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Lucy

Ihr beigefarbener Rücksack hing an Lucys rechter Schulter hinab, der 15 Tag an ihrer neuen Schule, die genauso merkwürdig ist, wie die Menschen die dort hingingen. Ohne Motivation lief sie durch die Tür und die Schüler starrten sie an.

"Seht mal, da kommt die neue!"

Lucy verleierte genervt die Augen, sie entriegelte ihr Schließfach und nahm ihre Lehrbücher heraus. Lucy kleidete sich andern wie die Mädchen, sie stand eher auf Jogginghosen, Schlabbershirts und Jungspullis. Was die meisten nicht verstanden. Sie verschloss ihr Fach, packte die Bücher in ihren Rucksack und warf ihn sich wieder über die Schulter.

"Sie ist doch ein Mädchen, wieso kleidet sie sich so komisch?"

Die Mädchen tuschelten über sie, doch wenn Lucy sie ansah, waren sie still. Sie lief den Flur entlang, bog rechts ab und marschierte durch eine Tür. Ihre neue Klasse starrte sie fassungslos über ihre Kleidung an. Einer der Jungs stellte ihr ein Bein, Lucy stolperte drüber, hielt sich rechzeitig am Tisch fest und sah ihn nur wütend an. Mit dem Blick 'Das-wirst-du-bereuen' nahm sie in der letzten Reihe platz. Lucy packte ihr Material aus, neben ihr war er Platz leer, glaubte sie zumindest.

"Hast du dir weh getan?"

Fragte sie ein Junge mit braunen Haar, grünen Augen und dunklen Sachen. Sie sah ihn fast hypnotisch an, bis sie Wort fassen konnte.

"Nein!"

Lucy sprach zum ersten Mal mit jemanden aus der Schule. Aufmerksam verfolgte sie den Unterricht, der Junge neben ihr, beobachtete sie ausgiebig.Sie benahm sich ruhig, kühl und gelassen. Nicht so wie die andern Mädchen und Jungs aus der Schule. Als es zur ersten Pause klingelte, lief Lucy zu ihrem Spind, gefolgt von dem Jungen.

"Du bist doch Lucy oder?"

"Wenn interessiert es?"

Lucy hatte keine Lust auf neue Bekanntschaften, an ihrem Spind drehte sie sich um und sah ihn an.

Ich bin Nico, Nicolas. Wie es dir lieber ist. Hab gehört du, bist erst hier hergezogen?

Desinteressiert öffnete Lucy ihren Spind, stellte Bücher hinein und sah in eines ihrer Hefte.

"Kann schon möglich sein."

"Freundlichkeit ist nicht deine Stärke, wa?"

Kühl und wütend sah sie Nicolas an, sie schlug mit lautem Knall die Spindtür zu.

"Freundlichkeit ist nicht mein zweiter Vorname. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie sich das anfühlt, von heute auf Morgen alles zu verlieren? Hm, ich glaube kaum. Lass mich einfach in Frieden, Nicolas!"

Ihre Stimme hatte einen gefährlichen Ton angenommen, einige sahen sie an, mit einem Hüftschwung und flatterndem Haar ging Lucy.

"Na da haste dich ja an einer verbissen."

Scherzte ein Freund von Nicolas, dieser grinste nur und ging.Den restlichen Tag über sah Lucy Nicolas nicht, nach dem Unterricht ging sie auf den Übungsplatz. Sie zog die Sehne zurück, fixierte die Übungsscheibe an und ließ den Pfeil freien Lauf. Die Spitze bohrte sich in die Mitte und blieb stecken.

"Hey habt ihr Lucy gesehen?"

"Du meinst dieses Mädchen in Jungsklamotten?"

Nicolas nickte, das blond haarige Mädchen lächelte ihn verführerisch an.

"Die ist auf dem Übungsplatz."

"Sehr freundlich von dir Juju."

Sie lächelte weiter, Nicolas rannte an ihr vorbei, er stieß die Tür zum Hinterhof auf und in der ferne sah er Lucy. Ihr Pullover hing an ihren Hüften, sie trug ein enges Top und vor ihrer Brust hielt sie ein Bogen. Erneut ließ sie dem Pfeil, den freien Lauf, er spaltete, den andern Pfeil in der Mitte. Nicolas hatte sich ihr unbemerkt genähert, er saß auf einer Bank und beobachtete sie genaustens. Sie zog erneut die Sehne zurück und schoss den Pfeil ab, erneut spaltete er den Pfeil.

"Gut gezielt."

Mit gespannten Bogen drehte sie sich zu Nicolas um und lockerte die Sehne wieder.

"Was willst du hier?"

Sie legte den Bogen in die Halterung, streifte sich ihren Pullover über und schnappte sich ihren Rucksack. Lucy warf ihre Haare über die Schulter und wollte gehen, doch Nicolas hielt sie am Arm fest.

"Lucy warte doch mal."

"Was willst du?"

Nicolas ließ sie los, sie zog ihren Arm weg und sah ihn kühl an.

"Ich wollt mich wegen heut früh entschuldigen, war nicht so gemeint. Ich hatte keine Ahnung ..."

"Dass meine Eltern Tod sind?"

"Ähm ... genau."


Leicht irritiert sah er Lucy an, sie gingen ein Stück gemeinsam, sie hörte ihn einfach nur zu und schwieg.

Butterflys fly away!

Sie saß auf dem Sessel vor dem Kamin und lass ein Buch. Das Feuer flackerte und knisterte vor sich hin. Aus dem Grammofon dran Musik, aufmerksam hörte Lucy der Melodie zu und lass weiter. Jemand näherte sich ihrem Haus, er stapfte durch den Weg und blieb vor der Tür stehen.

Lucy zuckte zusammen, jemand hatte an der Tür geklopft, Augen verleiernd stand sie auf. Lege das Buch auf den Tisch und lief zur Tür. Sie schaute durch den Spion, Nicolas stand vor der Tür und grinste.Widerwillig entriegelte sie die Tür, öffnete sie und lehnte in der Tür.

"Was willst du hier?"

"Hi, darf ich reinkommen?"

Lucy sah ihn ohne Emotion an, ging beiseite und ließ ihn rein. Sie verschloss die Tür wieder fest, er zog seine Schuhe aus und stellte sie beiseite. Nicolas sah sich genau um.

"So lebst du also?!"

"Bin nicht gerade stolz drauf, falls du das meinst."

Er hatte wieder dieses Grinsen im Gesicht, Lucy ließ das alles kühl, gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer. Sie nahm die Grammofonnadel runter und schaltete die Musik aus. Sie saßen gemeinsam auf der Couch, Lucy hatte wieder das Buch in der Hand und Nicolas sah sich etwas um. Im Wohnzimmer standen, ein Tisch, eine große Couch, ein Sessel vor dem Kamin, Regale und einige Bilder hingen an den Wänden. Nicolas stand auf, ging etwas im Raum um, Lucy betrachtete ihn aus dem Augenwinkel und beobachtete ihn.

"Sehr schöne Bilder, wer hat sie gemalt?"

Lucy sagte nichts, sie lass einfach weiter und Nicolas sah sie an. Er sah sich weiter im Raum um, in der Ecke fand er ein Bild, was noch nicht aufgehangen war, dort sah man eine Blumenwiese und Schmetterlinge, die flogen. Es war anders wie die andern, es unterschied sich von dem an den Wänden.

"Ich bin kurz draußen im Garten. Fass ja nichts von meinen Sachen an."

Drohte Lucy ihm, er nickte nur, das Buch auf den Tisch gelegt, ging sie zur Terrasse raus und verschloss die Tür.

"Die ist ja merkwürdig drauf."

Meinte Nicolas zu sich selber, er wusste selber nicht so genau, wieso er an einem Samstagnachmittag bei ihr war. Er hatte das Gefühl, Lucy könnte etwas Gesellschaft gebrauchen. Er ging zum Tisch, schaute sich das Buch an und sah raus.

Nicolas sah nirgendswo Lucy.

Wo war sie abgeblieben?

Nicolas sah aus dem Fenster, nirgendswo erblickte er Lucy. Vom Flur holte er seine Schuhe, zog sie an und verließ das Haus. Er stand inmitten einer riesigen Wiese, ihm umfasste eine gewaltige Aura, er bemerkte das Haus nicht mehr, nur noch diese Wiese. Sprachlos, mit offenem Mund betrachtete Nicolas die Umgebung und ging ein Schritt nach vorne.Etwas weiter hinten sah er eine Kuppel, eine Art Gewächshaus, gesteuert lief er drauf zu. Das Haus schien immer kleiner zu werden, der Himmel strahlte azurblau, die Wolken zogen vorbei und er stand genau vor der Kuppel. Er erhaschte Lucy, diese stand in der Mitte und betrachtete irgendetwas.

"Lucy, was ist das hier?"

Erschrocken drehte sie sich um, sie sahen sich direkt in die Augen, in der Hand hielt sie eine Art Puppe.

"Was suchst du hier? Ich hab doch gesagt, ich bin kurz draußen."

"Ich hab mir Sorgen gemacht, was ist das hier? Erzähl schon."

Sie legte die Puppe eines Schmetterlings ab, öffnete das Dach und sah hoch. Schon hörten sie einen Gong, die Puppen rissen auf und winzige Goldfarbende Schmetterlinge schlüpften draus. Nicolas blieb vor Erstaunen der Mund offen stehen.

"Die bleibt aber unser Geheimnis."

"Ja sicher."

Die Schmetterlinge flatterten umher, umkreisten Lucy und sie hielt die Hand offen hin, eine Schaar Schmetterlinge setzten sich darauf.

"Ich hüte seit einigen Wochen ein Geheimnis, das ist es."

"Schmetterlinge?"

"Genau, Schmetterlinge. Nicht irgendwelche, es sind die seltensten der Art. Sie schlüpfen nur aller 10 Jahre."

Nicolas sah sie an, mit den Händen voller Schmetterlinge betraten sie wieder das Haus, die Goldfarbenden Schmetterlinge wurden Schwarz.

"Ähm Lucy, müssen die so schwarz aussehen?"

"Ja, das ist völlig normal."

Lucy hob die Arme hoch, schon flatterten sie los und verschwanden. Erstaunt darüber verschwamm seine Gegenwart. Sein Kumpel rüttelte an ihn, als Nicolas die Augen aufschlug lag er auf der Bank in der Schule.Er wusste nicht, was geschehen war, im Hintergrund flog eines dieser Schmetterlinge vorbei, Lucy verließ das Klassenzimmer und verschwand.

"Nico alles ok mit dir?"

"Was ist denn passiert?"

"Nun ja du wolltest gerade was erzählen, als du zusammengeklappt bist. Das war richtig krass."

Nicolas konnte sich nicht erklären, was da geschehen war, als wäre er in der Zeit vorgesprungen, er konnte sich nicht daran erinnern, überhaupt aufgestanden zu sein.

Was hatte Lucy nur für ein Geheimnis?

Er wusste nicht, was geschehen war, was hatte Lucy mit ihm angestellt und vor allem wieso sah er diese Schmetterlinge? Fragen über Fragen. Die Nicolas nicht beantworten konnte. Er befragte Miss Green, ob sie etwas über diese 'seltsamen' Schmetterlinge wüsste. Doch nichts, sie hatte noch nie etwas über sie gehört, geschweige gelesen.

Es war seltsam. Lucy war seltsam.

Every Rose has its Thorn

Immer wieder wurde er bewusstlos, sah diese kleinen Wesen und Lucy, die jedes Mal den 'Tatort' verließ. Er wollte unbedingt wissen, was ihr Geheimnis war, doch sie wollte absolut nichts verraten. Denn ganzen Tag beobachtete er sie und stellte sie auf dem Übungsplatz zur Rede. Lucy stand da, die Haare zusammengebunden, Bogen und Pfeil in der Hand, blickte sie ihn an.

"Kannst du mir mal verraten, wieso ich jedes Mal diese Schmetterlinge sehe, wenn ich immer wieder aufwache?"

Nicolas war sichtlich sauer auf sie, das wusste Lucy.

"Wir hatten eine Abmachung. Es bleibt unter uns schon vergessen?"

Er blickte sie fragend an, sie drehte sich, zur Seite und schoss dem Pfeil ab.

"Ich hab doch nichts verraten?!"

"Du wolltest.

Jede Rose hat ihre Dornen."

Dieser Satz hatte Wirkung auf ihn, Lucy führte ihm zur Bank und setzte sich. Vor seinem inneren Auge sah er Bilder, an dem er sich gar nicht erinnern konnte. Lucy lächelte, beobachtete ihn und sammelte die verschossenen Pfeile ein. Er war in seiner Vergangenheit gefangen und sie war erstaunt, wie lange es dauerte. Während er langsam zu sich kam, saß Lucy eine Reihe hinter ihn und lass ein Buch.

Imprint

Publication Date: 03-14-2013

All Rights Reserved

Dedication:
An meine Frau, die mir immer zur Seite steht! :)

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