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Kapitel 1



Ein Licht blendete meine Augen, als ich sie endlich wieder öffnen konnte. Ich weiß nicht, wie lange ich weggetreten war, aber es müssten einige Stunden gewesen sein. Am liebsten hätte ich mich einfach los gerissen und in meiner Mordlust jeden schuldigen in dieser Anstalt gerichtet. Ich presste die Augenlieder wieder aufeinander und hoffte, das sie sich bald an das starke Licht gewöhnen würden, denn es brannte förmlich auf meiner Netzhaut. Mein Mund war staubtrocken, nur den alten Geschmack meines Blutes konnte ich auf den Lippen wahrnehmen. Ich versuchte mich etwas zu bewegen, aber ich war an eine Wand gekettet, was ich am deutlichsten daran merkte, dass meine Handgelenke derart an den Ketten scheuerten, dass die Haut aufriss. Meine Beine waren auch gefesselt worden, aber nur aneinander. Der Strick war mit großer Vorsicht angebracht worden, dabei aber etwas zu fest, bald würden meine Füße zu pochen beginnen. Meine Haare fielen mir immer wieder ins Gesicht, sodass ich sie wieder mit einer schnellen Kopfbewegung nach hinten werfen wollte. Aber es half nichts, sie klebten an meinen Schulter, am Bauch, auf dem Rücken. Ich hatte nur eine kurze Hose, sowie meinen BH an. Peinlich, aber als Werwolf ist man es gewöhnt, mit wenig Kleidung dar zu stehen. Bis auf einige Narben störte mich aber auch nichts an meinem Körper. Es war sinnlos, noch weiter zu strampeln, oder sich zu wehren. Man hatte mir bereits einen Bleistab in den Unterleib gerammt, um mich ruhig zu stellen. Sie würden es wieder tun, wenn ich zu viel Aufsehen erregen könnte. Also blieb ich still und schonte meine Kräfte, bis ich sie wirklich brauchen konnte.
“Schlafende Hunde soll man nicht wecken.“ hörte ich eine gehässige Männerstimme. Es war jener Mann, welcher vorhin im Auto als Beifahrer eingesetzt wurde. Eigentlich war er hier jemand, der die schönste Arbeit verrichten durfte. Personen aus seiner Gesellschaft haben beinahe schon Freude daran, Werwölfe zu foltern. Sie haben es sich sogar zur Aufgabe gemacht, das zu tun. Die Verrückten haben sich sogar eine eigene Ideologie mit diesem Hintergrund ausgedacht. Ich schnaubte, als ich seine widerwärtige Stimme hörte. “Pass auf was du sagst!“ keiner meiner Art wollte gerne Hund genannt werden und seine Frechheit, auch noch zu behaupten, ich hätte geschlafen war ebenfalls unglaublich dreist. Wieder versuchte ich meine Arme herunter zu reißen und damit die Ketten brechen zu lassen. Es hätte geklappt, wenn man die Sache mit dem Blei vorhin gelassen hätte. Mein Unterleib schmerzte noch immer stark und ich war mir sicher, es blutete noch immer, da solche Wunden lange nicht so schnell heilen, wie normale Schnittverletzungen. Langsam konnte ich meine Augen wieder öffnen, nach und nach konnte ich seine Umrisse erkennen und war verblüfft, dass er noch immer seinen schwarzen Anzug trug. Schwarz war irgendwie deren Farbe. Er kam auf mich zu und bückte sich zu mir nach unten. “So etwas wie du es bist, ist eine Schande für Gottes Schöpfungen! Alle deiner Art sind Bastarde oder Fehler der Entwicklung.“ das hatte er nicht zum ersten Mal zu jemandem gesagt. Das konnte ich an seiner Stimme hören, es schien beinahe schon Routine zu sein. Ich wollte eigentlich auch gar nicht wissen, wie viele meiner Art hier bereits vor mir gehangen haben und darauf warteten, dass er begann sie zu töten. Aber was er da sagte war falsch! Ich würde mich nicht einfach seinen Worten hingeben und mich einfach spalten lassen. Ich verzog das Gesicht und spuckte ihm auf die Schuhe. Statt einer wörtlichen Antwort, holte er nur aus und schlug mir ins Gesicht. Mein Kopf knallte an die Wand und hinterließ dort einen unschönen Blutfleck. Weiße Wände waren wirklich nicht die beste Wahl für einen Folterraum wie diesen hier. “Du wagst es?!“ brüllte er mich an und ging zurück zu einem Tisch in der Mitte des Raumes und überlegte dort einen Moment. “Wir waren davon ausgegangen, du wärst noch nicht erwacht." er griff etwas und drehte sich abrupt um. “Dann hätten wir dir vielleicht noch helfen können.“ Ich wusste, was er damit meinte. Er hätte meine Seele befreit und ich hätte mit einem reinen Geist sterben können. So etwas in der Art stand in ihrem Glaubensbekenntnis. Ich hatte mal das Glück, einen Blick darauf zu werfen. Wenn ich aber gewusst hätte, das sie mich in aller Öffentlichkeit aufsuchen und mitnehmen, dann hätte ich es genauer studiert und einen Fehler gesucht um ihn gegen sie zu verwenden. Wieder kam er auf mich zu. Es war ein Spieß. Ich ging davon aus, das es kein Blei oder Silber war, also war in schon einmal ein bisschen mehr erleichtert. Kurz verharrte er vor mir und rammte den Stab dann in meinen Bauch. Ich stöhnte auf und spannte mich an, der Schmerz war unbeschreiblich. Ein stechend, beißendes Gefühl zog sich von der Einstichstelle, bis hin zu meinem Herzen und verblasste dort. Er wartete nicht lange und stieß dann erneut zu und dann wieder. Das vierte mal ließ er den Spieß stecken und verließ einfach wieder den Raum. Ich röchelte, denn der Schmerz hatte ja nicht nachgelassen. Wie lange konnte ich das noch durchhalten, Werwolf hin oder her? Irgendwann ist immer Schluss. Es fiel mir schwer zu atmen, meine Lunge rebellierte und wollte aufhören mir zu gehorchen. “Scheiße!“ murmelte ich und begann danach wieder vor Schmerz aufzustöhnen. Eine Träne lief über meine Wange. Das musste doch Silber gewesen sein, der Geruch meines langsam verbrennenden Fleisches war ekelhaft, aber leider vertraut.
Ich kann nicht länger so hier herumhängen und warten, bis er der Meinung ist, er könnte mich nun nicht mehr gebrauchen.

Ich hoffte darauf, meine Wölfin irgendwo finden zu können. Das Blei war ein Metall, welches sich gut darin machte, Werwölfe zu lähmen und ihre zweite Hälfte zu unterdrücken. Das Silber an sich war nur dazu gut, uns von innen zu verbrennen. Keine Antwort, ich war allen und das machte mir noch mehr zu schaffen, als der monotone Schmerz. Das Brennen breitete sich nicht weiter aus, als das Metall meine Haut berührt hat, aber soweit war es auch schon schlimm genug.

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Publication Date: 02-11-2011

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