleich mit hineinzuziehen, in meine anregenden Diskussionen über die verschiedenen Charaktere und überhaupt über einfach Gott und die Welt.

Kris schien es mittlerweile öfter zu mögen, mir einfach nur zuzuhören, bzw. in ihre eigene Welt abzurutschen. Manchmal fragte ich mich, ob sie mir wirklich zuhörte, oder ob ich einfach zu viel redete und sie somit langweilte, oder überhaupt, was sie machen wollte. Da sie irgendwie mittlerweile immer stiller wurde.

Bei unseren ersten Treffen war sie genauso gewesen wie ich. Eine richtige Plappertante und bei den nächsten Malen war das auch oft so gewesen…aber seit…einer Weile hatte es abgenommen. Lag das alles nur daran? Es zerstörte ihr normales Leben. Es kontrollierte sie. Es schien sie einzunehmen, es war ein beängstigender Gedanke…

Kapitel 10

Ich gebe es zu, ich bin eine unverbesserliche Langschläferin, aber normalerweise recht hellhörig, wenn es darum geht, dass Unruhe um mich rum startet, während ich eigentlich schlafe.

Irgendwann (für mich mitten in der Nacht) am zweiten Tag merkte ich, dass Kris sich neben mir etwas mehr bewegte und hustete wie verrückt.

Träumte ich das jetzt?

Ich war irgendwie zwischen Schlafen und wach sein. So eine Art Halbschlaf? Auf einmal hörte es auf und es war wieder still.

Sicher Einbildung…

Irgendwann weitaus später wachte ich richtig auf und war einigermaßen ausgeschlafen. Müde rieb ich mir meine Augen und blickte direkt in zwei große dunkle Augen.

Erschrocken fiel ich fast aus dem Bett!

Unschuldig blinzelte Kris mich an: „Guten Morgen.“

Ich brummte etwas vor mich hin, was Morgen heißen sollte, ob das sich wirklich so angehört hatte, war ich mir wirklich nicht sicher…wahrscheinlich eher nicht. Aber das war Kris schon gewohnt. Wir hatten eine Phase durchlebt (die ich nicht erwähnt hatte wie mir jetzt einfällt…glaub ich zumindestens), in der sie darauf geachtet hatte, dass ich früh auch wirklich aufstehe. Heißt sie hat mir morgens immer geschrieben und wenn ich nicht zurückgeschrieben habe, hat sie angerufen.

Einmal hab ich unglücklicherweise abgehoben und irgendein Brumm/Grunzgeräusch von mir gegeben… Peinlich, peinlich…

Nun ja kurz darauf meinte sie nur: „Du bist süß, wenn du schläfst.“

Irritiert blickte ich sie nur an.

Ich? Süß beim Schlafen? Das wagte ich STARK zu bezweifeln.

Sicher rollte ich die ganze Zeit umher, breitete mich aus wie ein Bauarbeiter und sabberte alles voll…

Hoffentlich nicht…

Naja nach diesem recht…nun…gruseligen Morgen, gab es gleich Frühstück.

Eine Qual für Kris, eine Freude für mich.

Ok, ich bin eigentlich kein Fan vom Früh-Frühstück, also Frühstück vor zehn Uhr oder so etwas, da kann ich das nicht wirklich genießen, bzw. irgendetwas essen…

Aber es war nicht so früh, sondern perfekt fürs Frühstück und Kris Mum machte jeden Morgen Rührei oder Spiegelei… Ich liebe Rührei oder Spiegelei zum Frühstück, fast so sehr wie Kuchen zum Frühstück. Dazu machte sie immer etwas Gruke und Tomate usw (das rührte ich nie an), Melone, Brot, Wurst, Käse, Müsli, alles Mögliche eigentlich.

Ich aß Spiegelei, Butterbrot und ein bisschen Müsli, dazu bekam ich einen Kaffee, der extra für mich gemacht wurde.

Kris und ihre Eltern tranken jeden morgen schwarzen Tee mit ein bisschen Kräutern und Milch. Ich mochte das zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich und Gott krieg ich jetzt Hunger, nur wenn ich das aufschreibe…

Überspringen wir mal das weitere essen. Es verlief alles recht gut, keine Diskussionen, keine Tränen, alles gut.

An diesem Tag gingen wir ans Meer.

Das bedeutete Bikini. Ich wusste, dass Kris sich da nicht gut fühlen würde, bzw. ahnte ich es. Es war eine starke Vermutung und ab jetzt werde ich nur noch die wichtigen Sachen erzählen, da ich mir nicht mehr sicher bin, was wann genau passiert war und ich mich nur noch an ein paar Einzelheiten erinnere.

An jenem Tag war allerdings nicht so wirklich geniales Wetter, weswegen wir auch ein bisschen die Stadt ansahen und uns einen schönen Milchshake gönnten. Mich wunderte es, das Kris freiwillig einen bestellte…könnte aber auch an dem warnenden Blick ihrer Mutter liegen…

Während wir die Stadt etwas erkundeten, entdeckten Kris und ich ein nettes Café, in dem es WLAN gab! Die Rettung schlecht hin! Das wäre die Möglichkeit mit der Außenwelt in Kontakt zu treten! Und sie boten viele leckere Sachen an!

Schon war beschlossen, dass wir da mal wieder hingehen mussten.

Wieder schauten wir am Abend einen Harry Potter Film, was uns nur Kopfschütteln von Kris Eltern einbrachte. Am nächsten Tag passierte nicht wirklich etwas Besonderes, glaube ich. Kris stand wieder zu einer ungöttlichen Zeit auf und ich pennte erneut weiter.

Den Tag drauf fuhren wir nach Pula und Kris Eltern erfuhren von meiner nun ja…sagen wir mal leichten Überlkeit beim Fahren, weswegen Kris Mum etwas besorgt um mich war und mich immer wieder fragte, ob es mir auch gut ging. Es war wirklich lieb von ihr, aber es ist mittlerweile wirklich schon viel besser und seltener dazu gekommen…Wirklich!

Anscheinend sah ich dabei aber nicht wirklich überzeugend aus…Leider…

Nun in Pula angekommen erkundeten wir die Stadt, s war wirklich nett dort und Kris Mum machte ständig Bilder von allem, was irgendwie gut war, so im Nachhinein.

Wir aßen eine ganze Zeit nichts, was selbst mir nicht einmal wirklich auffiel, durch die ganzen neuen Eindrücke, oder vielleicht weil ich wieder so viel mit Kris laberte und versuchte sie zum Lachen zu bringen.

Irgendwann fiel aber auch Kris Mum auf: „Wir sollten was essen. Es ist schon Nachmittag.“

Normalerweise wäre das keine große Sache, wenn man einmal nach einem ausreichenden Frühstück erst nachmittags etwas isst, aber in Kris Fall.

Kris Augen wurden wieder etwas wässrig und so verzweifelt und sie schüttelte den Kopf: „Ich hab keinen Hunger.“

Kris Mum lies nicht mit sich diskutieren: „Du wirst was essen.“

Kris kreuzte ihre Arme vor der Brust: „Ich habe keinen Hunger.“

So ging das eine ganze Weile, währenddessen standen Kris ihre Vater und ich etwas unbeholfen daneben und begannen uns über die Essensmöglichkeiten zu unterhalten und er deutete, auf den Bäcker in der Nähe, der irgendwelches Fleischgebäckzeug verkaufte, das wirklich gut aussah.

Ich wusste nicht wie ich Kris helfen sollte und ihre Mum hatte ja recht. Sie MUSSTE wirklich essen! Sie war so verdammt dünn…da bekam man es mit der Angst zu tun…

Kris ihre Mutter gewann die Diskussion schließlich, war aber danach selbst einfach nur erledigt und das Essen verlief mit weniger Reden als sonst.

Ich konnte mir nur gut vorstellen, wie angespannt die Situation war. Man konnte es wirklich fast spüren. Ich wollte nicht wissen, wie es war, wenn ich nicht da war und sie daheim waren…

Sicher schrecklich…

Ach dem Ausflug gingen wir noch einkaufen und Kris Mum wollte eigentlich, dass ich mir irgendetwas spezielles aussuchte, aber ich wollte nicht einmal irgendetwas spezielles.

Ich hatte selbst keine Ahnung wieso, aber irgendwie war ich mal recht anspruchslos.

Kris hatte schon als wir aus dem Auto ausstiegen, diese extrem wässrigen Augen, die einfach schon für sich selbst sprachen und sie begann langsam zu beben.

Ich kannte das. Das zeigte, dass man gleich weinte.

Kris Mutter zischte ihr kurz zu: „Nicht hier und jetzt.“

Diese Aussage war definitiv nicht hilfreich. Ich konnte mir aber vorstellen, dass Kris Mutter einfach keine Nerven für die Gesamtsituation hatte. Arbeiten, die Gedanken immer beim essgestörten Kind haben, das war eine doppelte Belastung. Ständig wegen Essen streiten… Selbst im Urlaub ist es immer da… Der Streit…

 Ich konnte das nicht mit ansehen und nahm Kris in den Arm. Mitten im Gang, wo gefühlte tausend Leute vorbeiwollten.

Zwei Männer, die sich den Weg an uns vorbeibahnten schienen amüsiert über die Situation. Ich starrte sie böse an, während ich die an meine Schulter schluchzende Kris und ich sie mal wieder volllaberte, versuchte ein bisschen aus der Mitte des Gangs zu ziehen, was mir eher schlecht als recht gelang.

 Nach einer Weile hatte sie sich wieder erholt und lächelte mich an. Sofort redete ich weiter über Schwachsinn und begann mit ihr ihre Eltern zu suchen.

Ihre Mutter fragte nur: „Alles wieder gut?“

Kris nickte und die ganze Sache fiel wieder unter den Tisch.

Die nächsten Tage versuchte ich Kris so oft wie möglich zum Lachen zu bringen, ob es nun die Kommentare während der Harry Potter Filme waren oder meine Diskussionen über irgendwelchen sinnlosen Quatsch. An einem Tag nahm ich sie Huckepack und obwohl Kris zehn Zentimeter größer war als ich, fiel es mir richtig leicht sie zu tragen. Es fühlte sich an, als würde ich einen kinderleichte Puppe tragen…

Ich kitzelte sie, wenn ich Lust hatte. Kris war wirklich kitzelig!

Kirs und ihre Eltern nahmen uns auf ein paar Ausflüge, die immer recht nett waren und eigentlich wirklich Spaß machten, obwohl das früher aufstehen und Bewegung bedeutete.

Als Kris und ich einmal schwimmen gingen, waren Kris ihre Eltern wirklich besorgt und beobachteten uns die gesamte Zeit. Zuerst schien mir das etwas lächerlich, aber wenn ich so drüber nachdenke, war das sicherlich nicht wegen unserer Schwimmkünste, sondern aus Sorge, dass Kris auf einmal ohnmächtig vor Anstrengung wird oder so etwas…

Wir verbrachten wirklich viel Zeit im Café, was wirklich nett war und die nette Bedienung wuchs uns fast schon ein bisschen ans Herz. Sie konnte so viele Sprachen sprechen!

An einem Tag, an dem ich kurz unser Zimmer etwas aufräumte, nachdem ich geduscht hatte, war Kris auf einmal verschwunden und als ich sie suchen wollte, sah ich sie heulend in den Armen ihrer Mutter im gegenüberliegenden Zimmer stehen. Kris Mutter lächelte mir leicht zu und schloss die Tür.

Ich kaute auf meiner Unterlippe, schritt zurück in unser Zimmer und begann das verdammt grausame Buch zu lesen. Zuerst hatte ich ein wirklich wunderschönes Buch von Jojo Moyes gelesen, doch danach hatte ich ein wirklich dummes Buch angefangen. Die ganze Zeit konnte die dumme Protagonistin sich zwischen zwei Typen nicht entscheiden. (Leider wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht, dass nur ein zwei Jährchen später, mir selbst es ähnlich gehen würde…aber darum wird es hier nie gehen.)

Ich las ein bisschen weiter und wartete darauf, dass Kris sich mit ihrer Mutter ausgeredet hatte, damit ich sie volljammern konnte über diese dumme Protagonistin!

Als sie zurückkam, legte sie sich neben mich und mir fiel sofort auf, dass ihre Augen immer noch rot waren.

Ich nahm sie in den Arm und jammerte sie über dieses grausame Buch voll, dass einfach nicht enden wollte.

Kris lachte nur und stimmte mir zu, dass es kein besonders gutes Buch war.

Ein weiterer Moment, an den ich mich noch sehr gut erinnere, war als Kris Eltern und ich allein im Wohnzimmer der Ferienwohnung waren, etwas Fern sahen und parallel dazu lasen, während Kris aufs Klo gegangen war.

Ich weiß nicht, ob ich mich verhört hatte, ob es meine Einbildung war oder ob vielleicht meine Erinnerungen einfach verrücktspielen, aber ich glaube mich daran zu erinnern, heftiges Husten und Würgen zu hören.

Ich hatte von dem Buch aufgesehen und Kris Mum hat meinen Blick aufgefangen und nur gelächelt, während sie sich ihrer Beschäftigung weitergewidmet hat. Kris Vater hatte nicht einmal gezuckt…

Das fand ich seltsam. Das war doch seltsam oder?

Ich hatte mir eingeredet, dass es nur meine Einbildung war, aber ich hatte Kris danach eine ganze Weile nicht gesehen gehabt und ich wollte das einfach nicht glauben.

Mir machte es schon Angst wie sehr sie von diesen ganzen Essgestörten Büchern fasziniert war. Bekam sie durch die Bücher nicht nur seltsame Gedanken…? Half das wirklich? Ich war skeptisch…

Kris hatte das eine Buch auch fertig gelesen gehabt und war davon enttäuscht gewesen, da die Autorin nicht aus ihrem Verhalten hatte ausbrechen können. Ich glaube, Kris hat das auch etwas Angst gemacht…zumindestens einen Teil von Kris.

Kris hat mir einmal erzählt, dass es wirklich so war als hätte sie zwei Persönlichkeiten in sich und die eine kranke Seite war einfach im Moment bei ihr die stärkere…

Ich weiß, dass ich sehr sehr sehr viel vom Urlaub überhaupt unerwähnt gelassen habe, sehr viele schöne Momente, die wir dort erlebt haben, sehr viel Lachen, das wir geteilt haben, aber ich kann mich nicht mehr so genau daran erinnern…

Ich hätte das hier alles wahrscheinlich früher aufschreiben sollen…

Kapitel 11

Nach einer tollen Heimfahrt, in der wir die gesamte Strecke zurücklegten, was sicher für Kris Eltern mega anstrengend war, verbrachte ich erst einmal noch eine Nacht bei Kris daheim, bevor mich am nächsten Tag meine Eltern abholten.

Kris und ich waren beide etwas nervös deswegen, da es sein könnte, das irgendeine Lüge aufflog.

Meine Eltern wussten nichts von „Kris Situation“. Sie wussten nichts von den Depressionen, der Essstörung, der Therapie oder sonst irgendetwas.

Ich hatte allerdings das ungute Gefühl, dass meine Eltern erahnen konnten, dass irgendetwas nicht ok war.

Vor allem meine Mutter war in dieser Hinsicht schon immer sehr sensibel gewesen, was manchmal perfekt und oft sehr lästig war, da sie oft zu wissen schien, wann ich log…

Doch zu meiner eigenen Überraschung fragten mich meine Eltern nicht weiter nach, sie wollten nur ein bisschen was über den Urlaub hören, was wirklich normal war.

Dummer Weise hatte ich Genie ein paar Einäufe, bei Kris vergessen, weswegen wir noch einmal kurz vor der Autobahn umdrehen mussten.

Kris Vater lachte nur: „Du bist ja schon wieder da.“

Ich lachte nur mit und erklärte, dass ich etwas vergessen hatte, was Kris mir auch schon entgegenreichte.

Ich Genie hatte natürlich nicht daran gedacht, dass ich Kris Mum meinen Personalausweis gegeben hatte und diesen nicht mehr zurückbekommen hatte.

Das fiel mir allerdings leider erst daheim auf…

Sofort schrieb ich Kris, die meine Befürchtung bestätigte.

Das Ganze wäre eigentlich kein großes Ding gewesen, nur hatte ich keine Zeit runterzufahren oder Kris hochzufahren und von meiner Schule aus stand die Berlinfahrt bevor, für die ich meinen Perso benötigte!

Anscheinend hatte daraufhin Kris Mum den Perso gleich zusammen mit einem Brief früh am Morgen losgeschickt, sodass er wirklich schon am nächsten Tag ankam!

Glück musste man ja manchmal auch haben.

Kris Mum hatte  zwar meinen Spitznamen als Namen benutzt und eigentlich den falschen Ort draufgeschrieben (leider auch meine Schuld, da ich die nächstgrößere Kleinstadt genannt hatte), aber der Brief hatte mich trotzdem erreicht.

Der Brief war kurz gehalten, aber wirklich rührend. Kris Mum schien sich die Schuld zu geben, dass ich ohne Perso war, dabei war es ebenso meine verdammte Schuld, das dumme Teil einfach zu vergessen…

Sie dankte mir von ganzem Herzen für meinen positiven Einfluss auf Kris und wünschte mir viel Erfolg für meine Führerscheinprüfung als auch für meinen weiteren Schulweg.

Sie hoffte, dass mich die Situation von Kris nicht zu sehr belastete und ich mich trotz allem gut konzentrieren konnte.

Sie richtete auch noch einmal viele Grüße an meine Eltern aus und bedankte sich für ein kleines Geschenk, das meine Eltern gemacht hatten.

Da fällt mir ein, dass unsere Eltern eigentlich mal mit uns zusammen essen haben gehen wollen…das haben sie immer noch nicht gemacht…

Nun gut sei es wie es sei. Der Brief… Er war irgendwie emotional für mich. Es stand nicht viel drin, das ist wahr.

Aber welcher positive Einfluss? Hatte ich wirklich einen positiven Einfluss auf Kris? Ich versuchte sie wo es ging zu unterstützen, aber manchmal hatte ich das Gefühl sie irgendwie falsch zu unterstützen… Da ich zwar eine gewisse Tendenz hatte, aber zu feige war das mal wieder anzusprechen, bzw. überhaupt anzusprechen. Ich wusste nicht, ob Kris darüber reden wollte.

Sie hatte es mir persönlich nur zwei Mal erwähnt und im Urlaub sich selbst immer mit anderen verglichen, bzw. mit einem ganz speziellen Fall, auch wenn das ein ganz bunter Chaot war.

Ich war hier wahrscheinlich eine miese Freundin…

Ich hatte diese gewisse Eigenschaft, dass, wenn ich mich auf etwas konzentrieren wollte, wie zum Beispiel einen Test oder keine Ahnung eine Verabredung oder so etwas, es so gut wie immer hinbekam, mich voll und ganz darauf zu konzentrieren. Ab und an würden meine Gedanken zwar wandern, aber das war eher eine Seltenheit.

Die Situation belastete mich also wirklich nicht so, wie Kris Mum dachte, dass sie es tat. Natürlich würde ich Kris gerne helfen und ab und an versuchte ich mir etwas zu überlegen, aber mir fiel nichts spezielles ein. Nichts zumindestens, was einen wirklichen Unterschied bringen würde…

Also welchen positiven Einfluss sollte ich haben? Klar hatte ich Kris ab und an etwas zum Lachen gebracht, aber das war ja wohl irgendwo selbstverständlich! Wir sind Freundinnen! Da wäre es ja schade, wenn es immer nur aus Tränen bestehen würde, auch wenn es solche Zeiten auch geben kann.

Zudem hatte ich selbst hier noch andere Freundinnen, die immer wieder für meine Ablenkung sorgten, denen ich allerdings immer noch nichts erzählt hatte.

Die Wochen zogen dahin, aus Wochen wurden Monate und ich hielt weiterhin nur über Handy und Laptop mit Kris Kontakt. Gerne hätte ich einmal mit ihr geskypt, um sie wenigstens durch den Bildschirm zu sehen, doch das war nicht möglich, da sie irgendwie kein Skype mehr hatte und ich blickte da so oder so nicht durch, wieso das jetzt nicht ging.

Deswegen konnten wir uns wirklich nur schreiben.

Klar war das ok, aber als Freunde will man sich doch auch gerne mal wieder sehen!

Leider war ich total ausgebucht… Ständig stand entweder eine Klausur, ein Test oder irgendeine Veranstaltung bei mir an, weswegen ich einfach total ausgeplant war. Geburtstage meiner Freundinnen kamen und gingen, Präsentationen, Familienfeiern,… Es schien gar kein Ende zu geben. Dann kam Weihnachten und nach den Feiertagen würde ich endlich mal wieder Kris begegnen, da uns der Termin endlich mal beiden passte. Sie würde von Samstag bis Montag kommen.

Eigentlich hatte sie vorgeschlagen schon am Freitagabend anzureisen, doch da waren unsere ganzen Verwandten bei uns eingeladen und meiner Mutter wäre es dann zu viel geworden. Warum auch immer ihr das dann zu viel geworden wäre, wo sie doch einfach nur mit mir zum Bahnhof hätte fahren müssen und zurück, aber gut wie sie meint.

 Ich war wieder einmal festentschlossen irgendwie Kris das Essen schmackhaft zu machen, was mal wieder eher nicht so gelang.

Meine Eltern belästigten sie mit unnötigen Fragen und peinlich peinlich meine Mum wollte ihre alten Erzieherpläne auf Kris abwälzen. Was mir irgendwie leid tat und gleichzeitig mich amüsierte.

Einen Nachmittag verbrachten wir in einem netten Café, bei uns in der Nähe, die alles selbst machten und Kris schwärmt heute noch ab und an von dem Chai Latté, den sie dort getrunken hatte.

Wir versuchten mal wieder eine Fanfiktion zusammen auf die Beine zu stellen (muss ich erwähnen, dass diese immer noch irgendwo auf meinem Laptop in Bearbeitung ist und eher schlecht als recht vorankommt?).

Es machte Spaß. Wir blödelten rum und für eine Weile schien Kris mal wieder ihre Probleme zu vergessen. Sie war weg von Zuhause, von ihren Eltern und ihrem gewöhnlichen Umfeld. Sie schien ein bisschen frei zu sein, wenn auch nicht ganz, da ich da war und ich davon wusste…

Ich hatte die Hoffnung, dass für sie das ein bisschen so war wie Urlaub. Eine kleine Pause, ein Standby, da es sicher gleich, wenn sie daheim ankommen würde, weitergehen würde.

Ich würde gerne mir vornehmen sie öfter zu besuchen, doch das ging nicht. Meine Abschlussprüfungen würden in ein paar Monaten beginnen. Es würde wieder viele Veranstaltungen geben, viel zu lernen, viele Klausuren… Viel von allem, was hier bei mir daheim war…

Zum Abschied drückte ich Kris extra fest, auch wenn mich es immer wieder besorgte, ob ich nicht zu fest zudrückte… Aber sie drückte ebenso fest, deswegen wusste ich, dass sie verstand, dass das der Abschied für eine ganze Weile sein würde…

Danach sahen wir uns erst Mal lange nicht.

Auf Fragen meiner Mutter, wie es Kris denn ginge, antwortete ich immer gleich. „Ja ganz gut.“ „Viel mit ihrer Ausbildung zu tun, so wie ich mit der Schule.“ „Nichts Besonderes ist nur bei ihr auch viel in letzter Zeit los.“

Das Letzte kam immer am ehesten hin…

Irgendwann bekam ich eine panische Nachricht von ihr, dass sie nun für eine Klinik für Essgestörte angemeldet worden war.

Ich hatte es befürchtet, dass das kommen würde. Sie hatte mir auch von ihren kleinen Schummeln einmal berichtet und davon, dass ihre Mutter sie immer wieder wiegte, was für sie einfach nur Stress war.

Jedes Mal aufs Neue schien sie diese Zahl auf der Waage zu belasten, runterzuziehen, aufzubauen und weiterrunterzuziehen. Zeigte sie eine niedrigere Zahl an, war sie erst glücklich, doch gleichzeitig panisch was ihre Mutter dazu sagen würde oder all die anderen, war sie höher fühlte sie sich außer Kontrolle.

Zumindestens hatte ich das so in etwa verstanden oder reimte es mir so zusammen. So ergab es irgendwie einen verdrehten Sinn, der mir einfach fehlte.

Sie mochte ihre Psychologin nicht, sie stritt sich mit ihren Eltern, sie wollte nichts essen, sie bekam Panik vor dem Telefon, sie hatte Angstzustände. Ich bezweifle, dass es ihr half sich nicht mehr zu ritzen oder auf bescheuerte dumme Gedanken zu kommen.

Sie schien ständig auf Spannung zu sein und wenn ich das nur an ihrer Schreibweise erkennen konnte, wollte ich gar nicht wissen, wie es wirklich aussah.

Es musste übel aussehen. Wie sie mit ihren großen Augen immer da saß, sicherlich Tränen in den Augen und das leidende Gesicht zeigte, dass immer erschien, wenn irgendetwas mit Essen, Wiegen oder „du darfst kein Sport machen kam“.

Kris würde gerne wieder Basketball spielen, aber mit ihrer Magersucht konnte sie das natürlich gleich mal vergessen.

Sie schrieb nicht mehr viel zu ihrer Magersucht… Sicher immer nur dann, wenn sie mal wieder bei einer Grenze ankam und nicht wusste, was sie tun sollte.

Ich wollte vernünftig sein, wollte für sie da sein, sie einfach in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles wieder gut wird. Aber das konnte ich nicht.

Ich war Kilometer weit entfernt mitten in meinen Prüfungen und hatte einfach keine Zeit…

Meine Mutter fragte immer weiter nach und ich log erneut weiter. Meine Freundinnen erkundigten sich zu meiner eigenen Überraschung sogar mal und ich log erneut.

Es war das Netz, dass immer weiter gesponnen wurde, immer dichter wurde und immer leichter zu spinnen.

Kapitel 12

Dann war der Tag da. Bei Kris schien das Telefon zu klingen, aber niemand war da gewesen, weswegen der Platz in der Klinik anders vergeben worden ist.

Ich bin mir nicht sicher, ob Kris darüber erleichtert oder sauer gewesen war, wahrscheinlich beides.

Aber ich könnte mir vorstellen, dass die Erleichterung etwas überwogen hat.

Nach diesem kurzen Fehlalarm kam es aber kurz darauf zum wirklichen Termin. Und sie schob Panik. Sie schrieb mir, dass sie teuflische Angst davor hatte und ganz ehrlich ich hatte die ebenfalls.

Was wenn die Leute dort nicht mit Kris klar kamen? Was wenn alles nur noch schlimmer wurde? Was wenn alle Scheiße zu ihr waren und alles den Bach runtergehen würde?

Sie wird noch weiter entfernt sein dieses Mal…noch weiter weg… noch unerreichbarer für mich die lernen soll…

Kris wusste nicht wie lange sie dort bleiben müsste. Sie würde es erst sehen, wenn sie die Entwicklung machte, die man dort machen sollte.

Kris schrieb mit mir. Sie berichtete mir von Leuten, die sie kennengelernt hatte. Von nervigen Personen, die ihr eigentlich helfen sollten, aber einfach nur blöd grinsten und dumme Kommentare abgaben. Sie erzählte mir, dass sie es nervte, dass manche keine Einsicht zeigten und die Stimmung am Esstisch im Keller war.

Und dann auf einmal kam eine Nachricht, auf die ich irgendwie immer ohne es zu wissen gewartet hatte: „Ich habe beschlossen, dass ich einen Scheiß draufgebe. Ich bin ein Junge.“

Sie ließ ihre Haare abschneiden und trug sie nun in einer schönen Jungenfrisur. Sie begann irgendwie ihre Stimme ein bisschen zu verstellen und sie erwähnte immer wieder einen Jungen, namens Jonathan. Ich hörte viel von Jonathan.

Jonathan mochte dies, Jonathan mochte das, Jonathan ist wirklich klein, blah blah.

Mich interessierte es. Ich wollte mal diesen Jonathan, der etwas geschafft hatte, was ich nie zustande gebracht hatte, kennenlernen…

Doch dann bekam ich von den beiden eine Sprachnachricht und das einzige was Jonathan von sich gab war: „Penis“.

Muss ich erwähnen, dass ich da etwas enttäuscht war? Ich denke mal nicht. Ich kannte ihn nicht. Er schien aufgedreht zu sein… erinnerte mich irgendwie an Luffy von One Piece ein bisschen, aber ich bezweifelte, dass er immer so gut gelaunt war. Das konnte ich mir nicht vorstellen und irgendetwas störte mich daran. Ich konnte es nicht beschreiben, es störte mich etwas daran.

Ich war nicht eifersüchtig, dass er es erreicht hatte, was ich nicht geschafft hatte. (Das hatte ich ja am Anfang gedacht, dass ich ihn deswegen irgendwie mochte und gleichzeitig eher nicht, zumindestens von dem her was ich hörte.)

Vielleicht war es einfach so, dass ich zu schnell urteilte. Daran lag es sicher irgendwie. Ich hatte die schreckliche Angewohnheit innerhalb von Sekunden eine Meinung über eine Person zu entwickeln und dieses Mal eben eine sehr gemischte, aber eher negative.

Aber Jonathan tat Kris gut, also war es ok.

Kris Eltern schienen Jonathan überhaupt nicht leiden zu können und das sofort zu zeigen, bzw. gar nicht zu verstecken.

Ok wie musste das aussehen, da kommt dieser Jonathan daher und auf einmal ist ihre Tochter transsexuell?

Oh, ich hab vergessen zu erwähnen, dass Jonathan transsexuell ist. Tut mir leid, das hätte ich vorher erwähnen sollen, allerdings habe ich das auch erst recht spät erfahren, deswegen ist das jetzt auch egal.

Mir wurde auf jeden Fall viel von diesen Chaoten, namens Jonathan berichtet und ob mir das nun alles gefiel wusste ich wirklich nicht, aber Kris schien es gut zu gehen und das war die Hauptsache.

Es war merkwürdig, sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass sie nun er war, aber mit der Zeit und nach einigen Verhaspeln hatte ich es auch endlich drauf.

Auch wenn es mittlerweile echt schwer war meiner Mutter auf ihre Fragen zu antworten, da sie immer noch über nichts Bescheid wusste und ich mir das immer wieder ins Gedächtnis rufen musste.

Alles schien etwas durcheinander und kunterbunt vermischt.

Kris ging es auf einmal besser. Er bekämpfe die Essstörung erfolgreich, aber wollte nichts mehr mit dem Mädchenkram zu tun haben(, auch wenn er sich immer noch mein Gejammer über alles Mögliche anhören musste).

Da Kris noch während meiner Prüfungen Geburtstag hatte, hatte ich keine andere Wahl, als sie vertrösten zu müssen. Da aber eine Freundin von mir so oder so nach Swindon fuhr, konnte ich Kris Mum das Geschenk vorbeibringen (auch wenn diese leider nicht da gewesen war) und wusste dadurch, dass sie das Geschenk erreichen würde!....wobei ich mir nicht mehr ganz sicher bin, ob ich nicht erst danach erfahren hatte, dass sie jetzt ein er is…ups…

Egal das ist jetzt einmal unwichtig!

Als Kris das Geschenk erhalten hatte, hat er sich glücklicherweise riesig darüber gefreut. (Hatte irgendwie schon Zweifel bekommen.)

Nun nach meinen ganzen bescheuerten Prüfungen konnte ich Kris endlich mal besuchen fahren!

Das Problem auf der Zugstrecke war eine Baustelle, weswegen die Hinfahrt 4 Stunden dauern würde, genauso wie die Rückfahrt, aber das war mir egal. Das war wichtig!

Während der Fahrt musste ich Handyakku sparen und alle Belügen. Alle dachten ich fuhr nur nach Swindon….die kurze Strecke. Tja…nicht so ganz….ups…

Vielleicht sollte ich kurz erwähnen, dass ich mich in der Zeit auch in nen Typen verknallt hatte. Wie das kam? Ganz einfach wir hatten schon immer ab und an mal Kontakt gehabt, nicht viel aber ein wenig und unsere Mütter haben so oder so schon immer davon geträumt, damit wir zusammenkämen, also wäre das einfach perfekt.

Er hat mir(, nachdem ich aus dem verdienten Urlaub mit meinen Freundinnen zurückgekehrt war), verspätet zum Geburtstag gratuliert und irgendwie haben wir uns dann immer weitergeschrieben und ja… Er lieh mir dann Bücher aus, bzw. leiht sie mir immer noch aus…

Man könnte sagen, dass ich sehr sehr sehr angetan von ihm war und der einzige, der davon wusste, war Kris. Was bedeutete der einzige, der sich mein Geschwärme und Gebabbel antun musste, war Kris. Konnte einem leidtun...

Aber tja… Es ging nicht anders irgendwie… Eigentlich schon, aber meine Freundinnen würden sich viel zu sehr einmischen und das würde Chaos geben und das wollte ich wirklich nicht!

Meine Mutter und seine Mutter halfen gar nicht, in dem sie sich schon Illusionen zusammenstellten, die ich mir irgendwie auch wünschte…

Egal auf jeden Fall war das eins der Themen, mit denen ich Kris zu textete.

Ich erfuhr von Kris, dass Jonathan und er sich ausversehen einmal geküsst hatten und Jonathan schwul war.

Tja…da liegt die Vermutung doch nahe, dass die zwei zusammen sind oder nicht? Das hatte ich so oder so schon seit Wochen vermutet gehabt und jetzt wo mir der Brocke so hingeworfen wird…da kann man doch wohl mal fragen.

Kris hat nur die Augen verdreht und den Kopf geschüttelt.

Tze. Das liegt doch wohl sehr nahe! Von wegen weit hergeholt!

Es war nett ihn mal wieder zu treffen, auch wenn es einfach mal wieder chaotisch wurde, da mein Zug Verspätung hatte (noch weniger Zeit für uns), das Café, in das er mich eigentlich nehmen wollte, war zu. Aber das machte alles nichts. Wir konnten uns umarmen und konnten uns austauschen. Es war einfach erleichternd, ihn endlich wieder so glücklich und ohne Probleme essend zu sehen.

Ich hätte nie gedacht, dass mich das so erleichtern würde, aber das tat es. Es war wie ein schöner Windhauch, während der Sommerhitze. Kaum spürbar, aber doch da und so schön angenehm.

Alles schien auf einmal wieder in Ordnung und normal. Die Tatsache, dass er nun eben ein Junge war, änderte nichts an seinen Verhalten mir gegenüber und das erleichterte mich nochmals. Ich hätte echt keine Ahnung gehabt, was ich hätte machen sollen, wenn er auf einen total coolen Kerl gemacht hätte. Denn so war er einfach nicht. Das hätte nicht gepasst und sicher hätte ich dann einen Lachanfall bekommen…

Es war einfach alles vergessen.

Eigentlich hatte ich auch sein Zimmer und seine ganzen neuen Freunde kennenlernen wollen, vor allem diesen Jonathan, aber dafür war dann leider keine Zeit mehr gewesen…

Wir hatten einfach zu viel gelabert. Mein Geburtstagsgeschenk hatte ich auch von ihm bekommen und es war einfach super traumhaft!

Aber die Zeit, die wir hatten, war wirklich viel zu kurz gewesen…gerade einmal so zwei Stunden oder so etwas…

Das war etwas enttäuschend…

Aber es war ok. Zum Abschied knuddelten wir uns ganz fest und schrieben uns natürlich gleich im Anschluss wieder. Es wirkte nicht wirklich wie ein Abschied. Ich wusste, dass ich nun erst einmal mehr Zeit haben sollte und ein baldiges Wiedersehen möglich wäre.

Daheim angekommen erzählte ich Märchen darüber wo ich mit „meiner guten Freundin Kris“ war und was wir gemacht hatten. Natürlich musste ich auch erfinden, wie es mit ihrer Ausbildung lief, die sie/er unterbrochen hatte und sicherlich nicht weitermachen wollte. Als ich erwähnte, dass Kris das wahrscheinlich beenden würde, war meine Mum geschockt: „Aber es hat ihr doch so gut gefallen.“

Tut es ihm aber nicht mehr, Mum… Tut es eben nicht mehr.

Kapitel 13

Nach dieser ganzen Krise war ich wirklich zuversichtlich, dass nun alles sein wohlverdientes Happy End bekommen würde. Kris hat sein Problem erkannt und gelöst und arbeitet an den „Problemen“.

Ich war sehr positiv, dass das ganze ja recht „schnell“ über die Bühne gehen würde und Kris dann endlich sein Leben einfach weiterleben könnte, aber nein. Anscheinend ist dieser Transsexuellekram sehr kompliziert. Man braucht ein Gutachten, psychologische Betreuung und über ein Jahr lang eine Hormonbehandlung, bevor man operiert werden darf.

Alles sehr kompliziert und sicher hab ich mehrere Details in diesem ganzen Verfahren vergessen. Natürlich gibt es dafür auch eine Art „Selbsthilfegruppe“, zu der Kris gehen musste.

Jetzt wird es vom Verlauf her sicherlich sehr durcheinander, aber nach diesem Kapitel sollte es relativ gut strukturiert weitergehen.

Nach meinem wirklich kurzen Besuch bei Kris in der Klinik sahen wir uns wieder eine recht lange Zeit nicht mehr, da ich einen Uniplatz in seiner Nähe bekommen hatte und nun eine Wohnung finden musste.

Zudem passierten in meinem Leben zu der Zeit einfach gefühlt tausend Dinge gleichzeitig, weswegen meine Zeit leider sehr eingeschränkt war.

Nachdem ich dann endlich eine Wohnung gefunden hatte und die Uni für mich begann lud ich Kris gleich mal anfangs ein.

Er durfte mir dann erst einmal dabei zusehen, wie ich meinen Koffer auspackte und ihn volllaberte, so wie das nun einmal meistens mit mir war. Konnte einem schon leidtun der arme Kerl.

Es war ein witziger Abend, wenn auch sehr kurz. Ich bin mir gerade ehrlich gesagt gar nicht sicher, ob er da gleich mal bei mir übernachtet hat, aber ich geh einfach einmal davon aus.

Da wir am nächsten Morgen leider sehr spät dran waren, was irgendwie zu erwarten gewesen war, gab es kein Frühstück, sondern nur mich, wie ich mich hektisch fertig machte.

Kris hätte locker einfach weiterpennen können und irgendwann einfach meine Wohnung verlassen können, aber er verließ die Wohnung zur selben Zeit wie ich und ich durfte zum dummen Bus rennen.

Danach gab es wieder nur Kontakt übers Handy, obwohl wir wirklich nicht weit auseinander wohnten…

Lag leider wieder an mir.

Kris musste nach einem neuen Psychologen suchen und irgendetwas Berufliches finden, das für ihn passte. Ich war ja immer dafür, dass er Buchverkäufer wurde, aber das fand er scheiße. Ich finde ja immer noch, dass das wirklich passend wäre, aber gut dann eben nicht.  Mich störte es auch immer, wenn alle besser wissen wollten, was zu mir passte, also ja lass ich das Thema mittlerweile…

Die nächsten Wochen danach verflogen nur so. Kris fand einen guten Psychologen oder zumindestens schien er gut zu sein? Ich hoffte es, das was ich von dem Vorgänger mitbekommen hatte war einfach nur bescheuert.

Kris ging dorthin und schwieg, ging früher oder redete mit ihr über den größten Scheiß.

Er ging auch die Wochen davor zu einer Mathe Nachhilfe, da der Plan war einen besseren Abschluss noch zu machen.

Der Plan änderte sich dann und er fand sein Interesse zum Maskenbildner, weswegen der begann Bewerbungen für eine Ausbildung zu schreiben. Leider war es so, dass diese Ausbildung vor allem in Großstädten möglich war… Das würde bedeuten, dass er WEGZIEHEN MUSSTE!

Jetzt, wo ich in seiner Nähe endlich wohnte, müsste ER WEG! Das konnte doch nicht sein Ernst sein?... Ich wollte nicht, dass er geht… Es stand zwar noch nicht fest und es gab die Möglichkeit die Ausbildung auch hier zu machen, aber dort gab es nur wenige Plätze…

Es war zum Haare raufen…

Nun wie es der Zufall wollte, war ich genau an dem Tag, an dem Kris mit seiner Psychologin gemeinsam in ein überfülltes Einkaufszentrum sollte, in besagtem Einkaufszentrum.

Ich weiß nicht, ob ich das schon einmal erwähnt hatte, aber Kris hat Panik vor Menschenmengen und ist nicht so der Menschenliebhaber, eher Hasser. Ja, er ist selbst einer und ja das ergibt keinen Sinn, ich kapiere das leider auch nicht so ganz, aber gut…

Ich war mit zwei Studienfreunden und einer Studienfreundin in dem Einkaufszentrum shoppen. Dank einem meiner Studienfreunde fand ich sogar ein sehr gutes Geschenk für Kris, es musste ihm nur noch gefallen.

Kris schien währenddessen sich richtig zu quälen…

Er meinte zwar, dass es schon ok lief, klang aber irgendwie eher nach „Ich habe es überlebt!“….

Er schien auch noch Stunden nach diesem Erlebnis zu zittern und sich nicht beruhigen zu können.

Ich hatte ihm angeboten, dass er danach mit zu mir kommen könnte, zwar waren meine Studienfreunde und meine Studienfreundin auch da, aber es wäre keine große Sache gewesen, wenn er auch noch gekommen wäre. Aber er kam dann anscheinend lieber doch nicht. Ich konnte es verstehen, wenn er so drauf war, hätte er höchstens mich sehen wollen wahrscheinlich, wenn überhaupt, nicht auch noch auf neue Menschen treffen mögen.

Kapitel 14

 

Entschlossen mein Versprechen ich mit Kris in der Woche vor den Ferien mit Kris zu treffen, versuchte ich herauszufinden, wann Valli mit mir das Geschenk für Aileen besorgen wollte. Da diese allerdings in einer Prüfung hockte, ging das schlecht.

Irgendwann wurde mir das dann doch zu bunt und ich überlegte mir während des Mittagessens, dass ich nach einer Stunde einfach Kris schreiben würde, ob er Zeit hatte.

Ich unterhielt mich mit einer Studienfreundin, während ich mit Kris schrieb und verplapperte mich natürlich mal wieder beim Reden, was einfach total typisch für mich war…

Meine Studienfreundin bekam dann sehr großes Interesse in Kris. Als ich dann mal wieder die liebe Lügengeschichte auspacken musste, bekam ich ein leichtes schlechtes Gewissen.

Ein Foto wollte sie dann auch noch und als ich es ihr zeigte, bekam ich nur als Kommentar „Der hat ja gar keine hellblonden Haare.“. Ich konnte nur die Augenrollen.

Ich hatte am Tag zuvor eine langwierige Diskussion mit ihr über meinen „Traumtypen“ gehabt und naja nur mit hellbraune Haare geantwortet… Hatte halt an ihn gedacht…

Bis ich ihr dann mal erklärt hatte, dass Kris sich selbst als asexuell bezeichnet (und ich ihn eher als schwul sehe), hat sie es schließlich akzeptiert… Dafür hat sich ihr Verdacht bei etwas anderem gestärkt…. Wie nervig…

Als ich dann nach einer sehr ausgedehnten Mittagspause in den Bus stieg und zu meiner Wohnung fuhr, schrieb ich Kris, dass ich heute Zeit hätte und ob er kommen möchte.

Während ich dann so zu meiner Wohnung stiefelte, kam mir eine Person entgegen, die verdächtig stark nach Kris aussah…

Etwas verwirrt starrte ich die Person an, die mich irgendwie nicht wirklich beachtete.

Tze! Wie konnte er es wagen?! Falls es wirklich er war!

Falls nicht dann…naja würde ich der Person einfach mal vergeben…schätze ich…

Es entpuppte sich dann trotzdem als Kris! Weswegen er zu gelabert wurde, während wir zu seinen Zahnarzt gingen.

Dort angekommen wurden wir freundlich empfangen, allerdings wurde Kris natürlich wieder einmal als Frau behandelt und so angesprochen.

Er grinste zwar aber ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass das einfach nur scheiße für ihn war… Gepaart mit der Nachricht „Ihre Weisheitszähne müssen entfernt werden“ war das sicher der Hammer.

Na immerhin konnte er ein paar Stunden mit meinen fröhlichen und ermüdenden Gemüt verbringen, war sicher toll für ihn. Besonders als ich dann meinen Nagellack mit Nagellackentferner entfernt hatte und neuen Nagellack aufgelegt hatte.

Aber er hielt das brav aus und ließ das alles über sich ergehen, wie immer eben. Alles gut.

Nach einen recht witzigen Nachmittag brachte ich ihn dann zum Treffpunkt mit seiner Mum und verabschiedete mich von ihm. Eigentlich wollte ich dann gleich wieder abhauen, doch seine Mum stieg extra für mich noch einmal aus und ich begrüßte sie und unterhielt mich ganz kurz mit ihr.

Es war ein netter Abschluss. Wirklich perfekt. Gutgelaunt hüpfte ich zu meiner Wohnung zurück.

 

Kapitel 15

 Mal wieder ging es nach meinem Plan. Ich war etwas gestresst, da ich erneut von zu Hause zu meinem lieben Studienort fahren würde. Davor hatte ich längere Zeit daheim verbracht, da wir Weihnachtsferien gehabt hatten. 

In der Früh war ich schnell einkaufen, damit ich das nicht mehr machen musste, wenn ich sicher erschöpft von der Fahrt ankommen würde. 

Nach dem Einkaufen hatte ich einen Friseurtermin, bei dem mmir nach dem Shcneiden die Haare wellig gemacht wurden. Ich wollte mal ein bisschen mehr mit meinen Haaren rumprobieren, aber irgendwie bekam ich nicht wirklich neue Ideen... Meine Haarfarbe wollte ich nicht wirklich ändern und bei meiner Frisur wusste ich einfach nicht, was mir noch stehen könnte...

Weswegen es eigentlich immer derselbe Haarschnitt wurde, was wirklich irgendwo deprimierend war. 

Während ich so beim Friseur saß bekam ich die geniale Idee, dass ich mit Kris in den neuen Film "The Danish Girl" gehen könnte. Der FIlm war wirklich vielversprechend. Es ging um einen Mann, der festgestellt hat, dass er transsexuell ist, dank seiner Frau, die genau wie er Malerin war. 

Ich fragte Kris kurz darauf, was er davon hielt, den FIlm mit mir anzusehen. 

Dieser Dödel hatte allerdings nicht mal eine Ahnung, was das für ein Film war! Einfach unglaublich! Da kommt schon einmal ein Film von einer/einem Transsexuelllen im Kino und er hatte nicht einmal die geringste Ahnung! 

Ich seuftze und schickte ihm einen Trailer. Zu erklären worum es ging, fehlte mir einfach der Nerv und bei sowas war ich noch nie gut gewesen. Entweder erzählte ich es zu unspannend und niemand wollte dann mit mir in den Film oder ich erzählte viel zu zusammenhangslos, weswegen man es so oder so nicht kapierte. 

Er stimmte schließlich zu den Film mit mir anzusehen, was meine gute Stimmung weiter hob. 

 

Nach dem Friseur ging es ans Mittagessen und packen. Irgendwie artete das packen bei mir immer aus... Und dieses Mal artete es extrem aus, da ich ja zwei Wochen daheim verbracht hatte und ich mr irgendwie so unsicher war, was ich brauchen würde... Weswegen mein Auto fast vollgeladen wurde. 

Etwas später als geplant brach ich schließlich dann doch endlich mal auf. 

Während der Fahrt gröhlte ich (wie so oft) bei den Liedern im Radio mit und nachdem ich ca. über die Hälfte der Strecke geschafft hatte, kam mir die geniale Idee, dass Kris und ich eigentlich schon heute ins Kino gehen könnten.

Den Gedanken gedacht wurde Kris sofort angerufen. 

Aus irgendeinem Grund verstand er mich aber nicht über die dumme Fernsprechanlage... Wobei ich wirklich nicht verstehen konnte wieso. Ich hatte über die Fernsprechanlage schon mit meinen Eltern telefoniert gehabt und die hatten mich immer wunderbar verstanden gehabt...

Kurzerhand nahm ich eine Ausfahrt bei einem Parkplatz und hielt kurz an, um Kris eine Sprachnachricht von meiner genialen Idee zu schicken. 

Wie eigentlich immer war er einverstanden und ich fuhr anstatt zu meiner Wohnung zu Kris, da seine Ausfahrt vor meiner kam. 

Ich hielt direkt vor seiner Haustüre an und klingelte brav. Kurz darauf flog die Tür auf und ich wurde von ihm umarmt. 

Natürlich war er noch nicht ganz fertig, weshalb ich brav im Flur wartete. 

Auf einmal erblickte ich seine Schwester, die anscheinend noch Semesterferien hatte, und grüßte sie freundlich, was sie erwiderte. 

Sie schien allerdings etwas verwirrt: "Kris, hast du Mum gesagt, dass du noch wohingehst?"

Kris zuckte mit den Schultern: "Das war eher so etwas Spontanes. Kannst du ihr ausrichten, dass ich mit Lane ins Kino geh?"

Sie schüttelte leicht belustigt, leicht genervt und ungläubig den Kopf: "Ist das dein Ernst? Na gut."

Nachdem der Herr dann auch mal bereit war, fuhren wir zuerst zu meiner Wohunung, um erst einmal das Auto auszuladen und meine Sachen aufzuräumen. Schließlich hatte ich am nächsten Tag Uni und war nicht unbedingt erpicht darauf bis sonst wann in der Nacht meine Sachen aufzuräumen. 

Während ich meine Sachen ordentlich an ihren Platz brachte, saß Kris faul auf meinem Bett herum und ließ meinen Redeschwall über sich ergehen. 

Schon irgendwie witzig, wie er bei den meisten Dingen einfach nichts zu sagen hat und dann wenn er über ein Buch oder so etwas redet, was er mag, einfach nicht mehr zu stoppen ist, acuh wenn man manche Dinge nicht einmal hören mag. 

Wobei ich in der Hinsicht nichts sagen konnte, ich war bei absolut ALLEM so. Außer vielleicht bei Politik oder so etwas, das interessierte mich einfach nicht so wirklich...

Als das auch erledigt war, hatten wir natürlich schon jegliche Busse zum Kino verpasst. Daher fuhr ich uns zum Kino. 

Beim Einparken war ich nicht wirklich ein Genie und das peinliche war, dass ein alter Mann auch noch dabei zu sah, lachte und meinte: "Das passt schon so."

Haha. Sehr witzig. Ich bestätigte mal wieder alle schlechten Frauenwitze über das Einparken.

Kris fand das natürlich mega witzig und konnte sich fast nicht mehr auf den Beinen halten, während wir zum Kino stiefelten. Das Wetter war recht bescheiden. 

Schnell waren die Tickets gekauft und der Kinosaal gefunden. Zu unserem super Glück hatte der Film natürlich schon angefangen, aber war sicher noch recht weit am Anfang. 

Der Film war wirklich schön, aber so traurig... Selbst Kris hätte fast geheult und das hieß schon irgendwie etwas. 

DA wir weder Popcorn noch irgendetwas zu trinken wegen unserer kleinen Verspätung hatten und ich noch nichts zu Abend gegessen hatte, war ein kleiner Halt bei McDonalds einfach unumgänglich.

Wieder einmal die super Ernährung, meine Mum wäre sicherlich begeistert, wenn sie davon wüsste.

Kris scherzte: "Fast wie bei einem Date. Kino und Abendessen."

Ich lachte: "Total. Wobei ich ja hoffe, dass ich bei einem Date eingeladen werde und wo anders als McDonalds essen gehen würde."

Der Abend war wie immer unterhaltend und wir schafften es sogar, ohne uns groß zu Verfahren zu Kris nach Hause, wo ich ihn kurz rausließ und dann weiter zu meiner Wohnung fuhr.

 

Wochen später, in denen wir uns sicher ebenfalls ab und an mal getroffen hatten. 

schrieb mir Kris, dass er wahrscheinlich schauspielern müsse. 

Dieses Genie hat sich dazu entschieden, dass er doch Erzieher werden wolle und wieder in seiner alten Schule anfangen will. Schlimm mit diesen Kerl! Immer wieder entscheidet er sich um! 

Auf jeden Fall würde er dann für mindestens ein Jahr erneut als Mädchen gesehen werden...

ich stand dem Ganzen eher skeptisch gegenüber... Wollte er sich wirklich so sehr belasten? Ich fragte, immer wieder nach und er meinte, ja er will Erzieher werden und er überlebt das...

Wie er meint! 

Ich dachte eigentlich, dass er dann auch vorhatte etwas andere Klamotten zu tragen, aber falsch gedacht, wieso sollte er sich verbiegen? Natürlich sollte er das nicht, aber dann war das überhaupt kein Schauspielern...

Ich fand das Ganze irgendwo auch etwas witzig. Vor zwei Jahren oder so etwas hatte Kris eine Art "Stalker", zumindestens behauptete er immer noch, dass es einer war, der in ihn verknallt war. Damals hatte er so getan, als wäre er lesbisch (damals war er ja noch ein Mädchen, also zumindestens...ach egal zu kompliziert, ich denke man kann mir folgen) und ich sei seine Freundin. Jetzt würden sicher alle denken, dass er definitv lesbisch ist. 

Schon irgendwie witzig, oder? 

Ok, wahrscheinlich liegt das einfach an meinem schlechten Humor...

Kris schien das nicht so amüsant zu finden wie ich, schade etwas Selbstironie würde ihm vielleicht gut tun.

Dann schrieb er auf einmal: "Meine Eltern dachten eigentlich, dass ich lesbisch und nicht trans wäre."

Ok mal ernsthaft, abgesehen davon, dass es ein bisschen traurig ist, ist das doch einfach zum Schreien? 

Ich fand das auf jeden Fall!

Um das Ganze weiter ins Lächerliche zu ziehen, schrieb ich: "Deine Eltern hatten sicher die Hoffnung, dass ich ihre Schwiegertochter werden würde xD"

Zu meiner Bestürzung bekam ich ein: "Die dachten wirklich, dass ich etwas von dir will." zurück.

Einfach nur total witzig. Ich könnte mir das irgendwie nicht so wirklich vorstellen. Nichts gegen Kris aber das war einfach so lächerlich. Ich war kurz davor von der Couch zu fallen vor Lachen.

 

Vielleicht sollte hier erwähnt werden, das Kris sich an seiner alten Schule erneut beworben hat, bei der Kita in seinen Ort schon nachgefragt hat, ob sie ihn erneut für ein Praktika aufnehmen würden, wenn er erneut seine Ausbildung aufnimmt. Des Weiteren hat das fleißige Bienchen schon eine Anfrage für eine Hormontherapie gestellt, die er, falls alles gut läuft, in einem Jahr bekommen würde.

Sind das nicht mal großartige Nachrichten in diesem deprimierenden Verlauf hier?

Imprint

Publication Date: 03-07-2016

All Rights Reserved

Dedication:
Für A.K., der der Grund dieses Buches ist und für alle, die mit ähnlichen Situationen konfrontiert sind.

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