Karin Welters
FRIEDEN ERSCHAFFEN!
Notruf der Seele
Kommentierte Ausgabe des Klassikers von
Anton-Andreas Guha
DIE NACHRÜSTUNG – DER HOLOCAUST EUROPAS
Thesen und Argumente
Copyright © 2016 / All rights reserved
Cover Layout © 123 RF
Frieden erschaffen! © Karin Welters
Lizenz mit frdl. Genehmigung der Edition Bärenklau
Published by LitArt-World © 2016
Das Taschenbuch umfasst 258 Seiten
* * * * *
(kleines) Vorwort
Anfang April 2016 wurde ich gefragt, ob ich Interesse hätte, ein Buch des Autors Anton-Andreas Guha zu überarbeiten. Ich möge ein kleines Vorwort schreiben und das Werk der neuen, deutschen Rechtschreibung anpassen.
„Warum nicht?“, war meine Antwort. Ein Korrektorat, eine kleine Rezension als Vorwort und das wars dann. Eine einfache Aufgabe.
Und so bekam ich den Text aus dem Jahre 1981 mit dem Titel:
„DIE NACHRÜSTUNG — DER HOLOCAUST EUROPAS / Thesen und Argumente“ zugeschickt.
Hätte ich geahnt, was ich mir damit einheimste, ich hätte mit großer Wahrscheinlichkeit das Angebot bereits im Vorfeld abgelehnt. Aber ich gehöre zu denen, die eine einmal gegebene Zusage einhalten. Ich hielt mich deshalb bei dieser Herausforderung an meine bewährte Devise: „Es geht, wenn…“, auch wenn ich bereits eine leise innere Abwehr empfand.
Hätte ich im weiteren Verlauf festgestellt, dass meine Abwehr zunahm, ich hätte keinen Moment gezögert, die Überarbeitung einem kompetenteren Menschen zu übergeben. Für mich ist es kein Versagen oder eine persönliche Schmach, Zusagen, die ich nicht einhalten kann oder will, klar zu erkennen und das mir und meinem Auftraggeber ehrlich einzugestehen.
War es ein Zufall, dass ich gerade an einem Politthriller-Manuskript arbeitete?
Ich glaube nicht an solche Zufälle. Zu oft sind mir in meinem Leben ‚Zufälle‘ dieser Art untergekommen, die mir genau die Unterstützung oder Anregung gaben, die ich just zu jenem Zeitpunkt benötigte.
An dieser Stelle setzte meine zweite Devise ein: „Du bekommst im Leben immer nur das vorgesetzt, was du auch bewältigen kannst!“
Anton-Andreas Guha lieferte mir mit den Argumenten und Thesen in seinem Buch auf zweifache Weise regelrechte Schützenhilfe. Erstens: Meine Protagonisten konnten sich nun viel besser ‚streiten‘ – Konflikte sind in Thrillern nun einmal mehr als gefragt. Schließlich geht es um ‚gut‘ gegen ‚böse‘ und umgekehrt.
Zweitens sehe ich jede „schwierige“ Aufgabe als eine Chance an, durch die ich mich persönlich weiterentwickeln kann. Sollte ich mir diese Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen? Je größer die Abwehr, desto höher die Gewinnchance.
Ein ‚kleiner‘ Kommentar, das wurde mir sehr schnell klar, würde dem 81er Buch nicht gerecht werden. Nur – mehr als fünfunddreißig Jahre alte Sachbücher sind in der Regel noch nicht alt genug, um als historische Geschichtsbücher eingestuft zu werden und nicht jung genug, um das aktuelle Zeitgeschehen zu bereichern. Ich stellte mir deshalb die Fragen: Wer will das Buch lesen? Wer soll damit angesprochen werden? Wen interessiert das?
Über diese Fragen, auf die ich zunächst keine Antworten fand, gelangte ich zu den Fragen: Was ist die ‚Botschaft‘ des Autors in diesem Buch? Was will er der Leserschaft sagen? Was ist der Kern seiner Aussage? Welche Gesinnung trägt er vor sich her?
Und dann hat es ‚Klick‘ gemacht in meinem Inneren. Plötzlich begriff ich, was ich schreiben konnte. Nur… das würde garantiert kein ‚kleiner‘ Kommentar sein. Das würde ein völlig neues Buch werden, in dem Guhas Werk die Basis bildete und gleichzeitig darin eingebettet sein würde. Statt also den Originaltitel zu verwenden mit dem kleinen gedruckten Zusatz „mit einem Kommentar von…“, trägt das Buch einen anderen Titel.
Obwohl dieses Buch „Frieden schaffen!“ in der Rubrik ‚Sachbuch‘ zu finden sein wird, geht es im Inhalt um Emotionen. Sogar um heftige Emotionen!
Ein Widerspruch?
Ja und Nein!
Ja…
weil Emotionalität nicht in die Rubrik ‚Sachbücher‘ gehört – es sei denn, es ist eine intellektuelle Abhandlung über die Emotionalität. Aber… Texte die aus der Emotionalität verfasst werden, haben in der Rubrik ‚Sachbuch‘ in der Regel nichts zu suchen, oder? Dafür ist die Rubrik ‚Belletristik‘ zuständig. Sie wissen, was ich meine: dieser große Pott, in dem gefühlvolle Texte als Eintopf zusammengerührt werden und man sich die einzelnen Zutaten rauspicken muss.
Nein…
weil die Trennung von Sachebene und Emotionalität widernatürlich ist. Menschen sind nicht teilbar. Die beiden Ebenen zu trennen, ist der verzweifelte Versuch, ein Entweder-Oder aufrecht zu erhalten, der lediglich die Dominanz des Intellekts sichern soll.
Sachebene (Intellekt) auf der einen Seite und Gefühlsebene (Emotionalität) auf der anderen Seite – selbstverständlich mit der Vorherrschaft des Intellekts.
Spricht ein Text ausschließlich den Intellekt eines Lesers oder einer Leserin an, geht die Emotionalität in den „Schlaf-Modus“ – das Gefühlsleben langweilt sich. Spätestens nach einer halben Stunde wird es für Otto und Elfriede Normalverbraucher zu anstrengend, den aus ihrer Sicht „intellektuellen Verrenkungen“ zu folgen. Ergo: Peng! Buch zugeklappt!
So erging es mir mit A.A. Guhas Buch >Die Nachrüstung – Der Holocaust Europas / Thesen und Argumente<.
Aber… ich hatte mich ja bereiterklärt, einen ‚kleinen‘ Kommentar dazu zu schreiben. Also war ich gezwungen, den Sachtext zu lesen. Mein Gefühl nach zwei Seiten Haupttext schrie laut: „Oh nein! Nicht sowas!“ All die Stunden meiner Schulzeit tauchten wie grinsende Gespenster in meiner Erinnerung auf. Diese schrecklich langweiligen und ewig dauernden Unterrichtsstunden, in denen ausschließlich kognitiv – also linkshirnig – irgendein Lerninhalt von außen in den Schädel reingepresst werden sollte. Lerninhalte, die niemanden – außer dem Lehrer – interessierte.
Um meine Zusage einzuhalten, nahm ich mir vor, den Inhalt des Buches zu überfliegen. Das sollte reichen. Danach kann ich ein paar nette Worte schreiben und fertig ist die Laube.
Aber… Pustekuchen!
Ich bemerkte, wie in meinem Inneren eine Saite zum Klingen kam. Etwas Unbekanntes vibrierte. Das verwirrte mich zunächst, brachte mich aber auch zum Nachdenken.
Und dann drängte es regelrecht aus mir heraus:
Vom Frieden in Europa sind wir heute weiter entfernt als 1981, also zu der Zeit, als der NATO-Doppelbeschluss Helmut Schmidt aus seinem Kanzlersessel fegte – der thematische Inhalt von Guhas Buch.
Schlagartig erkannte ich, wie das Buch aktualisiert werden und eine „neue“ Leserschaft angesprochen werden konnte. Der Wunsch nach Frieden, die Sehnsucht nach einem Leben ohne Angst ist heute größer denn je. Gleichzeitig ist der Graben zwischen dieser Sehnsucht der ganzen Menschheit und den verantwortlichen ‚Führungen‘ (Politik (Militär), Religion, Wirtschaft, Wissenschaft) tiefer denn je.
Anton-Andreas Guha war ein Journalist, der im vorliegenden Buch seinem hohen Anspruch als Berichterstatter, erkennbar gerecht zu werden versuchte. So sehr es ihn als Journalist auszeichnet, dass er sich streng an die Logik und dem Aufzeigen von Fakten hielt, so bedauerlich dürfte es sein, dass die servierte ‚Buchmahlzeit‘ heute vermutlich kaum noch Abnehmer findet, die sich von „ollen Kamellen“ ernähren wollen. Das ist umso bedauerlicher, als dass der Nato-Doppelbeschluss zeitgeschichtlich ein Meilenstein in der Menschenhistorie – besonders für Europa und für Deutschland – war.
Die Gedanken und Überlegungen hinter Guhas Aussagen sind aktueller denn je… aber sie wollen wahrgenommen, gehört, erkannt und begriffen werden – und zwar emotional.
Wer sein Buch ‚ENDE‘ liest, weiß, dass Anton-Andreas Guha von großer Sorge erfüllt war – wie so viele derjenigen, die seinerzeit den Nato-Doppelbeschluss ablehnten. Aber… Sorge ist ein Gefühl und Gefühle sind in der faktischen Berichterstattung verpönt. ‘Neutrale‘ Berichterstattung und Emotionen sind schließlich strikt voneinander zu trennen!
Nun bin ich keine Journalistin, die sich der wertneutralen Berichterstattung verschrieben hat. Diesen Anspruch muss, kann und will ich nicht erfüllen. Im Gegenteil! Im Leben geht es stets um Gefühle – meist heftige, aufwallende und intensive Gefühle. Zorn, Empörung, Wut, Hass, Empathie, Verständnis, Liebe, Herzenswärme, Treue… Und es geht um die Motivation der handelnden Personen.
Mit der Frage nach der Motivation der handelnden Personen, als es um den Nato-Doppelbeschluss ging, war für mich der Weg frei für eine völlig neue Betrachtung der damals gefassten Beschlüsse.
Welche Gefühle (E-Motion = Energie in Bewegung) mündeten 1981 in die politisch bedeutsame Entscheidung? Und welche Gefühle spielen heute in der politischen Landschaft eine Rolle?
Ich habe die Zeit des Nato-Doppelbeschlusses miterlebt und das Gesicht von Helmut Schmidt gesehen, als er am 01. Oktober 1982 nach dem Misstrauensvotum seinen Hut als Kanzler nehmen musste. Sein versteinertes Gesicht, seine Resignation, seine Traurigkeit. Losgelöst von seiner politischen Gesinnung hat er mir den Schneid abgekauft, weil er von dem, was er tat aufrichtig überzeugt war. Er wusste, dass seine Überzeugung ihn das Amt kosten konnte. Dennoch blieb er sich treu. Und DAS hat mich damals tief beeindruckt.
Ich bin eine Mutter, die Kinder in die Welt setzte zu einem Zeitpunkt, als das Kräftemessen zwischen Ost und West mit tödlichen Atomwaffen zu einem Auslöschen der gesamten Menschheit hätte führen können.
Heute bin ich eine achtfache Großmutter, die sich fragt, ob ihre Enkelkinder jemals so alt werden wie sie es heute ist. Wie sieht die Welt im Jahre 2081 aus? Gibt es dann die „Spezies Mensch“ überhaupt noch? Oder hat sie sich atomar vom Planeten gepustet? Sich in ihre atomaren Bestandteile aufgelöst?
Und diese Gedanken sind der Grund, warum ich die Herausforderung der Überarbeitung von Guhas Werk nicht zurückgegeben habe.
Im Gegensatz – oder besser – in Ergänzung zu Anton-Andreas Guhas rein sachlich-fachlichem Text, schreibe ich aus der Sicht einer Frau und Mutter, die sich im Jahre 2016 Gedanken macht, wie die Welt zu einem dauerhaften Frieden gelangen kann, damit ihre Enkelkinder ein Leben leben können, das diesen Namen verdient.
Ich bin fest davon überzeugt, dass nur dann Frieden erschaffen werden kann, wenn die sachlich-faktische Sichtweise und die emotional-seelische Sichtweise zu einer Einheit verschmelzen. Solange Führungspersonen glauben, eine intellektuell dominante Position demonstrieren zu müssen (Machtgehabe), wird die ganze Menschheit durch Angst-Machen manipuliert, denn… Drohgebärden erwachsen aus der Angst. Wirklichen, dauerhaften Frieden wird es nur geben, wenn alle Führungskräfte die Synergie der lebensbejahenden Energien – sowohl intellektuell als auch emotional – aktiv betreiben und an die erste Stelle ihrer Aufmerksamkeit setzen.
Mit herzlichem Gruß an Sie, liebe Leserin, lieber Leser
Ihre
Karin Welters
Einführung (großes Vorwort)
Ist es ein Widerspruch, einen Sachtext mit der Brille der Emotionalität zu betrachten und mit entsprechenden Kommentaren zu ergänzen? Oder gilt das bereits als eine Art ‚Todsünde‘, weil der Gott-des-Intellekts derartige ‚Angriffe‘ nicht duldet? Schließlich kann nichts und niemand dem Intellekt das Wasser reichen, oder? Wer es wagt, die rein intellektuell-sachliche Argumentation mit Gefühlen zu ‚verunreinigen‘, wird umgehend in das Kästchen ‚irrational, vernunftwidrig, subversiv‘ gesteckt. Zweifel an der Seriosität der Betreffenden werden ausgestreut und oft als „unwichtig, unerheblich und der Ignoranz würdig“ abgetan.
Mit meinem Überarbeitungsansatz von A.A. Guhas Werk gehe ich genau diesen Weg.
Warum?
Weil die menschliche Emotionalität – auch Psyche genannt – krank ist. Sehr krank! Und sie wird immer kränker – ablesbar an den steigenden Kosten, die die „Reparatur“ der emotionalen Überforderung der Menschen mit sich bringen (ich spreche nicht von Heilung!).
Im Jahr 2016 wird es eine weitere, eklatante Steigerung der psychischen Erkrankungen (nicht nur) in Deutschland geben. Kosten? In 2012 waren es 33 Milliarden Euro in Deutschland – und das sind nur die direkten Kosten. Die gesamten volkswirtschaftlichen Kosten sind immens. Allein durch krankheitsbedingte Fehlzeiten entstanden der Wirtschaft Kosten in Höhe von 7 Milliarden Euro in 2012.
Woher kommt die psychische Überforderung des Menschen? Was macht ihn krank? Wo liegt die Ursache für diese kostenträchtige und leidvolle Erkrankung? Man sollte annehmen, dass es im Interesse aller Deutschen ist, die Ursache herauszufinden und erfolgreich zu behandeln. Dafür werden viele ‚Experten‘ bezahlt – oder? Doch das Einzige, das die Gesellschaft anzubieten hat, sind rosa, blaue, weiße oder gelbe Pillen, die die Symptome dämpfen. Von Heilung keine Spur!
Wer sich im Internet schlaumachen will, stößt auf Myriaden von Websites, die Zahlen, Statistiken und Hochrechnungen präsentieren. Und was nützt das? Wie hilft das den Betroffenen? Wie fühlen sich Betroffene, in einer Statistik erfasst zu sein und keine wirkliche Hilfe im Sinne der Heilung zu erfahren? Bei einem Drittel aller Erkrankten wird die Krankheit chronisch – zumindest laut Aussage der Statistik. Gibt es keine Heilung?
Werden wir bald als ganzes Volk psychisch krank sein? Wenn eine Hochrechnung erstellt würde, könnte ganz einfach errechnet werden, wann dieser Zeitpunkt erreicht ist.
Die Rede heute ist von ca. 25 Millionen Deutschen – Tendenz steigend!
25.000.000 Menschen!
Fünfundzwanzigmillionen!
Und wir als Gesellschaft schauen zu, als ginge es uns nichts an?
Was für eine psychische Verrohung!
Wäre die psychische Erkrankung ansteckend und würde die betroffenen Menschen innerhalb einer Woche dahinraffen – was glauben Sie, wie intensiv nach einer Heilung Ausschau gehalten würde? Wieviel Milliarden in die Forschung investiert würden? Wer alles mit der Heilung dieser Krankheit beschäftigt wäre?
Aber es sind ja nur psychische Erkrankungen. Zwar sind die Kosten, die die Krankheit verursachen besorgniserregend, aber das wird durch eine Erhöhung der Krankenkassenbeiträge oder Kürzungen der Leistungen aufgefangen.
Und dann haben wir die Ursache der psychischen Erkrankungen in der Hand: Abgestumpftheit, Ignoranz, Desinteresse, Apathie, Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit, wenn es um die Psyche, das Gefühlsleben der Menschen allgemein und des Einzelnen im Besonderen geht. In der heutigen Welt zählen nur noch Fakten, Zahlen, Sachverhalte.
Es ist die kalte Welt, in der die Psyche krank geworden ist.
In allen wesentlichen Bereichen des Lebens bestimmt das eingehämmerte Denken in zwei voneinander getrennten ‚Kategorien‘: Sachebene (Intellekt) auf der einen Seite eines imaginären Zauns und Gefühlsebene (Emotionalität) auf der anderen Seite.
Und in allen wesentlichen Lebensbereichen werden Gefühle konsequent und rigoros ausgeklammert.
Und das führt – folgerichtig – zu einem Mangel: einem Mangel an Mitgefühl, Zuwendung, Verständnis, Rücksicht, Geborgenheit und Barmherzigkeit.
Das ist die Ursache psychischen Leidens – sowohl des Individuums als auch der ganzen Gesellschaft.
Warum also nicht ein reinrassiges Sachbuch durch die Stimme der Emotionalität, des Herzens, ergänzen? Das heißt: ganzheitlich betrachten.
Diejenigen, die die Gegensätze unbedingt aufrecht halten wollen, werden mit heftiger Abwehr auf dieses Unterfangen reagieren – einem Gefühl. Aber… Abwehr macht nur Sinn, wenn dem ein Angriff vorausgegangen ist. Ist es ein Angriff, einen Sachtext emotional zu betrachten und zu kommentieren? Wenn ja, auf wen richtet sich der vermutete Angriff?
Nachdem ich das Buch von A.A. Guha gelesen hatte, fragte ich mich: Was ist zwischen 1981 und 2016 weltweit das bedeutsamste, politische Ereignis gewesen?
Mir fiel spontan, ohne zu Zögern, der 11. September 2001 ein.
Der Plan der Amerikaner, wie Anton-Andreas Guha ihn durch den Nato-Doppelbeschluss 1981 wahrnahm, Europa als „Schutzschild“ zu nutzen, um direkten, feindlichen Angriffen zu entkommen, entpuppte sich an diesem sonnigen Septembertag 2001 als Illusion. Amerika wurde nicht mit russischen Raketen, Bomben oder SS20 angegriffen, sondern durch „Guerillas“, die aus dem Nichts auftauchten. Eine Handvoll Männer traumatisierte die Amerikaner.
Es gibt keine Zeit vor und nach dem NATO-Doppelbeschluss (außer für den Lebensweg von Helmut Schmidt), aber es gibt eine Zeit vor und nach dem 11. September – für die gesamte Menschheit.
Die Menschheit befindet sich seitdem im Krieg.
Der 3. Weltkrieg tobt seit diesem Attentat. Der Tod lauert seitdem in der gesamten Welt an jeder Ecke. Überall! Bali, Djerba, Madrid, London, Paris, Belgien, Pakistan… Im Hotel, im Museum, auf dem Weg zur Arbeit, in der U-Bahn, im Konzerthaus, im Straßencafé, auf dem Spielplatz…
Nur… wer ist der „Feind“? Wie ist er zu ‚bekämpfen‘? Wie kann man sich vor ihm schützen? Und!... Was will er überhaupt?
Der „Gegner“ ist keine Nation, die mit den bisher üblichen, militärischen Mitteln kämpft.
Der weltweit praktizierte Bellizismus (die ideologische Befürwortung des Krieges und die Neigung, Konflikte grundsätzlich durch Gewalt zu lösen) fand – ohne greifbaren Feind – kein „Pack-an“ und bot somit auch keine Problemlösung an. Das seit Urzeiten angewendete dogmatische Befürworten militärischer Handlungen und Maßnahmen, die übersteigerte kriegerische Gesinnung im Sinne der Kriegstreiberei und des Militarismus – verlor jegliche Bedeutung und jede Grundlage. Dennoch entschied sich der damalige amerikanische Präsident für genau diese „üblichen“ Mittel, die natürlich nicht nur unwirksam bleiben mussten, sondern das Chaos erst richtig in Gang setzten.
Panzer, Bomben und Raketen wurden gegen einen Feind eingesetzt, der unsichtbar blieb.
Auch wenn der ‚Anführer‘ der ‚Kriminellen‘ getötet wurde (in Gestalt von Osama Bin Laden), konnte die globale Bewegung, die eigentliche Ursache, nicht aufgehalten werden.
Vor diesem Hintergrund ist A.A. Guhas Werk brandaktuell, weil er 1981 bereits die Unsinnigkeit des Bellizismus anprangerte.
Wie wir wissen, ist er nicht allein mit seinen Appellen an die Vernunft der Beteiligten an deren Mauer aus Uneinsichtigkeit, Sturheit, Lobbyverbundenheit und… Dummheit gescheitert.
Und an dieser Mauer hat sich bis heute nichts geändert.
Wer heute mit dem Wissen der Emotionalen Qualität (EQ), der Empathie und des inneren Verstehens an die Thematik der „Kriegstreiberei“ herangeht, findet die Ergänzung zur intellektuellen Argumentation.
Darüber hinaus findet er Antworten, die dem Intellekt verborgen bleiben müssen. Die Frage nach dem Motiv, also der Motivation zur „Kriegstreiberei“ läge auf dem Tisch.
Und Motive sind immer – immer – untrennbar mit Gefühlen verbunden.
Gefühle liefern erst die Energie zur praktischen Umsetzung vorhandenen Wissens.
E-Motion = E – für Energie + motion – für Bewegung.
Ohne Gefühle gibt es keine Motivation, keinen Beweggrund für eine Handlung, egal welche.
Deshalb: Thesen sind gut! Praktische Umsetzung ist besser!
Ohne These bleibt jede praktische Handlung ziellos.
Ohne praktische Umsetzung bleibt jede These nutzloses Geschwätz.
Meines Erachtens geht es um die Synergie dieser beiden Pole, soll es dauerhaften Frieden geben. Es gilt, das vorhandene Wissen in entsprechende Handlung umzusetzen. Es geht um die Zusammenarbeit von Kopf und Bauch als Team.
Das hat bisher ganz hervorragend beim Bellizismus funktioniert!
Angriff rechtfertigt Verteidigung!
Offensichtlich genießt die Kriegstreiberei als Denkmuster in der russischen Führungsriege genauso viel ‚Wertschätzung‘ wie in den USA.
Wer sich das Verhalten der USA bei der Annexion der Krim durch Russland (Angriff!) ansieht, weiß, was das europäische Bündnis dem ‚großen‘ Bruder wert ist. Oder ist europäischer Boden nicht so wichtig wie die Ölquellen im arabischen Raum, als dass man dafür einen Krieg (Verteidigung!) riskiert?
Noch immer geht es in der Weltpolitik um kleine, nationale Interessen, die es durchzusetzen gilt – nach dem Motto: Mein Hemd (Nation) ist mir näher als deine Hose (andere Nationen). Auf das tägliche Leben angewendet: Mein Hemd (ICH) ist mir wichtiger als deine Hose (WIR). Das Gegeneinander in der Welt spiegelt nur das Gegeneinander im Inneren des Menschen. Die Egozentrik der Führungspersonen in allen vier o.g. relevanten, gesellschaftlichen Institutionen, scheint von der erdrückenden Dominanz des Intellekts geprägt zu sein.
Welche Macht der fehlgeleitete Einsatz des Intellekts bei gleichzeitiger Ignoranz der Gefühle hat, ist an den globalen Konflikten, Kriegen und Kämpfen ablesbar. Durch den fehlgeleiteten Gebrauch der intellektuellen Fähigkeit hat die Menschheit den Krieg erschaffen!
Deshalb würde der rechtgeleitete Einsatz derselben intellektuellen Macht den Frieden erschaffen!
Wissen haben wir überreichlich angesammelt!
Die Entwicklung der Emotionalität hat nicht im gleichen Tempo Schritt gehalten.
Das wusste der Intellekt zu verhindern.
Die Menschheit ist emotional überfordert. Es mangelt an Bewusstheit der Zusammenhänge von Intellekt und Emotionalität.
Die globale Entwicklung ‚innerer Werte‘ hat mit der Entwicklung der ‚äußeren Werte‘, dem technischen, technologischen und wissenschaftlich Machbaren nicht Schritt gehalten.
Im Gegenteil!
Auf der geistig-seelisch-emotionalen Ebene befindet sich die Menschheit auf dem Stand von Kindern im Trotzalter: sie spielen mit Streichhölzern und weigern sich, das „Spielzeug Krieg“ aus der Hand zu geben, auch wenn das Zuhause, Mutter Erde, dadurch zerstört wird. Und mit ihr die ganze Spezies.
Da der technische Fortschritt nicht zurückgedreht werden kann, muss sich die Menschheit schnellstens geistig-emotional weiterentwickeln, will sie noch eine Überlebenschance haben. Wir müssen uns an einen Tisch setzen und uns bewusst werden, dass die Zeit reif ist, unsere intellektuelle Macht für Frieden einzusetzen, statt zum gegenseitigen Töten.
Wir müssen alle gemeinsam den Turbo einschalten!
Wir dürfen diese Schritte nicht länger denen überlassen, die von der bisherigen fehlgeleiteten Machtausübung profitiert haben: den Kriegstreibern.
Ich wiederhole: Wissen ist reichlich vorhanden!
Das Problem liegt demnach in der fehlenden praktischen Umsetzung des vorhandenen Wissens für ein lohnendes Ziel.
Nach dem Motto:
Herr vergib ihnen, denn sie tun nicht, was sie wissen!
Um das Problem des fehlenden Friedens sowohl schnell als auch nachhaltig zu lösen, müssen wir als Menschheit herausfinden, was uns daran hindert, unser Wissen in Friedenbringende Ziele und Handlungen umzusetzen.
Wie alle Instrumente von Natur aus sowohl friedlich als auch zerstörerisch verwendet werden können, muss die Motivation derjenigen erkannt werden, die das Instrument in der Hand halten. Ein Messer wird friedlich verwendet, wenn es zum Brotschneiden benutzt wird und zerstörerisch bei einem Mord. Es ist also die Motivation! Der Beweggrund! Das Motiv! Das Ziel!
An der simplen Antwort der bisher Verantwortlichen ist das Ausmaß des fehlgeleiteten Intellekts ablesbar: Krieg ist der Weg, der zum Frieden führt. Krieg bedeutet: Sicherheit.
Wenn Frieden und Sicherheit die Ziele sind, die tatsächlich angestrebt werden, folgt automatisch die Frage: Wie komme(n) ich (wir) dahin?
A.A. Guha vertrat in seinem Buch die Meinung, dass die Nachrüstung (von 1981) den Holocaust Europas im Gepäck trug (die ursprüngliche Bedeutung von Holocaust = vollständige Verbrennung).
Im Kriegsfall sollte, so Guha, Europa als „Schutzschild“ dienen, auf dem ein „begrenzter“ Atomkrieg zwischen Ost und West ausgefochten werden sollte. Amerikanische Sicherheit mit Europa als Bauernopfer.
Hier die Bedeutung von Bauernopfer:
eine vergleichsweise unbedeutende Person opfern, um eine höherrangige zu schützen – ein Mitglied einer Organisation ausgrenzen, um von der Gemeinschaft als Ganzem Schaden abzuwenden – einen Befehlsempfänger entlassen, um das Führungspersonal zu schützen; die Schuld für etwas auf einen Untergebenen schieben, um die Verantwortung nicht selbst übernehmen zu müssen – sich von jemandem/etwas trennen, um sich selbst zu retten
… und dann kam der 11. September 2001!
Neunzehn Männer verwundeten das Selbstbild der Amerikaner bis ins Mark!
Sie rissen mehr als 3.000 Menschen mit in den selbstgewählten Tod.
Warum?
Was war ihre Motivation?
Was ist die Motivation derer, die sich heute als Selbstmordattentäter in die Luft jagen und immer wieder andere mit in den Tod reißen?
Sind es Fanatiker, Verblendete, Eiferer? Menschen, denen der Tod als ‚Erlösung‘, als der Wille eines rachsüchtigen Gottes verkauft wurde? Menschen, die das Leben verachten?
Nein, es sind Menschen, die Angst vor dem Leben haben; die das Leben hassen; die das Leben nicht ertragen können, die auf ihren Gott, der (oder die) ihnen das Leben schenkte einen unbeschreiblichen Groll haben müssen.
Wir nennen „sie“ Terroristen.
Der Terror (lat. terror „Schrecken“) ist die systematische und oftmals willkürlich erscheinende Verbreitung von Angst und Schrecken durch ausgeübte oder angedrohte Gewalt, um Menschen gefügig zu machen.
Was heißt – gefügig machen?
Gefügig sein ist ein etwas angejahrter Begriff für "unterwürfig sein". Er bedeutet, dass sich eine Person (oder Institution) in das Machtschema einer anderen Person einfügt. Das Wort wird auch als "gefügig machen" benutzt. Darunter versteht man, einen Menschen durch Verlockungen und Drohungen in den eigenen Machtbereich zu ziehen, bis er sich dort einfügt.
Es geht also um Macht.
Fragt sich nur – um welche?
Kann wirkliche, echte Macht mit Angst einhergehen?
Wohl kaum. Angst ist das Gegenteil: Ein Zeichen, ein Merkmal für Ohnmacht.
Jede Abwehr, jede wahrgenommene Bedrohung, jeder Kampf bezeugt nur die Abwesenheit von Macht – das heißt fehlgeleiteter Machtgebrauch.
Die einzige Macht, die es gibt ist das…. LEBEN! Oder besser ausgedrückt: Das LebensPRINZIP! Und das wiederum ist untrennbar mit irgendeiner Form von Liebe verbunden.
Dazu meinte Prof. Dr. Hans Mogel, Universität Passau:
„Wenn die Menschen keine Geborgenheit mehr erleben, ist dies das Ende einer Gesellschaftsstruktur. Die Folgen sind Unruhen, Konflikte, Aggressionen und Terror.“
Kann ein rachsüchtiger Gott (z.B. namens Allah) gleichzeitig ein liebender Gott sein?
Wohl kaum.
Doch Vorsicht!
Kann ein allmächtiger, christlicher Gott derartigen Murks bauen, dass er ein Wesen (Mensch!) erschafft, das ohne die Hilfe des christlichen Klerus auf Erden in der (natürlich von Gott erschaffenen) Hölle landet? Wie konnte diesem liebenden Gott ein derartiger Lapsus mit seiner Schöpfung passieren?
Weiter frage ich, ist Gott ein Frauenhasser? Hat er Frauen erschaffen, damit sie seinen Hass zu spüren bekommen? Braucht er Frauen, um sein Mütchen an ihnen zu kühlen? Wie so viele Männer, die ihre Frauen misshandeln? Warum haben Frauen sonst in der katholischen Kirche keinen Platz und werden ausgeklammert?
Worin unterscheiden sich Islam und Katholizismus, wenn es um die Stellung der Frau geht?
Ich wiederhole an dieser Stelle die Definition:
Der Terror (lat. terror „Schrecken“) ist die systematische und oftmals willkürlich erscheinende Verbreitung von Angst und Schrecken durch ausgeübte oder angedrohte Gewalt, um Menschen gefügig zu machen.
Der Terror, der in unserer Gesellschaft ausgeübt wird ist weitaus ‚schlimmer‘, denn er ist scheinbar unangreifbar. Wer entlarvt, dass hinter Verordnungen und Richtlinien, hinter Gewinnmaximierung, Wettbewerbsfähigkeit und Kostenrechnung, hinter uralten Dogmen, die zu inhaltsleeren Ritualen verkommen sind und hinter emotionsloser Wissenschaft der blanke Terror gegen die Gefühle, den weiblichen Persönlichkeitsanteil im Menschen, stattfindet? Gegen den wesentlichen Anteil am Mensch-Sein? Gegen alles, was die Spezies Mensch von anderen Arten unterscheiden soll?
Wer versucht, dem gegenwärtigen Schlammassel auf Erden ausschließlich mit Logik zu begegnen, landet in wenigen Minuten mitten in der philosophischen Welt der Definitionen. Schauen Sie mal im altmodischen Brockhaus oder im neumodischen Wikipedia nach, was dort unter Ethik, Moral und Co. geschrieben steht.
Sie können es sich aber auch einfacher machen: fragen Sie einfach ihr Herz. Das kennt die Antwort. Niemand hat das besser formuliert als Antoine de Saint-Exupéry.
Es gibt Themen, für die ist der Intellekt, der Logos nicht zuständig, nicht einmal kompetent genug. Niemand kann mit dem Kopf, dem Intellekt, dem Logos… lieben. Das ist nicht seine Domäne. Deshalb macht er so ein riesengroßes Geschrei und lautes Tamtam um seine Fähigkeiten, seine Wichtigkeit, seine unerlässliche Bedeutung, seinen Wert, seine Macht.
Egal wieviel Abhandlungen und Essays geschrieben oder empirische Forschungen in Auftrag gegeben werden – niemand kann die Liebe definieren – geschweige denn unter das Mikroskop zerren. Sie ist einfach. Sie ist die treibende Kraft, die wahre Macht, die einzige Macht, die es überhaupt gibt. Gefühle der Liebe sind der höchste Ausdruck des Lebensprinzips, der Natur. Alles andere ist widernatürlich.
Und sie
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Text: © Karin Welters / Edition Bärenklau / LitArt-World
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Publication Date: 04-15-2016
ISBN: 978-3-7396-4877-4
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