Ich weiß nicht, wie ich dich nennen soll, oder ob du überhaupt einen Namen haben möchtest, doch als ich dich bekam wusste ich zuerst nicht, dass ich in dir all meine Gedanken und Träume aufbewahren konnte, fast so wie eine kleine Schatzkiste, die niemand außer mir öffnen konnte. Als ich dich zu Beginn meiner letzten Ausbildungsstunde von meinem Mentor bekam, strahlte mein Gesichte vor Freude und als ich meinen Lehrer fragte, für was ich dich verwenden sollte, antwortete er nur darauf, dass ich mir etwas einfallen lassen sollte. Daher überlegte ich während dem Training, als ich mein Schwert gegen das meines Lehrers Felix Schattenfeuer erhob. Ein Feuer durchfuhr meinen Körper, bereit zu kämpfen. Tief holte ich Luft, trat einen Schritt zurück und machte mich bereit auf den Angriff meines Lehrers, doch er blieb starr stehen und sah mich mit seinen goldenen Augen an. Der Wind wehte durch sein schwarzes Haar und die Sonne ließ seine schneeweiße mit kreuzen bestickte Robe hell erstrahlen. Mir wurde sofort klar, dass ich bestimmt nicht den Hauch einer Chance hatte gegen ihn, doch ich durfte nicht aufgeben und mich geschlagen geben. Es stand zu viel auf dem Spiel, der Aufstieg zu den Kriegsherren sowie der Abschluss meiner Ausbildung. „Worauf wartest du, Hannah?“, fragte mich mein Lehrer und schenkte mir ein belustigtes Lächeln. Ich hasste es so sehr, wenn er mich stresste, doch schließlich hob ich mein Schwert, zog es zurück, sodass die scharfe Klinge beinahe meine Wange berührte und sprach:„ Ihr wisst doch, dass ich geduldig bin Meister, und meinen Gegner vorher lieber studiere.“ Ich zuckte zusammen, als er begann zu Lachen, doch ich versuchte ruhig zu bleiben. Ich war mir sicher, wenn ich zulassen würde, dass mein Lehrer mich provoziert, hätte ich draußen in einer Schlacht nicht den Hauch einer Chance. „Ach Hannah. Ignorier ihn.“, sprach eine mir bekannte Männerstimme und ich drehte meinen Kopf etwas nach rechts. Beim Schlosseingang stand ein braunhaariger junger Mann, seine rot weiße Robe wehte im Wind und er warf mir ein liebes Lächeln zu. Es war Niklas Schattenschwert, der vertrauteste Krieger des Kaisers. Ich lächelte zurück und spürte, wie mich eine Kraft durchfloss. Ich spürte, wie langsam mein innerer Sturm erwachte. Dies war meine einzige Chance mich zu beweisen. Jeder in Eyrie behauptete seit Beginn meiner Ausbildung, dass ich schwach sei und nicht in der Lage sei überhaupt zu überleben, doch Niklas gab mir neue Kraft und ermutigte mich eine Ausbildung bei den Kriegsherren anzufangen. So wurden wir Freunde und so stand ich hier, hatte mein Schwert gegen meinen Mentor erhoben und wartete auf seinen Zug. Ich sah wieder zu meinen Lehrer, der lächelte und plötzlich sprintete er los, als würde ihn der Wind tragen, hob sein Schwert und ließ seine silbern blitzende Klinge auf mich niedersausen, doch ich schaffte es noch rechtzeitig seinen Schlag zu blocken. Er fluchte und ich wich zur Seite aus, ließ mein Schwert über seines Gleiten und konnte sehen, wie sich langsam kleine violette Blitze auf der Klinge formten, die immer stärker wurden und auf meiner Klinge den Tanz des Sturmes machten. Dann drückte ich mein Schwert zur Seite, sodass das Schwert meines Mentors sich von meinen entfernte und hob es mit aller Kraft. Felix schrie auf, als er einen brennenden Schmerz an seiner Wange spürte und zurück wich. Zufrieden konnte ich feststellen, dass ich meinen Lehrer in die Wange geschnitten hatte, da die violetten Blitze in seine Schnittwunde tanzten. Er zuckte kurz und die Blitze verschwanden, doch Blut rann aus seiner Wunde seine Wange entlang. Er lächelte und streckte sein Schwert zur Seite aus, als er zu mir sprach:„ Nicht schlecht, Kleine.“ Dann sah mein Mentor zu Niklas und rief genervt:„ Ermutige sie nicht auch noch Niklas. Du spielst unfair, mein Freund.“ Ich seufzte und braunhaarige Mann begann zu lachen, hob entschuldigend seine Hände, trat hinaus und setzte sich auf eine Steinbank und sprach:„ Ich bin schon still.“ Felix schnaufte verärgert, doch ich wusste, dass er dies nicht ernst meinte, dann richtete er erneut seine gesamte Aufmerksamkeit auf mich und sprach ernst:„ Wir sind noch nicht fertig, Kleine.“ Ich lachte leise, sah zu Boden, hob mein Schwert und flüsterte finster:„ Nenn mich nicht Kleine.“ Nach diesen Worten sah ich auf und mein Mentor zuckte bei meinen kalten grauen Blick zusammen. Er öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, doch ich gab ihn nicht die Gelegenheit ein Wort auszusprechen und lief auf ihn zu, hob mein Schwert, schrie auf und ließ es auf meinen Mentor immer wieder niedersausen. „Keine Gnade, kein Erbarmen!“, sagte ich mir immer wieder zu und schlug weiter ein. Erfreut stellte ich fest, dass Felix Schwierigkeiten hatte meine Schläge ordentlich zu blocken, daher hob ich aus, ließ mein Schwert unter sein Schwert wandern und stach zu, sodass ich ihn schnell entwaffnen konnte, bevor er überhaupt reagieren konnte. Geschockt sah mich mein Lehrmeister an, als er sein Schwert hinter sich in das weiche Gras fiel. Ich hatte mein Schwert auf ihn gerichtet und lächelte. „Na, bin ich immer noch klein?“, fragte ich herausfordernd, hob eine Augenbraue und lächelte. Felix schüttelte seinen Kopf, lächelte zurück und ich reichte ihm die Hand um ihn auf zu helfen. Als er wieder auf den Beinen stand sah ich wie breit er lächelte und mich stolz ansah. „Du bist keine Kleine mehr. Du bist bereit Hannah.“, sprach Felix und streichelte mir durchs Haar. Ich sah zu ihn auf und lächelte ihn ebenfalls an, dann verneigte ich mich respektvoll und sprach:„ Danke Meister. Ich werde nie vergessen, wie viel ich von euch gelernt habe.“ Ich sah auf und blickte Felix stolz in die Augen. „Hör auf, du brauchst dich nicht zu verneigen junge Dame.“, sprach Felix und legte seinen Arm um mich. „Ich bin stolz auf dich.“, sagte er leise, ließ mich los und nickte Niklas zu, als er an ihm vorbei ging und ins Schloss ging. Niklas sah ihm nach, dann richtete er seinen Blick auf mich, lächelte mich an, erhob sich, ging zu mir und fragte aufgeregt:„ Was hat er gesagt?“ Ich lächelte, legte meine Hand auf Niklas seine Wange und sprach leise:„ Das wirst du schon früh genug erfahren, mein Freund.“ Ich lächelte als Niklas bei meiner Berührung zusammen zuckte, dann streckte ich mich, da ich etwas kleiner war als Niklas und küsste ihm auf die Wange. Der Krieger zuckte zusammen und ich musste mir das Lachen verkneifen, als ich sah, wie rot er im Gesicht wurde. „Ehm, cool. Ich eh, ich geh mal wieder rein und schau mal ob der Kaiser mich braucht.“, sprach Niklas stotternd und ich hob meine rechte Hand und legte mir diese auf den Mund, damit der Pyromant nicht sehen konnte, wie ich mir das Lachen verkniff. Er nickte mir zu, verabschiedete sich schnell und eilte Felix hinterher ins Schloss. Ich ließ meine Hand sinken und schüttelte meinen Kopf. „Ach Niklas. Gesteh mir doch endlich was du für mich fühlst. Ich sehe wie du dich quälst mit dieser Last.“, sprach ich und steckte mein Schwert in die Schwertscheide zurück und ging ebenfalls ins Schloss. Ich freute mich teilweise, dass Niklas Gefühle für mich empfand, doch irgendetwas hielt mich zurück ihm nicht auch meine Liebe zu gestehen. Ich seufzte, lehnte mich an eine Statue im Gang und sah auf die Decke, während ich überlegte, was der Grund sein konnte für mein Zögern. War es vielleicht wegen meinem Geheimnis, was ich seit kurzem hatte? Ich wusste es nicht genau, seufzte und sah zu Boden, als ich spürte wie mir langsam die Tränen kamen. „Verdammt, ich darf nicht weinen. Das ist ein Zeichen der Schwäche.“, sagte ich mir leise zu und versuchte die weiteren Tränen zu unterdrücken, während ich mir mit meinen Ärmel, meines schwarzen Gewandes, die Wangen trocken wischte. „Hannah? Alles in Ordnung?“, sprach eine Männerstimme und ich sah auf. Rechts von mir stand Dominik, der mich besorgt ansah und seine Hand auf meine Schulter legte. Er hatte schwarzes Haar und trug ein schwarzes Top sowie eine schwarze lange Jeans. Anscheinend hatte der Anführer der Kriegsherren heute seinen freien Tag und wollte diesen mit Isana genießen. „Alles gut.“, antwortete ich schnell und lächelte den Anführer der Kriegsherren an, in der Hoffnung er würde nicht weitere Fragen stellen. Dieser sah mich mit seinen durchdringenden violetten Augen an und sagte sanft:„ Irgendetwas bedrückt dich, das weiß ich. Aber falls du reden möchtest bin ich für dich da und Isana natürlich auch.“, sagte der Kriegsherr sanft und lächelte mich an. Ich nickte ihm zu, dann ließ er meine Schulter los, ging an mir vorbei und trat in den Schlossgarten, wo ich vorhin mit meinem Mentor trainiert hatte. Ich seufzte tief, als ich Dominik nicht mehr sah und fragte mich zum ersten Mal, wen ich überhaupt vertrauen konnte. Selbst bei Isana hatte ich ein ungutes Gefühl, ihr mein Geheimnis anzuvertrauen. Alle würden mich hassen oder sogar aus Eyrie verstoße, wenn sie rausfinden würden, mit was ich mich in den letzten Tagen beschäftigt hatte. Nämlich mit der verbotenen Magie - der schwarzen Magie. Erneut kamen mir die Tränen und ich rutschte auf meine Knie, als Dominik und Isana aus meinen Blickfeld waren, umklammerte meine Beine fest, legte meinen Kopf auf diese und begann leise zu weinen. Sogar Niklas konnte ich dies nicht erzählen, obwohl ich es am liebsten würde, doch er würde mich am Ende bestimmt hassen, oder mir einreden, dass diese Magie böse sei. Aber dem war nicht so. Seitdem ich mich mit der Form der Magie beschäftigt hatte, fühlte ich mich freier, als bei meinem herkömmlichen Element, der Zerstörung. Die schwarze Magie verschaffte mir so viele Möglichkeiten der Formen der Magie zu erlernen, die ich mir nie erträumen hätte können. Ich hustete und mein Körper zitterte und erneut kamen mir die Tränen. Wieso nur sehe ich allein, die Schönheit der schwarzen Magie, wieso denkt jeder, dass die schwarze Magie schlecht sei? Wenn wir diese nutzen konnten zu unserem Vorteil, hätten wir Axlis schon längst besiegen können. Doch meine Kammerraden fürchteten sich davor. Nur wieso? Ich wusste keine Antwort darauf und erhob mich zittrig und schniefend. Dominik war erst seit seit langem Anführer der Kriegsherren, sein Schüler war Nick Schwarzkrieger, der Freund meiner besten Freundin Jenna Merreslicht, doch auch bei Dominik und Nick hatte ich eun ungutes Gefühl. Ein Gefühl von Unsicherheit, von Angst und Fruscht. Er würde mich bestimmt nie verstehen, wenn ich ihm das alles erzählen würde. Auch bei meinen Mentor hatte ich ein ungutes Gefühl. Er war zwar sehr erfahren und ziemlich weise, genauso wie Dominik, doch ich wusste, wie schnell er wütend werden konnte. Einmal hatte er mit seiner Frau, Kassiopeia Sonnenfeuer, so stark gestritten gehabt, dass er mir nicht wirklich zugehört hatte, als ich ihm zu Anfang meiner Ausbildung von meinem Problemen mit meinem Element berichtet hatte und als er mir helfen wollte, war er so in Gedanken versunken gewesen, sodass mein innerer Sturm beinahe die Kontrolle verloren hatte. Ich seufzte und erhob mich zittrig, dann ging ich den Gang entlang und überlegte genau, ob ich mich weiterhin mit der Schwarzen Magie beschäftigen würde der nicht. Allein diese Entscheidung würde mein zukünftiges Leben bestimmen, ob ich weiterhin im Schloss sein durfte und meinen Kaiser dienen durfte oder nicht. Es würde sogar bestimmen ob mich die Göttin verstoßen würde von sich oder nicht. Seit ich ein kleines Kind war wurde ich auserwählt eine Botin des Lichts zu sein, doch ich hatte nie wirklich eine Aufgabe in der Position. Ich war einfach nur ich selbst gewesen und habe meinem Herzen gefolgt, bis ich hier landete bei den Kriegsherren im Schloss des Kaisers. Würde ich diese wunderbare Zukunft aufgeben können, für die weiter Erlernung der Schwarzen Magie? wenn einer mein Geheimnis entdeckt und mir ein Ultimatum stellen würde, würde ich mich für die Magie entscheiden? Ich griff mir auf die Brust und spürte wie mein Herz raste und meine Atmung schneller wurde. Ich schloss meine Augen und versank in Dunkelheit. Sie war so schön diese Finsternis und ließ mein Herz ruhiger werden, als ich versuchte tief ein und aus zu atmen. Auch meine Atmung normalisierte sich und ich spürte wie ich mich für eine gewisse Zeit schwerelos fühlte. Dann öffnete ich meine Augen und fand mich wieder im Gang wieder. Ich erhob mich noch etwas zittrig und holte noch einmal tief Luft, dann ging ich den beschmückten schneeweißen Gang weiter entlang, ging die Marmortreppen hoch und stapfte einen weiteren Gang, der geschmückt von Statuen war nachdenklich entlang, bis ich vor meinem Zimmer ankam und die Tür öffnete. Es war so still und dunkel in meinem Zimmer, da die weinroten Vorhänge zugezogen waren und ich trat ein. Leise schloss ich hinter mir die Tür, tastete mich zum Fenster vor und schob vorsichtig einen der beiden langen Vorhänge zur Seite und setzte mich auf mein Bett. Vorsichtig beugte ich mich unter das Bett und hob eine gräuliche Kiste mit einem roten Diamanten hervor, der von einem silbergestell umgeben war. Diesen sah eine Weile an, zog meinen Dolch aus meiner Gürteltasche und schnitt mir vorsichtig in die Hand, und hielt die blutende Hand über den Diamanten der Kiste. Rubinrotes Blut tropfte auf die Kist und ließ das magische Schloss, den magischen roten Rubin hell aufleichten. Dass silberne Gestell, dass die Kiste wie Ranken umgab drehte sich, wie eine Blume die in Feuer aufging. Wenig später machte das Schloss ein leises Geräusch und der Deckel öffnete sich langsam. In der Kiste befand sich ein schwarzes Buch, dass von Schwarzen Rach umgeben war. Langsam nahm ich das Buch der schwarzen Magie aus der Kiste, legte diese zur Seite, legte mich ins Bett und begann das Buch weiter zu studieren, doch ich schaffte es nicht, eine Seite zu lesen da ich spürte, wie meine Augen schläfrig wurden. Je mehr Wörter ich versuchte zu lesen, desto mehr fiel es mir schwer diese zu erinnern. Daher erhob ich mich, legte das Buch in sein Versteck zurück, schloss die Kiste. sofort leuten die silbernen Rankenschlingen auf und schlangen sich vom Rubin schützend um die Kiste. Eine Weile sah ich diese an, die Dunkelheit umgab die Kiste und zog mich an, doch ich war einfach zu müde und erschöpft um mich damit zu beschäftigen. Auch wenn ich es klar meinen Namen rufen hörte. Etwas Zögernd legte ich es wieder gut versteckt unter mein Bett, legte mich erneut ins Bett und schloss meine Augen, um meine Gedanken zu Ordnen. Ich machte mir Gedanken um Niklas, die Kriegsherren, doch meine Gedankengänge wurden immer wieder von der rauchigen Stimme unterbrochen, die meinen Namen immer lauter rief. Ich seuftzte, kniff meine Augen zusammen und versuchte die Stimme auszublenden so gut es ging bis mich der Schlaf überkam, die Stimme immer leiser wurde und ich schließlich einschlief.
Schreie, laute Schreie hallten durch meinen Kopf, ich konnte das Knistern von Flammen hören, doch konnte nur Schwärze sehen. „Hannah! Verschwinde!“, schrie eine laute Jungenstimme. Ich zuckte zusammen immer wilder knisterten die Flammen, ich hörte Möbel umfallen die Schreie hallten immer lauter durch meinen Kopf. Ich kniff meine Augen zusammen, traute mich nicht diese zu öffnen, mein ganzer Körper zitterte vor Angst und ich merkte wie ich mich nicht bewegen konnte. Wieso? Wieso konnte ich keinen einzigen Muskel rühren? Ich fühlte mich wie in einen Bann gezogen, als würde mich wer anderer kontrollieren, wie eine Marionette. Zittrig öffnete ich meine Augen und sah mich um flammenumgebenen Haus um. Die Möbel brannten, über die Vorhänge sowie am Teppich ragten orange-rote Flammen hervor und wurden immer größer. Am Boden zeichnete sich ein schwarzer rauchumhüllter Stern, ich fühlte mich zu diesen hingezogen, blendete die Schreie aus und stolperte langsam zu diesem hin. Ich war nicht stark, sondern schwach und klein, ein Kind. Wie in Trance stolperte ich zu dem Sternenzeichen. Mir waren das einstürzende Haus egal, die selbe Stimme von vorhin rief meinen Namen, doch ich ignorierte diese. Immer mehr stürzte das kleine Häuschen ein. Die brennenden Holzbalken krachten zu Boden und verfehlten mich gerade noch, doch es interessierte mich nicht. Alles was ich nur wollte war in Mitte dieses Sternes zu stehen. Die Flammen, die brennenden Körper einer Frau und eines älteren Mannes waren mir egal. Erneut konnte ich meinen Namen hören und ich sah hinter mich. Ein weißhaariger junger Mann lief auf mich zu und packte mich, bevor ein weiterer brennender Holzbalken des Hauses mich erschlug. „Wir müssen hier raus!“, rief der junge Mann und ließ mich nicht los. Ich schrie laut auf, als ich die brennenden Körper besser erkennen konnte. Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich schrie so laut ich konnte: „Nein! Wir müssen Mutter und Vater retten!“ Ich zuckte zusammen. Meine Stimme klang wie die eines kleinen Mädchens. Verängstigt und verunsichert. Ich versuchte mich zu wehren, wollte in die Flammen zurück laufen, doch ich schaffte es nicht mich zu befreien von den starken Armen des jungen Herren. Immer mehr stürzte das Haus ein und der junge Mann schaffte es gerade noch aus einem offenen Fenster mit mir zu springen. Schmerzhaft fiel er in den Dreckigen Boden und das Holzhaus stürzte nun komplett ein. Er drückte meinen Kopf beruhigend an seine Brust und verdeckte mir die Sicht auf das Haus. Tränen rannten meine Wangen entlang und ich hielt mich zittrig am zerrissenen Hemd des jungen Mannes fest. „Es ist alles gut Schwester. Du bist in Sicherheit.“, sprach er zu mir mit seiner tiefen Stimme und streichelte mir beruhigend übers Haar. Sein Griff um mich herum lockerte sich und er ließ mich langsam los. Langsam sah ich zu ihm auf, und ich zuckte zusammen als ich ihn erkannte. Es war mein Bruder Fabian Sturmschwert, der geschockt auf das in Flammen umhüllte Haus sah. Ich ließ meinen verängstigten Blick nicht von Fabian und sah zu ihm auf. In seinen Augen konnte ich das Schauspiel des brennenden Szenarios mit verfolgen. Ich zupfte ihn am Ärmel und Fabian zuckte zusammen vor Schreck. Wandte seinen Blick zu mir und hob mich hoch in seine Arme. „Sie haben es verdient.“, sprach er leise und umarmte mich sanft. Fabian war der einzige, der sich um mich gekümmert hatte. Nicht mal unsere Eltern hatten Interesse an uns gehabt. Ich drehte mich um zum Haus und lächelte, als ich den brennenden Flammen zu sah, wie sie das Haus immer mehr verschlangen.
Plötzlich umgab mich die Dunkelheit, die Bilder des Szenarios verschwanden. Ich öffnete meine Augen geschockt und sah starr auf die weiße Decke über mir. Ein Traum, alles war nur ein Traum offensichtlich. Realität eine Erinnerung in Form eines Traumes. Wieso aber ausgerechnet diese Erinnerung? Spielte meine Psyche mir etwa einen Streich? Ich richtete mich langsam auf, schloss meine Augen kurz wieder und versuchte mein schnelles Herz zu beruhigen. Mein Bruder war verschwunden seit dem Feuer, ich wusste nur noch wie ich als kleines Mädchen beim Schloss ankam. Verhungert, verletzt, nur wo war mein Bruder? Ich und Fabian hatten in einer kleiner Höhle gelebt und uns ein zu Hause eingerichtet im singenden Wald von Aurorum. Dort hatten wir unsere Ruhe. Hier und da kamen Kinder vorbei um die Tiere dort zu füttern, aber keine Krieger des Königs. Von daher waren wir in Sicherheit. Doch nun war ich hier seit Jahren im Kaiserschloss, hatte meine Ausbildung erfolgreich beendet war eine Kriegsherrin, ein Teil der Armee des Kaisers. Doch wo mein Bruder war wusste ich nicht mehr. Es fühlte sich an wie ein Loch in meinen Erinnerungen. Ich seufzte schwer, hielt meine Hand auf meinen Kopf über das Linke Auge und flüsterte zittrig: „Bruder, wo bist du nur hin?“ Tränen liefen mir die Wangen entlang, als ich an Fabian dachte. Eine eisige Kälte umgab mich und rieb mir die Oberarme um mich etwas zu wärmen. Meine Atmung wurde schneller, mein Herz hämmerte in meiner Brust wie wild. Er war derjenige der mir beibrachte zu überleben. Nur dank ihn konnte ich so lange alleine draußen überleben ohne fremde Hilfe, wieso nur war er fort? Ein Klopfen an meiner Tür unterbrach meine Gedanken um meinen Bruder. Ich zuckte vor Schreck zusammen, als hätte mich wer in ein Eisbad geworfen. „Hannah? Seid ihr hier?“, konnte ich Niklas Stimme hören und ich fluchte im stillen, während ich aus dem Bett stolperte, meine zerzausten weißen langen Haare richtete und mir die Tränen weg wischte. Langsam ging ich zur Tür, holte tief Luft und öffnete diese vorsichtig. Ich hoffte sehr, dass ich meine Traurigkeit erfolgreich verstecken konnte. Ich wollte ungern Niklas Sorgen bereiten, geschweige denn von meinen Traum erzählen. „Ja, tut mir leid, dass es gedauert hat. Ich war eigeschlafen.“, erklärte ich Niklas und lehnte mich im Türrahmen an. Der Vertrauteste Krieger lächelte warm als er mir in die Augen sah und ich merkte sofort, wie er sich in diesen verlor. Ich legte meine Hand sanft auf seine Wange und lächelte als er seine Hand auf meine legte. Ich kuschelte mich an ihn, senkte meine Hand und verschränkte diese mit seiner. Ich lächelte und flüsterte: „Du verlierst dich wieder, Niklas.“ Ich schloss meine Augen und genoss den Moment einfach bei ihm zu sein, alles zu vergessen und nicht an die Sorgen zu denken, die mich immer wieder plagten. Er legte seine Arme um mich, streichelte meinen Rücken sanft, beugte sich zu mir und flüsterte sanft in mein Ohr: „Kann gut möglich sein, Hannah.“ Er legte einen Finger sanft unter mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen. Ich lächelte, als ich in seine braunen Augen blickte und legte meine Arme um seinen Nacken. Mein Atem verschnellerte sich wieder, als Niklas sich mir langsam näherte. Allein dieser Moment ließ mein Herz höher schlagen. Doch dann ertönte eine laute stimme hinter uns, eine Frauenstimme, die Niklas Namen rief. Sofort löste er sich von mir und ich sah den Pyromanten enttäuscht an, der sich zu der Frauenstimme umdrehte. Wieso ausgerechnet jetzt? Ich folgte seinen Blick und fluchte, als ich eine braunhaarige Dame erblickte. Ihre Smaragdgrünen Augen sahen Niklas liebevoll an, dann sah sie mich angeekelt an, sie trug ein langes grün-weißes Kleid, was mit Edelsteinen bedeckt war und hob eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen. Wie ich diese Frau hasste, all meine Sinne waren gereizt, ich krallte mich an Niklas Arm fest und kniff meine Augen wütend zusammen. Sie war die Ehefrau des Kaisers. Ihr Name war Osana. Eine arrogante junge Frau, die den Kaiser nicht wirklich liebte und sich versuchte an meinen Mann rann zu machen. An meinen Niklas! Für wen hält sich diese dumme Kuh überhaupt? Wenn sie nur wüsste zu was ich fähig war. „Kommst du bitte mit Niklas? Ich muss mit dir etwas unter vier Augen besprechen.“, erklärte Osana ruhig, wandte ihren Blick von mir ab und sah Niklas freundlich an. Oh nein, diese Frau würde meinen zukünftigen Ehemann nicht bekommen. Niemals! Niklas nickte nur und es schien als würde wer eine Nadel in mein Herz rammen, als er sich sanft von mir befreite. Er sah mich an und flüsterte: „Ich komme gleich wieder, versprochen.“ Ich wusste er hatte Pflichten, aber warum auch ausgerechnet ihr gegenüber? Ich nickte nur, ließ ihn los ohne ein Wort zu sagen und sah zu Boden, als Niklas zu seiner Kaiserin ging und sich vor ihr verneigte. Ich konnte den Anblick nicht ertragen ihn mit ihr weg gehen zu sehen und drehte Osana und Niklas einfach den Rücken zu.
Publication Date: 06-23-2016
All Rights Reserved