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Titel

Marens Reise ans Ende der Zeit

Maren Niehaus

 

 

 

Cover: Jenni Eales

© 10.03.23 Maren Niehaus

Alle Rechte vorbehalten.

 

 

Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.

- Thomas Mann

 

Phantasie ist nicht Ausflucht. Denn sich etwas vorstellen, heißt, eine Welt bauen, eine Welt erschaffen.

- Eugène Ionesco

 

Reisen bedeutet herauszufinden, dass alle Unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken.

- Aldous Huxley

 

Das Leben ist eine Reise. Nimm nicht zu viel Gepäck mit.

- Billy Idol

 

Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an.

- Kurt Tucholsky

 

 

 

 

 

 

 

In Erinnerung an Chisato,
für die ihre Reise viel zu früh zu Ende war.

Du fehlst uns!

 

Aufbruch

Jana und ich hatten unsere Reise schon lange geplant. Wir wollten in unseren Sommerferien mit dem Rucksack quer durchs Land reisen, in einem kleinen Zelt übernachten und dann bei Janas älterer Schwester, die in Eotia lebte, noch eine Woche verbringen

 

Wir hatten unsere Route gut geplant, uns auf der Karte die Orte markiert, die wir unbedingt sehen wollten, wo wir übernachten wollten und wo wir uns etwas zum Essen besorgen konnten.

 

Im Gegensatz zu mir war Jana keine große Planerin. Wenn es nach meiner Freundin gegangen wäre, dann wären wir einfach drauflos gelaufen und hätten spontan entschieden, worauf wir Lust hatten.

 

Aber sie war einverstanden gewesen, dass ich eine Route vorschlug, denn meine Eltern hätten das niemals akzeptiert, dass wir einfach irgendwohin gingen. Mit dem Plan hatten sie unserer Reise zugestimmt und ich hatte versprechen müssen, dass ich mich jeden Tag per WhatsApp meldete, keinen Unsinn anstellte, gefährliche oder verruchte Orte mied und uns auch sonst nicht in Gefahr brachte.

 

"Du musst ihnen ja nicht alles erzählen", hatte Jana gesagt, "meine Regierung weiß längst nicht alles, was ich anstelle."

 

"Dass du neulich auf der Party ziemlich betrunken warst auch nicht?" hatte ich sie gefragt.

 

"Ups", hatte sie geantwortet uns dabei verschwörerisch gegrinst, "ich hab ihnen erzählt, dass mir von den Fischbrötchen übel geworden ist."

 

"Hey, meine Eltern vertrauen mir", hatte ich erwidert, "wenn ich sie anlügen würde, dann darf ich irgendwann gar nicht mehr aus dem Haus."

 

"Ich bin nur mal gespannt, was sie sagen, wenn du irgendwann damit beginnst, mit Jungs zu schlafen", hatte Jana geantwortet, "spätestens dann dürfen sie sich in dein Privatleben nicht mehr einmischen."

 

"Sag das mal meiner Mama, dann kriegst du was zu hören", seufzte ich, "Sex ist gefährlich, böse Männer nützen junge Mädchen nur aus und wenn man nicht vorsichtig dabei ist, fliegt man von der Schule, weil einem irgendein Kerl ein Kind gemacht hat."

 

"Sie sollte mal ein bisschen locker werden", hatte Jana geantwortet, "schließlich wissen wir ja inzwischen, wie man verhütet. Pack also eine Schachtel Kondome ein, schließlich wollen wir uns amüsieren!"

 

"Jana!" hatte ich empört gerufen, "ich werde doch nicht einfach mit dem nächstbesten Kerl ins Bett gehen! Außerdem interessieren sich die Jungs nicht für mich."

 

"Quatsch!" widersprach Jana, "du bist hübsch und freundlich, immer gut gelaunt und witzig. Die Jungs stehen darauf."

 

"Aber ich hab zu wenig Busen", hatte ich widersprochen.

 

"Du hast ein hübsches Gesicht, eine tolle Figur und lange rote Haare", beharrte Jana, "lass dir nichts anderes einreden."

 

* * *

 

Wir starteten am ersten Ferientag, einem Donnerstag. Im Gegensatz zu den meisten anderen Tagen, an denen ich nicht zur Schule gehen musste, war ich früh aufgestanden, hatte geduscht und gefrühstückt und die letzten Sachen in meinen Rucksack gepackt.

 

"Vergiss bitte nicht, dich zu melden", erinnerte mich Mama und ich verdrehte nur die Augen.

 

"Keine Angst, Mama", antwortete ich, "immerhin bin ich schon 14. Jana und ich werden schon zurechtkommen."

 

"Seid bitte vorsichtig!"

 

* * *

 

Der erste Teil des Wegs ging über die Felder. Unsere Rucksäcke waren schwer, dabei hatten wir wirklich nicht viel Verpflegung mitgenommen.

 

"Was hast du denn im Rucksack?" fragte Jana mich, "Goldbarren? Ziegelsteine? Konservenbüchsen?"

 

"Nur das nötigste", antwortete ich, "frische Sachen zum Wechseln, Badesachen, mein Waschzeug, Schokolade. Nur das notwendigste."

 

"Na ja, meine Badesachen hab ich nicht dabei", grinste Jana, "aber notfalls baden wir nackt."

 

Ich kicherte. Jana war in solchen Sachen nicht so kompliziert wie ich, obwohl wir meistens ähnlich dachten.

 

Am späten Nachmittag kamen wir in ein kleines Dorf und fanden eine Bäckerei. Wir kauften uns belegte Brötchen und Brezeln und tranken einen Milchkaffee. Gestärkt gingen wir nach unserer Pause weiter.

 

"Hat dich deine Mutter wieder vor den bösen Jungs gewarnt, die nur eines von einem jungen Mädchen wollen?" fragte Jana mich. Ihre Mutter war nicht so besorgt, wie meine. Schließlich hatte Jana eine ältere Schwester und zwei Brüder, so dass ihre Mutter gewöhnt war, dass Jana und ihre Geschwister ihre eigenen Wege gingen und sich auch ohne ständige Ermahnungen zu helfen wussten.

 

"Dieser Teil ihrer Rede war überraschend kurz", antwortete ich.

 

"Sie hat auch nicht geahnt, dass ich genug Kondome für uns beide dabei habe", kicherte Jana und ich sah sie empört an.

 

"Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mit dem erstbesten Kerl ins Bett steige, wenn meine Mutter nicht auf mich aufpasst", sagte ich zu ihr.

 

"Nein", lachte sie, "denn wir haben dein kuschliches Bett nicht mitgenommen."

 

"Siehst du!"

 

"Sollen wir eine Wette abschließen?" fuhr Jana fort, "bis wir zurück sind, hast du deine Unschuld verloren und wirst mir dankbar sein, dass ich genug Gummis für uns beide eingepackt habe."

 

"Die Wette verlierst du", antwortete ich mit voller Überzeugung, "ich bin nicht so leicht zu haben und die meisten Jungs, sie ich kenne, sind total nervig."

 

"Ich hab auch nicht behauptet, dass du mit einem der Versager, die du kennst, schlafen wirst", grinste sie, "ich hätte längst darauf bestehen sollen, dass James mit dir schläft. Mein Bruder hat einen wirklich großen ..."

 

"Jana!!"

 

"Ich weiß", grinste sie, "er steht nicht auf weiße Mädchen."

 

"James ist nett", versicherte ich ihr, "aber ich würde nicht mit ihm schlafen, nur weil er mir gefällt."

 

"Dann verpasst du was", antwortete sie, "du bist

Imprint

Publisher: BookRix GmbH & Co. KG

Images: Jenni Eales
Publication Date: 03-10-2023
ISBN: 978-3-7554-3525-9

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Dedication:
In Erinnerung an Chisato, für die ihre Reise viel zu früh zu Ende war. Du fehlst uns!

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