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Zunächst muss ich einmal erzählen, welchen besonderen Geburtstag ich habe: drei Jahre lang habe ich nämlich immer einen „schlimmen“ Geburtstag, weil er in diesen Jahren ausfällt und in einem Jahr habe ich einen besonders „schönen“ Geburtstag, weil er dann endlich wieder „stattfindet“.

Bin ich nun zu bedauern, weil ich nicht so oft wie andere Menschen Geburtstag habe? Oder bin ich zu beglückwünschen, weil ich nicht so schnell älter werde?

Ich wurde tatsächlich an einem 29. Februar geboren, und zwar in der bergischen Großstadt, die schon im Mittelalter für die Produktion ihrer scharfen Waffen bekannt war. Und dieses „Stigma“ sollte mich während meiner Berufstätigkeit begleiten.
Oft wurde ich nämlich von Kollegen und Geschäftsfreunden gefragt: „Oh, Sie kommen aus der Klingenstadt! Sind Sie denn genauso scharf?“
Analog lautete die Frage auf Englisch: „Are you sharp as a knife?”
Das sorgte immer wieder für Gelächter.

Zunächst feierte ich meinen Geburtstag – also wenn der 29. Februar ausfiel - immer am 1. März. Selbstverständlich bekam ich trotzdem Geschenke und Glückwünsche, genauso wie ein „normales“ Geburtstagskind. So ganz zufrieden war ich mit dieser Lösung jedoch nicht, schließlich bin ich ein Februar- und kein Märzkind. Irgendwann habe ich dann gelesen, dass ich, rechtlich gesehen, am 28. Februar feiern darf oder sogar soll, wenn der 29. ausfällt. Ja, und diese Lösung fand ich ganz akzeptabel und passend. So feiere ich nun schon seit vielen Jahren dreimal hintereinander jeweils am 28. Februar und alle vier Jahre – aber dann steppt der Bär - wieder am 29. Februar.

Ich freue mich immer ganz besonders, wenn mein Geburtstag in die Karnevalszeit fällt und ich meine Geburtstagspartys unter ein Motto stellen kann. Was habe ich schon für herrliche Kostümpartys gefeiert! Gerne erinnere ich mich z. B. an die Schulranzenfété, zu der ich an meinem „6. Geburtstag“ eingeladen hatte. Meine Gäste hatten – soweit noch vorhanden - ihre Schulhefte, Schiefertafeln und Tornister mitgebracht und die Mädels hatten ihre Haare zu Ratten- und Pferdeschwänzchen frisiert. Weitere Highlights meines bunten Partyprogramms waren eine Schlafanzugparade, eine Snoopy-Doopy-Woopy-Party und eine Dschungelfété.

Natürlich ist es traurig, dass es den 29. Februar nur alle vier Jahre gibt, aber gerade deswegen wird mein Geburts- tag so leicht nicht vergessen! Wenn ich tatsächlich wieder einmal richtig Geburtstag habe – übrigens immer im gleichen Jahr, in dem die olympischen Sommerspiele stattfinden, erinnern sich alte Bekannte, längst vergessene Freunde und ehemalige Arbeitskollegen an mich und gratulieren.

 

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Aber ich wollte ja von einem ganz besonders schönen Geburtstag erzählen: Das war mein „10. Geburtstag“. Diesen feierte ich nämlich hochschwanger! Eigentlich hatte ich in einem Lokal eine große Party feiern wollen und die Räume schon angemietet, da bekam ich plötzlich wahnsinnige Rückschmerzen und musste umdisponieren. Ich beschloss, zuhause zu feiern und wollte mich dann, wenn es mir zu anstregend wurde, für eine Weile im Schlafzimmer ausruhen. Den ganzen Tag über klingelte dann munter das Telefon, denn wenn ich schon mal Geburtstag habe, wie bereits erwähnt, denken viele Leute an mich. Sogar mein Bruder rief aus dem Thailandurlaub an.

Damit ich nun nicht zu viel Arbeit mit den Vorbereitungen hatte und ich auf keinen Fall vorzeitige Wehen bekommen wollte (es wäre natürlich ein Gag gewesen, wenn mein Sohn auch an einem 29. Februar zur Welt gekommen wäre), brachten alle geladenen Gäste etwas fürs Büffet mit und mein Mann kümmerte sich um die Getränke.

Zur Zeit dieses 10. (40.) Geburtstages spielten wir gerne ein Partyspiel namens „Berühmte Paare“. Dazu musste ich als Gastgeberin folgendes vorbereiten: Ich dachte mir Paare aus, die allgemein bekannt oder gerade in den Schlagzeilen standen. Dann schrieb ich die Namen der berühmten Ehe(Frauen) auf rosa Zettel und die Namen ihrer (Ehe)Männer auf blaue Zettel. Jeder Partygast musste dann einen Zettel ziehen und die Person verkörpern, die auf dem Zettel stand.

Als ich die Paare vorstellte, gab es schon großes Gelächter: „Unser Bundeskanzler hat sich extra für heute freigenommen und ist mit seiner Frau angereist. Herr Kohl, bitte stehen Sie doch einmal auf! Und alle anderen bitte ich zu applaudieren! Als musikalische Gäste begrüße ich Michael Jackson mit Lisa Marie Presley. Dann sind noch zu Gast der legendäre Robin Hood mit Lady Marian… und so weiter so fort….“

Die Paare mussten sich dann zusammentun und hatten eine Viertelstunde Zeit, sich einen Sketch aus ihrem Ehe- bzw. Beziehungsalltag auszudenken und mussten diesen dann vorspielen. Ihre Darbietungen wurden mit viel Gelächter begleitet und mit viel Applaus belohnt. Anschließend wurde das Paar, das am besten gespielt hatte, mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Ach ja, ich erinnere mich, dass ich Susanne Juhnke spielen musste, die ihrem Ehemann Harald (einem Partygast) Vorwürfe machte, weil er mal wieder betrunken nach Hause kam.

Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, welches Paar gewonnen hat, aber ich weiß, dass es ein besonders schöner, runder Geburtstag war, der dazu noch von meinem "runden" Bauch gekrönt wurde.

Das Partyspiel "Berühmte Paare" kann man natürlich immer wieder spielen, d.h. jedes Mal mit aktuellen Paaren. Da bieten sich z.B. heutzutage Angela Merkel und ihr Mann, die Beckhams, Johnny Depp und Vanessa Paradis, und natürlich Brangelina an.

Ich überlege, ob ich zu meinem „15. Geburtstag“ zu einer „Teenie-Fété“ einlade und welche Spiele wir dann spielen sollen? Aber bis dahin sind ja noch einige Jährchen Zeit...

 

 

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Imprint

Text: Rebekka Weber
Images: Pixelio, Walk of Fame, Fotograf AMG
Publication Date: 07-29-2012

All Rights Reserved

Dedication:
+++ 1. Platz im Wettbewerb autobiografischer Texte August 2012 +++

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