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Capítulo Uno – Ein unerwünschtes Geschenk

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Capítulo Uno – Ein unerwünschtes Geschenk

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»Die einzige Möglichkeit, eine Versuchung zu überwinden, ist, sich ihr hinzugeben.«

                                 -Oscar Wilde




Die Luft in der kleinen Bar Escorpión im Herzen Mexikos war stickig und geschwängert von Rauch. Überall wo man hinsah, brannten die heißen Glimmstängel, glühten bei jedem genüsslichen Zug feuerrot auf und hinterließen eine wabbelige Rauchspur. Im Hintergrund erklang sanfte und sinnliche Musik und verführte einige Gäste zu einem hoch erotischen Tanz auf, umgab die engeinander gepressten Gemüter wie ein Schleier der Lust. Für ungeübte Nasen wäre der Geruch in der Bar kaum auzuhalten; es roch nach Schweiß, verführerischem und hochprozentigem Alkohol, ein Gemisch aus etlichen Parfüms und leidenschaftlichen Sex. Zwar brannte die Luft in den Augen unangenehm, doch auf den Lippen schmeckte sie ungewöhnlich süß.
Ein Gewirr aus Männerstimmen war zu hören – sie erklangen von überall. Lautes Lachen und Jubel, gefolgt von einem schrillen Aufschrei donnerte durch den Raum, bis es langsam wieder ruhiger wurde; doch leise war es nicht. Es wurde gespielt – Poker, Schach und diverse Trinkspiele, die hier nur allzu bekannt waren. Der Alkohol floss in Mengen und keiner von den Spielern wollte aufgeben; sie wollten ihre Mitspieler von ihrer Trinkfestigkeit überzeugen und schlugen dabei über die Stränge, übergaben sich.
Die Atmosphäre war klischeehaft und dennoch wirkte sie aus einem unerfindlichen Grund so utopisch...

Ihre halbgeschlossenen Augen streiften durch den schwachbeleuchteten Raum und sie lehnte sich zurück in die Couch; das Leder in ihrem nackten Rücken fühlte sich eiskalt an und trotzte ein wenig der Hitze, die von ihrem spärlich bekleideten Körper ausging.
Sie ließ die unterschiedlichen Bilder eine Weile auf sich wirken und leckte sich über die brennenden Lippen; verursacht vom Tequila. Zwar war sie nicht betrunken, aber die drei tiefen Züge an dem Joint benebelten ihre Sinne, ließen sie auf einer hohen Wolke schweben. Aus einem Impuls heraus stand sie auf. Ihre dunklen Haare fielen ihr in sanften Wellen über den Rücken und das blutrote kurze Kleid, schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihren kurvigen Körper. Der Ausschnitt war tief und gewagt; sie hatte auf einen BH verzichtet.

Geübt in den hohen Schuhen, steuerte sie auf die tanzende Menge zu und schloss sich ihnen an. Schnell fand sie ihren eigenen Rhythmus, ließ sich von den Klängen in eine fremde Welt entführen und schloss träumerisch die schwarz getuschten Augen. Sie bewegte ihre Hüften in kreisenden Bewegungen, warf ihr langes Haar nach hinten und strich sich lasziv über ihren Körper, was ihr selbst einen Seufzer entlockte. Die erotische Musik brachte ihr Blut in Wallung, vibrierte in ihrem Kopf und jagte ihr Wonnenschauer über den Rücken.
Es dauerte nicht allzu lange, bis sich jemand von hinten an die junge Frau anschmiegte. Zwei Hände legten sich auf ihre Hüften, zogen sie noch enger an den großen, harten Körper, wobei sie nicht damit aufhörte, sich weiterhin zu der Musik zu bewegen. Sie war über das Taktgefühl des Fremden in ihrem Rücken entzückt und ließ sich vollends auf ihn ein.
Er verstand ihre stille Botschaft, nahm seine Hände von ihren Hüften und ging auf die Offensive rüber. Langsam und verführerisch ließ er seine Hände über ihren Körper gleiten, fuhr mit dem Fingern über ihren nackten Oberschenkel und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Schulter. Sie schauderte, streckte ihre Arme nach hinten aus und legte sie um seinen Hals. Die Finger verhakte sie hinter seinem Nacken ineinander.
In ihrem Rücken spürte sie seinen harten Schwanz, den er seufzend an ihrem Po rieb und sie erneuert zum Zittern brachte. Sie presste die Lippen aufeinander und ein Kribbeln machte sich in ihrer Magengegend breit, zog sich hinunter bis zu ihrem Unterleib. Sie war gerade dabei, ihre Hand von seinem Nacken zu lösen und ihn dort zu berühren, als sie von etwas unterbrochen wurde.

Jemand...

»Ana.« Sie musste nicht die Augen öffnen, um zu erfahren, wer das war. Nur ein Mensch nannte sie so...

Eine kühle Hand legte sich auf ihre Wange und urplötzlich herrschte totenstille in der kleinen Bar. Für einen Moment versuchte sie dem Drang zu widerstehen, die Augen zu öffnen. Den Halt in ihrem Rücken spürte sie schon lange nicht mehr; der Fremde war anscheinend verschwunden. Sie hörte lautes Atmen, irgendetwas wurde auf den Holztisch geworfen und in letzter Sekunde wieder aufgefangen – nach dem Klang zu urteilen, hatte es sich dabei um einen Würfel gehandelt, der über den Tisch gerollt war. Sie zuckte augenblicklich zusammen und schlug die Augen auf, als sich seine andere Hand fest um ihren Oberarm schloss und sie mit einem Mal zu sich zog.

»Iván.« Sie hatte seinen Namen fast schon ehrfürchtig ausgesprochen. Auch ihm war das nicht entgangen, denn ein stolzes Lächeln legte sich auf seine Züge. Überheblich, arrogant und herrisch. »Wie ich sehe, amüsierst du dich sehr gut.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Und anscheinend gefiel ihm diese nicht sonderlich gut.

»Ähm... Iván, ich. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Du warst die ganze Zeit über Weg. Ich dachte mir...ich-« Er hob eine Hand und sie verstummte augenblicklich. Eine Geste, die sie schon einmal ignoriert und bereut hatte. Er lächelte stumm und es stand ihm überhaupt nicht. Sein Gesicht war zu schön, für den Diablo, der tatsächlich in ihm schlummerte und mehr als nur einmal in ihrer Gegenwart ausgebrochen war.

Eine Hand legte sich in ihren Nacken und die andere legte er erneuert an ihre glühende Wange. Er hatte sich in den letzten zwei Monaten seiner Abwesenheit überhaupt nicht verändert. Er war groß; mindestens 1.90cm. Seine dunklen Haare hatte er kurz geschoren und die dunklen Augen funkelten etwas Gefährliches, Wildes aus. Doch sein Gesicht... dieses schöne Gesicht stand zu solch einem krassen Kontrast im Vergleich zu seinem wahren Charakter. Niemals würde man anhand seines Äußeren darauf schließen können, wer er war und was er schon alles erlebt hatte.

Sein Daumen strich über ihren Wangenknochen. »Ich hab dich vermisst, Schwester.« Er log... er log! Kein bisschen hatte er sie vermisst. Ihr verletzter Gesichtsausdruck schien ihn zu amüsieren. Ja, genau das wollte er. Sie verletzten... zerstören. »Und«, er deutete mit dem Daumen über seine Schulter und lächelte, »Ich hab dir ein Geschenk mitgebracht.«

Sie zitterte. Allein seine dunkle, geheimnisvolle Stimme ließ bei ihr sämtliche Alarmglocken läuten. Ja, er war ihr Bruder und sollte eigentlich nicht so etwas tun. Aber er liebte es, ihr psychisch zu schaden... das hatte er schon immer gemocht. Er war nun einmal der Boss und das hier war seine Szene... nicht ihre, also musste sie sich ihm unterwerfen. Obwohl sie das auch so getan hätte. Sie hatte nur noch ihn. Er war ihre ganze Familie.

Iván ließ von Yana ab und wandte ihr den Rücken zu. Er sah seinen Lakaien an. »Hector.« Obwohl er nur seinen Namen erwähnt hatte, schien der hibbelige Kerl schon zu wissen, was er von ihm verlangte. »Geht klar, Boss.« Seine dunkle Sonnenbrille rutschte ihm von der Nase, als er rasch den Kopf zu der erschrockenen Yana wandte, die ihn mit großen Augen ansah und abwartete, was nun geschehen würde. Der Typ mit dem wasserstoffblonden, kurz geschorenen Haar und der dunklen Latzhose gab ein verrücktes, ja fast schon hysterisches Lachen von sich und sah kurz in die Menge, bevor er sich die junge Frau schnappte. »Papi veranstaltet heute eine Party.« Jubel... das war das Einzige, was sie hörte, bevor sie von Hector grob in das hintere Privatzimmer gezerrt wurde.

 

 

 

 

Imprint

Text: Liegt bei mir.
Publication Date: 12-01-2013

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