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Vorwort

Dieses Buch existiert auf Wattpad und ich übersetze es nur! Die Autorin heißt "TrulyMadlyLarry"

Wenn jemand das echte Buch lesen will:

http://www.wattpad.com/story/4330691-beautiful-creature-larry-stylinson

 

Kapitel 1

Harry schaute sich im Schulflur um und bemerkte viele nicht perfekte Menschen, oder "Uglies", wie er sie nannte. Keiner von ihnen traute sich, Harry in die Augen zu schauen. Sie wussten es besser. Wenn Harry vorbeiging, würden die "Uglies" ihre Köpfe vor Scham senken und ihre Hände in den Taschen vergraben.

Harry war eine Schönheit. Er hatte schokoladenfarbige Locken, die die Mädchen in Ohnmacht fielen ließen, einen perfekten Körper und diese grünen Augen, die jeden schmelzen lassen würden. Das alles machte ihn perfekt, aber da war noch mehr. Er wurde von der reichsten Familie der Stadt großgezogen und datete das heißeste Mädchen der ganzen Schule. Er war der perfekte Junge.

Er wusste, dass er attraktiv war und das nutzte er aus. Harry verließ sich immer auf sein Aussehen. Seine alleinerziehende Mutter brachte ihm bei, dass die Erscheinung einer Person das Wichtigste war und nicht der Charakter.

Harrys Mutter war ein Model, ein sehr bekanntes Model. Sie war sehr jung, erst Mitte dreißig, aber schaute noch jünger aus. Es war als wäre Anne seine Schwester, nicht seine Mutter.

Er lernte nur von seiner Mutter. Sein Charakter wurde zu einer Kopie des ihren. Er hatte seinen Vater nie kennengelernt - nicht dass er das wollte. Sein Vater hatte sie verlassen, als er bemerkte, dass Anne eine "egoistische Schlampe" war. Harry war damals erst zwei Jahre alt und hatte keine Erinnerungen mehr an den Mann. Seine Mutter machte ihm klar, dass Schönheit das einzig bedeutende im Leben war.

Harry ging in die Schulcafeteria, wo er seine Freunde sah, oder, wie er sie nannte, die "Pretties". Sie alle grüßten ihn. Er sah sich in der makellosen Gruppe um und musste automatisch lächeln. Harry wollte sich gerade hinsetzen, als ein ungeschickter, blonder Junge über seine eigenen Füße stolperte und sein Essen auf Harrys Brust fiel. Nachos bekleckerten das brandneue T-Shirt.

Als er realisierte was geschehen war, atmete Harry scharf ein und hörte alle Schüler in der Cafeteria nach Luft schnappen. Wie konnte es ein "Ugly" wagen, sein Essen auf Harry Styles zu werfen? Das war unerhört. Harry schaute den Jungen an und fühlte Wut in sich aufsteigen während der gelbe, dicke Käse sein T-Shirt hinunter lief.

"Was zur Hölle ist dein Problem?", schrie Harry, obwohl er die Antwort schon wusste. Dieser Junge war ein "Ugly" und diese waren zu gar nichts zu gebrauchen. Sie waren wertlos. Harry bemerkte die Zahnspange und die gefärbten Haare. Der Junge versuchte es zu verbergen, aber er schaffte es nicht.

Er stotterte: "Es t-tut m-mir Leid -"

"Es tut dir Leid? Du wirst dieses T-Shirt waschen lassen!", rief Harry, eine Szene veranstaltend. Augenpaare klebten auf ihnen.

"Wie heißt du?", fragt Harry den Jungen, als er nicht antwortete.

"Niall", sagte er. Seine Wangen liefen pink an. Niall mochte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Er mochte es, schüchtern zu sein und er genoss es ein Außenseiter zu sein. Das war besser, als im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.Niemand verstand ihn. Keiner verstand seine einzigartige Gabe.

"Niall, weißt du wer ich bin?", schnappte Harry.

"Ja", murmelte Niall. Natürlich wusste er, wer Harry war. Jeder wusste das. Harry war berühmt, nicht zuletzt da seine Mutter ein Model war.

"Hör mir jetzt zu, Blondie. Ich weiß nicht, wer du glaubst, dass du bist. Du bist nur ein kleines, hässsliches Schwein. Deine Haare sind gefärbt... du musst ziemlich unsicher sein. Ich mache dir keine Vorwürfe, dass du dich selbst hasst.", sagte Harry. Er genoss es "Uglys" zu verspotten. Er bekam das Gefühl mächtig zu sein und alles unter Kontrolle zu haben.

"Mach nur weiter", ermutigte Niall ihn, ein Grinsen auf dem Gesicht. Er war vielleicht schüchtern, aber er wollte genau wissen, was dieser Idiot über ihn zu sagen hatte. Er wusste wie er sich verteidigen konnte.

Harry war ein bisschen überrascht, machte aber weiter.

"Und deine Zahnspange. Deine Zähne sind schief, das ist widerlich. Deine Haut auch. Du bist ein einziger großer Fehler." Harrys Worte schmerzten Niall kein bisschen. Er war stark.

"Du bist auch hässlich!", antwortete er.

Alle schnappten nach Luft. Wie konnte es ein Unbeliebter wagen, Harry Styles so zu nennen? Es war unerhört.

"Wie bitte?", lachte Harry.

"Du bist auch hässlich. Im Inneren. Ich kann es sehen, du bist schrecklich in deinem Inneren."" Niall machte eine Pause. "Nein, schrecklich beschreibt es noch nicht einmal. Du bist ein Monster, und bald wird das jeder wissen!", sagte er, seiner Stimme einen mysteriösen Klang verleihend. Seine himmelblauen Augen starrten in Harrys grüne.

"Ich weiß nicht, was für ein Spiel du spielst, Blondie, aber du wirst dafür bezahlen!", schnappte Harry. Er stach seinen Zeigefinger in Nialls Brust, um seine Worte zu verdeutlichen. Niall zeigte keine Angst.  Er fürchtete sich nicht vor Harry. Niall wusste, er war stärker als Harry - vielleicht nicht physisch aber mental auf jeden Fall.

Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, setzte sich Harry neben seine Freunde. Die Schüler in der Cafeteria wandten ihre Blicke ab und beschäftigten sich wieder mit sich selbst. Das war ein normales Ereignis in der Schule. Harry verspottete fast jeden Tag einen "Ugly".

Harry öffnete die Knöpfe seines Hemdes, welches mit Nachos bedeckt war und warf es nach Niall. Unter dem Hemd trug Harry ein weißes T-Shirt. Er befahl Niall sein Hemd zu waschen. Niall nickte und sagte, dass er es machen würde. Harry drehte sich wieder zu seinen Freunden um und begann mit ihnen zu reden, als ob nichts passiert wäre.

Was Harry nicht wusste, war, dass Niall kein normaler Schüler war. Nein, er war viel mehr als das. Niall starrte auf Harrys Hinterkopf, wissend dass er seine Rache bekommen würde.

 

-

 

Am nächsten Morgen bemerkte Harry, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er wachte und putzte sich die Zähne, seiner morgendlichen Routine folgend, aber er erkannte nicht das Ding, dass er im Spiegel sah. Als Harry in den Spiegel schaute, bekam er fast einen Herzstillstand.

Harry wusste nicht, wie und warum das passiert war. Es war einfach geschehen. Er starrte geschockt auf sein Spiegelbild. Sein Gesicht war voll von Narben und einem großen Tattoo auf seiner linken Wange. Seine Augen hatten die Farbe verändert, von dem schönen smaragdgrün zu einem strahlenden hellrot. Harry starrte in den Spiegel und realisierte wie zerstört er aussah.

Lila Venen verliefen über seinen ganzen Körper wie Spinnennetze, vereinten sich an manchen Stellen, gingen auseinander und verdrehten sich an anderen. Das schwarze Tattoo auf seiner Wange reichte von seinem Auge bis zum Mundwinkel. Ein weiteres Tattoo streckte sich von seinem Schlüsselbein bis zu dem rechten Oberarm.

Harry sah eine hellblaue Linie auf seiner Schulter. Er zog sein T-Shirt aus und schnappte scharf nach Luft, als er die blauen Venen wie Blitze auf seiner Brust sah. Sie stachen hervor und Harry hatte niemals zuvor ein so grelles Blau gesehen - es war schon fast neonblau.

Lauter Verbrennungen und Wunden zierten seine Brust, den Rücken und das Gesicht. Makel und Schönheitsfehler bedeckten seinen Körper. Seine Hände waren mit schwarzen Linien überfüllt, die wie Äste aussahen und vom Handgelenk ausgingen. Harry schaute auf seine Handflläche und sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, als er die blauen Venen sah, die das Wort "Monster" bildeten.

Eine pinke Verbrennung lag auf seinem Hals und Harry hob die Hand, um sie zu berühren. Als er Druck ausübte, bemerkte er, dass die Brandwunde ihm nicht weh tat. Das was jedoch schmerzte, war die Tatsache, dass die Verletzung auf seinem einst wunderschönen Körper war. Was war mit seiner perfekten Haut geschehen?

Jetzt erst bemerkte er die schwarzen Tattoos auf seinen Armen und der Brust. Sie zeigten keine bestimmten Motive, sondern ähnelten nur komplizierten Mustern, die man auf seine Haut gemalt hatte. Er hoffte, dass sie sich wieder abwaschen lassen würden. Nur eines der Male war identifizierbar. Auf seinem Handgelenk war eine kleine Rose.

Er wusste nicht, wie das geschehen konnte. Wer konnte das ausgelöst haben?

Plötzlich bemerkte Harry eine kleine, blonde Gestalt, die hinter ihm stand. Harrys Augen weiteten sich und er drehte sich um, um Niall anzuschauen, der auf der anderen Seite seines Zimmers stand, seine Arme vor der Brust verschränkt und ein Grinsen auf den Lippen.

"Was zur Hölle passiert hier?", fragte Harry befehlend. Er wunderte sich, vielleicht war das alles ja nur ein Traum - ein sehr kranker Traum. Niall kicherte nur: "Ich habe versucht, dich zu warnen..."

"Hast du das getan? Wie?", schnitt Harry ihm laut das Wort ab. Er trat einen Schritt näher und ballte seine Faust, bereit Niall zu schlagen. Was für eine Art von Streich war das nur?

Niall trat nur ein Stück zurück. "Gewalt wird nichts reparieren, Styles. Der Schaden ist schon angerichtet. Ich kann den Bann nicht zurücknehmen.", sagte er.

Harry schüttelte den Kopf in Unglauben. "Was meinst du?", fragte er langsam.

Niall lächelte schwach. "Du hast 365 Tage, jemanden dazu zu bringen, dich zu lieben, als denjenigen, der du wirklich bist. Nicht nur deine Erscheinung, sonst wirst du so bleiben, für immer. Wenn alle Blätter von der Rose heruntergefallen sind," begann Niall und zeigte auf das schwarze Rosentattoo auf Harrys Handgelenk, "dann wird der Bann bleiben."

Damit eilte Niall zum Fenster. Er sprang hinaus und begann die Feuerleiter hinunter zu klettern. Mit jedem Schritt quietschte das Metall unter ihm.

"Warte!", rief Harry ihm verzweifelt nach. Er streckte seinen Lockenkopf aus dem Fenster, aber er konnte Niall nicht mehr finden. Nur eine dunkle Allee erstreckte sich unter seinem Fenster. Harry schluckte, denn er fühlte sich alles andere als wohl.

Was war er nur geworden? Ein Monster?

Kapitel 2

Harry rutschte an der cremefarbenen Wand hinunter, bis er den kalten, harten Boden unter sich spürte. Er zog seine Knie an die Brust und bettete seinen Kopf darauf. Für lange Zeit saß er nur da, unwissend was er tun sollte. Er konnte sicherlich nicht so zur Schule gehen. Das war keine Möglichkeit.

Vielleicht ließen sich die schwarzen Male ja wirklich abwaschen. Harry stand auf und eilte ins Badezimmer.

Sein Bad war extravaganter als das anderer Jugendlicher. Es gab einen Leuchter - ja, einen Leuchter - der den mittelgroßen Raum erhellte. Der Boden war mit schönen, blauen Fliesen bedeckt und die Dusche hatte einige ausgefallene Funktionen, so dass das Wasser wie Regen fließen konnte. Harry liebte es, von seiner Mutter verwöhnt zu werden.

Er drehte heißes Wasser auf und wartete bis es warm wurde. Während sich das Wasser aufwärmte, zog Harry sich aus. Er seufzte als der warme Dampf ihn umgab. Dann stieg er in die Dusche, in das prasselnde, heiße Wasser.

Harry schrubbte über seine Arme im Versuch, die Male abzuwaschen. Er rieb so stark, dass seine Haut fast riss. Er konnte sehen, wie seine Arme sich verfärbten, aber die Tinte ließ sich nicht entfernen. Harry entschloss das Rosentattoo auf seinem Handgelenk zu waschen. Es war ein bisschen - nein, es war viel zu weiblich für ihn.

Er rieb Shampoo auf sein Handgelenk und wusch es so lange, bis sich die Haut lösen zu drohte. Nichts funktionierte. Harry stoppte seine Versuche und fluchte leise. Was sollte er nur tun?

Er trat aus der Dusche und zog sich wieder an. Harry ging zum Spiegel und starrte auf die große, rote Narbe und das schwarze Tattoo in seinem Gesicht. Es wiederte ihn an, sich selbst so zu sehen.

Er lehnte sich an das Waschbecken und ließ Wasser in seine Hände laufen. Er spritzte das Wasser in sein Gesicht und verwendete sogar Seife bei dem Versuch, die Male zu entfernen. Wieder half nichts und Harry began seine Hoffnung zu verlieren.

Seine Augen waren hellrot und er vermisste seine Grünen. Was sollte er tun? Er konnte auf gar keinen Fall so in die Öffentlichkeit gehen. Er schaute kurz auf seine Uhr und bemerkte, dass es schon fast Zeit für ihn war, in die Schule zu gehen.

Er ging zurück in sein gemütliches Schlafzimmer und brach auf seinem Bett zusammen. Es gab keine Chance, dass er so zur Schule gehen konnte. Harry überlegte, ob er das Make-Up seiner Mutter zum Überdecken verwenden sollte, verwarf diese Idee aber gleich wieder, da das Make-Up am Ende des Tages sowieso verblassen würde.

Ein Klopfen unterbrach Harrys Gedanken. Sein Herz schlug schnell und er zog seine Decke über den Körper und das Gesicht. Wer auch immer an der Tür war, egal ob ein Butler oder seine Mutter, niemand durfte ihn so sehen.

Die Person kam in den Raum, ohne auf eine Erlaubnis zu warten. Durch die lauten, klackernden Schritte wurde Harry bewusst, dass es tatsächlich seine Mutter war. Er stöhnte und blieb unter der Decke liegen.

Harry konnte spüren, wie sich seine Mutter Anne neben ihn auf das Bett setzte. Sie schüttelte ihn leicht an der Schulter.

"Es ist Zeit für die Schule. Bist du fertig? Cecilia kann dich hinfahren.", sagte Anne.

"Nein, ich bin krank.", erwiderte Harry. Er hustete und versuchte seiner Stimme einen heiseren Klang zu geben.

"Ich kaufe dir das nicht ab, Harry. Jetzt steh endlich auf!", befahl sie.

Harry schluckte. "Ich kann nicht."

"Warum nicht?"

"Weil... weil ich einfach nicht kann.", knurrte Harry.

Anne verdrehte die Augen und zog leicht an seiner Decke, da sie wissen wollte, was los war. Harry schluckte stark und drehte sich auf den Bauch, als Anne die Decke ruckartig wegzerrte. Er war froh, dass sein T-Shirt die Narben verdeckte.

"Bitte darf ich heute zuhause bleiben. Ich fühle mich nicht wohl.", bat Harry, den Kopf im Kissen vergraben. Seine Worte wurden durch den Stoff gedämpft, aber Anne verstand ihren Sohn.

"Auf keinen Fall. Und jetzt steh auf, Mister.", sagte sie finster. Sie packte Harrys Schulter und drehte ihn um, so dass er auf dem Rücken lag. Anne atmete scharf ein, stand vom Bett auf und ging vor Schock einen Schritt zurück. Sie bedeckte ihren Mund mit der Hand und starrte ihren Sohn an.

"Was ist mit dir passiert?", fragte sie. Anne bemerkte die verschiedenen Male, Verbrennungen und Narben, überall auf seine Armen, Beinen und im Gesicht. Sie fragte sich, ob da noch mehr Makel unter seinem Gewand waren.

Harry fühlte Tränen aufsteigen. "Mum, bitte - "

"Was, in aller Welt ist mit dir passiert? Antworte mir, verdammt nochmal!", befahl sie.

Harry began zu weinen. Er starrte zu seiner Mutter hinauf, die so angewiedert von seiner neuen Erscheinung war und er fühlte die Tränen über seine Wangen laufen.

"Antworte mir, Harry!"

Harry schüttelte den Kopf. "I-Ich weiß nicht, was geschehen ist! Ich bin so aufgewacht!", erklärte er. Annes Augen glitten über seinen Körper.

"Komm mit", sagte sie und schnappte seine Hand.

"Wohin gehen wir?"

"Komm einfach mit, Harry!" Harry beschloss keine Fragen mehr zu stellen und folgte seiner Mutter durch das abnormal große Haus. Sie forderte ihn auf, einen Kapuzenpulli anzuziehen, in der Hoffnung, dass er Harrys Gesicht abschirmen würde. Harry tat, was ihm gesagt wurde.

Danach folgte er seiner Mutter ins Auto. Sie gab Gas und fuhr in Richtung Stadt. Harry lehnte seinen Kopf gegen das Fenster und sah dem Regen beim Fallen zu, bis er lauter Pfützen in der Straße bildete. Die graue Wolken passte perfekt zu seiner Stimmung.

"Wohin fahren wir?", fragte Harry plötzlich. Annes Griff um das Lenkrad verkrampfte sich und sie vermied Augenkotakt mit ihrem einzigen Kind.

"Wir fahren zu einem Arzt."

 

-

 

"Was meinen Sie mit, da gibt es nichts, was wir tun können?", fragte Anne, Antworten fordernd.

Harrys Arzt schaute ihn an. Er fokussierte seinen Blick auf die Tattoos auf Harrys Brust und Armen, und auf die Brandwunden und Narben in seinem Gesicht. Er nahm eine kleine Taschenlampe und besah sich die Vergrößerungen von Harrys rubinroten Augen. Dr Ralph war seit dreißig Jahren Arzt und hatte noch nie etwas vergleichbares gesehen.

"Diese Male werden bleiben. Tattooentfernung wäre eine Möglichkeit, aber das ist sehr schmerzvoll und es sind zu viele, um sie auf einmal zu entfernen... das würde Monate, vielleicht sogar Jahre brauchen. Und die Augen, farbige Kontaktlinsen sind das Einzige, das hilft. Es tut mir Leid. Es gibt nichts, was wir tun könnten.", seufzte er.

Anne sagte nichts mehr und stürmte aus der Praxis hinaus. Harry grollte, zog sein T-Shirt wieder an und folgte ihr. Er ging hinter ihr her zum Parkplatz. Ohne auf ihren Sohn zu schauen, sagte Anne: "Steig ins Auto."

Harry stieg ein. Anne startete den Motor und fuhr vom Parkplatz, Bremsspuren hinterlassend. Als sie auf die Autobahn fuhren, drehte sich Harry zu seiner Mutter.

"Wohin fahren wir jetzt?", fragte er sanft. Der wilde Blick seiner Mutter sagte Bleib-weg-ich-bin-sauer und Harry erschrak, sie so zu sehen.

"Ich habe eine letzte Idee.", flüsterte sie. Harry entschloss sich, keine Fragen mehr zu stellen und sank in seinem Sitz zurück. Er schlief gegen das Autofenster gelehnt ein und hoffte, dass, wenn er aufwachte, alles nur ein Traum sein würde.

Unglücklicherweise war das nicht geschehen.

Kapitel 3

Harry schaute auf das Haus. Er kniff die Augen zusammen und schluckte als er sah, was vor ihm war. Das Haus war klein und ein bisschen heruntergekommen. Das Dach war in einem schlechten Zustand und ein paar Fenster waren zersprungen. Harry blickte zu seiner Mutter, Unglauben in den Augen.

"Warum sind wir hier?", fragte er.

Anne parkte das Auto in der Zufahrt zu dem kleinen Gebäude. Hohe, dunkle Eichen seufzten im Wind.

"Hier wohnt meine Ärztin -"

"Du hast eine Ärztin?", fragte Harry. Obwohl seine Mutter ein bezauberndes Model war, mochte sie manche ziemlich komischen Dinge. Wahrsager, Voodoo, nur um ein paar zu nennen.

"Ja, habe ich. Ihr Name ist Lady Snake und sie ist außerdem eine Hexe -"

"Eine Hexe?"

Anne schaute zu ihrem Sohn. Sie starrte auf die roten Verbrennungen und auf das schwarze Mal in seinem Gesicht. Auf die blauen Adern, die sich von seinem Nacken über die Brust ausstreckten. Auf seine stechend grellen Augen und auf die rissigen Lippen.

"Sie ist unsere einzige Hoffnung.", sagte Anne leise.

Harry nickte langsam.

Sie stiegen aus dem Auto aus und gingen zu dem Haus. Harry lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter als seine Mutter leicht an die Tür klopfte, auf eine Antwort wartend.

Plötzlich ging die Tür auf und ermöglichte die Sicht auf eine große Frau mit langem, schwarzen Haar und einer Haut, so blass wie der Mond. Sie trug schwarzen Eyeliner und rubinroten Lippenstift. Ihr schwarz und rotes Kleid ging bis zu ihren Knöcheln, wo es über ihren bloßen Füßen endete.

"Anne! Was für ein Vergnügen, es ist schön dich zu sehen.", sagte sie. Sie schüttelte ihre Hand und Anne nickte. Harry schluckte unbeholfen und zog seinen Kapuzenpulli weiter über den Kopf. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt.

"Und das muss dein Sohn sein -", sagte Lady Snake endlich, den Blick auf den Jungen gerichtet. Sie verzog das Gesicht, als sie all die Makel sah. Harry schaute in ihre Augen und spitzte die Lippen.

"Oh mein... kommt rein, bitte. Ich habe gerade keine Kunden.", bot Lady Snake großzügig an.

 Sie trat einen Schritt beiseite, nachdem sie Harry einen letzten Blick zugeworfen hatte. Sie wusste, was mit ihm falsch war. Sie wusste, was passiert war. Sie hatte das erst ein paar Mal in ihrem langen Leben gesehen, aber sie erkannte es gut genug, um sagen zu können, dass auf Harry der Monsterfluch lag.

Anne und Harry setzten sich auf das Sofa im Wohnzimmer, vor dem Kamin. Die Wände waren gesäumt mit Totenköpfen und unheimlichen Dingen, die für Rituale benötigt werden. Harry bekam eine Gänsehaut.

Harry zog die Kapuze herunter und schüttelte seine Locken auf eine Seite. Er spielte mit seinen Daumen, als Lady Snake mit einer Kanne Tee aus der Küche zurückkam. Er lehnte ab, doch Anne nahm das höfliche Angebot an.

Die Hexe setzte sich gegenüber von ihnen auf einen alten Couchsessel. Sie trank einen Schluck Tee und ließ ihre Blicke über Harrys Körper wandern.

Nach ein paar langen Sekunden, in denen sie jede von Harrys Bewegungen beobachtet hatte, drehte sie sich zu Anne.

"Wann ist das geschehen?", fragte sie.

"Diesen Morgen," antwortete Harry anstatt seiner Mutter.

Lady Snake nickte. "Ok. Hast du in den letzten Tagen irgendwelche komische Zusammentreffen mit jemandem gehabt? Hat sich jemand besonders komisch verhalten? Denk nach!", sagte sie eindringlich.

Harry biss sich auf die Lippe. Er dachte an Niall und wurde sofort wütend. Es war alles seine Schuld und er wollte diesen verrückten Iren am liebsten zusammenschlagen.

"Naja, gestern hat dieses tollpatschige Kind, Niall Horan, sein Mittagessen auf mich fallen lassen. Ich habe ihn angeschrien, aber er ist heute morgen in  meinem Zimmer gewesen und... naja, Sie wissen schon."

Der Name "Horan" ließ Glocken in Lady Snake´s Hirn läuten. Ja, sie kannte die Horan Familie nur zu gut. Sie alle waren Hexe und Zauberer. Sehr erfolgreich und sehr stark.

"Hat Niall irgendwas zu dir gesagt?"

"Ja. Er hat was über 365 Tage, umd die Liebe zu finden gesagt. Ich hab nicht wirklich aufgepasst. Ich war zu geschockt.", gab er zu.

"Genug von dem ganzen Zauberzeug! Wie können wir Harry wieder normal machen? Ein Trank? Ein Zauberspruch? Irgendwas, bitte.", bat Anne. Sie wollte einfach ihren schönen Sohn zurück, nicht dieses Monster.

"Unglücklicherweise, Ms Styles, ist das nicht so leicht. Schauen Sie, dieser Bann wurde von einem Blutzauberer verhängt - das bin ich nicht. Ich kann diesen Zauber nicht entfernen. Das kann niemand. Die Magie eines Zauberers ist wie die DNA, sie kann nicht nachgemacht werden. Niemand hat die gleiche. Es tut mir Leid, ich kann nichts tun.", sagte sie ernst.

Lady Snake wollte Anne und ihrem Sohn wirklich helfen, und Ms Styles war eine ihrer loyalsten Kunden. Trotzdem gab es nichts, was sie tun konnte, um Harry zu helfen.

"Was schlägst du uns denn vor?", fragte Anne mit lauter Stimme.

Lady Snake zuckte mit den Schultern. "Lass ihn sein normales Leben fortführen. Erlaube ihm, in die Schule zu gehen und -"

"Verarschst du mich? Hör dir mal selber zu! Er kann so nicht in die Öffentlichkeit gehen! Ich bin ein Model, Lady Snake, und ich kann es nicht verantworten, dass mein Sohn so aussieht!", redete Anne sich in Rage. Harry rutschte unruhig auf dem Sofa herum, den harschen Worten seiner Mutter lauschend.

Lady Snake rührte ihren Tee um und seufzte tief. Sie gab etwas Zucker dazu und sah zu, wie er langsam schmolz.

"Ich habe einen Vorschlag.", sagte sie vorsichtig. Sie wusste nicht, wie Ms Styles davon denken würde, aber einen Versuch war es wert.

 

-

 

Am nächsten Morgen hatte Harry seine Sachen gepackt und wurde weggebracht, um alleine zu leben. Lady Snake hatte vorgeschlagen, dass Harry so lange untertauchen würde, bis sie eine Lösungsmöglichkeit gefunden hätten.

Anne würde - natürlich - jeden Tag nachschauen kommen, ob es ihm gut ging. Während dieser Zeit würde Harry in einem Appartement wohnen, abgeschieden von der Gesellschaft. Anne würde versuchen Ärzte zu finden und sie würde suchen, bis sie jemand fand, der eine Lösung hatte. Sicherlich gab es irgendjemanden, der das reparieren konnte, nicht wahr?

Harrys Mutter erinnerte ihn daran, die Kapuze aufzusetzen, als sie zu seinem neuen Appartement gingen. Er knurrte, widersprach aber nicht. Eins nach dem anderen, begannen sie die Kisten vom Auto in sein neues Haus zu bringen. Das Haus der Styles´ war zu öffentlich und städtisch, und es war viel zu riskant für ihn dort zu bleiben, vor allem wegen den Paparazzi, die jeden Schritt von Ms Styles beobachteten.

Harry stimmte dabei auch zu. Er wollte sicher sein und von der Stadt wegziehen. Als Harry die letzte Box in sein Appartement gebracht hatte, kam ihm ein Gedanke. Er drehte sich zu seiner Mutter und fragte: "Was ist mit der Schule?"

Anne seufzte, sich im Raum umschauend. "Du wirst zu Hause unterrichtet von einem Lehrer.", sagte sie.

"Na toll, zu Hause unterrichtet werden!", seufzte er.

"Es ist alles okay. Es wird bald besser. Ich verspreche es!", sagte sie voller Hoffnung, während sie mit den Fingern durch seine Haare fuhr.

Harry nickte und begann eine der Kisten in der kleinen Küche auszupacken. Er legte die Löffeln und Gabeln in eine Lade. "Was hast du meiner alten Schule erzählt?", wunderte er sich.

"Ich habe ihnen nur gesagt, dass du Schule gewechselt hast. Sie haben nicht nachgefragt.", sagte sie, Harry helfend das Silberbesteck zu ordnen.

"Sie werden mich wahrscheinlich nicht vermissen. Ich wette, sie sind einfach froh, dass ich weg bin.", kichterte Harry.

"Mhm", murmelte Anne. Sie schaute zu, wie Harry die Kannen und Töpfe in die Schränke stellte. "Was ist mit deiner Freundin?", fragte sie plötzlich. Sie erinnerte sich, dass er seine Freundin ein paar Mal erwähnt hatte.

Harry hob den Kopf. "Was? Cara? Ich werde mit ihr Schluss machen. Kein großes Problem." Er sorgte sich nicht um Cara. Sie war die beliebteste Cheerleaderin und es war fast ein Muss, sie zu daten. Er war trotzdem nicht an ihr interessiert. Um ehrlich zu sein, hasste er sie sogar fast.

Er schrieb ihr eine kurze SMS: Wir sollten Schluss machen. Das wars. Kein Streit, nichts. Sie schrieb nur: Ok. Ihre Beziehung war nie sehr bedeutend gewesen.

Harry steckte sein Handy zurück in die Tasche und lächelte seine Mutter an. "Ich kann den Rest alleine auspacken. Ist schon okay.", sagte er.

"Bist du sicher?"

"Ja. Passt schon. Ich sehe dich dann morgen, okay?", meinte er.

"Sicher. Tschüss Sweety.", sagte sie lächelnd. Sie küsste Harrys zerstörte Wange vorsichtig. Seine Haut war rau und hart, wie eine Verbrennung. Sie vermisste Harrys weiche, makellose Haut. Mit einem letzten "Tschüss", drehte sich Anne um und ließ ihren Sohn allein.

Dieses Haus war wirklich mitten im Nirgendwo. Es waren ungefähr dreißig Minuten zum Fahren, von Harrys Zuhause, aber Anne war das egal. So lange Harry nur von der Öffentlichkeit weg war.

Harrys neues Appartement war nichts Außergewöhnliches. Es war sogar ziemlich klein, aber es machte Harry nichts aus. Naja, es machte ihm doch was aus. Ziemlich viel, um ehrlich zu sein. Er vermisste seine Dusche, sein Bett und seine Diener... aber das waren zur Zeit nicht seine größten Problem, deswegen mussten sie warten.

Er ging herum, die Stille genießend. Die letzten Tage waren erfüllt von Meckereien und Beschwerden seiner Mutter und die Ruhe fühlte sich erleichternd an. Die Küche war nicht groß genug für die Mege an Kochen, die er zum Überleben brauchte, deshalb würde er vieles bestellen müssen. Das Appartement war schon möbliert, aber Harry musste noch ein paar Dinge hinzufügen, um dieses Haus zu einem Zuhause zu machen.

Nach einigen Stunden des Auspackens ging Harry in sein kleines Schlafzimmer und schlief ein. Es war nicht leicht. Er war besorgt wegen der Schule und wie er seine Freunde vermissen würde. Er war besorgt wegen seiner Mutter und ihrer Emotionalität. Aber am meisten war er wegen sich selbst besorgt.

Das war alles was ihn interessierte.

 

-

 

Harry wachte auf, als er leise Klopfgeräusche hörte. Er ignorierte sie, drehte sich auf seinen Bauch und vergrub seinen Kopf in dem Tausend-Dollar-Kissen. Harrys teure Sachen von seinem alten Zuhause passten nicht in sein neues, billiges Appartement.

Das Klopfen wurde lauter und Harry wurde langsam genervt. Er fluchte leise und schlug die Decke weg. Er stand auf und rieb sich über die müden Augen.

Er schlurfte durch das Wohnzimmer zur Haustür. Er schaute durch das Guckloch. Dort stand ein junger Mann mit braunen Haaren und hellen blauen Augen. Er schaute ungeduldig herum, unzählige Ordner und Mappen unter dem Arm.

"Was willst du?", knurrte Harry. Was konnte dieser Mann nur um sieben Uhr in der Früh brauchen?

"Uh... tut mir Leid, wenn ich dich geweckt habe, aber... ich bin Louis. Louis Tomlinson. Ehm, du kannst mich Mr Tomlinson nennen. Ich bin dein Lehrer.", sagte er.

Harry sagte nichts. Er kreuzte nur die Arme vor der Brust.

"Du bist Harry, oder?", fragte die Stimme des Mannes durch die Tür.

"Ja, bin ich", bestätigte Harry.

Der Mann machte eine Pause bevor er wieder zu sprechen begann: "Warum öffnest du mir dann nicht die Tür?"

Harry seufzte. "Es ist Sonntag.", stellte er fest. Er wusste, dass es Montag war, aber er wollte heute nichts lernen. Er war nicht in der Stimmung.

"Nein, es ist Montag.", gab Louis zurück.

Harry rollte mit den Augen. "Okay, schon gut. Warten Sie nur kurz.", murmelte er.

Harry hatte den Gedanken, dass diese Art von Schule einfach sein würde. Ihr wisst schon, nicht aufpassen, einschlafen, fernsehen, aber es war nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte.

Er stolperte in das Badezimmer und wusch sich leicht das Gesicht. Er nahm die grünfarbigen Kontaktlinsen, die seinen Augen zeitweise wieder ihre normale Farbe verliehen. Dann zog er sich eine schwarze Skihaube über den Kopf, um sein Gesicht abzudecken.

Es war nicht sehr bequem. Die kratzige Wolle rieb an seinem Gesicht, aber er hatte keine Wahl. Es war die einzige Möglichkeit die Makel zu verbergen. Harry vergewisserte sich, dass sowohl Brust und Arme, als auch seine Beine vollständig bedeckt waren. Keine einzige Verletzung, oder Verbrennung, kein Tattoo war zu sehen. Er erschien normal... naja, nicht ganz normal. Er war ein achtzehnjähriger Junge, der eine Skihaube und ein langärmeliges Shirt trug, mitten im tiefsten Sommer, aber er schaute nicht aus wie ein Monster. Nur wie ein verrückter Teenager mit mentalen Störungen.

Harry schüttelte seine unordentlichen Locken und ging zurück zu seiner Tür. Leise spähte er noch einmal durch das Guckloch. Der Mann war noch immer da, geduldig wartend wie ein Hund.

Er öffnete langsam die Tür. "Ehm... kommen Sie rein.", sagte er. Der Mann - Mr Tomlinson - blieb stehen, als die Tür offen war. Er schaute Harry nur an. Seine Augen wurden blank, wie wenn man eine leere Leinwand beobachten würde. Es war komisch. Harry wunderte sich, was los war.

Die Augen des Mannes waren wie bodenlose Löcher. In ihnen waren keine Emotionen und er reagierte in keinster Weise auf Harrys komische Kleidung. Harry wusste nicht, was er davon halten sollte.

"Werden Sie da nur stehen bleiben?", knurrte Harry.

Louis schüttelte nervös den Kopf und trat hinein, den Blick auf den Boden gerichtet. Harry atmete genervt aus und sah Mr Tomlinson zu, wie er sich im Wohnzimmer niedersetzte.

Harry kannte Louis erst seit jetzt, aber er wusste schon, dass er ihn nicht mochte. Kein winziges bisschen.

Kapitel 4

Louis war ein Sonderschullehrer, was bedeutete, dass er normalerweise Schüler mit psychischen Problemen, die nicht in der Lage waren eine öffentliche Schule zu besuchen, bei ihnen zuhause unterrichtete. Als Ms Styles ihn anrief und nach seiner Hilfe fragte, konnte er das Angebot nicht ablehnen. Harrys Mutter erklärte ihm, dass ihr Sohn ein paar Probleme hätte, aber er erfuhr nicht viel mehr über die Situation.

 Für Louis war Harry mit dicker Kleidung und einer Skihaube zu sehen, ganz normal. Er war an diese Art von komischen Dingen bei psychisch zerstörten Kindern gewöhnt. Er dachte nicht viel darüber nach.

Er ging hinein und setzte sich in das Wohnzimmer, die Hände in seinen Taschen vergraben. Er legte seine Ordner auf den Tisch auf dem lauter Arbeitsblätter verteilt waren.

Harry biss die Zähne zusammen und folgte ihm. "Sie brauchen mir nichts beizubringen, wenn Sie nicht wollen.", meinte Harry als er sich gegenüber von Mr Tomlinson auf eine andere Couch setzte.

Louis sah nur zu seinem Schüler und lächelte warm. "Ich will aber.", sagte er.

Harry wollte ganz ehrlich nichts lernen. Er vermisste seine alte Schule, seine alten Freunde und seinen alten Körper. Alles war noch immer sehr neu für ihn und er mochte es nicht. Harry kreuzte die Arme über der Brust und sank auf seinem Platz zurück. Er mochte seinen Lehrer nicht. Etwas an Louis störte ihn.

"Warum erzählst du mir nicht ein bisschen von dir?", schlug Louis vor. Er wollte Harrys Gedanken begreifen und ihn verstehen.

Harry seufzte tief. "Naja... Ich bin siebzehn, fast achtzehn Jahre alt. Ich war gerade dabei die zwölfte Schulstufe zu beenden, als ich von zuhause unterrichtet werden musste wegen, uh, persönlichen Gründen. Ich heiße Harry. Das ist alles, was Sie über mich wissen mussen.", sagte er. Er wollte keinem komplett Fremden seine Lebensgeschichte erzählen.

Louis lächelte. "Du bist ein Starrkopf.", kicherte er leise. Harry verkreuzte die Arme vor der Brust und brummte zur Antwort.

"Jetzt sind Sie an der Reihe.", beauftragte Harry. Wenn Mr Tomlinson es versuchte seine Gedanken zu erraten, dann würde Harry dasselbe tun.

"Entschuldige?"

"Du bist an der Reihe, mir von dir zu erzählen, Louis."

Louis runzelte die Stirn. "Als erstes, Harry, du wirst mich Mr Tomlinson nennen.", befahl er.

"Wie du meinst," lachte Harry, seine Augen rollend. Louis kannte Typen wie Harry. Der rebellische Ich-werde-nicht-lernen-Typ.

Louis räusperte sich und drückte seine Brille auf der Nase zurecht. "Okay, ich bin zweiundzwanzig Jahre alt. Ich wohne ein paar Gebäudeblocks weg von hier.", sagte er.

Harry sagte nichts, darauf wartend, dass Louis fortfuhr. Als Mr Tomlinson nichts machte, meinte Harry: "Und- ?"

Louis grinste. "Das ist alles, was du über mich wissen musst.", sagte er klug, Harrys Worte wiederholend.

Harry biss sich auf die Lippe. Er hatte nicht erwartet, dass Louis ihm widersprechen würde.

"Ist auch egal. Als ob es mich kümmern würde.", knurrte Harry.

Louis schrieb `dickköpfig` in seine Unterlagen. Er wollte Harry verstehen und wissen, was mit seinem Hirn los war. Zu dieser Zeit wusste er noch nicht, was er sich da vorgenommen hatte.

 

-

 

"Nochmal, wie lautet die große Lösungsformel?", fragte Louis. Harry und er saßen am Esstisch. Mathe war das schlimmste Fach in der Schule für Harry und er verachtete es. Sein Lieblingsfach war Musik, weil das das Einzige war, worin er wirklich gut war.

Er starrte auf den Tisch hinunter während sein Gehirn die Erinnerungen, die er hatte ausgrub. "Uh... Negativ b plus oder minus die Wurzel aus b zum Quadrat minus vier mal ac dividiert durch zwei mal a.", sagte er in einem Atemzug.

Louis lächelte breit. "Gut gemacht.", sagte er.

Harry zuckte nur mit den Schultern.

Während des Tages hatte Louis versucht, herauszufinden was mit Harry falsch war. Wenn er psychisch instabil war, wie Ms Styles behauptet hatte, konnte er es sehr gut verbergen. Das einzig Komische an ihm war seine Kleidung.

Harry war gut in Englisch, er war ganz okay in Geschichte und Chemie war leicht für ihn. Das Einzige mit dem er zu kämpfen hatte, war Mathe. Louis wusste, dass das nicht genug war, um als `psychisch unstabil` bezeichnet zu werden, also, was war es? War es nur, weil er soviel Gewand trug? War es das? Nein, da musste mehr sein.

"Ich will nicht unhöflich sein, - eigentlich versuche ich schon unhöflich zu sein - aber solltest du nicht bald gehen?", schnaubte Harry und unterbrach dabei Louis` Gedankengang.

Louis schaute zur Küchenuhr auf der Mikrowelle und nickte fieberhaft. "Oh, ja. Ich sollte nach Hause gehen und meine Katze füttern, bevor sie das ganze Haus zerstört.", lachte er.

Harry starrte einfach weiter. Er fand es nicht lustig.

Louis hustete verlegen. "Richtig, um, wir sehen uns morgen. Tschüss, Harry. Es war nett dich kennenzulernen."

Harry nickte und winkte kurz. "Tschüss Louis."

Louis drehte sich auf dem Absatz um. "Es heißt Mr Tomlinson für dich.", sagte er, seine Augen zusammenkneifend.

Harry grinste nur und sah zu wie Louis sein Appartement verließ, die Tür leise hinter sich schließend. Er genoss es, Louis` Leben zur Hölle zu machen. Es war schön zu sehen, dass jemand schwerer zu kämpfen hatte als er. Es war ein tröstliches Gefühl. Das gleiche Gefühl, das er immer bekam, wenn er die Uglys an seiner alten Schule mobbte.

Als er sich sicher war, dass Mr Tomlinson weg war, zog er sich die Skihaube vom Kopf und schmiss sie achtlos auf den Boden. Er schüttelte seine Locken und zog die beklemmenden Kleidungsstücke aus, um in T-Shirt und Shorts zu schlüpfen. Den ganzen Tag mit engem, dickem Gewand herumzulaufen, war schwierig für Harry. Er bevorzugte es, selbst zu bestimmen, aber seine Mutter hatte ihm kürzlich befohlen, bedeckende Kleidung zu tragen. Er wollte nicht mit ihr streiten. Sie war eine zierliche Person, aber wenn sie nicht bekam was sie wollte, war sie furchteinflössend.

Harry schaute aus dem Fenster. Es war dunkel und er fragte sich, wie spät es war. Er schaute auf sein Handgelenk und sah die Zeit. Es war fast acht. Unter seiner Uhr war das Rosentattoo. Es hatte zwölf Blätter. Sagte Niall nicht irgenwas darüber, dass jedes Blatt ein Monat repräsentierte?

Harry wusste nicht viel über seine Situation. Sicher, Niall hatte es erklärt, aber er hatte es nicht verstanden. Er brauchte Antworten.

Er entschloss sich, zu Niall zu gehen und ihn damit zu konfrontieren. Vielleicht konnte er ihm helfen, es zu verstehen.

 

-

 

Harry ging den Gehsteig entlang, die Kapuze oben, den Kopf gesenkt. Er schob seine Hände in die Taschen und ging in schnellem Tempo weiter. Er wusste, wo Niall wohnte. Er hatte es gegoogelt.

Zu Harrys Erleichterung war es dunkel und niemand bemerkte seine komische Erscheinung. Er genoss die Nacht. Er konnte in die Öffentlichkeit gehen, wenn er vorsichtig war.

Endlich fand er Nialls Haus. Es war in einem zwielichtigen Teil der Stadt und Harry konnte nicht anders als sich ein bisschen unwohl zu fühlen. Das Haus war veraltet und zwei weiße, steinerne Wasserspeier bewachten den Eingang.

"Unheimlich," dachte Harry, als er zur Tür trat und klopfte.

Er hob seine Hand und klopfte leicht an die hölzerne Tür. In Sekundenschnelle öffnete sie sich. Und nein, es hatte sie keine Person geöffnet. Sie hatte es selbst getan. Harry war versucht sich umzudrehen und wegzurennen, aber seine Beine wollten nicht. Er erstarrte.

"H-Hallo?", fragte Harry in die Stille, als er seinen Kopf durch die Tür steckte.

Als niemand antwortete, nahm er seine Angelegenheiten selbst in die Hand. Er ging hinein und schaute sich um. Es sah ziemlich merkwürdig aus. Es ähnelte Lady Snakes Haus, aber es war noch grauenhafter, wenn das überhaupt möglich war. Totenschädel und Skelette verzierten die Wände und Familienfotos hingen überall wo Platz war. Alles war dunkel. Es schien als gäbe es kein einziges Licht hier.

"Ist jemand Zuhause?", fragte Harry. Super, Harrys Unterfangen wurde einem typischen Horrorfilm immer ähnilicher. Ihr wisst schon, das dumme Mädchen geht in das unheimliche Haus, obwohl sie weiß, dass sie nicht sollte. Was hatte er sich nur gedacht?

Wegen unerklärlichen Gründen ging er immer weiter in das Haus hinein. Er kam zu einem dunklen Flur und verspürte das Gefühl, ihn unbedingt entlang zu gehen, also tat er das.

"Hallo Harry.", sagte eine Stimme.

Harry wirbelte herum und sah Niall. Er saß in einem Raum mit weit geöffneter Tür. Harry runzelte die Stirn und ging hinein.

Niall war in einem großen Sessel vor einem Tisch voller Zaubertränke und Kessel, blubbernd und kochend. Dinge für Rituale lagen im ganzen Zimmer herum. An der Wand waren tausend und abertausende von kleinen Flaschen mit färbigen Flüssigkeiten. Es musste Nialls Schlupfloch sein.

"Hi," sagte Harry, da ihm nichts anderes einfiel.

Niall grinste. "Wie geht es dir?", fragte er.

Harry lachte bitter. "Wie es mir geht? Schau mich an!", schrie er. Er zog seine Kapuze herunter. Sein Gesicht hatte Narben, Verbrennungen und Tattoos und seine Arme waren von schwarzen Malen bedeckt.

"Du verdienst es. Jetzt bist du von außen genauso hässlich wie von innen.", sagte Niall.

"Was heißt das überhaupt?", fragte Harry befehlend.

"Es bedeutet genau das, was ich gesagt habe.", lachte Niall.

"Hör zu Blondie, ich weiß nicht welches Spiel du spielst, aber es zerstört mein Leben! Das ist schon viel zu weit gegangen.", warnte Harry.

Niall seufzte. "Ich spiele kein Spiel. Du hast bekommen, was du verdient hast."

"Ich habe alles verloren! Ich habe meine Freundin verloren, meine Schule, meine Freunde - sogar mein eigenes Zuhause! Sag mir, wie man das reparieren kann.", sagte Harry wütend. Er ballte seine Fäuste, aber widerstand der Versuchung zuzuschlagen. Er wusste, Gewalt würde nichts verbessern.

"Wie ich schon gesagt habe, du hast 365 Tage zeit um die Liebe zu finden. Wenn du es nicht schaffst, wirst du für immer so bleiben.", sagte er.

Harry dachte nach. Was meinte er nur genau?

"Definiere Liebe", sagte Harry.

Niall lachte nur darüber. "Du kannst Liebe nicht definieren, Harry. Es ist etwas, das du selbst entdecken musst."

Harry rollte mit den Augen. "Jetzt bist du als auch Dr Phil?", witzelte er.

"Harry, ich kann dir nicht helfen. Die einzige Möglichkeit, um das wieder zu reparieren, ist es, Liebe zu finden.", antwortete er.

Harry schlug mit seiner Faust auf den Tisch, so dass die Flaschen und Tränke wackelten. "Hör zu Blondie! Du musst mich jetzt zurückverwandeln! Ich kann das nicht machen. Ich lebe ganz alleine, von meiner Familie abgeschnitten, ich habe einen verdammten Hauslehrer, der in mein Gehirn sehen will und mein gesamtes Leben ist ruiniert, wegen dir!", rief er.

Niall schluckte und lehnte sich in seinem Sessel zurück. "Tut mir leid, Harry. Es. Gibt. Nichts. Das. Ich. Für. Dich. Tun. Kann.", sagte er langsam.

"Fick dich, Horan.", zischte Harry.

"Es tut mir leid. Finde die Liebe. Es ist der einzige Weg, dich zurückzuverwandeln.", ermutigte er.

Harry sagte nichts mehr. Er warf Niall einen Todesblick zu und stürmte aus dem Haus, die Tür zuschlagend.

Er zog die Kapuze über und ging zurück in sein Appartement. Regenpfützen sprotzten unter seinen Füßen, während er durch die Finsternis ging. Er biss sich, tief in Gedanken auf die Lippe als er in seine Straße einbog.

Harry hatte nie an die Liebe geglaubt. Er dachte, es wäre fiktionaler Müll, der nur in Märchen existierte... aber vielleicht, nur vielleicht, wurde sein Leben zu einem.

Kapitel 5

Während Louis zurück zu seiner Wohnung ging, flossen Bilder von seinem neuen Schüler durch sein Gehirn. Den ganzen Tag über hatte er versucht Harrys Hirn zu verstehen. Er wollte wissen, was falsch war, aber Harry machte es schrecklich schwierig.

 Louis sperrte seine Haustür mit dem Schlüssel auf und ging hinein, die Schuhe von seinen Füßen kickend. Er seufzte tief und strich mit seinen Fingern durch die Haare.

"Zayn? Ich bin zu Hause.", teilte er mit. Zayn war sein bester Freund seit der Volksschule. Sie lebten zusammen.

Zayn schaute von der Couch im Wohnzimmer zu Louis, als er sich neben ihn setzte. "Wie war der neue Schüler?", fragte er neugierig. Er schaltete den Fernseher lautlos, so dass er dem was Louis sagen wollte Aufmerksamkeit schenken konnte.

Louis zuckte leicht mit den Schultern. "Sein Name ist Harry.. er ist wirklich stur.", sagte er. Zayn sah zu, wie Louis über seine Schläfen rieb und leise ausatmete.

"Stur? Wie denn?"

"Er will mir, zum Beispiel, nichts erzählen. Er ist ziemlich privat.", erklärte Louis, auf seine Lippe beißend als er die Erinnerungen an den Jüngeren mit der Skihaube hervorrief.

Zayn lachte leise und trank einen Schluck von seinem Bier, bevor er die Flasche wieder zurück auf den Tisch stellte. "Sonderschulkinder neigen dazu, so zu sein, Lou."

"Ich weiß, ich weiß. Aber Harry - naja, Harry ist anders. Er ist wie ein ganz normaler Teenager, außer -"

"Außer?", fragte Zayn nach.

"Außer, dass er sehr viel Gewand trägt."

Zayn zog eine Augenbraue nach oben. "Vielleicht ist ihm nur kalt?", wunderte er sich.

"Nein, es ist mehr als nur das. Er hat eine verdammte Skihaube auf und trägt langärmelige Shirts und Trainingshosen.", erklärte Louis.

Zayn nickte langsam. "Das ist ein bisschen komisch.", komentierte er.

"Ja, kein Scherz. Es ist nur, er scheint ganz normal zu sein. Er redet normal, er lernt normal, er ist nur ein bisschen mysteriös und trägt eine Skihaube, aus unerklärlichen Gründen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.", gab Louis zu.

"Denk nicht zuviel darüber nach, okay? Es war erst dein erster Tag. Du wirst seine Gedanken früher oder später schon noch verstehen.", zwinkerte Zayn.

Louis lachte darüber und legte seine Beine auf den Tisch. "Ich hoffe es."

 

-

 

ES TUT MIR LEID, DASS ICH SCHON EWIG NICHT MEHR GESCHRIEBEN HABE, ABER ICH BIN FAST NICHT MEHR ONLINE UND KOMME SO AUCH NICHT DAZU HIER ETWAS HOCHZULADEN.

WENN IHR TROTZDEM WEITER LESEN WOLLT: ICH WERDE DIESES BUCH IN KÜRZE AUF "WATTPAD" NOCH EINMAL HOCHLADEN (HOFFENTLICH KANN ICH ES DORT FERTIG ÜBERSETZEN..)

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Publication Date: 11-11-2013

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