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Lapidem Maleficus

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1 – Merke: Termin beim Chiropraktiker vereinbaren

»Ich werde dich lehren …«

Die Vampirin versetzte Scott einen kräftigen Stoß. Unfähig, den Schwung abzufedern, krachte er mit dem Gesicht voran gegen die Hausmauer. Scotts Knochen knirschten und der raue Stein scheuerte die Haut an seiner Wange auf.

»… Vampirkinder anzugreifen!«

Sie packte ihn am Arm, um ihn erneut gegen die Hauswand zu werfen. Warmes Blut rann über Scotts Kinn.

»Du Schande der Natur, Bastard, Gesindel …«

Mit jedem Wort donnerte sie seinen Kopf an den harten Stein. Stöhnend sackte Scott in sich zusammen. Seine Sicht verschleierte sich. Beim Anblick der stinkenden Gasse war das wahrlich ein Segen.

»Mörder!«

Er starrte auf den verzerrten Mund, der dieses Wort zischte. An seiner Jacke zog sie ihn auf die Füße. Kraftlos hingen seine Arme nur noch nach unten, anstatt die Faust der Blutsaugerin zu umklammern, bevor sie ihn ein weiteres Mal mit voller Wucht gegen die Hauswand schmetterte.

»Das war das letzte Mal, dass du ein Kind angreifst!«

War sie jetzt fertig mit ihrer Predigt? Jeder Knochen in seinem Leib schrie nach Gnade. Ein Wort, das ihm niemals über die Lippen kommen würde. Kieselsteine bohrten sich ihm in die Hände, als er taumelnd versuchte, wieder auf die Füße zu kommen. Ausgerechnet die Vampirin half ihm dabei. Sie packte ihn an der Kehle und riss ihn nach oben. Seine Bandscheibe stöhnte erleichtert, aber vielleicht war er das auch selbst. Ihre Augen glühten feuerrot. Sie war nicht so gnädig, ihn zu erwürgen oder ihm das Genick zu brechen. Das Biest wollte spielen und sie plante eindeutig, ihr Spielzeug in millimeterkleine Einzelteile zu zerlegen. Mütter waren doch in allen Rassen gleich. Niemand hatte Hand an ihren Nachwuchs zu legen. Sie stemmte ihn hoch und warf ihn quer über den Kiesweg. Der kurze Moment freien Fluges endete, begleitet von einem lautstarken Scheppern, an einer Mülltonne.

Scott ächzte. Jeder Knochen in seinem Körper heulte, sämtliche Muskeln schmerzten und sein Schädel dröhnte, als wäre darin ein Airbus gestartet.

Ein Mensch wäre nach einer solchen Behandlung längst tot. Aber er war kein Mensch. Er war ein Damnati.

Die Natur hatte sich etwas dabei gedacht, als sie die Rasse der Jäger erschuf. Äußerlich waren sie von den Menschen nicht zu unterscheiden. Doch sie waren wendiger, kräftiger und nicht so leicht zu Kleinholz zu verarbeiten.

Auch wenn das heftige Pochen im Rücken Scott spontan nach der Rente betteln ließ.

Es gab Tage, an denen sollte man besser im Bett bleiben. Und es gab Tage, da sollte man Vampirkinder laufen lassen, anstatt ihnen mit einer Armbrust einen Pfeil in die Schulter zu jagen. Man traf das Herz eben nicht immer gleich, wenn sie sich bewegten. Wen wunderte es also, dass die Mutter über das schmerzerfüllte Geheul ihrer Brut nicht amüsiert war?

Vielleicht behielt sie recht. Womöglich war es heute wirklich das letzte Mal, dass er sich mit einem Blutsauger anlegte.

Breitbeinig baute sich die Vampirin über ihm auf. Sie hatte schlanke Beine, wie eine Gazelle. Und sie trug unter ihrem Rock rosa Spitzenunterwäsche, wie er trotz der tanzenden, schwarzen Punkte vor seinen Augen bemerkte. Zu schade, dass sie ein Scheusal war, das es nicht verdient hatte, auf diesem Planeten zu wandeln.

»Du wirst nie wieder Vampirkinder angreifen. Hast du das kapiert, du hirnverbrannter Damnati?«, zischte sie voller Hass.

»Und was, wenn nicht?«

»Dann töte ich dich!«

Scott lachte. Eine schlechte Idee. Stechender Schmerz schoss durch seinen Brustkorb und er schmeckte sein eigenes Blut. Wer war hier hirnverbrannt? Wohl doch die Vampirin, die sich über einen Damnati beugte und offenbar glaubte, er würde seine grundsätzliche Einstellung gegenüber Vampiren, Werwölfen und sonstigem Ungeziefer ändern.

Dann würde er den Grund seiner Existenz verleugnen. Die Damnati stellten das Gegengewicht der Natur zur körperlichen Überlegenheit und dem unbezähmbaren Blutdurst der Vampire dar. Sie waren Jäger. Sie liefen nicht vor Werwölfen und spitzzähnigen Blutsaugern davon – sie töteten sie, auch die Kinder. Das war sicherer. Sonst zertrümmerten sie Damnati an Mülltonnen, wenn sie groß waren.

Scott verschränkte die Hände vor der Brust und starrte in den wolkenverhangenen Himmel. Dumpfer Schmerz hämmerte in seinem Schädel, in der Wirbelsäule, in den Schultern, sogar in der linken kleinen Zehe.

»Kann ich drüber nachdenken?«, fragte er.

»Ich gebe dir zehn Sekunden.« Sie setzte ihren Fuß auf Scotts Kehle. Er spürte das Pochen seiner eigenen Halsschlagader gegen die Schuhsohle.

»Eins …«, begann die Vampirin lauernd zu zählen. »Zwei …«

Doch der Damnati hörte kaum hin.

Was interessierte ihn das Geschwafel einer Ausgeburt des Teufels? Wenn sie ihn nicht tötete, dann würde er sie umbringen. Es war schon immer so. Seit dem Tag, an dem Scott nicht nur seine Ausbildung beendet, sondern auch seine Fairness gegenüber den Wesen abgelegt hatte. Seit achtzehn Jahren, 6.570 Tagen oder 157.680 Stunden. Natürlich nicht auf die Sekunde genau, aber doch ungefähr. So lange kannte er keine Gnade mehr. Seit dem Tag, an dem seiner Schwester die Zukunft genommen worden war.

An diesem Tag hatte er Neila das letzte Mal lachen sehen. Sie war voller Lebenslust gewesen. Aber auch so jung und unbesorgt.

»… drei …«

Er erinnerte sich an ihre lebhaften, blauen Augen, als hätte er sie erst gestern gesehen. Sie hatten ihn immer dann tadelnd gemustert, wenn er seiner kleinen Schwester vorgeschrieben hatte, nicht im Dunkeln allein hinauszugehen.

»… vier …«

Was hatte sie ihre Stupsnase und die unzähligen Sommersprossen, die sich über ihre Nase und ihre Wangen ergossen, immer gehasst. Mehr als einmal hatte er das Make-up weggeworfen, mit dem sie die Punkte überdeckte.

»… fünf …«

Der Druck auf Scotts Hals wurde stärker, aber das Bild in seinem Geist vervollständigte sich. Rote Haare wallten in langen Locken um ihren Kopf wie ein Feuerschein.

»… sechs …«

Ein weiteres Detail fiel ihm ein. Die pinke Spange, die sich mit der Farbe ihrer Haare biss und die sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit trug. Schmerz durchzuckte ihn, doch war es diesmal nicht die Pein, die in Scotts Gliedern tobte. Dieser Schmerz hier saß tief in seinem Herzen und verdunkelte seine Seele.

»… sieben …«

Die Vampirin bewegte sich unruhig. Scott schluckte und sie trat ein wenig fester auf seine Kehle. Trotzdem war er nicht bereit, wieder in die Realität zurückzukehren. Die Erinnerung war noch lange nicht komplett.

Neila lag auf dem grauen Asphalt. Schmutziges Pfützenwasser färbte den Stoff ihrer hellen Jeanshose dunkel. Ihre Glieder waren verdreht und ein dünnes Rinnsal Blut sickerte unter ihrem Kopf hervor.

»… acht …«

Ihr hübsches Gesicht verzerrte sich vor Angst. Ihr Blick strahlte nur noch Qualen aus. »Scott, hilf mir.« Ihre Stimme hallte in seinem Kopf, als würde sie direkt neben ihm stehen und es ihm ins Ohr brüllen.

»… neun …«

Der Jäger schloss die Augen und atmete durch. Die Vampirin trat fester gegen seinen Hals, als sie das Gewicht verlagerte. Er gierte nach Rache. Für Neila, deren Schreie ihn seit vielen Jahren bis in die tiefsten Träume verfolgten.

»… zehn!«

Scott packte den Fuß der Vampirin und drehte ihn herum. Das Knacken ihres brechenden Knochens wurde nur von ihrem lauten Schrei übertönt. Mit einem Ruck brachte er sie zu Fall und sie schlug auf dem Boden auf.

Blindlings trat die Vampirin um sich. Sie traf seinen Oberschenkel und der Schmerz raubte ihm fast den Verstand. Aber es hinderte ihn nicht daran, den hölzernen Pflock aus der Gürtelschlaufe zu ziehen und das Holz in die Wade der Blutsaugerin zu rammen.

Ihr spitzer, schmerzerfüllter Schrei strapazierte sein Trommelfell aufs Äußerste. Scott riss das Holz aus ihrem Bein und sprang nach vorn, direkt über sie. Erneut stach er zu. Das Geschrei wandelte sich in hustendes Gurgeln. Wieder zog er den Pfahl aus ihrem Körper. Blut schoss aus der Wunde an ihrem Bauch.

»Bitte nicht!« Schützend verschränkte sie die Hände über ihrem Herzen, aber das nützte ihr nichts. Scott rammte die Spitze durch den Handrücken in den Brustkorb. Das Holz prallte an den Rippen ab. Es juckte ihn nicht. Er riss den Pflock erneut nach oben und versenkte ihn abermals in ihrer Brust. Wie von Sinnen stach er immer wieder mit dem Pfahl auf sie ein. Wimmernd und mit letzter Kraft wand sich die Vampirin unter ihm, bis er ihr verfluchtes Herz endlich traf.

Sein eigenes schlug so laut, dass ihm der Puls in den Ohren dröhnte. Schwer atmend hielt er inne und starrte auf die tote Frau hinunter. Ihr Brustkorb war eine einzige große Wunde und der Pflock steckte mittendrin. Ihr Antlitz veränderte sich, als das untote Leben aus ihr wich. Ihr Gesicht, genauso wie ihr Körper vertrocknete. Adern traten unter der Haut hervor, die blasse Haut färbte sich grau und zurück blieb ein steifer Körper, einer Puppe gleich.

Er sollte zufrieden sein. Nur ein toter Vampir war ein guter Vampir. Ein Vampir, der nicht lebte, brauchte kein Blut und somit starben keine Menschen.

Aber die Euphorie blieb aus, wie meistens. Stattdessen dachte er erneut an seine Schwester. Neila hatte immer alles besser gewusst. Sie hatte behauptet, sie bräuchte seinen Schutz nicht und letztendlich hatte sie recht behalten.

Sein Schutz war nutzlos. Sie hätte jemanden gebraucht, der sie wirklich vor einem Vampir retten konnte. Er hatte versagt. Der einzige Trost war die Rache und die Hoffnung darauf, eine Möglichkeit zu finden, das Schicksal zu betrügen.

Seither suchte er nach einem Weg zu heilen, was nicht mehr geheilt werden konnte. Die Welt war doch voller Magie. Er musste nur die richtige finden. Eine Kraft, die richtete, was er vor Jahren verbockt hatte.

Aber in Momenten wie diesen, wenn die Gier nach Rache wich, fühlte er sich seinem Ziel so fern wie nie.

Scott stemmte sich nach oben und wischte sich die Hände an der besudelten Hose ab. Zum Glück konnte man Leder abwaschen. Das größte Ärgernis im Job eines Damnati bestand nicht im permanenten Töten, sondern darin, sich ständig neue Klamotten kaufen zu müssen. Was würde er für ein paar ordentliche Zielfernrohre geben. Dann gäbe es keine zerfetzten Hemden und zertrümmerte Knochen, sondern eine Menge toter Wesen.

Scott taumelte zu seinem Rucksack. Alles in ihm ächzte unter der Bewegung, mit der er den Rucksack und die Armbrust aufhob, die während der Auseinandersetzung in einer übelriechenden Pfütze gelandet waren. Er wandte sich seinem Motorrad zu, da ließ ihn das Knirschen winziger Steine innehalten. Scott zog seine Pistole aus dem Rucksack und marschierte mit langen Schritten auf das Geräusch zu. Sein rechtes Bein knickte immer wieder weg, aber Schwäche konnte er sich nicht leisten. Mit einem unterdrückten Fluchen biss er die Zähne zusammen und humpelte weiter.

Hinter einem Stapel alter Holzkisten schien eine panische Meute Ratten zu hausen.

Mit dieser Einschätzung lag er völlig richtig. Eingekeilt zwischen zwei Kisten erspähte Scott das angstverzerrte Gesicht eines Jungen. Die Sommersprossen waren ebenso fahl wie die restliche Haut. Das Shirt war blutverschmiert und noch immer steckte Scotts Pfeil in seiner Schulter. Das Eisenkraut an dem Geschoss unterband die übermenschlichen Kräfte der missratenen Brut. Er war nicht stärker als ein normaler Junge, solange er sich nicht vom Blut eines Menschen nährte, das seine Selbstheilung aktivierte und dem Eisenkraut die Wirkung nahm.

»Komm her«, forderte Scott den Bengel auf, doch der schüttelte nur wimmernd den Kopf. Scott entsicherte seine Waffe und richtete sie auf den Burschen. »Willst du ein Loch in der Stirn?«

Zitternd schob sich der Junge näher an Scott heran. Große Tränen kullerten über sein Gesicht und ein ersticktes Schluchzen drang aus seiner Kehle, als ihn Scott an der unverletzten Schulter packte und aus dem Versteck zerrte.

»Gib mir das Medaillon.«

Der Junge öffnete seine Hand und hielt Scott ein kleines, bronzenes Medaillon hin. Seit Wochen suchte er nach dem Dieb, der dieses Schmuckstück aus dem Grab eines alten Mönches gestohlen hatte. Es hatte Scott nicht überrascht, dass er nicht der Einzige gewesen war, der den Geheimgang, verborgen in den Hügeln Glendaloughs, gefunden hatte. Aber die meisten neugierigen Schatzsucher schreckten davor zurück, die Steinblöcke zu öffnen, in denen die Knochen ihrer Vorfahren die letzte Ruhe gefunden hatten. Vampiren hingegen war nichts heilig. Auch nicht die Totenruhe eines Mönches. Da das letzte Hemd bereits verrottet gewesen war, hatte der Bengel das Medaillon mitgehen lassen. Sicher, um es zu verkaufen. Scott steckte es in seine Tasche. »Du hättest besser weglaufen sollen.«

Er spannte die Finger um den Abzug der Pistole. Der Junge kniff die Augen zusammen, ebenso wie Scott. Bevor er sich eine mentale Ohrfeige verabreichte. Mit geschlossenen Augen auf ein Kind schießen, er sollte für heute wirklich wieder ins Bett gehen. Machten Schlachter vor Lämmern halt? Mit jedem Jahr, das der Junge lebte, würde er zu viele Menschen töten. Unschuldige, die nur das Pech hatten, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.

Dem Bengel in den Kopf zu schießen, wäre ein gnädiger Tod. Eine Kugel, ein zerfetztes Gehirn, das sich nicht schnell genug regenerierte, um den Jungen erleben zu lassen, wie ein Pflock ihm das untote Leben nahm.

Aber er konnte es nicht. Wenn er auf die Sommersprossen des Jungen blickte, erinnerte dieser ihn an seine Schwester, was den Hass auf Vampire nur noch heißer in ihm lodern ließ, denn diese Ungeheuer hatten ihm Neila genommen. Und nun hielten genau diese Male in seinem Gesicht Scott davon ab, dem Bengel eine Kugel in die Stirn zu jagen.

Vielleicht brauchte Scott Urlaub, er fühlte sich unendlich müde.

Er senkte die Waffe, bevor er sich zu dem Jungen herunterbeugte.

»Merk dir mein Gesicht. Wir werden uns wiedersehen und dann wird einer von uns sterben.« Scott versetzte dem Jungen einen harten Stoß, der ihn geradewegs nach vorne katapultierte. Weg von ihm und der Leiche seiner Mutter.

»Und jetzt geh, ehe ich es mir anders überlege.«

Er sah zu, wie sich der Junge apathisch in die angegebene Richtung bewegte, bevor er sich abwandte, um humpelnd zu seinem Motorrad zurückzukehren.

Er schwang sich auf den Sattel und zog das Medaillon hervor. Ein kleines Stück Metall und doch war es für ihn von unschätzbarem Wert. Scott zog seine Kette durch die geschmiedete Schlaufe und hängte sie sich um den Hals. Mit einem Tritt auf das Pedal erweckte er die Maschine unter sich zum Leben. Mit mehr Gas als nötig, brauste Scott die Straße entlang.

Das Treiben des Mönches war sicher nicht gottgefällig gewesen, aber er war der Einzige, der über die Suche nach tipra sláine geschrieben hatte. Und wenn man seinen Aufzeichnungen Glauben schenken durfte, dann war das Medaillon ein Hinweis auf die Lage der Quelle des Dian Cecht. Dian Cecht, mächtiger Gott der keltischen Mythologie, oberster Heiler der Túatha Dé Danann und Scotts letzte Hoffnung.

 

 

Kapitel 2 – Immer diese Motorrad-Rowdys

Es war früher Nachmittag, als Emily auf ihrem Motorrad vor ihr heutiges Zielobjekt nicht unweit der North Road rollte. Ein Vampirhaus, das den Vampirjägern aufgefallen war. Eng drängten sich die kleinen Reihenhäuser aneinander und präsentierten stolz ihre winzigen Vorgärten. Bis auf jenes am Ende der Straße, dessen hellgrüne Fassade leuchtete wie das künstliche Gras in einem Osternest. Das Haus daneben war abgerissen worden und so stand dieses Abbild einer Geschmacksverirrung wie ein Außenseiter alleine da. Das passte. Es wurde ja auch von ungeliebten Wesen bewohnt.

Den Motor hatte sie ausgeschaltet und ihr Blick glitt wachsam über das Gebäude. Eine Gardine bewegte sich und hinter dem Vorhang erschien für einen Moment ein Gesicht. Zu dumm, die Bewohner waren zu Hause, aber leider musste das hier sein.

In zerlumpten Klamotten und mit einer abgegriffenen Mütze auf dem Kopf, wühlte einer ihrer Kollegen in einer Mülltonne. Seine Tarnung als Obdachloser war überzeugend, das musste sie zugeben.

Leider waren Verkleidungen und Karneval das Einzige, was die menschlichen Jäger beherrschten.

Um die Sprengsätze hatte sich Emily selbst gekümmert, bevor diese Schwachköpfe sich überflüssigerweise selbst in die Luft jagten.

Dynamit wie alten Käse schwitzend in einer Hinterhofgarage in Kisten zu lagern, war nicht nur lebensmüde, sondern schlichtweg gemeingefährlich.

Auch sonst ließ die Ausrüstung zu wünschen übrig. Keine Fernzünder, kein TNT, nur gewöhnliches Dynamit, was für den heutigen, modernen Standard eher hinterwäldlerisch war. Glücklicherweise improvisierte Emily für ihr Leben gern. Anstatt aus sicherer Entfernung eine Granate durch das Fenster zu werfen, hatte sie am Vortag kleine Bombenladungen an der Eingangstür, unter dem Dach und an diversen, strategisch wichtigen Stellen platziert, welche der Statik des Hauses zu schaffen machen würden. Die Lunten liefen neben den Mülltonnen zusammen und warteten nur darauf, endlich entzündet zu werden. Ein Hund hatte diese Stelle mit seinen Exkrementen veredelt. Brachte das Glück? Hoffentlich. Dieses Haus sollte einen irreparablen Schaden nehmen, die Bewohner jedoch verschont bleiben.

Es sei denn, diese stünden direkt neben den Sprengsätzen. Das wäre dann tatsächlich Pech.

So war zumindest ihr Plan. Es war schon schlimm genug, dass sie sich auf diese Art das Vertrauen der menschlichen Möchtegern-Jäger erschleichen musste. Auch wenn sie wusste, wie gefährlich es war, Vampiren die Tür aus dem Rahmen zu sprengen. Aber hey, sie verloren nur ihr Haus und nicht gleich ihre ganze Existenz.

Emily seufzte leise.

Nach einem Morgen voller Regen schien die Sonne strahlend vom Himmel und tauchte die Straße in ein helles, warmes Licht. Eigentlich ein zu schöner Herbsttag, um ein Inferno dieser Art zu entfesseln. Wer brauchte so etwas?

Sie klappte ein Benzinfeuerzeug auf und zündete die Flamme.

Kurz verfolgte sie, wie die Zündschnüre Feuer fingen und sich zügig zu den Sprengladungen durchfraßen, ehe sie den Motor startete, das Visier runterklappte und Vollgas gab.

Ihre Reifen hinterließen einen schwarzen Abrieb auf dem Gehweg, als sie auf die Straße beschleunigte und einige Explosionen lautstark immer wieder die Erde erzittern ließen. Die Druckwellen spürte sie in ihrem Rücken. Sie bekam einen Schub nach vorne, während die Fensterscheiben in den umliegenden Häusern zerbarsten.

Sie keuchte leise. Das war nicht ohne, denn trotz Helm pfiff es in ihren Ohren.

Ob die Vampire das überlebt hatten? Möglicherweise hatte sie den Budenzauber ja etwas zu gut gemeint?

Hoffentlich waren die Vampire trotzdem entkommen, denn sie hielt es für Schwachfug, jemanden auszulöschen, nur weil gewisse Meinungen in die falsche Richtung gingen. Nachsehen wollte sie jedoch nicht. Da könnte sie sich auch gleich eine durchgeladene Knarre an die Schläfe halten und abdrücken.

Sie erreichte eine Abzweigung, bremste scharf ab und fädelte sich in den Verkehr der Schnellstraße ein, um dann erneut zu beschleunigen und sich mit knapper Distanz zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern durchzuquetschen.

Sie musste schleunigst Abstand zwischen sich und die Blutsauger bringen. Ließ man Vampire überleben, musste man die Konsequenzen fürchten.

Je eher sie die Innenstadt erreichte, umso besser. Inmitten von Passanten, Touristen und dem Berufsverkehr, der immer um diese Zeit die Straßen Dublins verstopfte, konnten Vampire ihre übernatürliche Schnelligkeit und Kraft nicht an den Tag legen. Die Wesen hielten sich an den Kodex, dass Menschen nichts von ihrer Existenz erfahren durften. Nur das schützte sie vor einer unkontrollierten Massenhysterie und davor, dass die Menschheit versuchen würde, diese Art der Bedrohung auszurotten.

Eine Direktive, auf die Emily hoffte. Sie ließ den National Botanic Garden of Ireland links liegen, bevor die Besiedelung dichter wurde. Erleichtert pustete sie die Luft zwischen ihren Zähnen aus. Das sollte genügend Sicherheitsabstand sein.

Sie drehte sich um. Zwischen zwei Wagen schoss ein Vampir heraus und der sah nicht nur furchtbar angekokelt aus, sondern auch mächtig sauer. Da bekam der Ausdruck ›er qualmte vor Wut‹ gleich eine völlig neue Bedeutung. Zu früh gefreut. Augenblicklich blieb die Erleichterung aus, dass sie die Vampire nicht doch versehentlich in die Luft gesprengt hatte.

»Fuck …«, entfuhr es ihr nicht unbedingt damenhaft. Sie gab Vollgas und bog spontan, eine schwarze Spur auf der Straße hinterlassend, nach rechts ab. Für einen Moment geriet sie in den Gegenverkehr und schoss mit überhöhter Geschwindigkeit an der St. Michan‘s Church vorbei, in eine der Seitengassen. Doch da tauchte der Vampir vor ihr auf und stellte sich in den Weg. Das Adrenalin in ihrem Blut stieg sprunghaft an. Heiliges Kanonenrohr!

Emily reagierte nur noch und bog schlitternd nach rechts ab. Ihr Knie schliff dabei leicht über den Boden. Ihre Verfolger scherten sich, verdammt noch mal, einen Dreck darum, ob man es vielleicht seltsam finden könnte, dass sich ein vermeintlicher Mensch so dermaßen schnell bewegte.

»Das läuft gar nicht gut«, knurrte sie mit zusammengebissenen Zähnen in die Abgeschiedenheit ihres Helmes. Ein zweifelhafter Versuch, die aufkeimende Panik zu verdrängen.

Jetzt meldete sich auch ihr Puls, der ihr unwirsch in den Ohren dröhnte, aber sie musste ruhig bleiben, um eine Chance zu haben. Einfacher gesagt als getan. Es war ein Wunder, dass sie die hiesige Polizei noch nicht an den Hacken hatte. Wo blieb der sogenannte Freund und Helfer, wenn man ihn brauchte? Klar, die tauchten nur auf, wenn man falsch parkte. Wenn sie das hier überlebte, würde sie denen eine Beschwerde schreiben, die sich gewaschen hatte.

 

 

Der Fahrtwind schlug Scott ins Gesicht. Das war ihm nur recht. Es blies ihm den Kopf frei.

Scott hielt sich penibel an die Straßenverkehrsordnung, um nicht von einem Polizisten angehalten zu werden. Diese würden nur ungnädige Fragen zu seiner blutbefleckten Kleidung stellen. Die Armbrust in seinem Rucksack stellte auch nicht unbedingt ein Indiz für seine Harmlosigkeit dar. Nicht einmal sein Spezialausweis könnte das Misstrauen der Beamten beruhigen.

Im Augenwinkel nahm Scott einen Schatten wahr, der seiner Maschine gefährlich nahekam. Das Motorrad schlingerte, als Scott zurückzuckte.

Denn es war kein Streifenwagen, der plötzlich neben ihm auftauchte. Das war ein Vampir! Der wie ein Schornsteinfeger aussah? War der schwachsinnig? Der rannte auf offener Straße mit fünfzig Sachen. Da brauchte es nicht mehr die besondere Fähigkeit der Damnati, Wesen zu erkennen. Da erkannte doch selbst der dümmste Mensch, dass hier etwas nicht stimmte!

Verrückte Vampire waren keine Seltenheit, aber noch nie war er von einem verrußten Vampir im Dubliner Berufsverkehr auf der Straße überholt worden.

Scotts Kinnlade klappte nach unten. Doch als der Vampir hinter ihm auf das Motorrad sprang und die Hände um seinen Hals legte, war er geistesgegenwärtig genug, ihm sofort den Ellenbogen in die Rippen zu rammen. Der Griff um seinen Hals lockerte sich. Der Vampir stöhnte, aber bevor Scott ihn vom Sitz stoßen konnte, krallte er sich an Scotts Jacke fest.

»Bist du des Wahnsinns?«, brüllte Scott.

»Ihr schickt Menschen vor, um unsere Häuser anzuzünden. Wie erbärmlich seid ihr?«, knurrte der Blutsauger.

Pah, Scott schickte bestimmt keine Brandstifter los. Vampire wollten immer nur Recht haben, aber nie diskutieren. Kräftig schlug er Scott in die Seite. Scotts Rippen jaulten, genauso wie der Jäger.

Er warf die Maschine herum und sie krachten auf den Boden. Seitlich schlitterten sie über die Straße, während das Metall seines Bocks auf dem Asphalt Funken schlug.

Nur seine Motorradbekleidung schützte ihn vor groben Abschürfungen, was man bei dem Vampir nicht behaupten konnte. Dieser kreischte schmerzerfüllt.

Scott riss aus dem Schaft seines Stiefels eine Pistole hervor und drückte ab. Er traf den Vampir nur im Bein, aber das Eisenkraut, mit dem die Kugel präpariert war, wirkte schnell. Wenn auch nicht schnell genug. Dem Vampir gelang es noch, sein unter der Maschine eingeklemmtes Bein mit einem Ruck zu befreien und die Flucht anzutreten.

Fluchend rappelte sich Scott auf und riss sein Motorrad in die Senkrechte, um sich auf den Sattel zu schwingen. Dieser Verrückte musste verfolgt werden! Doch da machte er einen anderen Vampir aus, der am Heck eines fremden Bikers hing und gerade versuchte, sich auf dessen Rücksitz zu schwingen und das war eindeutig nicht sein Kumpel.

Eine Vollbremsung des Bikers katapultierte den Blutsauger auf das Dach eines roten VW Polo, der ebenso versuchte, dem Chaos auszuweichen. Der Motorradfahrer warf sich herum, um in einer Gasse zu verschwinden. Der Vampir kletterte vom Wagen und rannte hinterher.

Was zum Teufel war hier los? Seit wann lieferten sich Vampire am helllichten Tag eine öffentliche Jagd?

Scott drehte das Gas auf und folgte den beiden in die Seitenstraße. Vor ihm sprang der Vampir die Hauswand hinauf. Scott hob die Waffe, um erneut zu schießen. Aber nicht einmal ein Scharfschütze könnte diese rasend schnelle Bestie treffen, die sich die Mauer entlanghangelte. Scotts Kugeln prallten nutzlos an den Steinen ab.

Autofahrer hupten, als Scott hinter den beiden her über die Parallelstraße schoss, um in der nächsten Gasse zu verschwinden. Endlich erblickte Scott den anderen Motorradfahrer, der nur knapp den Fängen des Vampirs entging, indem er im letzten Moment in eine Querstraße raste.

Nicht nur der Vampir verfehlte fast die Kurve, auch Scott donnerte seitlich gegen die Hauswand und stöhnte. Das würde ihm der Kerl büßen!

Erneut legte Scott seine Pistole auf den Vampir an und drückte ab. Ein Hoch auf Waffen mit einem gut gefüllten Magazin. Nicht auszudenken, wie die Jäger in uralten Zeiten noch bei jedem Schuss nachladen mussten. Bei Scotts Automatik galt zum Glück: Zwölf Kugeln gleich zwölf tote Vampire. Naja, im Idealfall.

Diesmal traf er. Der Vampir krachte gegen eine Mülltonne und blieb betäubt liegen.

Schlitternd brachte Scott seine Maschine neben ihm zum Stehen. Es spielte keine Rolle, ob der Motorradfahrer diese Auseinandersetzung angezettelt hatte und die Vampire in dieser Hinsicht unschuldig waren. Für diesen Unfug durfte es keinerlei Gnade geben.

Rasende Blutsauger, die zu Fuß das schnellste Taxi überholten und das vor den Augen der Unwissenden. Allein die Verletzung der Geheimhaltung in diesem Maße rechtfertigte jeden toten Spitzzahn.

Wie sollten sie das den Menschen erklären? Er beneidete seinen Boss an solchen Tagen nicht um dessen Job. Dieser durfte sich auf stundenlange Beschwichtigungen der menschlichen Polizei einstellen.

Scott stieg von der Maschine, um einen Pflock aus dem Gürtel zu ziehen und sich über den bewusstlosen Vampir zu beugen. Ein gezielter Stoß und der Pflock glitt an den Rippen vorbei in das Herz des Vampirs, auf dass dieser von seinem verfluchten Dasein erlöst war. Und der Rest der Welt von ihm. An dieser Metamorphose konnte man sich kaum sattsehen.

Aber sie waren noch lange nicht fertig. Erst wollte Scott wissen, wer für diese Scharade verantwortlich war. Er schwang sich erneut auf sein Motorrad und jagte dem anderen Fahrer nach.

 

 

Emily brauste durch die feuchte Gasse. Sie traute sich nicht, langsamer zu werden, auch wenn sie die Kurven nur mit Mühe schaffte.

Kurz warf sie einen Blick nach hinten, um eventuelle Verfolger abzuchecken. Niemand war zu sehen. Als sie wieder nach vorne schaute, krachte sie fast mit einem Radfahrer zusammen, der gerade mit seinem Drahtesel aus einer Haustür marschierte.

Emily wich haarscharf aus und der ältere Mann fluchte lautstark hinter ihr her, dass die Rowdys heutzutage immer schlimmer würden. Sorry, aber sie hatte augenblicklich andere Probleme. Sie hatte alle Hände voll zu tun abzuhauen, bevor sie von ein paar Untoten eingeholt wurde. Das Geballer, das hinter ihr durch die Straßenschluchten hallte, verhieß auch nichts Gutes.

Emily bog bei jeder sich bietenden Gelegenheit ab, folgte ihrer Intuition und schlug Haken wie ein Kaninchen. Vielleicht konnte sie ihre Verfolger so abschütteln. Auch wenn es ihr nicht gefiel, in eine verlassene Gegend der Stadt zu geraten.

Trotzdem bog sie schwungvoll in eine schmale Lücke zwischen zwei Häusern ein, die schätzungsweise gut eineinhalb Meter breit war. Emily griff unter ihrer Jacke nach einer Eisenkrautgranate, aktivierte diese und warf sie hinter sich. Jedes Mittel war ihr recht, um ein wenig mehr Vorsprung herauszuarbeiten.

Der laute Knall brachte die Wände der Häuserschlucht zum Zittern. Zerberstendes Glas regnete auf die Straße, aber besser zerschlagene Fenster, als ein Vampir auf ihrem Rücksitz.

Mit quietschenden Reifen schoss sie aus der Enge heraus, verfehlte nur um Haaresbreite einen Briefkasten und rutschte um die Ecke. Puh, nur um ein Stück weiter erneut in die Eisen gehen zu müssen, denn am Ende der Straße versperrte ihr jemand, mit einer ziemlich wütenden Mimik und den Händen in die Seiten gestemmt, den Weg. Schlitternd kam Emily zum Stehen, setzte einen Fuß auf dem Boden ab und fixierte die Vampirin, die sie am Ort ihres Verbrechens hinter der Gardine gesehen hatte. Sie sah etwas zerrupft aus und wo kam die jetzt bitte her?

Sie wusste nicht mal, ob sie die Vampire hinter sich erwischt oder abgehängt hatte. Emily hämmerte den ersten Gang rein, drehte das Gas auf und legte die Maschine seitlich, um die Kupplung kommen zu lassen. Die Maschine rutschte schlitternd um das Vorderrad herum. Die Richtung zu wechseln war wohl die beste Idee überhaupt.

Der Schotter unter ihrem Hinterrad wurde zu Geschossen und erst jetzt ließ sie die Vorderbremse los, um vorzuschnellen.

Jedoch war die Vampirin schneller. Diese warf sich mit Anlauf auf das sich beschleunigende Motorrad. Der Ruck brachte ihren Ofen aus dem Gleichgewicht und Emily stürzte mitsamt Maschine zu Boden. Der Motor heulte auf.

Verflucht! In der direkten Konfrontation hatte sie gegen Vampire kaum eine Chance.

Sie kämpfte sich auf die Beine. Vielleicht entwickelte die Vampirin ja eine spontane Demenz und vergaß, dass sie furchtbar sauer auf sie war? Eine verwegene Hoffnung.

Die Vampirin stürzte in einer Geschwindigkeit auf Emily zu, die sie blass werden und zurückstolpern ließ.

Es fühlte sich endgültig an, als sich ihre kalten Finger um ihren Hals legten und gnadenlos zudrückten. Emily klammerte sich an diesen brutalen, nicht zu lösenden Griff und versuchte, nach der Luft zu schnappen, die ihr flöten ging. Erfolglos. Die Todesangst kroch lähmend an ihr hoch, wie klebriger Honig. Sie sah der Frau in die Augen. Krass, wie rot Augen glühen konnten. Sie schien sonst tiefbraune, fast schwarze Augen zu haben und wirkte asiatisch. Mit dem Ruß im Gesicht wirkte sie zudem, als wäre sie beim Grillen mal kurz ins Lagerfeuer geraten. Verwunderlich, dass Emilys Gehirn für solche Details nicht zu überanstrengt war. Die Vampirin hatte vor lauter Hass wohl auch keinen Durst?

»Ich werde dir helfen, unser Heim abzufackeln«, knurrte diese wütend. Die Vampirin erwartete hoffentlich keine fundierte Antwort, denn Emily konnte ihr nur schmerzerfüllte Blicke durch den Helm zuwerfen. Der Augenblick, um mit seinem kümmerlichen Leben abzuschließen. Aber die Vampirin zögerte, ihren Griff zu verstärken. Vielleicht quälte sie ja gerne oder wollte es auskosten, denn es bräuchte nur ein Zucken ihres Daumens, um ihren Kehlkopf einzudrücken oder ihr das Genick zu brechen. Ein Moment, der sie doch an die Sünden ihres Lebens denken ließ. Sagte man nicht, dass sich im Angesicht des Todes das Leben vor einem abspulte?

Sie lebte ohnehin von geschenkter Zeit.

Ihre Gedanken verirrten sich etwa elf Jahre zurück. Zu Jason, der ihr damals geholfen hatte, als es ihr mehr als nur schlecht gegangen war. Sie sah ihn jetzt noch vor sich stehen, wie er sie musterte. Immer mit einem vergnügten Schmunzeln um die Lippen und einem Zwinkern in den Augen. Er beugte sich zu ihr herab, um das Bündel Elend aus der dreckigen Gasse aufzulesen. Er hatte ihr geholfen, als ihr Leben nur noch ein Trümmerhaufen gewesen war, mit dem man nicht mehr viel anstellen konnte. Höchstens Benzin drüber kippen und anzünden. Doch dank ihm hatte sie sich dazu aufgerafft, die Scherben zusammenzukehren und einen Neuanfang zu wagen. Ohne ihn wäre sie heute nicht hier.

Sie blinzelte und fand sich leider genau hier wieder. An der Schwelle ihres Erstickungstodes. Es war kaum ein Moment vergangen, denn die Vampirin schaute sie immer noch genauso wütend an, wie vor gefühlt hundert Jahren.

In letzter Verzweiflung griff Emily mit zitternden Fingern unter ihre Jacke und das erste, was sie zu fassen bekam, war der Elektroschocker.

Ihre Schusswaffe wäre ihr lieber gewesen. Löcher in dieses Gesicht zu schießen, klang sehr viel effektiver, als der klägliche Versuch, sie zu grillen. Im Moment war sie jedoch alles andere als wählerisch.

Emily bohrte den Elektroschocker in den Leib ihrer Angreiferin und drückte ab. Eine Million Volt sollten selbst einem Vampir zu schaffen machen. Zumindest war es das, was die Werbung versprach. Ob sie ein kleines Atomkraftwerk da drin versteckten?

Zuckend ließ diese von ihr ab, sodass Emily hustend nach Luft schnappte und ihr gequetschter Hals Gelegenheit bekam, ihre zerknitterten Atemwege wieder zu entfalten. Gelinde gesagt, fiel selbst das schwer. Sie röchelte schlimmer als jemand, der permanent kubanische Zigarren auf Lunge rauchte und gleichzeitig zu drastischen Asthmaanfällen neigte. Emily ging unfreiwillig auf die Knie und sog angestrengt Luft in ihre Lunge. Nur erholte sich die Vampirin leider schneller von dem Elektroschocker, als sie sich von ihrer Atemnot.

Im nächsten Moment wurde sie am Handgelenk gepackt und dieses brutal verdreht. Mit viel zu viel Schwung schleuderte ihre Peinigerin Emily gegen die Steinmauer.

Das hässlich knackende Geräusch, das ihre Knochen (oder die Steine) von sich gaben, wurde nur noch vom Schmerz getoppt. Trotz Helm sorgte der Aufprall zuverlässig dafür, dass sie Sterne sah und ihr erneut die Luft wegblieb. Sie rutschte benommen an der Wand runter.

War es das jetzt gewesen? Gut gemacht, Emily. Suizid mal anders.

Sie tastete instinktiv mit ihrer rechten, nicht verdrehten Hand nach dem mit Eisenkraut präparierten Messer in ihrem linken Stiefel. Mochte es ihr noch so schwindeln, Aufgeben war keine Option.

 

 

Der Knall einer explodierenden Handgranate brachte Scott zum Schlingern und der Druck schleuderte ihn gegen ein parkendes Auto. Was war denn heute nur los?

Taumelnd stellte Scott seine Maschine wieder gerade und gab erneut Gas.

Diese dummen Menschen. Sie hatten zwar nette Erfindungen, mit denen man Vampire kurzzeitig abschüttelte (und gewisse Damnati dabei fast umbrachte), aber sie waren deswegen nicht stärker. Sie fühlten sich mit ihren kindischen Erfindungen nur so. Langsam verließ ihn die Lust, diesen Trottel vor den Vampiren zu schützen, aber welcher Job machte schon durchgängig Spaß?

Der Motorradfahrer hatte wirklich Talent, sich Freunde zu machen. Als dieser wieder in Scotts Sichtweite rückte, hatte der Typ bereits die nächste tödliche Gefahr, in Form einer Vampirin, am Hinterrad hängen.

Scott raste die Gasse entlang und bremste, als diese in einen Garagenhof mündete. Er rollte näher …

Er sah die Maschine auf dem Boden liegen und in jenem Moment schleuderte die Vampirin den Motorradfahrer bereits gegen eine Mauer. Aber was hieß hier Fahrer? Wenn dieser Mann nicht sehr klein und drahtig war, entsprach die Statur eher der einer Frau. Welches Frauenzimmer war so dusslig, sich mit Vampiren anzulegen? Ein sich selbstüberschätzender Macho … okay, aber eine Frau? Die waren meistens cleverer und hingen an ihrem Leben.

Schlitternd bremste Scott. Im gleichen Augenblick trat die Vampirin ihrem Opfer empfindlich in die Rippen.

Wer war denn auch so dämlich, davon auszugehen, dass sich Vampire einfach so das Haus unterm Hintern abfackeln ließen?

Ihn packte die Versuchung, die Vampirin gewähren zu lassen. Natürliche Auslese. Allerdings stand das im Widerspruch zweier seiner Grundsätze: Menschen waren zu schützen, gleichgültig wie dumm sie sich anstellten. Wesen galt es zu töten, egal wie berechtigt ihre Mordlust war. Also nichts mit natürlicher Auslese.

Allerdings wäre Scott ebenso sauer, wenn man versuchen würde ihn umzubringen. So wie jetzt. Denn die verfluchte Kreatur bewies höchste Dummheit. Sie wandte sich um, registrierte seine Gegenwart, aber sie flüchtete nicht. Nein, das Weibsstück lief geradewegs auf ihn zu. Und ganz sicher legte sie nicht solche Eile an den Tag, weil sie ihm ein Küsschen geben wollte.

Scott packte seine Armbrust und legte an. Die Vampirin zuckte zurück.

Die archaische Brutalität, die eine Armbrust ausstrahlte, sorgte regelmäßig für Zögern bei Scotts Gegnern und verschaffte dem Jäger damit die wertvollen Sekunden, die er zum Töten benötigte. Scott drückte ab und der Pfeil fand surrend sein Ziel.

Das Holz bohrte sich in das Herz der Vampirin und beförderte die Untote endgültig in die Hölle.

 

 

Kapitel 3 – Berichte sind überbewertet

Pure Erleichterung ergriff sie, als die Vampirin von ihr abließ und sich entfernte. Ihre Rippen jaulten mit ihrem Arm um die Wette und sie bekam das verflixte Messer nicht aus dem Stiefel. Heute war definitiv nicht ihr Tag.

Ihr Blick fiel auf jemanden, der in dieser Szene eigentlich nichts zu suchen hatte. Ein athletischer, hoch gewachsener Mann, der ihr vorkam wie ein rettender Engel. Ein Engel, der eine eindrucksvolle Armbrust zückte. Ah ja. Wie hart war sie gegen die Steinwand gekracht? Vielleicht träumte sie das ja nur, dass er einen Pfeil in die Brust der Vampirin jagte, diese mit einem ungläubigen Blick in die Knie ging, um dann endgültig umzufallen. Deren Augen starrten gen Himmel und ein Röcheln ertönte, als sie ihren letzten Atem ausstieß. Das Leben verabschiedete sich endgültig aus ihrem Körper. Sie vertrocknete innerhalb weniger Sekunden zu einer Art Ramses für Arme, für den sich Wissenschaftler gegenseitig die Pflöcke in den Hintern treiben würden. Träumte sie?

Wohl kaum, denn dafür fühlte sich das hier zu echt an. Vor allem der pochende Schmerz in ihrem Arm und das Stechen im ganzen Körper aufgrund des Sauerstoffmangels. Emilys Brustkorb hob und senkte sich hektisch, während ihr Blick fasziniert auf dem Mann lag, der diese Situation rettete.

Wer war er? Ein menschlicher Jäger? Nein! Er wirkte so anders … härter, entschlossener, geübter. Dieser Mann lagerte sein Dynamit bestimmt nicht unsachgemäß. Dazu sah er aus, als wäre er gerade einem anderen Schlachtfeld entkommen. Sein Hemdkragen glänzte von getrocknetem Blut.

»Was ist mit den beiden anderen Vampiren?«, krächzte sie mühsam. Ihre Stimme war rau wie ein Reibeisen und es grenzte an ein Wunder, dass sie überhaupt einen Ton rausbekam. Emily schaute sich um, aber niemand war zu sehen. Anstatt ihr eine Antwort zu geben, zog sich ihr Gegenüber in aller Seelenruhe den Helm vom Kopf und griff nach seinem Handy, um zu telefonieren.

Wenn der jetzt eine Pizza orderte, wollte sie aber was davon abhaben. Sie verstand nicht, was er sagte, aber sie konnte ihn immerhin ungeniert anstarren.

Zwischen den dichten Augenbrauen bildete sich eine steile Falte. Dunkle Haare standen ihm vom Kopf ab. Sie schrien förmlich danach, durcheinandergebracht zu werden. Am besten bei wildem, schmutzigem Sex. Himmel, wurde man immer wuschig, wenn man etwas auf den Kopf bekam?

Er drehte sich um und sah sie an. Gute Güte. So blaue Augen hatte sie noch nie gesehen. Und er strahlte eine Autorität aus, die nicht von schlechten Eltern war.

Er beugte sich zu ihr.

»Betäubt und tot.«

»Hä?« Wovon redete er?

»Die Vampire.«

»Wer bist du? Rambo?«

»Rambo ist erst seit einem Jahr dabei.«

Verständnislos starrte sie ihn an. War er eine gottverdammte Ein-Mann-Armee? Wie konnte er mal eben mehrere Vampire ausschalten? Und was sagte er? Rambo war erst seit einem Jahr dabei?

Rambo war eine Filmfigur! Einer der toten Vampire musste ihm ordentlich eins auf die Nuss gegeben haben.

»Schickt dich Jordan?«, stellte sie eine ihr naheliegende Frage, während sie noch versuchte, ihre Knochen zu sortieren. Uuuh, den Arm konnte sie schon mal nicht bewegen. Der Rest fühlte sich zwar zerschlagen, aber benutzbar an.

»Ich kenne keinen Jordan«, erwiderte ihr Retter. »Zumindest keinen menschlichen.«

Keinen menschlichen. Aha. Scheinbar einer der anderen Fraktion. Sie ließ sich nichts anmerken, es käme auch seltsam rüber, jetzt in begeisterte Hysterie zu verfallen, nur weil ein Damnati vor ihr kniete. Damnati mochten Menschen ohnehin nicht und sicherlich erst recht keine, die sie mit offenem Mund anstarrten. Oder sie bewundernd anhimmelten und scheu hauchten, dass ihnen die Größe ihrer Armbrust gefiel. Sie beschränkte sich darauf, ihn neugierig zu mustern.

Er öffnete den Verschluss ihres Helmes und zog ihr diesen behutsam vom Kopf. »Wie heißen Sie und welcher Tag ist heute?«

Ihr war klar, worauf seine Frage zielte. Er wollte wissen, ob sie noch ihre Vögelchen beisammen hatte. Sofern man aus seiner Sicht noch alle Latten am Zaun haben konnte, wenn man sich, als schwächlicher Mensch, mit Vampiren anlegte.

Sie musterte ihn herausfordernd, denn das kratzte doch an ihrem Stolz.

»Wer will das wissen? Und das heutige Datum sollten Sie kennen.«

Pah, sie und eine Gedächtnislücke. Sie wünschte, es wäre so. Dann würde sie vielleicht vergessen, warum sie jaulte, als er nach ihrem Arm griff. »Nicht anfassen!«

Stöhnend lehnte sie sich nach vorne und versuchte, den verdrehten Arm in eine Lage zu bringen, in die er eigentlich gehörte. Au, verflucht!

»Ein paar Straßen weiter gibt es ein Krankenhaus. Ich bringe Sie hin.«

Sie nickte und biss die Zähne zusammen, als er sie vorsichtig auf seine Arme lud. Sie versuchte, den lädierten Bruch nicht zu bewegen, indem sie ihn mit ihrer anderen Hand stützte. Verdammt, tat das weh.

Emily lehnte den Kopf an seine Schulter. Das kühle Leder seiner Montur hatte etwas Beruhigendes an sich und diese Mühelosigkeit, mit der er sie aufhob, erinnerte sie an Jason. Er könnte mühelos einen gesamten Harem auf seinen Armen herumtragen.

Sie hatte also recht. Dieser Kerl war ein Damnati. Sie hob ein wenig den Kopf, um ihn näher zu betrachten.

Er machte den Eindruck, durch und durch konsequent zu sein, völlig egal, was er tat. Wie einer dieser Helden aus dem Wilden Westen. Als sei er einem unrealistischen Film entsprungen. Außerdem schien er ohne Gesichtsmuskeln auf die Welt gekommen zu sein. Nichts in seinem Gesicht rührte sich. Konnte er überhaupt blinzeln? Er sah so unbeteiligt aus, als wäre er in Gedanken sehr weit weg.

Es fehlte nur noch jemand, der passend den Song ›The Good, the Bad and the Ugly‹ einspielte. Unweigerlich musste sie darüber lächeln, denn das war komplett verrückt. Genau wie diese Situation.

Ebenso irritierend war, dass es sich in seiner Obhut erschreckend gut anfühlte, trotz der Schmerzen in ihrem gebrochenen Arm. Der würde wieder heilen, das war nicht das Problem, und dann auf ein Neues.

Sie schmachtete augenblicklich lieber ausgiebig die markanten, aber dennoch filigranen Gesichtszüge ihres Retters an. Sogar die Schrammen standen ihm. Wann bekam man auch mal ein solches Mannsbild dazu, still zu halten, wenn man es andächtig begaffen wollte? Sein mürrischer Blick, der wilde Entschlossenheit zeigte und ignorant an ihr vorbei nach vorne schaute, komplettierte dieses Bild. Dazu das helle Blau seiner Iris, das interessanterweise außen in ein dunkleres Blau überging, mit unheimlich dichten Wimpern, die man glattweg seinen Töchtern wünschte. Seine Augenbrauen verliehen ihm etwas Verwegenes. Ja, er war durch und durch attraktiv.

»Warum tun Sie das?«, fragte sie.

Bevor er ihr jedoch eine Antwort geben konnte, raste ein Krankenwagen in die Gasse und bremste abrupt. Ein Mann lehnte sich aus dem Fenster des Wagens.

»Mann, Mann, der Bericht wird bestimmt ein paar Seiten lang. Beneide dich nicht drum.«

Der Fahrer streckte den Arm aus und zeigte auf sie.

»Und dabei noch eine Süße abgeschleppt, das schaffst auch nur du.«

Emilys Augenbrauen verirrten sich amüsiert und mindestens genauso irritiert nach oben.

»Nimm die Motorräder mit«, erwiderte ihr Held. Er beugte sich mit ihr zu seinem Rucksack und angelte nach diesem. Emily riss beeindruckt die Augen auf, als es wackelig wurde und er sein Gepäck dennoch lässig über seine Schulter hängte. Gute Güte, der würde bestimmt auch einen halben Harem wegschleppen können, während ihn die Damen unanständig befummelten. Wer könnte es ihnen verübeln? Sie würde auch zu gern erkunden, ob er wirklich so muskulös war, wie die Ledermontur erahnen ließ.

Er drückte ihr seine Armbrust in die Hand und ihre Finger strichen bewundernd über das kühle Holz.

»Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, erinnerte sie ihn.

»Je länger ich mit Ihnen herumtrödle, umso später muss ich den Bericht schreiben.«

Ach, echt? In ihren Zügen zeigte sich Belustigung.

»Das alles, um einem Bericht zu entgehen?«

»Ja.«

Aha.

Er hatte wirklich alle Merkmale eines Antihelden. Gerüchten zufolge übertrieben es die Damnati gerne bei der Beseitigung von Wesen und das unter der edlen Prämisse, die Menschheit schützen zu wollen. Hatte sie zumindest gehört.

»Da frage ich mich, was wohl angenehmer ist«, merkte sie sinnierend an.

»Jemanden ins Krankenhaus zu bringen.«

Manche Berichte glichen einem wahren Kunstwerk, die der liebe Chef dennoch nur zu gerne zusammenbrüllte. Im Besonderen dann, wenn es nicht nach seinen Vorstellungen gelaufen war. Aber warum er nicht einfach einen echten Krankenwagen rief und sie an helfende Dritte übergab, das schien sein Geheimnis zu bleiben. Ständig Vampire zu töten war sicherlich anstrengend. Eventuell trug er auch einfach nur gerne hilfsbedürftige Frauen herum. Oder er hatte sich gerade unsterblich in sie verliebt, nur dass der Kniefall mit dem entsprechend romantischen Heiratsantrag ausblieb. Warum nur? War an ihr etwas auszusetzen?

Und warum standen sie immer noch hier wie bestellt und nicht abgeholt? Einer seiner Kollegen griff nach ihrer Maschine und hob sie hoch.

»Wo bringt ihr mein Motorrad hin?« Immerhin wollte sie es wiederhaben.

»Wenn Sie wieder fahren können, bekommen Sie es zurück.«

Klang ja fabelhaft! Trug er sie dann aus dem Krankenhaus nach Hause? Oder sollte sie zu Fuß gehen? Sie starrte noch ihrem Motorrad hinterher, als er sich in Bewegung setzte.

»Wie kommt man auf die Idee, ein Haus mit drei Vampiren anzuzünden und das auch noch allein?«

Emily musterte ihn überrascht. Aber nicht, weil er zur Abwechslung mal einen Satz von mehr als drei Worten zustande brachte. Woher wusste er von dem angezündeten Haus?

Hatten die Damnati etwa ein Frühwarn-System oder waren sie auch an diesen Vampiren dran gewesen? Obwohl … nein, das war eher unwahrscheinlich.

Aber verdammt, was sollte sie ihm antworten? Dass sie eine dumme, durchgeknallte Einzeltäterin war?

»Das Pack verdient es, von diesem Erdboden zu verschwinden. Sie töten willkürlich und selbstgerecht, wie es ihnen in den Kram passt. Sie spielen Gott und das ist etwas, dem man Einhalt gebieten muss«, platzte sie heraus. Eine glatte Lüge!

»Hat sich ja voll gelohnt«, spottete er. »Zwei, maximal drei tote Vampire, dafür ein gebrochener Arm und wenn ich nicht gewesen wäre, selbst tot. Sie sollten das Problem lieber den Profis überlassen.«

Toll! Da redete er in vollständigen Sätzen und nutzte diese Fähigkeit sofort, um ihr einen Vortrag zu halten, wie unglaublich dämlich sie war. Konnte sie ihren persönlichen Helden bitte umtauschen? Zugegeben, diese Aktion war nicht unbedingt eine ihrer Glanzleistungen und es ärgerte sie, seinem Spott ausgesetzt zu sein. Er verzog noch immer keine Miene. Wie Django auf einem Rachefeldzug. Es fehlte nur noch der Zigarettenstummel im Mundwinkel, auf dem er lässig herumkaute, und der Sarg, in dem er seine Schnellfeuerwaffe hinter sich herzog. Gut, er hatte eine ziemlich große Armbrust.

»Ihre Ansicht. Vielleicht hätten Sie es drauf ankommen lassen sollen«, erwiderte sie störrisch, denn das Ende war schließlich noch nicht entschieden gewesen.

»Dafür bin ich zu gut erzogen. Außerdem erkenne ich mittlerweile ganz gut, wann jemand einem Vampir unterlegen ist.«

»Gut erzogen?« Emily lachte leise. »Sie haben sich noch nicht einmal vorgestellt!«

»Ich bin gut genug erzogen, um Sie jetzt nicht einfach fallen zu lassen.«

Emily musterte ihn belustigt.

»Bleiben Sie auch dann noch so cool, wenn man Ihnen eine entsicherte Handgranate in die Hose steckt?«

Ha! Jetzt zuckte ein Muskel in seiner Wange!

»Versuchen Sie es und wir werden herausfinden, ob Sie mit meiner Granate klarkommen.«

Versuchte er, mit ihr zu flirten? Sie kam sich eher bedroht, als umgarnt vor.

»Ich

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Cover: created by © T.K.A-CoverDesign / t.k.alice@web.de
Editing: Juno Dean
Publication Date: 06-27-2018
ISBN: 978-3-7438-7349-0

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