Hauptcharaktere
Name: Elisa
Alter: 21 Jahre alt
Aussehen: lange blonde Haare, blaugraue Augen, schlank, auf den ersten Blick unscheinbar
Charakter: zurückhaltend (in gewissen Situationen aufgedreht und offen), ruhig, schüchtern, dennoch stur und temperamentvoll, 1,72m
Name: Dennis
Alter: 23 Jahre alt
Aussehen: braune und gewellte Haare, braune Augen, sportlich, schlank, 1,91m
Charakter: verträumt, humorvoll, unerschrocken
Name: Markus
Alter: 34 Jahre alt
Aussehen: kurze braune Haare, grüne Augen, sportlich, muskulös
Charakter: ehrgeizig,wachsam, arrogant, gefährlich, egozentrisch
Name: Miles
Alter: 37 Jahre alt
Aussehen: blondbraune Haare, grüne Augen (mit gelben Flecken), normal gebaut, 1,92m
Charakter: manchmal ruppig, hilfsbereit, liebenswert, wahrheitsgetreu, kühn
Name: Sam
Alter: 26 Jahre Alt
Aussehen: rötliche Haare, grünblaue Augen, sportlich, 1,87m
Charakter: verbissen, stur, zuverlässig, vertrauensvoll
Name: Devan
Alter: 18 Jahre alt
Aussehen: lange lockige braune Haare, tiefblaue Augen, sehr dünn, 1,65m
Charakter: aufopferungsvoll, schüchtern, anpassungsfähig, aufmerksam
Name: Sebastian
Alter: 24 Jahre alt
Aussehen: braune Haare, dunkle braune Augen, 1,87m, schlank
Charakter:Intelligent,offenherzig,humorvoll,kämpferisch,zuverlässig,sarkastisch, wählerisch,begeisterungsfähig, genügsam
Name: Ezio
Alter: 17 Jahre alt
Aussehen: dunkle, kurze Haare - trägt er eher ungekämmt(braun fast schon ins schwarzgehende), dunkle grüne Augen, 1,86m, sportlich
Charakter: ehrgeizig, intelligent, kämpferisch, wortgewandt, zuverlässig, unerschrocken, nach außen hin kühl
Völlig übernächtigt trat Elisa in ihre Wohnung. Mit ihrem kleinen, nicht gerade gut bezahlten, Job im Fitnessstudio brachte sie gerade mal das Geld für die viel zu kleine Zweizimmerwohnung auf. Um sich noch etwas für Nahrung und weitere Kleinigkeiten dazu zu verdienen, hatte sie einen Aushilfejob in einer Bar angenommen. Sie seufzte leise als sie das Chaos vor sich sah, dass Markus - ihr langjähriger Freund, und seine Kumpels ihr hinterlassen hatten. Er konnte alles wunderbar durcheinander bringen, aber danach aufzuräumen war nicht gerade eine seiner Stärken. Manchmal fragte sie sich ob er denn überhaupt ohne sie etwas auf die Reihe bekommen würde. "Baby, du bist Zuhause, wunderbar", sagte Markus grinsend und kam aus dem Wohnzimmer, das gleichzeitig auch Schlafzimmer und Küche war, auf Elisa zu. Er war noch immer mindestens 3 Meter von ihr entfernt, trotzdem roch sie seine widerliche Alkoholfahne. Den ganzen Abend über hatte sie unangenehme, aufdringliche Männer bedient, aber nun war sie in ihrer eigenen Wohnung und trotzdem gab es keine Aussicht darauf, dass der Abend hier besser verlaufen würde. Markus war mit wenigen, leicht torkelnden, Schritten bei ihr. Er legte seine Arme um ihr Becken und zog sie fest an sich. "Ich hab dich heute Abend vermisst", flüsterte Markus mit rauer Stimme in ihr Ohr und fuhr mit der Hand über ihren Rücken herunter, zu ihrem kurzen schwarzen Rock. Elisa drückte sich leicht von ihm ab und als sein Griff fester wurde, bekam sie es langsam mit der Angst zu tun. "Markus.. bitte. Ich hab Kopfschmerzen", erklärte sie rechtfertigend. Markus knurrte bedrohlich und murmelte etwas was sie nicht verstand, kurz darauf ließ er von ihr ab. Erleichtert seufzte sie auf, normalerweise gab er nicht so schnell nach und jedes Mal aufs Neue versprach Markus ihr es niemals wieder zu tun. Beruhigt strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Langsam ging Elisa an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Markus musterte sie abschätzend, beinahe misstrauisch. Er wollte nicht das sie etwas mit anderen Männern hatte, wenn sie an einem Abend 10 Minuten später als abgemacht von der Arbeit zurück kam, fragte er Elisa immer direkt aus. Wo war sie gewesen? Warum hatte sie so lange gebraucht? Mit wem hatte sie Zeit verbracht? Bei ihm war das allerdings etwas anderes. Markus war der Mann - er durfte tun und lassen was er wollte, jedenfalls seiner Ansicht nach. Er ließ sich von niemanden etwas sagen. Das war auch der Grund gewesen warum ihn seine Eltern vor gut 14 Jahren rausgeworfen hatten, einer von vielen. Mit der ein oder anderen hatte er, seit er mit Elisa zusammen war, das Bett geteilt. Nicht nur das Bett.. Auch am Fenster, auf der Couch, im Bad. Er musste bei dem Gedanken daran unwillkürlich grinsen. Doch alle diese netten Mädchen waren nichts im Vergleich zu Elisa. Dieses süße, unschuldige Ding hatte er vor fünf Jahren auf der Straße gesehen. Damals war sie gerade mal 16 Jahre alt gewesen. Natürlich war die kleine überrascht gewesen als sie ein wesentlich älterer Mann ansprach. Inzwischen war Markus sogar verwundert darüber, dass sie sich damals auf ihn eingelassen hatte. Elisa hätte alles gehabt was ihr zu einem nahezu perfekten Leben geholfen hätte. Beinahe nur Einsen auf dem Zeugnis, ein sicheres Umfeld, gute Freunde, ein harmonisches Familienverhältnis.. Aber sie war nun mal jung, naiv und... verliebt. Oftmals ist es ein wunderschönes Gefühl sich zu verlieben, es erfüllt einen mit Wärme, Vorfreude und purem Glück. Nur wenn dein Umfeld plötzlich erfährt, dass du mit 16 in einen 29-Jährigen Schulabbrecher mit starkem Alkohol- und Drogenkonsum verliebt bist, ist es schwer dein Leben normal weiterzuführen. Irgendwann ließen Elisas Eltern ihr nur noch zwei Möglichkeiten, aber keinen richtigen Ausweg. Sie wollten nicht dabei zu sehen wie sich ihre Tochter das Leben kaputt machte und deshalb sollte sie entweder Markus verlassen oder ihr Zuhause. Sie hätte Lügen können. Sagen können: "Mama, Papa. Ich werde ihn nie wieder sehen", aber wie das nun mal mit wohlerzogenen Mädchen ist konnte sie nicht lügen. Oder wollte Elisa ihre Eltern nicht belügen? Markus lachte abermals bei dem Gedanken an die damalige Elisa. Er musterte sie als sie sich in das große Doppelbett legte und runzelte die Stirn: "Willst du nicht erstmal aufräumen?", fragte er scharf und Elisa spürte wie gefährlich es für sie sein würde, wenn sie sich ihm jetzt widersetzte. Eisige Stille breitete sich aus und Elisa biss sich auf die Unterlippe. Warum machte er immer sie für alles verantwortlich? Konnte er das nicht selbst tun? Wenigstens einmal? Mit schnellen Schritten ging Markus auf das Bett zu, stieg über sie und lehnte seinen Kopf so weit runter, dass ihre Lippen sich beinahe berührten. "Du solltest dich entscheiden. Willst du lieber dein Vergnügen mit mir haben oder willst du als dreckige Putzfrau enden?", zischte er und musterte sie feindselig. Elisa wurde blass und sie sah ihn verängstigt an. "Markus, ich habe eine lange Woche hinter mir. In vier Stunden muss ich wieder aufstehen. Bitte, lass mich so lange etwas Ruhe haben. Das ist nur eine Ausnahme.. Morgen bin ich wieder voll und ganz für dich da", flüsterte sie liebevoll. Seine Gesichtszüge entspannten sich etwas, er legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn. "Natürlich, und ich erinnere dich daran, dass Sam und Sebastian morgen kommen. Wir würden es begrüßen weibliche Gesellschaft zu haben", erwiderte Markus ruhig. Elisa seufzte leise auf, nickte aber. Das er so förmlich redete lag daran, dass Markus aus einer recht wohlhabenden Familie kam. Trotz seiner guten Verhältnisse hatte er niemals etwas erreicht und reagierte auch immer sehr empfindlich, wenn Elisa ihn etwas von ihrer Arbeit erzählte. Verschuldet war das dem verfrühten Schulabbruch und das seine Eltern ihm seitdem keinen Cent zahlten. Markus hatte sich bei Elisa eingenistet. Seit fünf Jahren zahlte sie für alles und brachte das gesamte Haushaltsgeld alleine auf. Wenn sie versuchte ihn dazu zu überreden, sich für das gemeinsame Glück einen Job zu suchen, wurde Elisa von ihm nur spöttisch ausgelacht oder, was häufiger vorkam, von ihm geschlagen. Dieser Mann tat rein gar nichts im Haushalt, betrog sie, belog sie und klaute ihr sogar das mühsam erarbeitete Geld aus ihrem Geldbeutel, um sich seine Drogen und den Alkohol zu finanzieren. Seit geraumer Zeit wusste Elisa von seiner Vorliebe für exotische, kurvige Frauen. Jedes Mal wenn sie in einen Spiegel sah und ihre langen goldblonden Haare beäugte fühlte sie sich klein und unscheinbar. Noch dazu war ihre Haut recht blass, ihre Augen hatten einen matten graublau Ton. Bevor sie von seinen Avancen erfuhr, fühlte sie sich viel selbstbewusster und nicht ganz so gewöhnlich. Vermutlich war Elisa sowieso nur eine seiner grauen Mäuse, nur ein Püppchen in seiner Sammlung. Bisher hatte sie ihn mit sieben verschiedenen Frauen gesehen, Markus hatte ihr versichert das ihm keine von ihnen etwas bedeutete, aber machte das Betrug ungeschehen? Wie viele Frauen würden weiterhin Folgen, auf Langsicht gesehen? Und woher sollte Elisa wissen, dass er den anderen Frauen nicht dasselbe über sie erzählte? Was bedeutete sie ihm eigentlich? Tatsächlich hatte er ihr gegenüber nie etwas von seinen Gefühlen erzählt, er redete allgemein sehr ungern über sich selbst und sein Leben. Erst jetzt fiel ihr auf das Markus innerhalb von fünf Jahren, in denen sie zusammen waren, niemals auch nur ein einziges Mal "Ich liebe dich" gesagt hatte. Markus strich ihr über die langen Haare und rollte sich von ihr herab, auch er war müde geworden. Nur einige Sekunden später hörte sie seinen gleichmäßigen Atem, er war eingeschlafen. Elisa fiel fasst ein Stein vom Herzen und sie erhob sich langsam, schnappte sich ihre Tasche. Als ob sie am Sonntag arbeiten musste, hin und wieder tat sie das zwar, aber meistens hielt sie sich in der Bar auf und spielte für die Anwesenden Klavier. Elisa fuhr mit ihrer Hand über das Amaturenbrett in ihrem Kleiderschrank und holte aus einem kleinen Versteck Make-Up, ein Haarband und ein kurzes schwarzes trägerloses Kleid mit Armstülpen und Strapse heraus. Innerlich grinste sie. Vielleicht war sie ja doch keine graue Maus. In der Zeit die sie mit Markus verbracht hatte, fiel es Eli von Jahr zu Jahr leichter zu lügen. Sie hatte seit ein paar Monaten nicht mal mehr ein schlechtes Gewissen. Warum sollte sie auch? Er belog und betrog sie ständig. Elisa machte ihm keinen Vorwurf, so lebte Markus eben sein Leben und was er für richtig empfang war seine Sache, aber sie wollte nicht länger darunter leiden müssen. Auch sie wollte ab und zu unverbindlich ihren Spaß haben. Nur lebte sie in ihrer Welt anders als Markus. Ihm ging es nur um Frauen und Sex, sie hatte seit langem jegliches Interesse an männlichen Partnern verloren. Nicht das es ihr nicht gefallen würde, wenn sie jemand zärtlich berühren würde, aber bisher hatte sie noch niemanden kennengelernt der so war. Eigentlich hatte Eli nur einen Mann in ihrem Leben gehabt. Markus. Die ersten drei Jahre drehte sich ihr komplettes Leben nur noch um ihn. Sie wollte ihm helfen aus seiner Sucht herauszukommen und sie wollte, dass er sich genauso hoffnungslos in sie verliebte. Irgendwann realisierte Elisa jedoch, dass es unmöglich war und noch unmöglicher war es ihm Gefühle zu entlocken.
Als Elisa in der Bar ankam zog sie sämtliche Blicke auf sich. Ihre Haare hatte sie mit den Haarband zu einem lockeren Pferdeschwanz hochgebunden, das Kleid war eng und kurz, aber lang genug um die intimsten Stellen zu bedecken. Sie hatte roten Lippenstift aufgetragen und die silberne Kette mit dem hellblauen Anhänger, der einen Kristall darstellte, betonte ihre graublauen Augen.
In der leicht düsteren Beleuchtung des Raumes glänzte ihre blasse makellose Haut. Bei jedem Schritt den sie machte wippte ihr Zopf, ein paar unbändigbare Strähnen umrahmten ihr Gesicht. Auf dem Weg zum Tresen erkannte sie viele bekannte Gesichter wieder. Immerhin war die Bar von vielen Leuten aus der Stadt ihr Stammplatz, da sie nicht gerade klein war und man somit auch Partys feiern konnte. Elisa sah hinter die Bar, doch Miles - den Besitzer, unter anderem auch ihr enger Freund - konnte sie nirgends finden. Stattdessen starrte Elisa unvermittelt in fremde braune Augen. Ein Mann war hinter der Bar aufgetaucht, sie musterte ihn misstrauisch. Hatte Miles etwa einen neuen Angestellten? Sie zog überrascht eine Augenbraue hoch. Neue Bekanntschaften zu machen war niemals ihre Stärke gewesen. Ihren Freundeskreis hatte sie immer klein gehalten, unter anderem auch weil Markus ihr nie mehr als 3 Freunde erlaubt hatte. Er duldete nur wenige Menschen in ihrer Gegenwart, eigentlich durfte sie nur mit Frauen befreundet sein und das auch nur wenn sie ihm vom Aussehen her gefielen. Wahrscheinlich hätte er Miles auch nicht akzeptiert, aber da Elisa bei ihm etwas Geld verdiente und Markus seine zuverlässige Geldquelle nicht verlieren wollte, hatte er es unwillig zugelassen. Nun starrte der Fremde an der Bar zurück, es war aus irgendeinem Grund nicht mal unangenehm. "Wo ist Miles?", fragte Elisa bedacht ruhig und merkte dabei das ihre Hand ein wenig zitterte, als sie diese auf die Anrichte legte. Verdammt. Warum zittere ich denn? Sie wollte direkt zur Sache kommen, da ihr nicht danach war ein langes Gespräch mit ihm zu führen. Der Mann grinste sie spöttisch an, er hatte ausgeprägte Grübchen an den Wangen, die ihn sympathisch machten und sagte: "Höflichkeiten werden wohl heutzutage überbewertet. Dir auch erstmal einen Schönen Abend/Morgen. Je nachdem, was du um diese Uhrzeit eben bevorzugst." Er sprach mit scharfer Stimme und man konnte die Ironie dieses Satzes vermutlich durch den ganzen Raum hören. Elisa lief, wie sollte es auch anders sein, knallrot an und wäre am liebsten im Erdboden versunken. "Seit wann haben Angestellte etwas zu sagen?", erwiderte sie feindselig. Kurz darauf fiel ihr ein, dass sie selbst eine Angestellte war und schlug sich innerlich gegen den Kopf. Warum konnte sie nicht einmal eine schlagfertige Antwort geben? Er schmunzelte nur, nahm ihre Hand und drückte sie leicht. "Ich bin Dennis." Er musterte sie erneut kurz und fuhr fort: "Du bist sicher Elisa. Miles hat mir erzählt wie bissig du sein kannst. Strippen wirst du offensichtlich nicht, sonst hättest du weniger Schamgefühl und würdest nicht bei jedem meiner Sätze so rot wie eine Tomate werden. Schade eigentlich." Als Elisa lachte, grinste er breiter und ließ dann ihre Hand los. "Ich könnte das tun, aber wahrscheinlich wäre das nicht gut für mein Image." Sie blinzelte fröhlich und er sah sie mit einem freundlichen Lächeln an. "Wow, eine Frau die nachdenkt bevor sie etwas tut. Ich bin beeindruckt. Du kannst ja mal zu mir kommen und mir eine Privatsession geben." Dennis zwinkerte ihr zu. Puh. Wie war das? Sie? Eine graue Maus? Wohl kaum! Genau in diesem Moment trat Miles aus der Tür des hinteren Raumes. Hinter der Bar hatte er direkt seine Wohnung. Elisa war schon einige Male bei ihm gewesen und hatte sich um seine kleine Tochter gekümmert, natürlich umsonst. Miles war beinahe wie ein Vater für sie, er hatte etwas was ihr eigener Vater nie für sie übrig gehabt hatte: Stolz. Jeder Mensch hat Momente in seinem Leben, in denen man sich einfach die gebührende Anerkennung wünscht und sich nicht mehr vor jemanden beweisen muss, weil man sagen kann: "Meine Familie war stolz auf mich, weil..." Wenn man jedoch niemals gesagt bekommen hat, dass man etwas gut gemacht hat, dann kann es oftmals dazu führen das man beginnt sich mit anderen Menschen zu vergleichen. Meistens sieht man dann seine eigenen Fehler vordergründig und was man gut macht realisiert man nicht mehr oder kaum noch. Deshalb war Eli Stolz. Sie war Stolz darauf Miles zu haben. Als Miles nun aus seinem Raum kam hatte er einen 26-Jährigen Mann bei sich.
"Sam", rief Elisa überrascht. Der junge Mann drehte sich um und sah sie an, seine hellen grünen Augen wurden sofort etwas klarer. "Eli, schön dich zu sehen!" Sam sah sie sanft an. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass dieses hübsche und liebe Mädchen auf Markus hereingefallen war. Seiner Meinung nach war sie viel zu gut für ihn. Zum Glück hatte Markus ihr noch nichts getan, zumindest noch nichts was ihr Leben richtig zerstört hätte. Bevor seine Gang Elisa damals über den Weg gelaufen ist hatte Markus, seine damalige Freundin Liane, krankenhausreif geschlagen. Die siebzehnjährige musste damals, um mehr Geld für Markus zu verdienen, anschaffen gehen. Er hatte ihr von anfang an gesagt gehabt, er würde sie vor allem Bösen beschützen, so wie man das eben zu kleinen naiven Mädchen sagt. Man sagt ihnen was sie hören wollen und damit basta. Schon fressen sie einem aus der Hand. Hatte Markus immer gepredigt. Als Liane sich jedoch weigerte weiterzumachen, weil ein Mann sie vergewaltigt hatte und ihren Körper geschunden liegen ließ, schlug Markus ohne Gnade auf sie ein. Als sie blutend am Boden lag und nicht mehr schrie ergriff ihn Panik und er suchte das Weite. Da Liane Angst vor Markus und den Konsequenzen hatte verriet sie ihn nicht und sagte, sie wüsste nicht wer ihr das angetan hatte. Sam zog Elisa an sich, strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und flüsterte: "Du weißt, dass du jederzeit zu mir kommen kannst." Elisa zuckte unwillkürlich zusammen. Ihre Schulter schmerzte, weil Markus sie da neulich mit der Faust erwischt hatte. Sams Blick wurde düster als er das merkte. "Shh. Alles ist gut. Lass mich mal sehen." Sam sah zu Miles und der nickte nur wissend. Langsam trat Sam mit Elisa im Arm hinter die Bar, damit sie vor den Blicken neugieriger Zuschauer geschützt war. Er schob leicht ihre Haare zur Seite. Da sie so lang waren hatten sie die vielen blauen Flecken und ehemals offenen Wunden verdeckt. Dennis, der neben Sam stand, sog erschreckt die Luft ein. Sam hingegen wirkte recht gelassen, in ihm loderte jedoch flammende Wut auf. Es überraschte ihn kein bisschen, aber er verstand trotzdem nicht wie man so etwas einem anderen Menschen antun konnte. Vor allem bei so einem wundervollen Mädchen erschien es ihm perplex. Sanft und darauf bedacht ihr nicht wehzutun strich er über ihre Haut. Sie war schön, makellos schön, nahezu perfekt. Die Verletzungen passten nicht zu ihr, es sah an ihrem Körper so falsch aus. Sein Blick wurde härter, er seufzte. "Deine Schulter ist geprellt, Mädchen. Es wundert mich, dass es so dunkel geworden ist. Warst du denn nicht beim Arzt?" Sams Stimme klang seltsam tonlos. Er wusste die Antwort auf seine Frage selbst, doch als sie den Kopf schüttelte machte ihn das unglaublich wütend. Unsanft drückte Sam sie gegen die Holzverkleidung der Bar. Augenblicklich wimmerte Elisa leise und ihr Körper zog sich zusammen. Dennis ging einen Schritt auf Sam zu und stieß ihn von Elisa weg. Die Stille wurde augenblicklich eisig, sie sahen sich feindselig an. Sam hatte die Hände zu Fäusten geballt. Es schien als hätten sie alles um sich herum vergessen. Dann glitt Elisa zu Boden und blieb regungslos liegen. Die Schmerzen wurden immer heftiger. Markus hatte ihr auch einige Male in den Bauch geboxt und sie zu boden getreten, diese Stellen hatte Sam bisher nicht gesehen. Miles ging zu ihr, hob sie hoch und trug Elisa kopfschüttelnd in sein Wohnzimmer.
Einige Stunden später saß Elisa in eine Decke eingekuschelt auf Miles Couch. Wortlos reichte er ihr eine Tasse Tee. "Ich kann dich verstehen, auch wenn ich nicht ganz nachvollziehen kann, wie man in einer so ernsten Situation so reagieren und nichts für sein eigenes Glück tun kann", sagte Miles ruhig. Fast hätte sie ihm geglaubt, aber wie hätte er sich denn in sie hineinversetzen können? Es war nahezu unmöglich, zwar hatte er einige Jahre mehr Lebenserfahrung als sie, aber Elisa konnte ihn sich nicht so hilflos vorstellen. Wahrscheinlich wollte er einfach ein guter Freund sein und ihr zeigen, dass er für sie da war. Egal was kam, er würde sie weiterhin unterstützen. Sie wusste das er es in der letzten Zeit selbst nicht einfach gehabt hatte. Auch Miles konnte immer zu Elisa kommen, falls er ihre Hilfe brauchte, falls er sie brauchte. Jedoch war ihr bewusst, dass es für ihn nicht einfach war, sich ihr zu öffnen. Er hatte einfach zu große Angst vor einem erneuten Verlust. Vor knapp einem Jahr hatte er Frau und Tochter bei einem Autounfall verloren, seitdem war sein Lächeln verloschen und seine Seele nur noch ein trübseliger Ort der Einsamkeit. Elisa hatte darauf gehofft ihm es irgendwann wiedergeben zu können, aber Miles schien sich Tag um Tag nur noch weiter von ihr zu entfernen und in seiner Hoffnungslosigkeit zu ertrinken. "Wie spät ist es?", fragte Elisa noch völlig übermannt. Selbst ein paar Stunden Schlaf hatten nicht geholfen um zu verdrängen was in ihr vorging. "Kurz nach um 10, keine Sorge. Ich habe schon bescheidgegeben, dass du heute nicht kommen kannst, weil es dir gesundheitlich nicht so optimal geht." Elisa war sich nicht ganz sicher ob sie ihm dankbar sein sollte, aber es war schon ein angenehmes Gefühl, zu wissen das sich jemand um sie kümmerte. Die Arbeit hätte sie wahrscheinlich nur für ein paar Stunden abgelenkt und danach wäre alles in noch größeren Wellen auf sie hineingebrochen. Schweigend sahen sie eine Weile aneinander vorbei. "Wie dem auch sei, ich muss bald zur Arbeit - im Gegensatz zu dir. Freu dich über deinen freien Tag, du kannst gerne hier bleiben, wenn du das willst." Miles musterte sie einen Moment, er wusste das sie nicht auf sein Angebot eingehen würde. Elisa würde sich direkt wieder in ihr Leben hineinstürzen und sich dabei womöglich sogar selbst schaden, denn sie hatte keine Ahnung wozu Markus in der Lage war. Was sie jetzt brauchte waren Freunde, beinahe schon Verbündete, denn ohne diese wäre sie Verloren. Miles kannte jeden ihrer Freunde, was auch nicht gerade schwer war, da die Liste recht klein und übersichtlich von ihr gehalten wurde. Es war nicht so das man sich nicht schnell mit ihr anfreunden konnte, ganz im Gegenteil. Nur woran konnte es dann liegen? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, denn sie war so einfach zu erkennen, dass man schon hätte blind sein müssen. Ihr Problem war Markus. Er hatte sich sowieso immer gerne in andere Leben eingemischt, warum dann also nicht in ihrs? Miles wusste, dass er zum größten Teil daran Schuld war, dass Elisa ihre eigentliche Heimat verlassen hatte und nach Seattle gezogen war. Eigentlich war es ja auch keine große Überraschung, denn hier konnte sich Markus einiges aufbauen, beispielsweise ein recht großes und auch angefragtes Drogenimperium. Das Elisa damit nichts zu tun hatte, lag wohl auf der Hand, denn sie hätte viel zu schnell ein schlechtes Gewissen gehabt und in kurzer Zeit wäre alles zusammengebrochen. Was Miles jedoch mehr verschreckte, als das Elisa sich auf Markus eingelassen hatte war, dass er selbst sich in Markus hineinversetzen konnte. Er konnte ihn verstehen. Wäre Miles so von seinen Eltern im Stich gelassen worden, wer weiß was er dann an seiner Stelle getan hätte. Das war jedoch keine Rechtfertigung, denn Markus zerstörte nicht nur sein eigenes Leben, er trug auch die Verantwortung für Elisa und ihr Leben. Dieses beeinflusste er allerdings immer nur im schlechten Sinne. Wie konnte man ein fremdes Leben so vernichtend führen? Allein das war Miles unverständlich, denn er hätte niemals jemanden etwas schlechtes tun können.
Da war sie wieder. Wie jeden Abend saß ein junges Mädchen bei Miles in der Bar. Ihren Namen kannte er nicht, er hatte sie immerhin auch nie danach gefragt. Trotzdem kam sie jeden Abend - etwa um ihn zu sehen? Oder bildete er sich nur ein, dass sie immer wieder zu ihm herübersah? Er verdrängte den Gedanken schnell wieder, ohnehin war er viel zu alt für sie, was wollte er denn mit diesem Kind anfangen? Miles wusste jedoch, dass ihm etwas an ihr lag, ohne sie wirklich zu kennen. Nie hatte sie auch nur irgendwas bestellt, eigentlich hätte er das als unhöflich empfunden, aber bei ihr machte er eine Ausnahme. Miles bekam einfach nicht genug von ihr, davon sie anzusehen. Spürte sie seine durchdringenden Blicke und reagierte absichtlich nicht darauf? Er fühlte, dass immer wenn er wegsah, sie zu ihm herüberschaute. Schon seit längerem lief es nicht sonderlich gut zwischen seiner Frau und ihm, wie hätte es auch? Mittlerweile freute er sich nicht mehr darauf nachhause zu kommen, allerdings freute er sich auf dieses Mädchen. Manchmal war es ihm sogar zu viel Zeit mit seiner eigenen Tochter zu verbringen, sie erinnerte ihn zu sehr an Daja. Schon lange hatte sich Daja von ihm entfernt, es würde nie wieder wie früher werden. Es war sowieso unmöglich an sie heranzukommen, wenn sie ihm nicht gerade seine Tochter brachte, telefonierte sie nicht einmal mit ihm. Daja sendete ihm immer nur emotionslose Nachrichten, wie: "Denk an Leas Zahnarzttermin". Noch weniger Sinn machte es, sie zum reden zu bringen. Ständig entzog sie sich ihm und ließ ihn abblitzen. Offensichtlich empfand Daja nichts mehr für ihn und ab irgendeinem Zeitpunkt interessierte es ihn einfach nicht mehr. Er hatte sich einfach damit abgefunden, denn was brachte es ihm einer Frau hinterherzutrauern, der er egal war? Tatsächlich sprach Miles das Mädchen später dann doch an. Ihr Name war Elisa und zwischen ihnen entwickelte sich eine tiefgehende Bindung, jedoch nicht auf intimer Basis. Sie konnten gemeinsam Lachen und miteinander reden, anderes wäre für beide unnatürlich gewesen. Vor allem nachdem sich dieser Autounfall ereignete. Miles wusste, dass Elisa versuchte ihm beizustehen, aber er konnte ihr dafür nie dankbar sein, wie auch? Der Schmerz saß für ihn einfach zu tief. Er hatte nicht das Bedürfnis mit jemanden darüber zu reden, aber verbergen konnte Miles es auch nie richtig. Nun konnte er endlich seine Dankbarkeit zeigen, indem er ihr mit Markus Hilfe leistete.
Wutentbrannt schlug Markus die Haustür hinter sich zu. Der kalte Wind wehte in die dunkle Wohnung hinein, es sah beinahe schon gespenstig aus, fast niemals waren die Lampen erloschen und jetzt wo die Wintermonate sich näherten blieben auch, die noch so hellen Stellen, in einer trüben unklaren Dunkelheit. Überall hatte Markus nach Ersatz gesucht. Für was eigentlich? Für Elisa? Nein, die konnte ihm gestohlen bleiben. Für ihre Unschuld und Unsicherheit wohl eher und trotz der vielen jungen Mädchen hatte ihm keine in dieser Stadt ausgereicht. Viele waren vermutlich eine gute Partie, keine frage, aber bei keiner hätte er so viel Respekt bekommen, nicht wie bei Elisa, schon allein dadurch das sie seine langjährige Freundin war. Er ließ vollkommen genervt seine Schlüssel auf den Tisch fallen und fuhr sich nachdenklich mit beiden Händen durchs Haar.
Publication Date: 12-13-2015
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Dedication:
Ich widme dieses Buch niemanden, da mich niemand darin unterstützt hat und niemand Vorlagen dafür gegeben hat.
Aber ich grüße Jannis, Nora (okay, du hast mich schon gewissermaßen unterstützt, danke) und Seb c: