Wenn die Nacht zum Tag wird,
man die Gespenster beeindrucken will:
Silvester-Spektakel.
Der Nacht den Schrecken nehmen,
der Zukunft Zähne zeigen.
Vermögen Feuerwerk und Böller das,
Spaß-Raketen, Heidenlärm
zur unchristlichen Zeit?
Man will dabei sein,
unbedingt geweckt werden.
Aber als Achtjähriger
ist einem dann der Schlaf doch wichtiger.
Was soll man sich aus Morpheus Armen winden?
Nun auf einmal ist es Krach, Getöse.
Man wird richtig böse.
"Was soll der Lärm, zieht die Gardinen zu!"
Auch meine Schwester will ihre Ruh.
Dabei hatten wir vorher drum gebeten,
uns ja zu wecken,
wenn es losgeht mit den Raketen.
Auch Gäste sind im Kinderzimmer.
Ist hier 'ne Party?
Gänzlich verpufft das Spektakel,
es kommt nicht an gegen Morpheus Rufen,
auch der Sandmann macht Überstunden.
Dennoch bleibt mir diese Nacht mehr in Erinnerung
als vergleichbare Silvester.
Der Welt den Rücken kehren,
völliges Desinteresse an des Lebens Show.
Wir haben ein Stockbett - meine Schwester hat es gut,
sie kann den Vorhang vor ihrem Bett zuziehen.
Mich hält noch die Pflicht am Fenster,
weil ich das Gefühl habe,
diesem Fest für das neue Jahr was schuldig zu sein.
Was soll das Jahr von mir denken,
wenn ich ihm gleich am Anfang Respektlosigkeit erweise?
Schwer sind die Augenlider,
ich verabschiede das alte Jahr,
kommst nie wieder.
In Kästen hab ich sie verwahrt, die Jahre -
und es bedarf eines Stichwortes,
dann haben sie ihren Auftritt auf mentaler Bühne.
Nicht so zuverlässig wie Disketten oder Blu-rays,
aber stets zur Hand, auch wenn man denkt,
man hätte sie verlegt.
Wie Schauspieler, denen ein Stichwort genügt,
dann entsinnen sie sich an den gesamten Text.
Trotz Krachs zu schlafen,
Leben ausblenden.
Gedanken machen die Nacht des Ichs zum Tag.
Vielleicht ist das Erleuchtung:
Dass man die Helligkeit beliebig regulieren kann -
Du bestimmst, ob Silvester in Dir.
Licht als Lebens-Elixier.
ENDE
Ein Foto auf der nächsten Seite.
Cover: https://pixabay.com/de/photos/feuerwerk-silvester-stadt-himmel-1953253/
Publication Date: 10-13-2016
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