Man for Man (Männliche Putzfee gesucht) - JoAn Fox
John betreibt eine Reinigungsfirma, die ausschließlich männliches Personal beschäftigt. Dabei kommt es zu einem unerwarteten Wiedersehen.
John
Ich bin Anwalt im Büro meines Vaters, Richmann & Sohn, somit finanziell sorgenfrei; mit 32 Jahren noch immer ohne festen Lebensgefährten. Ach ja, ich bin schwul und werde trotzdem von meinen Eltern sehr geliebt. Das ist leider nicht selbstverständlich. Ich habe da schon ganz schreckliche Geschichten gehört. Gut, die Sache mit den nicht zu erwartenden Enkelkindern macht meiner Mutter immer wieder mal zu schaffen, aber das vergeht ebenso schnell. Dafür verwöhnt sie eben die Nachbarskinder umso mehr.
Ich liebe meinen Beruf, jedoch nicht so sehr, um auf Urlaub zu verzichten. Leider habe ich keine genaue Vorstellung, was ich damit anfangen soll; irgendwie keine Lust zu verreisen, aber nur zu Hause hocken will ich auch nicht. Badeanstalt, das auf jeden Fall. Ich liebe es schwimmen zu gehen.
In Gedanken versunken schrecke ich auf, als mein Telefon klingelt. Hm, wer kann das denn sein? Mitten am Tag ruft mich zu Hause eigentlich niemand an, also kann es sich nur um mein kleines Nebenunternehmen handeln.
Diese verdammte Hitze! Ich habe ja sonst nichts dagegen, doch jetzt gerade hasse ich sie. Wer hatte damals bloß diese verrückte Idee mit Man for Man? Frank oder ich? Ach, egal. Ich werde schon irgendwie damit klarkommen, denn ich habe diese Firma nun mal aufgebaut. Hitze hin, Hitze her, ich muss einspringen, falls sie Hilfe brauchen.
Alles begann mit Frank und den Problemen mit seinem regen Liebesleben. Wir saßen eines Abends zusammen an der Theke unserer Lieblingskneipe und er klagte mir sein Leid. Schon wieder musste er sich eine neue Haushaltshilfe suchen. Die letzte hatte (wie alle davor) hingeschmissen, mit dem Spruch: „Für Perverse arbeite ich nicht.“
Als Architekt hat sich Frank einen Namen gemacht und ist entsprechend … ja, man kann sagen reich. Aber wie das so ist: Wenn man an der Spitze mitmischt, ist das sehr stressig und man hat oft sehr wenig Freizeit, besonders, wenn ein Großauftrag vorliegt. Somit fällt sauberzumachen meist flach. Wieso soll er auch, bei dem Einkommen und der knappen Zeit, noch selber putzen, waschen, den ganzen Haushalt schmeißen? Unmöglich.
Dabei sagte er bei der Einstellung stets, dass er schwul ist. Das wäre ja kein Problem, nein, meinten die Schnepfen regelmäßig, sie hätten doch keine Vorurteile, sie doch nicht.
Frank zelebrierte gern so manches heißes Wochenende, mit allem Drum und Dran. Das bedeutete eingesaute Bettwäsche, ein voller Papierkorb mit dreckigen Tüchern und natürlich auch benutzte Kondome, leere Wein- oder Bierflaschen, je nach Gast und Laune. Plötzlich war das alles eine Zumutung oder pervers. Das waren noch die netten Begründungen, wenn denn welche kamen. Oft genug verschwanden die Putzfeen einfach so, ohne ihre Arbeit zu erledigen und ihm wenigstens zu sagen, dass er sich nach einer anderen Hilfe umsehen sollte.
Ich kenne solche Schwierigkeiten nicht, da ich selten jemanden mit nach Hause nehme. Gewöhnlich bestelle ich mir einen netten Callboy aufs Hotelzimmer. Als ich das Problem mal auf einem Pokerabend ansprach, meldeten sich aber einige mit genau dem gleichen Dilemma zu Wort.
Beim nächsten Treffen mit Frank kam das Thema erneut auf den Tisch. Nach dem 10. oder 12. Bier stand fest: Ich würde eine Man for Man-Firma gründen.
Tja, was soll ich sagen? Inzwischen habe ich neun Angestellte, die nur für Schwule arbeiteten. Es war gar nicht so schwierig, Männer dafür zu begeistern. Sie haben Verständnis für die speziellen Nöte, sitzen sie doch alle im gleichen Boot. Wer kann denn auch besser verstehen, was nach einem heißen Wochenende an Arbeit ansteht und dass es entsprechende Spuren zu beseitigen gibt, wenn nicht Männer?
Unsere Mitarbeiter sind ganz schön pingelig, so dass es nie irgendwelche Klagen gibt. Die Kunden sind immer äußerst zufrieden.
Nun zu meinem Dilemma: Wie gesagt, eigentlich arbeite ich in unserer Kanzlei, die Man for Man Sache läuft so nebenher. Ich habe Sandro dafür eingestellt, die Einsatzpläne zu machen und sich um alles andere zu kümmern. Ein - zweimal die Woche treffe ich mich mit ihm, um zu besprechen, was in der kommenden wie laufen soll. Wir erstellen gemeinsam die Abrechnungen und erörtern Probleme, meist nur kleinerer Natur.
Zurück zum Telefonat: Sandro ist in der Leitung, total verzweifelt und erzählt, dass sich wieder jemand krank gemeldet hat. Somit fehlen drei Leute. Alle haben sich diese blöde Sommergrippe eingefangen. Was für ein Mist! Das kann er allein wirklich nicht auffangen.
Genervt überlege ich hin und her. Mit sowas habe ich natürlich nicht gerechnet. Urlaub ade.
Bevor ich zu Sandro fahre, rufe ich beim Arbeitsamt an, schildere mein Problem und man sagt mir zu, sich sofort zu kümmern. Natürlich wird das mindestens einen Tag dauern.
Es hilft alles nix: Wenn die Firma ihren guten Namen behalten soll, muss ich mit ran, sonst werden nachher noch neun tolle Kerle arbeitslos und das will ich auf jeden Fall verhindern. Die Jungs sind alle wirklich gut drauf und machen einen super Job.
Also: alte Jeans an … Mann, die ist wirklich schon fast antik, stammt noch von der Zeit vor meinen regelmäßigen Besuchen im Fitnessstudio. Verdammt eng an den Beinen und am Bauch. Wo jetzt ein Sixpack prangt, war vorher nur eine Mulde. Egal, für einen Tag wird es gehen. Bevor ich anfing in eine Muckibude zu rennen, wie sagten meine lieben Mitschüler immer so nett zu mir? Streichholz oder schwules Streichholz. Alles Arschlöcher, ganz vorneweg Cole, dieser Oberarsch. Es waren nur ein paar, die sich so verhielten, aber die haben mir das Leben ganz schön schwergemacht.
So. Los und mit Sandro besprechen, wie es weiter geht und wo ich hin soll. Schon mal im Groben erfahren, was denn alles ansteht. War es eine größere Party oder nur ein Liebeswochenende zu zweit, eventuell zu dritt? Bei Letzterem feixe ich.
Reinigungsutensilien mitnehmen nicht vergessen, notiere ich mir im Geiste. Immer öfter wird angefragt, ob wir auch Fenster putzen. Da sich die meisten Kunden wenig bis gar keine Gedanken machen, was alles für eine ordentliche Reinigung nötig ist, habe ich gutes Arbeitsmaterial angeschafft.
„Komm John, auf geht’s“, ermuntere ich mich. Körperlich habe ich keine Bedenken, das werde ich schon schaffen; auch bin ich mir nicht zu fein, den Putzlappen zu schwingen. Trotzdem: Menno! Ich habe U–hur-laub und meine Pläne waren andere, Mann! Schluss mit dem Gejammer. Ich fahre zu Sandro.
Name des Kunden? Bitte? Cole von Waresheim? Nee, ne? Das ist doch jetzt nicht wahr. DER Cole, das größte Arschloch der ganzen Schule? Bitte nicht. Den Namen gibt es wohl nur einmal, sehr unwahrscheinlich, dass es ein Namensvetter ist. Und der ist schwul? Klar, sonst hätte er uns nicht gebucht.
Arrogant, zynisch, überheblich, ein riesengroßes Arschloch eben und ausgerechnet zu dem muss ich. Verdammt, verdammt, verdammt! Unter dem habe ich doch genug gelitten, oder? Seine Lieblingsbeschäftigung war, mich als Schwanzlutscher, Arschficker, schwule Sau und dergleichen mehr zu betiteln. Ich Blödmann hatte mich auch noch in ihn verliebt. Wie masochistisch kann man denn bloß veranlagt sein?
Sieh an, und nun ist er selbst ein Arschf.... Hm, egal. John, sieh zu, dass du so schnell wie möglich deine Arbeit erledigst und dann nix wie weg. Außerdem bin ich inzwischen erwachsen und durchaus in der Lage, mich zu wehren, anstatt mich zu Hause zu verkriechen und zu weinen. Ich bin ein gestandener Anwalt und recht erfolgreich, da soll es doch möglich sein, mit dieser Situation fertigzuwerden. Außerdem liebe ich ihn nicht mehr! Niemals, nein.
Vielleicht habe ich Glück und er erkennt mich nicht. Es sind bestimmt zehn Jahre vergangen, seit wir uns gesehen haben. Ich bin nicht mehr das Streichholz, inzwischen eins achtzig, achtundsiebzig Kilo schwer und durchtrainiert. Meine Haare sind auch nicht mehr hell-, sondern dunkelblond und lang. Ich habe sie zu einem Zopf gebunden. Es kann also durchaus sein, dass er mich nicht als John identifiziert. Gut, meine Augen sind noch immer blau, aber alles andere hat sich doch sehr verändert.
Leider habe ich kein Glück. Erst habe ich noch die Hoffnung, dass er nicht zu Hause ist, doch nach dem dritten Klingeln wird die Tür geöffnet.
Ich will gerade wieder gehen, als sie langsam aufgezogen wird, mit einem gequälten: „Guten Morgen. Bitte nicht so laut klingeln.“
Er lächelte mich an, ohne den Funken eines Erkennens in seinen Augen. Da steht er, nur in Pants, mit kleinen Schlaffalten im Gesicht. Ungefähr zwei Meter Muskelmasse. Ein verflixt gut aussehender Kerl, mit schwarzen, kurzen Haaren, die wild von seinem Kopf abstehen. Er lächelt mich weiter an und fragt freundlich nach meinen Wünschen. Schon früher war er ein Hingucker, aber das da … ohne Worte!
Meine Libido springt ungefragt an (halt dich da raus, verdammt) und funkt meinem Unterleib: „Hey, reg dich mal. Der sieht echt geil aus und der Duft, den er verströmt … so richtig nach Mann.“
Mein Verstand knallt dazwischen: Stopp! Der, genau der war der Schlimmste; der hat dich am meisten gequält. Es waren nur ein paar, die nach meinem Outing nicht damit klarkamen, dass ich schwul bin. Ausgerechnet in einen von denen war ich verliebt. Damals habe ich echt gelitten. Nur widerwillig gehorcht mein bestes Stück, zumindest vorläufig. Ich weiß jetzt schon, dass ich dem Frieden nicht trauen kann.
„Sie hatten gebeten, dass unser Man for Man-Service zum Reinigen Ihrer Wohnung kommt“, antworte ich so zuvorkommend wie möglich.
„Ach Schei... Ist das heute? Sorry, habe ich total verbaselt. Komm rein. Ich geh schnell duschen und mir was anziehen.“
Ich folge seinem Wink.
Die Wohnung verteilt sich, wie es aussieht, auf zwei Etagen. Schätzungsweise neunzig Quadratmeter purer Luxus, zumindest im Erdgeschoss. Eine offene Treppe führt nach oben. Da scheint unter anderem das Bad zu sein, denn Cole schleicht die Stufen hoch.
„Was genau wünschen Sie denn, was ich bei Ihnen mache?“, frage ich und merke, noch während ich den Satz ausspreche, ihm eine prima Vorlage geliefert zu haben. Natürlich springt er darauf an.
Auf halber Treppe drehte er sich um, mustert mich von oben bis unten, grinst anzüglich und säuselt: „Zunächst mal nur die Fenster und nenn mich bitte Cole.“ Er wendet sich um und läuft weiter nach oben.
Mhm, träum weiter, Cole. Du mich auch, du Arsch!
Dieses blöde Grinsen, selbst das sieht bei ihm irgendwie sexy aus. Mein bestes Stück mischt natürlich auch wieder mit, als hätte jemand: „Stramm stehen“ gerufen.
Ich wusste doch, dass ich einen Verräter in meiner Hose habe. Schnappt sich dieses Miststück doch schon wieder das Blut, das auf dem Weg zum Gehirn war. Dadurch gestärkt, drückt er in der ohnehin schon zu engen Hose schmerzhaft gegen diesen verflixten Reißverschluss. Schnell drehe ich mich um in der Hoffnung, dass Cole es nicht bemerkt hat, doch sein leises Lachen lässt mich daran zweifeln. Und wieder reagiere ich wie früher auf ihn. Mein Herz fängt an zu rasen. Das ist bestimmt die alte Wut, die da hochkocht. Was, bitteschön, wird das hier? Mann, John, du wirst dich doch nicht wieder …? Nein, Quatsch, ich doch nicht und schon gar nicht in Cole, nei-hen.
Die Tür zur Küche steht offen. Ich geh schnell einen Eimer Wasser holen und beginne einfach mal hier unten mit den Fenstern. Wenn ich das richtig gesehen habe, sind das zwei große und drei kleinere, na ja, und oben? Keine Ahnung und eigentlich will ich das auch gar nicht wissen.
Während ich putze, entspinnt sich in meinem Schädel eine Diskussion. Mein Gott! Es hat durch meinen ganzen Körper geknallt, als er mich so angelächelt hat. Nein, John, auf gar keinen Fall, lass diesen Scheiß sein, Schluss!
Cole sieht echt klasse aus, so verstrubbelt, zum Knutschen. Ich fand ihn schon in der Schule immer sexy … Sag mal, spinnst du, John? Willst du dich fertig machen? Bist du neuerdings masochistisch veranlagt? Seinetwegen hast du genug geweint, zum einen, weil du dich in ihn verliebt hast … NEIN! HATTEST!!! HAAAAA - TTEST!!! Und zum anderen, weil er dich ständig gequält hat.
Denk daran, was er für ein Typ ist: Arrogant und überheblich. Das wird er immer noch sein. Nur, weil er offensichtlich erkannt hat, dass er schwul ist, heißt das nicht, dass er auch freundlich geworden ist. Also :Ruhe da unten! Ich spüre, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Panisch merke ich, wie die alten Gefühle wieder hochsteigen. Oh bitte, bitte, bitte nicht!
Schnell ist das erste Fenster geputzt. Ich muss zusehen, dass ich hier so rasch wie möglich wegkomme. Das mit dem Abzieher sollte ich noch etwas üben, na ja, die paarmal, die ich bisher meine Fenster geputzt habe ... kein Wunder, dass mir die Erfahrung fehlt.
Bei mir erledigt sowas die liebe Frau Melcher, die mich schon seit Kindesbeinen kennt und bei meinen Eltern den Haushalt macht. Sie meinte: „Das bisschen, das bei Ihnen anfällt, schaffe ich doch noch mit links.“ Ich kann ihr nicht begreiflich machen, dass ich für sie John bleibe. Ab meinem 18. Geburtstag hat sie angefangen, mich zu siezen. Die Frau, die mich getröstet hat, wenn ich mir die Knie aufgeschlagen habe.
Oder wenn ich mal wieder Ärger mit Vater hatte, weil ich mich nicht so benahm wie er es wollte, da die Schickimicki-Gesellschaft bestimmte Ansprüche an mich stellte. Pffft! Manche sind so überkandidelt, dass ich glaube, wenn die Selbstgespräche führen, reden die sich selbst mit Sie an. Bei solchem Verhalten wird mir schlecht. Ich seufze bei diesen Gedanken. Noch heute liebe und vertraue ich meiner Frau Melcher. Nach langen Verhandlungen habe ich sie wenigstens soweit gekriegt, dass sie bei John bleibt und mich ‚nur‘ siezt.
Cole
Ich bin fix und fertig. Gestern war ein verdammt anstrengender Abend, dieser Kunde echt nervenaufreibend. Der wollte in seinem Garten all die Dinge, die hier nicht gedeihen. Es war schwer ihm beizubringen, dass die Pflanzen, die er sich ausgesucht hatte, hier auf Dauer nicht wachsen würden und einige unter das Artenschutzgesetz fielen, somit erst gar nicht in Frage kamen. Ignorant. Als Landschaftsarchitekt konnte und wollte ich nicht darüber hinwegsehen. Meine Existenz wäre dahin, außerdem widerstrebt mir das. Unsere Natur ist schon kaputt genug, da werde ich für so einen Geldarsch bestimmt nicht meine Überzeugung aufgeben.
Nachher fangen die Gärtner mit den Arbeiten an. Heute Nachmittag werde ich mal nach dem Rechten schauen. So, jetzt erst mal duschen. Ich lasse im Bad alle Hüllen fallen und stelle mich unter die Brause. Aaah! Tut das gut!
Der kleine Fensterputzer da unten - na ja, klein ist vielleicht nicht ganz richtig, aber von meiner Größe ausgehend schon - schaut verdammt niedlich aus. Habe ich das eben richtig gesehen? Ist der hart geworden? Wie er wohl aussieht, wenn seine Haare offen sind, um seinen Kopf liegen wie ein Kranz, wie ein Engel, das Gesicht lustverzerrt, während ich ihn vögele und ihm ins Ohr flüstere, wie sehr ich ihn lie…
Mooooment! Was denke ich denn da? Das böse L-Wort wollte ich doch nie aussprechen. Na prima, da muss ich wohl erstmal Hand anlegen. Mit so einer Latte kann man ja weder vernünftig denken, noch wieder nach unten gehen. Selbst eine kurze kalte Duscheinlage kann nichts dagegen ausrichten.
Cole, halte deine Fantasie im Zaun, meckere ich mit mir, doch vergeblich. Meine Hand wandert runter. Die schönen vollen Lippen des Kleinen vor Augen, wie sie sich um meine Härte legen … zwei – drei Striche, schon rollt mein Orgasmus an. Tja, so viel zu meiner Zurechtweisung, hat ja echt toll geholfen. Haaaaallo Cole, was treibst du denn da? Derart schnell bin ich schon lange nicht mehr gekommen, das letzte Mal als Teenie.
Ich bin einfach untervögelt. Das letzte Mal? Keine Ahnung, ist sicher schon ein halbes Jahr her. Mal ein Blowjob im Darkroom, ansonsten meine Faust. Ich habe einfach keine Muße für mehr. Mein Auftragsbuch ist rappelvoll. Es wird Zeit, dass ich mir einen Partner suche, denn die Aufträge reichen inzwischen locker für zwei. Ich schaffe das nicht mehr im Alleingang. Mein letzter Urlaub? Seit ich mich selbstständig gemacht habe, waren es immer nur zwei bis drei Tage, also mindestens drei Jahre ohne längere Auszeiten.
Frisch geduscht fühle ich mich schon viel besser. Zähne geputzt und schnell in meine Jeans geschlüpft. Schmunzelnd nehme ich ein hautenges schwarzes Shirt und streife es mir über. Bin mal gespannt, ob und wie der Kleine darauf reagiert.
Da ich erst nachmittags den nächsten Termin habe, werde ich mir gleich ein ausgiebiges Frühstück gönnen.
Außerdem versuche ich mal meinen Fensterputzer zu überreden, mit mir zu frühstücken oder wenigstens einen Kaffee zu trinken. Ähm, meinen? Echt jetzt, Cole? Mein Fensterputzer? Wirklich?
Nicht, dass ich was gegen seinen Job habe. Das wäre vielleicht früher mal der Fall gewesen, als ich noch als Riesenarschloch unterwegs war. Nein, jede Arbeit sollte anerkannt werden, egal welche, schließlich muss jeder von etwas leben. Das geht nun mal nicht ohne zu ackern und was würde ich wohl machen, wenn es die fleißigen Man for Man nicht gäbe? Die Empfehlung habe ich von einigen Kumpeln, die ganz begeistert von den fleißigen Helferlein sind.
Was ist das denn? Ich bin inzwischen nach unten gegangen, lehne im Türrahmen und beobachte schmunzelnd meine Putzfee. Der Kleine … ich muss ihn gleich erst mal fragen, wie er heißt.
Also, professionell ist anders. Der dürfte neu sein in dem Betrieb. Sein seufzen klingt sehr heiß in meinen Ohren. Mann, sind seine Bewegungen geschmeidig. Hey, Cole, hör auf damit, ermahne ich mich. Das Handling des Abziehers ist ziemlich ungeschickt, stelle ich erneut fest.
Er hat mich offensichtlich noch nicht bemerkt, scheint in Gedanken versunken. Ich vermag mich von dem Anblick nicht zu lösen. Nun fällt ihm der Abzieher auch noch aus der Hand. Oh ja, bück dich, heb ihn auf. Echt geiler Arsch, genau die richtige Größe für meine Hände. Cole! Scheiße, lass das! Spinnst du? Was ist denn los mit dir? Schon ist es wieder passiert: Es wird eng in meiner Hose.
Oh, oh! Durch seine Beine schielt er mich von unten an und erwischt mich beim Starren auf seinen Arsch. Hoffentlich sieht er nicht, was sich in meiner Jeans tut. Schnell drehe ich mich weg, zur Anrichte, um einen Kaffee aus meinem Automaten zu ziehen und frage über die Schulter, ob er auch einen möchte.
Er schießt regelrecht hoch, dreht sich um, blitzt mich wütend an und faucht: „Na, genug gesehen? Und nein, ich bin zum Arbeiten hier.“
Dieses Blau der Augen und dieses Blitzen … In meinem Geist flackert ein verschwommenes Bild hoch, doch bevor ich es klar kriege, ist es auch schon wieder weg. Warum ist er bloß so aggressiv? Ich habe ihm doch nichts getan. Weil ich ihm auf den Hintern geschaut habe? Der ist so geil, dass ihm das bestimmt öfter passiert. Ich bin irritiert und grübele. Irgendwas ist mir an ihm vertraut, nur was?
Da das Fenster offen ist, zieht ein leichter Windhauch herein und trägt seinen Duft bis zu mir. Ich schließe meine Augen und schnuppere. Sandelholz, ein Hauch Zitrone und Vanille, gepaart mit frischem Schweiß. Bei der Hitze kein Wunder. Oh Mann ...
In Gedanken versunken sitze ich an der Küchenbar und rühre in meinem Kaffeebecher. Wieso kommt er mir bekannt vor? Mist! Hoffentlich war ich nicht mal mit ihm im Darkroom. Nein, so, wie mein Körper auf ihn reagiert, wüsste ich das noch. Auch eine Begegnung bei einem meiner Kunden halte ich für unwahrscheinlich.
Ausgerechnet in diesem Moment summt mein Handy. Ich schaue aufs Display. Es ist die Nummer eines wichtigen Klienten. Da muss ich leider rangehen.
Nach einem kurzen Gespräch lass ich das Gerät sinken. So eine Scheiße! Die Gartenbaufirma hat Mist gebaut. Da darf ich persönlich hin, um das wieder auszubügeln. Ich raufe mir die Haare. Warum ausgerechnet jetzt?
Verärgert, weil ich ihn immer noch nicht nach seinem Namen gefragt habe, im Moment dazu auch keine Zeit habe, renne ich in den Flur; steige in meine Sneakers, schnappe mir mein Schlüsselbund und rufe ihm zu: „Bin gleich wieder da.“
Es hat länger gedauert als gedacht. Die Pappnasen haben doch glatt die Pläne eines ihrer Kunden mit denen von meinem vertauscht und wollten, was als Kiesbeet vorgesehen war, fluten und Wasserpflanzen setzen. Der Kunde war vielleicht sauer, und das zu Recht.
ER ist natürlich weg. Was mache ich denn nun? Ich muss ihn unbedingt wiedersehen. Er ist mir unter die Haut gegangen. Na, mal schauen. Vielleicht gibt es ja was zu bemängeln. Ich weiß, nicht ganz fair, aber in der Liebe, wenn man jemand für sich gewinnen will, sind fast alle Mittel erlaubt, oder? Wie, Liebe?? Na jaaa, das sagt man halt so, das hat nichts zu bedeuten, nein, wirklich nicht. Ähm … wem mache ich hier eigentlich etwas vor?
Mir wird bewusst, dass ich mich verliebt habe, auf den ersten Blick. Immer habe ich darüber gelästert, dass es das nicht gibt und nun hat es mich doch tatsächlich erwischt.
Er wird wahrscheinlich kochen vor Wut, wenn ich mich beschwere, aber ich muss ihn wiedersehen! Es gibt leider nix zu meckern, alles ordentlich. Der war doch sowieso schon so rotzig zu mir, warum eigentlich? Ich weiß es immer noch nicht. Die Augen, dieses Blitzen darin … irgendwie hatte das was Vertrautes.
Ich schnappe mir das Telefon und rufe bei Man for Man an. Keiner mehr da. Na ja, es ist auch schon sechs. Okay, dann eben Morgen.
Pünktlich um acht Uhr am nächsten Morgen rufe ich wieder an. Sandro meldet sich. Ich frage nach dem Angestellten, der gestern bei mir war.
„Wie heißt der eigentlich?“, will ich wissen.
„Ach, Sie meinen John. Der ist nicht mehr da.“
„Wie, nicht mehr da? Hat er was angestellt oder gekündigt?“
Sandro lacht. „Weder noch. Wir hatten einen Engpass. Einige Leute haben diese blöde Sommergrippe und John ist eingesprungen. Übrigens: Ihm gehört Man for Man.“
Wie bitte, ihm gehört der Laden? Schei...benkleister. Ich versuche, meinen Plan durchzusetzen, mal sehen, ob es klappt.
„Tja. Da wird der Chef wohl doch nochmal kommen müssen. Ich bin mit so einigen Dingen nicht zufrieden.“
„Zwei unserer Männer sind wieder da. Ich werde einen zu Ihnen schicken, der die Dinge regeln und gegebenenfalls nochmal reinigen wird. Selbstverständlich auf unsere Kosten.“
„Kommt nicht in Frage. Ich will, dass der Verursacher das selbst regelt, oder bügeln die Angestellten immer seine Fehler aus?“, hake ich ironisch und scharf nach.
„Ganz sicher nicht.“ Sandro wird ziemlich sauer. „Herr Richmann ist ein überaus gerechter Chef. Immer hat er ein offenes Ohr und ist für uns da, hilft, wenn einer von uns Unterstützung braucht, egal ob im Betrieb oder privat. Ich werde sehen, ob er es einrichten kann, denn eigentlich hat er Urlaub. Sie hören von uns. Einen schönen Tag wünsche ich noch.“ Zack, aufgelegt. Mann, der war ja richtig angepisst.
Wie war das, was hat er gesagt? Richmann? Wirklich Richmann? Mir wird schlecht. Oh nein, nein, nein! Gerade holt mich mein altes Leben ein, die Zeit, als ich noch als Arschloch unterwegs war, als mega großes Arschloch.
Natürlich! John, die Augen, genauso hat er mich schon damals immer angeblitzt. Der arme Kerl hatte am meisten unter mir zu leiden. Ich Idiot, was habe ich ihn beschimpft, wobei Schwuchtel und Schwanzlutscher noch das harmloseste war.
Ich war immer so wütend, unsicher und verzweifelt, hatte keine Ahnung, was mit mir los war. Am Anfang interessierte ich mich ja noch für Mädchen, aber irgendetwas fehlte. Es dauerte, bis mir bewusst wurde, was los war und genau in der Zeit, als ich das verarbeiten musste, outete sich John. Übersprunghandlung nennt man das wohl. Er bekam meinen ganzen Frust ab. Ich konnte mich nicht entscheiden: Outing oder verstecken?
Zugegeben: Ich habe mir schon des Öfteren überlegt mit John in Kontakt zu treten, um das zu bereinigen; hatte ein schlechtes Gewissen, nachdem mir klar wurde, dass ich ebenfalls schwul war. Johns Bild schob sich immer öfter vor meinen Augen, wenn ich mir einen runterholte. Oft habe ich mich gefragt, ob ich ihn unbewusst deswegen so gequält habe.
Freud würde vielleicht sagen: „Das ist, weil John das Gefühl in dir triggert, dich zwingt, dich mit deinen Emotionen auseinanderzusetzen. Das macht dir Angst.“
Aber wie das so ist: Man hat den Gedanken und dann kommt leider, Gott sei Dank, wieder mal was dazwischen und es gerät in Vergessenheit, nur um bei nächster Gelegenheit wieder aufzutauchen.
Das muss ich jetzt nachholen, aber wie? Was ich da angeleiert hatte, war unter diesen Umständen die denkbar schlechteste Idee. Ich hoffe, dass sich John bei mir meldet. Falls das stimmt, was Sandro mir erzählt hat, dann kommt er wohl persönlich.
Ich muss mir dringend was einfallen lassen. Mit einer einfachen Entschuldigung ist es nicht getan. Noch während ich überlege, was ich tun soll, damit er mir verzeiht und ich ihn in meine Arme nehmen und endlich küssen kann, bis ihm die Luft wegbleibt und er vor Verlangen nach mir stöhnt und wimmert, wird mir klar: Ich habe mich in ihn verliebt. Ich bin am Arsch, aber sowas von...
Dass ich ihn nicht kalt lasse, denn da war eine Ausbuchtung in seiner Hose, das habe ich genau bemerkt. Ich weiß, dass die Kerle auf mich reagieren. Keine Einbildung, Erfahrung. Der heutige Cole bildet sich darauf allerdings nichts mehr ein. Es ist nicht mein Verdienst. Ich kann das, was Mutter Natur mir geschenkt hat, nur sorgsam pflegen und das tue ich auch.
Langsam entsteht eine Idee, eine vage Vorstellung, was ich mache. Dazu brauche ich meinen Laptop, eine CD, Champagner habe ich auch noch im Haus.
Auf geht’s! Ich suche den Text von Please forgive me von Brain Adams heraus, brauche nur den Refrain und den von Sinead O`Conners Nothing compares to you. Ja, ja, ich weiß, kitschig, schnulzig, kann sein, dass ich mich total lächerlich mache, aber nachdem, was ich John angetan habe, ist das wohl ziemlich egal. Hier geht es um mehr als meinen Stolz.
John
Da fällt mir doch dieser blöde Abzieher aus der Hand. Ich bücke mich, um das Gerät aufzuheben und sehe zwischen meinen Beinen ein Paar nackte Füße und wohlgeformte Beine, die in verwaschenen Jeans stecken.
Ich erstarre. Wie lange steht er schon da? Mir wird ganz heiß. Besser kann man für einen schwulen Mann einen Arsch wohl kaum in Szene setzen. Fuck.
Ich richte mich auf, drehe mich um, blitze ihn wütend an und zische: „Na, genug gesehen?“
Ein wenig irritiert sieht er mich an, wendet sich schnell ab, übergeht einfach meine Aggression und murmelt: „Sorry“ Freundlich fügt er hinzu: „Kann ich dir einen Kaffee anbieten?“
„Nein!“, belle ich ihn an. „Ich habe zu arbeiten.“
Was ist das denn, ist der hart geworden? Nein, unmöglich. Richtig sehen konnte ich das nicht, dazu hat er sich zu schnell umgedreht. Wollte ja auch nicht auf seinen Schritt starren.
Cole atmet tief durch seine Nase ein. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass er meinen Duft inhaliert, so ‘n Quatsch. Wunschdenken. Er riecht gut, frisch geduscht, holzig, ein bisschen nach Orange, aber auch Minze kann ich wahrnehmen. Sicherlich vom Zähneputzen.
Ich muss hier raus. Mit einem gemurmelten: „Ich werde jetzt die anderen Fenster in Angriff nehmen“, verlasse ich die Küche. Er sitzt in Gedanken versunken, die Kaffeetasse vor sich, an seiner Küchenbar.
Hoffentlich überlegt er nicht, ob er mich kennt und woher. Im nächsten Moment klingelt sein Handy. Nun ist er abgelenkt. Hoffentlich dauert das Gespräch länger.
Als hätte jemand mein stummes Flehen erhört, verlässt Cole kurz darauf mit einem „Bin gleich wieder da“ in meine Richtung das Haus.
Ich schaue nach oben und murmele zynisch: „Dankeschön.“
In Rekordzeit bringe ich die Wohnung auf Vordermann, vergewissere mich, ob auch alles ordentlich ist, denn wie ich den kenne, findet er sonst irgendetwas. Alles okay und nichts wie weg. Das ist gerade noch mal gut gegangen, denke ich, als ich die Tür hinter mir zuziehe.
Am nächsten Tag ruft Sandro an: „Chef, du brauchst nicht zu kommen, zwei der Jungs sind wieder da.“
„Ihr kommt klar, sicher?“, frage ich.
„Ja, auf jeden Fall“, antwortet er.
Gut, dann kann mein Urlaub ja beginnen. Noch immer habe ich keinen konkreten Plan. Erstmal ganz in Ruhe frühstücken und dann schwimmen gehen, so mache ich es.
Mit meiner zweiten Tasse Kaffee und einer Zeitung auf dem Schoß sitze ich auf der Terrasse und bin in Gedanken bei Cole. Ich bin wütend auf mich, richtig wütend. Ganz klar spüre ich, er ist noch immer da, ich bin leider nicht fertig mit ihm. Oh Mann, was ist das denn? Meine Augen brennen. Ich werde doch wohl nicht …? Doch da läuft auch schon eine einzelne Träne über meine Wange.
Ich sehe ihn direkt vor mir: Ein Bild von einem Mann. Plötzlich wird mir auch bewusst, warum ich kein so ausschweifendes Sexleben wie meine Freunde führe. Ich habe mich stets dann mit einem Callboy getroffen, meistens in einem Hotel, selten mal bei mir zu Hause, wenn der Druck kaum mehr auszuhalten war und meine Faust nicht mehr genügte; wenn ich einfach mal wieder einen warmen Männerkörper auf und neben mir spüren wollte.
Mein Bauch schmerzt. Mir ist ganz schlecht vor Liebeskummer. Ich brauche all meine Willenskraft, damit mein Frühstück bleibt wo es ist.
Ebenfalls fällt mir auf, dass ich oft, sehr oft Coles Bild vor Augen hatte, wenn ich mich befriedigt habe, oder, wenn ich einen Callboy bei mir hatte, mir an dessen Stelle Cole vorgestellt habe.
Das Telefon läutet. Ich will aber nicht rangehen. Hartnäckig schellt das Ding weiter und auf dem Display sehe ich, dass es Sandro ist. Ich hoffe, dass ich nicht nochmals einspringen muss.
„Sag jetzt nicht, dass ich nochmal den Lappen schwingen muss. Jedes Mal, wenn ich an Urlaub denke, rufst du an und willst, dass ich arbeite“, versuche ich zu scherzen.
„Ähm … Chef“, stottert er.
„Jaaa?“, frage ich vorsichtig.
„Der Kunde von gestern ...“
„Ich wusste es“, blöke ich ins Telefon. „Lass mich raten: Es ist ihm nicht sauber genug und er will, dass ich hinfahre und das behebe.“
„Ähm ja. Ich habe versucht ihn zu überzeugen, dass einer der Jungs das erledigen kann, aber nein, nichts zu machen.“ Sandro klingt ziemlich niedergeschlagen.
Ich habe noch nie rumgebrüllt, egal was anlag und schäme mich für meine Unbeherrschtheit. „Entschuldige, du kannst ja nichts dafür, das ist mein Ding. Tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe. Ich kümmere mich darum. Hat er gesagt, wann er zu erreichen ist?“
„Ja, er ist heute den ganzen Tag zu Hause.“
Wir verabschieden uns voneinander und legen auf. Eine Viertelstunde später ruft Sandro aber nochmal an.
„Ja, was gibt es denn noch?“ Diesmal bin ich freundlich zu ihm, so, wie er es von mir kennt. Jedenfalls hoffe ich, es klingt wie immer.
„Der Herr von Waresheim hat nochmal angerufen. Er bittet dich, so gegen drei bei ihm zu sein.“
Ich stutze. „Hat er das so gesagt?“
„Wörtlich sagte er: Sagen Sie doch bitte Herrn Richmann, er möge so gegen drei bei mir sein.“
„Danke. Wir hören uns, bis morgen.“
„Tut mir leid, dass dein Urlaub so katastrophal beginnt“, entschuldigt er sich.
Erneut verabschieden wir uns. Nachdenklich lasse ich mich wieder auf meinem Stuhl nieder. Was ist das denn? Wieso ruft der extra nochmal an, um höflich darum zu bitten, dass ich erst am Nachmittag erscheine?
Cole? Freundlich, wenn es um mich geht? Das kann nicht sein! Ich schaue auf die Uhr. Da ich noch ein wenig Muße habe, packe ich meine Tasche, schnappe mir mein Fahrrad und radele zu dem See, der nicht weit von meinem Haus etwas versteckt liegt und nur über einen schmalen Feldweg zu erreichen ist.
Das Wasser ist herrlich erfrischend. Ich schwimme rüber, zur anderen Seite des Sees, lege mich in den Sand und döse ein wenig in der Sonne vor mich hin. Dann wird es Zeit zum Zurückschwimmen. Drüben angekommen: Raus aus dem Wasser, rein in meine Jeans, das Shirt über den Kopf gezogen und ab nach Hause.
Ich will noch etwas einkaufen, duschen und danach ist es wohl auch schon so weit, schätze ich, dass ich zu Cole muss, um zu klären, was auch immer er zu bemängeln hat. So geübt wie die Jungs bin ich leider nicht. Kann sein, dass ich tatsächlich was übersehen habe, außerdem war ich in Eile, wollte ich doch bloß weg, bevor er zurückkam. Das habe ich jetzt davon. Hoffentlich kann ich mich ruhig mit ihm einigen. Ich will keine Auseinandersetzung mit ihm, alles schnell regeln und danach nie wieder was von ihm hören. Das halte ich sonst nicht aus.
Wieder steigen mir Tränen in die Augen und in meinem Bauch wächst ein riesiger Stein. Am liebsten möchte ich mich in seine Arme kuscheln, seinen Herzschlag hören und einfach nur das zusammen sein genießen. Plötzlich taucht wieder das Bild von gestern vor meinen Augen auf: Zuerst der zerknautschte Cole, noch schlaftrunken, dann Cole mit hautenger Jeans und enganliegendem Shirt.
Ich sehne mich nach seiner Nähe, möchte ihn in mir spüren, mit ihm verbunden sein. Diese Gedanken reichen natürlich aus, um hart zu werden. Um mich gleich nicht zu blamieren, muss ich Abhilfe schaffen. Also raus aus den Klamotten und ab unter die Dusche.
Coles Bild im Kopf, brauche ich nur ein paarmal rubbeln und schon spritzt meine Sahne an die Fliesenwand. Schnell abgespült, geduscht und schon ist es Zeit zum Aufbruch.
Als ich mich abtrockne wird mir bewusst: Alles ist wie früher; mir unter der Dusche, sein Gesicht vor Augen, einen runterzuholen. Fehlt nur noch, dass ich mich in mein Bett verkrieche und heule, bis ich eingeschlafen bin. Oh bitte, bitte nein! Ich kann das nicht, dazu fehlt mir die Kraft. Es hat lange gedauert, bis ich das alles vergessen konnte und offensichtlich habe ich es nur verdrängt, anstatt verarbeitet.
Ich versuche mich zu sammeln, zu beruhigen. Mit Entsetzen stelle ich fest, dass mir ein paar Tränen runterlaufen, demnach gelingt es mir mehr schlecht als recht. Wenn das mal nicht in einer Katastrophe endet und ich auch noch vor Cole losflenne. Ich war so sicher, mit der Geschichte abgeschlossen zu haben, aber nein.
So, was er kann, kann ich auch!, denke ich trotzig. Meine neue schwarze Jeans bringt meinen Hintern gut zur Geltung, dazu ein Shirt in gleicher Farbe. Mit nackten Füßen in meine neuen Leder Flip Flops – ebenfalls schwarz. Ha, mal sehen, wie er darauf reagiert. Oh Mann, John, was hast du nur für Gedanken, was versprichst du dir davon?, schimpfe ich im nächsten Augenblick mit mir.
Mit zitternden Händen stehe ich wenig später vor seiner Haustür und runzele die Stirn. Was ist das denn? Die Tür ist nur angelehnt. Langsam schiebe ich sie auf, höre leise Musik. Ich lausche. Please forgive me? Vorsichtig betrete ich den Flur. Von Cole weit und breit nichts zu sehen, dafür eine Spur aus Rosenblättern, die zur Treppe führt. An der hängt ein Schild mit der Aufschrift: ‚Wenn du mir verzeihen kannst, geh bitte weiter, wenn nicht, dann geh und ich werde dich nie wieder belästigen.‘ Kurz halte ich inne und überlege: Weitergehen, natürlich.
Die Musik endet, ein neues Stück beginnt, als ich die erste Stufe betrete. Nothing Compares to you. Mein Gott, was wird das? Meine Augen fangen schon wieder an zu brennen.
Oben angekommen folge ich weiter den Rosenblättern. Schließlich stehe ich in einem Atelier. Cole sitzt in einem von drei Sesseln, die um ein kleines Tischchen gruppiert sind. Darauf steht ein Sektkübel, daneben zwei Gläser. Er sieht umwerfend aus: Nackte Füße - was ist das nur, warum reagiere ich darauf so empfindlich? - Jeans und ein Shirt, beides enganliegend.
Cole betrachtet mich, saugt zischend Luft ein und leichte Röte zieht in sein Gesicht. Heiser flüstert er: „Hi, schön, dass du gekommen bist.“
Etwas zickig antworte ich: „Hatte ich denn eine Wahl?“
Er übergeht das, steht auf und kommt mit leichten Schritten auf mich zu. Die Musik stellt er mit einer Fernbedienung ganz leise. Nothing Compares to you läuft zum wiederholten Mal.
Ganz dicht vor mir bleibt er stehen. Dieser Duft! Er riecht so gut.
„Bitte, bitte entschuldige, dass ich mich dir gegenüber wie ein Arschloch, ein großes Arschloch verhalten habe. Gib mir bitte die Gelegenheit dir zu zeigen, wie leid mir es tut, was ich dir angetan habe. Ich möchte versuchen, das wiedergutzumachen.“
In mir fällt jeder Widerstand zusammen und wie ich es schon befürchtet habe, rollen Tränen über meine Wangen. Ich will etwas erwidern, doch meine Stimme versagt.
Als hätte er nur darauf gewartet, mich trösten zu dürfen, nimmt er mich in seine Arme. „Sch-sch, nicht weinen. Ich weiß, es war schlimm, was ich dir angetan habe. Ich ... ähm ... ich... ich habe mich auf den ersten Blick in dich verliebt, vielleicht schon damals. Ich weiß es nicht, ich war so durcheinander.“
Er schiebt mich in einen der Sessel und fängt an zu erzählen, wie er sich gefühlt hat und wie durcheinander er war. Wir reden, ich weiß nicht wie lange. Es wird darüber dunkel und die Champagnerflasche alle. Cole fragt, ob ich zum Essen bleibe. Verschämt gesteht er, dass er mir gerne was kochen möchte und in der Hoffnung, dass ich bleibe, schon etwas vorbereitet hat. Ich nicke.
In der Küche stehen drei Töpfe und eine Pfanne auf dem Herd bereit. Kartoffeln befinden sich in dem einen, Erbsen, Karotten und Bohnen in den anderen. Er wusste nicht, welches Gemüse ich mag, daher die Auswahl. Für die Pfanne sind Steaks vorgesehen.
Ich bin überrascht, dass er tatsächlich selbst kocht. Das hätte ich niemals gedacht. Warum eigentlich nicht? Weil er so ein Arsch war, ja, war! Der Cole, der vor mir steht und mich verlangend ansieht, hat nichts mehr mit dem gemein, der mich so gequält hat.
Unsicher lächele ich ihn an. Er drückt mir einen zarten Kuss auf die Lippen. Seine sind so schön weich. Andächtig halte ich still. Seine Zunge stupst leicht gegen meine Lippen, woraufhin ich meinen Mund öffne. Vorsichtig tastet er sich vor und erforscht meine Mundhöhle. Kurz zögere ich, komme ihm dann entgegen, antworte auf seine Liebkosung. Der Kuss wird immer heißer und fordernder, bis wir beide außer Atem sind. Wie auf Kommando gucken wir uns gegenseitig in den Schritt. Zum ersten Mal lache ich befreit auf. Bei ihm beult sich dort die Hose, genau wie bei mir.
Cole dreht sich um, schaltet die Herdplatten ab und bittet: „Komm mit.“
Er bugsiert mich in Richtung Treppe. Gehorsam steige ich die Stufen empor. Gegenüber vom Atelier befinden sich zwei Türen, die offenstehen. Eine führt ins Schlafzimmer, die andere ins Bad.
Vorm Bett angekommen beginnt er, mich erneut zu küssen und diesmal reagiere ich mit einem leichten Stöhnen sofort. Ohne seine Lippen von meinem Mund zu nehmen, schiebt er mein Shirt hoch und zieht es mir über den Kopf, dabei streift er mit seinem Daumennagel über meine empfindlichen Knöpfchen. Boah! Das kribbelt. Er nestelt am Knopf meiner Jeans und zieht sie mir mitsamt Pants aus, wobei er auf die Knie geht. Wo er schon mal unten ist und meinen Ständer direkt vor seinem Gesicht hat, öffnet er den Mund und nähert sich ganz langsam meinem Schwanz; schiebt mit den Lippen meine Vorhaut zurück und nimmt ihn ganz auf. Deep Throat? Wow!
Ich drücke ihn zurück und flüstere: „Nicht. Wenn das hier mehr werden soll, hör auf, sonst ist es sehr schnell zu Ende.“
Cole springt auf und reißt sich in rasanter Geschwindigkeit die Klamotten vom Körper. Ich klettere derweil aufs Bett und räkle mich lasziv. Mit einem vielversprechenden Grinsen gesellt er sich zu mir.
Unsere Küsse werden immer heißer, bis er mich auf den Rücken dreht und sich küssend langsam nach unten bewegt.
Ich fordere: „Nimm mich, jetzt, sonst mache ich es mir selbst.“
Er greift unters Kopfkissen, holt Gleitgel und Kondome hervor, gibt etwas Gel auf seine Finger und umkreist damit meinen Anus. Gemächlich drückt er einen Finger in mich hinein, schiebt ihn langsam weiter und trifft meinen empfindlichen Punkt. Ich stöhne auf. Er zieht ihn raus und plötzlich sind es zwei Finger, dann drei, die er in mir versenkt. Jedes Mal trifft er genau meinen Lustpunkt. Auf diese Weise bereitet er mich zärtlich und liebevoll auf seinen Schwanz vor, der nicht ohne ist.
Dann ist es soweit. Ich höre es knistern, als er ein Kondom auspackt. Seine Härte drückt gegen meinen Anus und schiebt sich durch den äußeren Ring. Ein schmerzhaftes, mit Lust gepaartes Stöhnen entweicht mir. Das tut, trotz der Vorbereitung, ziemlich weh. Zu lange hatte ich keinen Schwanz mehr in mir.
Er hält inne, streichelt mich beruhigend, fragt, ob er abbrechen soll. „Nein natürlich nicht“, gebe ich zurück.
Cole küsst mich und flüstert mir ins Ohr: „Sch sch, du bist so eng. Ich mach langsam. Gleich wird es besser. Hab dich lieb.“
Es wird nicht nur besser, sondern unbeschreiblich gut. Seine geflüsterten Liebesworte sorgen dafür, dass ich mich entspanne und bald, mit meinen Händen gegen seinen Hintern drückend, ihn auffordere, schneller und härter zu machen. Meine Eier ziehen sich zusammen. Ich kann es nicht mehr aufhalten. Mit einem Aufschrei und Blitzen vor meinen Augen, erlebe ich den besten Höhepunkt meiner sexuellen Laufbahn. Cole folgt mir Augenblicke später in den Orgasmushimmel.
Epilog
Heute vor zwei Jahren habe ich bei Cole geklingelt, um bei ihm zu putzen. Ich nenne das unseren Tag. Cole meint allerdings, der wäre einen Tag später, als ich zu ihm kam, weil er sich bei Man for Man beschwert hatte. Eigentlich ist es egal und ich plane für uns dennoch einen schönen Abend. Wenn wir von der Arbeit kommen, werden wir in unserem Lieblingsrestaurant essen gehen. Anschließend fahren wir nach Hause. Ich habe Sekt kalt gestellt, auch Erdbeeren und Sahne warten im Kühlschrank.
Ich liebe es, die Früchte auf Cole zu verteilen. Weil sie so kalt sind, zuckt er bei jeder zusammen. Sahne drauf gesprüht und dann hmm ... Er keucht und als ich bei seiner Erektion ankomme, lecke ich kurz und schnell über seine Eichel, nehme die Lusttropfen auf, die sich gebildet haben und beschäftige mich ausführlich mit seinen Eiern; sauge die Kugeln abwechselnd in meinen Mund, umspiele sie mit meiner Zunge; lecke über seinen Damm, massiere mit meiner Zunge seinen rosigen Eingang. Abrupt ende ich an dieser Stelle und küsse seine Schenkelinnenseiten.
Cole stöhnt, schiebt mir sein Becken entgegen, fleht: „Nimm ihn in den Mund und bring es zu Ende.“
Ich halte inne, schaue ihn an und lächele. Mein Blick richtet sich demonstrativ auf unseren Wecker. „Noch nicht, mein Schatz. Nach deiner Aussage sind es noch fünfzehn Minuten, dann ist unser Jahrestag. Du wirst dich gedulden müssen.“
Er reißt den Kopf hoch, schaut mich mit großen Augen an und schimpft: „Das kann nicht dein Ernst sein. Bitte, bitte, mach. Unser Tag ist heute. Bitteeee! Ich kann nicht mehr, in meinem Unterleib zieht sich alles zusammen.“
Ja, das weiß ich alles, mir geht es nicht anders. Glaubt er, dass diese Spielchen spurlos an mir vorbeigehen? Er windet und dreht sich und bettelt. Ich liebe es, wenn er das tut. Bin ich vielleicht ein Sadist? Wenn, dann nur ein ganz kleiner.
Es ist so weit: Ich schnappe mir seinen wunderschönen Schwanz, umspiele ihn mit meiner Zunge, sauge an ihm. Cole verkrampft sich, spritzt mir seine Sahne in den Mund und reißt mich mit in den Orgasmus. Ich saue das Laken ein. Keuchend nehme ich ihn in den Arm und streichle ihn. Langsam normalisiert sich unsere Atmung.
Träge öffnet er seine Augen, lächelt ganz süß und flüstert: „Das war so schön. Ich liebe dich und weißt du was? Gib mir einen Moment, dann werde ich dich verwöhnen.“
Oh, oh, dieses Lächeln verspricht Rache. Das wird eine bittersüße Qual. Ich kann es kaum erwarten. Wir haben uns versprochen, dass wir unseren Tag feiern, wie wir ihn heute, ach ne, gestern begonnen haben und heute weitermachen.
Cole hat das letzte Wort
Gestern beobachtete ich schmunzelnd, wie John durch die Wohnung huschte und Vorbereitungen für unseren Abend traf.
Ich habe ihn gefoppt und behauptet: „Unser Tag ist aber erst morgen.“
Er streckte mir doch glatt die Zunge raus. Eine wilde Verfolgungsjagd durch unsere Wohnung begann und endete mit zärtlichen Küssen.
Für Punkt Mitternacht, wenn sich sein und mein Tag treffen, habe ich mir etwas überlegt, das ihn hoffentlich sprachlos macht. Ein „Ja“ möchte ich aber trotzdem von ihm hören. Ich habe nämlich ein kleines schwarzes Samtkästchen unter unserem Bett versteckt, mit zwei wunderschönen Titan-Bronze-Ringen darin. Johns Reif zieren zwei Brillant–Splitter. Ich bin so gespannt, wie er reagiert.
ENDE
Ich hoffe euch gefällt meine kleine Geschichte, es ist meine Erste.
Eure JoAn Fox
Publication Date: 02-21-2019
All Rights Reserved
Dedication:
Vielen Dank an meine Mentorin, Sissi, ohne dich würde es dieses Buch nicht geben.
Dank auch an meine Schwester, - Konni und an meine Freundinnen, für die ständige Aufmunterung weiter zu schreiben.