Doch Eros hat mir das Herz
aufgewühlt, so wie ein Sturm,
der vom Berge herab
in die Eichen sich stürzt.
Wie sagt das Sprichwort? Die Liebe fragt nicht, ob sich’s schickt. Sie fragt auch nicht, wo sie hinfällt. Und ob sie Glück oder Unglück bringt, ist höchst ungewiss.
Dass ein guter Lehrer seine Schüler (und Schülerinnen) liebt, ist unbestritten. Ebenso, dass die Schüler (und Schülerinnen) ihre Lehrer lieben müssen, soll der Samen des Unterrichts hundertfältige Frucht tragen. Was aber, wenn die Liebe eines Lehrers plötzlich keine Grenzen mehr kennt? Wenn sie Herzklopfen verursacht? Wenn sie die Röte ins Gesicht treibt? Wenn sie die Knie weich werden lässt? Wenn sie den Geist verwirrt und das Denken ausschaltet? Ja, was dann?
Ich kann bezeugen, wie das ist, wenn die Liebe eines Lehrers, noch dazu eines verheirateten Lehrers, keine Grenzen kennt. Und niemand, der dies hört, würde mir glauben, wie gut und wie glücklich ich verheiratet war und wie sehr ich meine Frau liebte (und noch immer liebe). Und trotzdem ...
Ja, ich gehöre fraglos zu den Lehrern, die ihre Schüler (und Schülerinnen) lieben, und zwar alle ohne Unterschied, die Faulen wie die Fleißigen, die Dummen wie die Gescheiten, die Hässlichen wie die Hübschen, die Muffeligen wie die Charmanten, die Ungewaschenen wie die lieblich. sprich, gepflegt Duftenden. Und bei den Charmanten, Hübschen, Gescheiten, Fleißigen, lieblich Duftenden weiß ich es auch stets so einzurichten, dass sich meine Liebe zu ihnen (und ihre Liebe zu mir) in den von Gesellschaft und Schulgesetzen gezogenen Grenzen hält.
Nur ein einziges Mal gelang es mir nicht. Ein einziges Mal.
Und warum dies? Ich weiß es nicht. Ja, Nina war charmant, hübsch, gescheit, fleißig und duftete lieblich. Sie war brav,
Publisher: BookRix GmbH & Co. KG
Text: Karl Plepelits
Cover: JerzyGorecki, Pixabay, CC0 Creative Commons
Editing: Karl Plepelits
Layout: Karl Plepelits
Publication Date: 04-23-2018
ISBN: 978-3-7438-6641-6
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