Cover

Angaben zum Cover

Wieder einmal VIELEN, nein, 100000000 Dank an Any Shaw für das Cover, DANKE!

 

Die Stocks sind von deviantart:

 

Auge: http://asaha90.deviantart.com/art/eye-stock-9-211934724?q=favby%3Apiraatex%2F47172769&qo=13

Bokeh: http://falloutgirl9001.deviantart.com/art/Glitter-Bokeh-194755528

Prolog

» Bist du dir sicher sie wird es heil überstehen? « eine Frau mit kupferrotem Haar und leuchtend grünen Augen sprach in einer bebenden Stimme zu ihrem Gegenüber.

» Selbstredend! Und jetzt mach dir nicht ins Hemd wegen dieser kleinen Sache! « aufbrausend ballte der muskulöse, dunkelhaarige Mann die Hände zu Fäusten.

» Ich weiß nicht ob ich dir Glauben schenken kann, immerhin ist es… « mit einer Handbewegung schnitt der Mann der Rothaarigen das Wort ab.

» Ich will nichts mehr von dir hören! Hast du gehört? Gar nichts! Entweder du vertraust mir, was wohl deine einzige Chance ist, oder du weißt was sonst geschehen wird, da fällt die Wahl nicht besonders schwer, oder Süße? « mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht nahm der Mann, das Gesicht der Frau in die Hände. Diese seufzte und begann zu weinen, unzählige Tränen bahnten sich den Weg durch ihre Augen und flossen über den Handrücken des Mannes.

» Aber, aber, wer wird denn gleich? Was gibt es denn da zu weinen? Ich denke es ist ein ganz netter Deal wenn eine herkömmliche Frau wie du die nichts zu bieten hat, mit ihrem Balg an meiner Seite verweilen darf, nicht? « er hauchte die Worte in ihr Ohr, sodass niemand außer die Frau sie wahrnehmen konnten.

» Natürlich ist es das, aber dies schließt eine Sache immer noch nicht aus… « die Frau blickte aufgelöst zu Boden. Genervt verdrehte der dunkelhaarige die Augen und zischte durch zusammengepresste Lippen: » Was denn?! «

» Was wird mit ihr geschehen? « meinte sie mit tränenerstickter Stimme.

» Um Gottes Willen! Wie oft willst du es denn noch hören? Deinem Balg wird es gut gehen! Sie wird eine unbeschwerte Kindheit haben, bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr wird ihr nichts geschehen und dann? Dann wird sie meinen Platz einnehmen. Natürlich nicht ohne vorher die >Prüfung< wie ich sie gerne nenne, bestanden zu haben. Naja und dann- dann wird alles gut werden. « Er hatte sich etwas beruhigt dennoch war er nach wie vor aufgebraust.

» Na schön, ich werde dir vertrauen. Doch sag mir noch eins bevor ich auf ewig an deine Seite trete- wirst du ihr ein guter Vater sein? « sie schenkte ihm den hoffnungsvollsten Blick den sie aufbringen konnte und versuchte dadurch sein Herz zu erweichen. Schon lange hatte sie mitbekommen das dieser widerliche Dreckskerl ein Auge auf sie geworfen hatte, doch bisher ging es ihr immer gut, sie war auf seine Hilfe nicht angewiesen, wollte nicht auf seine Hilfe angewiesen sein. Er versteckte seine Zuneigung zu ihr so gut, dass es schwer war, sie überhaupt zu erkennen. Natürlich spielte er immer den harten, er durfte keine Gefühle zulassen, besonders nicht solche wie Freude oder Liebe, sonst wäre er sofort seinen heiligen Ruf los.

Es überraschte sie was er jetzt tat. Er nahm abermals ihr Gesicht in seine Hände und fuhr mit seinem Daumen über ihre Wange.

» Ich werde ihr ein genauso guter Vater wie dir Ehemann sein, ich werde sie lieben wie mein eigen Fleisch und Blut und sie genauso behandeln, doch wird sie versagen, so bleibt mir keine andere Wahl, so werde ich sie töten müssen. «

Kapitel Eins ~ Drama-Queen is back!

Ein altbekanntes Geräusch riss mich aus meinen Träumen. Egal wie oft ich es auch hörte, dieses scheiß klingeln des Weckers würde wohl nie aufhören zu nerven.

» Halt die Schnauze… « säuselte ich schlaftrunken. Benommen tätschelte ich auf meinem Nachttisch herum und warf das Ding kurz entschlossen an die Wand.

Danach zog ich mein Kissen unter meinem Kopf hervor und presste es auf meine Ohren.

» Mikayla! « die Stimme meines Dads hallte von den Treppenstufen, rauf in mein Zimmer.

» Was?! « schnauzte ich genervt. Wie ich es doch hasste unsanft geweckt zu werden. Zugegebener Weise war ein derart nervender Wecker da nicht die beste Lösung, aber irgendwie musste ich ja wach werden, denn wenn ich sage ich hab den Schlaf wie ein Stein lüge ich kein bisschen. Naja mein Wecker war eine Sache, aber wenn dann noch mein Dad oder meine Mum dazu kamen die mich weckten, ja dann bekam ich manchmal echt Mordgedanken.

» Es ist spät! Du musst zur Schule! Außerdem hab ich Pancakes gemacht und ich wäre wirklich ganz traurig wenn du nicht einen probieren würdest! « Wie auf Kommando war ich hellwach. Pancakes? Von meinem Dad? Das war wirklich äußerst selten und sollte man sich unter keinen Umständen entgehen lassen.

» Du hast gekocht? Warum hast du nicht einfach Penelope gefragt? « meinte ich spöttisch, da mein Dad es hasst wenn ich ihn aufziehe. Penelope war unser Dienstmädchen. Bis zum letzten Jahr hatten wir sogar einen eigenen Koch, doch den haben wir dann kurzerhand rausgeschmissen, als wir feststellten, dass er anzüglich wurde. Wir waren durchaus sehr reich und konnten uns locker jegliche Art von Luxus leisten, weshalb, wie ich nur ungern zugab, ich auch etwas verwöhnt wurde. Zudem ich auch noch das einzige Kind in dieser Familie bin und vermutlich auch blieb.

Kurz entschlossen sprang ich aus dem Bett, wusch mich und begab mich danach zu meinem begehbaren Kleiderschrank. Einfach der Traum aller Mädchen!

Zum Glück sah man mir nicht an das ich nur geradezu vor Geld stank, unser Haus und meine Einrichtung mal ausgenommen, denn ich kleidete mich wie jeder andere und ging ganz normal in die Schule. Genauso heute. Ich zog meine weiß, blau verwaschene Röhrenjeans vom Haken, kramte meine roten Sneakers hervor, kombiniert mit meinem USA Top, die nötigen kleinen Accessoires und ich war fertig- schminken nicht zu vergessen. 

» Dad! Ich komme! « rief ich während ich die Treppenstufen herunterlief.

» Na Gott sei Dank! Ich dachte schon ich müsste diesen Stapel Pancakes ohne dich Essen. « meinte er und lachte.

» Na los, setz dich! Ich tu dir was auf. « Dad nahm einen Teller, belegte ihn mit ein paar Pancakes und schüttete zu guter Letzt ordentlich Sirup darüber.

» Für meine kleine Prinzessin, ich weiß doch wie du es am liebsten hast. «

» Wow Dad… Vielen Dank! Welche Laus ist dir heute Morgen bloß über die Leber gelaufen? « nuschelte ich mit vollem Mund.

» Aber Kay! Kann ein Vater seine Kleine nicht an ihrem großen Tag ein bisschen stärken? « so als wäre ich vier Jahre alt kniff er mir in die Wange.

» Dad! « murrte ich, da er genau wusste wie ich es hasste, wenn er das tat!

» Es ist doch immer wieder witzig. « lachend ging er aus der Küche. Auf halben Weg hörte ich ihn sagen: » Guten Morgen Schatz! Hast du gut geschlafen? « darauffolgend vernahm ich ein schmatzendes Geräusch und ich hätte auf der Stelle kotzen können. Meine Eltern sind jetzt schon siebzehn Jahre lang verheiratet und benehmen sich immer noch wie turtelnde Teenager auf ihrem ersten Date! Natürlich freut es mich wenn sie sich immer noch lieben und so, aber müssen die ihre Liebe überall wie kleine Staubkörnchen verteilen? Und das auch noch bei einer Tochter die auf dieses Thema sowieso mehr als allergisch reagiert?

Ich bin einfach nicht der Typ wahre Liebe, wenn ich einen Jungen kennenlerne dann will ich meistens nur Freundschaft. Einmal war es genauso- wir haben uns getroffen, haben gelacht und echt, ich meine wirklich viel Spaß gehabt! Das hätte der Beginn einer wundervollen Freundschaft werden können, aber was musste natürlich kommen, am Ende als wir uns verabschiedeten gab er mir einen Kuss und ich ihm eine Ohrfeige. Ab diesem Tag trennten sich unsere Wege und ich habe ihn nie wieder gesehen.

Gedankenverloren stocherte ich in meinen Pancakes herum als meine Mum, grinsend wie ein Honigkuchenpferd, mit ihrem Morgenmantel in die Küche kam und mir einen Kuss auf die Wange drückte.

» Einen wunderschönen guten Morgen mein Liebling. Na wie geht es dir heute? « Mum ging weiter zur Kaffemaschine und schüttete sich etwas in eine Tasse.

» Hey! Lass mir noch was übrig! Du weißt doch wenn ich nicht meinen Kaffee bekomme bin ich unausstehlich. Oh und ja mir geht’s gut wieso sollte es mir auch nicht gut gehen? Schließlich bin ich ab heute Schülerin der Abschlussklasse! « kreischte ich und klatschte hysterisch in die Hände.

Mit vollem Magen stieß ich den Stuhl zurück und stand auf. Danach schüttete ich mir den restlichen Kaffee in eine Tasse. Jeden Morgen freute ich mich wie ein kleines Baby, das gerade seinen Schnuller bekommen hat über meinen Kaffee und unsere selbstbedienbare Kaffemaschine. Dieser Knopfdruck-Kaffee wie ich ihn immer nannte, war einfach scheußlich. Da konnte man ja besser eingeschlafene Füße essen, als diesen Kaffee zu trinken.

» Das stimmt Schätzchen! Und freust du dich schon? « meine Mum trat gerade an den Frühstückstisch und stapelte sich ein paar Pancakes auf ihrem Teller. Zu guter Letzt schüttete sie sich gehörig Sirup darüber. Aha! Von ihr hatte ich das also. Umso süßer desto besser, das war mein Motto.

» Umso süßer desto besser hm? « sprach ich meine Gedanken aus und deutete auf den Stapel Pancakes auf ihrem Teller.

» Oh und natürlich freue ich mich. Ich mein Hallo? Nächstes Jahr bin ich auf dem College! « zum Ende des Satzes schnellte meine Stimme automatisch eine Oktave höher.

» Aber dann ist unser Schatz ja gar nicht mehr bei uns! Ab und zu nur in den Ferien! « meine Mum und klang bedrückt wie eh und je.

» Mum! Ich bin doch nicht gestorben, wenn ich aufs College gehe! « meinte ich theatralisch und fuchtelte mit den Händen vor ihrem Gesicht herum.

» Wer ist gestorben? « freudestrahlend kam Dad wieder in die Küche und sah einmal in die Runde.

» Wenn Mum so weiter macht werde ich bald sterben! « ich lachte.

Ja, schon klar, vielleicht überreagierte ich mal wieder, aber irgendwie tat ich das schon mein ganzes Leben lang. Wenn andere bei einer kleinen Sache nur die Augen verdrehten wurde ich gleich fuchsteufelswild. Warum? Keine Ahnung.

Aber das konnte wirklich Nerven! So sehr das glaubt ihr gar nicht. Meine Mum ist ein Kontrollfreak. Sie checkt alles 150 Mal ab bevor sie etwas macht, und da ihr, ihr eigenes Leben zu wenig schiefgeht, schnüffelt sie mir jeden Tag hinterher, lässt mich spät abends nicht alleine rausgehen, oh und auf Partys darf ich generell nicht, obwohl das meistens sehr übertrieben war und sie meistens nachgab. Es ist ein Wunder, dass sie mich nicht auch noch in die Schule verfolgt und in mein Klassenzimmer bringt. Schließlich könnte ich mich ja auf dem Weg noch verlaufen.

» Spätzchen alles ist gut, deine Mutter meint es doch nur gut mit dir. Außerdem haben wir beide eine Überraschung für dich, nur wenn du dich weiter so aufführst müssen wir wohl nochmal darüber reden. « als er endete verfinsterte sich Dads Miene für gefühlte drei Sekunden doch dann fing er sofort wieder an zu grinsen. So doof es jetzt auch klang, aber niemand aus meiner Familie war länger als ein paar Sekunden böse auf mich, egal was ich tat oder wie schlimm es war. Okay so richtige Scheiße hatte ich auch noch nicht verzapft, aber ich glaube selbst dann wären sie noch zwei Engelchen.  

» Ihr habt eine Überraschung? Für mich? « meine Augen blitzten, wenn meine Eltern die Überraschung schon ankündigten musste es wirklich was großes sein. Letztes Jahr habe ich zu meinem Geburtstag eine Amerika Reise, zusammen mit einem Fünf-Sterne-Hotel Aufenthalt und eine schwarzen, prall gefüllten EC Karte bekommen. Mitnehmen durfte ich wen ich wollte. Normale Eltern hätten seiner sechzehn gewordenen Tochter sowas wohlmöglich nicht geschenkt aber meine waren ja auch nicht normal.

Sie meinten immer wenn sie mich nicht alleine in den Urlaub ließen, oder mir andere Freiheiten gaben, würde ich ja auch nicht selbstständig und das wäre für die Zukunft nun mal mehr als wichtig. Sie ließen mir eigentlich so viele Freiheiten wie ich brauchte, und das war auch gut so. Andererseits war meine Mum dieser totale Kontrollfreak, und ließ mich nichts alleine machen. Soll die mal einer verstehen, denn wer auch immer das tat, derjenige würde definitiv den nächsten Nobelpreis bekommen.

» Also Spätzchen bist du bereit für deine Überraschung? « riss mein Dad mich aus meinen kurzen Gedankenstrom.

» Und ob ich das bin! « stieß ich freudestrahlend aus.

» Na dann komm mit. « meinte er, nahm meine Hand und zog mich mit sich. Aus den Augenwinkeln bekam ich noch mit wie Mum von ihrem Stuhl aufsprang und uns folgte.  

» So und damit du auch wirklich noch nichts siehst, bevor du es wirklich ansehen darfst, einmal bitte umdrehen. « Dad hatte aus der Kommode im Flur Mums roten Cashmere-Schal gezogen und band ihn mir vor meine Augen.

» Gut. Dann hätten wir das. Welche Zahl zeige ich? « Oh Mann! Er konnte so gemein sein. Er wusste, dass ich es hasste vor meiner Überraschung die Augen verbunden zu bekommen, und dann auch noch zu prüfen ob ich auch wirklich nichts sah. Mensch er konnte so fies sein!

» Dad ich sehe nichts. Ich verspreche es. « wenn ich eins tat, dann meine Versprechen halten. Auch wenn es noch so kleine waren, wie eben zu versprechen das man nichts sieht.

» Okay dann komm mit Prinzessin. « Eine warme Hand schloss sich um meine rechte, und eine etwas kühlere um meine linke Hand. Rechts war die Hand von Dad und links die von Mum. Dad war irgendwie immer warm wie eine Heizung, keine Ahnung warum.

Ich hörte wie Mum unsere Haustür öffnete. Draußen? Ernsthaft? Was wollten wir denn draußen? Sofort kam mir Wärme entgegen. Oh Nein! Heute würde wieder einer dieser entsetzlich heißen Tage werden die kein Schwein aushielt, hätte ich doch lieber meine Hotpants angezogen.

» Okay Liebling. Die Augenbinde kann abgenommen werden. « Kaum hatte Mum es gesagt spürte ich ihre kühlen Hände schon an dem Knoten, welchen die Binde zusammenhielt.

Der Knoten war geöffnet und der Schal wurde abgenommen. Zwei kurze Sekunden mussten sich meine Augen wieder an das helle Licht gewöhnen, bevor ich ihnen nicht mehr trauen konnte.

» Oh wow! Mum! Dad! Danke! Ihr seid einfach unglaublich! Wisst ihr das? Ihr seid die Besten, nein- ihr seid die AllerallerallerBesten! Oh kommt her! « ohne zu zögern drehte ich mich um und zog beide gleichzeitig in eine lange, dicke Umarmung.

Ich zog sie eine Armlänge von mir weg um sie kurz darauf wieder zu knuddeln.

» Hab ich euch schon gesagt wie unglaublich ihr seid? «

» Nur so um die zwanzig Mal, aber das wissen wir wirklich zu schätzen Liebes. « meinte Dad und drückte mich fest an sich.

» Und… muss da nicht jemand zur Schule? « fragte Dad und etwas klimperte in seiner Hand.

Er und Mum lösten sich aus der Umarmung.

» Hier die sind für dich Mäuschen, pass auf dich auf. « Dad gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand im Haus.

» Genau. Und bitte esse dein Lunchpacket auf, ich hab dir was eingepackt. « Mum lächelte und gab mir ebenfalls einen Kuss auf die Stirn ehe sie im Haus verschwand und meine genervten Kommentare hören konnte.

Ich betrachtete den Schlüssel in meiner Hand. Was war das? Einer für das Auto, der andere Für das Haus, doch wozu war dieser? Dieser kleine goldene?

Vorsichtig ließ ich ihn zwischen meinen Fingern hin und her gleiten und überlegte fieberhaft wozu dieser durchaus wunderschöne Schlüssel gut war. Er war anders als jeder Schlüssel den ich zuvor gesehen hatte. Er besaß tausende von verschiedenen, ineinander geschnörkelten Ranken, für mich schienen sie kein genaues Muster zu ergeben, dennoch sah es sehr hübsch aus.

Hmm, wenn ich Zuhause war würde ich gleich Mum und Dad fragen was es damit auf sich hatte.

Immer noch voller Unglauben gepaart mit Faszination wandte ich mich meinem neuen Wagen zu. Ein roter Lamborghini. Was ein Auto.

Ich drückte auf die Fernbedienung zum Auto und das bekannte piepen signalisierte mir, dass es nun geöffnet war.

Begeistert ließ ich mich auf die weichen Ledersitze plumpsen und startete den Motor.

Augenblicklich schaltete ich das Radio ein und ließ mich während der Fahrt von der Musik beflügeln. Es war ein herrliches Gefühl, es hatte etwas von Freiheit, Ungebundenheit, Selbstständigkeit und man fühlte sich erwachsen.

Okay, ich war erst siebzehn, aber Kind bin ich oft genug, das kann man mir glauben.

Freudestrahlend bog ich auf den Parkplatz unserer Schule und suchte mir ziemlich weit vorne einen freien Platz.

Schnell schnappte ich mir meine Tasche vom Beifahrersitz, steckte mir meine weiße Sonnenbrille auf die Nase und warf meine dunkelbraune Mähne zurück.

Alle Schüler auf dem Hof starrten mich an. Okay, damit war es dann wohl offiziell ich hatte mein Image als ungeschlagene Drama-Queen noch nicht verloren. Mensch wozu waren Regeln auch da? Damit man sie befolgt? Andere machen das vielleicht aber wie gut das ich nicht so bin wie die anderen.

 

 

Kapitel Zwei ~ Willkommen Arschloch!

Ich stieß die riesigen Ebenholztüren auf und auch hier wurde ich von allen Ecken begafft und belächelt. Wie ich sie hier doch alle hasste! Sie waren hier alle solche Arschkriecher- hörten aufs Wort und würden dir vermutlich sogar noch aus der Hand lecken oder dir die Füße küssen...

Wie gut das es auch noch normale Leute wie Zachary und Cassandra hier gab. Wie aufs Stichwort kam Zachery auf mich zu, mit einem Grinsen auf den Lippen, welches bis zum Mond reichen könnte.

» Zac! « schrie ich durch den Gang und als ich bei ihm angekommen war schlang ich ihm meine Arme um den Hals und er drehte sich mit mir im Arm ein paarmal auf der Stelle.

Es war mir egal ob uns alle beobachteten oder nicht. Mittlerweile war ich es schon gar nicht mehr anders gewohnt. Die anderen, Außenstehende, die nichts mit Zac und mir zu tun hatten, meinten immer, entweder wir würden das süßeste Paar der Schule sein, oder wir wären schon ein Paar, was natürlich absoluter Stuss war. Zac war der beste Freund auf Erden, nicht mehr, nicht weniger. Ich meine ja, wir geben uns ab und zu mal Küsschen links und Küsschen rechts, aber das ist doch noch lange kein Grund jemanden als Paar zu bezeichnen.

» Oh Mann ich hab dich so vermisst. Das glaubst du nicht! « nuschelte ich in seine Schulter hinein ohne ihn loszulassen.

» Was hast du dir auch dabei gedacht den ganzen Sommer weg zu bleiben? Und dann auch noch an einen Ort an den es noch nicht mal WLAN gibt! Wie kannst du nur… « Ohne ihn zu Wort kommen zu lassen plapperte ich wie immer einfach weiter bis er schließlich auch mal dran war.

» Ja dir auch ein großes hallo, meine Ferien waren auch super danke der Nachfrage. « meinte er sarkastisch.

» Du bist so blöd! Weißt du das eigentlich? « Ich löste mich aus unserer Umarmung und lächelte ihn an.

» Nein im Ernst ich hab dich auch vermisst, aber ich kann auch nichts dafür wenn Mum darauf besteht mit der Familie wegzufliegen, meine Entscheidung war das sicher nicht. «

Er setzte die Bitte-bemitleide-mich-doch-endlich Miene auf.

» Ist ja gut du armes Hundebaby, alles ist wieder in seiner besten Ordnung. « theatralisch tätschelte ich ihm seine Wange und streichelte ihm über den Kopf.

Die Schüler und Schülerinnen die herumstanden machten schon große Augen und sahen uns wissend an. O mein Gott. Die sahen dies doch jetzt bitte nicht als Anzeichen, dass wir ja zusammen sein könnten. Wie dumm konnte man sein.

» Lust sie zu ärgern und ihnen ein bisschen Gesprächsstoff fürs ganze Jahr zu beschaffen? «

Ich nahm einmal mit einer unauffälligen Handgestik die herumstehenden Leute in Bezug.

» Klar. Was ist dein Plan? « fragte er und lächelte spielerisch.

» Frag nicht. Spiel einfach mit. « antwortete ich kurzentschlossen und legte meine Hand in seinen Nacken. Mit der anderen zog ich ihn zu mir herunter und legte meine Lippen auf seine.

Wie geplant spielte Zac mit, packte mir demonstrativ an den Arsch und zog mich zu sich heran. Guter Mann.

Anstatt ihn zaghaft oder zurückhaltend zu küssen ging ich aufs Ganze. Schon spürte ich seine Zunge in meinem Mund und auch meine wanderte in seinen.

Wieso haben wir uns eigentlich noch nie früher geküsst? Ich musste nämlich zugeben, er konnte unglaublich küssen.

Schließlich lösten wir uns voneinander.

Den umher stehenden Schülern und Schülerinnen stand die Verwunderung so sehr ins Gesicht geschrieben, als hätten nicht Zac und Ich sondern Justin Bieber und Miley Cyrus sich geküsst! Mensch, Mensch, Mensch die Jugend heutzutage.

» Wow Zac, du kannst wirklich gut küssen. « sprach ich aus was ich dachte.

» Na, na, na wer von uns beiden ist denn hier die kleine Wildkatze? « antwortete er.

Ich lachte und meinte: » Du Idiot! Jetzt komm mit Unterricht fängt gleich an. «

 » O Mann ist doch nur Geschichte! Die sind doch eh schon alle tot! « fluchte er während ich ihn durch die Gänge zu Mrs McGratons Raum zog.

» Egal! « rief ich.

Gerade als wir uns auf unsere Plätze in die hinterste Reihe fallen ließen klingelte es und überpünktlich wie sie war kam Mrs McGraton genau in diesem Moment in den Klassenraum, in welchem sich bereits alle Schüler zusammengefunden hatten.

Die Lehrerin knallte ihre braune Ledertasche auf das Pult und sah in die Klasse. Die konnte echt gucken als hätte jeder von uns gerade jemanden umgebracht!

Jeder Lehrer an dieser Schule war noch ziemlich jung und total cool drauf, jeder bis auf     Mrs McGraton, Schulleitung, strengste Lehrerin der Schule und unsere Klassenlehrerin. Yeah einmal den Jackpot bitte!

» Guten Morgen! « hallte ihre schneidende Stimme durch die Klasse.

» Guten Morgen Mrs- « mit einer Handgestik schnitt sie uns den gelangweilten, einstimmigen Singsang ab und meinte, wie immer: » Danke, ich weiß wie ich heiße. So nach sechs schönen Wochen Ferien ist die Schule endlich wieder dran. Na habt ihr euch schon gefreut? « ohne eine klare >Nein< Antwort abzuwarten fuhr sie ungerührt mit ihrem nicht enden wollenden Geplapper fort: » Schön! Da ihr alle schon so durchaus motiviert ausseht wollen wir doch gleich anfangen. Erster Weltkrieg! Na was wisst ihr dazu? «

Ab hier schaltete ich ab. Was interessierte uns der erste Weltkrieg? Ja schon klar- wichtiges Thema blabla, aber hey- es gehörte der Vergangenheit an und war schon längst als abgeschlossen auf meiner Liste eingetragen. Mein Blick glitt zur Wanduhr. Noch eine halbe Stunde! Ach das war die Hölle…

» Miss Preston! « riss mich eine Stimme aus meiner Tagträumerei.

Oh Mrs McGraton.

» Was? « gab ich genervt zurück.

» Also wirklich! Das ist ja wohl… Das ist… Unakzeptabel! Junge Dame, wenn Sie so weitermachen werden wir noch große Schwierigkeiten miteinander bekommen! « schrie sie durch die ganze Klasse und sah dabei eher aus wie ein Clown, als wie eine Lehrerin die man ernst nehmen sollte.

» Entschuldigen Sie die Frage, aber was ist eigentlich ihr Problem? «

Die gesamte Klasse musste sich das Lachen verkneifen, fragt man sich warum.

» Das ist unerhört! Miss Preston, wie oft soll ich Sie noch darauf hinweisen? In dieser Schule trägt man eine Uniform! « ihr rotes Gesicht erinnerte mich wie immer an eine platzende Tomate und ich musste mich zusammenreißen nicht loszulachen.

» Oh entschuldigen Sie vielmals Mrs McGraton, aber Sie wissen doch wie sehr ich diese Kleidung, sofern man diese Uniformen überhaupt als solche bezeichnen kann, hasse. Wissen Sie, die sind noch nicht einmal Maßgeschneidert! Ich meine, das ist ja wohl das größte muss überhaupt, entweder sehe ich darin dann aus wie ein Kartoffelsack, oder wie ein Chihuahua in einer Handtasche, viel zu zusammengequetscht, ich meine wie kann man Hunde auch in Handtaschen stecken? Aber das ist jetzt auch egal und nicht das Thema… Haben sie da nicht ein klitzekleines bisschen Verständnis für? « Ich setzte den Hündchen Blick auf der bei meinen Eltern und Zac immer funktionierte und sah Mrs McGraton an, doch diese schrie wutentbrannt nur durch den ganzen Klassenraum: » NEIN! Und jetzt raus, in mein Büro, SOFORT! «

Yeah! Ich hatte es mal wieder geschafft, ihre Festplatte war durchgebrannt, in die Waschmaschine gesteckt und zu heiß gewaschen worden. Und wer bekam das Endresultat mal wieder ab? Richtig! Ich.

» Na wird’s bald?! « schnauzte sie und deutete zur Tür.

Zac neben mir konnte sich fast nicht mehr halten und er drohte jeden Moment in lautem Gelächter auszubrechen.

» Ist ja gut, ich komm ja schon! Sehen Sie ich setze ein Bein vors andere. «

Man sah ihr an das sie mich am liebsten in Stücke zerrissen hätte, doch aus irgendeinem Grund war diese Lehrerin, Tag für Tag, die Creme de la Creme an meinem Tag.

Als ich an der Tür angekommen war und Mrs McGraton sie öffnete stand ein Junge, welcher die Hand zum klopfen bereithatte, vor der Tür.

Wow. Sah der heiß aus. Seine schwarzen Haare hingen zerzaust um seinen Kopf, seine hellblauen Augen durchbohrten mich und dieses wundervolle Lächeln welches er auf den Lippen hatte, einfach abartig göttlich!

» Hallo. Sie sind nicht zufällig Mrs McGraton und dies hier Ihre Klasse? Denn wenn ja bin ich erleichtert Sie endlich gefunden zu haben da ich jetzt schon länger als eine halbe Stunde in der Schule herumirre und Sie suche, doch wenn nicht bitte ich Sie, könnten Sie mir vielleicht sagen wo ich Sie finden könnte? « Eigentlich sprach er mit der Lehrerin, doch sah mich währenddessen die ganze Zeit an.

» Ja Sie sind hier richtig. Kommen Sie erstmal in die Klasse. Bitte setzen Sie sich hinten in die letzte Reihe. Miss Preston, zu Ihnen kommen wir später zurück! Obwohl, zu Anfang werde ich sie mit unserem Neuzugang hier zusammen setzten. Na los hopphopp! Oh und wenn wir schon dabei wären- Sie werden ihm heute die Schule zeigen. «

» Aber- « setzte ich meinen Protest ab, doch sie schnitt mir das Wort ab.

» Kein aber! Sie tun was ich Ihnen sage, verstanden? Seien Sie froh darum. Ich könnte auch ganz andere Geschütze aufziehen! Also geben Sie sich damit zufrieden! Habe ich mich klar ausgedrückt? «

» Okay. Ist ja gut. « stimmte ich zu und trottete mit verschränkten Armen zusammen mit dem Neuen zu dem Platz. Die ganzen anderen Mädchen drehten sich um und sabberten ihm förmlich hinterher. O mein Gott. So toll war er nun auch nicht. Okay er war heiß- aber trotzdem hasste ich ihn jetzt schon. Wegen ihm saß ich jetzt hier und nicht mehr neben Zac. Ja gut, vermutlich regte ich mich mal wieder ein bisschen zu sehr auf, aber egal. So war ich eben.

» Also zeigst du mir gleich die Schule? « fragte mich der Neue, nachdem wir uns auf unsere Plätze gesetzt haben, plötzlich. Mensch es war schrecklich seinen Namen nicht zu kennen.

» Das glaubst du doch nicht wirklich? « kam die Gegenfrage von mir.

» Warum denn nicht? Bis jetzt hat mich noch keine Frau abgelehnt. « arrogant zog er eine Augenbraue hoch und durchbohrte mich mit seinen hellblauen Augen.

Pah! Was für ein widerliches, arrogantes Arschloch. Dem würde ich es noch zeigen.

» Dann wird’s mal höchste Zeit nicht wahr? « ich hielt seinem Blick stand, bis er ihn abwendete und anfing zu lachen.

» Du bist ne kleine Wildkatze, was? « meinte er und schnurrte danach demonstrativ.

» In der Tat. Die größte der Schule. « erwiderte ich sarkastisch und verdrehte die Augen. Ich meine, wenn Zac mich so nennt, ist das ja okay, aber nicht dieser Mistkäfer von Junge, von welchem ich noch nicht einmal den Namen kannte, also nicht, dass ich diesen auch jemals erfahren wollte.

» Du gefällst mir. « meinte er und lachte wieder.

» Wie schön. Du mir nicht. « log ich. Er sah wirklich, ich meine wirklich unnormal heiß aus, aber dafür reichte sein Ego bis nach Sydney.

» Schade. Hätte ja klappen können. Dann muss ich mir unter dieser mageren Beute wohl jemand anderes suchen, obwohl du der Jackpot wärst. «

» Bah! Du bist so widerlich. Wirklich. Du weißt noch nicht einmal wie ich heiße und kommst schon so? « angewidert verzog ich mein Gesicht.

» Natürlich weiß ich wie du heißt. Du bist diejenige die meinen Namen nicht kennt. « meinte er und ließ seine Augen auf meinen Brüsten ruhen. Noch viel angewiderter als zuvor drehte ich mich soweit es ging weg und raunte: » Oh ich will deinen Namen gar nicht kennen, ich will mein Gehirn nicht mit unnötigen Informationen belasten, ich hoffe das verstehst du. « ich setzte eine mitleidige Miene auf und hasste ihn von Sekunde zu Sekunde mehr.

Moment mal. Hatte er eben gesagt er kannte meinen Namen? Woher sollte er denn bitte meinen Namen kennen?

» Moment mal. Du weißt wie ich heiße? « fragte ich ein bisschen gereizt.

» Ja Wildkätzchen, was ist auch schon dabei? « sagte er.

» Nichts. Ich vermute nämlich, dass du gerade lügst.  « woher sollte er auch meinen Namen kennen? Das war absurd, er konnte nur lügen!

» Nein Mikayla Preston, ich lüge nicht. « Mein Mund klappte auf und die Verwunderung war mir ins Gesicht geschrieben.

» Woher kennst du meinen Namen? « fragte ich schockiert.

» Also naja ich beleidige wirklich ungerne solche heißen Ladys wie dich, aber du bist wirklich blöd wenn ich das so sagen kann. « er lachte abermals.

» Na danke auch. « wütend verschränkte ich meine Arme vor der Brust.

» Nein im Ernst. Dein Name steht überall auf deinen Heften. « sagte er und deutete auf mein Geschichtsheft welches unter meiner Federmappe lag und auf welchem man mit blauer Tinte meinen Namen erkennen konnte. Tolle Scheiße.

» Na toll. « gab ich meine Freude zum Ausdruck.

» Okay. Du hast Recht. Es ist unfair. Ich kenne deinen aber du nicht meinen Namen. Also ich bin Jayden, aber bitte nenn mich Jay. «

Okay, er war mit Abstand der arroganteste Junge der Welt. Mit Abstand!

» Ist ja schön, wie hießt du doch gleich? Wie schon gesagt, mein Gehirn löscht unnötige Informationen sofort. « süffisant grinste ich ihn an.

» Sehr witzig, aber hey, wo du doch jetzt meinen Namen kennst, kannst du mich doch auch offiziell willkommen heißen! « schlug er vor.

Hmm noch nicht mal eine schlechte Idee, doch ich würde es anders machen als er dachte…

Im Gegensatz zu mir trug er eine Uniform, mit Krawatte, wie es sich gehörte.

Ich drehte mich zu ihm, lächelte ihn mit einem spielerischen Grinsen an und zog ihn an der Krawatte zu mir. Seine Augen wurden groß und die Überraschung war ihm ins Gesicht geschrieben. Kurz bevor mein Gesicht seins berührte, wandte ich mich ein bisschen nach links und flüsterte ihm ins Ohr: » Herzlich Willkommen Arschloch! « 

Kapitel Drei ~ Ein scheiß Handyretter!

Perplex starrte Jay mich an ehe er sein überhebliches Grinsen wiederfand und seine Augen, sich meinem Gesicht abwendeten und ganz anderen Regionen meines Körpers zu.

» So nett hat mich bis jetzt noch keine Frau begrüßt. « meinte er und lachte, nur war ich mir dabei nicht ganz sicher ob er mit meinen Brüsten sprach oder mit mir.

» Wirklich nicht? « entgegnete sarkastisch, doch das hielt mich nicht zurück ihn nur noch mehr zu provozieren indem ich absichtlich meine Brüste vorstreckte.

» Miss Preston und Mister Shore! Ich bitte sie! Vor allem sie Mister Shore wollen doch nicht an Ihrem ersten Tag schon zum nachsitzen, oder? « Mrs McGraton hatte ihren Mund zu einem Strich verzogen und man konnte ihr ihre Wut deutlich ansehen, denn, wie auch anders zu erwarten, sie sah mal wieder aus wie eine Tomate kurz vorm zerspringen.

Gerade wollte ich zu einer Antwort ansetzen als Jay, oder nennen wir ihn doch einfach Das-Arschloch-des-Jahres, mir zuvor kam: » Also naja, wie soll ich sagen, ich hab heute sowieso noch nichts vor. « sagte er so selbstsicher, dass man fast schon denken konnte er würde es drauf anlegen nachsitzen zu müssen.

» Das ist wirklich unter der Gürtellinie Mister Shore! Wirklich! Nachsitzen! Alle beide! « drohend sah sie mich und den Kotzbrocken, welcher von Sekunde zu Sekunde höher und höher in meiner persönlichen >Abschaum< Rangliste wanderte, an und ihre braunen Augen funkelten vor Wut.

» Aber ich hab doch gar nichts damit zu tun! « entfuhr es mir aufgebracht.

» Miss Preston, von Ihnen hatte ich heute wirklich schon genug! Glauben Sie mir! Sich nach alledem noch zu trauen mit mir zu diskutieren ist die absolute Höhe! Sie sollten froh sein, dass ich Ihnen nicht schon längst einen Schulverweis aufgebürdet habe! Also nachsitzen verstanden?! Bis zu den Herbstferien! Für Beide! « Erst ein einziges Mal hatte ich Mrs McGraton schon so wütend erlebt und das war – oh Wunder – nicht wegen mir sondern wegen der Schulschlampe. Okay ich war vielleicht eine Drama – Queen aber hey, immerhin besser als ein billiges Verkehrsobjektmit dem jeder einmal mitfahren wollte, wie Carol und ihre treue Gefolgschaft.

Naja jedenfalls hatte Carol zeitweilig nichts Besseres zu tun als sich mitten im Unterricht die Fingernägel zu lackieren, sich neu zu schminken und ihre sowieso schon viel zu ausgeschnittene Bluse einen weiteren Knopf zu öffnen und ihre Silikon Titten der Öffentlichkeit zu präsentieren, nicht das sie irgendwas davon abgehalten hätte.

Naja und wenn Mrs McGraton eins provoziert, dann, dass man ihrem Unterricht nicht folgte und ihn mit sinnlosen Dingen wie sich seine Nägel zu lackieren oder sich zu unterhalten verbrachte, wo wir wieder bei mir wären.

» Mrs McGraton! Das können sie nicht machen! « rief ich empört aus. Ich meine konnte sie das? Einen, oder von mir aus auch mehrere, einfach so nachsitzen zu lassen? Natürlich konnte sie, sie war Lehrerin! Einmal bitte einen Mega-Facepalm. Dankeschön!

» Ich dulde keine, absolut gar keine Widerrede! Verstanden?! « schrie sie mit ihrer krächzigen Stimme durch den ganzen Klassenraum.

Nervös rutschte ich auf meinem Stuhl herum und machte mich immer kleiner. Okay, ich hatte es mal wieder zu weit getrieben, hab ich eingesehen.

Jay der neben mir immer noch lachte wie ein Honigkuchenpferd konnte gleich die Abreibung des Jahres kriegen! Kaum war er hier, ging alles schief.

» Okay. Ich hab‘s verstanden. « murmelte ich so leise in mich hinein, dass man mich unter normalen Umständen nicht verstanden hätte, doch wie auch anders zu erwarten war es mucksmäuschenstill in der Klasse nur damit sie hören konnten wie ich zusammengeschissen wurde. Verräter!

Das musste ich gleich sofort Cassy erzählen, die würde es mir einfach nicht glauben.

» Hast hier wohl nicht gerade den Ruf einer Musterschülerin, was? « kam es von der rechten Seite aus dem Mund eines Arschlochs, hmm ich wusste zwar auch noch nicht das Arschlöcher Münder hatten, aber egal, man lernte eben nie aus.

» Du hältst deine Klappe, kapiert?! « zischte ich durch zusammengebissene Zähne.

» Oho, Frauen die mir was sagen, gefällt mir. « anzüglich zog er die Augenbrauen hoch und ließ seinen Blick wieder über meinen Körper wandern, was mich irgendwie nicht mehr allzu viel störte wie am Anfang, da er jemand war, dass wusste ich, der jedes zweite Mädchen mit seinen Blicken auszog.

» Halt jetzt deine verdammte Schnauze, oder du würdest dir wünschen nie geboren worden zu sein. « kurz darauf erdolchte ich ihn mit meinen Blicken und er verstummte. Wundern tat es mich, aber egal ich hatte gewonnen.

 

Nach gefühlten zehn Stunden erlöste mich die Schulglocke von meinen Qualen und ich sprang wie ein sibirischer Tiger vom Stuhl und hechtete zum Ausgang.

Der Geruch von Arsch und Arroganz hatte förmlich in der Luft vibriert und jetzt musste ich endlich mal wieder etwas Normales einatmen.

Zac tauchte neben mir auf und warf mir immer wieder verwirrte Blicke zu, doch das interessierte mich nicht ich hechtete einfach weiter den Gang hinunter zu unserem nächsten Fach- in welchem der Lehrer glücklicherweise eh nichts mitbekam und die Klasse sich jedes Mal aufs Neue benahm wie ein wildgewordener Haufen Affen, da in diesem Kurs auch nicht gerade die Streber saßen.

Ich lief noch schneller, wenn das überhaupt ging, als ich daran dachte gleich endlich Cassy zu sehen, gestern hatten wir uns zwar erst das letzte Mal getroffen, aber was soll’s, eine ABF-Schwester kann man nicht oft genug sehen.

» Mikayla verdammt, was ist denn los? « Zac hielt eisern mit mir Schritt. Der arme Kerl wusste selbstverständlich nicht was los war, die offiziellen Klassengespräche zwischen Mrs McGraton und mir mal ausgenommen.

» Der neue Kerl ist ein verdammtes sadistisches, arrogantes Arschloch, das ist los! « spie ich, nach wie vor auf 180, aus.

» Soll ich ihn verhauen gehen? Also wenn du willst verhau ich ihn. « Zac sah mich so an als meinte er es vollkommen ernst, was ich auch nicht eine Sekunde bezweifelte, doch das war Zac, nicht wissen warum es überhaupt so ist, sondern sich einfach damit abfinden. Dies war eine Eigenschaft die ich eigentlich total an ihm mochte, doch manchmal nervte sie ein wenig, da man ihm eine Geschichte erzählt endlos lange, seine eigene Meinung anhängt und er guckt dich einfach weiter an, anstatt mal seine Meinung zu äußern. Mittlerweile weiß er aber, dass ich sowas ganz und gar nicht leiden kann und antwortet mir immer ganz lieb und hilfreich.

» Du bist so ein Idiot. « antwortete ich ihm schließlich lachend und boxte ihn leicht an die Schulter.

Gerade betraten wir das Klassenzimmer als Cassy mich schon überschwänglich umarmte und einen Kuss auf die Wange drückte. Ihre, diesmal lila gefärbten, Haare versperrten mir die Sicht, doch das machte mir nichts denn ich drückte sie mindestens genauso doll an mich und zusammen hüpften wir kreischend auf und ab.

» Ihr seid doch echt verrückte, kleine Mädchen. « meinte Zac lachend und drücke sich an uns vorbei in das Klassenzimmer um seinen besten Freund Nick, welchen er auch erst jetzt zu Gesicht bekam, zu begrüßen. Natürlich so wie Jungs es taten- ein feuchter Händedruck genügte. Dieser Kurs war wirklich der Beste überhaupt, mit all meinen Freunden, keinen dummen, neidischen Arschkriechern oder noch besser: keine Spur von überheblichen, egoistischen, arroganten Macho-Arschlöchern Namens Jayden.

» Kay, ich hab dich so unendlich vermisst! « stieß Cassy lachend aus und ließ mich immer noch nicht los.

» Ich dich doch auch Süße! « ebenfalls lachend drückte ich sie noch einmal an mich, ehe wir uns gemeinsam, kichernd auf den Weg zu unseren Viererplatz, zusammen mit Zac und Nick, machten.

» Nick! Hey! « überschwänglich umarmte ich auch ihn.

» Na meine kleine Löwin, wie geht’s? « grinsend, setzten wir uns endgültig auf unsere Plätze. Cassy ganz links, ich danach, neben mir Zac und rechts saß Nick.

» Jetzt geht’s mir wieder prima, keine arroganten, abgehobenen Menschen in Sicht! « rief ich aus und warf meine langen, dunklen Haare zurück.

Cassy stupste mich mit ihrem Ellenbogen kurz am Arm an. Mein Blick folgte ihrem, und wie auch nicht anders zu erwarten stand da das neue, größte Machoarsch der Schule und kam mit einem widerlichen, breiten Bad-Boy Grinsen auf uns zu.

» O mein Gott, träume ich oder ist der echt? « Cassys Augen funkelten.

» Na wenn du träumst dann ist das Albtraum. Außerdem du hast einen heißen Freund und hast dieses Aas da nicht nötig. « stieß ich aus.

Sie starrte mich an als wäre ich gerade ein Alien geworden.

» Also wenn das die neuen Albträume sind, dann will ich mehr davon. Außerdem vielleicht suche ich ja für dich. DU bist single, hübsch und hast mal wieder deinen Spaß verdient. Wer eignet sich da besser als One-Night-Stand als ein heißer, neuer Schüler? « sie zog ihre Augenbrauen in die Höhe.

» Cassy! Du bist unmöglich! Er ist jetzt schon eine Gurke, glaub mir. « zischte ich.

Cassy brachte unter heillosem Gelächter hervor: » Eine Gurke? Im Ernst? «

» Ja. Eine Gurke. Auf dem Hamburger. Keiner will sie, aber sie ist immer da. « Beendete ich schnell den Satz, bevor der Gurkenparasit vor unserem Tisch zum stehen kam und sich ausgerechnet in die freie Reihe vor uns pflanzte.

» Da ist schon besetzt! « fauchte ich und funkelte ihn böse an.

» Komisch… hier sitzt aber gar keiner. «  demonstrativ stand er noch einmal auf und schaute auf den Stuhl auf welchen er sich zuvor gesetzt hatte, ehe er wieder Platz nahm.

» Das ist aber nicht der einzige freie Platz. Ich hoffe das weißt du, oder reicht dein Spatzenhirn dafür nicht aus? « gereizt verschränkte ich die Arme vor der Brust.

» Mir gefällt’s hier aber ganz gut Wildkätzchen. « meinte er und lehnte sich extra provokant im Stuhl zurück.

» Ich glaub vorne würde es dir noch besser gefallen. « immer noch gereizt starrte ich ihn mit wütenden Augen an. Wenn ich diesen Vollpfosten noch zwei Minuten länger ertragen musste, dann konnte ich auf nichts mehr garantieren.

» Mikayla. Beruhig dich, deine Augen! « flüsterte Cassy neben mir, sodass nur ich es verstand. Mist. Wieso begann das nur immer? Wie ich das hasste!

Niemand, außer Cassy, wusste davon und irgendwie empfand ich es für besser wenn es auch so blieb, denn es war äußerst beunruhigend.

In meinen Augen, welche normalerweise ein honiggelb trugen, ja ich weiß äußerst merkwürdig aber was soll’s, züngelte sich, wenn ich wütend wurde, eine gleißende Flamme um meine Pupille.

Ich zwang meinen Körper zur Ruhe und schloss meine Augen um tief ein und auszuatmen.

Als ich sie wieder öffnete hörte ich Cassy die Luft ausstoßen, was mir signalisierte, dass meine Augen wieder die gleiche Farbe wie zuvor hatten.

War ich wirklich schon so sauer gewesen? Mensch, das konnte ja noch was werden!

Mr Clay betrat mit langsamen Schritten den Raum. Er sah müde aus, als hätte er Nächte nicht geschlafen. Heute würde er im Unterricht dann wohl eher seinen überflüssigen Schlaf nachholen, als uns die neuste Symptomatik der Quantenphysik beizubringen. Naja mir soll’s recht sein. Mir genügte, dass ich wusste, dass es so etwas wie Erdanziehungskraft gab und das reichte.

» Alle setzen sich. Und Guten Morgen erstmal. « murmelte Mr Clay als wäre er gerade erst aufgestanden. Auf seinem weißen Hemd lugte unter der notdürftig zusammengebundenen Krawatte, ein hellbrauner Kaffeefleck hervor. Ach, wie ich diesen Lehrer doch mochte. Er bewies einfach jeden Tag, dass Lehrer auch nur ganz normale Menschen mit ihren Problemen waren.

Die herumstehenden Schüler setzten sich, Jay blieb natürlich wo er war.

» Okay, und so bleibt die Sitzordnung das ganze Jahr! « meinte Mr Clay und ließ sich erstmal schwerfällig auf den Stuhl, welcher hinter dem Pult stand, fallen.

Ein raunen oder deutliche > Yes! < Rufe gingen durch die Klasse. Mein Ton glich eher einem genervten Stöhnen, denn das hieß, dass ich das ganze Jahr für nichts garantieren konnte, einfach über meinen Tisch zu springen und den widerlichen Krabbelkäfer der vor mir saß, am Kragen zu packen, seine Organe aus seiner Brust zu reißen und sie ihm um die Ohren zu hauen.

Neben ihm hatten sich die Machos und > Frauenversteher < aus meiner sonstigen Parallelklasse niedergelassen. Na da hatten sich aber mal welche gefunden.

Mr Clay führte erstaunlicherweise Unterricht, unerstaunlicherweise war er langweilig und niemand hörte ihm zu und beschäftigte sich mit anderen Dingen. Er war noch nie der Typ gewesen der herumschrie, oder Kontrolle hatte.

Jay drehte sich zu mir um und zwinkerte mir zu. Bleib ruhig Mikayla, bleib einfach ruhig. Jeder hier hat einen gehörigen Knacks weg, nicht nur er…

Ich wandte meinen Kopf ab und unterhielt mich mit Cassy darüber was alles in der ersten Stunde vorgefallen war.

Diese hörte mir nickend und kopfschüttelnd zugleich zu.

Als ich endete und sie ansah, war ihr Fazit eindeutig: » Arschloch. «

 

Einigen anzüglichen Blicken, unnötigen Kommentaren und einem Gespräch mit meiner besten Freundin später, ertönte endlich die Pausenglocke und wir waren befreit.

» Ich geh schnell noch auf Toilette okay? Geht schon mal vor nach draußen. « sagte ich zu meinen drei Freunden und lief Richtung Mädchenklo.

» Ach mein Wildkätzchen! Wohin des Weges? « Jay stellte sich vor mich und schaute mir tief in die Augen.

» Lass mich vorbei du Fischschnabel, ich hab keine Lust jetzt auch noch meine Pause mit dir zu verschwenden. « ich wollte mich an ihm vorbei drücken, doch er versperrte mir den Weg. Wäre ja auch zu leicht gewesen.

» Verschwenden? Andere würden sich darüber freuen. « meinte er und begutachtete wieder meine Rundungen.

» Jay du bist widerlich, alle Frauen die freiwillig bei dir sind, sind entweder blind, sodass sie nicht sehen was für ein riesiges Arschloch du bist, oder einfach nur blöd und da ich mich bester Gesundheit erfreuen darf und es mir nicht gerade an gesundem Menschenverstand fehlt, würde ich jetzt gerne gehen. « mein Blick durchbohrte seinen.

» Wildkätzchen wir machen Vorschritte, du hast mich gerade das erste Mal Jay genannt. « triumphierend sah er mich an.

» Bild dir nichts drauf ein und jetzt lass mich verdammt nochmal vorbei. « wieder wollte ich mich an ihm vorbei zwängen und wieder gelang es mir nicht.

» Ich glaub ich hab da was, was dir gehört. « sein Grinsen wurde immer breiter.

» Und das wäre? « so langsam verlor ich hier echt die Geduld!

Anstatt zu antworten zog Jay aus seiner Hosentasche ein Handy und hielt es in die Höhe.

» Wo hast du das her? « entsetzt stellte ich fest, dass es meins war, da die pinke Hülle um das iPhone, mit dem krakeligen > INFINITY, C+M < welches Cassy und ich mal zusammen auf unsere Hüllen geschrieben hatten, irgendwie darauf schließen ließ.

» Hast du heute in der ersten Stunde aus deiner Tasche verloren, ich wollte nur höflich sein und es dir wiedergeben ich dachte du bräuchtest es. « überheblich grinste er.

» Ach wie nett von dir, du bist mein Lebensretter! « meinte ich sarkastisch und verdrehte die Augen.

» Könnte ich es jetzt bitte wiederhaben? « fragte ich ihn.

» Normalerweise würde ich ja etwas dafür einfordern der Retter in deiner Not gewesen zu sein, doch ich glaub das hab ich schon bekommen. « er gab mir das Handy und machte sich auf den Weg zu gehen. Verwirrt ließ er mich stehen. Was meinte er damit? Ich hab ihm doch nichts gegeben daran sollte ich mich ja wohl erinnern!

Irritiert und immer noch sichtlich verwirrt machte ich mich wieder auf den Weg.

Kapitel Vier ~ Einmal nachsitzen und eine Portion Verwirrtheit bitte!

Der Tag heute war nur schleppend vorübergegangen. Selbst wenn es der erste Schultag eines wundervollen neuen Schuljahres werden sollte, war er doch auf seine Weise scheiße. Wie wohl alles im Leben. Entweder lag das an den viel zu warmen Außentemperaturen, meinen strapazierenden Eltern die eigentlich gar nichts gemacht hatten und nicht zu guter Letzt Jay, welcher meine Nerven zum zerreißen gespannt hatte.

Erst nervte er mich bis zum versenken und dann ignorierte er mich nach der Handy Sache förmlich!

Da sah man mal wie hoch man Scheiße stapeln konnte- bis zum Gehirn, und seins war eindeutig voll davon.

» Mikayla? « Zac fuchtelte mit seinen Händen vor meinem Gesicht herum und sah mich aus seinen haselnussbraunen Augen an.

» Ähhm ja? « antwortete ich ihm aus meinen Gedanken gerissen.

» Mensch wo bist du nur die ganze Zeit mit deinen Gedanken? « fragte er lachte und schüttelte den Kopf. Dann fügte er hinzu: » Ich wollte nur Ciao sagen und dir viel Glück wünschen, du weißt schon wegen dem nachsitzen. « meinte er und drückte mich an sich. Ich atmete sein Aftershave ein welches ich wirklich total mochte, doch leider hatte Zac die dumme Eigenschaft an sich, die Hälfte der Flasche über seinem Körper zu verteilen und somit roch, wie eine wandelnde Parfümerie.

Ich wuschelte ihm durch seine dunkelbraunen Haare ehe ich mich von ihm löste und ein

» Ciao, bis morgen. Und danke. « flüsterte. Cassy war schon vorher gegangen, denn sie hatte im Gegenteil zu mir nur fünf Stunden gehabt.

Zac ging davon und ich sah ihm noch eine Weile hinterher. Wäre er nicht mein allerbester Freund, sowas wie ein Bruder für mich, und ich der Männerwelt abgeschworen,  hätte ich mich glatt in ihn verlieben können. Aber irgendwie doch zu viele Gründe die dagegen sprachen.

» Wäre ja auch nur zu schön gewesen um wahr zu sein. « ertönte plötzlich eine angenehm dunkle Stimme zu nah hinter mir. Gott, hatte ich gerade angenehm gedacht?

» Er ist dein Freund oder? « hörte ich da einen Hauch von Enttäuschung in der Stimme mitfliegen?

Langsam drehte ich mich um und als hätte ich es nicht schon geahnt stand Jay hinter mir. Zu nah hinter mir. Denn er brauchte nicht mal einen halben Schritt machen und unsere Nasenspitzen würden sich berühren.

Instinktiv trat ich einen Schritt zurück, doch wie auch anders zu erwarten holte er den Schritt schnell wieder auf und das ging solange weiter bis mein Rücken gegen die kühle Schulwand stieß.

» Jay. Hör auf damit. « meinte ich gleichgültig und wandte meinen Blick von seinen faszinierenden saphirblauen Augen ab und richtete ihn auf den kühlen grauen Fliesenboden der Schule.

» Wieso? Beunruhigt es dich? « er stützte seine Hände neben meinem Kopf an der Wand ab und kam meinem Gesicht, das ich inzwischen wieder hochgenommen hatte, immer näher.

Verdammt ja! Es beunruhigte mich wirklich, sein Körper strahlte eine wunderbare Wärme aus, meine Knie wurden ganz weich und ich irgendwie total nervös. Musste bestimmt an den Hormonen liegen, ich brauchte wirklich dringend eine neue Pille. Oder es lag an meinen Tagen. Genau! Meine Tage waren es. Die würde ich eh morgen oder übermorgen bekommen.

» Würde es deinem Freund etwas ausmachen wenn ich sein Mäuschen mal vernaschen würde? « flüsterte er in mein Ohr und ein wohlig warmer Schauer lief mir durch den Körper.

Verdammt nochmal! Was war das? Ich fand ihn ätzend.

» E-Er ist nicht mein F-Freund. « stotterte ich. Na super. Ganz große Scheiße. Jetzt fange ich auch noch an zu stottern! Das kommt ja mal wieder prima.

Außerdem nur mal so am Rande: Hätte ich nicht einfach sagen können Zac wäre mein Freund? Dann würde er mich wenigstens in Ruhe lassen! Na gut okay- bei ihm wusste man nie.

» Ach nein? Noch besser. « hauchte er verführerisch in mein Ohr und knabberte daran.

Er hinterließ an dieser Stelle ein prickelndes Gefühl, aus irgendeinem bescheuerten Grund wollte ich das er weitermachte, doch dann rief ich mir wieder ins Gedächtnis was für ein überhebliches Löwengehabe er doch aufführt und machte wenig überzeugend weiter: » Jay hör auf damit. «

Anstatt aufzuhören knabberte er weiter an meinem Ohr herum und küsste dann langsam meine Halsbeuge herunter. An jeder Stelle die er mit seinen Lippen berührte hinterließ er eine kribbelnde Wärme und anschließend eine Gänsehaut, mein Körper verlangte mehr von diesen weichen, sanften Lippen auf meiner Haut.

Augenblicklich rief ich mir ins Gedächtnis, dass ich ihn noch nicht mal richtig kannte, weder kennenlernen wollte, selbst wenn er vermutlich der nächste Sex-Gott werden würde.

» Jay, ich meins Ernst lass das. « sagte ich nun etwas gefasster.

Er stoppte seine Küsse und sah mir dann in die Augen.

» Willst du wirklich, dass ich aufhöre? « raunte er mir verführerisch sexy zu, was es mir schwer machte nicht sofort meine Lippen auf seine zu pressen. Herrgott nochmal! Allein schon sowas zu denken ist abartig! Innerlich verpasste ich mir selbst eine Ohrfeige.

» Ja. Ja will ich. « sagte ich laut und selbstsicher.

» Da sind sie ja! Mister Shore und Miss Preston! Sie sollten schon längst beim nachsitzen sein, anstatt hier herumzuturteln oder sonst was zu machen! Ich will es mir lieber gar nicht vorstellen! In weniger als fünf Sekunden erwarte ich sie. Beide. Habe ich mich klar ausgedrückt? « angewidert verzog Mrs McGraton ihren hochroten Kopf und machte auf dem Absatz kehrt.

Ich fing an zu lachen und nuschelte: » Die Frau hat sie nicht mehr alle. «

» Definitiv nicht. « meinte Jay und lachte mit. Erst da hatte ich bemerkt, dass ich es laut ausgesprochen hatte. Sofort wurde ich wieder ernst. Oder besser gesagt ich versuchte es zumindest.

Er lächelte mich an und automatisch viel mein Blick zu seinen glänzenden Lippen.

Sein Lächeln war einfach atemberaubend. Bevor noch irgendetwas passieren würde das ich später ganz sicher bereute, räusperte ich mich: » Wir sollten jetzt wirklich gehen. «

» Und dabei war es gerade so schön. « meinte er mit Schmollmund, schnappte sich meine Hand und zog mich mit sich zum Klassenzimmer. Es machte mir unter mysteriösen Umständen nichts aus das er meine Hand hielt, denn sie fühlte sich so unglaublich gut in seiner an. Sag mal… Jetzt hackts wirklich. Vielleicht hatte Cassy ja auch Recht und ich hatte zulange keinen Bettsport mehr betrieben. Jay war glaub ich eh nicht der Beziehungs-Typ, zugegebenermaßen sah er wirklich heiß aus, und er schien mich rumkriegen zu wollen… also. War er nicht die perfekte Wahl für ein bedeutungsloses One-Night-Stand?

Mikayla Preston, jetzt halt verdammt noch mal deine schmutzigen, perversen Gedanken in deinem Rodeo Sack gefangen! ermahnte ich mich selbst.

Kurz vorm Klassenzimmer ließ ich seine Hand los. Nicht das irgendeiner von denen noch auf falsche Gedanken kam!

Bevor er die Klassenzimmertür öffnete warf mir Jay noch ein verschmitztes Grinsen zu.

» Ah. Da sind Sie ja endlich. Setzten Sie sich, machen Sie Ihre Aufgaben und seien Sie verdammt nochmal leise. Verstanden? « begrüßte Mrs McGraton uns mal wieder oberfreundlich.

» Na, das Beste kommt zum Schluss was? « meinte Jay und zog eine Augenbraue hoch.

Oh. Oh. Soeben hatte der feine Herr Shore sich zu Mrs McGratons absoluten Lieblingsschüler gemacht. Was man – wie auch anders zu erwarten- an ihrem hochroten Kopf erkennen konnte.

» Sein Sie still! Setzten sie sich verdammt nochmal einfach hin! Das gleiche gilt für sie Miss Preston! « Mrs McGraton deutete in die Klasse auf zwei Plätze in der letzten Reihe.

Shit. Es waren die letzten zwei. Alle anderen waren besetzt. Super!

» Natürlich. Warum sollte ich auch mal ‘ne Extrawurst bekommen. « säuselte ich gerade noch laut genug das alle es noch mitbekamen und anfingen zu lachen. Mensch! Wieso lachten die denn immer? So witzig war ich nun wirklich nicht.

» Miss Preston das Maß mit Ihnen ist bald voll! Das ist Ihre letzte Chance! « mit hocherhobenem Finger verzog sie ihren Mund zu einem schmalen Strich.

» Okay. Okay. « meinte ich nur, verdrehte die Augen und machte mich auf den Weg zu meinem Platz. Gefolgt von Mr. Ober-Arroganz.

Ich ließ mich auf meinen Platz plumpsen und packte meine Hefte und Mappen aus und begann an meinen Hausaufgaben zu arbeiten.

» Was für ein wunderbarer Zufall, dass wir gerade hier hinten einen Platz zu zweit haben oder? Da können wir ja fast weitermachen wo wir eben unterbrochen wurden. « er grinste dümmlich vor sich hin und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich zuckte kurz zusammen ehe sich an dieser Stelle eine wohlige Wärme ausbreitete.

Mikayla! Dieser Typ ist ein dreckiges Schwein. Basta. Krieg das in deinen Kopf! Egal was dein Körper sagt! Zwang ich mich selbst. Sind das vielleicht nur Hassgefühle? Ich meine sowas gibt es ja auch! überlegte ich fieberhaft während Jays ekelige Flosse immer noch auf meinen Oberschenkel ruhte. Gott, stell sich mal einer vor was er damit schon alles gemacht haben könnte…

Ein Kopfkino durch kreiste nun meine Gedanken und ich wollte es verdammt nochmal abschütteln.

Zunächst streifte ich Jays Hand von meinem Bein und versuchte mich danach wieder auf meine Aufgaben zu konzentrieren.

Plötzlich legte sich wieder seine Hand auf meinen Oberschenkel und ich strich sie wieder weg. Doch anstatt, dass er es dann sein ließ- natürlich nicht er macht immer weiter.

» Jay hör auf! « zischte ich ihm leise zu.

» Hätte ich es eben gemacht, hättest du nichts dagegen gehabt. « erwiderte er.

So ein Penner! Er nutzte auch wirklich alles aus.

» Das eben war doch rein gar nichts. « log ich.

» Nichts im Vergleich zu dem was noch kommen wird. « schnurrte er und ließ seinen Blick über meinen Körper wandern.

» Soweit kommt’s noch, träum weiter. « meinte ich ohne ihn anzuschauen.

» Kann gar nicht genug träumen. « er zog eine Augenbraue hoch.

» Pschht! Ruhe! « schrie Mrs McGraton.

» Hast du sie gehört? Wir sollen die Klappen halten, also verfall du deinen Träumen von nackten Mädchen am Strand, aber lass mich verdammt nochmal damit in Ruhe. « erstaunlicherweise funktionierte das sogar und Jay gab den Rest der Stunde keinen Ton mehr von sich.

 

Ich schritt aus dem Schulgebäude und bewegte mich auf meinen roten Lamborghini zu. Endlich frei. Endlich erlöst von der Schule. Endlich erlöst von Jay.

Zwei starke Arme zogen mich an der Taille zurück und hielten mir daraufhin die Augen zu.

» Na? Wer ist hier, mein Wildkätzchen? « schnurrte eine wunderschöne, dunkle Stimme verführerisch in mein Ohr.

Ein warmer Schauer lief mir den Rücken herunter und ich spürte einen muskelbepackten, männlichen Körper an meinem Rücken. Irgendwas bewegte sich in meinem Magen, och Gott bekam ich jetzt schon Magenkrämpfe wenn Jay in meiner Nähe war? Das wurde ja immer besser.

» Wie schön zu wissen, dass du weißt wer hier ist. « schnurrte er genauso verführerisch wie zuvor. Eine Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut und sein heißer Atem streifte mein Ohr.

» Und wenn ich es nicht weiß? « tat ich auf dumm.

» Du weißt es. Weil ich doch wohl hoffen will, dass ich der Einzige bin bei dem du so eine Gänsehaut bekommst. « er knabberte wieder an meinem Ohr.

» Woher willst du wissen, dass ich eine Gänsehaut bekomme? « fragte ich mal wieder äußerst geistreich. Doch er lachte nur und meinte: » Erstens sehe ich es. Und zweitens- « er nahm seine Hände von meinen Augen und kreiste mit seinem Finger in meiner Halsbeuge herum. Zu meinem Leidwesen spürte ich, dass genau die Linie die er mit seinem Finger nachfuhr eine Gänsehaut hinter sich hertrug. » - spüre ich es. Und drittens- « er schob mein dunkelbraunes Haar beiseite und küsste mich wieder meine Halsbeuge hinab. Das wäre der Zeitpunkt gewesen an dem ich ihn hätte von mir schieben müssen, doch ich genoss seine zarten, weichen Küsse auf meiner nackten Haut. Selbst wenn ich es mir niemals, wirklich niemals eingestehen würde war es so.

» - schmecke ich es. « beendete er seine drei Gründe. Er umfasste mit seinen Händen meine Taille und auch dort hinterließ er eine wundervolle Wärme.

» Und wenn ich dir sage, dass du absolut nichts in mir hervorrufst? « provozierte ich ihn etwas.

» Dann lügst du. « stellte er fest.

» Wie kannst du dir da so sicher sein? « Ich drehte meinen Kopf sodass ich ihn aus meinen Augenwinkeln heraus sehen konnte.

» Weil du das heißeste Mädchen der Schule bist, und ich dich will. « hauchte er in mein Ohr und sein heißer Atem streifte meine Wange. Er knabberte kurz an meinem Ohr bevor er sich von mir löste und ohne ein weiteres Wort davonging.

Das hatte jetzt irgendwie nicht meine Frage beantwortet, schoss es mir in den Kopf.

Dieser Typ war ein einziges Mysterium. Ich meine wieso schaffte er es nach nur einem Tag mich derart zu nerven, aufzuregen und viel schlimmer: so zu verwirren!

Warum reagierte ich nur so darauf wenn er mich berührte oder wenn er in meiner Nähe war? Ich konnte es mir als nichts anderes als Hassgefühle erklären. Ich meine was sollte da auch anderes sein?

 

Ich parkte meinen roten Lamborghini in unserer Garage und schielte zu unserem leer stehenden Nachbarhaus. Vor ungefähr sechs Wochen sind unsere Nachbarn, ein junges Ehepaar ohne Kinder, ausgezogen um sich ein neues Leben in Deutschland aufzubauen.

Heute würden unsere neuen Nachbarn, welche gestern Abend angekommen waren, bei uns zu Abend essen damit wir uns kennenlernen konnten. Ich hatte irgendwie gestern nichts mehr von ihnen mitbekommen und eigentlich waren sie mir auch ziemlich egal. Ich wusste noch nicht mal wie sie aussahen oder ob sie alt oder jung waren. Naja das würde sich ja heute Abend zeigen. Sie konnten doch nur nett sein, ich meine sie bemühten sich um einen guten Draht zu ihrer Nachbarschaft, welchen unsere alten Nachbarn strikt abgelehnt hatten. Hoffentlich würde der Abend heute gemütlich werden und mich verdammt nochmal von Jay ablenken. Denn er spielte mit meinen Gefühlen jetzt schon Achterbahn.

Kapitel Fünf ~ Herr Ober! Neben mir sitzt ein Parasit!

» Schätzchen? « rief meine Mutter von oben.

» Was gibt’s denn Mum? « rief ich ihr ebenfalls entgegen und machte mir nicht die geringste Mühe aufzustehen und den Fernseher auszuschalten, in welchem ich gerade eine Folge >How I Met Your Mother< schaute.

» Kannst du bitte schon mal den Tisch im Esszimmer decken? Die Nachbarn kommen gleich und das muss noch erledigt werden. Und bitte- bitte mach dich endlich ein bisschen fertig und komm aus deiner Jogginghose raus! « 

» Ja Mum ist ja gut! « entfuhr ich genervt.

Ich schnappte mir die Fernbedienung von unserem Glastisch, knipste den Fernseher aus und schwang mich von unserem schwarzen Sofa in die Küche.

Gedankenverloren deckte ich für sechs Personen den Tisch und summte irgendeine non existente Melodie, bevor ich in mein Zimmer schlurfte.

Ich hatte absolut keine Lust auf diesen Nachbar-Kram. Wieso mussten sie überhaupt kommen? Ein freundliches >Hallo Familie hat-die-Welt-noch-nicht-interessiert< morgens beim Blumengießen würde doch auch reichen. Was sollte ich denn jetzt überhaupt anziehen? Also ich fand ja das meine Jogginghose vollkommen genügte, aber da Mum da ja anderer Meinung war musste ich mich wohl umziehen. Vielleicht nicht das poppigste oder rockigste was ich besaß, aber es musste doch in einer Art schick aussehen.

Gott, und für wen tat ich das? Unsere Nachbarn!

Gerade als ich meinen begehbaren Kleiderschrank betreten wollte, fiel mein Blick auf meinen Schreibtisch, auf welchem mein Schlüsselbund Platz fand. Ich schnappte ihn mir und ließ die einzelnen Schlüssel durch meine Finger gleiten. Wie magisch zog der kleine, goldene Schlüssel mit den aufwendigen Verzierungen meine Aufmerksamkeit auf sich.

Ein kleines, bedeutendes Detail war mir zuvor entgangen: Auf einer der Verzierungen stand in geschwungenen Buchstaben: Mikayla.

Was hatte das zu bedeuten? Ich hatte ganz vergessen Mum oder Dad nach dem Schlüssel zu fragen. Das müsste ich wohl leider auf später verschieben. Vielleicht war er auch nur ein unbedeutender Schlüssel welcher aus irrelevanten Gründen kunstvoll aufgehübscht wurde.

Ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass ich schon echt spät dran war und unsere Nachbarn jeden Augenblick eintreffen würden. Achtlos warf ich den Schlüssel zurück auf meinen Schreibtisch.

Ich ließ ein genervtes Schnauben von mir und betrat meinen begehbaren Kleiderschrank.

Mein Blick glitt über meine unzähligen T-Shirts und Hosen.

Ich beschloss einfach etwas wahllos, mit geschlossenen Augen, vom Bügel zu ziehen und es anzuziehen.

Zuerst die Hose. Meine Finger ertasteten einen samtigen Stoff, ich zog die Hose herunter und betrachtete die schwarze Leggins welche ich jetzt in meinen Händen hielt. Gar nicht mal schlecht. Jetzt noch mit dem Oberteil das gleiche Spiel und ich war eingekleidet. Die kleinen aber feinen Details mal ausgenommen.

Ich zog wahllos ein T-Shirt vom Bügel. Als ich die Augen öffnete, fand ich in meinen Händen ein schlichtes weinrotes Top, welches am Rücken eine Schleife besaß. Ebenfalls perfekt. 

Schnell zog ich beides an, band mir meine Haare zu einem geflochtenen Seitenzopf und wählte die passenden Accessoires aus. Kritisch betrachtete ich mich im Spiegel. War ich vielleicht doch zu schick? Ich meine das sind ja nur unsere Nachbarn.

Die Türklingel riss mich aus meinen Grübeleien und bot mir so keine Zeit mehr meine Entscheidung rückgängig zu machen, denn dies würden unsere Nachbarn sein.

Ich trat auf unseren großen Flur und wollte gerade die Treppe heruntersteigen um unsere Nachbarn zu begrüßen, als ich Mums Stimme hörte: » Hallo Mister und Misses Shore, welch Freude sie begrüßen zu dürfen. «

Oh nein. Bitte nicht. Bitte nein, Gott wo bist du wenn man dich einmal braucht?

» Und du musst Jayden sein? Herzlich Willkommen. Geht doch schon mal ins Esszimmer, mein Mann wartet dort bereits und unsere Tochter wird sicher auch nicht mehr lange brauchen. «

Und doch. Wieso hatte ich so ein Pech? So ein gewaltiges Pech? Wenn es so etwas wie eine Glücksfee gab, wo war sie dann? Oder was hatte ich ihr getan, dass sie mich so bestrafte?

Abgesehen davon, hätte es mir eigentlich gleich klar sein müssen. Denn hier, in Sullen Valley, begrüßte man nicht gerade jeden Tag neue Gesichter, da diese Stadt hier auch nicht als erste Wahl für ein neues Leben stand.

Ich verstehe bis heute nicht den Grund dafür, was eigentlich die Erklärung für unsere  bescheidene 3500 Seelen Stadt war, wenn es hochkam.

Denn ich fand es hier eigentlich echt schön. Gute Verbindungen zur Shopping Mall, welche auch nicht schlecht war, viel Wald, viel grün, an tollen Nachbarn schien es zu hapern, aber sonst hatten wir doch alles zu bieten. Womit wir wieder bei meinem eigentlichen Problem wären.

» Mikayla, Liebling, Wo bleibst du denn? « tönte von unten die Stimme meiner Mum.

Starke Migräne oder Magenkrämpfe wären fast die Antwort darauf gewesen nicht erscheinen zu müssen, doch ich entschied mich dagegen. Was hatte ich schon zu befürchten? Wenn es denn sein musste würde ich auch im Beisein meiner Eltern wie eine Löwin kämpfen.

» Komme schon! « rief ich und schwebte leichtfüßig die Treppen hinunter.

In unserem Flur erwarteten mich dann die lieben Eltern von Jay, und das kleine Aas persönlich, welches sich echt schick zurecht gemacht hatte, wie ich mir wohl oder übel eingestehen musste.

Das Karo-Hemd in den verschieden Blautönen, welches seine Augen wirklich ausgesprochen gut betonten, die schwarze Jeans und die schwarzen Chucks dazu, machten echt einen sportlich, schicken Look, den ich an Jungen total heiß fand. Um Himmelswillen, an allen außer an ihm versteht sich. Ach Mensch, wenn das mit dem einreden doch so einfach wäre.

» Guten Abend Mrs Shore « meinte ich höflich und schüttelte ihre Hand.

» Mr Shore, « ergänzte ich und schüttelte auch seine Hand.

» Einen wundervollen Guten Abend auch dir Liebes. Sieh nur an wie hübsch du bist. « meinte Mrs Shore und lächelte mich herzlich an. Wie konnten zwei so nette Menschen nur einen Sohn wie Jay haben? Das grenzte ja schon an das achte Weltwunder.

» Vielen Dank, sie bringen mich ja ganz in Verlegenheit. « meinte ich, obwohl mich eigentlich nichts so schnell in Verlegenheit brachte, tat dieses Kompliment es irgendwie schon.

» Auf einen wunderschönen Abend, my Lady. « Jay ergriff meine Hand, ehe ich etwas dagegen tun konnte hatte er mir schon einen Handkuss aufgedrückt und mir sein dümmliches, zum dahin schmelzendes Grinsen zugeworfen. Na das konnte ja ein toller Abend werden.

 

Es konnte ja wohl kaum schlimmer kommen. Der kleine Wurm konnte sich echt benehmen und zu allem Übel schleimte er sich auch noch in die Herzen meiner Eltern. Eins zu null für ihn.

» Auf welche Schule gehst du eigentlich Jayden? « fragte mein Vater den auf kleinen Engel machenden Jay, welcher unglücklicherweise auch noch neben mir saß.

» Ich besuche die Sullen Highschool Sir. « antwortete Jay, wie schon den ganzen Abend, mit perfekten Manieren.

» Schau mal Spätzchen das trifft sich doch super! Dann könnt ihr doch morgens gemeinsam in die Schule fahren. Dann lernt ihr euch noch besser kennen. « sprach mein Vater vollkommen ernst und enthusiastisch aus, während mir fast das Essen im Hals stecken blieb und nur ein hervor gewürgtes » Mhm « rausbekam.

» Also ich muss schon sagen Sir, diese Idee gefällt mir ausgesprochen gut. « Jays Augen blitzen auf. Ich hätte echt kotzen können. Toll. Jetzt lieben sie ihn und er hat sich in ihre armen Herzen geschlichen, mit Lügen, und einer Art welche er normalerweise nicht an den Tag legt. Welch ein kleines mieses piep!

» Dann hat unser Junge ja echt Glück mit so einem gestandenem, hübschen Mädchen zusammen zur Schule zu gehen. Ach Mikayla, könntest du unserem Liebling nicht die Schule zeigen? Er ist immer so orientierungslos weißt du? Ich wette heute ist er durch die Gänge geirrt und hatte keine Ahnung wo er hin musste, weißt du früher… «

Ich hörte Mrs Shore interessiert zu, obwohl ich wusste, dass ich ihm niemals die Schule zeigen würde. Sollte er sich doch verlaufen. Leider fuhr Jay ihr mit einem » Mum! Bitte. « dazwischen und sie entgegnete: » Okay. Schon gut, war ja auch nicht der Rede wert. « meinte sie dann mit einer abwehrenden Handbewegung.

Kurz schielte ich zu Jay rüber. Ach wie süß! Er war wirklich rot um die Wangen geworden.

Im selben Moment schielte er kurz zu mir und ein unbemerktes kurzes Grinsen stahl sich in sein Gesicht.

Schnell schaute ich weg. Doch dann spürte ich wie er seine Hand auf meinen Oberschenkel schob. Ich schob sie davon. Es dauerte keine zwei Sekunden, da war sie wieder an dem gleichen Platz auf meinem Oberschenkel wie zuvor auch. Wieder schob ich sie weg. Diese Prozedur wiederholte sich gefühlte zwanzig Mal bis es mir zu blöd wurde. 

» Habt ihr vielleicht etwas dagegen wenn ich hoch in mein Zimmer gehe? Ich muss noch etwas erledigen. « brachte ich als Ausrede hervor gehen zu dürfen.

» Ja geh nur Liebes, wir kommen ganz gut zurecht. « doch der harsche Unterton in der Stimme meines Vaters, verriet mir das er mein Verhalten eigentlich nicht tolerierte.

Schnellen Schrittes machte ich mich auf in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett plumpsen.

Vielleicht konnte ich ja jetzt meine >How I Met Your Mother< Folge zu Ende schauen?

 Kurzerhand entschied ich mich für mein Vorhaben und knipste meinen Fernseher an.

 

Circa eine halbe Stunde später klopfte es an der Tür. Da es schon 23 Uhr war und ich vermutete das die Shores bereits nach Hause gegangen waren und mein Dad mir jetzt eine Predigt wegen meines Verschwindens halten wollte, war ich mir nicht so sicher ob ich ja oder nein zu der Person vor meiner Tür sagen sollte.

» Herein « meinte ich gelangweilt.

» Und ich dachte du lässt mich draußen stehen « meinte eine tiefe männliche Stimme welche nicht meinem Vater gehörte. Jay. Schön sie waren noch hier.

» Achja deine Erledigung ist es also eine >How I Met Your Mother< Folge zu schauen? « er lachte leise. Sein Lachen war warm und herzlich, von mir aus hätte er… gleich damit aufhören können, besann ich mich schnell in meinen Gedanken.

» Jay… wie schön. Raus aus meinem Zimmer. « erwiderte ich einfach genauso gelangweilt wie zuvor.

» Aber du hast mich doch hineingebeten. « sagte er mit einer Schmollmiene und ließ sich einfach auf mein Bett fallen.

» Weil ich dachte du wärst mein Dad! Und wenn du jetzt nicht sofort deinen widerlichen Arsch von meiner Bettkante schwingst dann setzt‘s was! « Ich spürte ein pulsierendes brodeln unter meinen Armen als würde mein Blut schneller fließen, oder als würden kleine Käfer unter meinen Armen laufen. Bah das war eine ganz schön eklige Vorstellung.

» Als ob du was gegen meinen Arsch hättest. « bemerkte Jay mit einem gespielt empörtem Ton und einem schelmischen Grinsen auf den Lippen.

» Du bist echt so ein Idiot, dass es mich wundert, dass es dir nicht schon wehtut. « genervt rollte ich die Augen.

» Aber es gefällt dir. « machte er weiter.

Ich ignorierte es, da ich keine Lust auf ungebetene Flammengeister in meinen Augen hatte.

» Ich nehme das jetzt einfach mal als ein Ja. « verkündete er.

» Nimm es als ein nein. « verbesserte ich ihn.

» Dann beweis es mir doch. Beweis mir, dass du mich nicht attraktiv findest. « meinte er bestimmt.

Wie sehr konnte eine einzelne Person eigentlich nerven?

» Sag mal willst du mich verscheißen? Nein! Ich will nichts von dir, weil ich dich gerade mal einen halben Tag kenne und du in diesem halben Tag nach Carol Hopkins gleich auf Platz 2 meiner persönlichen >Abschaum< Liste stehst! Außerdem sind attraktiv finden und jemanden wirklich mögen zwei ganz andere Dinge! « die Schmerzgrenze war wirklich erreicht und ich merkte wie das brodeln unter meiner Haut immer schlimmer wurde.

» Ich wusste es. Ich wusste das du es bist Mikayla! « Jay schoss in die Höhe und starrte mich für ein paar Sekunden an. Danach wandte er sich dem Boden zu.

» Sag mal spinnst du? Sag mal was nimmst du eigentlich fürn Zeug? Wenn einen das so verdammt blöd macht empfehle ich das echt keinem! «

» Natürlich, Jetzt ergibt alles noch mehr Sinn! Es muss doch hier irgendwo… Ha! «

Jay zog meinen Teppich weit nach hinten.

» Kannst du das mal bitte sein lassen? « meckerte ich weiter. Der Typ hatte sie echt nicht mehr alle.

» Kay, du verstehst das alles noch nicht, aber ich helfe dir, ich kann dir echt dabei helfen! «

» Wag es ja nie wieder mich auch nur irgendwann Kay zu nennen, und was laberst du für einen Stuss von wegen… « die Worte blieben mir im Hals stecken als er plötzlich aus meinen Dielen heraus eine Art Falltür aufklappte, von welcher ich nie auch nur ansatzweise eine Ahnung gehabt hatte.

» Du bist es tatsächlich. « ein ziemlich fettes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

Ich antwortete nicht, sondern stürmte einfach zu dem Versteck in meinem Fußboden um zu schauen was dort geheim gehalten war. Doch was ich sah, jagte mir einen Schrecken ein, tausende Fragen schossen mir gleichzeitig durch den Kopf und mir wurde schwindelig.

Warum waren in einer Geheimklappe in meinem Zimmer Waffen jeglicher Art untergebracht, selbst welche die ich noch nie zuvor gesehen hatte? 

Kapitel Sechs ~ ...und die Leute denken ICH bin durchgeknallt!

» Jay, jetzt verzieh dich einfach aus meinem Zimmer! Ich hab keine Ahnung welche Drogen du dir ins Essen gemischt hast, aber ich mach das hier jetzt nicht länger mit! Bitte verschwinde einfach. « meine Stimme klang brüchig, hatte den Teil der Stärke verloren welchen ich jetzt gebraucht hätte.

» Bitte Mikayla du verstehst nicht- «

Mit einer Handbewegung schnitt ich ihm das Wort ab.

» Nein. Ehrlich gesagt tu ich das wirklich nicht, nur glaube ich genauso wenig, dass gerade du es mir erklären könntest, also bitte, tu mir den Gefallen und geh. «

Aus irgendeinem Grund war ich den Tränen nahe. Das kam bestimmt daher, dass ich viel zu aufgewühlt war, ich meine was sollte das Ganze?

» Du würdest es mir eh nicht glauben, aber es ist nicht zu leugnen, du bist eine von uns Mikayla « meinte Jay es vollkommen ernst.

» Ich würde dir was nicht glauben? Um so eine Behauptung aufzustellen, müsstest du mir schon mal sagen was! « erwiderte ich etwas wütend.

Das meine Eltern Serienkiller waren? Agenten die für den Weltsicherheitsdienst arbeiteten und ihre Geheimwaffen in meinem Zimmer deponierten? Nein, sowas würde ich ihm vermutlich nicht glauben, doch das was er mir stattdessen an den Kopf warf, war durchaus schlimmer, als zwei potenzielle Geheimagenten oder Serienkiller als Eltern zu haben.

» Du bist kein Mensch Mikayla. Zu mindestens nicht zu hundert Prozent. Dein Vater ist ein Hexer eines guten Zirkels. Über deine Mutter weiß ich leider nichts, aber dein Dad war ein guter Hexer, was bedeutet, dass du es mindestens auch zum Teil in dir hast. Ich hatte diese Vermutung schon, aber ich wusste nicht ob du die Richtige bist, aber du bist es Mikayla, du gehörst zu unserem Zirkel, du- « wieder schnitt ich ihm das Wort ab.

» Sag mal hörst du dich eigentlich reden oder ist da nur ein lautes brummen? Wir sind nicht bei Alice im Wunderland, wir leben auf der Erde, es gibt keine Hexen, und keine Hexenzirkel! Wenn du so ein komischer Sektenvertreter bist hat`s dich, aber schwer getroffen und du bist denen ganz schön verfallen, oder du bist einfach nur total stoned. Meine Eltern sitzen unten und unterhalten sich mit deinen Eltern, also bitte- was redest du da?! « rief ich, fast vollkommen wütend aus.

»Außerdem was hat dieser Stuss damit zu tun, dass mein Zimmer ein geheimes Waffenlager ist? « ergänzte ich.

» Du erklärst mich echt für verrückt. « süffisant lachte er auf, doch sah dabei echt aus wie ein halber Psycho.

» Das hätte ich mir ja denken müssen… « er schüttelte den Kopf und wandte sich zur Tür. » …aber Mikayla? Versprich mir dennoch eins, rede niemals mit deinen Eltern oder jemand anderem darüber okay? « er sah mich flehend an.

» Moooooment mein Lieber, so schnell kommst du mir nicht davon! Ich bin vollkommen verwirrt merkst du das nicht? Du bist mir immerhin eine Erklärung schuldig und kannst mich verdammt nochmal nicht mit solchen halbherzigen Erklärungen stehen lassen! « trotzig wie ein kleines Kind verschränkte ich meine Arme vor der Brust und sah in beleidigt an. » Mikayla ist das dein Ernst? Du hörst mir doch nicht zu und wenn zweifelst du an meinen Erklärungen oder unterbrichst mich ständig, ich habe es doch versucht dir zu erzählen was hier los ist aber du gibst mir nicht mal die Chance. « er drehte sich wieder Richtung Tür, doch ich hielt ihn auf.

» Tut mir leid Jay. Es tut mir wirklich leid. Nur hast du irgendeine Ahnung wie das Ganze für mich kommt? Ich verspreche dir zuzuhören, ob ich es glaube kann ich nicht versprechen « meinte ich ehrlich und nachsichtig. Er hatte eine Chance verdient in der ich ihm zuhörte, so absurd seine ganze Story auch war.

» Okay. Aber bitte unterbrich mich nicht und hör bis zum Ende zu okay? « fragte er während er wieder zurück ging und sich einfach auf mein Bett schmiss, unter normalen Umständen hätte ich ihn dafür einen Arschtritt gegeben, aber im Moment war mir das so ziemlich egal. Ich setzte mich neben ihn und antwortete ihm: » Okay, dann schieß los. « » Okay Mikayla, aber bitte versprich mir dass du jedem gegenüber die Klappe halten wirst. « Ich nickte nur, weil ich endlich wollte das er zum Punkt kam.

» Gut. Also, Vor langer Zeit, dass heißt vor mehr als hunderten von Jahren, war die Welt friedvoll, es war ein nehmen und geben, ein Versprechen hielt man, ein Geheimnis blieb gehütet. Doch irgendwann ging es um Macht, und diese Macht, lies alles auseinanderbrechen, was einst zusammen gehörte. Jeder wollte immer mehr von der kostbaren Macht, jeder wollte derjenige sein, der die meiste Macht hatte, derjenige der am meisten Autorität gegenüber anderen bekam.

Und schon wurde es zum Problem, jeder wollte so sein, doch schaffen, taten es nur die wenigsten. Diejenigen, die von der Natur, mit wahren Kräften gesegnet wurden. Sie beherrschen das Wasser, das Feuer, die Erde oder die Luft. Doch diese Gaben, bekamen nur die mächtigsten. Andere, wurden mit Hexenkräften geboren. Sie konnten alles herbeizaubern was sie wollten. Natürlich ging sowas nicht sofort, und nur die mächtigsten der Hexen waren im Stande wirklich alles zu machen was sie wollten, diese wären auch in der Lage gewesen die Elemente zu beherrschen, aber alle Hexen brauchen Zaubersprüche und bestimmte Pflanzen und Kräuter um etwas zu bewirken. Da viele Zaubersprüche zum Bösen eingesetzt wurden, wurden die entsprechenden Kräuter, welche dafür verwendet wurden, nicht mehr gepflanzt und die letzten, die übriggeblieben waren, wurden zerstört. Es sollte dazu dienen, die Schwarze Magie zu vertreiben, doch wie das Schicksal es so wollte, blieb sie. Die meisten Hexer wurden böse, schlossen sich zu Zirkeln zusammen um sich gegenseitig auszulöschen, was, wenn du mich fragst, total bescheuert ist, aber egal. Auf jeden Fall hatten alle im Prinzip das gleiche Ziel: Macht. Es ging wieder einmal nur um Macht. Alle wollten sich den Kindern und dessen Eltern nähern welche das glorreiche Schicksal geweiht bekommen haben, Herr der Elemente zu sein. Allein, waren die meisten welche die Gabe eines Elements bekommen haben nutzlos, doch wenn vier Menschen, mit jeweils einem anderen Element zusammentrafen, sprich, die Vier Elemente vereint waren, gab es für sie kein Halten mehr, niemand traute sich mehr an sie heran. Doch bis es erstmal soweit war, das solche vier Menschen zusammenfanden, vergingen Jahrzehnte, in denen die Elementträger immer weiter ausstarben, bis nur noch sehr, sehr wenige von ihnen übrigblieben, und diese Kräfte noch kostbarer für die Hexer der schwarzen Magie wurden. Die Hexer, hatten damals nämlich einen Zauberspruch herausgefunden, mit welchem sie die Kräfte einer Person stehlen, und in sich übertragen konnten.

Die Prophezeiung besagt, dass wenn Vier Elementsträger sich vereinen, und sich ihrem Schicksal stellen, wird mit Ihnen etwas geschehen, was sie unbesiegbar machen wird. « er holte kurz Luft und ich erkannte in seinen Augen ein blitzen.

» Oookay, und was hat das Ganze mit mir zu tun? « fragte ich ihn.

Er sah einfach über meine Frage hinweg und ging wieder an zu erzählen: » Zauberei muss keinen Fluch bedeuten, es kann eine Gunst des Guten sein. Es kommt nur darauf an wie du sie einsetzt, doch glauben die meisten, dass nur das Böse, dir die Macht gibt die du brauchst, Dinge wozu das Gute in ihren Augen nicht fähig wäre. Was natürlich totaler Blödsinn ist. Ich meine, alles und jeder kann das sein was er möchte, wenn er es nur möchte. Verstehst du? « er sah mich eindringlich an, als würde er damit auch mich meinen. Am liebsten hätte ich ihn schon wieder angeschrien und wieder gefragt was das ganze denn bitteschön mit mir zu tun habe, doch da ich ihn nicht verärgern wollte hielt ich die Klappe. Wobei ich immer noch glaubte, dass er einen an der Macke hatte.

» Mikayla, du bist eine entscheidende Rolle in dieser Geschichte. Und bitte hör mir jetzt genau zu- « er atmete einmal tief durch, schloss seine Augen um sie kurz danach wieder zu öffnen und mich eindringlich anzusehen: » -du bist eine von den besagten Elementsträgern Mikayla. Du bist fähig dazu, für das Gute zu kämpfen und die Gerechtigkeit auf die Welt zurückzubringen. « abgesehen davon, dass ich ihm nicht glaubte und ihn weiterhin für verrückt erklärte, fragte ich ihn: » Okay, schön und gut, aber wo ist der Haken? « mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an.

» Der erste ist da, dass du mir nicht glaubst, obwohl es wirklich wichtig wäre. Vertrau mir. Doch da wir das erstmal als Nebensache ansehen: dein Hauptproblem sind sie Hexer. Sie sind hinter dir her, da du diese Gaben hast. Bisher haben sie dich nicht gefunden, da dein leiblicher Vater einen Schutzzauber auf dieses Haus gelegt hat, doch wird es nicht mehr allzu lange dauern, bis sie trotzdem den Platz gefunden haben an dem du dich aufhältst. Du musst lernen dich zu verteidigen, du musst lernen zu kämpfen und deine Gaben einzusetzen, und dass muss alles so schnell wie möglich geschehen, denn so wie es aussieht, hast du noch keinerlei Erfahrungen mit irgendwas, nicht im Nahkampf, weißt nicht wie du deine Kräfte einsetzt… harte Arbeit würde ich mal sagen! « er pfiff durch die Zähne und faltete seine Hände hinter seinem Kopf. Wie auf Knopfdruck hatte er wieder die Haltung und die Mimik eines typischen Mistkerls an den Tag gelegt.

» Na, aber das bleibt unser Geheimnis Prinzessin, ich muss langsam auch mal los. « er zwinkerte mir zu und erhob sich vom Bett, doch ich ließ ihn nicht so schnell davon kommen. Ich hatte schließlich noch unglaublich viele Fragen!

» Jay bitte! Jetzt warte doch, ich hab noch so viele Fragen! « meinte ich.

» Außerdem sind deine Eltern doch noch gar nicht so weit. « ergänzte ich. Er schnaubte und fing an zu lachen, danach meinte er: » Babe, ich bitte dich, das sind doch nicht meine Eltern. So wie deine Eltern nicht deine sind. Jeder von uns hat zwei Menschen die auf uns aufpassen. Auf Wiedersehen Prinzessin. « er nahm meine Hand und drückte mir einen Kuss darauf. Kurz vor der Tür drehte er sich nochmal um: » und vergiss nicht Honey, dieses Gespräch bleibt unter uns. «

Und schon war er draußen und lies mich voller Fragen allein.

» Jay! « rief ich ihm hinterher, doch natürlich kam er nicht wieder.

Plötzlich wurde mir unglaublich kalt und eine merkwürdige Beklemmung stieg in mir auf. Ich zog mir meine Decke über die Schultern, winkelte meine Beine an und vergrub mein Gesicht. Eine winzige Träne kullerte über meine Wange und schon kurz darauf, spürte ich ihren salzigen Geschmack auf meinen Lippen. Es folgten noch mehr Tränen, doch das schlimmste war, dass ich nicht wusste, warum ich eigentlich weinte. Denn das, was Jay erzählte klang einfach nur völlig verrückt. Bestimmt lachte er sich gerade schlapp darüber, dass ich ihm glaubte. Wie konnte ich nur so dumm sein!

 

 

Ich musste wohl irgendwann eingeschlafen sein, denn ich wurde von dem nervigen piepen meines Weckers aus dem Schlaf gerissen. Ich rieb mir über die Augen und stand auf.

Mein Blick fiel auf meinen Schreibtisch, geradewegs auf den Schlüssel, welchen ich immer noch nicht zuordnen konnte. Hätte ich doch gestern schon meine „Eltern“ gefragt!

Menschenskinder, wieso bezweifelte ich denn jetzt schon in meinem Kopf, dass meine Eltern, meine Eltern waren? Etwa nur weil ein dahergelaufener Junge es sagt? Jemand den ich eigentlich, so gut wie gar nicht kenne? Jep, anscheinend genau deswegen!

Gott, ich war die mieseste Tochter aller Zeiten. Wenn es nicht schon zu spät war, konnte ich mich doch mal nützlich machen, um ein paar Pancakes in die Pfanne zu hauen.

Gewiss würde ich sie nicht so Lecker-Schmecker-Super hinbekommen wie mein Dad (und nein das darf ich erst gar nicht anzweifeln, dass mein Dad nicht mein Dad ist) aber der Wille zählt nicht wahr?

Kurzerhand schnappte ich mir meinen dunkelroten Plüschmorgenmantel, schlüpfte in meine Kuschelhausschuhe und stapfte in die Küche.

Momentchen mal… Wie war doch gleich das Rezept für Dads weltberühmte Pancakes? Nachdenkend kratzte ich mich am Kinn, bis mir einfiel, dass irgendwas mit Eiern und Mehl darin vorgekommen waren.

Nach einem bisschen Gehirn-Jogging am Morgen, was das richtige Rezept anging, habe ich es mit stolpern und krachen doch noch hinbekommen.

» Spätzchen, oh das ist doch nicht dein Ernst, zwei Tage hintereinander Pancakes? Du willst deinen alten Herrn wohl ziemlich voll füttern. « Dad grinste und nahm mich in den Arm. Wie konnte ich eigentlich jemals bezweifeln, dass er mein Vater war? Allein dafür, dass ich es auch nur einmal gedacht hatte, ohrfeigte ich mich innerlich.

» Ist heute etwas besonderes, oder womit habe ich das verdient? « fragte er mich lachend, während er mit der Nase in der Luft, den süßen, herzhaften Geruch der Pancakes schnupperte.

» Ich bin einfach nur unendlich stolz darauf, Eltern wie euch zu haben. Ist das nicht Grund genug? « Ich lächelte ihn an, und schon fand ich mich in seinen Armen wieder.

» Oh Spätzchen, wir sind froh eine Tochter wie dich zu haben. «

» Was hab ich denn verpasst? « Mum blickte überrascht drein und starrte uns an. » Gruppenkuscheln! « rief ich. Wir lachten und umarmten uns herzlich. In diesem Moment war ich einfach nur glücklich.

Jay, du Mistkerl, dir würde ich es noch zeigen solche Lügen zu verbreiten, dir wird es leid tun geboren zu sein, denn diese Menschen, würden immer meine Eltern bleiben, ob leiblich oder nicht, sie waren die Eltern in meinem Herz, und sie waren die besten Eltern der Welt.

Man warum dachte ich nur sowas, alles nur wegen Jay, ich hasse dich!

Kapitel Sieben ~ Rache ist süß!

>Sunflower-Ball<, las ich an den etlichen Plakaten in der Schule. Das würde ein Spaß werden. Ein sehr großer Spaß. Schelmisch grinste ich in mich hinein.

Der perfekte Ort für meinen Plan.

»Hey Schnegge, auch schon von dem Ball gehört?«, Zac trat neben mich und blickte auf mich hinab, da er ein gutes Stück größer war als ich.

»Nein. Natürlich nicht. Ich starre nur so zum Spaß auf ein Plakat.«, erwiderte ich sarkastisch.

Er lachte los.

»Gehen wir gemeinsam hin?«, fragte er. Es überraschte mich nicht, denn wir gingen auf jeden Ball gemeinsam. Wahrscheinlich ein weiterer Grund, weswegen die Gerüchteküche um uns so heiß brodelte.

»Tut mir leid, Sweety, aber diesmal ist das schon für jemand anderen vorbehalten.«, vergnügt grinste ich in mich hinein. Welch süße Rache doch auf ihn warten wird.

Normalerweise schickt es sich ja nicht auf solchen Schulbällen selbst den Jungen zu fragen, aber wenn es Teil meines Plans war, würde ich fast alles machen.

Dennoch, hatte ich eine vage Vermutung, dass genau dieser gewisse Mensch, mich zuerst fragen würde, aber nicht mit meiner Zusage rechnete. Er würde noch staunen.

»Oh na dann viel Spaß mit deinem Mister Unbekannt,« er lächelte und fügte:»tut mir leid Kay, aber ich muss auch schon wieder los. Dir noch viel Spaß in deiner Extra-Stunde.« hinzu. Schnell umarmten wir uns, und schon war er verschwunden.

Ein paar Minuten starrte ich noch auf das Plakat, in welchem ich mir ausmalte, wie viel Spaß ich doch haben werde.

 

»Du bist heute so still. Hat das einen besonderen Grund Wildkätzchen?«, fragte Jay welcher, wie auch nicht anders zu erwarten, neben mir Platz genommen hatte.

Normalerweise hätte ich jetzt irgendwas wegen seinem >Wildkätzchen< Kommentar erwidert, aber das schluckte ich jetzt einfach mal runter.

»Nein, heute ist alles Bestens. Du? Jay?«, fragte ich ihn mit einem besonders schelmischen Grinsen.

»Naja, ob ich dir das jetzt glauben kann?«, er fuhr sich mit der Hand unsicher durch die Haare, und fuhr dann fort:»Ja?«

»Natürlich kannst du.«, erwiderte ich gespielt empört, auch wenn ich ihm nach wie vor am liebsten den Hals abgerissen hätte.

»Du nimmst mich doch heute wieder mit nach Hause oder?«, spielerisch zwirbelte ich eine Haarsträhne welche mir aus meinem Zopf gefallen war um den Finger.

»Ehm…«, zunächst hatte er mich angeschaut, doch dann verschluckte er sich und schaute weg. Nanu? Was war denn das für ein Benehmen?

»Na klar nehme ich dich gleich wieder mit und ich wollte noch…«

»Mister Shore! Miss Preston! Wie oft soll ich es noch sagen? Hier wird nicht geredet! Wenn sie so weitermachen, dann verlängere ich ihre Zeit in dieser Stunde gerne!«, wütend, und mich hochrotem Kopf wie immer, schimpfte Misses McGraton uns aus. Nun stand wie eine Vogelscheuche vor ihrem Pult. Den Mund zu einem Strich verzogen und ihre Hände in die Hüften gestemmt. Diese Frau ruinierte einfach mal wieder alles.

Ohne ein weiteres Wort von Jay oder mir, wand sie sich nun wieder ihrer Arbeit am Pult zu. Vermutlich Klassenarbeiten unter welchen nun überall ein fettes, rotes >F< prangte.

»Ich hab dir noch was zu erzählen.«, raunte Jay mir grinsend zu, doch ich brachte nur ein gezwungenes Lächeln als eine Antwort heraus.

Menschenskinder, bei ihm nicht die Kontrolle zu verlieren fiel mir irgendwie schwer. Während ich den Rest der Stunde weiterarbeitete, bemerkte ich aus den Augenwinkeln, wie Jay mich die ganze Zeit über anstarrte.

 

Ausgiebig streckte ich mich als es endlich zum Stundenende geklingelt hatte und ich mich nun vor meinem Spind befand um meine Hefte, welche ich nicht brauchte, hineinzutun. An der Tür des Spindes, war ein Foto von mir als Cheerleader-Kapitänin angebracht. Außerdem noch viele Spaßfotos von Zac, Cassy und mir.

»Werden da auch bald welche von mir, mit dir hängen?«, fragte mich eine allzu bekannte Stimme über die Schulter.

»Der Esel nennt sich immer zuerst.«, grunzte ich.

»Wie dem auch sei, du hast mir meine Frage nicht beantwortet.«

»Warum sollten Bilder von dir die Schönheit meines Spindes zerstören?« Oh Mist. Ich wollte doch halbwegs nett sein. Bei ihm ging das anscheinend nicht. Warum auch immer.

Er lachte los:»Und ich dachte ich hätte mein Wildkätzchen schon verloren.«

Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Verdammt wieso?

Er bekam es mit und schon raunte er in mein Ohr:»Wirst du dort auch keine Fotos von uns haben, wenn ich neben dir stehen würde? In einem Anzug, und du in einem wunderschönen Kleid? Eines welches deine Augen zum Leuchten bringt, sie noch strahlender macht, eines welches deine perfekte Figur, genau an den richtigen Stellen betont, eines in welchem du perfekter aussiehst, als du es schon bist.«

Es stockte mir den Atem. Wieso schaffte er so etwas? Etwas, was mein Verstand, mein ganzer Körper nicht wollte?

»Also, wie lautet deine Antwort? Wirst du mit mir auf den Sunflower-Ball gehen?«

Eine Gänsehaut überlief meinen Nacken, als sein warmer Atem diesen streifte.

Dies wissentlich ignorierend, drehte ich mich blitzschnell um, faltete meine Hände in seinen Nacken und wisperte kurz vor seinen Lippen:»Okay.«

Genauso schnell, drehte ich mich wieder um, schloss meinen Spind und bewegte mich auf den Ausgang der Schule zu.

»Kommst du?«, fragte ich mit einem spielerischen Unterton in der Stimme.

»Ehm, ja klar.«, Nullkommanichts war Jay neben mir und hielt mir ganz Gentlemen-like die Tür auf.

»Vielen Dank.«, erwiderte ich, als wäre es selbstverständlich, auch wenn ich mich fragte, was heute nur mit ihm los war.

»Meintest du es ernst, oder hast du das einfach nur so gesagt?«, fragte er mich auf einmal vollkommen ernst. Ich schaute ihm in die Augen.

»Was meinst du?«

Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und meinte:»Dass du mit mir zum Ball gehst.«

Wir waren zwar schon längst an seinem Auto angekommen, doch keiner von uns machte Anstalten sich hinein zu setzen.

»Und naja, außerdem ob du es ernst meinst, dass du niemandem von unserem gestrigen Gespräch weder erzählst hast, noch erzählen wirst.« Nun richtete er seine Augen auf den Boden, als ertrug er es nicht mich anzusehen.

Erschrocken starrte ich in an, glücklich darüber, dass er dies nicht mitbekam. Spätestens heute Morgen war ich fester Überzeugung gewesen, er würde dieses Gespräch nie wieder erwähnen.

Trotz meiner Verwunderung sprach ich fest:»Ja, ich meine beides ernst.«

Und bei dem Gespräch würde man mich ja für bekloppt halten wenn ich es jemandem erzähle. Fügte ich imaginär in meinem Kopf hinzu.

»Gut.«, erwiderte er und ein sehr leichtes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, welches er wieder gehoben hatte.

»Okay, fahren wir dann?«, fragte ich.

 

Als ich gerade aus einer langen, entspannten, warmen Dusche kam und mir mit meinem dunkelblauen Handtuch durch die Haare rubbelte. Fiel mein Blick mal wieder auf meinen Schreibtisch. Es war echt wie ein Déjà-vu. Denn schon wieder war es der kleine goldene Schlüssel, welcher meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Irgendwie wollte ich nicht mehr meine Eltern nach dem Schlüssel fragen, doch ich wusste nicht warum. Vielleicht wegen dem was der Krabbelkäfer mir erzählt hatte?

Ich wollte seinen Worten keinen Glauben schenken, doch ließen sie mich einfach nicht los. Wie verrückt konnte man schon sein um so etwas zu erfinden? Sehr wohlmöglich. Er war zwar bescheuert, durch und durch ein Idiot und ein Arschloch, aber verrückt und psychisch labil? So schätzte ich ihn nicht wirklich ein, aber dies wusste man nie. Plötzlich kam mir eine Idee: Sollte ich ihn vielleicht nach dem Schlüssel fragen? Sofort verwarf ich diese Idee wieder, schließlich würde es, wenn ich ihn fragte total bescheuert kommen. Woher sollte er denn auch schon wissen wofür ein Schlüssel an meinem Schlüsselbund diente? Vollkommen verrückt. Ha! Also war ich es also. Die Verrückte. Vielleicht hatte ich mir das Ganze ja auch nur eingebildet und ich habe den gesamten heutigen und gestrigen Tag nur geträumt?

Nein, das war unmöglich. Dennoch zweifelte ich weiterhin an der Theorie, dass es der Wahrheit entsprechen könnte, was das Aas mir erzählt hatte. Ich meine, hätte es sich in all den Jahren nicht irgendwie bemerkbar gemacht? Mist. Glaubte ich nun schon das was er gesagt hatte? Ich war hin und hergerissen. Einerseits, glaubte ein Teil in mir, ein klitzekleiner Teil, ihm. Der andere jedoch, hatte immer noch diesen Plan, weil er so etwas mit mir gemacht hatte. Jedoch war es genau dieser Teil, welcher dominierte.

Gedankenverloren ging ich zu meinem Spiegel, um mir meine Haare zu glätten. Ich brauchte irgendeine Ablenkung von dem Ganzen. Jayden Shore stand mir bis zum Hals. Hoffentlich würde ich ihn bald auskotzen.

Was würde ich eigentlich tun, wenn Jay mir für den Sunflower-Ball absagen würde? Dann würde ich meinen Plan anders umsetzen nur würde es dann viel schwieriger werden. Ich brauchte also einen Plan B. Wieso hatte ich da eigentlich nicht vorher dran gedacht? Und verdammt, wieso hatte ich so viele Fragen, aber keine Antworten? Ich hasste sowas. Ich war jemand, der keine Frage unbeantwortet ließ, solange es denn eine Antwort gab und in diesem Fall gab es diese, und ich würde sie bekommen.

Ich musste mir auch noch etwas Idiotensicheres ausdenken. Nachher würde etwas schief gehen. Mist, es gab so vieles zu beachten, wieso hatte ich damit überhaupt angefangen? Es gab so viele Wege es ihm heimzuzahlen und ich musste es über diesen Weg machen.

Doch plötzlich kam mir die Idee. Und ich würde sie sogleich in die Tat umsetzen. Es war einfach perfekt, und vor allem: Jaysicher.

 

Nach permanentem dauerklingeln öffnete mir endlich ein genervtes Saftgesicht, welches zuvor schon von innen:»Ist ja gut, ich komm ja schon!«, genschnaubt hatte.

Als er mich jedoch sah, war ihm die Verwunderung ins Gesicht geschrieben. Mit mir hatte er nicht gerechnet.

»Hey Jay, du wirst es mir kaum glauben, und Gott bewahre-«, nebenbei gestikulierte ich theatralisch mit meinen Händen in der Gegend herum, »ich glaube es mir ja selbst nicht. Doch trotzdem wird mir wohl niemand anderes als du helfen können. Also- kann ich reinkommen?«

Kapitel Acht ~ Lass den Plan beginnen!

 

Schweigend befanden wir uns auf dem riesigen Bett in Jays Zimmer. Unheimlich ekelig sich vorzustellen, was er da schon alles drin getrieben haben könnte. Hoffentlich hatte er bei seiner Ankunft hier ein neues gekauft, denn dann konnte ja noch nicht allzu viel mit dem Ding passiert sein.

»Also Liebes, was willst du von mir?«, fragte Jay in einem Ton, der seinen perversen Gedanken vermutlich Ausdruck verleihen sollte.

»Nicht das was du vermutlich denkst.« hörbar atmete ich aus, um dann fortzufahren:»Nun ja, ich fand es nicht gerade nett von dir, mich gestern mit einem Haufen, ach quatsch, einem Berg von Fragen einfach so sitzen zu lassen.«, unbeirrt starrte ich ihn an.

»Ich versuche es die ganze Zeit aus meinem Kopf zu bekommen. Aber sobald ich meine Augen schließe ist es wieder da, ich spüre dieses Schicksal in mir. Und verdammt- nein, ich will es nicht, ich hasse es. Nur bist du der einzige der mir dabei helfen kann.«, verwundert presste ich meine Hand auf meinen Mund. Mist, es war einfach aus mir herausgesprudelt, es war nicht meine Absicht es zu verraten.

Doch der Mistkerl sah tatsächlich beschämt aus. Naja, ein wenig zumindest. Für seine Verhältnisse, war er bestimmt schon ein räudiger Hund.

»Ja sorry, das war echt scheiße von mir. Ich mein hätte ja auch sonst was passieren können, und du hättest sofort zu deinen Eltern rennen können oder diesen komischen Zac da anrufen können oder so.«, plötzlich sah er geschockt aus und riss die Augen auf.

»Ich meine, das hast du doch nicht getan oder?«

»Nein, nein Jay verdammt das habe ich nicht. Vermutlich zwar eher aus dem Grund, dass mir niemand glauben würde, und ich für verrückt erklärt werde, als den dein Geheimnis zu schützen, aber das ist ja auch egal, Fakt ist: das Gespräch und seinen Inhalt kennen nur du, ich, und Mister Cuddle.«, oh Mann ich hatte mein Mundwerk heute eindeutig nicht unter Kontrolle.

»Okay.«, nun war er es der hörbar ausatmete.

»Und danke. Wirklich, vielen Dank.«, ich hätte zwar alles andere erwartet als einen Dank, aber nun gut, es gab ja schlimmeres stimmt’s?

»Aber, Moment mal- Mister Cuddle?«, fragte er skeptisch.

»Mein Teddybär den ich zu meinem fünften Geburtstag bekommen habe.«, platze ich heraus, und schon prusteten wir beide los.

»Wie schön, dass es dich so amüsiert, aber Mister Cuddle ist der einzige der meine tiefsten Geheimnisse kennt und über meine intimste Privatsphäre Bescheid weiß!«, rief ich aus.

Nun lachte Jay nur noch lauter:»Du weißt schon, dass das es nicht gerade besser macht.«

Schnell schnappte ich mir eins seiner Kissen, drückte es mir aufs Gesicht und stöhnte peinlich berührt hinein.

»Aber ich muss zugeben, ich wäre schon gerne Mister Cuddle.«, gab Jay zu.

Als Antwort, bekam er lediglich ein Kissen gegen den Kopf, mit den Worten:»Du bist unmöglich!«

Wieder begann er zu lachen, und irgendwie gefiel es mir. Aber es gefiel mir nicht, dass es mir gefiel. Gott, ich war ja wirklich kompliziert.

»Naja, ich war ja eigentlich auch wegen was ganz anderem hier.«, startete ich schnell einen Versuch um das Thema wieder in die richtige Richtung zu leiten.

»Okay, wie wär’s wenn wir es ganz einfach machen: du fragst einfach eine deiner Fragen, ich antworte. Wie klingt das?«, schlug Jay vor.

»Perfekt.«, stimmte ich zu.

Nicht, dass ich ihm mittlerweile glaubte, jedoch war dies gerade Teil meines Plans. Es musste überzeugend kommen, dass ich ihm dieses ganze Zeugs glaubte.

»Wieso weißt du das alles über mich?«, fragte ich ihn.

»Ich habe meinen leiblichen Vater kennengelernt, er war ein guter Hexer und sehr gut mit deinem Vater befreundet. Er hat immer gemeint, es wäre meine Aufgabe den Zirkel wieder komplett zu machen. Weißt du, ich bin mit dem ganzen aufgewachsen, deswegen ist es für mich normal.« , er grinste, »so normal es eben sein kann versteht sich.«

»Wenn dein Vater ein guter Hexer war, dann hast du es auch in dir richtig?«

»Ja klar. Ich meine ich gehe ja nicht umsonst zu dir und labere irgendwas daher. Bei mir ist es, aber trotzdem noch ein bisschen komplexer. Wobei ich glaube, dass es bei dir ähnlich ist.«, informierte er mich weiter.

»Wie es ist bei dir komplexer? Und warum bei mir?«, rutschte es mir halb geschockt raus.

»Naja ich habe auch meine leibliche Mutter kennengelernt. Jedoch, konnte ich sie niemals wirklich besuchen das ist einfach...«, er dachte einen Moment nach, runzelte die Stirn, bevor er seinen Satz mit einem »kompliziert.«, beendete.

»Hm na gut, aber warum ist es bei mir so kompliziert?«, ich würde noch herausfinden was mit ihm, beziehungsweise seiner Familie früher geschehen ist.

»Naja, das ist genauso kompliziert.«, er lachte.

»Erklärst du es mir?«, fragte ich mit einem Hündchenblick.

»Ich kann es ja versuchen.«, gab er sich geschlagen.

»Yeay Prima!«, stieß ich aus.

»Okay, das wird lange dauern.«, murmelte er sich in seinen imaginären Bart.

Doch er fuhr lauter fort: »Es ist so, dass mein Vater meinte, ich würde es mit der Zeit spüren wenn jemand in meiner Nähe ist, der so ist wie ich. Natürlich habe ich das angezweifelt. Ich meine, was sollte man da auch spüren? Schließlich habe ich bei meinem Vater, und seinem Zirkel, nichts gespürt, wieso sollte es dann gerade bei jemanden den ich nicht kenne anders sein? Er meinte dann nur, dass die Menschen aus seinem Zirkel auch nicht die gleiche Geschichte wie ich haben, und diejenigen, die zukünftig zu meinem Zirkel gehören werden gleiches erlebt haben. Es war bei dir so Mikayla. Bei dir habe ich etwas gespürt, was unmöglich zu beschreiben ist. Sofort wusste ich, dass es dieses Gefühl ist, wenn man jemanden aus dem Zirkel getroffen hat, das was mein Vater immer beschrieben hatte.

Als ich dann auch noch die Flamme um deine Augen gesehen habe, habe ich es mir sofort gedacht, dass du wenigstens eine Hexe sein musst, als ich jedoch die geheimen Waffen in deinem Zimmer fand, war mir alles klar. Du musst die gleiche Geschichte, oder zumindest eine ähnliche wie ich erlebt haben. Das Problem ist, ich kann dir leider nichts zu dieser Geschichte sagen, da ich deine Mutter nie gekannt habe, und sie wohl der entscheidende Faktor bei dieser Geschichte ist.«, erklärte er.

Ich grübelte vor mich hin. Eigentlich konnte man sich sowas unmöglich ausdenken, und dann auch noch so überzeugend dabei sein. Trotzdem glaubte ich ihm auch nicht. Das war echt merkwürdig.

»Du hast ja gesagt ich bin eins dieser Kinder die ein Element beeinflussen können, richtig?«, als Antwort nickte er nur.

»Also bist du auch eins dieser Kinder?«, hakte ich nach.

Er grinste:»Scharf kombiniert mein Wildkätzchen.«

»Okay, und welches Element hast du? Oder noch besser, welches habe ich?«

»Bei mir ist es genau wie bei dir, mit den Flammen um dem Auge. Also, so ähnlich. Bei mir sind es Wellen die um das Auge gehen. Aus diesem Grund gehe ich stark davon aus, dass du das Feuer beherrschen kannst. Anfangs habe ich noch nicht viel gekonnt, aber mittlerweile kann ich das Wasser kontrollieren. Wenn irgendwo etwas Wässriges in der Nähe ist, bin ich noch stärker als ohne, aber ohne funktioniert es auch. Ich denke, bei dir wird es ähnlich sein, aber sicher bin ich mir nicht.«, berichtete er mir.

Welch Ironie. Wasser und Feuer. Wenigstens an dieser Stelle würde ich ihm glauben. Denn Wasser und Feuer harmonierten ja mal gar nicht miteinander. Es war wie der Nord- und Südpol. Einfach komplett unterschiedlich. Wenn er da nicht log, dann hatte sogar die Natur etwas dagegen, dass wir uns verstanden.

»Wow. Selbst die Natur will, dass wir uns hassen.«, meinte ich lediglich.

Er lachte laut los. Langsam war es selbst in meinem Verstand nicht mehr zu leugnen, dass ich sein Lachen mochte. Trotzdem hasste ich ihn. Er war mir einfach zu eingebildet, und zu verrückt!

»Mal was anderes, du meintest doch ich soll mich im Nahkampf und in meinen Fähigkeiten stärken, richtig?«, fragte ich ihn mit einem unschuldigen Lächeln auf den Lippen.

»Oh ja, das solltest du ganz dringend. Das mit den Kräften wird zwar schwieriger, aber ich denke du wirst es schaffen.«, sprach er überzeugt.

»Schön und gut, aber ich habe da doch gar keine Erfahrungen mit… Wer sollte mir das denn alles bitte beibringen?«, natürlich wusste ich, dass er sich anbieten wird, es mir beizubringen, da es ja praktisch gar keine andere Wahl gab, doch genau das war es, was zu meinem Plan gehörte.

»Das werde wohl oder übel ich übernehmen müssen mein Wildkätzchen.«, er lachte.

»Und wenn ich das nicht will?«, meinte ich trotzig.

»Dann wirst du wohl von den Hexern zu Schutt und Asche verarbeitet werden.«, meinte er grinsend.

»Ich könnte auch einfach meine Eltern fragen.«, erwiderte ich schnippisch. Doch plötzlich wurde ich nachdenklich und fragte ihn mit zitternder Stimme:»Erzählst du mir noch etwas über meinen… Vater?«, fragte ich vorsichtiger und bedachter als die Fragen zuvor. Warum wusste ich nicht.

»Warum ist deine Stimme denn plötzlich so brüchig?«, stellte Jay eine Gegenfrage, genauso vorsichtig wie ich zuvor. Hörte ich da vielleicht sogar ein kleines bisschen… Mitgefühl? Bestimmt nicht.

»Naja weißt du, es ist schon ein starkes Stück wenn jemand, den du gerade mal einen Tag kennst, plötzlich dein Leben mit solchen Aussagen verändert. Wenn er dir sagt, dass dein Vater nicht dein Vater ist. Dass der Mann, der dich großgezogen hat, der immer für sich da war, der dein persönlicher Held ist, nicht der sein sollte, der er ist. Doch das schlimmste daran ist, dass du es nicht von ihm persönlich erfährst sondern von jemandem, den du nicht mal richtig kennst. Also, es ist schwer zu glauben, wenn jemand mir so etwas erzählt, wenn jemand mir erzählt, dass der Mann den ich mein ganzes Leben lang „Dad“ genannt habe, nicht mein Dad ist.«, sprach ich aus was ich wirklich dachte. Ich wusste nicht warum ich es ihm sagte, denn eigentlich hatte es ihn nichts anzugehen. Ich konnte mit allem leben, mit dem ganzen Hexenkram, auch wenn ich es nicht glaubte, dass so etwas überhaupt möglich war, so würde doch die Sache mit meinen Eltern mich am meisten runterziehen. Ob es nun gelogen war oder nicht, ich beschäftigte mich trotzdem mit diesem Gedanken, ich konnte nicht anders. Zweifeln… klar tat ich das, sehr sogar, aber wer würde im Endeffekt nicht darüber nachdenken? Es würde wie ein leichter Nebel durch deinen Verstand sickern, doch es wäre trotzdem immer durch den Schleier der Skepsis verhüllt. Trotzdem wäre es dort. Präsent. So ist es bei mir.

Tränen stiegen mir in die Augen. Lächerlich ich weiß, aber sie drohten überzuquellen. Nicht viel später taten sie dies auch.

Plötzlich kam Jay zu mir und nahm mich einfach nur in den Arm. Schlang seine starken Arme um meinen Oberkörper und hielt mich fest. Im ersten Moment war ich vollkommen perplex. Wusste nicht was ich tun sollte, doch dann war ich über mich selbst überrascht als ich meine Hände in seinen Pulli krallte und mich an seiner Schulter ausweinte. 

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Publication Date: 08-18-2014

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